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[ 22. Aug. Die große Angelegenheit des Tages st di 2 96 b ee, den Ser g. Leb und Tadel kreuzen 3 in den öffentlichen Blättern. Die Einen schreien uber Verrath, die Anderen spenden der Bekehrung des ehemali⸗ gen Eonseils⸗ Praͤsidenten gang aufrichtig große Lobes erhebungen. Die Journale, welche Herr Thiers patronisirte, haben sich von ihrem Staunen noch nicht erholt und können sich nicht einbilden, daß dieser mit so großem Aufsehen vorgenommene Bruch ern ich sey. Der Constitutionnel selbst befindet sich in einiger Ver⸗ legenheit, obwohl er das Verfahren des Herrn Thiers vollkommen bölligt. Allein er sucht ihn in das linke Centrum r was offenbar nach dem, was Herr Thiers gethan hat, ein Unsinn ist. Der Tiers-parti und das linke Centrum haben sich bekannt⸗ lich sehr häufig vermischt; Herr Dufaure ist der Chef des Tiers⸗
parti und Herr Thiers war, wenigstens dem Anschein nach der Chef des linken Centrums. Nun hat Herr Dufaure fast immer fuͤr das Ministerium gestimmt; bei der Regentschafts-Frage hat das linke Tentrum sich mit dem Tiers⸗-parti verbunden, und beide Nuancen haben fuͤr das Ministerium votirt, und zwar nur, weil Herr Bar⸗ rot das Ministerium in Frage stellen wollte. Fügt man hierzu noch, daß Herr Thiers sich foͤrmlich von der Linken getrennt hat, so kann man sich nicht verhehlen, daß er gegenwaͤrtig in Folge seines Benehmens und seines Votums, der konservativen Partei angehoͤrt. Das linke Centrum wird naturlich seinem Banner folgen und jene * auf diese Weise verstärkt werden. Liegt in dieser neuen Situation irgend eine Gefahr fuͤr das gegenwär⸗ tige Ministerium, und wird Herr Thiers die Stellung, die er sich geschaffen, dazu benutzen, um Herrn Guizot zu verdraͤngen? Das ist eine Frage, deren Loͤsung in diesem Augenblicke schwierig seyn durfte. Wir unsererseits glauben, daß diese Probe ungenügend ist, und daß Herr Thiers den Kammern neue Beweise von der Echtheit seiner konservativen Gesinnung geben muß, ehe er ein ausgedehnteres Vertrauen von ihnen fordern kann.
un wollen wir einmal sehen, was die Opposition im In⸗ teresse ihres Ruhmes und ihrer Zukunft gethan hat. Es waren 94 schwarze Kugeln; zieht man davon etwa Z4 ab, die der legi⸗ timistischen und der republikanischen Partei angehoͤren, so bleiben fuͤr die Linke 60, und es ergiebt sich hieraus, daß Herr Barrot nicht mehr Chef einer Partei, sondern blos Chef von Parteigaäͤngern ist, wie die Herren Berryer und Ledru⸗Rollin. Herr Barrot hat es zu⸗ gleich mit dem linken Centrum und mit der republikanischen Par⸗ tei verdorben, und weshalb? Er hat zuerst dem Gesehze seine Un— terstuͤtzung verweigert, weil die Majoritaͤt ihm die Annahme eines anz kleinen Amendements, eines unwichtigen Punktes, eines Tichts, das aber die Autorität der Linken darthun sollte, ver⸗ weigere. Herr Barrot wollte eine Konzession; er folgte den Ein⸗ gebungen seiner Eitelkeit, und er hat bewiesen, daß er vollkommen unfähig ist, eine Nation, wie die unsrige, zu begreifen und zu re⸗
gieren. Hätte die Linke z. B. die Regentschaft der Frauen unter⸗ stutzt, so hätte dies die ganze Oekonsmie des Geseßzes geandert, und man hätte seine Opposition begriffen; aber ihre Amendements bedeuteten gar nichts und das des Herrn von Sade z. B. än⸗ derte nur die Form des Gesetzes, denn es uͤbertrug die Regent⸗ schaft eventuell den vier Soͤhnen des Koͤnigs. Herr Barrot hat sich ferner auch mit den Radikalen uͤberworfen, weil er in seinen Forderungen zu gemäßigt gewesen seyi Der Gesetz Entwurf hat sonderbare Wirkungen hervorgebracht: er hat Herrn Thiers von der Linken getrennt; er hat Herrn von Lamartine aus seiner gewoͤhnlichen Rolle geworfen; er hat die Schwäche und Inkonsistenz der Opposition dargethan und das linke Centrum definitiv von der Linken getrennt. Herr von La— martine kann unmoglich in der Stellung bleiben, die er jetzt ange⸗ nommen hat. Die Presse sucht heute die Gruͤnde anzugeben, welche diesen Deputirten bewogen haben, sich der Linken zu naͤ—⸗ hern. „Der ausgezeichnete Redner“, sagt sie, „war keine jener Verpflichtungen gegen die konservative Partei eingegangen, die man in guten wie in boͤsen Tagen zu halten verbunden ist. Er hatte niemals etwas von denen erhalten, in deren Reihen er gekaͤmpft hatte; er war ihnen gegenuͤber nicht durch Dankbarkeit gebunden. Er hatte ihnen, als er sie verließ, den mächtigen Beistand seines Wortes nicht verkauft, sondern nur geliehen. Er hatte sich der Unpopularität der Coalitions-Journale geweiht; er vertheidigte die Interessen der konservativen Partei gegen die alten, zum Feinde uͤbergegangenen Chefs derselben. Welches war seitdem das Be⸗ nehmen der Konservativen gegen Herrn von Lamartine? Bei der nn,, haben sie ihn leichtsinnig geopfert, und wem? inem Kandidaten, der niemals zu den Ihrigen gehoͤrt, der Ihnen niemals irgend eine Buͤrgschaft gegeben, niemals irgend einen Dienst geleistet hatte. Herr von Lamartine hat die konservative Partei nicht verlassen, sondern diese ist es, die das Beispiel der Trennung gegeben hat; die Bande sind zerrissen, ein Jeder hat seine Unab⸗ haͤngigkeit und den freien Gebrauch seiner Ueberzeugungen wieder erlangt. Es giebt in politischen Versammlungen allerdings Fälle, wo ein Redner seinen Freunden schuldig ist, einen Theil seiner Ideen, wenn nicht zum Opfer zu bringen, so doch zu verschweigen. Dieser Fall ist fuͤr Herrn von Lamartine niemals eingetreten. Die Art, wie Herr von Lamartine zu den liberalen Ideen der Linken zuruͤckgekehrt