1842 / 292 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

winnes nicht ohne Weiteres annehmen wolle. Die Zahl der Buͤ⸗ cher soll 6 bedeutend seyn, daß es eines mäßig großen Schiffes bedürfen wurde, sie nach London zu schaffen, und vermuthlich wurde der Zeitraum, auf welchen die Dauer der Einkommen⸗ Steuer vorlaufig beschraͤnkt ist, voruͤber seyn, ebe die Durchsicht der Bucher zu einem genügenden Resultate gefuhrt haͤtte. Auch diese Geschichte scheint indeß zu den Fabeln e gehören.

Es heißt, sagt der Atlas, die Ostindische Compagnie stehe im Begriff, behufs des bevorstehenden Afghanischen Feldzugs, von der Bank von England zwei Millionen Pfd. St. zu ent⸗ lehnen.

Vorgestern fand zu Liverpool der erste Verkauf von Lebens⸗ mitteln nach dem neuen Tarife statt. Es wurden 1522 Faͤßchen Amerikanisches Rauchfleisch und 2091 Faͤßchen Schweine⸗Poͤkel⸗ fleisch zu Kauf ausgeboten; vieles blieb aber unverkauft, weil keine genügende Preise geboten wurden. Die Importeurs scheinen ihre Rechnung nicht gefunden zu haben.

Der Leeds Mercury glaubt, daß man im naͤchsten Jahre eine bedeutende Vieh⸗Zufuhr auf direktem Wege aus Danemark zu erwarten habe, und daß bereits Vorkehrungen getroffen wuͤr⸗ den, um zur Foͤrderung dieses Verkehrs eine Dampfschifffahrt zwischen einem Schleswigschen, so wie auch zwischen einem Juͤt⸗ laͤndischen Hafen und London oder Hull einzurichten. Das ge⸗ nannte Blatt meint, daß auf diese Weise das bisher aus Schles⸗ wig und Juͤtland nach Hamburg gebrachte Schlachtvieh groͤßten⸗ theils nach England, als dem besseren Markte, werde gesandt werden.

Der Sun bemerkt, daß Sir Charles Napier, der das Beob⸗ achtungs⸗Corps im Sind kommandiren soll, nicht der von Syrien her beruͤhmte Seemann, sondern ein Indo⸗Britischer Offizier von einigem Rufe sey. : . .

John Bean, der auf die Königin geschossen, ist im Gefaͤngniß, wo man ihn zu Schneider⸗Arbeiten angehalten, erkrankt und scheint an Wahnsinn zu leiden, weshalb wohl eine Strafmilderung ein⸗ treten wird.

Das Riesen⸗Dampfschiff „Hindostan“ hat die Fahrt von Eng⸗ land nach Gibraltar in 5 Tagen zuruͤckgelegt.

T London, 14. Okt. Es wird nun von mehreren Sei⸗ ten her behauptet, Lord Ellenborough habe den ihm zugeschriebe⸗ nen Befehl zum Abzug unserer Truppen von Afghanistan, nie ge— geben. Inzwischen, so sehr auch die Sache im Parlamente be⸗ sprechen werden mag, nimmt die Nation vor der Hand nur wenig Antheil an dem, was dort vorgehen mag. Ueberzeugt, daß die Unfälle, die unsere Waffen dort betroffen, nicht von der Macht des Feindes, sondern der Nachlaͤssigkeit der Befehlshaber ausge⸗ gangen, setzt nun jeder voraus, daß man sich kuͤnftig besser in Acht nehmen, die Gefangenen befreien und zuletzt einen Ausweg finden werde, um ein Land mit Ehre zu verlassen, welches wir nie häͤtten feindselig betreten sollen. Denn daß wir irgend etwas jen⸗ seits behalten werden, als höͤchstens Peschauer, laͤßt sich Niemand ein⸗ fallen. Dagegen nehmen fast alle, mit denen man uͤber Indien spricht, es nur zu gewoͤhnlich als eine Nothwendigkeit an, daß wir unsere Herr⸗ schaft bis an den Indus ausdehnen muͤssen, als daß man zweifeln durfe, das Pendschab und Sind wuͤrden lange ihre Unabhaͤngigkeit gegen diese Arrondirungs⸗- und Graͤnzsicherüngssucht behaupten koͤnnen. Indessen ist es nicht so leicht, Afghanistan zu verlassen, als es leicht war, hineinzuziehen. Ich zweifle wenig, daß unsere Truppen, da sie einmal die erforderlichen Lastthlere und Vorraͤthe zusammenge⸗ bracht und den Befehl zum Vorruͤcken erhalten hatten, ohne son⸗ derlichen Widerstand Kabul erreicht und besetzt haben. Aber da⸗ mit hatten sie die Gefangenen noch nicht befreit, und noch weni⸗ ger die Reglerung des Landes in eine Verfassung gesetzt, in wel⸗ cher wir das Land mit Ehre verlassen koͤnnten. Denn da durch unsere Huͤlfe die Herrschaft des Dost. Mahomed, so beschraͤnkt diefelbe auch gewesen seyn mag, umgestuͤrzt wurde, so geziemt uns, die an ihre Stelle getretene wenigstens in keiner schlechteren Ver⸗ fassung zuruͤckzulassen. Der jetzige Herrscher ist allerdings der rechtmäßige Erbe des rechtmaͤßigen Schach Sudscha, und soll der Englischen Verbindung geneigt seyn; aber er ist schwach, und so lange Akbar Chan lebt, hat er keine Ruhe zu erwarten. Mit diesem aber, dem Moͤrder unseres Gesandten und unserer Trup⸗ pen, koͤnnen wir keinen Frieden schließen; und wenn sich auch mit dem Dost leicht eine Uebereinkunft treffen ließe, so koͤnnen wir doch nicht mit dem geringsten Scheine des Rechts den Sohn dessen, den wir den Afghanen als ihren rechtmäßigen Herrn auf— gedrungen hatten, durch den vertreiben lassen, den wir als ei⸗ nen Usurpator vertrieben. So strafen sich Unrecht und Thor— heit von selbst; denn wer noch daran zweifeln konnte, daß bei dem Zuge gegen Afghanistan diese beiden wirksam waren, der muß sich durch die eben erschienenen Briefe des Sir A. Burnes vollkom⸗ men davon uͤberzeugen. Wenn aber der Knoten sich nicht loͤsen laͤßt, wird man ihn am Ende zerhauen muͤssen. ; Von China bringt uns die letzte Post abermals nichts troͤst⸗ liches. Denn was hilft es, wenn wir auch noch so viel Staͤdte wegnehmen und die Chinesen zu Tausenden schlachten, wenn wir dadurch dem Frieden nicht naͤher kommen. Auch klingt das Ge— ruͤcht deswegen um so wahrscheinlicher, daß wir geneigt seyn sol⸗ len, mit einer Partei im Lande gemeinschaftliche Sache zu machen und mit ihr Frieden zu schließen, die es unternommen, einen Dy⸗ nastie⸗Wechsel im Reiche herbeizuführen. Die Vertreibung der Mandschuren durfte fuͤr China wohl ein großes Heil seyn, wenn anders irgend ein Geist vorhanden, der die Zuͤgel dieses Riesenreichs nach einer solchen Revolution zu fassen und fest zu halten ver⸗ moͤchte. Ein Ungluͤch fuͤr China selbst aber wie fur uns wuͤrde es seyn, wenn wir ihn auf feinem Thron zu erhalten hatten! Dle letzte Post von Amerika bringt wichtige Dinge. Mexiko hat sich mit neuer Kraft erhoben; seine Flottille hat Pucatan ohne Schwertstreich unterworfen und schelnt sich schness gegen Texas wenden zu wollen. Die dortigen Republikaner aber follen gerade in diesem bedenklichen Augenblick in eine unbegreifliche Laͤhmung gesunken seyn, so daß es ihnen an Geld fehlt, die Kriegs⸗ fahrzeuge, die sie in New-rleans ausgeruͤstet, flott zu machen *. 1. , Ca ban en, die ihnen von den Bereinigten aaten roͤmt waren, und die ĩ bar e ö . 9 sie dann auch wieder edeutender aber noch sind die Nachrichten vo naͤmlich von Montreal. Das dort . 5 . vereinigten Provinzen von Ober- und Unter⸗Kangda hat durch eine fast einstimmig angenommene Adresse den Gouverneur be— wogen, seine bisherigen Haupt⸗Beamten und Raͤthe zu entlassen, und deren Stellen theils durch „liberale“ Ober: Kanadier, theils durch Franzöͤsische Unter⸗Kanadier zu besetzen. Hier ist alss und zwar unter einem konservativen Ministerlum, zum erstenmale der von Lord Durham aufgestellte und von Lord J. Russell und Lord Sydenham zuerst angekuͤndigte Grundsatz praktisch in An⸗ wendung gekommen, daß die Verwaltung der Kolonie 8 en das Kolonial⸗Parlament verantwortlich sey und mit der Mehrheit des⸗ selben in Einklang stehen muͤsse. Dle Tories in der Kolonie so⸗ wohl als in England hatten zur Zeit laut gegen die Aufstellung dieses Grundsaßes protestirt und hatten sich wohl nichts weniger

