fur die . Frage: mit Ja Aus der Provinz Preußen 12 . Brandenburg ꝛ Pommern Schlesien
mit Nein
* 2
g6 Stimmen. Bei dem hiermit erfolgenden Schlusse der Berathung der Eisenbahn-Frage nahm der Marschall, auf Anregung eines Mit⸗ gliedes der Versammlung, Veranlassung, dem vorsitzenden Minister im eigenen wie im Namen der Versammlung den Dank fuͤr die zweckmäßige und sachfoͤrdernde Weise auszusprechen, in welcher von demselben die Berathung geleitet worden war, welcher Erklarung sich saͤmmtliche Mitglieder der Versammlung anschlossen.
Zeitungs ˖ Nachrichten. Ausland.
Frankreich.
Paris, 3. Nov. Das Journal des Dabats enthaͤlt 91 einen ausfuͤhrlichen Artikel zur Vertheidigung des Zoll⸗Vereins mit Belgien, der in folgender Weise beginnt: „Es ist unbestreitbar, 14 der Plan zu einer Handels⸗Union mit Belgien auf einen lebhaften Widerstand von Seiten einiger unserer Industrieen stoͤßt; aber koͤnnen auf keine Weise zugeben, daß dleser Widerstand gegruͤn sey, daß die Union mit Belgien unseren Finanzen und der National⸗ Arbeit nachtheilig werden wuͤrde. Es kann keinen richtigeren Ver— gleich geben, als den zwischen der Lage Preußens und Sachsens im Jahre 1333 und Frankreichs und Velh len im jetzigen Augen⸗ blick. Auf beiden Seiten Volker von demselben Ursprung, af n. Sprache, derselbe Glaube, dieselben Sitten; damals, wie jetzt ein kleiner Staat, der vertrauter mit der Fabrication, und seinen gro⸗ ßen Verbündeten in industrieller Hinsicht voran geeilt ist. Im Jahre 1833 glaubten einige der Preußischen Fabrikanten, daß die Handels⸗-Union mit Sachsen ihren Untergang herbeifuͤhren würde. Welches sind indeß nach 10 Jahren die Folgen des Zoll-Vereins? Ist Preußen in industrieller Hinsicht gesunken? Durchaus nicht; die ungeheuren politischen Vortheile, die es aus der Ünion zog, hielten gleichen Schritt mit den außerordentlichen industriellen Fortschritten.“ Im weiteren Verlaufe des Artikels behauptet das Journal des Debats, daß es durchaus nicht wahr fey, daß der Preußische Zoll-Verein den Beitritt Belgiens zuruͤckgewiesen habe. „Preußen“, sagt das genannte Blatt, „versteht sich zu gut auf seine politischen und kommerziellen Interessen, um einen sol— chen Vortheil von der Hand zu welsen. Aber Belgien hat sich bis jetzt dem Zoll Vereine nicht angebeten, und wird dies auch erst dann thun, wenn die uͤbel berathene Opposition, die der Fran⸗ zoͤsischen Regierung die Hände bindet, ihm jede Hoffnung raubt, sich mit Frankreich zu verbuͤnden.“
Das Journal des Débats läßt sich heute zum ersten— male uͤber die Angelegenheit des Generals Pajol, und zwar in fol⸗— gender Weise, — „Die Regierung hat geglaubt, den General Pajol in dem Kommando der ersten Milltasr⸗Division ersetzen zu muͤssen. Sie war der Meinung, daß so schwierige Functionen nicht etwa mehr Muth, mehr Hingebung, mehr Pa⸗ triotismus, als der General Pajol besitzt, aber wohl ein jugend— licheres Alter verlangten. Sie hat den General Tiburtius Se⸗ bastiani ernannt, dessen Anspruͤche auf einen so wichtigen Posten Niemand bestreiten wird. Wie viele Ruͤcksichten man auch auf langjährige Dienste nehmen muß, so ist es doch die Pflicht der Regierung, vor allen Dingen das Wohl des Staats zu befragen, und es koͤmmt ein Alter, wo der Wille nicht mehr genugt, um gewisse Functionen zu erfuͤllen. Eben, weil man lange Zeit und auf eine ehrenvolle Weise gedient hat, kann man nicht mehr dienen. Der General Pajol hat sein b8stes Jahr erreicht. Es ist dies das Alter des Ruͤckzuges, der immer noch nuͤtzlich und ruhmvoll seyn kann; aber es ist nicht
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— Traftates mit Belgien, auf unbestimmte Zeit verschoben eyen. Das erste Pariser Wahl⸗Kollegium ist auf den 29sten d. M. zusammenberufen worden, um in Folge der Ernennung des Gene⸗ ral Jacqueminot zum Ober⸗Befehlshaber der Pariser National⸗ Garde zu einer neuen Wahl zu schreiten.
Das — 1 des Seine⸗Departements ist gestern zusammengetreten und hat Herrn Besson zum Praͤsidenten und Herrn Mortimer Ternaux zum Secretair ernannt. Der erste Akt des Conseils bestand darin, eine Kondolenz⸗Adresse wegen des Todes des Herzogs von Orleans an den König zu votiren.
Herr Thiers ist gestern in Paris eingetroffen.
Börse vom 3. November. Die Nachfragen nach Fran⸗ . m hielten heute an, und der Cours der Zproc. stieg au : 40.
