Zukunft Fesseln anzulegen? Unter der Herrschaft der Thatsache, unter der gegenwärtigen Nothwendigkeit, eine unabwejsbare Frage zu loͤsen, werden gute Gesetze entworfen. Wir haben die politische Philosophie zu sehr gemißbraucht; beschraͤnken wir uns darauf, mit fester Hand die Angelegenheiten unseres Landes zu leiten. Es wuͤrde allerdings bequem seyn, im voraus ein Gesetz zu haben, welches man allen Ereignissen, allen Unglücksfällen, allen den Schlagen entgegensetzen koͤnnte, durch weiche die Vorsehung die Volker erprobt. Mit einer so vollkommenen Gesetzgebung wurde man jener taglichen Klugheit, welche das Genie der Staatsmaͤn⸗ ner und der Ruhm der civilisirten Volker ist, nicht mehr bedaͤr— fen. Man wuͤrde frei seyn ohne Muth! Die Institutionen wuͤr— den alles und der Mensch nichts seyn: das ist unmoglich! Wenn das Gesetz, welches wir jetzt machen werden, in 5) Jahren nicht mehr gut ist, so wird man ein anderes 34 23 Es genuͤgt, daß es gegenwärtig gut ist. Welches Alter soll fur die drr d iger des Koͤnigs festgesetzt werden? Wem soll die Regentschaft uͤber— tragen werden, seiner Mutter, oder den Prinzen, seinen Onkeln? Entscheiden wir diese Fragen fuͤr uns, und uͤberlassen wir es der Zukunft, die ihrigen zu loͤsen!“
Die Presse, die, wie gesagt, die entgegengesetzte Ansicht ver⸗
tritt, schließt heute einen Artikel uber diefen Gegenstand mit fol— genden Worten ab: „Will man wissen, was jenes System her— vorbringen wuͤrde, welches verlangt, daß die Regentschafts- Frage nur vorläufig gelbst und nichts Allgemeines, fuͤr alle Zukunft Gei— tendes in sich enthalten soll, so lese man die Geschichte aller Re⸗ gentschaften, die das alte Frankreich erschuͤttert haben. Der Man⸗ gel jedes feststehenden Prinzips, jedes gewissen Rechtes, sowohl fuͤr diejenigen, welche die Regentschaft verliehen, als fuͤr diejenigen, denen sie verliehen wurde, oͤffnete allen Anspruͤchen, allen Bewer— bungen, aller Unordnung Thür und Thor. Wenn man ein sol— ches Wesen in dem neuen Frankreich restauriren will, so hat man Recht, zu verlangen, daß die Regentschaft nur eine Frage der That⸗ sache und der Gelegenheit sey. Wenn man aber im Gegentheil die Wirksamkeit und die Stabilitat des monarchischen Prinzips, welche bei Minderjährigkeiten immer mehr oder weniger gefaͤhrdet ist, sichern, wenn man das constitutionelle Frankreich vor den Un— ordnungen bewahren will, die die alte Monarchie aufregten, so muß man sich beeilen, feste, unveränderliche, von Zeit und Men— schen unabhängige Regeln festzustellen.“
Fast alle hiesigen Journale machen auf den Widerspruch in den beiden (gestern mitgetheilten) Artikeln des Constitution nell aufmerksam, und fordern dieses Blatt zu einer Erklarung auf.
Der erste Adjutant des Koͤnigs der Niederlande, General stepveu, ist hier eingetroffen, um dem Könige der Franzosen ein eigenhaͤndiges Kondolenz-Schreiben des Koͤnigs der Niederlande zu uͤberreichen.
Es heißt, daß Herr Sauzet in der kuͤnftigen Session nicht der Kandidat des Ministeriums fuͤr die Praͤsidentschaft der De⸗ putirten-Kammer seyn werde. Dem Vernehmen nach wuͤnscht das Ministerium, daß Herr von Lamartine diesen hohen und ehren— vollen Posten einnehmen moͤge.
An der heutigen Boͤrsg gingen die Course um eine Kleinig— keit in die Höhe. Die Geruͤchte von einer Ministerial-Veraͤnde⸗ rung waren verstummt.
O Paris, 21. Juli. Das Journal des Däbats, der CTonstitutionnel und der Moniteur parisien versicherten gestern einstimmig, daß der Graf von Paris am naäͤchsten Dienstag vom König selbst den Kammern vorgestellt werden würde. Die nämliche Nachricht hatte ich Ihnen schon fruͤher mitgetheilt. Die Presse widerspricht ihr heute auf das bestimmteste, und das Journal des Dabats erklart, es habe sich gestern hierin geirrt. Daß ein Journal, wie die Débats, welches mit dem Hof in näherer Berührung steht, indem alle Artikel, welche uͤber den Tod des Herzogs von Orleans darin erscheinen, aus der Feder des Herrn Cuvillier-Fleury, des Secretairs des Her⸗ zogs von Aumale, fließen, nicht aufs Geradewohl melden konnte, daß der Graf von Paris der Kammer⸗-Erbffnun beiwohnen werde, ist nicht schwer zu errathen. Man mung daher fuͤr die heutige ,,, des Journal des Déabats einen anderen Grund suchen. icherem Vernehmen nach, * das Kabinet gestern dem Koͤnig die Vorstellung gemacht, es ware eine von den Ministern nicht zu verantwortende Schuld, wenn sie zugeben wollten, daß der Koͤnig und dessen praͤsumtiver Nachfol— ger sich der Gefahr eines moͤglichen Attentats unter den obwal— tenden Umstaͤnden aussetzen sollte. Das Kabinet erkannte wohl, wie uͤbertrieben eine solche Furcht ware, nichtsdestoweniger behaup⸗
tete es, die Pflicht gebiete ihm, auch auf die schlimmsten Falle zu Kegentschafts⸗Frage beschaͤftigt. ion ist der Sturz des Herrn Guizot, selbst wenn dadurch ernste Berwickelungen in der Erörterung des Regentschafts-Gesetzes ent— Fehen sollten.
verzichtete auf sein Vorhaben, den Grafen von Paris den Kam⸗ Berechnungen scheinen uns wenig genau zu seyn, und namentlich
denken und seine Vorsichts Maßregeln darnach zu nehmen. Der Marschall Soult, wird hinzugesetzt, hätte dem nl geradezu ge⸗ sagt, er wuͤrde lieber auf der Stelle sein Portefeuille niederlegen, als eine so schwere Verantwortlichkeit auf sich nehmen. Ludwig Phi⸗ lipp, sagt man, gab endlich den Vorstellungen der Minister nach und
mern vorzustellen. Dies geschah gestern Abends in Neuilly, wo⸗
hin sich die Minister nach gepflogener Berathung unter einander begaben. Heute erschien dann die obenerwaͤhnte Berichtigung im
Journal des Dabats.
