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anze öffentliche Rolle in der Sphäre der Klubs, der Reunionen, ——— mit einem Worte des Parteitreibens gespielt ha⸗ ben, entrüsten sich jetzt hoͤchlich daruͤber, daß die Gegner des Zoll⸗ Vereins sich gewissermaßen auch als Partei konstituiren, daß sie es sich herausnehmen, besondere Versammmlungen zu halten, und gemeinschaftliche Beschlüsse zur Vertheidigung ihrer In⸗ teressen zu fassen. So steht der Courrier frangais nicht an, die fraglichen Deputirten einer durch das Geseßtz und durch alle parlamentarischen Grundsaͤtze verbotenen oalition zu beschuldigen, ja, sie geradezu aufruͤhrerische Monopolisten, sédi- tieux privilégiès, zu nennen. Solche ungemessenen Worte zeugen uͤbrigens deutlich genug davon, daß die Anhaͤnger der Idee des Zoll-Vereins an der Realisirung ihres Wunsches zu verzweifeln anfangen. Die Freimuͤthigkeit, mit welcher sich der me Theil der Belgischen Presse uͤber das Projekt des Zoll⸗Vereins und uͤber die von den Franzosen daran geknuͤpften politischen Hinter⸗ gedanken ausgesprochen, hat manchen Enthusias mus abgekuͤhlt und manche sanguinische Hoffnung heruntergestimmt. an wußte hier freilich von jeher, daß die Belgier weit davon entfernt sind, ihre politische Selbststaͤndigkelt fuͤr die Ehre der Aufnahme in die Franzoͤsische Nationalität aufopfern zu wollen; aber man war doch nicht darauf gefaßt, diese Willens⸗Meinung so gerade heraus sagen zu hoͤren als Antwort auf die lockenden Handels-Anerbie⸗ tungen, die ihnen von Frankreich aus gemacht waren. Der Un⸗ wilse aber diese Ablehnung der glaͤnsenden kommerziell politi⸗ schen Versprechungen Frankreichs macht sich in mehreren der hiesigen Journale aus die ergoͤtzlichste Weise Luft. Die gescheid⸗ testen unter den letzteren suchen sich indessen doch zu fassen, und sie entgegnen auf die Belgischen Protestationen mit aller Ruhe, die ihnen zu Gebote steht: daß Frankreich nie daran gedacht habe, und nie daran denken werde, sich Belgien gewaltsam einzuverlei⸗ ben, daß es vielmehr ein solches Resultat einzig und allein von dem freiwilligen Entschlusse seiner Nachbarn erwarte. Seyen diese der politsschen Vereinigung mit Frankreich ee r so stehe es voͤllig in ihrer Gewalt, ihre staatliche Selbststaͤndigkeit zu be⸗ haupten und sie wurden daher ihren eignen Vortheil und ihre ganze Lage gaͤnzlich verkennen, wenn sie die ihnen angetragene Handels⸗Einigung aus Furcht vor deren politischen Konsequenzen zuruͤckweisen wollten. Ob nun solche Versicherungen großen Ein⸗ druck in Belgien machen werden, steht dahin, mag aber billig be⸗ zweifelt werden.
Die letzten Nachrichten aus dem Britischen Nord-Amerika haben die Blicke des Publikums wieder auf die Kanadischen Ver⸗ haͤltnisse gelenkt, die man ganz aus den Augen verloren, seitdem die Pacification und die politssche Reform dieser Kolonie erfolgt war. Frankreich scheint sich fuͤr seine Amerikanischen Stammver⸗ wandten nur in solchen Augenblicken zu interessiren, wo es in den Ereignissen eine Anregung fuͤr seine durchaus nicht aufgegebene Hoffnung ihrer Wiedervereinigung mit dem Mutterlande findet. Man wuͤnscht hier lebhaft, daß Kanada sich von der Englischen Herrschaft emanzipiren moge, aber man glebt sich der sonderbaren Illusion hin, zu glauben, daß diese ehemalige Franzoͤsische Kolonie in einem solchen gen wohl versucht seyn koͤnnte, sich Frankreich von neuem anzuschließen. „Moͤge Kanada frei werden — wenn es nicht wieder Franzoͤsisch werden kann“, das sind die Worte eines der freisinnigsten und geistreichsten Patrioten, die sich fuͤr die Kanadischen Angelegenheiten interessiren.
Grosbritanien und Irland.
London, 21. Okt. Der Morning Herald meldet: „Auf sehr hohe Autoritaͤt gestutzt, koͤnnen wir die wichtige und hoͤchst erfreuliche Nachricht mittheilen, daß unsere huldreichste Souverai⸗ nin sich in jenen zarten Umstaͤnden befindet, deren Anzeige von jedem loyalen Unterthan in den Reichen Ihrer Majestaͤt nicht an⸗ ders als mit dem herzlichsten Interesse aufgenommen werden kann. Sir James Clark, einer der Leibaͤrzte der Königin, hat Ihre Majessaͤt in der letzten Zeit haͤufig besucht. Ihre Majestaͤt hat seit einiger Zeit ihre Spazierritte eingestellt.“
Der Leeds⸗Mercury meint, es seyen in keiner Periode der Geschichte, die Herrschaft Napoleon's ausgenommen, so viele Schlaͤge von fremden Regierungen r die Biuͤthe des Englischen Han⸗ dels erfolgt, als seit dem Regierungs⸗-Antritte Sir R. Peel's; in weniger als 19 Monaten seyen nicht weniger als 6 dem Englischen Handel feindliche Tarife bekannt gemacht worden, der Russische, Franzöͤsische, Portugiesische, Belgische, Nord⸗Amerikanische und der
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lich daran denken, die Vollmachten zuruͤckzuhalten, die sie, nach dem Geiste der Vertrage, verpflichtet sind, den Englischen Schif⸗ fen E erthellen. Ist dies jedoch auch nicht der Fall, so hat doch die Deputirten Kammer das Recht, die Veranschlagungen fuͤr den Dienst an der Kuͤste von Afrika zu r und somit kann die ganze Frage durch eine Abstimmung uͤber das Marine⸗Bud⸗ get entschieden werden.
