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ein Abkommen zwischen beiden Maͤchten getroffen werden, bis dahin aber Dein! dieselbe als ihr k Eigenthum be⸗ trachten solle, der Zestraum, auf welchen das damalige, später um ein Jahrzehend verlaͤngerte Abkommen getroffen ward, ist seitdem laängst abgelaufen, der jetzige Vertrag schweigt aber ganz äber diese Angelegenheit, bei welcher mithin Alles in der seit fast 30 Jahren bestehenden Lage bleibt. Dieser jetzt wohlbefestigte Zustand sst aber der Art, daß ünsere fuͤr den in jenen Gegenden so wichtigen Pelz⸗ handel gegruͤndete Hudsons⸗Bai⸗Lompagnie im Besitze aller dor⸗ tigen Niederlassungen, Forts und Blockhäuser, mithin also auch des Handels und der Schifffahrt daselbst bleibt. Mit der Rus⸗ sisch⸗Amerikanischen Compagnie hat sie uͤber diese Gegenstaͤnde be⸗ reits vor ein paar Jahren ein beiden Theilen vortheilhaftes, mit⸗ hin dauerndes Abkommen geschlossen. Wir glauben demnach, daß uns hierdurch der Besitz jener Kuͤste noch auf lange hin gesi— chert ist, so wie das sich an denselben Knuͤpfende. Niemals war aber jene Kuͤste wichtiger fuͤr uns als gerade jetzt, wo unse. e Flotten und Heere in Nord⸗China eindringen, und der Krieg mag enden wie er will, jene bisher hermetisch verschlossene, dicht be⸗ voͤlkerte reiche Kuͤste Ost⸗Asiens, unserem Handel wie der Schiff⸗ fahrt aus den nahen Hafen des nordwestlichen Amerika's, so wie aus unseren stets bluͤhenderen Australischen Kolonieen eroͤffnen werden. Die sich also bietende Aussicht fuͤr den Absatz unserer Manufakturen wie fuͤr die Frachtfahrt zwischen allen Welttheilen ist eine unendliche und wird bei der Unthaͤtigkeit der West⸗Ame⸗ rikaner Spanischer Abstammung und der spaͤrsamen Bevoͤlkerung des Russischen Ost⸗Asiens, auf sange hinaus unser ungefaͤhrdetes Eigenthum bleiben. 1 Die von der Opposition und insbesondere von Herrn Dun⸗— combe, unseren Landwirthen und Viehzüchtern, aus der Herab⸗ setzung der Einfuhr⸗-Soͤlle auf lebendige Waare geweissagten Nach⸗ theile, scheinen sich keinesweges zu verwirklichen. Laäͤngs unserer ganzen Ostkuͤste hat seit ein paar Monaten betraͤchtliche Ein⸗ fuhr von Schlachtvieh wie von Pferden, aus der Elbe, Weser, und den Niederlaͤndischen Gewaͤssern stattgefunden, und die Marktpreise des Fleisches, zum Besten der minder vermoͤgenden Klassen, herabgedrüͤckt. Nichtsdestoweniger hat man aber auf den waͤhrend der letzten drei Wochen gehaltenen großen Pferde⸗ und Viehmaͤrkten Großbritaniens in Brough Hill, Penrith, Bampton und Egremont, und in Irland in Ardee, Wexford, Gorry, Holy Croß und Abbeyfeale solche Preise fuͤr Schlachtvieh und Pferde bezahlt, daß deren Zuͤchter dabei einen ausreichenden und ermun⸗ ternden Gewinnst machen. Dennoch kann man im Ganzen ge⸗ nommen sagen, daß die Preise des Schlachtviehs, mit Ausnahme sehr fetter Ochsen, um ein Fuͤnftel gefallen sind, aber immer noch hoͤher stehen als vor 20 Jahren.
Niederlande.
Aus dem Haag, 17. Okt. Der Koͤnig hat heute die Session der Generalstaaten durch nachstehende Rede eroͤffnet:
„Edelmoͤgende Herren! Bei der Eroͤffnung der gegenwaͤrti⸗ gen Session ist es ein Beduͤrfniß Meines Herzens, zuerst des Ehebuͤndnisses zu gedenken, das kuͤrzlich zwischen Meiner geliebten einzigen Tochter und dem Erbgroßherzoge von Sachsen-Weimar⸗ Eifenach eingegangen worden. Ich habe alle Gruͤnde, das Ver— trauen zu hegen, daß diese Vereinigung unter dem Segen Gottes zur Befoͤrderung des Gluͤckes Meines theuren Kindes ge— reichen werde. Unsere und auch Ihre theilnehmende Wuͤnsche, edelmoͤgende Herren, werden sie und ihren Gemahl begleiten, wie auch sie niemals das Vaterland vergessen wird, mit welchem sie, mit welchem Mein ganzes Haus so innig verbunden ist.
„Bei dem ferneren Besuche verschiedener Theile des Landes habe Ich aufs neue mit ausgezeichneter Freude die uͤberzeugend⸗ sten Beweise von Anhaͤnglichkeit und Liebe empfangen. Es ist un⸗ gemein erhebend fuͤr Mich, auch auf diese Weise zu erfahren, daß es Meinen gellebten Unterthanen bewußt ist, in welchem hohen Maße Meine Theilnahme und Liebe ihnen angehoͤrt. .
„Die Verhaͤltnisse zwischen Niederland und den fremden Maͤch⸗ ten geben sich durch ein freundschaftliches Vernehmen und wohl⸗ wollende Theilnahme kund. Die Unterhandlungen mit Belgien zur vollstaͤndigen Ausfuͤhrung des Londoner Vertrags werden mit dem Ernst und dem Interesse fortgesetzt, welche die Wichtigkeit der Sache erheischt. Es gereicht Mir zur Genugthuung, Ew. Edelmoͤgenden versichern zu koͤnnen, daß die beiderseitigen Bevoll⸗ maͤchtigten in den letzten Tagen uͤber die Grundlagen eines Ar⸗ rangements uͤbereingekommen, welches alle damit in Verbindung stehende Differenzpunkte umfaßt. Ich hege demnach das Ver— trauen, daß der Vertrag binnen wenigen Tagen abgeschlossen werden wird.
„Die Seemacht des Reiches ist in so genuͤgendem Zustande, wie die zugestandenen Mittel dies gestatteten. Die Zeughaͤuser beduͤrfen jedoch neuer Anschaffungen, mit denen man sich beschaͤf⸗ tigt. Nach Verhaͤltniß der Umstaͤnde werden fortwaͤhrend die geeignetsten Mittel angewandt, um die Vertheidigung des Landes in guten Stand zu bringen. Der gute Wille und der Eifer der Mannschaften, wie der Offiziere, hat eine fernere Abkuͤrzung der Uebungszelt der Milizen verstattet. Die mit Revision der Gesetze uber die Miliz und die Schuttereien beschaͤftigte Spezial-Kommis⸗ sion ist dabei auf viele Schwierigkeiten gestoßen, so daß nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob die neuen Gesetz-Eniwuͤrfe noch in dieser Session werden zur Berathung kommen koͤnnen.