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traͤumen lassen, als daß derselbe von einer Tory⸗Verwaltung so bereitwillig ohne den geringsten Widerstand wurde in Anwendung gebracht werden. Bie hierdurch beseitigte Partei besteht vor⸗ nehmlich aus den Nachkoͤmmlingen der aus den Vereinigten Staaten nach Kanada gefluͤchteten Loyalisten, die 246 * ih⸗ res innigen Zusammenhaͤngens und weil sie alle Aemter und sonssige öffentliche Vortheile unter sich zu vertheilen pflegten, unter der Benennung der Familienkompakt die Masse der Bewoh⸗ ner zu Feinden hatten. Aus altherkoͤmmlicher Gewohnheit, und weil sie es unter diesen Umstaͤnden unter Britischer Herrschaft so gut hatten, waren sie bei allen Gelegenheiten die eifrigen Ver⸗ theidiger der Verbindung mit dem Mutterlande uͤberhaupt, so wie alles Bestehenden. Die Whigs waren ihnen besonders verhaßt, theils schon, weil sie ihnen mehr auf die Finger sahen, noch mehr aber, weil sie unter deren Herrschaft manchen alten Vor— theil Leuten uͤberlassen mußten, die nicht zu ihrem Bunde gehoͤrten. Da sie bei der letzten Rebellion sich auch wieder vor⸗ zuͤglich loyal bewiesen, so glaubten sie sich aufs neue Rechte zur Alleinherrschaft erworben zu haben. Nun aber sind sie durch die von manchen im Voraus prophezeiete Vereinigung der Hber⸗ und Unter⸗Kanadier vielleicht fuͤr immer vom Ruder getrieben; und unsere hiesigen Tories moͤgen nun auch hieraus wieder die heil⸗ same Belehrung schoͤpfen, daß so viele Veraͤnderungen, welche un⸗ ter der Verwaltung der Whigs vorgefallen waren, und die sie ein⸗ zig der Boͤswilligkeit dieser Partei zuschrieben, einzig das Werk der Zeit und einer unwiderstehlichen Nothwendigkeit waren.

Niederlande.

Aus dem Haag, 16. Okt. Der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Sachsen⸗Weimar sind gestern von hier nach Weimar abgereist. Sowohl die Bruͤder der Frau Erbgroßherzogin, als zahlreiche hiesige Einwohner, an deren Spitze sich der Buͤr⸗ germeister der Hauptstadt befand, gaben dem jungen Paar das Geleite.

Belgien.

Brüssel, 16. Okt. Der Independant zweifelt daran, daß bereits zwischen Frankreich und Belgien wie mehrere Fran⸗ zoͤsische Blaͤtter andeuten ein Vertrag uͤber den Zoll-Verband beider Laͤnder zu Stande gekommen, da hierbei zu viele Hinder⸗ nisse zu besiegen seyen, als daß vorausgesetzt werden foͤnne, ein solches Werk sey innerhalb weniger Wochen herzustellen. Gleich⸗ wohl findet sich das genannte Blatt veranlaßt, einige Einwuͤrfe zu widerlegen, die in Franzoͤsischen Blaͤttern erhoben worden und die namentlich von einem Zoll⸗Verbande mit Belgien die Vernichtung eines Theiles der Franzoͤsischen Industrie besorgen.

Dentsche Bundesstaaten.

München, 15. Okt. Das Namensfest unserer Königin wurde heute in hiesiger Residenzstadt auf die festlichste und herz⸗ lichste Weise begangen. Ihre Köoͤnigl. Hoheit die Kronprinzessin Marie, geboren am 15. Oktober 1825, vollendete heute ihr 17tes Lebensjahr. Gestern hatte die Fest-Vorstellung im Königlichen Hof⸗Theater statt, dessen Raͤume an diesem Abend noch dreimal groͤßer zu klein gewesen waͤren. Der Eintritt geschah nach Kar—⸗ ten, die theils der Oberst-⸗Kammererstab, theils die Theater⸗Inten⸗ danz vertheilte. Das Haus, reich beleuchtet, bletet einen schoͤnen Anblick dar. Als Ihre Königl. Hoheit die Kronprinzessin mit Ihren Majestaͤten dem Koͤnig ünd der Königin und Sr. Königl. Poheit dem Krenprinzen in die große Hof⸗Loge trat, brach un⸗ auslbschlicher Jubel aus, Mit holdseliger Freundlichkeit gruͤßend, verneigte sich die junge Fuͤrstin. Es wurden Bellini's Puritaner gegeben, voraus aber ein Festspiel, die gelungene Dichtung eines talentvollen Landschafts⸗Malers, Felix Schiller aus Schlesien, der

des Verfassers, Fischbach und Hohenschwangau erscheinen zu lassen. Am Schlusse erhob sich das gesammte Publikum und es erscholl wieder ein dreifaches enthusiastisches Lebehoch.

