1842 / 224 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

eine Minister⸗Krisis hervorrufen, sondern die parlamentarische Ma⸗ joritat * daß kein neues Kabinet mehr mdglich wärde. Durch den Uebergang des Herrn Dufaure zur Linken, ist diese Furcht auf immer verschwunden, und man Hat im Gegen⸗ theil die Gewißheit gewonnen, daß man der Partei Dufaure⸗Passy eine Bedeutung zu geben gewohnt war, die sie nicht verdiente. Von dem nen lick wo Herr Dufaure den konservativen De⸗ putirten nicht mehr unentbehrlich war, war er auch fur sie nicht mehr gefährlich, und das konservative Element, welches fruͤ⸗ her vom Tiers-parti und zwar leider nur zu lange er wurde, ist in der gegenwärtigen Stunde wieder selbstständig geworden. Die freie Bewegung, die es jetzt nehmen kann, wird noch mehr zur Entwickelung seiner Kraft beitragen, und die Legitimisten noch mehr anlocken. So wird aus einer

Intrigue des Tiers-parti die wahre konservative Majo⸗ ritaͤt erwachsen, die schon jetzt durch Herrn Sauzet und dessen Freunde sich vermehrt findet, da zwischen Sauzet und Dufaure von einem Einverstaͤndniß nicht mehr die Rede seyn kann. Uebrigens wird in unseren gut unterrichte⸗ ten Kreisen versichert, daß Herr von Lamartine nur darum die Ernennung des Herrn Sauzet jum Praͤsidenten der Kammer so eifrig betrieb, weil Letzterer sich dem Haupte der Konservativen gegenuber, auf das förmlichste verpflichtete, von nun an mit Leib und Seele der konservativen Partei anzuhängen. Dem sey wie ihm wolle, Herr Sauzet muß Herrn von Lamartine und den Kon⸗ servativen sich dankbarer bezeigen, als Herrn Dufaure, der an ihm, seinem Freunde, sich dadurch verging, daß er Herrn Sauzet den Praͤsidentenstuhl mittelst der Huͤlfe der Opposition entreißen wollte.

. Paris, 8. Aug. Die Berechnungen uber die Majori⸗ taͤt waͤhren noch immer fort, und die Opposition macht sich wirk⸗ lich durch ihre Rechnungen unglaublich lächerlich. Sie will durch⸗ aus nicht, daß das Ministerium die Majoritaͤt habe, und wenn man sie hoͤrt, so sollte man fast glauben, daß Herr Barrot und nicht Herr Sauzet zum Präsidenten ernannt worden sey, und daß der Moniteur sich getäuscht habe. Die Opposition ist namentlich entzuͤckt uͤber den Abfall der Partei Dufaure und Passy, und sie glaubt in dem Tiers-parti eine große Eroberung 9 zu ha⸗ ben. Man kennt jedoch die Beweglichkeit dieser beiden ehemali⸗ gen Minister; man kennt ihre Tendenzen und ihren Zweck, und Jedermann weiß, daß sie einen 12. Mai wiederherzustellen wuͤn⸗ schen. Der Tiers-parti ist eine von den großen Verlegenheiten fuͤr die Regierung; er wirft sich bald rechts, bald links und hat keine ande⸗ ren Prinzipien als die, welche sein Ehrgeiz ihm vorschreibt. Indem der Tier- parti Herrn Guizot unterstuͤtzte, stellte er ihm harte Bedin⸗ gungen, und seit beinahe zwei Jahren sind die Herrn Dufaure und Passy eine beständige Drohung fuͤr das Ministerium. Wenn man diese Partei gänzlich von dem linken Centrum trennt, so zählt sie nur 18 20 Mitglieder, und wenn sie der numerischen Starke der konservativen Majoritäͤt beitraͤte, so wuͤrde die mora— lische Staͤrke derselben dadurch wahrlich nicht vermehrt. Es ist fast immer diese Partei gewesen, welche die Ministerien erschuͤttert hat, und so war es unter Anderem der Opposition in der letzten Session gelungen, die Fraction Dufaure fuͤr die Zulassung der Kapazitäten zu gewinnen. Diese Fraction machte sodann uͤbertrie⸗ bene Anspruͤche. Seit dem 29. Oktober war die Majoritaäͤt ge⸗ noͤthigt, alle nur moͤgliche Schonung gegen ihre Verbündeten an⸗ zuwenden, die meistentheils dies gar nicht achteten. Das Ministe⸗ rium hatte keine sichere Garantie und mußte eine zweideutige, launenhafte Unterstuͤtzung durch Opfer erkaufen, die oͤfters die Majoritaͤt verletzten.

Seinen Uebertritt zur Opposition har Herr Dufaure damit angefangen, daß er harte Bedingungen vorgeschrieben. Von dem erffen Tage an ist die Opposition genoͤthigt gewesen, die Kandida⸗ tur des Herrn Barrot der des Herrn Dufaure aufzuopfern, d. h. die 140 Deputirten der Opposition haben den 20 Deputirten der Fraction Dufaure⸗Passy nachgegeben. Dieser Gedanke, den 12. Mai wiederherzustellen, kann nicht gelingen. Herr Dufaure kann mit den Prinzipien der Opposition nicht regieren und diese letztere wird ihm nur unter dieser Bedingung ihren Beistand zusagen. Wir glauben, daß diesesmal das Mandver des Tiers⸗parti nicht nur illoyal, sondern auch ungeschickt gewesen ist, denn wenn Herr Guizot gestuͤrzt wuͤrde, so werden die Herren Dufaure und Passy keinen Kern d davon haben.

Die Opposition, welche bei der Wahl des Präaͤsidenten und der Vice⸗Praͤsidenten von der aͤußersten Linken unterstuͤtzt wurde, steht heut sehr schlecht mit den Republikanern. Der National laßt es nicht an Beleidigungen gegen dieselbe fehlen und findet, daß sie auf die laͤcherlichste Wesse mit sich habe spielen lassen. Das Ministerium, sagt der National, kann sich der Majoritaͤt versichert halten und fuͤgt hinzu: „Man wird keine Art von Ver— trauen mehr einer Opposition schenken, die so viel Laͤrm macht, wenn sie noch weit vom Kampfplaͤtze ist, und die sich vor Herrn Guizot demuͤthigt, oder sich hinter Herrn Thiers auf den kleinen Fußpfaden verliert, auf denen dieser noch immer zur Gewalt zu gelangen hofft. In der That, wenn wir die prahlerische Stimme der Opposition hoͤren, und sie dann sich auf so schäͤndliche Weise

