aller Demuthigungen und durch das Umgehen aller Hindernisse im Besitze der Gewalt bleibt.“
Es soll die Absicht des Herrn Guizot seyn, den Herrn von Bourqueney, jeßigen Geschaͤftstraͤger in Konstantinopel, zum Ge⸗ sandten daselbst zu ernennen; 4 zweifelt man, daß der Graf Pontois auf diesen Posten zuruͤckkehren werde.
Herr Olozaga ist vorgestern von Bruͤssel . eingetroffen. Er ist bis jetzt nur von dem Spanischen Geschaͤftstraͤger empfan⸗ gen worden und hat sich im Ministerium der auswärtigen Ange⸗ legenheiten noch nicht blicken lassen. Es heißt, er erwarte hier die Antwort auf Depeschen, die er vor acht Tagen nach Madrid ge⸗ sandt habe, und die ihn wahrscheinlich nach Spanien zuruͤckberu⸗ fen werden.
Herr Logier, einer der Astronomen der hiesigen Sternwarte, hat vorgestern, gegen sieben Uhr Abends, in der Tonstellation des Drachen einen außerordentlich schwachen teleskopischen Kometen entdeckt, anscheinend ohne Schweif.
tt Paris, 30. Okt. Die Organe der Opposition der Linken koͤnnen sich noch immer nicht uͤber die Verfassungswidrigkeit, die Unrechtmaͤß igkeit der ire , beruhigen, welche die Gegner des Projekts eines Franzoͤsisch⸗Beigischen Zoll-⸗Vereins bei Herrn Fulchiron gehalten haben. Dieselben Blaͤtter, welche die Reuͤnion MWilon⸗Barrot, die Reunion Ganneron und wie die fruheren par⸗ lamentarischen Klubs sonst heißen, als aͤußerst patriotische Anstal⸗ ten unter ihren Schuß nahmen, dieselben Blaͤtter rufen jetzt aus, daß das Vaterland und die Verfassung in Gefahr sey, weil eine An⸗ zahl von Deputirten sich die Freiheit nimmt, die Nachtheile einer Zoll⸗ Verbindung mit Belgien in Berathung zu ziehen und sich uͤber die geseßlichen Mittel zur Hintertreibung dieses Projektes zu be— sprechen. Die Erklaͤrung dieser Inkonsequenz liegt leider nur zu nahe. Der Courrier frangais und das Siecle theilten das Interesse, in welchem jene parlamentarischen Reunionen gebildet waren, und darum billigten sie dieselben mit Herz und Hand und Mund; dagegen sind die Zwecke der Versammlung bei Herrn Fulchiron den Wuͤnschen dieser Blätter entgegengesetzt, und nun stehen sie nicht an, die 4 — keit solcher Versammlungen uberhaupt zu leugnen, statt daß sie 3 billiger⸗ und verstaͤndiger⸗ ö darauf beschraͤnken sollten, die Tendenzen derselben zu be⸗ kaͤmpfen.
Jene machen Partei, welch' unerhoͤrtes Beginnen!
„Aber . Partei?“ Ei, die versteht sich von selbst. Diesen Dialog hoͤrt man hier alle Tage auffuͤhren. Die schlimme Seite des politischen Parteiwesens in Frankreich ist, daß es darin an Ueberzeugungstreue und an Grundsaͤtzen mangelt, daß inner⸗ halb seines Bereiches die Prinzipien alle Augenblicke den Erfor⸗ dernissen der Taktik aufgeopfert werden. Dieses Verfahren traͤgt uͤbrigens seine Strafe in sich selbst. Ueber dem häufigen Wechfel der Mittel verliert man in den meisten Fallen die Resultate, und die Gesammtwirkung dieses ganzen Treibens ist die augenschein⸗ liche Abstumpfung der oͤffentlichen Empfaͤnglichkeit fuͤr politische Interessen.
Großbritanien und Irland.
London, 29. Okt. Die Veraͤnderung in der Constitution der Kolonie Neufundland, vermoͤge welcher namentlich die legis⸗ lativen und exekutiven Functionen des dortigen Raths getrennt worden sind, ist am 23. September daselbst von dem Gouverneur Sir John Horvey amtlich proklamirt worden.
Das Arabische Kriegsschiff „ Sultana“, welches die Geschenke
des Imam von Mugkat fuͤr die Koͤnigin uͤberbrachte, wird jetzt auf dem Werft von Woolwich vollig ausgebessert und soll Ende naͤchster Woche seine r, ü. antreten. Die Zahl der Matrosen und Sklaven an Bord betraͤgt etwa 40; die Regierung hat ihnen Vorraͤthe auf drei Monate an Reis, Zucker und Kaͤse verabfolgen lassen; Fleisch wollten sie nicht annehmen, da sie dasseibe nur von solchen Thieren essen, die einer von ihnen felbst getoͤdtet hat. Der Steuermann hat ein Englisches Maͤdchen geheirathet, und der Capitain wollte sich dieser Tage ebenfalls fn der Kirche zu Woolwich mit einem jungen Madchen, einer Waise, trauen lassen. Der Geistliche versagte aber die Trauung, so lange er nicht uͤberzeugt sey, daß der Bräutigam, der kein Wort Eng⸗ lisch versteht, durch einen Dolmetscher von der Bedeutung der Ceremonie einen Begriff erhalten habe, und das Paar ging fort, um zu versuchen, ob man es zu Deptford trauen werde. Einer der Arabischen Matrosen hat uͤbrigens ausgesagt, daß der Capitain daheim schon zwei Weiber habe. Die Admiralitaͤt und das Feld— zeugamt haben befohlen, 12 Anker und 10 Zwoͤlfpfuͤnder, außer mehreren anderen Geschenken der Koͤnigin fuͤr den Imam, an Bord der Sultana“ zu bringen.
Der Herzog von Richmond, einer der reichsten Gutsbesitzer Schottlands, versammelte neulich in seinem Schlosse zu Huntley 200 seiner Paͤchter zum Diner. Er erklaͤrte bei dieser Gelegen⸗ heit, daß er jeden seiner Paͤchter, der im Jahre 1841 einen Kon—⸗ trakt abgeschlossen oder erneuert habe, desselben zu entbinden bereit sey, falls der Paͤchter sich dadurch unter den jetzigen Verhaͤlt— nissen, nach dem neuen Korngesetz und dem veränderten Tarif, benachtheiligt glaube. Auch kuͤndigte er an, daß er, um den neue sten landwirthschaftlichen Fortschritten auch in Schottland den Weg zu bahnen, jahrlich 100 Pfd. St. zu Prämien an seine Pächter fuͤr Verbesserungen in der Viehzucht verwenden wolle.
