Es scheint keinem Zweifel unterworfen, daß die Fraction der
—— —— an deren Spitze die Herren von Salvandy und von Lamartine stehen, die Absicht hat, gleich nach Erdͤffnung der Session die Frage wegen des Durch suchungs⸗Rechtes anzuregen. Sie wird, wie es gab, als Amendement * der Adresse beantra⸗ gen, daß die Vertraͤge von 1831 und 183 uruͤckgenommen wer⸗ den sollen. Herr Guizot scheint bereits die fe g erlangt u haben, 3. die Majoritaͤt der Kammer sich zu Gunssen dieses mendements aussprechen wird; indeß soll er gegen den Lord Cowley die bestimmte Absicht ausgesprochen haben, jene Vertrage bis aufs aäͤußerste zu vertheidigen und lieber sein Portefeuille niederzu⸗ legen, als in die Zurüͤcknähme derselben zu willigen. Andererseits behauptet man, daß Herr Guizot durch einen geheimen Agenten in der Person des Marquis von Lavalette, der in diesen Tagen nach London abgehen werde, die Englische Regierung auffordern wolle, freiwillig auf den Traktat von 1841 zu verzichten, um da⸗ durch moͤglicherweise die Vertraͤge von 1836 und 1833 zu retten.
Ein Artikel in der Morning Chroniele, bekanntlich dem Organ des Lord Palmerston, beginnt mit folgenden Worten: „Niemals hat sich eine Meute gefräͤßiger und wuͤthender Hunde mit einer wilderen und huͤndischen Freüde auf einen Knochen ge— stuͤrzt, als die Franzoͤsischen Journale sich auf das Schreiben des Lord Aberdeen an die Lords der Admiralität stärzten.“ Dieser Artikel, der in seinem weiteren Verlaufe das Englische Ministe⸗ rium beschuldigt, sich vor Frankreich zu demuͤthigen, giebt dem Journal des Debats ö folgenden Bemerkungen Anlaß: „Die sehr unpassenden Schmähungen, mit denen man in Frank—⸗ reich das Schreiben des Lord Aberdeen aufnahm, haben in England ihr Echo gefunden. Die Morning Chronicle gebraucht dasselbe zum Text einer Declamation, die alle bekannten Graͤnzen der Unschicklichkeit, des schlechten Geschmacks und des gemeinen Tons uͤberschreitet. Die Franzoͤsischen Journale, die das Mini— sterium taͤglich beschuldigen, 9 es sich von der Englischen Regie— rung ins Schlepptau nehmen lasse, die Herrn Guizot den Mlni⸗ ster des Auslandes nennen, und ihm vorwerfen, die Ehre und die Wuͤrde Frankreichs, England gegenüber, zu erniedrigen, warden sehr erstaunt seyn, wenn man ihnen bewies daß es im Gegen⸗ theil die Englische Regierung ist, die den Eingebungen der Fran— oͤsischen Regierung folgt, daß Lord Aberdeen der Minister des Auslandes ist und die Ehre, so wie die Interessen seines Landes den Anforderungen Frankreichs opfert. Dies ist es, was die Morning Chroniele zu bewelsen sucht, und wir sind ihr die Gerechtigkeit schuldig, einzugestehen, daß es solches mit demselben 22 beweist, wie die en ng Journale das Gegentheil eweisen.“
Die Regierung soll heute auf telegraphischem Wege die Nach⸗ richt von der Ankunft des Prinzen von Joinville und des Her⸗ zogs von Aumale in Lissabon erhalten haben. Einige Personen behaupten, daß der Herzog von Aumale sich uber Madrid nach Barcelona begeben, und sich dort 63 einschiffen wuͤrde.
Mit dem Pharamond“ sind Berichte aus Algier vom 20sten eingetroffen. Unguͤnstige Witterung hatte eine groͤß ere Ausdehnung der militairischen Operationen des von dem General— Gouverneur Bugeaud befehligten Expeditions-Corps verhindert. General Bugeaud langte am 16ten und seine Kolonne am Nten in Algier wieder an. Das Land, welches sie durchzogen, ist frucht— bar ünd uͤberall angebaut; es wird von zahlreichen Stammen be—
wohnt, die zum groͤßten Theil kein Nomadenleben e , sondern ihren Aufenthalt in kleinen Dörfern haben, deren Haͤuser gut ge— baut sind. Der Zweck der Expedition nach diesen bstlichen Ge⸗
genden ist durch die Vernichtung der Herrschaft und Autoritaͤt
Ben⸗Salem's wenigstens zum Theil erreicht.
Der General Tiburts Sebastiani hat durch den Telegraphen den Befehl erhalten, sich unverzuͤglich nach Paris zu begeben. Die Königliche Ordonnanz, welche ihn zum Commandeur der ersten Militair⸗Division ernennt, wird wahrscheinlich morgen oder uͤber⸗ morgen im Moniteur erscheinen.
Der Baron von Rothschild, und die angesehendsten hiesigen Israeliten haben kuͤrzlich dem Oesterreichischen Konsul in Damas⸗ kus, als Anerkennung fuͤr den Schutz, den er den Juden in der Angelegenheit des Pater Thomas hat angedeihen lassen, eine pracht⸗ volle goldene, mit Diamanten besetzte Dose uͤbersandt.
Der Freiherr Alexander von Humboldt wird in wenigen Ta— gen die Ruͤckreise nach Berlin antreten.
Boͤrse vom 27. Oktober. Trotz der Anstrengungen der Haussiers konnten sich die Course der Renten heute nicht halten, und schlossen bei lebhaftem Geschaͤft zu 79. 85. Da man, keinen bestimmten Grund fuͤr dieses Sinken wußte, so glaubte man ihn in der immer steigenden Mißstimmung zwischen unserem und dem Englischen Kabinette suchen zu muͤssen.
