Die Vereinigten Staaten fuͤhlten die Nothwendigkeit, wirk⸗ same Schritte jur Sicherung und Vermehrung des Absahes ihrer Erzeugnisse zu thun; um die fortwährend rasch steigende — 3 möͤglichst auszugleichen und den suͤdlichen Staaten die Gruͤnde zur Anfechtung des Tarifs zu entziehen. Sie richteten deshalb ihre Blicke auf ihre Abnehmer in Europa und glaubten in Deutschland am leichtesten mit ihren Wunschen durchdringen k konnen, weil die w des großen Deutschen Zoll⸗
ereins die mildesten Verkehrs⸗Grundsaͤtze gegen das Ausland aufstellte. Seit dem Jahre 1835 sind Abgeordnete der Vereinig⸗ ten Staaten unablaͤssig bemuͤht gewesen, den verschiedenen Regie⸗ rungen Deutschlands die unberechenbaren Vortheile einer merkan⸗ tilischen Annaͤherung an die Union darzulegen; es ist von den Einzelnheiten dieser Verhandlungen bis jetzt nicht viel mehr ver— oͤffentlicht, als was gelegentlich in Bowring's Bericht über den Deutschen Zoll⸗Verein und in einem weniger bekannt gewordenen Berichte eines der Amerlkanischen Unterhändler vom 31. August 1839 mitgetheilt worden ist. Die wichtigsten Notizen aber enthalten drei (ihrer Zeit confidentielle) Memoriale vom 22. April, 4. und 22. Juli 1838, aus denen wir hier Einiges entnehmen, um darzulegen, wie sehr man absichtlich bemuͤht gewesen ist, die Wichtigkeit und Äbe— ralität der Vereinigten Staaten als Abnehmer Deutscher Erzeug⸗ nisse und auf der anderen Seite die unbillige Behandlung der erheblichsten Export⸗-Artikel der Union durch die Zollsaͤtze des großen Deutschen Zoll-Vereins, in gehöriges Licht zu feßen. — Die Vereinigten Staaten verlangen eine Ermäßigung der Ein⸗ gangs⸗Abgaben des großen Deutschen Zoll⸗Vereins auf ihren rohen Taback und auf ihren Reis. Der rohe Taback, sagen sie, ist mit Zollsaͤtzen belegt, welche 75 pCt. des Mittelwerths der Ame⸗ rikanischen Blaͤtter und mehr als 150 pCt. des Mittelwerths der Stengel betragt. Dieses sey um so weniger zu vertheidigen, weil nach den Grundsaͤtzen des Zoll-⸗Vereins die Einfuhr von Rohstoffen zur Fabrication beguͤnstigt werden soll. Ursache der Unbllligkeit sey die gleiche Besteuerung der Tabacke der Vereinigten Staaten mit den Tabacken Westindiens und Suͤd⸗Amerika's, weil letztere einen zwei- bis dreimal so hohen Werth haben als erstere. Weil nun eine allgemeine Herabsetzung des Tabackzolls aus finanziellen Ruͤcksichten vielleicht nicht thunlich sey, sollen Differenz ᷣal⸗Zoͤlle zu Gunsten der Vereinigten Staaten aushelfen. Aehnliche Be⸗ wandtniß habe es mit dem Reis, welchen eine Eingangs-Abgabe von 75 pCt. treffe.
Bei 2 obiger Unterhandlungen ist ferner eine Be⸗
drei wichtigsten Exporten nachstehende Betraͤge berechnet: 300,000 Ctr. roher Taback, wovon 3 als J
300000
2188
z aller Lelnen⸗Fabrikate geschaͤtzt auf ... ..... ... 1,526, 250 Rthlr. 3 aller Seidenstoffe. .... .... ..... ...... ir. 1,017, 5090 ⸗ aller Fabrikate aus Wolle. . . ... n s. nn 508, 750 Giag waren. ...... , , s 56 hs 56h verschiedener Waaren z. B. Getralde, Quin⸗
caillerieen, Strumpfwaaren u. s. w. ..... ..... 508, 750
Zusammen auf T v o d dN Vryñ. und die Zoll⸗Einnahme der Vereinigten Staaten von diesen Arti⸗ keln soll nicht mehr als 5; pCt. betragen haben. Zufolge einer genaueren Schätzung ergiebt sich indessen, daß nach einem Durch⸗ schnitt der Jahre 1835 bis 1840 die Vereinigten Staaten aus Deut chen haͤfen Wagren zum Werthe von jahrlich 6,221, 000 Rthlr. oder, mit 25 pCt. Zuschlag fuͤr deren höheren 2 am Be⸗ stimmungsorte, vielmehr fuͤr etwa 7.776, 00 Kthlr. an Werth em⸗ pfangen haben. Ferner steht fest, daß von allen Deutschen Im⸗ porten, gegenwärtig nur Flachs, Haute, Wolle und Haderlum⸗ pen eingangs frei, acht andere Artikel dagegen einem höheren Zolle als 20 pCt. des Werthes unterworfen sind: man kann da⸗ her ohne Zweifel behaupten, daß die Vereinigten Staaten von den dort eingehenden Erzeugnissen Deutschlands im Durchschnitt min⸗ destens 20 pCt. des Werthes erheben.
