1842 / 306 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

wuͤrde, andere gleich wichtige, und vielleicht e wichtigere durch die Gerechtigkeit und Sittlichkeit bedingte . zu foͤrdern. Wenn es aber uͤberall bedenklich erscheine, auf Gegen⸗ Caͤnde der Industrie und Gewerblichkeit, die am sichersten der Privat⸗Speculaton überlassen blieben, Seitens des Staats einzu⸗ wirken und durch kuͤnstliche Mittel Kapitale darauf hinzuleiten; so sey dies bei Eisenbahnen um so mehr der Fall, als es jeden⸗ falls schwer halten wuͤrde, den Mißbrauch der Garantie durch leichtsinnige und unvorsichtige Baue zu verhuüͤten. Unter diesen Umständen, und bei der anerkannt hohen Wichtigkeit der Sache, erscheine es gerathen, dieselbe einer nochmaligen Berathung der binnen wenigen Monaten zusammentretenden Provinzial⸗Landtage zu unterwerfen, indem man bis dahin Zeit gewinnen werde, noch mehrere Materialien zu sammeln und Ansichten zu berichtigen.

Dem entgegen fand sich der vorsitzende Herr Minister noch zu der allgemeinen Bemerkung veranlaßt, daß, wenn in der Denk⸗ schrift das Maximum der zu garantirenden Zinsen auf 33 pCt. angenommen worden, dadurch keinesweges ausgeschlossen sey, daß eben so, wie einerseits dieses Maximum nicht aͤberall voll ge⸗ waͤhrt zu werden brauche, so auch an derer seits in Faͤllen, wo dasselbe fuͤr den Zweck nicht ausreichend seyn möchte, die Garantie eines hoͤheren Zinssatzes uͤbernommen werden koͤnne, denn es komme nur darauf an, daß die fuͤr die Garantie der Eisenbahn⸗-Zinsen in , n genommene Summe im Ganzen nicht Aberschritten werde.

Was die in Legung genommene Rentabilitaͤt der Rheinischen und Duͤsseldorfer Bahnen anbelangt, so hob der Herr Minister hervor, daß solche mit Terrain⸗Schwierigkeiten zu kaͤmpfen haͤtten, wie sie kaum in Europa welter vorkaͤmen, daß aber sich zur Zeit uͤberall nicht beurtheilen lasse, ob sie nicht in der Folge demunge⸗ achtet gut rentiren wuͤrden, was jedenfalls wahrscheinlicher sey, als das Gegentheil.

Sodann bemerkte derselbe wiederholt, daß, nachdem die Frage, ob der Staat selbst den Bau uͤbernehmen solle, Gegenstand der sorgfaͤltigsten Pruͤfung gewesen und aus uͤberwiegen den Gruͤnden auf. das Bestimmteste verneinend entschleden sey, es gerathen er⸗ scheine, jede fernere Diskussion hieruͤber zu vermeiden.

Andererseits hatten sich aber auch mehrere Stimmen fuͤr un⸗ bedingte Bejahung und zu Gunsten der Garantle ausgesprochen. Man glaubte in derselben das beste Mittel zu finden, die Actien⸗ Unternehmungen wiederum zu heben und zu beleben, ein Mittel, welches gerade deshalb dem Bau durch den Staat vorzuziehen sey, weil dadurch ohne Zweifel große Kapitalien des Auslandes mit herangezogen werden wuͤrden. Mißbrauch der Garantie zu verhuͤten, könne dem Staat nicht schwer fallen, und verstehe es sich von selbst, daß er sich ein Mitbeschluß-Recht bei der Eisenbahn⸗ Verwaltung, ja in einem nothwendigen Falle ein foͤrmliches Veto vorbehalte.

Es wurde hervorgehoben, daß gerade in der Zins-0Garantie dem Staate die mannigfaltigsten Mittel gewaͤhrt werden, auf die Privat⸗-Speculation und durch sie auf das Gedeihen der Eisen— bahnen hinzuwirken.

Auf die fernere Bemerkung, daß, wenn auch die Nothwen⸗ digkeit und Zweckmäßigkeit der Zinsen-Garantie an sich bestehe, dem Staate doch außer der letzteren noch andere gewichtige Mit⸗ tel zur Forderung des Eisenbahn-Systems zu Gebote stehen, na— mentlich darin, daß er die schwierigen und kostbaren Borarbeiten durch seine Beamten ausfuͤhren lasse, trat der Herr Minister mit der Aeußerung bei, daß solches den Absichten des Gouvernements entspreche, wie dasselbe auch bereits mehrfach bethaͤtigt habe.

Eben so bemerkte der Herr Minister auf eine desfallsige An— srage, daß eine Revisign des jetzt bestehenden Eisenbahn-Gesetzes allerdings bevorstehe; diese sey in demseiben ausdrücklich vorbehal⸗ ten und auch erforderlich, weil dasselbe Spuren einer den Eifen⸗ bahn⸗ Unternehmungen minder guͤnstigen Tendenz an sich trage, als solche mit dem lebhaften Interesse vereinbar erscheine, welches

jetzt der Staat dafuͤr bekundet.

Hiermit wurde die heutige Sitzung geschlossen.

Zeitungs Nachrichten. Ausland.

Frankreich.

Paris, 29. Okt. Der Indische Fuͤrst Dwarkanauth Ta⸗ gore ward vorgestern Abend von dem Könige empfangen. Se. Majestaͤt geruhte bei dieser Gelegenheit ven dem gewoͤhmichen Hof— ceremoniell abzusehen, und erwies dem Fuͤrsten die Ehre, ihn per⸗ soͤnlich in den Kreis der Königlichen Familie einzuführen. Die Gemaͤcher, durch die ssich der Koͤnig mit feinem Gaste begab, waren glaͤnzend erleuchtet, und Dwarkanauth druckte besonders sein Er⸗ staunen uͤber die schoͤne Sammlung Chinesischen Porzellans aus. Der Koͤnig unterhielt sich den ganzen Abend uͤber mit dem Fuͤr— sten, und erregte dessen Bewunderung durch die bis in die klein— sten Details gehende genaue Bekanntschaft mit den Indischen Angelegenhelten.