— Paris, 3. Nov. Die Opposition gegen einen Zoll-Verein it Belgien geht fast ausschließlich vom Norden und Nordosten on Frankreich aus, wo die verschiedenen Industriezweige, welche
die Konkurrenz Belgiens auf dem Franzoͤssschen Markte fuͤrchten, ihren Hauptsitz haben. Der Westen verhaͤlt sich, als weniger 2 7 so ziemlich passiv; nicht so der Suͤden, der, sich selbst konsequent, wie immer, so auch jetzt, eine innigere Han— dels-Verbindung mit Belgien nicht nur, sondern den Abschluß von Handels⸗Vertraͤgen auch mit anderen Staaten und Abschaf— fung des verderblichen Prohibitiv-Systems äberhaupt verlangt. Bordeaux und das ganze Departement der Gironde koͤnnen nur auf diese Weise hoffen, ausgedehntere Absatzwege fuͤr ihre Weine u erlangen, die jetzt wegen der hohen Auflagen, die sie uberall im
uslande treffen, keine mit der Quantität der Vorraͤthe im Ver⸗ haͤltniß stehende Anzahl von Kaͤufern finden und daher, ohne Zin— sen zu tragen, auf den Lagern liegen bleiben. Lyon ist in ähnli— cher, wenn auch bei weitem nicht so druͤckender Lage wegen seiner Seidenwaaren, die erst neulich wieder, wenn auch nicht in so har⸗ tem Maße, wie die Bordeaux⸗Weine, von dem Amerikanischen Tarif betroffen worden sind. Wenn daher die Organe jener Staͤdte fuͤr den Plan eines Zoll-Vereins mit Belgien in die Schranken treten, so ist dies sehr erklaͤrlich und nur zu verwundern, daß man dort der Thaͤtigkeit, welche die Gegner im Norden entwickeln und wodurch es denselben wirklich gelungen ist, das Kabinet mehr oder minder einzuschuͤchtern, nicht mit gleicher Energie und Thatkraft gegenuͤbertritt und so dem Ministerium, das dem Suͤden aus seiner gedruͤckten Lage heraushelfen moͤchte, und sich selbst zugleich einen großen Dienst erweist.
Das Verhältniß zwischen Norden und Suͤden, welches in
diesem Augenblicke in Frankreich hervortritt, hat viel Aehnlichkeit mit dem, welches in den Vereinigten Staaten obwaltet. Hier wie
beträchtlicher Markt bffnen, die Nachfrage na = tend 2 — — 6 — ge,, n. m Uebrigen ist es falsch, daß alle metallurgischen Etablisse—
ments Frankreichs in der Unmoglichkeit sich ill schon 3 * Kampf mit gleichen 497 gegen die gleichen Etablissements dez. Auslandes zu bestehen. an geht nicht zu weit, wenn man * * — daß viele nur der schlechten Weise ihrer Führung und ⸗ — tung ihre durch haͤufige Katastrophen bezeichnete, precalre — Hr uschtelben haben. So könnte ich eine Usine in einem
24 * 1 en belegenen Departement anfuͤhren, welche in Bezug 8 n Trangport des Minerals keinesweges sehr k — W gr ch r g, err , ,. tet hat sich, wie en ausweist, ihr Kapital in einem
. kurzen Zeitraume von! jehn Jahren mehr als
tt Paris, 3. Nov. Durch Verfügun in
oͤffentlichen Unterrichts werden aufs 2 3 6 ,. (Colleges municipaux) bezeichnet, mit denen Lehr⸗Anstalten, die unseren Realschulen entsprechen, und die, welche die err far Amts sprache coles ,. supérieures nennt, verbunden wer⸗ den sollen. Hiermit ist die Zahl der Gymnasien, denen solche Real= schulen beigegeben sind, auf 52 gebracht. Um die Wichtigkeit die— ser von Herrn Villemain ausgegangenen Maßregel zu be— greifen, muß man wissen, daß es in dem Systeme des öffent— lichen Unterrichts in Frankreich bisher noch an einem Mittel- 68 zwischen den Elementarschulen und den Gym nasien fehlte, o daß alse fuͤr eine zweckmäßige Schulbildung der für bürgerüche Gewerbe bestimmten Knaben durchaus nicht durchgreifend ge⸗ sorgt war. Zwar bestimmt ein in den ersten Jahren nach der Juli⸗-Revelution erlassenes 4 daß in allen Städten mit mehr als 6000 Einwohnern eine Realschule errichtet werden solle, aber dieses Gesetz war bisher nicht viel mehr als ein todter Buchstabe gewesen, und die Erziehung für das Manufakturwesen, den Handels stand, die höheren Handwerke u. s. w. fand nach wie vor auf den Gymnasien fuͤr alle diejenigen statt, welche über die Elementar⸗Kenntnisse hinauswollten. Die Uebelstände einer solchen Einrichtung waren zu einleuchtend, als daß ein so thaäͤtiger Mini— ster wie Herr Vlllemain nicht auf eine endliche Abhuͤlfe hatte den⸗ ken sollen, mit welcher denn jetzt auch ein vlelversprechender An— fang gemacht ist. Die Zahl der saͤmmtlichen Kemmunal-Kolleglen belaͤuft sich auf 312, und wenn die Regierung in der bisherigen Wei se fortfaͤhrt, fuͤr die Erweiterung Dee en zu sorgen, so wird in wenigen Jahren mit jedem derselben eine Realschule verbun— den seyn.
Die gestern zum zweitenmale bei Herrn Fulchiron versam⸗ melten Gegner des Zoll-Verein-Projektes haben nach dem neulich
dort befindet sich der Norden mit dem Suͤden in direkter Oppo⸗ sition, hier wie dort ist eine scharfe Scheidelinie zwischen beiden Theilen gezogen, in den Vereinigten Staaten wie in Frankreich ist es vorzugsweise der Norden, welcher der eigentlichen Industrie sich hingiebt, während der Suden dem Ackerbau huldigt und des⸗ sen Interessen also vertritt; doch ist dies im Suͤden Frankreich
nicht so ausschließlich der Fall als im Suͤden Nord⸗Amerika'
wo Fabriken und Manufakturen noch so gut als nicht vorhanden sind, während Lyon seine Seiden-Fabrication hat, die aber in Belgien noch in der Kindheit liegt, aiso diesem gegenuber in einer ganz anderen Lage ist, als die anderen Industriezweige in den nördlichen Provinzen Frankreichs. Daß die Steinkohlengruben⸗ Besitzer von St. Etienne aber mit ihren Kollegen in den nördli—
mehr das Alter des aktiven Dienstes, und besonders eines so muͤhseligen und verwickelten Dienstes, als der des Militair-Com mandeurs der Hauptstadt des Königreichs. Dies sind, wie wi glauben, die Beweggruͤnde, und die einzigen Beweggründe der Regie rung. Es versteht sich von selbst, 3 der General in den Opposi⸗ tions⸗Journalen sobald populair geworden ist. Vor acht Tagen lie der General Pajol, troß des Glanzes seiner langjährigen Dienste, Gefahr, nur fuͤr einen Hoͤfling, fuͤr einen Palasi-Soldaten ausge⸗ geben zu werden; jetzt wird er geschmeichelt, geruͤhmt, gepriesen; man ist erbittert uber die Brutalität seiner Absetzung; feine Bio⸗ raphie figurirt in den Journalen der linken Seite und iwird ohne
weifel in die legitimistischen Journale äbergehen. Man ruͤhmt ihm nach, daß er wisse, wie man gestuͤrzten Köͤnigthuämern den Weg nach Cherbourg weise; und man ist so gnaͤdig, zu vergessen, daß er nicht weniger gut gewußt hat, wie man Emeuten und Empdrungen unterdrücke. Es wurde nur von ihm abhängen, nachdem er sich geweigert hat, Adjutant des Koöͤnigs und Gou— verneur des Louvre zu werden, die Stelle eines Ober—
der radikalen Streitkräfte anzunehmen.
