tirten 227 der Opposition und 230 dem Ministerium angehoͤrten. Die Entscheidung äber die Richtigkeit der einen oder der anderen — bleibt den ersten Abstimmungen in der Kammer vor⸗ ehalten.
bag ee vom 15. Juli. Die Boͤrse war heute etwas beru⸗ higter, und die Course sind um eine Kleinigkeit hoͤher gegangen. Die Nachricht von der schnellen Zusammenberufung der Kam⸗ mern und von der sofortigen Vorlegung eines Regentschafts-Ge⸗ etzes hat einen guten Eindruck auf die Spekulanten gemacht. s zeigte sich ndeß noch wenig Kauflust und das Anziehen der y an hauptsaͤchlich durch Gewinnst⸗Realisationen hervor⸗ gebracht.
O Paris, 15. 8 Wer seit vorgestern die aufrichtige Trauer, worin unsere Hauptstadt durch den unerwarteten Verlust des Herzogs von Orleans versetzt ist, nur einigermaßen betrachtet hat, der konnte die Ueberzeugung sich —— 2*— daß, ungeachtet der politischen Meinungs⸗-Verschiedenheit, welche die Franzoͤsische Nation zerspaltet, die Franzosen ein eminent monarchisches Volk sind. Die Treue und Anhaͤnglichkeit an den Thron hat
sich bei dieser Gelegenheit so lebhaft unter uns bewaͤhrt, daß selbst die Feinde der Jull-Dynastie, von der allgemeinen Trauer um den
Herzog von Orleans fortgerissen, an den erhabenen Schmerz der Koͤniglichen Familie Theil zu nehmen sich beeilten. So ehen wir im Laufe des gestrigen Tages die Herren Laffitte und
rago, deren republikanische Tendensen Niemanden ein Geheim⸗ niß sind, nach Neuilly fahren, um nach dem Befinden des
Köͤnigs sich zu erkundigen. Alles was nur im Geringsten mit dem Hof und mit der Regierung in Beruͤhrung steht, drängte sich 6 in das Vorzimmer des Königlichen Schlosses, wahrend das
olk, an dem äußeren Gitter harrend, mit lauter Sehnsucht nach den Nachrichten des tiefbetruͤbten Koͤnigspaares fragte. Paris, das muntere laͤrmende Paris war wie vom Schmerz betaͤubt und schien in seiner Angst an das große Ungluͤck von vorgestern nicht glauben zu können.
Waͤhrend dessen fiel die Rente von Stunde zu Stunde mehr, und die Actien der Franzoͤsischen National-Bank sanken in weni⸗ ger als 21 Stunden um 92 Fr. Mitten unter dieser allgemei⸗ nen Bestuͤrzung richtete sich der Muth Ludwig Philipp's hoher als jemals empor; Er, der am tiefsten den fruͤhen Tod seines Erst⸗ gebornen, als Koͤnig und Vater, fuͤhlen muß, war der erste, der ich ermannte und zu seiner Nation in troͤstenden Worten sprach: „Der Schlag, der uns getroffen, ist schrecklich“, sagte gestern der Koͤnig zu seinen Ministern, „aber er darf unser Vertrauen nicht zerstoͤren, mit Gottes Huͤlfe werden wir alle Schwierigkeiten uͤber⸗ winden.“ Und mit gefaßter Ergebung praͤsidirte er sogleich das Conseil der Minister, um die Frage der Regentschaft, die durch das Absterben des Herzogs von Orleans zur Tagesordnung koͤmmt, mit seinen Ministern zu eroͤrtern. Wahrend zwei Stunden sprach Ludwig Philipp mit Eich Klarheit der Ideen und so tiefem Sinn, daß die Minister sich nicht genug daruͤber verwun—⸗ dern koͤnnen. Ludwig Philipp hat sfeit vorgestern in den Augen seiner Nation unendlich gewonnen, denn ein Mann, der so viel Seelenstaͤrke in dem schmerzlichsten Momente z beweisen kann, ist und muß ein großer Monarch seyn. Selbst die Königin, deren mütterliche Zärtlichkeit allen Muͤttern KA3Zum Beispiel dient, hat durch die Fassung ihres Koͤniglichen Ge⸗ mahls sich aufgerichtet gefunden, und mit jener christlichen Froͤm⸗ mniigkeit, die sie auszeichnet, that sie selbst ihren Klagen gegen die Beschluͤsse der goͤttlichen Vorsehung Einhalt: „Ich wars, rief sie aus, „zu stolz auf die herrliche Zukunft, wozu mein àlte⸗ ster Sohn durch seine schoͤnen Eigenschaften berech—⸗ rige schien, Gott wollte meinen mütterlichen Stolz bestrafen, und er hat meinen Erstgeborenen zu sich ge⸗ rufen, damit ich in Demuth verbleibe.“
4 Sie finden in dem heutigen Moniteur universel die
Koͤnigliche Ordonnanz, welche die Kammer anstatt auf den 3. August
auf den 2bsten l. M. einberuft. Der Koͤnig wuͤnscht, daß die
Nation nicht laͤnger in Unruhe uͤber die Zukunft bleiben moge, und daß die Erbfolge⸗ Ordnung, woruͤber noch nichts entschieden
iist, so bald als moͤglich ins Reine gebracht werde. Die Kammer soll
sich ohne Weiteres mit der Bestimmung der Erbfolge, der Großjaͤh⸗ rigkeit des Thronerben und der enn fe. beschaͤftigen, drei wich⸗ tige Fragen, wovon die Ruhe des Landes und die Erhaltung des Weltfriedens abhaͤngen. Daß unter dem Eindruck eines so schwe⸗ ren Ungluͤcks, wie der Tod seines aͤltesten Sohnes, Ludwig Philipp nicht persoͤnlich die Lammern eröffnen mochte, scheint natürlich. Die Kammer wird daher gleich am ersten Tag zur Wahl ihres Praͤ⸗ sidenten und zur Bildung ihrer Buͤreaus schreiten und sobald die Vollmachten verifizirt sind, wird die Regierung den Gesetz⸗VTor—⸗ schlag in Betreff der Regentschaft einbringen. Da dieser Gegen⸗ stand von der äußersten Wichtigkeit ist, so wird die Kammer ihn nicht zu rasch erledigen, und es ist daher wahrscheinlich, daß die Kammer, die nach den fruheren Absichten des Kabinets nur vier— zehn Tage beisammen bleiben sollte, ihre Sitzungen bis gegen das
Ende des Monats August, wenn nicht laͤnger, ausdehnen wird.
