1842 / 332 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Haupt⸗Bestimmungen des Vertrags sind schon bekannt; hier fol gen noch einige Details: „Der Vertrag besteht aus 72 Artikeln, er ist in 3 Kapitel ge

theilt; das erste betrifft die Graͤnzen, das zweite die Schifffahrt, das 23 mn , Genf betreffenden Thelie er⸗

dritte die Finanzen. Aus dem ) giebt sich, daß den Forderungen Belgiens genug gethan worden ist

iederlande die Unterhaltung der

dahin abgehenden Schiffe ganz frei seyn.

Dienste wird d

Erleichterungen werden die naͤmlichen seyn.

bei der Thalfahrt pro Centner von 50 Kilogr. zahlen, der Belgi⸗ sche Handel wird die Waaren Entrepot - Befugniß zu Amsterdam, Rotterdam und Dordrecht genießen. Auf der Maas werden die Zoll⸗

ebühren die durch das Dekret vom 10. Brumgire Fahres XIV. estgestellten seyn, mit Verminderung um die Haͤlfte fuͤr die leeren 6e und die Dampfschiffe, und mit Ausnahmen fuͤr einige Ladun⸗ gen. Verminderungen von einem Drittel bis zur Haͤlfte sind fuͤr die Schifffahrt auf dem Kanal von Herzogenbusch nach Mastricht stipulirt. Die erste die Finanzen betreffende Bestimmung stellt fest, daß die durch den ehemaligen General⸗Kassirer eingenommenen Gelder dem Belgischen Schatze erworben bleiben. Die Niederlaͤn⸗ dische Regierung verpflichtet sich, den zu Amsterdam auf die der Socisté gönergle gehoͤrenden Valuten gelegten Beschlag aufzuheben. Es versteht sich, daß die Socists gensrale sich mit der Belgischen Regierung für die Summe, welche sie dem ehemaligen Amortila⸗ tions⸗ Syndikat noch schuldet, berechnen wird. Die auf dem Nie⸗ derlaͤndischen Gebiete gelegenen Zehnten und Guͤter, welche im Jahre 1822 der Socieis gensrale abgetreten wurden, werden wie⸗ der an den König der Niederlande abgetreten, wogegen dieser und die Niederlaͤndische Regierung zu Gunsten des Belgischen Staats auf alle Rechte ünd Forderungen, auf die Guͤlten ünd Verkaufspreisen dieser naͤmlichen Domainen Verzicht leisten. Die Abtretung des Palastes des Prinzen von Oranien, des von Tervueren und der uͤbri⸗= 7 dem Könige der Niederlande gehbrenden Domainen ist in diese Bestimmung begriffen, und ferner wird der Belgische Staat für 1,800, 000 Fl. Loosrenten⸗Obligationen erhalten, welche mit einer an= deren Summe von 2 500,000 Fl. der Preis der Schuld- Forderungen des Grafen von Nassau an die Sambre und die Kanaͤle von Antoing, Charleroi und Terneuze sind.

Wir uͤbergehen einige minder wichtige Stipulationen, um die Vertheilung der Schuld in einer kurzen Zusammenfassung zu geben: Fuͤr den Preis der Belgien gesicherten Handels- und Eh ff zen: Vortheile wird eine unveraͤußerliche Rente gebildet werden von 00,090 Fl.; ein Kapital von 69 Millionen Fl. zu 235 pCt. wird zu Gunsten der Niederlaͤndischen Regierung eingeschrieben werden, in Rente gebend 2, 000,000 Fl.; ein anderes Kapital von 80 Millionen, als Rente einzuschreiben oder zuruͤckzukaufen 2090, 000 Fl. Die Bel⸗ lische Regierung wird die Befugniß haben, diese beiden letzten Müi⸗ ionen Rente bis zum Jahre 64s zuruͤckzukaufen, mit Vorbehalt,

davon die Erklaͤrung vor dem 1. Januar 1814 zu machen; der Ruͤck⸗= kauf wird auf den Fuß von 56. Fl. fuͤr 25 Fl. Rente in anderen Worten durch Zahlung einer Summe von 40 Millionen Fl. stattfrn⸗ den. Nun folgen einige rein reglementarische Bestimmun gen, über die Liquidation der Schuldforderungen, uͤber die Zahlungen der Pen⸗ sionen, der Cautionen ꝛc.

