1842 / 300 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

kleinen Zahl derer gehort, welche die ministerielle Kandidatur ein— raͤumten und sich vor den Waͤhlern zu Gunsten jenes so unpopu⸗ lairen und so antinationalen Traktats von 1841 aus sprachen. Wahrscheinlich hat man diesen Muth belohnen und ihn als ein nachahmungswuͤrdiges Beispiel parlamentarischer Hingebung auf⸗ stellen wollen.“

Durch Königliche Ordonnanz vom gestrigen Tage ist der Ge⸗ neral Carhonnel an die Stelle des Generals Jacqueminot zum Chef des Generalstabs der Nationalgarde des Selne⸗Departements ernannt worden.

Das Sin cle will wissen, daß dem General Pajol die durch den Ted des Grafen Delaborde erledigte Stelle eines Adjutanten 2 1 angeboten worden sey, daß derselbe sie aber abge⸗ lehnt habe.

Der General Ventura ist gestern fruͤh von Paris nach Mar— seille abgegangen, wo er sich am 1. November einzuschiffen ge⸗ 21 um uber Aegypten und Bombay nach Lahore zurck u⸗ ehren.

Auf der Rhede von Bordeaux brach am 21sten d. am Bord des Amerikanischen Schiffes „Havre“ Feuer aus und konnte, trotz der angestrengtesten Bemühung der Mannschaft, nicht geloͤscht werden. Das schone, 431 Tonnen haltende Schiff brannte ganz ab.

Die heute hier eingegangenen Nachrichten aus Al gfer vom 15ten d. enthalten nichts Naͤheres uͤber die Expedition des Gene— ral Bugeaud.

tt Paris, 23. Okt. Die Frage von der Fortdauer oder Aufhebung des gegenseitigen Durchsuchungs-Rechts wird in den naͤchsten Monaten zur Entscheidung kommen. Bekanntlich bedarf es zur Ausuͤbung des fraglichen Rechtes von Seiten der Kriegs⸗ Marine der einen Nation gegen die Kauffahrer der anderen eines besonderen Patentes der Regierung des Staats, gegen dessen Flagge die bestehenden Traktate gehandhabt werden sollen. Da nun die Französischen Patente der Englischen Kreuzer nur bis zum Februar kuͤnftigen Jahres guͤltig sind, so muässen sie bis da— hin entweder erneuert werden, oder das egenseitige Durch suchungs⸗ Recht hoͤrt thatsaͤchlich auf, ern , , Man versichert, daß der Englische Gesandte, Lord Cowley, seit seiner Ruͤckehr nach Paris diesen Punkt bereits angeregt habe, aber es verlautet noch nichts uͤber den Inhalt der ihm von Herrn Guizot gegebenen Antwort.

Das Ausbleiben aller amtlichen Nachrichten uͤber die Expe— dition des Generals Bugeaud faͤngt an, Besorgnisse zu erregen. Außer einigen kurzen Privat-Mittheilungen uͤber den Verlauf der Expedition wahrend der ersten fuͤnf oder sechs Tage fehlt es bis jeßt an jeder irgend zuverlaͤssigen Botschaft aus dem Haupt— Quartiere des General-Gouverneurs. Ein Geruͤcht, daß er das Fort Hamza erreicht und beschlossen habe, von dort am 22sten d. M. den Ruͤckweg nach Aigter anzutreten, kommt aus zu unsicherer Quelle, um Glauben zu verdienen. Ob⸗ gleich die Kolonne des Generals Bugeaud zu stark ist, um von den, Arabern in ihrer jetzigen Desorganisation etwas Ernstliches befuͤrchten zu muͤssen, so muß das Schicksal derselben doch einige Unruhe einfloͤßen, weil man weiß, daß der Regen in der ersten Haͤlfte dieses Monats nicht aufgehört hat, in dem Innern von Algerien in Stroͤmen zu fallen, so daß die gewohnlichen Wirkun— gen eines solchen Witterungs⸗-Sustandes sich ohne Zwelfel auch jetzt bei dem Expeditions-Corps des Generals Bugeaud durch verhee⸗ rende Krankheiten fuͤhlbar gemacht haben. Man glaubt, daß die Erlaubniß zur Gruͤndung einer Trappisten-Kolonie in Algerien von der Regierung ohne Beruͤcksichtigung der persoͤnlichen Ansicht und des amtlichen Rathes des Generals Bu⸗ geaud, ertheilt sey, und will daher stark bezweifeln, daß jene An— lage von Seiten des General-Gouverneurs allen den Vorschub und alle die Unterstuͤtzung finden werde, ohne welche ihr Gedeihen trotz alles Fleißes, aller Ausdauer und aller Entsagung der zur Kolonisirung bestimmten Moͤnche ziemlich problematssch ist. Der Marschall Soult, heißt es, hat durch sein Verfahren in dieser Angelegenheit den General Bugeaud fuͤr die ohne Autorisation des Kriegs⸗Ministers erfolgte Verbffentlichung des Bugeaudschen Buches uͤber Algerien bestrafen wollen.

Die Gemaͤlde⸗-Gallerie des verstorbenen Banquiers Aguado, die reichste Sammlung von Werken Spanischer Meister, welche sich im Privatbesitz befand, wird demnaͤchst stückweise an den Meist— bietenden verkauft werden. Es ist lebhaft zu bedauern, daß die Erben des ungeheuren Vermoͤgens des Herrn Aguado man schlaͤgt seine Hinterlassenschaft auf 60 Millionen Fr. an sich zu arm finden, um den von ihrem Erblasser gesammelten Kunst⸗ schatz fuͤr sich und das Publikum zu bewahren.

Großbritanien und Irland.

London, 22. Okt. Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Friedrich von Oesterreich hat sich auf seiner Reise durch das In⸗ nere des Landes auch nach Schottland begeben. Naͤchsten Dienstag wird derselbe hier in London zuruͤck erwartet.