Die sonst gut unterrichtete Presse zeigt in ihrer heutigen Nummer an, daß nach der Grundidee der Regierung dem Her⸗ zog von Nemours die Regentschaft im Falle der Minderjaͤhrigk eit des Grafen von Paris zuerkannt werden soll, wahrend die Her⸗ zogin von Orleans in ihrer Eigenschaft als Mutter dig Erziehung und die Vormundschaft ihrer beiden Soͤhne leiten wuͤrde. Eine wichtige Aenderung in der bis jetzt befolgten monarchischen Erbfolge Frankreichs den ehr darin, daß nach dem vorzulegenden Geseß⸗—⸗ Entwurf, der Threnfolger nur nach dem vollendeten achtzehnten Lebensjahr eb hei erklart wird, waͤhrend fruͤher die Majoren—⸗ nitaͤt e Koͤnigs in Frankreich mit dem Eintreten in das funf— zehnte Lebensjahr anfing. Eine zu große rend vertraͤgt sich nicht leicht mit der Bürde einer so schweren Krone, wie die Fran⸗ jbsischh eu tigen Tages.
an erwartet diesen Abend in Neuilly die arme Herzogin von Orleans nebst dem Herzog und der n. von er, und der Prinzessin Clementine, die von verschiedenen Seiten nach Plombieres sich begaben, um die verwitwete Bemahlin des Kron Prinzen zu tröͤsten. Der König fuͤrchtet sehr fuͤr den Gefundheits= Zustand der Herzogin, von der er weiß, wie innig und zaͤrtlich sie ihren Gemahl liebte. Welche Scene, wenn die trostlose Wittwe an der Hand des Königs diesen Abend die Todten⸗ Kapelle, wo der entseelte Prinz liegt, betreten wird. s
Paris, 15. Juli. Die Kammern sind zum * * einberufen und die versiegelten Schreiben e, . 2 und Deputirten abgesandt worden. Dieser Termin ist so nahe daß eine gewisse Anzahl Deputirte bis dahin nicht wird in Paris eintreffen koͤnnen. Die Wahlen auf Korsika sind noch nicht ein⸗ mal bekannt und koͤnnen es auch nicht vor dem 19ten seyn. Die Frage, welche vor allen anderen den Kammern vorgelegt werden wird, ist wahrscheinlich die in Betreff der Regentschaft. Die Lo⸗ sung derselben ist eben so schwierig, als von unermeßlicher Wich⸗ tigkeit für das Land. Es handelt sich nicht nur darum, die Be⸗
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sugnisse und die Gewalt der Regentschaft festzusetzen, sondern man muß auch uͤber das Personal bestimmen, mag man sich nun fuͤr einen einzigen Regenten oder fuͤr einen Regentschafts⸗Rath, oder endlich fuͤr Beide zugleich entscheiden. Parls ist ruhig und schweigsam. Der Tod des Thronerben hat die Geschafte weder gestoͤrt noch aufgehalten; man hat sich selbst von der Bestuͤrzung, in welche dieses Ereigniß die Bevoͤlkerung der Hauptstadt im ersten Augen⸗ blick versetzte, etwas erholt. Da die Gefahr nicht unmittelbar nahe ist, so ängsigt man sich 2 in Frankreich nicht, und sehr wenige Personen berechnen die Folgen einer langen Minoritaͤt, die unver⸗ meidlich unserer wartet. Unter der alten Monarchie war die Ein⸗ setzung einer Regentschaft nicht mit denselben Schwierigkeiten ver⸗ knupft; die parlamentarischen Gewalten existirten damals nicht und die Konflikte waren daher weit weniger zu fuͤrchten. Werden die Kammern die Königliche Macht und Unverletzlichkeit auf den Re⸗ 1 uͤbertragen wollen? Werden sie sich nicht vielmehr eine
inwirkung auf die Regierung verbehalten, die sie gegenwartig nicht besitzen und wird dieselbe mit der Ausuͤbung der dͤffentlichen Gewalt, mit den Befugnissen der Regentschaft und mit der guten Verwaltung des Landes vereinbar seyn?
Wenn es keine politischen Parteien in Frankreich gaͤbe, wenn wir nicht zwei Revolutionen hinter uns hätten, wenn wir nicht in funfzig Jahren dreimal die Dynastie haͤtten wechseln sehen, so wurden die Nachtheile einer Minoritaͤt gewiß weniger wichtig seyn; aber bei der Lage, worin das Land sich befindet, wird eine ephe⸗ mere und beschraͤnkte Gewalt schwieriger den Lockungen der Par⸗
teien widerstehen, als es ein Koͤnig auf seinem Throne wuͤrde ge— konnt haben. Der Herzog von Orleans hatte bereits Erfahrungen gesammelt, er kannte die Angelegenheiten seines Landes, und die zwoͤlfjaͤhrige Regierung seines Lan, ist fuͤr ihn eine gute Schule gewefen. Er war uͤberdies sehr populair und bei der Armee sehr beliebt. Es ist sehr wahrscheinlich, es ist sogar gewiß, daß er bei dem Tode seines Vaters ohne Schwierigkeit auf den Thron ge⸗ langt waͤre und daß seine eee, r. manchen Anlaß zu Aufregungen und viele Schwierigkeiten beseitigt haben wuͤrde.
er Koͤnig und die Koͤnigin haben bei dieser traurigen Ge— legenheit eine große Standhaftigkeit bewiesen. Es hieß anfangs, die Koͤnigin sey krank; dem ist jedoch nicht so, sie zeigt die groͤßte Resignatlon. Das feierliche Leichenbegaͤngniß des Prinzen wird in den ersten Tagen des August stattfinden; er wird in Dreux beigesetzt, die Trauer⸗ Feierlichkeit jedoch zu Paris in der Kirche Notre-Dame abgehalten werden. Heute fruͤh um 7 Uhr haben sich die Doktoren Pasquier, Vater und Sohn, zur Ob⸗
duction und Einbalsamirung der Leiche nach Neuilly begeben.
Die Armee und die National-Garde werden auf unbestimmte Zeit Trauer anlegen; der Koͤnig selbst wird vier Monate trauern. Die Julifeste fallen diesmal aus, und die bereits begonnenen Vor⸗ bereitungen dazu sind eingestellt worden.