Der Constitutionnel enthaͤlt heute folgenden Artikel: „Niemand hat sich entschiedener als wir gegen das Durchsuchungs⸗ Recht ausgesprochen; aber die Vertheidigüng der Würde der Fran⸗ zoͤsischen Flagge und der Freiheit unseres Seehandels wird uns nicht uͤber das Ziel hinaus fortreißen. Wir werden uns immer vor den beiden Fehlern huten, den bffentlichen Geist bis zum blin⸗ den und systematischen Haß gegen England anzureizen und den zugleich politischen und christlichen Gedanken der Emancipation der

klaven in unseren Kolenleen auffugeben. Wir glauben im Ge— gentheil, daß der Strelt uͤber das Durchsuchungs⸗Recht eine uͤberaus güͤnstige Gelegenheit zu einer weisen und vorsichtigen Emanclpation hervorgerufen hat. Er diente als Gegengewicht gegen die zu heißen Leidenschaften einiger Abolitionisten; er hat den gefährlichen Ver— theidigern der Sklaverei jeden Vorwand zu der Behauptung ge⸗ raubt, daß Frankreich auf den Untergang seiner Kolonieen sinne; es hat endlich den gemaͤßigten und praktlschen Geistern das Mit tel an die Hand gegeben, die Loͤsung des schwierigen Problems der Befreiung der Sklaven und der Aufrechthaltung der Arbeit in Frieden zu betreiben. Der Herzog von Broglie, Praͤsident der Emancipations⸗Kommission, ist mit der Lusarbenung eines Schluß⸗ Berichtes äber diesen Gegenstand beschäftigt. Dieße Komm ssaon entschied in ihrer ersten Sessien die Frage über den theore⸗ tischen Gesichtspunkt, und erdͤfffnete eine Untersuchung über das beste Ausführungs-Systeimn; in der zweiten Session entwarf sie zwei Ge he , nn, über die Befugniffe der Kolonial⸗Conseils und uͤber das Hypothekenwesen der Kolonieen. Gleichzeitig waren die Spezlal-onseils damit beschaͤftigt, die Fragen zu beantworten, welche die Kommission an sie gerichtet hatte. Das Resultat dieser Arbeiten der Spezial⸗Conseils ist in Paris eingetroffen, und die dritte Session der Kommission wird mit der

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Man hat in verschiedenen Journalen die von den Gouverneuren unserer Kolonieen ausgesprochene Meinung bereits entwickeln wollen. Wir glauben zu wissen, daß diese Meinung, obgleich die Schwierigkeiten der Emancipation einraumend und gewisse Be⸗ dingungen ausstellend, ohne welche die Emancipation eine Unge⸗ rechtigkeit und eine Gefahr seyn wuͤrde, doch entschieden gůnstig für die Maßregel selbst lautet. Die Emancipation wird von den Gouverneuren als rechtmaͤßig und ausfuͤhrbar betrachtet.“

Herr Fulchiron hat an das Journal des Däbats ein Schreiben gerichtet, worin er erklart, daß die bei ihm stattfindende Versammlung mehrerer Deputirten nur zum Zweck habe, die Frage i des Zoll-Vereins mit Belgien zu pruͤfen, aber keines wegs beabsichtige, im Voraus und ohne eine gruͤndliche Prufung, jenen Plan zum Scheitern zu bringen. Uebrigens hatten sich seine ehren— werthen Kollegen niemals als Deputirte bei ihm versammelt, sie haͤtten nur geglaubt, von der Befugniß Gebrauch machen zu koͤn⸗ nen, die jedem Franzoͤsischen Buͤrger zustehe, nämlich sich mit den großen e fen des Ackerbau's, der Fabriken und des Handels zu beschäftigen. Man habe den Gegenstand besprochen, aber es sey kein defüntlver und gemeinschaftlicher Beschluß gefaßt worden, da man uͤber nichts abgestimmt habe.

Der Chevalier Ruffo, Minister des Bey's von Tunis, ist in Paris eingetroffen.

Der Pariser Pflanzengarten hat in kurzer Zeit wieder eine ännliche Giraffe zu erwarten, welche Clot-⸗Bey, Leibarzt des Vice⸗ oͤnigs ven Aegypten, dem Institute zum Geschenk gemacht hat.

Boͤrse vom 29. Oktober. Die Franzoͤsischen Renten, die zu Anfang der heutigen Bbrse sehr fest waren, gingen in Folge zahlreicher Verkaͤufe bald wieder zuruck, und die Zproc. Femĩe schloß zu 79. 85.

Großbritanien und Irland.

London, 29. Okt. Die auf den 1. November anberaumte Abreise des Hofes von Windsor nach Brighton ist um 8 bis 160 Tage hinausgeschoben worden.

Der Globe erklaͤrt, fuͤr das Geruͤcht von wahrscheinlicher Einberufung des Parlaments auf den Anfang Januars keine glaubwuͤrdige Quelle auffinden zu koͤnnen. In der Regel beginnt die Geschaͤfts-Session des Parlaments bekanntlich in den ersten Tagen des Februar. r

Der große Rath des Vereins gegen die Korngesetze hat eine Adresse an das Englische Vol erlassen, in welcher dasselbe zu einer Beisteuer von 50, 060 Pfd. fuͤr die Zwecke des Vereins aufgefor⸗ dert wird.

„Der Verein“, heißt es in dieser Adresse, „ist aus der ueber— zeugung hervorgegangen, daß die Beschraͤnkung der Getraide Einfuhr eine eben so unweise und selbstmoͤrderische wie ungerechte und tyran— nische Politik ist. Dieser Politik schreibt sie es zu, daß die Woll⸗ maͤrkte in schneller Reihenfolge einer nach dem anderen uns ver— schlossen werden, und daß demzufolge unser Fabrikwesen dem Drucke erliegt, das Fabrikwesen, welches Millionen von Arbeitern bisher ihre Subsistenzmittel geliefert, den Grundherren den Werth dez Grund und Bodens mehr als verdreifacht, die Huͤlfsquellen der Nation trotz dem beispiellosen Abgabendrucke vermehrt, in der Vergangenheit das außerordentlichste Fortschreiten des Volkes, ein Fortschreiten, beispiel⸗ los in der Geschichte, hervorgerufen hat und fuͤr die Zukunft die sicherste, aber auch einzige Aussicht darbietet, die Beduͤrfniffe einer wachsenden Bevölkerung zu bestreiten und unser Vaterland in der Stellung einer friedlichen Suprematie unter den Natio⸗ nen der Erde zu erhalten. Die Restriktiv- Politik legt die Art an die Wurzel unserer National! -⸗Wohlfahrt. Sie ver⸗ mehrt nicht nur die temporgire Verwickelung der Handels Verhaͤlt⸗ nisse, sondern verursacht einen unaufhoͤrlichen, zu gaͤnzlichem Ver⸗

Eroͤrterung uber die verschledenen Dokumente ausgefüllt werden.

