1842 / 216 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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und Tausenden von jungen Leuten aus dem Mittelstande und dem Volke ertheilt wird. ;

Für Wechsel, welche der Gouverneur von Sud Australien seit dem Jahre 18s 10 auf die Regierung ae en n, wurden 59,9366 Pfd. be⸗ willigt. Lord Stanley bemerkie dabei, die großen Ausgaben rübr= ten hauptsaͤchlich daher, daß der Gouverneur sich gendthigt gesehen babe, direkte Geld- ünterstützungen an die Kolonisten zu dewilligen, um die Existenz der Kolonie zu sichern; in deß besserten sich die Aus⸗ sichten, und ez sey dem Gouverneur, Capitain Gray, gelungen, die Ausgabe der Kolonie von 90,090 Pfd. auf 0 —– 00,00 zu reduziren wogegen freilich die Einnahme immer noch nicht mehr als etwa 30,000

fd. betragen werde. Herr Wood hatte die Verwerfung des gefor⸗ derten Ausgabepostens verlangt, indeß wurde derselde mit 75 gegen 13 Stimmen genehmigt.

Demnächst trug Herr Sharman Crawford auf Erlaß eines neuen Wabl⸗Ausschreibens fuͤr Nottingham an, dessen einer NRepraͤ⸗ 2 Sir George Larpent, ausgetreien ist. Der Erlaß des Wahl⸗

usschreibens war bisher ausgesetzt worden, weil bekanntlich Not- tingham zu den sechs Wahlorten gehört, welche der Roebuckschen Untersuchung verfallen sind. Wiewohl nun die Roebuckschen Re⸗ solutionen, welche das Resultat dieser Untersuchung bilden und von denen die dritte den Erlaß der Wahl⸗Ausschreiben fuͤr die betreffen⸗ den sechs Wahlorte ausgesetzt wissen wollte, verworfen worden sind, so glaubte man doch, daß die radikale Partei heuie abermals eine lange Diskussion über die Sache bei Gelegenbeit des Crawfordschen Anfrages herbeizuführen versuchen wurde. Es blieb indeß bei ein= zelnen Aeußerungen des Herrn Hume und Anderer, daß die Aus⸗ setzung bis zur Annahme der Russellschen Bill gegen die Bestechun⸗

en zweckmäßiger seyn wurde, und der Antrag des Herrn Craw⸗

ord, für den sich Sir Robert Peel sehr bessimmit erklaͤrte, wurde dann ohne Abslimmung angenommen.

Am Schlusse der Sitzung genehmigte das Haus, unter Wi⸗ derspruch des Herrn Hume, mit 89 gegen 9 Stimmen eine vom Kanzler der Schatzkammer beantragte Resolution, durch welche die Koͤnigin ermaͤchtigt wird, die Garantie eines prec. An⸗ leihens von 1 500, 0090 Pfd. fuͤr Kanada zu uͤbernehmen.

London, 30. Juli. Die Thron⸗Rede des Koͤnigs der Fran⸗ zosen findet wegen ihrer würdigen und angemessenen Haltung bei Tory⸗ und Whig⸗-Blaͤttern gleiche Anerkennung, und die bedeu—⸗ tendsten Organe der hiesigen Presse sprechen die Ueberzeugung aus, daß die Opposition in der Franzoͤsischen Kammer so viel Schick⸗ lichkeitsgefuͤhl haben werde, die Regentschafte-Frage nicht als Par—⸗ teisache zu behandeln. Die Morning Post berichtet aus Birmingham: „Der roͤßere Theil der Kohlengraͤber hat mit den Grubenherren einen ergleich abgeschlossen und ist gegen eine kleine . des Lohnes seine Arbeit wieder anzutreten bereit. Man darf sich hierzu wahrhaft Gluͤck wuͤnschen; denn der Mangel an Kohlen, welcher neulich in den Toͤpfereien eintrat, hat ein völliges Stocken dieses Gewerbzweiges herbeigefuͤhrt und Hunderte von Leuten beschaͤfti⸗ . gemacht. Auch in Walsall und der Umgegend haben die

ngelegenheiten eine gůnstige Wendung genommen. Der Arbeiter⸗ Austritt ist jetzt als deendigt zu betrachten.“

Unter den in Deptford verhafteten und zu Greenwich einge⸗ kerkerten fuͤnf oder sechs Chartisten befand sich auch der Haupt⸗ redner bei dem Tumulte, der Arzt Mac Douall, welcher am an⸗ deren Margen sofort gerichtlich vernommen und gegen Burgschafts⸗ stellung fur kuͤnftiges ruhiges Betragen freigelassen wurde, nachdem er gegen seine Verhaftung als gesetzwidrig protestirt hatte. Vor dem Gefaͤngnisse ward er von zahlreichen Volksmassen mit lautem Jubelruf empfangen. Sofort las man in Deptford und Greenwich gewaltige Anschlagzettel, worin mit der Ueberschrift, Grober Eingriff in die oͤffent⸗

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fällt sortwährend, da auf dem Fondsmarkt an Geld kein Mangel ist und der Handel Zeit bedarf, um die große Masse von Kapüal zu verwenden, welche durch die Dividenden-Zahlung in Umlauf gekommen . Der Einfuhr-Zoll auf Getraide sieht fortwährend

zu 8 Sh. für den Quarter. Außer neulichen bedeutenden Zufuh⸗ ren aus dem nördlichen Europa langt jetzt auch Getraide und Mehl aus den Vereinigten Staaten an, und weitere Sendungen werden von dorther erwartet.“

Belgien.