Caumartin ist nicht der Sohn des Deputirten, sondern eines Anwaltes, welcher an der Cholera gestorben ist. Herr Lavillette, der einzige Zeuge bei dem Morde, macht Folgendes in den Blaͤt⸗ tern bekannt: „Am Sonntag wurden Herr Sirey und ich zu einem Souper bei Dlle. Heinefetter eingeladen. Herr Caumartin befand sich schoön im Salon, als wir ankamen. Bald darauf ging man zu Tisch. Herr Caumartin wollte jedoch nicht Theil an dem Souper nehmen, weil er sagte, daß er zu muͤde sey. Spaͤter verließen die Damen den Saal und .. Caumartin blieb mit uns Beiden allein. Herr Sirey trat zu mir und sagte, die Sache muͤsse ein Ende nehmen. Ich konnte sie nicht bewegen, den Streit an ei⸗ nem anderen Ort auszumachen. Es fielen harte Worte und Herr Sirey erhielt eine Ohrfeige. Er stuͤrzte auf C., doch trennte ich sie. In diesem Augenblick trat Dlle. Heinefetter in die Thuͤr und fiel ohnmaͤchtig nieder. Ich trug sie auf ihr Bett und ging dann zu den Herren zuruͤck, um eine neue Kolliston zu verhuͤten, denn ich hoͤrte, wie Herr Sirey Herrn Caumartin drohte, ihn zum Fenster hinaus zuwerfen. In demselben Moment rlef Herr Sirey: „Meln Freund, er hat mir einen Dolch— stoß gegeben. Der Stoß geschah so rasch, daß keiner von uns ihn pariren konnte. Ich süchte die Waffe. Herr Sirey zeigte sie mir, indem er auf den Dolch wies, den ihm Herr Caumartin eben aus der Brust zog, und sagte: „Da ist es“. Das waren seine letzten Worte. Einige Sekunden darauf war er eine Leiche. Sein Tod wird von denen beweint, die seinen edlen Charakter kannten.“ Caumartin hat das Holländische Gebiet bereits wieder verlassen, doch ist nicht sicher, wo er sich hingewendet hat.

rem Krankenlager seln irdisches

Italien.

Nom, 17. Nov. (A. 3) Die Gro urstin M Herzogin von Leuchtenberg haben nach le, i . ier halt in Ancona ihre Reise, vom Grafen Potemkin begleitet, nach Florenz fortgesetzt, wo der genannte Diplomat ebenfalls alkredi⸗ tirt sst. Ob die hohen Reisenden wirklich zum neuen Jahre hier⸗ her kommen werden, duͤrfte sich lediglich durch den Gang der zwi⸗

schen Rom und St. Petersburg wieder angeknkpft J. lungen bestimmen. geknuͤpften Unterhand⸗

Spanien. Paris, 24. Nov. Der Messager enthaͤlt na

telegraphische Vepeschen: ! belt ggg ent-

„J. Madrid, 20. Nov. Der Conseils⸗Praͤsident theilte in der heutigen Sitzung der Deputirten-Kammer die aus Barcelona vom 16ten eingegangenen Nachrichten von den dort ausgebroche— nen Unruhen mit und zeigte zugleich an, daß der Regent sich am folgenden Tage mit seiner Eskorte und drei Bataillonen nach

2324 Barcelona begeben werde.

gegen 3 Revolutionaire versprach. Madrid ist ruhig.“

seligkeiten mit der Stadt sind suspendirt.“

Barcelona, 17. Nov. nachstehende auch an die Straßenecken angeschlagene Proclamation des zum Praͤsidenten der provisorischen Junta ernannten Juan Manoel Garsy:

„Burger, tapfere National-⸗Gardisten, Ihr anderen Catalonier alle! Die Stunde ist gekommen, um die Tyrannen zu bekaͤmpfen, die uns unter ein eisernes Joch beugen wollten. Ich habe mit un⸗ beschreiblichem Vergnuͤgen gesehen, wie Ihr Euch den größten Opfern unterzogt, um mit Gefahr Eures Tebens unsere National⸗ Unabhaͤngigkeit zu retten. Ja, ich habe Euch gesehen, wie Ihr, beseelt vom hoͤchsten Entbusiasmus, dem Feuer derer Trotz botet, die, verleitet von eben so despotischen als tyrannischen Anfuͤhrern, unsere geheiligtesten Rechte vernichten wollten. Nein, ihre Sache bat es ihnen nicht eingegeben, gegen Euch zu kaͤmpfen, eine eiserne Hand allein hat sie zu einem eben so teuflischen als abscheulichen Verbrechen gezwungen.“ = „Da Ihr bewiesen habt, daß Ihr frei seyn wollt, so werdet Ihr es seyn, trotz einer schwachköpsigen Regierung, die Eure In⸗ dustrie vernichtet, die Eure Interesfen verlcht und Euch jufetz! in