Jetzt, da alle Wahlen bis auf die von Korsika bekannt sind, entwirft jede Partei das Inventarium ihrer Stärke. Wir sag⸗ ten gestern nach eigener Schätzung, daß das Ministerium eine Majoritaͤt von einigen 60 Stimmen haben werde; das Jour⸗ nal des Débats giebt diese Majoritä: auf 63 an; der Con⸗ stitutionnel findet dagegen, daß sie nur aus 3 Stimmen be⸗ stehe, die Zahl der Oppositions⸗Deputirten aber 227 betrage, was offenbar eine Uebertreibung ist, die keiner Widerlegung bedarf. Wir unsererseits bleiben dabei, zu glauben, daß das Ministerium die Majoritaͤt haben wird, was indeß keinesweges die Fortdauer des Kabinets in sich schliest. Man spricht allerdings in ziemlich unbestimmten Ausdrucken von dem Rücktritt des Herrn Guizot, aber das ware nichts Außerordentliches, da die Wahlen, obgleich der gegenwartigen Verwaltung guͤnstig, doch nicht den Vorhersa⸗ gungen und den Hoffnungen des Ministers der auswaͤrtigen An⸗ gelegenheiten entsprochen zu haben scheinen.
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Sitzung vom 14. Juli. Gegen die Bill, welche das Alter der Kinder bestimmt, die in den Bergwerken und Kohlengruben zur Arbeit gebraucht werden durfen, sind zwar von mehreren Seiten Peti— tionen eingegangen, dies hat aber nicht verhindert, daß sie heute nach einigen Debatten zum zweiten Male im Oberhause verlesen worden ist. Hierauf ging auch die Eisenbahn⸗Bill durch den Aus⸗ schuß, nachdem eine von Lord Campbell beantragte Klausel, welche das Verschließen der Wagenthuͤren, ohne Genehmigung der Passagiere verbieten sollte, bei der Abstimmung mit 35 gegen 31 Stimmen abgelehnt worden war. Schließlich wurde, wie schon erwaͤhnt, die Bill wegen Bestrafung der Attentate gegen die Koͤ⸗ nigin zum ersten und zweiten Male verlesen.
Unterhaus. Sitzung vom 13. Juli. Sir Robert 3. hatte, um die Bill, durch welche der Koͤnigin groͤßere Sicher⸗ eit gewaͤhrt werden soll, ohne Aufschub beseitigen zu koͤnnen, die an der Tagesgrdnung befindlichen Antraͤge auf Geldbewilligungen vorlaͤufig zuruͤckgenommen und veranlaßte dadurch, daß Herr Hume, der die Aenderung der Tagesordnung nicht bemerkt hatte, in der Meinung, uͤber die Geldbewilligungs-Antraͤge zu sprechen,
ifern begann, den der Hof der Koͤnigin in Festlichkeiten verursache, während im Lande die groͤßte Noth herrsche. Auf seinen Irrthum aufmerksam gemacht, entschuldigte sich indeß der Redner sofort und fand auch bei Sir R. Peel Entschuldigung, woge⸗ gen Sir R. Inglis den Sparsamkeits-Eifer des Herrn Hume und seines Kollegen, Herrn William's, als un⸗ loyal darstellte, wodurch sich Herr Hume veranlaßt fand, an die unbedingte Zustimmung zu erinnern, die er der vorliegenden Bill am Tage zuvor hatte zu Theil werden lassen. Die Bill wurde baren, nach geringer Abänderung vom Ausschusse an⸗ enommen und sofort zum drittenmal verlesen. Sir Rober znr benutzte die Gelegenheit, um die Umwandelung der gege
der Koͤniglichen Schloͤsser 106,085 Pfd. gefordert wurden, klagte Herr Williams sehr uͤber diesen großen Aufwand und lußerte, die Koͤnigin brauche keine sieben Schloͤsser, von denen sie einige ohnehin nie gesehen habe; indeß wurde die Summe bewilligt. Dann folgten 105.006 Pfd. fuͤr die diesaͤhrigen Baukosten der neuen Parlamente haͤuser, 19,326 Pfd. fuͤr dle Vollendung des neuen Modell; Gefaͤngnisses, das 520 ee, n. aufnehmen soll, 62,300 Pfd. für die Beamten der beiden Haͤuser des Parlamen⸗ tes, wobei Herr Hume spezifizirte Angaben uͤber die 21,000 Pfd. betragenden Gehalte der Beamten des Oberhauses verlangte, was aber nicht genehmigt wurde; ferner 59 000 Pfd. fuͤr die Gehalte der Armen⸗Kommiffarien, 112,470 Pfd. fuͤr die der Konsuln und Konsular⸗Agenten und andere Bewilligungen der Art. Der Kanzler der Schahkammer erklärte in dieser Sitzung, der Bericht der Kommission, welche den 5 r, 1
schein⸗ tru t = d 3 ö
Unterhaus. Sitzung vom 11. Juli. Zu Anfang die⸗ ser Sitzung hielt Herr Hume einen laͤngeren Vortrag, um eine Adresse an die Koͤnigin zu motiviren, in der sie gebeten werden soll, die von einer Parlaments⸗Kommission vor einiger Zeit vor⸗
eschlagenen Erleichterungen in dem Besuche der offentlichen Kunsi⸗
Fi hin, eintreten, 2 dieselben auch w— — geöffnet halten zu lassen. Er nahm indeß seinen Antrag zurück, als von mehreren Seiten gegen diese Störung der Sonntags ⸗Feier ge⸗ sprochen wurde. in anderer Antrag des Herrn Hume auf Vorlegung einer Liste der letzten Befoͤrderungen in der Flotte und dem Landheere wurde mit 9) gegen 23 Stimmen verworfen, weil der Antragsteller mit der modifizirten Gestalt, daß nur die Namen, nicht, wie Herr Hume verlangte, auch die Dienst⸗Etats der beför⸗ derten Offiziere mitgetheilt wurden, in welcher Form allein man ihm ministeriellerseits nachgeben wollte, sich nicht glaubte zufrieden geben zu können.
London, 15. Juli. Der Hof hat seine Abreise von Clare⸗ mont, die auf gestern bestimmt war, noch aufgeschoben und wird erst naͤchsten Montag nach London n cr 'r. Der Herzog und die Herzogin von Sachsen⸗Meiningen nebst dem Erbprinzen sind vorgestern wieder nach dem Kontinent abgereist.