General, so mißvergnügt er
doch im Innern übe
bedauern es um sein
Klagen zuruͤckzuhalten oder el
zu den Ohren des Publikum
denn am Ende wahr, daß die
3. fand eine
ulchiron statt.
als die erste;
aͤsentirt. Ueber n privativen
Alle Mitglieder en.“
chen Departements gemeinschaftliche Sache machen, begreift sich leicht.
Daß auf der anderen Seite die Klagen der Franzoͤsischen Industriellen uber ihren unvermeidlichen Ruin, wenn man wirklich einen Zoll⸗⸗Verein mit Belgien abschließen wurde, wenn auch manche Punkte, die sie zur Erhaͤrtung ihrer Be— hauptungen anfuͤhren, ihre Richtigkeit haben, doch uͤbertrieben sind, waͤre unschwer nachzuweisen. Warum sollen die Tuchfabri⸗ kanten von Louviers und Sedan nicht im Stande seyn, die Kon— kurrenz mit ihren Belgischen Rivalen auszuhalten, ohne durch ab⸗ solutes Verbot der Einfuhr der Produkte dieser oder durch Schutz⸗ zoͤlle, welche einem Verbote gleichkommen, geschuͤtzt zu seyn? Das Handwerk ist in Frankreich und Belgien fast gleich theuer. Da⸗ gegen kommt dem Belgischen Fabrikanten der Rohstoff, namlich die Wolle, allerdings wohlfeiler als dem Franzoͤsischen, nicht etwa weil Belgien selbst die zum Bedarf seiner Tuch⸗Fabrication nöͤ⸗ thige Wolle selbst produzirt, was durchaus nicht der Fall ist; son⸗ dern weil dieser Rohstoff dort zollfrei eingeht, waͤhrend er in Frankreich einen ziemlich hohen Zoll bezahlen muß, also den In⸗ dustriellen, die ihn verarbeiten, theurer zu stehen kommt. Unter die⸗ sem Gesichtspunkte haͤtten daher die Franzoͤsischen Tuchfabrikanten Recht, sich uͤber eine Zoll-Vereinigung mit Belgien zu beklagen, aber nur dann, wenn diese Ungleichheit der Stellung zwischen ihnen und ihren Nachbarn aufrecht erhalten werden sollte. Aber gerade die Idee eines Zoll-Vereins zwischen beiden Laͤndern bringt es schon mit sich, und es waͤre eine natuͤrliche Folge desselben, daß die in beide Laͤnder eingefuͤhrten Produkte einem gemeinschaftlichen Tarlf unterworfen, also die Ungleichheit der Stellungen in beiden, die jetzt vorhanden sind, aufgehoben werden mußte. Sobald aber dieses geschehen ist, warde der Belgische Fabrikant seine Wolle eben so theuer bezahlen, als der Franzoͤsische; dieser koͤnnte sonach gegen seinen neuen Konkurrenten mit gleichen Waffen kaͤmpfen, und von einem Nachtheil, der ihm aus dem Abschlusse des Zoll⸗ Vereins herverginge, koͤnnte daher kaum mehr die Rede seyn. Ob freilich die Belgische Fabrication dabei gewinnen und demnach geneigt seyn wuͤrde, aus ihrer jetzigen vortheilhafteren Stellung herauszutreten, ist freilich eine andere Frage.
Ein anderer Punkt, den die Franzoͤsischen Tuch-Fabrikanten als Grund gegen den Abschluß eines Zoll-PVereins mit Belgien anführen, ist, daß die Franzobͤsische Fabrication hinter der Belgischen zuruͤckstehe. Vorerst fragt es sich, ob dieser Umstand gegründet, und wenn dies, wie wir allerdings glauben, wenigstens theilwiese der Fall ist, ob nicht die Ursache davon der Lethargie zugeschrei⸗ ben werden muß, in welche gerade durch das fortdauernde Pro⸗ hibitiv⸗System die Franzoͤsische Fabrication versank. Zu verlan⸗ gen nun, daß man sie auch ferner zum alleinigen Nachtheil der ungeheuren Masse der Konsumenten in diesem Zustande belassen, die Unthaͤtigkeit gewissermaßen privilegiren solle, geht denn doch zu weit, und am allerwenigsten wurde sich durch dergleichen Ar⸗ gumente die Regierung von einer Maßregel abhalten lassen, die allerdings in vielfachen Beziehungen für Frankreich von hoher Wichtigkeit, von unbestrittenem Vortheile seyn wuͤrde.
Was die Steinkohlen und das Eisen anlangt, so kann man
merhin zugeben, daß die Gewinnung derselben und also auch r Pre in . sich wohlfeiler herausstellt als in Frankreich. lein erstens muß man bedenken, daß dlese beiden Produkte ein
Verhaͤltnisse zu ihrem Preise fehr bedeutendes Gewicht haben,
aß also die Transport⸗Kosten ihren Werth ansehnlich vertheuern ssen, und daß sie schon dadurch im Presse 23 werden, daß
ch ihnen, im Falle des Zustandekommens des Joll-Vereins, ein
nfti über Land kommende Post aus Indien, statt über le elt e
hervorgehobenen Aufsatze im Journal des Dabats ihre Auf⸗ gabe fuͤr erledigt erklärt und sich in der Ueberzeugung, daß die Re⸗ gierung jenes re i. bereits fallen lassen, ohne weitere Beschluß⸗ nahmen wieder getrennt. Alles was in dieser Sache von jetzt an noch geschehen foͤnnte, um die Meinung von einer Fortdauer der Unterhandlungen uͤber den Zoll-Verband zu verbresten, darf die Interessen, welche bei der Vereitelung eines solchen Vorhabens be— theiligt sind, nicht mehr beunruhigen. Nur in einer wesentlich ver— anderten Zeit kann der fragliche Plan mit Aussicht auf Ersolg wieder hervorgenommen werden.