Pfli 2.
verlangt ich beeilte mich, die ben, ünd meine Entlassu
aus denen die chte, und welche
orwand 6. ich als Konsul ihnen meine Grundsaͤtze hade nu 2
dieselben bei jeder Gelegenheit babe geltend machen wollen, d Ausdrucke der Gefuͤble gegenüber, von denen sie vese eln / n
iese wi ist unwahr. Eben so weit entfernt bin 3 politischen Ir nd ln anzunchmen, als ihnen die mein
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die Pflichten meines Postens zu erfüllen und mich den Konve— niengen zu unterwerfen, die er mir auferlegt, denn diese Konvenien⸗ zen sind auch eine Pflicht desselben. Wenn ich meine Amtsverrich⸗ tungen als Konsul mit meinen politischen Grundsatzen unvereinbar
4 aubt hätte, so wurde ich keinen Augenblick gejögert haben, die⸗ f en aufzugeben. Meine politischen Feinde spgheten seit lan- er Zeit auf eine Gelegenbeit, ihren gehässigen Gefüblen, mit denen
e mich beehren, freien Lauf lassen zu können. Ungeduldig, mit mir selbst nicht zu Ende kommen zu können, haben sie die Katassrophe vom 13. Juli zu meinem lr uren benutzt. Sie veranlaßten in Bor⸗ deaur eine öffentliche Aeußerung des Schmerzes. Die Englischen, hier am Platze residirenden Konsuln nabmen Theil daran und pffanz ten als Zeichen der Trauer am 16. Juli ibre Fahnen auf. 79 be⸗ eilte mich, ibrem Beispiele zu folgen; meine Konsular-⸗Flaggen olleben von Morgens 11 Uhr bis Abends 10 Uhr aufgepflanzt. * ließ die⸗ selben auch am 25. Juli aufpflanzen und wohnte in mesner General⸗ Kensul Uniform dem Trauer-Gottesdienste bei, welcher an diesem Tage bei Gelegenheit des Todes Sr. Koͤnigl. Hoheit des Herzogs von Or⸗ leans begangen wurde. Ich habe also bei dieser Gelegenheit das ge⸗ than, was die Majoritaͤt der anderen Konsuln auch gethan hat. Ich sage die Majoritaͤt, denn mebrere meiner Kollegen haben ibre Fahnen am 46. Juli nicht ausgesteckt, haben am 25sten dein Trauer ⸗Gottesdiensie nicht belgewohnt, ohne daß indeß von Seiten des Franzdsischen Gouverne⸗ ments uͤber ihr Benehmen Bemerkungen gemacht worden. Das mei⸗ nige ist von dem Praͤfekten der Gironde als unstatthaft bezeichnet wor= den, waͤhrend durch die bizarrste Anomalie die erste Kammer des Tri— bunals erster Instanz, berufen, in der durch den Königlichen Proküra— tor An eleiteten Prozedur gegen die Ruhestörer, die in der Nacht vom 18. Juli mein Haus beläͤstigren, zu enischeiden, erkannt har: „„daß es nicht meine Verbindlichkesten ünd meine Vorrechte als Kon ful erbeifch'. ten, ein Zeugniß über den Antheil abzugeben, den sch an der bewelnens— werthen Katastrovhe genommen, und daß damals die beleidigenden De⸗ monstrationen nicht wegen meiner Amtsgeschaͤfte stattgefunden hätten. *“ Ein Franzdͤsisches Tribunal entscheidet in leizter Instanz, daß es meine Verpflichtungen als Konsul nicht erheischten, ein Zeugniß uber den Antheil abzugeben, den 4 an dem durch das traurige Ereigniß vom 13. Juli hervorgerufenen bffentlichen Schmerze nahm, und der Praäͤ⸗ fel der Gironde verklagt mich bei seinem Gouvernement, weil ich, einer Meinung nach, diesen Antheil nicht früh arm lundgegeben habe. Es ist also mehr wie klar, daß ich das Spfelzeug der nie rig⸗ sten. Leidenschaften bin. Der Senat von Hamburg hät indeß, ge⸗ taͤuscht durch falsche Berichte, durch die beleidigenden Demon stratso— nen in der Nacht vom 18. Juli und die Angrifge einiger Journale, meine fruheren Dien ste und die, welche ich eben karzlich bei Gelegen⸗ heit der schrecklichen Feuersbrunst leistete, ganz vergeffend, melne Ent⸗ lassung , ,, . Dies sind die Tbatsachen, auf die mich stüßend ich an die öffentliche Meinung appellire. Auf meine Ehre bestdtige ich dieselben und erklaͤre eing jede entgegengesehte Darstellung . falsch und luͤgenhaft. Ich uͤberlasse es jedem billigdenkenden und unvarteiischen Manne, zwischen dem Senate von Hamburg und mir zu entscheiden. G. F. Meyer.“
— Paris, 27. Okt. Am 30. September hatte das Franzo⸗ sische Expeditions-Corps unter dem Oberbefehle des Generai-Gou⸗ verneurs Bugeaud selbst seinen Marsch von der Maison Carré aus angetreten, und am 17. Oktober, also nach einem etwa zwan⸗ zigtaͤgigen Feldzuge, auf dem es 6 von der Sonnenhitze, nachher aber, und zwar die meiste Zelt, von Regenguͤssen außerordentlsch zu leiden hatte, ist es wieder in Algier eingerückt. Die Operationen wurden durch diese unguͤnstige Witterung naturlich nicht wenig gestöͤrt, und die Zahl der Kranken wird in , , aus Algier vom 20sten als ziemlich bedeutend angegeben. Die Resultate des Feld⸗ zuges konnten unter diesen Umstaͤnden, wie sehr auch die offiziel— len Berichte sich bemühen, ihnen Wichtigkeit beizulegen, nicht von großer Bedeutung seyn, um so weniger, als Abd el Kader selbst, wie vorauszusehen war, sich wohl gehuͤtet hat, mit der Franzoͤsi⸗ schen Hauptmacht zusammenzutreffen, sondern lieber die einzelnen Corps der Generale Lamoricire, Bedeau und Arbouville im Westen in fortwaͤhrendem Athem erhaͤlt, und es ihnen schwer genug macht, auch nur den Staͤmmen, welche zur Unterwerfung unter die Franzoͤsische Herrschaft Neigung jeigen, den nöthigen Schuß zu gewaͤhren. Und so wird es wohl noch lange Jahre fortgehen.
