1842 / 185 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Es ist eine neue Spaltung in der sogenannten constitutionel—

len Linken entstanden. Herr Billault, Unter-Staats-Secretair im Dandels-Ministerium unter dem Kabinet vem 1. Maͤrz, hat die andidatur im dritten Arrondissement von Paris angenommen, nach⸗

dem er sie anfangs abgelehnt hatte; er tritt dort als Gegner des aus scheidenden ministeriellen Deputirten Legentil auf. Da einlge Wäh⸗ ler das angebliche gute Einverständniß zwischen Herrn Thöiers und

Herrn Billault in Zweifel gezogen hatten, so hat der Letztere, um diese

Zweifel zu zerstreuen, ein Schreiben in das Journal du Com⸗

mer ce einruͤcken lassen, worin folgende Stelle vorkommt: „Ich kann mit meinem ehrenwerthen Freunde Herrn Thiers nicht über alle Punkte der inn eren und àaußeren Po⸗ litik einerlei Meinung seyn; wo waͤren auch die Menschen, unter denen eine solche Identität herrschte? Aber während ich meine vollkommene Unabhängigkeit bewahre, trenne ich mich nicht von unserer Partei, und ich glaube, daß eine neue Zerspaltung der OQpposition, obgleich zu allen Zeiten beklagenswerth, doch am Vor⸗ abende der Wahlen ganz besonders verhangunißvoll und ungeschickt seyn würde.“ Diese Stelle beweist Eines, nämlich, daß Herr Billault heutzutage weniger mit Herrn Thiers uͤbereinstimmt, als zur Zeit des Ministeriums vom 1. Marz. Er sagt zwar nicht, uͤber welche

Punkte er mit dem ehemaligen Conseils⸗Praͤsidenten nicht einerlei

Meinung ist; aber so vlel ist gewiß, daß die Meinungs-Verschie—

denheit existirt. Herr Billault ist jener kleine, lebhafte, geistreiche

Deputirte, der in diesem Jahre so großen Lärm auf der Tribüne

machte und die Vorschlaͤge der Herren Ducos und Ganneron Aber die Zulassung der Kapajitäten und uber die Inkompatibilitäten so lebhaft unterstuͤtzte; er war es auch, der bei Gelegenheit des

Durchsuchungs-Rechts jene lebhaften und langen Kampfe gegen

Herrn Guizot unternahm, und endlich war es derselbe Herr Bil—

lault, der auf der Tribüne die Worte des von Herrn Isambert heimlicherweise gelesenen Briefes an den Justiz⸗Minister, worin von einer Aussonderung der Geschworenen die Rede seyn sollte, offenbarte. Man sieht, Herr Billault ist ein ziemlich bekannter

Mann und daß er der Empfehlungs-Schreiben der Herren Barrot

und Berryer nicht bedarf.

Auch Herr Thiers giebt Empfehlungsschreiben; er unterstuͤtzt seinen Freund, Herrn Chambolle, Haupt? Redacteur des Sicke, eifrig bei den Wählern von Bourbon-⸗Vendée. Das Schreiben des Herrn Thiers ist sehr drollig: er macht Herrn Chambolle zu einem großen Schriftsteller und sodann zu einem großen Politiker. Nun muß man aber wissen, daß Herr Chambolle in der Depu⸗ tirten-Kammer niemals den Mund gedffnet hat, daß er das eine Mal, wo er die Tribuͤne bestieg, stecken blieb und daß er in den Kommissionen immer ein abfolutes Schweigen beobachtet. Sein Talent als Schriftsteller kann man aus den Artikeln des SiTele beurtheilen; denn weiter hat er nichts geschrieben. Diese Artikel sind eine Art schwerfaͤlliger und langwelliger Protokelle; hat man den einen gelesen, so kennt man sie alle, und man kann sagen, daß das Sinele 365 Mal in einem Jahre denselben Artikel bringt. Herr Thiers behauptet jedoch in dem Cirkular an die Waͤhler von Bourbon⸗-Vendée, daß Herr Chambolle einen großen Einfluß auf die Franzdsische Presse ausuͤbe und ein Schriftsteller vom groͤßten Verdienste sey. Herr Chambolse ist nichts weiter, als eine von den Mittelmäßigkeiten, welche die Juli-Revolution und die Opposition emporgebracht haben. Er war zur Zeit des Herrn Carrel einer der wuͤthendsten Redacteure des Ratio⸗ nal und seine Artikel zogen diesem Blatte zwei Prozesse

zu. Seitdem steht er selbst an der Spitze eines Journals, er ist vorsichtiger geworden und in eine Monotonie verfallen, uͤber welche die gesammte Presse sich lustig macht. Das Schreiben des Herrn Thiers ist übrigens eine voil endete Mystification, die nur zum Nachtheil des Herrn Chambelle ausschlagen kann. Sein Gegner ist Herr Paulze d' Joy, ein ehemaliger Präfekt, der, wie es scheint, als er sich an die Wähler von Bourbon⸗-Vendée wandte, sich auf Herrn Thiers berufen hat, der ihn indeß nicht fuͤr seinen politi— schen Freund anerkennen wollte.

Herr Emil von Girardin hat sich bekanntlich in den Wahl— Kollegien von Bourganeuf und von Castel-Sarrazin als Kandidat gemeldet. Seine Feinde, deren er viele hat, haben eine Broschuͤre, eine Art Schmaͤhschrift gegen ihn herausgegeben, die an die Wäh⸗ ler von Bourganeuf und Tastel-⸗Sarrazin gerichtet ist. Herr von Girardin will nach Beendigung der Wahlen einen Prozeß deshalb anhaͤngig machen. Er besitzt das Talent, große Erbitterung gegen sich zu erregen, und es vergeht fast kein Monat, wo er nicht einen Streit oder einen Prozeß zu bestehen hat. Es ist ubrigens ein sehr energischer, sehr intelligenter Mann, der Allen, die ihn an— fen , tand haͤlt. Wir halten seine Erwählung in Bourganeuf fur gesich ert.

Seit etwa acht Tagen zeigt sich an der Boͤrse eine ziem— lich bedeutende Neigung zum Sinken. Die Opposition sieht darin ein trauriges Zeichen fuͤr das Ministerium und benutzt die ses Sinken im Interesse der Wahlen. Wir glauben jedoch, daß dies der Politik völlig fremd ist, und ganz einfach mit der Aus— zahlung der Rothschildschen Anleihe zusaämmenhaͤngt. Dies maͤch⸗ tige Haus, welches der Boöͤrse diejenige Bewegung giebt, die ihm am guͤnstigsten ist, hat kein Interesse dabei, daß in diesem Augen⸗ blicke ein gin, stattfindet, das eintreten wird, wenn die Cou— pons der von ihm uͤbernommenen Anleihe ausgegeben werden.