In einem uns vorliegenden Nerd⸗Amerikanischen Manuskripte wird behauptet, die Durchschnitts-⸗Ausfuhr Deutschlands sowohl direkt als durch Holland und Frankreich nach den Vereinigten Staaten habe einen Werth gehabt: in den Jahren vom 1. Okto⸗ ber 1834 bis Ende September 1836 von 9, 8Sg5, 00) Rthlr. Me 006 Dollars); im Jahre 1836— 37 von 11,606 000 Rthlr. (S7 00QCOQ00 Dollars. Woher ein Amerikaner die Notizen zu die⸗ sen Berechnungen haben kann, ist uns nicht erklaͤrlich, weil die von uns nachgesehenen Ausfuhrlisten Frankreichs und Hollands einen Unterschied nach Bestimmungsorten nicht machen. Jedenfalls aber sind diese Angaben zu hoch, denn will man auch zugeben, daß der Werth der Ausfuhren Deutschlands durch 1 fremder Haͤfen (. B. von Seldenwaaren uͤber Havre, von Wolle über England) den Werth der Ausfuhr frem der Erzeugnisse aus Deut sch en Hafen uͤbersteigt; so kann der Ueberschuß doch so be⸗ deutend nicht seyn, um z. B. fuͤr die Jahre 1834 — 36 fast 3, 000, 000 Rthlr. zu betragen. Man wird nach alle diesem sich von der Wahrheit nicht weit entfernen, wenn man den Gesammt— werth aller Deutsch en Erzeugnisse, welche nach den Vereinigten Staaten ausgefuhrt werden, auf jahrlich durchschnittlich 8, s5o0 00 Rthlr. an Werth, den Werth aller Einfuhren an Erzeugnissen der Union in Deutschland (also auch der durch Vermittelung frem— der Haͤfen zu uns Gelangenden, welche obige Angaben nicht ent⸗ halten) auf 17000, 090 Rthlr. schaͤtzt.
Dagegen belief sich der Werth des Ein- und Ausfuhrhandels der Vereinigten Staaten mit den Britischen Reichen in Europa
und Frankreich, in den Jahren: Ausfuhr nach den Einf. vo nd. Verein. Staaten. Verein. St.
n 56 Rthlr. Rthlr. 18307 Großbritanien und Irland: 32,952, 009 334, 060 000 . Froanhkresch.. .. ,. 10,296,000 15,266,000 co Großbritanien und Irland: 14, 984, 0090) 72, 252.000 Frankreich .... ..... .. .. .... 23, 431,000 265,217, 000
; Zusammen J. Go od rm. wovon die Zoll-Einnahme auf 14,875,000 Rthlr. veranschlagt ist (Taback 55 Rthlr., Rels 3 Rthlr., Baumwolle frei)h, welches einer Auflage voõn etwa 46 pCt. des Werths gleschkommen wuͤrde.
Fuͤr den gegenwartigen Augenblick durfte der Betrag und Werth des von obigen Ausfuhr-Artikeln der Vereinigten Staaten nach dem gesammten Deutschland gelangenden Theils (nach den Einfuhrlisten der einzelnen Deutschen Hafen und den Aus- fuhrlisten der Union) etwa folgendergestalt zu berechnen seyn: 504, 000 Ctr, roher Taback werth in Deutschland durchschnittlich
kJ 5, 0, 000 Rthlr. (der dritte Theil des Gesammt-Ex⸗ ports.) 195,000 Ctr. Baumwolle, in Deutschland durch⸗ schnittlich werth 20 Rthlr. . . . ... ..... 9, 900, 000 (etwa der 10te bis 12te Theil der Ge⸗ sammt⸗Ausfuhr.) 190, 000 Ctr. Reis, in Deutschland werth durch—⸗ 1 1,330, 000
J 1,567, 387 Dollars k 1,682,978 ' ,, 1,615,319 ' K S741, 742 ö J 1, 158,226 = e 1,007, S29 ö . 1,745, 157 ' 1 1,938, 996 -
ö , 8 . . ,. = : Der Deutschen Erzeugnisse, welche die Verei⸗ . jahrlich durchschnittlich . ö. in den . an . . der Amerikanischen Bevollmächtigten wie
Die vorenthaltenen Zahlen geben uns wenigstens annähernd einen Maßstab zur Beurtheilung des Interesses fowohl der Nord⸗ Amerikanischen Union als der Staaten Deutschlands, hinsichtlich des gegenseitigen Verkehrs. Thorheit wurde seyn, wegleugnen zu wollen, daß Deutschland ein lebhaftes Interesse, na—⸗ mentlich beim Absatze mancher seiner Erzeugnisse nach den Vereinigten Staaten hat; allein eben so irrig ist, wenn selbst Deutsche Schriftsteller und oͤffentliche Blaͤtter, verleitet durch aus der Luft gegriffene Behauptungen solcher Personen, die ein sehr lebhaftes Interesse dabei haben, die Wichtigkeit der Verei⸗ nigten Staaten fur Deutschland in ein moͤglichst gaͤnstiges Licht zu stellen, durch Ueberschaͤzung der Wichtigkeit der Vereinigten Staaten fuͤr unseren Export, zur Verdunkelung der Wahrheit mitgeholfen haben. Sehr richtig ferner ist, das kein Land Euro— pa's auch nur entfernt so viele Aussichten fuͤr dauernden und sich steigernden Export darbietet als die Nord⸗-Amerikanische-Union; sehr richtig auch, daß das Zoll-System der Vereinigten Staaten, im Vergleiche mit den Zoll-Systemen Rußlands, Frankreichs, Englands u. s. w., noch fortwährend maͤßig genannt werden kann. Sodann muß unbedingt zugestanden werden, daß schon die 15 Millionen Deutsche, welche in den Vereinigten Staaten seit den letzten 25 Jahren sich angesiedelt haben, falls solche und ihre Nachfolger Deutsche Sprache, Sitte und Gesinnung bei— behalten, jenem Staate eine besondere Wichtigkeit fuͤr uns ge— ben, welche durch fortwaͤhrende Auswanderung dorthin gesteigert wird. Allein der Export Deutscher Artikel nach den Bereinig— en Staaten wird ungeachtet der raschen Vermehrung der Bevoͤl—⸗ kerung hoͤchst wahrscheinlich nicht zunehmen, wenigstens nicht er⸗ heblich. Der Einfuhr⸗Zoll, welcher z. B. die Deutschen Leinen jetzt trifft, wird die meisten Sorten um so mehr von den Maͤrkten der Union ausschließen, weil Maschinen⸗-Gespinnst und Gewebe der Handarbeit ohnehin schon eine sehr gefaͤhrliche Konkurrenz berei⸗ ten, und weil Irlaͤndische und Schottische Leinen die unsrigen schon hart bedraͤngen. Auf Getraide⸗ oder Mehl-Ausfuhr ist nur nach besonders unguͤnstigen Aerndten der Vereinigten Staaten etwas zu rechnen; denn von der Durchschnitts-Production kom⸗ men auf jeden Bewohner jetzt schon fast 45 Bushel Weizen, 30 Bushel der uͤbrigen Getraide⸗Arten und gegen 67 Bushel Kar— toffeln. Die rasche und bedeutende Vermehrung der eigentlich industriellen Betriebe, so wie die verhaͤltnißmaßig bereits be⸗ deutende Zahl der durch die veredelnde Industrie beschäftigten Per⸗ sonen (Landwirthschaft zur Fabrication wie 8 zu 3), lassen fast mit Gewißheit voraussehen, daß der jetzige Schutz⸗-Tarif vieie Deutsche Waaren in naher Zeit schon uͤberfluͤssig machen wird;
Staaten, ungeachtet der Konkurrenz anderer Tropenlaͤnder, niemals werden entbehren koͤnn en, vielmehr deren fortdauernd gesteigerte Einfuhr zu erwarten ist.