A Leipzig, 19. Okt. Der Geheime Rath, Professor Mittermaier, verweilte mehrere Tage in unserer Stadt und reiste gestern nach Heidelberg zuruͤck. Der beruͤhmte Kriminalist hatte eine großere Reise durch Deutschland e. um den Stand der StrafAnstalten in den verschiedenen Laͤndern aus eigener Ansicht kennen zu lernen. Er kam zunaͤchst aus Oesterreich, von dessen Zustaͤnden sowohl in dieser, wie auch in anderen Beziehungen, er sich befriedigter erwies, und von dem er großere Erwartungen zu hegen schien, als dies wohl gewöhnlich bei der Unbekanntschaft mit den Oesterreichischen Verhaäͤltnissen, wie sie im ubrigen Deutschland herrscht, zu geschehen pflegt. Sachsen hatte ihm fuͤr feinen Zweck frellich nur Weniges zu bieten, da un⸗ sere Straf- Anstalten, obwohl in ihrer Einrichtung und Ver⸗ waltung keinesweges vernachlaͤssigt, vielmehr in der neueren Zeit vielfach verbessert, doch aus den Bahn des bisher gewoͤhnli— chen Systems noch nicht herausgetreten und einer Total-Reform, im Sinne des neueren Poͤnitentiar-Prinzips, bis jetzt fremd geblieben sind. Doch sphach sich Mittermaier sehr anerkennend uͤber die Anstalt fuͤr jugendliche Straͤflinge zu Braunsdorf aus, so viel wir wissen, die einzige dieser Art in Deutschland. Von hier aus besuchte er auch das neue Gefängniß zu Halle. hier, wie in Dresden, ward dem ausgezelchneten Manne die außerordentlichste Aufmerksamkeit von allen Seiten her bewiesen. Eine . Ehren⸗Bezeugung, welche seine Verehrer beabsich⸗ tigten, dehnte er ab.

Hamburg, 18. Okt. (B. H.) Der Koͤnigl. Preußische Gesandte, Herr von Haͤnlein, der seine Theilnahme an unserer Ca— lamitaäͤt bereits so vielfach bewiesen, hat neuerdings am 15sten d. als dem 47sten Geburtstage seines erhabenen Monarchen, der oͤf⸗ fentlichen Unterstuͤtzungs⸗Vehorde 47 Stuͤck Louisd'or zum An— kaufe von Feuerungsbedarf fuͤr die bei dem großen Brande un— gluͤcklich gewordenen Familien zugestellt.

Oesterreich.

Wien, 15. Okt. Zu Innsbruck hat am 2ten d. M. in Gegenwart Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Johann die feier— liche Grundsteinlegung zu einem Tyrgler National-⸗Museum, wel— ches den Namen „Ferdinandeum“ erhaͤlt, stattgefunden. Der Kai⸗ ser hat 66 Aufbau dieses Museums eine Beihuülfe von 20000 Fl. C. M. bewilligt.

Se. Masestaͤt der Kaiser haben dem Koͤnigl. Bayerischen Bundes tags⸗Gesandten, Freiherrn von Lerchenfeld, das Großkreuz des Leopold ⸗DOrdens verlichen.

, 8 Italien. 9 eagel, 2. Okt. (6. A. 3.) Die Herabsetzung des Bů⸗ cherzollez ist schon jetzt von sichtbarem Neue. i bedeutend mehr Bucher aus dem Auslande kommen als früher und dadurch

die Regierung ungefaͤhr dieselbe Einnahme erhalt wie sonst; auch scheint die strenge Censur der auslandischen Lig n n.

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seit mehreren Jahren hier weilt. Es war ein gluͤcklicher Gedanke

dert zu seyn, wonach denn zu erwarten ist, es werde sich nach und nach mit dem suͤdlichen Italien und dem uͤbrigen Europa ein Buͤcher⸗Verkehr gestalten, welcher bisher wegen des zu hohen Eingangszolles und der zu strengen Revision gar nicht möglich war. Schon vor mehreren Jahren proponirte der General⸗Direk⸗ tor der Douanen, Marchese de Turris, mit Einverstaändniß des Douanen⸗ Pachters Dupont, die . des Buͤcherzolles; aber der damalige Finanz- und Kultus⸗-Minister, Marchese Andrea, war entschieden dagegen, so daß auch die Bemuͤhungen einiger fremden Gesandten in dieser Angelegenheit fruchtlos blieben.

Die neuen Ausgrabungen in Pompeji in der Fortunastraße, in der Naͤhe des Nolanischen Thores, zeichnen sich besonders da⸗ durch aus, daß auch die Haͤuser nach außen nach der Hauptstraße zu mit schoͤnen Wandgemaͤlden geschmuckt sind, die wir hoffentlich naͤchstens in dem großen Prachtwerke des Professors Zahn werden rscheinen sehen, das auch hier sehr gefällt. Eins der schoͤnsten dieser Wandgemaͤlde ist Dionysos und Ariadne, in der Mitte Tiger und Weinstock, links Eros, 48 Palmen breit, 3 Palmen hoch. Zwei einzelne Goöͤtterfiguren, jede 2 Palmen hoch, wenn auch nicht zu den besseren Malereien zu zahlen, sind wegen der Attribute interessant; die eine stellt den Herakles vor, in der Linken Keule und Löwenfell, in der Rechten eine Schale, rechts neben ihm ein Schwein; die andere Figur stellt den Hermes vor, mit geflüͤ⸗ geltem Hut, Fluͤgel an den Fuͤßen, in der Linken den Caduceus nd in der Rechten den Geldbeutel, rechts neben ihm ein Hahn. Sehr naiv ist das Gemaͤlde, vielleicht als Schild eines Weinhau⸗ ses dienend, wo Dionysos nebst zwei Faunen Weintrauben mit den Fuͤßen keltern, die von einem Juͤnglinge herbeigebracht wer⸗ den, wahrend ein anderer Knabe den gekelterten Wein in ein in die Erde versenktes Faß von gebrannter Erde laufen laͤßt; 25 Pal⸗ men breit, 17 Palmen hoch.