Der Standard, der fuͤr ein Organ des Ministeriums gilt, enthält folgenden Artikel hinsichtlich einer jetzt etwa ausfuͤhrbaren partiellen Herabsetzung des Zinsfußes der Britischen Staats⸗ schuld;: „Der Gelduberfluß treibt die bͤffentlichen Papiere hoͤher hinauf, als sie seit 1835 standen. Die jetzige Lage der Bank, was den Baarvorrath in ihren Kellern betrifft, und der fort⸗ dauernd guͤnstig Stand der Eourse zu denen des Kontinentes haben unter den Geldmaͤnnern die äns

ben spllten. Auch wurde durch! das angedeutete Verfahren weder

der. Eben so all zlt man dafuͤr, daß diese Zins⸗Herabsetzung bei 3 2 1.

des Einkommens nicht blos ein gesetzmäßiges Mint u j derung der Ausgaben, sondern daß es * Pflicht ber . sey, die Gelegenheit nicht entschluͤpfen zu lassen.“

9 . wurden dieser Tage die Wähler der Stadt zu einer Versammlung eingeladen, als deren Zweck in den Anschlagzet⸗

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Saale im zweiten Stocke eines Wirthshauses zusammen. Da die Chartisten bei weitem die Mehrzahl bildeten, so wurde ein Schuhflicker aus ihrer Mitte zum Präsidenten gewählt. So⸗ fort verlas derselbe von einem Stuͤcke Papier eine Rede, worin er Tories und Whigs tuͤchtig mitnahm und die Nothwendigkeit der Ernennung eines Comité's folgerte, damit eine dritte Par— tei gebildet und die Buͤrgerschaft in Stand gesetzt wuaͤrde, einen

allgemeines Stimmrecht und geheime Abstimmung hinarbeite, ins Unterhaus zu senden. Ein Tory, Herr Payne, erklaͤrte, daß er sich der Bildung eines auf solchen Grundsaͤtzen fußenden Comi⸗ tes k muͤsse. Einer der Chartistenführer, der zur Rech— ten des Praͤsidenten saß, sprang augenblicklich auf und verlangte mit furchtbarem Geschrei, daß man den Tory auf der Stelle aus dem Fenster werfe. Dies gab das Zeichen zum Losbruch der Par⸗ tei⸗Erbitterung, und ein regelmaͤßiger Kampf begann; Tische und Stuͤhle wurden umgestürzt und serbrochen, und ein Auftritt folgte, der sich nicht beschreiben läßt. Die Poiizei eilte endlich herbei und stellte durch Abfuͤhrung des radikalen Redners nach dem Stations—⸗ hause die Ruhe her. Die Bildung einer unabhaͤngigen Partei in Rochester wurde alsdann auf bessere Zeiten vertagt.

Der Kanzler der Schatzkammer kehrt am 24sten von der In⸗ sel Wight hierher zurück. Sir R. Peel und Sir J. Graham werden ebenfalls zu Anfang nächster Woche erwartet, da am 26bsten in Windsor Geheimeraths-Sitzung seyn soll.

Der neue Franzoͤsische Gesandte bei den Vereinigten Staaten, Herr von Pageot, ist mit seiner Familie hier eingetroffen und will sich nächsten Sonnabend nach Nord⸗Amerlka einschiffen.

Die neuen Koͤniglichen Stallungen nebst Kesthaus in Wind— sor, zu deren Erbauüng das Parlament bald nach der Thronbe—⸗ steigung der Koͤnigin 70000 Pfd. St. bewilligte, sind jetzt vollen— det. Die Bau⸗ und Einrichtungs⸗-Kosten e, jene Summe

nicht uͤberstiegen. Niederlande.

Aus dem Haag, 23. Okt. Die gegenwaͤrtige Abtretung der den Koͤnigen Wilhelm J. und Wilhelm JI. gehörenden Privat— besißungen in Belgien hat zu einer Polemik zwischen Hollaͤndischen und Belgischen Blaͤttern Anlaß gegeben. Bas hier erscheinende euwsblad bemerkt in dieser Beziehung: „Der Brüͤsseler Abservateur begleitet die Nachricht, daß feine Re erung alle Besitzungen, die bisher das Haus Dranien in Belgien esessen, er⸗ worben habe, mit der unpassenden Bemerkung, daß unsere Sou⸗ veraine nur gegen einen Preis, der wenig Uneigennuͤtzigkeit von ihrer Seite beweise, in die Abtretung gewilligt hatten. Als wir dies lasen, haben wir uns natuͤrlich zuvoͤrderst gefragt, wodurch wohl eigentlich fuͤr das Haus Oranien die Verpflichtung entstehe, uneigennuͤtzig gegen die Belgische Regierung zu seyn? Ünsere Ab⸗ sicht ist wahrlich nicht, Wunden wieder aufzureißen, die im Be⸗ griff sind, zu vernarben; indessen können wir nicht umhin, auf die unpassende Bemerkung des Observateur zu antworten, indem wir uns heut nur auf folgende Betrachtungen beschraͤnken.

„Wenn das Haus Oranien sich wirklich entschließen konnte, seine Privat⸗Besitzungen fuͤr irgend einen Preis an Belgien ab⸗ zutreten, so ist dies von seiner Seite ein Entschluß, den Belgien und Holland mit der groͤßten Dankbarkeit aufnehmen sollten; es ist ein großmuͤthiges Gpfer, das es sich auferlegt hat, um, wie es

aufrichtig wuͤnscht, die Beziehungen zwischen beiden Ländern auf einen guten Fuß herzustellen und nach und nach Alles aus dem Wege zu raͤumen, was das gute Vernehmen und das gegenseitige Vertrauen stoͤren koͤnnte. Alles Gold, das Belgien in diesem Augenblicke dafuͤr zu bieten im Stande waͤre, wurde die Wich— tigkeit eines solchen Opfers nicht aufwiegen; denn man vergesse nicht, daß die schoͤnste von den Besitzungen, in deren Veraͤußerung der Koͤnig gewilligt, ein Geschenk war, das die Dankbarkeit eines ganzen Volkes dem Helden darbrachte, der auf den Feldern von Waterloo mit seinem edlen Blute die National⸗Unabhangigkeit hatte erringen helfen. Man vergesse nicht, daß jene Besitzungen fuͤr das Haus Oranien einen großeren Werth hatten, als die glaͤnzendsten Palaͤste, denn sie sollten bis auf die spaͤtestens Generaticnen die glorreiche Erinnerung an die militairischen Großthaten eines seiner Kinder verewigen. Man vergesse nicht, daß der Palast in Bruͤs— sel sich noch in demselben Zustande befand, worin er war, als sein edler Vesitzer ihn verließ, als ob er jeden Augenblick die Rückkehr seines Herrn erwarte. Man vergesse nicht, daß der Anblick dieses Palastes bestaͤndig ein Vorwand zur Emeute, ein Versammlungspunkt, ein Anker der Hoffnung fuͤr diejenigen war, die, unerschuͤtterlich in ihrer Treue gegen die ehemalige Ordnung der Dinge, sich nicht entschließen konnten, ihre Hoffnungen aufzugeben, so lange sie, dem Palaste gegenuͤber, welchen jetzt der legitime Souverain Belgiens bewohnt, den Palast erblickten, dessen Besitzer nach ihrer Ansicht allein das Recht hat, in Belgien zu regieren. Alle diese Betrachtungen mußten fuͤr das Haus Hranien dem beständigen Besitz jenes Ei— e, , einen unschaͤßzbaren Werth verleihen, wenn nicht unsere Regierung bei der Erledigung dieser Angelegenheit von dem Wunsche waͤre geleitet worden, beiden Landern und dem gesammten Europa zu beweisen, welchen Werth sie ihrerseits darin setzt, zu einem fe⸗ sten und dauernden Schlusse zu kommen. .

