1842 / 196 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

= Paris, 11. Juli. Bei den Pariser Wahlen hat die konsefvative Partei zwei ihrer Deputirten verloren, die Herren Legentil und Beudin; sie sind durch zwei Oppositions-Deputirte, die Herren Billault und VBethmont, ersetzt worden. Zwei Wah⸗ len sind noch růckständig. die im 10ten und die im 11ten Bezirk; man glaubt, daß sie fuͤr das Ministerium guͤnstig ausfallen und daß die Herren von Jussieu und Possez die Majoritäͤt erhalten werden. Gestern Abend kannte man 68 Wahlen der Departe⸗ ments, von denen 31 dem Ministerium und IM der Opposition angehbrten. Von diesen 68 sind 358 wiedergewahlte Mitglieder der vorigen Kammer. Die Opposition, die in Paris zwei Stim⸗ men gewonnen, hat in den Departements unter den gestern Abend bekannten Wahlen drei verloren. Zwei radikale Deputirte sind um ihre Stellen gekommen, die Herren Portalis und Martin von Straßburg; sie wurden durch konservarive Deputzirte ersetzt.

Die Pariser Wahlen haben das Ministerium uͤberrascht; man glaubte nicht an den Erfelg der Herren Billault und Bethmont im Iten und im Sten Bezirk; zu bemerken ist auch, daß die Herren Jacqueminet und Jacques Lefebvre nur mit schwacher Majoritat wiedergewählt worden sind, und daß, im Ganzen genommen, das Ministerium . Stimmen hat als im Jahre 1839. Es ist unmdglich, diese Symptome zu verkennen; die Einwehner der Hauptstadt werfen sich in die Opposition, und bei jeder Erneuerung der Kammer verliert das Ministerium einige Stimmen. Zwar duͤrften diese Verluste durch eine umgekehrte Bewegung, die sich in den Departements kundgiebt, mehr als aufgewogen werden; wenn man jedoch weiß, welches Gewicht Paris bei den geringsten poli⸗ tischen Schwankungen hat, so kann man seine Neigung zur Op⸗ position und die Feindseligkeit, welche die Pariser Waͤhler gegen die Regierung offenbaren, nur mit Bedauern erblicken. In der Hauptstadt haben die Zeitungen mehr Einfluß auf das Publikum als in den Departements; 9 werden hier mehr gelesen und ge⸗ sucht, und da die Zahl der Abonnenten und Leser der Op⸗ positions⸗ Blatter bei weitem großer ist, so koͤnnen die konser⸗ vativen Blaͤtter deren Einwirkung nicht immer paralysiren. Uebri⸗ gens thut der Preis der Journale hierbei auch etwas. Das Sidele ist das einzige Blatt, welches zu 10 Fr. ver— kauft wird, und dieser Umstand trägt dazu bei, daß man ihm den Vorzug vor vielen anderen Blaͤttern giebt, deren Abonnements⸗Preis hoͤher ist. Die Art, wie das Sidele redigirt wird, ist uberdies ganz nach dem Geschmack der niederen Volks⸗ klassen. Es ist ein geschwaͤtziges, deklamatorisches Blatt ohne Gedanken und Kenntnisse, und so etwas will die Menge eben. Die Qppositionsblätter stimmen Jubel an und nehmen die Er⸗ gebnisse der Pariser Wahlen als einen ungeheuren Sieg. Wir unsererseits bleiben bei dem Glauben, . das Ministerium in den Departements eine sehr bedeutende Majoritaͤt erhalten und daß die Qpposition dort ihr ane Terrain verlieren wird. Die Ausschließung zweier radikaler Deputirten ist ein ziemlich beruhi⸗ gendes Ereignitz; es beweist, daß man zu gesunderen und friedli⸗ cheren Grundsaͤtzen zurückkehrt. Herr Thiers, der die radikalen Kandidaturen unterstüͤtzt hat und unterstuͤtzen laßt, wird mit seinem Erfolg wenig zufrieden seyn. Dieser Staatsmann hat merkwuͤrdige

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sie dadurch den ausschweifenden Theoricen der Kommunislen und ähnlicher Sekten immer zugänglicher gemacht werden.

Herr Eugen Sue, den man bis jetzt nur als einen leidlichen Romanschreiber kannte, ist im Begriffe, sich der Welt als der Er⸗ finder eines neuen oder vielmehr cines aufgefrischten Strafspstems zu offenbaren, dessen Glanzpunkt darin besteht, daß es die Vlen dung an die Stelle der Todeostrafe setzt. Herr Eugen Sue hat die Zweckmäßigkeit seines Systems zuerst in einem Romane dar⸗ e nm, den das Journal des Débats in diesem Augen—

licke in einer Reihe von Feuilletons veroffentlicht, aber er ver⸗ spricht, dieselbe demnaͤchst auch wissenschaftlich in einem Aufsatze in der Revue des deux Mond es zu rechtfertigen. Für Sir mag es genügen, diese Idee des aus seinem Gebiete verirrten Lo⸗ mantikers, diesen Vorschlag der Rückkehr zu den Gebräuchen einer raffinirten Barbarei, in ihrer ganzen Nacktheit wiederzugeben. Was würde man z. B. demjenigen antworten, der vorschlüge, die Kriegsgefangenen, wie vor Alters, zu Sklaven zu machen, unter dem menschenfreundlichen Vorwande, daß auf diese Weise der Eigennutz bei der Vermeidung unndthigen Blutvergießens auf dem Schlachtfelde betheiligt werden wuͤ rde?

Großbritanien und Irland.