Die Englischen Staatsmaͤnner aller Parteien sind es muͤde, mit fremden Mächten zu unterhandeln, welche stets die ihnen innewohnende Schwaͤche als einen hinreichenden Grund anfuͤhren, um Konzessionen jeder Art zu verlangen, die man ihrer Staͤrke entschlossen verweigern wurde. Der Augenblick, wo eine Frage zwischen England ünd Frankreich, zwischen England und den Ver⸗ einigten Staaten, zwischen England und Spanien oder selbst Por⸗ tugal zur Sprache kommt, suchen die Regierungen jener Laͤnder Prinzipien und selbst Stipulationen, die sie sesbst, nach ihrem eigenen Gestaͤndnisse, gern anerkennen und annehnien würden, zu vermeiden, weil es, wie sie cg unmoglich sey, gegen die Volks⸗ Vorurtheile anzukaͤmpfen. ies heißt doch mit klaren Worten eingestehen, daß die Volks⸗Vorurtheile die Welt regieren, und ob⸗ gleich die innere Politik des Kabinets der Tuilerieen eine sehr er⸗ fragliche Kontrolle uͤber das Geschrei der Presse und der Factio⸗ nen ausuͤbt, so giebt sich dennoch Frankreich in seinen auswaͤrti= gen Verhaͤltnissen das Ansehen, als lege es ein großes Gewicht auf einen Einfluß, den es daheim unterdruͤckt uünd uͤberwindet. Es mag von England die Modifizirung jener Vertraͤge wegen ihrer Unpopularitaͤt . denn ein anderer Grund ist nicht vor⸗ handen; aber zu glelcher Zeit ist die Existenz desselben Kabinets, welches jene Forderung stellt, ein hinreichender Beweis, daß Un⸗ popularitat nicht die zersibrende Macht hat, die man ihr beizule⸗ gen bemuͤht ist. Es ist Zeit, daß dies Argument ad misericor- iam von den Ministern großer Staaten weniger haͤusig benußt werde. Es giebt keine doppelte Verantwortlichkeit; was sie fuͤr recht halten, das sind sie verpflichtet, zu behaupten, und es heißt doch wirklich von einer fremden Macht mehr Nachgiebigkeit gegen volksthuͤmliche und unbegruͤndete Launen verlangen, als sie selbst in ihrem Benehmen zu erkennen geben.
Sie werden bemerken, daß die Blaͤtter, welche am meisten das Vertrauen der Regierung genießen, zuerst eine Maßregel ver⸗ theidigt haben, welche die Erneuerung jenes abscheulichen Verfah⸗ rens, in Kriegszeiten die auf neutralen Kauffahrtei-⸗Schiffen an⸗ getroffenen Britsschen Seeleute zu pressen, unmbglich macht. Dies wuͤrde durch die foͤrmliche und geseßtzliche Aufhebung des Matro⸗ sen⸗Pressens uͤberhaupt geschehen, denn wenn das Pres⸗
sen auf Britischem Grund und Boden verboten ist, so
wuͤrde es noch um so weniger anderswo geschehen duͤrfen. Ich glaube, der ganze Streit ist jetzt ein bloßer Wortstreit gewor⸗ den und das Verfahren, welches seit beinahe dreißig Jahren außer Gebrauch gekommen ist, wird unter keinen Umstaͤnden jemals wie⸗ der erneuert werden. Ich bin gewiß, daß kein Englischer Rechts⸗ kundiger behaupten wird, die Englische Regierung habe irgend ein wirkliches internationales Recht, die Autorität der Britischen Krone selbst ͤber Englische Deserteure durch Gewalt und jenseit ihrer naturlichen Jurisdiction auszudehnen. Ich lege daher nicht den eringsten Werth auf die e, . derjenigen, welche in dieser deer n der neuen Anlaß zur Entzweluung zwischen England und den Vereinigten Staaten sehen.
Deutsche, und wahrscheinlich werde in kurzem der Brasilianische folgen, zum wenigsten habe die Regierung dieses Landes schon eine solche Absicht kundgegeben.
Dem Globe wird aus Paris, angeblich aus guter Quelle, gemeldet, daß trotz aller Schwierigkeiten, die bisher dem Abschluß
eines Handels⸗Vertrages zwischen England und Frankreich entge· genstanden, diese Angelegenheit seit einigen Wochen zwischen dem Gefandten von England (oder vielmehr dem ersten Gesandtschafts⸗
Secretair, der auch einer der Kommissarien war, als Herr Thiers
sich mit der Sache beschaͤftigte) und Herrn Guizot wieder aufge⸗
nommen sey.
Siebenundsechszig Baͤnde Manuskript Händelscher Composi⸗ tionen, die der Amanuensis des großen Tonsetzers, Smith, ge⸗— schrieben, sind von dem unlaͤngst verstorbenen Dechant von West⸗ minster, Dr. Ireland, in dessen Besitz sie waren, Herrn J. Leman Brownsmith an der Westminsterabtei vermacht worden. Die Sammlung enthaäͤlt 3; Opern und Ouvertuͤren, 22 Oratorien, den Chandos⸗ und Kroͤnungs⸗-Hochgesang, Tedeum, Jubelgesaͤnge, Serenaden u. s. w. Mehrere Pid cen sollen noch undekannt seyn.
Im Hafen von Liverpool ist jetzt eine so ungeheure Masse von Amerikanischem Taback vorhanden, daß man neue Lagerhaufer zur Aufnahme desselben einrichten mußte. Diese außerordentliche Anhäufung ruͤhrt, wie man glaubt, von der großen Vermehrung des Anbaus her, da in den Vereinigten Staaten viel Land mi Taback berflanzt, worden ist, das fröher Reis oder Baumwolle trug. Die Tabäcks-Ausfuhr war 1838: 5.397 29, 1839. ZS, 63, 1811: 125.6703 Dellars an Werth; die Baumwollen- Ausfuhr betrug 26 gn 1838; 6i,55ß6siiz 1858. 6. 235,982; 1811:
sd Böb ss 40 Dallars,. Doch scheint die Noth der arbeitenden Klas— sen auch den Verbrauch beschraͤnkt zu haben.
H London, 21. Okt. Man versichert, do ĩ Wahrheit nicht verbuͤrgen, daß Herr von k . letzten Besuche in Eu den Auftrag erhalten habe, er mdͤge versu⸗ chen, von der Britischen Reglerung eine Modification der Ver— traͤge von 1831 und 1833 über das Durchsuchungs⸗ Recht zu er⸗ langen, welches Frankreich und Herr von St. Aulaire selbst is zum Zi. Dezember 1811 äber ganz Europa auszudehnen bemuht waren. Ein solcher Vorschlag wird natäzlich von der Englischen Regierung zuruͤckgewlesen werden. Ich fürchte jedoch, daß Herr Guizot zu . getrieben werden wird, die zur eventuellen Abschaffüng jener Traktat führen müͤssen. Die Ausfuhrung der vereinigten Instructionen fuͤr die Kreuzer, wonach die Geschwader beider Rationen nach der Kuͤste von Afrika segeln, bleibt ihrer Will⸗ fuͤr ssen, und wir haben erfahren, daß die Franzosen ernst⸗
der Ratification, üm in Kraft zu treten.
Niederlande.