„Niederland, das die edlen Gesinnungen seines Koͤnigs kennt, wird nicht danach fragen, um welchen Preis er sein Eigenthum, das durch so viele Erinnerungen ihm so theuer seyn mußte, abge⸗ treten hat. Es wird in dem von seinem Souverain dargebrachtien Opfer einen neuen Beweis seiner Liebe zu seinen Unterthanen se⸗ hen, die ihrerseits so viel Liebe zu ihm e, es wird darin, eben so wie Belgien, den lebhaften Wunsch Wilhelm's II. erken— nen, den Traktat, wodurch wir die Unabhaͤngigkeit Bel⸗ giens und die neue Ordnung der Dinge daselbst anerkannt ha— ben, nicht nur nach seinem strengen Wortlaute auszufuͤh— ren, sondern denselben auch auf die edelmuͤthigste Weife und mit der ihm eigenen Redlichkeit auszulegen. Die Handlung, welche der Observateur, durch Vorurthesse geblendet, nicht zu wuͤrdigen wußte, ist daher eine stillschweigende, aber gleichwohl sehr bedeutungsvolle Bestaͤtigung, die Wilhelm von Oranien dem Traktat erthesste, den der ehemalige Koͤnig der Niederlande unter— zeichnet hatte. Belgien und Niederland werden die hohe Bedeu⸗ tung dieser Handlung nicht verkennen und beide werden darin das charakteristische Merkmal wahrnehmen, das dieselbe fuͤr jeden Un⸗ partelischen hat, naͤmlich ein neues Pfand der Sicherheit fuͤr die Zukunft, ein neues Opfer zu Gunsten des Friedens und der Sta⸗ bilitaͤt beider Laͤnder zu seyn.“

Dentsche Bundesstaaten.

München, 23. Okt. Der gestrige Ball des Preußischen Besandten war einer der glaͤnzendften, die man seit langer Zeit bei ahnlichen Fest⸗Anlassen gesehen. Ain dem Portale des Odedns,

gen die Ludwigsstraße zu, erhob sich ein Tridmphbogen, welcher is gegen 8 Uhr, um weiche Zeit die hohen Herrschaften angefah⸗ ö kamen, in dem reichsten Brillantfeuer ergiänzte. Auf der Hoͤhe esselben sirahlten die beiden verschlungenen M und darunter das

rechtlichen Mann, welcher die Sache der Armen vertrete und auf

Ludwig's und Theresens. Die innere Anordnung und Ausschmuͤckung des Fest⸗Lokales wurde durch reiche Beleuchtung und den Glanz der höͤchst zahlreichen Versammlung gehoben, unter welcher man' neben dem gesammten hoffaͤhigen Adel und sehr vielen Offizieren, auch mehrere Notabilitäten aus unserer Gelehrten- und üͤnst⸗ lerwelt bemerkte. Auch auf die Gallerie war gegen Karten der Zutritt fuͤr Zuschauer gestattet. Die Polonaise wurde von Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Prinzen Wilhelm an der Hand Ihrer Maje⸗ staͤt der Königin erbffnet, da Se. Majestaͤt der König durch Katarrh abgehalten wurde, dem Balle beijuwohnen.

Die seit Anfang voriger Woche hier anwesenden Oesterreichi⸗ schen Erzherzoge Karl und Albert, Sohne des Erzherzogs Karl, erfreuen sich bei Hof und in der hoͤheren Gesellschaft jeder ihrem Range gebuͤhrenden Auszeichnung. Sie widmeten die meiste Zeit ihrer Anwesenheit der Besichtigung unserer Kunst-AUnstalten und sonstigen Merkwuͤrdigkeiten.

t Luxemburg, 22. Okt. Unserem Athenaͤum, das, einige leicht zu verbessernde Maͤngel abgerechnet, als eine gute Anstait betrachtet werden kann, steht eine Umwandlung bevor, von der man sich jedoch wenig Vortheile versprechen mag. Eine Schul— Kommission hat naͤmflich gegenwartig Konferenzen, in denen sie über den Plan berathet, die Klassen der Anstalt zu reduziren und Fakultaͤten mit derselben in Verbindung zu bringen; mit anderen Worten, man beabsichtigt in dem mit 176,000 Seelen bevblkerten Laͤndchen eine sogenannte Luxemburger Universitaͤt zu bilden. Die Idee soll vom Birektor des Athenaͤums und einem Professor der

Bayerische und Preußische Wappen, zur Seite die Namens zuͤge

Anstalt, einem Franzosen, ausgegangen seyn, und erfreut sich der

Unterstũtzung eines . einflußreichen Regierungs⸗Mitgliedes, dessen Charakter insofern ehrenwerth ist, als er in feiner Vorliebe fuͤr das Franzoͤsische alt geworden, dieselbe nicht gleich Anderen verleugnet, sondern stets offen zu erkennen gegeben hat.

Das Athenaͤum verdankt seine jetzige Verfassung dem vorigen Koͤnig Wilhelm J., der dieselbe mit vielen Kosten zu Stande brachte, und sie entspricht im Allgemeinen vollkommen den Beduͤrfnissen des Landes und dessen anderweitigen Verhaͤltnissen. Nach ihr ist es zur rden des Staats-Examens erforderlich, auf einer Deut⸗ schen Universitaͤt Vorlesungen gehort zu haben. Eine Bedingung, die nur vortheilhaft auf die Luxemburger studirenden Juͤnglinge einwirkt, und die um so wichtiger ist, als diese gewoͤhnlich die groͤßere Zeit doch auf Franzoͤsischen Universitaͤten zubringen; denn indem sie genöͤthigt sind, wenigstens ein Jahr auf einer Deutschen Universitaͤt studirt zu haben, wird ihre Blidung dadurch vielseitiger und gruͤndlicher, und was vielleicht noch wesentlicher ist, die spaͤ⸗ teren Lehrer und Staats⸗Beamten entfremden sich nicht ganz der Muttersprache und dem Interesse fuͤr das Gesammt⸗Vgterland. Sie kommen gewoͤhnlich mit geheilten Vorurtheilen zuruͤck, wie die Professoren des Athenaͤums felbst Zeugniß geben, welche auf Deutschen Universitaͤten theilweise ihre Studien machten. Dieses Jahr kam der Vorschlag zur Sprache, jene Bedingung aufzuheben, er wurde jedoch hoͤchsten Orts verworfen. Es scheint nun, als wolle man sich jetzt auf eine andere Art zu helfen suchen, indem man mit dem Institut die angegebene Umgestaltung vornehmen will, welche natuͤrlich jene Bedingung des Besuchs Beutscher Uni⸗ versitaͤten von selbst ausschließen und wahrscheinlich die Lehrer wieder in ihre Functionen einsetzen wuͤrde, welche vor der neuen Schul⸗Organisation unter Konig Wilhelm J. von den akademischen Coursen entbunden wurden. (