In seinem Boͤrsen⸗Rrtikel sucht der Standard zu beweisen, daß die Vankerotte im Getraidehandel durchaus nicht die Folge des ven Sir Robert Peel eingefuͤhrten neuen Getraidezolls, sondern die Folge der reichen Aerndte seyen, durch welche die Speculationen in. Gehraide, fehigeschiagen wären. Wenn aber auch durch die reiche Aerndte mehrere Getraidehaͤndler verloren, fuͤr das Land im Ponzen sez dielelbe von der grhhten Wichtigkeit. Dasse lt lan fährt in seinem BVoͤrsen⸗-Artkkel auch an, daß einzelne Englische Häusgr, im vergangenen Mal und Jul n im Schwarjen und dem Mittellaͤndischen Meere Weizen zu 0 bis i Sh. da? Quar- ter gekauft hätten; dazu kemme die Fracht zu 12 Sh. und der jebige Eingangszoll zu 18 Sh. so daß diesen Haͤusern der Weizen bis gnglanz 70 Sg. zu stehen kame; wenn (nen n. England zu Markt kemme, so konne er nach den jetzigen Getraide⸗Preisen . seiner = 35 bis 40 Sh. verkauft werden. Der
an demselben ö ö . etrage daher die ganze Halfte des angeleg⸗
Im Hafen von Portsmouth w Bord des Kanonenschiffs „Excellent“ ein anziehen vorgenommen. In Bezug auf Krie 6: Dampfbote, welche, wie man allgemein glaubt, die künftigen eekriege entscheiden werden ist noch die wichtige Frage zu löͤsen: wie können die Dampfma⸗ schinen im Gefecht vor den feindlichen Kugeln geschützt werben? denn schlaͤgt eine Kugel ein Loch in den Dampftkeffei, so ist das Schiff in demselben Augenblick kampfunfaͤhig gemacht. Bis jetzt ist auf den meisten im aktiven Dienst verwendeten Kriegs⸗Dampf⸗
böten der Kessel mit einer Einfassung von 15 aͤber eingnder ge⸗ legten Metallplatten, deren jede 3 Zoll dick ist, geschuͤtzt. .
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dition die Haltbarkeit dieser Schutz-Vorrichtung geprobt hat, so stellte man jetzt auf dem obengenannten Schiff in Gegenwart der Admirale Codrington und Parker und vieler See⸗ und Artillerie- Offiziere einen Versuch an, indem man auf eine eiserne Scheibe genau von derselben Dicke mit Kugeln ver— schiedenen Kalibers gus der gewbhnlichsten Kampf⸗Distanz von Englischer Meile schoß. Der erste Schuß, ein i un. Hohl⸗ schuß aus einem Pairhans⸗68Pfünder traf das Centrum der Scheibe und bog sie, ohne durchzuschlagen, fuͤnf Zoll tief ein, wo⸗ hei die Kugel zurücksprang und zersplltterte. Die zweite, feste Kugel aus einem 32Pfunder traf den Rand der Scheibe, güitt ab und zersprang in zwei Stucke. Die dritte Kugel von gleicher Schwere blieb im Centrum der Scheibe stecken. Die vierte schlug, die steckende dritte Kugel mirnehmend, durch. Ungefaͤhr zehn an⸗ dere Schuͤsse zertruͤmmerten die Scheibe gaͤnzlich. Man hat dem⸗ nach die Ueberzeugung gewonnen, daß der bisherige Schutz der Dampfkessel unzureichend ist. Zugleich aber hatte man Gesegen⸗ heit, die ungemeine Zielfertigkeit der Englischen Schiffs⸗AUrtillerie zu bewundern. Die Offiziere der Oesterreichischen Fregatte ‚Bel⸗ lona“ wohnten dem Experiment bei.
Auf die Vollendung des Themse⸗-Tunnels ist so eben eine Denkmuͤnze erschienen, welche auf der Hauptseite Namen und Brustbild des Erbauers, Sir Isambert Mark Brunel, und auf dem Revers die Inschrift traͤgt: Themse⸗Durchstich von Rother⸗ hithe bis Wapping 1200 Fuß 5 angefangen im Januar 1826; im Jahre 1828 um 600 Fuß gefordert; 180 006 Pfd. St. von Ac⸗ tionairen geliefert; wieder begonnen im Jahre 1836 durch eine Bewilligung von 270 000 Pfd. St. von Seiten des Parlaments und vollendet 1842.“
Ueber die Darstellung, welche der Verein gegen die Kornge⸗ setze in seiner Adresse an das Englische Volk von feinen Geldmit⸗ teln und ihrer Verwendung gegeben, bemerkt der Standard, die oͤffentlichen Vorlesungen gegen die Korngesetze und die ausge— theilten Abhandlungen gegen dieselben im abgelaufenen Jahre haͤt⸗ ten hoͤchstens eine Summe von 15000 Pfd. Sterl. wegnehmen köͤnnen; wenn nun der Verein doch 100, 00 Pfd. Sterl., wie er selbst sage, verausgabt habe, so wurden die uͤbrigen Ss 000 Pfd. Sterl. wohl 4 verwendet worden seyn, um die Unruhen der Fabrik⸗Arbeiter im Norden hervorzurufen und alles Üngluͤck der⸗ selben herbeizuführen.
Der vierteljährliche Verkauf von Indigo hier am Platze wurde vorigen Dienstag beendet. Es waren zum Verkaufe 15,000 Kisten angekuͤndigt; davon wurden jedoch 3360 wieder zu⸗ ruͤckgezogen und 2409 von den Eigenthümern zurückgekauft, fo daß nur etwa 9000 Kisten zum Verkauf kamen. Davon wurden fuͤr England 2000 Kisten gekauft, fuͤr Rußland und Deutschland 1500 Kisten und fuͤr Frankreich 2600 Kisten.
Niederlande.
Aus dem Haag, 31. Ott. Heute hat eine aus Mitglie— dern beider Kammern zusammengesetzte Deputation der Gencral— staaͤten dem Koͤnige die Adresse als Antwort auf die Thron⸗Rede uͤberreicht, deren Jnhalt sie Satz fur Saß rekapitulirt, ohne et⸗ was Wesentliches hinzuzufügen.
