Belgien.
Brüssel, 3. Juli. Eine gemischte Kommission ist in Bel⸗ gien und Frankreich ernannt worden, um die Modisicationen, welche die Eisenbahnen nach Lille und Valenciennes in den zwi⸗ schen beiden Ländern bestehenden Verhaältnissen fuͤr die Beauf— sichtigung der Waaren und Reisenden nöͤthig machen wird, zu prüfen. Als Miniglieder dieser Kommission nennt man fuͤr Belgien Herrn Masui, Direktor der Eisenbahnen, den Grafen von Mue— lenagere, Gouverneur von Wessflandern und Herrn Liedts, Gou— verneur von Hennegau; fuͤr Frankreich den Praͤfekten des Nord⸗ Departements und Herrn Ferrier, Ober-Beamten der Douanen. — Die Erdͤsfnung der Eisenbahn bis Valenciennes ist, wie man sagt, bis zum September hinausgeschoben.
Die Rathskammer beim Gericht erster Instanz von Bruͤssel hat den Ex-2Abersten Parent, Detrie⸗Tomson und Beugnies, den ersteren als Verfasser, die beiden anderen als Drucker der Bro⸗— schuͤren: Das Komplott und die Staatsgewalt“, „Mein Prozeß und unsere Gegner“ ic, vor die Anklage-Kammer verwiesen.
Capitain Keane, welcher das Dampfschiff „Britiss⸗Queen“ bei seiner ersten Reise nach Nord-Amerika gefuͤhrt, ist zum Ritter des Leopeld-Ordens ernannt worden; er kehrt nach England zuruck. Das Kommando dieses Dampfschiffes ist dem Herrn Eyckholt, der die erste Reise an dessen Bord als Regierungs-Commissair mitge— macht hat, uͤbertragen.
Dänemark.
Kopenhagen, 2. Juli. (Alt. M.) Im Anfange des vorigen Jahres wurde von 18 Predigern Kopenhagens bei der Kommunal-Verwaltung darauf antragen, es möchte dafuͤr gesorgt werden, daß die Kirchen der Stadt in der kalten Jahreszeit ge— höͤrig erwärmt werden koͤnnten. Sie bemerkten zu dem Ende: es sey allgemein anerkannt, daß die Theilnahme der Gemeinden am offentlichen Gottesdienst im Winter, der in den hiesigen Kir— chen herrschenden Kaͤlte wegen, weit geringer sey, als im Sommer, und die porgeschlagene Veranstaltung durfte sich als ein dem Beduͤrfniß der Zeit entsprechender Fortschritt, als ein Zeugniß sowohl, wie als eine Wirkung des wirklichen Interesses fuͤr das kirchliche Leben empfehlen, denn es lasse sich nicht leugnen, daß die Unmöglichkeit eines beständi— gen Kirchenbesuchs fuͤr einen großen Theil der Gemeinde, oft gerade fuͤr den, welcher am mäisten wuͤnsche, in das Haus des Herrn kommen zu koͤnnen, wie auch, daß die Beiseitesetzung der⸗ jenigen Ruͤcksichten, welche man den zur gemeinsamen Andacht und Erbauung bestimmten Versammlungen schuldig sey, wesentliche
Mängel der gegenwartigen Verhaͤltnisse waren. Die pecuniairen Opfer der Gemeinden durften auch nicht von der Bedeutung seyn, daß sie ein wesentliches Hinderniß fur ein solches Unternehmen abgäͤben, da hier nicht blos die Rede von einer wuͤnschens⸗ werthen Verschoͤnerung des kirchlichen Lebens, sondern von einer, wie es scheine, fast nothwendigen Fuͤrsorge fuͤr dasselbe die Rede sey. Der Magistrat hat diese Sache der Repraͤsentant— schaft zu ihrer Aeußerung mitgetheilt, diese hat ein Comité zu die⸗ sem Ende niedergesetzt, welches hauptsaͤchlich sich mit der Frage beschaäftigt hat, auf welche Weise und mit welchen Kosten der Vorschlag sich realisiren lasse; nachdem dieselbe sich nun im Gan⸗ zen sehr guͤnstig fuͤr denselben ausgesprochen und ihren Bericht erstattet, hat die Repraͤsentantschaft es dem Magistrat dringend empfohlen, in einer der hiesigen Kirchen, wo der Magistrat Pa— tron ist, das Unternehmen nach dem Vorschlage des Comité ver— suchsweise ausfuͤhren zu lassen und die Kosten entweder aus den eigenen Mitteln der Kirche oder durch Beitrage der Gemeinde— Mitglieder aufzubringen.
Deutsche Bundesstaaten.
München, 2. Juli. Die Sammlungen fuͤr die Beschaͤdig⸗ ten in Hamburg sind fuͤr den Distrikt Munchen noch immer in vollem Gange. Die Gesammt⸗Einnahme betragt bis heute 14,899 Fl. 27 Kr., wovon der Stadt Muͤnchen selbst i723 Fl. 41 Kr., den auswärtigen Gemeinden und Privaten 14175 Fl. 46 Kr. an— gehören.
m Dresden, 4. Juli. Das Direktorium des Vereins fuͤr Arbeiter und Arbeits-Nachweisungen verdffentlicht, daß vom 1. Ja— nuar bis letzten Juni dieses Jahres in Dresden 719 Gesuche um Arbeit und 1398 Bestellungen auf Arbeiter einkamen, und 256 Personen feste, 639 aber temporaire Arbeit erhielten. Im gleichen Semester des Jahres 1841 dagegen kamen 891 Gesuche und 1026 Bestellungen ein, und erhielten 112 Personen feste, 579 temporaire Arbeit. Es haben sich also die Gesuche um 75 vermindert, die Bestellungen aber um 372, die Arbeiter-Unterbringungen um 174, und zwar als feste um 114, als temporaire um 69 vermehrt. Das Alles beweist, daß die ganz uneigennuͤtzige Thaͤtigkeit dieses Vereins, bei welchem sich die geachtetsten Einwohner Dresdens betheiligen, trotz seines kurzen Bestehens schon sehr erfolgreich ist, und daß durch dieses Medium nicht nur zwischen Arbeitsuchenden und Arbeitgebenden das Verhältniß geregelt, sondern auch die Lage je— ner, die nun nicht mehr dem bloßen Zufall, dem vagabundirenden Mußiggange und seinen uͤblen Folgen zur Beute werden, verbessert ist. Fahre man nur so fort, und man wird die Pest des Pauperismus unserer Residenz durch solche praͤvenirende Kordons allmählig auf ein geringes Minimum reduziren. Daher ware auch zu wuͤnschen, daß der Verein seine Thä— tigkeit und sein Ziel erweitere; vor Allem, daß er zu— naͤchst für die bei ihm Unterkommen Suchenden die ganz extremen Schwankungen der Arbeits, vorzuͤglich der Diensiboten— Lohne, durch eine Art Tarif ordne; daß er nuf die Behandlung, auf das Ausstellen der Zeugnisse, Seitens der Dienstherren, und auf das viele Willkührliche, ÜUnrichlige, was da mit unterläuft, Einfluß gewinne; daß er sich der Besserung der Arbeiter und Dienstboten in sittlicher und intelleftueller Beziehung durch Grüän— dung von Schulen, Pramien, Sparkassen, Steuerung des Luxus, Vertheilung passender Voltsschriften lic. unterziehe; ruͤcksichtlich der Stellung und der Streitigkeiten zwischen der arbeitenden und der zahlenden Klasse auf Instituirung paffender, zeitgemäßer Ge⸗ setzes⸗Normen und auf Errichtung spezieller Gerichte mit Muͤnd⸗ lichkeit, Osfentlichkeit, moͤglichster Kürze und Billigkeit des Ver— fahrens dringe, daß er endlich sich über ganz Sachsen ausdehne und wenigstens in allen größeren Städten des Landes ¶ im Meiß⸗ ner, 8 im Leipziger, 16 im Erzgebirgischen, 8 im Lausitzer Kreise) Filiale errichte, Ein solcher Central- Verein mit sänen vielen Ab⸗ jweigungen würde gewiß bei Regierung und Stand?! allen Schutz, alle Unterstuͤtzung finden, da er mehr nutzte, als w Steuern, Armenhaͤuser 14 und sein Einfluß auf die Verbesserung der unteren Klassen im Allgemeinen sich gar nicht berechnen ließe.