ist, zeigt hinlänglich, daß es aus freiem Antriebe sei⸗ nes Glaubens geschah. Es bestand kein geheimes Buͤndniß zwi— schen der Linken und ihm; es war keine jener Intriguen vorhan⸗ den, deren Preis ein Portefeuille seyn zu muͤssen schelnt; es fan⸗ den weder vorläufige Besprechungen statt, noch wurde über Pro⸗ 1 debattirt. Herr von Lamartine verzichtet nicht auf seine ukunft; wenn er zur Linken uͤbergetreten ist, so geschah dies nicht, ums von dort Meen zu entlehnen, sondern um ihr dergleichen zu— zuführen; er will versuchen, ob es möglich ist, sie regierungsfaͤhig (ourernementzle) und ihr begreiflich zu machen, daß die Gewalt der nothwendige Agent des Fortschritts ist' daß, wenn man die Gewalt schwaͤcht, man zugleich die Chancen der Verbesserungen vermindert und diese der Willkür der etwas erkalteten Parteien überliefert.“ Diese Erklärungen der Pre sse haben wegen der engen Verbindungen zwischen Herrn von Girardin, Haupt-Redacteut diefes Journals und Herrn van Lamartine Anigé Wicht gkeit. Es Ist fat gewiß daß dieser Letztere der Abfassung des obigen Artikels nicht fremd ist, denn bei allen wichtigen Gelegenheiten hat die Piresse Herrn von Lamartine immer als Organ gedient. Wir bleiben übrigens dabei, daß Herr von Lamartine etwas Üünmbgliches ante enn wenn er glaubt, der Opposition und namentlich, wie sie jetzt 1 seine Ideen einimpfen zu koͤnnen. Es ist dies eine nicht zu die i⸗ plinirende Partei, die in ihrem eigenen Schooße die Anarchle ö. bie Auflbsung birgt, und die nieinals etwas Anderes gethan hat als Ministersen gestuͤrzt. ;
Grosibritanien und Irland.
London, 20. Aug. Gestern fanden hier eine Menge von ChartistenVersammlungen statt, in denen es ziemlich tumultuarisch zuging. Es erschien deshalb eine polizeiliche Proclamation, worin . wurde, man werde eine zu Clerkenwell engen. große Versammsung auseinandertreiben, und als wirklich Abends dort gegen 600 Personen erschienen, fand sich die Polizei ein, nahm
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die Banner derselben weg und zersprengte die Volkshaufen nach allen Richtungen. Der Globe sagt in seinem heutigen Blatt, es gehe aus den neuesten Nachrichten von Manchester und ande⸗ ren Fabrik⸗Qrten hervor, daß die Unruhen beinahe verschwunden und daß auch dort alle Versuche, die Bewegung zu einer Charti⸗ stischen zu machen, ber, seyen.
In Dublin hai onnell nach der Rückkehr aus der been⸗ digten Session des Parlaments erklart, daß er nach Ablauf seines Amtes als Lord Mayor von Dublin dasselbe nicht wieder anneh⸗ men werde, da ihn seine politischen Arbeiten verhinderten, solchen bürgerlichen Aemtern gehdrig vorzustehen.
Der Socialismus des Herrn Owen ist in England ganz ge— scheitert. Herr Owen hat * Hall in ü. fuͤr immer verlassen, um sich wieder nach Amerika zu begeben.
Als die Nachricht vom Tode des Herzogs von Orleans in Malta anlangte, befahl der Vice⸗Admiral Sir E. W. C. Owen, der . mit dem größeren Theil der von ihm kommandirten Britlschen Mittelmeer⸗Flotte vor Malta lag, eine dreitägige Trauer: auf allen Kriegsschiffen wurden die Flaggen bis zur Hälfte der Masten gesenkt, die Wachen zogen mit i, e. Gewehr auf, und die Schiffsbanden spielten mit verhuͤllken Trommeln Todten⸗ maͤrsche. Diesem , folgend, erließ der Gouverneur von Malta ähnliche Ordre fuͤr die Besatzung: von allen Basteien der gewaltigen Festungswerke wehten Trauerfahnen, und alle Stabs⸗ Offiziere trugen drei Tage lang Flor um den linken Arm. So feierlich, sagt der Morning Herald, sey noch kein Britischer Monarch auf Englischen Kriegsschiffen betrauert worden.
Deutsche Bundesstaaten.
. „27. Aug. (L. A. 3.) Die Nachrichten von Brand⸗ unfaͤllen h n sich auf eine erschreckende Weise. Am 11. Aug. brannten der Flecken Tambach bei Gotha und die große Porzellan⸗ fabrik von Schierholz in Plaue bei Arnstadt nieder. Die Gothaer Bank wird in beiden starke Verluste erleiden, ebenso in Kamenz. Am 12. Aug. brannten (wie bereits erwaͤhnt) in der Stadt Möckern bei Magdeburg 64 Haͤuser ab. Als versichernde Gesellschaften daselbst nennt man die Aachener und Elberfelder, doch nicht mit betraͤchtlichen Summen.
Die Antwerpener 3. Compagnie commerciale ist in Folge der Verluste beim Hamburger Brande gendthigt, ihre Ge⸗ schaͤfte einzustellen. Sie hat unterm 13. Mai Cirkulare an ihre Actionaire und Versicherten erlassen, worin sie dies foͤrmlich an⸗ zeigt, auch fruͤhere Ungluͤcksfaͤlle von 1840 als Ursachen mit an— fuͤhrt. Die Gesellschaft macht Geschaͤfte fuͤr Feuer- und Lebens⸗ versicherungen, und besonders fuͤr letztere wird sich der große
dachtheil der Einrichtung herausstellen, daß beide Geschaͤftszweige nicht mit getrennten Kapitalien betrieben werden.
Braunschweig, 25. Aug. (Magd. 3.) Die gegen⸗
r waͤrtig endende Sommermesse hat uns leider den Beweis gegeben,
daß fuͤr den hiesigen Meßverkehr so lange durchaus kein guͤnstiger Erfolg zu erwarten steht, als wir unmittelbar an der Graͤnze des Zollvereins liegen und unsere Stadt nicht fuͤr eine große Volks⸗ menge ein Centralpunkt des Handels geworden J der ihnen näher als jeder andere liegt. Der Mangel Hannbverscher Käufer wurde in gegenwärtiger Messe um so bemerkbarer, als sich eine anserordentliche Menge von Verkäufern am Platze fanden, und befonders hat der Tren, hierdurch leiden müssen. (Anderen Nachrichten zufolge haben zwar die auf der Messe gewesenen Hanndverschen Kaufleute keine gute Geschäfte gemacht, nicht so jedoch viele Verkaͤufer aus dem Zollvereine, die mit der Messe recht zufrieden seyn sollen.)