Aus dem Haag, 22. Okt. In der zweiten Kammer der Generalstaaten hat e w een, zweler neugewählten Mitglieder, des Grafen van der Bosch und des Herrn Brouwer, zu vielen Erbrterungen und Bedenken Anlaß gegeben. Die Wahlen zu den Generalstaaten finden bekanntlich im Schoße der Provinzialstaͤnde statt. Es entspann sich nun eine Diskussion darüber, inwiefern bie Ersteren zu untersuchen haben, ob die Letzteren bei den Wahlen immer streng nach den Vorschriften der Verfassung zu Werke gegangen, was von der Mehrzahl in Abrede gestellt wurde, da die Provin⸗ zial⸗Staͤnde dasselbe Kecht wie die Generaglstaaten haben, das Re⸗ glement zu interpretiren. Beim Schluß der gestrigen Debatte ward das eine der beanstandeten Mitglieder, Herr Brouwer, zu⸗ gelassen, waͤhrend das andere, Herr Graf van der Bosch, ange⸗ wiefen wurde, binnen drei Wochen seine Wahl⸗Akten zu vervoll⸗ staͤndigen, da namentlich aus denselben nicht hervorgehe, ob er ein geborener Niederlaͤnder sey. .
Der Vertrag mit Belgien ist vorgestern von den beiderseiti⸗ gen Bevollmaͤchtigten paraphirt worden und bedarf nur noch Die Reise des Finanz⸗ Ministers, Herrn van Rochussen, nach Berlin, soll mit dieser An⸗ gelegenheit in Verbindung stehen, da der Minister mit Sr. Masje— staͤt dem Herrn Grafen von Nassau einige Arrangements in Be⸗ zug auf das Verhaͤltniß zur Société gonérale in Bruͤssel treffen will.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 18. Okt. Die Stats⸗Tidning meldet, daß die Russische Regierung durch ihre hiesige Gesandtschaft zu erken⸗ nen gegeben, daß von nun an Schwedische und Norwegische Han⸗ delsschfffe in allen Russischen Haäͤfen ohne Ausnahme glelche Rechte mit einheimischen Fahrzeugen genießen und keinen anderen Abga⸗ ben irgend einer Art als diese unterworfen seyn werden. Wie bekannt, fand eine solche Gleichstellung . nicht statt in den Russischen Häfen am schwarzen Meer, am Azowschen Meer und in gewissen Hafen an der Ostsee.
Eine neue Handelsstadt ist im noͤrdlichen Theile von Anger⸗ manland angelegt und Oernskoͤldsxik genannt worden. Jeder, der sich dort niederlassen will, wird berechtigt, Handel und Gewerbe zu treiben, ohne den in anderen Staͤdten geltenden reglementari⸗ schen Ordnungen unterworfen zu seyn.
Dentsche Bundesstaaten.
Regensburg, 20. Okt. (A. 3) Folgendes sind Worte Sr. Masestat des Königs bei der Grundsteinlegung zur Befrei⸗ ungshalle: „Vergessen wir nie, was dem efrelungskampfe vor⸗ hergegangen, was in die Lage uns gebracht, daß er nothwendig geworden, und was den Sieg uns verschafft. Vergessen wir nie, ehren wir immer seine Helden! Sinken wir nie zuruͤck in der Zerrissenheit Verderben! Das vereinigte Teutschland, es wird nicht uͤberwunden!“
Nachstehendes sind Toaste von Sr. Majestaͤt ausgebracht bei dem am 19. Oktober zu Kelheim gegebenen Bankett:
1) „Unserem gemeinsamen Teutschen Vaterlande, das keinem anderen Lande nachsteht, das sich zu fuͤhlen anfängt, das sich von keinen Fremden mehr wird unterdruͤcken lassen! Teutschland hoch!“
2) „Den Helden des Befreiungekampfes! So trinken wir denn die Gesundheit des Prinzen Wilhelm von Preußen und des Prinzen Karl von Bayern, Meines Bruders. Auf das Wohl aller Anwesenden und Abwesenden!“
3) Nicht nur auf das Wohl der Helden, sondern auch der Frauen, die fich ausgezeichnet in den Zeitẽn det Aufschwunges, vor Allen der Teutschen Förftüchen Frau, der Prinze ssin Wh eln n
Italien.
Padua, 10. Okt. Nachdem die hier vereint gewesenen Ita⸗ lienischen Gelehrten am 28. September, so wie an den vorange⸗ gangenen Tagen ihre Verhandlungen sectlonsweise fortgesetzt hat⸗ ten, ging am 29sten um 190 Uhr Morgens in dem großen Saale der Üniversitaͤt die allgemeine Schluß⸗Sitzung des Kongresses vor sich. Se. Excellenz der Landes ⸗Gouverneur und die Lokal⸗Ober⸗ Behoͤrden saßen auf besonderen Plätzen, der Praͤsidentschaft gegen⸗ uͤber; zur Rechten ein Kreis gewählter Damen und die Sections⸗ Praͤsidenten; zur Linken die Secretaire und die Deputationen, indeß die uͤbrigen Theile des Saalraums mit den Versammlungs⸗Mitglie⸗ dern nebst einer zahlreichen und erlesenen Menge von rern im ei⸗ gentlichen Sinne besäet waren. — Der General⸗Praͤsident eröffnete die Sitzung mit der Anzeige, daß die von Selten des Kongresses vor⸗ n,. Wahl eines General⸗Praͤsidenten fuͤr die zunächst in
uce a stattfindende fuͤnfte Versammlung Italienischer Gelehrten auf den Commandeur und Staatsrath, Marquis Antonio Mazza⸗ rosa, Direktor des öffentlichen Unterrichts in jenem Herzogthume, gefallen sey. — Nachdem hierauf der Bericht des General⸗Secre⸗ fairs uber die Umstaͤnde, welche den vierten Kongreß begleiteten, und uͤber die Begebenheiten, welche sich wahrend seiner Dauer lere een. angehoͤrt worden, loͤste der General⸗Prasident, Graf
Cittadella⸗Vigodarzere, die Versammlung mit einer dem Gegen⸗ stande angemessenen feierlichen Rede auf.
Spanien.