Auch hler konnen die Eisenbahnen sich sehr foͤrdernd zeigen. Annoncirt j. B. der Leipziger Verein, daß ihm 1000 vn ih e⸗ stellungen aus feste Arbeit vorliegen, die er aber wegen Mangel an Arbeitern sebst nicht befriedigen koͤnne, so werden ihm Altenburg, Chemnitz, Freiberg, Dresden und die diesen Eisenbahn-Rayons
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anliegenden Ortschaften sehr leicht ihren etwaigen Arbeiter-Ueber⸗
fluß zuschicken etwas in England z. B. ganz Gewöhnliches),
vorausgesezt, daß sich die Eisenbahn-Directionen auf moͤglichst bii⸗
ligen Transport einlassen. Am leichtesten möchte eine Abonne—
m m. bei den Eisenbahnen zu dem gedachten Zwecke ren.
Samburg, 6. Juli. (B. H) Der Königl. Preußische Gesandte, Herr von Haänlein, hat folgendes Schreiben an Herrn Syndikus Sieveking gerichtet:
Hochwohlgebocener Herr, bochgechrterster Herr Syndikus! Genehmigen Eure Magnißfteenz meinen gerührtesten Dank für die erhebende Leichenfeier, mit welcher heute der hier an seiner Wunde verstorbene Preußische Garde Pionier Robel bestattet worden ist. Mögen die hohen Behdrden, welche diese Feler veranlaßt haben, so wie alle dabei Anwesende, meinen verbindlichsten Dank fur ihre Be⸗ gleitung wohlwollend aufnehmen. —
Man hat den Entschlafenen als Repraͤsentanten der Preußischen Armee so hoch geehrt, daß Se. Maijestaͤt der Koͤnig, mein Allergnaͤ⸗ digster Herr, Allerhoͤchstwelchem ich von der heutigen Feier allerun⸗ tecthaänigsten Bericht zu erstatten mich beeilt habe, bei Seiner der freien Hansestadt Hamburg gewidmeten innigen Theilnahme, wie ich nicht zweifeln darf, davon lebhaft durchdrungen seyn wird.
„Haͤtten die Pionier⸗Abtheilungen fruher hier eintreffen konnen, so würden sie gewiß, mich der Worte Ihres hochverehrten Herrn Buͤrgermeisters Bartels bedienend, zur Rettung der brennenden Stadt haben beitragen koͤnnen: die alwaltende Vorsehung hatte es in ihrem unerforschlichen Nathe anders beschlossen. Sie mußten sich begnuͤgen, hin und wieder die vom Feuer gebrochenen Bahnen wieder ins alte Geleis zu bringen.
„Allein, wenn auch Ihre sonst bluͤhende Stadt durch den Brand außerordentliche Verluste erlitten, so hat sich hierbei wieder ein so ho⸗ her Muth, ein so patriotisch männlicher Gemeinsinn nicht nur in Ihren Mauern, sondern im gesammten Deutschen Vaterlande ent wickelt, daß Hamburg im gerechten Bewußtseyn seiner Verdienste und seines hohen Werthes darauf siols seyn kann und sich mit Gottes Huͤlfe und seiner eigenen inneren Kraft blühender als jemals aus sei⸗ nen Truͤmmern erheben wird. ;
„Ich unterzeichne mich mit den Gesinnungen der ausgezeichnet sten Hochachtung Ew. Magnificenz ganz ergebenster Diener.
Hamburg, den 14. Juli 1812. (unterz.) von Haͤnlein.“
Nach einer Bekanntmachung der Direction der Hamburg— Bergedorfer Eisenbahn sind vom 17. Mal bis zum 30. Juni Zl, 258 Passagiere auf derselben gefahren, wofuͤr ein Geldbetrag von 22,406 Mark 12 Sch. Cour. eingegangen, namlich an 35 Wochentagen fuͤr 22,3 Passagiere 3h56 Mark 8 Sch. und an 6 Sonntagen fuͤr 11,285 Passagiere 9350 Mark 4 Sch.
*Xñõ Frankfurt a. Mt., 5. Juli. Die Main⸗Dampfschiff⸗ ahrt ist in ihrem Beginnen erstickt worden, und zwar von dem mangelnden Wasserstand. Der Main ist durch die anhaltende Trocknung, die neue Besorgnisse wegen der Aerndte aufkeimen laßt, an manchen Stellen so niedrig, daß es unmoglich geworden, ihn mit Dampf langer zu befahren. Die Main-Daimpsschifffahrts⸗ Gesellschaft hat aber mindestens die Genugthuung, daß nicht allein auf der Mosel, sondern auch auf der Donau die Dampꝛfschifffahrt eingestellt werden mußte, und mehr als wahrscheinlich ist, daß der Ober-Rhein auch nicht mehr lange von den Dampfbbten wird be— fahren werden koͤnnen, da der Wasserstand aller Fluͤsse täglich niedri- ger wird. Mit einer solchen Elements Kalamitat haben die Ei⸗ senbahnen nicht zu kampfen, und sie muͤssen sich mehr und mehr als ein wahres Kern der ungestoͤrten, sichern und raschen Communication zeigen. Bei unserer Eisenbahn ist dies der Fall, und wenn ich auch zugestehen will, daß die Taunus⸗Eisenbahn zur Haͤlfte Luxusbahn ist, ist sie aber auch in eben dem Grade dem Geschafts⸗ Verkehr gewidmet. Dieser findet freilich nicht an den Sonntagen statt, wo die Bahn in Masse befahren wird — vor— gestern von circa 7300 Personen — allein an den Werktagen ist die Frequenz doch wenigstens halb so stark.