Moͤchte man diesen Plan einer reiflichen Prufung unterwer—⸗ fen, um nicht durch vorgiliges Handeln in die noch im hoffnungs⸗ vollen Aufstreben begriffene Anstalt den Keim der Verkuͤmmerüung zu legen. Die Erfahrung kann hierbei als Richtschnur dienen. daß das akademische Institut zur Zeit seines Bestehens keines— weges seinen Zweck erfuͤllte, sondern vielmehr einer Aufloͤsung von selbst offenbar entgegen ging. Wie damals, wuͤrde unter aͤhnlichen Umstaͤnden auch jetzt, der Mangel an Schuͤlern bald fühlbar wer— den, zugleich auch gewiß die Realschule eine nachtheilige Ruͤckwir— kung erleiden.

Die Versammlung der Landstaͤnde hat am 2dsten d. ihre Sitzungen wieder begonnen.

Der junge Mondeux hat auch hier am 20sten eine Vorstel— lung gegeben, welche nicht allein allgemein besriedigte, sondern auch einigen der gewandtesten mathematischen Köoͤpfe die lebhaf— teste Bewunderung abgewann. Er löͤste Aufgaben in 15 Minu⸗ ten im Kopfe, zu denen diese 15 20 Minuten auf dem Papier bedurften. Sein Geist laͤßt ihm die Zahlen so klar vorschweben und sein Gedaͤchtniß spiegelt sie ihm so deutlich bis in die klein⸗ sten Details ab, daß ihm ruͤckwaͤrts und vorwaͤrts alles lebhaft vor der Seele steht. Zugleich hat Heinrich Monden einen so außerordentlichen Scharfsinn, daß ihm die subtilsten Ruͤcksichten in Bezug auf die Zeitrechnung nicht entgehen. Es wurden ihm ge⸗ gen 15 Aufgaben vorgelegt, die er mit einer unglaublichen Schnel⸗ ligkeit, belohnt durch einen enthusiastischen Beifall, loͤste. Er hat auf morgen eine zweite Vorstellung angesetzt.

Oesterreich. Wien, 20. Okt. Der mit einer besonderen Sendung hier⸗ 36 beauftragt gewesene Serbische Justiz⸗Minister (der früheren egierung), von Radiesewitsch, hat mit seinen beiden Begleitern Wien gestern verlassen, um nach Semlin zuruͤckzukehren. Wie man hort, ist denselben aber von Seiten der betreffenden hiesigen Behoͤrde auf hoͤhere Anordnung bloß bis Neusaß. (wo sich auch Protisch, der gewesene Minister des Aeußern, aufhält) das Reise⸗ Visa ertheilt worden. Dieser Umstand scheint mit dem kuͤrzlich gemeldeten Entschluß des Fursten Michael, seine bisherigen Rath⸗ geber und Minister von sich entfernt zu halten, im Zusammen— hange zu stehen. Auf die beabsichtigte Reise nach St, Petersburg schelnt Radicsewitsch verzichtet zu haben. Fuͤrst Milosch hat sei⸗ nem Sohn einige Tausend Stuck Dukaten zur Disposition ge⸗ stellt. Fast taͤgllch kommen einzelne geflächtete Serben hier an, um bei dem furstlichen Wohlthaͤter Unterstüͤtzung zu suchen. . Heute Vormittag wurden die Schlußzlerden unseres herrli— chen Stephansthurms, dessen Spitze neu aufgefuͤhrt worden, naͤm—⸗

lich Kugel, Kreuz ꝛc. feierlich eingeweiht.

Wien, 23. Okt. Im Stifte zu Lilienfeld wurde am 18ten d. M. das FJubeifest der vor 50 Jahren erfolgten Einkleidung des Patriarchen und Erzbischofs Ladislaus Pyrker in den Listercienser⸗ Orden gefeiert. Der auch als Deutscher Dichter ruͤhmlichst ge— nannte gl wurde bei diesem Feste durch die Anwesenhelt Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Johann, so wie zahlreicher Praͤlaten und anderer Herren genre f.

Griechenland.

Athen, 12. Okt. (C. A. 3.) Der Köoͤnig und die Köoͤnigin sind am 9. Oktober Nachmittags nach einem kurzen Aufenthalte im Archipel hier wieder eingetroffen. Am 30. September (Na— menstag des Königs) haben 32 Jungfrauen, deren Aeltern oder näͤchste Anverwandte im Freiheitstampfe blieben, eine Aussteuer an Grund⸗Eigenthum erhalten, und zwar deren 2 zu 3506, 8 zu 2500,

1 zu 2000, 21 zu 1000 Drachmen Werth in kulturfähigen Lan⸗ dereien. Die Uebergabe der nach 27 Wahl auszusuchenden und hierauf gerichtlich abzuschaͤtzenden Grundstuͤcke erfolgt bei Ver⸗ heirathung der Ausgesteuerten.

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Inland.

Koblenz, 26. Okt. Die Rhein- u. Mosel-Zeitung publizirt nachstehende Allerhoͤchste Kabinets⸗Ordre: „Die durch die Berhaͤltnisse gebotene Beschleunigung Meiner Reise nach Neu⸗ chatel noͤthigte Mich zu Meinem Bedauern, durch Saarlouis zu ellen, ohne von den getroffenen Empfangs⸗ Feierlichkeiten nahere Kenntniß zu nehmen und laͤnger unter den Bewohnern dieser Stadt zu verweilen. Nichtsdestoweniger habe Ich den guten Sinn, welcher sich uberall kund gab, wohlgefaͤllig bemerkt, und es ist Mir Bedurfniß, dies der Stadt Saarlouis nachträglich zu erkennen zu

eben und auszusprechen, daß sie Mir wie jede andere Stadt der el. werth und theuer ist. Sie haben dies der Stadt Saarlouis bekannt zu machen und die Ordre zur oͤůffentlichen Kenntniß zu bringen.