Karlsruhe, 23. Aug. (Oberd. 3.) In der heutigen Sitzung der Abgeordneten-Rammer erfolgte die Verichterstattung uͤber die Sandersche Motion auf Preßfreiheit. Der von Herrn Rindeschwender erstattete Kommissions-Bericht schließt sich der Motion an und unterstuͤtzt ihre Antraͤge.
Die Tagesordnung fuͤhrt hierauf zur Diskussion über das Budget des Kriegs⸗-Ministeriums. Der Regierungs⸗Commissair, Hauptmann von Boöͤckh, erwaͤhnt gegen den Bericht, daß nicht die Regierung, sondern die abweichende Ansicht der Kammer von 1831 den Bundes⸗Beschluß vom 13. September 1832, den Praͤsenz⸗ Zustand im Frieden 10 betreffend, hervorgerufen habe, und ver⸗ theidigt diesen Bundes⸗Beschluß gegen die Bemerkungen der Kom⸗ mission. Er bestreitet mehrere Behauptungen des Verichts und halt dem Kosten⸗Aufwand in Folge der Bundes⸗-⸗Be⸗ schluͤsse die groͤßere Sicherheit Deutschlands entgegen, was besondes fuͤr einen Graͤnzstaat von der höchsten Wichtigkeit sey. Herr Mathy, als Berichterstatter, hebt hervor, daß die Erhohung des Militair⸗Budgets um 300000 Fl. für die Verhaͤltnisse unse⸗ res Landes sehr druͤckend sey, die Kraft Deutschlands aber nicht in der Vermehrung der Truppen, sondern in der Begeisterung des Volkes und in Befriedigung seiner gerechten Forderungen be—⸗ ruhe. Der Berichterstatter und nach ihm Herr Bassermann verwahren die Budget⸗Kommission gegen den Vorwurf, als stuͤnden sie im Patriotismus zuruͤck, weil sie die große Erhohung des Kriegs⸗ Budgets als die Kräfte des Landes uͤbersteigend ansehen. Herr Hoffmann widerspricht einigen Behauptungen des Regierungs—
ommissairs, begründet aber zügleich dem Berlchterstatter gegenüber seine Ansicht über die Verbindlichkeit der Bundesbeschluͤsse fuͤr Baden. Die daraus erwachsene Last haͤlt er in mehrfacher Hin⸗ sicht fuͤr ͤbermaäͤßig, weil diese Vermehrung des Militairs ohne Landwehr fuͤr den Schutz des Landes doch nicht hinreichend sey, und in mehrfacher Beziehung Erleichterungen dennoch moglich seyen. Herr Gott sch alk beklagt, daß der große Aufwand fuͤr das Militair so viele Mittel fuͤr materielle Verbesserungen des Volkes wegnehme, Herr Vogelmann sieht die Forderungen der Regierung in den Bundesbeschluͤssen begründet, schließt sich aber dem Kommissions⸗ Antrage an. Herr Moͤrdes entwickelt seine Ansicht, daß die Deutschen Graͤnzländer in der letzten Zeit eines drohenden Krie— ges ohne Schutz gewesen und durch eine bloße Militair-Vermeh⸗ rung, ohne besser Organisation des Deutschen Wehrsystems, im— mer ohne Schutz bleiben werden. Herr Sander bezweifelt, daß alle Bundes⸗-Beschluͤsse uͤber Militalr-Angelegenheiten, und na⸗ mentlich auch die in Rede stehenden, , . Natur seyen. Er
verwahrt in dieser Be he das Recht der Kammer, obgleich er
weit entfernt ist, der Kraͤftigung des Deutschen Wehrwesens ent⸗ gegenzutreten; allein er sindet diese nicht allein in der Vermehrung des stehenden Heeres. Der Redner stellt dabei die Anfrage an den Reglerungs⸗Commissair, wie es mit der Bundesfestung Rastadt stehe, worauf er die Antwort erhlelt, daß die „Vorarbeiten“ fertig seyen, und in „wenig Wochen“ der Bau begonnen werde. Herr Sander macht ferner darauf aufmerksam, daß Baden, wenn es, wie man vernehme, die Besatzung in Rastadt stellen und zugleich die von Landau vermehren soll, im Falle des Krieges seine Trup— pen hinter den Mauern und das offene Land schutzlos ha⸗ ben verde, abgesehen von den daraus entstehenden Kosten
r Kasernen ünd Hospitäler. D = ö. sair beruft sich in ** i Zwelffr 6a
bindlichkeit der in Rede stehenden Bundesbeschlässe auf 9. 17 der Bundesak te; hinsichtlich der Besatzung von Rastadt werde die Re⸗ gierung die Interessen des Landes wahren; in Beziehung auf Lan⸗ dau bestehe ein Bundesbeschluß. Herr von Itz stein tritt mehre⸗ ren Behauptungen der Regierungs⸗Kommission entgegen, und hebt insbesondere hervor, wie in Zeit der Gefahr die Kammer lhre Vaterlandeliebe bewiesen habe, aber Vaterlandsliebe sey es auch, dem Volke nicht unerträgliche Lasten im tiefen Frieden Eesßae ge. Er bewillige aber, weil er den gespannten Zustand zwischen der Re⸗ gierung und der Kammer nicht vermehren wolle, und ziehe es vor, wenn in einer Adresse die Verhältnisse des Landes und die Nothwendigkeit einer Erleichterung dargelegt werden. Herr Trefurt drückt die Hoffn aus, daß die Deutschen Re—⸗ gierungen die Nothwendigkeit, diesen Druck zu erleichtern, einsehen werden; wo nicht, so erkennt er die Nothwendigkelt, auf eine Aan⸗ dere Weise an dem Militair zu sparen. Herr Schaaff macht darauf aufmerksam, daß die Differenz zwischen den Forderungen der Regierung und den Bewilligungen der Kommission ziemlich unbedeutend sey, und einen solchen Aufwand von zum Theil hef⸗ tigen Reden nicht erfordere; der Redner erklärt * aus einem formellen Grunde gegen den Antrag der Kommission, welcher je⸗ doch mit allen Stimmen gegen zwei angenommen wird.