A Paris, 21. Okt. Unter dem Datum vom 14ten l. M. erhalten wir heut aus Madrid interessante inf äber den Grund, weshalb der auf den 10ten des naäͤmllchen Monates fal⸗ lende Geburtstag der Königin Isabella von Spanien, 38 den bei Hofe uͤblichen feierlichen Handkuß, begangen wurde. Vor dem Jahre unterblieb bei der naͤmlichen Gelegenheit die Aufwartung bei Hofe in Folge des Aufstandes in der Nacht vom 7ten auf den 8. Oktober. Dieses Jahr hinderte nichts diese Hof⸗Feierlichkeit, auf welche die Spanier viel zu halten pflegen, und Espartero dachte ernstlich daran, sie mit großer Pracht begehen zu lassen. Zu diesem Ende versammelte er einen außerordentlichen Kabinets⸗Rath, woran, außer den gegenwartigen Ministern, Herr Gonzalez, Herr Arguslles und andere Staatsmaͤnner, welche das Vertrauen des Regenten besitzen, Theil nahmen. Die erste Frage, welche in dieser Sitzung zur Sprache kam, war: welchen Platz soll der Regent waͤhrend des Handkusses einnehmen? Espartero verlangte auf der Estrade des Thrones zur Linken der Königin Isabella zu stehen, weil bei aͤhnlichen Ceremonten die Regentin Marie Christine den naͤmlichen Platz einzunehmen pflegte. Die Meinung der Minister theilte sich bel dieser Diskussion, die Majoritaͤt derselben wendete sogleich dem Regenten ein, daß die Königin Marie Christine nicht in ihrer Eigenschaft als Regentin, sondern als Koöͤnigin-Mutter und Wittwe Ferdinand's VII. das Recht hatte, auf dem Thron neben ihrer Königlichen Tochter zu sißen. Selbst die Minoritaͤt des Kabinets gab zu, daß nach der Spanischen Hof⸗Etikette nur ge⸗ krönte Häupter auf der Estrade des Thrones stehen durfen, indem die uͤbrigen Mitglieder der Königlichen Familie nur auf den Stu— fen des Thrones ihren Platz einnehmen. Da Espartero sah, daß er hierin seine Anspruͤche vor dem Kabinet nicht geltend machen koͤnnte, beschloß er ein far allemal jede Empfangs⸗Feierlichkeit bei Hofe zu vermeiden, und mithin von nun an sowohl den Geburts⸗ tag als den Namenstag seiner Monarchin ohne den üblichen Hand⸗ kuß voruͤber gehen zu lassen. Andere Betrachtungen moͤgen nicht 9 n n zu haben, den Regenten in seinem Vor⸗ atze zu bestaäͤrken.
; Nicht so leicht duͤrfte es dem Regenten werden, die Angele⸗ genheit der auf noch weitere zwei Jahre . Vormund⸗ schaft des Herrn Arguclles mit den Cortes abzumachen. Privat⸗ Berichte aus der sichersten Hand melden aus Madrid, daß meh⸗ rere Deputirten gesonnen sind, dieser Angelegenheit als einer Oppo⸗ sitionswaffe gegen den Regenten in der nächsten Session sich zu bedienen. Espartero selbst befürchtet, daß ihm diese Sache viel zu schaffen machen wird, und um je fruher je besser damit fertig zu werden, berief er die Cortes fruher, als anfangs beschlossen wurde, auf den 14. November zusammen, während die Einberufung sonst in der ersten Haͤlfte des Monats Dezembers haͤtte stattfinden sollen.
Die Geldverlegenheit der Spanischen Regierung vermehrt sich taͤglich mehr. Alle einsichtsvolle Männer stimmen darin uͤberein, daß namentlich das gegenwartige Militair⸗System Spanien ganz zu Grunde richten werde. Als Koͤnig Ferdinand VII. den Thron feiner Tochter Isabella hinterließ, besaß Spanien nur 40000 Mann stehender Truppen. Gegenwaͤrtia, ungeachtet der Buͤrger⸗ krieg beendet ist, stehen nicht weniger als 130009. Mann unter den Waffen. Bei den unheilschweren Finanz⸗Berhaͤltnissen Spa⸗ niens ist dies eine entsetzliche Last, von welcher freilich die Existenz der bestehenden Regierung vorzugsweise bedingt zu seyn scheint.
S Paris, 271. Okt. Der Spanische Geschaͤftstraͤger in der Schweiz ist vor 14 Tagen von Frankfurt uͤber Bruͤssel hier in Paris eingetroffen. Man weiß, welche Aufgabe Herrn Carnerero in Frankfurt verfolgt, und daß er den naͤchsten Zweck seiner Reise, eine Audienz bei dem Fuͤrsten Metternich auf dem Johannisberge, nicht erreicht hat. Herr Carnerero schien der Spanischen Regle⸗ rung besonders geeignet, Unterhandlungen uͤber ihre Anerkennüng von Seiten der Deutschen Maͤchte einzuleiten, weil er ein Diplo⸗ mat aus der alten Schule ist, und weil er weder nahe noch entfernt bei der September⸗-Revolution betheiligt war, zu deren Zeit er sich auf seinem Gesandtschafts-Posten befand. Es wird versichert, daß Herr Carnerero namentlich beauftragt ge⸗ wesen, die Ansicht zu bekaͤmpfen, daß Espartero ein Beforderer und Repraͤsentant der Revolution in Spanien sey. Der Regent, heißt es, will vielmehr als der Damm angesehen werden, der sich dem Ueberfluthen der Revolution ent e ,. und er macht besonders in dieser Eigenschaft Anspruͤche auf das Wohlwollen der Kabinette, deren Anerkennung ihm bis jetzt noch fehlt. Herr Carnerero ist mit dieser Darstellung der Rolle Espartero's, allem Anscheine nach, nicht durchgedrungen; der Hauptgrund seiner Zu⸗ ruckweisung ist indessen, den vorllegenden Angaben zufolge, wohl in der Ruͤcksicht zu suchen, daß die jetzige Ordnung der Dinge in Spanien noch k precair sey, um eine Wiederanknuͤpfung der diplomatischen Verbindungen zu gestatten. Herr Carnerero zeigt sich ubrigens mit dem Resultate seines diplomatischen Ver⸗ suches in Frankfurt nicht ganz unzufrieden, sey es, daß ihn das⸗ selbe wenigstens zu Hoffnungen fuͤr eine naͤhere oder entferntere Zukunft berechtigt, oder daß er nur der Maxime folgt, der zufolge man zum boͤsen Spiele gute Miene machen muß.
Wie die Tabacks⸗Fabrik in Barcelona, so ist auch die Tabacks⸗ Fabrik in Santander auf Befehl der Regierung geschlossen wor⸗ den. Diese Maßregel ist fuͤr die letzte Stadt 8 weit empfind⸗ licher als far die erste, sowohl der groͤßeren Ausdehnung der Fa⸗ brik wegen, als auch weil die dadurch hervorgebrachte Geld⸗Circu⸗ lation sich in Santander in einem weit kleineren Kreise bewegte,
als in der Eatalonischen Hauptstadt. Durch die fragliche Verfügung
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ind 800 Arbelterlnnen brodlos geworden, deren Loos um so mehr Be⸗ == erregt, als die in der Königlichen Tabacks⸗Fabrik beschaͤftigten jungen Mädchen und Frauen im Rufe einer ganz besonderen ug und Ehrbarkeit standen, so daß die Vezelchnung Cigarrera⸗ in Santander schon an und fuͤr sich eine große Empfehlung war. Die Provinzlal⸗Deputatlon, das Ayuntamiento und das Handels⸗ Kollegium der Stadt sind in Folge jener Maßregel sogleich ; einer außerordentlichen Versammlung zusammengetreten, und sie haben beschloffen, ohne Verzug drei Deputirte nach Madrid zu schicken, um bie Ẃiepereroffmung der Fabrik nachzusuchen. Die Aussicht auf einen gläcklichen Erfolg dieser Sendung hat bie jetzt am meisten dazu beigetragen, eine Störung der Ruhe durch die an ihrem Lebens⸗Unterhalte gefaͤhrdete Volks klasse zu verhindern.