Die Nachrichten aus Afrika sprechen fortwährend von einer merklichen Spannung zwischen dem Kriegs⸗-Ministerium und dem General Bugeaud. Man versichert, daß der Marschall Soult mit dem Statthalter von Algerlen durchaus nicht über die anzuwen⸗ denden Verwaltungs⸗-Prinzipien einverstanden sey, und daß er sich namentlich von der = , . ja von der Zweckwidrigkeit des Systems der unausgeseßten Expeditionen und der Razzias äber— zeugt habe. Man will sogar wissen, daß der Krlegs-Minisser durchaus unzufrieden mit dem Plane der Herbst-Expeditson des Generals Bugeaud gewesen sey, und daß er den Oberssen De— larue besonders nach Algerien geschickt, um den General-Gouver— neur von diesem Verhaben abbringen zu 22 Diese Gerüchte bedürfen freilich noch der Bestäͤtigung, aber sie wiederholen sich so oft, daß man sie fuͤr ganz grundlos halten kann. Die Expeditions⸗ Truppen des Generals Bugeaud sind in einem klaͤglichen Zustande zuruͤckgekehrt, der ihnen noch nicht erlaubt hat, den Dienst in der Stadt anzutreten, der deshalb noch immer von der National— Miliz versehen wird. Auch die Operations⸗Kolonne des Generals Lamoricimre ist in ihr Standquartier nach Maskara zurdͤckgekehrt, wo sie, obgleich sie weniger gelitten als die Soldaten des Gene⸗ rals Bugeaud, einer langen Ruhe bedarf, um sich von den aus— gestandenen Muͤhseligkeiten zu erholen.
Grosibritanien und Irland.
London, 2. Nov. Die Königin und Prinz Albrecht wer— den am Sten d. von Windsor nach Brighton abreisen und dort drei bis vier. Wochen bleiben; es werden 8. im dortigen Pa⸗ last die noͤthigen Anstalten zu ihrer Aufnahme getroffen.
Der Verein gegen die Korngesetze hat am vorigen Freitage eine große Versammlung gehalten, zu welcher Richard Walker und Dr. Bowring speziell eingeladen worden waren. Beide hielten sehr lange Reden, in welchen das Verfahren Sir Robert Peel's geta— delt wurde, dessen Persoͤnlichkeit der Erstere jedoch völlige Gerech— tigkeit widerfahren ließ. Dr. Bowring sagte unter Anderem, er habe die Aeußerungen des Landvolkes belauscht, welches sich in den staͤrksten Ausdrucken gegen den Premier⸗Minister vernehmen lasse, der schlimmer sey, als Lord John Russell. Dleser habe doch nur das Korn sener aber auch das Rindvieh angerkhrt, und es thaͤte ihnen leid, ihn ans Ruder gebracht zu haben. Ferner bemerkte der Redner, er habe in London vernommen, daß 40 Parlaments⸗Mitglieder beschlossen haͤtten, Sir R. Peel's Fahne zu verlassen, weil er der bffentlichen Meinung so viele Konzessionen gemacht habe; doch heit es zu⸗ gleich, daß Sir R. Peel selbst und die Freunde desselben voraus⸗ saͤhen, daß er fuͤr Jeden, der ihn des Guten wegen, welches er 3. verlasse, zwei von der liberalen Seite zum Ersatz erhalten werde.
Der Morning Advertiser bespricht das Geruͤcht, dem zufolge Sir R. Peel beabsichtigen soll, einen festen Getraide⸗-Zoll vorzuschlagen, der in sechs Shillingen, also noch niedriger als die Melbournsche Proposition, die acht Shillinge betragen sollte, be⸗ stehen werde. Der Advertiser meint aber, der Premier-Mi—⸗ nister komme damit zu spät; vor zwölf Monaten wuͤrde diese Kon⸗
zefsion vom Volke dankbar aufgenommen worden seyn, jetzt aber
werde dasselbe sie geringschätzen, und nur die gänzliche und unver⸗= gm r x bschaffung des Getraide⸗Monopols werde es zufrieden- ellen koͤnnen. , wurde vom Morning Herald gemeldet, daß der General⸗Postmeister, Lord Lowther, mit der Oesterreichischen Re⸗ gierung eine Uebereinkunft abgeschlossen habe, wonach . die
Triest durch Deutschland nach England b Nach amtlicher Mittheilung des d nen a n et aber fuͤr jetzt keine derartige Uebereinkunft abgeschlossen worden.
Schweden und Norwegen.
ristiania, 25. Okt. (C. A. 3.) Die hiesigen Katholiken n, g Persenen) wunschen eine Gemeinde zu bilden und eine Kapelle zu errichten. Indessen ist unsere religibse . bung, wie bekannt, so wenig kolerant, daß solches nicht ohne Ge— nehmigung geschehen kann, und es ist sehr eile ggf ob die Re⸗ rung sich für berechtigt halt, solche zu gehen. Wir sind in einer k sonderen Lage hinsichtlich der Religions-Verhaͤltnisse; das Volk sist keines weges unduldsam und die Regierung eben so wenig; nur bie Gesetzgeber der früheren Jahrhunderte sind es, die uns die Hände binden, ihre Vorschriften besteben noch, weil es nicht ge— läöckt ist, etwas Gutes zu Stande zu bringen, das an deren Stelle geszt werden könnte.
Deutsche Bundesstaaten.
Vꝛtünchen, 3. Nov. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prinjessin Wilhelm von Preußen. haben diesen Morgen J Uhr unsere Stadt verlassen, um sich über Hohenschwangau, wo sie einige a9 zu verweilen gedenken, nach Preußen zur uůckzube⸗· geben. Se. oͤnigl. Hoheit der Kronprinz durfte, wie verlautet, schwerlich vor Mitte diefes Monats wieder hier eintreffen.