derben hinfuͤuͤhrenden Druck. Daher der Krieg auf Leben und Tod, den der Verein gegen dieses System unternommen hat. Wir haben zu kaͤmpfen gehabt mit der Unwissenheit und den Vorurtheilen der Menge und mit den widerstrebenden Fnteressen Einzelner. Erfolg ließ sich nur erringen, wenn man die oͤffentliche Meinung in klarer, entschiedener und allgemein faßlicher Gestalt darstellte, daß sie unwiderstehlich war. Und nach diesem Punkte hin haben wir Fortschritte gemacht; langsamer freilich, als die Verarmung der in⸗ dusteiellen Klassen und das Elend des Volkes wunschenswerth er⸗ scheinen ließ, aber doch in einer Weise, welche dafuͤr zeugt, daß wir auf dem rechten Wege sind, und welche uns zu verdoppelter Anstren— gung anspornt.“

Die Adresse zählt nun die Mittel auf, welche der Verein zur Erreichung seines Zweckes angewandt hat: Zwei tausend Vor—⸗ lesungen uͤber die Korngesetze, fuͤnf Millionen Traktaͤtchen unter das Vi vertheilt, Petitionen an das Parlament, mit Millionen von Unterschriften versehen, fuͤnf mal wiederholte Konferenzen von Deputirten des Vereins, die sich in London versammelt haben, endlich Zusammenkuͤnfte von Geistllchen in Manchester, Edinburg und Carnarvon, in welchen in oͤffentlichen Reden der Widerstreit der Korngesetze gegen den Willen der ihre Gaben fuͤr Alle bestimmenden Vorsehung dargelegt wurde. Auf diese verschiedene Weise ist ein Fonds von 100 00 Pfd. ausgewendet worden, und wenngleich die Bemuͤhungen, wie die Adreffe sagt, nicht ganz fruchtlos gewesen sind, vielmehr eine Modificatlon der Korngesetze erreicht worden ist, so bedarf es doch noch anhaltender Anstrengung, um das End⸗ ziel zu erreichen, und deshalb fordert die Adresse zu neuer Geld⸗ Beisteuer auf. Es sollen, wie fruher, wieder Subseriptionen im ganzen Lande eröffnet werden, nach deren Schlusse, der im Januar 1843 statthaben soll, eine große Versammlung des Vereins unter Zuziehung aller ihr guͤnstigen Parlaments⸗Mitglieder in Manchester gehalten werden wird. Bis dahin wird sich der Verein auch uͤber das Detail ihrer ferneren Operationen verstaͤndigt haben.

Die Zahl der Verurtheilungen von Seiten der jetzt geschlos— senen Spezlal-Gerichtshoͤfe in den Fabrik-Distrikten ist sehr be—⸗ deutend. In Staffordshire, wo 274 Personen vor Gericht ge— standen haben, sind nicht weniger als 54 zur Deportation, darunter 11 auf Lebenszeit und 13 auf 21 Jahre, verurtheilt worden, und die Zahl aller in Stafford gefällten Straf⸗Urtheile, welche im Uebrigen auf Gefaͤngniß mit oder ohne Zwangs-A1rbeit lauten, betraͤgt 219, so daß nur 56 Individuen n, n,, worden sind. Vor den uͤbrigen Spezial⸗Gerichtshbͤfen ist die Zahl der Verurtheilungen viel geringer gewesen, wenigstens berech⸗ net der Globe die Gesammtzahl der zur Deportation Verurtheilten (mit Einschluß der 54 in Stafford) auf nur S4 und die Zahl saͤmmtlicher ubrigen Straf⸗Urtheile, welche gefaͤllt worden sind, auf etwas mehr als 300, wobei indeß zu be— merken ist, daß der Prozeß gegen Feargus O' Connor und 60 andere zu dem sogenannten Exekutiv-Rathe gehörende Chartisten, welcher in Liverpool vorgenommen werden sollte, erst noch im Januar vor den Assisen stattfinden soll. Der reitenden Miliz Bon Staffordshire, welche sich während der Ünruhen durch hren Eifer sehr ausgezeichnet hat, ist eine Entschädigung in Geld zuge— dacht, zu welchem Zwecke eine Subscription in Gang gebracht worden ist, an deren Spitze der Premier⸗Minister mit einer Bei⸗ steuer von 100 Pfd. steht. .

Der Glasgow Constitutional thellt einen laͤngeren Brief eines in der Gefangenschaft Akvar Eham's befindlichen Offiziers von dem niedergemetzeiten 44sten Infanterie⸗Regimente mit, welcher

Kabul, datirt 6 Der Offizier, der sich, wie andere seiner Schick⸗ sals⸗Genossen, über seine Behandlung von Seiten Akbar Chan's im Ganzen guͤnstig ausspricht, äußert die Hoffnung auf seine Be⸗ freiung vor Eintritt der kalten Jahreszeit, eht aber dabei von dem Gesichtspunkte aus, daß das ritische Heer bald im Angesicht von Kabul erscheinen werde, und daß man dann Stipulationen zu Gunsten der Gefangenen werde erzwingen koͤnnen; zugleich berichtet er, daß Akbar Chan das ihm fur die Gefangenen gebotene Löͤsegeld abgeschlagen habe, mit dem Bedeuten, Geld wolle er fuͤr deren Freigebung nicht ha⸗ ben, sondern die Zusicherung der Freundschaft Englands. Nach Angabe dieses Briefes waren, außer einigen Offizieren, nur noch zwei Unteroffiziere und 17 Soldaten von dem 41sten Infanterie— Regimente uͤbrig, welches freilich, nach Verlust von 109 Mann in Kabul selbst, schon beim Beginne des Rückjuges nur noch 392 Kampffaͤhige zaͤhlte. Die Gesammtzahl der seit dem Ausbruche der In surrection gefallenen Britischen Offiziere, mit Einschluß der sogenannten politischen Agenten, wird in dem Briefe auf 102 an⸗ gegeben, von denen das Mste Regiment allein 72 verloren hat.

