1842 / 203 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sun, 24 Jul 1842 18:00:01 GMT) scan diff

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militairische Sicherheits⸗Maßregeln gegen einen etwaigen Versuch ur Storung der oͤffentlichen Ruhe getroffen sind, so darf man der durch allzu viele schwere Erfahrungen gewarnten Regierung gewiß keinen Vorwurf daraus machen.

Ob die Juli⸗Feste nur fuͤr . oder fuͤr immer weg⸗

fallen sollen, ist einigermaßen zweifelh seyn kann, ohne deshalb die dauernde

Einrichtung zu halten.

Paris, 18. Juli. Wird man ein provisorisches, oder ein, auch fuͤr die Zukunft gültiges Gesetz uͤber die Regentschaft erlassen? Das erstere ware jeichter als das zweite, allein es würde mehr einem Auskunftsmittel als der Aufstellung eines Prinzips aͤhnlich sehen. Wir haben in Frankreich eine große Vorliebe fur das Provisorische; man muß indeß hoffen, daß man diesmal dar⸗ auf verzichtet, denn es handelt sich um die wichtigsten Interessen der Dynastie und der Nation. Wenn man ein vollständiges Ge— setz entwerfen will, so wird dies ein schwieriges und zeitraubendes Unternehmen seyn. Es fehlt zwar nicht an fruͤheren Beispielen, allein die unter der alten Monarchie herrschenden Prinzipien sind heutiges Tages nicht mehr anwendbar; ebenso wenig die in der Eon⸗ stitution von 1791, in dem Senats⸗Beschlusse vom 18. Mai 80 und in dem Dekret vom 5. Februar 1813 enthaltenen; an die Stelle aller dieser Dokumente muß gegenwaͤrtig eine ganz neue Gesetzgebung treten. In der Constitütson von 1791 waren die Fragen in Bezug auf die Regentschaft in folgender Ordnung behandelt: man hatte darin festgestellt 19 das Alter der Majorennitaͤt des Königs und die Regein fuͤr die Ein— . einer Regentschaft im Falle der Schwachsinnigkeit

bwesenheit der Königlichen Person. 2) Wem gebuͤhrt das Recht der Uebertragung der Regentschaft und wer wird, nachdem die Regentschaft, den Prinzipien entsprechend, durch ein allgemei⸗

oder

nes und permanentes Geseß konstituirt worden, durch eben dieses Beseß berufen werden? 3) Welche Fahigkeiten muß derjenige be⸗ sißen, der durch die Institution oder durch die damit beauftragten Gewalten zum Regenten ernannt wird? H Welches werden seine Functionen, der Umfang und die Dauer seiner Gewalt seyn? 5) Welche Praͤrogative wird ihm das Gesetz verleihen? 6) Wird man die Regentschaft von der Vormundschaft trennen? Wem wird die Aufsicht uͤber den minderjährigen Koͤnig aͤbertragen wer— den und unter welchen Bedingungen wird dies geschehen? 7 Was wird man in Bezug auf die secundairen Fragen und namentlich über den Fall der Abwesenheit des Vormundes oder des mino— rennen Koͤnigs im Augenblicke der Vakanz des Thrones, so wie uͤber die Zwischen Regierung festsetzen? Fast alle diese Fragen sind von gleicher Wichtigkeit und man sieht auf den ersten Blick ein, daß ihrer Loͤsung lebhafte Debatten vorhergehen werden.

Zwei Journale bestreiten dem Kbnige die Macht und das Recht, eine Regentschaft einzusetzen. Die Gazette de France und der Natisnal, seit einiger Zeit durch eine ruͤhrende Bruͤ— derschaft verbunden, behaupten, es muͤsse fuͤr die Einsetzung einer Regentschaft eine National-Versammlung berufen werden.‘ Nie⸗ mand geht auf diesen schlechten Scherz über die Primair⸗Versamm— lungen der Herren von Genoude und Marast ein. Diese Herren wissen sehr gut, daß das Recht. Gesetze zu geben, welcher Art sie auch seyn mogen, der legislativen Gewalt gehört, die in dem

Augenblicke besteht, wo das Gesetz nothwendig wird. Will man eine Gesellschaft modifiziren, so ist es die bestehende legislative Ge⸗ walt, die das Gesetz erlaͤßt, wodurch jene Modification bewirkt wird. Die Handlung des folgenden Tages muß immer einen Anhaltpunkt in der Handlung des vorhergehenden Tages haben,

wenn man nicht mittelst Emeuten zu Werke gehen wiss. Man hat vom Jahre 1788 bis zum Jahre 1830 etwa 10 Charten ent— worfen und stets hat man die neue Charte im Namen der be— stehenden Gewalt, welche durch die vorhergehende Charte ein⸗ gesetzt war, dekretirt. Im Namen des Gesetzes von 1788 hat man das Geseß von 1789 erlassen und so fort bis zum Gesetze von 1815, kraft dessen das Gesez von 1839 erlassen wurde. Die Gazette und der National, welche taglich von der Kammer die Annahme des allgemeinen Stimmrechts verlangen, vergessen ganz, daß diese Frage noch mehr der konstituirenden Gewalt an— gehört, als die Bestimmung der Regentschaft. Die Ernennung des Herzogs von Nemours scheint keinem Zweifel mehr unterwor— sen zu seyn, iudeß geben die Oppositions-Blaͤtter der Herzogin von Orleans den Vorzug. Wir haben bereits gesagt, welcher hohen Achtung diese Prinzessin genießt und wie sie durch ihre ausgezeich⸗ neten n,. fuͤr die Regentschaft geeignet waͤre. Allein diese Wahl haͤtte auch ihre Nachtheile, namentlich wenn das Par— lament sich durch das Regentschafts-Gesetz eine großere Gewalt anmaßte, als es jetzt besitzz. Nichts wurde unheilvoller seyn für die hoͤchste Autorität, als diese pariamentarische Regierung, wovon die Opposition schon seit mehreren Jahren träumt. Es hieße das, die exekutive Gewalt nicht in die Hande der Kammern, sondern der Deputirten⸗- Kammer allein niederlegen. Seitdem von der Re⸗ gentschaft die Rede ist, hat man auch noch nicht einmal den Na— men Pairs Kammer ausgesprochen. Man begreift, daß, wenn die Wahl-⸗Kammer waͤhrend der Regentschaft ihre Gewalt ver— mehrt, die Stellung einer Frau, und namentlich einer Fremden, sehr schwierig werden könnte.