Belgien. XR Brüssel, 30. Okt. Das Resultat der Wahlen, wodurch im ganzen Lande die Gemeinde⸗Raͤthe zur Haͤlfte wieder erneuert wurden, ist jetzt bekannt. Wir haben bis zur Bekanntwerdung der Wahlen aller einigermaßen bedeutenden Ortschaften gewartet,
jedoch weder die Syrische, noch bisher die Ehineñs e See⸗ Expe⸗
e
um kein voreiliges und einsestches Urtheil zu fallen, obgleich das Buͤlletin jedes Tages die Vermuthungen bestaͤtigte, zu welchen die Wahlen in der Hauptstadt einigermaßen berechtigt hatten. Jetzt ist auch nur eine Stimme vorhanden, unter Siegern und Besieg⸗ ten; Jedermann, waͤre es auch mit Bedauern, muß gestehen, daß nie die Wahlen entschiedener und in solcher ortlichen Ausdehnung liberal gewesen seyen, als in diesem Jahre, und wir sa⸗ gen gewiß nicht zu viel, wenn wir behaupten, daß sie auf katholischer Seite eine große Ueberraschung hervorgeru⸗ fen haben. Bevor wir kurz einige Resultate mittheilen, ist es wohl angemessen, einen Blick auf die Vorgänge zurkckzu⸗ werfen, die nach unserem Dafuͤrhalten Allen einigen Aufschluß aͤber diesen Ausgang geben. Ihre Leser werden sich noch der leb⸗ haften Kammer⸗Diskussionen erinnern, welche sich bei Gelegenheit der beantragten Aenderungen in der Gemeinde⸗Verfassung erhoben. Das Ministerium hatte einige Aenderungen, besonders in der Er⸗ nennungsweise des Buͤrgermeisters gewuͤnscht, welche dem Prinzipe nach von den gemaͤßigten Liberalen gebilligt, jedoch noch nicht hin⸗ laͤnglich durch die erst jährige Auskbung des Gemeinde⸗Gesetzes motivirt befunden wurden. Der katholischen Partei erschienen aber diese ministeriellen Antraͤge, wodurch die Regierung das Recht erhalten sollte, aus nahmsweise den Buͤrgermeister auch außerhalb des gewahlten Gemeinde:-Rathes zu ernennen, und auf die Finanzen der großeren Staͤdte einen wirksamen Einfluß auszuuͤben, nicht hinreichend; sie verlangte vor Allem eine Abaͤnderung im Wahl— geseke. Vor fuͤnf Jahren, als es sich um die Gruͤndung der Ge— meinde⸗Verfassung handelte, hatten die Anhaͤnger dieser Meinun
sehr liberale, mehrere sogar extreme demokratische Grundsaͤtze en. gestellt und dabei wahrscheinllch auf eine große Sympathie, beson⸗ ders der niederen Buͤrgerklassen, fuͤr die katholische Richtung ge— rechnet. Als aber mehrjaͤhrige Erfahrung ausgewiesen, daß beson⸗ ders in den großen und mittleren Staͤdten die liberale, der Ein⸗ mischung der Geistlichkeit in politische Angelegenheiten abholde Meinung in stetem Wachsen begriffen war, glaubte sie gegen die⸗ ses Uebel eine Abhuͤlfe suchen zu muͤssen und gerleth so auf den Gedanken, saͤmmtliche Städte uber 12000 Einwohner in drei bis acht Sectionen zu zerstuͤckeln, so daß jede Section und jeder Waͤh⸗ ler nicht mehr über saͤmmtliche Kandidaten, sondern nur einen proportionsmaͤßigen Theil derselben zu votiren hatte; ferner ver⸗ langte sie, daß die Zahl der in jeder Section zu waͤhlenden Mit⸗ glieder des Gemeinde⸗-Rathes nicht nach der Zahl der hn , Waͤhler, sondern nach der Population einer jeden Abtheilung be⸗ stimmt wurde. Die liberale Partei wollte auch hierin eine Schlinge erblicken, indem die volkreichen Stadtviertel meistens die äarmsten sind, und die Geistlichkeit in denselben gemeiniglich großeren Einfluß behalten hat. Wie dem nun sey, es wurden diese von den Haͤuptern der katholischen Partei in der Kammer beantragten Veraͤnderungen mit Eniruüͤstung, auch von den gemaͤßigten Llberalen, aufgenommen und man erinnert sich noch, wie ein bedeutender katholischer Deputirter von Ant⸗ werpen sich, wie er sich ausdruͤckte, von einer Partei lossagte, welche nur Reactionen hervorrufen konne. Die große Ye . des Ministeriums war diesen K abgeneigt, suchte auch die Antragsteller zur Zurücknahme zu bestimmen; leider befand sich aber dag Ministerium, um seine eigenen Anträge durchjubringen, in der Nothwendigkeit, sich auf die kathollsche Hehn stůßen 9 mössen, und diese stellte dafur die Bedingungen, die über die Ab⸗ sicht der Regierung weit hinaus gingen. Die Veraͤnderun⸗ gen, wurden mit einer geringen 3 . in der De⸗ putirten⸗ Kammer angenommen, der Minister des Innern
die wenigsten Uebelstände verursachende Weise zur Ausuͤbung, in⸗ dem einerseits nur die moöͤglichst geringe Zahl (3 — 4 Sechionen gemacht und andererseits dieselben so in den Staͤdten angeordnet
lichster Proportion stand. Freilich hat auf die ahlen die geringere Anzahl der Sectionen wenig oder keinen Einfluß gehabt, da das Resultat in den großeren Städten, wie die Statistik der Bä— reaus beweist, auch wenn 8 Sectlonen gemacht worden waͤren, dasselbe geblieben seyn warde. Was den Ausgang der Wahlen herbeigefuͤhrt hat, ist die Aufregung, die durch die letzten Maß⸗ regeln hervorgerufen wurde, und der entschiedene Wille der Ma⸗ jorität, den ohne Hehl aufgestellten Grundsatz divide et impera durch Einmuͤthigkeit in der . zu vereiteln.