tt Paris, 27. Okt. Die Munizipalltaͤt von Paris hat seit einer Reihe von Jahren so außerordentliche Anstrengungen zur. Verschoͤnerung der Stadt und zur Verbesserung ihres ur— spruͤnglichen Bauplanes gemacht, daß man, troß des riesenhaften Budgets der Stadt, kaum begreift, wo die staͤdiische Behörde die Mittel zu ihren zahllosen großen Bau⸗Unternehmungen gefunden. Das verdienstlichste, wenn auch nicht das am meisten in die Augen fallende dieser Werke ist die Ebenung der Uferstraßen und der Boulevards, dieser großen Pulsadern des Pariser Lebens. Noch vor 6 Jahren zeigten Quais und Boulevards die natuͤrlichen Ungleichheiten des Bodens, welche man bei ihrer ersten Anlage fuͤr keine Uebelstaͤnde angesehen haben mochte, bildeten sie eine Ab⸗ wechselung von Berg und Thal, welche fuͤr Fuhrwerk an man— chen Stellen wahrhaft gefaͤhrlich wurde. Jetzt sind die einen und die anderen in ihrer ganzen Ausdehnung so eben, als es bei einer Stadt, die drel Stunden im Durchmesser hat, nur immer moglich ist. Die Quais sind uͤberdies von den Haͤusern befreit, die hier und da noch bis an die Seine herantraten und die gera— den Linien der Uferstraßen unterbrachen. Die Erweiterung der groͤßtentheils sehr engen Gassen der Stadt und die Anlegung ganz neuer Straßen in den finsteren und schmußigen Quartieren nimmt einen raschen und erfreulichen Fortgang. Das Stadthaus ist seit ein paar Jahren um das Dreifache vergrößert und nach den Seiten, wo es von Gebaͤuden eingeschlossen, freigelegt wor⸗ den. Die Elysaischen Felder, der Haupt-Spaziergang der Pariser, der bisher durch die elendesten Buden und Ba— racken entstellt war, hat sich jetzt mit zierlichen Kaffee— häͤusern und Restaurants geschmuckt, welche wenigstens das Auge des Publikums nicht beleidigen. Gerechten Anstöß nimmt dieses aber leider noch immer an dem entsetzlichen Zustande, in welchem sich seit Menschengedenken ein Theil des Carroussellplatzes im An⸗ gesichte der Königlichen Residenz befindet. Dieser Platz ist näm⸗ lich an einer Stelle nicht gepflastert, so daß er hier, bei der Un⸗ zahl von Wagen, die sich taglich auf ihm kreuzen, bei jedem Re⸗ genwetter in eine wahre Kloake verwandelt wird. Troß aller Re⸗ damationen dauert dieser Zustand immer fort, und es ist keine Aussicht auf seine Abaͤnderung . da sich die Civilliste und die Munizipalitaͤt gegenseitig die Verbindlichkeit zur Bestreitung der Kosten der noͤthigen Arbeiten zuschieben, obgleich diese im schlimmsten Falle hoͤchstens auf einige Tausend Franken zu stehen kommen wuͤrden.
Grosbritanien und Irland.
London, 26. Ott. Sir Robert Peel ist von seinem Land⸗ siß vorgestern wöeder hier eingetroffen und Nachmittags zu der Koͤnigin nach Windsor dg nf 6 as Venehmen Lord Ellenborough's, des jetzigen General—
duverneurs von Indien, wird in dem Schreiben einer angese⸗ . Englischen Dame in Kalkutta als durchaus unpolitisch ge
gen aufzudraͤngen, welche mich übrigens nie gehindert haben,
Hhüldert, indem er sich sowohl die hö Kl der Ei ĩ .
ersten Lever z. B., welches er hielt“, heißt es in jenem Briefe, wurden blos die Europäer vorgestellt, und den zahlreichen vor— nehmen Eingebornen, welche sich eingefunden hatten, ward bedeu⸗ tet, daß sie nächster Tage bei einem Burbar ( Empfangstage fur die Eingetornen) vorgesteill werden sollten. Sie erschienen darauf zur den e me. Stunde in glaͤnzender Tracht und präsentirten, wie es 8 2 Brauch ist, reiche silberne Kredenzteller mit ansehnlichen 2 ummen. Es ist aͤblich, daß der Gouverneur blos die Hand auf
ese ——— legt, und daß sie gußerdem unberührt dem Eigenthü— 82 zurückgegeben werden. Statt dessen aber hatte der Lord einen
ann mit einem gewaltigen Beutel naben sich st⸗hen; dieser Mann mußte alles dargereichte Geld sofort in den Beutel 6 und der Gouperneur sandte den fehr bedeutenden Betrag ln das Schatz⸗ amt. Man kann sich die ng und den Hag mu der In⸗ dier leicht vorstellen. Die Civil⸗Beamten stoͤßt der Lord durch ge⸗ ringschätzige Behandlung zurück; so sagte er den Qber⸗Secretairen geradezu ins Gesicht, daß sie nichts mehr als Schreiber seyen. Sogar mit den Damen hat es Lord Ellenborough durch Derb⸗ heit verdorben.“
„Zu der Adresse, welche der Verein faͤr Aufhebung der Stla— verei an Lord Palmerston erlassen hat, bemerkt die Times unter Anderem: „Die Mitglieder des Comité's diefes Vereins danken Lord Palmerston dafür, weil er wahrend en. Ministerlums den Grundsatz aufgestellt und beobachtet habe, daß die Britischen Beamten in den Sklaven-Landern die Ansichten ihrer Regierung und ihres Landes uber den Sklavenhandel vertreten müßten? Das ist recht schön gesagt. Die Veobachtung dleser Regel hat jedoch zu einem großen Mißbrauch Veranlassung gegeben? wie dies die Geschichte des Herrn Turnbull, des früheren — 82 chen Konsuls in Havana, deutlich beweist. Herr Turnbull aberschritt namlich ganz offenbar J, Gränjen seines Auftrags. Er vertrat in Havana nicht die Ansichten und Meinungen der Brltischen Regie—⸗ rung und des Landes äber die Aufhebung des Sklavenhandel, sondern die der Gesellschaften zur Aufhebung der Sklaverei. An“ stgtt seine ganze Sorgfalt auf die Handels⸗Interessen seiner Mit— buͤrger zu wenden, mischte er sich in die Angelegenheiten der Spa⸗ nischen Sklaverei und brachte die Sachen durch seine unzeitige Einmischung so weit, daß ein Aufstand der dortigen Neger gegen ihre Herren hätte erfolgen muͤssen. Auf die orstellungen der dortigen Britischen Kaufleute und der Behörden der Inses wurde endlich Herr Turnbull durch den Staats-Secretair Lord Aberdeen seiner Stelle enthoben.“
Aus Stafford erfaͤhrt man, daß die Zahl der dort von der Spezial ⸗Kommission verurtheilten Chartisten und anderen Meute⸗ rer 274 betrug. Bevor die Kommission nach London zurückreiste, gab sie Befehl, daß gegen mehrere Advokaten, welche die Verthei⸗ digung von Angeklagten gegen vorausbezahltes schweres Geld äber— nommen, diese ernste Pflicht aber hernach gänzlich verabsaͤumt hat⸗ ten, strenge gerichtliche Untersuchung eingeleitet werden foll. Einer dieser Advokaten hatte von einer armen Wittwe 9 Pfd. St., den Erlös aus dem Verkaufe lhrer saͤmmtlichen Habe, unter dem Ver— sprechen empfangen, ihren Sohn zu vertheidigen, überließ diesen aber ruhig seinem Schicksale, welches Deportation war.