Der Tod des Herzogs von Orleans belebt ganz besonders die

könnten, Das wahrhaft Sonderbare hierbei ist, daß di iti

; ; daß die Legiti⸗ misten fur die Realisirung ĩhrer Hoffnungen auf die Matton und sie sind gutmuͤthig genug, zu glau—

ben, daß sie nach einer großen soziale s si n Unord Schwierigkeit der Gewalt warden . 6 ier 9

unstreitig der Grund, weshalb die Gaze? ö

so großen Werth auf ihre den ego gn . en,. Sprach, der gegitimistischen Biätter' is bhbrigens heute welt anssãn⸗ , , n r, en eee much r Katasirophe. Namentlich hat die Quo tidienne eingesehen, daß neben den politischen Frage die Schichichkeit beobachte. und der den' nnr geachtet werden muß. Dies Blatt scheint nicht mehr die Mei⸗ i der Gajette und des National in Betreff der Primair⸗ Versammlungen zu theilen und somit der bestchen dal! Gewalt das Recht der Lösung dieser wichtigen Frage zuzugesiehen.

Seit einigen Tagen finder zwischen den Dppositions⸗ und den ministeriellen Blattern ein Austausch von Höflichkeiten statt. Die letzteren Blaͤtter predigen Eintracht und empfehlen die BVerfoh⸗ nung. Das Journal des Debats thut dies in sehr guten Ausdruͤcken; aber die Presse, weniger vertraut mit den versph⸗ nenden Formen, findet keine so gute Aufnahme von Seiten der Oppositions⸗ Journale. Es sind dies ubrigens bloße Hoͤflichkeiten, die nichts zu bedeuten haben, und wir sind uͤberzeugt, daß jede Partei ihren Plan vollstaͤndig entworfen hat, und die jetzige

anscheinende Ru

d Würd d ttaai see ——— 2

gt die ministertelle Existenz zum Grunde; die Opposition wird ihrerseits Alles aufbieten, um Sturz des Herrn Guizot zu bewirken. Die sch Polemik der Journale zeigt diese Animositäten vorhanden sind und auch ferner vorhanden seyn wer⸗ ens nahe, und in 14 Tagen werden wir wissen,

Dem Allen lie

* . . . endenzen und beweist, da . Gewiß ist es, daß man ) st., daß ein sehr aufrichtiger und warmer An aer der Ideen von 1830

i rinnerungs⸗ Feier jenes dreitägigen Bürgerkrieges für eine zweckmäßige und wohlthätige

den. Die Probe ist ab wie es um die Lebenskraft des gegenwaͤrti Ministerium scheint seiner Masorltät gew tion scheint dagegen nicht dasselbe Vertrauen in die Krafte Partei zu besitzen, da sie die worsenen Listen, wona sind, des avouirt.

Großbritanien und Irland. Parlaments-Perhandlungen. Oberhaus. Sitzung Der Lord⸗Kanzler gab eine Uebersicht des In⸗ halts der drel Gesetz-Entwuͤrfe, die er am Tage vorher auf die Tafel des Hauses niedergele der Fuͤrsorge fuͤr die Wahn derem Interesse.

en Kabinets steht. ß zu seyn; die Opposi⸗

von dem Constitutionnel ent— ch die Kräfte der Parteien ungesahr gleich

Die erste Bill handelt von n und enthaͤlt nichts von beson⸗ ill betrifft die Ausdehnung der Jurisdiction der Bankerott-Kommissarien von 40 Englischen Mei⸗ len bis auf die Entfernung von 100 Meilen um London, und die Einsetzung von fuͤnf kommissarischen Gerichten außerhalb jenes Umkreises, deren jedes sich ebenfalls auf einen Kreis wie London erstreckt, so daß sie, mit dem letzteren zusammengenommen, England und Wales umfassen.

Die zweite

Die dritte Bill betrifft das Ge⸗

sehr er nun aber den neuen Ideen huldigt, in That wie in Wort, so mu er sich doch überzeugt haben, daß der Stabilismus in den —— der Nation so große Fortschritte emacht habe, daß man naͤchstes Jahr, hne Nachthell für die Kirche selbst, einen Vorschlag zu Deren

usdehnung machen duͤrfe, den er vor 2 Jahren nicht unterstüz⸗ zen zu durfen glaubte. Er darf wohl glauben, daß die Erfahrung von dem vielen Guten, welches in den Umgebungen von neuen Kirchen in so vielen bisher dem Zufall äberlassenen äbermäßig bevblkerten —— Londons und der Fabrikstadte geleistet wor⸗ den und noch immer geleistet wird, vielen die Augen geöffnet habe, die fruher gemeint, die seit einigen Jahren so 6 gemachten Bestrebungen zur Verbreitung „nöͤtzlicher Kenntnisse“ der Eiser der Sektirer und aufs hoͤchste die Bemühungen der Kirche allein seven hinreichend, Alles ju bewirken, was jeder wahre Menschen— freund in dieser Beziehung wuͤnschen muß.

Freilich ging der Herzog von Wellington einmal so weit, daß er erklärte, er würde nicht fuͤr die Bewilligung eines Shillings von Seiten des Staates stimmen, so lange die Kirche die Miteel habe, das Erforderliche selbst zu bewirken. Wenn er also jet in einen solchen Vorschlag willigen sollte, so hat man ihn entweder zu überzeugen gewußt, daß man das Einkommen des Klerus be⸗ reits so weit herangezogen, als nur immer moglich (wovon man aber freilich das Publikum nicht leicht überzeugen wärde), oder der Vorschlag muͤßte von einem Anderen begleitet werden, wodurch das Kirchengut mehr vertheilt werden sollte, als es jetzt ist. Vor der Hand jedoch scheint man von keiner Selte noch zu erwarten,

richts⸗Verfahren bei kleinen Vergehen; sie erhöht die Jurisdictlon der Grafschaftsgerichte von 40 Shillingen auf 5 Pfd. und er— nennt etwa 25— 30 neue Richter und Advokaten von einem ge⸗ wissen Range, die jaͤhrlich sechs bis acht Reisen in einem bestimm⸗ ten Distrikte machen sollen, um alle Faͤlle, die nicht vor die Graf⸗— schafts⸗Gerichte gehbren, und wo es sich um weniger als 20 Pfd. handelt, abzumachen.

Unterhaus. Sitzung vom 18. Juli. Herr Roebuck legte den Bericht der Kommisssion zur Untersuchung des Verfah— rens bei den Wahlen vor und äußerte, da Tagen gedruckt werden wurde. Sir Robert Sir Robert

derselbe in etwa 8 errn Hawes an ezug auf den von

Auf die von eel gerichtete Frage, was er in B nglis gemachten Antrag uͤber die Ausdehnung der Kirchen-Jurisdietion zu thun gedenke, erwiederte derselbe, daß, wenn es zur Abstimmung komme, er unfehlbar eben so stimmen werde, wie im vorigen Jahre, daß er aber in dem gegenwartigen Stadium der Sessson und bei dem jetzigen Zustande der Finanzen des Landes nicht fuͤr eine Geldbewilligung stimmen koͤnne. Wolle aber sein ehrenwerther Freund, das Mitglied fuͤr Oxford, die Sache, deren er sich angenommen, bis auf die naͤchste Session verschieben, so verspreche er, daß die Regierung waͤhrend der Par— laments-Ferien in ernstliche Erwägung ziehen und das Resultat derselben gleich zu Anfang der naͤchsten Session vorlegen werde. Sir Robert Inglis nahm dies Anerbieten an und verschob seinen Antrag auf die naͤchste Session.