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Sitzung vom 23. Juni. Den Beschluß der Debatten uͤber die Expedf tion nach Afghanistan machten die Lords Palmerston und John Russell, die, als Mitglieder des vorigen Ministeriums, namentlich der Erstere als ehemaliger Minister' der auswaͤrtigen Angelegen⸗ heiten. ein besonderes Motiv und Interesse hatten, ihre Ansichten über die in Central⸗Asien befolgte Politik auszusprechen.

Lord Palmer ston gab dem Premier⸗Minister vollkommen Recht, daß er im Interesse der' öffentlichen Angelegenheiten nicht nur die Vorlegun ö. gerlangten Dokumente, fondern auch das Eingeben auf eine Diskussion äber die Zweckmaͤßigkeit oder Unzweckmaͤßigkeit der ien befolgten Politik verweigere. Er. selbst verthebig ? Gicse Politik nur sehr im Äügemeinen gegen die Angriffe, welche Herr ð Israeli auf dieselte gemacht hatte. Man habe, sagie er, davon ge⸗ sprochen, daß das Ministerinm auf dir Aut eit kompetenter Beür⸗ heiler nicht das gehörige Gewicht gelcgtl hrhb't heren, unrecht. Denn abgesehen davon daß der Genctal Hondernen * ho! Ostindien, Lord Auckland, dem man doch die Kenntniß der betreffenden Verhält nisse nicht absprechen . ganz zu demselben Enischlusse gekommen sey, wie das Ministerium selbst, ohne daß darkr! vorher zwischen ihnen Mittheilungen gewechselt worden; so habe schon im Jab 1836 der damalige Yrstische Gesandte in Persien, Het Eng! elt daß man den Persern nicht gestatten könne, ihre utorirät uber Afghan i stan auszudehnen, ohne die Britische Supremalie über Ostindien zu gefaͤhrden, und sein Nachfolger, Her Mac Rein, habe dickelbe Mel⸗ nung geäußert, Ueberdies habe Sir Alexander Burnes, den man als einen 1 entschiedenen Feind des Zuges nach Afghanistan darstellen wolle, in Hriefen aus der Mitte des Jahres 1835 wiederholt erklaͤrt, daß eine wichtige Krisis eingetreten seh und die Polltik mit kraͤftigen Maßnahmen einschreiten niüsse, um Dost Mahbhmed zur Räumung von Kabul zu zwingen. Lord Auckland habe einiges Bedenken ge

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tragen, kräftig einzuschreiten, und da sey es gerade Sir Alerander Burnes gewesen, welcher erllaͤrt habe, der Stand der Dinge werde diesen Bedenklichkeiten des General Gouverneurs sehr bald ein Ende machen. Lord Palmerston las hier Stellen aus Brie fen von Sir A. Burnes vor, um dies zu belegen. Seit Jahren abe man Persien als eine Schranke gegen die Uebergriffe gen nd! betrachtet. Den zwischen Persien und Großbritanien bestehenden Traktaten zufolge, duͤrfe ersteres keinem Europaͤischen Truppen-⸗orps den Durchimarsch nach Ostindien gestatten, wogegen Enqiand feine Vermittelung, im Falle der Bedrohung Persiens durch eine fremde Macht, und seinen thaͤtlichen Beistand versprochen habe, sobald die Unterhandlungen fehlschluͤgen. ren, Seit der Thronbesteigung des jetzigen Schachs Habe sich indeß gefunden, daß Persien geneigt sey, dem Geiste jenes Traktats, welcher die Suprematie Großbritaniens bejwecke, entgegenzuhandeln und sein Gebiet ostwaͤrts, nach der Grän ze von Ostindien hin, auszudehnen, wodurch Lehteres jeder Macht nee g. ben seyn würde, welche Persien shrem Ein ffusse zu unterjochen verstnde Lange Zeit habe die Oslindische Regierung jede Intervention in die Ange legen heiten Afghanistans zuruͤckgewiesen. Der rechtmäßige Beherrscher des Landes, Schach Sudscha, schon seit 1509 vertrieben, habe wieder⸗ holt vergebens um Britische Intervention nachgesucht; aber als klar geworden, daß Afghanistan nicht laͤnger neutral bleiben solle, daß Per= sien 8 unterjochen und zur Bruͤcke nach Ostindien machen wolle, die jede Europaͤische Macht, welche sich im Kriege mit England befaͤnde, wuͤrde haben benutzen konnen, da sey es die Pflicht der Regierung ge— worden, dafür zu sorgen, daß Afghanistan in das System der Brüi⸗ tischen Politik eingeschlossen wurde.

„Die Maßnahmen“, fuhr der Redner fort, „welche man zur Erreichung dieses Zweckes ergriff, waren von dem günstigsten Erfolge begleitet, und die unfälle, welche sich neuerdings ereignet haben, dürfen eben so 6 i einen Einfluß auf die Beurtheiinng der Po litik der Regierung gußern, wie der Verlust eines Linienschiffes in einem Seekriege bei Beurtheilung der Entstehung des Krieges würde in Betracht gezogen werden. Man hat ge sant· daß die Regierung jetzt nur die Niederlage der Truppen zu r chen habe und dann Afgha— nistan und die Politik, welche dessen Besitznabme diktirte, veriassen musse. Die Ehre der Britischen Waffen muß allerdings wie derber gestellt werden, doch nur die Schuldigen moge man strafen, nicht aber ein ganzes Land nebst allen seinen ö Bewohnern ins Verderben stürzen. Aus bloßer Rache ist der Versuch nicht zu unternehmen, die Britischen Streitkraͤfte in Afghanistan wieder in den Stand zu setzen, wie vor der Katastrophe von Kabul, vielmehr muß man zugleich die Schranke behaupten, welche die Politik Lord Auckland's in Afghanistan gegen jede Bedrohung Ostindiens auf fuͤbrte, und mehr als kähn wäre der Minister zu nennen, der diefe Schranke wieder einreißen wollte.“ .