Der „Great Western“ welcher dieser Tage von Bristol aus seine 27 ste Fahrt nach New⸗York antrat, hat die bedeutende An— zahl von 110 Passagleren an Bord, worunter 6 Franzoͤsische Geschaͤftstraͤger Pageot, der n . Gesandte Maxey, der Fran⸗ Keie. Vice⸗Konsul in New⸗Yoork und viele angesehene Amerikaner
efinden, welche die Saison in Europa zugebracht haben.
Aus Mauritius sind Nachrichten vom 29. Juni hler ein⸗ gegangen. Die von Lord Stanley empfohlene Bill zur Auflegung einer Kolonial-Steuer, um damit die Kosten der Einwanderung von Arbeitern (meist Ostindischer Kulies) zum Anbau der Zucker Pflanzungen zu decken, war im gesetzgebenden Rath zum zweiten— mal verlesen worden. Die Maßregel scheint eine aächtbar? Mino— nitaͤt gegen sich zu haben, welche namentlich die Ungleichheit im Prinzip der Besteuerung beanstandet. Dieselbe hat minde⸗ stens durchgesetzt, daß die urspruͤnglich beantragte Auflage von den in der Kolonie fabrlzirten Branntweinen um 1 Shilling von der Gallone ermäßigt wurde. Die Maßregei ist auch insofern wichtig, als sie ein Experiment ist zur Erprobung der Fahigkeit der Kolonie, ihre Ausgaben durch oͤrtliche Taxa⸗ tion zu bestreiten. Die Banken der * scheinen, in Folge un— vorsichtiger Kredit-Ausdehnung, in einer kritischen Lage zu seyn. Der Kolonialschatz war indessen so gestellt, daß er, in Vorauessicht der aus der neuen Steuer zu erwartenden Einkünfte, einen Bor⸗ schuß von 300 000 Dollars machen konnte, um damit bi— UeLber⸗ fahrt von Arbeitern aus Indien und Afrita zu bezahlen. Fur jeden Erwachsenen aus Mndien werden 6, für jedes Kind unter 13 Jahren 3 Pfd, St. Üeberfahrtskosten bezahlt; fuͤr die Ueber⸗ fahrt aus Afrika 4 und resp. 2 Pfd.
Belgien. . Brüssel. 28. Okt. Nachstehendes ist der ministerielle Be⸗ richt an den Konig, in Folge dessen das Tonnen- und Lootsengeld fuͤr alle in die Schelde einlausenden Nord⸗Amerikanischen Schiffe erhoht worden ist.
„Sire! Wir befinden uns in Betreff der Handels Beziehungen zu den Vereinigten Staaten in einem provisorischen Zustande— in Ereigniß hat denselben leider gestort. Am 2. Marz si wurde mit jener Macht ein Schifffahrts- und Handels⸗Vertrag abgeschlossen und am 26. November desselben Jahres den Belgischen Kamimern vorge⸗ legt; bis jetzt hat er noch nicht in denselben erbrtert werden können.
Beide Maͤchte schien en stillschweigend äbereingekommen zu seyn, in der Zwischenzeit ihren Schiffen gegenseitig eine guͤnstige Behand⸗ lung angedeihen zu lassen. Dieser provisorische Zustand war ganz 6 Vortheil der Vereinigten Staaten, was sich aus der nachstehen⸗
en Zusammenstellung ergiebt, welche cine Uebersicht der Handels. Verhaͤltnisse beider Laͤnder in den letzten Jahren enthalt:
Einfuhr der Vereinigten Ausfuhr Belgischer Staaten in Belgien. Waaren nach den (Consumtions⸗Artikel.) Vereinigten Staaten.
14, is, os9 Fr. 1,9 is, 6s 7 Fr. 7,612, 554 2,526, 869
...... 20, 188, 884 1,946,686 ⸗ 19,321, 766 2,659, 695
Schiffe der Vereinigten Staaten Belgische Schiffe nach den Ver⸗ in Belgien angekommen. einigten Staaten abgegangen.
Zahl Tonnengehalt. Zahl Tonnen gehalt.
1838 si 24,953 Tonnen. 6 I Tonnen.
1839 38 1245592 3 986565
1840 97 31, 984 ⸗ 1 593 .
,
„Die Amerikanische Regierung scheint geglaubt zu haben, da sie bei dem Mangel eines gehbrig zur Ausführung ge mn , ga trages, die Belgischen Fahrjeuge gesetzlich nicht jaͤnger als beginn st ig te behandeln konne.
„Sie hat das System der fremden, nicht b ö, Schiffe auf die „Britiss Queen“ und auf ein anderes Belgisches Schiff, den mer ger reer shne gehn, d beiden Regi
„Der propisprische Zustand, der von beiden Regierungen geneh⸗ migt zu seyn schien und faktisch besonders vortheslhaft für di 9 een Staaten war, hoͤrt somit auf. a. eg
„Die Belgischen Gesetze sind eben so gebieterisch wie die Ameri⸗ kanischen. Da unsere Schiffe in den Amerikanischen Hafen als fremde, nicht begünstigte Schiffe behandelt werden, so schreiben unsere Ge⸗ setze vor, die Schiffe der Vereinigten Staaten in den Belgischen Haͤ⸗ fen auf dieselbe Weise zu behandeln.