Die Journale des Herrn Thiers uͤbertreiben in diesem Augenblicke die Wichtigkeit und den Einfluß des Herrn Thiers, den sie als den Mann de la situaiion présente darstel— len mochten. Wenn es Jemanden glebt, dem Ludwig Philipp un— ter den obwaltenden Umstaͤnden nicht die Leitung der Geschaͤfte
Majoritaͤt auf folgende Weise finden koͤnne. die Dotation, für die Zaͤhlung, gegen die Inkomptabilitäten und die Kapazitäten gestimmt haben, )
die Dotation, aber fuͤr die Zaͤhlung, gegen die Inkomptabilitäͤten
aus den Provinzen noch nicht angekommen sind. Die Pairs wa⸗ ren von ihrem Praäͤsidenten, Baron Pasquler, und dem Groß⸗ Referendar, Herzog von Decazes, angeführt. Die Deputirten hin⸗ gegen traten ohne Präsidenten in den Thron⸗-Saal und defilirten gleich den Mitglledern der Pairs-Kammer vor dem König mit einer stummen Verbeugung vorüber. Nach ihnen wurden die dienstthuenden Offiziere der Wachtposten in den Tuilerieen, sowohl von den Linlentruppen, wie von der Nationalgarde, 222 worauf der Staatsrath, das Conseil des bffentlichen Unterrichts, die Akademie der Kuͤnste und Wissenschaften, die Vorstände du corps des ponts et chaussées, die Gerichtshoͤfe aller drei Instan⸗ zen, das Handels⸗Tribunal und die Handels⸗-Kammer von Paris folgten. Darauf kamen die zwoͤlf Maires von Paris mit den Präfekten des Departements de la Seine an ihrer Spitze, der Ge⸗ neralstab der Nationalgarde, das Offizier⸗Corps der dreizehn Le⸗ glonen der Nationalgarde von Paris und die Offiziere der Gar⸗ nison von Paris und Versailles. Es versteht sich von selbst, daß alles bei dieser Aufwartung in tiefster Trauer erschien, man trug nicht nur Flor um den Arm, sondern die Degenkuppel und die Goldquasten der dreieckigen Hüte waren mit Fior umhuͤllt. Endlich erschien gegen vier Uhr das diplomatische Corps, ebenfalls in Trauer. Graf ** welcher als Doyen an der Spitze des⸗ selben stand, trug die schwarze Ungarische Trauer⸗-Uniform, mit blau angelaufener Saͤbelscheide, und schwarzem Kalpak. Die ihn begleitenden Secretaire, Graf Rudolph Appony und Graf Ester— häzy, trugen eine ähnliche Ungarische Trauer-Uniform. Waͤhrend der Aufwartung des diplomatischen Corps umgaben die Minister den Thron des Königs. Diese Aufwartung ging, wie die vorher— gehenden, ganz stumm vor. Waͤhrend ich diesen Brief schließe, verlassen eben die fremden Gesandten das Koͤnigliche Residenz⸗ Schloß. Der Koͤnig wird in einer halben Stunde nach Neuilly zuruͤckfahren.
Ft Paris, 21. Juli. Der durch den Tod des Herzogs von Orleans fuͤr einige Tage suspendirte Portefeuille-Krieg bricht in neue Flammen aus. Die constitutionelle Opposition hat sich von ihrem ersten Schrecken uͤber das verhaängnißvolle Ereigniß vom 13ten einigermaßen wieder erholt, und mit ihrer Geistesgegenwart ist auch das Bewußtseyn ihres ewigen großen Zieles: Sturz des Ministeriums, zuruͤckgekehrt. Dennoch ist mit aller Partei⸗Sophi⸗ stik die Thatsache nicht hinwegzuleuanen, daß die neue Kammer die Elemente einer, wenn auch nicht sehr großen, doch genuͤ— enden Majoritaͤt fuͤr die ministerielle Politik enthalt, einer
ajoritaͤt, welche in dem Ungluͤcksfalle vom 13ten die staͤrkste Veranlassung zur einigen Gesinnung und zum einigen Handeln finden wird.
Die Presse ist noch immer kläglich arm an eigenen Ideen und eigenen Wuͤnschen uͤber die Regentschafts⸗Sache. Es hat fast den Anschein, als wolle sie die amtliche Mittheilung des Regie⸗ rungs⸗Planes abwarten, ehe sie mit eigenen Ansichten hervortrete. Die meisten Preß⸗Organe beschaͤstigen 6 bis jetzt nur mit . ziellen Fragen, und wenn sie uͤber den Hauptgegenstand selbst einige Worte fallen lassen, so sind diese gewohnlich so sehr auf Schrau⸗ ben gestellt, daß sie zu keiner großen Konsequenz verpflichten.
Die Wirkung der Trauer-Botschaft vom 13ten ist in den Provinzen nicht geringer gewesen als in Paris selbst. Die Sprache der Journale und die zahlreichen Beileids⸗A Adressen, welche täglich an den Köoͤnig eingehen, sind unzweideutige Zeichen eines lebhaften und tiefen Interesses, das um so wahrer ist, je stärkere egoistische Mitbeweggruͤnde es hat. Man spricht mit vie— lem Unwlllen von dem Beschlusse des Stadt-Raths von Toulouse, welcher den Antrag des, Maire auf Abfassung einer schriftlichen Theilnahms-Bezeugung an den Konig als ungesetzmaͤßig ablehnen zu muͤssen geglaubt hat. (Vergl. Staats-Ztg. Lon gestern) Gewiß ist es, daß der gesetzliche Sinn der Toulouser Stadt-Behoͤrde nicht das allein bestimmende Motiv dieser Weigerung gewesen ist, aber eben so wenig ist es zu bestreiten, daß dieselbe sich bei ihrer Be— schlußnahme äuf ein ausdruͤckliches Verbot des Gesetzes berufen konnte.