London, 12. Juli. Eine Deputation des Vereins gegen die Korngesetze, aus sämmtlichen Abgeordneten der verschiedenen Theile des Landes bestehend, hatte am Sonnabend mit Sir R. Peel in der Amtswohnung desselben eine Unterredung. die über

eine Stunde dauerte. Herr Taylor und andere Herren seßhten weil snftig auseinander, daß, Ihrer Ansicht nach, nichts als eine gaͤnzliche Aufhebung der Kerngésetze im Stande seyn wurde, der i Lande herrschenden Noth gränblich abzuhelfen. Der Premier Minister hörte alle Auseinanderseungen mit der groͤßten Geduld und Aufmerksamkeit an, richtete mehrere Fragen an die Redner

Mißgriffe gemacht, seitdem er nicht mehr Minister ist. Eins fixe Idee nimmt ihn ganz und gar ein: er will Herrn Guizot stuͤrzen und sinnt nach allen erdenklichen Mitteln dazu. Aber neben die⸗ sem Gedanken beschäftigt Herrn Thiers natuͤrlich noch ein anderer: das Streben, ans Staatsruder zuruͤckzukehren. Nun, wenn diese seine Hoffgungen in Erfüllung gehen, was wir keinesweges glau⸗ ben, so wurde er die radikalen Deputirten und die der äußersten Linken, welche durch seine Unterstuͤtzung gewahlt worden, jedenfalls zu Gegnern haben. Herr Thiers scheint sich seltsame Illusionen zu machen, wenn er diese Stellung nicht begreift. Abgesehen von der Gehaͤssigkeit seines Benehmens, ist dasselbe auch ganz unge⸗ schickt, und seine Combinationen werden sich fruüͤher oder spater gegen ihn selbst kehren. Seine Wiedererwählung zu Aix ist ge—⸗ sichert, aber er wird viel weniger Stimmen erhalten, als im Jahr 1839, und seine Majoritaͤt wird nicht uber 30 bis 35 Stimmen betragen. Die öffentliche Meinung muß sich wohl ruͤhren, wenn sie einen Mann, der so lange Zeit mit den Staats⸗-Geschästen zu thun gehabt, einen so falschen Weg einschlagen sieht, und am Ende 5 die Wähler nicht immer geneigt, blos den Leidenschaften u dienen.

Es sind mehrere legitimistische Deputirten wiedergewählt wor— ben, im zweiten Wahl-Kollegium von Toulouse scheint jedoch die Wahl des Herzogs von Valmy auf einige Schwierigkeiten zu stoßen, denn man kannte heute das Ergebniß des Sfrutiniums noch nicht. Die Wiedererwählungen von legitimistischen Deputir— ten, die der Telegraph gestern meldete, betreffen die Herren Bechard, Espinasse, von Larey und Alban ven Villeneuve. Der Letztere, der zu Lille gewaͤhlt worden, ist auch als Konkurrent des Herrn Thiers zu Aix aufgetreten.

* Paris, 10. Juli. Mehrere Blaͤtter suchen die durch den Moniteur veröffentlichten handelsstatistischen Dokumente welche den wachsenden National⸗Wohlstand in Frankreich darthun zu einer Waffe gegen die Regierung umzuschmieden. Ja, ruft der National aus, Frankreich macht im Innern reißende Fort⸗ schritte, 41 eurer schlechten Verwaltung, aber eben hierin liegt die starkste erurtheilung des herrschenden Systems; denn was wurde erst unter einer wahrhaft nationalen Regierung aus diesem Lande voll unerschoͤpflicher Lebensfuͤlle werden! Die Abgeschmackt= . dieser und ahnlicher Tiraden bedarf keiner Nachweisung. Auf . 1 Seite darf man Ergebnisse, wie das starke Steigen . und Ausfuhr allerdings nicht so hoch anschlagen, als die ——— der Regierung geneigt sind, es zu thun. Wenn der 4 f , n Frankreichs unstreitig im raschen Stei⸗ 6 6. . st, und wenn das Verdienst dieser Erschei⸗ hr 6 h n großentheils der herrschenden Politik 2. h! dae w. keinesweges, daß die materielle Lage der

. j . ndividuen und Familien sich in demselben Maße verbessert habe. Es ist vielmehr sehr möglich, daß, ungeachtet der Zunahme des National⸗-Reichthums, der? chistand der Masse des

Volks, der arbeitenden Klassen, im Ab ĩ manche positive Zeichen deuten —— 362 88m . oͤkonemische Bewegung in Frankreich wirklich stattfindet. Wenn die Gescke fehlerhaft sind, nach denen sich die Crzeugnisse des Nationalfleißes auf alle Antheilberech tigten vertheilen a muß na⸗ tuͤrlich das Mißverhältniß zwischen den verschiedenen Vermbgens— klassen immer . werden, je hoͤher der Gesammt⸗-Erwerb ber— haupt steigt. rmuth und Reichthum sind korrelative Erscheinun en im Staate; je mehr sich der leßtere anhäͤuft, desto weiter breltet sich die erstere aus. Daher ist es denn mehr als zweifelhaft, ob die auch in Frankreich in Folge der großen Speculation in Ge— werbs⸗ und Handels sachen ö. und mehr zum Vorschein kom- menden kolossalen . mer ein wahrer Gewinn fuͤr das Land seyen. Die Nothwendigkeit der Herstellung eines gewissen Gleichgewichts in Besitz und Genuß wird aber leider in der 1 h⸗

heren Sphaͤre der Gesellschaft so gut wie gar nicht erkannt, w rend die unteren Klassen dieselbe allzu kbhft empfinden, so daß

und ertheilte der Deputation schließlich folgende Antwort: „Sie werden einsehen, meine Herren, daß, da äber diese Gegen— staͤnde fast jeden Abend im Unterhause debattirt wird, von mir nicht zu erwarten ist, daßz ich Ihnen etwas Neues mit⸗ theile. Ich werde jedoch dafür Sorge tragen, daß die That— sachen und Angaben, welche Sie mir vorgelegt. zur Kennt— niß der Regierung Ihrer Mojestat gelangen. Ich habe h⸗ nen weiter nichts zu sagen, als Ihnen mein inniges Mitgefühl für die Leiden des Landes auszudrücken und fuͤr das von Ihr abgelegte Zeugniß, welches leider, wie ich fuͤrchte, unbestreitbar ist, hnen zu danken.“ Auf ein Schreiben, welches der katholische Erzbischof von Tuam, Dr. Mac Hale, uͤber die Noth im westlichen Irland an Sir R. Peel gerichtet hatte, ist von diesem unterm Iten d. geantwortet worden, er habe dasselbe mit Aufmerksamkeit gelesen nd koͤnne versichern, daß dieser schmerzliche Gegenstand von der Regierung in England und Irland in ernstliche Er waͤgung gezogen worden sey.