Nach und nach beginnt der Fremdenflug durch unsere Stadt staͤrker zu werden, doch will man aus den Taunusbädern immer noch keine rechte Zufriedenheit mit der Frequenz verspuͤren. Es treffen zwar uͤberall viel Fremden ein, allein um gleich wieder zu gehen. Die Welt ist jetzt auch in den Baͤdern auf Reisen. — Den in Deutschland Reisenden gewährt die dieser Tage bei Karl Juͤgel dahier erschienene Post- und Reise⸗Karte von Deutsch⸗ land eine angenehme Ueberraschung. Diese 16 N Schuhe große, allein in ein Etui zierlich eingezwaͤngte Karte ist von dem Fuͤrsil. Thurn und Taxisschen Ober⸗Post-Amts-Secretair U. Hendschel nach den neuesten und zuverlässigsten Quellen bearbeitet, von J. Back und C. Sauter trefflich gezeichnet und gestochen und mit ausgezeichne— ter Baldeneckerscher Kupferdruck-Schwaͤrze gedruckt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß diese Karte, die nur 5 Fl. 214 Kr. kostet, die freundlichste Aufnahme bei dem reisenden Publikum sinden werde, da sie die vorzuͤglichste ist, die bis jetzt erschienen.
F Luremburg, 30. Juni. Der letzte Hirtenbrief des Herrn Bischof Laurent hat einen guten Eindruck hervorgebracht. In Folge desselben sind uͤber 3000 Fr. fuͤr die Abgebrannten in Hamburg gesammelt und ihnen zugeschickt worden. Der Herr Bischof hat dieserhalb vor kurzem ein sehr schmeichelhaftes Schrei⸗ ben vom Hamburger Senat erhalten, das seinem christlichen Eifer, beseelt von Menschenliebe, volle Gerechtigkeit widerfahren laͤßt.
Da schon ost die Frage gestellt worden ist, ob faͤmmtliche Staͤnde-Mitglieder ihren Eid in Franzoͤsischer Sprache ablegten, so bemerken wir, daß drei derselben ihn in Deutscher Sprache leisteten.
Italien.
Turin, 30. Juni. Eine in der Gazetta Piemontese enthaltene Königliche Ordonnanz vom 13. Juni bewilligt dem In— genieur Chiren ein funszigjähriges Privilegium zur Errichtung einer Eisenbahn von Montmaillan nach Aiguebelle, groͤßtentheils mit Benutzung der eben im Bau begriffenenen Wehrdaͤmme auf dem rechten Ufer des Isare- und auf dem linken Ufer des Arc— flusses. Die Eroͤffnung dieser Eisenbahn, welche nach Verlauf von 50 Jahren, mit Ausnahme der Schienen und des zum Betriebe nothwendigen Materials, Staats-Eigenthum wird, muß laͤngstens nach zwei Jahren nach Beendigung der Wehrdäͤmme des Isere⸗
flusses vor sich gehen. Spanien.
Paris, 3. Juli. Die telegraphischen Nachrichten aus Ma⸗ drid gehen bis zum 28sten v. M. Das Spanische Ministerium hat den Gesetz⸗ Entwurf über die Provinzial-Deputationen zu— ruͤckgenommen. Die Deputirten⸗ Kammer hat in ihrer Sitzung vom 28sten, mit 60 Stimmen gegen 22, das Gesetz angenommen, welches den EffektivBestand der Armer auf 130,000 Mann sestseßzt.
Griechenland.
Man hatte bisher in Griechenland Ver⸗ rrichtung von Sesdenfabriken gemacht, doch remden ihre Rechnung weniger dabei, weil sie von
Athen. (A. 3. suche . lich 86 fanden die
Regierung und Bauern zu sehr abhangig waren, die Griechen — ihre Maschinen bald und einfacher nachmachten. Da faßte eine Gesellschaft in Frankreich den Entschluß, die in dem eigenen Lande so sehr bloßgestellte Zucker⸗Industrie mit der Runkel nach Griechenland zu verpflanzen. Die Unternehmer, welche einen jun⸗
en und erfahrenen Mann, Herrn Roberti, an Ort und Stelle chickten, überzeugten sich nach seinen Berichten und Verhandlun— gen mit der Griechischen Regierung und speziell mit Sr. Majestaͤt dem Könige, daß das Unternehmen mit Sicherheit koͤnne gegräͤn— det werden, da von allem, was in Frankreich diesen Zweig der In— dustrie so kostspielig macht, das Gegentheil besteht, die Wohlseilheit des treff lichsten Bodens, die Möglichkeit, auf ihm in guten Lagen das ganze Jahr hindurch pflanzen und drei Monate nach der Pflanzung die groͤßten und ergiebigsten Rüben aͤrndten zu konnen, so daß man immer nur den Tag vorher einzubringen brauche, was die Fabrik ndͤthig hat, dazu die Wohlfeilheit des Holzes in den vom Mittelpunkt des Landes entlegenen Gegenden, selbst in der Nahe des Meeres. Spaͤter fand sich, daß die Ruben zu einer Schwere von 20 bis 25 Pfund gedeihen und 10 pCt. Zucker ent⸗ halten. Dazu kam der große Verbrauch des Zuckers in den um— liegenden Ländern, von dem in Trapezunt, Odessa, Konstantingpel, Smyrna und Alexandria jährlich uber 30 Millionen Olkas eingefuhrt werden, um fuͤr das Unternehmen, wenn es in groͤßerem Umfange be⸗ gonnen und mit Klugheit gefuͤhrt wurde, die 3 Aussich⸗ fen zu erbͤffnen. Der Kbnig begriff, daß es sich hier zugleich von einer Unternehmung handle, welche, wie sie den Gruͤndern Nutzen brächte, so zugleich den noch meist versäumten und verbdeten Land 6 durch Bewegung des Landbaues, der Viehzucht und des