Leider kann noch immer nichts Vortheilhafteres fuͤr die un— gluͤcklichen Glaͤubiger der „Tavoliere⸗Bank“ gemeldet werden. Die Pariser Glaͤubiger haben zwar Kommissare hierher geschickt, welche die Actien dieser Bank liquidiren; allein das allgemeine Urtheil ist, daß die Unternehmer dieser Actien⸗Anstalt zur Urbarmachung der Tavoliere⸗Ebene in Apulien eine Gesellschaft Schwindler wa⸗ ren, welche durchaus nicht das mindeste Vermoͤgen besaßen, son⸗ dern die auslaͤndischen Fonds⸗Spekulanten geradezu betrogen r ben. Wenigstens sollen die Kommissare der Hollaͤndischen Glaͤu⸗ biger ebenfalls keine Actien aufgefunden haben. Doch rechnen diese stets noch darauf, daß die Hollaͤndische Regierung ein paar Fregatten in den Hafen von Neapel schicken wird, um die hiesige Regierung zu veranlassen, ihre Autorisatlon dieses betruͤgerischen Geschaͤfts durch eigene Garantie zu decken, auf welche jeder Glaͤu— biger im Auslande mit Recht rechnen mußte.

Spanien.

A Paris, 165. Okt. Berichte aus der Spanischen Haupt⸗ stadt vom Sten d. M. melden, daß die Lage des Regenten noch nie so schwierig war, als in diesem Augenblicke. Nicht weniger als drei maͤchtige Parteien scheinen gegen ihn sich verschwöͤren zu wollen. Die Ahyacuchos oder Waffen-Gefaͤhrten Espartero's sind daruͤber hoͤchst entruͤstet, daß der Regent es ihnen ausgeschlegen hat, die ihm angebotene Red r der geheimen Gesellschaft „de lb'Union“ anzunehmen. Der Zweck dieser Gesellschaft besteht darin, die Militair-Diktatur, die schon gegenwartig uͤber Spanien ihre Aeste verbreitet, auszudehnen und Wurzel schlagen zu lassen. Daß diese Gesellschaft nicht ohne Wissen und Genehmigung des Regenten gebildet wurde, geht daraus hervor, daß die Generale Linage und Seoane, Espartero's Vertraute, zu den Mitgliedern derselben gehoͤren. Nur wuͤnscht Espartero, in dem Augenblick, wo er alles anwendet, um die Spanische Regierung von den nor⸗ dischen Maͤchten anerkennen zu lassen, daß man sein Spiel nicht durchschaue, wenn er als das anerkannte Haupt einer geheimen politischen Gesellschaft erschiene. Die Mitglieder der Union wer— fen dem Regenten Zaghaftigkeit vor, und fuͤrchten, daß er sie zu⸗ letzt nicht eben so verleugnen und im Stiche lasse, wie er die li— berale Partei, um deren Gunst er vor seiner Ernennung zum Re⸗ genten sich bewarb, verlassen hat. Zwar bemuͤhen sich die Generale Linage und Seoane die mißvergnuͤgte Mehrheit der Ayacuchos zu besaͤnftigen; da aber Espartero weder Geld noch Ehrenstellen

enug hat, um deren unersaͤttliche Habgier zu stillen, so wird die . der Feinde Espartero's in ihren Reihen taͤglich mehr sich ver— mehren, besonders seit die offiziellen Blatter das Streben der Aya— cuchos, die Constitution von Cadix zu proklamiren, bekämpfen.

Die zweite Partei ist die des Don Francisco de Paula, die daran ist, sich mit der republikanischen Partei verschmelzen zu wollen. Der Infant Don Francisco de Paula wird es Espartero nie verzeihen, daß letzterer ihn so zu sagen aus der Hauptstadt ver⸗ bannt hat. Don Francisco wird daher jede Gelegenheit benutzen, dem Regenten neue Verlegenheiten zu bereiten. Den 106ten dieses Monats hat die Koͤnigin Isabella ihr zwoͤlftes Lebens—⸗ jahr vollendet. Nach den allgemeinen Bestimmungen des Civil⸗ Gesetzes tritt jede Spanierin mit dem vollendeten ,, Jahre aus der Vormundschaft in die Kuratel, und behaͤlt das Recht, ihren Kurator selbst zu erwählen. Es entsteht jetzt die Frage: muß diese allgemeine Bestimmung ves Civil⸗Gesetzes auch auf die Person der Kdͤnigin angewendet werden? Die Einen behaup⸗ ten ja, die Anderen, und darunter Espartero zuerst, sa⸗ gen nein. Die Verfassung von 1837, so wie das Vormund⸗ schafts⸗Gesetz von 1816 beruͤhren nicht im geringsten diesen Streit⸗ punkt, und da die Ausnahmen in jure nicht von selbst verstan—⸗ den, sondern ausdruͤcklich festgesetzt werden muͤssen, so ist aus dem Stillschweigen der Constitution von 1837 und des Vormund— schafts⸗Gesetzes von 1810 logisch zu schließen, daß die Königin Isa— bella am 10ten d. M. aus der Vormundschaft herausgetreten, folglich berechtigt ist, gleich jeder anderen Spanierin, sich selbst einen Kurator zu bestellen. Darauf gestuͤtzt, stellt sich der Infant Don Francisco in die Reihen, um die Wahl seiner Koͤniglichen Nichte auf sich zu lenken. Espartero, der Niemanden von Koͤniglichem Gebluͤt neben sich in der Naͤhe des Thrones leiden mag, bekaͤmpft die Bestrebungen des Infanten, der seinerselts das Gold nicht spart, um einen starken Anhang sich zu bilden und durch denselben sich Espartero als Kurator der Koͤnigin . In der naͤchsten Session wird diese Frage ganz gewiß in den Cortes auf⸗ geworfen werden, und beide Thelle arbeiten dahin, daß die Loͤsung davon in ihrem Interesse ausfallen moͤge. Espartero's Wunsch waͤre, diesen k kenn kurz abzümachen und den Herrn Arguslles als Kurator zu belassen.