Belgien. Brüssel, 29. Okt. Der Ind é pendant enthalt in seinem heutigen Blatte Nachstehendes Über die Zoll-Vereinigung zwischen Belglen und Frankreich: „Das Projekt einer Zoll⸗ Vereinigung mit Belgien hat in Frankreich eine Aufregung erzeugt, die, im Falle sie noch weiter um sich greift, ein Pendant zu der Aufre⸗

gung seyn wird, die im vorigen Jahre wegen der Volkszählung

herrschte. Die Industriellen, welche sich durch das Projekt be⸗ droht glauben, vereinigen, koalisiren sich, oder vielmehr, sie er⸗ neuern, schließen und verstärken ihre Coalition. Ihre gewöhnlichen Lomité's reichen nicht mehr aus; die Handels⸗Kammern und die Munizipal⸗Lonseils sind außerordentlich einberufen worden, um sich dem Projekt zu widersetzen, und als wenn es nicht genug ware, der Regierung! die Wuͤnsche zukommen Ju lassen, deren Pruͤfung ünd Beurtheilung ihr zuͤsteht, ist fer die ersten Tage des naͤchsten Monats noch 'in wahrhafter industrieller Konvent nach Parls berufen; die Versammlung Ful⸗ chiron war nur der Vortrab desselben. Ein Französisches Jour— nal, der Courrier, hat sich mit Recht gegen diese Mansfesta— tionen erhoben; sie sind ordnungswidrig, wenn nicht gar ungesetz⸗ sich, denn sie hemmen den Gang der Regierung, sie schwächen ihre Thaͤtigkeit, greifen in den freien Willen ein, den sie bei der Ausarbeitung und Vorbereitung der Vertrage oder Gesetz-Entwuͤrfe haben muß und uͤben einen moͤralischen Zwang aus auf die Kam— mern, die in letzter Instanz zu entscheiden haben und an die sich zu wenden, nach unserer Ansicht weit vernuͤnftiger waͤre, denn ihre fruͤhere Handlungsweise muß den Vertheidigern der Herab— sekung des Tarifs eher Furcht, als Hoffnung einfloͤßen.

„Diese Manifestationen erscheinen uns beklagenswerth, weni⸗ ger, weil sie der Union feindselig sind, eine Frage, die mit zu vielen Schwierigkeiten aller Art umgeben ist, als daß ihre Loͤsung bald zu erwarten sey, als vielmehr, weil sie bis zur Opposition gegen jede Erweiterung der Beziehungen Frankreichs zum Auslande gehen, wenn diese Erweiterung auf keine andere Weise als durch Ermaͤßigung der Zölle auf einige Artikel zu erlangen ist.

„Die Franzoͤsischen Industriellen erwaͤgen nicht die Folgen der von ihnen erhobenen Forderungen; ihre Politik ist eine veraltete, retrograde, fast eine Politik der Wilden. Die Lehren der Ver⸗ gangenheit, das Beispiel Englands, die unbestreitbarsten Prinzipien der National⸗Oekonomie werden von ihnen mit einer unglaublichen BGeringschaͤtzung verworfen. Dies kann die traurigsten Folgen fuͤr ö haben. Gegenwaͤrtig kann kein Volk mehr isolirt leben. Frankreich sollte sich an die ungeheuren Schwierigkeiten erinnern, welche ihm der Traktat vom 15. Juli! 1840 dadurch be— reitete, daß er es nach allen Selten hin isolirte; dieser Traktat hat ebenfalls bewiesen, daß die Zeit der innigen Allianzen voruͤber sst und daß die Allianzen des Interesses an ihre Stolle treten muͤssen. Obgleich nun diese sich auf politische Interessen stuͤtzen, so sind es doch vornehmlich die materlellen Interessen, wo⸗ durch sie hervorgerufen und konsolldirt werden. Es ist daher un⸗ moglich fuͤr Frankreich, irgend eine jener Allianzen zu schließen, wenn es, statt sein Prohibitiv-⸗System aufzugeben, dasselbe in sei⸗ ner ganzen Strenge und ohne Ausnahme gegen alle Völker bei— behalten will. Dleses System ist mit vielen Gefahren verknüpft, es kompromittirt die Zukunft, indem es Alles der Gegenwart zum

Opfer bringt.“ Dentsche Bundesstaaten.

München, 29. Okt. Ein diesen Mittag erschienenes Re⸗ if , bringt folgende Königliche Erklaͤrung: „Wir haben mit lebhaftem Vergnuͤgen die Gluͤckwänsche empfangen, welche Uns aus Anlaß der Vermaͤhlung Unseres vielgeliebten Sohnes, des Kronprinzen, mit Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Marie von Preußen, Unserer vlelgeliebten Schwiegertochter, aus allen Thei⸗ len Unseres Reichs zugekommen. Des Landes allgemeine Freude, die sich darin so innig ausgesprochen und in frohbegangenen Festlichkeiten allerwaͤrts kundgegeben, erhoht die Unsere, und gern erkennen Wir in ihr der Bayern stets bewahrte Liebe zu Uns uͤnd Unserem Koͤnigli⸗ chen Hause. Sie gilt Uns fuͤr die feste Buͤrgschaft, daß dieses neue, unter dem göttlichen Beistand geschlossene Ehebundniß fuͤr Unseres Reiches Zukunft segenvoll, ünd, doppelt schaͤtzbar ist es deshalb Unserem Vaterherzen. Mit Ruͤhrung danken Wir an— durch fuͤr der Uns dargebrachten Wuͤnsche gefühlvollen Ausdruck, und erwiedern Unserem Volke dieses Zeichen seiner Treue und An— haͤnglichkeit in unveraäͤnderlichen wohlwollenden Gesinnungen mit der Versicherung Unserer Königlichen Huld und Gnade. Mün— chen, den 26. Oktober. Ludwig.“

Hanndgver, 25. Okt. (A. 3 Am vorgestrigen Tage em⸗ pfing der Koͤnig eine Deputation eines Theils der hiesigen Buͤr— gerschaft, die neben Abstattung von Gluͤckwuͤnschen zu des Königs Genesung und des Kronprinzen Verlobung abermals die Bitte vor— zutragen hatte, daß der Koͤnig dem gegen die Mehrzahl der Mit— glieder des hiesigen allgemeinen Magistrats obschwebenden Prozesse durch Niederschlagung ein Ende machen und die Beklagten in seine Koͤnigliche Gunst wieder aufnehmen wolle. Die Petenten hatten zwar Anlaß zu einem solchen Anliegen, denn sie erschienen gluͤck⸗ wuͤnschend gerade deshalb, weil man den Magistrat zu diesem Zweck nicht hatte empfangen wollen; allein eben diese Abweisung eines ehrerbietigen und theilnehmenden Gluͤckwunsches aus dem Munde einer Magistratsperson war auch ein Zeichen der fort— dauernden Ungunst, in welcher die Obrigkeit der Stadt bei den höchsten Personen steht. Der Koͤnig hät jene Bitte entschieden abgelehnt.