Weimar, 21. Aug. Ueber das è— des Großher⸗ zogs sind aus der Schwelz die guͤnstigsten Nachrichten eingegan⸗ en. Nach der Besichtigung mehrerer interessanter Punkfe am
ierwaldstaͤdter See stattete Se. Königl. Hoheit in Interlaken, wo die Prinzessin von Preußen, X n. Hoheit, verweilt, einen Besuch ab und setzte darauf die Reise nach Bern fort. Von da gedachte der Großherzog sich über Lausanne nach Genf zu begeben.
t Luremburg, 21. Aug. Der Maas⸗ und Mosel⸗Kanal, dessen Arbeiten nach der abgeschlossenen Convention vom 12. Mai und 2. Juli zwischen Sr. Majestͤt dem König der Belgier und Sr. Majestät dem Koͤnig⸗Großherzog wieder aufgenommen wer— den sollen, gehoͤrt zu den Fuühnsten und großartigsten Unternehmun⸗
en unserer Zeit und verdankt Wilhelm J. sein Entstehen, der die
Erbauung desselben einer im Jahre 1825 zusammentretenden Ge— sellschaft von Actionairen durch Königlichen Beschluß zusicherte. Nach der urspruͤnglich projektirten Ider soll dieses Kanals Haupt⸗ linie bei Luͤttich beginnen, einen Theil der Provinz Lättich und des Großherzogthums durchziehen und zu Wasserbillig in der Mosel muͤnden. In der Naͤhe des Mosselerhof geht er in die Sauer, wodurch also die Kanalisirung dieses uff! bedingt und dem Transport der Produkte aus den Vereinsstaaten eine große Erleichterung verschafft wuͤrde. Außerdem nimmt der Kanal noch mehrere kleine Flüͤsse, wie die Wilk, Wol und Ourth, und Bäche, wie den Durbach, auf. Zwischen Hoffelt und Hachiville durch schneidet er die Hochebene der Ardennen in einer absoluten dhe von 506 Metres und bildet einen Tunnel von 2555 Metres Laͤnge, der bereits theilweise mit Mauerwerk versehen ist.
Der ganze Lauf des Kanals, mit dem Seiten⸗Kanale von der Alzett unterhalb Ettelbrück bis nach Mersch, umfaßt ein« Strecke von 279,712 Metres und uͤbertrifft demnach den arbhten Kanal Frankreichs, den Kanal von Languedoc, noch um 55 620 Metresg. 150 Schleusen waren für ihn projektirt und die Kosten auf 8 Mil⸗ lionen Fr. angesetzt.
2 * begannen den 1. April 1828 und hoͤrten, durch die Revolution gestoͤrt, im Jahre 1831 auf. Bis dahin waren 23 Millionen Fr. verausgabt. Außer den Vortheilen, welche die⸗ ser Kanal dem Lande uberhaupt verschaffen muß, knüpfen sich an die Vollendung seiner Arbeiten noch die Interessen vieler Luxem⸗ burger, welche durch Actien dabei betheiligt sind, und wir möchten an der wirklichen Ausfuͤhrung dieses Werkes um so weniger zwei— feln, als einer der Haupt⸗Actlonaire seitdem zu einer hohen und vielvermdgenden Stellung im Staate gelangt j.
Vergangene Woche, am 18ten d, war im hiesigen Athen aum die Schul⸗Feierlichkeit, wie sie am Schluß des daher immer abgehalten wird. Der Regierungs⸗Commissair und der Studien— Direktor hielten bei dieser Gelegenheit Reden in Franzoͤsischer Sprache, was den Eindruck des feierlichen Aktes etwas schwächte, da der Mehrzahl der anwesenden Aeltern dadurch das Verständ⸗ niß vollständig entzogen wurde. Das Fest⸗Programm fuͤr das Schuljahr von 1811 — 1842 vom Herrn Professor Stammer han— delt uͤber Hermann, den Retter Deutschlands. Ein zeitgemäßer Gegenstand, den die Schrift mit dem Dombau zu Koln ünd der Walhalla in Verbindung bringt, indem sie . über die Deutsche Sprache im Allgemeinen und uber die des Gsroßherzogthums insbesondere sehr lehrreiche Bemerkungen enthält. Der Venn ser weist unter Anderem nach, daß selbst damals, als der Wallonische, jetzt Belgien einverleibte Theil noch zum Großherzogthum gehörte, unter 360 – 409 Schülern, welche das Athenäum besuchten, höͤcht stens 25— 30 Franzbsisch sprechende Schuler waren und beweist, daß die Landessprache des jetzigen Großherzogthums nie eine an—⸗ dere als die Deutsche gewesen sey. Herr Professor Stammer wirkt seit einer langen Reihe von Jahren mit großem Erfolg auf die Zoͤglinge des Athenäͤums.
Prozessionen durchziehen die Hauptstraßen der Stadt und Vorstädte, um vom Himmel den langersehnten Regen zu erflehen; aber die Sonne schickt ihre sengenden Strahlen bei Reau⸗ mur nach wie vor mit verzehrender Gluth auf die schmachtende und ausgetrocknete Erde. Die Sonne geht einen Abend so blut⸗ roth unter wie den anderen und der reine, dunkelblaue Aether unit 66 funkelnden Sternen verkuͤndet jede Nacht im Voraus die getäͤusch⸗ ten Hoffnungen des kommenden Tages. Erdtoffeln. Butter, Gemuͤse aller Art ist mehr als noch einmal so theuer gegen voriges Jahr, wogegen das Fleisch wahrscheinlich im Preise sehr fallen wird, da der Land⸗ mann bald nicht mehr im Stande ist, das Futter für das Vieh aufzutreiben, also zum Schlachten oder Verkauf sich gendthigt sieht, was freilich die Noth fuͤr später nur mehren kann. Vorit⸗ gen Markttag ing, man sich foͤrmlich um das Getraide, obgleich das Luxemburger Malter (2 Theile Weizen, ein Theil Roggen, wie es hier als Gemisch zum Brodte verarbeitet wird) bis auf 35 und 40 Fr., ja zuletzt sogar auf 50 Fr. zu stehen kam. Noch weit schlimmer steht es aber mit den Kartoffeln, der gemeine Mann muß denselben augenblicklich ganz entsagen, indem das Sester, wel⸗ ches voriges Jahr fuͤr 10 Sous verkauft wurde, am letzten Markt⸗ tage bis auf 50 Sous stieg. Die Militair-Behörden haben da⸗ her beim Gouvernement bereits angetragen, daß den Soldaten die erhoͤhte Sold-Zulage bewilligt werden möchte. Seit dem Jahre 1811 hat eine so anhaltende r, r nicht mehr stattgesunden, und es ist ein wahres Gläck, daß sich nicht Trier in gleichem
Mißverhaltniß befindet. Türkei.