Serbien.
Wir geben hler den Schluß der von der Allg, 3tg. gelie⸗ ferten historischen Darstellung der Ereignisse in Serbien:
„Der Pascha und Schekib Efendẽ bezeichneten einige Indivi⸗ duen in Belgrad, um daselbst Ordnung zu erhalten, unter welchen der bisher verlarvte A. Simitsch und der provisorische Finanz⸗ Minister in erster Reihe standen. Sofort wurden von Seiten der Tärken Anstalten getroffen, den im Anmarsch gegen Belgrad be⸗
riffenen Wutsitsch aufs glaͤnzendste zu empfangen, zu welchem nde Kanonensalven von der Festung ertoͤnten. Petroniewitsch fing an, die Regierungs⸗Kanzlei einzurichten, und es wurde sonach eine provisorische Reglerung eingesetzt und vom Pascha bestätigt, bestehend aus dem sich so nennenden Anführer der Nation Wut⸗ sitsch, dem Praͤsidenten der provisorischen Regierung Petroniewitsch, A. Simitsch, P. Stanitsitsch, dann den rebellischen Senatoren Ressawatz, Stoianowitsch, Petrowitsch, Gyuritsch, Juritsitsch, dem Ex⸗Appellations⸗ Rath Weljkowitsch und dem Gerichts⸗Praͤsiden⸗ ten Jvanowitsch. Waͤhrend die Zahl der 1 Menge vor Belgrad immer mehr anwuchs, hatte die neue Regierung, de⸗ ren erster Schritt war, den jungen Ressawatz in Freiheit zu setzen, die Entsetzung des Fuͤrsten Michael bereits beschlossen, und es wurde unverzuͤglsch zu Ausfuͤhrung dieses Beschlusses geschritten, was auf Seiten der versammelten Menge keine Schwierigkeit fand, da diese — schon im voraus bearbeitet — fast aus lauter Anhaͤngern des Wutsitsch bestand und darum willig nachplapperte, was man ihr vorsprach. So hieß es denn einstimmig: „Wir wollen keinen Obrenowitsch mehr, der Sohn unseres Befreiers Czerny Dieser ist der e e . ohn
38 sey unser Fuͤrst.“ des fer Georg, der im Jahre 1813 Serblen fliehend verlassen und sich nach Rußland begeben hatte. Er heißt Alexander und
lebte fruͤher zu Chozim in Bessarabien bei seiner Mutter, die von Rußland eine ansehnliche Pension bezog. Im Jahre 1826 kam er nach der Wallachei und blieb dort bis zum Jahre 1839, wo er von Milosch's Feinden nach Serbien eingeladen und spaͤter von dem Fuͤrsten Michael als Adjutant angestellt wurde, welche Eigenschaft er bekleidete, bis er am 14. September zum Fuͤrsten Serbiens proklamirt wurde. Kiamil Pascha und Schekib Efendi bestaͤtigten die Wahl, hießen uͤberhaupt aile Schritte der Empoͤ⸗ rer gut, expedirten Couriere nach Konstantinopel, um auch von Seiten des Sultans Bestaͤtigung einzuholen, und sandten sogar den Insurgenten vor der Stadt eine große Anzahl Tuͤrkischer Zelte, um sie vor den Wechselfällen der Witterung zu schuͤtzen. Der neugewaͤhlte Fuͤrst erließ eine Proelamation an das Vik, in wel⸗ cher er sich „Furst von Serbien“ unterzelchnete. Indessen prote⸗ stirten die vier in Belgrad beglaubigten Konsuln Rußlands, Oester⸗ reichs, Englands und Frankreichs gegen diese Gewaltschritte und erklärten den Wutsitsch fuͤr einen Rebellen; allein der Pascha und Schekib Efendi bedeuteten ihnen in unhoͤflicher Weise, daß sie als bloße Handels⸗Konsuln sich in diese Ange⸗ legenheiten nicht zu mischen hatten, wodurch sich der Eng⸗ lifche Konsul so beleidigt fühlte, daß er beschloß, sich alsbald per⸗ soͤnlich nach Konstantinopel zu begeben und dort Genugthuung zu holen. In fast gleichem Grade zeigt sich der Russische Gene— ral⸗-Konsul Waschtschenko den neuen Machthabern abhold; auch die beiden anderen haben bis jetzt jede Communication mit dem rebellischen Gouvernement entschieden abgelehnt.
Plbtzlich ging ein neuer Hoffnungsstern fuͤr die unterlegene Partei auf, indem der bekannte Kommandant des Uschitzaer Be⸗ zirks, Mitschitsch, dem die Befehle des Fuͤrsten Michael in Folge von Verraͤtherei nicht zugekommen waren, unerwartet auf den Schauplaßz trat. Er erhob sich mit der bewaffneten Mannschaft seines Bezirks, welcher sich noch die waffenfaͤhige Bevoͤlkerung der der Familie Milosch am treuesten anhängenden Bezirke von Tschatschak und Rudnik, aus welcher Gegend Milosch gebuͤrtig ist, anschloß; er ruͤckte etwa 106, 000 (7) Mann stark bis an die Graͤnze des Belgrader Bezirks vor. Auf die Kunde hiervon setzte ihm Kiamil Pascha einen Bimbaschi mit der Aufforderung entgegen,
seinen Heerhaufen zu entlassen und sich der neuen n,. 4 un
fuͤgen, wozu sich aber Mitschitsch nicht bereit finden ließ.
ruͤckte Wutsitsch mit einem vereinten Serbisch-Tuͤrkischen Corps ihm entgegen, das jedoch kaum im Angesicht Mitschitsch's erschien, als dieser von fast allen seinen Leuten verlassen wurde; sie llefen zu Wutsitsch uber, und er war gendͤthigt, eiligst die Flucht zu er= greifen. Seitdem hat sich das wohl ungegruͤndete Geruͤcht ver⸗ breitet, er sey ermordet worden.