benehmen sehen, so faͤllt uns unwillkuͤrlich ein Wort von Rabe⸗ lais ein, dessen sich unsere Leser vielleicht noch erinnern und das durch seine naive Rohheit allein im Stande waͤre, das Benehmen der Manner der Linken treffend zu bezeichnen.“ Man ersieht aus dieser Stelle, daß die republikanische Opposition und die dy⸗ nastische Oppesition nicht auf gutem Fuße mit einander stehen und daß die Einigkeit, welche einen Augenblick existirte, sich bald in einen heftigen Haß verwandelt hat. Die Linke wird alfo gleich= zeitig von den extremen Parteien, vom National und der Qu o⸗ tidienne angegriffen, und man muß gestehen, daß die Vorwäͤrfe, welche ihr gemacht werden, nur die Folge der Verbindungen sind, die sie mit der Republik und der Legitimität eingegangen ist. Die letztere vertheidigt sich aus allen Kräften gegen die Beschuidigung, daß sie fuͤr Herrn Sauzet gestimmt habe; die Deputirten dieser Partei protestiren in langen Briefen gegen die Behauptungen der PVurnale der Linken und Jeder sucht darin zu beweifen, daß er seine Stimme nicht Herrn Sauset gegeben habe. So viel iss indeß gewiß, daß das . der Legitimisten seit langer Zeit wie das des Agramant ist. Herr Berryer fuͤhrt mit drei oder vier feiner Ordonnanz⸗ Offiziere Krieg gegen die Gazette de France, und döese greift ihrerselts Herrn Verryer an, weil er nicht das Programm, oder wie man jekt aus Spott sagt, die Nation al-Linie Ga signe nationale)“ des Herrn von Genoude befolgen wellte. Um sich übrigens eine Idee von der Einigkeit zu machen, die heutzutage unter den Legitimĩsten herrscht, ist es hinreichend, die Briefe zu lesen, welche die Herren Benoit, Larochejacquelin, Bechard, Labourdonnaie, e ef und Dugabe, sammtlich Deputirte, verbͤffentlicht haben. Der Eine hat fuͤr Herrn Dupin gehn, ein Anderer fur Herrn Dufaure, ein Dritter fuͤr Herrn Lafitte u. s. w. uͤnd damit diese Uneinigkeit noch deutlicher hervortrete, sagt

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sich als gewiß, daß Herr Berryer und zwei oder drei seiner Freunde sich von den Royalisten der Kammer getrennt haben, indem sie bei dem zweiten Skrutinium ihre Stimmen unbedingt Herrn Du⸗ saure gaben. Es ist dies eine wichtige Thatsache und die Folge H beiden Linien, die sich bei den letzten Wahlen kundgethan aben.“

Herr Debrauz hat eine Broschuͤre über die Regentschaft her⸗ ausgegeben, die den Titel füͤhrt: La question 862 i . expose Caprès les principes du droit et les usages des Etats Constitutionnels de Europe. Diese Schrift giebt eine genaue Uebersicht von allen Gesetzen und Gebraͤuchen anderer conssitutio⸗ neller Staaten, die auf die gegenwartigen Umstände in Frankreich angewendet werden könnten. Die meisten er welche sich in der lezten Zeit mit diesem Gegenstande beschäftigien, haben vor⸗ nehmlich eine Geschichte der Regentschaft in Frankreich geschrieben, att zu untersuchen, nach welchen Prinzipien diese ö. mit Ruͤcksicht auf die Beschaffenheit unserer Regierung, geloͤst werden muß. Herr Debrauz hat sich ein weiteres Feld ausgesucht; seine Arbeit, die Herrn von Lamartine gewidmet ist, dessen Beifall er erhielt, giebt eine vollständige Uebersicht von den consfüitutionellen Vorschriften in Bezug auf die Regentschafts⸗-Frage.

Paris, 8. Aug. Meine Voraussagung, daß das Regent⸗ schafts⸗Gesetz schon in den ersten Tagen dieser Woche der 2. tirten- Kammer werde vorgelegt werden, bestatigt sich. Was die Stellung des Ministeriums betrifft, so darf man nach dem Re⸗ sultate der Vice⸗-Praͤsidenten⸗ Wahlen auf den Entschluß der kon⸗ servativen Majoritaͤt, gerade jetzt, wo die Fraction Dufaure⸗Passy mehr und mehr dem linken n sich anschließend ihr untreu wird, sich zu festerem Zusammenhalten aneinander zu schließen, einen sicheren Schluß ziehen, so daß das Kabinet in seiner fetzigen Zusammensekung also Hoffnung hat, jedenfalls diese kurze Session zu uͤberleben, und seinen Bestand bis zur Wiedererbͤffnung der Sißung im Dezember zu fristen. Inzwischen kann noch man⸗ ches sich aͤndern, was vlelleicht sogar eine noch langere Zukunft demselben sichern koͤnte. Im allgemein europaͤischen Interesse wäre dies wohl nur zu wuͤnschen. Unglaublich ist uͤbrigens, welche Intriguen und Mittel von allen Seiten in der letzten 3er vorzůͤg⸗ lich gegen Herrn Guizot in Bewegung gesetzt wurden. Leute, die e wie gehorsame Diener gegen ihn waren und noch immer die Maske der Ergebenheit fuͤr ihn tragen, haben auf alle mogliche Weise in der offentlichen Meinung ihm zu schaden 2 lediglich um den Interessen Anderer, am meisten aber ihren eigenen, zu dienen; den Interessen Anderer, sage ich, namlich derjenigen, die auf irgend eine Weise ihre Bereitwilligkeit zu Dienstleistungen besser zu wuͤrdigen und anzuerkennen verstanden, und von denen sie, wenn dieselben die Erbschaft des dem Sturze Geweihten an⸗ getreten haben würden. auch ihren Lohn erwarten. Diese Andeu⸗ tungen moͤgen genuͤgen, um zu zeigen, wie es um die wahren Motive so mancher Anschwaͤrzungen gegen Herrn Guizot steht, der so manche Schlange am eigenen Busen erwaͤrmt und genaͤhrt hat. Gewiß ist, daß derselbe ungusgesetzt das vollste Vertrauen des Koöͤnigs genießt, und daß seine Kollegen unter diesen Umstaäͤnden, so lange ihm dies nicht entgeht, auch fest an ihm halten werden.