Von den Mitgliedern unserer beiden Stände-⸗Kanimern sind bereits einige hier angekommen; sie sind bekanntlich zum aten d. M. einberufen. Wie es heißt, wird Se. Majestaͤt der Koͤnig den feierlichen Akt der Eröffnung der Staände-Versammlung nicht im Saale des Staͤndehauses, sondern im Thron saal des Festbaues vornehmen.
** Frankfurt a. Mt., 5. Nov. Wir haben die Offen⸗ heit der Thron⸗Rede anerkannt, womit kurzlich die Session der Hollaͤndischen Generalstaaten eröffnet wurde, und koͤnnen heute nicht umhin, zu bemerken, daß die Antworts⸗Adresse der Generalstaaten auf diese Koͤnigliche Rede nicht weniger offen und wuͤrdig gehalten ist. ie entwirft allerdings auch ein däͤsteres Bisd von der Lage Hollands; allein gerade weil sie dies thut, weil sie dem Könige in offener maͤnnlicher Sprache die wunden Flecken der Verwaltung zeigt, nicht verhehlt, daß die Schuldenlast auf eine furchtbare Hohe gelangt sey, dle Abgaben nicht die kleinste Vermehrung zulassen; weil sie aber auch zugleich voll Vertrauen den xedlichen Willen der Regierung anerkannt, die Lage des Landes moͤglichst zu verbessern, hat die Antworts⸗Adresse in Holland allgemein einen guͤnstigen Eindruck erzeugt. Man erwartet von der dies maligen Session der Generalstaaten gute Resultate und namentlich fuͤr Verminderung der Ausgaben, ohne welche einem fortschreltenden Defizit nicht begegnet werden kann. Trotz der gedrückten Lage des Landes, hält sich der Kredit Holland's doch aufrecht und die Hollaͤndischen Staats-Effekten behaupteten in den letzteren Tagen eine sehr feste Haltung zu Amsterdam. Wahrscheinlich werden sie auch in der naͤchsten Zeit diese guͤnstigere Stimmung einhalten; denn die Beendigung des finanziellen Streites mit Belgien wird erst dann ihren Einfluß üben, wenn die Ratificationen des
Artikel einstimmig freispricht,
Traktats ausgewechselt sind und dies ist in den naächsten Tagen zu —— Auch hier behaupteten sich in dieser Woche die Hollandischen Fonds auf festen Coursen. Es lohnt sich aber wirklich nicht, us führliche Berichte jetzt von unserer Boͤrse u schreiben, denn das Geschaft liegt ganz darnieder. Die Effekten ku d sich fest, das ist wahr, aber der Umsatz darin ist hoͤchst un⸗ bedeutend, und dadurch entsteht auch wenig Veränderung der Courfe. Es üben die auswärtigen Geldmaͤrkte jetzt wenig oder feinen Impuls auf das Boͤrsen⸗Geschäft dahier und von außen fehlen die Einkaufs⸗Aafträge. Den Operatienen der einheimischen Spekulanten steht immer noch die geringe Fluͤssigkeit des Geldes entgegen — der Diskonto ist auf pCt, gestiegen — und auch im Wechselhandel wird wenig gethan. Seit einer langen Reihe von Jahren war es im Bank⸗Geschaͤft hier nicht so stille wie jetzt. Ob dieser Zustand bald eine wohlthaͤtige Aenderung erleidet, steht dahin.
Eine größere Kauflust erwartet man in den Actien der Taunus⸗-Eisenbahn, so wie in den Eisenbahn⸗Actien uͤberhaupt, wenn die elektro⸗magnetische Kraft bald praktisch auf den Bahnen angewendet werden kann. Die Taunus-Eisenbahn-AUetien stehen fortwährend 133 — 138 Fl. uͤber Pari. Die Frequenz der Bahn ist in diesem Jahre auch wieder weit staͤrker als im vorigen, und der 0, auf der Bahn faͤngt an, bedeutend zu werden.
Nachdem den verfassungsmäßigen Beslimmungen entsprochen worden, wurde heute durch unsere Gesetz und Statuten-Samm⸗ lung der Zollvereins-Tarif fuͤr die Jahre 1843, 1844 und 1815 veröffentlicht.
Die General⸗Versammlung der Actionoire der Main-Dampf— schifffahrt fand am 2Aten und Iten d. zu Wurzburg statt, und die darin gefaßten Beschlüsse sollen dem Unternehmen einen neuen Impuls verleihen. Trotzdem in diesem Sommer die Dampf⸗ schifffahrt auf dem Malin fast null war, nahmen die Main— Dampfschiffe doch 10009 Fl. ein, wahrscheinlich aber namentlich durch ihre Verwendung auf dem Rhein im Dienste der Duͤs— seldorfer Gesellschaft. Auch hier wuͤnscht man der Main⸗Dampf⸗ schifffahrt das beste Gedeihen; allein man ist in seinen des fallsigen Hoffnungen etwas nuͤchterner Natur.
Italien.
ron, 27. Okt. (A. 3.) Der Russische Gesandte, Herr von Potemkin, ist gestern nach Ankona abgereist, um dort bei der Ankunft des Herzogs und der Herzogin von Leuchtenberg gegen— waͤrtig zu seyn. Ob Ihre Kaiserlichen Hoheiten Rom besuchen werden, scheint noch ungewiß. Von der Entfernung des Russi— schen Gesandten ist uͤbrigens nicht die Rede mehr, auch nie ernst— lich die Rede gewesen. Der Franzoͤsische Botschafter, Graf La— tour⸗Maubourg, ist auf seinen Posten zuruͤckgekehrt und, da die Villeggiaturen ein Ende genommen haben, das diplomatische Corps nun wieder vollstaͤndig.
Spanien.