ö Es bleibt nur each die republikanische Partei, die den Regen⸗ ten gern in die Luft sprengen möchte, weil sie in ihm den unuͤber⸗ windlichen Gegenstand ihrer revolutionairen Traume findet. Diese Partei besteht aus zwel Theilen, wovon der eine aufrichtig repu— blikanisch gestimmt ist, waͤhrend der andere Theil dieser politischen Näance nur darum gehört, weil er durch die Volksgunst zur Er— reichung seiner eigenen ehrgeizigen Plaͤne weit leichter zu gelangen

offt, als wenn er sich zu einer moderirten Politik bekennen wolte. y. letzteren Section gehoͤren Herr Cortina und dessen persoͤnliche

Freunde, Dem Regenten ist es indessen gelungen, diese Section da⸗

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durch unschaͤdlich zu 6 er fuͤr die nachste Session dem Herrn Cortina den Praͤsidentenstuhi der Deputirten⸗ Kammer versprochen hat, weicher Antrag auch angenommen wurde. Es fragt sich nun, wie die andere republikanische Fraction bei die⸗ sem Handel sich benehmen wird. Sollte, ungeachtet der Bemuͤ⸗ hungen des Regenten, das parlamentarische Ungewitter zu besänf⸗ tigen, die republikanische Partei die Anhänger des Don Francisco de Paula verstaͤrken wollen, so scheint es ausgemacht zu seyn, daß in diesem Fall die Cortes aufgeidst werden sollen. In dem Con⸗ seil des Ministeriums, welches am 5ten d. M. stattfand, und wel— chem, außer sfammtlichen Mitgliedern des Kabinets, auch die Ex⸗ Minister des Kabinets Gonzalez beiwohnten, ist dieser Gegenstand lange hin und her erwogen worden, bis man zuletzt zu der von mir eben erwahnten Ansicht stehen blieb. Auch die Amnestie⸗Angelegenheit wurde in diesem Conseil vom Herrn Zumalacarreguy ernstlich unterstuͤtzt. Aber kein einziger seiner Kollegen pflichtete der Meinung desselben bei, vielmehr behaupteten sie einstimmig, es 7 unter den obwal⸗ tenden Umstaͤnden gar nicht rathsam, eine Maßregel vorzuschlagen,

geschweige anzunehmen, wodurch den Umtrieben der Factionen

Vorschub geleistet wurde. Die in letzter Zeit stark besprochene politische Amnestie in Spanien ist somit ad calendas graecas vertagt worden.

S Paris, 15. Okt. Die Ruͤckkehr des Generals Zurbano auf seinen Posten nach Gerona scheint bereits einen gänstigen Einfluß auf den Sicherheitszustand in dieser Provinz und in ganz Catalonien ausgeuͤbt zu haben; denn man hoͤrt seitdem fast nichts mehr von den Banden, welche sogleich nach der Einberufung des Generals nach Barcelona wieder ihr Haupt erhoben hatten. Von der Absetzung Zurbano's ist keine Rede mehr; er hat von Madrid aus einen Verweis wegen seiner Willkuͤrhandlungen und Barbareien erhalten, und die vorherrschende Meinung in Cata— lonien selbst scheint sich mit dieser leichten Genugthuung zu be— gnuͤgen, um so mehr, als sie sich gewoͤhnt hat, Zurbano als einen unentbehrlichen Mann zu betrachten.

Der, wie neulich bereits erwaͤhnt, mit der Republik Uruguay abgeschlossene Vertrag stoͤßt auf manchen Tadel, selbst in den Seestadten, denen doch aus den wesentlichen Bestimmungen desselben große Vortheile erwachsen zu muͤssen scheinen. Man will finden, daß die Bedingung der vollkommensten Gegenseitigkeit in den Wechsel⸗Beziehungen der beiden Staaten durch die Ver schiedenheit der natuͤrlichen und historischen Zustände zu einem Privilegium fur. die Amerikanische Republik und zu einer Quelle von. Verlusten faͤr Spanien werde. Ohne auf diese und aͤhnliche Beschwerden tiefer eingehen zu wollen, kann ich doch nicht umhin, zu bemerken, daß bei allen jenen Klagen eine unwillkürliche Re⸗ gung des Spanischen Stolzes im Spiele ist, dieses Stolzes, wel⸗ cher darunter leidet, daß er eine durch revolutsonaire Gewalt emancipirte ehemalige Kolonie jetzt auf gleichem diplomatischen Fuß mit dem Mutterlande gestellt sieht.

Dem Barceloneser Blatte, la Verdad, zufolge, ist in den ersten Tagen dieses Monats in einem der angesehensten Haͤuser des Faubourg St. Germain eine Versammlung von legitimi— stischen Notabilitaͤten gehalten worden, in welcher man äber die kuͤnstig in den Spanischen Angelegenheiten zu beobachtende Politik berathen hat. Es soll namlich in der legitimistischen Par— tei die Frage aufgeworfen worden seyn, ob es nicht besser sey, die Spanischen Fluͤchtlinge in Frankreich mit Geld und Waffen versehen uͤb er die Pyrenäen zuruͤckzuschicken, damit sie sich den Karlistischen Guerillas anschließen, als dieselben noch laͤnger mit schweren Kosten in der Unthaͤtigkeit zu unterhalten. Zugleich ist der Vorschlag gemacht worden, die unfruchtbaren Ausgaben zu sparen, welche die Sendung der Agenten veranlaßt, welche die Karlistische Sache an mehreren fremden Hoͤfen untersiuͤtzen sollen, ohne daß ihre Bemuhungen seit langer Zeit irgend einen Erfolg gehabt haͤtten. Die ganze Frage ist, wie man nach diesen Angaben leicht ein⸗ sieht, der Hauptsache nach finanziellen Charakters, indem man hier im Faubourg St. Germain anfaͤngt, der Opfer muͤde zu werden, welche man sich im politischen Glaubens-Interesse aufgelegt, und indem man zugleich nach einem passenden Vorwande sucht, um sich von der Fortsetzung derselben zu entbinden. Indesfen mischte sich doch nicht blos Meinungs-Interesse, sondern sogar politische Leidenschaft in die Verhandlungen der in Rede stehenden Ver— sammlung, als von einigen Seiten her die Ansicht geäußert wurde, daß es wohl am Besten sey, die Sache des Don Carlos gaͤnzlich fallen zu lassen, da die Rechtmäßigkeit derselben denn doch nicht ganz klar erwiesen, und da überdies die Moglichkeit ihres endlichen Sieges mindestens zweifelhaft sey. Ein sehr feuriger Anhaͤnger des legitlmistischen Prinzips erhob sich mit Ungestuͤm gegen diesen Vorschlag, indem er erklaͤrte, daß er nicht begrelfe, wie man mit solchen Ansichten uͤberhaupt in die gegenwartige Versammlung zu kommen gewagt, deren entschiedenen Charakter man doch habe kennen muͤssen. In der Hitze der Rede ließ der Sprechende sogar Worte fallen, weiche einen solchen Tumult zur Folge hatter, daß an keine regelmaͤßige Fortsetzung der Berathungen mehr zu den ken war, und daß die Versammlung in großer Aufregung ausein— anderging, ohne zu irgend einem Beschlüsse gekommen zu seyn.

Serbien.