Das Eintreffen eines Veilchen an die Königl. Fa⸗

milie von ihren erlauchten Verwandten der alteren Linie der Bourbons aus Kirchberg bestaͤtigt siß selbst nach den legitimistischen Blaͤttern. Die Kdͤnigin besonders soll äber diesen Akt unerwarteter Theil⸗ nahme sehr gerührt gewesen seyn. Die edle Frau ist aber noch immer von dem herben Schlage, der sie betroffen hat, aufs tiefste erschuͤttert, und giebt auch lebt hoch haͤufig den Ausbruͤchen ihres tiefen Schmerzes sich hin. Die Gefundheit des Kbnigs scheint, nach der Versicherung von Personen, die erst vorgestern den Monarchen zu sehen Gelegenheit hatten, nicht gelitten zu haben. Er widmet wie früher sich unausgesetßt den Staatt⸗ Geschaͤften. Aus Havre ist heute die Nachricht eingetroffen, daß gestern das Dampfschiff „Tagus“, welches die Rhede von Kronstadt am 31. Juli verlassen hatte, gluͤcklich daselbst . ist. Am Bord desselben befindet sich der Kaiserl. Russische Minister am Lissaboner Hofe, Graf Alexis von Stroganoff, so wie der beruͤhmte Franzoͤsische Maler Horace Vernet, der bereits hier eingetroffen ist, aber nach kurzem Aufenthalte wieder nach Petersburg zuruͤck⸗ kehren wird.

Großbritanien und Irland.

Parlaments- Verhandlungen. 6 Siz⸗ zung vom 8. August. Lord Palm erston wuͤnschte eine Frage an Sir R. Peel richten zu duͤrfen, die er auf dessen Gesuch am Freitag verschoben hatte. „Die Frage“, sagte er, „bezieht sich auf eine Angelegenheit, die mir von der höͤchsten Wichtigkeit scheint, da es sich dabei nicht blos um die Ehre und das Ansehen Eng⸗ lands handelt, sondern auch um die Sicherheit eines bedeutenden Theils des Britischen Reichs am Indus. Die letzte Post aus Indien brachte widersprechende Geruͤchte uͤber die Befehie, welche angeblich von dem General⸗Gouverneur von Indien mit Hinsicht 24. die Britischen Truppen westlich vom Indus ertheilt worden. Der eine Bericht sagte, der General⸗Gouverneur habe die unverzuͤg⸗ liche Ruͤckkehr dieser Truppen befohlen. Ein anderer Bericht aber be⸗ hauptet, es habe ein Mißverstaͤndniß hinsichtlich dieses Befehls

Nicholls aber habe ihn so ausgelegt, als sollten die Truppen zu⸗ ruͤckgezogen werden; es sey indeß die ganze Sache schon wieder ins rechte Geleis gebracht. Ich wuͤnschte daher zu wissen, o der General-⸗Gouverneur wirklich befohlen hat, daß die Britische

den sollten, und ich hoffe aufrichtig, daß der sehr ehrznwerthe 8 im Stande seyn wird, dies rg! fuͤr ungegruͤndet zu erklaren.“

Sir R. Peel antwortete hierauf: Es ist stets mein Wunsch, diesem Hause, sey es äber die diplomatischen Handlungen der Re⸗ gierung oder uͤber die militairischen Operationen Englands im Aus⸗ lande, so viel Aufschluß zu geben, als es sich mit der gehörigen Erfuͤllung meiner bffentlichen Pflichten in, Zuglesch jedoch war es auch immer mein ausdrücklicher Entschluß, mit jeder Mit= thellung, die den bffentlichen Interessen nachtheilig werden koͤnnte,

suche ich das Leichtigkeit des Verkehrs mit . ; mochte, binnen sechs oper sieben Wochen in jenem Lande einge⸗ 2 seyn durfte (hoͤrt!), daß es glso von höchster Wich⸗

eit ist, die noͤthige Zurückhaltung in bͤffentlichen Mittheilungen

ti gd. diese Sache zu beobachten, damit die Interessen des Staats

nicht benachtheiligt werden. (Hort!) In diesem Augenblick ist vielleicht die Gegend von Kandahar und Dschellalabad der Schau⸗ platz militairischer Operationen. Der Tod Schach Sudscha's hat England mit Hinsicht auf den von Lord Auckignd abgeschlossenen

3 in eine neue Lage versetzt, und das Verhältniß, worin

die Gazette de France in ihrer gestrigen mer: „Aus den . die wir heute fruͤh in allen Blaͤttern finden, ergiebt

ist jetzt Gegenstand diplomatischer Unterhauͤdiungen. Ich muß es

obgewaltet; dieser habe nämlich ganz anders gelautet, Sir J.

Truppen aus dem Lande westlich vom Indus rr enn wer⸗

uruͤckzuhalten, und mit Hinsicht auf die Frage des edlen Lords er⸗ . Haus, zu bedenken, daß bei der jetzigen groͤßeren ndien eine Antwort, öie ich geben

olge jenes Todesfalles zu dem Hofe von Lahore stehen,

daher ablehnen, irgend etwas zu sagen, was wie eine Deutun oder Ansicht in Bezug auf diefe Sache ausgelegt werden koa ! Wber das N batsächliche in Detreff der Stelling unserer Truppen kann ich g f angeben. Kandahar ist in die sem Augenblick von einem Britischen Lerps beseßt, und, wie ich allen Sründ zu glauben habe. Dschellalabad ebenfalls. Ich glaube auch nicht, daß ein baldiger R m. Truppen aus der einen und der an⸗ deren Sir stattfinden durste. Dies jst Alles, was ich, ohne meine Pflicht zu äberschreiten, an Aufschlüssen ertheilen kann, und in Betracht dessen, was die naͤchste Post aus Indien fur Nach⸗ richten bringen konnte, werden gewiß weder der edle Lord noch das Haus eine weitere Antwort von mir verlangen.“ (hört, hoͤrt )

London, 9. Aug. Die Herzogin von Kent ist zwar

riff, nach dem Kontinent abzureifen, doch hat J r Ho eit ihren urspruͤnglichen Reiseplan geändert und wird sich fur sekt nicht nach Wiesbaden, sondern blos nach Brüssel begeben und kurze Zeit am dortigen Hofe verweilen. Die K nigin soll den Wunsch ausgesprochen haben, daß ihre erlauchte Mutter nicht so lange, als dieselbe es beabsichtigt hatte, von England sern bleiben und daß sie namentlich zum Geburtstage des Prinzen Albrecht, der diesmal mit besonderem Glanz gefeiert werden soll, wieder in Windsor zuruͤck seyn möchte.