Im Oberhaufe ist gestern ein Antrag Lord Brougham's auf Ernennung einer Kommission zur Untersuchung der im Lande herrschenden Noth mit bi gegen 14 Stimmen und im , ee ein Antrag des Herrn Villiers auf gänzliche Aufhebung der Korn— gesetze mik 231 gegen 117 Stimmen verworfen worden.

Lord Ponsonby, ehemaliger Botschafter zu Konstantinopel, ist vom Kontinent hier angekommen und hat bereits den Mitgliedern der Kbniglichen Familie und des diplomatischen Corps seine Be⸗ suche abgestattet.

Nach Berichten aus Lissab on vom . Juli sind die beiden Traktate nit Großbritanien, der Handels-Vertrag und der Ver— trag gegen den Sklavenhandel, endlich von Lord Howard de Wal⸗ den' und dem Herzoge von Palmella unterzeichnet worden. Das Schluß Ergebniß der Wahlen ist höͤchst glaͤnzend fuͤr das Ministe⸗ rium; die Spposition wird sich auf die fo Uitra's und Miguelisten, die im Distrikt von Lissabon gewahlt wurden, und etwa fünf bis sechs andere beschraͤnken. Am 10. Juli sollen die Cortes eröffnet werden.

9 lung i *

ist es so weit

Reden einer Deputation von

vollen Zustand der Fabrikarbeiter u. J. w.

verspricht, ihre Vorstellungen und e r e,, . vor sei

Koilegen zu bringen, obgleich Letztere nichts Geringeres bezwecke als die gaͤnzliche Ab schäffung aller Getraide⸗Zbüle! Die Mor ning Po st meint freilich, er ut? die Aufwiegler unter polizeilicher Bedeckung nach Hause und die Rädelsfuͤhrer ins Zuchthaus schicken sollen. Aber weit entfernt, solche Staatsstreiche zu wagen, ist er offenbar bereit, den Vortheil der Gutsbesitzer dem Interesse der Mittelklassen nachzusetzen. Abgesehen von jener merkwurdigen Episede, welche sich letzten Sonnabend ereignete, und woruͤber in den gestrigen Zeitungen das Naͤhere berichtet wird, bezeichnet auch das ganze Benehmen Sir R. Perles, seitdem der Verein gegen die Korngesetze auch im Parlamente wieder die Offensive . hat, fast einen Mann, welcher jeden Augenblick bereit ware, die Waffen zu strecken. Mit feinem großen, freilich zum Theil höchst unzufriedenen und murrenden Anhang hinter sich, läßt er sichs gefallen, daß die dringendsten Maßregeln, wie z. B. das Armengeseß, verzogert werden. Aber was noch Nel bedeutender, er läßt es fast ohne Widerrede, wenigstens nur mit Klagen geschehen, daß ihm ein Abend um den anderen von denen, welche dem Ministerlum zur Erhaltung der Subsidien eingerͤumt worden, durch Debatten über die Noth des Landes und den Druck des Korngesetzes hingenommen werden. Seine Reden, sind apologetisch, ablehnend, bittend. Er habe die von ihm gutgehelße⸗ nen und von der Opposition so fehr gebilligten Grundsaäͤtze für jetzt nicht weiter fuͤhren koͤnnen, ohne keheh hn Interessen zu verletzen und Gefühle zu erregen, welche der weiteren Ausfuhrung jener Grundsatze hinderlich werden müßten. Man spolle doch nur Geduld 3 und seinen Maßregeln Zeit lassen, zu wir⸗ ken! Dieses beständige Dringen auf westere Veraͤnderungen im n sey ja gerade das, welches die freie Wirkung de elben hindere, Indem es die Spekulanten in Versuchung führe, mit der Einfuhr noch zuräckjuhalten. Sollten sich dieselben aber unwirk⸗ sam beweisen, Handel und Gewerbe wieder zu beleben, so solle ihn keine falsche Scham abhalten, seine 1 Ansichlen zu ändern und Tarif⸗ und Korngesetze einer weiteren Revision zu unterwerfen! Ja, er zweifelte gar nicht, daß, wenn man die Guts⸗ besitzer überzeugen könne, daß letztere die Haupt⸗Ursache des jebigen

Elends seven, sie nicht anslfehen würden, ihr Interesse zu opfern und in weitere Ermäßigung zu willigen.

Dies war wenigstens der Cin der gestrigen Rede Sir R. Peel s, welche seine Anhänger mit Furcht und Schrecken erfuͤllt haben muß. Die obengenannten Abgeordneten sprachen zwar von der baldigen Auflösung des Vereins, und zwar, als von einem Schritt, der den arbeitenden Klassen f en muüͤsse, daß alle Hoffnung zu Ende sey und folglich für dieselben nichts abrig scheinen můsse, als Gewalt; aber nach diesem glücklichen Ersolg werden sie sich ge⸗ wiß nicht beeilen, ihre Drohung in Erfüllung zu bringen. Sie wer⸗ den es im Gegentheil an keinem Mittel fehlen lassen, welches hoffen läßt, wo nicht die Gutsherren zu dieser Ueberzeugung zu bringen, sie doch in Furcht zu jagen. Die Noth ist ring groͤßer, viel aus⸗

ebreiteter, als man 65 je erinnert bei ähnlichen Stockungen ge: fh. u haben. Doch niuß man, wo so viele 2 ein per sbnli⸗ ches, theils ein Partei⸗Interesse haben, die Dar ellungen von die⸗ ser Noth zu übertreiben, auf seiner Hut seyn, daß man nicht Alles, was gesagt wird, unbedingt glaubt. So groß auch die Scheu vie⸗ ler Arbeiter seyn mag, in ein Armenhaus zu gehen, ist es wahr⸗ scheinlich, daß ganze Massen lieber wochenlang von gekochten Nesseln leben, und andere eine halb verfaulte Kuh ausgraben und essen, und wieder andere ein verrecktes Kalb vom Mist aufheben und zur Nahrung nach Hause tragen, wie Cobden in einer am Frei⸗ tag im i, , . gehaltenen Rede behauptete? Auch Lord Brougham's Rede, womit er gestern Abend einen Antrag im Oberhause auf Untersuchung der allgemeinen Noth unte ätzte, war, so beredsam er auch sprach und so erschüͤtternd 6. ilder waren, doch voller Unwahrscheinlichkeiten. Indessen sind es eben diefe üebertreibungen und die Wiederholungen derselben, welche die Wirkung thun, die man von ihnen erwartet. Peel scheut offenbar die Verantwortlichkeit, die man ihm so beharrlich ins Gewissen schiebt, und soll auch mit den meisten seiner Kollegen, welche entweder staͤrkere Nerven haben oder sich nicht so unmittel. bar, wie er, dem Sturme ausgesetzt e in einigen Zwiespalt gerathen seyn, da er selbst in dieser Session noch weiter gehen möchte. Aber die Gutsherren selbst koͤnnen es auf die Lange nicht ertragen, sich fort und fort, der ganzen Nation ar e: als hartherzige Selbstlinge, ja als Mörder der Armen ezeichnet zu

sehen.