Von der Serbischen Gränze, 7. Okt. Die Verglf— tungs-Geschichte in Semlin wird immer verdaͤchtiger; die bishe⸗ rige Untersuchung hat nur die bestimmte Folge gehabt, daß der Denunziant, welcher den Fuͤrsten warnte und als Hauptzeuge auf— trat, ebenfalls in strenge Haft genommen wurde. Es sollen gegen ihn selbst erschwerende Umstaͤnde zu Tag gekommen seyn. Man ist höchst begierig, wie die Sache enden wird, da doch der Kam— merdiener des Fuͤrsten das Gift, welches hinreichend gewesen waͤre, mehrere Menschen zu toͤdten, sammt der ihm angeblich eingehaäͤn⸗ digten Belohnung von 20 Dukaten als corpus delicti deponirte. In Serbien wurde eine Bestätigung der neuen Ordnung aus Konstantinopel bis jeßt vergeblich erwartet. Auf naͤhere Anfragen der Repraͤsen tanten in Konstantinopel in Betreff der Serbischen Verhaͤltnisse erfolgte der kurze Bescheid, die Pforte werde die Ruͤckkehr Schekib Efendi's abwarten, ehe sie einen Beschluß fasse.

Inland.

Königsberg, 16. Okt. (K. 3. Die gestrige Feler des Geburtstages Sr. Majestät des Koöͤnigs begann mit einem Choral, welcher früh Morgens vom Schloßthurme erschallte. In der Königsberger Deutschen Gesellschaft, welche zur Feier des Tages fine öffentliche Sitzung veranstaltet hatte, hielt Herr Professor Dr. August 2 eine Einleitungs-Rede, in welcher er die Be⸗ nf des Koͤlner Dombaues fuͤr die Gegenwart besprach. . hlelt Herr Divisions⸗Prediger Dr. Rupp elnen ausführlichen ( , . üͤber den christlichen Staat, in welchem er den Staat des

ttelalters, den Staat des achtzehnten Jahrhunderts und den Staat

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humanisirende Kraft auch da in Religion, Staat, Kunst und Wis⸗ senschaft bewahre, wo der u nsichtige zunachst nur Destruction erblicke. Im großen Hoͤrsaale der UÜnwersitaͤt hielt der akademische Redner, Herr Geheime Rath Lobeck, die Fest⸗Rede „ber die Ver⸗ suche der alten Kirchen⸗ Lehrer, die klassische Literatur auf den Schulen durch eine christliche zu verdraͤngen. Auf dem Parade⸗ plaßze fand eine große Parade der hiesigen Garnison ssatt. Mittags war großes Diner bei dem Herrn Ober⸗ Praͤsidenten Boͤtticher, zu welchem die höchsten Und hohen Eivil- und Militair⸗Behöͤrden eingeladen waren. Die Deutsche Ressource feierte den Geburtstag Sr. Majestat durch ein Festmahl, an wel— chem außer den Mitglledern der Gesellschaft auch viele Gaͤste Theil nahmen, und die Schäͤtzengllde hatte zur Feier des Tages ein so⸗ lennes Schießen und Abends ein Feuerwerk veranstaster, welchem ein zahlreich besuchter Ball folgte. Im Köoͤniglichen großen Hospi⸗ tale wurden die Armen durch eine besondere Ausspeisung und mit kleinen Geldgaben erfreut. Abends war großer militairischer Zapfenstreich. Die Erleuchtung der Stadt beschloß die Feierlich⸗ keiten des Tages.

Neuste Zahlenverhältnisse für die Bevölkerung des ä rf f.,

Als die nm begonnen, in deren Folge Belgien von dem Königreiche der Niederlande getrennt wurde, gab die Allge— meine Preußische Staatszeitung in ihren Nummern 20 und 21 vom 26. und 21. Januar 1831 eine Üebersicht des Flaͤcheninhalts und der Bevbͤlkerung der einzelnen Landestheile, woraus das Köoͤ— nigreich der Niederlande nach den Beschluͤssen des Wiener Kon⸗ gresses zusammengesetzt worden war, und verband damit in ihren zunaͤchst folgenden Nummern 26 und 27 eine Darstellung der Grunde, woraus diese Zusammensetzung hervorgegangen war. Seitdem ist mehr als ein Jahrzehnt verflossen, und es ist jetzt aͤmtlich eine Uebersicht bekannt gemacht worden, welche von allen einzelnen Ortschaften, die jetzt dem Königreiche Belgien angehoͤren, neben andern geographischen Nachrichten auch die Volkszahl fuͤr jedes einzelne Jahr von 1831 bis mit 1840 angiebt. Hieraus ist die nachstehende Vergleichung des Zahlenverhältnisses der Bevoͤlke⸗ rung in den einzelnen Provinzen dieses Koͤnigreichs entnommen. Der in Hektaren angegebene Flaͤcheninhalt ist zur Erleichterung der Uebersicht fuͤr Deutsche Leser in geographische Quadratmeilen

verwandelt worden. Flaͤcheninhalt in Einwohnerzahl.

Namen der Provinzen. geographischen Quadrat meilen. i. Jahre 831 1840

nennen,, rr. . 349,942 371, 157 K . . 561,828 621,072 West⸗Flandern .... ... . .. . . . . 608, 226 646, 0ũ64 Ost⸗Fiandern ...... ..... .... la ... ... 742,973 779,466 Hennegau. .... ...... .. ..... b7,s3 ...... 613, 179 661,701 Luͤttich w , 375030 410, 171 . . 66 .. 160090 169,960 am burg. ..,. 8lkgs ...... 160562 174,719 . , 6 a 213,784 238, 862

Das ganze Koͤnigreiciãã-— S5 dr , Ti 4, 075, 162

Im Laufe der neun Jahre, welche zwischen diesen beiden Zäh— lungen liegen, wuchs hiernach die Zahl der Einwohner um 287,348, das ist, um 760 oder noch nicht ganz 73 pro Cent des Ergebnisses

der Zukunft entwickelte und nachwies, wie das Christenthum seine

der ersten Zahlung. Die Dichtheit der Bevölkerung ist den Pro—

vinzen nach sehr verschieden, wie nachstehende Vergleichung des

Flaͤcheninhalts mit der Einwohnerzahl ergiebt. Hiernach befanden

9 auf einer geographischen Quadratmeile durchschnittlich Ein⸗ ner

in den Proinzen 18:6 s 1840 Antwerpen .. . .... . . .. 6758 7129 Mrahogt . .... ...... 9389 10379 West⸗Flandern ... .... 10316 10968 Ost⸗Flandern . . .. . . . . . 13598 14265 Hennegau ...... .. . . . . 9040 9755 ö 7112 7779 Limburg ..... ...... .. 3649 3874 Luxemburg .... ..... .. 2008 2183 , 3229 3608