Durch die Taubenpost wurde die Nachricht vom Tode des Herzogs von Orleans gestern fruͤh hierher kues und sie ver⸗ anlaßte an der Boͤrse, ais Folge der um 13 pCt., niedrigeren No⸗ tirung der Franzoͤsischen Rente, gestern ein Sinken der Britischen
onds um ungefähr J pCt., wogegen die heute eingetroffenen
e. den von ihm auf 360 000 Pfd. berechneten Aufwand, zu ei
6 erkannten Todesstrafe dem Hause amtlich anzuzeigen. as Haus beschaftigte sich demnaͤchst im Ausschusse mit Geld⸗ Bewilligungen fuͤr den Staatsdienst. Als fuͤr den Unterhalt
ei, n. von einem noch bedeutenderen Sinken der Franzosi⸗ schen Fonds keinen verhaäͤltnißmäßig unguͤnstigen Eindruck auf die Consols an der heutigen Boͤrse hervorbrachten. Der Globe ent⸗ haͤlt heute mit Hinsicht auf dieses traurige Ereigniß einen Artikel, in welchem er die Ursachen der haͤufigen Verfassungswechsel in Frankreich kurz bespricht und die auch von der Times ausgespro⸗ chene Hoffnung aͤußert, es werde, ungeachtet des großen Verlusses, den die jetzige Dynastie in Frankreich erlitten, derselben doch ge⸗ lingen, die monarchische Verfassung aufrecht zu erhalten. .
„Es lag“, sagt dieses Blatt, „als wir gestern der Franzbsischen Revolution von 1789 erwaͤhnten, unseren Gedanken sehr fern, zu glau⸗ ben, daß sich die Betrachtung unserer Leser so vlbtzlich von dein Nück blicke auf vergangene Wirren in Frankreich zu der Erwartung küns⸗ tiger, als dem möglichen Resultate einer langen Minorennsiat, 4 wenden haben werde. Wir wollen indeß nicht das Echo für solche Erwartungen abgeben, sondern die Hoffnung hegen, daß die trefflichen Eigenschaften der noch ubrigen Mitglieder der nig che, Familie genügen werden, die monarchische 3 . und die bffentliche Ord⸗ nung unter den ihnen bevorstehenden Prüfungen aufrecht zu erhalten. Hier zu Lande sind wir vielleicht zu schiell bei der Hand, wenn es gilt, Wirren in Frankreich zu pröphezeien. Allerdings herrscht cin
ewisser Mangel an Stabititaͤr in den Institutionen jenes Lan es vor, veranlaßt durch die zu vollstaͤndige Vernichtung der standes⸗
erblichen und provinziellen Vorrechte. Auch scheint uns eine Tendenz dazu in der alizu großen Parzelllrung des Bodens, welche durch das von der Revolution geschaffene Erbrecht verursacht wird, zu liegen, indem diefelbe den Zustand der Agrikultur starionair oder retrograd macht und eine Bevölkerung erzeugt, die u nichts geeignet ist, als zu den roheren Arbeiten des Äckerbaues und zum Kriegsdienste. Wir lauben nicht, daß Frankreich schon einen normalen Zustand der Venn ng und des Fortschrittes erreicht hat; aber wir finden in der Geschichte jenes großen Landes so viele r , und schwierige Perioden, aus welchem es J Macht und Wohlfahrt herausgekommen ist, daß wir hoffen, auch die wie Zeit werde nicht . Verfalle , ,. Jedenfalls hat Frankreich Erfahrung in Revolutionen, und ö — wohl bewirken, daß eine Wiederholung derselben nicht stattfindet.
Der Standard spricht heute seine Befuͤrchtungen und Hoff⸗ nungen in folgender Weise aus:
„Der Tod des er ff von Orleans ist nicht nur ein Schla fuͤr die Koͤnigliche Famille von 6 und fur Frankreich selbst, er ist ein Europaͤisches Unglück und wird als solches überall empfunden werden. Bei der gegenwartig in Frankreich herr⸗ schenden Stimmung ist die Aussicht auf cine Regentschaft sehr drohend, und der König steht jetzt in seinem 6osten Lebensjahre. Der Thronerbe hat sein Ates eg ehr noch nicht zuruͤckgelegt. Der Ungluͤcksfall ist indeß an sich schon traurig genug, ohne daß man in ug en f, zu blicken braucht. Vertrauen wir der Vorsehung, welche schon so oft ihre Macht bewiesen hat, daß sie auch jetzt Frankreich vor Schuld und Verderben und Europa vor Verwirrung bewahren werde, durch Erhaltung des Köoͤnigs, der jetzt mit so schwerem Leid heimgesucht worden ist.“
Herr Gladstone, der Vice⸗-Praͤsident der Handels-Kammer, hat im Unterhause erklaͤrt, es solle alles Moͤgliche gethan werden, um eine Ermaͤßigung des durch die ofterwaͤhnte Franzoͤsische Or⸗ donnanz eingefuͤhrten hohen Zolles von Leinengarn zu bewirken. Eben so erklaͤrt eine vom 9ten d. M. datirte Änzeige des Herrn Mac Gregor, Secretairs in der Handels-Kammer, an einen Herrn Mulholland in Belfast, welche die Londoner Blaͤtter mittheilen, daß der Franzoͤsischen Regierung die geeigneten Vorstellungen über diese Sache gemacht worden seyen.
Die Berichte aus dem Innern Englands sind nach wie vor mit den Schilderungen des uͤberall herrschenden Elends erfüllt, dem sich an einzelnen Orten jetzt Unruhen zugesellen. Nach Briefen aus Birmingham ist besonders der unter dem Namen „die Toͤpfe⸗ reien / bekannte Fabrik⸗Distrikt in großer Gaͤhrung, veranlaßt, wie es scheint, durch Lohnverminderungen, welche in den vorzuͤglichsten
Kohlengruben der dortigen Gegend stattgefunden haben. Die
Ortschaften Burslem, Hanley, Stoke, Tunstal und Lane⸗End wa⸗ ren vorgestern in einem so aufgeregten Zustande, daß die Behbrden fuͤr noͤthig hielten, die Grafschafts⸗-Polizei und auch Militair auf⸗ ubieten. Die Arbeiter, welche wegen der Lohn-Erniedrigung lhre Arbeit niedergelegt hatten, zogen zu Tausenden in den Koh⸗ lengruben, Eisenwerken und Porzellan-Fabriken umher und miß⸗ handelten die Arbeiter, welche fur den geringeren Lohn arbei⸗ teten, auf die groͤblichste Weise. Ein Trupp vom Iten Re⸗ gimente leichter Dragoner ist von Birmingham nach den be— drohten Distrikten abgegangen, und man hofft durch die ge— troffenen Vorsichts Maßregeln die Ruhe wiederherzustellen, wie⸗ wohl die Zahl der Tumultuanten auf 6000 gewachsen seyn und fortwahrend durch Arbeiter aus Süͤd⸗Staffordshire verstaͤrkt wer= den soll. Die General-Versammlung der Schottischen Kirche hat auf den 21. Juli einen i, 12 und Bettag wegen der im Lande herrschenden Noth angeordnet. Die 1 e Vereins gegen die Korn⸗Gesetze, der sich in Permanenz erklart hat, dauern fort; auch in Manchester hielt am Eten der dortige Verein eine solche Versammlung, in welcher eine Vorstellung uͤber die allgemeine Noth und Bitte um Abhhlfe durch Abschaffing der Korn- GeseKz- an Prinz Albrecht angenommen wurde. Se erhielt über 23,000 Unterschriften und ward gestern an den Prinzen befoͤrdert.