*. Weimar, 31. Okt. Die Vergnuͤgungen und Feste, welche dem neuvermãhiten Fůrstenpaare veranstaltet werden, iet immer noch fort und zeigen von einer seltenen Liebe und Anhaͤng⸗ lichkeit der Weimaraner an ihr Fuͤrstenhaus.

vom 5. Junl aus Kelah⸗Mera-ore, fünf Euglische Möilen von

Montags den 2. Oftober erschien das junge Fuͤrstenpaar im

Theater, wo der Jubel des Empfangs kein Ende nehmen wollte. 3 gab ein . von Riemer und Eber wein und darauf * Oper: „Das Nachtlager von Granada.“ , m ; Oktober, erfreuete die hiesige Gesellschaft: Zur Harmon * e höch⸗ sten Herrschaften und die ganze Residenz mit der Darstellung einer Bauern Hoch eit von einer fo geschmackwollen, sinnigen Anorßnung, wie selche wohl selten vorgestellt worden st. , Wa⸗ gen fuhren in den Schloßhef und jeder Wagen repräͤsentirte einen Begenstand von den Eigenthümlichketten des Dorflebens oder der Vell e gm e chat Jeder Wagen hatte einen oder zwei ländlich geputzte Vorreiter. Der Anordner dieses Festzugs war der Borsteher oblger Gesellschaft, Hauptmann Weiland, bekannt durch die ir vieler geographischer Karten. Abends war großer Fackelzug der Buͤrger der Residenz in den Schloßhof, uͤber 2000 Fackeln stark. Der Erbgroßherzog kam sogleich vom Schloß herab, durchging die Reihen der Fackeltraͤger und die Worte, welche er, ge⸗ ruͤhrt uber die große Liebe, dle er in der Residenz gefunden, als Dank fuͤr die Buͤrger aussprach, werden uns unvergeßlich bleiben. Freitag den 28. Oktober gab die Gesellschaft Die Erholung“ den Neuver⸗ maͤhlten einen großen Festball. Sonnabend den 29. Oktober ent⸗ zückten Lißt und Rubini das uͤbervolle Theater in einem Konzert zum Besten der hiesigen Stadt-Armen, das die Hoͤchsten Herr— schaften mit ihrer Gegenwart beehrten. Sonntag den 30. Oktober marschirten Schuͤtzen⸗ Gesellschaften aus 12 Staͤdten, etwa 500) Mann stark, durch die Stadt in den Schloßhof und uͤberreichten den hohen Neuvermahlten einen silbernen Pokal. Des Abends beehrten die Höͤchsten Herrschaften einen Ball derselben im Buͤchsen⸗ Schießhause mit ihrer Gegenwart.

Die hiesige Hof-⸗Buchhandlung hat den hohen Neuvermaͤhlten als Festgeschenk überreicht; Stammtafeln des Großherzog— lichen Hauses Sachsen-Weimar⸗-Eisenach, deren Ver⸗ fasser ein hiesiger hoher Staats-Beamter seyn soll.

Außer der Prinzessin Karl von Preußen und dem Herzog Bernhard mit Familie haben uns saͤmmtliche hohe Gaͤste wieder verlassen.

Leipzig, 1. Nov. (8. A. 3.) Gestern fand bei hiesiger Unhversitaͤt der alljährliche Rektoratswechsel statt, der, wenn er auch schon viel von dem Glanz verloren, mit dem er in fruͤherer Zeit bekleidet gewesen, doch in althergebrachter Weise noch mit groͤßerer Feierlichkeit begangen wird, als auf den meisten anderen Universitäten Deutschlands. Zur Erhoͤhung derselben, namentlich in den Augen des großen Publikums, trägt nicht wenig bei der offentliche Auszug des gesammten Universitäts-Personals aus der Pauliner⸗Kirche nach der akademischen Aula, bei welchem der Rek— tor, die Dekane und Pedelle in ihrer alterthuͤmlichen Amts⸗ tracht erscheinen. Die Feierlichkelt in der Aula eroͤffnete der Universitaͤts Sänger-Verein mit der Auffuͤhrung eines Gloria von C. G. Muller. Die Rede des abgehenden Rektors, des Kirchenraths Dr. Winer, welche eine Uebersicht der Ereignisse und Veranderungen bei der Universitaͤt waͤhrend feiner Amts füh— rung gab, fesselte die allgemeinste Aufmerksamkeit theils durch, in⸗ teressante Darstellung, theils und insbefondere durch klasstsche Dictlon, und die Waͤrme, mit der sie vorgetragen wurde. Durch den Tod verlor die Unwersitaät im vorigen Jahre eines ihrer Glieder, den Professor Dr. Krug, der 30 Jahre hindurch an der— selben gelehrt, durch Weggang ebenfalls eines, den Hofrath und Professor Dr. Puchta, der zum Nachfolger von Savigny's nach Berlin berufen wurde. Neu angestellt wurden Dr. G. Hanssen aus Kiel als ordentlicher Professor der praktischen Staats⸗ und Kameralwissenschaften, und Br. K. F. Naumann aus Frei⸗ berg als außerordentlicher Professor der Mineralogie und Geolo⸗ gie. Der bisherige ordentliche Professor der Mathematik Drobisch wurde zum ordentlichen Professor der Philosophie und der bis— herige außerordentliche Professor Becker zum ordentlichen Pro— fessor der Archäologie befoͤrdert. Als Privat-Dozent habilstirte sich nur Einer und zwar in der theologischen Fakultaͤt, der Lizen— tiat M. F. Delitzsch. Promovirt wurden bei der theolegischen Fakultat 2 Lizentiaten; bei der juristischen Fakultat 10 Doktoren, darunter der Stadtrichter zu Lespzig Johann August Adolf Win— ter; bei der medizinischen 19 Doktoren, und bel der philosophi⸗ schen 28 Magister und Doktoren. Von den Studirenden ver⸗ starb eine ungewoͤhnlich große Zahl, naͤmlich 14, darunter einer in Folge eines Duells und ein anderer durch Selbstmord. Abgegan— gen sind 291, aufgenommen 294; nur ein Einziger wurde konsi⸗ lirt. Mehrere große Baue der Universitaͤt, deren einer auch das chemische Laboratorium aufzunehmen beslimmt ist, sind in der Ausfuhrung begriffen; neben dem Denkmale des Landgrafen Diezmann erhaͤlt die Universitaͤts-Kirche auch eine neue Orgel. An Vermaͤchtnissen erhielt die Univerfitaͤt durch das Fraͤulein Joh. Eleonore Bose, die Tochter des Professors der Medizin, die Summe von 19,060 Rthlr. und durch die verwittwete Johanne Ulrike Weiße wurde eine, Konviktstelle begruͤndet. Die Zahl der akgdemischen Lehrer betragt 100; von ihnen sind fuͤr das gegen⸗ waͤrtige Semester 302 Vorlesungen, Examinatorien, Repetitorien und andere Uebungen angesetzt (nicht blos 231, wie fruher irr— thuͤmlich berichtet wurde) und zwar in der theologischen Fakultaͤt Fb, in der juristischen 46, in der medizinischen 72, und in der phi⸗ losophischen 128. Nachdem der abgehende Rektor den neugewähl⸗ ten, den Demherrn und Professor Dr. Schilling, vereidet und die Insignien überreicht, legte Letzterer in einer ausfuͤhrlichen Rede seine Ansichten uͤber den Werth der allgemeinen Wissenschaften, der klassischen Sprache, der Philosophie und Geschichte fuͤr die Rechtswissenschaft dar, worauf die Feler mit der Auffuͤhrung einer Composition von Fr. Schneider endete.