erkehrs Leben, Ordnung und Gedeihen bringen und die Aera des Wohlstandes dem jungen Reiche erdffnen koͤnnte, und Herr Ro— bert! fand darum mit seinem Vorschlage in das Unternehmen eine halbe Million Franken fuͤr den Anfang zu verwenden, und spaäͤter eine andere halbe Million zur Verdoppelung der Fabrik zur An— lage zu bringen, bei der Regierung alle Berestwilligkeit. Es ward ihm, da wo er die Lage ünd Verhältnisse guͤnstig erkannt hatte, in der Naͤhe der Thermopylen bei Kaänurion gegen einen maͤßigen Grundzins ein Strich an dem Meere von 10090 Stremmen des besten und bewaͤsserbaren Landes nach seiner eigenen Ab— granzung uͤberlassen, dazu Zollfreiheit fuͤr die aus rankreich fur die acm einzufüͤhrenden Maschinen und Geraͤthschaften und vollkommene Unabhängigkeit in der Handhabung der Ordnung auf seinem Gebiete. Sofort begann die Herstellung der Gebäude, zu welchen die Werkfuͤhrer aus Frankreich gebracht wurden, und die Entwaͤsserung der zum Theil versumpften und mit Gesträpp be⸗ deckten Flachen. Auch diese geschah durch Franzoͤsische Arbeiter; aber sie wurden bald von Flebern befallen, an denen nicht we⸗ niger als sechzig erlegen sind; allerdings ein schwerer Verlust, gegen den aber mit der Trockenlegung des Bodens die Gesund—⸗ heit der Gegend erkauft wurde, aüs welcher jebt die Fieber mit den Suͤmpfen gewichen sind. Die Französischen Arbeiter sind durch Griechen, großentheils durch Deutsche ersetzt, Soldaten, die des Dienstes entlassen und an das Klima gewohnt sind. Zu dem Anbau der Ruͤbe werden die Bauern der Umgegend angezo— gen, und besorgen die Kultur unter Aufsicht des Instituts zum Theil bereits mit verbesserten Ackergeraͤthen gegen einen sixen Preis, um den die Fabrik ihnen die Ruͤben abkanst. Die Anpflanzung geht ohne Unterbrechung das ganze Jahr durch, Sommer und Winter. Taͤglich wird die bestimmte Zahl von Stremmen geackert und mit den Pflanzungen bedeckt. Eben so die Aerndte. Zum Verbrauch des Abfalls hat die Gesellschaft eine Schwaig oder Maierei von 200 Stück Vieh angelegt, aus der sie zugleich die Ackerstiere ziehen kann, und zur Versorgung der Kolonie, welche schon 25 Arbeiter beschästigt, ungerechnet die Bauern, die aus den benachbarten Orten zu ihr kommen und ihre Aecker bestellen, ist an der Kuͤste ein . er⸗ oͤffnet, der von Kaiken der benachbarten Inseln fleißig besucht wird. Treffliche Bewaͤsserung, schbne Gärten vor den netten Woh⸗ nungen der Arbeiter, deren jeder monatlich 45 Drachmen gewinnt, bequeme Wege und die staättlichen Fabrikgebaͤude geben der noch vor wenig Jahren oͤden Gegend das Ansehen einer alles wohl ordnenden und 469 Bessern fuuͤhrenden Kultur, und die innere Einrichtung des Etablissements, die Beschaffenheit seiner Maschinen, die Sicherheit und Genauigkeit der Fabricatson, die Behandlung der Arbeiter, die Aufmunterung derselben und der Bauern ist
musterhaft. Ostindien.
Boambay , 23. Mas. (Bomb. Times) Wie verlautet, wurde Schach Sudscha auf dem Wege zu einer Heerschau, welche er uͤber 25,000 Mann abhalten wollte, die gegen Dschellalabad marschiren sollten, von einem Truppenhaufen niedergemacht, den ein ihm abgeneigter Häuptling in einen Hinterhalt gelegt hatte. Sein Lieblings sohn, den man hierauf zum Schach erhob, soll kurz nachher ermordet worden seyn. Zwel seiner anderen Sohne ha— ben sich offen suͤr unsere Feinde erklart, und Timur Schach, das einzige uns wohlgesinnte Mitglied der Familie, muß erst das Vor⸗ ruͤcken unserer Armee abwarten, bevor er sich erklären kann. Die Nachricht, daß man in Kabul unsere Geiseln und Gefangenen, so wie die 300 dort zuruͤckgebliebenen Kranken und Verwundeten, ju mißhandeln ansange, hat sich zum Gluͤck nicht bestaͤtigt.
General Polsock, dessen Corps mit so wenig Vorräthen und Gepäck als moͤglich ausmarschirt war, um die Keiber⸗-Paͤsse besser ersturmen zu koͤnnen, befand sich kaum einige Tage zu Dschella— labad, als er saͤmmtliche Mannschaften auf halbe Rationen setzte, um fuͤr den Fall des Vorruͤckens auf Kabul nicht ohne Provlant zu seyn. Inzwischen war Oberst Bolton mit seinem Corps am 21. April zu Peschauer eingetroffen, welches er am 23sten wieder verließ, um auf Dschamrud und von da mit einem starken Convoi von Lebensmitteln und Munition durch den Keiberpaß zu ziehen, dessen unterer Theil durch 6000 Seiks-Seldaten unter General Avitable besetzt gehalten wird. In dem Fort Ali Muedschid, mitten im Passe, liegen Provlant-Vorraͤthe, welche auf 14 Tage suͤr sämmt⸗ liche Mannschaften ausreichen. Am 18. April zogen von Dschel⸗ lalabad aus 3009 Mann dem Obersten Volton mit einer Anzahl leerer Kameele zur . der Lebensmittel und noͤthigensalls
ur Haͤlfeleistung im Keiberpasse entgegen; sie trafen am 27sten ki Ali Musdschid ohne Hinderniß mit ihm zusammen, und beide vereinte Corps durften am 4. oder 5. Mai in Oschellalabad ein⸗ etroffen seyn. Die Garnison von Dschellalabad, obgleich sie eine . erung von 151 Tagen ausgehalten hatte, war noch voll aun und Ausdauer, als General Pollock am 16. April dort eintraf.