.. Paris, 21. Juli. Man fängt bereits an, die Frage uͤber die Praͤsidentschaft der Deputirten⸗Kammer aufzuregen. Der Name des Herrn von Lamartine wird aufs neue genannt; sein Mitbewerber wird Herr Sauzet seyn. Die Oppositlon wird ihre Kraͤfte versuchen und auch ihren Kandidaten haben, der kein an— derer seyn kann, als Herr Barrot. Die Journale der verschiede⸗
nen Parteien möͤgen immerhin Versoͤhnung, Einigkeit und gutes Einverstaͤndniß predigen, man sieht dennoch, daß bei dem Allen Hie ministerielle Frage sie wesentlich und vielleicht mehr als die
Der hoͤchste Zweck der Opposi—
Man hat zahlreiche Berechnungen angestellt, um die respek⸗ ive Staäͤrke der Parteien in der Kammer festzustellen; allein diese
hat die Opposition die Biegsamkeit der Ziffern auf eine sonder⸗ are Weise gemißbraucht, um ihr Konkingent fuͤr die Kammer estzusetzen. Wir unsererseits glauben, daß man die ministerielle Deputirte, die fur nd 189; Depulirte, die nicht fuͤr
und die Kapazitäten stimmten, 42; neu erwaͤhlte Deputirte, die von
anvertrauen mag, so ist es sicherlich Herr Thiers. Allem Anschein den Konservativen getragen und unterstuͤtzt werden, und anerkannt
nach. ist Herr Thiers mehr als jemals von dem Eintritt ins Kabi— . wr, denn er hat jetzt den letzten haltbaren Stuͤtzpunkt ver⸗ n, den er an dem Herzog von Orleans zu haben glaubte, um
seinen durch die groben Mißgri ͤ ; griffe der Verwaltung vom 1. Maͤrz verlorenen Einfluß auf die Kaimmer einigermaßen 1 zu e. '!
nen. Er wird sich, wie wir hören, nicht einmal um die Praͤshe
in der Deputirten-Kammer . n vielleicht ö. er . in Anzahl von Stimmen, die er dafür gewinnen koͤnnte, möchte dem Lande die Ohnmacht der Partei, an? deren Spitze er sieht zu sehr aufdecken. Briefe aus Macon melden, daß Herr von La⸗ marting, der vor einem Jahre seinen Freunden zu lieb als Kan— didat fuͤr die Praͤsidentschaft der Kammer auftrat, diesesmal dẽrauf besteht, die unabhangige Stellung eines einfachen Deputirten zu bewahren, und die ihm neuerzings angebotene Kandsdatur aus . schlagen habe. Dagegen bemüht sich Graf von Salvandy unn, eifriger, die Wahl der Kammer auf ihn zu lenken.
Die angezeigte Kondolenz-Cour in den Tuilerleen hat diesen Morgen um elf Uhr , en. Der Koͤnig war eine halbe Stunde fruͤher aus Neuilly daselbst angekommen. Ihn begleiteten die Herzoge von Nemours, Aumale und Montpensier. ie Köͤ⸗ nigin und die aͤbrigen Prinzessinnen sind nicht nach Paris gekom— men. Auf der Estrade des Thrones 37 empfing der Konig zuerst die Minister, die Marschaͤlle und Admsrale und die beiden Kammern. Die Pairs hatten sich in großer r eingefunden. Von den Deputirten war beiläufig der dritte Theil anwesend, da die uͤbrigen
zu dieser Partei gehoͤren, 41; gesammte Majoritat 272. Da die Kammer aus 1650 Deputirten besteht, die Majoritaͤt aber 272 Mitglieder betragt, so bleiben fuͤr alle vereinigten Oppositions— Nuancen, mit Einschluß von 12 zweifelhaften Deputirten, die eben
gut dem Ministerium als der Linken angehören koͤnnten, 187 Mitglieder. Der Unterschied zwischen der Opposition und der Masoritaͤt betraͤgt daher 85 Stimmen. Diese Angaben scheinen uns weniger angreifbar, als die, welche bisher in den verschiede⸗ nen Journalen der Hauptstadt mitgetheilt worden sind. Jene Majoritaͤt kann sich allerdings zum Nachtheil des Ministeriums modifiziren; allein es ist nicht weniger wahr, daß sie in diesem Augenblicke so existirt.
Von allen ministeriellen Journalen ist jetzt die Presse das einzige, welches den Entwurf eines Fundamental⸗Gesetzes uͤber die Regentschaft vertheidigt. Die allgemeine Meinun 8 sich fuͤr ein provisorisches Gesetz ausgesprochen, d. h. fuͤr ein Gesetz, das nur den Beduͤrfnissen des Augenblicks entspricht. Man fuͤrchtet sich vor den Verwickelungen eines organischen Gesetzes und das Ministerium scheint eine allgemeine und vollstaͤndige Losung des
roblems vermeiden zu wollen. Diese Löͤsung, sagt es, würde zu iel Zeit hinwegnehmen und zu heftigen Diskussionen Anlaß ge⸗
ben, was man bei dem gegenwartigen Zustande der Dinge um
jeden Preis vermeiden müß. Nach Aussage der am besten un⸗ terrichteten Personen ist kein Zweifel mehr daruber, daß der Her⸗
zog von Nemours zum Regenten ernannt werden und die Herze⸗
ga. re Orleans die Vormundschaft uber ihre Kinder behalten wird.
Die Vorbereitungen zu der Beisetzung des Herzogs von Or— leans werden mit großer Pracht 5. In diesem Augen⸗ blicke wird die Kirche Notre⸗Dame fuͤr die oͤffentliche Aus stellung der sterblichen Ueberreste und die Leichenfeier des Kronprinzen de⸗ korirt. Je glaͤnzender man diese Ceremonie macht, um so trau⸗ riger und schmerzlicher wird sie seyn. Einem Kodizill seines Te⸗ staments zufolge, wollte der Herzog von Orleans, im Fall eines fruͤhzeitigen Todes, auf die einfachste Weise beerdigt werden; nach langen Berathungen hat man es jedoch fuͤr angemessen gefunden, von diesem Theile des Testaments abzuweichen.
Großbritanien und Irland.
Parlgaments-Verhandlungen. Unterhaus. Sitzung vom 19. Juli. (Nachtrag.) Der bei der Erörterung des Ar⸗ mengesetzes von Herrn Fielden gestellte Antrag, daß die Bill nicht weiter berathen werden solle, bevor nicht durch eine von dem Unterhause mittelst Abhoͤrung von Tagelbhnern und ihren Herren bewerkstelligte Untersuchung dargethan worden sey, daß das neue Armengeseß wirklich dazu beigetragen habe, den Arbeitslohn zu er= hoͤhen, die Zufriedenheit der Arbeiter zu vermehren und die Zahl der Verbrechen zu vermindern, wurde, als es nach den (bereits
estern mitgetheilten) Debatten zur Abstimmung kam, verworfen. il r denn die vier ersten Klauseln, welche die Zusammensetzung und die Befugnisse der Armen-Kommission betreffen, angenommen und die Z38ste Klausel, welche von den Kosten fuͤr die Aufgreifung der
Landstreicher handelt, verworfen worden war, beantragte Herr
Darby noch einen Zusatz⸗Artikel, wonach diejenigen Orte, welche besondere Armen⸗-Gesetze hätten, von der Kontrolle der Armen⸗ Kommissarien befreit werden sollten, wenn nicht zwei Drittel der Aufseher (guarclians) fuͤr diese Kontrolle stimmten. Der Antrag wurde verworfen. Das Haus verwandelte sich sodann in den Ausschuß uͤber die Suͤd-Australische Bill, die nach einiger Oppo— sition von Seiten des Herrn Hume angenommen wurde.