Sanssouci, den 20. Oktober 1842.

; (gez Friedrich Wilhelm. In den Ober-Praͤsidenten von Schaper zu Koblenz.“

Schweidnitz, 25. Okt. Zum diesjauͤhrigen am 19ten und 29sten d. M. abgehaltenen hiesigen Herbsi-Wollmarkt sind auf hiesiger Stadt-Waage 249 Etr. Wolle abgewogen und außerdem noch circa 256 Ctr. anderwaͤrts gewogene Wolle aus hiesiger Umgegend zum Markt gebracht worden, so daß uͤber⸗ haupt gegen 506 Ctr. Wolle zum Verkauf aufgestellt worden sind, deren Kaͤufer, inlaͤndische Fabrikanten und Handelsleute, solche mit 42 bis 46, 48 bis 55 und 60 bis 75 Rthir. bezahlt haben, und ist das zum Verkauf gestellte Quantum schon am ersten Markt— tage vergriffen gewesen.

Friedland (in Ober⸗Schlesien), 17. Okt. Die hie⸗ sige kleine evangelische Gemeinde entbehrte seit 200 Jahren der Wohlthat einer eigenen Kirche und eines eigenen Geistlichen. Zwei und eine halbe Meile von der naͤchsten evaͤngelischen Kirche entfernt, fuͤhlte sie diese Entbehrung vielfach uͤnd schmerzlich. Unserem gegenwartigen Grundherrn, dem Koͤniglichen Kammer⸗ herrn und Landschafts⸗Direktor Grafen von Burghauß, war es vorbehalten, ein evangelisches Kirchen⸗System aufs neue hier zu begruͤnden. Auf seine Verwendungen hatte der Hochselige Koͤnig dem anzustellenden Geistlichen eine faͤhrliche Zulage von 259 Rthlrn. bewilligt, des jetzt regierenden Koͤnigs Majestaͤt 1300 Rthlr. zum Bau der Kirche Allergnaͤdigst zugewendet, und nachdem die wenig bemittelte Gemeinde zur ferneren Salarirung des Geistlichen, durchdrungen von dem Segen des Unternehmens noch jaͤhrlich Arca 50 Rthlr. aufgebracht hatte, fuͤhrte unser Grundherr dieses Beginnen im Uebrigen aus eigenen Mitteln zu einem glücklichen Ziele. Eine in geschmackvollem Styl erbaute massive Kirche er⸗ hebt sich auf einem erhoͤhten Platz in Mitten unferes Ortes, ein geraͤumiges Pfarrhaus und ein freundliches Kuͤsterhaus stehen ihr zur Selte, und das Ganze ist durch kleine Gaͤrtchen und Anlagen verbunden und eingeschlossen. Die Weihe dieses Kirchleins ward zur Nachfeier des Koͤniglichen Geburtstages auf den 16. Qktober, als an einem Sonntage, festgesetzt, und während an die⸗ sem Tage die Gemeinde, zuerst in der nenen Kirche versammelt, mit tiefer Ruͤhrung ihre Gebete dem hoͤchsten Herrn im Himmel emporsandte, mischten sich mit ihnen die Gefuͤhle des innigsten Dankes fuͤr die Wohlthaten, die der Hochselige König sowohk als der jeßt regierende erhabene Monarch diesem Beginnen zuge⸗ wendet, so wie die heißesten Wuͤnsche fuͤr dessen Wohl. Schon am Abend des 15ten sah man aus den Fenstern jedes kleinen Buͤrgerhauses leuchtende Kerzen die Feier des fuͤr jeden Preußen so wichtigen Tages verkuͤndigen, waͤhrend von den Zinnen der Thuͤrme des Schlosses und der katholischen Pfarrkirche zahlreiche Lampen weit in die Nacht hineinstrahlten.

Magdeburg, 23. Okt. In kurzem haben wir von einer unserer hiesigen Buchhandlungen ein Werk zu erwarten, auf welches wir uns im voraus aufmerksam zu machen erlauben. Der Bischof Pr. Eylert in Potsdam, welcher laͤnger als 30 Jahre dem ,, Koͤnige Friedrich Wilhelm III. nahe stand und durch dessen besonderes Vertrauen begnadigt wurde, hat namlich die Absicht, den von ihm so hochverehrten, hochgeliebten Monarchen in einer Reihe Skizzen der Welt zu zeigen, wie er war, in der ganzen Erhabenheit und Liebenswuͤrdigkeit seines Charakters. Na— mentlich durften diese Skizzen dem dereinstigen Geschichtschreiber zu einer vollstaͤndigen und aus ffuͤhrlichen Lebensgeschichte des unver⸗ geßlichen Monarchen ein hoͤchst willkommener Beitrag seyn.

Hamburgs Handel in den letzten drei Jahren.

A Gamburg, 26. Okt. In dlesen Tagen ist hier ausge⸗ geben worden: Statistik des Hamburgischen Handels in den Jahren 1839, 1840 und 1841, von Dr. Adolph Soet⸗ beer. Hamburg bei Hoffmann und Campe. 1842. (37 Bogen.)

Die , ,, gab vor kurzem einige Auszuͤge aus Dieterici's neuestem Werke uͤber die Handels-Statistik des Zoll⸗ Vereins, der ersten Fortsetzung des Buches, mit welchem der ver⸗ diente Verfasser im Jahre 1830 die Mittheilungen uber diese fur Deutschland so wichtigen Verhaͤltnisse eröffnete.“ Bis dahin hatte man in Deutschland, waͤhrend Frankreich, England, Rußland, Daͤnemark alljährlich amtliche Publicationen uͤber ihre Handels Statistik veranstalteten, diesem Gegenstand nur geringe Beachtung geschenkt, und das reiche Material, welches sich im Lauf der Jahre in den Zollstaͤtten aufhaͤufen mußte, blieb groͤßtentheils Geheimniß der VBehoͤrden und Beamten, ohne der Wissenschaft und dem lesen⸗ den Publikum zu gute zu kommen, welches sich mit einzelnen zer⸗ streuten Brocken begnuͤgen mußte. Noch weniger aber als in den Staͤdten des Binnenlands geschah in den Deutschen Seestaͤdten, deren , auf den Handel angewiesen ist, fuͤr die Verbreitung slatisticher Kenntnisse äber die Zustaͤnde eben dieses Handels. Dem Verfasser der oben genannten Schrift gebuͤhrt das Verdienst, hierin fuͤr Hamburg die Bahn gebrochen zu haben. Seine erste Schrift, „uͤber den Handel Hamburgs“, erschien im Jahre 1839 und bezog sich auf die Ergebnisse der Jahre 1836, 1837 und 18338. Dies neue Buch bildet hierzu die erste Fortsetzung und umfaßt die Jahre 1839 bis 1841, ber welche wiederum, und zwar jetzt schon in reichlicherem Maße als im ersten Bande, handels statistische Uebersichten gegeben werden. Das Interesse derselben wird be— sonders erhöht durch die gelegentlich eingeschalteten Vergleichungen mit aͤhnlichen Verhaͤltnissen anderer Städte oder anderer Jahre.