Indessen glaube ich Niemanden, der auf die Einfuͤhrung von Weisen ohne Zoll. oder doch zu viel niedrigerem, als dem jcßigen, rechnet, fuͤr diefes Jahr hierauf Hoffnung machen zu durfen, jumal da die Aerndte wirklich schon angefangen hat und n 9 fallen verspricht, auch gesiern der Preis auf hiesigem Markt be⸗ reits um 2? Shilling fuͤr den Quarter, gefallen ig. Diess Um— stande nebst dem herabgesetzten Tarif dürften den Winter fur die Armen erträglicher machen, als die Gegner des Ministeriums uns wollen fuͤrchten lassen.

Heute Abend wird Peel eine Maßregel zum besseren Schutz

der Königin vorschlagen.

Deutsche Bundesstaaten.

Stuttgart, 9. Juli. Südd. Bl. Die Kenserenzen der Finanz- Bevollmächtigten der Deutschen Zoll⸗Vereinsstagten ziehen in hohem Grade die Aufmerksamkeit des Auslandes auf sich. Neu⸗ sich wurde gemeldet, daß der Englische Gesandte, Sir George Shee, von dem Grafen Aberdeen . erhielt, seine Urlaubt⸗ reife gegenwartig nicht anzutreten. Nun ist von g ar. Seite der bevollmächtigte Gesandte in Berlin, General Willmar, hier eingetroffen, und in den nächsten Tagen erwartet man auch den Gefandten der Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika in Ber⸗ lin, Herrn Wheaton, wwelcher während der Dauer der Zoll Kon⸗ ferenzen feinen Aufenthalt in Stuttgart nehmen wird. Der neue Niederlandische Gesandte hat bereits gestern dem Könige seine Kreditive überreicht. Der Franzbsische Gesandte, Vicomte de Fon⸗ tenay, hat ebensalls eine beabsichtigte Badereise eingestellt und wird, dieser Verhandlungen wegen, den ganzen Sommer hier und in dem nahen Kannstadt verweilen.

Karlsruhe, 12. Juli. (Ober d. 3.) In der heutigen Sitzung der Abgeordneten⸗-Kammer war die . des Kom⸗ mifsions⸗Berichts in Betreff besserer Schutzlblle für die Vaum⸗ wellen Industrie ic. an der Tagesordnung. Finanz⸗Minister von Boͤckh erklärt, daß er auf die Diekussson nicht eingehen konne, besonders da gegenwartig der Zoll-⸗Kongreß versammelt sey, und er den dortigen Berathuͤngen nicht vorgreifen konne. Der Red— ner sieht den Hauptfeind der Baumwollenspinner in dem streiten— den Interesse der Spinner und Weber, zwischen welchen ein bil⸗ liger Vergleich erforderlich sey; ein Verdacht, daß die Industrie aüs politischen Grunden niedergehalten werde, sey albern. Abg. Goll sucht darzuthun, daß von dem beantragten Zellschutze das Seyn oder Nichtseyn dieses n. abhaͤnge. Abg. ann weist nach, wie sowohl die Baumwollen⸗ als die Leinen⸗

ndustrie bei Fortdauer der jetzigen Verhaͤltnisse unfehlbar ju Grunde gehen muͤsse. Abg. Junghanns macht da⸗ ee das Interesse der Konsumenten“, so wie der We⸗ ereien geltend und glaubt, daß die Natur Baden auf den Ackerbau angewiesen habe. Zugleich spricht er sich gegen den Antrag auf Verzollung nach der en dell der Wagre aus. Er beantragt, da eben der Hol Cengiz . sey, uͤber die Kom⸗ missions⸗ Antraͤge zur Tagesordnung überzugehen und dafür das Ministerium zu bitten, fuͤr eine angemessene r erh dun Sorge zu tragen. Abg. Hoffmann unterstuͤtzt den ersten und zweiten Antrag der Kommission. Hinsichtlich der Erhoͤhung des Zollsatzes für gemischte Waaren aus Wolle und Vaumwolle will er jedoch 50 Rthlr. nicht als das Minimum, sondern als das Maximum festgestellt wissen. Bel Antrag 3 ware statt wenigstens: höchstens zu fetzen und der Schlußsatz ganz zu streichen. Abg. Mathe laubt, daß die Baumwollen⸗ In buli in Deutschland auf fem chen Füßen siehe, so lange als die Mündungen der Flůsse nicht im Bereiche des 1 ereins und von einer Deutschen Handels⸗Marine ges f seyen. Abgeordnete Goltschalk weist nach, daß 206 Millionen jährlich an England abgegeben werden, welche mit Deutschen Kräften verdiem werden köͤnn⸗ ten; die Konsumenten würden bei gröͤßerem Wohlstande besser daran seyn, als wenn sie wenig bezahlen durften fur Wgaren, aden dic lch igen ige nicht hätten. Mig. Pe sselt erklärg er wänsche nicht, daß das al r en, in unserem Lande allzu sehr gesteigert Abg. Rätt ig äußert, die Kammer solle nur einen „hin⸗ laͤnglichen / Zollschu fa aumwoll en⸗Fabrleation beantragen, wel⸗ e Rnrrcäoe fich bg. Ju n ghanns anschließt. Abg. Mördss ieht zwar die Erringüng der Handelsfreiheit im Allgemeinen fuͤr schn waänschengwerth an; aber nur auf, der Pasic mer, vollkgm⸗ menen Gegenseitigkeit; und a in dieser Hinsicht die Be⸗ mertungen des Abg. Mathy. Abg. Welcker bemerkt, daß er an eine gedeihliche Förderung der Beutschen Industrie-⸗Verhaͤltnisse nicht glaube, so . Alles, was dieselbe betrifft, nur von studir⸗ ten ier fob(shern n verschlossenen Stuben verhandelt wird, und die Stimmen der Sachkundigen nicht zu rechter Zelt Einfluß ge⸗ winnen konnen. So lange dieser Zustand dauert, würden

werde.