unterhaus. Sitzung vom 21. Juli. Sir Thomas Dun combe beantragte eine Adresse an die Königin, um Ihre Majestaͤt zu bitten, das Parlament fruͤhzeitig einzuberufen, falls die Lage des Volks sich nicht geändert haben sollte. Nachdem mehrere Mitglieder uber diesen Gegenstand gesprochen und unter Anderen Herr d'Jsraell den gegenwartigen Nothstand als eine olge der schlechten Politik dargestellt hatte, nahm Sir James zraham das Wort und erklärte, daß die Unruhen in Stafford⸗ shire mit der allgemeinen Noth nichts zu thun hatten, indem sie durch einen Streit über den Unterschied des taglichen Arbeits⸗ lohns von 4 Sh. und 45 Sh. entstanden seyen. Sir Robert Peel widersetzte sich dem Antrage des Herrn Duncombe aus 'onstitutionellen Gründen, weil derselbe ein Eingriff in die Praͤ⸗ rogative der Krone sey, auch fuͤhrte er aus den Oppositions⸗ Blättern einige Stellen an, die den erfreulichen Beweis lieferten, daß der Handel sich wieder verbessere. Sodann hielt Lord Palmerston eine lange Rede (auf die wir noch zuruͤckkom— men werden), deren größter Theil eine Vertheidigung seiner Han⸗ dels-Politik gegen die Beschuldigungen des Herrn d' Isrgeli ent hielt. Er prophezeite, daß die . alles unter Verschluß befindliche Getraide noch vor dem November zollfrei herauslassen werde, und obgleich Lord Stanley meinte, daß diese Vorhersagung nicht in Erfuͤllung gehen durfte, so fuhr er dennoch sort, darauf— als auf etwas ganz Unzweifelhaftes, hinzuwelsen. Bei der Ab— stimmung ergaben sich 1147 Stimmen gegen und 91 Stimmen für Herrn Duncombe's Antrag, so daß derselbe mit einer Majo— rität von 56 Stimmen verworfen wurde.
London, 22. Juli. Am Dienstag empfing Sir Robert Peel in seiner Amtswohnung eine zahlreiche Deputation, die ihm eine Denkschrift uͤberreichte, worin auf den nachtheiligen Einfluß aufmerksam gemacht wurde, den der Schleichhandel mit Opium auf die Handels- und Fabrik⸗Interessen ausüͤben muͤsse.
Gestern bot die Themse bei Blackwall einen sehr belebten Anblick dar, indem wohl an 30900 Personen theils auf den Ufern, theils auf Fahrzeugen sich befanden, um die schoͤne nach Ostindien bestimmte Fregatte „ihe Queen“ vom Stapel laufen zu sehen. Zur Linken des Schiffes war eine ungeheure Platform für eine Anzahl ausgewaͤhlter Zuschauer und fuͤr die Musiker des 73. Re— giments errichtet. Auf dem Schiffe selbst befanden sich an 500 Personen beiderlei Geschlechts. Die Ceremonie der Taufe des Schiffes wurde von Miß Stopford, Tochter des Admirals Stopford, jetzigen Gouverneurs des Greenwich-Hospitals, voll— zogen. Die „»Gucen« ist 210 Fuß lang, 40 Fuß breit; sie hat drei Verdecke, jedes von? Fuß Höhe, ist fuͤr 52 Kanonen ge⸗— bohrt und ganz wie ein Linienschiff gebaut; ihre Tragkraft ist 14100 Tonnen.
T London, 22. Juli. Die Verhaͤltnisse scheinen sich mit edem Tage mehr dem Ende zu nähern, das sie unvermeidlich ehmen moͤssen, naͤmlich der Aufloͤsung der Tory⸗Parxtei, und der
ildung eines neuen Ministeriums unter Peel und Russell's Ge— ammtleitung. Die Bigotten, welche sich dem Beitrage zur Er⸗ altung des Semingriums zu Maynooth widersetzen, waren allein och zu zaͤhmen; aber im Verein mit den aufgebrachten Guts—⸗ erren bilden sie ein bedeutendes Element zum Abfalle. Die Aus⸗ alle gegen die Geistlichkeit eines ganzen Volkes, und die Persoͤn⸗ lichkeiten, welche die ganze Debatte begleiteten, sind eine Schmach der Nation. Erfreulich war aber die aͤchte Liberalitaͤt des Lord Eliot, welcher als Irläͤndischer Secretair hierbei zugleich als Ver⸗ treter der Regierung angesehen werden muß, womit er die Ver⸗ dienste der katholischen . um die Erhaltung der Ordnung unter den Landleuten anerkannte. Die armen Irlaͤndischen Prie⸗ ster, die, ohne Besoldung, gaͤnzlich fur ihre Existenz von ihren Pfarrkindern abhängen, bringen, wenn sie sich ernstlich den Vorurtheilen oder Leidenschaften der Bauern e nr enen, oft großere Opfer als die Welt erfährt. Aber es . auch eben diese Abhangigkeit, welche die hoheren Klassen der Katheli⸗ schen abhält, ihre Söhne diesem Stande zu widmen und 3. Prie⸗ ster gröͤßtentheils aus dem Bauernstande r nr gen laßt und solchẽ deswegen auch bel den geringen Mitteln, dis dem Seming= rium zu Gebote stehen, nicht sehr gelehrt oder gebildet sind. Es ist des wegen höͤchst wänschenswerth, daß der Staat viel mehr fuͤr das Institut thue, und zwar durch eine Stiftung, damit den all⸗ jaͤhrlĩchen unziemlichen Bebatten daruͤber eine Ende gemacht werde. Pei scheint, nach all seinem Thun zu schließen, auf dem Wege, inen sölchen Vorschlag zu wagen und, würde ihn, troßz des Ge— chreis der Ultra- Protestanten, durchseen. Aber die Spaltung zwischen n kund ihm würde auch unheilbar werden.