Brüssel, 31. Juli. In der Repraͤsentanten⸗Kammer stattete Herr Zoude am 28sten d. M. den Bericht der Central⸗Section üͤber den Franzoͤsischen Handels-Vertrag ab. Der Berichterstatter ging zuvörderst bis zum Gesetze vom 7. April 1838 zurück, wo⸗ durch Belgien seinen Tarif modifizirte und wodurch es, seiner Ansicht nach, den Keim zu den ihm jekt durch den Vertrag aufgend⸗ thigten , , gelegt. Damals hob Belgien einige Verbote auf, gegen welche Frankreich reklanjirt hatte und die noch von König Wil⸗ heim herruͤhrten; es hob sie auf, obgleich diese Verbote eben auch nur eine Retorsions⸗Maßregel gegen Französische Verordnungen gewe⸗ sen, die unsere Industrie —— betroffen hatten. Belgiens Groß⸗ muth fand keine Anerkennung. Frankreich kam seinen Ver— sprechungen nicht nach; es reduzirte zwar den Zoll auf rohe

liche Freiheit zu einer am Abend um 6 Uhr auf der Gemeinweide von Blackheath abzuhaltenden oͤffentlichen Versammlung eingela⸗ den wurde. Diese fand auch, 3— 1000 Köpfe stark, zur an beraum⸗ ten Zeit statt, und die Redner, lauter Chartisten, eiferten heftig gegen die Ungerechtigkeit und Gesetzwidrigkeit, welche die Polizei am Vorabend durch Stöͤrung der Versammlung und durch Ein⸗ sperrung des Dr. Mac Douall und der anderen Verhafteten be⸗ gangen habe. Einmuͤthig ward beschlossen, in einer Petition an das Unterhaus uͤber das widerrechtliche Verfahren der Polizei Klage zu fuͤhren und Herrn Duncombe mit Uebergabe der selben zu beauftragen. Die Menge ging hierauf ruhig aus einander. Die Zeitungen veroͤffentlichen eine Uebersicht der vorjaͤhrigen Einnahmen von etwa 59 religioͤsen und wohlthaͤtigen Vereinen. An der Spitze stehen der Wesleyanische Missions-Verein mit 101618, die Britische und ausläͤndische Bibel-Gesellschaft mit gö⸗0O05, der Anglikanische Missions-Verein mit 93,592, der Verein zur Verbreitung christlicher Kenntnisse mit 9076, der Londoner Missions-Perein mit 80 74, der Verein zur Verbreitung religid⸗ ser Traktaͤtchen mit 56, 914, der Verein zur Verbreitung des

wurden London und die Umgegend von einem so schrecklichen Ge⸗ 2 heimgesucht, u - 1. 8 ichen erinnert. Die Folgen waren sehr unheisvoll, und es gingen einige Menschenleben verloren. ; n d weise; sonst hatte das oͤftere Einschlagen der Blitze eine bedeutende , , veranlassen koͤnnen. Zwischen 4 und 6 Uhr war das ö en des Sturmes, der schon vor Mitternacht über London lot⸗ 3 rochen war, am aͤrgsten, und die Blitzschlage, vom Krachen des begleitet, foigten sich fast ununterbrochen. aben die westlichen Vorstaͤdte und die anstoßenden Doͤrfer gelitten,

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dem Leben davon. In Esse * worden seyn, und in e le ge hen n ich emol

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Die Konferenz gegen die Korngesetze beabsichtigt nahen Prorogation des Parlaments hre jetz Ae, n. gen mit naͤchstem Montage , jetzigen glichen itzun⸗ Die Berichte uͤber die bevorstehende und zum Theil schon be⸗ onnene Korn- und Kartoffel⸗Aerndie in England, Schottland und lauten im Ganzen fortwaͤhrend recht guͤnstig. In Irland wo Kartoffeln die Hauptnahrung des Volks find, bed , man sich nach der Angabe der Blaͤtter von Dublin, Cork und Water⸗

ford einen reichen Ertrag dieser Frucht.

Stoffe, aber nicht auf Belgische Fabrikate. Die Central-Section bedauert mit Recht, daß man uns nach so vielen Zugeständnissen noch zwingt, zum Vortheil unserer Leinen⸗Industrie eine schon so theuer erkaufte Gunst nochmals zu bezahlen. Was vergan⸗ gen ist, ist freilich nicht mehr zu ändern, aber Gegen⸗ wart und Zukunft erheischen unsere ganze Ausfmerksamkeit. Zu den Arbeiten der Sectsonen uͤbergehend, sagte der Berichterstatter, daß saͤmmtliche Sectionen dem Ver⸗ trag vom 16. Juli ihre Zustimmung ertheilt hätten, jedoch mit folgenden Bemerkungen: In der ersten Section war man der Mei nung, daß es besser gewesen waͤre, ein Maximum des Octroi zu bestim⸗ men, das die Koinmunen nicht uͤberschreiten durfen. In der zweiten Section empfahl man, die Stadt Bruͤssel daruͤber zu be⸗ fragen, welcher Patentsteuer die ausländischen Handels⸗Reisenden unterworfen werden sollen. In der dritten Section sprach man sein Bedauern daruͤber aus, daß die Regierung sich auf ein der Unterhandlung unguͤnstiges Terrain gestellt und nicht vielmehr Reciprozitäts-Maßregeln angeordnet, die durch die Franzoͤsische Ordonnanz vollkommen gerechtfertigt gewesen waren und die wieder zu heseitigen inan von, Frankreich aus wohl manches Zugestaͤndniß gemacht haben wurde. Ein Mitglied der vierten Section spricht die Besorgniß aus, daß ein Resultat des Vertrages die völlige Vernichtung des Wein⸗ baues in der Provinz Luͤttich seyn wurde. Die fuͤnfte Section machte bemerklich, daß die Worte gleiche Reduction wohl nur als verhaͤltnißmaͤßige Reduction des gegenwartigen Tarifs in bei⸗ den Ländern zu verstehen seyen. ech *n Mitglieder der sechsten Section waren unumwunden der Meinung, daß sie Repressalien gegen Frankreich dem jetzt von Belgien unterschriebenen Vertrag bei weitem vorgezogen haͤtten. Was die Ratisication betrifft, so sind die Worte des ersten Artikels von allen Sectionen ge⸗ nehmigt worden; der zweite Artikel hat jedoch einige X denken gegen seine Verfassungsmäßigkeit erregt. Es wurde an geführt, daß der Art. 68 der Verfasengn i dem wi⸗ dersetze, daß die Kammern der Regierung die Macht bewilligen, Verträge ohne ihre 3 nh ung gn. Die Central⸗Ser⸗ tion schlägt demnach vor, den Workldut jenes Artikels 2 folgen⸗ dermaßen in dem zu genlhmigenden Gesetz⸗ Entwurf zu 3 „Der Koͤnig soll im Interesse des Landes auch auf andere Staa⸗ ten die im Art.? der besagten Convention stipulirten Reductionen ausdehnen konnen“, womit sich der Minister der auswaͤrtigen An⸗ gelegenheiten einverstanden erklaͤrt. Eine neue Eisenbahn⸗Strecke, und zwar zwischen Mons und Auievrain, wird am 7. August erdsfnet werden.