Die Bill wegen des Vermahlens von Getraide unter Schloß ist vom Ministerium nicht aufgegeben, sondern nur auf acht Tage ausgeset worden.
Der Stan dard meint, daß die Belgische Speculation beim Ankauf der „ British Queen“ fuͤr die Fahrten zwischen Antwerpen
und Nem-Jork ihren Zweck verfehlt habe, indem der reine Verlust bei den bis jetzt gemachten zwei Reisen S800 Pf. St. betrage.
Die Puseyistische e. auf der Universität Oxford hat, wie versichert wird, einen Triumph errungen, indem sie von Sir R. Peel dle Anstellung des Puseyitischen Dechanten Wilbersorce zu der Königlichen Professur der neueren Geschichte erwirkt haͤtte, welche durch Dr. Arnold's Tod erledigt worden war.
Zwischen zwei Parlaments⸗Mitgliedern, dem im Artillerie⸗ Departement angestellten Capitain Boldero und Herrn Craven Berkeley, ist es heute, wegen einer von dem Ersteren ausgespro⸗ chenen unehrerbietigen Aeußerung uber die Königin, zu einem dr auf Pistolen gekommen, welches aber ohne Verwundung ablief.
Die 38 Polizeidiener, welche vor die Assisen ü werden sollten, weil sie, angeblich 4 Befehl und ohne dringende Noth, auf den ur ren en, Pobel zu Ennis in Irland gefeuert und mehrere Leute getbdtet hatten, sind wieder in Freiheit geseh⸗ wor⸗ den, wesl die 'große Jury die Klage gegen fie nicht begründet fand. Es heißt indeß, daß sie nicht wieder angestellt werden sollen.
Ein , n, n. in Southampton hat bereits einen Kontrakt wegen Lieferung der Wagen, welche a ne. durch die Aegyptische Wüste befördern sollen, mit der Peninsular⸗Dampf⸗ chifffahrts⸗Gesellschaft abgeschlossen. Die Wagen, ven denen 10 is zum 1. September fertig seyn muͤssen, sollen sehr leicht, in Gestalt der Omnibus, gebaut werden und nur vier Sitze im In⸗ nern und zwei außerhalb haben. Sie sollen jeder von zwei Ara⸗ bischen Pferden in Stationen von 7 Englischen Meilen befoͤrdert werden.
H London, 15. Juli. Die Nachricht von dem Tode des Herzogs von Orleans, welche durch einen Courier in 16 Stunden von Paris hierher gelangte, hat hier einen tiefen Eindruck hervor⸗
ebracht. Das Engische Volk hat durch die Erfahrung eines hal—
. Jahrhunderts gelernt, Frankreich als den Schauplatz langsa⸗ mer, aber gewaltiger r, , . zu betrachten, die durch eine unwiderstehliche, aber mysteridse Macht ausgefuͤhrt werden, welche ihre unheilvolle und fortdauernde Energie von Zeit zu Zeit durch eine Reihe schrecklicher Katastrophen zu erkennen giebt, bei denen man kaum weiß, was man mehr anstaunen sell, ob die üͤberwaͤl⸗ tigende Macht dieser Nemesis oder das Ungluͤck ihrer unschuldi⸗ gen und beklagenswerthen Opfer. Eine Englische Zeitung weist mit Recht auf die liebenswürdige Herzogin von Orleans als auf. die Haupt-Erzieherin und Beschuͤtzerin des kuͤnftigen Koͤnigs der Franzosen hin. Ich zweifle nicht, daß, welche Last ihr auch auf— erlegt werden 7 die hochherzige Helene von Mecklenburg die⸗ selbe auf edle Wesse ertragen wird; denn nicht unwissend oder übereilt hat diese ausgezeichnete Den esin ihr Schicksal mit dem der Königlichen Famille von Frankresch verbunden.
Nach diesem ernsten und ergreifenden Gegenstande habe ich in Bezug auf England nichts Bemerkenswerthes zu berichten. Es wünscht hier Jedermann den Schluß der Session. Was die Ver⸗ hinderung der Mordversuche auf die Königin betrifft, so kommen alle Parieien dahin überein, daß es das Beste sey, die betressen⸗ den Individuen auszupeitschen, und es wird jetzt in großer Eile eine Vill berathen, die zu dem gewaänschten Resultate fuͤhren soll. Die Regierung hat von der Bill zur Erneuerung des Armen⸗ Gesetzes genug durchgebracht, um das Fortbestehen der Armen⸗ Kommission auf fünf Jahre zu sichern; die Peraͤnderungen in der Maßregel sind auf die nächsie Session verschoben. Man erwar⸗ tet nun zuversichtlich, daß das Parlament zum 8. August proro⸗
girt werden wird. Lord John Russell und die angesehensten Op⸗
positions⸗Mitglieder haben London bereits verlassen.
7 London, 15. Juli. Die Anti⸗corn-law⸗league mochte ern den Vortheil, den sie in Peel's Gemuͤth erlangt, weiter ver— olgen und ihn so draͤngen, daß er Grund habe, dle Guts besitzer zu vermögen, noch während dieser Session das neue Korngeseßtz wieder abzuschaffen. Die Abgeordneten der „Konferenz arbeiten demnach aus Leibeskraͤften, um die Mittelklassen zur Thaͤtigkeit anzuregen, nicht nur durch die Reden, die sie in ihren Versamm⸗ lungen halten, sondern auch durch Vorlesungen, die in verschiedenen Theilen der Stadt eroͤffnet worden sind. So eben ist auch an allen Ecken ein Zettel angeschlagen worden, welcher in den größten Lettern versichert, wie Tausende aus Mangel verschmachten, Viele nur von der halben Kost leben, die man verurtheisten Verbrechern ge⸗ stattet, noch mehr sich fuͤr den schlechtesten Lohn zu Tode arbeiten, und große Banden im Lande umherziehen, entschlossen, nicht laͤnger hungern zu wollen, mit dem Zusahe, daß, wenn man das Parla⸗ ment auseinandergehen ließe, ö daß es das Korngeseß ab⸗ geschafft habe, während des Winters unendliches Unglück zu erwarten ffehe. Dies ist offenbar ein Werk der . und soll die hiesigen Buͤ rger ausschrecken, damit sie durch Versamm⸗ lungen und Bittschriften die Regierung bestuͤrmen moͤgen. Ich
glaube jedoch nicht, daß solches fuͤr den Augenblick viel ausrichten
ird. 7 Hier ist die Noth nicht viel großer, als man sie zu sehen
pflegt, der Druck der Armensteuer ist auch nicht viel bedeutender;
und die bloßen Schilderungen der Noth, die an anderen Orten
. soll, rährt Leute nicht sonderlich, welche ihre tägliche rbeit vor sich haben. —
Klugheit noch immer sehr groß, wenigstens hat sich die Meinung
noch nicht geändert, daß unter allen Umständen er allein die Maß
regeln durchzusetzen vermag, welche die Zeit gebietet. Man ist
deswegen geneigt, so wie man sich ohne Murren der Einkommen⸗ j
Steuer unterwarf, auch seinen beiden anderen Haupt-⸗Maßregeln Zeit zu geben, ihre Fruͤchte zu tragen. Auch erregt die herrliche Witterung die besten Hoffnungen zu einer reichlichen Aerndte; ja, ich möchte sagen, schon die fortwaͤhrende Heiterkeit des Himmels erheitert die Gemüther und stimmt sie zur Hoffnung.