Der Zeitpunkt der Parlaments⸗Proregirung wird alle Augen⸗ blicke anders angegeben; in den letzten Tagen hieß es ganz be⸗ slimmt, sie werde am 19. August stattfinden, und heute wird wie⸗ der erklärt, sie muͤsse noch acht Tage verschoben werden, weil das Ministerium in dieser Session noch die Bills über die Banke—⸗ rotte, über die Grafschafts⸗Gerschte und über das Eigenthumsrecht auf Muster durchzubringen wuünsche.

Gestern Abend hatten sich an 4000 Arbeiter auf einem freien Pla in Southwark versammelt, um eine Denkschrift an die Kö— nigin zu beschließen, in welcher Ihre Majestät ersucht werden soll, das jetzige Ministerium zu entlassen und ein anderes zu er— nennen, welches geneigt wäre, die Volkscharte zu einer Kabinets— maßregel zu machen. Mehrere Redner haranguirten von einem Wagen aus diese Chartisten⸗Versammlung, die übrigens ohne Ruhe— stoͤrung ablief. Die vorgeschlagene Adresse wurde naturlich an⸗ genommen.

Zu Burslem haben vorgestern Unruhen stattgesunden, wobei viel Eigenthum zerstort wurde. Es waren namlich dort ein paar Kohlen-Arbeiter, die es vorzogen, bettelnd umherzustreifen, statt, wie ihre Kameraden, an die Arbeit zurückzukehren, auf Befehl des Magistrats festgenommen und eingesperrt worden. Als dies nun die Kohlen-Arbeiter der Nachbarschaft erfuhren, schickten sie sich an, die . mit Gewalt zu befreien. Um Mitter⸗ nacht ruͤckte ein Pöbelhaufe, 41 509 Mann stark, in Burslem ein, machte einen Angriff auf das Gefaͤngniß, sprengte dessen Thore in wenig Minuten und setzte jauchzend die Gefangenen in Freiheit. Ermuntert durch diesen Erfolg, zogen sie gegen das Rathhaus und warfen dort alle Fenster ein. Dasselbe geschah mit einer Menge anderer Haͤuser der Stadt, besonders mit den Polizei⸗ und Ma— gistrats⸗ Wohnungen. Der Schaden, den dieser Volkshaufe in einer Stunde anrichtete, wird auf mehrere hundert Pfd. geschätzt. Gewaltthaͤtigkeiten gegen Personen wurden jedoch nicht verübt. Um halb 2 Ühr zogen die Tumultuanten wieder ab, und um 3 Uhr trafen ein Detaschement Dragoner und eine Abtheilung des 12ten Infanterie-⸗Regiments von Neweastle in Burslem ein. Bis jetzt ist aber keiner der Aufruͤhrer in Haft gebracht worden.

Berichte aus der Cap stadt dom . Maͤrz melden: „Die Schafzucht verbreitet sich immer mehr auf Uinkosten der sehr un⸗ ergiebigen Weinkultur, die 1811 nur 65,096 Pfd. St. abwarf. Die Ausfuhr von Wolle aus der Tafelbai belief sich im vorigen 3 auf 1,060,448 Pfund, an Werth 5i, 606 Pfd. St. ie Zahl der Schafe betragt in der Kolonie ungefähr 3 Millionen, von welchen 600 000 veredelt sind; man hofft, daß in einigen Jahren die dreifache Zahl, 9 Millionen, vorhanden seyn und ein Einkom⸗ men von 13350000 Pfd. St. liefern werde. Für gewisse Berg⸗ gegenden glaubt man die Peruanischen Alpacas sehr geeignet, und die Regierung hat daher im Februar eine Prämie mu Einfuhrung des ersten Paares gesetzt.“

Die neue Parlamentswahl fuͤr Southampton hat eben so, wie die fuͤr Nottingham, mit einem Siege der Konservativen geen— det, und zwar wurden dort zwei Kandidaten dieser Partel, die Herren Mildmay und Hope, gewahlt; ihre Gegner waren Lord

dugent und Herr Thompson. Die beiden Sieger hatten ein je⸗ der 143 Stimmen mehr als die ihnen gegenuͤberstehenden Kan— didaten.

In der vorigen Woche wurde der Themse⸗Tunnel von etwas mehr als 20,000 Personen besucht, was doppelt so viel ist, als die bisherige Durchschnittszahl der ihn wöchentlich besuchenden Per— sonen.

Das Linienschiff „Wellesley ist von China nach England zu⸗ ruͤckgekehrt. Unter anderen Chinesischen Merkwuͤrdigkeiten hat es den Kaͤfig mitgebracht, in welchem die Chinesen die unglückliche Mißstreß Noble sechs Wochen lang f en hielten. Derselbe ist roh aus 60 gezimmert, 2 Fuß 8 Zoll lang, 13 Fuß breit und 2 i 4 Zoll tief, oben mit einer Oeffnung, um den Kopf durch⸗ zustecken.

Zz London, 9. Aug. Man hatte allgemein erwartet, das Parlament wurde uͤbermorgen geschlossen werden, und es war be⸗ reits angekuͤndigt, daß Ihre Majestät in dieser Absicht am selben Morgen von Windsor auf der i nach der Stadt kommen wurde. Man halt es aber unter den Mitgliedern des Unterhauses jetzt fuͤr unmoglich, weil das Ministerlum entschlossen ist, noch diese Session zwei oder drei wichtige Maßregeln in demselben durchzusetzen, welche bereits vom Oberhause angenommen worden. Da solche sich auf die Rechtspflege beziehen, so mischt sich zwar keine Partel⸗Ansicht darein, da sie jedoch zahllose Paragraphen ent⸗ halten, so nimmt schon das bloße Formelle mehrere Abende hin, besonders da auch jeder Abend Gelegenheiten darbietet, aͤber an⸗ dere Gegenstaͤnde zu reden, wie gessern noch uͤber die Erlassung des Wahlbefehls fuͤr Jpswich und vorgestern uͤber die Weigerung der Reglerung, dem Tord Chelsea das Mittel zu gewaͤhren, sein Vertreter-Amt fuͤr die Stadt Reading niederzulegen. Das Par⸗ . 6 also wahrscheinlich erst . über acht Tage proro⸗ girt werden.