Damit ist nun im Innern Serblens jeder Widerstand gegen die neue Ordnung fuͤr den Augenblick befeitigt, und die Leiden⸗ schaftlichkeit der neuen Herren glaubt sich ding ib um so weniger Zwang anlegen zu muͤssen. Die gewaltsamsten Reactionen sind an der Tagesordnung; jeder nur entfernt Verdaͤchtige wird auf die ,, Denunclation hin in den Kerker geworfen; die Gefaͤngnisse sind so uͤberfuͤllt, daß man bereits zu allerlei Aus⸗ huͤlfsmitteln greifen mußte. Der Minister des Innern, Raje⸗ witsch, war gleich beim Entstehen der Revolution in Kiupria, wo er sich in einer besonderen Sendung befand, den Insurgen⸗ ten in die Haäͤnde gefallen. und mit schweren Ketten belastet eingekerkert. Ferner wurden verhaftet der Bischof und der Erzpriester von Schabacz, der Gar⸗ nisons⸗Kaplan Johann, die Konsistorial⸗Raͤthe Archimandrit, Me⸗
letlus und Erzpriester Stephanowitsch, nebst einer großen Anzahl
friedlicher Maͤnner, deren Vergehen einzig darin besteht, daß sie
fruͤher so ungluͤcklich waren, sich den Haß oder die Ungunst Wut⸗ erhafteten
sitsch's zuzuzlehen. Im Ganzen wird die Zahl der auf 2005 angegeben; in den Gefechten mogen ungefaͤhr 200 Men⸗ schen umgekommen seyn. Viele Familien, namentlich Handels⸗ leute, die schon seit 20 Jahren und daruͤber in Serbien ansaͤssig waren, wurden aus dem Lande vertrieben unter dem Vorwande, daß sie keine Serbischen — obwohl Tuͤrkische — Unterthanen seyen; die wahre Ursache aber ist, daß sie im Verdacht siehen, mit der Sache der Familie Obrenowitsch zu sympathisiren; ihre Waaren⸗Nlederlagen mußten sie melst der Revolution prels⸗ geben. Gegen 300 Individuen, welche, aus Oesterrelch gebuͤ rtig, in Serbischen Staatsdiensten sianden, wurden unter allen Arten ie Mißhandlung 35 Einem derselben wurde ein Roß⸗ alfter um den Hals gehängt, so fuhrte man ihn unter Stock— streichen ins Lager, wo er mehrfaͤltige Todesangst auszustehen
Er wurde als Landesverraͤther erklaͤrt
hatte. Ein Geistlicher wurde von Wutsitsch üigenb and nz ermor⸗ det, blos, weil er sich bescheidene Porstellungen erlaubt hatte, daß es doch nicht gut sey, einen Färsten nach dem anderen zu verjagen. Auch die Sbhne des Vlee⸗Praͤsidenten des Senats, Mileta, befinden sich unter den Verhasteten. Auf die Vorstel—⸗ lungen, welche der greise Vater Mileta gegen die Verhaftung seiner Sohne bei Kiamil Pascha machte, antwortete ihm der an⸗ wesende alte Ressawatz: „Deine Sohne sind anstatt des meinigen verhaftet, den ihr zum Tode verurtheilen wolltet, weil er euch gare machte, er fey von dem Fuͤrsten Milosch gewonnen, das and f insurgiren. Alles dies war jedoch erdichtet und blos darauf berechnet, euch irre zu führen, damit, waͤhrend ihr euer Augenmerk auschließlich auf jenen richtet, wir freies Feld zu unseren Plaͤnen erhielten.“ Diese Erklarung gab der alte a wa in Gegenwart Kiamil Pascha's, Schekib Efendi's und meh⸗ rerer Serbischen Häuptlinge ab. Eine ähnliche falsche Rolle spielte der listige Alexa Simitsch, der sich Fluch im Anfang der Revo⸗ lutlon zu dem Fuͤrsten Michael verfuͤgte mit der Frage, ob der Fuͤrst ihn fuͤr treu ergeben halte und ob er darum sicher sey, was der Fuͤrst bejahte, wodurch er diesem gleißnerischen Manne Gelegenheit gab, eines der thaͤtigsten Werkzeuge zu seinem Sturze zu werden, wie derselbe denn auch kurz nach der Wahl des neuen Fuͤrsten — vermuthlich weil man fürchtete, daß durch den da⸗ mals erfolgten Sturz des Groß⸗Wesirs Izzet Mehmed Pascha die Serbischen Verhältnisse in Konstantinopel eine unguͤnstige Wendung genommen haben koͤnnten — in Gesellschaft Schekib Efendi's nach der Tuaͤrkischen Hauptstadt aufbrach, um sich dort u Gunsten der neuesten Ereignisse zu verwenden. Ueberhaupt hen das Vertrauen der neuen Machthaber in Serbien in den letzten Tagen lockerer geworden zu seyn; man erzaͤhlt sich, Wut⸗ sitsch habe in Folge unguͤnstiger Berichte aus Konstantinopel geäußert, wenn Alles mißlinge, so wolle er zum Mohammedanis⸗ imnus übertreten und dann erst Serbien und der Welt zeigen, was er vermoͤge. Ein zweltes Zeichen, welches die Muthlosigkeit der provisorischen 2, andeutet, ist der schon oͤffentlich besprochene Bersuch, den Fuͤrsten Michael zu vergiften, woruͤber ich mich bis zu fz schl g en Untersuchung in keine weiteren De⸗ tails einlassen will. Ob auch Kiamil darin verwickelt, wie man behauptet, wird sich zeigen. Heute nur so viel, daß unter den in Semlin als verdaäͤchtig Verhafteten sich namentlich der Schwie⸗ ervater des jungen Rassawatz, bei dem die viel besprochenen Freer in Bezug auf dessen Komplott aufbewahrt waren, befin⸗ det, daß ein We sus einiger Semliner Buͤrger um Freilassung der , ,. erfolglos blieb, was immer gruͤndliche Inzichten ge⸗ gen die Verhafteten voraussetzt, daß aber am Ende der Denun⸗ zlant selbst, gegen den sich ebenfalls Verdachtgruͤnde ergeben haben muͤssen, in Haft genommen ward.
Die Hauptfrage ist nun, wird die Pforte das Ergebniß der Instructionen und Plane des nun gestuͤrzten Izzets, Hüssein Pa⸗ scha's, Kiamil Pascha's und der Serbischen Rebellen bestaͤtigen? Wird die maͤchtige Schutzmacht solches im Widerspruch mit den Traktaten von 1812, 1826 und 1829 geschehen lassen? Wird der freundnachbarlich ,,, loyale Wiener Hof solch allem Recht Hohn sprechendes Verfahren an seiner Graͤnze gleichguͤltig mit an⸗ sehen, dulden? Werden endlich die verelnigten faͤnf Großmaͤchte, welche die Integritaͤt des Tuͤrkischen Reichs verbuͤrgt haben, zuge⸗ ben, daß sich die Pforte durch so anerkannt schlechte Organe, wie Wutsitsch ꝛc., die Eingeweide durchwuͤhlen lasse und so ihren eige⸗ nen Untergang befoͤrdern helfe?