sich die Hansestaͤdi wohl schwerlich an den Zell Verein anschlleßen. Er wunscht suͤr 16 Verhaͤltnisse nicht nur freie Presse, sondern auch bffentliche 6 der Sachkun⸗ digen. „Trefurt erkennt die Nothwendigkelt des Zollschutzes an, will aber keine Prämie fuͤr die Spinnereien, sondern nur angemessene“ Zölle im Sinne des Abg. Rettig Abg. Basser⸗ mann fragt den Finanz-Minister, ob er ig . in geheimer Sitzun ittheilungen über die Gegenstaͤnde des oll⸗Kongresses u * Herr von Bbckh verneint; man wisse. was von ge en“ Sitzungen zu halten sey, und er könne die Regierung nicht ompromittiren. Abg. Bafsermann hebt das Nachtheilige der Verfahrens hervor, nach welchem die Kammer erst Kenntniß von diesen Verhandlungen bekomme, wenn nichts mehr zu ändern sey. Abg. Sand er hofft nicht viel von den Stuttgarter Konfe⸗ renzen, wofuͤr er die bisherige Erfahrun en namentlich in Vezug auf die Leinenspinnereien. Er, alt fuͤr Leinengarn ei⸗ nen Zollsatz von 19 15 Nthlrn. fuͤr durchaus nothwendig; dies liege nicht blos im Interesse der Fabrikation, sondern auch besonders des Ackerbaues, und er glaubt, daß der Antrag be⸗ stimmt dahin zu stellen sey. Abg. Gott sch alk unterstützte den neuen Antrag Sanders in Bgichung auf, die Leinen⸗ Industrie, Abg. Hoffmann haͤlt den Zollsatz auf Leinengarn von 10— 15 Rtbir. fur zu hoch und glaubt, man solle sich darauf beschraͤnken, berfelben „gleichen Schuß“ wie der Baumwollen⸗Industrie zu ge— wahren. der Absiimmung wurde der Antrag des Abg. Ret⸗ tig, blos um „hinlaͤnglichen ! Zollschu ohne nahere Bestimmungen zu bitten, verworfen; der Antrag des Abg. Hoffmann, in dem dritten Punkte der Kommissions- Anträge statt wenigstens: hoͤch⸗ stens zu setzen und den Schlußsaß zu streichen, angenommen; die Kommissiong⸗-Anträge und 2 angenommen; Abg. Mathys An⸗ trag, sich ohne Bestimmung um „angemessenen“ olijchn⸗ fuͤr die Leinen⸗Industrie ju verwenden, verworfen, und der Sandersche Antrag auf 10 15 Rthlr. Zoll fur Leinengarn angenommen.

Weimar, 12. Juli. (Magd. 3.) Die Prinzessin von r hat heute eine Reise in die Schweiz angetreten; Ihre Koͤnigl. . wird zuerst ihre fruͤhere Gouvernante auf deren Landgut bei Lausanne besuchen, wo ihr erlauchter Vater, unser Großherzog, der den 15ten von hier dahin abgeht, die Prinzessin treffmn wird, um dann mit ihr zugleich die Reise fortzusetzen.

Oesterreich.

Wien, 11. Juli. Eine schreckliche, in der Nacht vom 2b. auf den 27. Juni nach 11 Uhr entstandene Feuersbrunst hat einen großen Theil der Kreisstadt Rzeszow in Galizien und zwar den, welcher von Handwerkern und sonstigen Gewerbsleuten bewohnt wird, in Asche gelegt. Ein heftiger Wind, der mehrmals während des Brandes seine Jiichtun änderte, verbreitete plotzlich die Flamme in Gegenden, welche man keiner Gefahr ausgesetzt dachte. Meh⸗ rere Tage hindurch war kein Regen gefallen, und die Dächer so trocken, daß jeder Funke auf denselben zur vernichtenden Flamme wurde. Die aus dem ersien Schlafe aufgeschreckten Bewohner hatten kaum Zeit, sich und die Ihrigen zu retten, und selbst dies ist nicht vollstaͤndig gelungen, da viele Familienglieder vermißt wer⸗ den. Noch ist der Umfang der schauerlichen Brandstaͤtte, die Grbße des Schadens nicht amtlsch ermittelt, aber sicher liegen über 150 Häufer sammt Nebengebäuden in Asche, darunter auch die beiden 66 Synagogen, und der Schaden wird nicht unter 300,000 Fl. etragen; an 3500 Menschen sind ohne Obdach.

Wien, 12. Juli. ein Kasserliches Patent, die Errichtun Kredit⸗Anstalt“ betreffend, nebst den

Schweiz. Dem Echo vom Jura zufolge, waren bis jetzt folgende Vo— ten in der Kloster-⸗Angelegenheit bekannt: Fur die Kloöͤster: Gegen die Klbster: 1 Solothurn Ur Bern Schwyz Aargau Unterwalden Thurgau Zug Tessin Freiburg Glarus Neuchatel Schaffhausen St. Gallen Waadt Wallis Zuͤrich Basel⸗Stadt Basel⸗Land Appenzell Innerrhoden Appenzell Außerrhoden 9 Staͤnde. 9. Stände.

Die heutige Wiener a n enthaͤlt einer „Gallizisch⸗standischen tatuten dieser Anstalt.