Als das Haus sich hierauf in den Ausschuß fuͤr die Geldbe⸗ atte, begann Herr Shiel seine Be⸗

willigungen verwandelt Die Anklagepunkte

schwerden gegen die Irlaͤndische Regierung. betreffen 1) die Nichternennung von Katholiken und Repeglern zu Aemtern, welche großes Vertrauen erfordern; 2) die Ernennung von Personen, welche durch den Repeal⸗Verein proskribirt worden, zu Richterstellen; 3 die Justizpflege; H die Einmischung in die Wahlen. Der Antrag wurde von Lord Palmerston, den Her— ren M. O'Connell und C. Buller untersfuͤtzt, und nachdem eant Jackson, Gregory, Lord Jocelyn und Sir Robert Peel dagegen gesprochen, mit 116 Stimmen gegen 75 verworfen.

Lord Elliot, die Herren Ser

London, 19. Juli. Der Standard sagt uͤber den neuen Handels-Vertrag zwischen Belgien und Frankreich: „Durch die Taubenpost ist heute fruͤh aus Paris die Nachricht eingegangen, daß der Hendels-Traktat zwischen Frankreich und Belgien definitiv bgeschlossen worden. Der Hauptpunkt desselben ist, daß Belgi⸗ ches Leinenzeug und Leinengarn nach wie vor gegen die bestehen— en Zölle in Frankreich unter der Bedingung zugelassen wird, daß ieselben Britischen Artikel in Belgien nur gegen die in der letzten Franzöbͤsischen Ordonnanz festgeseszten Zöoͤlse eingefuͤhrt werden. Dafuͤr sollen die Zölle auf die in Belgien eingefuͤhrten Weine um ein Drittel reduzirt und auch dem Franzoͤsischen Salz en Britisches dadurch bewilligt werden, daß man das e kavigations⸗Gesetz aͤndert und Unterscheidungs⸗Zblle fuͤr das in fremden Schiffen eingefuͤhrte Salz festsetzt. Dieser Traktat ist ein hoͤchst ungewoͤhnliches Verfahren von Seiten der Laͤnder, die in freundschaftlichen Beziehungen zu England zu stehen behaupten, und eine direkte Verletzung des Prinz;ips, welches in dem, im Jahre 1816 von den Europalschen Mächten abgeschlosse⸗ nen Traktat ausgesprochen worden. Prinzip durchaus unvereinbar, wenn man nicht Belgien als eine Appanage von Frankreich betrachtet, und doch war es einer der Hauptzwecke der vier großen Maͤchte, zur Erhaltung des allgemei⸗ nen Friedens Belgien dem Einflusse Frankreichs zu entziehen. Der Zweck des Franzoͤsischen Ministeriums ist angeblich mehr die Verhinderung des Schmuggel⸗Handels an der Belgischen Graͤnze, als eine Bevorzugung der Manufakturen dieses Landes; allein die hiesigen Kaufleute glauben nicht daran. dies jedoch, daß Belgien gaͤnzlich dem Franzoͤsischen Einflusse un—⸗ terworfen ist, und da der Traktat unmittelbar und hoͤchst nach⸗ theilig auf einen wichtigen Zweig der Britischen ken wird, so laͤßt sich erwarten, daß unsere Minisfer die nachdruͤck⸗ lichsten Vorstellungen dagegen erheben werden, und sollten diese ohne Wirkung blelben, so wuͤrden Repressalien allgemeinen Beifall finden. Man wußte zwar, daß seit dem Erscheinen der Franzoͤsi⸗ infuhr unserer Leinenzeuge und Garne mit Abgaben belegt, welche Prohibitiv⸗Zoöͤllen gleichkommen, Unterhandlungen zwischen Frankreich und Belgien im Gange wa⸗ ren, aber Niemand scheint auf eine so bindende Maßregel gefaßt ewesen zu seyn, die einem Staate auferlegt wird, der auf Ünab⸗ aͤngigkeit Anspruch macht und als solcher in den freundschaftlich⸗ sten Verhaͤltnissen zu uns steht.“

ZT London, 19. Juli.

Vortheile ge

Der Traktat ist mit diesem

In allen Faͤllen beweist

ndustrie einwir⸗

schen Verordnung, welche die

; ) Sir R. Peel hat gestern Aben die wichtige Ankuͤndigung gemacht, daß die Regierung die von Si lis so oft vor das Ünterhaus gebrachte Frage, ob der Sta tel zum Bau neuer Kirchen und die digern liefern solle, in Berat

ihre Entschließung daruber im theilen wolle.

lches fur die v chließung ist um

ung ziehen und dem nfange der naͤchsten ch gab er so viel zu verstehen, daß er genei olkreicheren Gegenden zu bewilligen. so merkwürdiger, da er unter der vorig

dem Plan entgegen war und, wo ich nicht irre, zw ssell gegen Inglis sümmte; frellich nur gus de er es damals glaubte, es sey nicht an der Zeit. S

Grunde, daß

daß setzteres der Fall seyn wurde. Die * 2 die noch von der Sache gesprochen, haben es für t gehalten, Peel seines Versprechens wegen zu tadeln; und diejenigen auf der kon— servativen Seite, die nicht im Solde der . stehen, die bekanntlich aus Furcht, die Kirche nech mehr unterwor— fen zu sehen, von solchen Staats- Unterstützungen nichts hö— ren wollen, sind ganz damit zufrieden. Auf jeden Fall wird solches die Geistlichkeit, welche durch die Reden, die vorige Woche von verschiedenen Ministern uͤber das Erziehungswesen in England und Irland gehalten worden, sehr beunruhigt worden sind, fürs erste wieder etwas zufrieden stellen. Denn sie dürfen wohl erwar⸗ ten, daß Peel diese Sache nicht auf sich genommen haben würde, wenn er nichts darin zu thun gedachte; ünd sehen wohl ein, daß wenn er Ansichten und Maßregeln durchzusetzen vermocht, die ein so großer Theil seiner Partei mißbilligt, er gewiß eine wie diese durchseßen wird, gegen welche sich nicht eine einzige Stimme un— ter derfelben ernstlich . wird. Wahrscheinlich fuͤhlte er sich auch dadurch dazu berechtigt, daß er die Finanzen wieder auf ei⸗ nen festen Fuß gestellt, und fuͤr nächstes Jahr schon im Ganzen der Mauth-Einnahme einen Ersatz fur die einzeln herabgesetzten Zölle erwartet, wie es allen Anschein hat.