In den 21 Staͤdten, welche mehr als 12060 Einwohner zaͤhlen und daher dem neuen Wahlgesetz verfielen, darf man zum wenigsten 15 rechnen, wo die liberale. Majoritäͤt gesiegt, 2 wo sie unterlegen, 4 wo keine erhebliche Veraͤnderung eingetreten ist, am entschiedensten liberal sind die Wahlen in Bruͤffel, Laͤttich, Löwen und Tournay r. die Wahlen von Luͤttich und Lowen sind besonders in der Hinsicht bezeichnend, als erstere der Siß des bekannten Bischofs van Bommel, die zweite der der katholischen Universitaͤt ist. In Antwerpen, wo es sich besonders um die Wahl des der katholischen Partei angehörenden Bärgermeisters han—
wiederernannt; waͤre das fruͤhere Rahe in Anwendung geblieben, so wurde die Wahl gescheitert seyn. In Gent hatte bisher die oran⸗
gistische Faͤrbung der Wahlen die gewohnliche Eintheilung in Li⸗ berale und Katholiken ungenau gemacht; es haben sich äber seit dem Friedensschluß mit Holland die Orangisten und Liberalen ein— ander mehr genaͤhert, und das katholische Element ist dadurch um so sichtbarer in eine geringe Minorität getreten. In Brugge, wo die beiden Parteien in Gleichgewicht sind, und in Mons, wo die liberale Meinung fast ausschließlich herrscht, ist statu quo geblie⸗ ben; in Courtray, Stadt dritten Ranges, ist die liberale Partei unterlegen. Wir uͤbergehen die 1 Ortschaften, obgleich sich 36 hier viel staͤrker, wie fruͤher, die liberale Richtung kund gegeben hat.
Was man nun aber bei diesen Gemeindewahlen bedauern muß, ist der fast ausschließliche politische Charakter, den sie ange⸗ nommen haben, statt nach der administrativen Geschaͤftsfäͤhigkeit zu fragen, wurde nur die polltische Meinung in Betracht gezogen, ein Umstand, der freilich seine Erklarung in der 63 der , und der unvorsichtigerweise angeregten Diskussionen
ndet.
Man sieht aber jetzt aus dem Resultate der Wahlen, daß sich ein Wort, welches Herr Devaux vor zwei Jahren in der revue nationale aussprach, aber damals einen wahrhaften Sturm uber das liberale Ministerium heraufbeschwor, daß naͤmlich die Zukunft in Belgien der liberalen Meinung gehoͤre, vielleicht fruher in Erfüllung gehen durfte, als es selbst exaltirte Liberale vermu⸗ thet haͤtten. Elne Partei stäͤrkt sich immer durch die Fehler der anderen, und es sind von der einen Seite in den letzten e. bedeutende Mißgriffe begangen worden. Die katholischen Blaͤtter mochten aber jetzt gern glauben machen, es traͤfe die Nie⸗ derlage die Regierung und nicht die katholische Meinung, welche bleibe, was sie vorher gewesen. Es ist dies aber eine falsche und, wie uns dünkt, wenig ehrenhafte Darstellung der Sachlage. Die
anze die Wahlen dominirende Aufregung, wodurch das Resultat abe fahr worden ist, hatte in den letzten Veraͤnderungen des Gemeinde Gesetzes ihren Grund, und Jedermann weiß, von wem und
brachte jedoch dieselben bei den jetzigen Wahlen auf eine,
in welcher Absicht dieselben betrieben worden sind. Im Gegentheil, die Regierung kann sich durch die jetzigen Vorfaͤlle staͤrken; sie hat aller dings bei der bevorstehenden Ernennung der Buͤrgermeister die Ma⸗ joritaͤt der Gemeinderaͤthe wohl zu beruͤcksichtigen, allein wenn sie sonst die Stellung einhaͤlt, welche der Minisser des Innern bei sehr wichtigen Fragen, z. B. bei dem Elementar ⸗ Unterrichts: Ge⸗ seße mit Festigkeit behauptet hat, so kann sie der unterstůützung aller Gemaͤßigten versichert seyn. Eine theilweise Veraͤnderung des Ministeriums wird nun an sich zwar nicht unmoglich, allein sie ist wegen der Stellung der Parteien in der Kammer sehr schwierig, und da das Ministerlum die Absicht hat, in der bevorstehenden Session keine politischen, sondern positive, besonders Handelsfragen vorzutragen, so koͤnnen wohl, bevor eine Aenderung gemacht wird, die Wahlen vom kuͤnftigen Juni, wodurch die Kaminer zur Hälfte erneuert wird, abgewartet werden.
Ueber die Handels-Frage, die jedoch keinen Fortschritt ge— macht, naͤchstens ein Mehreres.
Denutsche Bundesstaaten.
München, 30. Okt, Briefe aus Hohenschwangau melden die am 26sten Nachts erfolgte ir Ankunft des Kronprinzen und der Kronprinzessin. Ihre Koͤniglichen Hoheiten wurden zuerst unter einem Ehrenbogen an der Landgerichts⸗Graͤnze von dem Beam⸗ tenstand und dann unter einem zweiten am Fuß des Schloßbergs von dem Fest-⸗Comité empfangen. Ueberall waren die Wohnun⸗ gen an der Straße festlichst geschmuͤckt und beleuchtet, eine weite Strecke brannten bunte Lichter an beiden Seiten derselben, und das Schloß selbst strahlte den erlauchten Ankommenden ebenfalls in brillanter Beleuchtung entgegen. Am Donnersta empfingen sie verschiedene Aufwartungen. Ueber die vorgestrigen Festlichteiten, namentlich uͤber die Berg: Beleuchtung, zu welcher seit Wochen alle Anstalten getroffen worden waren, sieht man heute naͤheren Nachrichten entgegen.
Se. Majessät der Koͤnig haben den Regierungs-Praͤsidenten der Oberpfalz und von Regensburg, Freiherrn von Zu⸗Khein, zum lebenslaͤnglichen Reichsrath ernannt.
Karlsruhe, 26. Okt. (A. 3.) Die Repressalten, welche der Kanton Aargau gegen die ihn betreffende Badische Zoll⸗Maß⸗ regel ergriffen hat, stellen eine kuriose Art von Vergeltung vor, naͤmlich eine solche, welche zunächst die Aargaulschen Kantons⸗ Angehbrigen selber trifft. Indem Vaden die Einfuhr einiger i e r, Absatz⸗ Artlkel 3 der Graͤnze eines einzelnen Kantons beschraͤnkte, schloß es sich nicht von dem Bezug dieser Artikel aus, da links und rechts von dem Kanton Älargau noch Schweiz genug übrig ist; der Kanton Aargau aber, n= dem er Badische Ausfuhr-Artikel, welche er bisher als Bedarf bei sich n. nunmehr ausschließt, hat dafür keinen Er satz (da die Badische Graͤnze links und rechts von ihm noch weiter reicht), als eben bei seinen Schweizer Nachbarn einzukaufen, welche dafur ihrerseits um so viel mehr aus dem Badischen heruͤberholen muͤssen. Die Badische Zoll⸗Verordnung nahm dem Kanton Aar⸗ gau einen Theil seines Verkehrs weg, um dafur seine Nachbarn zu beguͤnstigen; die Aargauische Repressalie besteht nun darin, daß der Kanton von seinetwegen sich auch den anderen Theil des Ver— kehrs wegnimmt, und zwar ebenfalls zu Gunsten seiner Nachbarn.