„Ordnung und Regelmäßigkeit werden fortwährend in der in⸗ neren Verwastung angetroffen. Die Polizei laͤßt jedoch in meh⸗ reren Landestheilen Einiges zu wuͤnschen uͤbrig. Es werden Maß⸗ regeln angeordnet, um dem auf genügende Weise abzuhelfen.
Der Elementar- Unterricht fieferk unter dem Regime der jüngst ergangenen Vergrdnungen befriedigende Resultate. Auch die 566 Zweige dzs dͤffentlichen Unterrichts werden von Mir glesch— . . le, ,. ist Genn vorhanden, sich uͤber das in, in we ü
üuͤber n , ,. w. d e lee chaten n nn g w Es besteht die Absicht, uͤber die Ange ; thaͤtigkeits⸗Gesellschaft den . ,,, mungen vorzulegen, als der Stand dieser Sache erheischt. Das
einige Steuern gewesen, die in Folge dessen nicht so vielen Ertrag 2 als veranschlagt war. Die hierdurch entstandene geringe ifferenz wird jedoch durch andere Einnahme⸗Quellen gedeckt. Die
Hoffnung, daß der im Jahre 1841 in den Kolonial⸗-Einkuͤnften entstandene Ausfall in diesem Jahre gutgemacht werden wurde, hat sich nicht verwirklicht. Der fortwährend flaue Markt für Kolo⸗ nial⸗Produkte hat einen neuen und sehr ansehnlichen Ausfall gelie⸗ fert. Dieses Resultat als Grundlage nehmend, muͤssen die Beitraͤge der Kolonieen fuͤr den naͤchsten zweijaͤhrigen Zeitraum nothwen⸗ 3 mit einer niedrigeren Ziffer unter den Staats⸗Einnahmen auf⸗ gebracht werden. Gbschon nun auch das vorzulegende Ausgaben⸗ Budget fuͤr 1814 und 1815 in seinem Resultate unverkennbare Beweise von ernstlichem Streben nach Vereinfachung und Er— sparnissen liefern und demgemaͤß eine nicht unbedeutende Verminde⸗ rung seiner Totalsumme aufweisen wird, wird es doch nichts destoweni⸗ ger nothwendig seyn, den Betrag der ordentlichen Einnahmen einigermaßen zu erhöhen. Eine Erhohung der Erbschafts⸗ und Stempel-Abgabe wird zu diesem Zwecke fuͤr am meisten geeignet und am wenigsten druckend erachtet. Mein Wunsch jedoch, in anderen Steuern eine Erleichterung herbeizuführen, wird, wie Ich hoffe, erfuͤllt werden, wenn auch die Umstaͤnde nicht gestatten, dies in dem Maße zu thun, wie Ich es gewuͤnscht.
„Die Zusammenstellung eines neuen Tarifs der Ein-, Aus⸗ und Durchfuhr-⸗-Zoͤlle ist so weit gefoͤrdert, daß daruͤber ehestens die Gutachten der Handels- und Fabriken⸗Kammern, so wie der Ackerbau⸗Kommissionen, koͤnnen eingeholt werden.
Die Rechnungen uͤber die Stagts⸗-Einuahmen und Ausgaben fuͤr 1841 und fruͤher werden Ew. Edelmoͤgenden mitgetheilt wer— den. Daraus wird unter Anderem hervorgehen, daß auf den fruͤheren Ruͤckstand einige Gutschreibungen haben stattfinden köͤn⸗ nen. Nachdem aus den dazu angewiesenen außerordentlichen Deckungsmitteln die dem Fonds fuͤr die Eisenbahn zwischen Am— sterdam und Arnheim schuldige Summe vermittelst einer Ein⸗ schreibung auf das zweite 3 Buch abgeloͤst worden, bleibt der Regierung noch die Befugniß, ein Kapital von sechs Millionen zu Gelde zu machen, wozu in Verbindung mit den Beduͤrfnissen des Schatzes geschritten werden wird, ohne daß der Termin bereits mit Genauigkeit bezeichnet werden kann.
„Mit der zugesagten Revision der Pensionen und Wartegelder ist ein Anfang gemacht worden in Uebereinstimmung mit den durch eine besondere Kommission an die Hand gegebenen Prinzipien.
„Edelmoͤgende Herren! Nichts wird Mir mehr zu Herzen gehen, als der Wunsch, auch in der gegenwartigen Session eine aufrichtige gemeinschaftliche Erwaͤgung zu befoͤrdern. Ich rechne dabei auf die Mitwirkung Aller, innerhalb der Sphaͤre, die Jedem durch das Grundgesetz vorgezeichnet ist, und Ich hoffe Meinerseits
getreulich die hohen Pflichten zu erfuͤllen, welche die Vorsehung Mir auferlegt hat.
„Wo Fuͤrst und Volk ernstlich und eintraͤchtig das Gute su— chen, k darf der Segen des Allerhoͤchsten mit Vertrauen erwar— tet werden.“
Belgien.
XR Brüssel, 16. Okt. Seit der Ankunft des Königs Leo—⸗ pold in Paris, sind die Franzoͤsischen wie Belgischen Blaͤtter mit
Armenwesen nimmt Meine Aufmerksamkeit desonders in ö
Man haͤlt sich mit der Feststellung von helene beck . besser als die bisher bestehenden 66 Zweck entsprechen. .
„In unseren uͤberseeischen Besitzungen herrscht eine gewunschte Ruhe. Landbau und Gewerbfleiß entwickeln sich in Niederlän⸗ disch⸗ Indien fortwaͤhrend, obgleich die Huͤlfsmittel dazu durch den estoͤrten Kredit einigermaßen benachtheiligt worden. Der innere . der Westindischen Kolonieen, deren Wohlfahrt aus ver⸗ schiedenen Ursachen gehindert wird, ist Gegenstand ernstlicher Er⸗
waͤgungen.
„An der Vollendung des Strafgesetzbuches, so wie an der fort⸗ waͤhrenden Verbesserung der verschiedenen Zweige der Gesetzgebung wird mit Eifer gearbeitet. Das zweite Buch des Strafrechts⸗ Kodex wird noch in dieser Session vorgelegt.
