1842 / 295 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 24 Oct 1842 18:00:01 GMT) scan diff

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9 ziemlich zahlreiche Verkäufe in Frangbsischen Renten bewerk⸗ Fenin ** Course schlossen um —— Kleinigkeit niedriger. Mit Eisenbahn⸗Actien ist es fortwährend sehr still. Die Actien der beiden Versailler Bahnen, deren Pariwerth 5090 Fr. ist, ste⸗ hen jeßt 255 das rechte Ufer und 95 das linke Ufer.

O Paris, 18. Okt. Das Gerücht, dessen der National estern 2 und demzufolge das Kabinet vom 29. Oktober 6 aufgeloͤst hätte, um einer neuen ministeriellen Combination Mol- Thiers Platz zu machen, ist fuͤr jetzt rein aus der Luft ge⸗ griffen. Wahr scheint nur so viel, daß man sich in den verschie⸗ benen Nuancen der Opposition ernstlich vorbereitet, bei der Dis⸗ kussion der näaͤchsten Adresse gegen das Kabinet aufzutreten und die Herren Molc, Thiers, Lamartine und Odilen Barrot werden, wie sinmer, als die Führer des allgemeinen Angriffs genannt. Auf der anderen Seite follen bereits Versuche gemacht worden seyn, wenigstens Herrn von Lamartine zu friedlicheren Gesinnungen zu

vermögen, und ihn in einer gůnstigen Neutralitat zu erhalten.

Herr Teste, sagt man, habe es uͤbernommen, bei seiner Durchreise durch Möcon sich mit Herrn von Lamartine hierüber zu verstäͤn⸗ digen. Allein bei der Stellung, welche Herr von Lamartine nun einmal eingenommen hat, durften die Schritte, welche man zu die⸗= sem Zwecke thun moöͤchte, wenig Erfolg haben.

Man hat freilich mit Unrecht das Geruͤcht verbreitet, Herr von TLamartine strebe dahin, das Haupt der Opposition an die Stelle des Herrn Thiers zu werden. Briefe aus Macon melden sedoch auf das bestimmteste, daß Herr von Lamartine nicht mit der Linken sich vereinigen wird, um das Kabinet in der Angele⸗ genheit des Durchsuchungsrechtes, oder des Recensement, worauf die Opposition ihren Haupt-Angriff gegen das Kabinet stuͤtzen will. zu bekämpfen. Dies beweist genug, daß Herr von Lamar⸗ üine seinen politischen Grundsätzen treu zu bleiben gedenkt. Herr von Lamartine will aufrichtig den Frieden, darum verlangt er, daß unsere Armee bedeutend reduzirt werde, und daß man für den Rothfall eine Reserve bilde, die dem Staats schatze jaͤhrlich hunderte von Millionen ersparen wird, die auf innere nuͤtzliche Verbesserungen der Straßen, Kanäle, Schulen u. s. w. angewen⸗ det, den Beduͤrfnissen des Landes besser entsprechen.

Der Zweck der Opposition des Herrn von Lamartine ist nicht gegen dieses oder jenes Kabinet gerichtet, sondern gegen das in lctzter Zeit von der Reglerung angewendete System: für den Krieg fich zu rüsten, während die Nation, und selbst die Opposition, den Frieden wunscht, wie wir dies unter dem Kabinet vom 1. Maͤrz deutlich gesehen haben. Herr Thiers hat zwar ganz Europa mit Krieg bedroht, offiziell beschraͤnkte sich jedoch das Ganze auf das Memorandum vom 8. Oktober, wo—⸗ von der Courrier fran gais, ein damaliges ministerielles Blatt, sagte: On a enslorcè par la une porte ouverte. Was Herr von Lamartine vor Allem verlangt, ist, daß das ungeheure Kriegs⸗ Budget nicht den National⸗Reichthum unnuͤtzerweise verschlinge, und daß man dem durch täglich druͤckendere Steuern und Abga⸗ ben entmuthigten Buͤrger die Last erleichtere, wenn man im Lande die Ruhe und Ordnung vollkommen herzustellen meint.

Ft Paris, 18. Okt. Die Kühnheit und Zuversicht der Ver⸗ theidiger der Neger-Sklaverei in den Franzoͤsischen Kolonieen hat seit einer Reihe von Jahren in einem unglaublichen Maße zuge⸗ nommen. In der ersten Halfte des letzten Jahrzehends war die Emancipations⸗-Frage in der bͤffentlichen Meinung bereits so welt gediehen, daß Niemand gewagt haben wuͤrde, die Nothwendigkeit einer früheren oder spaͤteren Aufhebung der Sklaverei zu bestreiten, geschweige denn gar das Prinzip der Sklaverei als ein vernůnftiges und rechtliches zu verfechten. Alles, was man damals im Namen des Kolonial-Interesses verlangte, war Zeit und Entschaͤdigung. Aber seit der Durchführung der e , . Emancipation hat sich das Blatt ganzlich gewandt. Theslis das angebliche Mißlingen dieser großen Maßregel, theils die den Englaͤndern untergeschobenen Motive fuͤr dieselbe, sind von den Advokaten der Kolonial-Sklave— rei mit seltener Verwegenheit zu peremtorischen Ablehnungs⸗ gruͤnden gegen alle Emancipations⸗-Bestrebungen geformt oder vlel⸗ mehr verdreht worden. Dazu kommt denn jener unbegreifliche Dunkel, welcher keiner fremden Nation etwas nachgethan wissen will, und der selbst viel aufrichtige Freiheits⸗Freunde fuͤr die Idee der Emancipation lau gemacht, seitdem England die Initiative zur Verwirklichung derselben ergriffen hat. Durch das Zusammen—⸗ wirken dieser und ähnlicher Ürfachen, ist es dahin gekommen, daß die bei der Aufrechterhaltung der Sklaverei interessirte Partei den Emancipations⸗-Bestrebungen der Zeit in diesem Augenblick beinahe Hohn sprechen zu konnen glaubt. Nichts gleicht dem Uebermuthe und der Anmaßung, mit denen sie von dem Unver⸗ stande, ja sogar von der Unmoralität derjenigen reden, welche sich von den Wohlthaten des Sklaventhums noch immer nicht uͤber⸗ zeugen lassen wollen. Man traut seinen Augen nicht, wenn man z. B. das Buch liest, in welchem Herr Jollivet, Delegirter der Kolonieen, die Verhandlungen und Beschlußnahmen der ver⸗ schiedenen Kolonial-Conseils uͤber die ihnen von der Regierung in Bezug auf ihre Emancipations-Plaͤne vorgelegten Fragen zusam⸗ mengestellt hat. Die Fragen der Regierung beruhen auf der still⸗ schweigenden Voraus setzung, daß die Emancipation demnaͤchst vor⸗ genommen werden musse ünd solle, und sie beziehen sich nur auf den dabei am zweckmaͤßigsten zu beobachtenden Modus; die Kolo⸗ nial-Räthe aber antworten einstimmig, daß von Emangipation keine Rede seyn könne, und daß sie deshalb nicht auf die Anfragen der Regierung eingehen wollen. Glaubt man den Andeutungen des 8 Journal des Deébats, welches den jetzigen Stand . gen mn att gae Frage mit vieler Beredtsamkeit schildert, so ist ie re, g . nunmehr ohne den Beistand der Kolonieen . an das Emancihationswerk zu legen; allein man würde Unrecht , nn gen auf die Worte dieses Blattes Hoffnungen bauen ry lb ige t 6 einen Ruͤckblick auf die Unthaͤtigkest und Un⸗ B d , ö den Charakter der obersten Leitung der serrigen bio ssen rebungen ausgemacht haben, keinesweges recht⸗