Im ganzen Staate 7 bs 7600

Die Wirkungen einer solchen Bevoͤlkerung werden am an— schaulichsten durch Vergleichungen mit dem Zustande solcher Lan— destheile, welche dem größten Theile der Leser naher bekannt sind. Nach der zu Ende des Jahres 1840 vollzogenen Zaͤhlung enthlelt der Preuß ische Staat auf der geographischen Quadratmeile durch⸗ schnittlich 2740 Einwohner. Das Koͤnigreich Belgien hat noch mehr als das Drittehalb fache dieser Einwohnerzahi auf dem gleichen Raume. Der Regierungsbezirk Duͤsseldorf, der bevoͤlkeriste des Preußischen Staats, hatte gleichzeitig 8238 Einwohner auf der geogr. Q. Meile; diese Bevölkerung ist mehr als vier Sieben⸗ theile, aber nicht ganz drei Fünfthe ile derjenigen, welche die Provinz Ostflandern enthaͤlt. Diese zeichnet sich denn allerdings auffallend vor allen andern Provinzen des Koͤnigreichs Belgien aus; aber auch die betraͤchtlich geringere Bevölkerung der Pro— vinzen Westflandern, Brabant und Hennegau uͤbertrifft noch bei weitem an Dichtheit derselben den Reglerungsbezirk Duͤsseidorf. Die Provinzen Antwerpen und Luͤttich sind zwar dunner bevölkert, aber doch immer noch staͤrker, als der Regierungsbezirk Koͤln, welcher mit 6180 Einwohnern auf der geographischen Quadratmeile nächst Duͤsseldorf der am dichtesten bevölkerte des Preußischen Staates ist. Die duͤnnste Bevoͤlkerung im Königreiche Belgien haben dle Provinzen Namur, Luxemburg und Limburg, welche den suͤdoͤst— lichen Rand dieses Staates laͤngs den Ardennen bis gegen das Hohe Veen hin bilden; insbesondere steht dieselbe am niedrigsten in Luxemburg, welches aber doch an Dichtheit der Einwohnerzahl noch sieben Preußische Reglerungsbezirke, naͤmlich Gumbinnen, Koͤnigsberg, Marienwerder, Bromberg, Köslin, Stettin und Stralsund übertrifft, und in dieser Bezichung nur wenig niedriger steht, als der Regierungsbezirk Frankfurt, der gleichzeitig 2710 Einwohner auf der geographischen Quadratmeile hatte. Der un⸗ geachtet der sch nellen Zunahme seiner Einwohnerzahl noch immer am duͤnnsten bevölkerte Regierungsbezirk des Preußischen Staats, naͤmlich Kbslin, hatte mit seinen 1521 Einwohnern auf der geo⸗ graphischen Quadratmeile noch nicht ganz sieb en Zehntheile der⸗ jenigen Dichtheit der Bevölkerung, welche Luxemburg enthielt. Zwar nimmt die Zahl der Einwohner auch in den am dichtesten bewohnten Theilen des Preußischen Staats verhältnißmaäßig fehr viel schneller zu, als im Königreiche Belgien, indessen ist del so

roßer Verschiedenheit an eine betrachtliche Naäͤherung der Bevoͤl⸗ erungs⸗-Verhaͤltnisse zur Zeit noch gar nicht zu denken, und ins— besondere wird Flandern nebst Brabant wohl immer nur mit den fabrikreichsten Gegenden Großbrlttaniens und mit den geseegneten

Fluren des besten Theiles der Lombardei vergleichbar bleiben. Dem letztern ist es besonders auch dadurch ähnlich, daß es die Fruͤchte des eigenen Bodens sind, was diese dichten Menschenmassen aus⸗ koͤmmlich naͤhrt. H.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Die Kunst⸗Ausstellung von 184. (Vergl. St. Ztg. Nr. 281 und 289.)

Dritter Artikel.

Das Studium der Antike. Die Preisbilder. von Klöoͤber. Cords.

Ist die Ausstellung arm an Bildern, deren Gegenstand dem al⸗ ten und neuen Testaniente angehört, so sind die Götter Griechen⸗ lands mit der ganzen reichen Welt des Alterthums fo gut wie vol= lig verschollen. Kaum sind es wenige Bildchen, in welchen man noch einen Anklang jener Zeiten wahrnimmt. Wir sind fern davon, jene Kunst Epochen gluͤcklich zu vreisen, in denen die Antike als das Ein und Alles galt und die Mitwelt nur dann ein Recht der Dar—= stellung erlangte, wenn sie sich in das Kostüm der Toga warf; aber dieses völlige Abwenden von den so lange anerkannten Vorbildern des klassischen Alterthums ist darum keinesweges zu rühmen; ja, wir meinen, daß die boͤsen Fruͤchte schon jetzt zu erkennen sind. Verglei⸗ chen wir unbefangen alle uns bekannten Kunstweisen der Vor- und Mitwelt, so werden wir doch zuletzt zu dem Anerkenntniß kommen, daß die Kunst nirgend ihren Thron so hoch stellte, wie bel den Grie⸗ chen. Moͤgen in anderen Zeiten einzelne Richtungen hoher stehen, das Ganze stand nie in solcher Harmonie, so in sich geschlossen, wie in jenen unvergleichlichen Zeiten. Es war kein bloßer Zufall, daß gerade die Antike mehrmals dazu berufen war, aufs neue die erstor⸗ benen Glieder einer dahinsinkenden Kunstweise durch die ihr inne⸗ wohnende Lebenskraͤftigkeit neu zu beleben oder an ihre Stelle zu treten. Doch hier ist der Ort nicht, dieses weiter auszufuͤhren; es genuͤge die Andeutung, daß das ganze Leben der Alten, ihre Umge⸗ bung sammt Klima und Kleidung nicht minder, wie die ganze An⸗ schauungsweise des Göttlichen und Menschlichen hierzu wesentlich beitrugen. Dieses ist nun bei uns großentheils sehr verschieden, und daher wird eine bloße Nachahmung der Kunst des klassischen Alter⸗ thums auch nie so ganz unter uns heimisch werden. Andererseits durfen wir aber auch nicht vergessen, wie unsere ganze Bildung nicht nur im Einzelnen, sondern durch und durch auf der der alten Welt basirt ist, und daß ein einseitiges Abwenden von derselben uns in Gefahr, braͤchte, in die materialistische Barbarei hinabzustuͤrzen, aus der wir so glücklich waren, vornehmlich durch Huͤlfe der klassi⸗ schen Literatur und Kunst gerettet zu werden. Welchen Ersatz bieten uns denn gegenwaͤrtig die mit bunten Lappen behaäͤngten Glieder⸗ puppen, welche so haͤnfig fuͤr historische Perfonen gelten muͤssen, fuͤr solche Darstellungen, in denen der Kuͤnstler, wenn er seinen Gestal⸗ ten auch kein inneres Leben einzuhauchen verstand, doch wenigstens sich hemuͤhen mußte, in der Zeichnung des menschlichen Koͤrpers und der Gewaͤnder korrekt und geschmagvoll zu seyn, so wie auf eine schoͤne Gruppirung zu sehen. Der Vergleich mit der Antike war ein strenger Richter und ein immerwaͤhrender Sporn, nicht stille zu ste— hen. Mit welcher Innerlichkeit dieser Kunstrichtung auch noch ge— genwaͤrtig nachgelebt werden kann, zeigen Karstens, Schick und vor Allen unser Schinkel, dessen Entwuͤrfe fuͤr die Vorhgllen des Mu— seums wohl jeden Vergleich mit einem anderen Kunstwerke neuerer Zeit aushalten koͤnnen. ö