Die Anti⸗-corn⸗law⸗Konferenz hat eine Aufforderung an die Nation erlassen, die Sie im Morning Chroniele von gestern finden werden. Aber so erschuͤtternd auch die Angaben derselben und so kuͤhn ihre Sprache ist, so enthalt sie doch nichts, als was ein jeder schon hundertmal hat hoöͤren oder lesen koͤnnen, ohne daß es irgend eine Bewegung hervorgebracht hatte, die man im ent— ferntesten hatte allgemein nennen koͤnnen. London bleibt vor wie nach unbeweglich. Die Erklaͤrungen und Bittschriften von den Fabrikanten wie von den Handelsleuten aus den Fabrik egenden sind häufig vor das Parlament gekommen, wovon die ehrheit fuͤrs erste entschlossen ist, keine weiteren Veraͤnderungen im Korn⸗ 86 vorzunehmen. Die Minister leugnen so wenig mehr die Groͤße und Ausdehnung der Noth, . sogar einer derselben, Lord Wharncliffe, gestern Abend seibst eine Borstellung derselben von den Handelsleuten von Leeds dem Oberhause überreichte. Es wird also der Winter die ministeriellen Maßregeln auf die Probe stellen. Die Nachrichten von den Bewegungen unter den Bergleuten in Staffordshire haben sich als übertrieben erwiesen. Nach den ge⸗ troffenen polizeilichen und militairischen Vorkehrungen hegt man selbst an Ort und Stelle keine Besorgnisse mehr, daß es zu ernst—

lichen Excessen kommen werde.

Die Nachrichten von den Vereinigten Staaten sind merk—

würdig. Der Streit zwischen dem Präsidenten und der Legis— latur uͤber einen so wichtigen Punkt, als die Finanzen, ist bedeut— sam und duͤrfte zu 8e ig

daß die Wahl des Vice-Praͤsidenten eben so sehr vom hangig gemacht wurde, als die des Praͤsidenten selbst. Indessen ist doch auch nicht wahrscheinlich, daß der hierdurch so auffallend gewordene Verfall des National-Kredits endlich die Demagogen selbst von der Nothwendigkeit uͤberzeuge, daß sie sich besteuern lassen, und die einzelnen Staaten zur Erhaltung des Ganzen etwas mehr von ihrer Unabhängigkeit opfern muͤssen. Die Erwartungen in Bezug auf die vor sich gehenden Unterhandlungen mit unseren Gesandten bleiben immerfort friedlich. Von Kanada höoͤrt man viele Klagen von Selten der Tories über das Regierungs-System des neuen Gouverneurs, welches so wenig von dem seines Whig⸗ gistischen Vorgängers abweicht. Aber auch von dort her klingen die ee, n. friedlich.

eränderung in der renn fuͤhren, olke ab⸗

Die Ingenieurs und Schanzengraͤber sind nach Gibraltar ab—

gegangen, die Artillerie und die Pontoniers haben ihre Kantonnirun— gen bezogen, und die dort anwesenden Garde⸗Regimenter sollen in kurzem nach England zuruͤckkehren. Dagegen dauern die Truppen⸗ werbungen, die Arbeiten in den Zeughäusern und Schiffswerften in England selbst immer fort. Unter Anderem sollen naäͤchsten Montag wieder zwei große Schiffe zu Chatham vom Stapel ge⸗— lassen werden, und es ist eben erst wieder daselbst der Bau eines Riesen-Dampfschiffes anbefohlen worden, dessen Maschinen die Kraft von 800 Pferden haben sollen.

London, 19. Juli. Ich schloß einen meiner letzten

Briefe mit der Bemerkung, daß Lord John Russell London mit der Einsamkeit der Schottischen Thaͤler vertauscht habe. Es fehlt ihm, wie es scheint, an Lust, die gegenwartige Verwaltung bei Fragen zu unterstuͤtzen, uͤber welche seine Ansichten gleich- wohl mit den ihrigen uͤbereinstimmen; es fehlt ihm auf der anderen Seite aber auch an Ansehen, sich mit Erfolg an die Spitze der Opposition zu stellen. Die offen eingestandene Politik der Whigs ist, den Zwiespalt zu nähren, welchen sie in der Tory⸗ Partel entdeckt zu haben glauben, und sie erklaren daher, daß Pee von seinen eigenen Freunden so viel Widerstand zu erdulden habe, daß er der Kontrolle seiner politischen 23 ar nicht beduͤrfe. Dies ist bis zu einem gewissen Punkte wa

die Regierung nicht ein einziges Organ in der Presse besitzt, wei— ches sie unbedingt unterst Extreme jeder Partei ihre . 6. werden und daß, da in einem Lande, wie England, die Erzeugnisse

steller gewöhnlich die Karrikatur der Partei sind, welche sie vertreten, bie ministerlellen Journale ihrer Sprache durch haͤufige Ausbrüche von Zwiespalt eine gewisse Kraft zu leihen suchen. Aber das Schiff wird an den Felsen nicht zerschellen, welche diese noch niedrig gehen⸗ den Wellen am Horizont anzudeuten scheinen. Man darf sogar sagen, sein Lauf kann deshalb nur mit üm so mehr Bertrauen* in

eine entgegengeseßzte Richtung geleltet werden. Die Miß vergnuͤg⸗

r. Es ist wahr, daß st oder lobt; es sst wahr, daß die anonymer politischer Schrift⸗