Die heutige Quotidienn . welchem dieser anzeigt, daß er da j h ten habe. Die Veranlassung 3 i g. , . erhal⸗ kannten Auftritte, welche am 15. Juli d. 3 24 9 nn die be⸗ Hamburger herbeigeflihrt wurden, welch? 8 e er dune var dagegen protestiren zu müssen glaubten, daß . I nicht, gleich den ubrigen Konsuln Vordeauy 2 633 der Trauer uber den Tod des Herzogs von Orleans die z . sche Fahne aufziehen lassen. Herr Meyer, welcher sich 2 folgenden Tage gegen die Anklage elnes solchen Verstoßes ge . Sitte und Herkömmen oͤffentlich verwahrt hat, versichert a 3 . seinem heutigen Schreiben an die Quotidlenn e, daß er aller- dings die Fahne aufgesteckt habe, und daß die Behauptung des Getentheils nur eine Erfindung von persoͤnlichen oder Melnünge⸗ Widersachern sey; der letzteren zumal deren er viele zähle, da er allerdings im Herzen der gestuͤrzten Ordnung der Dinge in Frank⸗

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ei ethan ohne daß gleichwohl seine amtlichen ichte 4 82 11 e , n. 1 gelitten 23 3

eyer fuͤgt hinzu, daß der Hamburger Senat ihn gerichtet, ohne shn gehört zu haben, ein Verfahren, uͤber welches er um so mehr . d sich n * * ö. 1

ordeaur vier und zwan re mit Ehren v ( nachdem er in demselben we 22 Jahre als Kanzler ge⸗

dient. Großbritanien und Irland.

London, 18. Okt. Am Sonnabend gab der Preußische Gesandte, Rltter Bunsen, zur Feier des Geburtstages seines Sou⸗ verains, ein glänzendes Diner in Carlton⸗House⸗Terrace.

Der Brlef des Major Messiter uber neue Unfaͤlle in Afgha⸗ nistan giebt noch immer viel Stoff zu Diskussionen in den Zel⸗ tungen, findet aber immer weniger Glauben. Unter den nach⸗ traͤglichen Berichten aus Afghanissan, welche die Blatter geben, ist, wenn sie sich bestaͤtigt, am wichtigsten die vom Morning 36. mitgetheilte Nachricht, daß nach einem Schreiben aus

schellalabad der Krieg in Afghanistan aller Wahrscheinlichkeit nach in diesem Augenblick schon zu Ende sey. Die mit Akbar Chan vom General Pollock eröffneten Ünterhandlungen wurden nämlich, wie man allen Grund zu glauben habe, unverzüglich mit Erfolg beendigt werden. Akbar hätte vorgeschlagen, sammtliche Gefan⸗ gene auf einmal auszuliefern, so wie er die Versicherung erhielte, daß Dost Mohamed von der Ostindischen Regierung freigelassen und Afghanistan von der Englischen Armee geräumt werden solle. Dlese Bedingungen wären von den Generalen Pollock und Sale so guͤnstig aufgenommen worden, daß sie im Vegriff ständen, die⸗ selben anzunehmen. Der Schreiber dieses Briefes fuͤgt hinzu, daß die Freigebung der Britischen Gefangenen binnen kurzem zu erwarten und der Krieg in Afghanistan im Wesentlichen beendigt sey. Angeblich hatte der Korrespondent selbst Theil an den Un⸗ terhandlungen genommen, und sein Brief ist an einen nahen Ver⸗ wandten hier in England gerichtet, der bei dem Schicksal eines der Gefangenen sehr betheillgt ist. Der Herald meint, das Stillschwelgen der Ostindischen Presse und der Korresponden⸗ ten er fer Blatter sey von keiner Bedeutung gegen die Wahrheit dieser Nachricht, da eine Unterhandlung von der be⸗ zeichneten Art nothwendigerweise durchaus geheim seyn muͤsse und man Sorge d, e. daß nichts davon in Ostindien ruch⸗ bar wuͤrde. Allerdings habe das Vorrücken des Generals Nott von Kandahar auf Kabul den Anschein von Feindseligkeit, doch müͤsse man nicht Abersehen, daß dazu vor dem Beginne jener Un⸗ terhandlung der Befehl ertheilt worden. Jedenfalls leide es keinen Zweifel, daß eine Unterhandlung jener Art im Gange gewesen und angedeutetermaßen n muͤsse. Die uͤbrigen Blatter enthalten nichts, was auf diese Nachricht Bezug haͤtte. Das United Ser— vice n versichert uͤbrigens ganz bestimmt, Lord Ellen— borough habe von Sir R. Peel die Fu iti? erhalten, Kabul so schnell als moͤglich zu raͤumen, wenn er nur die Auslieferung der Krie ger fanß:mnen erlange. le Tim es aäͤußert sich uber die beabsichtigte Handels⸗Ver— bindung zwischen Frankreich und . folgendermaßen:

„Bie Frage über eine Handels-Verbindung zwischen Frank— reich und Belgien wird jetzt in den Journalen beider Lander mit großer Lebhaftigkeit erbrtert und zwar nicht als ein bloßer Ge⸗ U der Speculation, sondern als eine Angelegenheit, uber die

ereits zwischen den Kabinetten von Brüssel und Paris ernstlich unterhandelt wird. Dieser Gegenstand steht nicht nur mit dem , , Frankreichs und der National⸗Unabhängigkeit des kleineren Staates in Verbindung, sondern ist auch schnell ein Streitpunkt zwischen den Haupt⸗Manufaktur⸗Interessen beider Länder geworden, und zu dlesen Elementen der Debatte kann man noch den Geist der politischen Intrigue und die Bitterkeit des Parteistreites hinzufuͤgen.