Die Instructionen von Genf und Graubuͤndten sind noch nicht bekannt; wahrscheinlich (sagt das Echo) werden dieselben Es ist daher

rage auch dieses Jahr

für den Muraltschen e,, , fallen. zu erwarten, daß diese an sich so einfache noch keine Erledigung sinden werde, außer wenn sich etwa der

Walliser Gesandte in letzter Linie zum Neuhausischen Antrage nei⸗

en wurde, was wir jedoch bei der gegenwartigen Stimmung des kalhcnssch n Walliser Volks kaum glauben konnen.

Italien.

Von der Italienischen Gränze, 6. Juli, G. 3) Aus Mantua ist die fuͤr jeden Menschenfreund gewiß hetruͤbende Nachricht eingegangen, daß es daselbst (wie bereits erwahnt) zwi⸗ schen den Christen und Israeliten zu einem Konflikt gekommen ist, der leider einige Menschenleben gekostet hat. Ich erzähle Ihnen das Faktum mit den Worten eines vor mir liegenden Ita⸗ sienischen Briefes. „Schon seit einiger Zeit hatten fa mehrere junge Leute, durch polemische Predigten aufgereizt, zur Verfolgung der Israeliten verbunden und warteten nur der Gelegen⸗ heit, um ihr Vorhaben auszuführen. In einem Kaffee⸗ 2 gab einer derselben am 30. Juni ohne die geringste

eranlassung einem Israeliten einen Fußtritt, und als die⸗ ser sich daruber beschwerte, eine Ohrfeige, worauf. zwischen den anderen anwesenden Israeliten und Christen ein heftiger Streit sich entspann. Dies war das Signal zu weiteren Thaͤtlichkeiten, welche sich mehrere Christen auch gegen die Juden im Ghetto er⸗ laubten. Der Platz⸗-Dberst eilte herbei, um den Streit beizulegen, allein einer der Unruhestifter stieß ihn m. und riß hin den Orden von der Brust. Das mittlerweile herbeigekommene Mili⸗ tair sah sich endlich gendthigt, Feuer zu geben, einige der Aufwieg⸗ ler wurden getöͤdtet, andere verwundet. etzt kam es zu einer volligen Emeute, die um so bedrohlicher wurde, als der Pöbel, der sich bis dahin ruhig verhalten hatte, mit den Soldaten ins Handgemenge gerseth. Ungluͤcklicherweise liegt in der Festung wahrend der heißen Jahreszeit nur eine schwache Besahung, die zur Herstellung des Friedens nicht hin⸗ reichte, der in der That auch drei Tage lang gestbrt blieb. Das der Israelitischen Familie Finz e r g; Landhaus wurde geschleift, sammtliche Häuser, wo die Tien, ten wohnten, mußten drei Tage lang chlossen bleiben, und keiner durfte es wagen, sich auf der

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Straße blicken * lassen. Am Sonnabend langte endlich eine be⸗ deutende Militalr⸗Verstarkung aus Verona an, und man lebt jetzt der Hoffnung, daß es gesingen werde, die Ruhe völlig wieder her zustellen.“ Üeberaus rühmlich wird in obigem Schreiben der . und menschenfreundlichen Maßnahmen des Delegaten gedacht.

Epanien.

Yradrid, 1. Juli. Der Kongreß wird wahrscheinlich in acht Tagen geschlossen werden. Vorgestern waren in der Depu⸗ tirten? Kammer 113 Mitglieder zugegen, und es sind 111 Mit⸗ sieder nöthig, um den Verhandlungen gültige Kraft zu geben.

as Ministerium hat angekündigt, daß die Cortes zeitig genug wieder einberufen werden sollten, um sie in den Stand zu setzen, das Budget für 113 bis zum 1. Januar erbͤrtert und votirt zu haben. se Einberufung soll im Monat Oftober erfolgen.

In der heutigen Xing verlas der Finanz⸗Minister eine Denkschrift, in welcher er den Zustand der Spanischen Finanzen und die Maßregeln auseinandersetzt, zu welchen er seine Zuflucht nehmen zu mässen glaubt, um dieser Lage abzuhelfen. Die Denk⸗ schrift wird gedruckt und vertheilt werden.

S aris, 109. Juli. Die Barceloneser Blaͤtter machen folgende nahere Angaben über die Umstaͤnde, unter denen die Ge⸗ fangennehmung Felsp's stattgesunden hat. Dieser beruͤchtigte Par⸗ teiganger war, wie es heißt, durch einen seiner eigenen Leute und aus Versehen, so schwer verwundet worden, daß er sich auf einer aus Zweigen geflochtenen und mit Kissen bedeckten Bahre vor den ihn verfolgenden Truppen flüchten mußte. Bei der Langsamkeit dieser Flucht wurde er zuletzt so hart gedraͤngt, daß ihn seine Be⸗

leiter endlich im Stiche lleßen. Er wurde indessen, da es tief n der Nacht war, doch eigentlich nur durch Zufall von den Ver⸗ folgern auf seiner Bahre gefunden. Die Mitglieder seiner Bande enttamen mit gewohntem Gluͤcke und gewohnter Gewandtheit, aber sie scheinen nach dem Verluste ihres Fůͤhrers nach allen Seiten hin zerstreut zu haben. Felip selbst wurde nach Vich gefuͤhrt und dort am Iten Abends 7 Uhr ohne weitere Prozeßform erschossen. Auf ähn— liche Weise wurde am 1sten ein amnestirter Karlist, Jose Boixador, dem man neue Mordthaten zur Last legte, in org vom Leben zum Tode befördert. Die Ordonnanz des General⸗Lapitains von Tatalonien, kraft deren solche militairische Hinrichtungen stattfin⸗ den, war anfangs nur fuͤr die Provinz Gerona bestimmt, ist aber neuerdings auf das ganze Fuͤrstenthum Catalonien ausgedehnt worden. Inwiefern dieselbe mit den Ideen des Gesetzes und des Rechtes vereinbar sey, mochte sich schwer nachweisen lassen. Gleich⸗ wohl scheint es nicht, daß bis jetzt irgend welche Reclamationen gegen das summarische Verfahren gegen die Karlistischen Aufrůh⸗ rer und diejenigen, welche denselben ihren Schutz leihen (denn auch, wer den Karlistischen Banden Zuflucht giebt oder auch nur sie nicht denunzirt, ist der blutigen Ordonnanz des Generals van Halen verfallen) erhoben werden sind. Die Catalonischen Kon⸗ greß⸗Deputirten, welche sonst so eifersuͤchtig uͤber die Rechte ihrer Mitbürger wachen, haben nie ein Wort gefunden, um auf die Beobachtung der prozessualischen Formen gegen die des Karlismus Verdächtigen zu dringen.