Konstantinopel, 10. Aug. (L. A. 3.) Durch das letzte Dampfs⸗ t aus Trebisond haben wir beg ende rg hr aus 1 en erhalten. Nach ihnen haben die a. an der tůr⸗ kischen Graͤnze alle Feindseligkeiten eingestellt. England und Ruß⸗
land hatten dem Schach die energischsten Vorstellungen gemacht
und ihn bewogen, bis zur Ausgleichung der Persisch⸗Tuͤrkischen Streitsache auf dem Wege der 1 — — 2 unter Beider Vermittelung, seine Truppen auf die Persische Graͤnze enn, Ebenso soll die Pforte der nach Bagdad abmar⸗ chirten Armee Eilboten e. haben, mit dem Befehle, langsamer zu marschiren, weil vielleicht ihre Ruückberufung statt⸗ finden koͤnnte. Was uns in dem Glauben noch mehr bestaͤrkt, daß die Sache ruhig enden werde, ist, daß mit dem leßzten Dampfschiffe wieder viele Persische Kaufleute hier ankamen. Hier⸗ mit stimmen aber nicht Privatbriefe aus ern uͤberein, welche melden, 6 die Truppen des Schach bis in die 1 Wan (in der Nähe von e. vorgedrungen seyen. Es scheint dies aber ein bloßes Geruͤcht zu seyn. Man hat hier eine genaue Berechnung der Summe angestellt, welche die Perser auf dem gf Platze fuͤr Ankaͤufe schulden. ie beläuft sich auf 80 ill.
laster.
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.
— Paris, 22. Aug. Privatbriefe aus New⸗Vork vom Ende verflossenen Monats bestaͤtigen, daß man zu Washington wirklich zu einer Loͤsung der Gränzstreit⸗Frage des Staa⸗ tes Maine gekommen ist, die so oft schon an 5 t und eben so oft wieder in Abrede gestellt worden war. Lord Ashburton und Verr Webster haben eine Ausgleichung ju Stande gebracht. Die Vereinigten Staaten erlangen durch keen Vertrag alles das, was sie bisher stets zurückgewiesen haben, indem sie sich den Schieds⸗ richterspruch des Köͤnlgs von Holland anzunehmen weigerten. Eng⸗ land seinerseits verzichtet auf die grade Linie, welche es gern zwi⸗ schen Quebek und em,, gehabt haͤtte. Das Ameri⸗ kanische Gebiet wird sich in einer Spitze zwischen diesen beiden Punkten . die nur durch den St. John- und Lorenz⸗ Strom, oberhalb des den Amerikanern zugestandenen triangulairen Stuͤckes Land, mit einander in Verbindung stehen werden. Die— ser Vertrag muß nun erst noch die Ratisication des Staates er⸗ halten, dessen Votum aber kaum einem Zweifel unterliegt. Indeß will die demokratische Partei eine heftige Opposition dagegen machen. Ueber die anderen Streitfragen zwischen England und den Vereinigten Staaten hoͤrt man nichts; man weiß nicht, sind sie auf ite, g. Wege geschlichtet, oder deren Beilegung auf spaͤ— tere Zeit vorbehalten worden. Es hieß, Herr Webster wolle als— bald nach erfolgter Ratisication des Vertrages aus dem Kabinet austreten, in welchem er nur so lange e dcn war, um seine Dienste nicht seinem Lande in dem Augenblick einer so wichtigen ng zu entziehen, an die er aus einem gewiß zu recht⸗ fertigenden Ehrgeize wohl auch seinen Namen knuͤpfen wollte. Der Rücktritt des Herrn Websier, wenn er wirklich erfolgen sollte, wuͤrde das unzweifelhafte Signal einer vollstaͤndigen Ümwand— lung des Kabinets und einer entschiedeneren Annäherung zwischen der Politik des Praͤsidenten Tyler und jener der demokratischen Partei seyn.
Das Schatz⸗Departement zu Washington hatte einen offi— ziellen Bericht über den Handel und die Schifffahrt der Re n, Staaten während des Jahres 1841 veröffentlicht. Es geht daraus hervor, daß trotz des Mißkredits, in den der Amerikanssche Name durch die Handelskrisen und fort⸗ währenden Bankerotte dieses Landes im Auslande gekommen ist, die Einfuhr an auswärtigen Waaren doch um 20 Millionen Dol⸗ lars im Vergleiche zu der Ziffer des vorhergehenden Jahres, nam— lich von 107, 141,519 auf 127,946,177 Dollars gestiegen ist. Im Gegentheile hat die Ausfuhr an Amerikanischen Produkten ab⸗
enommen und steht der Ziffer der Einfuhren um 6, 000, 000 Dol— ars nach, obgleich die Summe der gekauften und von auswaͤrti⸗ gen Schiffen ausgefuͤhrten Produkte um 23,'8 13 331 Dollars zu— enommen und also eine hohere Ziffer als je erreicht hat. Die
merikanische Schifffahrt bletet also füͤr dieses Jahr das sonder— bare Resultat, daß sie verhaäͤltnißmaͤßig weniger National⸗Produkte aus- als fremde eingeführt hat. Die Tabackpflanzer, welche so sehr ber ihren wachsenden Nothstand schreien und Repressalien gegen das Ausland fordern, haben um 25 pCt. mehr ausgefuhrt, als in irgend einem der e Jahre. Auch die Ausfuhren an Reis und Schweinefleisch hat zugenommen, dagegen die von Baumwolle und Getraide sich vermindert. — Betrachtet man nun den Bericht des Schatz⸗Secretairs unter dem Gesichtspunkte des besonderen Handels der verschiedenen Staaten, und stellt man einen Vergleich der einen mit den anderen an, so sieht man, daß in Massachussetts der Fortschritt am merklichsten ist. Es ist der einzige Staat, in welchem die Einfuhren im Jahre 1841 hoͤher waren als je; sie uͤberschreiten 20 pCt. des Durchschnitts der vier letzten Jahre, jene von 1839 mit inbegriffen, in welchem Jahre die Ein⸗ fuhren ihr Maximum erreichten. In derselben Zeitperiode haben die Einfuhren in den Hafen von New-York einen Wechsel von 67 pCt. erfahren, sie sind von 99 Millionen Dollars auf 60 Mil⸗ lionen herabgesunken, um im letzten Jahre sich wieder bis auf 75,7713, 426 zu erheben, während in denen von Massachussetts nur eine Aenderung im Betrage von 3 Millionen hervortritt. Dieser Unterschied erklaͤrt sich durch die Natur der Handels⸗Beziehungen und Finanz⸗Institutionen beider Staaten. New-⸗Nork ist das große Entrepot für die Staaten des Suͤdens und des Westens, die am meisten von der Finanzkrise gelitten haben, weil ihre Banken beinahe saͤmmtlich zahlungsunfaͤhig sind. Der Staat New⸗NYork selbst hatte viel von den häufigen Storungen zu leiden, die in den Emissionen seiner Landbanken eintraten, deren Mehrzahl geschlossen ist. Massachussetts dagegen, ist derjenige von allen Staaten, dessen Geldumlauf am wenigsten Erschutterungen erfahren hat, weil das Kredit-⸗System daselbst sehr beschraͤnkt ist. Es ist daher nicht zu verwundern, daß seine pr zn n im Wachsen ist, während die der übrigen Staaten mehr und mehr verschwindet. In Louisiana hat die Ziffer der Einfuhren nur um etwa 2 Millionen Dollars gewechselt. 1839 betrug sie 12064, 942, im Jahre 1840 nur 10673, 190 und 1841 endlich 10 256,350. Die Ausfuhren, welche 1840 die Ziffer von 34,236, M36 erreicht hatten, waren 1841 auf 4,387, 483 gestiegen, welches die hoͤchste Ziffer ist, die die Ausfuhr in allen Staaten der Union aufzuweisen hat.