Von der angekuͤndigten Zeitschrift vaterländische Hefte, worin ein? Anzähl Stande⸗-Mitglieder aus der leßzten zweiten Kammer ihre Ansichten uber „snnere Angelegenheiten niederzu⸗
wurden, daß die Zahl der Waͤhler mit der i in moͤg⸗
⸗ . 8 han um nicht ihren delte, wurde derselbe in einer Section mit 17 Stimmen Majoritaͤt
jetzt das erste Heft erschienen. Dasselbe ent— lt Aufsaͤtze von 23 Bassermann, Zittel und Mathy. : Man sieht einer neuen Au von Hebels Werken entge— gen, wobei, dem Vernehmen nach, auch Beitraͤ 2 Charakteri⸗ stik des Berewigten von naheren Freunden desselben zu erwarten
stehen.
1. Nov. Se. Hohelt der Erbgroßherzog ist zu , . bei seinem Schwager, des Kronprinzen von Bayern Königl. Hoheit, von hier nach Hohenschwangau abgereist.
ningen, 20. Ott. (Frankf. J.) Eine Verfüͤgung
des —— r forium u Hildburghausen vom 27. Jull be— stimmt, daß fernerhin den Israelitischen Schuͤlern in christlichen Schulen nicht mehr, wie bisher, verstattet seyn solle, sich während des Unterrichts am Sabbath des Schreibens zu enthalten, indem dies im Allgemeinen die Schul-Ordnung stoͤre und diesen Schuͤ⸗ lern selbst zum Nachtheile gereiche, und eine Vernehmung des proviforischen Land⸗Rabbiners hieruͤber die Ueberzeugung begrůn⸗ det habe, daß jene Weigerung nur auf einer einseitigen Auslegung religloser Satzungen . 3* i hn , i di ng aus, da raelitische Ae ⸗ n,, . indern aus falschem Vorurtheile die Vortheile der in christlichen Schulen zu erlangenden Ausbildung entziehen
werden. . Oesterreich.
Triest, 24. Okt. (Oest. Lloyd,.) Unsere Boͤrse hat be— schlossen, 23 oder mehrere geeignete Individuen nach Ostindien zu senden, zur Pruͤfung der dortigen Handels-Verhaͤltnisse und Erforschung, ob zwischen jenen, Laͤndern und unserer Monarchie nützliche Verbindungen anzuknuͤpfen seyen. Indem wir diesen Schritt schon an und fer sich ganz zeitgemäß finden, hoͤren wir nun mit Vergnůͤgen nech, daß die hiesige Boͤrfe sich an die Han⸗ dels Kammer in Vinci gewendet, dieser Mittheilung von ihrem Plane gemacht, und sie eingeladen habe, sich ihr anzuschließen. Wir wuͤnschen von Herzen, daß die altere Schwester nicht ver⸗
9 beabsichtigt, i h
schmaͤhen niöge, dieser Einladung der jaͤngeren zu entsprechen. Die
reichen, und die Gemeinschaft des von alten Zeiten her so hoch⸗ beruͤhmten Venedig mit dem jugendkräͤftigen Triest wuͤrde sowohl den zu durchforschenden Gegenden als der theilnehmenden Heimat ein Vertrauen einfloͤßen, welches zu den schoͤnsten Erwartungen berechtigen könnte.
vereinigten Kraͤfte wurden welt sicherer das . Ziel er⸗
Serbien.
Von der Serbischen Gränze, 22. Okt. (Schles. 3.) Von den hoöͤchsten Beamten, naͤmlich den Ministern, sind zwei fluͤchtig, Protitsch und Radicsevitsch, einer Rajevitsch, der einen Tag in der Grube am Vracsar zubringen mußte, befindet sich in Ketten, und nur einer, Stanitschitsch, hat sich den neuen Macht⸗
habern angeschlossen. Vom Senate sind fluͤchtig: der Praͤsident
Jephrem Obrenovitsch, dann die Senatoren Mileta, Wule, Anta Protisch, Golub, Herbez, Markovitsch, Milutin Schabaraz und
Ilia Popovitsch; der Senator Andrejevitsch wurde von den Re⸗
bellen ermordet, und Peter Tuzakovitsch, welcher bei Schabari den Re⸗ bellen in die anf fiel, wird seit der Zeit vermißt; von 17 Senats⸗Mit⸗ liedern befinden sich alsp nur noch 6 beim Leben oder auf heimathlicher Erde. Dasselbe Verhaͤltniß findet bei fast allen Aemtern statt. Von der Geistlichkeit wurden die Konsistorlal⸗-Raͤthe Markovitsch und Josef Stephanovitsch ihrer Wurde . und in die Ver⸗ bannung geschickt; der Garnison⸗ Prediger Erzpriester Johann Stephanovitsch in Eisen gelegt, der Schaͤbaczer Bischof Maxim. Saovitsch abgesetzt, und in gemeinen Moͤnchskleidern nach dem Derge Athos in die Verbannung geschleppt. Dasselbe Loos traf den Erzpriester Paulovitsch und den Erzdiakon Kovacsevitsch. Meh⸗ rere gleich achtungswerthe Geistlichen . entflohen. Von den Be—⸗ zirks⸗Praͤfekten sind die von Belgrad Jvanovitsch, von Semendrla Pe⸗ ter Popovitsch, und von Schabacö M. Simitsch dem Fuͤrsten Michael auf Oesterreichisches Gebiet gefolgt, die Praͤfekten von Podrinje, Sol⸗ datovitsch, von Uschize, Mütschitsch, von Rudnik, Wukomanovitsch, von Tschiupria, Georgievitsch, von Gurgussovacz, Petschanin und von Alexinacz, Radoikovitsch schmachten nach den fuͤrchterlichsten Mißhandlungen, mit schweren Ketten beladen, theils im Kerker, thells in der schauderhaften Grube am Vracsar, die Praͤfekten aber von . Georg Popovitsch, von Poscharevacz, Georgie⸗ vitsch und von Tschatschak D be, mn, sind den an ihnen ver⸗ uͤbten Grausamkeiten erlegen; von 17 Praͤfekten haben sich also nur 5 der neuen Regierung angeschlossen, und in die— sem Verhaͤltniß ght es durch alle Stände; von den 17 Praͤ— fekten, von den Gerichts⸗-Mitgliedern, Distrikts-⸗Kommandanten u. s. w. weiß man sogar nur einzelne anzuführen, welche unge⸗ straft am heimathlichen Heerd verweilen durften. Die bel weitem groͤßere Zahl schmachtet im Gefaͤngnisse, irrt, Zuflucht suchend, umher oder wurde ermordet. Dem Postmeister in Kragujewacz wurde eine schwere Kette um den Hals gelegt und mit dieser wurde er an eine Mauer gefesselt, bis er den Geist aufgab; der Distrikts⸗ Physikus Dr. Nicolitsch zu Poscharevacz, ein kruͤppelhafter Mensch, wurde der Art mißhandelt, daß man an seinem zlufkommen zwei⸗ felt; aͤhnliche Behandlung widerfuhr dem ehemaligen Depulirten der Serbischen Regierung in Konstantinopel Milohtovitsch, einem Greis von mehr als 80 Jahren, der noch in Ketten liegend, sein
Ende herbeifleht. La⸗Plata⸗ Staaten.