Die Geschichte mit Lord Chelsea macht indessen großes Auf⸗ sehen. Dieser Edelmann war nämlich einer von denen, welche, entweder um weitere Kosten zu ersparen, oder um unangenehmen Beleuchtungen seines Benehmens bei seiner Erwählung zuvorzu⸗ kommen, 65 dazu verstanden hatte, am Schlusse dieser Session seine Stelle , , und einem von seinen Gegnern, Herrn Mills, zu dessen Erwählung behuͤlflich zu seyn, oder demselben elne 5 von 2009 Pfd. St. zu entrichten. Dieser Vergleich

rde nun, wie mehrere andere, durch Roebuck's Ausschuß ans icht gejogen. Die einzigen Wege aber, auf welchen ein Ünter⸗ an H lied austreten kann, sind die Berufung ins Oberhaus er die Annahme eines unmittelbar unter der Krone stehenden

Amtes. Da Beides nun naturlich seine Schwierigkei

rigkeiten hat, in⸗ dem nur Wenige Pairs werden, oder en , ö. 3 langen können, wenn ihnen die Lust ankömmt, so ist es seit Jah⸗ ren Brauch geworden, faͤr diesen Zweck bei dem Schatz Minister um das blos titulaire Amt eines Verwalters des Hearn Chil⸗ tern Hie südlichen Grafschaften Englands sind naämssch in Bezirke eingetheilt, die man Hunderte nennt) anzuhalten, von welchem es auch immer ohne Weiteres bewilligt worden ist, so daß der Aus⸗ druck; io accept ihe stewardsbiß of the Ehiltern Hundreds (die Verwaltung des Hundert Ehlltern üuͤbernehmen) dasselbe be⸗ sagt als: sich aus dem Unterhause dn, . Bei dieser Ge⸗ legenheit indessen hielt es das n ate inn. fur gerathen, das An⸗ liegen zu verweigern, weil es meinte, es wuͤrde sich fonst einer Theilnahme an einem Vergleich schuldig machen, wie man sie zwar sonst zu n und 3. Hehl zu machen pflegte, die man aber seit dieser Session far unehrenhaft zu erklaren beliebt hat. Die, welche die Regierung darum tadeln, heben besonders letzteren Umstand hervor, und ferner, daß man bei Einsetzung des Roebuck⸗ schen Ausschusses feierlich erklaͤrt habe, die Untersuchung beabsich⸗ tige durchaus nicht eine Bestrafung derer, welche in den vorlie⸗ genden Fällen solche Vergleiche eingegangen seyn sollten, sondern blos die Verhinderung derselben für die Zukunft; und die Ein⸗ buße von 20090 Pfd., welcher der edle Lord dadurch unterworfen worden, sey keine geringe Strafe.

Larpent, einer der Gegner des bekannten Herrn Walter's zu Nottingham, hatte sich noch zeitig . davon gemacht, um Roe⸗ buck's Schlinge zu entgehen, und Walter ist wirklich so eben an dessen Stelle gewählt worden, indem ihm kein Whig entgegentrat, sondern nur der Quaker Sturge von Birmingham, welchen die Chartisten unterstuͤtzten. Aber mehrere Andere, welche aͤhnliche Versprechungen gegeben hatten, wie Lord Chelsea, halten nun mit der Ausfuhrung ihres Versprechens zuruͤck, bis der Sturm vor⸗ uͤber ist. Dies durfte sich schon naͤchste Session ereignen; aber was derselbe niedergeworfen, bleibt liegen, naͤmlich das Bestechungs⸗ System mit dessen ganzem Gefolge. Das Parlament mag es nun gern thun oder nicht, es muß von nun an den einmal ange⸗ nommenen Eifer dagegen behaupten und, wenn ein Plan nichts fruchten will. einen anderen einschlagen, bis es gelungen, die Ueber— reste jenes Systems aus dem Wege zu raͤumen und somit dem Volksliebling vor dem blos relchen Aristokraten den Vortheil bei den Wahlen zu sichern. Schon die Anerkennung des Grund⸗ satzes, das Parlament selbst muͤsse darauf sehen, daß derjenige den Sitz erhalte, welcher durch die unbestochene Stimme der Kommittenten gewahlt worden, und es nicht mehr der Willkuͤr der Kandidaten äberlaͤßt, darum zu strei—⸗ ten, muß in dem ganzen System eine Umwaͤlzung bewirken. Dies wird auch in den Städten, wo man bisher von dem Bestechungs⸗ wesen so viel Vortheil gezogen, hoch empfunden, wie man bei der eben zu Southampton siattgefundenen Wahl gesehen, wo Lord Nugent, ein Edelmann von altem Geschlecht, Oheim des Herzogs von Buckingham, als er von den im Roebuckschen Ausschuß ge— machten Entdeckungen sprach, von sonst achtbaren Leuten ins Ge⸗ sicht ein Lugner genannt wurde. Die Wahl fiel indessen hier, wie zu Nottingham, zu Gunsten der Konservativen aus.

Walter wird jedoch eher ein Dorn in Peel's Seite als ein Unterstuͤtzer, denn er ist ein fanatischer Gegner des neuen Armen⸗ wesens, und die Morning Post will in den zu Southampton Gewaͤhlten keine Konservativen erkennen, da einer derselben es sich zum Ruhme anrechnete, daß er keine Neuerungen fuͤrchte und selbst, wenn die Umstände es erforderten, daß Peel die Ab schaffun der 1 vorschlage, bereit sey, die Sache ohne dr e r! in Verathung zu nehmen. Ueberhaupt ruft das genannte Blatt in leitenden Artikeln, die es in seiner gestrigen und seiner heutigen Nummer über die Session von 18527 und den Geist der Peelschen Verwaltung enthaͤlt, die wahrhaft Konservativen auf, der Lage der Dinge ernsthaft ins Gesicht zu sehen, um zu erkennen, daß die jetzige Verwaltung revolutionairer Art sey wie die der Tog. adikalen, und, um das Ungluͤck voll⸗ staͤndig zu machen, das Gberhaus, welches bisher fuͤr das Boll⸗ werk des Bestehenden gegolten, mit sich fortreiße und dasselbe be⸗ wege, Maßregeln gutzuheißen, welche im Geiste der Whig⸗Radi⸗ kalen aufgefaßt seyen, und wo sie nicht von denselben ausgegan⸗ gen, auf jeden Fall von denselben laut gebilligt wuͤrden! Dabei versichert uns ein anderes konservatives Blatt, der Morning Herald, es herrsche mehr Uebereinstimmung zwischen Peel einer⸗ seits und Russell und Palmerston andererseits, als zwischen jenem und dessen Kollegen, namentlich Stanley und Graham. Und die Times ist das erste Blatt, welches einen Angriff auf Graham macht, der als Minister des Innern einem dreimonatlichem Gefaͤngniß verurtheilten vornehmen Luͤstling fur eine leichte Buße von 30 Pfd. die Strafe erlassen. Man darf sich also nicht wun⸗ dern, wenn man von Seiten der Opposition aus dem Umstand, daß die Minister im Oberhause Lord Ashley's Bill zum Schutze der Wei⸗ ber und Kinder der Bergwerks⸗Arbeiter haben verstuͤmmeln laffen, nachdem Graham der Maßregel den Schutz der Regierung ver— sprochen, den Schluß ziehen, daß dieselben nicht einig unter sich seyen. Auf jeden Fall aber hat das Oberhaus in der offentlichen Meinung verloren, indem es im genannten Falle die Vortheile der Gruben⸗-Eigenthuͤmer gegen die armen Arbeiter in Schutz ge⸗ . ö !