Schließlich , Lord Palmerston noch die allgemeine Po- litik des fruͤheren Ministeriums gegen die Angriffe des Herrn d Israeli. Er wies auf das Nesultat dieser angeblich systemsosen Polsiit hin, naͤmlich darauf, daß waͤhrend des zehnjährigen Bestandts derseiben der Friede in Europa bewahrt geblieben sey, und 6 ohne Beein⸗ traͤchiigung der Ehre des Britischen Namenz, ohne baß Großbritanien von der hohen Stufe unter den Nationen Europa's herabgestiegen seh, welche es beim Beginn des Whig-Ministeriums eingenommen. Die Britische Nation im *, so wie die uͤbrigen Nationen und Regierungen Europa's, haͤtten sich denn auch stets dereit bejeigt, der angefochtenen Politik der Whigs die Gerechtigkeit zu gewaͤhren, welche ihre Gegner im Parlamente ihnen zu verweigern geneigt schie⸗ nen. Was die Vorlegung der verlangten Dokumente betreffe, so habe die vorige Regierung diese Dokumente aus Gründen zurückgehalten,

jetzige Minisierium ebenfalls billige.

London, 29. Juni. Der hiesige Verein gegen die Korn— gesetze hielt vorgeslern in seiner Halle eine gedraͤngt volle Ver⸗ sammlung, welcher außer Abgeordneten der 64 Neben-Vereine auch die mehrerwaͤhnten Deputirten aus den nördlichen Fabrik-Distrik— ten beiwohnten. Der Vorsitzende äußerte, daß er die gegenwartige Versammlung fuͤr eine der wichtigsten erachte, welche der Verein jemals gehalten habe, und forderte dann den Secretair zur Ber— lesung des Einladungs-Rundschreibens auf. Dasselbe besagt, daß eine allgemeine Zusammenkunft von Abgeordneten aus allen Theilen des Königreichs am 5. Juli gehalten werden solle; daß der Verein zur Mitwirkung eingeladen worden und daher in der gegenwaͤrtigen Versammlung Maßregeln er— griffen werden sollten, damit die Hauptstadt bei der allge melnen Zusammenkunft wuͤrdig vertreten sey. Zu diesem Ende fordert das Rundschreiben alle Zweig-Vereine auf, Berichte zu entwerfen und Abgeordnete zu ernennen. Nach Verlesung des Cirkulars wurden von dem Vorsitzenden vier Beschluͤsse vorge schla⸗ gen und einstimmig angenommen. Der erste derselben veriangt vom Parlamente die unverzuͤgliche Ergreifung von Maßregeln zur Abwendung des dem Lande drohenden Unheils aller Art; der zweite bezeichnet als dringendste dieser Maßregeln die Aufhebung der Korngesetze; der dritte betrifft die Absendung von Deputatlonen an saͤmmtliche Parlaments-Mitglieder, um ihnen die geeigneten Vorstellungen zu machen, und der vierte erklaͤrt Regierung und Parlament fuͤr alle Folgen, welche aus Nichtbeachtung dieser Vor— stellungen erwachsen wuͤrden, allein verantwortlich.

London, 1. Juli. Ihre Majestaͤten der Koͤnig und die Königin der Belgier werden, dem Vernehmen nach, ihren Aufent— halt am hiesigen Hofe nicht bis uͤber die Mitte der naͤchsten Woche ausdehnen.

261 Nachmittag wird im auswärtigen Amte ein Kabinets— rath gehalten, welchem alle Minister belwohnen. Sir James Graham, der Minister des Innern, hatte gestern im Oberhause eine lange Unterredung mit dem Lord Ober-Richter Tindal und den beiden Richtern, die in dem Prozeß a Francis den Vor— sitz gefuͤhrt hatten, und es soll dort das Schickfal dieses Verbre⸗ chers definitiv entschieden worden seyn; man glaubt, daß gleich nach Beendigung des heutigen Kabinetsraths der gefaßte Beschluß werde veroffentlicht werden.

Die Ratificationen der seit langer Zeit schon schwebenden Vertraͤge zwischen Großbritanien und Texas sind am Dienstag, 28sten v. M., unter den beiderseitigen Bevollmaͤchtigten, dem Grafen Aberdeen und Herrn Ashbel Smith ausgetauscht worden. Es sind deren drei: ein Freundschafts-, Schifffaͤhrts- und Han⸗ dels⸗Traktat, ein Traktat zur Vermittelung der Verhaͤltnisse zwi⸗ schen Mexiko und Texas durch Großbritanien und ein Traktat, der das gegenseitige Durchsuchungs Recht zur Unterdrückung des Aftrikanischen Sklavenhandels bewilligt. Sie wurden im Jahre 1816 unterhandelt und im Rovember jenes Jahres durch Lord Palmerston und General Hamilton abgeschiossen.

ie Vollmachten zur Ratifizirung der beiden ersteren waren schon

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lange in England, aber ihre Aussaͤhrung ward so lange aufgescho— ben, bis auch die Ratisicationen des letzten Traktats zugleich mit ausgetauscht werden konnten. Durch den zweiten der Traktate erbietet sich Großbritanien unter folgenden Bedin ungen zur Ver⸗ mittelung zwischen Texas und Mexiko: Ersteres haͤtte eine Mil⸗ lien Pfd. St. von der Mexikanischen Staatsschuld zu übernehmen, falls letzteres die Unabhängigkeit der neuen Republik anerkenne und in eine befriedigende Festistellung der Graͤnzlinie zwischen beiden Laͤndern willige. Man hofft, daß dieser Vertrag den sosortigen Frieden zwischen Texas und Mexiko zur Folge haben werde.

Sir R. Peel wurde in der gestrigen Sitzung des Unterhau⸗ ses von Herrn Milnes daruber befragt, wie es sich mit dem Ge— rächt verhalte, daß die Preußische Regierung dem Deutschen Zoll— Verbande den Vorschlag gemacht habe, die Einfuhr-Zölle auf ge— wisse Wollenwaaren, angeblich auf die aus Wolle und Baumwolle gemischten Zeuge, zu erhoͤhen, worauf der Premier-Minister zur Antwort gab, daß der Preußische Gesandte bis jetzt von einer solchen Absicht selner Regierung durchaus nichts wisse, und daß dies ein von Frankfurt a. M. ausgegangenes Geruͤcht zu seyn scheine. Das⸗— selbe soll der Minister schon am Sonnabend einer Deputation aus Bradferd geantwortet haben, und die oͤssentlichen Blaͤtter meinen, daß dies die Fabrikanten in Yorkshire sehr beruhigen werde. Zu⸗ gleich erklärte Sir R. Peel, die Preußische Regierung habe sich erst neuerlich sehr zufrieden uͤber den neuen Vritischen Tarif ge⸗ äͤußert und die Versicherung hinzugefuͤgt, daß sie jener aus freiem Antrieb von Seiten Großbritanlens ergriffenen Maßregel in ent⸗ sprechendem Geiste zu begegnen wuͤnsche.