die precairste und beklagenswertheste Lage, in das herabwürdigendste Elend versetzt.“ z heste Lage h gendst

„Vor allen ff suchet dem Catalonischen Namen Achtung zu verschaffen; Einigkeit und Bruͤderschaft mogen unter uns herr⸗ schen, und huͤten wir uns, meine Bruͤder, uns durch die verfuͤhreri⸗ schen Worte des raffinirten Ehrgeizes der Einen und durch die Treu⸗ sosigkeit der Anderen irre fuhren zu lassen. Geleitet durch die rein⸗ sten Absichten, habe ich geglaubt, mich in diesem Augenblicke an die Bataillone, die Eskadron, die Sapeurs und Artillerie der National⸗ Garde wenden und sie auffordern zu muͤssen, fuͤr jedes Corps einen Repraͤsenfanten zu waͤhlen, um sich als Junta zu konstituiren, und die energischsten Maßregeln zu ergreifen, und uns diejenigen Dienste zu leisten, die ihre Weisheit ihnen unter diesen schwierigen Umstaͤn⸗ den , . é ssch sohlelch vertest zor, Ale br „Eure Lage wird sich sogleich verbessern; Ihr, die Ihr eine traurige Subsistenz, welche Euch kaum einen elenden Tageiohn ge⸗ währte, aufgabt und lieber ohne Brod bleiben, als Euch den höͤlll⸗ schen Machinationen hingeben wolltet, Ihr seyd jedes Lobes wuͤrdig. Ihr habt dem Tode muthig entgegengetreten und es ist billig, daß Ihr fur Eure Anstrengungen und Leiden belohnt werdet. Jweifelt nicht daran, daß Euer Bruder und Waffengefäͤhrte seine Stimme energisch zu Euren Gunsten erheben wird.