„Auf der einen Seite leidet es keinen Zweifel, daß die Aufhe— bung aller fiskalischen Beschraͤnkungen des kommerzlellen Verkehrs zwischen Frankreich und Belgien, gleich wichtig fuaͤr beide Lander seyn warde; denn wahrend sich dadurch den Belgiern ein größerer und freierer Markt eröffnete, als sie gegenwaͤrtig haben, wuͤrden ewisse Artikel der ersten Nothwendigkelt, in Betreff deren die

ranzosen jetzt groͤßtentheils von einem karglichen auswaͤrtigen . abhängen, sich bedeutend vermehren und folglich im Preise snken. In dem Maße, wie die freie Zulassung der Steinkohlen, des Eisens und der Leinen-Waaren Belgiens den großen Mono⸗ polisten, denen es gelungen ist, das Schutz- System in Frankreich gegen die ganze uͤbrige Welt aufrecht zu erhalten, einen heftigen . versetzen mußte, wuͤrde die Vereinigung der Handels-Li⸗ nien beider Staaten dem Franzoͤsischen Konsumenten Vortheil bringen. Aber dies Argument, das einzige vernuͤnftige auf der Seite Frankreichs, wird merkwuͤrdig genug von den Vertheidigern der Maßregel ganz unbeachtet gelassen. Sle nehmen mit auffal⸗ lender Einstimmigkeit an, daß, wenn jemals eine Vereinigung stattfande, die einzigen Resultate, welche Frankreich fuͤr die unschaͤtzbaren Vortheile hoffen duͤrfe, die es Belgien be⸗ willigen wolle, in gewissen politischen Vortheilen bestehen wurden, die, wie wir vermuthen, eine Folge der graͤnzenlosen Dank— barkeit der geringeren Macht seyn wuͤrden; und sie behaupten, daß, wahrend Frankreich fuͤr einen muthmaßlichen politischen Zweck ein großes kommerzielles Opfer bringe, Belgien nichts zu erwaͤgen habe, als die glaͤnzenden kommerziellen Resultate der Vereinigung. Eine richtigere Ansicht der Sache kann man sich dadurch ver⸗ schaffen, wenn man die kommerziellen Vortheile, die fuͤr Frankreich daraus hervorgehen wurden, und die politischen Nachtheile, die fuͤr Belgien daraus entspringen maͤssen, in Erwaͤgung zieht. Es ist abgeschmackt, zu behaupten, daß die Franzosen, weil sie es fur sehr angemessen finden mogen, Kohlen, Eisen und gewisse Manufaltur⸗ Waaren bei ihren Nachbarn zu kaufen, dadurch diesen ihren Nach⸗ barn einen reinen und freiwilligen Gewinn zuwenden. Durch Aufhebung der fiskalischen Beschraͤnkungen auf diese Gegenstaͤnde öffnen sie nur die Thur, deren sie selbst beduͤrfen, um einen Markt zu erhalten, und mag nun dieser Markt daheim oder im Auslande seyn, fie werden ohne Zweifel Sorge tragen, daß sie bei den zu erbffnenden Unterhandlungen nicht zu kurz kommen. Der kommerzielle Vortheil ist natürlich wechselseitig; denn man muß denselben nicht, wie einige unserer Franzöͤsischen Kollegen thun, nach der relativen Bevblkerung der beiden Lander, die sehr verschleden ist, sondern nach dem ausgetauschten Werth der ganz genau . ist, abmessen. Wenn 35 Millionen Franzosen ge⸗ wisse Artikel von 4 Millionen Belglern kaufen, so ist Alles, was man darüber sagen kann, daß die Käufer zahlreicher sind als die Verkaͤufer; aber an solche Verkaufe Begriffe von besonderen Pri⸗ vilegien oder 1 zu knüpfen, ist eben so weise, als wenn man behauptet, daß ein großer Mann eine 2 erhabenen Edelmuthes begche, wenn er seine Waaren⸗

e,. anne kaufe.

Aber wenn die kommerzlellen Verhaͤltnisse zweler Laͤnder, die innerhalb derselben en T nin liegen, in 2 4 merkantili⸗ sches Uebergewicht, sondern eine offene und freie Gegenseitigkeit

orraͤthe von einem

des Handels zuläßt, so ist es keinesweges derselbe Fall mit den politischen Beziehungen, k.

entspringen mogen.

seinen *

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aus einem solchen Zustande der Dinge Es laͤßt sich beweisen, daß Frankreich fur andel mit Belgien ein genaues Aequivalent erhalten wird, es ist daher 3 wenn man es so darstellt, als sey das 1 t des kommerziell en 8 auf Seiten Belgiens.

243 rankreich beginnt damit, daß ein solches Uebergewicht 994 dies ein immaginaires ist) zu Gunsten Belglens vorhanden ep eshe 1 Gicht immaginaire) pohitische Gleichgewicht, welches cheinlich für Frankreich als ein Aequivalent für einen Verlust, en 1 erleide, daraus ö wird, zu rechtfertigen.

Wir haben gesehen, daß in Deutschland ein Zoll⸗Verein die Wirkung gehabt hat, die Interessen und die Politis der Deutschen Staaten zu einem großen und kräftigen Ganzen zu verschmelzen. Und wenn auch dadurch der Tarif mancher —— taaten 26 worden ist, indem man ihn dem Preußischen gleichstellte so laßt sich doch nicht leugnen, * das Resultal fur die großen politischen Interessen Europa's in jeder Beziehung wohlthäͤtig ist Aber die politische Stellung Belgiens zu Frankreich ist ganz ver⸗ schieden von den Beziehungen der Deutschen Staaten zu einander. Diese waren vorher Mitglieder eines politischen Körpers, verbun— den durch eine gewisse foͤderative und militairische Organisation, die mit ihrer neuen kommerziellen Vereinigung durchaus vereinbar ist. Das Kaoͤnigreich Belgien bath dagegen unter der feierlichen Garantie, welche Europa fur 2 Neutralität gegeben hat, und es ist offen— bar unvereinbar mit den Fundamental-⸗Prinziplen des in Bezug auf die Theilung der Niederlande abgeschlossenen Traktats, wenn man jenen polskischen Einfluß in Belgien zu erlangen oder aus- zuüben sucht, wonach gewisse Haupt⸗Organe der Franzoͤsischen Re— gierung offen streben, als Ersatz, wle sie meinen, für die kommer⸗ ziellen Vortheile, die sie fuͤr Belgien in Vorrath haben.