Man off daß die Vernichtung Felip's und die Ankunft des Generals Zurbano mit seinen neun Batalllonen mehr als hinrei⸗ chend seyn werden, um die bffentliche Sicherheit in Catalonien wiederherzustellen. Schon während der letzten acht Tage hat man wenig oder nichts mehr ven den Ueberfällen und Raubzügen ge⸗ hoͤrt, von denen fruͤher jede Nummer der Barceloneser Blaͤt ier voll war. Die Provinzial-⸗Deputation von Catalonien hat sich mit einer Bitte um die Sicherstellung des Looses der Nonnen der auf⸗ gehobenen Klöster, deren Lage sie als der höchsten Theilnahme würdig schildert, an die Regierung gewendet. Eine zweite an die Cortes gerichtete Vorstellung dieser Provinzial⸗Deputation betrifft die statt des 2 in e hen? Kultus⸗Steuer, welche das Volk für druckender halte, als jene abgeschaffte Realleislung, und die jedenfalls einer Modification bedürfe.

. Türkei.

Konstantinopel, 29. Juni. (8. A. 3). Mit dem letzten Franzöͤsischen Dampfschiffe kam ein an die Tuͤrkische Gesandt⸗ schaft in Paris attachirter Armenier hier an, durch welchen Re⸗ schid Pascha der Pforte alle ee fich Gesetzbuͤcher und Re⸗ glements üͤberschickte. Diese Sendung Reschid Pascha's wird wohl in den Archiven der Pforte verstauben und vermodern, wenn nicht der ehrenwerthe Sender selbst hierher kommt und die Zuͤgel der Regierung ergreift. Auch scheint es, daß Reschid Pascha durch seinen Sturz noch nicht vorsichtiger geworden ist und noch immer dien ungläckselige Lieblings⸗Idee hegt, die Tuͤrken zu franzoͤsisiren. Sein verungluͤckter Hattischerif von Gulhane, diese Charie de la jeune Turquie régénerée (und sein noch ungluͤcklicheres Franzoöͤ⸗ sisches Finanz⸗System, welches beinahe einen Staats-Bankerott, der Anfang war schon da mit dem Papiergelde, welches bei seiner Kreirung von Reschid Poscha 6 8 pCt. verlor, wahrend es jetzt al pari steht und fast verschwunden ist) herbeiführte, hätten ihn wohl eines Besseren belehren knnen. Von allen seinen Schoͤpfun⸗ gen ist jetzt beinahe jede Spur verschwunden.

Konstantinopel, 29. Juni. (O. B.) Im Laufe der vorigen Woche ist der Griechische Patriarch mit Tode abgegan⸗ gen, und an seine Stelle, in einer am 2bsten gehaltenen Synode, der Metropolit von Therapla, Germanos, zum Patriarchen er⸗ wahlt worden. Derselbe hat vorgestern seinen Investiturs-Besuch bei der Pforte abgestattet.

Inland.

Berlin, 11. Jull. Nach einer vorläufigen Zusammenstel— lung des Ertrags der Kollekte zur Errichtung eines Hospitals und

einer Schule fuͤr die Deutschen evangelischen Christen in Jerusa-.

lem sind eingegangen: in dem Reglerungs⸗Bezirk Königsberg ... ..... 1,126 Rthlr. 29 Sgr. 10 Pf. Gumbinnen k 2 Marienwerder Danzig

Stralsund

1.

Frankfurt

Magdeburg

Mer seburg

Erfurt

Breslau ...... .. ... ;

te S D 2 2 = Q

39 Rthlr.

*

Arnsberg Bromberg Aachen Koblenz Koln Důsseldorf Trier im Bezirk des Konsisto⸗ riums zu Berlin. .. 3024 unmittelbar eingesandte Betrage 616 „— * Zusammen NR r do Tes TV.. welcher Summe noch der bis jetzt unbekannte Ertrag der Kollekte in dem Regierungs-Bezirk Posen hinzutreten wird.

Diese, den gewbhnlichen Ertrag einer Kirchen⸗Kollekte weit aäbersteigende, Summe giebt einen erfreulichen Beweis davon, welche The nahm die Aufforderung zu Beiträgen für den oben erwahnten Zweck in allen Theilen der Monarchie gefunden hat.

Als besondere Erträge, die jedoch in der Summe der ganzen Kirchen-Kollekte von 11,635 Rthlr. 11 Sgr. 1 Pf. enthalten sind,

fallen auf die Stadt Berlin 2053 Rthlr. 9 Sgr. 1 Pf. 18 1 21 . 160

Königsberg Danzig 962 Stettin 5 = 5 19 Breslau . ? 6 ⸗— 6 Magdeburg w Frankfurt l = 8 1 Elberfeld 118. . Zusammen .. HIoI Rthir. 13 Sy. Ff.

Berlin, 16. gaz Der Minister des Innern hat unterm 17. April folgende Verfuͤgung in Bezug auf die Beaufsichtigung der staͤdtischen Verwaltung durch die 9 erlassen

„Der Königlichen Regierung übersende ich hierbei eine Eingabe des Magistrats zu ;, in welcher sich derselbe über die von br bin. sichtiich der extraordinairen Kassen Revisionen getroffene Anordnung beschwert. é.