Die Bill fuͤr die freie Zulassung auswaͤrtlgen Getraldes zum ahlen und um als Mehl oder Zwieback wieder ausgeführt zu erden, hat die Gutsherren aufs neue aufgeregt. Man versichert,
ne bedeutende Anzahl derselben habe eine ,, gehal⸗ n und beschlossen, zwar fuͤrs erste keine Opposition gegen ihn
schall⸗ Lieutenant und Vice⸗Gouverneur der
u bilden, ihn aber auch auf keine Weise zu unterstützen, oder durch hren Beisall zu ermuntern. Auch bemerkte man gestern Nacht, wo Peel sein System gegen die Angriffe der Opposition zu ver⸗ theidigen hatte und dabel eine vortreffliche Rede hielt, eine Kalte unter seinen seyn sollenden Anhaͤngern, welche einen solchen Ent⸗ schluß anzukündigen schien. Jeder parlamentarische Redner er⸗ wartet naͤmlich don Zeit zu Zeit ein ermunterndes Hört! Hort! von den Seinigen; aber Peel hat es besonders in seiner Art, wenn er im Begriff ist, etwas recht Schlagendes vor—⸗ zubringen, sich gegen seine Partei hinzuwenden und sie ge⸗ wissermaßen zum Applaus auszufordern, der dann auch nie auszubleiben pflegte. Gestern Abend blieb derselbe fast Aan aus, und er muß wohl daran erkannt haben, daß, wie die Times erklärt, die Taͤuschung uͤber seine vermeinten Grundsaͤtze fuͤr im— mer ne. ist. ᷣ
Ueberhaupt scheint dieses Journal es sich jetzt zum Gesetz zu machen, diese Taͤuschung baldmoglichst zu zerstreuen. Am Montag gab es einen langen Aufsaßz, worin es das jetzige Ministerium ganz und gar mit den Whigs identifizirte; gestern einen anderen, worin es Peel's und Graham's Reden über das Armenwesen zer— gliedert und Beide als der Armuth Hohn sprechend brandmarkt; und heute hat es einen spottenden Aufsatz über das, was es Herrn Gladstone's neues Licht“ in Bezug auf die oben genannte Maßregel nennt. Es lacht uͤber dessen Angabe, daß die re nnr tirung der Schiffe mit dem Erzeugniß fremder Lander dem Bri— tischen Gutsbesitzer nicht schaden sollen und will nicht einse⸗ hen, warum man nur Briten, die zur See gehen, wohlfeiles Brod goͤnnen wolle, und nicht auch denen, welche zu Hause blie— ben. Es schließt aber mit der auffallenden Bemerkung: es habe es vorausgesagt, sobald Peel anfinge, an dem Getraide⸗Geseßz et⸗ was zu aͤndern, so muͤsse jeder neue Schritt ihn der gaͤnzlichen Zollfreiheit desselben entgegenfuͤhren! Ich erinnere mich zwar nicht, diese Prophezeiung in der Times gelesen zu haben; aber ob es sie gemacht habe oder nicht, so wird doch diese Behauptung, eben jetzt und in diesem Tone gemacht, wie eine Bombe unter die Grundbesitzer fallen.
Duncombe's Vorschlag ist verworfen; aber diesen Abend wird die Lage des Landes wieder unter einer anderen Form vor das Unterhaus gebracht und damit die Bewilligung der Subsidien aufs neue verschoben werden. Auch hat Peel gestern Abend aber— mals seine Bereitwilligkeit zu erkennen gegeben, das Getraide⸗Ge⸗ setz weiter zu veraͤndern, wenn die rden j sich nicht bessern.
Niederlande. Aus dem Haag, 22. Juli. Se. Majestaͤt der Konig
Wilhelm Friedrich, Graf von Nassau, ist gestern von hier nach Schlesien abgereist.
Die Herzogin Max in Bayern ist gestern mit ihren drei Kindern im Bade von Scheveningen angekommen.
Belgien.
Brüssel, 22. Juli. Bei Gelegenheit des eilften Jahres tages seiner Huldigung hat der Koͤnig eine große Anzahl von Affizieren um einen Grad befoͤrdert. Das Verzeichniß dieser Beföoͤrderungen befindet sich im heutigen Moniteur Belge.
Deutsche Bundesstaaten.
m Dresden, 24. Juli. Endlich ist nach 3 Hoffen eine Regenperiode eingetreten und die Elbe einige Zoll gewachsen. Glaͤcklicherweise lauteten die Nachrichten aus dem Gebirge bisher ziemlich befriedigend, so daß mehr einzelne Striche des Niederlan— des von der ausdorrenden Hitze gelitten haben. Das Prager Dampfschiff „Bohemia“, welches bei seinem maͤßigen Tiefgange vor den unsrigen Manches voraus hat, verrichtet jetzt mit den Dienst zwischen Magdeburg und Hamburg. Der heutige Elbstand ist übrigens fuͤr die Schifffahrt um so trostloser, als die bisherige Seichtigkeit sich vielleicht bald in so hohen Wasserstand verwan⸗ deln kann (auch hier beruͤhren sich die Extreme nicht selten), daß nicht nur Ueberschwemmungen eintreten, sondern auch wenigstens fuͤr die Dampfschifffahrt neuer Stillstand.
In einer der letzten Nummern der in Leipzig erscheinenden
Sächsischen Blätter befindet sich eine Kritik des Entwurfs
einer Kriminal-Prozeß-Ordnung fuͤr das Koͤnigreich Sachsen, wel— chen die Staats-Regierung den am 7. Juni zusammengetretenen, von den letzten Kammern zur Begutachtung desselben ernannten Deputationen vorgelegt hatte, und welchen, wie verlautet, wenigstens die Deputation der zweiten Kammer einstimmig abgelehnt haben soll, indem sie sich fuͤr Muͤndlichkeit und Oeffentlichkeit des Kri— minal⸗Verfahrens erklaͤrte. Die obengenannte Kritik ist vorzuͤglich
von Interesse, weil sie von einem der Koryphäen unserer zweiten nisch. ö wenigsten ruͤhmen, ein geschickter Diplomat zu seyn, denn die ein⸗ ige Mission, die ihm jemals uͤbertragen gewesen, die nach Berlin
Kammer herruͤhrt. Es duͤrfte dies in unserem Lande der erste Fall sein, daß ein Entwurf, der noch nicht an die Kammern ge⸗ langt ist, von einem Kammer-Mitgliede selbst einer oͤffentlichen Beurtheilung, wie es hier e, w. unterworfen wird. —
Uebrigens bereitet die Re er n noch mehrere andere Rechts⸗
Entwürfe vor, worunter vorzuͤgllch die neuen Hypotheken-, Kon⸗ kurs- und Wechsel-Ordnungen hervorzuheben sind. Wegen der beiden ersteren hat das Justiz⸗Ministerium einen ihm beigegebenen Appellations-Rath nach Wien und Prag geschickt, um das Oester—
reichische Hypotheken? und Gantwesen, das von Praktikern wie
Theoretikern ganz besonders geruͤhmt wird, an Ort und Stelle kennen zu lernen und die neuen Entwürfe darnach auszuarbeiten. Bei der neuen Wechsel-Ordnung wird der vom Geheime Rath Dr. Einert veroffentlichte Entwurf zur Grundlage dienen.