O Madrid, 27. Okt. Sicherem Vernehmen zufolge hat die Regierung dem Infanten Don Francisco de Paula den Ve⸗ fehl zugeschickt, Saragossa zu verlgssen, und sich mit ö. Fa⸗ mille, ohne Madrid zu berühren, uͤber Valencia nach Sevillg zu begeben. An letzterem Orte e unterdessen die Zahl der Par— teigaͤnger der Familie des Infanten eher zu- als abzunehmen. Das Eco del Comercio enthalt heute einen Korrespondenz-Artikel von dort, worin es heißt: „Es giebt sich auch hier das unver⸗ schaͤmte Bestreben zu erkennen, die n en t der Koͤnigin zu verlängern, um dieses Verhältniß auszubeuten. . . . Die ein⸗ E. glucksiche Losung dieses Dramas würde in der Fesistellung der
ermählung der Königin bestehen, und da die Nation die Herrschaft
eines Fremden weder . kann noch darf, so wuͤnscht man
allgemein, daß die Ehe mit dem Infanten, Herzoge von Cadix, slattfinde, deffen glaͤnzende Eigenschaften so allgemeinen Beifall
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finden.“ — Der Kammerherr und Haushofmelster des Infanten, Graf von Parsent, ist von hier nach Saragossa abgegangen.
Fuͤr eine wichtige Thatfache kann die Haltung gelten, welche die periodische Presse so eben anzunehmen beginnt. Der Unfug, den einige Blatter trieben, indem sie alle Gränzen des Anstandes überschrstten, und selbst an die Personen, welche fuͤr jetzt die höch⸗ sten Wurden des Staates bekleiden, eine Sprache richteten, wie man sie kaum gegen den verworfensten Verbrecher zu führen ge— wohnt ist, konnte nur durch das Preßgeschwornengericht elbst uͤber⸗ boten werden, welches alle dergleichen ihm als schuldig uͤberwiesene und auf diese Weisg die periodische Presse zu neuer Zägeilosigkeit ermaͤchtigt. Natürlich fand eine Rückwirkung statt, und die Blätter, welche das Ministerium zu seiner eigenen Vertheidigung unter alt, hielten sich fuͤr berech⸗ tigt, die gegen die Persen des Regenten und seine nächsten Umgebungen gerichteten Ausfaͤlle in nicht weniger ungebuͤhrlichem Tone zur äckzuweisen. So nannte neulich die Iberia, das aner kannte Organ des Ministeriums Rodil, die Geschwornen welche einen zuͤgellosen Artikel der Pos data cgeines 1 freige⸗ sprochen hatten, geradezu Meineidige, Ehrlose, Strafwürdige ze. Dieser Umstand, und eln von dem Kriegs-Minister Rodil an 2 Offiziere der hiesigen Besatzung gerichtetes Rundschreiben, in. wel⸗ chem diese aufgefordert werden, die Mißbraäͤuche der periodischen Presse mit Waffen jederlei Art zu bekämpfen, hat zu der Voraus⸗ setzung gefuͤhrt, daß die Regierung einen Gew lt streich gegen die Preßfreiheit selbst auszuführen beabsichtige. Nun hat das Eco del Comercio als bestes einer solchen Maßregel entgegen⸗ zusetzendes Mittel einen gesetzmaͤtzigen, offentlichen und freiwil⸗ ligen zwischen allen unabhängigen Tagesblaͤttern abzuschließen⸗ den erein vorgeschlagen, dessen. Mitglieder unter sich ver⸗ abreden sollen, auf welchem gemeinschaftlich einzuschlagenden Wege den Gewaltstreichen der Regierung ein rechtmäßig organisirter Widerstand entgegenzusetzen wäre. Es wird zu diesem Behufe angedeutet, keines der verschiedenen Blatter soll die Verfechtung seiner Privat⸗Meinungen aufzugeben, sondern nur den Ton inso⸗ fern abzuandern haben, daß man aus diesem nicht fernerhin auf die Absicht, die Masse des Velkes gegen die bestehende Regierung aufregen zu wollen, schließen koͤnnt. Die Blatter von den ver— schledenartigsten Farben, der Christinische Heraldo und der repu⸗ blikanische Penlinsular, die giftige, aber am meisten gelesene Posdata und der rein monarchische Trono, so wie der prak⸗ tisch constitutionell gesinnte Castellano, haben sich beeilt, diesem Vorschlage des Eco del Comercio beizutreten, und die Redac⸗ teure haben Versammlungen gehalten, in denen die weiteren ge— meinschaftlichen Maßregeln verabredet worden. Obgleich sie sammt⸗ lich die Bekämpfung des Ministeriums zum Zwecke haben, so schlagen sie hierbei doch einen von den Geseßzen selbst gebilligten Weg ein, und verlassen den bisher so oft betretenen der Pronun—⸗ csamientos. In dieser Hinsicht kann man den neuen Preßverein einen wahren Fortschritt nennen.
Es — n. daß zwischen dem Englischen Gesandten und dem vormaligen Minister⸗Praͤsidenten Gonzalez eine gegensei⸗ tige Wlederannäherung stattgesunden habe, und Letzterer dazu be— stimmt sey, den Praͤsidentenstuhl im bevorstehenden Kongresse der Deputirten, und darauf den Vorsitz im Ministerium einzune men. Waͤre diese Behauptung begruͤndet, so durfte man daraus schlie⸗ ßen, daß die Partei des Herrn Gonzalez, die bekanntlich in den letzten Cortes durch die Coalition uͤberstimmt wurde, darauf rechne, eine starke Majoritàt in dem binnen kurzem zusammentretenden Kongresse zu erlangen. ⸗
Die außerordentliche Geldverlegenheit der Regierung fuͤhrt die seltsamsten Erscheinungen herbei. So ließ neulich der Inten⸗
ten: „Es ist kein Geld in der Kasse, deshalb wird Niemand be— ahlt.“ . * Der Regent hat die Festig eit, mit der er die Anforderungen
der Franzoͤsischen Regierung zuruͤckzuweisen gewohnt ist, aufs neue bewaͤhrt. Letztere hatte in Folge der Beschwerden, welche der
Generals verlangt. Als Erwiederung auf diese Zumuthung hat die Regierung ihn zum General⸗-Inspecteur der Zoll-Beamten in den vier Provinzen Cataloniens ernannt und ihm ausgedehnte Voll⸗ machten ertheilt.