Die Wichtigkeit, welche Nord-Amerika als neues Vaterland vieler Deutschen für uns hat, wird aber, wie fast mit Bestimmỹ heit vorherzusehen ist, nicht dauernd seyn; wenn die dorthin ausgewanderten Deutschen (wie bis jetzt mit der Mehrzahl we⸗ nigstens in zweiter Generation a g eg zu Anglo⸗A Amerikanern werden. Will Deutschland die Vortheile sich bewahren oder viel. mehr erwerben, welche fuͤr den Perkehr allerdings aus Deutschen Etablissements in anderen Welttheilen sehr bedeutend hervorgehen konnen, so muͤssen Deutschlands Regierungen dahin wirken, daß die Auswanderung nach den Vereinigten Staaten einigermaßen 68 werde. Daß solches weder durch Zwang noch durch Ge— eke geschehen kann, liegt zu Tage, allein es giebt noch manches andere Mittel, wodurch auf die Bildung von Gemeinden, Distrik⸗ ten, Staaten, in denen die Deutschen Ansiedler aͤberwiegen, hin⸗ ewirkt werden kann; selbst beim Abschlusse von Vertr. gen zur
rleichterung des Verkehrs mit den Vereinigten Staaten sollte man dieses höͤchst wichtige Ziel nicht aus den Augen verlieren. Dergleichen Vertraͤge Deutschlands (oder vorerst des großen Deut⸗ schen Zoll⸗Vereins) mit der Nord⸗Amerlkanischen Union sind für beide Theile hoͤchst wuͤnschenswerth, und deshalb wuͤrde ihr Zu— standekommen durch alle thunlichen Zugestaͤndnisse unserersests zu erleichtern seyn. Allein man lasse sich nicht durch Repreffalsen— Drohungen einschuͤchtern, vorzuͤglich jetzt nicht mehr, wo die Ver- einigten Staaten durch dergleichen Maßregeln immer am messen verlieren würden. Im Jahre 1838 wurden Amerikanischerseitz erhöhte Ein fuhr⸗Zöoͤlle auf Deutsche Leinen, Glaswaaren und Ees⸗ denstoffe, als Retorsions⸗Maßregeln gegen die Einfuhr⸗Abgaben des Zoll⸗Vereins auf rohen Taback und Reis, vorgeschlagen. Der Reis ist dann um 333 pCt. herabgesetzt und dennoch ist die Ame— rikanische Zoll-⸗Erhöͤhung erfolgt, sedoch nicht als Repressalle, son— dern als Maßregel finanzieller Nothwendigkeit. Dieselbe Finanz Ruͤcksicht ist auch fuͤr Belbehaltung des Taback⸗Zolls von 645 Rthlr. ein Grund gewesen, und in den Vereinigten Staaten möge man nicht äͤbersehen, daß der Deutsche Zoll⸗Verein ihre Stapel⸗Aus⸗ fuhr⸗A1rtikel bei weltem besser behandelt, als die uͤbrigen großen Staaten Europa's.
Traurige wiederholte Erfahrungen haben gelehrt, daß bei dem bisherigen Bank⸗Systeme, bei den jetzigen Bankerott⸗Gesetzen, bei den Schwierigkeiten, welche sich dem Einziehen von Forderungen von Amerikanischen Buͤrgern taͤglich mehr entgegenstellen, ein solider Verkehr mit den Vereinigten Staaten nur schwer geführt werden kann. Bevor die Bundes⸗Gesetzgebung diese Hindernisse nicht be⸗ frledigend beseitigt, verlohnt es sich kaum, dem Verkehr durch Ver— traͤge forderlich seyn zu wollen; denn Rechts⸗Sicherheit und Ver⸗ trauen sind unentbehrliche Grundlagen jedes Verkehrs.
Stettin, im September 1842.
Meteorologische Beobachtungen.
1842. Morgens Nachmittags Abends Nach einmaliger 29. Okt. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.
Luftdruck... 334, o Par. 33 1, 34 Per. 334, 8 Par. Quell wäürme 7,7 R. Luftwärme ... 4 P00 R. 4 S, 10 R. 4 2,87 R. Fluss wärme 4, s? R. Thaupunkt --- 4 2,19 R. 4 1,97 R. 4 , 22 R. Rodenwärme groe n. Dunstsätiigung S5 pet. 60 pet. S0 pot. Ausdlustung C oꝛ2,/ Ab. Wetter ...... regniĩg. heiter. heiter. Niederschlag , o7 Rb. Wind . ...... Ws w. Ws w. WsS ww. Würmeweebeel 4 8, 17 Wolkenzug ... — Ws W. 4 0,72 m.