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Statistische Zahlen, nackt und allein hingestellt, haben in der Regel nur fuͤr den, der speziell mit der Sache vertraut ist, oder nur für einzelne besondere Falle und Zwecke einen Werth; erst die Zusam⸗ menstellung mit anderen, auf analoge Verhaͤltnisse bezuͤglichen Zah⸗ len setzt den gewöhnlichen Leser in den Stand, einen deutlichen Begriff damit zu verbinden, ein bestimmtes, Urtheil zu bilden und die todten . zu beleben.

Bei dem vöriiegenden Werke mußten sich Vergleichungen mit anderen Platzen fast von selbst ergeben. Die Aussuͤge, weiche seit einigen Jahren aus den hiesigen Zoll⸗Registern angefertigt werden, konnten dem Verfasser bei seiner Arbeit nicht genügen. Zoll— Register an sich sind fuͤr handels statistische Uebersischten zwar uͤberall die hauptsächlichste, oft die einzige, niemals aber 'eine ir in zuverlaͤssige Quelle. In den melsten Staaten, wo die

oͤlle hoch sind, muͤssen in der Regel, des Schleichhandels oder sonstiger Defrauden wegen, gewisse Abzuͤge oder Hinzufügungen gemacht werden. In Hamburg, wo die Zoͤlle sehr niedrig sind, ist eben deswegen die Kontrolle eben so gering Revision findet gar nicht statt, die Declaration auf Buͤrger⸗Eld genügt und so ist gewiß auch hier, wenn nicht aus boͤsem Willen, so doch aus Nachlaͤssigkeit oder Ungenauigkeit, vielfacher Mangel verauszu⸗ setzen. Dazu koͤmmt aber noch, daß hier Transito⸗ Zoͤlle gar nicht und Ein- und Ausfuhr⸗-Zöͤlle ebenfalls fuͤr einige Wagren nicht erhoben werden, und daß zur Anfertigung von Ver⸗

zeichnissen uͤber die ein-, durch- und ausgefuͤhrten Waaren ein statistisches Buͤreau, wie in anderen Laͤndern, bei uns nicht vorhanden ist. Ueber die Einfuhr erscheinen zwar, und das jetzt fast taͤglich, sehr ausfuͤhrliche Listen im Druck, aber die Zusam⸗ menstellung und Herausgabe derselben ist ein bloßes Privat⸗Unter⸗ nehmen, und uͤber die Ausfuhr wird gar nichts dieser Art publi⸗ zirt. Sowohl in jenen Einfuhrlisten, als in den Zoll-Registern äber Einfuhr, Ausfuhr und Durchfuhr werden alle Waaren nach der zahllosen Mannigfaltigkeit der Verpackungsweise aufgefuͤhrt, so daß eine uͤbersichtliche Zusammenstellung der Quantitaͤten aus jenen Listen und Registern, wenn sie auf ollstaͤndigkeit Anspruch machen soll, außerordentliche Schwierigkeiten haben wurde an⸗ ders als z. B. im Zoll-Verein, wo der Zoll nach dem Gewicht bezahlt wird, eine Uebersicht also schon durch das Zusammenzaͤhlen der Gewichts⸗Angaben erlangt werden kann. In Ermangelung vorhandener Uebersichts-Tabellen hat der Verfasser die Tabellen anderer Laͤnder zu Huͤlfe nehmen muͤssen, um danach das einheimi⸗ sche Material zu ergänzen; namentlich sind fuͤr die Ausfuhr aus Hamburg nach anderen Plätzen die Publicatlonen der dortigen Be— hoͤrden oder der dort angestellten Hanseatischen Konsuln uͤber die dortigen Einfuhren, und andererseits die Mittheilungen der hier angestellten Konsuln (z. B. uͤber die von ihnen legalisirten Mani—⸗ feste) benutzt worden. Das in dieser Bezlehung reichliche Mate⸗ rial der dem Verfasser zu Gebote stehenden ir fen Kommerz⸗Bi⸗ bliothek wurde gleichfalls ausgebeutet und auf diese Weise eine Arbelt zusammengestellt, welche allerdings von dem Hamburgischen Handel nach allen seinen Richtungen ein zusammenhaͤngendes, leicht r r barrt anschaullches und moͤglichst vollstaͤndiges Bild ge⸗ wahrt.

Der eigentlichen Handels⸗Statistik, welche die zweite und dritte Abtheilung des Buches ausmacht, ist eine erste Abtheilung voran⸗ geschickt, welche gewissermaßen als Einleitung dient. Sie beginnt mit einem Blick auf die Lokalitaͤt, die Elbe und die Haͤfen, be⸗ schreibt dann die Zoll-Verfassung und die zum Nutzen des Han⸗ dels getroffenen Einrichtungen, und laßt hierauf vollstndige Ab— druͤcke der noch guͤltigen Handels- und Schifffahrts-Vertraͤge, so wie der seit 1838 publizirten auf Handel und Schifffahrt bezuͤgii⸗ chen Verordnungen folgen. Den Beschluß dieser Abthellung machen „Desidersen im Interesse des Handels und der Schiff— fahrt! ein Suͤndenregister von 22 Nuͤmmern, lauter Wäansche des Hamburgischen Handelsstandes, die schon von den Vertretern desselben (der „Kommerz⸗Deputation“) angeregt und zur Sprache gebracht, zum groͤßten Thell auch schon von den uͤbrigen Behoör— den beruͤcksichtigt und in Erwaͤgung gezogen, bisher aber bei dem allerdings etwas langsamen Gang, den alle Reformen hier zu nehmen haben noch nicht erledigt worden sind. Anschluß an den Zoll: Verein und Navigatlons-Akte finden sich ubrigens unter diesen Desiderien nicht; es sind lauter weniger wichtige aber freilich auch viel weniger gefaͤhrliche Neuerungen.