Die Gefahr fuͤr das Peelsche Ministerium liegt in seiner Par— tei selbst und die Gährung, welche unter derselben herrscht, muß fruͤher oder spaͤter zum ein großer Theil derselben dasselbe fast jeden Tag eine andere von den vielen Hällen abwerfen, worin die oͤffentliche Meinung es, ent⸗ weder nach den Aus sprüchen seiner Glieder, oder den erklaͤrten Gesinnungen der Partei, fuͤr deren Vertreter es gelten sollte, ge— kleidet hatte. Die Opposition in dem Hause und ihre Organe außerhalb desselben sorgen dafür, daß die Verwandlung aus der
konservatlven Puppe in den liberalen Schmetterling nicht ůber⸗
ehen werde; und die Tory-Journale schreien jammernd, das 5 oder hört! der Gegner näch. „Wir schäßzen, sagt Russell, „weit höher, als den ermäßigten Tarif selbst, die hoͤchst liberale Erkiärung des ersten Ministers, daß eine Nation da kaufen mässe, wo der Artikel am wohlfeissten sey.“ „Aber“, setzt er, hinzu, „die Nation kann nicht von Erklärungen leben; die Um— stände sind zu dringend, es muß etwas Erhebliches geschehen, um die Industrle des Landes zu befreien. Warum solche Erklärungen machen, wenn das Ministerium nicht danach handeln will?“ — „Ja wohl, wiederholt die Morning Post, „warum Erklaͤrun⸗ gen machen, welche die ganze konservatlve Partei mit Schrecken er⸗
Auch ist hier das Zutrauen zu Peel's
usbruch kommen. Mit Schmerzen sieht
dbl
uͤllen, die so ganz gegen ihre Grundsaͤtze sind, deren Ausfuͤhrung 6 bes Ane , ,, Erläuterung unter unseren besonderen Verhaͤltniffen unmöglich ist, welcher sich die Konservativen aufs Zußerste widersetzen wurden, die aber, von ihrem Minister kom⸗ mend, die Gegner nur ermuntert und die eigene Partei beunru⸗ higt und schwacht ?““ — Sehet“, schreibt die Morning Chro— 1 ele, „die Infamle der Tories.“ Man erinnere sich nur, wie sie vor 2 Jahren gegen die Einführung des Erziehungswesens getobt, welches das Whig⸗ Ministerium damaĩs vorschlug und, so welt seine Kraͤfte gingen, auch einführte. Niemand wird vergessen haben, wie da⸗ mars das Gberhaus mit einer Adresse an die Königin dagegen einschritt, und das Ministerium zu stürzen suchte, weil es die Rechte aller Unterthanen, ohne Unterschied des Glaubens, aner⸗ kannte, vom Staate die Mittel zur Erziehung ihrer Kinder zu erhalten. Man lese dagegen die Rede, womit vor ein paar Aben⸗ den der Praͤsident des Geh men Rathes, Lord Wharncliffe, die Ueberreichung der Bittschrift der Sing-Klassen äberreichte, und worin er jenen Grundsatz aufs vollstaͤndigste anerkannte.
Diese Beschuldigung wird nun von der heutigen Times wie⸗ derholt und auseinandergesetzt. Die Konservativen werden darauf aufmerksam gemacht, wie dieser Minister sich freue, daß so zu sagen wie von selbst (und die Thatsache, welche das Journal in des Praͤsiden⸗ ten eigenen Worten anführt, ist hoͤchst interessant) sich eine Muster⸗ schule gebildet habe, wovon aller Religions⸗Unterricht aus geschlossen sey, ein System, welches selbst der gewissenhafte Dissenter mit Abscheu verwerfen würde. Wie er sich bemuͤhe, die besonderen Anspruͤche der Kirche auf den Beistand des Staates zu leugnen, und somit einen Grundsatz aufstelle, welchen die Nation gewiß nicht anerkennen wurde u. s. w. So auch bei den Debatten. Meisten— theils sind dle ministeriellen Mitglieder stumm. Spricht ja einer, so ist es entweder in einem liberalen Sinne, wie neulich Gally Knight u. A. uͤber Polen, Milnes uͤber die Suspension des Ge⸗ traidezolls fuͤr den Winter. Oder sie sprechen im Gegensatz mit Peel, wie Inglis, der Vertreter der Oxforder Universitaͤt. enn Hume, in der Meinung, es sey die Rede von Subsidien, auf seine rohe Art, von der Nothwendigkeit spricht, in diesen harten Zeiten den Hofstaat zu vereinfachen, uünd Peel ihn milde zurechtwies, in— dem er ihn darauf aufmerksam machte, es gelte dies Gesetz fuͤr den besseren Schutz der Koͤnigin, und aß folglich jene Be⸗ merkung gar nicht an ihrem Orte sey; da fuhr der alte Ba⸗ ronet derb dazwischen, und wollte weder Peel's Berucksichtigung noch Hume's 64 Entschuldigung gelten lassen. Er bestand viel⸗ mehr darauf, Hume habe aus repuüblikanischem Cinismus so ge— sprochen, und schien zu verstehen zu geben, der erste Minister habe versaͤumt, ihn nach Verdienst zu zuͤchtigen.