Tagesmittel: 33,10“ Par... 5, o n.. l, 2 R.. 75 pc, iS.
Auswärtige Börsen. Amsterdam, 26. Okt. Niederl. wirkl. Sch. 523. Kauz-Rill. — 53 Span. I5 45. 35 do. —. Fass. —. Preuss. Präm. Sch. I60. Pol. — . Oesterr. 108. Antwerpen, 25. Okt. Zziusl. —. Neue Anl. 15.
HAIamburs, 28. Okt. Bank- Actien 1635. Engl. Russ. 1083. London, 25. Okt. Cons. 35 937. Belg. 1035. Neue Anl. 173. Pas. sive 36. Ausg. Seb. 95. 233 oll. 523. 55 100v. 53 Port. 38. 33 225. Engl. Russ. 113. Bras. 637. Chili 82. Columb. 203. Mex. 325. Teru 5. Paris, 25. Okt. 53 Reute fin eour. 118 S0. 3, Reute fin cour. 89. 16. Anl. de 1841 —. 58 Neapl. au compt. 108. 45. 83 Span. Rente — . Pass. —.
Wien, 25, obs Sz met. 1065. 4 1905. 35 Jg. 23 -— F —. Rank Actien 1619. Aul. de 1834 1413. de 1839 1093.
3 do. I0 12. Ausg. —. Lins. —.
Rönigliche Schauspiele.
Montag, 31. Okt. Im Schauspielhause: Clavigo, Trauer⸗ spiel in 5 Abth., von Goͤthe.
Dienstag, 1. Nov. Im Opernhause: Die Hochzeit des igaro. 3 Im Schauspielhause: Spectacle demandé: La Calomnie. (Mlle. Destrée coniinuera ses déöhuts par le röle de Madame Guibert.)
Königsstädtisches Theater.
Montag, 31. Okt. (Italienische Opern:⸗Vorstellung. ) J Ca— puleti ed i Montecchi,. Opera in 4 Atti. Musica: i primi 3 Atti del Maestro Bellini, Putimo Atto del Maestro Vaccai. Textbuͤcher, in Italienischer und Deutscher Sprache, sind im Billet⸗Verkaufs⸗Buͤreau und Abends an der Kasse à 5 Sgr. u haben.
; . 1. Nov. Muttersegen, oder: Die neue Fanchon.
Verantwortlicher Redacten? ̃7. J. W. 3inkeisen.
wahrend wir den Taback und die Baumwolle der Vereinigten
Allgemeiner Anzeiger für die Preusischen Staaten.
Reichenau, unehelichen Sohnes der Theresig ge⸗ naͤheren Maßgaben der Gesetze verabfolgt werden. borenen Kahler, nachher verehelichten Bauer Geis Frankenstein in Schlesien, den 11. Oktober 1842. ler, welcher am 21. April 1832 als Schuhmacher⸗ (L. S.) Koͤnigl. Preuß. Land⸗ und Stadtgericht. Lehrling zu Reichenstein 18 Jahr alt verstorben ist und cirea 177 Thlr. Vermögen hinterlassen hat, ermoͤgen in? Thlr. 15 Sgr. 5 Pf. aufgefordert, sich vor oder spaͤtestens in dem auf
den 31. Juli 1843
s Soldat im Reglment v. Sanitz, an hiesiger Gerichtsstelle auf dem Rathhause vor ;
verschollen um 1 / . . 6 . 6 sel e, . , . handlungen zu finden:
riftlich oder persbnlich zu melden und weitere An⸗ J 12.
aus Helnergdorf . quch Steiner genannt, iweifung zu gewärtigen, un rl err ie die Verscholle. Berliner Kunst⸗Ausstellung im J. 1842. Bittner, Tic lle bell nen für todt erklärt, die Vermoögensmassen aber, un⸗= sen Vermhgen letg elt, arwoesend seit 1851, def- ter Augschließung der unbekannten Knspruchs! Be=
rechtigten, den sich legitimirenden Erben oder dem
Bekanntmachungen.
Oeffentliche
J. e,, ,, ihre et Y Carl
, dormals Uhrmacher in Silbecherg, welch!r'nd. z) besteht,
1815 in sein Vaterland zuruͤckge ehrt seyn sol, 5) Le nr ch Autenrieth aus Stutt art, Hafnergesell
und dessen Vermoͤgen in 114 Thlr. 11 Sgr. be
steht 2) Fran und Florian Gebruͤder ag. aus Protzan, ) Hen T. iir t;
des Haͤuslers Franz Langer Sd 1801 latitirend, deren Pf. besteht
ermö mn n om g , e ĩ — 7 Sgr. 11 z ĩ
! n 3) Jofeßh alias Knton Ferdinand Machner, Sohn il. M? unde lu rnn er R Ser, detrggt;
des hiesigen Tagelbhners Gottfried Machner,
ein Seilergesell, schon vor 1866 latitirend, dessen
Bermbgen in 36 Thlr. 9 Sgr. 6 Pf. besteht, ranz Joseph Klar, Sohn des Haͤuslers
Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei.
von Olbersdorf, verschollen seit
Sos — 7, dessen Vermögen circa dem
er Sohn der Barhara
Literarische Anzeigen.
Bei mir ist so eben erschienen und in allen Buch⸗ Bericht über die
Elegant broschirt 40 Sgr.
Carl J. Kiem ann, Burgstr. s C. Treppen).
Joseph Kahler aus! Königlichen Fiskus werden zugesprochen und nach!
2
.
I 23
Allgemeine
Preußische Staats-Zeitung.
M 303.
Berlin, Dienstag den 1sen November
1842.