Ein Antrag des Herrn G. Knight auf Vorlegung von Ab⸗ schriften der im verflossenen September vom Kaiser von Rußland erlassenen Ukase, in denen der Antragsteller die „Vernichtung der letzten Ueberreste der Polnischen Verfassung“ finden wollte, wur de ohne Abstimmung genehmigt, da auch Sir R. Peel nichts dagegen einzuwenden hatte und nur jedweden Gedanken an eine feindfelige Einmischung von Seiten Englands in die Sache der Polen sern halten wellte, da eine solche Voraussetzung diesen Letzteren selbst nur nachtheilig werden könnte.

Belgien.

Brüssel, 1. Juli. Von mehreren Seiten wird das Geruͤcht verbreitet, daß die Polizei politischen Umtrieben auf der Spur sey. Die Sache soll jedoch von keiner Wichtigkeit seyn.

Der Kdͤnig wird schon morgen von England zurückerwartet.

Der Lynx hat sich mit dem Messager de Gand ver⸗

schmolzen.

Xñt Brüssel, 30. Juni. Die Franzbsische Ordonnanz, welche den 2 nen Leinen⸗ und Hanf⸗ Fabrikate so bedeutend er⸗ hoͤht und eine Vergüͤnstigung Belgiens nur fuͤr den Fall ander⸗ weitiger Konzessionen fur die Franzoͤsischen Weine, Seidenwaaren und Salze in Aussicht stellt, hat hier, wie leicht zu erachten, einen um so großeren Eindruck gemacht, als man das bisherige Nichterscheinen der Ordonnanz als Beweis eines nahen Ab⸗

welche, wie aus der Erklaͤrung Sir Robert Pech's hervorgehe, das shlusses, ders mit Velgien angeküipften Verhandlungen anzusfhen

berechtigt war. Der theilweise Grund dieser Verzbgernng rührt freilich auch von Seiten der Belgischen Regierung her, indem die Praͤtentionen des Franzöͤsischen Kabinets, die Nichtausäbung einer Haͤrte gegen Belglen . durch neue Konzessionen abkaufen zu lassen, einen ernsilichen Ruͤckblick auf das ganze Benehmen Frank⸗ reichs seit 1836 hervorrufen mußten. Wahrend die zu Gunsten Bel⸗ giens gemachten Zoll-Erniedrigungen eine nach der anderen illusorisch geworden, hat Frankreich selbst fur seine Weine, Seiden waaren, wol⸗ lene Tuͤcher u. s. w. einen ungeschmaͤlerten und immer wachsenden Vor⸗ theil bejogen. Der Belgische Leinenhandel haͤtte um so mehr auf die Beibehaltung des Status sollen rechnen durfen, als dieser Handel seit 5 Jahren von 27 Millionen auf 20 Millionen Fr. gefallen ist und noch faͤllt. Die Belgische Regierung befindet sich setzt in einer mißlichen Lage, wo die Entscheidung nach der einen so wie der anderen Seite hin mit Gefahren verbunden ist. Soll sie, wenn auch nur fuͤrs erste, provisorisch Repressalien ergreifen, und namentlich den Einfuhrzoll der Franzbͤsischen Weine erhohen? so wuͤrde sie dadurch die Franzbͤsische Regierung in eine eben so mißliche Stel— lung den Wein⸗Departements gegenuͤber ver setzen, allein Belgien selbst würde sich dadurch einen nur fehr zweifelhaften Vortheil verschaffen. Soll sie den Zoll auf die Seidenwagren erhohen? Eine solche Erhöhung wurde nur die Schmuggelel begüͤnstigen. Rimmt man den ge genwaͤrtigen Zustand zum Ausgangspunkte, ohne die Vergangen— heit zu, berücksichtigen, so könnte Belgien die verlangöen Konzes— sionen fuͤr die Französischen Weine u. s' w. gewähren, wel es kesne similairen Produkte hat und die Leinen⸗Ausfuhr Belgiens in einem höheren Grade, als die Einfuhr der im Zoll ernicbrigten Franzö— sischen Wagren, sich vermehren därfte. Allein die Rezierung darf nicht aus den Augen verlieren, daß sie mit diesen Konzessionen die besien Mittel aus der Hand giebt, um einen ausgedehnteren Handels⸗Traktat abzuschließen. Das Franzbsische Kabinet wurde dadurch den großen Vortheil erhalten, alle Theile des Landes zu⸗ friedenzustellen, die Velgische Regierung hingegen dadurch haupt saͤchlich nur den Flandernschen Provinzen zur Huͤlfe kommen und die Eisen-Fabrication und die Steinkohlen⸗Industrie in dem jetzigen druckenden Zustande belassen und sie durfte daher in den Kammern bei einem so einseitigen Vertrage einen starken Widerstand von Selten der Deputirten der Wallonischen Provinzen finden. Frei⸗ lich wird auch jetzt noch, besonders uͤber die Einfuhr des Belgischen Eisens, unterhandelt, allein es ist fast keine Aussicht vorhanden, daß die Franzoͤsischen Kammern einen solchen Vertrag ratisiziren werden. Bedenkt man nun noch, daß das Franzoͤsische Kabinet von Belgien verlangt, seinen Tarif auf die nn der Englischen Leinen-Fabrikate ebenfalls zu erhoͤhen, eine Ma regel, die England besonders im gegenwaͤrtigen Augenblicke sehr beleidi⸗ gen wurde, so ist das Bedenken der Welgischen Regierung leicht erklaͤrlich. Und doch bleibt für die Regierung fast keine andere Ausflucht uͤbrig, als die Konzessionen zu gewaͤhren. Damit wuͤrde dann aber die weitere Aussicht auf einen ausgedehnteren Handels Vertrag mit Frankreich abgeschnitten werden, und man wurde dann auch gewiß Unterhandlungen aufgeben, die schon seit einem Jahre dauern und die bis mit zu dem Resultate gefuhrt haben, daß Belgien die Erhaltung des siatus quo mit neuen Konzessio— nen erkaufen muß. .

Der Rapport uber das Elementar⸗Unterrichtsgesetz ist jetzt erschienen und wird auch im August zur Diskussion kommen. Wir werden spaͤter darauf zurückkommen, wollen jedoch schon jetzt bemerken, daß er uns im gemaͤßigten Geiste abgefaßt zu seyn scheint. Der Verfasser desselben, einer der jüngeren H upter der katholischen Meinung, ist zum Gouverneur der . Luxem⸗ burg ernannt worden. Es steht 4 erwarten, daß derselbe die an⸗ gemiessene politische Umsicht und Mäßigung haben wird, um nicht einen Parteikampf in einer Provinz anzufachen, welche demselben bis jetzt fremd geblieben ist.