Deutsche Bundesstaaten.

München, 30. Juli. Dem neuesten Kreis-Intelligenz⸗ Blatt von Ober-Bayern zufolge, ist die mit der Leitung des Baues der Bundes⸗Festung zu Um, beziehungsweise zu Neu⸗Ulm, beauftragte Militair⸗Behdrde nunmehr mit der Bezeichnung „Koͤ⸗ nigl. Bayerische Festungs⸗Bau⸗Direction Ulm“ förmlich konstituirt und in Wirksamkeit getreten, und es ist der Königliche Ingenieur⸗ Major Herdegen zum Festungs-Bau⸗Direktor in Um bestimmt worden.

Der gefährliche Raäͤuber Simon Nonnenmacher, dessen Ent⸗ kommen unlaͤngst gemeldet worden, wurde gestern in der Gegend von Toͤlz von einem Gendarmen aufgefunden und zur Haft ge⸗ bracht. Er hatte sich zur Wehr gesetzt und mehrere Wunden er⸗ halten, auch der brave Gendarm soll verwundet seyn.

Mainz, 1. Aug. Militairische Feste sind zwar hler nicht selten; aber ein solches, wie es seit drei Tagen hier begangen wird, kommt seiner Natur nach nicht haͤusig vor, naͤmlich das funfzigjaͤhrige Dienst⸗Jubildum unseres Gouverneurs, Feldmar⸗ schall⸗ Lieutenant Grafen von Leiningen⸗Westerburg. Es begann am Vorabend (29. Juli) mit einer Serenade und einem Fackel⸗ zuge, dargebracht von den Musik- und Saͤnger-Corps der verschiedenen Regimenter. Am Festmorgen begaben sich faͤmmt⸗ liche Civil⸗ und Militair⸗Notabilitäten zu dem Grafen, um ihm die herzlichsten und feierlichsten Gratulations-Wnsche darzubringen. An jenem Morgen wurden guch dem Jubilar zahl⸗ reiche Ehrenbezeigungen von verschiedenen fürstiichen Haäuptern zu Theil. Mittags war großes militairisches Bankett in drei anein⸗ ander stoßenden Saͤlen des Preußischen Kasino. Des Abends ein herrliches, brillantes Feuerwerk jenseit des Rheins zwischen Kastell und Kosiheim, was eine ungeheure Volksmenge von beiden Ufern mit ansah und bewunderte. Den anderen Morgen große, glän⸗ zende Kirchen⸗Parade im Freien und Revue der Truppen. it⸗ tags ein Fest im Palais des Jubilars, Abends glaͤnzender Ball.

Bremen, 1. Aug. (Br. 3.) Die schon vor einlgen Wochen zuerst von der Kölner Zeitung gegebene, und selbst von der Hamburger Börsen⸗-Halle angeblich aus guter Quelle be— kae Nachricht, daß die Englische Reglerung gegen das von * iesigen Qber⸗Gerichte gefülste Ürtheil in Sachen des Bremer * es Julius und Eduard“ welches als des Sklavenhandels ver⸗ . er , mern war, bei dem Ober⸗Appellationsgerichte der diefe ll n Gente phrllation eingeiegt habe, isi noch nich einma in suchen . wahr. Der Englischen Reglerung ist auf An⸗ = 2 iplematischen Wege, eine vidimirt. Abschrift der gan⸗ kan mnfaßggrzichen Atte zugesselit worden; weiter ist selt Publsea⸗

n, , fraglichen Erken 7. ———

Der Globe sagt in seinem Boͤrsen⸗Bericht: „Der Zinsfuß

* in zur bli . ntni ehlshab⸗ ö Ahmad h ne er, e, we m, , n er :

Altona, 2. Aug. Antwort des Königs auf die Adresse der eie, , , ? „Wir haben mit Allerhöchstem Wohlgefallen aus der von Unseren er Provinzialstaͤnden des , . Holstein eingereichten dresse ersehen, wie Unsere landes vaterlsche Gesinnung und unser Be⸗ streben, Maͤngeln der Justiz und Administration abzuhelsen, die staͤndischen Institut ionen aber einer weiteren Ausbildung entgegenzuführen, von der⸗ selben mit Dank anerkannt worden sind. Gerne werden Wir auch ferner die Wuͤnsche und den Rath Unserer getreuen , , so weit thunlich, beruͤcksichtigen; Wir muͤssen aber erst die Ueberzeu un ewon⸗ nen haben, daß die gemachten Vorschaͤge fuͤr das allgemeine Woh keln und mit höheren Staats-⸗Ruͤcksichten vereinbar sind. Zu Unseren etreuen Provinzialstaͤnden hegen Wir das Vertrauen, daß Sie mit rer und regem Eifer Ihre begonnenen Arbeiten zum Heil des . ten Vaterlandes fortsetzen und beendigen werden, und wünschen

r Ihnen von 239 in diesem Ihren schoͤnen Berufe Gottes Se⸗ gen. Wir verblelben Unseren getreuen Provinzialstanden mit Kh= en,. Huld und Gnade gewogen.

egeben Thisted, den 7. Juli 1612. Christian R.“

*** Frankfurt a. M., 2. Aug. Vorgestern begab sich Se. Majestät der König von hren bg auf der Taunutg⸗Eisen⸗ ban nach Wieebaden und speiste, wie auch Sꝑ. Majestaͤt der Koͤnig von Hannover, Höchstweicher heute von Ems nach Han⸗ hover zurückkehren wollte, bei Sr. Durchlaucht dem Herjog von Vassau auf der Platte. Ihre Durchlauchten der Fuͤrst und die Furslin von Reuß⸗Greiz We so wie der Kbnigl. Daͤnische Staats⸗ Minister, Graf von Reventlow⸗ Criminiĩ, auf der Räckreife nach Kopenhagen, sind gestern hier eingetroffen.