„Es ist klar, daß, wenn das eintritt, was die Franzosen „eine neue Theilung Europa's“ nennen, Belgien Alles von seinem west⸗ lichen Nachbar, dagegen gar nichts von Osten her zu fürchten hat. Besser ware es daher fuͤr Belgien, wenn es sich dem weniger ehrgeizigen Vereine der Deutschen Staaten anschloͤsse, mit dem es bereits durch ein wunderbares System der Eisenbahnen und Schiff— fahrt verbunden ist und dem es, was den Deutschen am meisten fehlt, einen der schoͤnsten Häͤfen an der Nordkuste Europa's dar⸗ bringen koͤnnte. Die Interessen Antwerpens, die Wichtigkeit, den auswaͤrtigen und den Transit⸗Handel Belgiens auszudehnen, und vor Allem, die uͤberwiegende Nothwendigkeit, seine eigene National— Unabhaͤngigkelt zu bewahren, stehen dem entgegen, was wir noch immer als ein unuͤbersteigliches Hinderniß fuͤr den Plan, Belgien dem kommerziellen Despotismus Frankreichs zu uͤberantworten, ansehen wurden.“

Nach Berichten aus Halifax vom 3. Oktober ist das Kolo⸗ nial-Parlament von Kanada bis zum 11. November vertagt worden, und man glaubte allgemein, daß eine Auflbsung desselben stattfinden werde.

Aus Stafford erfährt man, daß die zahlreichen dort eingeker⸗ kerten und bereits theilweise durch die Spezlal-Kommissien verur⸗ theilten Meuterer auf Antrieb des mit Deportation bestraften Ellis ein Komplott zu gewaltsamem Ausbruche gemacht hatten, welches jedoch dem Gouverneur durch den ebenfalls verurtheilten k O' Neill noch zeitig mit Angabe der Zeit des beabsich⸗ tigten Ausbruches entdeckt wurde. Vel Ellis fand man den Plan des ganzen Komplotts, dessen Ausführung wahrscheinlich viel Blut gekostet hatte. Der Gouverneur traf alsbald solche militai⸗ rische Anal ice daß jeder Versuch zum Ausbruche mißlingen muß. Die Behörde durfte indessen, wie man glaubt, durch 6 Kom⸗ plott veranlaßt werden, die Abführung der zur Deportation Ver⸗ urtheilten zu beschleunigen.

Bel der jetzigen Dividenden⸗-Zahlung hat die Bank von Eng— land als Betrag der Einkommen⸗Steuer 7Pence von jedem Pfd. St. zuruͤckbehalten. Diejenigen Dividenden⸗Empfaͤnger, welche weniger als 150 Psd. St. ge mm haben, muässen sich mit ihren Anspruͤchen auf Räckvergütung der Steuer an die fur Ein⸗ treibung der letzteren bestellten Commissaire ihres Wohnbezirks wenden, was naturlich unbequem und umstaͤndlich ist.

Die neuen konvertirten Portuglesischen Fonds sind heute zu— erst an der Londoner Boöͤrse notirt worden.

Am gestrigen Getraide⸗Markte war fremder Weizen 1 bis 2 Sh. niedriger; auch Englischer, wovon große Zufuhren aus Kent eingetroffen waren, wurde billiger verkauft.

7 London, 18. Okt. Das Herz thut einem weh, wenn man das Verzeichniß der Ungluͤcklichen liest, die in Folge der neulichen Meutereien . worden sind. Viele werden deportirt auf 7, s0, 15 bis 21 Jahre, einige selbst lebenslänglich; noch mehr sind zu harter Zuchthausstrafe verdammt, von ein paar Tagen bis auf drei Jahre hinauf. Dabei ist die Regierung, sind Richter und Geschworene im höͤchsten Grade nachsichtig gewesen; denn manche begangene Verbrechen waren von der Art, daß man sie hatte man fie beim rechten Namen genannt wuͤrde haben mit dem Tode bestrafen koͤnnen. Aber obgleich man Blutvergießen ver⸗ mieden, welche unsaͤgliche Masse von Leiden, unmittelbare, fuͤr die Verbrecher selbst, und noch mehr mittelbare, fuͤr ihre großentheils unschuldige Familien! Haͤtte die Schule, haͤtte die Kirche mit den zufammengehaäuften Menschenmassen gleichen Schritt halten, sie unterrichten, sie uͤber ihr wahres Interesse hier und dort belehren koͤnnen; gaͤbe es fuͤr dieselben außerhalb ihres eigenen unwissenden, korrupten Kreises noch irgend eine Autorität, zu der sie mit Ver⸗ trauen emporblickten, von der sie sich leiten ließen, so ware noch Heil fuͤr sie, selbst wenn dann und wann Erwerb⸗ und Brodlo⸗ ffgkeit verheerend unter sie einbricht. Jebt aber haͤlt sie nichts als Macht, physische Macht in Schranken die Polizei, das Militair, das Gefängniß, die Deportation, der Galgen! Die Richter mogen sich helser predigen, der eine (wie der kluge Tindal) das Gesetz auslegen, die Gränzen andeuten, wo rechtlich es Stre⸗ ben nach Verbesserung der Lage eines Arbeiters aufhoͤrt und das Verbrechen anfängt; er mag vorstellen, wie tyrannisch gegen An— dere, wie gefährlich gegen sich selbst, wie thoͤricht ihr Verfahren gewesen, oder er mag fwie der rasche Abinger) eine politische Vor⸗ lesung halten und die Chartisten und die Anti⸗corn⸗law⸗league ver⸗ dammen: es ruͤhrt die Leute nicht.