Die zweite Abtheilung ist die interessanteste. Sie giebt eine Uebersicht uͤber die Schifffahrts⸗Bewegung und den Handels⸗Ver⸗ kehr im Allgemeinen, und zwar 1 uͤber die See⸗Schifffahrt, Y uͤber die Fluß-Schifffahrt, 3) über den Landfracht-Verkehr; und den Beschluß macht 4) eine Üebersicht des Einfuhr- und 5) des Aus— fuhr⸗Handels, Hier mogen einige Auszuͤge Platz finden:

Die Gesammtzahl der im Hamburger Hafen angekomme⸗ nen Seeschiffe im Jahre 1825 betrug 3432, worunter 2148 aus Transatlantischen Hafen und 432 in Ballast; im Jahre 1841 be— trug die Gesammtzahl 3194, worunter 366 von jenseit des Oceans und 304 in Ballast; diese Schiffe haben die hiesige Zoll-Linie be⸗ rührt und den Schiffszoll bezahlt; in die Nahe von Hamburg (Altona und Koͤhlbrand) sind gekommen (ohne die Zoll-KLinie zu berühren) 1319, also im Jahre 1841 zusammen für die hiesige Boͤrse (ie Altonaer Kaufleute machen ihr Geschaͤfte an der höe⸗ . Boͤrse) 4513 Schiffe, und zwar mit A3, 522 Lasten Trag⸗ faͤhigkeit und 29,163 Mann Besatzung. In Bremen kamen circa 1006 Schiffe an; 1839 (nach JDietericih in Swinemünde 1562 mit 94,133 Last, in Danzig 1204 mit 122,507, in Pillau 119 mit 73,272 Last.

Abgegangen sind von Hamburg, Altona und Umgegend:

im Ganzen u. in Ballast 1835 39060; davon nach Transatl. Platzen 348 711 1811 3216; 361 1251

Im Verhaͤltniß zu dem starken Schifffahrts-Verkehr ist Ham⸗ burgs Rhederei noch immer nur schwach, wenngleich sie im Zu⸗ nehmen begriffen ist; der Bestand war in Hamburg, ohne die Dampfschiffe, zu Ende des Jahres

1836 146 Schiff 17, 148 Last zo gj . 1836... .. t iffe m. 17, 118 Last. 30 Fahrzeuge m. Z596 Last. , m. n ,, weft, Fr snuge mn n est 1838... .. 163 19,498 33 J 3971 1839... .. 174 21,361 33 . 3898 1840... .. 193 223817 30 7 3668 1841... .. 202 24,349 365 4202 6 bestand Bremens Rhederei am Ende des Jahres 1811 aus 215 chiffen mit circa 314100 Last, und war gleichfalls im Zunehmen. Luͤbeck besaß 61 Schiffe mit 5978 Last zu Ende des

Jahres 1840. Von den Preußischen Haͤfen besaß zu Ende des Jahres 1841 Stettin am meisten, naͤmlich 202 Schiffe mit 25, 9641 Last; Memel 84, Danzig 80. Königsberg 27. Sle 5 Preußischen Regierungs-Bezirke an der Ostsee zusammen besaßen 785 Schiffe mit 105,347 Last e 4000 Pfd.).

Interessant ist die pag. 116 gegebene vollstaͤndige Tabelle uͤber die Reisen, welche in den letzten 18 Jahren unter Hamburgi⸗ scher Flagge gemacht wurden; sie ergiebt irotz der Klagen aͤber die

zunehmenden Beschraͤnkungen der Rechte unserer Schiffe im Aus⸗ lande, eine stetige Vermehrung des durch diese vermittelten Ver⸗ kehrs; es ist in diesem Zeitraume (von 1824 bis 1841) die Zahl der jahrlich in Hamburg angekommenen Ham burgischen Schiffe ganz allmaͤlig in fast regelmäßiger Progression von 190 auf 418 gewachsen; die Zahl der aus Transatlantischen Haͤfen angekomme⸗ nen Hamburger von 55 auf 140, und die Zahl der aus Groß⸗ britanien angekommenen von 30 auf 199.

Mit dem Seehandel Hamburgs geht, als hauptsaͤchlichstes Element desselben, der Handel nach dem Inlande Hand in Hand; nur ist hier die Vermehrung, namentlich der Flußschifffahrts⸗-Ver⸗ kehr, noch auffallender, was auf eine verhaͤltnißmaͤßige Verminde⸗ rung des Hamburgischen Zwischen⸗Verkehrs zwischen anderen See⸗ haͤfen hinzudeuten scheint; Hamburg wird was auch die Gegner sagen moͤgen immer mehr ein vorzugsweise Deutscher Aus⸗ und Einfuhr⸗-Hafen. Von 1814 bis 1841 hat sich die Zahl der von Hamburg auf der Ober⸗Elbe versandten Lasten in stetiger Zunahme von 104449 auf 89,817 vermehrt; bis Wittemberge passirten im Jahre 1824 niederwärts 1,868,138 Hamb. Ctr., aufwärts 140638, 855; im Jahre 1841 nie derwärts 4,843 348, aufwärts 2,887, 146 Ctr. (worunter jedoch 1‚ 039,517 Ctr. Stein⸗ kohlen). Aus den letzten Angaben erhellt das erfreuliche Ver⸗ haͤltniß der Vermehrung des Deutschen Ausfuhr-Handels zu der Zunahme des Einfuhr-Handels und also abermals die Ver— kehrtheit des Vorwurfs, daß Hamburg, wie die Gegner sich aus⸗ drucken, eine Englische Kolonle sey, die nichts fuͤr den Absatz Deutscher Produkte thue. Hinsichtlich des Land⸗-Fracht⸗-erkehrs laͤßt sich, weil die Angaben nicht vollstaͤndig sind, eine allgemeine Uebersicht nicht geben, und wir muͤssen deswegen auf die päg. 113 bis 152 enthaltenen Details selbst verweisen.