„Da der Baron James von Rerhschüld alsbald nach Paris zurückgekehrt ist, werden ihm seine Brüder, die Barone Salomon . M. von Rothschild, bestimmt anfangs naächster Woche da⸗

n folgen. Der Kbniglich Preußische Resident, Herr Legationsrath von Sydow, verläßt in den ersten Tagen in Urlaub unsere Stabt. Unsere Börse hat wieder eine sehr seste Haltung gewonnen, wozu die wieder eingetretene Abondanz des Geldes nicht wenig beitraͤgt. Der Diskonto ist auf 35 pCt. gewichen.

Oesterreich.

Wien, 30. Juli. Seit drei Tagen ist an allen Kirchen⸗ pforten die Anordnung des Erzbischofs von Wien angeschlagen, daß vom 31. Juli bis 14. August vom Papst ein allgemeines Ju⸗ biläum mit vollkommenem Ablaß in allen Pfarreien der Erzdid⸗ zese ausgeschrieben ist, um fuͤr die bedraͤngte Kirche in Spanien zu beten. Demzufolge werden feierliche Prozessionen in allen Kirchen stattfinden und das Hochwuͤrdigste wird Tag und Nacht allen Glaͤubigen ausgesetzt.

Wien, 30. Juli. (L. A. 3. Der Siebenbuͤrgische Land⸗ tag hat nun die Religlons-Angelegenheiten, die seine letzten Siz⸗ zungen beschäftigten, zum Schlusse gebracht, und zwar in ziemlich ruhlger Berathungsweise, wiewohl das Resultat eine Reihe von Veschwerden an den Konig bildet. Es wird dabei hauptsäͤchlich auf die vollkommen gleiche Berechtigung der vler Religionen in Siebenbürgen gefußt und der Konig gebeten, daß bei dem Ueber⸗ tritte der Katholiken der sechswöͤchentliche Religions⸗-Unterricht auf⸗ hoͤre, daß bei gemischten Ehen, wenn die Einsegnung begehrt wird, nicht auch der akatholische Theil sich vom katholischen Pfarrer muß trauen lassen, eben so bei Scheidungen solcher Eheleute die Sache nicht dem Römisch-katholischen Ehegericht unterworfen werde. Der Besuch auswärtiger Universitäten von Selten pro⸗ testantischer Juͤnglinge soll ferner nicht erschwert oder gar verbo⸗ ten werden, und die protestantisch-theologischen Bücher von den Bischoͤfen nicht erst zur Approbatlon an das Königl. Gubernium gesendet werden müssen.

Die Pferdebahn in Böhmen von Pilsen nach Budweis, die hauptsaͤchlich zur Abfuͤhrung der dortigen reichen Steinkohlenlager bestimmt ist, hat vom Kasser die definitive Bewilligung erhalten; doch durfen keine Actien ausgegeben werden. Der Unternehmer dieser an 20 Meilen langen . ist Graf Wurmbrand, und die

Kosten sind auf circa 2 Mill. Fl. veranschlagt.

Inland. Berlin, 5. Aug. Se. Majestät der Konig haben Aller⸗ gnaͤdigst geruht, die 3 dem Geheimen Regierungsrath,

Dber⸗Buürgermeister Francke zu Magdeburg, des ihm verliehe⸗ nen Herzogiich Anhaltischen Gesammt⸗Haus-Vrdens Albrecht des Bären, und dem Buchdrucker Moritz zu Berlin, der ihm von Sr. Majeslät dem Koöͤnige von Hannover verliehenen Krieges⸗ Denk muͤnze, zu gestatten.

Berlin, 5. Aug. Das Ju stiz⸗Ministeriglblatt publi⸗ zirt folgenden Allerhoͤchsten Kabinets-Befehl, betreffend die Abaͤn⸗ derung der im 9§. 12 des Polizei-Reglements fur Berlin vom 18. September 1522 enthaltenen Kompetenz⸗Bestimmungen;

„Auf den Bericht vom 19ten v. M. will Ich die im §. 142 des re,, d, ,. fuͤr Berlin vom 18. September 1822 enthaltenen

ompetenz Bestimmungen dahin abandern, daß von den dort venann⸗ ten Vergehen diejenigen, welche, ihrer Beschaffenheit nach, zur ge⸗ richtũchen üntersuchüng und Bestrafung geeignet sind, nicht mehr vom Polizei ⸗Praͤsidium hierselbst, sondern von den zustaͤndigen Ge⸗ richten unterfucht und bestraft werden sollen. Demzufolge scheiden von der Kompetenz des Polizei⸗Praͤsidiunis aus:

(I nachstebende, pom Gesinde im Dienst begangene und von der

rrscha te Vergehen: 7 , 5 me rag. ngand fuͤnf e Eine oder weniger betragt; und kleine Haus diebstaͤhle zu Schulden kommen laßt, und c) wenn es ein, noch zum ferneren Dienstgebrauch bestinmtes 8 I. ö 6 . 2) die Bestrafung derjenigen Pe J ) welche 7 Hi gn Gele en hest zu Ausschweifungen geben, oder mit demselben unerlaubte, der Herrschaft nachtheilige Verbindungen eingehen und Durchstechereien treiben, und b) ,, (Nr. 14. vom Gesinde kaufen oder ver⸗ atzweise annehmen. gien d modifizirt sich auch der * 1 der für das hiesige Kri⸗ minasgericht ertheliten Dienst⸗Instruetlon vom 29. QOltober 1539. Sie haben diese Ordre durch das Amtsblatt der Reglerung zu Pots⸗ dam zur öffentlichen Kenntniß bringen zu lassen.

n 20. Juni 1842. . Friedrich Wilhelm. die Staat hun sier Mühler und Grafen von Arnim.“

Die Französischen Karrikaturen.

Béranger und Charlet. Die Karrikaturen nach der Juli⸗Revolution: Henry Monnier; Grandville; Phi⸗ lipvon; Daumier und ihre Nachahmer.