Eben so wieder gestern Abend, auf Hume's Vorschlag: das Britische Museum und andere Kunstsachen auch des Sonntags zu oͤffnen. Peel erkannte, es sey billig und politisch und durchaus nichts dabei gewagt, wenn man zu solchen Dingen das große Pu⸗ blikum zuließe. Nur, meinte er, daß gegen die Eröffnung dessel—⸗ ben des Sonntags das Volk selbst Einwendungen machen würde. Aber der Tory⸗Vertreter wies den ganzen Verschlag mit Bitter— keit zuruͤck, und meinte soge die schönen Kuͤnste haͤtten nie viel zur Besserung der Sitten beigetragen; eine Behauptung, wodurch er sich mehrere Zurechtweisungen zuzog, besonders von dem eben genannten Konservativen, Knight. Alles dieses zeigt nur zu klar, daß das Alte und Neue, welches sich zufaͤllig in der sogengnnten konservativen Partei an einander geschlossen, in tiefer Gahrung begriffen ist und sich wieder aus einander zu setzen strebt — ein Prozeß, welcher mir eben so unterhaltend als lehrreich scheint.
Belgien.
Brüssel, 16. Juli. Unmittelbar nachdem der Kbnig vor— gestern die Trauerbotschaft von dem Tode des Herzogs v. Orleans und die Einladung seines Schwiegervaters erhalten, versammelte sich der Ministerrath bei Si. Majestaͤt, und nach Beendigung der Konferenz sandte der Koͤnig ein eigenhaͤndiges Kondolenz⸗ schreiben an Se. Majestaͤt den 266 der Franzosen, worin er zugleich ankuͤndigte, daß er diesem Schreiben bald selbst folgen wurde. Der Schmerz der Königin uͤber den Verlust ihres Bru— ders ist unbeschreiblich groß, sie ist fortwäͤhrend in Thraͤnen ge— badet, seitdem sie die erste Kunde erhielt. ; r
Der König und die Königin sind heute fruͤh auf der Eisen— bahn über Mons nach Paris abgereist.
XE Brüssel, 14. Juli. Das ungluͤckliche Ereigniß, welches dem Herzog von Orleans, dem Thronerben von Frankreich das Leben geraubt, hat hier einen um so tieferen Eindruck gemacht, als Belgien durch das Koͤnigliche Haus, sowie durch seine Lage so sehr an Allen dem e,. sst, was auf das Wohl und Wehe Frank— reichs Einfluß hat. er erste beunruhigende Gedanke, der hier wie gewiß uͤberall, sich aller Gemuͤther bemaͤchtigt hat, richtete sich
auf Folgen einer bei dem vorgeruͤckten Alter Ludwig Philipps fast unvermeidlichen Regentschaft, welche in dem von Parteien zerrisse⸗
nen Lande neue Hoffnungen und neue Thätigkeit unter den Legi— timisten fuͤr ihren Praͤtendenten hervorrufen, und als daraus ent⸗ springende Reaction die demokratische Partei verstarken kann. Sicherlich ist dieser Todesfall fuͤr Frankreich eine ereignißschwan⸗ gere Begebenheit, die auch fuͤr das uͤbrige Europa nicht ohne Ruͤck⸗ wirkung seyn durfte. Das Zusammentreten einer neuen Kammer
wird jetzt um so wichtiger, als von ihr zum groͤßtentheil die Maß⸗ regeln abhaͤngen, wodurch den Folgen dieses Ereignisses vorzu⸗
beugen ist.
g. sdirsem traurigen Ereigniß treten die Handelswirren Bel⸗ iens in den Hintergründ. In den letzten Tagen waren guͤnstige achrichten aus Paris eingetroffen, welche den nahen Abschluß der n Betreff der Leinwand⸗Industrie angeknüͤpften Negociationen in ussicht stellten. Der Minisier des hiesigen Königlichen Hauses, err van Praet, der vor 8 Tagen in besonderem Auftrage nach Paris gesandt war, wurde in diesen Tagen mit der getroffenen Conven⸗ tion zuruͤckerwartet; es ist aber wohl moͤglich, daß die eingetretene Katastrophe noch einen . Aufenthalt verursacht. Der letzte auf den 20. Juli gesetzte Termin steht freilich nahe bevor und eine abermalige Verlängerung desselben wurde hier als ein Bruch angesehen werden. Der Koͤnig Leopold, welchem von Ludwig Phi— lipp diesen n, durch Courier die traurige Nachricht in einem eigenhändigen Schreiben mitgetheilt worden, wird wohl auf diese Einladung unmittelbar nach Paris abreisen.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 12. Juli. Am z. Juli wurde endlich das Urtel des Reichsgerichts angekündigt, uͤber die vom Constitutions⸗ Ausschusse des letzten Reichstags angeklagten Königlichen Rathge⸗ ber, nachdem der Prozeß mehr als zwei Jahre gedauert hatte. Die Zahl der 39 war 16 und der Anklagepunkte nicht weniger als 30. Das Reichsgericht hat saͤmmtliche Angeklagte in
aller Hinsicht freigesprochen.
Deutsche Bundesstaaten.
Vtünchen, 15. Juli. Feuersbrünste in Süddeutsch⸗ land sind gegenwartig an der Tages-Ordnung und damit die be⸗ m, n Gerüchte verbunden. Am Aten brannten in Leuch⸗ tenberg in der Ober⸗-Pfalz si Häuser und eben so viele Städel und Scheunen ab, 4 Personen kamen dabei ums Leben, mehrere wurden beschaͤdigt. Hier wurde ein Brandstister entdeckt, es war ein Hafner-Messter, Christoph Grünwald. Am Sten wurde der Marktflecken Zwiesel in Nieder⸗Bayern verheert. Nach dem gro⸗ ßen Brand in Oberndorf war zu wiederholtenmalen Feuer aus⸗ gebrochen. Da fand sich endlich auch ein Brandstifter, ein 11jäh⸗ riger Knabe, Johann Baptist Walleser, eines Schusters Sohn. der bereits funf Brandstiftungen mittelst der allerdings in den Händen von Kindern gefährlichen Zuͤndhölzchen einbekannt haben soll. In der Nacht vom 10ten auf den 11ten wuͤthete das Feuer in dem Städtchen Markdorf am Bodensee: 63 Haͤuser und Oekonomiegebäude, das Innere eines Stadtthurms und der Kirchthurm mit neun Glocken wurden zerstoͤrt. Die Württem⸗ bergischen Städte Leutkirch, Backnang, Rottweil wurden auf ähnliche Art heimgefucht, andere wie Blaubeuren und Tuͤbingen durch Brandbriefe geschreckt.