Juan Manoel Garsy.“

O Madrid, 17. Nov. Dig Haltung, welche der Kongreß der Deputirten, der Regierung gegenuͤber, angenommen hat, muß gar sehr dazu beitragen, dlese uͤber das Kritische ihrer Lage zu enttaͤu⸗ schen. Das Ministerium schlen in der That in den Wahn ver—⸗ sunken zu seyn, der sich auf gesetzmäͤßigem Wege zu erkennen gebenden offentlichen Meinung Verachtung enigegensetzen zu koͤnnen. Es erklaͤrte die Coalition der periodischen Presse, der sich sammtliche in Spanien erscheinende Blätter, mit Aus— nahme der vier bis fuͤnf vom Ministerium besoldeten, anschlossen, erst fuͤr eine strafbare Verschwbrung, dann fuͤr eine kaum zu er— kennende Fraction der Organe der öffentlichen Meinung. Dann gab es den zusammentretenden Cortes im voraus einen recht auf⸗ fallenden Beweis von Geringschäͤtzung, indem es dem Regenten abrieth, die Sitzungen in Person zu eröffnen. So geschah es denn seit der Einfuͤhrung des Repraͤsentativ-Systems in Spa⸗ nien zum erstenmale, daß die National⸗Vertretung eröffnet wurde, ohne durch den einstweiligen Chef des Staates in Per— son begruͤßt zu werden. Und doch hatte man diesesmal um so mehr darauf gerechnet, den Regenten in der Mitte der Volksvertreter zu erblicken, da ihm selbst diese Gelegenheit als die geeignetste erscheinen mußte, um die lauten, gegen die Tadellosig⸗ keit seiner Gesinnungen und Absichten erhobenen Zweifel in feier— licher Rede zu widerlegen. Diese Gelegenheit wurde verabsaͤumt, und eine Anzahl schwankender Deputirten durch diese allgemein gemißbilligte Unterlassung in die Reihen der Coalition gedrängt. Dennoch wollte das Ministerium die Augen nicht oͤffnen. Es hoffte, denselben Mann, den die Coalition am 28. Mai von sei⸗ nem Ministerstuhle warf, jetzt auf den Praͤsidentensessel des Kon⸗ gresses der Deputirten erheben zu koͤnnen. Don Antonio Gon— zalez war dieser vom Ministerium aufgestellte Kandidat. Erst am Abende vor der Wahl uͤberzeugte sich dieser Staatsmann, daß er dem Kampfe nicht gewachsen ware, und trat zuruck. Der Erfolg zeigte, daß er wohl that. Von 125 anwesenden Deputirten wurde der Chef der Coalition, Herr Olozaga, mit 82 Stimmen zum Praäͤsidenten, und seine politischen Freuͤnde, Cortina, Cantero, Taballero und Domenech zu Vice⸗Praͤsidenten des Kongres⸗ ses gewaͤhlt, waͤhrend der neue von dem Ministerium aufgestellte Kandidat Acufia nur 41 Stimmen erhielt. Indem sich die Stim⸗ men der Coalition durchaus nicht versplitterten, sondern saͤmmtlich dem Herrn Olozaga zufielen, darf man annehmen, daß sie von fester Organisation sey, und daß die Verschiedenheit der Ansichten, welche manche Mitglieder von einander trennen moͤchte, sich zu Gunsten der Erreichung des gemeinschaftlichen Zweckes ausgegli⸗ chen habe. Die verbündete Presse erblickt in den bisher erlangten Resultaten einen vollstaͤndigen Sieg und die Morgenroͤthe einer besseren Zukunft. Die ministeriellen Blatter gestehen verschaͤmt die Niederlage ein und sehen plotzlich an dem bisher ungetrübten Horizonte finstere Gewitterwolken aufsteigen. Der Espertador, das Blatt des Ex⸗Ministers Gonzalez und des Vormundes der Königin, nimmt keinen Anstand, fein Erstaunen darüber auszu⸗ drucken, daß der Kongreß einen Mann zum Praäsidenten gewählt habe, der laut den Ruhm zuruͤckgewiesen haͤtte, thäͤtiger T3 e , mer an der glorreichen September⸗-Revolution gewesen zu seyn, als ob er davor erroͤthe.

Unter diesen Umständen muß der Regent einen Entschluß er⸗ greifen. Das jetzige Ministerium ist nicht aus der Majoritaͤt der Tortes hervorgegangen, hat die Mißbilligung der durch die Presse ausgesprochenen offentlichen Meinung und der durch die Eortes vertretenen Nation gegen sich. Der Regent muß demnach, wenn er dennoch jenes beibehalten will, die Cortes aufloͤsen und das Land vermittelst der Anordnung neuer Wahlen auf noch heftigere Weise erschuͤttern. Oder er muß sich entschließen, seine bishersgen amtlichen Rathgeber zu entlassen und, falls er nach den herge— brachten Formen des Repraͤsentativ: Systems handeln will, jene durch die leitenden Mitglieder der Majorität der Cortes erseßen. Hier tritt aber eine neue Schwierigkeit ein. Aller Augen i auf, Qlozaga gerichtet. Ihn betrachtet man als den naturlichen Prasidenten des neuen Ministeriums, und gerade er scheint diese Würde für jetzt noch ablehnen zu wollen. Gewiß ist er zu gem scheut, um nscht die jcbigen Minister auf das tlefste zu erachten er hat seit seiner Zuruäͤckkunft keinem derselben einen Besuch ab⸗ hefe, sondern ausschließlich mit dem Regenten verkehrt allein

Der Kongreß votirte sogleich eine Adresse an den Regenten, worin er demselben seinen Beistand

Barcelona, 19. Nov. Das Hauptquartier des Ge⸗ nerals van Halen ist zu S. Felice, jwei Stunden von Barcelona;

ö „enn, er steht in ungehinderter Verbindung mit Monjuich. Die Feinde ist

und des Deutschen Bundes zu verletzen. Die Stipulationen in Betreff der Schifffahrt sind dußerst zahlreich, denn sie bilden den Ge⸗ enstand von 40 Artikeln des Vertrags. Man ersieht daraus, daß die 9 euchtfeuer und Thuͤrme und die Errichtung neuer Leuchtthüͤrme zu Bath ünd Terneuzen gegen einen Zoll von 3 Niederlaͤnd. Cents pro Tonne ubernehmen. Die Schifffahrt auf dem Kanal von e r wird fur die aus der See kommenden oder Fuͤr die anderen Schiffe

sind die jetzigen Gebühren vom Drittel bis zur Haͤlfte vermindert. Dagegen und . andere den Abfluß der Gewaͤsser betreffende e Belgische Regierung jahrlich eine Summe von