Karlsruhe, 29. Okt. Das Großherzogl. Staats- und Regierungsblatt enthalt folgende landesherrliche Verordnung:

geopold von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, Herzog von Zaͤhringen. Die Deutsche Bundes- Versgnimlung hat in ihrer Sitzung vom 26. Maͤrz 1841, zur fortifikarorischen lh ell im der Ober⸗-Rheinischen Graͤnze Deutschlands, die Anlegung von Bundes- nn beschlossen, und als einen der zu befestigenden Punkte Ra⸗ statt bestimmt.́ Nachdem nunmehr auch' durch Bundesbeschluß vom 11. August d. P. die Grundlinien der Befeßtigung von Raßatt fest⸗ gesetzt worden sind, so finden Wir Uns bewogen, dieses hiermit zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Unsere Ministerien des Innern und, des Krieges sind mit den zur Vollziehung obiger Bundes ⸗-Be⸗ schluͤsse zu treffenden Anordnungen beauftragt. Gegeben zu Karls⸗ ruhe in Unserem Staats-Ministerium, den 51. Oktober is] 2. Leo⸗ pold. Frhr. v. Blittersdorff. v, Freydorf. Frhr. v. Ruͤdt. Auf hoͤchsten Befehl Sr. Königl. Hoheit bes Großherzogs: Buͤchler.

Das Regierung s⸗Blatt enthalt auch eine Bekannt— machung des Finanz⸗Ministerlums vom 24. Oktober, wonach von dem nach Gesetz vom 10ten d. M. zu kontrahirenden Anlehen von zwölf Millionen Gulden fuͤr die Eisenbahn⸗Schulden⸗Tilgungs⸗ Kasse die dem Beduͤrfniß derselben für die Budget ⸗Perlode ent⸗ sprechende Summe von 6 0h0 60 Gulden Aan die Bankhaͤuser M. A. von Rothschild und Söhne zu Frankfurt . M., Johann 9 und Soͤhne allda und S. von Haber und Soͤhne dahier in

Z prozentigen Partial⸗Obligationen kaͤuflich äberlassen worden ist,

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und für dlesen Betrag Partlal⸗ Obligationen von 1000 Fi, 500 Fl. und 100 Fl., verzinslich vom 1. Januar 1843 an, nach dem dabei * ,, Formular durch

a

ie Eisenbahn⸗ Schulden Tilgungs⸗ e werden ausgefertigt werden.

Xn Frankfurt a. M.,, 31. Okt. Der Königl. Belgl⸗ sche Minisfer der öffentlichen Arbeiten, Herr Demaizieres, war in Begleitung des General⸗-Inspektors der Belgischen Eisenbahnen, Herrn Telchmann, und des Eisenbahn-Direktors Herrn Massui, in den letzteren Tagen hier anwesend, die Taunus⸗Eisenbahn ken⸗ nen zu lernen. on hier hat er sich zu gleichem Zwecke nach der Straßburg⸗Baseler Eisenbahn begeben. Der Königl. Nieder— laͤndische Finanz⸗Minister, Herr Rochussen, ist auf der Räckreise nach dem Haag hier durchgekommen.

Die Abrechnung der Boͤrse fuͤr Oktober ging heute leicht voruͤber. Die Fonds gingen zum groͤßten Theil höher, das Geld

war ziemlich fluͤssig. Oesterreich.

Prag, 27. Okt. Die fruher gegebene Nachricht über die Anlage einer Eisenbahn zur leichteren Ausbeute und billigeren Verfuͤhrung der Steinkohlen aus den Westboͤhmischen Lagern an die Denau, ist von verschiedenen Seiten mit dem Vorgeben angefochten worden, daß der Staat keine Konzession fuͤr Ei⸗ senbahn⸗ Unternehmungen ertheilen werde, so lange die Staats⸗ bahnen nicht vollendet. Zur Beurthellung der Richtigkeit die⸗ ses Vorgebens kann nun der Umstand dienen, daß die Eisen⸗ bahn Unternehmung von Pilsen nach Budweis die Allerhoöͤchste Genehmigung, so wie zur Ausfuͤhrung durch eine Actien-Gesell⸗ schaft erhalten habe und die Actien-S ubscription berests der leb— haftesten Theilnahme sich erfreut. Wie bereits in früheren Be⸗ richten uͤber dieses, fuͤr unser Land nicht nur sondern auch fur die Erzherzogthuüͤmer Ober- und Nieder-Oesterreich dann fuͤr Bayern und Sachsen so wichtige Unternehmen bemerkt wurde, ist der blei⸗ bende Ertrag dieser, zunaͤchst auf die Verfrachtung eines Theils unseres großen Kohlen⸗Reichthums berechneten Bahn dadurch ge— sichert, daß durch einen Theil des Actien-Kapitals außer mehreren bereits in sehr lohnendem Betrieb stehenden Kohlenwerken, auch mehrere Schuͤrfungen und Muthungen als volles Eigenthum der Gesellschaft erworben werden, die in zwei uͤbereinander liegenden, sehr maͤchtigen Floͤtzen eine uͤberaus reiche Kohlen-Ausbeute fuͤr eine lange Reihe von Jahren verhelßen. Durch 18,355 Actien 200 Fl. C. M. soll nun das fuͤr alle Erwerbungs⸗, Bau- und Betrlebskosten, dann 4 pCt. Verzinsung der Actien waͤhrend der 2jaͤhrigen Bauzeit und Bildung eines Reservefonds noͤthige Kapi⸗ tal von 3671, 000 Fl. C. M. gebildet werden. Bei der allgemel⸗ nen Theilnahme, deren sich das Projekt hier und in Wien erfreut, ist an der baldigen Zusammenlegung dieser Summe um so weni— ger zu zwelfeln, da durch sorgfaͤltige, der öffentlichen Prufung dargelegte Berechnungen das geringste Erträgniß der Unnterneh— mung mit einer Jahres-Dividende von 05 pCt. außer den beson— deren 4 pCt. Kapitals-Zinsen gesichert ist. Da die Bahn in di— rektester Linie von den Libliner Gruben uͤber Pilsen bis Budweis wo sie an die dortige Bahn nach Linz anschließt blos eine Länge von 235 Deutsche Meilen beschreibt und der Wohlfeilheit der Kohle, als des Haupt-Objekts wegen, nur fuͤr den Betrieb mit Pferdekraft eingerichtet wird, se ist es leicht begreiflich, daß bei dem angenommenen uͤberaus niedrigen Frachtsatz von blos 1 Kr. pro Centner und Meile die Gesellschaft außer dem Absatze der eigenen Kohlen-Ausbeute von wenizstens 800 0h0 Ctr. jaäͤhrlich

wollte, in der sie sich in Folge der Ueberlegenheit der Fabrik von Barcelona befunden. Es durfte indessen doch wohl der Grund zu jener Maßregel tiefer zu suchen seyn und jedenfalls mit politi⸗ schen Ruͤcksichten in Verbindung stehen. ͤ