Das vorletzte Kapitel dieses Abschnitts giebt eine Uebersicht der Ein fuhr auslaändisch er Produkte, das letzte einige Details uͤber die Augfuhr Deutscher Erzeugnisse; Was die ersteren anlangt, so finden sich vollständige, den Zoll⸗Buͤchern entnommene Tabellen über die Einfuhren der Jahre 1839 und 18140. Die auf dem Zoll-Buͤreau gemachten Declarationen freilich eine nicht ganz sichere Quelle ergeben fuͤr das erstgenannte Jahr einen Gesammtwerth der Einfuhr von 164,896,000 Mk. Beo., und fuͤr das folgende Jahr 177,030,000 Mk. Beco. Alles in runden Summen und die Beiladungen fuͤr Altona nicht mitgerechnet. Der Verf. bemerkt einleitend, nachdem er auf die Veranderung der kommer⸗ ziellen Lage seit Freigebung des Handels mit den Kolonial-Laͤndern hin⸗ gewiesen, Folgendes: „Seitdem hat der Hamburgische Import⸗Han⸗ del eine andere Gestaltung gewonnen, indem von da an die direkte Beziehung aus den Erjeugungslaͤndern immer mehr die Haupt⸗ versorgung des Marktes uͤbernahm. Die indirekten Beziehun⸗ gen, theils durch voruͤbergehende Konjunkturen, theils fur einzelne Artikel durch gegebene handelspolitische Verhaͤltnisse veranlaßt und geregelt, sind jedoch dadurch keinesweges ausgeschlossen, aber weit entfernt, daß hierdurch die Waaren vertheuert wurden, dienen sie vielmehr durch ihre voͤllig unbehinderte Zulassung, so wie durch Benutzung der Transit⸗Freiheit dazu, in Hamburg einen moͤglichst gleichmäßig versorgten und namentlich fuͤr die Konsumenten in je— der Hinsicht vortheilhaften Markt zu bilden. Ueberhaupt haben die mit allen bedeutenden Handelsplaͤtzen der Welt, theils durch eigene Etablissements, theils durch Agenten fremder Handelshaͤuser unterhaltenen lebhaften Geschaͤfts⸗Verbindungen, die rasche und re⸗ gelmaäͤßige Communication mit den uͤbrigen wichtigen Stapelplaãtzen

Europa's, die durch keine Differenz-Zoͤlle und keine laͤstige Kon— trolle behinderte freie Konkurrenz aller Produkte aus allen Laän— dern und unter allen Flaggen in ihrer Zusammenwirkung die na—

tuͤrliche Folge gehabt, daß im Ganzen genommen, kein Handels— platz einen billigeren, reichlicheren und vollstaͤndigeren Markt der verschiedenen Consumtions⸗- und Fabrications-A1Artlkel darbietet, als Hamburg eine Thatsache, deren vielseitige Vortheile fuͤr ganz Deutschland oft verkannt, selten unbefangen gewürdigt werden.“ Da diese Einfuhr auslaͤndischer Wäaren zum groͤßten Theil ihren Absatz im Deutschen Inlande findet, so muß damit die Aus— fuhr inlaͤndischer Erzeugnisse in innigster Wechselwirkung stehen. Eine uͤbersichtliche Schaͤtzung des ungefähren Gesammtwerthes der Hamburgischen und Bremischen Importe fuͤr den Verbrauch des Inlandes, im Vergleich mit der durch sie vermittelten Exportation Deutscher Produkte ergiebt, besonders wenn man die Resultate mehrerer Jahre zusammenzieht, eine wie man zu sagen pflegt eher guͤnstige als unguͤnstige Handelsbilanz. Die Beschwerden uͤber das Mißverhaͤltniß zwischen der Ueberschwemmung Deutsch⸗ lands mit auslaͤndischen Waaren“ und dem mangelnden Absatze inlaͤndischer Handels⸗-Artikel sind in Beziehung auf Hamburg und Bremen eben so unrichtig als ungerecht. Eben so uͤnhaltbar wie diese Klagen selbst sind die verschledenen auf dieselben gegruͤndeten Vorschlaͤge zur Erzwingung eines besseren Absatzes durch Maßre⸗ geln von oben herab. Das Privat-Interesse des Kaufmanns ist am wachsamsten und scharfsichtigsten, neue Quellen des Gewinnes zu entdecken und jeden gebotenen Vortheil auszubeuten, und bedarf keiner besonderen Aufforderung, um, wo es irgend angeht, dem Absatze vaterlaͤndischer Erzeugnisse neues Terrain zu gewinnen. Die zeitgemaͤße ununterbrochene Vervollkommnung der einzelnen Industriezweige, strenge Reellitaͤt der Fabrikanten in der Anferti⸗ gung und Bezeichnung ihrer Fabrikate in denjenigen Handelszwei⸗ gen, in welchen Deutschland schon jetzt regelmaͤßig ausfuͤhrt dann aber auch billigere und bessere, oder wenigstenz gleich billige und gute Herstellung solcher Manufakturen, hinsichtlich deren die Englische, Franzoͤsische und Belgische Industrie bis jetzt den Vorrang behauptet hat das sind die Haupt⸗Bedingungen, um allmalig eine groͤßere Ausdehnung des Deutfchen Ausfuhrhandels herbeizüfüͤhren. Bilden die fuͤr Deutschland passenden Zweige der Fabrication sich den Anforderungen der uͤberseeischen Konsumenten entsprechend aus, so wird die Unterstüͤtzung derselben durch Vor— schuͤsse, die Exportation und der weitere Vertrieb durch Hamburgs und Bremens Vermittelung von selbst damit Hand in Hand ge— hen, ohne daß diese Staͤdte dazu einer besonderen Aufforderung be⸗ duͤrfen, oder dafuͤr ein besenderes Verdienst in Anspruch zu nehmen haͤtten. Alles, was sie wuͤnschen, ist nur eine unbefangene Wuͤr⸗ digung der bestehenden Thatsachen, der wahren Verhaͤltnisse. Nach diesen Bemerkungen geht der Verfasser die einzelnen Gegenstaͤnde des Ausfuhrhandels durch; er verweilt am laͤngsten bei der außerordentlichen Zunghme des Hamburgischen Getralde⸗ handels, die aber freilich so guͤnstig, wie fie in den letzten Jahren gewesen, nicht fortgehen kann; dann folgt der gleichfalls sehr wich⸗ tige Handel mit sogenanntem oberlaͤndischen (befonders Preußischem und Anhaltischem) Nutzholz, der sich gegen fruͤhere Jahre gehoben, waͤhrend die Zufuhr von Stabholz abgenommen hat; die Ausfuhr von gesalzenem und geraͤuchertemn Fleisch, welche sich gleichfalls ver— mehrt hat, auf welche aber die neuerdings eingetretenen Modifi⸗ cationen im Englischen Tarif einen bedeutenden (ob aber förder— lichen) Einfluß uͤben werden; der sehr bedeutende Butterhandel (em aber von den neuen Portugiesischen Differentilal-Zöͤllen her einige Gefahr droht); die gleichfalls fteigende Ausfuhr von thieri— schen Abfaͤllen (Haut, Haar und Knochen); dann die leider bedeu⸗

tend abnehmende Ausfuhr von Deutscher Schafwolle und von