„Der geringere Flor, der in einigen Zweigen des Handels und
Nachrichten und Diskussionen uͤber die abermals zwischen Frank— reich und Belgien angeknuͤpften Handels-Negoclatlonen angefuͤllt. Daß sich die meisten Journale fuͤr eine wirkliche Handels⸗-Vereini⸗ gung aussprechen, und nur die mehr oder weniger den Privat⸗In⸗ teressen froͤhnenden Blaͤtter sich dagegen erklaͤren, waͤre hinreichend, wenn es dessen noch bedürfte, um uͤber den Gesichtspunkt aufzu⸗ klaͤren, aus welchem das Projekt in Frankreich aufgefaßt wird. Freilich ist der politische Gesichtspunkt wohl zu beherzigen, und wie er in Frankreich vorwaltet, so tritt er bisweilen in Deutschland, wie es uns scheint, zu sehr in den Hintergrund. Es darf das politische Element aber heute um so weniger aus dem Auge gelassen werden, als jetzt uberhaupt Alles im gesellschaftlichen Leben der Volker inniger verschluͤngen ist, tiefer in einander greift und sich gegenseitig einflußreicher bedingt, und dadurch die Ruͤck— wirkung der Handels-Verhaͤltnisse auf die politischen Zustaͤnde immer maͤchtiger und nachhaltiger wird. Die Zeit der Eroberun— gen durch Waffengewalt ist unter den ciwilisirten Voͤlkern, im Allgemeinen, gewiß voruͤber. Dafuͤr beginnt aber in⸗ stinktmaͤßig ein neuer friedlicher Kampf um Ausdehnung eines anderen hochwichtigen Lebensgebietes, desjenigen, worin sich „tausend fleißige Haͤnde regen“ und alle geistigen und physi⸗ schen Kraͤfte nach ihren äußeren Resultaten konzentriren. Die Nivalitaͤt, welche in dieser Hinsicht unter den Staaten eintritt, ist durch die Gesetze des Fortschrittes geboten und selbst eine Bedin⸗ gung spaͤterer Ausgleichung. Aus diesem Grunde werden denn diejenigen Staaten, welche sich am klarsten die internationale Wichtigkeit des kommerziellen Elements zum Bewußtseyn bringen und ihr Handeln darnach wesentlich mitbestimmen, sich auch in⸗ nerlich mehr kraͤftigen, indem sie sich aͤußerlich Anhalt, Staͤrke und Einfluß verschaffen. Bei Belgien handelt es sich jetzt darum, ob es in die Sphaͤre des Franzoͤsischen oder Deutschen Einflusses treten soll. Man koͤnnte frellich von vorn herein diese Alternative verneinen und behaupten, daß Belgien neutral bleiben solle, wozu es durch die Traktate, welche ihm seine Europaͤische Stellung gegeben, angewie⸗ sen ist. Ohne dieser Ansicht geradezu zu widersprechen, erlauben wir uns nur zu bemerken, daß die Thatsachen, wie sie durch die Macht des sich allseitig entwickelnden Lebens hervorgerufen werden, nicht wohl damit in Uebereinstimmung zu bringen sind. So wie sich im Kriege eine politische Neutralität schwer behaupten laͤßt, so ist auch in dem jetzigen industriellen Kampfe der Volker eine neutrale Stellung auf die Dauer schwerlich haltbar. Ueberall findet sich das Gesetz der Attraction und Assimilation; auch der Handel befolgt diese Gesetze, und um so unwiderstehlicher, sobald die Hindernisse weg⸗ geraͤumt, Kichtungen eingeleitet, Bahnen geöffnet werden. Nach Will⸗ kuͤr lassen sich freilich diese Bahnen nicht bestimmen, allein, wenn der Handel sie sich selbst schon geöffnet hat oder doch Line Tendenz dahin aͤußert, fo koͤnnen durch die staatsbkonomische Klugheit diese Bahnen erweitert und dadurch selbst spaͤterhin der Schwerpunkt der kommerziellen Gravitation veraͤndert werden. Belgien wird jetzt durch die Groͤße seines Handels⸗Interesses nach Frankreich gezogen, allein durch einen angemessenen Vertrag mit Deutschland koͤnnte allmaͤlig, zum wenigsten ein Gleichgewicht hergestellt wer— den, um so mehr, als Belgien seit laͤngerer Zelt eine unver⸗ kennbare Sympathie fuͤr Deutschland zu erkennen gegeben, und es ö die Ruͤcksichten auf seine politische, durch einen Han⸗ dels⸗Anschluß an Frankreich mehr oder weniger gefährdete Unab— Kine geen da Abwaͤgung der Vortheile in Anschiag gebracht ha⸗ Bei den jetzt in Paris angeknuͤpften Handels⸗-Negociationen
hat freilich das Heck abr auch die Europaͤischẽ Stellung 36 Landes und die daraus entspringenden Pflichten zu beherzigen. r glauben auch, daß es dieselben nicht verkennt und daͤher Al⸗
es, was die Franzoͤsischen Journale von einer Zoll-Verelnigung
der Industrie wahrgenommen wird, ist nicht ohne Einfluß auf
vorbringen, zur Zeit wenigstens, grundlos ist. Was indessen die Entwickelung der Verhaͤltnisse in der Zukunft zu Stande bringen
kann, wenn eine einseltige Richtung verfolgt werden sollte, lassen wir dahingestellt seyn. Die Gefahren, die fuͤr Belgien aus einem zu nahen Anschlusse an Frankreich entspringen, liegen jedoch am Tage. Es liegt einmal im Franzoͤsischen Volks⸗Charak⸗ ter, die Graͤnzen des Rechts nach dem Einflusse der Macht zu bestimmen. Sollten daher auch in einem ersten Vertrage die Souverainetats : Rechte Belglens im Zollwesen aufrecht erhalten werden, so wuͤrden sich doch bald, wenn man einmal Bel—⸗ gien kommerziell an sich gefesselt fuͤhlte, andere Anspruͤche geltend machen, die freilich, wenn auch nicht dem Ng⸗ men nach, zu einer Absorbirung fuͤhren wuͤrden. Fuͤr jetzt handelt es sich jedoch nur um einen Handels⸗-Vertrag, welcher besonders der Belgischen Eisen⸗Fabrication, den Tuchwaa⸗ ren u. s. w. einen groͤßeren Absatz in Frankreich verschafft. Daß die Handels⸗Negoclationen ernstlich wieder aufgenommen werden sollten, habe ich Ihnen schon vor länger als einem Monate ge⸗ meldet. Bekannte Umstaͤnde haben die Zeit der Wiederaufnahme derselben beschleunigt und ihnen noch einen groͤßeren Nachdruck gegeben. Allein, obgleich man sich mit einem baldigen Abschlusse dieser Verhandlungen schmeichelt, so haben wir doch wenig Ver⸗ trauen in ein befrledigendes Resultat, da die Hindernisse in Frank⸗ reich zu groß sind. Der Königliche Einfluß, so maͤchtig er sst, wo es sich um allgemein politische Fragen handelt, duͤrfte da, wo die positiven industriellen Interessen des Landes sich bedroht sehen, einen schwer zu besiegenden Widerstand finden. Wir werden nicht unterlassen, den Verlauf dieser mit großen Schwierigkeiten ver— knuͤpften Verhandlungen naͤher zu verfolgen.