Catalonische Nachrichten versichern, daß die Franzdsische Po⸗ lizel zwei Landleute, die von den Karlisten uber die Graͤnze ge⸗ schleppt waren und denen man eine starke Ranzion abforderte, aus der Gewalt der Raͤuber befreit habe. Demnach hatte denn die fruͤher schon oft aufgestellte, aber nie recht deutlich bewlesene e ,. daß die kleinen Karlistischen Banden in Frankreich 3h ucht suchen und finden, eine vollkommene Bestätigung er⸗ alten.

General Zurbano hat am 1I7ten mittelst eines allgemei⸗ nen Aufgebots der Bevblkerung des Catalonischen Gebirges ein großes militairisches Treibjagen auf Banditen nach der Franzoͤsi⸗ schen Graͤnze zu veranstaltet, jedoch ohne positives Ergebniß. In Ermangelung der zu behenden Rauber hat Zurbano aber mehrere Verwandte des Karlistischen Chefs Plana de Mont gefangen nach Gerona bringen lassen. Franzoͤsischen Mittheilungen nach ist die Zurbano⸗Lefebvresche Sache im Begriff, dadurch geschlichtet zu wer⸗ den, daß der General den von ihm gemißhandekten Mann öffent⸗ lich um Verzeihung bitte und daß Herr Lefebvre zugleich von al⸗ ler gerichtlichen Verfolgung wegen verzoͤgerter Raͤumung des von ihm benutzten oͤffentlichen Gebgudes entbunden werde. Obgleich die fragliche Franzbsische Korrespondenz eine solche Genugthuung noch fuͤr ungenuͤgend zu halten scheint, so ist es doch mehr als zweifelhaft, daß Zurbano bei seinem hochfahrenden Sinne sich je⸗ mals 6h. verstehen werde, eine Abbitte und noch dazu eine bͤffent— liche Abbitte zu thun.

Aegypten.

Alexandrien, 7. Okt. Die erwartete Karawane ist 18 Tage⸗ reisen von Siut eingetroffen. Sie soll aus 6000 Kameelen be— stehen und ein bedeutendes Quantum Elfenbein, Straußfedern, Goldstaub u. s. w. mit sich fuͤhren. Es ist zu erwarten, daß die⸗ selbe auf unseren gelaͤhmten Einfuhr-Handel fehr guͤnstig einwirken werde, da seit zwoͤlf Jahren keine ahnliche den Aegyptischen Bo⸗ den betreten hat und eine Frage nach verschiedenen Handels-A1rti— keln entstehen muß, die so lange fast vergessen lagen.

Der Pascha wird auf einige Zeit Kahira besuͤchen, den Winter aber in Alexandrien zubringen.

Inland.

Berlin, 3. Nov. Se. Majestat der Konig haben Aller— gnaͤdigst geruht, dem General-Lieutenant von Hed'e mann, Eom— mandeur der Sten Division, die Annahme und Anlegung des ihm verliehenen Großkreuzes des Großherjogl. Sachsen?Weimarschen Ordens vom Weißen Falken zu gestatten.

Breslau, 31. Okt. (Schles. 3.) In der zur Wahl eines Ober⸗-Buͤrgermelsters heute angestandenen außerordentlichen Ver⸗ sammlung der Stadt⸗Perordneten wurden durch Stimmenmehr— heit Herr Regierungs-Rath Pinder aus Koͤnigsberg, Herr Kauf— mann Klocke und Herr Kaufmann Milde hierselbst zur Praͤsen— tation Sr. Majestaͤt des Koͤnigs gewaͤhlt.

Posen, 1. Nov. (Pos. 3.) Die Landesgraͤnze mit dem

und dem damit verbundenen gewinnreichen Verkauf nach Bud— weis, Linz, Wien und stromgufwaͤrts nach den Bayerischen Do⸗ naulanden, noch durch die Verfrachtung fremder Kohlen, vieler Guͤter der technischen und landwirthschaftlichen Industrie, so wie durch Personen-Transport ein nie fehlendes Ertraͤgniß erlangen wird. Der um dle Anregung dieses Unternehmens so hochver⸗ diente Graf Wurmbrand dem die Gesellschaft alle bisher aus Eigenem bestrittenen Vorauslagen abloͤst hat uͤbrigens auch die Allerhoͤchste Konzession schon vorläufig erhalten, um spaͤter diese Bahn von Pilsen nach Prag verlaͤngern zu duͤrfen. Den Actio— nairen der Pilsen⸗Budweiser Bahn ist das Vorrecht fuͤr die Be⸗ theiligung auch bei dieser zweiten Bahn vorbehalten, durch deren unbezweifelte Zustandebringung und Anschließung an die bereits beschlossene Prag⸗Dresdener Staatsbahn, außer anderen fuͤr un— ser ganzes Land und fuͤr Sachsen begreiflichen großen Vortheilen, dem Ostsee⸗Handel uͤber Stettin noch die unberechenbare Wohlthat erwachsen wird, daß diese Stadt binnen wenigen Jahren, wie uͤber Berlin und Dresden mit der Elbe, so auch uͤber Prag, Linz und Wien mit der oberen und der unteren Donau in direkter Eisenbahn-Verbindung sich befinden wird, ein Umstand, der gewiß wichtig genug, um auch die Aufmerksamkeit des Auslandes auf die r e, dieser neuen Boͤhmischen Eisenbahn⸗Unternehmung zu lenken.

Spanien.