Inhalt.
rankreich. Paris. Guͤnstige Nachrichten aus Algier. — Ver⸗ 3a. — Briefe aus Paris. (Systematischer Widerstand gegen den Zoll⸗Verein mit Belgien; die Reliquien des heiligen Augusti⸗ nus; Literarisches. — Eisenbahnen; Haltung der Presse in der Belgischen Zoll⸗Frage; Stellung der Woll⸗Produzenten in derselben.)
Großbritanien und Irland. London. Ueber die Zeit der Par⸗ laments Einberufung. — Abreise des Fuͤrsten Esterhazy. — Bedin⸗ gungen der den Boers bewilligten Amnestie. — OæConnell's Ver⸗ iheidigung gegen den Vorwurf des Eigennutzes. — Wieder⸗Ver⸗ sammlung des weiblichen Chartisten⸗Vereins. — Vermischtes.
Schweden und Norwegen. Stockholm. Zunahme von Schwe⸗ dens Handel. — Christia nia. Die Mannschaft des „Inger⸗ manland /. — Norwegisches Budget. .
Dentsche Bundesstaaten. Mun che n. Buͤrgerschafts⸗Fest zur Feier der Vermaͤhlung des Kronprinzen. — Leipzig. Feuers⸗ brunst. — Neu⸗Strelitz. Offizielle Anzeige von der Verlobung des Erbgroßherzogs. — Darmstadt. Eisenbahn nach Frank⸗ furt 4. M. und Baden. — Brief aus Frankfurt a. M. (Boͤrse; neue Opern; galvanoplastische Arbeiten.)
Desterreich, Wien. Der Tuͤrkische Gesandte.
Spanien. Brief aus Madrid. Die Sendung des Herrn Carne⸗ . 9 cen Volljaͤhrigkeit und die Vermaͤhlung der Koͤnigin; Ver
Portugal. Differenzen in den Verhandlungen mit Rom. — Finanz⸗ und Handels nee lem 6 lit ü d ö ,
Aegypten. Alexandrien.
Zusatz zu der Nachricht in Nr. 287 der Allg. Preuß. Staats—
Zeitung vom 1ö6ten d, M. über den artesischen Brunnen zu Paris im Schlächthause von Grencke. artesischen Br zu Pat
Beilage. Ständische Ausschüsse. setz⸗ Entwurf wegen Fer nf . Kunst und Literatur.
z en ri ite n, n . er Privatfluͤsse. Wissenscha Eine wichtige Entdeckung. ; .
Zeitungs Nachrichten. Ausland.
Frankreich.
Paris, 25. Okt. Die ganze Königliche Familie wird sich in der ersten Hälfte des naͤchsten Monats nach Dreux begeben, um daselbst am 13. November, als an dem Tage, wo die Trauer fuͤr den Herzog von Orleans abgelegt wird, einem Gottesdienst in der Grab⸗Kapelle des Hauses Grleans beizuwohnen.
Der Kriegs-Minister hat von dem General de Bar, dem in⸗ terimistischen Gouverneur von Algier, zwei vom 15ten d. datirte Depeschen erhalten. In der einen meldet er, daß er von der Ex⸗ pedition des General- Gouverneurs Nachrichten erhalten habe. Dieser hatte am 13ten sein Lager am Isser aufgeschlagen. Gene⸗ ral Bugeaud schreibt, daß er die Truppen unter Ben⸗Salem an⸗ gegriffen und nach allen Richtungen hin zerstreut habe. Dieses Ereigniß macht, wie er sagt, alle bis jetzt stattgehabten Unterwer⸗ fungen dauernd und vernichtet ganzlich die Macht und den Ein⸗
fluß Ben⸗Salem's. Der General-Gouverneur wollte am 17ten
nach Algier zuruͤckkehren, und die Truppen sollten am 18ten dort ankommen. — In der zweiten Depesche meldet der General de Bar, daß durchaus gunstige Nachrichten aus Maskara und Mostaganem angekommen seyen. Die vom General Lamoriciere verfolgten Staͤmme sind angegriffen und all ihres Besitzthums beraubt worden. Das Haus des Kalifa Ben Thamy und des Emir sind von den Truppen in Besitz genommen und gepluͤndert worden. Abd el Kader soll mit 3090 regulairen und 760 irregu⸗ lairen Truppen den Weg nach Tekedempt eingeschlagen haben, nachdem er benachrichtigt worden, daß Schedif, der Haupt⸗-Chef der . mit all seiner Kavallerie zu den Franzosen üͤbergegan⸗ gen waͤre.
Der Moniteur algerien vom 20sten d. meldet, daß der General Bugeaud schon am 16ten wieder in Algier eingetroffen sey.
Gestern gab Herr Guizot ein großes diplomatisches Diner zu Ehren des Herrn von Ribeauplerre.
Der Neapolitanische Geschaͤftstraͤger hat heute einen Courier an seine Regierung abgesandt, um, wie es heißt, zu melden, daß der Prinz und die Prinzessin von Capua von hier nach Malta abgereist waͤren.
Böͤrse vom 26. Oktober. Bel etwas lebhafterem Ge⸗ schaͤfte wichen heute wiederum die Course der Franzoͤsischen Ren— ten, ohne daß man einen bestimmten Grund fur diese ruͤckgaͤngige Bewegung anzugeben wußte. Die Z3proc. schloß zu 79. 96.