In Bezug auf die Lage der Dinge in anistan mache i Sie auf die Antwort aufmerksam, die n f. 3 een, Palmerston's Anfrage im Unterhause gegeben. So zurückhaltend dieselbe auch ist, so geht doch daraus ervor, daß unsere Truppen das Land nicht verlassen haben und auch nicht verlassen werden, wenn sie es nicht mit Ehre thun konnen.

= Belgien.

„Ph, Brüssel, 8. Aug. Die von der Regierung fuͤr die 4 Universitaͤten niedergesetzten Preis⸗-Kommissionen haben ihre Operationen beendet. Die Universitat Gent hat die Preise im Roͤmischen Rechte, der Medizin und der Philo— sogie, erhalten, Brussel den Preis in der Philosophie. Von der Universitaͤt Luͤttich ist keine Arbeit eingelaufen, eine Ar— beit von Lowen fuͤr die medizinische Frage ist von der Kommission gleich als ungenuͤgend beseitigt worden. Es ist dies seit 1836 die erste Preis⸗Bewerbung unter den Studirenden der 4 Univer— sitaͤlũ. Das Gesetz von 1835 hatte sie angeordnet, sie ist aber erst von dem jetzigen Minister des Innern zur Ausführung ge⸗ bracht worden. Nach dem Reglement muͤssen die Arb ten von den Studirenden oͤffentlich vertheidigt werden, na dem die Konkurrenten zuvor durch eine unter Verschluß und ohne alle Huͤlfsmittel verfaßte Spezial-Arbeit die Garanti gegeben haben, daß sie wirklich die Verfasser des Memoirs sind.

ir haben diesen öffentlichen Vertheldigungen mit großem In- ten beigewohnt, da wir darin eine Abspiegelung des Geistes und der Lehrmethode der Universitäten in ben verschiedenen Faͤchern

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n eine sehr gunstige Ansicht gefaßt. Am ausgezeichnetsten war die Vertheidigung der Romischen k und der philosophi⸗

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eine groͤßere G ̃ ler Konkurrent zeichnete sich durch (ere Gewandtheit in der Darstellung abe. allein man ent oh lesophische Eingehen in die Sache, welche Ver heidi zu, keicht genommen schien· Etwas schwach war die 4 gung der medizinischen eee, von Deutscher Wissenschaft sc n T Lonkurrent nichts zu enen, man vernahm melstens nur d 1 oberflächlichen Französischen Theorien, die auch den . allein hekannt u feyn schienen. Am schwächsten wurde die philosophisch-ästheti= ge Frage Fber vie Tragödie bei den Alten u. s. w. vertheidigt. Der Preisbewerber schlen gar keinen philosophischen Be⸗ riff on einer Tragödie überhaupt zu haben. Ueber die Gier des Aristoteles hörte man, nur die verkehrten noch vielfach in Frankreich gangbaren Vorstellungen. Deutscher einige in die Sache eingehende Fragen, worauf aber die sonder—⸗ dagen Antworten erfolgten. Ist die Preis-Arbeit von derselben Art, wie die Vertheidigung, so muͤssen wir uns wundern, daß die⸗ selbe gekroͤnt worden ist. Wir haben freilich seitdem erfahren, daß dle Aesthetik und die Kunstgeschichte auf den Belgischen Uni— versitàͤten nur im Programm exislirt, in der That aber nie vor—⸗ etragen ward. Es ist dies sicherlich in einem Lande, welches onst viel Sinn fuͤr Kunst zeigt, ein großer Mangel, der von den Universitaͤts⸗ Behoͤrden gehoben werden sollte. Die Memoiren uber die ver schiedenen Preis-Fragen werden von der Regierung e ft werden. Unter diesen Fragen haben die philoiogisch— sthetische und die philosophische ein allgemeineres Interesse. Sie lauteten, die erste: Exnposer la théorie de Fart dramatique telle qu'elle 2 Etè congue par jes tragiques grecs et saire connaitre les modisications qu'elle a sables jus u' la sin du XVIII. siecle; die zweite: Exposer les principaux systèmes philoso- phiques sur Forigine des idées ei monlter coinment 37 chacun de ces systèmes se rattache nécessairement un ensemble de con- 3Equences morales, positiques et religieuses. Beide Fragen sind, so viel wir wissen, neu, aber fuͤr Studirende fast zu ausgedehnt. Wir werden vielleicht spaͤter, bei einer kritischen Uebersicht über mehrere andere Werke, auf diese Arbeiten, wenn sie gedruckt sind, zuruͤckkommen.

Dänemark.

Kopenhagen, 8. Aug. Am Sonnabend Abend zwischen

N und 10 Uhr kam hier eine Russische Fregatte und eine Kor⸗

vette vor Anker. Gestern Mittag um 12 Uhr stieg der Großfuͤrst

Konstantin ans Land und begab sich um 3 Uhr wieder an Bord.

3 . segelten zwischen 4 und 5 Uhr wieder nach Kron⸗ adt ab.

Die Production von Rappsaat hat sich hier in Daͤnemark seit den letzten 10 bis 15 Jahren, wo sie begann, so ausgebrei— tet, daß die Ausfuhr im Jahre 1840 schon 110 000 Tonnen betrug.

Der Deutsche Dichter Ludwig Uhland haͤlt sich gegenwartig

hier auf. . Deutsche Bundesstaaten.