„Das System, welchem die fremden, nicht begünstigten Schiffe in Belgischen Hafen unterworfen sind, besteht in Betreff der Schiff⸗ fahrts⸗Abgaben in Feolef nden
1) in der Erlegung eines Tonnen⸗Geldes von 2 Franken 23 Cen⸗
timen für die geeichte Tonne; - 2) in der Nicht⸗Zuruüͤckerstattung des Schelde⸗Zells; 3) in der Erlegung von 25 pCt. außer den gewöhnlichen Piloten⸗ Geldern in allen nicht in der Schelde gelegenen Häfen. „Dies ist folglich das System, dem die Amerikanischen Schiffe
unterworfen werden muͤssen. . „Kraft des zweiten Absatzes des Art. 295 in dem Gesetze vom
26. August 1822 hatte die Regierung noch weiter gehen und den Amerikanischen Schiffen ein gleiches Tonnengeld auferlegen koͤnnen, wie die Belgischen Schiffe es in den Vere nigten Staaten zahlen müssen, d. h. 1 Dollar (etwa 5 Fr. 36 Cent.) für die Tonne. Allein dies waͤre ein Ausnahme⸗System gegen die Amerikanische Schifffahrt
ewesen. . * den Augenblick glauben wir, daß man sich darauf be⸗
ranken müsse, das gewöhnliche System der fremden, nicht begün⸗ 2 S iet 2 indem wir überzeugt sind daß die Amerikanische Regierung auch in Betreff unserer nichts Exceptio⸗
nelles beabsichtigt hat. argh Die Minister des Innern und der Finanzen.
(gejz Nothomb. Smits.
Brüssel, 27. Okt. Herr Olozaga ist 253 von hier abge⸗ reist, nachdem die Konferenzen, an denen er Theil genommen, ein, wie es heißt, sehr guͤnstiges Resultat geliefert. Er begiebt sich jetzt nach Madrid, um dieses Resultat seiner Regierung vorzulegen.
Dentsche Bundesstaaten.
** Frankfurt a. M., 29. Okt. Die Bevollmaͤchtigten der Großherzogl. Hessischen Regierung, Ministerial-Rath Eckhardt, und unserer freien Stadt Senator, Dr. Souchay, haben sich nach Kassel begeben, um dort mit der Kurhessischen Reglerung die Ver—⸗ handlungen wegen des Baues der Kassel-Frankfurter Elsenbahn zu beginnen. Man ist auf das Resultat dieser Verhandlungen um so gespannter, da sich in Kurhessen selbst eine große Mei— nungs⸗Verschiedenheit wegen des Zuges der Bahn zu erkennen giebt. Wiewohl sich zu den Unterzeichnungen fuͤr das neue Ba— dische Eisenbahn-Anlehn kein großer Drang zeigte, wurden hler doch, zumeist fuͤr fremde Rechnung, 1700 060 Fl. unterzeichnet.
. Oesterreich.
Wien, 21. Okt. (A. 3) Der Bischof von St. Poͤlten ist dieser Tage hier mit Tode abgegangen. Der hochwuͤrdige Praͤlat war eben mit einer wichtigen Ausarbeitung beschaͤftigt, welche die in Oesterreich noͤthig gewordenen Modificationen der bestehenden Staarsgesetze ruͤcksichtlich der kirchlichen Angelegenheiten betrifft. Die sehr umfassende Arbeit ist unbeendigt geblieben; ihre Vollen— dung soll ohne Verzug einem anderen hohen Dignitar uͤbertragen werden.
Wie wir aus guter Quelle hoͤren, wird der Einfuhr-JZoll in Oesterreich für mehrere fremde Waaren, darunter besonders Kaffee und Zucker, demnächst eine bedeutende Ermäßigung erfahren; man bezeichnet den 1. Januar 1843 als den Termin, wo diese neue Handels⸗Beguͤnstigung in Wirksamkelt treten soll.
Spanien.
Madrid, 19, Okt. Man versichert, der Finanz⸗Minister habe sein Budget fär 1813 bereits vorbereitet; dasselbe soll nur ein Defizit von 20 Millionen Regalen darbieten; man begreift nicht, wie de hne r fil. dies moglich gemacht hat, oder wie er es moglich machen will. Herr Calatrava rechnet, wie es heißt, auf die Nachgiebigkeit der Cortes zur Ausfuͤhrung seiner Plane, die dahin gehen, eine neue außerordentliche Steuer von 309 Millionen Realen zu erheben. Alles oder doch der großere Theil dieser Fonds wurde dazu bestimmt seyn, die Lieferanten zu befriedigen, ohne daß 44 noͤthig hätte, die ordentlichen . des Staats anzu⸗
reifen. ; Der Conseils-Praͤsident General Rodil hat ein Cirkular er— lassen, worin saͤmmtlichen General-Capitainen anempfohlen wird, die Organe der Presse, welche sich, wie er sagt, mit den Emigranten und Faktiosen verbuͤndet haben, auf das strengste zu uͤberwachen.