Montevideo, 23. Juli. Admiral Massieu de Clerval langte gestern fruͤh aus Buenos-Ayres wieder hier an. Dem Ver⸗ nehmen nach hatte Rosas auf die Nachricht von seiner Ankunft in Buenos⸗AUyres sich sogleich auf sein Landhaus begeben, was den Admiral bestimmte, unverzüglich hierher e, r,
Mariano Mar, einer der entschlossensten Anhaͤnger des Dik⸗ tators Rosas hatte am 16ten d. Buenos-Ayres mit 200 Mann verlassen, nach Einigen, um zu Admiral Brown zu stoßen und das , von Montevideo zu verfolgen, nach Anderen, um an der Kuͤste von Entre⸗Rios oder vielleicht in der Republik Uruguay zu landen. Lamadrid ist mit 500 Mann, die er in Bolivien zu⸗ sammengebracht, in Jugay eingezogen und hat hier einen Gouver— neur eingesetzt, was auch Penalora in Rioja gethan hat. Rosas soll über den von dem Englischen Gesandten Herrn Mandeville kuͤrzlich unterzeichneten Traktat sehr aufgebracht seyn. In Buenos⸗ Ayres scheint eine Handels⸗-Krists unvermeidlich.
—— — — — ——— — Inland.
Berlin, 4. Nov. Der Artikel der Posener Zeitung vom 1 November uber die Russisch⸗Polnischen Gränz⸗ und Ver hrs: Verhaͤltnisse ist nur aus Verschen in die gestrige Rummer der
taa ts⸗-Zeitung aufgenommen worden; derselbe bedarf einer
geschehene Unterzeichnung des sogenannten Kompromisses (der Ei⸗
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entlichen Berichtigung. In der naͤheren Erlaͤuterung, welche die 2 , 1. September d. J. hinsichtlich dleser Verhaͤltniffe und deren neuerlich angeordneten Erleichterungen enthielt, war zwar nicht verkannt worden, daß ein umfassender wechselseitiger Handels⸗Verkehr beider Lander nur erst dann e erwarten stehe, wenn Rußland aus allgemeineren Ruͤcksichten sich bewogen sehe, von der Strenge seines rohibitiv⸗Systems nachzulassen: es wurde jedoch dargelegt, daß schon jetzt Russischerseits durch die fuͤr die Ke lh und Polnische Gräͤnze erlassene Kaiserliche Ukase gewisse fuͤr den redlichen Verkehr sehr wesentliche Erleichte⸗ rungen gewährt worden seyen. Diese Erleichterungen sucht nun die Pos. Ztg. als leere, der praktischen Bedeutun entbehrende Zugestaͤndnisse darzustellen. Es widerstreltet jedo der Natur der Dinge, daß es nicht zur Befoͤrderung des Handels beitragen sollte, wenn z. B; Leinenwaaren, wie Batist—⸗ tächer 1., pro Pfund von 6 Silb. Rub. 50 Kop. auf 3 S. R. und resp. von7 S. R. 50 K. auf 4 S. R. ; Tischtuͤcher, Ser⸗ vietten, Handtücher c. sogar auf 1 S. R. 2 K. herabgeseßtzt sind; wenn ferner weiße oder gefaͤrbte Fayance⸗ Waaren, die sonst mit resp. 7 S. R. 50 K. und 10 S. R. pro Centner belastet waren, jeßt nur 2 S. R. Zoll zu entrichten haben. — Eine wei⸗ tere Verkennung der Verhaͤltnisse liegt in der Behauptung, als wenn die Verlegung der Russischen Consumtions⸗Kammern an die Graͤnze und deren Vereinigung mit den Graͤnz⸗Zoll⸗Aemtern erster Klasse dem Graͤn⸗Verkehr keinen Vorthesll gewaͤhren solle. Die Preußi⸗ schen Fracht⸗Fuhrleute, welche fruͤher mit einer ge. zoll⸗ und consumtionssteuerpflichtigen Ladung nicht nur zur Visitation an der Graͤnze, sondern auch zur Reise nach der naͤchsten Gouvernements⸗ stadt im Innern genoͤthigt waren, um dort die Consumtlons⸗ Steuer zu erlegen, werden jetzt durch die Vereinigung beider Steuer-Aemter an einem und demselben Graͤnzorte unbezweifelt eine wesentliche Erleichterung erfahren. ;
Was die Kartel⸗Verhaͤltnisse und die angeblichen neuen Ver⸗
haltungs Befehle fur die Russischen Graͤnz⸗Behoͤrden betrifft, so ist hierselbst nichts Amtliches daruͤber bekannt geworden.
An zeige.
Durch genelgte Verfuͤgung des Königlich Belgischen Ministe⸗ riums des Innern sind die durch ihre Ausstellung in Koln auch hier beruͤhmt gewordenen kolossalen Hemaͤlde von Gallait und de Biefve in Bruͤssel der Akademie fuͤr die hiesige Ausstellung uͤbersandt worden.
Das von Louis Gallait stellt vor: Kaiser Karl's V. Nieder legung der Regierung in der Versammlung der Niederlaͤndischen Ci e zu Bruͤssel am 25. Oktober 1655. Nach gehaltener feler⸗ licher Anrede ist der Kaiser, damals erst 56 Jahre alt, von dem Throne, den er zum letztenmale eingenommen, herabgestiegen und legt die Rechte segnend auf das Haupt seines vor ihm knieenden
ohnes, Philipp's II., der weinend selne Hand kuͤßt. — Dies 1841 vollendete Gemaͤlde ist 25 Fuß lang, 165 Fuß hoch. Das andere von C. de Biefve zeigt die zehn Jahr spaͤter
desformel der Verschwoͤrung gegen Philipp II.) durch dreihundert Niederlaͤndische Edelleute im November 1565, ebenfalls zu Bruͤssel, als den Anfang der Befreiung Niederlands von der Spanischen . — Dies Gemaͤlde ist 1841 zu Paris vollendet, um ein
eringes weniger lang, allein eben so hoch als jenes. Durch Verguͤnstigung der Koͤniglichen Akademie der Wissenschaften sind dieselben in deren Sikuig se: Eqʒl aufgestellt, dessen Hauptwand sie ganz einnehmen. te *r
Es ist Pflicht, nicht unerwaͤhnt u lassen, daß die Hauptstadt den Genuß, diese Gemaͤlde zu h. der Gnade Sr. Majestaͤt unseres Königs verdankt.