Ft Paris, 26. Okt. Gestern Abend haben einige zwanzig Deputirte bei ihrem Kollegen, Herrn Fulchiron, eine Versamm⸗ lung gehalten, um uͤber die Mittel zu berathen, durch welche der Franzoͤsische Gewerbfleiß gegen die Gefahr eines Zoll-Vereins zwischen Frankreich und Belgien vertheidigt werden koͤnne. Ueber die Frage, ob ein solcher Verein den wohlverstandenen Interessen Frankreichs vortheilhaft oder schaͤdlich seyn wuͤrde, war man von vorn herein einig, und es erhob sich keine Stimme, die nicht den Gedanken an eine fiskalische Gleichstellung der Belgischen Pro⸗
duction mit der Franzoͤsischen, als eine Bedrohung des Franzoͤsi⸗ schen Wohlstandes, unbedingt verworfen haͤtte, als eine Bedro⸗ hung, deren Verwirklichung jedenfalls die einheimische Industrie zu Grunde richten wuͤrde. Die Versammlung beschloß vorlaufig, daß jedes ihrer Mitglieder diese ihre Ueberzeugung so laut als möglich . mache, und daß man sich in Verbindung mit den natuͤrlichen ertretern der verschiedenen Interessen setzen musse, welche von dem Handels⸗Vereine mit Belgien eine mehr oder weniger große Beeintraͤchtigung zu fuͤrchten har n Hierauf vertagte man sich bis zum 3. November. Dieser erste Schritt zur Orgänisation des systematischen Widerstandes gegen die Zoll⸗Propaganda wird wei⸗ tere Folgen haben, von denen sich schon jetzt mit ziemlicher Wahr⸗ scheinlichkeit voraussagen laßt, daß sie das Gelingen der Vereins⸗
den Unternehmern alle Lust zu benehmen.
Projekte, auch unter der Voraussetzung, daß alle uͤbrigen Um⸗ staͤnde sich so guͤnstig als moͤglich gestalteten, zu einer sehr schwie⸗ rigen Aufgabe machen werden.
Am sten Abends ist der Bischof von Algler, Herr Dupuch, mit den aus Pavia geholten Reliquien des heiligen Augustinus in Toulon eingetroffen. Diese fuͤr Algier bessimmten Reliquien wurden von einer n Versammlung Geistlicher, un⸗ ter denen viele hohe 4 rdentraͤger der Kirche, empfangen und in feierlicher Prozession unter Fackelschein in die Kirche geleitet. Am 2östen sollte die Haupt⸗Ceremonie zu Ehren der Ueberreste des heiligen Bischofs von Hippone vorgenommen werden und einige Tage N der Transport derselben nach ihrem Bestimmungs⸗ orte stattfinden. Zu diesem Zwecke hat die Regierung ein Dampf⸗ boot eigens einrichten lassen und an alle Praͤlaten des Landes die Einladung gerichtet, einen Platz auf diesem Schiffe einzuneh⸗ men, um die große Feierlichkeit in Algier durch ihre Gegenwart noch imponirender zu machen. Es scheint, daß sich eine ansehn⸗ liche Zahl von Erzbischofen und Bischoͤfen angeschickt hat, dieser Einladung zu folgen. — Alle diese Anstalten werden von manchen Seiten her als wirksame Werkzeuge zur Vervollstaͤndigung der moralischen Eroberung Algeriens angesehen. Nachdem Religion, Kultus und Kirche in den ersten Jahren der Franzoͤsischen Nie⸗ derlassung in Afrika gaͤnzlich hintangesetzt worden, glaubt man diese Vernachlaͤssigung als eine Haupt-Ursache der bisheri⸗ en unbefriedigenden Resultate der auf Algerien verwendeten rnstrè n betrachten zu muͤssen, und um das Versaͤumte wie⸗ der gut zu machen, begnuͤgt man sich nicht mit der Herstellung einer kirchlichen Organisation, wie die moralischen Beduͤrfnisse der Europäer in Afrika sie erheischen mogen, sondern man schickt auch Mönche und Reliquien nach Algerien hinuͤber. Ob diese Mittel den Erfolg haben werden, den man davon zu hoffen scheint, wird die Zukunft lehren. Der Toulonnais geht schon jetzt weiter und tritt mit dem ganz im Geiste der erwaͤhnten Maßregeln aufgefaßten Vorschlage hervor, daß die Reglerung die Stif⸗ tung eines geistlichen Ritter-Ordens gegen die unglaͤubigen Feinde der Franzosen in Afrika veranlassen solle. Hat man aber
in Algerien Trappisten und moderne Malteser⸗Ritter, so, raisonnirt der Toulonnais, wird es auch bald kriegerische Moͤnche geben, welche als Vorposten des Christenthums und der Civilisation in den Atlas eindringen und dort feste Kloͤster bauen, in denen sie der ohnmaͤchtigen Wuth der Unglaͤubigen Troß bieten konnen.
Ein niederschlagendes Beispiel von dem Geiste des Industria⸗ lismus und der niedrigen Speculation, der sich der hiesigen Litera⸗ tur bemaͤchtigt hat, liefert der in diesem Augenblicke schwebende Streit zwischen der Gesellschaft der dramatischen Schriftsteller und dem Direktor des Gymnase dramgtique. Die genannte Gesell⸗ schaft hat dieses Theater, nach Schuͤler- oder Studentenweise, in Verruf erklaͤrt, so daß keines ihrer Mitglieder bei B000 Fr. Eon⸗ ventionalstrafe ein Stuck auf demselben spielen lassen darf. Die Ursache dieser Maßregel sind Differenzen uͤber die zu stellenden Honorar⸗Bedingungen, Differenzen, bei denen die Gesellschaft der dramatischen Schrfftsteller die Billigkeit auf ihrer Seite haben mag, ohne daß dadurch ihr Verfahren gerechtfertigt wird, welches auf eine unerträgliche Tydnvannei hinauslaͤuft. Der Entschluß, kraft dessen ein dramatischer Schriftsteller der fraglichen Gesellschaft bei⸗ tritt und sich allen ihren Beschluͤssen bei 6000 Franken Strafe unterwirft, ist uberdies nicht einmal ein freiwilliger, sondern diese literarische Zunft, im schlechtesten Sinne des Worts, erzwingt den Beitritt aller dramatischen Autoren durch die unwuͤrdigsten Mit⸗ tel, in deren Besitz sie sich zu setzen gewußt hat. Es steht zu hof— fen, daß die Justiz des Landes, welche sich gegen jedes ungesetz⸗ liche Associationswesen so streng zu zeigen pflegt, diesem Unfuge ein Ende machen werde.