Deutsche Bundesstaaten.

2. Juli. Troß des bedenklichen Regens ee nn, wir dech bls seßt cine fast stdli Hitze, die in der Sonne bis auf 30 Grad Reaumur gz Ir diefer roßen Trockenheit stehen jn. Sach len fast alle ebf

9 t, besonders der Wein verspricht große Ergiebigkei gusgekesshnen, weit und breit Alles verbrannt, un

In Böhmen dagegen ist! a r gi traidepreise. Der Elbstand nimmt imme ,

ö, w ,, n e, d,, ,,. die Saäͤchsische Schwelß ode a. und viel geringeren Tiefgang als unsere inländischen Dampfschiffe hab, if t brach. Der gewohnliche schiff bare Wasserstand be⸗ trägt be Bresden 2000 Ctr. Schifffracht, ist aber jetzt bis nahe 9 gesunken. Es waͤre fuͤr die Saͤchsische Schifffahrt schon viel gewonnen, wenn, man dem naͤchsten Landtage wenig⸗ stens einen Plan zur Beseitigung der 18 Inseln und der vie— len Kies- und Sandrücken vorlegte, welche, da sie sich von Zelt zu Zeit noch vergrößern, bei niedrigem Wasserstande die Schiff— fahrt hemmen, und den in Sachsen 16 geographische Meilen lan⸗ gen Lauf der Elbe nicht nur höchst unregelmäßig, sondern vorzuͤg— sich für Dampfschiffe wegen des leichten Brechens der Raͤder so⸗ gar gefährlich machen. .

Die Eisenbahn machte einige Wochen lang schlechtere Ge— schaͤfte als vor dem Jahre. Man kann es nicht genug bedauern, wenn die Actionaire noch nicht einsehen gelernt haben, daß Bil— ligkeit der Personen⸗ wie der Guͤter-Fracht die naͤchsten Vorbe— dingnisse jeder Eisenbahn⸗Rentabilitaͤt sind. In Belgien zahlt der Passagler fur eine geographische Meile 13 Pf. bei uns 15 Pf., d. h. 30 so viel, als Minimum. Wurde bei uns dies Minimum um die Hälfte herabgesetzt, oder noch eine te und ste Wagenklasse mit etwa 39 und 18 Pf. fuͤr die Meile, als letzter Satz, einge— richtet, so würden alle Bauern, beurlaubte Soldaten, Handwerksbur⸗ schen, arme Kramer, Hausirer 3c. die Bahn noch mit Profit benutzen konnen. Gingen schon fruͤh ) 5 Uhr und Mittags 10der 2 Uhr Extra⸗ üͤge blos zwischen den einzelnen Städten, so wuͤrden alle anwohnenden . die z. B. nach Dresden und Leipzig Vieh, Fruͤchte, Brod, Butter ꝛc. bei guter Zeit hereinschaffen, die Bahn frequentiren. Nur muͤßte eint auch der Waaren-Transport auf die Haͤlfte der jebigen Satze herabgebracht werden, weil hier wenigstens fuͤr Hauptbahnen der wahre Gewinn zu suchen ist. Warum gehen denn noch so viele von Dresden nach Leipzig gerichtete Waaren, vorzüglich schweren Gehalts und wo nicht periculum in mora ist, auf der Heerstraße per Achse nach Leipzig, warum nicht per Eisen⸗ bahn? Weil die Frachtsaͤtze zu hoch sind, und weil es bis setzt immer noch an großartigen Transportmitteln zu Fortschaffung al ler- Stoffe, der schwersten wie der ieichtesen fehlt, Welche Massen Guter könnten nur allein in der Nacht, wo die Frachtzuͤge liegen bleiben muͤssen (warum weiß eigentlich Niemand), fortgeschafft wer⸗ den! Ob übrigens, wenn man zum Muster die 1 Bahn⸗ Administrationen nähme, sich die unsrige nicht um Vieles verein⸗ fachen und verwohlfeilern ließe, bleibe dahingestellt.

Der Dresdener Gewerbe-Verein, vor mehreren Jahren be— ruͤndet, besteht jetzt aus nahe an 360 ordentlichen Mitgliedern. 35 den letzten Wochen wurden in demselben einige sehr interessante Vorträge uͤber mehrere auf Dampfkraft, Gasbeleuchtung Eisen⸗ bahnen 1c. bezuͤgliche Gegenstände gehalten. Es waͤrg zu wünschen, daß dieser Verein zu Zeiten Einiges aus seinen Verhandlungen durch den Druck verbffentlichte. .

In Dresden zahlt man jetzt ausschließlich des Militairs, der Fremden ꝛ1c. 70,000 Evangelische und Reformirte mit 22 und 4700 Katholiken mit 18 Geistlichen, so daß bei jenen 3185 auf 1, bei diesen nur 261 auf 1 Seelsorger kommen, also ein Abstand von 12:31. In ganz Sachsen wohnen 1,6830 Protestanten und Reformirte mit 1090 und 30,3600 Katholiken mit 70 Geistlich en. Es kommen also bei jenen ͤber 1545, bei den Katholiken uͤber 133 auf 1 Seelsorger, ein Abstand von 35: 1. Die Protestanten und Reformirten haben 877, die Kathollken 25 Pfarrelen. Es kommen demnach bei jenen 1920, bei den Katholiken 1214 Reli⸗ ,, , ,. auf 1 Pfarrei, und ist hier das Verhaͤltniß wie 30: 19.

Stuttgart, 29. . (Württ. Bl.) Die Staͤnde⸗Ver⸗ sammlung ist am Schluß ihrer Arbeiten. In der 124sten Sitzung der Abgeordneten⸗Kammer (vom 27. Junih wurde uber das Bud; get abgestimmt und dasselbe mit 8 gegen 1 Stimme (die des Abgeordneten von Oehringen, Dr. Duvernoy) angenommen. Die einzelnen Abstimmungen waren in diesem Falk wie gewohnlich motzivint, da in denselben jedes Mitglied gewissermaßen sein po⸗ litisches Glaubensbekenntniß niederlegt. Zu der Modificatlon des Staats⸗ Schulden ⸗Zahlungs⸗ Statuis hatte die standesherrliche Kammer ihre Zustimmung erthellt, und diese Maßregel wird so— mit Landesgeseß werden. Die Straf⸗Prozeß⸗Ordnung scheint wie die Eisenbahn-Frage vorlaͤufig unersedigt zu bieiben. Noch in der letzten Sitzung war eine VBittschrift von Stuttgarter Buͤrgern um durchgreifende Oeffentlichkeit und Muͤndlichkeit des Verfah— rens und Einfuͤhrung des Anklage⸗-Prozesses eingelaufen.