Auf demselben Wege erfährt man auch, laut Auszuͤgen aus Mexikanischen Blaͤttern, daß Santana die Wiedereroberung des unabhängigen Staates Yucatan unternommen hat. General Sentmanat, Gouverneur des Staates Tobasco, ist mit dieser Expedition beauftragt worden. 2 einer offiziellen Proeclamation verfuͤgt Sentmanat, daß alle Häfen von Tobasco dem Yucatanischen Handel verschlossen bleiben sollen, und kuͤndet die nahe Ankunft einer Armee von 2000 Mann an, die von Vera⸗ cruz abgegangen seyen, und denen noͤthigenfalls noch 20,000 zur Unie ng Yucatans nachfolgen sollten. Dlese 260, 000 werden wohl noch einige Zelt nur auf dem Paplere vorhanden seyn. Die
des Staates Yucatan schien ubrigens durch diese Dro⸗
hungen lebhaft beunruhigt und traf in aller Hast und Eile Ver⸗ theidigungs . Anstalten. Das offizielle Journal „das 19te Jahr— 6 ruft nach brenn, . dieser Nachrichten aus: „Gebe er Himmel, daß Jucatan sich bei diesem Aniasse wärdig benchme,
1019 und daß alle seine Kinder den Tod der Schmach vorziehen, von den Mexikanern wieder erobert zu werden!“
Ca⸗Plata⸗ Staaten.
London, 19. Aug. (Köln. 3). Die Schlappe, welche General Lopez am 20. April in der Haß? von St. Pedro = Oribe empfangen, 9 nicht so bedeutend, als sie von den Anhaͤn⸗ gern des General Rosas ausgegeben wurde. Obgleich Lopej mit großer Uebermacht angegriffen wurde, so behauptet er doch, daß er den Sieg errungen haben wuͤrde, haͤtte nicht die Feigheit des 9Obersten Orono ihn desselben beraubt. Seine Truppen fuͤhrte er uber den Parana zuruͤck, welche am 1. Mal in Esquina am Cor⸗ rientes und in Goya angekommen waren. Nichts destoweniger hat dieser Unfall v, aßregeln in Montevideo veranlaßt, in⸗ dem die Kammer beschloß, . der Gefahr, welche das Land bedrohe, die aus übende Gewalt in die Haͤnde eines einzigen Mi⸗ nisters zu legen, der die uͤbrigen vorzuschlagen habe, damst sie un⸗ ter ihm und auf seine Verantwortlichkeit die Staatsgeschäfte be⸗ sorgten. Ueberdles sollte ein Staats⸗Rath ernannt werden. Am 15. Mai erging das darauf Bezug habende Gesetz, worauf Fran⸗ cisco Antonino Vidal zum ersten Minister ernannt wurde. Unter ihm arbeiten Andres Gelles im auswärtigen Amte, Manoel Her⸗ rera in den Finanzen und Zufriategui als Kriegs-Minister. Zu Staatsraͤthen wurden Vasquez, Martinez, Bejar, Munoz, Chu—⸗ carro, Rondeau, Alvarez, Periz und Larrobla ernannt. Um diese Zeit stand General Paz mit 5000 Mann in Entre-Rios und Lopez mit 2500 Mann in Corrientes. Rivera hat sein Haupt⸗ = in Paysander, und Lopez hat den Befehl erhalten, mit den ruppen seiner Provinz den Vortrab des vereinten Heeres zu bilden. Die Corrientinischen Streitkräfte, aus etwa 60060 Mann bestehend, werden dem General Paz zugetheilt, wovon am 9. Mai bereits 4000 Mann zu Abalos, an der Graͤnze von Entre⸗Rios, eingetroffen waren. General Paz wird demnach an 10000 Mann unter seinen Befehlen vereinigen, welche dem Feinde gewach sen sein duͤrften. Am 25. Mai wurde in Montevideo Heerschgu uͤber 5000 Mann ,. und 1500 Mann befanden sich noch uͤberdies in der Umgebung der Stadt. Auch wurde ein Aufruf an Einge⸗ borne und Fremde erlassen, zur Vertheidigung des Heerdes herbei⸗ zueilen. Die Reserve soll auf 10,000 Mann gebracht werden. Am 10. Mai wurden abermals 14 Personen in Santos Lu⸗ ares, nahe bei Buenos-A Ayres, erschossen. Darunter befanden 3 vier Geistliche. Alle diese Personen waren durch General Oribe gefangen genommen worden und sind saͤmmlich aus Cor— dova gebuͤrtig, init Ausnahme eines Einzigen, welcher dem Staate Uruguay angehoͤrte.
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Inland.
Münster, 21. Aug. (Köln. 3.) Seit Wochen sind Tau⸗ sende von Händen in emsiger Bewegung, den Empfang unseres Koͤnigspaars vorzubereiten. Jedes Haus schmuͤckt sich und fucht seinen Nachbar zu übertreffen. Alles Militair hat uns verlassen, aber schnell haben sich Bärgergarden geformt, um als Ehren wachen bei Sr. Majestaͤt zu fungiren. Die Stadt bereitet ihrem Kbnigspaare ein Fest unter den schönen Linden des Domhofs; die Rittergutsbesitzer von Westphalen haben sich vereinigt, um am zweiten Tage die Stadt im Glanz weit zu übertreffen. Gebaͤude sind errichtet, da kein vorhandenes den Wuͤnschen genügen wollte um unseren König wuͤrdig zu empfangen. Alles arbeitet mit Lu und Scherz aus eigenem inneren Antriebe, auch nicht der mindeste obrigkeitliche Jmpüls ist gegeben; so erkennt man rein den Geist, der im Volke herrscht. Nach dem Abmarsche des hier garniso⸗ nirenden Militairs passirte auch das 15. Regiment hiesige Stadt; ein Theil desselben war bereits mit der neuen Uniform versehen.