Der Ober-Richter Tindal empfahl als das einzige wirk same Mittel, um Achtung vor dem Gesetz, vor der bestehenden Ordnung e erzeugen, christliche , Auch ist die Kirche zu dieser hrer ersten Pflicht, die aͤrmeren olksklassen zu unterrichten und zu leiten, erwacht; und zwar nicht nur der Klerus, sondern auch die Lalen, wie aus den ungemein großen Anstrengungen, die von ein⸗ zelnen, wie durch gemeinsame Beitrage zur Erbauung neuer Kir⸗ chen und die Anlegung von Schulen, gemacht werden, hervorgeht. Aber die entfremdere Masse ist nicht mehr einzuholen; selbst wenn der Staat einschritte und man fuͤr jedes Tausend Menschen ein Gottes⸗ haus errichtete und einen Prediger anstellte. ** sie wuͤrde eine solche großartige Bestrebung nur als ein Netz betrachten, um sie zu fangen, und sich desto hartnaͤckiger gegen deren Einfluß auflehnen. Ratärlich helfen ihnen dabei die Sozialisten und andere Unglaͤu=

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griff in ihr ei gegenseitigen gemeinschaftliche S ner hergehen soll.

lt im der Kirche seibst, ch * r 2 r und da die Bischdfe an.

verschlimmert als geheilt wird. Der Bischof . 3 einer Rede an seine Geistlichkeit die Puseyiten befriedigen wollen, indem er die Haltung des Gottes dienstes am Heiligentage, welche in der Agende beibehalten worden, dbell ch hon lange praitisch vrnechtalsigt g d. haͤufigere Feier des Abenbmahls empfiehlt, das Umdrehen nach Osten beim Verle⸗ sen der Symbole, das Predigen in weißen Chorhemden, das Setzen von Blumen und Wachekerzen auf den Altar, und anderes ähn⸗ liches Werk gestattet. Aber er befriedigt sie keinesweges, da er nicht alses, was sie zurückbringen möchten, billigt und auf keines einen eigenen Werth legt, besonders aber weil er von ihren Lieb⸗ lings (lehren, die sie den Römlingen so nahe bringen, nichts wis⸗ sen will. Zugleich aber hat er diesenigen aufgeschreckt und gekraͤnkt, die alle Formen fuͤr zu unbedeutend halten, als daß man ernstlich harüber reden soll, und die ihr Abscheu vor den Lehren Roms, vor aller Rückkehr zu einmal abgeschafften alten Gebraͤuchen zit⸗ tern laßt. .

= Schottland hat sich der Riß in der Kirche in der Synode von Aberdeen dahin geäußert, daß dieselbe durch eine Mehrhelt von 19 zum Gehorsam gegen den Staat, und folglich zum Unge⸗ horsam gegen die Entscheidung der Allgemeinen Kirchen⸗Versamm⸗ lung, erklärt hat.

Briefe von Indien versichern, eine Uebereinkunft zwischen un⸗ seren Generalen in Afghanistan und Akbar Chan sey auf der Ba⸗ sis der Zuruͤckgabe der beiderseitigen Gefangenen, worunter na⸗ mentlich auch dessen Vater, Dost Mohamed, sey, so gut als abge⸗ schlossen; und unsere Truppen wuͤrden wo moͤglich noch dieses Jahr das Land raͤumen. Dagegen erwartete man unverzuͤglich ei⸗ nen Krieg mit den Emiren vön Sind, welcher uns in den Besitz des Unter-Indus setzen wuͤrde.

Niederlande.

Aus dem Haag, 19. Okt. Die zweite Kammer der Ge— neralstaaten, die sich gestern und vorgestern mit der Verification der Bollmachten der neugewählten Mitglieder beschaͤftigte, hat die Herren Gevers, Luyken ünd van Dam van Isselt zu Kandidaten fuͤr die Praͤsidentur erwaͤhlt.

Belgien. .

Antwerpen, 15. Okt. Das Belgische Dampfschiff „Bri⸗

tish Queen“ ist am 253. September zu New⸗York angekommen.

Vet feiner Ankunft wurde es mit einem Tonnengelde belegl, wel.

ches sich auf 9000 Fr. belaͤuft. Ferner sollen Eingangs⸗Zöͤlle von

den Kohlen bei der Ausfuhr nicht wn, ,. werden, und hier⸗

durch wird wieder ein Verlust von 5000 Fr. hervorgehen. Das

Belgische Schiff „Mercator“ hatte ebenfalls diese ungewohnliche Erhöhung des Tonnengeldes zu tragen.

Dentsche Bundesstaaten.

Negensburg, 18. Okt. (Närnb. Gestern Abend hielten unter dem Jubel des in. zahlreicher Menge versammelten Voiks durch die festlich geschmuͤckten und beleuchteten Straßen Ihre Majestaten der König und die Königin, Ihre Koͤnigl. Ho⸗ eiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, Prinz Luitpold, die Erbgroßherzogin von Hessen, so wie die abrigen hoöͤchsten Herr⸗ schaften, die dem ewig denkwuͤrdigen Feste der Einweihung der Walhalla beiwohnen werden, in Regensburg ihren Einzug. Ver dem Gasthof zum goldenen Kreuz, wo Ihre Majestaͤten Ihr Ab— steigguartier genommen haben, war eine Ehrenwache mit klingen dem Spiel aufgestellt, wie auch daselbst alle Königlichen, , . Taxischen Behoͤrden, das Offizier⸗Lorps und der Her rar der nkunft Ihrer Majestaäͤten entgegenharrten, und sogleich zur Aufwartung vor⸗ Jelassen wurden. Spaͤter war unter den Fenstern Ihrer Majestaͤten eine Nachtmusik von den Musik-Corps der Linie und der Landwehr. Heute fruͤh begaben sich die Königlichen Gaste durch ein von der Schuljugend gebildetes Spalier nach dem Rathhause, wo Jung⸗ frauen Ihren Königlichen Majestaͤten und Ihren Koͤniglichen Ho⸗ helten dein Kronprsnzen und der Kronprinzessin im Namen der Stadt del bfe chi überreichten. Im großen Rathhaussaale selbst war eine Blumen- und Fruͤchte⸗Ausstellung von der hler unter dem Protektorat Sr. Kbnigl. Hoheit des Kronprinzen bestehenden botanischen Gesellschaft veranstaltet; eben so waren die Erzeugnisse der hiesigen Zucker⸗Fabrik, unter Anderem zwei riesige Kronen von Kandiszucker, zur Schau gestellt, und die Vorstaͤnde der Gesell schaft zur Befbrderung der Seidenzucht übergaben Mhrer Majestät der Köni— gin und Ihrer Königl. Hoheit der Kronprinzessin Kleidersioffe aus hiesi⸗ ger Seide, die bel Brentano und Comp, in Augsburg gewirkt sind. Hierauf begaben sich die hoͤchsten Herrschaften unter dem Geleite des gesammten Mägistrats in das Residenz-Gebaͤude zur Besichtigung der dortigen Kunst- und historischen Sammlung, und um 12 Ühr erfolgte dann die Abfahrt zu Lande nach Walhalla, wohin schon vom fruhen Morgen an ein großer Zudrang von Fremden wie Einheimischen stattsindet. Bei dem beispiellos nie⸗ drigen Wasserstande, der der Dampfschifffahrt schon seit 4 Mo⸗ naten nicht genug Fahrwasser darbietet, ist der Mangel an Pfer⸗ den und Wagen um so fuͤhlbarer, indem deren selbst um die hoͤch⸗ sten Preise fast keine mehr aufzutreiben sind, und sich daher die meisten Fremden gendͤthigt sehen, zu Fuß nach der 25 Stunden