25 bis 30,900 Fl. zahlen. Die die Schifffahrt zwischen der Schelde und dem Rhein durch die Binnenwaͤsser betreffenden Stipulationen lassen sich kurz darin zusammenfassen, daß eine voͤllige Gleich⸗ stellung zwischen den Belgischen und den Niederlaͤndischen Schiffen und Fahrzeugen statthaben wird. Die Rechte und die Verbindungs⸗ Jedoch werden die transitirenden Waaren 135 Cents bei der Bergfahrt und 9 Cents

Der hiesige Im parcial enthaͤlt

Cortina, Caballero, Cantero, ausfüllen, sich selbst aber den Vorsitz des Kongresses (neben dem Pariser Gesandtschaftsposten in par- tibus), und dadurch eine unabhängige Stellung zugesichert zu sehen.

natürlichen Todes sterben lassen binnen weniger Monate ihre Zeit um und dann, ohne neue einzuberu⸗ fen, ungestort bis zum Dezember 18435 regieren. Endlich steht dem Regenten noch ein Mittelweg offen. Da der Senat sich nicht in Opposition zu der Regierung gestellt hat, so könnte er seine neuen Minister aus ihm wählen, und die welteren Schritte des Kongresses abwarten. Dem Herrn Olozaga st es ganz vor⸗ züglich daran gelegen, daß die Cortes wenigstens nicht eher aufge⸗ lost werden, als bis sie den von ihm unterhandelten Belgischen Vertrag genehmigt haben.

In der gestrigen Sitzung des Kongresses verlas der Finanz⸗ Minister folgenden wichtigen Gesetz⸗ Entwurf, der offenbar dem

obschwebenden Englischen Handels-Vertrag zum Vorlaͤufer dienen soll.

„Art. 1. Die Regierung wird ermaͤchtigt, ein Anleihen bis zum Vetrage von 600 Millionen Realen (30 Millionen Piaster) baaren Geldes abzuschließen.

Art. 2. Die Regierung wird gleichfalls ermaͤchtigt zur Be⸗ zahlung der Zinsen und Tilgung dieses Anleihens den Ertrag aller Einkuͤnfte des Staates, und insbesondere den höheren Ertrag zu bestimmen, den die Zoll⸗Einkünfte vermoͤge der durch die Tor⸗ tes zum Besten des Handels und der Industrie in den Tarifen zu treffenden Maßregeln abwerfen werden.

Art. 3. Bis zum Abschlusse dieses Anleihens soll die Re— gierung fortfahren, allen Ertrag der Einkuͤnfte und Steuern und die ubrigen verfuͤgbaren Huͤblfequellen auf Abtragung der gewohn- lichen wle der außerordentlichen Verpflichtungen der Nation auf dieselbe Weise wie bisher zu verwenden. Madrid, 16. Novem⸗ ber 1842. Ramon Maria Calatrava.“

Dieser Gesetz⸗ Entwurf wurde mit ziemlich lautem Murren aufgenommen. Darauf verlas derselbe Minister einen anderen, vermoͤge dessen alle Zinsen der konsolidirten inneren 4⸗ und 5proc. Schuld, und die der aktiven 5proc. au ßeren, die in den Se— mestern vor dem 1. Mal 1843 inklusive faͤllig geworden sind oder seyn werden, kapitalisirt, und in 3proc. von der Amortisations⸗ in. auszustellende Scheine au porteur umgewandelt werden ollen.