ten der Tory⸗Partei (denn sie verdienen diesen Namen im Gegen⸗ saß zu dem streng konservativen aber aufgeklärten Geiste der Ver⸗ waltung) haben kein Haupt von Bedeutung in beiden Parlaments⸗ Haͤusern, und keine andere Stuͤtze, als die Vꝑrurtheile des unbe- weglichen Haufens in ihrer Genossenschaft. Ihr Widerstand ist die Protestation des Ballastes gegen die Segel; sie erschrecken vor der Leinwand, welche auf das Verdeck schlaͤgt und von dem Winde hin und her getrieben wird; aber ohngeachtet ihres Schreckens wird das Schiff durch diese gerettet und ohne die * wurde ihnen weiter nichts übrig bleiben, als ohne Weiteres in den Grund zu sinken. Pitt regierte diefes Land bis zu einem sehr merkwürdigen Grade durch seine Vorurtheile, aber er wagte es auch, sich uͤber die selben zu erheben. In den großen Fragen aͤber den Handel, uber die Neger⸗Skla— verei und die religlbse Toleranz wagte er es, er selbst zu seyn, und die Dauer seiner Verwaltung war eben sowohl der Kraft zu verdanken, womit er sich uͤber seine Partei erhob, als seiner Gewohnheit, sich mit ihr zu identifiziren. Ich glaube, daß Peel dasselbe Lob in fast gleichem Grade in Anspruch nehmen kann, und wenn dies nicht der Fall seyn sollte, so steht er wenigstens nicht in Bezug auf die Erhabenheit seiner Gesinnungen, sondern vielmehr in Ee un auf die Sympathie des Charakters nach. Der Abschluß des Vertrages zwischen Belgien und Frankreich welcher den ausdrücklichen Zweck hat, die Einfuhr , Lei⸗ nenwaaren durch Belgische Häfen zu verhindern, ist natuͤrlich be—⸗ sonders gegen England gerschtet und soll dazu dienen, einen handelszweig n vernichten, welcher in den letzten Jahren per⸗ ere seit Sb) zu großer Bluͤthe gediehen ist. Allein die Wir⸗ kungen dieses Vertrages werden nicht auf die Leinen Industrie ode den Handel Englands beschraͤnkt bleiben. Indem Belgien die Be⸗ dingungen desselben angenommen hat, hat es seine Manufakturer einem der wichtigsten Artikel seiner National-Industrie, unter den Schutz des Franzoͤsischen Tarifs gestellt und seine Handels-Politik insofern mit der Frankreichs identifizirt, als es seine Haͤ— fen einem wichtigen Transito⸗-Handel geschlossen hat. Kein Land kann zwei Systeme von Handels-Prinzipien oder in dem gegenwaͤrtigen Zustande von Europa zwel Systeme von Handels- Beziehungen haben, und in demselben Verhaͤltniß, in welchem Belgien sich durch diesen Vertrag Frankreich genaͤhert hat, in demselben hat es sich von England und Deutschland ent⸗ fernt. Ich glaube, daß die Vortheile, welche dieses Monopol der Leinen⸗Industrie verschaffen durfte, fuͤr Belgien bei weitem durch den allgemeinen Verlust, kommerzieller Unabhaͤngigkeit aufgewogen werden. Und, was die Leinen⸗Industrie an sich e l was wird da wohl die Folge seyn? Der Reiz dieses Differential⸗

Zolles wird diesem besonderen Zweige der Industrie eine unver— haͤltnißmaͤßige Menge von Kapitalen und Kräften zuwenden.

Wahrscheinlich werden selbst Englische Leinenspinner in Belgien mit in die Schranken treten; Frankreich wird durch die Erhoͤhung des Zolles keinen Schutz gewinnen, und Belgien wird nur die Elemente einer in Zukunft verarmenden Bevölkerung sammeln und vermehren. Wer nur immer Manufakturen durch kuͤnstliche Mittel in die Höhe zu bringen sucht, erzeugt eine Bevblkerung, welche man nicht immer schützen und zufriedenstellen kann; er laͤßt sich in einen Kampf von Rivalitat ein, in welchem jedes Ereigniß durch das Elend von Millionen bezeichnet wird. Ich sage dieses mit vollem Bewußtseyn, denn ich spreche von unserem gegenwaͤrtigen Zustande selbst. Belgien.

Brüssel, 19. Juli. Herr von Praet, Minister des Königl. Hauses, der in Paris wegen der Leinenfrage unterhandelte, ist wieder hier angekommen. Der Indépendant meldet; „Am 16ten sind die Belgischen und Franzoͤsischen Unterhändler uͤber die Convention übereingekommen, welche zu Gunsten Belgiens eine Ausnahme von der Ordonnanz vom 26. Juli stipulirt. Nachmit⸗ tags ist die Convention dem Minister-Conseil vorgelegt und so⸗ gleich unterzeichnet worden.“

Deutsche Bundesstaaten.

Sannover, 20. Juli. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz ist heute im erwänschten Wohlseyn von Dessau hier wieder Lin— getroffen. Se. Koͤnigl. Hoheit wird von morgen an täglich Vor⸗ mittags von 11 bis 1 Uhr Audienzen ertheilen. .

Man liest unter den amtlichen Nachrichten der hiesigen Zei⸗ tung: „In Folge der von des Köoͤnigs Majestaͤt und des regie⸗ renden Herzogs von Sachsen⸗Altenburg Durchlaucht ertheilten Einwilligung zu der Verbindung Sr. Kbnigl. Hoheit des Kron— prinzen mit Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Marie von Sach⸗ fen-Altenburg verweilten des Kronprinzen Koͤnigl, Hoheit einige Zeit in Altenburg Behufs eines Besuchs bei der Durchlauchtigen Braut und der Herzogl. Sachsen-Altenburgischen Familie.“

* Weimar, 21. Juli. Heute Mittag ist Se. Koͤnigl. Hoheit der Großherzog uͤber Eisenach und Frankfurt 4. M. von hier abgereist, um die Schweiz zu besuchen. Hoͤchstdesselben Ab⸗ reise würde mehrere Tage aufgeschoben, weil ihm die Nachricht von dem großen Verluste, den die geliebte Tochter seiner verewig— ten Schwester, die Frau Herzogin von Orleans, betroffen hatte, zu schmerzlich beruͤhrte. Der Großherzog wird in der Schweiz mit Hoͤchstseiner Tochter, der Prinzessin von Preußen, zusammen⸗ treffen, welche in Interlaken die Molkenkur zu brauchen beab⸗ ichtigt.

99 Ihre Kaiserl. Hoheit die Frau Großherzogin ist am 16ten d. M. nach Franzensbrunn abgereist, um die dortigen Heilquellen zu brauchen.

Karlsruhe, 19. Juli. (Qberd. 3) Sitzung der Ab⸗ n,, An der Tagesordnung ist die Fortsetzung der Diskussion uͤber das Budget des Ministeriums der auswaͤrti⸗ gen Angelegenheiten, insbesondere die Position „Bundeskosten“ Herr Bassermann eroͤffnet die Dis kussion mit einem Wunsche, daß die Regierung auf eine Amnestie fur die Deutschen politischen Fluͤchtlinge durch den Deutschen Bund hinwirken mdͤge. Die Her: ren Welcker, von Itzstein, Sander, Zuͤllig, Rettig und Gerbel schließen sich diesem Wunsche an, unter dem Bemerken, daß jede Regierung das Recht habe, fuͤr ihre Unterthanen eine Amnestie zu ertheilen, und daß eine Amuestie durch den Deutschen Bund nur so zu verstehen sey, daß sie als eine gemeinschaftliche Maßre— gel der Deutschen Staaten dort besprochen und bestimmt und dann von den einzelnen Regierungen vollzogen werde. Herr Gerbel be⸗ dauert die Abwesenhelt des Ministers der auswaͤrtigen Angelegen⸗ heiten, dessen Pflicht es sey, wenn nicht durch seine Gesundhelt abgehalten, her bei der Diskussion in Betreff seines Ministerlums zu erscheinen; eine Aeußerung, welche von dem Regierungs-Com— missair von Marschall und dem Abg. Schaaff fuͤr ungeeignet er⸗ klaͤrt wurde. Herr Welcker stellte darauf den Antrag: „Die Re⸗ gierung moͤge dahin wirken, daß alle Ausnahms-⸗Maßregeln des Deutschen Bundes aufgehoben, dieser Deutsche Nationalbund in aller Hinsicht auf seine der Bundesakte entsprechenden Grundla— gen zuruͤckgefuͤhrt, und seine Verheißungen der Selbststaͤndigkeit