Das Blld Karl Rosenfelder's: „Die Freilassung des Dan— ziger Reformators Pankratius Klein aus der von den Bischoͤfen von Kujavien, Plock und Kulm uͤber ihn verhaͤngten Haft, auf Verlangen der bewaffneten Buͤrgerschaft Danzigs im Jahre 1537“ welches im sogenannten langen Saal aufgestellt ist, hat der Dan⸗ ziger Kunst⸗Verein, dessen Eigenthum dasselbe ist, fuͤr die letzten Wochen der Ausstellung geneigtest hierher gesandt.
Berlin, den 4. November 18472.
Königliche Akademie der Kuͤnste.
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Die Eisenbahn von der Oder nach Preußen.
Unter dieser Aufschrift befinden sich in einer der neuesten Num—⸗ mern der „Boͤrsen-Nachrichten der Ostsee“ einige Bemerkungen gegen den in Nr. 299 der Staats-Zeitung gegebenen Aufsatz, welcher die Richtung der fraglichen Eisenbahn Kͤber Frankfurt zu vertreten suchte. Wir stehen um so weniger an, unseren Lesern diese Bemerkungen mitzutheilen, je mehr der unparteiische Stand⸗ punkt, welchen wir dabei einnehmen, es uns nur angemessen er⸗ scheinen laͤßt, auch die Gruͤnde derer zu hören, welche sich berufen fuͤhlen, im Interesse der Richtung uͤber Stettin zu sprechen. Sie sind folgende:
1) Wir sind damit einverstanden, daß, wenn die Bahn uͤber Stettin geht, nur die Richtungen uber Stargard, Tempel⸗ burg und Conitz auf Dirschau oder Mewe, und die auf Stargard, Ruschendorff, Schneidemuͤhl und Bromberg in Betracht kommen koͤnnen. — Die leßtere waͤre fuͤr Stettin pielleicht wichtiger als die erstere. Fuͤr Danzig und Köͤnigs—⸗ berg aber verdient dle erstere den Vorzug, well sie die Ver— bindung zwischen diesen Staͤdten und Berlin um 5 Meilen verkuͤrzt. Auch ist die Bahn uͤber Tempelburg fuͤr Hinter⸗ pommern wichtiger.
Sowohl die Linie von Stettin uͤber Stargard und Tempel⸗ burg, wie die von Stettin uͤber Schneidemühl, berühren keinesweges vorherrschend unfruchtbare und des Verkehrs entbehrende Gegenden. Es hat ihnen bisher nur an zu⸗ reichenden Communicationen gefehlt, um den Verkehr zu be— leben. Stargard hält Landsberg die Waage. Dramburg, Tempelburg, Conitz sind belebte Orte, und die Landschaften sind zum Theil recht fruchtbar. Daß das Terrain in der Richtung von Stargard auf LConitz rößere Schwierigkeiten darbbte, als das in' der Richtung über Kuͤstrin und Schneidemuͤhl muß bestritten werden' Nur in eigentlich gebirgigen Gegenden verdient es den Bor- zug, die Eisenbahnen auf großen Strecken in Flußthaälern zu fuͤhren; im Uebrigen duͤrften letztere eher zu vermelden seyn, da sie in der Regel ausgedehnte Daͤmme nothwendig machen, deren Anlage und Unterhaltung sehr kostspieli ist. Das Terrain ist in der Richtung von Stargard au Konitz kei⸗ nesweges schwierig. wie durch Nivellements bereits darge⸗ than ist. Die Fluͤsse, welche von der Wasserschelde zwischen Pommern und Westpreußen zur Ostsee fahren, koͤnnen in . Richtung zum Theil oberhalb ihrer Quellen umgangen werden.
I In Beziehung auf die Entfernung giebt unser Gegner selbst ; 2 pes — Mewe uͤber Konitz und Stettin nach Berlin
63, uͤber Schneidemuͤhl und Kuͤstrin 64 Meilen sey. Danzig und Köoͤnigsberg wurden also bei der Richtung uͤber Stettin gewinnen.
5) Wird von Stettin aus weiter gebaut, so sind nicht 4, son⸗ dern 8 Meilen Eisenbahn weniger zu errichten, als beim Anschlusse an die Frankfurter Bahn.
6) In kommerzieller Hinsicht befindet sich unser Gegner im voll staͤndigsten . wenn er annimmt, daß Frankfurt einen staͤrkeren Verkehr mit den Warthe⸗, Netze⸗ und Weich⸗ sel⸗ Gegenden habe, als Stettin. Umgekehrt ist der Verkehr von Frankfurt unbedeutend, im Vergleich mit dem, welchen Stettin mit diesen Gegenden unterhalt. Der letztere ist vielleicht zehnmal so stärk als der von Frankfurt. Dies wird fuͤr diejenigen kaum des Beweises bedurfen, welche wissen, welche überwiegende Elemente des Verkehrs ein Seehandels platz darbietet.
7) In militairischer Hinsicht verdient eine Eisenbahn-Verbin⸗ dung uͤber Stettin mit Deniz entschieden den Vorzug. — Der Zweck einer solchen kann in dieser Beziehung nur seyn, Truppen und Material aus dem Herzen des Reiches mög⸗ lichst rasch und sicher nach Danzig und Königsberg zu fuͤhren. Um moͤglichste Sicherheit der Verbindung zu erreichen, kommt es darauf an, daß die Eisenbahn so weit als moglich von der Graͤnze entfernt sey, damit nicht ein feindliches Streif⸗ Corps sie zerstoͤren koͤnne. Dies warde durch die Eisenbahn uͤber Stettin und Konitz erreicht, waͤhrend sie doch noch ent⸗ fernt genug von der Kuͤste waͤre, um auch von dieser Seite nichts befuͤrchten zu durfen.
Die Gegend von Kuüͤstrin und Landsberg in der Richtung
nach Schneidemuͤhl hat bereits gute Communications⸗Mittel
durch Fluß⸗ und Chaussee⸗Verbindungen, waͤhrend die zwi⸗ schen Stargard und Konitz dergleichen bis jetzt entbehrt.