2 Paris, Ende Juli. Dle Karrikatur nimmt in der neuesten Französischen Kunst eine erhebliche Stelle ein und leistet in Darstel⸗ lungen von Verkehrtheiten und Auswuͤchsen des politischen und un—⸗ polstischen Zustandes der Gesellschaft viel Geistreiches. Treffendes, Witziges und Ergöͤtzliches. Auch sie hat in den letzten Decennien ver⸗ schiedene Stadien durchlaufen, wie das ganze geistige Leben in Frank⸗ reich. Unter der Restauration hatte die Franzöͤsische Karrikatur unge⸗ faͤhr dieselbe Richtung wie die Chanson, erhob sich jedoch nicht zu der⸗ selben Hohe, Tlefe, Bedeutung und Vollendung, wozu das natio⸗ nalste Genre der Franzoͤsischen Poesie durch Béranger's Genie ge⸗ steigert ward. Dessenungeachtet verdient Charlet in . Beziehung der Béranger der Karrikatur genannt zu werden. Charlet's lustige und launige Scenen des Kinder- und Soldaten⸗ lebens waren eine erfreuliche Verbesserung nach Debucourt's und Bailly's geistlos verzerrten Darstellungen des gemeinen Le⸗ bens, wie Béranger's ernsthafte, sentimentale, moralische Gedichte eine erquickliche w, nach J. B. Rousseau's und Lebrün's steifen Hden waren. Charlet's Karikaturen haben, wie Béran⸗ ger's Chansons, rein politischen Charakter und die Fulle des Na⸗ tionalsinnes, wenn auch nicht in gleich hohem Grade. Der Zeich⸗ ner, wie der Dichter, hat sich in das Leben seines Volkes vertieft und, von der sittlichen Allgemeinheit und Vernuͤnftigkeit desselben durchdrungen, den Volksgeist aus sich herausgebildet und fuͤr die Anschauung produzirt; der Eine wie der Andere ist, obschon in ver⸗ schiedener rern der inkarnirte Gallicismus.

Béranger und Charlet, fast zu gleicher Zeit in Paris geboren?) und erzogen, hatten von der ersten Restauration an still das Volk beobachtet und den Grund seines Herzens erforscht. Béranger und Charlet, Jeder in seiner Weise, sprachen keck aus, was die Masse dachte, sie nahmen ihr das Wort aus dem Munde und bestellten sich zu Repräsentanten und Dolmetschern der Nation, indem sie Alles, was nur ihren Zwecken dienen konnte, Napoleon und die Republik, den Bastillesturm und die Niederlage bei Wa⸗ terloo, die Gamins und Grognards, die Invaliden und Ignoran⸗ tiner in Chansons und Chargen brachten. Daß die beiden Kuͤnst— ler mit diesen Elementen auf das Publikum einen erstaunlichen Eindruck machten, ist um so natuͤrlicher, als sie ihre ernsten oder scherzhaften Gedanken, ihre liberalen und demokratischen Tenden⸗ zen in allgemein verständliche und eindringliche Formen, in Vau⸗ deville⸗ Couplets und Album-Croquis einkleideten und so uͤberall ein— schmuggelten. Béranger's Gedichte und Charlet's Zeichnungen, ganz in der Volksgesinnung gedacht, empfunden, konzipirt, wurden gleich populair, obschon erstere in formeller Hinsicht ungleich voll⸗ endeter und durchgebildeter sind, als letztere, die sich übrigens durch nette und zierliche Behandlung vortheilhaft auszeichnen. Doch war die unendliche Vollendung des Styls und der Sprache in Béranger, die leichte und geistreiche Meisterschast des Griffeis und der der bei Charlet nicht das, was ihre Chansons und Chargen in solchem Maße beliebt machte, daß sie in den Schen⸗ ken ünd in den Kasernen, in den ärmlichsten Buͤrgerstuben und in den glaͤnzendsten Salons verbreitet wurden; sondern es war der Inhalt, die Gesinnung, welche ihnen eine so enthusiastische Aufnahme bei der Majorität der Nation verschaffte, die ihr mo⸗ mentanes Fühlen, Hoffen, Fürchten, Hassen und Lieben darin aus⸗— esprochen und dargestellt fand. Die Anderen aber, denen die

rund⸗Motive dieser Werke mißsielen, schaͤtzten in Béranger und Charlet die Känsiler, und als solche verdienen sie allerdings hoch— gestellt zu werden. Seit zwölf Jahren sind beide vom politisch⸗ artistischen ber, abgetreten. Béranger, sagt man, schreibt seine Memoiren und besingt fuͤr sich allgemein menschliche Gegen⸗ staͤnde; Charlet malt Bataillen und zeichnet nur noch allgemeine Charakter⸗ Figuren.

Einen talentvollen Nachahmer fand Charlet an Raffet, der verschiedene tragikomische Situationen des Franzoͤsischen Solda— tenlebens zur Zöit der Republik mit vielem Witz vorfuͤhrte. Die bedeutenderen Karrikaturisten aber, die nach der Juli⸗Revolution auftauchten und die Rolle politischer Agitatoren uͤbernahmen, ver— sielen in Extravaganz und uͤberschritten, zuͤgelloser Parteigaͤngerei froͤhnend, alles humane Dekorum. Es ist wahrhaft peinlich, zu⸗ rückzudenken an die unglaubliche Masse von Hohn, Spott, Haß, Geifer, Verachtung, welche Philipon, Daumier, Grandville u. A. in den ersten Jahren nach 1830 in einer langen Reihe von politischen Karrikaturen auf die regierende Königsfamilie und was ihr ergeben war ausgegossen. Schade, daß so manche reich kom⸗ ponirte und trefflich gezeichnete Blaäͤtter der Carricature einen so bissig satyrischen Inhalt hatten! Es herrschte darin ein ganz unfranzoͤsischer bitterer, sarkastischer Spott, der, schneidend und ätzend, zersetzte und zerfetzte, verzehrte und verzerrte, jener konzen⸗ trirte, republikanische Ingrimm, der den Schoͤngeistern des Fran⸗ zoͤsischen National-Konvents mitunter Angesichts der Guillotine kaustische Witzworte entriß. Unter der Restauration war die Karrikatur, wie die Chanson, des Franzosen Schutz- und Truktz⸗ waffe gewesen, das Schnippchen, das der ungezogene Knabe hinterdrein schlug, wenn er gezwungen worden, etwas wider seinen Willen zu thun. Nach der Juli-Revolution wurde die Karrika⸗ tur, wie die Tagespresse, der Unzufriedenen Angriffs- und Ver⸗ nichtungswaffe, das Hohngelächter, welches die unbaärtige Jugend allen Maßregeln nachschickte, die bezweckten, dem Andrange revo—⸗ lutionairer Schwindeleien zu wehren. Es war hohe Zeit, daß die September⸗Geseßtze diesen barbarischen Zeichenunfug in die Schran⸗ ken gesitteter Mäßigung verwiesen; eine Regierung, die dergleichen langer 66 haͤtte das Aergste verdient. Fieschi's Hoͤllenma— schine todtete die Carricature und baͤndigte den Charivari. Dieser hat seitdem ununterbrochen fortbestanden; jene ist neuer⸗ dings als Musée comique de Philipon wieder aufgelebt.