In 8 Tagen werden zum erstenmale die Gemeinde⸗Behoͤrden zur Halfte nach dem neuen Gesetze, welches die größeren Staͤdte in mehrere Wahl⸗Sectionen . stattfinden. Man erinnert sich noch der heftigen Opposition, welche von liberaler Seite gegen dieses Gesetz gemacht wurde. Die Uebelstaͤnde, die man bezeichnete, sind jedoch zum großen Theil dadurch vermieden worden, daß das Ministerium, im Einverstaͤndniß mit den Stadt⸗Behoͤrden, anstatt auf die gesetzlich erlaubte Zahl von 8 Sectionen herabzugehen, nur 3 1 Sectionen angeordnet hat. Man ist jedoch von libe⸗ . wie katholischer Seite sehr auf den Ausgang dieser Wahlen
espannt.
ö Von staatsrechtlichem Interesse ist es vielleicht, zu bemerken, daß seit der Revolution das Koͤnigliche Veto zum erstenmale bei dem von den beiden Kammern angenommenen Gesetz⸗-Vorschlage ausgelbt worden, wodurch die Weinhaͤndler eine theilweise Ent⸗ schäigung fuͤr die Verluste erhalten sollten, welche sie durch die Tarifs-Erniedrigung der Franzoͤsischen Weine erfahren hatten. Es waͤre allerdings eine solche Entschaͤdigung, deren Gerechtigkeit wir hier nicht untersuchen wollen, ein Praͤzedent gewesen, welches fuͤr die Zukunft bei spaͤteren Traktaten oder Zoll-Veraͤnderungen mannigfache Verwickelungen haͤtte herbeiführen koͤnnen.
Dentsche Bundesstaaten.
München, 16. Okt. Schon gestern wimmelten die Straßen unserer Stadt von Landleuten, die von nah und fern hierher ka⸗ men, um sich heute beim Oktoberfest einzufinden. Wahrend des 32 jährigen Bestehens dieses Festes wurde dasselbe dreimal mit außergewoͤhnlichem Glanze gefeiert, wobei immer erfreuliche Ereig⸗ nisse in der Königlichen Familie den Jubel des Volkes zur Begei⸗ sterung hoben, namlich im Jahre 1810 bei der Vermaͤhlung un— seres Königs, wo das Fest ins Leben trat, dann im Jahr 1835 bei der silbernen Hochzeit des verehrten Monarchen und endlich heute bei der Vermaäͤhlungs-Feier des geliebten Thronerben. Der Glanzpunkt des Festes war auch heute wieder die Ankunft der Höͤchsten Herrschaften auf der Wiese. Se. Majestaͤt der Konig mit Ihrer Königl. Hoheit der Kronprinzessin und Sr. Königl. Hohest dem Kronprinzen fuhren im ersten, Ihre Majestaäͤt die Koͤnigin mit Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen und der Prin⸗ zessin Wilhelm im zweiten Wagen, vor und hinter den Wagen ritt die Landwehr⸗Kavallerie. Der Jubel des Volks war ungeheuer. Vor allem festlich und eigenthüͤmlich war der Zug der Brautpaare aus den Provinzen, in die Landestracht ihrer Gaue gekleidet. Ein Zug von mehreren hundert Personen, der das allgemeine Interesse in Anspruch nahm. Schon am Morgen, wo sich dieser Zug zur Trauung bewegte, war das Gewoge der Menge in den Straßen unabsehbar. Zu diesem Zuge gehörten nun auch die Aufzuͤge der Bergknappen mit ihren Steigern und das Corps der Gebirgs— schuͤßen, diese Repraͤsentanten der Kraft und Staͤrke Bayerischen Hochlandes, dann die sinnig geschmuͤckten Festwagen, unter denen sich die aus dem reichen Nieder⸗Bayern am stattlichsten ausnah⸗ men. Nach den landwirthschaftlichen Vorgaͤngen und dem Wett— rennen von 39 Pferden verließen die Hoͤchsten Herrschaften (um 4 Uhr) die Wiese. —
Im Hoftheater wohnte gestern Abend ein zahlreiches Publi⸗ kum der Wiederholung des Festspieles und der Oper „das Nacht⸗ lager von Granada“ bei, und wieder ein anderes, dem hoffaͤhigen Kreise angehöͤriges Publikum war in dem neuen Festsaalbaue der Königlichen Residenz versammelt, wo zugleich ein großer Hofball stattfaͤnd, der an Glanz wohl alle seitherigen uͤbertraf. Se. Ma⸗ jestaͤt der Koͤnig eröffnete den Ball mit einer Polonaise an der Hand Ihrer Koͤnigl. Hoheit der Prinzessin Wilhelm von Preu⸗ fen; hieran schlossen sich Ihre Majestaͤt die Koͤnigin, gefuhrt von Sr. Königl. Hohelt dem Prinzen Wilhelm von Preußen, sodann die beiden hohen Neuvermahlten und uͤbrigen Höͤchsten und Hohen Herrschaften. Die Versammlung bei diesem Hofballe war eine außergewöhnlich prunk- und zahlreiche, da nicht nur der hof⸗ faͤhige Adel aus der Provinz, fondern auch alle fremden Offiziere geladen waren.
A Leipzig, 20. Okt. Am 16ten d. hielt der Verein zur a guter und wohlfeisler Volksschrif— ten“ seine Genera?-Bersammlung in der hiesigen Buchhaͤndler⸗ Börse. Dieser Verein entstand im Jahre 1840, sein hauptsaͤch⸗ lichster Begruͤnder war der Kirchen⸗ und Schulrath Dr. Döhner in Zwickau. Der Verein, dessen Hauptsitz vor der Hand Zwickau ist, hat sich schon in mehr als 200 Zweig⸗-Vereinen uͤber das Koͤ⸗ nigreich Sachfen und mehrere der benachbarten Herzoglich Saͤch—⸗ sischen Lander ausgebreitet und zaͤhlt gegenwartig nahe an 7900 Mitglieder. Da die melsten Zweig-Vereine mehrere Ortschaften umfaͤssen, so kann man rechnen, daß die von dem Vereine ausge— gebenen Volksschriften ihre Verbreitung in mindestens 1000 Ort—
aften finden. ie. 6 Art und den Geist der Volksschriften zu charak⸗ terisiren, welche der Verein verbreitet, bemerke ich, daß in dem er⸗ sten Rechnungsjahre auf Kosten des Vereins gedruckt wurden: 6000 Exemplare „Vater Richard, 5000 Exemplare, Meister Feldmann's Leben“, 5000 „Nikodemus“, 6009 „Thierfreunde“; angekauft wur⸗ den 2600 Expl. „Wie Gertrud ihre Kinder lehrt“, 700 „Die Ge⸗ schichte der evangelischen , . er“, 700 „Der Schatzgraͤber“. Geschenkt erhielt der Verein 1 xpl. „Schwabe: Erfindung der Buchdruckerkunst«. Neuerdings sind noch andere dazu gekommen,
namentlich eine Schrift gegen das Branntweintrinken.