Bekanntlich hat die Regierung vor laͤngerer Zeit saͤmmtllchen Geistlichen unter schweren Strafen und Absetzung vom Amt an⸗ befohlen, sich von den Civil-⸗Behoͤrden Zeugnssse daruͤber ausstel⸗ len zu lassen, daß sie der Revolution vom September 1840, und der daraus hervorgegangenen Ordnung der Dinge treu anhaͤngen. Manche Geistlichen wurden durch Gewissensskrupel verhindert, diesem Befehle nachzukommen, und durch ein von der paͤpstlichen Penitenciaria erlassenes Breve ermaͤchtigt, dennoch Beichte zu hoöͤren, und zu predigen. Der Regent hat so eben den Bischoͤfen befohlen, jenen Gesstlichen die Ausübung ihres Amtes nicht zu gestatten, und den Civil⸗Behoͤrden aufgetragen, die Circulation des erwaͤhnten Breve zu hemmen.

S Paris, 24. Nov. Sie haben aus den gestern Abend veröffentlichten Mittheilungen des Telegraphen ersehen, daß das Fort Monjuich in Folge eines abgeschlossenen Waffenstillstandes sein Feuer auf die Stadt eingestelst hat. Die provisorische oder vielmehr die Regierungs⸗Junta denn als solche hat sie sich laut eines Dokuments, das ich unten mittheile, konstitusrt hatte am 17ten in einer Versammlung, welcher der Englische und der Fran⸗ zoͤsische Konsul beiwohnten, den Beschluß gefaßt, eine Deputation an den General van Halen zu schicken, um ihn um Schonung fur die Stadt zu bitten. Das Resultat dieses Schrittes kann fruͤhe⸗ stens am 18ten eingetreten seyn, denn die Barceloneser Blaͤtter von diesem Tage kennen dasseibe noch nicht. Dagegen enthalten sie ein sehr wichtiges Aktenstuͤck, eine von der revolutionairen Junta ausgegangene Proclamation, deren woͤrtliche Ueberfetzung ich hier folgen lasse: „Catalonier! Die be, reh. der bisherigen provisorischen Junta wuͤrden sich jetzt, da der Augenblick der Gefahr vorüber ist, gern in den Schooß ihrer Famillen zuruͤckziehen, aber der laute Ruf des Volks verbietet es ihnen und zwingt sie, sich als Central-⸗Reglerungs⸗ Junta zu konstituiren. In dieser Eigenschaft wird sie ale bffent⸗ liche Gewalt in sich veresnigen, aber stets bereit seyn, sich auf den leisesten Wink des Volks zuruͤckzuziehen. Sie hat beschlossen, im Namen der folgenden Grundsaͤtze alle Provinzen und Ortschaften Cataloniens aufjurufen. Grundsäͤtze: 1) Einigkeit und echter Spanischer Vaterlandssinn unter allen srelen Cataloniern und unter allen Spaniern, welche die Frelhelt, das positive Volkswohl, und die Ehre ihres Landes auf— richtig lieben, und welche die Tyrannei und die Treulosigkeit der Regierung hassen, welche die Nation in den unwuͤrdigsten, ernie⸗ drigendsten und klaͤglichsten Zustand gebracht hat. Wir erkennen unter uns keinen Unterschied der politischen Farbe und Partei bei denjenigen an, welche der großen Gemeinschaft der freisinnigen Spanier angehoͤren. 2) Unabhängigkeit Catalonlens von der Residenz bls zur Er⸗ richtung einer gerechten, freien, unabhaͤngigen, schuͤtzenden Regie⸗ rung; Nationalitaͤt, Ehre, Klugheit. und enge Verbindung mit allen Spanischen Provinzen und Staͤdten, welche den Muth be⸗ sißen, unser herolsches Beispiel nachzuahmen, und dieselbe Un— eh isa zu proklamiren und zu erobern, welche wir erobert aben. 3) Als Folgerung, die sich aus diesen Grundsaͤtzen fuͤr den materiellen Zustand des Landes ergiebt, den aufrichtigen Schutz, welcher der Spanischen Industrie, dem Handel, dem Ackerbau und allen arbeitenden und produzirenden Volksklassen gebührt; Ver⸗ besserung der Verwaltung; Gerechtigkeit fuͤr Jedermann ohne Unterschied von . und Staͤnden; Redlichkeit und Ordnung, um im Angesichte Europa's die Reinheit unserer Absichten und den nationalen Charakter und die Größe der Gesinnungen zu be— weisen, von denen wir fuͤr unser kuͤhnes Unternehmen angefeuert sind, bei diesem Unternehmen, 36 eines Volks, welches eben so arbeitsam als muthig, eben so ehrliebend als großmuͤthig ist, wuͤr⸗ dig eines furchtlosen unbesiegbaren Volkes. „Dies sind die allgemeinen Grundsäͤßze, üͤher welche das ganze Cataionische Volk in seinen heißen Wuünschen ubereinstimmt. Um diese Grundsätze zu verwirklichen, wuͤnscht die Regierungs⸗ Junta sich mit Mannern von Ruf und Einsicht zu umgeben, und sie wird daher eine berathende Junta ernennen, deren Mirglieder un⸗ verzuͤglich namentlich bekannt gemacht werden sollen. ie Junta ist aufrichtig und fest davon uͤberzeugt, daß ihre Ansichten und Gesinnungen auch die Eurigen sind, und sie rechnet auf Entschlos⸗ senhelt und kraftige Mitwirkung von Seiten aller derjenigen, welche, ohne Unterschied der politischen Farbe, die dazu beitragen köͤn⸗ nen, die große Unternehmung zu vollenden, die hr mit einem Ruhm angefangen habt, den Verldumdung und B swilligkelt nimmer⸗