Run ist zwar an der Be fugniß der Königlichen Hegg ung; eine solche Anordnung zu treffen, und sich dadurch von der Regel= maͤßigkeit der e führ; des Magistrats zu überzeugen, nach dem Schlusse des §. 1809 *) der Staͤdte⸗Ordnung nicht zu zweifeln, und dasjenige, waz der Magistrat dagegen anführt, widerlegt sich durch die klaren Worte des Gesetzes von selbst. Dagegen ist es eine ganz andere Frage: ob es auch raͤthsam sey, von dieser Befugniß ge⸗ gen jeden Magistrat ohne Ausnahme und ohne Unterschied, ob seine Geschaͤftsführung im Allgemeinen und seine Geschaͤfts⸗ Einrichtung Vertrauen für die Ordnungsmaͤßigkeit seiner Verwaltung einflöͤßt oder nicht, Gebrauch zu machen, und insonderheit auch, gegen die suüchtigen groͤßeren Magistraͤte eine solche regelmäßige jährlich wieder- kehrende Kontrolle einzuführen, wie die Königliche Regierung sie an geordnet hat. Diese Frage muß ich verneinen, indem ich der Mei⸗ gung bin, daß dergleichen regelmäßiges Einsenden von Akten und Nachrichten die besseren Magistraͤte, welche hierin ein Zeichen von Mißtrauen erkennen müßten, nicht mit Unrecht mißvergnügt machen, in viclen Fallen, besonders wenn bei der Königlichen Regiezung nicht sofort Resolution erfolgte, durch Abwesenheit der Akten bei der Ma—

istrats Verwaltung Aufenthalt und Sißrung veranlassen, die Koni

lich. Regierung aber ohne allen wesentlichen Nutzen mit (ner Masse von Gerichten überhäͤufen würde. Der größere Theil der Arbeit wird wohl den Rechnungs-Subalternen anheimfallen, die sich nicht immer durch große Schnelligkeit in der Bearbeitung auszeichnen, und deren Zeit und Kraft auch nicht ohne Noth in Anspruch genommen werden darf. Auf die Belebung der Verwaltung selbst wird dadurch in der Regel cher nachtheilig als vortheishaft eingewirkt werden. Weit besser wird es seyn, wenn in den wohlverwalieten Städten der Departe ments Rath sich bei gelegentlicher Anwesenheit durch Rüͤcksprache mit den Magistrats-Personen und mit den gebildetesten und zuverlaͤssigsten Stadtverordneten, so wie durch den Besuch der Gemeinde ⸗Institute, nach Befinden auch durch Einsicht der Akten ein lebendiges Bild der Verwaltung verschafft, in welchem Falle dann oft durch eine kurze Rücksprache mehr, als durch lange formelle Revisionen und Kontrol⸗ len auszurichten ist. .

Wenn daher der Magistrat zu N. nicht durch besondere That⸗ sachen Veranlassung zum Mißtrguen und zu der Ueberzeugung von der Nothwendigkeit solcher fortwaͤhrenden Kontroll Maßregeln gegeben hat, so möge 2 solche , und den Erfolg nur hl ; anzeigen, im entgegengesetzten Falle aber guta tlich berichten.

Biriinn den 17. April 1842. . *

Der Minister des Innern und der Polizei. v. Roch ow.“

Das Ministerialblatt für die innere Verwaltung publizirt nachstehende ministerielle Bescheidung vom 18. April d. J. an einige Buͤrger einer Stadt gerichtet:

„Auf Ihre Eingabe vom Zten v. M. erwiedere ich Ihnen, daß Ihr Antrag, zwei katholische, lediglich von den Katholit zu waͤh⸗ lende Stadtraͤlhe in den Magisträt aufzunehmen, den bestehenden Gesetzen zuwiderlaͤuft. Nach 5. 149 der Städte Ordnung machen Stand, Geburt und Religion hinsichtlich der Gewinnung des Bür—= gerrechts keinen Unterschieb. Nach 8. 45 aber macht der Inbegriff faͤmimtlicher Bürger die Buͤrgerschaft aus, welche die ihr durch das Gesetz verliehenen Rechte als ungetheilte Einheit ausübt und zu ihren Vertretern diejenigen auswählt, zu welchen sie das meiste Vertrauen hat. Zu diesen Wahlen wird nach s. 72 die Stadt in Bezirke ein getheilt, und eine Wahl nach Corporationen ist s. 73 ganzlich aufge⸗ hoben. Die StadtverordnetenVersammlung aber, welcher die Wahl der Stadtraͤthe zusteht, ist weder in sich in Konfessionen getheilt, noch ist derselben bei der ihr zustehenden Wahl der Magistrais Mitglieder die , . des Glaubensbekenntnisses vorgeschrieben, indem sie nicht nur Christen jedes Bekenntnisses, sondern nach 8. 8 des Ge— setzes vom 11. Maͤrz 1812 auch Juden zu waͤhlen berechtigt, keinesweges aber eine Konfession besonders zu beruͤcksichtigen verpflichtet ist; sie hat vielmehr lediglich ihrer Ueberzeugung von der Tuͤchtigkeit der Kandidaten zu folgen. Derienige, der Stadtrath zu werden wuͤnscht, kann dies nur dadurch erreichen, daß er den Stadtverordneten das Vertrauen einflößt, daß er sich bes⸗ ser, als andere Kandidaten fur die erledigte Stelle eigne. Dies Ver⸗ trauen ist aber nicht durch Befehle der oberen Behörden zu erzwin⸗ i sondern muß sich von selbst entwickeln und frei, ohne aͤußere

inwirkung, aussprechen. In einer anderen Stadt, deren Einwohner der Mehrzäbl nach Katholiken sind, in welcher sich aber eine bedeu⸗ tende evangelische Kirchen⸗ Gemeinde befindet, ist kein Evangelischer weder als Stadtrath noch als Stadtverordneter gewahlt worden, ohne daß die Behörden den Versuch gemacht haben, dies durch ihre Ein= wirkung zu aͤndern. In R dagegen sind schon viele Katholiken zu Stadt verordneten, Bezirks⸗Vorstehern und Magistrats Subalternen⸗ siellen gewählt worden. Wünschen nun die Katholiken zu diesen Stellen bfter und demnaͤchst auch zu Stadtraͤthen gewaͤhlt zu werden,

Y 8. 189. 1. 6. Uebrigens folgt es aus der Bestimmung des 8. 1, daß die Geschäͤftsführung des Magistrais nicht nur der Au ficht und Kontrolle der Provinziai⸗olizel⸗ Behörde, sondern auch des De= vartements Haths und jeder anderen dati geordneten Beh rde amnfse. worfen lebt. wallene dieren Debbeben li e fn g, wer,. jenige Auskunft, welche verlangt wird, zu errbenien nad die erfrder⸗ ten Berichte zu erstatten.