Sannover, 2. Juli. Seine Majestaͤt der Koͤnig haben gestern Rotenkirchen verlassen, um sich nach Ems zu begeben.

** Frankfurt, 2. Juli. Der Bundes tags⸗Gesandte der freien Städte, Herr Büärgermeister Hr. Smidt, wird anfangs der nachsten Woche Bremen verlassen, um feinen Posten hier einzu⸗ nehmen. Vor einigen Tagen ist Herr Senator Dr. Souchay von hier nach Stuttgart abgereist, den Verhandlungen des Kongresses des ZollVereins beizuwohnen.

In leßterer Zeit ist mehrfach von einer sogenannten Son⸗ nengas Compagnie gesprochen worden, welche die Bie u rend un⸗ serer Stadt mit einem billigen und hellbrennenden Gas uͤberneh⸗ men wolle, aber schwerlich zum Zwecke gelangen wird. Dagegen will die Kontinental⸗ Compagnie aufs neue Unterhandlungen mit unserer aͤlteren Gas⸗Compagnie wegen des Erwerbs deren Eta— blissements anknuͤpfen und wird, da ö annehmbare Bedingungen stellt, wohl auch einig werden. Wir haben dann sichere Aussicht, daß nicht allein die Kontinental⸗ Compagnie alsdann die Gasbe⸗ leuchtung der Stadt uͤbernimmt, sondern auch den Privaten ein Gas liefert, das um die Halfte billiger ist als unser 6 Harz⸗ gas, das mit 25 Fl. fuͤr (000 Kubitfuß bezahlt werden muß.

Unsere Boͤrse zeigte heute und gestern Line sehr nutzlose Stim⸗ mung, die indessen nicht als das Herannahen eines politischen Kon⸗ fliktes zu betrachten ist, sondern darin liegt, weil die auswärtigen

rsen aus Lokal⸗Ursachen, momentan alle sehr matt sind. Pan kann sagen, daß der Effekten⸗Handel jetzt fast Null ist. Das Meiste zeschah in den lebten Lagen in den Laͤunus Cisenbahn-Agtien, in ü cen eine hier verweilende hohe Person ansehnliche Einkaͤufe aus⸗ fäͤhren lies. Und dennoch siehen die Actien nur 379 1, was um dien ffallender, da der vorige Monat eine überaus glaͤnzende Fre⸗ unf der Taunusbahn lieferte, es fuhren gh 37 Personen eim tit Sa zes) und 46535 Fi. 34 Kr. (in Juni v. J.

Jun Pr ib gl. s. Rr) wur den eingenommen.

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Oesterreich.

Grätz, 25. Juni. Se. Königl. Hoheit der Herzog von Vordeaux, welcher auf der Reise nach Kirchberg unsere Stadt be— ruͤhrte, scheint sich wieder sehr wohl zu befinden. Er brachte einige Tgge bei der Frau Herzogin von Berry im Schloß Brundsee zu we Dr. Wathmann aus Wien sich über seinen Gesundhelts—⸗ een sehr guͤnstig ausgesprochen und uͤbereinstimmend mit dem r. Bougon dem Prinzen die Wiederaufnahme der bisher aus⸗ gesetzt gebliebenen Reit- llebungen angerathen hat. Der gute Er⸗ folg, mit welchem Se. Königl. Hoheit diese Uebungen wieder be— gonnen, beweist, daß von dem früher erlittenen unf keine nach⸗ theilige Spur zuruͤckbleiben wird.

Pesth, 25. Juni. (Agramer 3.) In der am 7. Juni begonnenen vierteljaͤhrigen General-Congregatlon des Pesiher Ko⸗ mitats wurde unter Anderem berichtet: Nachdem Se. fuͤrstliche Gnaden der Reichsprimas auf die richterliche Ermahnung, im Sinne des 141ten G.⸗Art. 1617, die durch sein Cirkular erlassene, die gemischten Ehen betreffende, das Gesetz verletzende Verordnung aufzuheben, in der gesetzmaäßigen Frist nicht antwortete, faßten die Stande den Beschluß, daß in jedem einzelnen Verweigerungsfalle hinsichts der Einsegnung gemischter Ehen, mit dem verweigernden Geistlichen zugleich dem Reichsprimas ein Prozeß gemacht werde.

Schweigz.

Genf, 23. Juni. (A. 3.) Der erste politische Akt der neuen Genfer Verfassung, die Wahlen fur die Bildung des neuen „Großraths“, sind nun fast beendigt und fielen bisher sehr im konservativen Sinne aus. Fuͤr zwanzig Doppelwahlen und Ab— lehnungen werden morgen nachträgliche Wahlen vorgenommen. Groͤßtentheils sind die vorigen Mitglieder des alten repraͤsenta⸗ tiven Raths wieder gewahlt worden und unter ihnen viese pa— triotische, nicht einer politischen Ansicht blind ergebene Maͤnner, gleich fern von krystallisirtem Stillstehen, wie von politischer Steeple-chase. Zwei Hauptredner und Fuhrer des alten „3. Maͤrz“ und der Konstituante, Oberst Rilliet-Constant und Dr. Vaum⸗ artner, haben, unzufrieden mit dem Erfolg, ihre Erwaͤhlung m radikalen Wahl-Kolleg St. Gervals ausgeschlagen, ja letzterer hat in einem Brief an die Waͤhler dieses Kollegs die An— sicht ausgesprochen, daß aus der Antipathie der Landschaft und ei⸗