Sannover, 13. Juli. (Hannov. 3.) Zweite Kammer. Sitzung vom 2. Juli. Ünterstüͤtzung der Stadt Hamburg. Der Tagesordnung gemäß, beschäͤftigte sich die Kammer mit dem wegen der, der Stadt Hamburg bewilligten Unterstuͤtzung gestellten An⸗ trage. Nach bejaͤhter Vörfrage erinnerte der Proöponent an die Eile, mit welcher beide Kammern die Bewilligung ausgesprochen hatten. Eine lange Zeit sey seitdem verflossen, aber man höre nicht, daß etwas im Sinne der Staͤnde geschehen sey. Der Be⸗ schluß der Stände habe im ganzen Lande großen Beifall gefunden, in Hamburg selbst die be . Freude erregt. Noch immer erfordere die in Hamburg herrschende Noth dle thatigste Unter⸗ stützung. Viele im Lande haͤtten ihre Beitrage nur deshalb maͤßi⸗ ger eingerichtet, weil sie Ruͤcksicht genommen auf die bewilligte allgemeine Landesbeihülfe. Ein Mitglied war der Ansicht, daß der Beschluß der Staͤnde keinesweges eine so allgemeine Billigung im Lande gefunden habe; wenigstens habe er hier und da das Gegentheil gehoͤrtt. Ein anderes Mitglied ie, , . den Schritt der Stände. Nach dem Privatrechtẽ seyen selbst Vormunder be⸗ rechtigt, Geschenke zu machen, wo Anstand und Schicklichkeit solche erfordern. Um so mehr muͤsse man Regierung und Staͤnden das Recht einraͤumen, in Fallen dieser Art aus den Mitteln des Lan—⸗ des Unterstuͤtzungen zu bewilligen. Ein zweites Mitglied konnte sich den Fall als moͤglich denken, daß die Regierung es fuͤr zweck⸗ mäßig halten möchte, sich über diesen Punkt den Staͤnden und dem Auslande gegenüber nicht zu erklären. Wenn man hier übrigens gehofft habe, daß andere Deutsche Kammern dem BVei⸗ spiele, was hier gegeben, folgen wurden, so habe man sich doch darin geirrt. Ein drittes Mitglied erwiederte, daß in den ande⸗ ren Deutschen Staaten von den Regierungen selbst ein Mehreres
eschchen sey. Mehrere Mitglieder erklärten sich lebhaft für die 2 des Antrages. Dieselbe erfolgte ohne Widerspruch.
Darmstadt, 15. Juli. Die al Nummer des Regie⸗ rungsblattes enthält das Gesetz die Eidesleistung der zu Geschwo— renen berufenen Mennoniten in Rhein-Hessen betreffend“, des In— halts: „Den zur Function eines Geschworenen berufenen Menno⸗ niten in der Provinz Rhein⸗Hessen ist gestattet, den im Art. 312 der daselbst geltenden peinlichen Prozeß-Ordnung formulirten Eid in der nach shren religiöͤsen Vorschriften zulaͤssigen Bekraͤftigungs⸗ Formel zu leisten.“
Weimar, 16. Juli. (Magd. 3.) Unsere Großherzogin ist heute nach Franzensbad abgereist; der Großherzog dagegen wird seine Reise nach der Schweiz erst am 19ten d. antreten. Fuͤrst Puͤckler-⸗Muskau ist seit einigen Tagen hier und von unserem Hof mit besonderer Aufmerksamkeit aufgenommen. Gestern, einem schoͤnen sonnigen Tage, ließ er auf dem Schloßplatz zu Belvedere den hohen Herrschaften seine schoͤnen Arabischen Pferde durch seine Bereiter und den bekannten jungen Mohren vorreiten. Am mei— sten zeichnet sich das Leibpferd des Fuͤrsten, ein Schimmel, der reich geschmuͤckt war und sogar eine mit Edelsteinen besetzte Spange um das Bein trug, und ein Fuchs, wie wehl selten ein schoöͤnerer gesehen wird, aus. Von hier wird Fuͤrst Puͤckler in einigen Tagen, wie es heißt, nach Karlsbad gehen.
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.
New⸗Mork, 24. Juni. Die Banken von New-Orleans haben eine Vereinbarung unter einander getroffen, der zufolge sie gegenseitig ihre Noten zur Abtragung ihrer Schuld⸗Verbindlich⸗ kesten annehmen wollen. Die Banken von Kentucky und Loui— siana, welche neuerdings gleich denen von New⸗Orleans ihre Baar⸗ zahlungen wieder aufgenommen haben, scheinen im Stande zu seyn, dieselben dauernd zu leisten.
In Philadelphia hat der oͤffentliche Verkauf von Eisenbahn—⸗ Actien zum Belaufe von mehr als 200,000 Pfd. einiges Aufsehen erregt, da dieselben, dem Vernehmen nach, dem Hause J. Mor— risson und Compagnie in London als Sicherheit fuͤr angeliehene Gelder von der ehemaligen Bank der Vereinigten Staaten über— geben worden sind und, weil sie nicht zur gehoͤrigen Zeit eingeloͤst wurden, verkauft werden mußten. Die Actien zu 60 bis 70 pCt. n, ,. den Agenten der Herren Morrisson selbst angekauft worden.
Die Whigs oder die aristokratische Partei des Staates New⸗ Vork sollen jetzt definitiv beschlossen haben, Herrn Clay die Kan— didatur fuͤr die naͤchste Praͤsidentenwahl zu uͤbertragen.
Das Philadelphia Journal meldet: „Wir erfahren durch Capitain Hill von der Brigg „William Thatcher“, der hier am 18. Juni von St. Croix angekommen ist, welches er am 7. Juni verlassen hat, daß er unmittelbar vor seiner Abreise von einem der achtbarsten Bewohner von St. Croix erfahren habe, es seyen gerade in dem Augenblicke Briefe aus Haiti eingegangen, die wichtige Nachricht enthaltend, daß eine Revolution auf der Insel stattge—⸗ funden habe. Der Praͤsident Boyer sey abgesetzt worden und solle hingerichtet werden oder sey bereits hingerichtet. Wegen seiner eiligen Abfahrt hat Capitain Hill nicht sehr genaue Nachforschungen angestellt, indeß glaubt er sich zu erinnern, daß derjenige, der ihm die Nachricht mittheilte, gesagt hat, der Praͤsident Boyer sey schon umgebracht, wiewohl er das nicht ganz bestimmt behaupten will.“
Inland.
* Königsberg, 15. Juli. Nachdem die von dem Dom. Kapitel zu Frauenburg am 71. 99 v. J. , , . den Dom⸗Dechanten und Weih⸗Bischof Herrn Pr. Gerißz ge
Wahl eines Bischofs von Ermland, von Sr. Majestaͤt dem Ko⸗