Schließlich kann ich nicht umhin, durch einen neulichen Korre⸗ spondenz⸗ Artikel Ihrer Zeitung aufgefordert, auf die gegen den Fuͤrsten Milosch, so wie auch gegen die Fuͤrstin Liubicza lautge⸗ wordenen Beschuldigungen zurückzukommen. Zwar zersaͤllt die Be⸗ schuldigung hinsichtlich des Ressawatzschen Komplotts mit all den lächerlichen Details nach dem Gesagten in sich selbst, und eben so grundlos erscheinen die gegen die Furstin Liubicza vorgebrach⸗ ten Beschwerden Jedem, der nur einigermaßen mit den Serbischen Verhaͤltnissen vertraut ist. Man darf kuͤhn behaupten, daß, haͤtte Fuͤrst Michael dem Rathe seiner Mutter gefolgt, es jetzt gewiß nicht so uͤbel mit ihm stehen wuͤrde; aber der junge Faͤrst hoͤrte vielmehr nur die Feinde seiner Eltern, und die nothwendige Folge hiervon war Kaltsinn gegen Vater und Mutter, welcher jeden Ein⸗ fluß derselben paralysirte und ihm, entschuldigte ihn nicht seine Jugend, sogar zu hartem Vorwurf gemacht werden muͤßte. Ge⸗ wiß empfindet Fuͤrst Michael in seinen jetzigen bedraͤngten Ver⸗ haͤltnissen, wo er von seinem Vater die deutlichsten Beweise auf⸗ richtiger Theilnahme und Liebe fast taͤglich erhalt, selbst, wie sehr
er gefehlt hat.“ Türkei.
Konstantinopel, 5. Okt. (A. 3.) Am 28. September kam (wie bereits erwahnt) Sami Pascha auf einem Aegyptischen Dampfschiff hier an. Der Zweck seiner Sendung ist angeblich, dem Sultan die Danksagungen Mehmed Ali's fuͤr seine Erhebung zum Groß⸗Wesir s überbringen. Doch soll Sami Pascha noch jwei Auftrage haben: 1) die schon lange beabsichtigte Heirath Said Pascha's mit der zwoͤlfjaͤhrigen Schwester des Sultans zu
bewerkstelligen, und 2) dahin zu arbeiten, daß Said Pascha zum General-Gouverneur von Syrien ernannt werde. 3 In Betreff des Ultimatums der Pforte vom 26. September wegen der Syrischen Angelegenheiten bemerke ich nachtraͤglich, daß man allgemein Riza Pascha fuͤr dessen Urheber haͤlt. Sir Strat⸗ ford Canning soll auf das hoͤchste gegen ihn aufgebracht seyn. Nach dem Falle des unbeugsamen Izzet Mehmed glaubte Sir Strat—⸗ ford jeden Stein des Anstoßes entfernt und schloß sich zutrauens⸗ voll an den Ober⸗Hofmarschall an, um durch ihn die noch haͤngen⸗ den Streitfragen auf eine gunstige Weise beizulegen, in welcher Hoffnung ihn die versoͤhnliche Rede Riza Pascha's in der Kon⸗ erenz der Repraͤsentanten der fuͤnf Großmächte bei Sarim Bey nur noch mehr bestärkte. Wie groß war aber sein Erstaunen, als ihm obige Note zu Gesicht kam! Er soll gleich am folgenden Tage Rlza Pascha seine Verwunderung und seine Mißbilligung uͤber dessen zweideutiges Benehmen in dieser Angelegenheit haben zu erkennen . lassen, worauf dieser sich geaͤußert habe, daß ihm ijene Beschluͤsse der Pforte eben so vortheilhaft fuͤr sie als üͤberein⸗ stimmend mit den Ansichten und Interessen der Großmaͤchte er— schlenen, indem sie ja weiter nichts als das von den Großmaͤchten selbst gemachte Projekt enthielten, welches nur um etwas Weniges von der Pforte modifizirt worden sey. Was seine Aeußerungen in jener Konferenz betreffe, so sey es ihm nie in den Sinn ge⸗ kommen, von der Ernennung unabhaͤnglger Fuͤrsten fuͤr die Ver⸗ waltung des Libanons zu sprechen. .
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In and.
Berlin, 26. Okt. Nachstehendes ist die in dem heute aus⸗ gegebenen Blatte der Gesetz⸗ Sammlung enthaltene Allerhöchste Kabinets⸗ Ordre, die Buͤcher⸗Censur betreffend:
„Indem Ich eine Revision der fuͤr das Censurwesen in Meinen Staaten bestehenden Verordnungen und Verwaltungs- Formen an⸗ ordnet habe, will Ich, ohne die Beendigung dieser bei ihrer großen Wichtigkeit laͤngere Vorbereitung und Zeit erfordernden Arbeiten abzuwarten, schon jetzt die Presse von einer durch die Bundes⸗Gesetz⸗ eöung nicht geforverten Beschraͤnkung befreien, indem Ich bestimme: aß die in Meinen Staaten erscheinenden Bucher, deren Text mit Ausschluß der Beilagen Zwanzig Druckbogen übersteigt, wenn so⸗ wohl der Verfasser ais der Verleger auf dem Titel genannt ist, der Censur ferner nicht mehr unterworfen seyn sollen. Auf Bücher, welche in einzelnen Lieferungen erscheinen, erstreckt sich diefe Bestim⸗ an nur insofern, als der Tert jeder Abtheilung Zwanzig Drug bogen übersteigt. Von jeder hiernach obne Censur erscheinenden Schrift muß ,, ,, Stunden vor ihrer Austheilung ein Exemplar bei der Polizei⸗Behbrde niedergelegt werden. Für die Befolgung dieser Vor⸗ schrift sind der Verfasser und der Verleger, imgleichen der Drucker, dessen Name auf dem Titel oder am Schluß des Werkes * 264 seyn muß, bei einer polizeilichen Geldbuße von 10 bis 100 Rihlrn. verantwortlich. — Ueber die Festsetzung dieser Geldbuße entscheidet der Ober ⸗Praͤsident unter Vorbehalt des Rekurses an den Minister des . der Rekurs muß innerhalb 10 Tagen nach Publication des
esoluts des Ober ⸗Praͤsidenten bei Letzterem angemeldet werden. — Die bisherigen Strafgesetze gegen die im Wege der Presse verübten Verbrechen, und namentlich die Bestimmungen im Artikel wi, Nr. 2 und 3 des Censur⸗Edikts vom 18. Oktober 1819, bleiben auch in Be⸗ ziehung auf diejenigen Bucher in Kraft, welche fortan von der Cen⸗ sur ure sind. Das Staatg⸗Ministerium hat diese Ordre durch die Gesetz⸗ Sammlung zur öffentlichen Kenntniß zu bringen.
Berlin, den 4. Oktober 1842. Friedrich Wilhelm. An das Staats⸗Ministerium.“
Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Königliche Schauspiele. Aufführung von Meyerbeer's Robert der Teufel.