entfernten Walhalla zu wandern. ö

ö. Dresden, 21. Okt. Die neue Oper „Rienzl“ von Richard Wagner kam gestern zur Auffuͤhrung und hatte sich des gůnstigsten Erfolges zu erfreuen. Der an sich schoͤne Stoff gewinnt durch eine kraftige Instrumentation, welche sich durch Neuheit und Originalitaͤt der Gedanken, so wie durch eine gluͤckliche Vor⸗ herrschaft der Harmonte uͤber die Melodle auszeichnet. Schon nach dem ersten und zweiten Akte, so wie am Schlusse wurde der Komponist gerufen. Allerdings war auch die Darstellung sowohl von Seiten der Kapelle, als der Darsteller vollendet zu nennen, und die Haupt⸗-Partieen Rienzi, Adriano und Irene wur⸗ den durch Herrn Tichatscheck und die Damen Schroͤder-Devrient und Wust mit ungewoͤhnlicher Meisterschaft ausgeführt. Auch die aͤußere Ausstattung war prachtvoll und vorzuͤglich ein kriege⸗ risches Ballet von trefflicher en un und Wirkung. Noch erwähnen wir, daß auch die Dichtung selbst von dem Kömponisten herruͤhrt, dessen poetischem Talente namentlich die Zeichnung der Haupt⸗Charaktere Rienzh's und seiner Schwester Irene gelungen ist.

Frankfurt a. M., 16. Okt. Die zu dem Festungsbau 5. den westlichen Graͤnzen Deutschlands bestimmten Gelder, welche ei Rothschild liegen und ursprünglich 20 Millionen betrugen,

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sind bereits gekuündet und werden mit nächstem i n 2 hrer Bestimmung

Altona, 18. Okt. Berichte aus Kopenhagen melden das Daͤnische Ministerium mit der Denrr he inn einer —— reichen Ausarbeitung beschäftigt ist, welche ein neues Rekrutirungs⸗ System zum Gegenstande hat. Nach den darin aufgestellten Grund⸗ säͤtzen sollen in Zukunft aile Befreiungen vom Milltairdienste auf⸗ hören und die r. Dlenstyflichtigkeit als Regel aufgestellt werden. Bekanntlich lastete der Militairdienst in Danemark bis⸗ 2 fast ausschließlich auf dem Vauernstande, Die Mannschaft oll danach in Räcksicht auf den Dlenst in Friedens- und Krlegs⸗ 16 in drei Kategorien zerfallen, wovon die erste die regulairen ruppen umfaßt, und deren Dienstzeit vier Jahre dauern soll; die zwei anderen Klassen scheinen eine Art Landwehr konstituiren zu sollen. Für die zweite ist die Dienstpflichtigkeit auf acht Jahre, für die dritte auf vier Jahre in Antrag gebracht, so daß die ganze

Dienstzeit sich im Grunde auf 16 Jahre erstrecken wurde.

Oesterreich.

Wien, 15. Okt. (J. 3.) Die hier anwesende Deputation des Fürsten Michael hat am 12ten d. eine Audienz bei dem hie⸗ sigen Russischen Gesandten, von Medem, gehabt. Die Mitglieder ber Deputation waren mit dem ihnen gewordenen Empfang sehr zufrieden, ja, gehen schon so welt, aus den Anstrengungen des Herrn von Medem auf eine bevorstehende Wiedereinsetzung des Faͤrsten Michael zu schließen. Herr von Ruckmann, der als Rus— sischer 8 , 9 , f fungirt hatte, befindet sich in hiesiger Hauptstadt; auch Herr Duhamel ten Geruͤchten, als strebe die Regierung endl in Spani⸗ soll hler erwartet werden. Der bei der hiesigen Russischen Bot⸗ schen . einen . . ,. 6 schaft angesiellt gewesene Staatsrath von Struve sist im Vegriff, Beamte in dieser Stadt benimmt sich wie ein König, schaltet und 24 k seine Frau und uͤbrige Familie . nach Belieben; es giebt so viele verschiedene Gesetze und wird Italien besuchen. WVDerordnungen in der Spanischen Gesetzgebung, daß die empoͤrend⸗

Der Hospodar der Moldau, Fürst Sturdza, ist mit seiner sten Mißbräuche der 2 9. 27 9. alm , , Gemahlin hier eingetroffen. 1 a,. kann. Das einzige Mittel, um mit den

. = Spanischen Beamten in Frieden zu leben, ist die Bestechung.

Lemberg, 9. Okt. Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Dabei muß man immer 86 ö daß 1 nicht . Ferdinand war bereits am Iten d. nach der Russischen Gränze jenen Beamten vernachlaͤssigt, sonst erhebt sich unerwartet ein abgereist, um daselbst Se. Majestaͤt den Kaiser Nikolaus zu be. Hinderniß, welches abermals mit Gold aus dem Wege geraͤumt willkommnen. Se. Kalserliche Hoheit ging über Brody nach werden muß, und zwar immer theurer, als das erstemal. Wer Podberezbie, wo Se. Majestaͤt am 7Tten um 11 Uhr fruͤh eintraf. diesen Weg nicht befolgt, der buͤßt es schwer, wie unser Schiffs⸗ Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog ward von Sr. Masestͤt! Capitain. Als Spanier, der seine Landsleute gut kennt, hatte er zum Diner geladen, welches in dem kleinen Gasthause des Ortes gleich gestern Abends die meisten Zoll- und Hafen-Beamten ge⸗ eingenommen wurde. Nachmittags setze der Kaiser die Reise wonnen, damit man die ihm nothwendigen Papiere zur Abreise nach Warschau fort. auf uͤbermorgen bereit hielte. Er dergaß aber, einem Hafen⸗Auf⸗ seher das uͤbliche Trinkgeld zu geben, und wahrend wir hofften, wuͤbermorgen unsere Fahrt nach der Havana fortzusetzen, meldete