. Paris, 26. Okt. Die Regierung hat eine Maßregel ergriffen, um den provisorischen Betrieb der Eisenbahn von Lille und Valenciennes nach der Belgischen Graͤnze, deren Eroͤffnung am 6. November stattfinden wird, auf Staatskosten zu reguliren. In dem der Koͤniglichen Ordonnanz angehängten Tarif sind die Preise niedriger als die, welche die konzessionirten Gesellschaften auf unseren uͤbrigen Bahnen zu erheben ermaͤchtigt sind. Dieser Vortheil wird jedoch einigermaßen durch die laͤstigen Bedingungen in Bezug auf den Gepäck-Transport wieder aufgehoben. Das auf 26 Centimen festgesetzte Wiegegeld ist hoͤher, als auf den mei⸗ sten der Privat⸗Eisenbahnen; eben so das Minimum fuͤr die Ueber⸗ fracht. Auf der Eisenbahn von Orleans z. B. kostet die Einschrei⸗ bung, wodurch die Verwaltung verantwortlich wird, nur 10 Cen⸗ timen.
Einige Journale hatten angezeigt, daß ein neuer Zuschlags⸗ Termin fuͤr die Nordbahn stattsfinden wuͤrde. Dies scheint nicht der Fall zu seyn. Die Unternehmer sind abgeschreckt oder haben die Lust verloren, und selbst wenn man ihnen bessere Bedingun—⸗ gen stellte, wuͤrden sie sich wahrscheinlich nicht entschlossener zeigen als fruͤher. Der Minister der oͤffentlichen Arbeiten ist nicht einer— lei Meinung mit dem Conseil und den Ingenieuren der Bruͤcken und Chausseen. Herr Teste wollte mit den Gesellschaften sowohl uber den Bau als uͤber den Betrieb der Bahnen unterhandeln, die Ingenieure dagegen wollten, daß die Arbelten auf Rechnung des Staats ausgeführt wurden. Das Resultat hiervon war, daß nichts geschah, und daß die Langsamkeit und Unentschlossenheit zum großen Nachtheil des allgemeinen Besten immer mehr zunehmen. Seit vier Monaten sind nun bereits die Eisenbahnen votirt, und seit dieser Zeit ist nichts fuͤr die Nordbahn geschehen. Man hat viel Papier vollgeschrieben, Beschluͤsse gefaßt, das Personal orga— nisirt, Vorarbeiten vorgenommen, allein man hat den Boden nicht beruͤhrt, und man hat Alles auf eine solche Weise angeordnet, um Seitdem Herr Teste das Portefeuille der bffentlichen Arbeiten uͤbernommen hat, ist die Eisenbahn⸗-Frage so verwickelt geworden, daß es fast nicht mehr moͤglich ist, sich herauszufinden. Zuweilen mischt sich das ganze Kabinet hinein, und angesehene Finanziers moͤchten die ganze Sache übernehmen und der Regierung ungeheure Opfer auferlegen. Die Ingenieure der Bruͤcken und Chausseen, welche anderer Meinung sind als der Minister der oͤffentlichen Arbeiten und
ziemlich kraftige Unterstuͤtzung im Kabinet finden, wollen, wie ge⸗ fagt, daß der Staat die Ausfüͤhrung der Nordbahn uͤbernehme. Man wurde, wie es beschlossen worden, sectionenweise bauen, nur wurde man von der Belgischen Graͤnze, statt von Paris, anfan⸗ gen, und der Staat wuͤrde alle seine Huͤlfsmittel aufbieten, um die Vollendung einer jeden dieser Sectionen zu beeilen und so bald wie moͤglich die Thore der Hauptstadt zu erreichen. Man be⸗ trachtet es als einen Vortheil, den auf der Seite von Bel— ien bereits im Bau begriffenen Sectionen neue, diesseits der genden Graͤnze, 2 ufuͤgen zu koͤnnen. Dies System, welches das Corps der Bruͤcken und Chausseen geltend zu machen sucht, wuͤrde uns fuͤr den naͤchsten Sommer etwa funfzehn Lieues Eisenbahnen geben, allein es wurde mehr den Belgischen Interessen, als denen der Hauptstadt dienen, deren Bevoͤlkerung große Eile hat, die innerhaib des Rayons von Paris projektirten Bahnen zu benutzen. Man hatte geglaubt, daß, wenn das Gesetz uber die Eisenbahnen nur einmal vötirt waͤre, die Ausfuͤhrung desselben keine weitere Hindernisse finden würde; allein nun ergiebt sich im Ge⸗ gentheil, daß die Schwierigkeiten sich vermehren, und daß die Aus⸗ fuͤhrung auf unbestimmte Zeit vertagt worden ist. Dieser Stand der Dinge wird in der bevorstehenden Session zu lebhaften Re⸗ clamationen Anlaß geben, und die Deputirten, welche am eifrigsten
fuͤr die Eisenbahnen gesprochen haben, werden nun auch am hef—
tigsten die Ausfuͤhrung derselben verlangen.