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der Deutschen Staaten, wie des Schutzes der verbuͤrgten allge⸗ meinen . National Rechte, . und vollstaͤndig . wirklicht werden.“ Dieser Antrag wird von den Herren von Itz⸗ stein, Sander, Mordes, Bassermann und Gerbel unterstuͤtzt; die Herren Platz, Junghanns, Trefurt und Schaaff bekampfen densel⸗ ben, weniger hinsichtlich seines Inhalts als vielmehr wegen seiner Form. . laͤngeren auf eine der Wichtigkeit des Gegenstandes angemessene Weise gefuhrten Debatten wird von der Kammer ifi eff, den Antrag des Abgeordneten Welcker in Erwägung u ziehen und ihn nach dem 5. 51 der Geschaͤfts⸗Drdnnng zu be— 6 wonach er in drel verschiedenen Sitzungen verlesen und dann daruber endlich abgestimmt wird. Letzteren Weg hatte der Abgeordnete Sander vorgeschlagen, nachdem von Seiten der Her⸗ ren Schaaff und Junghanns die Verweisung in die Abtheilungen beantragt worden war. Schließlich zeigte der Abgeordnete San⸗ der an, daß er eine Anfrage wegen des Baues der? zundes⸗Festung Rastadt, bei Gelegenheit des Mllitair-Budgets, an die Regierungs⸗ Commissaire stellen werde.

Mainz, 19. Juli. (8. A. 3.) Bei der gestrigen Nach⸗ mittagsfahrt nach Kastell auf der Taunus-Eisenbahn brach nahe beim Bahnhof an der Lokomotive die Vorderachse. Der Zufall ö. zwar keine weiteren nachtheiligen Folgen gehabt, als daß die nkunft des Zuges in dortigem Bahnhofe sich um eine volle

Stunde verzoͤgert hat, allein die Behauptung, daß, wenn an einer sechsraͤderigen Lokomotive eine Achse bricht, der Gang der Ma— schine dadurch nicht gestoͤrt werde, ist praktisch widerlegt worden, denn die uͤbrigen fuͤnf Räder vermochten nicht, sich auf den Schie— nen zu erhalten, sondern glitten herunter und rissen auch den Ten⸗ der mit dem naͤchsten Personenwagen mit sich fort, bis die Loko— motive sich im Sande festwuͤhlte und zum Stehen kam. Auf je⸗ den Fall wird die dringende Nothwendigkeit, keine anderen als sechsraͤderige Lokomotiven zur Anwendung zu bringen und von den vierräderigen unter allen Umstaͤnden abzusehen, sich durch das gestrige Ereigniß von neuem erwiesen haben.

Hamburg, 21. Juli. Unsere Blaͤtter veröffentlichen einen Bericht, den die vom Senat eingesetzte Unterstuͤtzungs-Behoͤrde an denselben unterm 15ten d. M. abgestattet. In der Einleitung dieses Berichtes heißt es zunaͤchst:

„Das in den Tagen vom Sten bis Sten v. M. unsere BVaterstadt betroffene Brandungluͤck ist die vierte der groͤßeren Kalamitaͤten, wo⸗ mit wir in diesem, noch nicht halb vollendeten Jahrhunderte heimge— sucht worden. Zwei derselben, die Cholera in den Jahren 1831 und 1832, und die Ueberschwemmungen von 1824 und isæs treten aber, was die Betheiligung des Wohlstandes unseres Stagtes und seiner Bewohner anbetrifft, dabei in den Hintergrund, und sind bei unserem jʒetzigen Ungluͤcke kaum zu erwaͤhnen. Wir hatten Zeit, uns gegen die Cholera zu ruͤsten, es ist dies schnell und mit großen Aufopferun⸗ gen bewerkstelligt, und unter dem Schutze Gottes ist die Seuche bei üns weniger verderblich gewesen, als wir es erwarteten. Auch die Folgen der Sturmfluthen haben wir aus eigenen Kraͤften gemildert, Großmuͤthige fuͤrstliche und Privatgaben des Auslandes, welche schnell und wohlwollend eingingen, haben dabei bedeutend, jedoch nur secun⸗ dair mitgewirkt. . . 6. . J

Die dritte Kalamitaͤt, die Belagerung unserer Stadt in den Jah⸗ ren 1513 und 5t4, welche Katastrophe um so mehr, als ihr eine

ehnjaͤhrige Elbsperre voranging, ein großes Elend herbeifüͤhrte, nahm han allgemeine Mitgefühl in Anspruch; aber der Krieg war ganz Eu ropa dürchzogen, gänz Europa litt an seinen Folgen; jeder hatte ge⸗ nug im eigenen Lande und am eigenen 2a zu sorgen. Dessenun⸗ geachtet half man im Auslande großmütbig zur Milderung unserez Roth, namentlich pflegten die Schwesterstadte Lübeck und Bremen und die Nachbarstadt Altona, so wie alle Nachbarlaͤnder und ihre Fuͤrsten, Regierungen und Obrigkeiten unsere ungluͤcklichen Vertriebenen mit liebender Sorgfalt. Wie ansehnliche Summen England zur Abhuͤlfe dieser Noth beltrug, lebt auch noch in eines Jeden dankbaren Anden— len. Die Haͤuser unserer Stadt waren jedoch, wenn auch eine Vor⸗ stadt, welche dermalen noch nicht sehr bebaut war, und viele Haͤuser und Wohnungen der umgegend sich in Asche und Schutt verwandelt hatten, bei dieser großen ian r stehen geblieben; und nur das Innere vieler derselben war deteriorirt; ein Tbeil des Schadens wurde, in Folge Europdischer Vertraͤge, wieder ersetzt. Der Staat hatte sich deshalb nicht mit Lasten zu bebuͤrden, und der fleißige Buͤrger setzte, nach Aufhebung der Belagerung, alsbald seine Gewerbe unter dem gewohnten Dache fort. .