Der bisherige Direktor der Leipzig⸗Dresdener Eisenbahn, Herr Harkort, ist abermals zu dieser Functlon erwählt worden. — Ein hier privatisirender staatsokonomischer Schriftsteller, Dr. Ritter, hat dem Hamburger Senat einen Finanzplan zur Wiederauf— bauung der Stadt mit Docks ꝛc. uͤbermacht, der auf Kreirung eines ünverzinslichen Papiergeldes von 20 Millionen Mark Beo. hinauslaͤuft, dafuͤr die Garantie des Bundes ng, und aller⸗ dings insofern eine Beherzigung verdient, als die Realisirbarkeit der Sache vorausgesetzt, der schwerbedrängten Stadt eine jaͤhrliche Zinszahlung von vielleicht 1 Million Mark Beo, erspart wuͤrde. Aber wir zweifeln an der Moglichkeit der Ausfuhrung.
HGHannover, 23. Juli. Ihre Koͤnigl. Hoheit die Frau Her— zogin von Deßau traf gestern Mittag nach 1 Uhr, in Begleitung des Erbprinzen und der Prinzessinnen Toͤchter, in hiesiger Resi⸗ denz ein, und setzten, nachdem sie Sr. Königl. Hoheit dem Kron— prinzen einen Besuch abgestattet, um 4 Uhr Nachmittags die Reise nach Norderney weiter fort.
— — n, . a. M., 23. Juli. Ein in auswaͤrtigen Blattern verbreitetes Geruͤcht, die Bundes⸗Versammlung werde schon jetzt Ferien antreten, ist falsch. Die gewohnlichen Sitzun⸗ gen der hohen Versammlung finden 82 siatt und werden
auch bis zum Herbste andauern.
Am Fosten d. M. begeht der Kaiserl. Oesterreichische Feldmar⸗ undes⸗Festung, Herr
887
Graf von Neu⸗Leiningen⸗Westerburg Erlaucht, sein M aͤhriges Dienst⸗ Jubilaͤum, das auf die festlichste Weise von dem Kaiserl. Oester= reichschen und den Königl. Preußischen Offizier⸗Lorps in Mainz gefelert werden wird. en Glanzpunkt des dreitägigen Festes wird ein brillantes Feuerwerk bilden. .
Nachdem der erste Schrecken, welchen der nicht genug zu be— klagende Tod des Herzogs von Orleans in der Boͤrsenwelt ver⸗ breltete, vorüͤber war ünd die Pariser Boͤrse einen Wiederauf— schwung der Rente zeigte, befestigten sich auch hier wieder die 8 einigermaßen. An den letzteren Tagen trat aber ein neues
inken der Franzobͤsischen Rente ein, das seinen nachtheiligen Impuls auf den hiesigen Plaß nicht verfehlte. Doch wurde dieser weniger fühlbar gewesen seyn, wenn nicht der precaire Geldstand die Speculation so sehr niederhielte. Aus diesem Grunde findet auch im Wechselhandel keine Bewegung statt und man konnte in der ganzen Woche alle Devisen nur zu sehr niedrigen Preisen anbringen. Heute traf unerwartet eine höhere Notirung von Paris ein und die Stim⸗ mung der Boͤrse war etwas guͤnstiger. Die meisten Gattungen gingen hoͤher, doch ist kaum zu erwarten, daß vor dem Ultimo der Boͤrsen-ümsatz hier einen nachhaltigen Umschwung nehmen kann. Die Taunus⸗-Eisenbahn⸗Actien waren in den letzten Tagen auch wenig gesucht, heute aber auf 3787 Fl. gestiegen, da das Haus von Rothschild noch gestern Abend starke Einkäufe darin ausfuͤhren ließ. Die Freguen der Taunus-⸗Cisenbahn ist in diesem Monat so stark, daß taglich uͤber 2009 Fl. eingehen. Unsere Gast⸗ haͤuser sind jetzt auch staͤrker mit Fremden besetzt.
Italien.
Venedig, 16. Juli. (Schw. M.) In Mantuag hat das kraͤftige Einschreiten der Behoͤrde gegen die dort stattgehabten Exzesse zu ö, der Ordnung gefuͤhrt, doch berichten Briefe von dort, daß die Erhitzung der Gemuͤther unter der christlichen Bevoͤlkerung durch die Strenge, mit welcher die Untersuchung ge— gen die Ruhestoͤrer gefuͤhrt wird, neue Nahrung gewinne. Man sieße sich, so scheint es, die Beschraͤnkung der Exzesse gerne gefal⸗ len, wenn nur nicht nachgefragt wuͤrde, wer an dem Begangenen vorzugsweise Theil genommen. Viele Landleute aus der Umge— end Mantua's, welche bei der Zerstoͤrung von Landhaͤusern der Ilden thaͤtig waren, sind ebenfalls festgenommen worden und wer—⸗ den der unausbleiblichen Strafe so wenig entgehen, als wie die Haupt-Tumultuanten in der Stadt. Die juͤdische Bevölkerung darf des kraͤftigsten Schutzes der Behoͤrden sich uͤberall versichert halten, und daraus, daß die begangenen großen Frevel nicht unbe⸗ straft bleiben, werden hoffentlich viele, die außerdem zur Wieder⸗ holung des Skandals geneigt seyn durften, eine gute Lehre ge— schoͤpft haben. Gleichwohl scheuen sich einige sreiche Familien, die im ersten Schrecken zu uns gekommen sind, noch heute, nach Mantua zuruͤckzukehren.
Spanien.
Mꝛadrid, 11. Juli. Man trifft Anstalten, die beiden Soͤhne des Don Francisco de Paula mit einiger Feierlichkeit zu empfan— gen. Der General-Capitain und der politische Chef reisen ihnen morgen bis Guadarrama entgegen.
Die Schriftsetzer, welche sich bisher weigerten, zu arbeiten, sind im Begriff, sich mit den Journalisten zu verstaͤndigen, so daß die Blaäͤtter, welche deshalb nicht gedruckt werden können, wohl bald wieder erscheinen werden.
Man spricht von einem beabsichtigten Duell zwischen den Herren Marliani und Gonzalez in Folge der letzten parlamenta⸗ rischen Debatten. Der General Seoane wird der Sekundant des Herrn Gonzalez seyn, den des Herrn Marliani kennt man noch nicht.