fuͤr jetzt scheint er es vorzuziehen, das Kabanet durch seine Freunde

mehr verdunkeln koͤnnen, denn Eure Thaten und Eure Handlungs.

Waͤhlt der Regent ein solches Ministerium, so kann er die Cortes

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welse sind beredt genug, um Euch in den Augen aller freien Völ⸗ u rechtfertigen. 9 e,, n,. ehrenvollen Triumphes ist indessen 2 kostbare Blut, das Blut tapferer Spanier zu bedauern. = ches darüber vergossen worden ist. In diesem Blute 6e art sich die unheilvolle Wirkung einer , , ., und 233 enen Regierung oder vielmehr einer verderblichen Mißregierung (desgo- bicrno), die den bffentlichen Abscheu auf sich geladen hat. „Einigkeit, wackere Catalonier! Brüderliche Einigkeit unter allen freien Spaniern! Die Truppen, welche noch in der Stadt sind, haben unsere Sache zu der ihrigen gemacht (admiten nuestra y und sich unter Beobachtung der nothwendigen Föͤrmlich⸗ keiten mit der Junta verstaͤndigt. Betrachtet diese loyalen Offi⸗ sere und Soldaten als Eure Bruͤder. Vollstaͤndiges und unbe⸗ irre Vergessen alles Vergangenen! Vertraut auf den gluͤckli⸗ chen Ausgang Eurer heiligen Sache, der Sache des Vorké, der Sache der ganzen Nation, welche Eurem Beispiele folgen, Eurem tbaren Muth nachahmen wird. Barcelona, am 17. November 1842.

nuel Carsy, Praͤsident; Fernando Abella; Ra⸗ , . In lee nrg, gin: . .

XZinxola; Benito arriga; o se Prats; Ser, Ja ime Giralt, Secretair.! ;

sese Proclamation hat die Insurrection zwar der Re⸗ ,, in aller Form hingeworfen, aber sie hat a. doch noch nicht gewagt, sich von der bestehenden Verfassung loszusagen oder auch nur einen bestimmten, positiven politischen Zweck klar zu formuliren. Diese Unentschlossenheit oder Zuruͤck⸗ haltung zeugt deutlich genug dafür, daß die Insurrection sich ihrer Hen ch bewußt ist, und daß sie vermelden will, sich unndthig zu kompromittiren. Faͤnde das Beispiel von Barcelona wirklich Nachahmung, so wuͤrden die Häupter des dortigen Aufruhrs wahr⸗ scheinlich bald eine offenere Sprache fuͤhren und mit dem Plane der Bundes⸗Republik herausrücken. Aber bis jetzt regt sich noch keine einzige Stadt, um die Bestrebungen und efahren Barce⸗ lona's zu theilen, und es ist auch nicht wahrscheinlich, daß der von der Catalonischen Hauptstadt ausgegangene Aufruf in den übrigen Theilen des Landes Anklang finden werde. Durch den Telegraphen haben wir erfahren, daß der Regent in Person an der Spitze von drei Bataillonen nach Barcelona aus růcken wollte, indem ihm die Stimmung von Madrid, befestigt durch ein Adhaͤ⸗ sions⸗Votum des Kongresses, freie Hand ließ. Aus Gerona wird vom 6ten geschrieben, daß der dort kommandirende General Aristizabal bereits mit seinen Truppen aufgebrochen ist, um zu den Generalen van Halen und Zurbano zu stoßen. Diese hatten sich nach Raͤumung der Stadt anfangs nach Sarriä zuruͤckgezogen, am 18ten aber ihr Haupt⸗Quartier von hier nach San Felice del Llobregat verlegt.