Capitain Mackenzle, der am 26. April aus der .. Gefangenschaft in Vr leib anlangte, hatte auf seln Ehren⸗ wort, daß er zurückkehren wolle, von Akbar Chan die Erlaubniß erhalten, das Amer, fe ger als Ueberbringer einer Depesche des
ajors Pottinger zu verlassen, welcher Freilassungs-Päsfe der IAfghanen⸗Häͤuptlinge fuͤr sammtliche zu Lugman festgehaltene Ge— fangene beilagen. Man erfaͤhrt nicht, wie und auf welche Bedin⸗ gungen diese Paͤsse erlangt wurden; die geforderte Loösungs summ
Capitain kehrte Tages darauf
e von r g g Vorschlaͤ e nach *. Durch ihn erfuhr man, daß General nn 'örperlicher und geistiger Erschöpfung Afghanen sich sogleich erboten hatten,
gesterben war, un Kantonirungen zu schaffen; am
die Leiche nach den
29hsten aber a . n Bei Abgang de
dort in Folge der furchtbaren
viele Soldaten erkrankt. —
aus Güisni sind spaͤrlich, bestätigen aber aus uud e m ,. die Vernichtung des größten Thelles der 8 2 Oberst Palmer hatte, wie es scheint, am 26. Maͤrz di 9 ce verlaffen und den ihm angewiesenen Winkel der Stadt r l als die Gasies am 28sten ihn angriffen und viele seiner 2 Dle Häuptlinge waren, wie man vorhersah,
Leute erschlugen lese Fanatiker im Zaum 6 halten, weshalb sich
de, d 2 seine Offiziere unter den Schutz des von den In—
nannten Gouverneurs Schumschudihn begaben, bei arg e g f in der Citadelle und in Sicherheit befinden sollen. Lieutenant Lumbden und seine Gattin, die einzige Frau, welche sich bes dieser Besaung befand, suchten verkleidet zu entkommen, wurden aber erschossen. Der größere Theil der Sipoys, welche die Besatzung bildeten, ist umgekommen; nur etwa 100, welche in den benachbarten Thaͤlern Versteck und Schutz fanden, glaubt man noch am Leben; einige wenige sollen Kabul erreicht haben.
China.
Macao, 4. April. Am 13. Maͤrz griffen die Chinesen mit 10— 12,000 Mann die Stadt Ningpo an. Man ließ sie ohne Widerstand Britischer Seits in die Thore und uͤber die Mauern eindringen und bis auf den Marktplatz vorrücken. Hier aber wur— den sie angegriffen und überall geworfen; als sie wieder aus den Thoren wären, richteten die Kartaͤtschen der Feld⸗Artillerie große Verheerungen unter ihnen an, so daß 29 todt auf dem Platze blieben, während die Engländer keinen Mann einbüßten. Das A49ste Reglment verfolgte den fliehenden Feind und war bei Abgang der Berschte noch nicht nach Ningpo zuruͤckgekehrt. Tuͤnf Brander waren inzwischen den Fluß hinab gegen die Britischen Schiffe getrie— ben, von den Boͤten des „Sesossris“ aber ans Ufer geschleppt worden, wo sie strandeten; den begleitenden Chinesischen Schiffen toͤdtete das Feuer der „Modeste“ viele Leute. Gleichzeitig mit dem Angriffe auf Ningpo erfolgte ein eben so erfolgloser Versuch auf Tschusan; der Feind wurde mit Verlust von 30 Mann zuruͤckge⸗ schlagen. Als das Dampfboot „Nemesis“ die Insel Taisam re⸗ kognoszirte, wurde auf seine Bbte gefeuert; sogleich landete ein Theil der Mannschaft und zerstreute die Chinesen, welche zahl⸗ reiche Todte zuruckließen, während die Bote alle in der Bucht befindlichen Dschunken verbrannten.
Hitze und der schmalen Rationen
Inland.
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Magdeburg, 2. Juli. Magdeburg-⸗Leipziger Eisen⸗ bahn. Bie Einnahme des zweiten Quartals vom 1. April bis incl. 30. Juni 1842 beträgt: a. fuͤr Personen 94,101 Rthlr. 24 Sgr. 10 Pf.; b. für Güter, Eilg ter, Gepäck ic. 51.364 Rthlr. 3 Sgr. 11Pf.,, Summa 115,765 Rthlr. 28 Sgr. 9 Pf. Die Einnahme des ersten Quartals betrug 80, 666 Rthlr. 23 Sgr. 8 Pf.
Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Die Sugenotten von Vteyerbeer. (Mad. Gentiluomo: Valentine.)
Die Ankunft der Mad. Gentiluomo, ruͤhmlichen Andenkens, hat Gelegenheit gegeben, da w Erwarten schon nach kurzer Ruhe die Hugenotten am 5. Juli wieder zur Aufführung gebracht werden konnten. Dem Werke kann dies nur zum Vorthesl gerei⸗ chen, da es bei wiederboltem Anhdren jedenfalls gewinnen wird; nicht etwa, als ob die Composition zu gelehrt und . verstaͤnd⸗ lich waͤre, sondern weil die quantitative Maffe es fasi unmbglich macht, sogleich beim erstenmale Alles aufzufassen, zu würdigen, zu sichten. Das Gute leidet alsdann unter dem Einflusse des ünbedeutenderen, indem die durch uͤbermaͤßige Laͤnge des Werkes bedingte Erschlaffung den Total Eindruck nur schwaͤchen kann. Hierzu kom;mt, daß die eigentlichen Schönheiten erst da beginnen, wo nach dem gewöhn⸗ lichen Zeitmaße unserer ehrlichen alten Oper ein Werk zu schüießen pflegt oder doch seinem Ende nahe ist: namlich mit der Mitte des dritten Altes. Waͤhrend vorher die Musik zum Theil wenigstens, unbedeutend, ja, sich bisweilen sogar dem Trwialen naͤhert, erhebt sie sich hier zu einer Hoͤhe, die das Werk würdig macht, den vor⸗ zuͤglichsten Leistungen der neueren Zeit an die Seite gestellt zu wer⸗ den, Die Glanzpunkte ruhen insbesondere gerade auf denjenigen Stuͤcken der Oper, in welchen die Haupt- Partie der Valentine enthalten ist — den beiden Duetten des dritten und vierten Aktes, so wie der Seene der Verschworenen — und zwar nicht nur in musikalischer; sondern auch in dramatischer Beziehung. Daher bedingt diese Partie eine eben so ausgezeichnete Schauspielerin als Saͤngerini. Beide Eigenschaften in gleichem Maße vereint zu finden, gehort zu den fast unerreichten Anforderungen. Vollendete Meisterschaft der ersteren und eins bedeutende Annäherun zur letzte⸗ ren gewährte die geniale Gastdarstellerin, welche die . der Va⸗ lentine hier zuerst gab. Bei Mad. Gentilusmo überwiegt die Qna= litaͤt der Saͤngerin. Ihre schoͤne, in allen Lagen gleich iwwohllautende in,, die gediegene kuͤnstlerische Ausbildung, welche nichts miß⸗ lingen laͤßt, er reuten auch in dieser Partie in hohem Grade, und in der anstrengungslosen Ausführung, welche die noch jugendliche Frische hela überragt sie die Vorgängerin. Dagegen fall. der Zauber, en diese durch ihr geistreiches Spiel zu geben wußte, und das damit verbundene Hervorheben der Effekte in der Gesan Partie. — Kann uͤberhaupt bei dem n r, ,. Scribeschen Terte, welcher außerdem durch eine höͤchst mittem ßige Verdeutschung karrikirt wird, von Charakterfͤhrung die Rede seyn, fo is in der Valentine ein außer⸗ gewöhnliches Wesen geschildert, dessen Gefuͤhle und Leidenschaften auf der höͤchsten Spitze stehen. In dieser Art ist auch der Charakter vom Komponisten, und zwar oft höchst geistreich, aufgefaßt worden; eben se muß er dargestellt werden. Mad. Schröder Devrient vollfuͤhrte dies in hinreißender Lebendigkeit, waͤhrend Mad. Gentiluomo einen mehr wohlthuenden als erhebenden Genuß gewährte, der von dem
sehr ih en ch versammelten Publikum chrend anerkannt wurde. uffallend war eine Kürzung, gerade an einer unrechten Stelle gugebracht. Das schöͤne Duett zwischen Valentine und Marcel im Iten Akte — in rein musikalischer Beziehung vielleich das trefflichste in. der ganzen Sper — war durch e ng eines langen Mit⸗ . abes versiünnmesrt. Dem schoͤnen Musttsücke gefchieht dadurch der re Eintrag, dem Ganzen aber kein Vorthell, da die Kürzung, un fi solche Geltung zu' haben, zu gering isi. Waͤre es dagegen 2. ch. den isten und? aten Aikt in Einen n nen m ü dern den õten deer wisshrmatßen nur zur Schlnußfeene zu kärien, fs wärde gewiß i . dem , , , zugänglicher werden, und die e tg inch s elben würden Ir hervortreten. Viele wer⸗ en Vorschlag für Profangtlon erilaͤren, doch jelbsi manche
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von diesen, im Gefühl der unvermeidlichen ph demselben 2 geneigt seyn. vbvssschen Erschdpfung,
Bruno Bauer und die akademische Lehrfrei it. Von wr. O. F. Gruppe. Berlin. 16 .