Wie nachtheilig diese Verngchlaͤssigung der Antike, ja wir sagen noch lieber, dieser Mangel an klassischer Bildung, auf unsere junge Kunst einwirkt, sehen wir an den so eben ausgestellten vier Konkur⸗

renzbildern. Der Gegenstand, „Oedipus mit seinen Toͤchtern zu Ko⸗ lonos flucht dem Sohne Polynices, der um den Segen flehte“, ist wie herkömmlich aus der alten Geschichte entlehnt, um gerade die jungen Kuͤnstler auf die Bedeutsamkelt des Studiums der klassischen Vorbilder aufmerksam zu machen, um hier unverhuͤllter die wahre Tuͤchtigkeit zu erkennen. Aber nur in dem von der Akademie praͤmiir⸗ ten Bilde, von Becker, Schüler der Professoren von Klöber hier und H. Heß zu Muͤnchen (Nr. 42), finden wir diese Vortheile einigermaßen benutzt; in den anderen ist nicht etwa blos schuͤlerhafte Unbeholfenheit zu erkennen (diese wuͤrden wir nicht tadein, wenn nur das Streben ernst ware), sondern ein Haschen nach Effekt in der verderblichst modernsten Weise. Solche Blicke in die Kunst der Zukunft sind nicht eben ermuthigend zu nennen.

Herr von Kober selbst ist einer der Wenigen, welcher unter uns fortfaͤhrt, die Gegenstaͤnde seiner Gemaͤlde der antiken Welt, und na— mentlich der Myihologie, i entlehnen. Der Beifall, dessen dieselben trotz des Zeitgeistes foriwaͤhrend sich erfreuten, heweist, daß sie keines⸗ weges eine todte Nachahmung verschollener Kunstweise sind, sondern eine wirklich innerliche Reproduction. Man kann nicht sagen, daß er sich bestrebte, die antike Kunst, selbst nicht die antike Malerei, wie sie uns neuerlichst mehr und mehr in ihrer Bedentsamkeit bekannt wurde, zu reproduziren; Herr von Kloͤber hat sich, eiwa wie die Ca— racelß oder deren Nachfolger, eine eigenthüͤmliche Art der Auffassung gebildet; und wirklich moͤchten wir seine Gemalde denen der letzteren Kuͤnstler verwandter nennen, wie der Antike, obschon sie im Ganzen haͤufig durch Originalitaͤt der Composition, durch Zierlichkeit der Fi⸗ guren und durch ein warmes Kolorit sich auszeichnen. Doch ver— missen wir in ihnen die Strenge, den großartigen Adel, der der An⸗ tike so eigenthuͤmlich ist; In dem kleinen Formate seiner Gemaͤlde faͤllt der Mangel einer strengeren Zeichnung im Ganzen nicht so auf, wohl aber wuͤnschten wir, daß namentlich in den Gewändern ein hö⸗ hrt ö , .

. ese Vorzuͤge und Maͤngel vereinigt auch das ausgestellte Rund— bildchen der Aurora, welche, auf goldenem Wagen von 2 muthigen, weißen Rossen gezogen, uͤber Wolken dahinzieht (Nr. 775. Sehr anmu⸗ thig ist die Aurora in leichter Kleidung, mit der Linken die Zügel nur fo wie zum Scherze haltend, den schoͤnen Nacken eiwas zuruckdiegend, doch neigt das Köpfchen voruͤber, als ob fie selbst sich freute, die von ihr neu beglückte Erde hinter dem Dunkelblau des nächtlichen Himmels zu erspaͤhen. Oceaniden begleiten den Zug, deren schbnere im dunkel rothen Gewande seitwaͤrts im BVorgrunde des Bildes leicht hin— schwebt, mit der rechten Hand Rosen hinabstreuend. Eine zweite, r n g fig, ,. hagl ich ,,. der sich baͤumenden

e ie dritte hart vor den Pferden in etwas ungluͤcklicher

2 29 . K. sitzt. pt see n.

„Herr Cords hat eine Idylle geliefert, welche wir, ihrer ganzen

Richtung nach, entfchieden hierher rechnen müässen. Zwei ehh Hirtenknaben halten, wie es scheint, einen Wetistreit im Flbienblafen Nr. 139). Der aͤltere, nur mit einem Felle um die Huͤften geguͤrtet, hat, so scheint es, so eben geendet, der kleinere blonde zur ch. dagegen ist so ganz in seine Töne versenkt, denen der aͤltere zwar mit Auf⸗ merksamkeit, doch etwas eifersuͤchtig zuhoͤrt. Gern moͤchte er von dannen; einstweilen jedoch wendet er nur dem Beschauer den Ruͤcken 4. Das Maͤdchen, Zzwischen inne als Kampfrichterin am Fuße eines

aumstammes mit uͤbereinandergeschlagenen Füßen und aufgestuͤtztem Arm sitzend, horcht voller Theiinghme, und wir glauben aus Allem zu erkennen, sie sey schon entschieden, wem sie den Kranz reichen werde, den sie in ihrer Hand haͤlt. Doch gefallt uns gerade diese Denn weit weniger, wie die beiden munteren Knaben. Ihre ganze

Hestalt, Kostuͤm und selbst Gesicht sind keinesweges antik, viel wen = . ideal gehalten. Es ist nur ein gewöhnliches Madchen im Stroh

ut und mit bloßen Fuͤßen, waͤhrend die beiden Floͤtenspieler durch⸗ aus edler erscheinen. Das ganze Bild hat ubrigens eine angenehme, wirklich idyllische Ruhe, eine große Harmonie der Faͤrbung init Maͤ⸗ ßigung der Mittel; nur sinden wir es etwas zu grau im Tone gehalten.

Einen Amor von Schoppe (Rr. Ss) möchten wir in keiner Weise zu den Bildern rechnen, welche der Antike nachzustreben su⸗