nes großen Theils der Stadt ziemlich klar hervorgehe: der „3. Maͤrz“ habe sich durch seine Wunsche irre lesten lassen; er habe sich in der Hoffnung auf eine Majoritaͤt getaäuscht; die Genfer haͤtten die neue Lonstitution nur deswegen angenommen, weil sie des Strei— tes muͤde seyen; im Grunde wollten sie leine Wahl⸗Reform, kein Pe⸗ titionsrecht, keine Initiative der Großraͤthe u. s. w.; wenn dem wirk⸗ lich so sey, so duͤrfte die neue Consiltution von 1812 hbchstens Ein Jahr dauern 24. Diese Ansicht theilen sehr Viele. Merkwürdig ist die aus den Wahlen des radikalen St. Gervais hervorgehende, viel be⸗ sonnenere sich dem Konservatismug naäͤhernde Stimmung. Denn seine ehemaligen hochgestellten Wortfuͤhrer Dr. Baumgartner, Rilliet⸗ Constant, James-Fazy, Carteret hatten von 1188 Stimmenden nur 829, 814, 793 und 782; die gemäßigten und besonnenen Maͤn⸗ ner hingegen: Hofmann 1067, Moulinie 1032, Dr. Fauconnet S895 und 9 Pons 894 Stimmen. Es ist dies eine fuͤr den Kon⸗ servatismus sehr erfreuliche und beruhigende Erscheinung; wenig erfreulich dagegen ist der Mangel an jungen unterrichteten, talent⸗ vollen und patriotischen Mannern dieser Partei. Der Katholicis⸗ mus ist als eG ssene Phalanx aufgetreten, hat aber großen⸗ theils tuͤchtige Männer gewahlt; auf die 176 Mitglieder des Groß⸗ raths kommen 50 Katholiken. ,

Zu den beruͤhmten Maͤnnern, welche Genf seit kurzem ver⸗ loren hat, gesellt sich nun auch Sismonde de Sismondi; er un— terlag einer schmerzhaften Krankheit, welche ihn seit einiger Zeit im Hause festhielt und ihn verhinderte, an den letzten Arbeiten des Verfassungs⸗Rathes Theil zu nehmen.

Spanien. Madrid, 23. Juni. Der General Zurbano hat den Be—

fehl erhalten, sich mi 9 Bataillonen nach Catalonien zu begeben und dort die Ordnung wiederherzustellen. Gleichzeitig sind den Civil⸗ und Heilt ie Tig Sake, jener Provinz energische Instructionen zugesandt worden. An die Stelle des Generals Zurbano ist Don Ramon Casteneda zum kommandirenden General in Biscaya er— nannt.

Man glaubt, die Session werde am 30. Juni oder am 1. Juli geschlossen werden. Das neue Ministerium beeilt die parlamenta⸗ rischen Arbeiten so viel wie moglich und die Deputirten verlangen nichts weiter, als in ihre Heimat zuruͤckzukehren. Man behaup⸗ tet, das Budget werde nicht mehr zur Erdrterung kommen, das Ministerium werde vielmehr die Verlaͤngerung desselben bis zum Ende des Jahres und die Ermaͤchtigung zur Erhebung der Abga⸗

ben verlangen. Türkei.

Kuonstantinopel, 15. Juni. (A. 3.) In einer diploma— tischen Konferenz welche diese Woche dei Herrn von Bourqueney stattfand, rieth Sir Stratford Canning zu den energischsten Maß⸗ regeln, nun die Syrische Frage endlich einmal zum Vortheile der unterdruͤckten Christen des Libanons zu beendigen. Herr von Bourqueney unterstuͤtzte seinen Vorschlag aufs kraͤftigste, auch Desterreichs Repraͤsentant trat dieser Meinung bei. Herr von Titoff (der Russische Repraͤsentant) aber soll sich dahin ausgespro⸗ chen haben, daß er glaube, daß jetzt noch nicht der guͤnstige Mo—⸗ ment hierzu gekomnsen sey und daß das in diesem Augenblicke zu unvoraussehbaren Verwickelungen fuhren köͤnne. .

Sir Stratford hat einen Sommerpalast in Therapia fuͤr vier Mongte gemiethet, den er diese Woche beziehen wird. Der Bau des Englsschen Gesandtschafts⸗-Hotels in Pera wird in kurzer Zeit beginnen. Eine ungeheure Summe soll dazu bestimmt seyn und es eines der prachtvollsten Pera's werden. .

Ein hiesiges Englisches Handelshaus, Black, hat seine Zahlun— gen eingestellt. Es war eines der angesehensten und solidesten hie⸗ sigen Häuser. Die Zahlungs-Summe soll sich auf ib Millionen Piaster belaufen. Gestern fand eine General-Versammlung der hiesigen Glaͤubiger statt, in welcher beschlossen wurde, Herrn lack noch einen Monat Frist zu gehen. Allein man befuͤrchtet sehr, daß auch dieses zu keinen viel guͤnstigeren Resultaten fuͤhren werde.

Man spricht wieder viel mit großer Zuversicht von allerlei und wichtigen Veränderungen im hsesigen Ministerium, nament— lich vom Sturze Izzet Mehmed und Risa Pascha's und von der Zuruͤckberufung Re hd Pascha's. Die zu erwartenden Veraͤnde⸗ rungen sollen ganz im Sinne der Partei der Reform seyn.

Smyrna, 12. i Man liest im Echo de l'Orient: „Es wird die bevorstehende Erscheinung einer unter dem Titel; Die gute Hoffnung.“ in Hebraͤischer Sprache zu Smyrna zu ver⸗ oͤffentlichenden Wochenschrift gemeldet. Die Redaktoren dieses

en verschaffen, die in den übrigen Welttheilen vorgehen⸗

den Begebenheiten kennen zu lernen, und wir weifeln nicht, daß

sie zu einem Unternehmen, dessen Zweck und ichtung den ent⸗ schiedensten Beifall verdient, bei allen ihren Glaubensgenossen in 33 ö mern, im Orient nachdruͤck liche Unterstützung fin⸗ en werden.“

Inland.

Berlin, 3. Juli. Das neueste amtliche Verzeichniß des Personals und der —— 2 auf der . , drich⸗ Wilhelms⸗Universität enthält für das laufende Som!ner⸗ Halbjahr an immatrikulirten Studirenden auf derselben: in der theologischen Fakultät 368, der juristischen 509, der med zin schen 362 und der philosophischen 413, zusammen 1652; und außer diesen an nichtimmatrikulirten, aber zum Hoͤren der Vorlesungen berech⸗ tigten 417; so daß die Gesammt-Summe aller die besuchenden 2069 betragt.