Berlin, 27. Aug. Das Militair-Wochenblatt mel—⸗ det die an die Stelle des mit Pension verabschiedeten General⸗ Lieutenantß du Moulin erfolgte Ernennung des General-⸗Majors von Wulffen, Commandeurs der 1sten Garde⸗Landwehr⸗Brigade, zum Kommandanten der Bundesfestung Luxemburg.
Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar ist zum General-⸗Major à la suite der Armee ernannt worden.
Berlin, 27. Aug. Der in Nr. 187 der Haude- und Spenerschen Zeit ung enthaltene Aufsatz, betreffend die Gestel— lung der zu den Uebungen der Landwehr⸗Kavallerie nöthigen Pferde, hat durch die in Nr. 194 derselben Zeitung von dem Herrn Po⸗ lizei⸗Präͤsidenten von Puttkammer gemachten Mittheilungen eine j e men im Cwil-Ressort sich gruͤndende Beantwortung gefunden.
Es durfte nicht ohne Interesse seyn, zu vernehmen, daß auch nach militairischerseits gemachten Erfahrungen es nicht minder im militairischen Interesse, als im pecuniairen der Verpflichteten liegt, daß die Landwehr-Uebungs-Pferde von den Eingefessenen selbst, ohne Dazwischenkunft von Lieferanten, gestellt werden. Hierauf haben wiederholte Verfuͤgungen der Ministerien hingewiesen, und steht daher bei einem entsprechenden Verfahren der Kreis- und Kommunal-Behoͤrden zu erwarten, daß diese Angelegenheit sich fuͤr alle konkurrirenden Interessen immer guͤnstiger gestalten werde.
Im Allgemeinen wird noch bemerkt, daß bisher die Land⸗ wehr⸗Pferde⸗Gestellung noch zu keinen irgend erheblichen Beschwer⸗ den Veranlassung gegeben hat. Ein uͤberall sichtlich hervortreten⸗ der, edler, patriotischer Sinn der Verpflichteten ist vielmehr der befriedigenden Erreichung der Zwecke des Instituts stets entgegen⸗ gekommen. Einzelne Landwehr-Bataillons- (resp. Eskadrons⸗-) Bezirke haben sich durch ganz besondere Sorgfalt fuͤr die Gestel— lung recht tuͤchtiger Landwehr⸗Pferde vorzugsweise ausgezeichnet. Im Regierungs-Bezirk Arnsberg besteht sogar seit dem Jahre 1839 ein Verein zur Befoͤrderung der Dressur der Pferde zum Dienste bei der Landwehr-Kavallerie. Aus den Beitraͤgen der Mitglieder (1 Rthlr. jaͤhrlich wird eins der am besten gerittenen Pferde erkauft und im Vereine verloost, den naͤchstbestgerittenen, so wie den schnellsten Pferden werden Präͤmien gewährt. Zur Konkurrenz werden die Pferde der Eingefessenen des Regierungs— Bezirks und der Actionaire zugelassen, insoweit sie im Allgemei⸗ nen die dem Dienst bei der Landwehr entsprechenden Eigenschaften besiäßen. Ausrangirte Kavallerie⸗-Pferde sind ausgeschlossen. Die Besitzer der praͤmirten Pferde verpflichten sich, dieselben im näͤch⸗ sten Jahre zur Landwehr-Kavallerie⸗Uebung zu stellen, wenn nicht der . oder andere wichtige Grunde daran hindern. Nach der Ansicht Sachverstaͤndiger sst die seitherige Thaͤtigkeit dieses Vereins fuͤr den zunächst belegenen Landwehr-Batailsons-Bejirk bereits von nußlichem Einflusse gewesen, indem dessen Eskadron in den letzten . ichtbar besser, als in den fruͤhe⸗ ren, beritten gewesen ist. Es steht zu wänschen, daß diese Bestre— bungen des Vereins Nachfolge finden moͤgen.
Breslau, 25. Aug. Der Ober⸗Buͤrgermeister von Breslau, Geheimer Regierungs-Rath Lange, ist vorgestern im 62sten Jahre seines Alters mit Tode abgegangen.
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Bericht der Gräͤsin Mina über
die Ereignisse im Königlichen Palast zu Madrid wäh⸗ rend der Nacht vom 7. Oktober 1841.
O Madrid, 14. Aug. Unter dem Titel Urkunden zum besseren Verständniß der Abdankung der Ober⸗Hofmeisterin des Palastes (Documentos para entender mejor la renuncia de la Camarera Mayor de Palacio)“ ist so eben eine 54 Seiten starke Druckschrift auf Veranlassung des Herrn Arguclles erschienen, die dieser bis jetzt nur an seine vertrauten Freunde vertheilt hat. Der Verfasser derselben hat es nicht fuͤr gut befunden, die Beschuldi⸗ gung, als ob der Vormund der Königlichen Kinder deren Erzie⸗ hung vernachlässige, zu widerlegen oder auch nur zu beantworten. Dagegen spricht er dem Vormunde die Befugniß zu, alle, auch die höͤchssen Stellen des weiblichen Hofstaates nach Gutdünken zu be⸗ setzen. Bekanntlich hat Herr Arguälles die Stellen, welche durch den Abgang der Herzoginnen von Medina-Celi, Alba, Gor u. s. w.