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Waͤhrend der Messe fand hier wieder die alle zwei Jahre re⸗ gelmaͤßig sich wiederholende Ind u str ie⸗Ausstellung der Fah ger polytechnischen Gesellschaft in der Buchhaͤndler⸗Börse statt. Diese Ausstellung will und darf nicht als eine Repräͤsentation der ge⸗ sfammten Saͤchsischen Industrie betrachtet werden. Dafur ist viel⸗ mehr die große Gewerbe⸗Ausstellung in Dresden da, welche, ver⸗ bunden mit der Kunst⸗Ausstellung, ebenfalls alle zwei Jahre statt⸗ findet. Vielmehr hat die hlesige den Zweck, den verschiedenen Ge⸗ werben, und hauptsächlich den lokalen, Gelegenhelt zu geben, ihre Fortschritte oͤffentlich zu bekunden und ihre Erzeugnisse besonders auch den anwesenden Meßfremden bekannt zu machen. Dabei schließt sie jedoch keinesweges jenen anderen Zweck aus, die vater⸗ laͤndische Industrie im Allgemeinen in ihren Haupt⸗Erzeugnissen darzustellen; ja sie nimmt auch Artikel aus den verwandten Her⸗ zoglichen Lanbern auf. Die Gesammtzahl der eingelieferten Ge⸗ genstͤnde ist im Katalog auf 1126 angegeben. Auf Einzelnes kann ich hier nicht eingehen; nur bemerke ich, daß sich unter den ausgestellten Gegenstaͤnden auch Proben von Sächsischen Seiden⸗ zeugen befinden, deren Stoff ebenfalls in Sachsen selbst gewon⸗ nen ist, und die an Guͤte den besten Franzoͤsischen Stoffen nicht nachstehen. —
Auch in Chemnitz hat der dortige Handwerk er-Verein in diesem Sommer zum erstenmale eine Ausstellung n, er. Er⸗ zeugnisse veranstaltet. Auch sie ist mehr auf die zuͤnftigen und un⸗ zuͤnftigen Gewerbe, und zwar namentlich des Erzgebirges, als auf die groͤßere Fabrik-Industrie berechnet. Diesem Zweck entspre—⸗ chend, befanden sich unter den 600 Nummern, welche von 165 Einsendern zur Ausstellung gebracht worden waren, nur etwa 30 von Fabrikanten; die uͤbrigen gehörten den eigentlichen Gewerben an. Eine vollstaͤndige Repraͤsentation der gewerblichen Erzeugnisse des Erzgebirges ward freilich bei diesem ersten Versuche noch nicht erzielt, doch zeigte sich immer schon große Theilnahme, sowohl von Seiten der Gewerbtreibenden als auch des Publikums. Bei der zur Aufmunterung der Einsender angestellten Verloosung wurden 1000 Loose zu 100 Rthlr. abgesetzt. Der Ueberschuß aus den Eintrittsgeldern, einige hundert Thaler, kam der Sonntagsschule zu gute.
* Altenburg, 18. Okt. Die näaͤchste Zu sammenkunft der Deutschen Land⸗ und Forstwirthe wird nach dem in Stuttgart gefaßten Beschlusse hier in Altenburg gehalten werden. Und wenn auch unserer Stadt und Umgegend schwerlich eine Fuͤlle staats, land- und forstwirthschaftlicher Intelligenz zugeschrleben werden mag, so kann doch auch der damit ausgestattete Fremde in unserem Laͤndchen mancherlei Interessantes und Anregendes vorfinden, wie es sonst nicht gerade haufig wieder so vereinigt vorkommen durfte. Umfassende Kenntniffe aber und geuͤbte 6 achtungsgabe bringen dann hoffentlich unsere Gäste mit, und so werden billige Anforderungen wohl auch bei uns nicht ganz un⸗ befriedigt bleiben. An Mitteln aber, von allen Seiten her schnell zu uns zu kommen, fehlt es seit der Eroͤffnung der Eisenbahn— strecke von Leipzig nach Altenburg und seit der damit verbundenen wesentlichen Vermehrung der Po sten nach in Zwickau, Gera und Zeitz keinesweges, und wir gewoͤhnen uns bereits im⸗ mer mehr an den dadurch bewirkten großen Menschenzufluß, uͤber den wir uns allerdings noch biswellen wundern, so sehr er sich auch nach allen bisherigen Erfahrungen erwarten ließ.
Man klagt jetzt auch hier uͤber die dermalige Hoͤhe der neuer⸗ dings vermehrten Kommunal-Abgaben. Allein diese sind schwerlich hoͤher als in anderen Städten gleichen Ranges; und wer bedenkt, was in neuerer Zeit von dem staͤdtischen Gemein⸗ wesen Alles geleistet worden ist und noch immer geleistet wird, . sich gewiß mit den hierzu noͤthigen Opfern einverstanden er⸗
ren.
Hamburg, 19. Okt. (A. 3.) Am vorigen Sonnabend machte das dritte neuerbaute Dampfschiff der Hanseatischen Dampf⸗ schifffahrts⸗Gesellschaft „Leeds“, Capitain Mowle, eine Probefahrt auf der Elbe zur großen Zufriedenheit aller Sachverstaͤndigen und einer zahlreichen, dazu von der Direction eingeladenen Gesellschaft. Das Schiff ist von dem Hamburger Schiffsbaumeister J. Marbs ganz aus Eichenholz gebaut, und hat zwel Maschinen von groͤß— ter Vollkommenheit aus der wohlbekannten Fabrik der Herren Fawcett, Preston und Comp. in Liverpool. Die Lange des Schiffes betragt 180 Fuß, und es kann ungefaͤhr 20000 Kubik— fuß laden, mit welcher Ladung es nur 12 Fuß tief geht. Es vereinigt an Schnelligkeit, so wie an Bequemlichkeit fuͤr Passaglere, Alles, was die Fortschritte der neueren Zeit moͤglich gemacht haben, und laͤßt zum mindesten dieselben glaͤnzenden Leistungen erwarten, wie die fruͤheren Schiffe dieser Gesellschaft, „Hamburg“ und „Manchester, seit laͤngerer Zeit darbieten. Erfreulich ist es, hin⸗ zufuͤgen zu koͤnnen, daß der „Leeds“ in einem Augenblicke in die Fahrt trltt, wo sich dem patriotischen Unternehmen der Hansea— tischen Dampfschifffahrts⸗-Gesellschaft neue guͤnsiige Aussichten er⸗ oͤffnen, herbeigefuͤhrt durch das bereits offiziell angezeigte Ausschei⸗ den des besten der bisher zwischen Hull und Hamburg fahrenden Englischen Dampfschiffe, des der St. George Steam Packet Comp. gehorenden „Tiger“. Es steht demnach zu hoffen, daß nun die bisherige nutzlofe und gehaͤssige Opposition baid ihr Ende erreicht haben wird.