In beiden Sammlungen springen die Brunnen der saty⸗ rischen Laune reich und hoch und ergießen sich in einen humo— ristischen Strom, der Alles rich verzerrt spiegelt und mit allen Verkehrtheiten und Laäͤcherlichkeiten des gewöhnlschen Lebens gau— kelt. Da talent- und verdienstvolle Zeichner an dem artistischen Theile dieser Blaͤtter mitarbeiten, so kann es nicht fehlen, daß viel in der Erfind Geistreiches, in der Behandlung Meisterliches hervor ger le frd; doch liefern auch untergeordnete Talente viele gewöhnliche Karrikaturen, die nur dem großen Haufen gefallen nnen, der eine lange Nase, oder ein krummes Bein, oder irgend eine 1 schon lächerlich findet.

Der feinste der jetzt lebenden Franzöͤsischen Karrikaturisten ist 8 WMonn er. Wie alle tieferen Beobachter, die nicht auf der

erflache stehen bieiben, sondern auf den Grund der Dinge ein⸗ gi. . Monnier einige Gran Schwermuth und ** Tropfen . . im Herzen; doch vergällen ihm diese nicht selne joviale yrslaune, sondern stimmen sie blos um einige Tone höher und

Beranger Mo, Charlet 1783.

machen sie ironisch schaͤrfer, poetisch energischer und bedeutsamer. * Pulse der satyrischen Witzader Monnier's schlagen voll, aber nie ungestuͤm, krankhaft aufgeregt; seine ausgelassensten Chargen erzeugen bisweilen Schauder und Abscheu, aber nie Ekel und Ver—

achtung. Die Reihenfolge von Blattern, welche den Titel LTiʒn 2 la * de Greve führt, gehoͤrt mit zu Monnier's besten Lei⸗

stungen; hier haben wir eine treffliche moralische Volks-Tragöͤdie von höchst dramatischem Inhalt und von einem komischen Talent ersten Ranges. Monnier's Grisetten, sind allerliebst, feine, Bour⸗ eois“ vorzuͤglich. Unter dem Titel Fantasies hat er mehrere Al⸗ 8 in Heften herausgegeben, we man eine Menge hübscher, sentimentaler, ernsthafter und moralischer Gedanken in leichter, er⸗ göͤtzlicher Form ausgestreut sindet. In der Charakteristik der Dar⸗ stellungen aus dem gewöhnlichen Leben steht Monnier dem be— rühmten Englischen, moralisch-humoristischen Maler des achtzehn⸗ ten Jahrhunderts am naͤchsten; er ist Psycholog und Moxalist, wie Hogarth, fuhrt, wie diefer, in groͤßeren Reihenfolgen von Zeich⸗ nungen moralische Dramen vor und hat mit ihm die Mannigfal⸗ tigkelt, Feinheit und Scharfe der Beobachtung des Chgrakteristi= schen in der Natur gemein. Dle politische Karrikatur Monnier's hat sich nie zum Led rn muthwilliger Bosheit, noch zum Organ hassiger Partei-Umtriebe hergegeben; nimmt Monnier den Trayon, so gebietet er seinem Witz, den er in der Geburt erstickt, sobald er dem Herzen weh thun wurde; er dreht sich leicht und schmeichelnd, mehr taͤndelnd und neckend, als spottend und hoͤhnend, um die kleinen Gebrechen und Thorheiten des politischen Zustan— des der Gesellschaft herum und ficht selbst in seine Geißel Blu⸗ men, weshalb seine pikanten Witzeleien auch denen ein Laͤcheln ab⸗ locken, die davon geritzt werden.

Grandville, unstreitig der bedeutendste der jetzt lebenden Franzoͤsischen Karrikaturisten, hat keinesweges dieselbe Discretion und Zuruͤckhaltung gezeigt. Seine politischen Karrikaturen waren dolchscharf und von einem Uebermaß persoͤnlicher Giftigkeit und parteiischer Leidenschaftlichkeit eingegeben, das im artistischen und literarischen, wie im politischen und geselligen Leben Frankreichs ganz außergewöhnlich ist. Minder schneidend sind seine Darstel⸗ lungen, die sich in den Kreisen des gewohnlichen, buͤrgerlichen Le— bens der Jetztzeit bewegen, wie die Reihenfolge von zwoͤlf Blaͤt— tern, le Dimanche d'un hon bourgeois à Paris betitelt. Am be—⸗ deutendsten und durchgreifendsten zeigt sie die Originalitaͤt und Frische seines Geistes in den Compositionen, wo er die Menschen in ihrer Abhaͤngigkeit von ihrer thierischen Natur und ihrer Ver— wandtschaft mit derselben vorfuͤhrt, die er in eigenthuͤmlich scharfer Weise dadurch herausstellt, daß er seine Figuren bald als langbei⸗ nige Insekten, bald als langschnabelige Vogel, kurz als Thierfratzen aller Art verlarvt. Die Idee, welche zuerst der Alt-Franzoͤsische Fablier, Peter de Saint Clost, in seiner koͤstlichen Erzählung von Reineke dem Fuchs, und spaͤter der Abbé Cesti in seinen „reden⸗ den Thieren“ gehabt hatte, gestaltete sich unter dem Crayon Grand⸗ ville's zu ker nchen Reihenfolgen origineller Thier-Karrikturen, die in Bibliotheken der Sammler mit Recht als Seltenheiten ge⸗ schaͤzt werden. Insgemein sind es Darstellungen des verdorbenen und verkehrten Zustandes der Gesellschaft (meist in großeren Rei⸗ henfolgen, wie die Métamorphoses du jour; le dieux de la sable, leurs amours eic), oder . auf politische und religidse Ver⸗ haͤltnisse der Restauration; letztere besonders sind in einer so mei⸗ sterlichen Gemessenheit, in so ergöͤtzlichem Pathos, in so feiner und doch heiterer Laune durchgeführt, daß sie dem fuͤr Humor em— pfaͤnglichen Beschauer eine herslichẽ Erquickung gewähren.