Der Senat hat in der heutigen Sitzung das Budget ange⸗ nommen. Der Ynerag des Marquis von Jalies, die, bekanntlich in Folge der Oktober⸗Ereignisse gestrichene Dotation der Koͤnigin Christine wiederherzustellen, verworfen.
O Madrid, 13. Juli. Die gestrige Sitzung des Kongres⸗ ses gab zu weiteren Aufschluͤssen uͤber die geheime Geschichte des verunglückten Englisch⸗-Spanischen Handels⸗-Ver— trages Veranlassung. Der Ex⸗Minister Gonzalez unternahm es, die von Marliani aufgestellten Behauptungen zu widerlegen.
Herr Gonzalez ging von dem Satz aus, daß ein unkluger Freund gefährlicher wäre als ein offener Feind, eine Anspielung, deren 86 in die Augen faͤllt. Dann erklaͤrte er die Person, welche im Senate Gegenstaͤnde, die streng geheim bleiben sollten, veroffentlicht habe (Marliani), fuͤr eine ehrlose, deren wahrer
wurde mit 40 gegen 17 Stimmen
Zweck gewesen ware, einen fremden Gesandten mit einem Spa—
nischen Minister zu uͤberwerfen. Herr Marliani duͤrfe sich am
und Wien in Begleitung des Herrn Zea Bermudez, habe einen
hr uͤbeln Ausgang fuͤr ihn genommen. Herr Gonzalez raͤumte
nn ein, mehrere vertrauliche Besprechungen mit dem Englischen
Fesandten gehabt, und demselben erklaͤrt zu haben, daß es ihn
euen wurde, wenn dereinst ein fuͤr beide Laͤnder vortheilhafter
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FBandels⸗-Vertrag
gte er, „mit zu d
u Stande kaͤme. „Obgleich man mir aber“, nglischem Eifer zuredete, die Unterhandlung zu öffnen, wies ich dies bestimmt bis zu dem Zeitpunkte zuruͤck, wo Us Gesetz wegen der Baumwollenzeuge angenommen seyn wuͤrde. m mich zu unterrichten, gab ich zu, daß Marliani ein vertrau⸗ 'siches Gutachten uͤber den von dem Englischen Gesandten mitge—⸗ fhrilten Handels-Vertrag ausarbeite. Dleser Vertrag aber wurde den dem Gesandten nicht mir, sondern dem Herrn Marllani uber- Heben. Es wurde sogar darauf bestanden, daß er nicht einmal an Kenntniß des Minister-Rathes kaͤme; folglich mußte der Ge⸗ andte selbst das Geschaäft nicht als ein amtliches, sondern als ein
hst vertrauliches betrachten. Keine einzige der vom Gesandten
gnachten Mittheilungen war mit einer Unterschrift versehen, und
g wurde mir ausdruͤcklich bedeutet, keines der Papiere in der Swats⸗Kanzlei aufzubewahren, indem sie nur zu meiner Privatno⸗ tiz dienen sollten. Herrn Marliani ertheilte ich keinerlei Art von Erhhaͤchtigung; denn der unterste Beamte der Staats⸗Kanzlei floͤßt mim mehr Zutrauen ein, als er. Herr Marliani arbeitete mit Ei⸗ ser, hber für die Interessen Englands, und eben deshalb konnte ich seinen Arbeiten mein Zutrauen nicht schenken. Der Entwurf des Traktates, so wie die Arbeit Marliani's wurde diesem zuruͤck⸗ gegeben, und um zu beweisen, daß er selbst das ganze Geschäft als ein rein konfidentielles betrachtete, lese ich folgenden von ihm an mich unter dem 10. April gerichteten Brief vor.“ In diesem Schreiben zeigt Marliani Herrn Gonzalez an, der Englische Ge⸗ sandte wuͤnsche, Herr a, moͤchte den Traktat und das Gutachten so lange in seiner Privatwohnung behalten, bis aus dem konfidentiellen Geschäfte ein formelles und amtliches geworden seyn wurde. Darauf erklärte Herr Sanchez Silva, der vor—⸗ gestern eine lange Zusammenkunft mit dem Englischen Gesand⸗ ten hatte, dieser behaupte, im Widerspruch mit R Gonzalez, diesem foͤrmliche und wiederholte Antraͤge auf , des Handels-Vertrages gemacht zu haben. Endlich beschwerie sich
Herr Estrada (Secretair der revelutionairen Junta von Madrid vom September 1810, und nunmehr Beamter der Staats⸗Kanzlei), daß Herr Marliani sich erlaubt habe, einen Beamten des Staate⸗ Ministeriums als bloßen Abschreiber zu gebrauchen. Damit hat die Sache hier fur jetzt ein Ende. Der Englische Gesandte hat naͤmlich Marliani bedeutet, den Senat mit keinem weiteren Gezaͤnke zu behelligen. Wer in dieser merkwürdigen Unterhandlung am meisten Geschicklichkeit an den Tag gelegt habe, moͤgen Sachverstaͤndige entscheiden. Hier macht man Marliani den Vorwurf, als Senator der Spanischen Nation eine zweideu⸗ tige Rolle gespielt zu haben, indem er, und zwar in den Schleier des Geheimnisses gehüllt, sich dazu hergab, die kommerziellen In⸗ teressen einer fremden Macht gegen die seines Vaterlandes zu vertheidigen. Mit gleichem Rechte darf man aber wohl fragen, wie es der Minister Gonzalez mit seiner eigenen Ueberzeugung vereinigen konnte, wenn er zugab, daß Marliani in eine Ange⸗ legenheit so zarter Natur seine Hande mischte. Herr Gonzalez be⸗ obachtete dagegen das Stillschweigen, das ihm zur Pflicht gemacht war, wahrend Marliani durch bloße Eitelkeit vermocht wurde, den Schleier vor den Augen der erstaunten Nation hinwegzuziehen und sich selbst wie den Ex-Minister in seiner ganzen Blöße darzustellen, und dadurch den Fortgang dieser oder die Anknüpfung einer neuen Unterhandlung auf das aäͤußerste zu erschweren. Der neue Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten, Graf Almodovar, hat bereits ers klaͤrt, daß er, nach dem uͤbeln Ausgange der besprochenen, seine Hände nicht zur Anknuͤpfung einer neuen bieten, und daß er bei seinem diplomatischen Verkehr alle mündlichen Erbrterungen so viel wie moglich vermeiden werde. Der diplomatische Ruf des Englischen Gesandten, Herrn Aston, ist ubrigens zu fest begruͤndet, als daß zu befuͤrchten waͤre, seine Regierung könne das Mißlingen des Geschaͤftes ihm zur Last legen. Niemand wird wohl den Ausflüchten des Herrn Gonzalez mehr Gewicht beilegen