Unsere Stadt erholte sich, wenn auch nur allmaͤlig, von diesem großen Uebel. Unsere gluͤckliche geographische Lage, unsere Handels⸗ Institutionen, unsere sich erweiternden Handels- Verbindungen mit fremden Welttheilen, der Fleiß und die Regsamkeit unserer Buͤrger und Angehörigen, die Redsichkeit und die Treue unserer Boͤrse wirk⸗ ten und schafften und errangen waͤhrend des dreißigjährigen Zeit⸗ raums, in welchem die Weisheit und die Charakter⸗Grdͤße und Cha⸗ rakter Staͤrke der Herrscher und Lenker der Geschicke der großen Europaͤischen Volker Familie den Frieden aufrecht erhielten. So gerieth unsere Vaterstadt in einen bis dahin ihr unbekannt gewese⸗ nen Zustand der Prosperitaͤt und Wohlhabenheit, welcher sich an dem Privat⸗-Besitzthum des Buͤrgers und in seinem inneren Leben, so wie an den dͤffentlichen Bauten und Anlagen schon beim ersten An⸗ blicke dem Gastfreunde aus der Fremde bemerklich machte und ihn magnetisch anzog und fesselte. Der große Hebel der Communication der Menschen und der Voͤlker, und mit ihr der Civilisation, der Intelligenz und der Industrie ist hier besonders sichtbar. Eine Menge Dampfschiffe geht und kommt nach und von allen Richtungen, und gie Zahl der Reisenden aus allen Laͤndern und Klassen, welche unsere Stadt besuchen und passiren, wuchs durch die Forderung des Eifenbahn⸗Verkehrs unglaublich. Hamburg wurde dadurch neben der großen Handelsstadt, auch einer der großen Stapelplaͤtze des Luxus und der Moden, und wie der Handel an den Fluͤssen und Kanälen seine Guͤter aufspeicherte, so der Lupus und die Mode die ihrigen in den Mittelpunkten der Stadt, weiche davon große und reiche Magazine aller Art aufzuweisen hatten. . ;

Da kamen unerwartet, ungeahnet die Schrecknisse und Verwuͤ⸗ stungen der Nacht vom ten zum 5. Mai und der folgenden Tage und Naͤchte! Haͤtten wir uns auf solch ein Ereigniß vorbereitet halten mogen, so waren dazu Vorkehrungen und Kosten erforderlich gewesen, welche in sich verderblich, außer allem Verhaͤltnisse zu der Wahrscheinlichkeit der Gefahr waren. Nur die vollendete Thatsache des stattgehabten Ungluͤcks allein vermochte es zu erweisen, daß sie in dg⸗ lich war. Die Thatsache, ist sie geschehen, giebt der Beurtheilung einen weiten Spielraum; ein ganz anderes aber ist es, in prophetischer Voraussicht, Maßregeln ergreifen und treffen, daß sie nicht haͤtte ge⸗ schehen konnen. Zudem war unser Spritzenwesen beruͤhmt; es diente anderen Laͤndern zum Muster. Ein Feuer, welches bei uns 5 bis 6 Haͤuser verzehrte, gehoͤrte zu den ganz ungewöhnlichen, ja fast un⸗ glaublichen Ereignissen.

Dieses Feuer aber zerstoͤrte waͤhrend der 79 Stunden, daß die Periode des Entsetzens anhielt, der Beschaͤdigung von 211 Erben nicht zu gedenken, 1202 Erben zc.“ (Es folgt nun die Specifiegtion, die wir bereits gestern in einem Schreiben aus Hamburg mitgetheilt.)

XSamburg, 21. Juli. Behufs Etablirung eines interimisti⸗ schen Rathhauses u. a. d. a, hat der Senat nunmehr definitiv (un⸗ ter Reservation buͤrgerschaftlicher Genehmigung, welche zweifelsohne in nächstem Konvente erfolgen wird) das zeitherige Waisenhaus, in der Admiralitaͤts⸗ Straße, nahe dem Hafen, angekauft. Diese Lokalität ist räumlich genug, um die saämmtlichen, vor dem Brande im Rath⸗ und Eimbeckschen Hause residirenden Behörden aufzunehmen; eine gleich große in weniger abgelegener Stadtgegend war nicht zu fin—

den. Die e haben vorlaufig in dem auch auswärts bekann⸗

ten, an den lieblichen vom Dichter Friedrich von Hagedorn vielbe⸗ sungenen Alster⸗ Ufern liegenden Harvestehude, dessen ebaude man auf Staatskosten vermehrt und her, gern, etz ein gesundes ländliches Unterkommen gefunden. pater wird ein neues Wai⸗ senhaus auf einer zu diesem Zweck unentgeldlich vom Staate ab⸗ etretenen Wiese zwischen Harvestehude und der Stadt, er—⸗ —— werden, woselbst man den Kindern außer den Vortheilen einer gesunderen Luft, auch die einer Anleitung zu ländlichen Ge— werben zu geben gedenkt. Der Kaufpreis ist (neben Cedirun die⸗ ses Terrains) die Summe von 300090 Mark Beo. in 4proe. unkündbaren Staats⸗Obligationen. Das nunmehrige interimisti⸗ sche Rathhaus wird jetzt auf das schleunigste zur Aufnahme des Senats, der buͤrgerschaftlichen Kollegia, der übrigen Reglerungs—⸗ Behdͤrden (Zoll, Accise, Stempel, Hypothekenwesen, Zehnten Amt, Wedde i.), so wie des Ober-, Nieder- und Handelsgerichts, in Bereitschaft gesetzt, so daß man auf eine baldige Vereinigung der offentlichen Staats-Geschaͤftsführung unter einem Dache hoffen darf. Die sehr abgelegene Situation dieser Lokalitaͤt macht es in⸗ dessen unmdͤglich, sie anders als nur interimistisch zum gegenwaär⸗ tigen Zweck zu benutzen; daß man sodann eine Infanterie⸗Kaserne daraus machen wird, ist um so wahrscheinlicher, da eine solche, bei immer größerem Verfall der jetzigen, sich immer dringender als nothwendig herausstellt, wie denn auch schon vor dem Brande der Neu⸗ bau zweier Kasernen in Verhandlung begriffen war. In dieser Noth⸗ wendigkeit wird man sonach ein Motiv sinden, das definitive neue Rathhaus fruher, als wohl sonst geschehen wuͤrde, zu erbauen. Hierbei verdient bemerkt zu werden, daß die in der Frontmauen des alten Rathhauses ehemals prangenden steinernen Kaiserbilder saͤmmtlich unbeschaͤdigt erhalten worden sind, so wie, daß man das über dem Haupt⸗Eingange befindlich gewesene steinerne Wappen Hamburgs (ein Wappen, welches selbst die Franzoͤsische Occupation uüͤberdauerte, indem deren Machthaber es, seltsam genug, abzuneh— men vergaßen, wahrend sie alle sonstigen städtischen Wappenbilder verbrannten) auch jetzt unverletzt vorgefunden hat, ein Umstand, den der gute Hamburger gern fuͤr ein gutes Omen nimmt!