Keiner unter den bildlich darstellenden Franzoͤsischen Satyri⸗ kern der Neuzeit hat den Humor zu einer solchen Scharfe und Lusligkeit entwickelt, wie Grandville; er ist der Begruͤnder einer neuen Gattung von Karrikaturen, nämlich der an imalisch-hu⸗ moristisscchen, welche in dem allgemeinen Gebiete der zeichnen— den Kuͤnste ungefähr die Stelle einnimmt, wie die alten satyrischen Thierfabliaux und die neuen moralisirenden Thlerfabeln in der all⸗ gemeinen Literatur der schoͤnen Kuͤnste, so daß Grandville sich etwa zu Poussin verhält, wie Lafontaine zu Racine. Zu den gelungen— sten Productionen dieser Art gehoren auch die Illustrationen zu Lafontaine's Fabeln und zu den „Scenen aus dem Privat⸗ und oͤf— fentlichen Leben der Thiere“ von Stahl, we der Crayon Grand— ville's die im Text erzaͤhlten lustigen Schwaͤnke und Raͤnke der Thierwelt in den ergoͤkzlichsten Darstellungen vorfuͤhrt, die, wenn sie auch in der Gesammt⸗Composition mitunter etwas uͤberladen scheinen duͤrften, doch immer in ihren Einzelnheiten von unwider—⸗ stehlicher Komik sind. Charles Decamps, ein geistreiches, aber bizarres Talent, hat die Auffassungsweise Grandville's in die Malerei uͤbertragen; er malte Hunde und besonders Affen mit einer Meisterschaft, mit einer Persiflage menschlicher Physiogno⸗ mie, die sich nicht beschreiben läßt, und durfte mit Grandville zu den gluͤcklichsten Humoristen der Franzoͤsischen Kunst gehoͤren. Diese animalisch⸗humoristische Gattung ist das Einzige, worin die Franzosen das Gebiet der zeichnenden Kuͤnste in unseren Tagen im Allgemeinen erweitert haben; denn mit Ausnahme einzelner ä. von Teniers ist mir aus früherer Zeit nichts Aehnliches ekannt.

Sehr eigenthuͤmlich stehen dem Grandville zwei andere Zeich— ner, Philipon und Daumier, zur Seite. Es sind zwei Kar⸗ rikaturisten, voll Energie und Leben, Laune und Charakter, auf deren Ausbildung die Leistungen Englischer Kuͤnstler von bedeuten⸗ der Einwirkung gewesen. Ihre Erfindungen pflegen hervorstechend launige, geistreich verzerrte Darstellungen des gemeinen Lebens in pikant drastischen Situationen zu enthalten, ünd eine Unzahl ko— mischer Scenen aus den hoͤheren und niederen Sphären der Pa⸗ riser Gesellschaft sind aus ihrem Crayon und aus ihrer Feder ge— flossen; ich sage absichtlich aus ihrer Feder; denn wie die alten Maler des 14ten Jahrhunderts, so haben Philipon und Daumier die Gewohnheit, ihren Darstellungen Sprüchzettel, d. h. Unter— schriften beizugeben, die einen integrirenden Bestandtheil ihrer Kar— rikaturen ausmachen und in der Regel eben so witzig, pikant und drollig ausgedacht sind, als die Figuren, denen sie in den Mund gelegt werden.

Neben den Genannten sind als die tuͤchtigsten der Franzoͤsi⸗ schen Karrikaturzeichner besonders anzufuͤhren: Travis, sehr gluͤcklich in Darsiellungen des Straßenlebens der Pariser Gamins und Chiffoniers; Emy, welcher die wunderlichen Scenen und Kontraste der Coulissenwelt mit witzigem Humore vorzufuͤhren weiß; Alophe, dessen Zeichnungen das Gepraͤge einer lebendigen, komischen Auffassungsweise tragen; ganz besonders endlich Ga⸗ varnl, ein Karrikaturzeichner, voll Leichtigkeit und Anmuth, aber nicht immer frei von Affectation und anspruchsvoller Fluͤchtigkeit. Seine Zeichnungen bestehen aus Darstellungen mannigfaltiger Art. Einige enthalten Scenen aus dem Leben der mittleren und höͤhe⸗ ren Stande, die jedoch mit geringem Gluͤck und in manieristischer Weise behandelt sind. Andere stellen Scenen aus dem Grifetten⸗ und Loretten⸗ Leben des Tages dar: Voudoirs⸗ Situationen, Dachkammern⸗ Interieurs, laͤndliche Ballgruppen, stäͤdtische Mas⸗ kenball⸗Begegnisse, Kostümbilder und dgl. in diesen fpricht sich dle , Charakteristik und eine höchst geistreiche, graziöse Weise der Anschauung aus; namentlich gehöͤren unter diesen die

an nm von Blaͤttern, welche Gegenstaͤnde aus den Pariser

Magskenblllen und Loretten⸗Boudoirs behandeln, zu seinen gelun⸗ gensten Meisterwerken; in solchen Darstellungen sst Gavarni un⸗ vergleichlich; sie zeigen eine eigenthuͤmliche fuͤr diesen Künsiler sel⸗ tene Unbefangenheit der Auffassung, und indem sie uns ganz no⸗ vellenartig eine eben eingeleitete Hull on eine wunderliche Be⸗ gegnung, kurz eine ker. Scene aus jenen Fastnachts⸗Qrgien, oder die feine Koketterie, die galante Tournüre jener Madchen ohne manierislische Affectation von Seiten des Zeichners vorfäh⸗ ren, so üben sie auf den Beschauer dieselbe eigene ergöͤtzliche, komi⸗ sche Wirkung aus, wie koͤstliche kleine Erzählungen von galanten und komischen Abenteuern, die das pikante Interesse eines leisen Anflugs von Mädisance und das große Verdienst haben, daß das Groteske darin nie die Graͤnzen des Wahren Kͤberschreitet. Wie dem Daumier die Portizres, so gehören dem Gavarni die Loret⸗ ten vom Kopf bis zu den Füßen.