wollen, als den feierlichen, dem Englischen Unterhause ertheilten Zusicherungen Sir Robert Peel's. Diese aber beruhten offenbar auf den amtlichen Mitthei⸗ lungen des Herrn Aston, die wiederum aus der Voraussetzung her— vorgingen, daß der Spanische Minister die Anträge in dem Sinne, wie jener sie ihm vorlegte, aufgefaßt und angenommen habe. Obige ausfuhrliche Darstellung der Art und Weise, in wel⸗ cher die bisherigen Minister des Spanischen Regenten politische Geschaͤfte der zartesten Natur betreiben, duͤrfte vielleicht um so weniger uͤberfluͤssig seyn, da wir erfahren, daß gerade jetzt die Spanische Diplomatie ihre Bemuhungen auch nach einer anderen, Ihnen naͤher liegenden Seite hin ausdehnt. Der Graf Almodo— var erklaͤrte vorgestern im Senat, er hoffe, die Mächte, welche noch immer zoͤgerten, die Spanische Regierung anzuerkennen, würden nun⸗ mehr ihr Unrecht einfehen, und er habe die diplomatischen Agenten Spaniens ermächtigt, die desfallsigen Vorschläge entgegenzuneh— men, ohne jedoch der National-Wuͤrde im geringsten etwas zu vergeben. Noch deutlicher druckte sich gestern der Ex⸗Minister des Innern, Herr Infante, aus. Er sagte im Senate , „Seit einiger Zeit hat die Regierung von Seiten der Mächte, welche unsere Koͤnigin nicht anerkannt haben, wenn auch nicht offizielle, doch außeramtliche (extraofficiale Erklärungen erhalten. die wohlwollender lauten als je. E?) Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten muß zwar eine gewisse Zurückhaltung beobachten; ich aber darf sagen, daß seit dem Anfange des Buͤrgerkrieges nie so gute Verhaͤltnisse zwischen uns und den Mächten, welche unsere Kbnigin nicht anerkannt haben, bestanden, als seit kurzer Zeit.“ (27) Gewiß mußte es der Spanischen Regierung zu einer Zeit, wo sie die diplo— matischen Verhaͤltnisse mit Frankreich gewissermaßen abgebrochen,
den Argwohn rege gemacht zu haben,
die mit England in einige Verwirrung gebracht und gegen Por— tugal eine herausfordernde Stellung angenemmen hat, daran gelegen seyn, sich den großen Maͤchten des Nordens naͤhern zu koͤnnen. Der Senator Lasasia verlangte vorgestern von der Regierung geradezu, sie solle eine Armee nach Portugal schicken und das Banner Isabella's II. auf dem Palaste von Lis— sabon aufpflanzen. „Wir sind Giganten im Verhältniß zu jenen Pyzmaͤen, den Portugiesen!“ rief er voll Selk stgefuͤhl aus. Von Salamanca, Zamora, Valladolid, ruͤcken fortwährend Truppen mit Artillerie an die Portugiesische Graͤnze.
Die in den hiesigen Druckereien beschaͤftigten Setzer sind dem anlockenden Beispiel anderer Patrioten gefolgt und haben sich „pronunciirt.“ Sie erklaͤrten vor fuͤnf Tagen, ohne eine betraͤcht— liche Erhoͤhung ihres Arbeitslohnes nicht weiter arbeiten zu wollen, und veranlaßten dadurch, daß die meisten und bedeutendsten Zei⸗ tungen bis auf Weiteres nicht erscheinen koͤnnen. Nur ein repu— blikanisches Blatt, das die Partei der Setzer nimmt; eiu religid— ses Journal, das den Gehalt erhoöͤht hat, der Castellano und die amtliche Gaçeta erscheinen noch vollstaͤndig. Der Gefe politico hat den Setzern erklart, sie haͤtten vollkommen Recht, so viel Lohn zu verlangen, wie ihnen gut duͤnke.
Türkei. Konstantinopel, 6. Juli. (A. 3.) Es ist schon berichtet
worden, daß Frankreich, nachdem es während der ganzen Dauer
der Syrischen Wirren sich passiv verhalten, in der letzteren Zeit denjenigen Mächten beitrat, welche der Meinung waren, daß ur Rettung des Libanons entscheidende Maßregeln, energische emonstrationen in den Syrischen Gewaͤssern nothwendig seyen. Dies und der Umstand, daß die Marine der Franzosen jene der Englaͤnder im Mittelmeer an Macht ubersteigt, scheint in London r daß hier irgend ein Hintergedanke im Spiele sey, und daß Frankreich den gegen— wärtigen Augenblick als geeignet betrachten konnte, fuͤr fruher vermeintlich erlittene Unbilden Genugthuung zu nehmen. Dem— nach scheint man Alles vermeiden zu wollen, was im Orient zu irgend einer wie immer gearteten Kollision Veranlassung geben konnte. Die Bereitwilligkeit der Franzosen und vielleicht ihre ehrlichste Absicht wird verkannt, und England scheint in diesem Augenblick ihr Erscheinen in der Reihe seiner Freunde fast ban— ger zu machen, als wenn es dieselben als Feinde gegenuͤber haͤtte. Gewiß ein bedauerliches Verhältniß, doch vielleicht eine nothwen— dige Folge des in den letzten Jahren in den internationalen Ver— haͤltnissen von Frankreich beobachteten Verfahrens. Leider durften die Syrischen Christen ein Opfer dieser Verhaͤltnisse werden. Vorgestern sind an die drei Regimenter Anatolischer Miliz, die auf dem Weg nach Adrianopel waren, eiligst Befehle nachge— sendet worden, ihren Marsch nach Scutari zu richten. Die Nach⸗ richten, die vom Pascha dieser Stadt hier eingegangen sind, ha— ben die Pforte in Unruhe versetzt. Die Kuͤhnheit der Montene⸗ griner, welche im tiefen Frieden einen Einfall in jenes Paschalik emacht, und fast vor den Augen des Pascha's ein Tuͤrkisches ampfboot auf dem See von Skodra angegriffen und genommen 8 ohne daß die unzulaäͤnglichen Streitkräfte der Tuͤrken dem eginne dieser wilden Gebirgs-Bewohner haͤtten Einhalt thun koͤnnen, haben die Pforte vermocht, ernste Maßregeln gegen dieses Unwesen zu ergreifen. Nebst den drei erwahnten Regimentern haben Albanesische Truppen, die im Paschalik von Janina und bei
Monastir kantonniren, den Befehl erhalten, sich gen Mentenegro zu * so daß wir in Kuͤrze neue Scenen in jenen Gegenden