* — von Morella, in dem sogenannten Maestrazgo, ist neben der berelts bestehenden Bande des Gro eine andere auf⸗ getreten, an deren Spitze sich der ehemalige Karlisien-Chef el Serrador gestellt hat. Ger : ; des halb a nöthig gehalten, in jenem ganzen Bezirke das Kriegs⸗ gesetz zu verkuͤndigen. Diesen Umstand benutzen die Oppositions— Blätter, um der Regierung vorzuwerfen, sie sey zu schwach, um auf verfassungsmäßigem Wege auch nur einem so unbedeutenden
labzuhelfen. . K—4 1 hat so eben allen Spanischen Militairs, welche wahrend des Feldzuges von 1823 in Gefangenschaft geriethen und nach Frankreich gefuͤhrt wurden, ein besonderes Ehrenzeichen ertheilt.
2. Paris, 3. Nov. Der Bericht des General-Capitains der Insel Euba an die Spanische Regierung über den furchtbaren Orkan, welcher auf dieser Insel wuͤthete, ist aus Havang vom 13. September datirt und zunächst an den Marine⸗Minister ge⸗ richtet. Der Sturm begann um Mitternacht vom 3. auf, den 4. September und dehnte seine Verheerungen nicht blos längs der Kuͤste, sondern auch im Innern der Insel aus. Um Mitter— nacht erhob sich heftiger Nordostwind, der bis 3 Uhr Morgens immer mehr zunahm und um 5 Uhr bei etwas bedecktem Himmel
ganz zum Nordwind umschlug. Das Meer sing an bedeutend hoch zu gehen und die Kriegs-Korvette „Liberal“, so wie eine An— zahl Handelsschiffe, wurden dadurch vom Auslaufen aus dem Hafen abgehalten. Um 65 Uhr jedoch gelang es den Spanischen Dampf— schiffen „Natchez“ nach Matanzas und „Tacon“ nach Muriel aus⸗ zulaufen, jedoch bei schon sehr stuͤrmischem Meere, wahrend der Wind noch immer heftiger wurde, bis Mittag, wo ein erklaͤr⸗ ter Sturm vorhanden war. Den Vormittag uͤber hatte es von Zelt zu Zeit ziemlich stark geregnet, die Atmo⸗ sphaͤre war sehr neblicht und die Wolken waren ziemlich dicht, dunkel und tiefgehend. Um 125 Uhr brach der Orkan mit seiner ganzen Gewalt aus, das Meer schleuderte seine Wellen bis zur Höhe der Castelle del Morro und la Punta, und da die Muͤn— dung des Hafens nach dieser Seite zu sich oͤffnet, so erlitten meh⸗ rere darin liegende Schiffe Haverien. Das Meer stieg an diesem Tage hoher als je, es war gerade Neumond. So dauerte der Orkan den ganzen Nachmittag fort bis 7 Uhr Abends, wo der Wind in Suͤdost umschlug und so blieb bis Mitternacht. Um diese Zeit nahm seine Gewalt etwas ab. Allmaͤlig schlug er dann bei fortwaͤhrend abnehmender Starke in Suͤd um, und um 4 Uhr Morgens des 5. Septembers war der eigentliche Sturm voruͤber. Am ganzen Tage des sten wehte wenig Wind, der zwischen Suͤd und Ea wechselte; dagegen erfolgten mehrerere Explosionen der Elektrizitaͤt, und ein Blützstrahl schlug in den Hauptmast der
dant von Toledo folgende Benachrichtigung an seine Buͤreaus hef⸗
Fabrikant Lefebvre gegen Zurbano erhob, die Abberufung dieses
Ber General-Capitain von Valencia hat
Kriegs- Fregatte „Isabella N“, der dadurch unbrauchbar ge⸗ — — 39 7ten endlich erst kehrte das gute Wet⸗ ter zuruck, und es liefen wieder Schiffe in den Hafen von Havana eln. Alle seitdem dort angekommenen hatten mehr oͤder minder starke Beschaͤdigungen vom Sturme erlitten. Nach den Berichten der verschiedenen Capitaine zu schließen, hat der Orkan von Norden nach Süden auf eine Zone 150 Leguas in die Breite sich ausgedehnt. Mehrere Tage war man zu Ha⸗ vana um das Schicksal des Dampfschiffes Natchez“ in Unruhe gewesen; endlich erfuhr man, daß es mit vielen Haverien und ohne Steuerruder an der Kuüste von Ost-Florida gelandet hatte, wo es setzt, in seiner Ausbesserung begriffen, vor Anker liegt. Im Ha⸗ fen von Havana selbst wurden 41 Schiffe entweder von ihren Ankern losgerissen, gegen einander geschleudert oder an die K ste geworfen, 10 Goelerten von Köstenschiffern strandeten oder schei⸗ ferten, einen Theil hoffte man zu retten; eben so eine Anzahl anderer kleiner Fahrzeuge; die Ausbesserungen werden wohl an 120000 Pesos kosten, auch die Molos, Magazine u. dgl. an der Nordkuͤste haben bedeutende Beschädigungen erlitten, deren Werth noch weit hoͤher angeschlagen wird als der vorher angegebene. Im Innern waren alle Füässe und Bäche außeror⸗ dentlich gewachsen und hatten das anliegende Land überschwemmt. Mehrere Heerden waren zu Grunde gegangen, eine Anzahl kleiner Bruͤcken zerstoͤrt, die jedoch leicht wiederherzustellen sind. Aber die größte Kalamitaͤt ist, daß fast alle Platanenbaͤume umgerissen wurden, deren Frucht den Negern und Landleuten zur Nahrung dient, welcher Verlust um so empfindlicher wird, da auch die eben im Keimen begriffen gewesene Mais⸗-Aerndte vernichtet wurde. In den bedeutenderen Zucker- und Kaffee⸗Pflanzungen dagegen ist, ob⸗ gleich der Sturm auch dort sich fuͤhlbar machte, der Schaden nicht so groß, da die Saaten kaum erst im Anfange ihres Wachs⸗ thums sich befanden. Die hydraulischen Werke, an denen zu dem Zwecke der Wiederherstellung der Mauer des Ha⸗ fentheils, gegenuber der Courtine des Kastells de la Fuerza gearbeitet wurde, haben vielfach gelitten, doch bestehen die Verluste daran mehr in Geruͤsten, Geräthen aller Art und Werkzeugen; der neuerbaute Theil der Werke hat dagegen voll⸗ kommen widerstanden. Im Hafen von Matanzas hat eine mit Zucker beladene Englische Fregatte Schiffbruch gelitten, und un⸗ mittelbar an der Kuüste eine Goelette eines Kuͤstenfahrers. Die Passagiere und Mannschaften dieser Schiffe wurden gerettet bis auf den Zimmermann der Englischen Fregatte, der von einem der Masten seines Schiffes in dem Augenblicke erschlagen wurde, als er ihn faͤllen wollte. Der General-Capitain spricht am Schlusse seines Berichtes die Hoffnung aus, daß der Regent denselben mit gleichem Bedauern vernehmen werde, als er (der General⸗-Capitain) shn abgefaßt habe.