Auf Anordnung Sr. Durchlaucht des Fuͤrsten von Metter⸗ nich ist von dem hiesigen Oesterreichischen Gesandten, Herrn von Kaisersfeld, der oͤffenklichen Unterstuͤtzungs-Behoͤrde eine aberma⸗ lige Beihuülfe von 25,509 Fl. 45 Kr. C. M. aus ferneren Samm— lungen fuͤr die Verungluͤckten Hamburgs aus verschiedenen Pro⸗ vinzen der Oesterreichsschen Monarchie, namentlich auch aus den Italienischen Provinzen und aus Siebenbuͤrgen, zugestellt worden.
Ostindien.
! Hyderabad, 22. Aug. (Times.) Nachdem der Prinz Soͤfter Dschoͤng, einer der Sohne Schach Sudscha's, ein Leben voller Entbehrungen mit den , Afghanen⸗Haäͤuptlingen ge⸗ fuͤhrt, entschloß er sich, es mit der Großmuth der Briten zu ver— suchen, und ergab sich am 18. Juni dem General Nott und dem Major Rawlinson in Kandahar. Der genannte Major kam ihm vor dem Thor entgegen, umarmte ihn nach morgenlaͤndischer Sitte und versicherte ihn des Englischen Schutzes. Er ist jetzt Staats⸗ Gefangener, und seine Ergebung hat allen Hoffnungen der Rebel⸗ len auf dieser Seite ein Ende gemacht.
Einige wollen wissen, die Seik⸗Regierung habe eingewilligt, das Dschellalabad⸗Thal anzunehmen und der Ostindischen Com⸗ pagnie dafuͤr Multan oder Kaschmir zu geben. Multan wuͤrde an und fuͤr sich werthvoll seyn, aber eine Provinz, von welcher uns das Pendschab trennte, wuͤrden wir doch kaum annehmen, und andererseits koͤnnten die Seiks Dschellalabad nur mit unge⸗ heuren Kosten und unter bestäͤndigen Kaͤmpfen gegen die Haäͤupt⸗ linge von Kabul behaupten. Daß Schir Sing und seine Mini— ster sich von der Seik⸗Armee trennen durften, wenn die Englaͤn⸗ der auf Stellung eines Huͤlfsheeres bestehen, ist nicht sehr wahr⸗ scheinlich. Schir Sing warde von seinen Truppen mit fortgerlssen
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werden, und so mußte England an die ganze Seik⸗Regierung den Krieg erklaren, und die Invasion des Pendschab wurde die Folge seyn. Nicht, daß die Seik⸗Regierung desen, den Krieg wäunschte, aber die Seik⸗Armee wuͤnscht ihn — wuͤnscht ihn sest Jahren. Es ist eine eitle und äabermuthige Soldateska, die nichts sehnlicher verlangt, als eine Gelegenheit, die Feringhis (Franken) zu dreschen, wozu sie sich in ihrem Duͤnkel stark genug waͤhnt. Wenn wir indeß mit dem Pendschab Krieg anfangen, so ist nur zu wuͤnschen, daß wir einen ehrlichen Anlaß, einen bestimmten Grund dazu haben moͤgen, nicht blos ein allgemeines Prinzip; denn unser allgemeiner Grundsatz; „Pflicht der Selbsterhaltung
in Indien hat sich bis jetzt nur allzuoft auf eine sehr zweideu⸗
tige politische Moral gesiltt. Vom politischen Standpunkte frei⸗ lich ist uns der 1 Pendschab ohne allen Zweifel nothwendig: ist einmal der ganze Stromlauf des Indus unser, dann besitzen wir nicht nur die herrlichste Graͤnze, die fuͤr Indien moglich ist, ed. mit unseren Dampfboͤten auf diesem herrlichen Strom können wir auch mehr zur hundertfaͤltigen Ausdehnung unseres Handels thun, als durch das Vorruͤcken unserer Heere in Regionen erreicht worden ist, die sie niemals haͤtten betreten sollen. Zweitausend Kameele fuͤr Pollock's Armee⸗Corps sind durch das Pendschab unterweges und werden ihm, nebst zehn Laks Ruplen, ini nächsten Monat zukommen. Er wird dann im Stande seyn, den Ruͤck⸗ marsch anzutreten, und vereinigt er sich mit dem Reserve⸗Heer in Lahore, so ist das eine praͤchtige Operation. Ein oder zwei allge⸗ meine Gefechte mit den disziplinirten Truppen der Seiks, und ihre Armee wird gaͤnzlich aufgeldst seyn. Einige wenige feste Platze, die dann noch von ihnen behauptet werden, lassen sich mit Be⸗ quemlichkeit nehmen. Im Pendschab giebt es keine Dschungeln, auch keine Berge, die den Seiks Schuß gewähren koͤnnen, und so wird das ganze Land auf einmal fallen. Hatte Lord Auckland dem alten Loͤwen des Pendschab Troß geboten und eine helfende Hand dem Manne ausgestreckt, der unter seiner Unterdruͤckung in Afghanistan litt Dost Mohammed), dann wuͤrde England, anstatt eines wilden Bollwerks wilder Staͤmme gegen Barbaren⸗Einbruch, ein fruchtbares und gewinnreiches Land und eine herrliche Strom⸗ , gewonnen haben, welche Englische Kriegskunde uneinnehm⸗ ar gemacht haͤtte.