Die Maßregel der Regierung, nach welcher dem Licentiaten Brun Bauer die Erlaubniß, der akademischen Jugend Lehr Vorträge zu halten, entzogen worden, ist in Zeitungs Artikeln vielfach, aber zu⸗ gleich oberflaͤchlich und einseltig besprechen worden. er Verfasser der vocliegenden Schrift hat schon sonst seine Aufmerksamkeit den re= ligibsen und philosophischen Tendenzen der Zeit gewidmet; wenn er nun hier an einen einzelnen konkreten Fall anknüpft, so hat er so— gleich einen allgemeineren ef im Auge und zieht die Sache aus dem Partei⸗Interesse in ein wissenschaftliches Gebiet hinäber. Es handelt sich sagt er, „um die heiligsten Interessen, um Gäter, welche Deutschland so viel gekostet haben, und die es doch nicht zu theuer erworben hat; es handelt sich um die Erhaltung des vange⸗ lischen Glaubens in seiner Würde, ja um die Macht uͤnd Heiligkeit des Christenthums selbst, welches angetastet worden. Andererseits aber handelt es sich um eine Maxime des Staats, welche, bei der Wichtig⸗ keit der Sache, durchaus keiner Mißdeutung unterliegen darf.“
Die Schrift zerfallt in 6 Abschnitte. In dem ersten macht der — darguf aufmerksam, daß die Unzufriedenheit mit der Maß— regel dem groͤßten Theil nach ihren Grund habe in dem Mangel an Unterscheidung zwischen der akademischen Lehrfreiheit und der Lehr— freiheit überhaupt, d. h. zwischen dem Vortrage vom Katheder der studirenden Jugend gegenüber und andererseits dem Vortrage in Schrif⸗ ten, gerichtet an die gesammte gelehrte Welt. Richtungen, die 6 lich destruktiv sind, seyen fur die Jugend, deren , en: , deren Urtheil aber gering ist, von befonderer Gefahr. „Erst das, was reif geworden, was ausgegohren ist und sich abgeklaͤrt hat, nicht aber die Gaͤhrungsstoffe und alle unklaren Bestrebungen der neuesten Ge⸗
enwart und der juͤngsten Stimmfuͤhrer gehoren unmittelbar vor die ernende Jugend.“ Damit ist aber weder der Gewissens noch der Lehrfreiheit irgend ein Zwang angethan: es sind dies die nothwendi⸗ gen Graͤnzen die sich aus der Natur des Verhaͤltnisses selbst ergeben. „Was von Neutralisation, von Aufhebung der Extreme gesagt wird, das mag von der theologischen Literatur gelten, es gilt nicht eben so von dem akademischen Lehr Amt der Theologie.“ . z
Der zweite Abschnitt betrachtet die Bauerschen Schriften ruͤck⸗ sichtlich e. Form oder von ihrer ethischen Seite. Anfüͤhrungen, deren Zahl fast zu groß ist und deren Wiederholung an diesem Srte nicht einmal moglich seyn wurde, weisen nach, wie weit sich Bauer schon von den gewöhnlichsten Forderungen der Schicklichkeit entfernt und wie er schon durch die Form seiner Schriften sich von der aka⸗ demischen Dozenten Laufbahn ausschließt. Die Theologen und die Theologie sind fuͤr ihn das Stichblatt, auf das er alle Schmach und Unehre ruͤcksichtslos haͤuft, als ob er sich daraus recht ein Verdienst machte.