uns vor einer Stunde unser Schiffs-Capitain mit trauriger Miene, daß wir vielleicht in funfzehn Tagen nicht wuͤrden abfahren koͤn⸗ nen. Der Hafen⸗Aufseher sey diesen Morgen an Bord gekommen, und nach einer strengen Durchsuchung des Schiffes habe er zwei Alabaster-Vasen gefunden. Da ein neuestes Geseß verordnet, daß keine Marmor -Arten nach den Spanischen Kolonieen aus⸗ gefuhrt werden durfen, außer, sie waren Spanische Produkte, so wurden die beiden Alabaster-Vasen mit Beschlag belegt, und um dem Capitain einen derben Streich zu spielen, hat der Hafen⸗ Aufseher in Madrid angefragt, was er mit den Vasen thun soll. Bis die Antwort von dem Finanz-Minister zuruͤckgeko]men seyn wird, möuffen wir, wie die Griechen vor Troja, unthaͤtig in diesem greu⸗ lichen Nest mit unserem Schiffe liegen bleiben. Diese an sich unbedeutende Thatsache wird Ihnen einen Begriff von der hiesi⸗ gen Verwaltung geben. Wenn wir nicht bald von hier, abfahren, werde ich Ihnen naͤchstens mehr berichten; auf jeden Fall sollen Sie von der Havana aus weiter von mir hoͤren.

Verbindung einzuschraͤnken. Dadurch wird der ohnehin armen Bevblkerung der Erwerb noch mehr verküͤmmert, und die wenigen Einwohner, die Lust hatten, zu arbeiten, sehen sich genbthigt, aus Mangel an Beschaͤftigung und Lebens-Unterhalt, auszuwandern. Man versichert mich, daß jaͤhrlich nicht weniger als funf Tausend Individuen nach Cuba und den Spanischen Kolonieen von hier aus auszuwandern pflegen, und daß die Halfte davon unterweges aus Mangel an einer gesunden Nahrung zu Grunde geht.

Die Regierung Espartero's ist hier nichts weniger als beliebt.

Nur wagt man es nicht laut zu sagen, denn“, sagte zu mir der Banquier, an den ich empfohlen war, „bei uns ist es jetzt, wie ehemals in Venedig: die Mauern haben Ohren und Augen.“ Der Terrorismus leitet dieses Land mit eiserner Hand. Nur die Truppen sind gut genährt, gut gekleidet und auch so viel als moglich gut bezahlt. Man erblickt eine Menge gemeiner Soldaten, die mit Ehren⸗Medaillen und Ordenszeichen bedeckt sind. Esparters wendet Alles an, um der Armee zu schmeicheln und sie für seine eigene Sache zu gewinnen. Es herrscht keine Disziplin mehr in der Armee, und der Soldat erlaubt sich un⸗ geahndet die groͤßten Ausschweifungen und Unbilden; er begegnet dem Böuͤrgersmann mit einer Verachtung, die wirklich empört. Der Paria in Indien wird nicht so hart en als der Spa⸗ nische Burger von den Offizieren seines Vaterlandes. Was di⸗ Vaͤter, Muͤtter und Ehegatten von der Ausgelassenheit der Trupe pen auszustehen haben, uͤbersteigt jede Beschreibung.

Die Plackereien, denen selbst die inlaͤndischen Fahrzeuge von

Seiten der hiesigen Zoll- und Hafen-Beamten ausgesetzt bleiben, sind ohne Ende und widersprechen am schlagendsten den verbreite⸗

Italien.

Nom, 11. Okt. (A. 3.) Die Richtigkeit der Versicherung mehrerer Blatter, daß das St. Petersburger Kabinet die mit Rom gepflogenen Unterhandlungen betreffs seiner katholischen Un— terthanen bei der dermaligen Sachlage abgebrochen habe, ist zu bezweifeln. Vielmehr traf hier in der Person des Hauptmanns Gregorieff aufs neue von St. Petersburg ein Kabinets-Courier mit wichtigen Depeschen ein. Dieselben durften, wie Wohlunter⸗ richtete versichern, neue Verhandlungen einleiten. Wenn dessen⸗ ungeachtet die Abberufung des hier akkreditirten bevollmaͤchtigten Russischen Gesandten von Potemkin, und seine Ersetzung durch einen Chargé d'Affaires wahrscheinlich bleibt, so wäre darin wohl nichts weiter als eine diplomatische Demonstration ohne Konse⸗ quenzen zu erkennen.

Spanien.

A Santander, 11. Oft. Es wird Ihnen vielleicht nicht unangenehm seyn, den Eindruck kennen zu lernen, welchen auf mich das Betreten des Spanischen Bodens machte. Es war sechs Uhr Abends, als man gestern mir und anderen Reisenden, die wir uns in Antwerpen auf dem Spanischen Kauffahrer „Serafin“ nach der Havana eingeschifft hatten, die Erlaubniß ertheilte, hier ans Land zu steigen, da unser Schiff den Rest seiner Ladung in diesem Hafen einzunehmen hat. Sie koͤnnen sich denken, daß wir sogleich von dieser Erlaubniß Gebrauch machten. Doch welch ein Anblick bot sich unseren Augen dar, als wir die erste Straße von Sant—⸗ ander betraten. Ein ungeheurer Schwarm halbnackter Weiber mit ungekaͤmmten Haaren, schmutzigen Gesichtern umringten uns auf der Stelle und streckten uns die Haͤnde, um Almosen bittend, entgegen. Ich habe das Elend der Aegyptischen Bettler mit eige— nen Augen gesehen, und ungeachtet man sie gewohnlich als das non plus ultra der menschlichen Entartung betrachtet, muß ich be⸗ kennen, daß sie mir bei weitem nicht senes ekelhafte Erbarmen einfloͤßten, als das hiesige Bettelvolk. Die Lazaroni von Neapel sind, in Vergleich damit, ein reinliches Volk. Die Straßen von Konstantinopel, die nie gekehrt werden, und wo hundertjaͤhriger Unflath liegt, sind weit sauberer als diese Stadt, die an den Tho⸗ ren Frankreichs sich befindet. Nichts in der Welt kann Ihnen eine Idee von der wilden Vernachlaͤssigung geben, worin hier die niederen Klassen der Bevdlkerung schmachten. O, bei solchem Jam⸗ mer vergißt man bald die bluͤhenden Auen von Andalusien und die duftenden Gärten von Grenada. Was man wuͤnscht, ist, aus diesem Lande so bald als möglich heraus zu kemmen. Man fuͤrch⸗ tet fortwährend von den zahllosen epidemischen Krankheiten, die hier wuͤthen und durch die Unreinlichkeit der Bewohner fortwaͤh⸗ rend unterhalten werden, angesteckt u werden. Ich habe ge⸗ sucht, den Charakter dieses Volkes zu erforschen. Faul und traͤge liegen Männer, Weiber und Kinder, Alles in bunter Vermischung, an der Sonne, und ö. einzige Beschaͤftigung ist die Jagd nach den Insekten, die sie naͤhren. .