Trier, 29. Juni. (Trier. Ztg.) In der gestrigen Sitzung des Köoͤnigl. Regierungs-Kollegiums hat der Ober-Präsident von Schaper von demselben in einer Rede Abschied genommen, welche Namens des Kollegiums der Koͤnigl. Ober-Regserungs-Rath und Abtheilungs-Dirigent Herr von Westphalen beantwortete. In beiden Reden sprach sich Herzlichkeit und das schmerzliche Gefuhl der Loͤsung eines Verhaͤltnisses aus, in welchem beiderseits mit Einigkeit und gemeinschaftlichem Eifer fuͤr das Wohl des hiesigen Departements gewirkt worden. Ein wohlthuendes Zeugniß für

sein thatkraͤftiges erfolgreiches Wirken wird dem verehrten hohen Staats⸗Beamten auch die allgemeine Theilnahme seyn, welche sich uͤber sein Scheiden von dem Departement, das ihn liebgewonnen und verehrt, in offener herzlicher Weise kund giebt. s ist der erfreulichste Beweis, daß Verdiensten um das allgemeine Wohl die oͤffentliche Dankbarkeit stets zur Seite geht.

Bonn, 28. Juni. (K. 3.) Der bisherige Regierungs⸗Be⸗ vollmaͤchtigte und Kurator der Rheinischen Friedrich⸗Wilhelms⸗ Universität, Herr Geheime Ober-Regierungsrath von Rehfues, hat uͤber den Zustand des Stipendienwesens auf der hiesigen Univer⸗ sitaͤt und die dafuͤr bestimmten Kirchen-Kollekten wahrend der Jahre 1831 bis 1811 einen „Rechenschafts-Bericht“ veroffentlicht, aus welchem wir folgende Zahlen entnehmen. Sämmtliche in den acht Jahren an unbemittelte und wärdige Studirende vertheslte Gelder betrugen zusammen 45,296 Rthlr. 22 Sgr. 11 Pf. An diesen Wie len hatten Theil:

thlr. Sgr. Pf.

R 380 Studirende von evangelischer Religion mit i597? 5 * 1253 * »katholischer n 32,881 22 11 418 y israelitischer J i 16 Die Gesammt-Summe von 45296 Rthir. 22 Sgr. 11 Pf. war entstanden: Rthlr. Sgr. Pf. o 3,8(é33 29 10 17,422 23 1 Das Kapital-Vermoͤgen des Unterstuͤtzungs⸗Fonds ist bis zum Rechnungs⸗Abschluß von 1841 auf die Summe von 12,783 Rthlr.

10 Sgr. angewachsen.

Bonn, 30. Juni. (Köln. 3) Nachdem der akademischen Behoͤrde, Rektor und Senat der hiesigen Universitaͤt die offizielle Nachricht zugekommen war, daß der Königl. Geheime Ober⸗Regie⸗ rungs⸗Rath, Herr von Rehfues, aus seinem Amts⸗Verhaͤltniß als Königl. Regierungs:-Bevollmaͤchtigter und Kurator der Friedrich⸗ Wilhelms⸗-üniversttaͤt ausscheide, wurde eine Deputation aus der Mitte jener akademischen Behörde gewahlt, aus dem Rektor und den fuͤnf Dekanen der Fakultäten bestehend, welche sich zu dem Herrn von Rehfues auf sein benachbartes Landgut verfuͤgte und gegen denselben den Ausdruck des Dankes im Namen der Koͤnigl. Universitaͤt und aller zu ihr gehörigen Personen aussprach fuͤr die vielfachen erfolgvollen Foͤrderungen, deren die Anstalt und ihre Glieder sich waͤhrend einer so langen Reihe von Jahren durch die einsichtsvollen und thaͤtigen Wirksamkeiten des Herrn von Rehfues zu erfreuen hatten.

Magdeburg, 2. Juli. Ein schoͤnes Fest hat in diesen Tagen die Herzen der Buͤrger froh bewegt und die Straßen un⸗ serer Stadt mit einer schaulustigen Menge gefuͤllt. Am 1. Juli feierten wir den Tag, an welchem vor 25 8. der Ober⸗Buͤr⸗ germeister Francke, auf den Wunsch der Buͤrgerschaft an die Spitze der staͤdtischen Vgrwaltung berufen, das Amt uͤbernahm, welches er diesen langen Zeitraum hindurch in ungeschwaͤchter Kraft zum Heil und Segen der seiner Leitung anvertrauten Kommune? be— kleidet hat. Die Erinnerung an die verdienstvolle Wirksamkeit des Mannes, von welcher innerhalb der Mauern und in der Umge⸗ bung der Stadt dem Kundigen zahlreiche stumme Zeugen Beweis geben, und die auf wahrste Hochachtung gegründete Liebe, die ein biederer Charakter und ein wohlwollender Sinn in aller Herzen

gepflanzt hat, erweckten in allen Kreisen der staͤdtischen Bevölke⸗ rung den Wunsch, den Jubeltag fuͤnfundzwanzigsaͤhriger Amts fuͤhrung in einer Weise zu feiern, welche der Ausdruck so ergebe⸗ ner Gesinnung seyn könnte. schoͤnen Festes befindet sich in der Magd. 3tg. vom 4. Jui)

(Die ausfuhrliche Beschreibung des

8 8a e Stelle, wo er eintritt, kann man so be eichnen, daß, wenn man sich die Sonnenscheibe in Grade wie 24 Kreis * denkt und den hoͤchsten Punkt derselben zum Anfangspunkt nimmt, man 53 Grade von diesem Punkte westlich herum zu zahlen hat, um den Ort des Eintritts zu finden. etwa 15 Grade hoch.

Journals wollen dadurch ihren israelitischen Bruͤdern im Orient

Die Sonnen-Finsterniß vom s. Juli. Bei dem Interesse, was eine Sonnen⸗ Finsterniß, besonders

eine großere, zu erregen pflegt, erlaube ich mir, die genaueren Zahlen⸗Angaben fuͤr die hiesige Sternwarte hen ee Sie gelten sehr nahe fuͤr die ganze Ausdehnung der Stadt und wer— den nach der Genauigkeit, die unsere jetzigen Tafeln haben, von der wirklichen Erscheinung nicht so verschieden seyn, daß an einer gewoͤhnlichen Taschen- Uhr eine Differenz zu bemerken waͤre.

Der Mond beruͤhrt den westlichen Rand der Sonnenscheibe den 8. Juli, Morgens um 5 45. 16 unserer Uhrzeit.

Die Sonne steht dann Die dunkle Mondscheibe geht dann von Westen nach Osten

vor der Sonnenscheibe voruͤber und wird um 66 42. 9“ am meisten von derselben bedecken. Die helle Sichel, die um diese Zeit sichtbar ist, liegt so, daß der breiteste Theil stattfindet an einem Punkte, der, von dem hoͤchsten Punkte der Sonnenscheibe an ge⸗ zaͤhlt, 7 Grade nach Osten liegt. Es wird der siebente Theil der