Wird in der 6 Richtung die Eisenbahn geführt, so
wird das ganze Land mehr gleichmäßig mit guten Commu⸗
nicationen versehen.
9 Beim Bau der Eisenbahn von Stettin nach Berlin ist wesentlich darauf gerechnet, daß ihr der Personen⸗ Verkehr von Hinterpommern und Altpreußen zufallen wuͤrde. Ent⸗ zieht man ihr diesen, so wird Stettin, welches mit anzuer⸗ kennender Anstrengung jenen Bau groͤßtentheils durch eigene Kraͤfte gefoͤrdert hat, sehr gegen Frankfurt benachthesligt. welches durch die projektirte Schlesische Bahn, vielleicht auch durch eine nach Posen schon sehr gewinnen muß.
Wir raͤumen zwar ein, daß dies keine entscheidende Räͤcksicht seyn kann. Eben so wenig kann es aber auch als durchgreifend angesehen werden, ob eine oder andere kleine Stadt auf der zu waͤhlenden Linie mehr Verkehr hat. Solche Rucksichten können bei Chaussee⸗Anlagen, nicht aber bei Errichtung von Eisenbahn⸗ linien entscheiden. Abgesehen von dem Hauptzwecke der besseren Verbindung entfernter Previnzen, die auf beiden Richtungen er⸗ reicht wird, kommt es wesentlich auf die kommerziellen und mili⸗ tairischen Gesichtspunkte an, und diese sprechen, wie wir dargethan zu haben glauben, uͤberwiegend fuͤr die Richtung uͤber Stentin.
. den Handel dieser Stadt wuͤrde uͤbrigens eine Bahn von Stettin über Landsberg nach Posen von besonderer Wichtig keit seyn. Es scheint indeß nicht, als wenn zu einer solchen fuͤr jetzt Aussicht ware.
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Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Königliche Oper. Don Juan. (Auffuͤhrung vom 30. Oktober.)
Wann endlich wird es p kommen, daß wir den Don Juan in sciner echten und ursprünglichen Gestait auf den Breitern erblicken werden! Wann werden wir von der lage des Deutschen Dialogs erloͤst seyn, welcher hoöͤchstens der Gallerie einige Aufheite⸗ rung gewaͤhrt Mozarts Melsterwerk ist kein mit Arien unterimisch⸗ tes, Sing, und Possenspiel, sondern eine musikalische Traghdie, deren tiefer Ernst durch die Folie des heiteren Scherzes, wie bei Shakespeare, nur um so wunderbarer hervorgehoben wird. Man kennt die geist⸗ reiche, durchdachte Auffgssung der Oper von dem Dichter und Kom⸗ ponisten E. T. A,. Hoffmann, eines trefflichen Richters auf diesem Felde; warum wird nicht einmal der Versuch gewagt, ihm praktisch zu folgen, wenigstens annahernd die poetische Bedeutung, bie er der Oper beilegt, wiederzugeben? Eine nel frseßun der Reeitative; die Mözart in anmuthigster Leichtigkeit komhonirt hat, duͤrfte weder eine so unuͤberwindliche Aufgabe, noch ein so großartiges Unternehmen seyn, als daß es * der Muͤhe ahnen sollre, wenigstens den Versuch mit einer derartigen zluf— fuͤhrung zu machen. Das . Publikum weiß die plat⸗ ten Späße ohnehin schon auswendig und ist daruͤber, wie wir glau⸗ ben, vollig blasirt. Die kommende Generation aber wird an der gaͤnzlichen Einbuße derselben keinen großen Verlust zu beklagen ha⸗ ben. Durch ein neues derartiges Arran ement könnte sich das hiesige . um den Meister wie üm das Publikum ein großes Verdienst erwerben.
Die freudig erwartete Aufführung der Oper vom letzten Sonntage ware fast nicht zu Stande gekommen. Vor Be ginn der Duvertuͤre erschien ein unheilbrohender Herold auf der Buͤhne und verkuͤndete, daß wegen plötzlicher Unpaͤßlichkeit der Frau von Faßmann Frl. Hedwig Schulz, obgleich von langer Krankheit eben erst genesen, die Partie der Elvira ohne Vorberei⸗ tung übernommen habe. Muß man schon hierfür der jungen Sän—= gerin Dank wissen, so verdient sie ibn um so mehr durch die wohl- gelungene Cbsung der übernommenen Aufggbe. Mit ihren schönen ungeschwaͤchten Mitteln sang sie die schon öfter ihr anvertraute Par= tie besser als jemals; ja es wollte scheinen, als habe sie waͤhrend ihrer Ruhezeit sich eines früher bemerkten Fehlers entwoͤhnt, namlich des Berschleppens der Töne, welches namentlich im En semble so unge⸗ mein storend einwirkte. Möchte Frl. Schuij diesen günstigen Schein bel ihrem ferneren Auftreten zur Wirktich keit bethätigen. Ihr zur Seite stand als ene sehr zierliche Jerline fowohl in Erscheinung und Spiel als auch im Gesange ö. Tu cz eck, fuͤr deren natuͤrliche Naive⸗ taͤt und , n . diese Rolle sich vorzugsweise eignet. Nur vor einem huͤte sich die Künstlerin: vor willkürlicher Abaͤn erung der Melodieen. Es mag an sich schon ein gewagtes ünternehmen seyn, Mozart verbessern zu wollen, aber in einer Oper, die so zum Gemein gute geworden, wie der Don Juan, ist es geradehin verletzend, wenn man statt der dem Ohre eingeduͤrgerten Melodie plötzlich eine frembö⸗ artige Abweichung vernimmt; es i ein Verstoß, dei welchem von Niemand ein Dänk zu äͤrndten ist. Neben diesen beiden jugend⸗ lich kraͤftigen Stimmen konnte die der Madame Sch oberlechher, welche die Anna sang, freilich nicht wohl ausreichen. Die schönen
Ensemblestuͤcke der Oper litten allju 3 unter dem Mangel einer durchgreifenden Oberstimme. So ging das herrliche Masken⸗ Terzett 86 nicht zureichender Hohe faß ganz verloren, indem die Saͤngerin das lang gedehnte hohe b einmal gar nicht und das zweite⸗ mal nur unter zu sichtlicher n renn ausjuhalten vermochte. In den Arien zeigte zwar die Künstlerin abermals ihre treffliche Schule, die auch über die Graͤnzen der Natur hingus gewisse Vorzüge zu
bewahren im Stande ist, allein auch hier stoͤrte neben dem Mangel