Eine fernere Translocation mehrerer öffentlicher Institute ist durch den Brand, wenn auch nur interimistisch, nothwendig ge— worden. Das staͤdtische Lombard, dem ein anderweitiges Gebaͤude gemiethet ist, wird sein Lokal verlassen, welches zur, Aufnahme der Detentions-Gefangenen eingerichtet werden soll, während das zeit— herige Detentionshaus, durch einen Auf bau bedeutend vergroͤßert, zum einstweiligen Straf⸗Gefaͤngniß bestimmt ist. Mangel an Platz fuͤr Hofraͤume zum Luftgenuß und zur Bewegung der Sträͤflinge veranlaßte hier die eben so zweckmäßige als sinnr eiche Einrichtung des platten Daches zu diesem Behuf. Der fruͤhere Plan: die Detinirten in die naäͤchste Naͤhe des Stadthauses, in das sog. Gast⸗ haus (eines Hospizes fuͤr arme Greise) auf dem Neuenwall zu versetzen, und fuͤr dieses Institut, dem die Lage im Centrum der Stadt durchaus unndͤthig, das bekannte Tivoli-Wirthschafts-Lokal anzukaufen, scheiterte leider an der entgegenstehenden Ansicht der Gasthaus⸗Administration. Das Werk⸗ und Armenhaus u. a. d. a. hat auf der Uhlenhorst (an der Alster, Harvestehude gegenuͤber) ein treffliches Asyl, hoffentlich fur immer, gefunden. Es wäre überhaupt in jeder Hinsicht wunschenswerth, alle die dffent⸗ lichen Institute, deren Natur und Zweck keine Lage in der Stadt bedingt (also z. B. alle milden Stiftungen) vor die Thore ver⸗ legte, wo sie ungleich wohlfeiler, sreilich aber auch fuͤr die Pro⸗ visoren etwas beschwerlicher administrirt werden koͤnnen, wahrend ihre zeitherigen Lokale in der Stadt ungleich nuͤtzlicher zu verwen— den waren. Von dieser richtigen Ansicht ausgehend, haben auch mehrere Verwaltungen sogenannter Testaments- oder Gottes-Woh nungen (aus Vermaͤchtnissen herstammende Frei⸗Wohnungen, meist fuͤr Wittwen) beschlossen, diese in noch weniger bebauten Gegen— den der Vorstadt St. Georg wiederherzustellen. Sehr erfreulich ist die Kunde, daß der schon vor dem Brande vorbereitete Neubau der saͤmmtlichen Etrafgefgngnisse nicht aufgeschoben werden wird. Der Plan zu einem großartigen Gebäude, in dessen vier Fluͤgeln nach den beiden (Auburnschen und Philadelphischen) Systemen getrennt verfahren werden soll, so daß Maͤnner wie Weiber, nach Maßgabe ihrer individuellen Qualification, nach einem derselben behandelt werden, soll; dem Vernehmen nach, zur Verhandlung vorliegen und seinem Verfasser viel Ehre machen.

Am 7. Juli wurde ein verfassungsmäßig beschlossenes Buß⸗, Bet⸗ und Dankfest hinsichtlich der großen Feuersbrunst, in allen Kirchen der Stadt und des Gebiets gefeiert. Nach einer so viel— bewegten, unter erschuͤtternden Umstaänden verlebten Zeit, war es ein tlefes inneres Beduͤrfniß, welches dieses nicht nur der Buße und dem Gebete, sondern auch dem Dank gewidmete Fest ins Leben rief, und sehr wuͤrdig sagte in dieser Beziehung in seiner desfallsigen Bekanntmachung der Senat: „wir muͤssen den Herrn suchen, in seinem Tempel uns versammeln, uns demuthig vor ihm beugen und seine Guͤte, seinen Segen anflehen“ wir muͤsfen ihm danken, „daß er dem verheerenden Elemente Schranken setzte, daß er in den Herzen unserer Mitbruͤder aus der Nähe und Ferne das regste Gefuͤhl der Theilnahme fuͤr uns erweckte, welche so lindernden Balsam in unsere Wunden träufelte. Schon am Vorabend unterblieben alle Lustbarkeiten; der Tag selbst wurde mit strengster Ausschließung aller gewerblichen Arbelt und alles Ver— gnuͤgens, sehr angemessen begangen. Unsere drei noch stehenden Hauptkirchen, die sämmtlichen Nebenkirchen und Kapellen, in wel⸗ chen allen zu verschiedenen Malen uͤber besonders gewählte, der Bedeutung des Tages entsprechende Texte gepredigt wurde, konn— ten die Menge der Andächtigen aus allen Staͤnden, welche zu die— sem ergreifenden Gottesdienste herbeigeeilt waren, nicht fassen. Die hierbei angeordnete allgemeine Kirchen-Kollekte, deren Ertrag zum Neubau der beiden zerstoͤrten Hauptkirchen bestimmt war, mag gegen 23.9009 Mark eingetragen haben. Als im Jahre 1750 die Einäscherung der 3 . Michaelis-Kirche einen Buß— tag und eine Kirchen-Kollekte zu ihrem Neubau veran— osee, ertrug dieselbe freilich mehr, namlich 116,000 Mark; erwägt man aber, daß damals nur die Kirche, nicht auch, wie jetzt, üuͤber 4000 Wohnungen mit der Habe von 266069 Personen, zerstoͤrt war, daß ferner alle großeren Gaben fur den Kirchenbau an den dazu konstituirten Verein theils schon ge— geben sind, theils noch gegeben werden, so darf man den genann— ten Ertrag immer noch reichlich finden. Der Verein fuͤr den Petri-Kirchenbau hat bereits seine Thaͤtigkeit begonnen und sich schon eines Zuflusses einiger 20,000 Mark erfreut. Ein Nikolai⸗ Kirchenbau-Verein wird näͤchstens seine Aufforderung an das Pu— blikum ergehen lassen. Wir wuͤnschen beiden den besten Erfolg und theilen durchaus nicht die Ansicht derer, welche ein Sammeln zum erwähnten Zweck als unnoͤthig, als jedenfalls vorzeitig und als schaͤdlich dem nothwendigeren Vöhl ihu gegen die Armuth an⸗ klagen moͤchten. Wir glauben vielmehr, daß beides sehr gut Hand in Hand gehen kann und muß, daß wir mit der Sorge fuͤr unsere Armen, fuͤr den Wiederaufbau unserer Wohnungen, auch die um Wiederherstellung der Gotteshaͤuser unserer Väter verbinden . nen; um so mehr, da (wollen wir die Sache auch rein 2 betrachten) die gesammelten Gelder, bis zur wirklichen Verwen—