Die Bombay Times hat dem Staat einen guten Dienst dadurch geleistet, daß sie die Korrespondenz von Sir Alex. Burnes ganz rk ss h und dabei die verstuͤmmelte Ausgabe derselben im blauen Parlamentsbuch gehoͤrig gewuͤrdigt hat. Eine solche Verstuͤmmelung von Staats⸗Dokumenten, um einem Parteizweck zu dienen, desgleichen ein solcher Mißbrauch von Urkunden, um den Ehrgeiz eines Mannes (Macnaghten's) zu befriedigen, ist wohl unerhbrt. In keinem Fall scheint der Emir Dost Moham⸗ med unseren Abgesandten, Sir A. Burnes, mit Kaͤlte oder anders als mit hoöͤchster Achtung behandelt zu haben. Selbst die Zulassung des furchtbaren Russischen Abgesandten in Kabul wuͤrde auf ein Wort von Burnes unterblieben seyn. Es ist wahr, Dost Mohammed machte kein Geheimniß aus seinen Be⸗ sorgnissen vor den Uebergriffen Rundschid Sing's und vor der Gefahr seines Buͤndnisses mit Sultan Mohammed Chan in Peschauer, um ihm (Dost Mohammed) noch mehr vom Afghani⸗ schen Gebiet zu rauben. Es ist auch wahr, daß er Persien fuͤrch⸗ tete und Englands Einschreiten zur Verhinderung Persischer Uebergriffe wuͤnschte. In jener Hinsicht koͤnnen wir nur sagen, daß der Stern des Pendschab im Aufsteigen war und damals den schwachen Verstand unserer Indischen Staats⸗Künstler ge⸗ blendet hatte, die nicht einsehen wollten, daß Rundschid Sing seine Eroberung von Peschauer schwerlich ohne Britische Huͤlfe in Feind⸗ schaft gegen Dost Mohammed behaupten konnte. Was aber die Verhaͤltnisse zu Persien anbetrifft, so sehen wir auf Seite von Lord Auckland's Reglerung nur beflissene Blindheit und muthwilligen Angriff. Die Bruͤder Dost Mohammeda's hatten die Aussendlinge Persiens offen von Kandahar ausgewiesen, das berichtet Burnes, und doch wird in der angeblich auf dessen Korrespondenz basirten Proclamatlon Lord Auckland's aus Simla Dost Mohammed offen beschuldigt, die Persischen Entwuͤrfe in Afghanistan zu , n zen, als waͤre ihm das moglich gewesen, ohne sich beim Afghanl⸗ schen Volk seinen eigenen Sturz zu bereiten. Warum wurden die bezuͤglichen Stellen in der dem Parlament vorgelegten Korre⸗ spondenz ausgelassen? Ich betrachte jene Akten-Vorlegung im Reichs⸗Parlament als ein feierliches Possenspiel. Die Britische Ration sollte darauf bestehen, fuͤr einen Krieg, der ihr Tausende ihrer Unterthanen gekostet und gegen eine Nation gefuͤhrt wurde, die in ihrer Regierung schuldlos und treu war, bis sie durch die Handlungen Britlscher Staatsmaͤnner zu Feindseligkeiten gegen uns getrieben ward, eine bessere Rechtfertigung vorgelegt zu er— halten, als das ganz auf falschen Voraussetzungen beruhende Simla⸗Manifest. Und die Urheber verdienen zu strenger Rechen⸗ schaft gezogen zu werden. Noch einmal sey es gesagt: mußte irgendwo ein Hader angefangen werden, so war im Pendschab Anlaß genug dazu vorhanden; und war erst dieser siegreich durch⸗ gefochten, so wurde Afghanistan ruhig genug geblieben seyn. Was Persien anbelangt, so wurde, wie man auch damals recht gut wußte, ein Englisches Dampf⸗-Geschwader im Persischen Golf den Schach, selbst bei Russischer Unterstuͤtzung, jederzeit zur Unterwer— fung gebracht haben. Als Burnes fand, daß er die oberste Regie⸗ rung in Kalkutta nicht zur richtigen Ansicht von der Sache brin— gen konnte und daß diese ein- fuüͤr allemal zu einem falschen Ver— fahren entschlossen war, haͤtte er seine Stellung aufgeben sollen. Daß er dies nicht that, sondern durch sein Verblei⸗ ben in Kabul, trotzdem daß er fortfuhr, privatim gegen den ein⸗ geschlagenen Gang der Regierung zu protestiren, den Schein auf sich lud, als hieße er denselben gut, war ein großer Fehler. Aber die klügsten Menschen sind nicht untruͤglich. Burnes ließ sich durch die Koͤnigs-Kreirung des Schach Sudscha verblenden, und erst als es zu einem ehrenhaften Ruͤcktritt zu spaͤt war, sah er die Mine, die den Boden unterwuͤhlte. Es sind auch sehr peinliche Geruchte uͤber seinen Privat-Charakter in Indien verbreitet. Er soll sich Ausschweifungen erlaubt haben, welche, in Verbindung mit den Liebes-Intriguen anderer Offiziere, den Ausbruch in Kabul herbeifuͤhren halfen. Schach Sudscha soll sich gegen Lord Auck⸗ land ausdrücklich daruͤber beklagt haben. .
Das Neueste aus Kalkutta ist, daß der General⸗Statthalter nach Simla geht, um sich mit Herrn Clark, der dort krank liegt, zu berathen. Es heißt, Schir Sing habe Lord Ellenborough um 6 gegen seinen Minister Dyan Sing angesprochen. Dieses
inisters Bruder, Eblan Sing, befehligt die Seik⸗Armee, die in seinem Interesse ist. Man sagt allgemein, die Reserve⸗Armee werde im November ins Pendschab einrücken. Zur Bestreitung der Kosten sollen einige als uͤberfluͤssig betrachtete Dienstzweige abgeschafft und die Salarien aller Stabs⸗Offiziere und Civsi⸗ Beamten mit 5 pCt. besteuert werden.
Inland.
Berlin, 21. Okt. Im Ju stiz⸗Ministerialblat t befin⸗ det sich folgender Allerhöͤchster Kabinets⸗Befehl vom 19. August 1812, die Einrichtung und Verwaltung der Patrimonialgerichte betreffend. ö
„Ihren Bericht vom 7. Dezember v. 5. Einrichtung und Verwaltung der Patrimonialge Justiz⸗Minisier von Savignz zugefertigt, um diese Angelegenheit bei der Gefetz Revision in nähere Berathung zu nehmen. Zugleich er⸗ öffne Ich. Ihnen, daß Ich nach dem Ankrage der Immediat - Kom⸗ mission fur die lian iche Angelegenheiten beschlossen habe, die Ent⸗ scheidung daruͤber: ob die . oder widerrufliche Uebertragung der Verwaltung eines Patrimonialgerichts an ein , . Un⸗ tergericht zu gestatten sey, in jedem einzelnen Falle Mir Selbst vorzubehalten. Ich werde eine solche , nur aus⸗ nahmswelfe, und wenn ganz, besonders dringende Gruͤnde dafür sprechen, genehmigen. — Die Berichte hierüber sind von Ih⸗ nen gemeinschaftlich mit dem Minister des Innern zu erstatten. — Der Abfassung einer besonderen Instruction uͤber das Verfahren bei Uebertragungen dieser Art bedarf es hiernach nicht weiter. Den Mitgliedern Königlicher Gerichte ist die Uebernahme der Verwal⸗ tung von Patrimonialgerichten, auch in den Provinzen jenseits der Elbe, zu gestatten, insofern nicht besondere Umstaͤnde die Versagung noͤthig machen sollten, woruͤber Ich in jedem einzelnen Falle Ihrem Berichte zu Meiner Entscheidung entgegensehen will.
Sanssouci, den 19. August 1842. 2 z Friedrich Wilhelm.