erledigt wurden, durch sunge Damen von niedrigerer Abkunft ausgefuͤllt. Der von der entlassenen Ober ⸗Hosmeisterin, Marquisin von Belgida, erhobene Vorwurf, daß es im Palaste Personen gabe, welche die der Königin schuldige Achtung aus den Augen setzten, wird dahin beantwortet, daß die Gouvernantin (Mina's Wittwe), die wuͤrdige Gemahlin eines in den Jahr— büchern der Unabhaͤngigkeit und Freiheit der Nation glaͤnzenden Generals, und folglich aͤber jeden Verdacht erhaben waͤre. „Der Vormund“, heißt es dann, „der in seinem vaͤterlichen Hause die Regeln der Hoͤflichkeit und des Anstandes gewissenhaft zu beob⸗ ten gelernt hat, kann sie unmoglich im Palast einer minderjaͤhri⸗ gen Koͤnigin verlernt haben, deren Bewahrung und Beschuͤtzung 8 vermuthlich aus guten Grunden, sein Vaterland anveriraut at.“
Das merkwuͤrdigste, in dieser Schrift veroͤffentlichte, Aktenstůͤck ist jedoch ein von der Gouvernantin (aya) der Königin, auf Ver⸗ langen des Vormundes, abgefaßter Bericht uͤber das, was unter ihren Augen in der verhängnißvollen Nacht vom 7. Oktober 1841 im Innern des Palastes vorging. Es duͤrfte fuͤr die Zeitgeschichte von Wichtigkeit seyn, daß dieser Bericht so weit wie moͤglich ver⸗ breitet werde, und deshalb beeile ich mich, Ihnen denselben in treuer Uebersetzung mitzutheilen. Er lautet wie folgt:
„Ich blieb bei den Prinzessinen bis halb sieben Uhr Abends, und nachdem ich zu der Vice⸗Gouvernantin gegangen war, um sie zu veranlassen, bis zu meiner Ruͤckkunft meine Stelle zu vertre⸗ ten, ging ich in meine Wohnung hinauf. Ein viertel vor acht, als ich mich eben anschickte, wieder in die Wohnung Ihrer Ma⸗ jestàaͤt hinabzugehen, hoͤrte ich plötzlich ein Lebeh och, das von vie⸗ len Stimmen, die aus dem inneren Hofe des Palastes zu kom⸗ men schienen, erscholl. Sobald ich es vernahm, lief ich, so wie ich mich befand, zu der Treppe der Hauptthuͤr der Damen, stieg sie in der groͤßten Eile hinab und trat in die Glas-Gallerie, wo ich die Hellebardier-⸗Schildwache antraf, die mich fragte, was das zu bedeuten abe. Ohne ihm zu antworten und aus allen Kraͤften laufend, kam ich an die Haupttreppe, wo ich im Vorbelgehen bemerkte, daß ein zahlreicher Haufen
Bewaffneter sich auf dem Absatze der Treppe, wo die Loͤwen stehen, befand, und daß die Wache der Hellebardiere sich oben an das Gelaͤnder der Treppe gestellt hatte, und die Waffen fertig hielt, die ersten Schuͤsse empfangend, welche die Aufrährer, gerade als ich dort in ihrem Ruͤcken voruͤberging, abfeuerten. Jener ersten Gefahr , , . setzte ich meinen Weg fort, stets laufend, und kam in die Gallerie del Camon '), um durch das Zimmer der Aufwaͤrterinnen in die Wohnung Ihrer Majestäͤt zu gelangen. Allein, ehe ich die Thuͤre erreichte, hörte ich neue Flin⸗ tenschuͤsse, durch welche einige Scheiben der Gallerie zerbrochen wurden. Als ich die Thuͤre erreichte, umklammerte ich den Griff mit der Angst, den die begruͤndete Furcht, dort, wo ich mich befand, erschossen oder verwundet zu werden, in mir erregte, und fand sie verschlossen, ohne daß ich mir Gehör verschaffen konnte, bis ich in den Zwischenraͤumen des Flintenfeuers wiederholt anklopfte. Die Vice-Gouvernantin oͤffnete die Thuͤre, und fragte mich, was dort vorgehe, und, indem ich ihr nur das, was ich gesehen hatte, erzählen konnte, traten wir beide in den Saal Ihrer Majestät. Dort befanden sich, außer den beiden Prinzessinnen, Deña osefa Lellis de Navarrete, Dame d'Atour Ihrer Majestät; Dona Do⸗ rotea de Roman, Hofdame Ihrer Majestaͤt; Doñia Teresa de Ferris, Hofdame Ihrer Majestät, und Don Francisco Valdemosa, Musiklehrer. Außerdem befanden sich dort zwei Kammerfrauen, die die Aufwartung hatten. Sobald die Köoͤnigin mich sah, warf sie sich in meine Arme, und befragte mich in der höͤchsten Auf— regung: „Gouvernantin, sind es Factiosen?“ Ich antwortete: „Es giebt keine Factiosen.“ „Wer sind sie denn? Was wol⸗ len sie von mir? Das ist auf uns abgesehen.“ Ich antwor⸗ tete ihr, alles, was ich ihr sagen konnte, sey, daß ich die Treppe voruͤbergegangen ware, auf welcher man sich schluͤge. Diese Ant⸗ wort konnte weder die Koͤnigin noch deren Schwester zufrieden— stellen. Der Zustand der Leßteren war wo moͤglich noch beun— ruhigender als der der Koͤnigin; denn sie befand sich krampfhaft in den Armen der Vice⸗Gouvernantin und schrie: „ich will wissen, was vergeht; ich werde ruhiger seyn, wenn man mir es sagt.“ Beide Prinzessinnen waren in einem Zustande, der auch die verhaär⸗ tetste Person haͤtte rͤhren muͤssen. Ich erfuhr durch die Damen, daß die Infantin gerade ihren Gesang⸗- Unterricht begann, als sie das erste Ge— schrei, das mich beunruhigt hatte, vernahmen; und daß sie selbst, ohne zu befuͤrchten, daß es sich um einen so ernsten Auftritt handle, sogleich alle Thuͤren und Fenster der Wohnungen mit Schluͤsseln und Rie— geln verschlossen und sich auf den Saal und den Alkoven Ihrer Majestät, wo wir uns befanden, beschraͤnkten. Man reichte den Prinzessinnen Wasser, damit sie sich von ihrem Schrecken erholten; und da wir, die wir sie umgaben, uͤberzeugt waren, daß ihre Ge— sundheit und selbst ihre Erhaltung großentheils von unserer Kalt— blüͤtigkeit und Festigkeit abhing, so fingen wir, die Vice⸗-Gouver— nantin und ich, an, sie zu ermahnen, die Furcht abzulegen und den Ausgang einer Verwickelung, die, so furchtbar . auch scheinen moge, doch hoffentlich nicht übel ablausen wurde, mit Ruhe ab⸗ zuwarten; und daß jedenfalls die Gefahr nicht durch Geschrei und
vergossene Thraͤnen verringert werden wuͤrde. Diese Vorstellungen,
so⸗ wie das von den Uebrigen gegebene Beispiel anscheinender Kalt⸗
bluͤtigkeit, stellten einigermaßen die Ruhe wieder her; wir brachten
sie dazu, sich mit uns in den zwischen zwei Fenstern des Saales
befindlichen Zwischenraum zu setzen. Einer der ruhrendsten Auf⸗
) Eine Gallerie mit Glasscheiden