Zuletzt nennen wir noch: Pigal, Cham, Benjamin, Lo⸗ rentz, Trimolet, Vernier u. A., die mit mehr oder weniger Glück das Gebiet der Karrikatur anbauen. Benjamin, der nh. ber des Panthéon charivarique und des Chemin de la postériiè, die Dantan's Idee eines Gyps⸗Karrikaturen⸗Museums aller 3 gendssischen Berühmtheiten in Literatur, Handel, Kunst und Wis⸗ senschaft lithographirt wiedergeben, ist nicht ohne Originalitaäͤt, streift indeß haͤusig ans Triviale und erreicht selten eine wirksamere Komik. Eben so sind die anderen Genannten in der Auffassung oft drollig, aber in der Form fast nur gewoͤhnlich.

Berichtigung. In Nr. 214 der St. Ztg. S. 922, Sp. 1, Z. 31, ist statt: Cyan-Arsenkalium“, Cyan-Eisenkalium, ebendaselbst Sp. 2, 3. 13, statt: „Dachsfelles“, Dachs fettes, und Z. 29, statt: „Röͤssel“, Proössel zu lesen.

Meteorologische Geobachtungen.

1812. Morkeng Nachmittass Abends Nach eiumaliger

4. August. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 uhr. neobachtung. Lustdruck. ... 35, 9 Par. 34,923 Par. 34,90 Par. Quellwärme Lusiwürme .. 4 11,557 R. 20, 187 R. 4 16,87 R. Hluss wärme Thaupunkt ... 4 S, 1537 n. 4 9,6537 R. 4 10,19 n. Hoden rme Dunstsâttigunx S0, 0 pC. 43, 4 pCt. 63,6 pCt. Auadüunstung Wetter...... schön. a2chõn. leicht ben. Niederschlas

Wind. . . .... O. Warme wechsel Wolkenzugß. .

Tagesmittel: 335, 24 bat.. 16,17 n.. 4 9, S7 n... 62, a pci.

Berliner Börse. Den 5 August 1842.

. Er. Cour. r; ; Er. Cour. Fonds. 3 Actien. 3 & nriet. ] ela. 8 neiet. Gela Sc. Sebuld- Seh. 4 Inti. Pois Hieb. 5 127 do. 2. 3 H abkest. *) 1035 10935 40. 0. Prior. Obi. 4 163, 1023 Hr. Engl. Obl. 30. 4 102. Męd. L.ps. Bisenb. 116) Präm. Sch. der do. do. Prior. Obl. 4 102 Scehandlunk.; ] rl. Aub. Risenk. 104 Kur- u. Nm. Schw. 35 102 da. do. Prior. Obl. 4 103 1023 nerl. Stadt - Ob. 4 104 1633. Dass Binh. Bisenb.5 S2 do. 2. 31 h abgenst. *) 112] do. do. Priur. Obl. 4 99 Daur. do. in Th. 45 R beim. Kisenl. 5 933 Werth. Psfandbr. 3 1093 do. du. Prior. Obl. 4 997 . Grossh. Pos. do. 4 107 Nerl-· Frankf. Eis. 5 103 102 Osipr. Pfandbr. 3 103 aa ae . in ö rr, . 3 1033 10, Frie ma. 24 135 13 . 21 2 Andere i old wün- HKur- u. Num. do. 3 1033 163 ae ,,, . gu g5⸗ Schlesische do. 3 1035 1023 r, , z 3 17 *2

) Der Käufer vergütet auf den am 2. Januar 1843 falliC en Coupon vpcCe.

Aus wiärti ge Börsen.

Amsterdam, 1. Aug. Niederl. Sirkl. Sebald 52.

ö 40. 101 4.

kkeanz-hill. 2 . 5. Hs, Span. 183. Fans. 43. Ausg. incl. Ero. Pröm. Seb. Lol. —. Oenterr. 107. IIa m burg, 3. Au. Reank- Actier 1630. Engl. Russ. 109. Fetersb u r 8, 29. Juli. Lond. 3 Met. 371. NHamb. 31. Paris 404.

Poln. à Paris 300 FI. 7553. do. Soo FI. 783. d0. 200 FI. —. Wien, 31. Juli. Bank-Actien 1611. Anl. de 1839 107.

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 6. Aug. Im Opernhause: Wilhelm Tell, Schau⸗ spiel in 5 Abth., von Schiller.

Sonntag, J. Aug. Im Opernhause: Czaar und Zimmer⸗ mann. (Herr Krause: Czaar Peter J.; Dlle. Marie Halbreiter: Marie, als Gastrollen.)

Im Schauspielhause: Das Glas Wasser. (Dlle. Denker, vom Königl. Hof⸗Theater zu Munchen: Herzogin von Marlbo⸗ rough, als Gastrolle. Frau von Lavallade: Königin Anna. Herr Devrient: Bolingbroke.)

Montag, 8. Aug. Im Schauspielhause: Bruder Kain.

Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 4. August 1842. Zu Lande: Weizen 2 Rthlr. 18 Sgr. 9 Pf., auch 2 Rthlr. 15 Sgr.; Noaggen 6 Rthlr. 22 Sgr., auch 1 Rihlr. 17 Sgr. 56 Pf.; Hafer 1 Rihlr. 7? Sgr. 6 Pf., auch 1 Rihlr. 2 Sgr. Eingegangen 2 5. Weizen (weißer)

u Wasser: eizen (weißer) 3 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf., au 3e, , n, ,, , fel ) gr. ; . gr. kleine Gerste 1 Rthlr. 5 L Eingegangen sind 217 Wispel 6 Scheffel. 9 3

Das Ses & nd ehr, n g helge, P h J r., auch 38 Rthir. 1èRidir. 5 Sgr., auch 22 Sgr. 7c blr. Der Centner Heu

Branntwein ⸗Preise.

Die Preise von Kartoffel- Spiritus in der Zeit vom 29. Juli bis 4. August d. J. waren: i6t 73 Rihlr. pro 26) Quart z 31 pCt., oder: 19,809 pCt. nach Tralles. Korn- Spiritus ohne Geschaft.

Berlin, den 4. August 1842. Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. WB. Zinkeisen.

Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober⸗Hofbuchbruqcrerei.