An ⸗ den Staats⸗ und Justiz⸗Minister Müh ler.“
Breslau, 18. Okt. (Schles. 3.) Die auf den 17. Okto⸗ ber hier festgesetzte General⸗Versammlung der Actionaire der Nie⸗ der⸗Schlesischen Eisenbahn⸗Gesellschaft n , gestern eine ziem⸗ lich große Anzahl auswärtiger und hiesiger Mitglieder im kleinen Saale der kaufmaͤnnischen Boͤrse. Fast alle Staͤdte Nieder⸗ Schlesiens, welche von der Bahn beruͤhrt zu werden hof— fen, hatten ihre Vertreter gesandt, mit allelniger Ausnahme von Liegnitz. Herr Ober ⸗Reglerungs⸗Rath von Hey⸗ den wohnte den Verhandlungen als Königlicher Regierungs⸗ Kommissarius und Herr Stadtgerichts⸗-Rath Fitzau als Kommissarius des hiesigen. Stadtgerichts (des ordentlichen Forums der Gesellschaft) bei und fuͤhrte Letzterer demnach das Protokoll. Die von der in Berlin erwaͤhlten Kommission entwor⸗ fenen Statuten wurden in ihren einzelnen §§. vorgelesen, diskutirt und die noͤthig erscheinenden Abänderungen und Zusäͤtze gemacht. Die Festsetzung der Bahnrichtung selbst wurde dem Staate vorbehalten, und heißt es uͤber die Bahnrichtung nur, „daß ein neuer Verbindungs⸗ weg zwischen Frankfurt a. d. D. und Breslau einerseits, und zwischen diefen Städten und der Saͤchsischen und Boͤhmischen Graͤnze über Göͤr⸗ litz andererseits, mit einer Bahn nach Glogau beabsichtigt werden z wo⸗ bel jedoch außerdem die Staͤdte Guben, Sorqu, Sagan, Sprot⸗ tau, Bunzlau, Haynau und Liegnitz zu beruͤhren waren. Zur Ausfuhrung dieses Bahn⸗Systems wurde die runde Summe von Zwölf Millionen Reichsthaler als erforderlich und ausreichend er⸗ achtet. — Da die Berathung der Statuten den ganzen Nachmit— tag und Abend erforderte, wurden die Verhandlungen heute fruͤh fortgefetzt und zeigte der Vorsitzende der Gesellschaft zunaͤchst an, daß von Selten Sachfens eine Deputation erschienen sey, welche sich nicht
wegen zweckmaͤßigerer lgerschte habe Ich dem
sowohl von der Lage der Sache unterrichten wolle, als hauptsaͤch⸗ lich die kraͤftigste uͤnterstuͤtzung und Fortfuͤhrung der Bahn von Seiten des Nachbarstaates zu versichern beauftragt sey. Es wurde diese Deputation allgemein freudigst bewillkommnet. Zu Direk⸗ toren wurden durch Stimmen-Mehrheit fuͤr Breslau erwaͤhlt: Se. Durchlaucht der Prinz Biron von Kurland, Herr Buͤrger— meister Bartsch, Herr Banquier Lehfeld, Herr Buchhändler Barth.
Zu Mitgliedern des Verwaltungs-Rathes: Herr Fuͤrst Haßeld, Herr Stadtrath Becker, Herr Assessor Jeuthe, Herr Buchhaͤndler Aderholz, Herr Kämmerer, Frieboͤß. — Außerdem wurden fuͤr Guben: Herr Buͤrgermeister Ahlemann, fuͤr Haynau: Herr Amtsrath Bieß zu Direktoren; fuͤr Berlin: Herr Direktor Buck, fuͤr Haynau: Herr Landrath von Elsner zu Mitgliedern des Ver⸗ waltungs⸗Raths gewahlt. Die Wahl der Stellvertreter dagegen wurde bis zur naͤchsten bald anzuberaumenden General⸗Versamm⸗ lung verschoben.
Bonn, 16. Okt. Die evangelisch⸗theologische Fakultat der Rhein. Friedrich-Wilhelms⸗-Universitàͤt hat, aus Anlaß des Geburts⸗Festes des Königs, drei Geistlichen der westlichen Provin⸗ zen die theologische Doktorwuͤrde ertheilt, namlich dem Herrn Vice⸗General⸗Superintendenten Kupper, dem Herrn Konsistorial⸗ Rath und Pfarrer Groos (heide in Koblenz), und dem Herrn Praͤses der Westphaͤlischen Provinzial-Synode, Ober-Pfarrer Jacobi in Petershagen bei Minden.
Der Gesammtwerth des Real⸗-Eigenthums in England.
Die Nummer 287 vom 16. d. M. der Allgemeinen Preußi⸗ schen Staatszeitung enthaͤlt unter der Aufschrift Großbrsttanien und Irrland einen wortlich aus andern deutschen Blättern ent⸗ nommenen Auszug aus einem dem brittischen Parlamente vorge⸗ legten Verichte, welcher durch einen ungenauen Ausdruck leicht zu wesentlichen Irrthuͤmern Anlaß geben kann. Nach demselben ist der jährliche Gesammtwerth des Realeigenthums in England, wie es behufs der Armen teuer abgeschaͤtzt ist, 59, 85, 412 Pfd., wovon 30,118,991 Pfd. auf Laände—⸗ reien, 22,991,572 Pfd. auf Wohnhäuser, und 6,244, 949 Pfd. auf sonstige Liegen schaften kommen. Es ist ferner weiterhin angegeben, daß der Durchschnittswerth des Feldes in England 19 Sch. 2 Pee. der Akre sei.
Das Wort „Werth“, welches in beiden Faͤllen gebraucht worden ist, kann zu der Meinung verleiten, daß hier der Kapi— talwerth angegeben werden wolle, wofuͤr das hier bezeichnete , ,, . gekauft werden kann. Der verhaͤltnißmaͤßig geringe Betrag der angegebenen Summen ebeusowohl, als das — doch, da es nur einmal vorkommt, leicht zu uͤbersehende — Wort „jährlich“ bezeichnen bei einiger Aufmerksamkeit freilich hin— reichend, daß hier nicht der Kapitalwerth von dem bezeichneten Grundeigenthum, sondern das einjährige Einkommen aus dem selben gemeint sey. Indessen waͤre doch zu wuͤnschen, daß ein bestimmterer Ausdruck gewahlt, und etwan gesagt worden ware, das einjà hrige Einkommen aus dem Real⸗Eigenthume in England betraͤgt 59, 685,412 Pfd. u. s. w. und ebenso der einjâhrige Durchnittsertrag eines Acre ist 19 Sch. 2 Pce. Wird das Pfund Sterling bei jetzigen niedrigen Gold⸗ preisen zu 63 Thaler angenommen; so wurde hiernach in Briti⸗ schem und Preußischem Gelde sich das angegebene Einkommen
folgendermaßen stellen
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D m .
3 * X. 1