S Paris, 29. Okt. Wahrend sich die Madrider Presse in einer unfruchtbaren Polemik uͤber die formalen Bedingungen der Vermählung der Koͤnigin Isabella immer tiefer verliert, be— schaͤftigen sich die Provinzialblaͤtter vorzugsweise damit, die zum Gemahl der Königin am meisten geeignete Person aufzusuchen. Die Arragonesischen Zeitungen haben seit der Anwesenheit des Infanten Don Francisco de Paula in Saragossa nicht aufgehoͤrt, die Vortheile einer Familien-Allianz zwischen der Königin und einem ihrer jungen Vettern geltend ju machen, und ihre Ansichten uͤber diese fr Spaniens Zukunft so hochwichtige Angelegenheit finden lauten Belfall bei den Blattern in den Nord⸗Provinzen und in Catalonien. Sie alle stimmen darin uͤberein, daß die Hand der jungen Isabella auf keinen Fall einem frem— den Prinzen gegeben werden durfe, in dessen Gefolge sich unfehlbar auch auslaͤndische Interessen in Spanien eindrän⸗ gen wuͤrden, und sie finden, daß der aͤsteste Sohn des Infanten Don Francisco de Paula, seinen Eigenschaften und Fahigkeiten nach, durchaus der Mann sey, den Spanien an die Selte seiner jungen Königin zu sehen wuͤnschen könne. Eine Korrespondenz des Barceloneser Constitucional sagt von dem jungen Infanten, „er sey eine gebieterische Nothwendigkeit fuͤr Spanien, er sey der Regenbogen der Parteien, und mit einem Worte das, was die Spanische Nation wuͤnscht, verlangt und for— dert.“ In Madrid scheint man nicht eben so zu denken. Die ministeriellen Blatter haben bis jetzt jedes Eingehen auf diese Personen⸗Frage mit der Bemerkung abgelehnt, daß es noch zu fruͤh sey, sich mit einer Angelegenheit zu beschffftigen, die aller Wahrschein⸗ lichkeit nach erst in einigen Jahren zur Erledigung kommen werde. Die Schließung der Tabaks-Fabrik in Barcelona giebt noch immer den Stoff zu Klagen und bitteren Bemerkungen selbst der sonst ministeriell gesinnten Catalonischen Blätter. k'nes derselben ver⸗ sichert, jene Maßregel gehe blos von einem Divisions⸗ Chef im Finanz⸗Ministerlum aus, welcher fruͤher Direktor der Tabacks— Fabriken von Valencia und Alicante gewesen sey, und der diese ihm lieb gewordenen Anstalten aus der kuͤmmerlichen Lage relßen

Koͤnigreiche Polen ist Anfangs vorigen Monats im Wreschener Kreise durch eine zusammengesetzte Kommission beider Landestheile neu behuͤgelt worden, wobei jedoch der Graͤnzdukt in seiner fruͤhe⸗ ren Lage verblieben ist. Nach den landraͤthlichen Berichten aus den Graͤnzkreisen, ist eine aus der mit Rußland neuerdings ge⸗ troffenen 1lebereinkunft herruͤhrende Veraͤnderung der fruheren Verhaͤltnisse noch nicht wahrnehmbar geworden. Nur eine Ermaͤßi⸗ gung der Wegegelder soll bis jetzt zur Ausfuͤhrung gekommen seyn. Eine Erleichterung des Graͤnz⸗Verkehrs ist im Uebrigen aber noch nicht eingetreten, auch macht man sich auf eine solche unter den jetzigen Verhältnissen wenig Hoffnung, denn diejenigen Waaren, welche der diesfaͤllige neue Tarif enthaͤlt und deren Zoll jenseits herunterge⸗ setzt ist, sollen in Polen selbst billiger seyn als diesseits, weshalb fuͤr die Preußischen Handeltreibenden sich fur jetzt zu einem vortheilbringenden Berkehre keine Aussichten eroff⸗ net haben. So lange diese hemmenden Schranken fortbe ste⸗ hen, erwarten die Bewohner der Graͤnzkreise auch aus ber mit dem 1. Januar k. J. eintretenden Vereinigung der in den Gouvernementsstädten des Königreichs Polen bestehenden Con⸗ sumtions-Kammern mit den Graͤnz-Zoll-Aemtern erster Klasse keinen Vortheil. Nachdem am 29sten v. M. die mit Rußland bestandene Kartel-onvention ihre Endschaft erreicht hat, haben die jenseitigen Behoͤrden den diesseitigen die Anzeige gemacht, daß sie die hoͤhere Anweisung erhalten hätten, Niemand, der ihnen auf Grund derselben von hier aus uͤberwiesen werden sollte, selbst

Deserteure, nicht anzunehmen.

Düseldorßf, 30. Okt. (Duüss. Ztg.) Die heutige Doppel— feier des Geburtsfestes Ihrer Koͤnigl. . . . der Prinzessin Friedrich wurde von Seiten des Militairs durch eine Parade begangen, auf welcher das gesammte Offizier⸗ Corps, Se. Excellenz den Divisions-General, Grafen von der Groͤben, an der Spitze, Sr. Kdͤnigl. Hoheit seine Gläckwünsche darbrachte. Hierauf spielten die Musik-Corps der beiden hier garnisonirenden Kavallerie⸗Regimenter (5ten Ulanen- und gten Husaren⸗Regiments) und des 16ten Infanterie⸗Regiments. Die Buͤngerschaft hatte zur Feier des Tages im Gasthof „zum Prinzen von Preußen“ (bei Gebr. Schleger) ein Fest-Siner veranstaltet, an dem auch die ho⸗ hen Militair- und Civil-Behoͤrden Antheil nahmen. Die Toaste auf das Wohl Ihrer. Majestäten des Koͤnigs und der Koͤnigin, Ihrer Koͤnigl. Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Friedrich, so wie des ganzen Koͤniglichen Hauses wurden mit Ve— isterung dargebracht und auf das herzlichste erwidert. Der Ober · Burgermeister Herr von Fuchsius nahm Veranlassung, der eigentlichen Feier des Tages die Huldigungen darzubringen, und niemals wohl wurden herzlichere Worte mit herzlicherer allgemei⸗ nerer Theilnahme entgegengenommen! Unter' don mancherlei fol⸗ genden, theils durch den Gegenstand, theils durch die Form in— teressanten Trinkspruͤchen, zeichnete sich in beiden Beziehun⸗ gen der des Herrn Regierungs-Rathes Altgelt aus, dem freien Worte galt es, dem dieser ausgezeichnete Beamte das Gedeihen mit ergreifenden eindringlichen Worten unter dem Schutze unseres großen Köoͤnigs weissagte, der es heilbringend lebendig machen werde in Seiner großartigen An⸗ schauung der Zeit und der Verhaͤltnisse. Man kann sich den An⸗ klang denken, der gerade unter den obwaltenden Umstaͤnden ein so allgemeiner als begeisterter war. Das Theater felerte das Fest durch den Triumphmarsch von Beethoven, durch einen Prolog und durch die Auffuͤhrung der Rossinischen Oper „der Barbier

von Sevilla“. Wenn auch all diese Festlichkeiten nicht durch