X Dresden, 10. Aug. Gestern und vorgestern wurde hier das erste auch in diesen Blattern angekündigte Sächsische Män⸗ ner⸗Gesang fe st gefeiert. Ueber 400 Sanger hatten sich aus allen Theilen des Landes dazu eingefunden. Um so schmerzlicher fiel es auf, Leipzigs Saͤnger-Choͤre, wegen nicht erzielter Verstaͤndi⸗ gung mit den Veranstaltern des Festes, zu vermissen. Das Fest wurde unter der Leitung der durch ihre Lieder⸗Compositionen schon in weiterem Kreise ruͤhmlich bekannten Musik-Direktoren Julius Otto und Ferdinand Adam am ersten Tage durch eine Wasser⸗ fahrt nach den oberhalb Dresdens an der Elbe reizend gelegenen Doͤrfern Blassewitz und Loschwitz (das erste als Geburtsort Nau⸗ mann's, das zweite als Aufenthalt Schiller's, der dort am Don Carlos dichtete, bekannt), am zweiten Tage auf den Bergen und im Thale des romantischen Plauenschen Grundes begangen. Die Theilnahme des Publikums, namentlich auch an allen vater— laͤndischen Gesaͤngen, war außerordentlich, und gewiß war das ganze Fest, wenn auch weniger durch seinen kuͤnstlerischen Werth, doch als neues Merkmal des erwachten Strebens nach engerem Anschließen zu nationaler Einheit bedeutend.

Den Freunden der Kunst koͤnnen wir die unerwartet erfreu⸗ liche Mittheilung machen, daß Bendemann, den wir fuͤr seinen schoͤnen Beruf bereits fuͤr immer verloren hielten, wieder in unse⸗ rer Stadt weilt, und zwar seine Arbeiten mit der Hoffnung voͤl— liger Wiederherstellung schon wieder aufgenommen hat. Nachdem er gegen sein Augenleiden alle Mittel vergeblich angewandt und in Italien den Entschluß gefaßt hatte, der Kunst fuͤr immer Lebe— wohl zu sagen und sich der Landwirthschaft zu widmen, wurde erst auf seiner Ruͤckreise von dem beruͤhmten Augenarzt Dr. Jager in. Wien das Wesen seines Uebels richtig erkannt. Dieser er— klaͤrte es fuͤr eine Augen⸗-⸗Hypochondrie und verordnete ihm zu deren Heilung nichts, als init festem Willen nach und nach seine Arbeiten wieder zu beginnen; ein Rath, der sich auch wirk⸗ lich als , . und uns die Hoffnung wiedergegeben hat, den großen Küuͤnstler fernerem Schaffen erhalten zu sehen.

Auch Ihre Majestät die Koͤnigin ist vor einigen Tagen nach dem Bade Ischl abgereist.

Kassel, 10. Aug. (K. 3) Se. Hoheit der Kurprinz und Mitregent haben den bisherigen außerordentlichen Gesandten und bevollmaͤchtigten Minister am Koͤnigl. Preußischen Hofe, Staats⸗ rath Wilkens von Hohenau, zu Höchstihrem gußerordentlichen Ge⸗ sandten und bevollmaͤchtigten Minister am Kaiserl. Königl. Oester⸗ reichischen Hofe, und dagegen den 1 Geschäftstraͤger am Königl. Baherischen Hofe, Kammerherrn Freiherrn Alexander von Doͤrnberg, zu Höchstihrem außerordentlichen Gesandten und be⸗ vollmaͤchtigten Minister am Koͤnigl. Preußischen Hofe ernannt.

* Altenburg, 10. Aug. Von der fortdauernden Hitze und Trockenheit begänstigt, schreiten jetzt bei uns die Aerndte— Arbeiten mit ungewöhnlicher Schnelligkelt vorwärts. Zwar fehlt auch unseren Landwirthen vielleicht! von der gewohnlichen Zahl der Garben, allein das Getraide ist fast ganz frei von den gewöoͤhn— lichen Unkraͤutern und ergiebiger als soönst an mehlreichen Kör—⸗ nern, so daß auch das aus oses jährigem Roggen gebackene Brod sich sehr vortheilhaft vor dem aus vorjaͤhrigem Korn auszeichnet. Dazu sind die Getraidepreise um mehr als den dritten Theil ge⸗ stiegen, so daß der erhoͤhte Kaufwerth desselben den etwanigen Ausfall in der Koͤrnermenge gewiß reichlich ausgleichen wird. Da⸗ gegen ist die Viehzucht durch den Mangel und das Mißrathen

Ein junger slologe trat under dem Publikum auf und stellte

der Futterpflanzen auch bei uns auf das Härteste bedrängt. chon am Heu fehlte überall, wo die ! nicht ganz feucht oder zur Bewaässerung' eingerichtet waren, beinahe die Hälfte, und die Grummet⸗Aerndte wird, aller Wahr⸗ scheinlichkeit nach, dürftiger ausfallen. Auch sind an vie⸗ len Orten die gelegten Kartoffeln sehr unvollstandig aufge⸗ gangen und nun noch obendrein viele ihrer ohnehin nicht 4 l⸗ reichen Knollen von den Engerlingen befressen und ausgehbhlt. Der Klei hat nach dem ersten Schnitt sich nur sehr spärlsch wie⸗ der entwickelt, und das Kraut von der Trockenheit und dem Mehl⸗ thau mehr gelitten, als man es sich nur zu erinnern weiß. n Futter⸗Stroh wird es natürlich auch mangeln, und so ist die Ver⸗ minderung der bisherigen Viehbestnde kaum in irgend einer groöͤ⸗ ßeren Wirthschaft zu vermeiden. Wer soll nun aber unter diesen Umständen die Menge der äberflüssiigen, zum Verkauf aus gebote⸗ nen Hausthiere kaufen, selbst wenn auch dafür die niedrigsten Preise 8. werden? So schwer aber auch alle 4 Umstande den andwirth oder r . Konsumenten zu bedrücken scheinen, so tragen doch ähnliche Mißjahre dazu bei, die Fulle der Erzeugnisse aus guten Jahren in gehörigen Werth zu erhalten, so haufig die⸗ ses auch vergessen und außer Acht gelassen werden mag. Am wenigsten aber sollte man bei uns über dieses Jahr klagen. Denn weit und breit ist wohl kein Boden so geeignet, auch bei ungun⸗ stiger Witterung noch immer ergiebige Aerndten zu erzeugen, als unser tiefgruͤndlger, fast uͤberall fanft geneigter Lehmboden, dessen reichbestandene Saatäcker auch in diesem Ih. manchen Reisen⸗ den uͤberrascht und in Verwunderung gesetzt haben. Auch die Baumfrüchte haben von der Trockenheit nicht wenig gelitten, und das Kernobst haͤngt bei uns durchaus nicht reichlich und er— leidet noch obendrein durch die Menge wurmstichiger Aepfel und Birnen beträchtlichen Abgang. Weit ergiebiger ist das Steinobst; allein die Pflaumen bleiben klein und unansehnlich, und die Kirschen behaupteten troßzz ihrer Menge, immer einen hehen Preis. Man glaubte, die Eisenbahn-Arbeiter, deren fast 300) großentheils in unserer Naͤhe in Thaͤtigkeit sind, truͤgen zur Vertheuerung dersel⸗ ben bei, und das därfte auch nicht ganz ohne Grund seyn, inso—⸗ fern namlich der Eisen bahnbau das Tagelohn erhoͤht, viele sonst nicht eben gesuchte Hände in anhaltende Thaͤtigkeit gesetzt und dadurch zugleich manchem verkuͤmmerten Hauswesen erhoͤhte Einnahme und CTonsumtionsmittel zugewendet hat. Doch zieht die Schaar der Eisenbahn-Arbeiter sich jekt immer mehr nach Suͤden gegen Gößnitz und Krimmitzschau hin und hat nach Vollendung des Planums zwischen Altenburg und Leip⸗ zig nur noch einzelne Nachzuͤgler zurückgelassen, welche Quer— hoͤlzer und Schienen legen und die angefangenen Kunstbauten voll— enden. Wahrscheinlich werden in einigen Wochen die ersten Probefahrten, die foͤrmliche Eröffnung der Bahnstrecke zwischen hier und Leipzig aber noch im September erfolgen.