Jetzt, im dritten Abschnitt, wirft der Verfasser, um den Stand⸗ punkt fuͤr eine gerechte Beurtheilung Bauer's zu 1a einen Blick auf die Entwickelung der iheologtschen Wissenschgften seit Luther. In dieser Geschichte des evangelischen Bekenntnisses stimmen wir dem Verfasser dgrin vollkommen bei, daß sich in Folge der reformato⸗ rischen . des sechzehnten Jahrhunderts eine allmaͤli immer starrer werdende , m. und, im Gegensatze zu ihr, dur Spener und Franke, ein Pietismus hervorbildete, der seinerseits wieder den Rationalizmus erzeugte; als aber lehterer sein Maß uͤber⸗ schritt, da rief er als einseitiges Gegengewicht und natuͤrliche Re⸗ action den Supranaturalismus hervor. Beide, Rationalismus und Supranaturalismus, werden schließlich in folgender Weise geschildert: jener, alles Wunderbgre in die planste Alltaͤglichkeit, oft gezwungen und geschmacklos, aufldsend, sey es mit Huͤlfe der gewagtesten Wort⸗ deutüngen, sey es mit Hälfe der Annahme magnetischen Einflusses; dieser, dem unbedingten Wort der heiligen Urkunden und dem volisten Wunderglauben sich fromm hingebend, mit Verachtung und Herab— setzung des menschlichen Verstandes. So kam man wieder in eine harte Orthodoxie zuruͤck, mit welcher jetzt der Pietismus eine Ver— einigung einging, da er doch, seinem geschichtlichen ursprung nach, mit erer im Gegensatze stand. Mitten unter diesen Gegensaͤtzen erzeugte sich nun in Folge eines allgemeinen Aufschwunges des wis⸗ senschaftlichen Lebens in Deutschland einerseits eine philosophische, andererseits eine kritische Richtung auch im Gebiete der Theologie, von denen jene in Fichte und Hegel, diese in Schleiermacher haupt⸗ saͤchlich ihre Repraͤsentanten fand. Erfüllt und getragen von echt christlichem Geiste durfte Letzterer es wagen, bef seinen kritischen Forschungen uber die Evangelien Bahnen zu eröffnen, welche zu betreten die Orthodoxie zu befangen gewesen war; diese Bahnen konnten ihn aber in die Gefahren nicht stuͤrzen, in welche wir die Neueren verwickelt sehen. — Beide Richtungen, die philosophische wie die kritische, findet der Verfasser in den Schriften Bauer's wie⸗ der, jedoch so, daß die erstere vor der letzteren die bei weitem uͤber⸗ wiegende ist. Bauer gehört der juͤngeren Hegelschen Schule an. Von dieser, so wie von der Hegelschen Schule uberhaupt, leitet nun der Verfasser die Anstdße der Bauerschen Lehre ab, aber bei aller Entschiedenheit seines Widerspruchs gegen diese Philosophie ist er so gerechf⸗ die Irrthuͤmer derselben nicht ihr allein aufzubuͤrden, son⸗ ern ihren Zusammenhang mit den Irrthuͤmern aller groͤften Phi— losophen . nachzuweisen: sie seyen so alt wie die Philosophie selbst. Das Bestreben Plato's, aus Begriffen zu deduziren, das Kon⸗ krete aus dem Abstrakten abzuleiten, diefer Irrthum kulminirt bei Hegel. Das Naͤhere dieser Darstellung läßt sich um fo weniger in der Kuͤrze deutlich zusammenfassen, als die Ansicht neu und eigen— thümlich ist; wir verweisen deshalb auf den interessanten Abschnitt selbst, so wie auf des Verfassers fruͤhere Schriften; der in ihnen niedergelegte wissenschaftliche Inhalt wird vielleicht der Philosophie noch fruchtbare Streitpunkte bringen. Was hier den naͤheren Zusam⸗ menhang angeht, so handelt es sich darum, ob, wie die Eperulation will, das letzte Prinzip in einem sich selbst denkenden objektiven Ge⸗ danken, dem nichts unerkennbar bleibt, zu suchen sey, wobei Gott denn sogleich aufhöͤren muß, der in sich feste Punkt zu seyn. Bauer treibt die gehre von der absoluten Erkennbarkeit durch den objekti⸗= ven Gedenken nur noch weiter. Die Philosophie soll die Religion aͤnzlich absorbiren, und so erklaͤrt sich sein Vernichtungskrieg gegen ie Theologie, ja gegen das Christenthum selbst. Die Refultate, die sich aus Bauer's Verfahren fuͤr die christliche Dogmatik ergeben, sind aus dessen aphoristischen Acußerungen nicht unmittelbar zur An⸗ schauung zu bringen, und der Verf. wendet sich daher zu Marhei⸗ neke's Lehrgebaͤude dieser Wissenschaft. Namentlich findet er in der Darstellung der Auferstehung und unsterblichkeit eine starke Umdeu⸗ tung der biblischen und kirchlichen Lehre in Hegelsche Philosophie, und er fragt, ob so von der Substanz dieser Dogmen noch etwas übrig bleibe. Schließlich bespricht der Verf. das von Marheineke zu Gunsten Bauer's abgelegte Separatvotum und hebt darin den Wi⸗ derspruch hervor, daß einerseits Bguer's Lehre zur wahren Verherr—⸗ lichung des Christenthums fuͤhren solle, er selbst andererseits aber doch nicht Theologe solle bleiben konnen. Im folgenden Abschnitt werden nun die verschtedenen Parteien geschildert, die aus der Hegelschen Schule hervorgegangen sind. Auf der aͤußersten Linken stehen hier die Deutschen Jahrbücher, und denselben Standpunkt hat auch Bauer inne. Er und seine Partei wollen die nothwen digen Konsequenzen des Systems; mit welcher Ungeduld sie aber diefe Konfeguenzen er⸗ eitiren, und wie sie den Prozeß des dialektischen Weltgesstes zu för⸗ dern bemuͤht sind, dies ist in heiterer Weise dargestellt. Hegel, ja Strauß sind ihn nme nr Gestirne, jetzt kulminiren Bauer und Feuerbach, und das Christenthum ist weit aus den Augen entschwun⸗ den. Der Unverstand dieser Extreme wird anschaulich gemacht und ihre Ohnmacht dargelegt; Alles, was sie noch halte und ihre Existenz moglich mache, sey eben entgegengesetzte Partei, die sich nach den anderen Seite eben so weit verloren hat. Gluͤcklich und frapyant finden wir das Bild, die Ertreme seyen abstrakt, leblos, farblos, wie Weiß und Schwarz, aber die Mitte ist nicht das aus Weiß und Schwarz gemischte Grau, sondern hier liegen die Farben,
das individuelle, konkrete Leben. In einer solchen Mitte sey Urtheil, Vernunft, Maß, Freiheit, überhaupt wahrhaftiges ,. u sinden, auf den Extremen nur Blindheit und Fanatismus. Wer * nicht das Uebergeugen de dieses scheinbar so nahe liegenden Gedankens. Der letzte Abschnitt it nun der eigentlich posittve Theil der Schrift; Es wird an den Gegensatz des Rationalismus und Supra naturalismus wieder angeknüpft. Jeder dieser Richtungen, ja selbst dem orthodoresten Pietismus, wird eine Wahrheit zugestanden, ein Necht zu Theil; aber auf keiner Seite liegt die ganze Wahrheit, für leine kann die unbedingte Hingebung aller Christen zefordert werden Die Philosophie hat sich angeboten, diese Differenzen zu lösen; was die Hegelsche anlangt, so hat der Verfasser gejeigt, daß sie nur neu— Verwirrung herbeigeführt, die Zahl der Spaltungen vermehrt hat. Aber der Verfasser sucht überhaupt diese Loöfung auf einer anderen Seite als der Philosophie. Er pflichtet den schpnen Worten Gothe s bei: „Die christliche Neligion ist ein mächtiges Wesen fur sich, woran die gesunkene und leidende Menschheit sich von Zeit zu Zeit wieder empoörgegrbeitet hat; und indem man ihr diese Wirkung zugesteht, ist sie aber aller Philosophie erhaben und bedarf von ihr keiner Stute. Die Traditions Ansicht Schleiermacher s, und zwar eine Er! 1 derselben ist es, welcher der Verfasser die gründliche, einfache, nicht palliative Losung des Zwiespaltes zwischen Rationalismus und Supranaturalismus zütraut. Worin aber diese kitgema e Erweite⸗ rung der Traditions Ansicht liege, überlassen wor dem Leser in der Schrift selbst aufzusuchen. Es ist diese Partie mit einer Warme, mit Eingeweihtbeit und eben darum Klarhest und Anschaulichkeit durch«
gl libri daß wir sie mit wahrem Genusse und zu unserer großen elehrung gelesen haben. Wir wuͤnschen ihr viele Leser und dle beste n In der That ist sie so abgefaßt, daß die Schwierigkeit der Gegenstande durch die Darstellung großentheils besiegt ist und sie sich daher fuͤr einen großen Kreis gebildeter Leer eignet. Sie zeigt, im Gegensatz der kritisirten Schriften, überall Würde, und wo die * lemik unumgaͤnglich war, selbst bei aller sittlichen Indignation, wiffen⸗ schaftliche Anerkennung des Gegners, uberhaupt Ruhe, Maß und parteilose Liebe fuͤr die Sache.