S Madrid, 20. Okt. Seit gestern hat die Frage wegen der Vermählung der Königin eine neue Wendung erhalten. Der Espectador, ein von der Regierung abhaäͤngiges Blatt, dessen leitende Artikel von dem vor kurzem zum Lehrer der Königin er— nannten Herrn Lujan geschrieben werden, hatte, wie ich Ihnen gestern meldete, den Satz aufgestellt, die Königin koͤnne sich gesetz— maͤßig erst nach zwei ef vermahlen. a sich alle übrigen unabhängigen Blaͤtter gegen diese Behauptung auflehnten, so sagte der Espectador gestern, es wären durch ein Versehen beim Ab— druck einige Worte weggeblieben, durch welche seine Behauptung eine andere Gestalt 16 Der Satz solle nämlich so lauten: „Es fehlen noch zwei Jahre, bis daß unsere Königin gesemaäßig befaͤhigt ist, ohne Einwilligung des Vormundes sich zu vermahlen.“ Gegen diese Ansicht hat sich aber ein noch lebhaf— terer Widerspruch erhoben, da, ihr zufolge, dem Vormunde der Königin ein Recht zugesprochen wird, das, dem kla— ren Buchstaben der Verfassung gemäß, keinem anderen als den Cortes zusteht. Herr Arguslles soll also das Recht haben, über die Hand der Tochter Ferdinand's VII., der Königin von Spanien, zu verfuͤgen! Selbst das Eco del Eom ercio sagt heute: „Eine so furchtbare Berechtigung wuͤrde hinreichen, das Land in Ungluͤck zu sturzen und daneben die erlauchte Abkömm— lingin Ferdinand's des Heiligen in unbegraͤnzte, unheilvolle, dem ü⸗ thigende, ihres erhabenen Ranges unwürdige und dem festgesetzten Uebereinkommen der National-Vertreter widersprechende Abhaͤn— gigkeit zu versetzen. Dann sagt dasselbe Blatt: „wie kann man, ohne den groͤbsten Widerspruch zu begehen, zugeben, daß ein voll— juͤhriger König sich nicht ohne Erlaubniß der Cortes vermahlen dürfe, und dagegen eine unerfahrene Waise diese Erlaubniß nur von demjenigen zu erbitten habe, der ihr Herz ausbildet, ihre Ge— danken lenkt und ihre Handlungen ausspäht, indem er alle Per⸗ sonen, welche sie erziehen, bedienen und umgeben, ernennt?“ Um seiner schon an sich völlig unhaltbaren Behauptung das Gepräge des Unschicklichen aufzudrucken, sagt der Espectador obenein: „wir räumen ein, daß, wenn der Vormund es zugiebt, die Koͤni⸗ 4. schon jetzt die Ehe vollziehen (consumar) kann.“ Eine solche
prache, meint man selbst hier, in Bezug auf eine Fuͤrstin zu führen, die kaum das zarte Alter von ziöölf Jahren zurkckgelcht hat, durfte dem untergeordneten Lehrer derselben am wenfgsten geziemen.
Unterdessen erschallen die Stimmen zu Gunsten der Vermaͤh⸗ lung der Königin Isabella mit dem aͤltesten Sohne des . Don Francisco von mehreren Seiten her. Das Eco de Aragon
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enthielt unter vielen ähnlichen Artikeln Folgendes: O!⁊ wenn doch der gluͤckliche Tag anbräche, an welchem Saragossa den Erstgebor⸗ nen . Infanten), den Herzog von Cadix, einen Prinzen von so glänzenden Eigenschaften, als selnen König verehren und lieben därftel Dann, ja dann würde Saragossa bie Hymnen der Lob— preisung für ein so glückliches Ereigniß bis zum Himmel erschallen lassen, u. s. w. J
r Am ihrn dem Err, , der Königin Isabella, richtete ein Ungewitter die furchtbarsten Verwöstungen langs der Südost⸗ Küste von Spanien an. Aber noch unerhbrter war das Schick⸗ sal, von welchem an jenem Tage die Stadt Ceuta heimgesucht wurde. Das Meer trat aus seinen Schranken, durchbrach ei⸗ nen Theil der Festungswerke, drang in die Haͤuser, und versetzte die Mehrzahl der Einwohner in eine Lage, die an Verzweiflung gränzt. Sobald diese traurige Nachricht hier eintraf, befahl der Regent, daß der Intendant von Malaga ohne Zeitverlust an den Gouverneur von Ceuta 12.000 Piaster uͤberschicken solle, wenn anders diese sich in den dortigen Kassen vorfinden. ;
Die Provinz Toledo und die Mancha werden seit längerer Zelt von einer 46 bis 59) Mann starken Bande berittener Straßen— räuber heimgesucht. Jetzt hat die Regierung, um diesem Unwe— sen abzuhelfen 3⸗ bis 00 Mann unter den Befehlen des Gene— rals 2 dorthin geschickt, und diesem eine so unbegränzte Vollmacht ertheilt, wie in Catalonien dem General Zurbano. Diese kriegerische Maßregel hat bereits einen gluͤcklichen Erfolg herbeigeführt. Die Gaceta meldet heute, daß 6 jener Rauber getoͤdtet wurden. z
Herr Mendizabal ist aus den Franzoͤsischen Pyrenäen-Bädern hierher zurückgekehrt.
S Paris, 27. Okt. Barcelona will sich nicht uͤber die Schließung seiner Cigarren⸗Fabrik beruhigen. Die Protestationen aller Art gegen diese Maßregel der Regierung nehmen kein Ende, und diese wird große Mähe haben, dem ungesiuͤmen Andrange der vielen Mnteressen Stand zu halten, die durch die Vernichtung einer Industrie verletzt sind, welche jaͤhrlich an 4 Millionen Rea— len in Barcelona in Umlauf setzte. Inzwischen verschlimmern sich auch die Schwierigkeiten, weiche zwischen der Regierung und den staͤdtischen Behoͤrden von Barcelona in Bezug auf die be— traͤchtliche Steuersumme obwalten, mit welcher die Catalonische Hauptstadt im Ruͤckstande ist. Das Ayun: amiento von Barcelona schuldet dem Staatsschatze, wie man versichert, mehr als 4 Mil⸗— lionen Realen, von denen der Finanz-⸗Intendant der Provinz jetzt etwa die Haͤlfte, nämlich 75060 Duros, um jeden Preis beitrei— ben will. Die Entbloͤßung der Catalonischen Armee ist wahr— scheinlich die Veranlassung und zugleich auch die Rechtfertigung der Strenge, mit welcher der Agent des Staatsschatzes die Rechte des letzteren geltend macht. Der Finanz-Intendant hat in letzter Instanz dem Ayuntamiento gedroht, daß er das persöͤnliche Vermögen seiner sammtlichen Mitglieder mit Beschlag belegen lassen werde, wenn man seine Anspräche nicht binnen einer bestimmten Frist befriedige. Das Ayuntamiento seinerseits scheint auf seiner Wei⸗ gerung bestehen zu wollen. Die Gruͤnde der letzteren sind unbe— kannt, aber ganz gewiß nicht in der Zahlungs-Unfaͤhigkeit zu suchen, denn Barcelona befindet sich in einem bluͤhenderen Zustande als je zuvor, und der Wohlstand seiner Buͤrger sowohl, als seine mit jedem Monate wachsenden städtischen Einnahmen find den bffent⸗ lichen Lasten vollkommen gewachsen. Aus la Junquera wird ein hoͤchst unerfreuliches Ereigniß gemeldet, welches einen ähnlichen Stoff wie die noch nicht erledigte Zurbano-Lefebvre'sche Sache zu Weiterungen zwischen Frankreich und Spanien zu geben droht. In der Nähe des genannten Ortes ist namlich ein Franzose, welcher als Gefangener unter polizeilicher Bedeckung transportirt wurde, über einem Versuche der Flucht erschossen werden. Bei der gro⸗ ßen Sorgfalt, mit welcher Frankreich daruͤber wacht, daß sesnen Staats-Angehöͤrigen im Auslande keine Ungebuͤhr widerfahre, wird es auch in diesem Vorfalle einen Gegenstand zu Erörterungen finden, deren Ausgang auf das Verhaͤltniß der beiden Laͤnder, zu⸗ mal bei der ohnehin schon zwischen denselben herrschenden gegen⸗ seitigen Verstimmung, immerhin einen neuen unguͤnstigen Einfluß ausuͤben kann.