Oesterreich.

Prag, 31. Juli. (A. 3.) Die große vaterländlsche Idee des Kölner Dombaues hatte von der Flamme ihres Enthusiasmus auch einen Funken nach Prag abgeworfen, daß sich seitdem in Bohmen mächtig der Gedanke an einen Ausbau des Prager Doms regt, der an Pracht, Herrlichkeit und Große allerdings bei weitem dem Koͤlner nachsteht, nach bessen Vorbild er erbaut ist, dessen Bau⸗ meister jedoch auch recht wohl verstanden hat, seiner Schöpfung eine Seele und ein poetisches selbststaͤndiges Leben einzuhauchen.

Alle höher gebildeten Bewohner von Prag hegen und pflegen den aͤcht patriotsschen Gedanken dieses Ausbaues mit Liebe und Eifer, und daß der ernste Wille in die thatsaͤchliche Wirklichkeit uͤber— gehe, fehlt es nur noch an einem maͤchtigen Mittelpunkt und Ver⸗ treter des allgemeinen Wunsches, der hoffentlich in nicht allzulan— ger Zeit dadurch hervortritt, daß ein bedeutender, ein flußreicher Mann an die Spitze des Unternehmens tritt und ein Comité oder eine Gesell⸗ schaft zu dem Ende sich konstituirt. Schon nennt man hohe Gönner, die ihre Mitwirkung zugesagt haben, und es unterliegt keinem Zwei⸗ fel, daß bei einmal ausgesprochener Sache die Theilnahme im gan⸗ zen Königreiche, wo nicht in der Monarchie groß seyn wird. Ein in dem Gebiete der Technik wohlbewanderter Mann, der Bau— meister J. Kraner, hat bereits aus eigenem Antriebe den Plan des Domes in allen Theilen aufgenommen und dazu einen wackeren Zeichner, Emanuel Seidl, verwendet, der unter seiner Leitung mit unermuͤdlicher Ausdauer Hand an sein Werk gelegt hat. Bis jetzt sind drei vollstaͤndige Risse zu Stande gebracht, bis zur Woͤlbung kommt noch ein vierter und sodann der des Daches. Da kein Pfeiler dem anderen gleicht, so sind hierbei große Schwierigkeiten zu beseitigen und jede einzelne Dimension muß gemessen werden. In diesem Jahr wird uͤberdieß vorlaufig das alte unvollendete Mauerwerk aus der Jeit Kaiser Leopeld's J. abgetragen, und wenn die Zeitverhaͤltnisse guͤnstig sind und bleiben, koͤnnte das schoͤne und erfreuliche Werk im . 1845, wann es tausend Jahre seyn sollen, daß der Grundstein zu

dem Dome gelegt wurde, im vollen Gange seyn. Der Geschicht⸗ schreiber Pssina von Czehorad erzaͤhlt in seinem „Prodromus“ vom Prager Dome die jedenfalls interessante Sage, deren Ur⸗ sprung unermittelt ist, daß in dem Jahre, wo er ausgebaut und vollendet dastehen werde, die Tuͤrken Europa verlassen und der Halbmond dem Kreuze auf der heiligen Sophia weichen werde. Wie verbreitet und eingewurzelt diese Sage auch von Alters her gewesen, beweist der Umstand, daß Kaiser Leopold J., unter dem die Tuͤrken wieder bis vor Wien drangen, eben deshalb den Vor— sattz zum Ausbau des Domes faßte.

Triest, 3. Aug. Dem unsterblichen Winckelmann, welcher am 8. Juni 1768 auf eine so schaudervolle Weise sein ruhmvolles Leben in Triest endete, ward bekanntlich im Jahre 1820 von dem Regigrungs-Rath Herrn Dr. Rossetti in der Naͤhe der Kirche St. Giusto ein Mausoleum errichtet. Um dasselbe stehen alte Triesliner Grabsteine gereiht, welche unter Anderen an eine von Octavianus im . 622 der Roͤmischen Zeitrechnung errichtete Mauer uns an. Fabius Severus erinnern, der seiner Vaterstadt Triest das Roͤmische Bürgerrecht verschafft und Japydien dem Octavian unterworfen hatte. Außer dem befinden sich daselbst mehrere andere Grabsteine und Basreliefs, die aus vorchristlichen Epechen herrühren, und alle das hohe Al— ter von Triest beurkunden. Es ward nun der Wunsch rege, diese ehrwürdigen Denkmale durch andere vermehrt und systematisch geordnet zu sehen, auf daß sie als redende Zeug⸗ nisse von dem Ursprunge Triests unseren spaͤteren Nachkommen erhalten bleiben, und es hat sich auf Anregung des rähmlich be⸗ kannten Alterthumsforschers Pr. G. Kandler mit Genehmigung der Behbrden ein Verein gebildet, auf dessen Kosten sammtüliche bereits vorhandene Lapidar⸗ Urkunden gesammelt, in dem Gebiete von Triest die Spuren alter Wohnungen, Militairstraßen, Flecken, Vesten, Hafen, Wasserleitungen, der Akropolls und des Amphitheaters verfolgt, Ausgrabungen veranstaltet werden sollen, um milt der hier zu ma⸗ chenden Ausbeute ein bleibendes Munizipal⸗Museum zu Ehren Winckelmann's, dessen Namen es tragen wird, zu 6: be ehren, h g. e e, , , ,,, und gehbrig durch Karten, Zeichnungen und erklaͤren