Serbien.
Belgrad, 1R. Okt. (A. 3.) Die Gegner der neuen Ord⸗ nung der Dinge wissen nicht Worte genug zu finden, um den Pa⸗ trioten Wutschitsch anzuklagen. Es giebt eine einfache Antwort darauf: er und seine Genossen hatten das Volk und die Macht auf ihrer Seite, und dachten dennoch nicht daran, die Gewalt fuͤr sich
zu behalten, sondern erachteten es fur billiger, die Oberherrschaft dem Sohn des unvergeßlichen Czerny⸗Georg zu übertragen. Die bffentli— chen Berichte haben über diesen manches Unrichtige verbreitet; folgen⸗ des ist die Wahrheit. Er ist 36 Jahre alt, hoch und schlank von Gestalt, ernst im Benehmen, dabei aber gutmuͤthig und anspruchlos. Er wurde bekanntlich in Rußland erzogen und bekleidete bei dem (mit ihm verwandten) Fuͤrsten Michael die Stelle eines Adjutanten. Bei den letzten Ereignissen verhielt er sich indifferent. Aus Be— sorgniß, er koͤnnte bei dem gereizten Volke Aufsehen erregen, gebot ihm Fuͤrst Michael, in Belgrad zu bleiben. Als die Botschaft von dem fuͤr den Fuͤrsten ungluͤcklichen Gefecht hierher kam, und die Mi⸗ nister vom Fuͤrsten nach Toptschidere berufen wurden, wo sie bald dar⸗ auf gemeinsam die Flucht ergriffen, beschlossen sie vor ihrem Abgang, den Sehn Czerny Georg's ihrer schlechten Politik zu opfern. Sie ließen ihn demnach Abends in die Fuͤrstliche Residenz beschei⸗ den unter dem Vorwande, er sollte einige Befehle entgegennehmen. Er ahnete nichts Gutes und entschuldigte sich, es wäre ihm un⸗ moͤglich, der Vorladung zu folgen. Bald darauf erschienen zwei Panduren mit der Weisung, Gewalt zu gebrauchen, falls er sich weigern sollte, Gehorsam zu leisten. Als Alexander Georgewitsch dies sah, begab er sich auf den Weg. Als sie aber bei der Tuͤrkischen Kaserne vorbeikamen, fluͤchtete er sich ploͤtzlich in das nächste Thor derselben und rettete mit Huͤlfe des Tuͤrkischen Inspections-Kommandanten sein Leben. Er be—⸗ sitzt Festigkeit des Charakters, ist klug und besonnen und spricht mehrere Sprachen. — Alexander Georgewitsch hat in den letzten Tagen ein Cirkular ergehen lassen, worin er uͤber die Ver— wendung der nach Verjagung des Fuͤrsten Michael im Serbischen Schatz vorgefundenen Gelder Rechenschaft giebt und zu zeigen bestrebt ist, daß weder unrechte Verausgabung, noch irgend eine Verschleuderung ihm zur Last gelegt werden koͤnne.
Moldau und Wallachei.
Bucharest, 26. Okt. (Oest. B.) Eine gestern von Kon⸗ stantinopel eingetroffene Staffette überbrachte dem Russischen Ge⸗ neral-Konsul die Nachricht von der Absetzung des bisherigen Hos— podars Ghika. Demzufolge hat Letzterer diesen Morgen die Re— gierung in die Hände der durch das organische Reglement bestimmten provisorischen Regentschaft (Kaimakamie) niedergelegt, welche aus dem Groß⸗Ban der Wallachei, Georg Philippesko, dem Groß— Wornik, Theodor Wakaresko und dem Groß⸗Logotheten Michael Kornesko zusammengesetzt ist. Nach Einberufung der Deputirten zu einer außerordentlichen Versammlung wird auf die im Regle— ment festgesetzte Weise und in der darin bestimmten Zeit zur Wahl des neuen Hospodars geschritten werden.
Der Pforten⸗Commissair, Ueberbringer des Hattischerifs, ist bereits in der Wallachischen Quarantaine eingetroffen und wird ehestens hier erwartet. Die bͤffentliche Ruhe und Ordnung ist wahrend dieser Ereignisse nicht einen Augenblick gestoͤrt worden.
Der abgesetzte Fuͤrst ist heute Mittags nach Siebenbuͤrgen
abgereist. Türkei.
Konstantinopel, 19. Okt. Fuͤrst Alexander Ghika, Hospo— dar der Wallachei, ist (wie bereits erwaͤhnt) vom Sultan seines Postens entsetzt worden. Gestern ward der Absetzungs-Ferman von hier nach Bucharest abgeschickt.
Emin Efendi ist bereits mit dem Berat (Ernennungs-Diplom) fuͤr Alexander Georgewitsch von hier nach Serbien ire g, ; Emin ist zugleich zur Belehnung und Installirung des neuen Fuͤr⸗ sten bevollmächtigt. Nachrichten aus Beyrut zufolge hatte sich daselbst das Geröcht verbreitet, daß große Dissensionen uͤber die orientalischen Angelegenheiten unter den Maͤchten herrschen; man glaubte daher, daß dadurch die Pforte freie Hand erhalten werde, nach eigener Willkür zu entscheiden. Nafiz Pascha ist die⸗ ser Tage in das Reichs- Consenl eingeführt worden; es ist derselbe