Kleteorologische Beobachtungen.
Abends 10 Uhr.
Nach einmaliger Ke obachtung.
Nachmittags 2 Uhr.
Morgens 7. Juli. 6 Uhr. Lusidruck . ... Luft ⸗rme ... Thaupunlkt ... Duustsi tigung Wetter
1812. ͤ
338,91“ Par. 338, 19 per. 37, 79 Par. Qduellwärme 7,687 KR. 11,187 R. 15,95? R. 11,99 R. Fluss nrme
4 7,157 R. 4 3,557 R. 4 4,7357 R. Boden vrme 56,3 pCt. bewölkt.
37,6 pCt. heiter.
72, 68 pet. heiter.
W. W. W.
Wolkenzug. .. — 4 w
Tagesmittel: 338, 28 Par.. 4 130 n.. ö, 15 R... 55,3 pœt.
Ausdũustuug Niederschlag Wärme wechsel
EE er liner Börse. Den S. Juli 1842.
Er. Cour. Brief. Geld.
Pr. Cour. hriet.
Fonds. 8
8 Actien.
It. Schuld- Sch. 4 — do. 2. 3 d abhgest. *) 1063 Er. Rug. Obl. 30. 1 Prüm. Sch. der Seehandlung. — Kurm. Schuldv. 34 lierl. Stadt- OlᷣJ. 4
Erl. Pots. Risenkh. 127 do. do. Prior. Obl. 4 — Med. Lps. Eisenb. 116 . do. do. Prior. Obl. —
Erl. Anh. Fisenb. 105 do. do. Prior. Obl. 102 Diss Elb. kisenb. 85
do. 0. Prior. Obl. — Rhein. Eisenb. 95 do. 0. Prior. Ol. I. 100
do. z. 33 3 abgest. 597 Danz. do. in Th. — Westp. Pfandler. 3 Grossh. Pos. do. 1 P Ostpr. Pfandbr. 35 Pomm. dM. 3 Kur- u. Neum. do. 3 Schlesische do. 3
Gold al marco — — Friedrichsd'or 133 13 Andere i oldmiün- J.
zen à 6 Th. — 10 97 Disconto — 3 1
) Der Käuser vergütet die abgelaufenen Zinsen à 4 pCt. und ausserdem pCt. p. anno bis 31. Dezember 1842.
Auswärtige Börsen.
Amsterdam, 4. Juli. Niederl. wirkl. Schuld 525. 55, 40. 100143. Kanz-Bill,. — 53, Span. 181 Pass. 47. A 46 j 9 1
Rill. 55 Span. *. s. 47. Ausg. Lins. —. Pröm. Sch. —. Fol. — . Oesterr. —.
lILIamhburg, 6. Juli. Raunk- Acten 1680 Be. FEugl. Russ. 10935.
London, 2. Juli. Cons. 35 913. Neue Aul. 203. Passive —. 23 Holl. 51. 55 —. 55. Port. 31. Rras. 64. Colnmb. 223. Mex. 36.
FP etershbu rg. J. Juli. Lond. 3 Met. 37. HIamb. 342. Paris 404.
Wien, 3. Juli. Rauk-Aeüen 1635. Aul. de 1821 107.
Preuss.
Königliche Schauspiele.
Sonnabend, 9. Juli. Im Schauspielhause: Die Nacht⸗ wandlerin, Oper in 3 Akten. Musik von Bellini. (Mad. Spatzer⸗ Gentiluomo: Amine, als Gastrolle. Mad. Pohlmann: Lisa.)
Sonntag, 10. Juli. Im Opernhause: Die Zauberfldte. (Herr Hartinger, vom Großherzoglich Badenschen Hof⸗ Theater zu Mannheim: Tamino, als erste Q ron;
Im Schauspielhause: Doktor Wespe.
Montag, 11. Juli, Im Schauspieihause: Das zugemauerte Fenster. Hierauf: Die Einfalt vom Lande. (Dlle. Anschuͤtz, vom Kaiserl. Königl. Hofburg-Theater zu Wien: Sabine, als Gastrolle.)
Marktpreise vom Getraide. J 6 in g 7 5 1842. Zu Lande: eizen 3 Rthlr.; Roggen 1 Rthlr. 21 Sgr., auch 1Rthlr. 20 Sgr.; Hafer 1 Rthlr. Eg. auch 1 Rthlr. 1 * 45.
Eingegangen sind 21 Wispel. 3 Rihlr. 7 Sgr. 6 Pf., auch
; een 6 6 . (weißer 3 r. 1 Sgr. 3 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 27 Sgr. 6 Pf, auch 1 Rthlr 20 Sgr.; kleine Gerste 1 Rthlr. 5 Sgr.; ted ij 63 3 89 9 gr auch 1 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf. Eingegangen sind 3068 Wispel Jo Scheffei. Das choc gi in , . Juli 1842. as Schock Stro ‚ r. 15 Sgr., auch 10 Rthlr. Centner Heu 1 Rthlr. 5 Sgr., auch 22 Sgr. 6 95. .
Kartoffel ⸗Preise. Der Scheffel 20 Sgr., auch 12 Sgr. 6 Pf.
. Branntwein⸗Preise.
Die Preise von Kartoffel Spiritus in der Zeit vom 1. bis Juli d. J. waren: 145 — 15 Rihlr. pro 2060 Guart * 3] pCt., oder: 19, 809 pCt. nach Tralles. Korn- Spiritus ohne Greschaͤft.
Berlin, den 7. Juli 1832. Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.
Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zin keisen. Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober Hofbuchdruckeret.