Da wir einmal von den Eisenbahnen sprechen, so wollen wir Einiges uͤber die vor acht Tagen in dem Ministerium der oͤffent⸗ lichen Arbeiten stattgehabte Zuschlagung der Schienen mittheilen; es duͤrfte dies unter den gegenwartigen Umstaͤnden von Interesse seyn und zugleich eine Idee geben von dem, was unsere Eisen⸗ huͤtten leisten koͤnnen. Es handelte sich um eine zweite Bahn von Montpellier nach Nismes. Drei Gebote waren eingegangen, nam⸗ lich eines von der Eisenhütte von Decazeville, worin 347 Fr. 49 Cent., ein zweites von Creuzot, worin 340 Fr., und ein drittes von der Huͤtte von Alais, worin 320 Fr. fuͤr 1000 Kilogr. gefor⸗ dert wurden. Das von der Huͤtte von Algis wurde als das vortheil⸗ hafteste angenommen. Diese Huͤtte hat, ihrer groͤßeren Nahe wegen, einen bedeütenderen Rabatt bewilligen koͤnnen, als ihre Konkurrenten. Die Lieferanten fuͤr die Eisenbahn von Orleans haben 386 Fr. Z Cent. fuͤr 1000 Kilogramms Schienen erhalten, also 39 Fr. 24 Cent. mehr als das hoöͤchste Gebot vom 18. Oktober und 66 Fr. 73 Cent. mehr als das in demselben Termin angenommene Ge— bot. Die fur die Eisenbahn nach Valenciennes und Lille vom Staate gelieferten Schienen sind auf 405 Fr. 80 Cent oder 58 Fr. 31 Cent. theurer zu stehen gekommen, als das Gebot der Huͤtte von Decazeville; 64 Fr. 20 Cent. theurer, als das Gebot von Creuzot und 84 Fr. 20 Cent. theurer, als das Gebot der Huͤtte von Alais. Obgleich die Preise, welche die drei Gesellschaften bei dem letzten Termin stellten, vergleichungsweise sehr vortheilhaft sind, so sind sie doch um mehr als 3 hoͤher, als die von der Belgischen Regierung fuͤr die Schlenen ihres ausgedehnten Eisenbahn-Netzes gezahlten Preise. ĩ
Man hatte gesagt, die Abwesenheit des Herrn Teste werde die Konferenzen in Bezug auf die Zoll-Vereinigung mit Belgien unterbrechen; es ergiebt sich jedoch, daß die vorbereitenden Arbei⸗ ten mitten unter den Oppositionen und unter einer Menge von Hindernissen fortgesetzt werden. Einer von den Punkten, welche die meisten Schwierigkeiten darzubieten scheinen, ist die Errichtung von Franzoͤsischen Zoll-Aemtern an der Belgischen Graäͤnze. Man glaubt, die Regierung werde niemals die Annahme einer solchen Maßregel von den Kammern erlangen, weil dies die Neutralitaͤt kompromittire, die Belgien durch Vertraͤge zugesichert worden ist.
Mit Ausnahme des Journal des Débats haben sich die ministeriellen Blaͤtter noch nicht uͤber das Projekt eines Joll⸗Ver⸗ eins mit Belgien ausgesprochen. Die Presse unterstuͤtzt zwar Herrn Guizot, hat aber ihre Sympathieen füͤr Herrn Mols be⸗ wahrt und wird dem Impuls folgen, den ihr dieser Staatsmann geben wird, sobald der Augenblick zu handeln rl, ist. Ein anderes ministerielles Blatt, welches Herrn Guizot ergeben ist, aber kein sehr großes Ansehen genießt, der Globe naͤmlich,
hat angefangen, sich mit der Frage zu beschaͤftigen und giebt eine sechs Spalten lange Exposition, die nichts als Gemeinplaͤtze, bekannte Thatsachen und nichtssagende, in
den Journalen aller Farben zusammengelesene Phrasen ent⸗ haͤlt. Dies Alles ist ohne Schluß geblieben und hat daher nicht die mindeste Bedeutung. Zu den bereits fruͤher erwahnten Kommissionen ist noch ein neuer Kern von Reklamanten gegen den Belgischen Zoll-⸗Verband hinzugekommen, namlich die Woll Produzenten, die sich am 24sten zu Compiegne versammeln woll— ten. Sie fordern schon seit langer Zeit eine Abäͤnderung der Gesetzgebung vom Jahre 1836, welche den Einfuhr-Zoll auf fremde Wolle herabsetzte. Einige von ihnen schreiben ihren an— geblichen oder wirklichen Nothstand ausschließlich dem gegenwaͤrti⸗ gen Zoll-Tarif zu. Eine Schrift des Herrn von Tocqueville ent⸗ halt Details, aus denen vielmehr hervorgeht, daß die Production hinsichtlich der Qualitaͤt den Beduͤrfnissen der Consumtion nicht zu entsprechen und den Umgestaltungen der Wollen-Industrie nicht zu wuͤrdigen gewußt hat. Selt langer Zeit hatten die Manufakturen extrafeine Wolle, wie sie die Spanische Rage liefert, von dem Fran⸗ zoͤsischen Landbau verlangt, und da dieser sie nicht zu liefern vermochte, so wandte man sich an das Ausland. In Folge dieser Forderung trugen die Anstrengungen der Landbauer und die offiziellen Unter⸗ stuͤtbungen dazu bel, die Erzeugung der feinen Wolle zu entwickeln, und noch jetzt schreitet man auf diesem Wege, der bereits ziemlich guͤnstige Resultate ergeben hat, vorwaͤrts. Allein die Umgestaltun⸗ gen, welche die Industrie seitdem erfahren hat, haben die Bestre⸗ bungen der Landbauer zum Theil unnuͤtz gemacht. Die Fabriken, welche lange Zeit hindurch feine und kurze Wolle verlangten, kön⸗ nen dieselbe jetzt entbehren und gebrauchen sie jetzt nur noch aus⸗ nahmsweise; denn bekanntlich verfertigt man jetzt sehr schoͤnes Tuch, ohne so feine Wolle anzuwenden, wie ehemals, und die Ap— pretur durch Dampf giebt demselben einen Glanz, wie man ihn sonst von dem feinsten Stoffe verlangte. Diese Veranderung sst, wie sich aus Herrn von Tocqueville's Schrift ergiebt nicht die
einzige gewesen. Vor dreißig Jahren hat man angefangen, sich ernstlich
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