Zum erstenmale seit dem Erscheinen der, Hugenotten“ von Meyer⸗ beer kam dessen altere Oper „Nobert der Teufel“ am 23sten d. M. wieder zur Auffüͤhrung. Das Suͤjet ist ein echtes Produkt der nene⸗ ren Franzoͤsischen Romantik: es kann mit den unfoͤrmlichsten Miß⸗ geburten dieser Richtung den Vergleich bestehen. Die Franzd⸗ sischen Romantiker folgen mit Absicht den regellefesten Ein⸗ gebungen ihrer Phantasie, wenn man den verrenkten Maͤ⸗ nadentanz einer siebertollen Einbildung so nennen darf, die keinem Gesetz, weder der Sitte noch, des Schbnen, mehr gehorcht. Gaͤnzliche Vernichtung der poetischen Wahrheit, unedles Haschen nach dem aͤußerlichsten Knalleffekt, Profgnirung des Heiligen und mbglichste Frivolitaͤt — sind die Charakterzüge zu jenem Bilde, welches uns zwar genugsam bekannt ist, allein bei solcher Gelegenheit, durch die Kraft der Musik noch ,, hervorgehoben, uns nur aufs neue grauenhaft entgegentritt. enn wenn ein geistvoller Komponist das Ungluͤck gehabt hät, einem solchen Dichter in die Haͤnde zu fal⸗ len, oder ihn zu waͤhlen, weil er den Geschmack des Pariser Publi⸗ kums kennt, so ist es ein eitles Streben, mit der Composition die mißgeborene Grundform wieder ins Gleiche bringen zu wollen, piel⸗ mehr wird die hehre Kunst zur . des Unsinns herabgewurdigt. Ein Sujet, wie Robert der Teufel, ist inkurabel, und die Orthopaͤdie, selbst eines großen Komponisten, verlorene Muͤhe.
Vielleicht interessirt es einige unserer Leser, die historische Wirklichkeit des Gegenstandes, die keinesweges poetischer Momente entbehrt, in wenig Worten kennen zu lernen.
Graf Robert U.,, aus dem Stamme derjenigen Normannen, deren Anführer seit dem Jahre 912 in der Bretagne festen Fuß gefaßt, von den schwachen Karolingern nach einander mit dem eingenommenen Lande belehnt worden waren, folgte 1928 seinem Bruder Richard Il. als Graf der Normandie. Schwerer Verdacht siel auf Robert, seinen
Bruder vergiftet zu haben, eine Meinung, die, wenn man will, eine Bestaͤtigung in dem ümstande findet, daß Robert, nach unruhvoller, doch gluͤcklicher Regierung, plötzlich die Herrschaft niederlegte, seinen Sohn Wilhelm 1I. (den Eroberer) im zartesten Liter . und mit J Begleitern eine Pilgerfahrt nach dem heiligen Lande unternahm. Hier starb er zu Nicaͤs in Bithynien im Jahre 1035, wie man glaubt, an Gift. Lappenberg in seiner Englischen Geschichte charakterisirt ihn also: .
„Robert scheint hinlaͤnglich durch den Namen des Teufels be⸗ eichnet, welcher ihm in einem Zeitalter gegeben wurde, wo dieser
ame nicht ein Gegenstand des Scherzes zu seyn pflegte.... Seine ungestümen Leidenschaften, der Verdacht des Brudermordes, die ro⸗ mantische Pilgerfahrt nach dem sagenreichen Orient, mehr als Alles der glorreiche Sohn (Wilhelm der Eroberer), welchen ein Kebsweib zu e. ihm geboren hatte, haben ihn zum Gegenstande mancher Erzaͤhlungen gemacht, deren Wuͤrdigung wir den Landes⸗-Histori⸗ kern uͤberlassen muͤssen. In jenen Zuͤgen, welche uns berichtet sind, von seinem Muthe, seiner Freigiebigkeit, Scherz⸗ und Schwanklust, seiner Genußsucht, Herablassung und Dienstfertigkeit, vor Allem auch der etwas prahlerischen Verachtung des Geldes und Besitzes, ist uns ein ,, , der Normannen aufgestellt, und es ist nicht zu verkennen, daß in ihm ein entferntes Vorbild des aͤlteren Englifchen Hentleman, so wie deutlicher des heiteren Vaters desselben, des Alt⸗ Normannischen Ritters, gegeben ist.“
Mancherlei Wunderbares hat die Sage der damaligen Zeit hin— zugemischt. Allein es ist ein weiter Weg von der Sage zum Drama, und was uns in der Sage anziehen kann, sioͤßt uns vielleicht zu= räck, wenn Drama und Opera zeria unmitteibares Mitgefühl, Ruͤhrung und Mitleid fuͤr die Personen verlangen, die sie uͤnseren Augen redend, handelnd, singend vorfuͤhren. Seribe und Delavigne's romantisches Libretto hat ein vollendetes Zerrbild hingeffellt. Ro⸗ bert's Vater ist hiernach der Teufel, aber ein sentimentaler Kotz bue— scher Teufel, eigentlich ein wackerer Mann, der, wie es scheint, durch ungluͤckliche Schicksale in seine dermalige Lage herunter geksmmen, nun seinen geliebten Sohn sich zur troͤstenden Gesellschaft mit in die Qual des höͤllischen Feuers herabzuziehen wunscht. Wer kann sich im Ernst geruͤhrt oder ergriffen fühlen von den Situationen, Sentiments und Arien, die sich um das Pivot eines so grandiofen Unsinns drehen? .
Wir sind nur darum naͤher auf den bekannten Gegenstand ein—⸗ gegangen, um die Wahrheit zuruͤckzurufen, daß bei einer ernsten Tondichtung das poetische Suͤset, auf dessen Grund sich das musi— lalische Geöaͤude erheben soll, und die angemessene Behandlung die— ses Sujets eine leider zu sehr vernachlaͤssigte Hauptsache ist.
Auch in den Hugenotten sind diese Gebrechen und das damit zusammenhaͤngende Streben nach Aeußerlichkeit nicht zu verkennen, ebenso fehlt das frivole Element nicht gaͤnzlich; aber der Komponist hat das letztere mehr zu unterdruͤcken gewußt, und die Musik tragt nehen den obigen Maͤngeln im Ganzen einen edleren Charakter. Möbchte ein so bedeutender Fortschritt zu der Hoffnung berechtigen konnen, daß Herr Meyerbeer mit der Heimkehr in sein Vaterland sich auch mehr und mehr der Musik zuwende, die wir mit gerechtem Stolze die Deut sche nennen, und die in einer edlen tiefen Auffaßf⸗ . gerade mit Verachtung schillernder Aeußerlichkeit, sich giebt. Daß er die innere Kraft dazu besitzt, hat er in den Einzelheiten so⸗ wohl im Robert als in den Hugenotten bewiesen, und bei der reichen Erfindungsgabe, welche ihm selbst seine Gegner nicht abzustreiten ver⸗ mögen, müßte es ihm ohne Zweifel gelingen, wenn er mit ernstem Sinn einen wuͤrdigen Stoff ergreift, auch ein Ganzes zu schaffen, das den Stempel hohen poetischen Adels traͤgt.
Die Aufführung litt an den Gebrechen des Alters. Man abstra⸗
hirt zwar nicht gern von der Angemessenheit der dußeren Erscheinung, druͤckt aber willig ein Auge zu, en dem Ohre dafuͤr Ersatz wird.