Türkei. Konstantinopel, 12. Okt. (A. 3.) Gestern ist den Ge— sandten der fuͤnf Maͤchte von der Pforte offiziell mitgetheilt wor— den, daß Se. Hoheit der Sultan die in Belgrad geschehene Wahl
geruht hat.
darauf ging aus dem Russischen Botschafts-Hotel ein Courier nach St. Petersburg ab. Weder uͤber die Konferenz noch uͤber den Inhalt der nach Rußland abgegangenen Depeschen hat bis auf den gegenwartigen Augenblick das mindeste verlautet. Auch in Bezug auf den Libanon ist den Gesandten eine Mittheilung von dem Reis⸗Efendi zugekommen, nach welcher der Seriasker und Kriegs— Minister Mustapha Nuri Pascha nur so lange noch in Beirut verwei— len soll, bis der neuernannte Gouverneur, Esfaad Pascha, daselbst ein— getroffen sey. Auch soll unverzuͤglich, wie Sarim Efendi gnaͤdig ver— sichert, zur Entfernung der Albanesen aus Syrien geschritten werden. Wirklich sind dieser Tage regulaire Truppen auf zwei Dampf— boten nach Syrien abgegangen; letztere haben den Befehl, einen Theil der daselbst befindlichen Albanesischen Miliz zuruͤckzubringen. Dieser Wechsel, die von Robert Peel verlangte und im Parlament r mm. große Konzession, scheint von keinem bedeutenden elange.
Mehmed Ali entschuldigt sich unter Berufung auf sein hohes Alter bei dem Großherrh, daß er fuͤr den ihm ertheilten Rang eines Groß⸗Wesirs nicht persoͤnlich seinen Dank abstatten konne,
An vielen Offizieren der Tuͤrkischen Garde ist in dieser Woche mit großer Strenge ein Großherrlicher Befehl vollzogen worden, indem man diejenigen, welche nach Art Europaͤischer Dandies ihr Kopfhaar zu einer unziemlichen Laͤnge hatten wachsen lassen, un⸗ barmherzig schor und ihr Haar bis zur normalmäßigen Kuͤrze ei⸗ nes halben Zolls reduzirte. — Ein Deutscher Renegat, der in anderthalb Jahren bis zu dem Range eines Bey's gesslegen ist (fruͤher Hauptmann Wekßlar), hat so eben eine Tuͤrkin geheirathet, die ihm ein sehr bedeutendes Vermoͤgen zubringt. Die Tärken ermangeln nicht, sowohl die Beschneldung von Convertiten als auch die Heirathen, welche christliche Renegaten eingehen, mit be— sonderem Pomp und lärmender Ostentation zu feiern. Dies fand nun bei dieser Gelegenheit auch statt.
In diesem Augenblick trifft aus Teheran die Nachricht ein, daß der Schach die von der Pforte in Vorschlag gebrachte Ver? ** Englands in der Tuͤrkisch⸗Persischen Differenz angenom⸗ men hat.
Paris, 27. Okt. Ueber Marseille sind heute Briefe gus Konstantinepel vom 6. Oktober hier eingetroffen. Da der Ramazan (die Fasten) mit dem Neumonde fuͤr die Tuͤrken be— gonnen hatte, so werden nun die Geschäfte in politischer
uͤbt, wenn man ihn auf luftleere Räume wirken!
und administrativer Beziehung zu Konstantinopel einen Monat lang so gut als schlafen. Während der Fastenzeit herrscht näm⸗ lich unter den Tärken eine vollkommene Unthätigkeit, die Beamten der Pforte schlafen bei Tage und gehen bei Nachtzeit blos ihren Vergnügungen nach. Wer um dlese Zeit ein Gesuch bel ihnen anzubringen, eine Reclamation bei ihnen zu erheben hat, wird da⸗ mit aufs Beiramfest verwiesen, denn erst dann fangen sie wieder an, sich um ihre Geschaͤfte zu kümmern.
In den Handels-Geschäften herrschte zu Konstantinopel ab⸗ solute Stockung, in keinem Artikel konnte etwas gemacht werden. Der außerordentliche Mangel an Geld machte es selbst den ersten und solidesten Häusern des Platzes unmöglich, mit Punktlich⸗ keit ihre Zahlungen zu leisten, so, daß Wechselbriese mit gegen— seitigem Einverstäͤndnisse dessen, der sie praͤsentirte, und dessen, der sie zu bezahlen hatte, oft erst vierzehn, zwanzig, ja dreißig Tage nach der eigentlichen Verfallzeit bezahit wurden, während sie der Ordnung gemäß, wenn sie 21 Stunden nach der Verfailzeit nicht bezahlt sind, protestirt werden sollten. Und um das Uebel noch zu verschlimmern, hatte in Galata eine föͤrmliche Gesellschaft sich gebildet, zu dem Zwecke, falsches Papiergeld in Um⸗ lauf zu setzen, und zwar zu einem bedeutenden Betrage. Gluͤcklicherweise kam man der Sache noch rechtzeitig auf die Spur, aber es fragte sich immerhin noch, ob auch die Regle— rung die Kraft haben werde, diesen immer von Neuem sich wieder— holenden Unwesen endlich auf eine durchgreifende Weise einen Damm zu setzen. Mit welcher außerordentlichen Nachlaͤssigkeit überhaupt das ganze Tuͤrkische Geldwesen überwacht wird, mag man daraus ermessen, daß man zu Konstantinopel eine wirklich voll— wichtige Goldmuͤnze nur aäußerst selten trifft; alle sind beschnitten oder durch andere Mittel verschiedener Art weit unter ihren Nenn⸗ werth herabgebracht, so daß man sie im Handel nirgends mehr nach diesem annimmt, sondern jede einzelne erst wiegt, um danach ihren wirklichen Werth zu bestimmen. Den traurigen Einfluß eines solchen Zustandes der Dinge auf den ganzen Geschaͤftsgang in Handel und Verkehr kann man sich leicht denken.