* grellsten ö mit diesem traurigen Anblicke ist die wahrhaft verschwenderische Pracht einiger Reichen. die einen Luxus treiben, wie man ihn kaum in den groͤßten Residenzen Europa's zu sehen gewohnt ist. Bei jedem Schritte kann man darauf rech⸗ hen, die beiden Extreme in Spanien zu, finden, hier größte koͤrperliche Schoͤnheit, dort abschreckende Scheußlichkeit; hier Koͤ— nigliche Pracht, dort ekelhafter Schmutz; hier feiner Anstand und Würde, dort wilde Rohheit, Leider ist das bessere Extrem bei weitem seltener anzutreffen, als das traurige. Wenn man indessen bedenkt, welchen Nutzen eine weise Regierung von diesem reizen den, am vortheilhaftesten gelegenen Seehafen ziehen koͤnnte, und damit die heulige Lage von Santander vergleicht, so erkennt man mit einem tiefen Wed efühl, welche Wunden der Buͤrgerkrieg die⸗ sem unglůͤcklichen Lande geschlagen hat, und wie lange es noch bauern wird, bevor Spanien den ihm gebührenden Rang unter den civilisirtesten Nationen von Europa. wieder wird einneh⸗ men konnen.

Santander koͤnnte einer der wichtigsten Stapelplätze des Atlantischen Meeres werden, und dennoch befindet sich in diesem Augenblick nicht ein einziges fremdes Kauffahrteischiff in diesem Hafen. Dles zeigt mehr, als jede Beschreibung, wie tief der Spa⸗ nische See⸗ Handel gesunken, ist; anstatt den Handels- Verkehr mit fremden Staaten zu beguͤnstigen, scheint die a,, Re⸗ gierung von Madrld es darauf anzulegen, jede aͤhnliche Handels⸗

Portugal.

Lissabon, 10. Okt. Der Finanz⸗Minister hat die Anerbie⸗ tungen der Lissaboner Bank und der Confianga⸗Compagnie wegen Uebernahme der ausgebotenen Anleihe von 1100 Contos so unguͤn⸗ stig gefunden, daß er fuͤr den Belauf Schatzkammerscheine ausge⸗ ben und mit der Bank eine Uebereinkunft treffen will, dieselbe zu pari anzunehmen.

In Porto ist eine Gesellschaft Falschmuͤnzer aufgehoben wor⸗ den, welche Geld in ungeheurer Menge ausgemuͤnzt haben soll. Wie es heißt, sollen auch mehrere Fabriken der Art in Porto be⸗ stehen.

Serbien.

Von der Serbischen Gränze, 9. Okt. (A. 3.) In Serbien ist gegenwärtig Alles ruhig; man erwartet in Belgrad taͤglich die Ankunft des Bestäͤtigungs-Fermans zur Wahl des Alexander Georgewitsch aus Konstantinopel. Vor einigen Ta⸗ gen hat Fuͤrst Michael von der provisorischen Regierung von Ser⸗ bien eine Mittheilung erhalten, worin er ersucht wird, sein in Bel⸗ grad und uͤberhaupt in Serbien befindliches bewegliches Vermögen binnen dreimal 24 Stunden an sich zu ziehen und aus dem Lande zu schaffen, da widrigenfalls die Regierung sich genbthigt sähe, zur Confiscation desselben zu schreiten. Der Fuͤrst hat keine Maßre— gel getroffen, dieser Aufforderung Folge zu leisten; man will wissen, daß er binnen einigen Tagen Semlin verlassen und sich nach Wien begeben werde, was jedoch hoͤchst unwahrscheinlich ist, es waͤre denn, daß von Seiten der Pforte die Bestaͤtigung der fraglichen Wahl erfolgte. Die Fuͤrstin Liubicza scheint die Nothwendigkeit eingesehen zu haben, alle fruͤheren, der Pforte mißfaͤlligen Rathge⸗ ber von der Person ihres Sohnes zu entfernen, damit Letzterer der Pforte minderen Anstoß gebe. Wutschitsch hat den Ein— tritt des Ramadan mit einer Art von Pomp verkuͤnden lassen, um sich in der Neigung der Belgrader Tuͤrken zu befestigen. Das Wichtigste, was hier erzaͤhlt wird, ist die Mißbilligung des von dem Russischen General-Konsul in Belgrad beobachte⸗ ten Verfahrens von Seiten des Russischen Kabinets, welches ihm eine starke Ruͤge daruͤber zukommen ließ, daß er als Russischer Konsul in der Note vom 7. September mit den Konsuln der anderen Maͤchte kollektiv auftrat; er habe dadurch Rußlands Verhaͤltnisse zu dem Fuͤrstenthum Serbien gaͤnzlich verkannt. Diese Ruge deutet den Gang an, den der Hof von St. Petersburg in der Serbischen Frage einzuhalten beabsichtigt. Es heißt, Alexa Simitsch, welcher sich mit Schekib Efendi nach Konstantinopel begeben hat, habe aus der Staats⸗-Kasse bedeutend große Summen mitgenommen, um dort etwaige Anstaͤnde * die neue Ordnung damit aus dem Wege zu raͤumen. 3 r Michael verweilt noch immer in Semlin, die Entscheidung der Pforte und Europa's abwartend, die wahrscheinlich zu seinen Gunsten lauten wird; unterdesfen hat er diejenigen Personen, welche die meiste Unzufriedenheit auf sich geladen, wie 2 seine Minister, aus seiner Umgebung entfernt. ann / ech, ⸗— bekanmiich in Serdien verhaftet und Stan ch eich n. ng Regierung uͤbergegangen. Radischewitsch ist 2 Hoch har nach Wien und St. Petersburg beau tragt, un