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Inland.
Berlin, 1. Nov. Se. Majestät der Koͤnig haben Aller— gnaͤdigst geruht, die Annahme: Allerhbchstihrem General-A1djutan— ten, dem General-Lieutenant Grafen von Nostitz, des Königl. Bayerischen Civil-Verdienst-Ordens der Krone erster Klasse, und dem Hauptmann Wernecke, aggregirt dem Generalstabe, der Großherzogl. Luxemburgschen Eichenkrone vierter Klasse, zu ge— statten.
Potsdam, 31. Okt. In der Naͤhe unserer Stadt ist ein großer Königlicher Wildpark eingerichtet und eingefriedigt worden. Derselbe hat einen Umfang von ungefähr 3500 Morgen, und vor etwa fuͤnf Wochen ist das erste Rothwild aus dem Oranienburger Forst-Revier dahin geschafft worden. Die jetzt daselbst befindlichen 140 Stuck Edelwild wurden vorgestern in Gegenwart Ihrer Ma— jestäten des Königs und der Koͤnigin aus der interimistischen Wild— bucht in den großen Wildpark eingelassen.
Die auf Befehl Sr. Majestät des Königs auf der Terrasse von Sanssouci erbauten Springbrunnen haben bereits mehrere⸗ mal ein sehr interessantes malerssches Schauspiel dargeboten, in— dem die damit angestellten Versuche vollkommen gelungen sind. Die Hohe des Strahles der Haupt-Fontaine ist auf 111 Fuß er⸗ mittelt worden.
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Atmosphärisches Eisenbahn⸗System.
S Paris, Ende Oktober. Die bffentlichen Blaͤtter haben die Sendung des Ingenieurs Tesseirine nach England gemeldet, dessen Zweck ist, im Auftrag unserer Regierung das in England neu erfundene System der atmosphaͤrischen Eisenbahnen zu průͤfen. Dieses System scheint berufen zu seyn, in dem gegenwartig be⸗ folgten Bau der Eisenbahnen eine durchgreifende Umwaͤlzung her⸗ vorzubringen, und unsere Regierung soll ernstlich gesonnen seyn, theilweise dieses System bei den neu anzulegenden Eisenbahnen in Frankreich zu adoptiren. Wenige Worte reichen hin, die Einfach⸗
des Alexander Georgewitsch zum Fuͤrsten von Serbien zu bestätigen heit, Nuͤtzlichkeit und Vortrefflichkeit des atmospharischen Eisen⸗ Herr von Butenieff begab sich sogleich zur Pforte,
wo er mit Sarim Efendi eine zweistuͤndige Konferenz hatte; kurz
bahn⸗Systems begreifen zu lassen. Z3wei Englische Ingenieure, Samuda und Clegg, geriethen im Jahre 1859 auf den Gedanken, die Luftleere als treibende Kraft bei den Eisenbahnen anzuwenden. Jedermann weiß, daß der Druck der äußeren Luft eine besondere 4 Kraft aus⸗ r n ih ßt. Man denke sich eine gewoͤhnliche Wasserspritze, deren innerer hohler Raum mittelst des Pumpenstockes von der Luft ganz geleert wurde, und deren Spritz-Deffnung gleich darauf hermetisch verschlossen wurde. Jedermann, der in der Physik nur oberflaͤchlich bewandert ist, weiß, daß in einem solchen Fall der Druck der äußeren Luft den Pu mpenstock in die Spritzrböhre mit Gewalt hineintreiben wird. Auf diesem physischen Gesetz beruht das ganze System der Herren Samuda und Elegg, welche annehmen, daß, wenn man der Laͤnge der Eisenbahn nach einen fortlaufenden leeren Luftraum erzielen könnte, die Lokomotive durch den Druck der äußeren Luft in Be— wegung gesetzt werden muͤßte. Nur handelte es sich noch darum, eine mechanische Vorrichtung zu erfinden, welche, mit der Lokomotive in Verbindung gesetzt, wie bei dem erwahnten Fall der Wasserspritze, als getriebener Pumpenstock fungiren und die von der 4uße— ren Luft ihm eingeprägte Fortbewegung sogleich der Lokomottve mittheilen wuͤrde. Die Art, in welcher die Herren Samuda und TLlegg dieses mechanische Problem loͤsten, ist eben so einfach als sinnreich. Sie fingen damit an, eine geraumige Roͤhre aus Me— tall die ganze Lange der Eisenbahn hindurch horizontal laufen zu lassen. Diese Rohre stellt, so zu sagen, die Spritzröͤhre dar; nur, da sie bei wei⸗ tem eine groͤßere Lange annimmt, wurde es in eben dem Grade schwie⸗ riger, einen fortlaufenden luftleeren Raum zu bilden. Die Her⸗ ren Samuda und Elegg wendeten zu diesem ende besondere Pump⸗ maschinen an, die dürch die Dampfkraft in Bewegung gesetzt werden. Eine solche fixe Pumpmaschine wird auf jede dritte Meile der Eisenbahn an gegn, und die Experimente haben gezeigt, daß sie in einer solchen ntsernung von einander in weniger als einer Viertelstunde in der Roͤhre der Elsenbahn den luftleeren Raum so vollkommen als moͤglich herstellen. An dem aäͤußersten Ende der von der Luft befreiten horizontalen Roͤhre ist ein starker Cylinder angebracht, welcher die Stelle des Pumpenstockes in der Sprite ver⸗ tritt. Dieser eiserne Cylinder wird an dem vordersten Theile des Wa⸗ genzuges der Eisenbahn befestigt, und da er durch den Druck der äaͤuße⸗ ren Luft in die luftleere hidhr geschoben wird, erzeugt er eine fortlaufende Bewegung, welche den Wagenzug noch 66 — die Lokomotive mit Dampfkraft mit sich fortreißt. Ich 8 . 1 reits bemerkt, daß der erste luftleere Raum durch eigene fire Dampf⸗