In Barcelona selbst ist nach Beendigung des Kampfes eine Art Ruhe und Ordnung eingetreten, zu deren Aufrechterhaltung ein in nachdruͤcklicher Sprache abgefaßter Bando der Junta bes⸗ getragen haben mag, in weichem Dieben und sonstigen Uebelthäͤ⸗ tern summarischer Prozeß und strenge Bestrafung angedroht wird. Der Kampf hat den Truppen 6 700 Mann gekostet. Buͤrger scheinen verhaͤltnißmaͤßig sehr wenige geblieben zu seyn.

Die von einem Englischen Blatte geaͤußerte Vermuthung, daß bei dem Aufstande in Barcelona wahrscheinlich die Franzoͤsische Eifersucht auf den Englischen Einfluß in Madrid thaͤtig gewesen sey, verdient kaum Beruͤcksichtigung. Die Insurrection ist dem Augenblicke entsprungen, und wenn sich eine England feindliche Tendenz in derselben bemerklich macht, so bedarf es zur Motivi⸗ rung derselben keiner Hindeutung auf Franzoͤsische Intriguen, sondern es genügt, sich der Nachtheile zu erinnern, welche die Ca⸗ talonische Industrie von der Englischen Konkurrenz zu fuͤrchten hat, der die Madrider Regierung allerdings, wie ein am 16ten dem Kongresse vorgelegter Gesetzvorschlag beweist, geneigt ist, die Thore Spaniens welter zu oͤffnen, als sie ihr bisher geoͤffnet waren.

Aus Lissabon erhalt man jetzt die bestimmte Nachricht, daß die Unterhandlungen zwischen dem paͤpstlichen Nuntius und der Portugiesischen Regierung definitiv gescheitert sind. Eins der vor= zuäͤglichsten Hindernisse, die sich dem gluͤcklichen Ausgange derselben entgegengestellt haben, ist die Weigerung des paͤpstlichen Stuhles . dem Pater Francisco de San Luis die apostolische Weihe als Patriarchen von Lissabon, zu welcher Wuͤrde er von der Re⸗ gierung seit einem Jahre bestimmt ist, zu ertheilen. Der Inhalt eines vom Sten d. M. datirten Rundschreibens der Regierung an die Bischoͤfe und geistlichen Verwalter der verschiedenen Dibzesen, bildet die amtliche Bestaͤtigung des Bruches. In diesem Rund⸗ schreiben werden die im Anfange dieses Jahres der Roͤmischen Curie gemachten Zugestaͤndnisse wieder zuruͤckgenommen, und die geistlichen Oberen besonders aufgefordert, strenge daruͤber zu wachen, daß kuͤnftig keine Dispensationen mehr zugelassen werden, die nicht mit dem Koͤniglichen Placet und mit dem Visa des erwaͤhlten Bischofs der respektiven Diözese, „als des einzigen rechtmäßigen Oberhaupts des Sprengels“, bekleidet seyen. Man erwartet un—⸗ ter diesen Umstaͤnden, daß der Monsignor Capaccinl von einem Tage zum anderen den Befehl zur Abreise aus Lissabon erhal⸗ ten werde.

Brasilien.

Nio Janeiro, 12. Okt. Es ist hier in der Politik jetzt ziemlich still geworden. Der Baren von Caxlas ist aus Minas zuruͤckgekehrt und vorlaͤufig hier beschaͤftigt, die noch immer vom Norden kommenden Truppen zu organisiren und alles zu einer großen Expedition nach Rio Grande vorzubereiten. Einen großen Sieg hat er bereits in dieser Angelegenheit erfochten; er hatte naͤmlich erklaͤrt, er nehme das Kommando in Rio Grande nicht an, so lange Saturnino Praͤsident sey. Ein Urtheil über diesen zu faͤllen, sst freilich schwer, da leidenschaftliche Parteiwuth ihm einerseits das uͤbertriebenste Lob spendet und andererseits ihn mit den ärgsten Schmaͤhungen uͤberhaͤuft. Aber das scheint gewiß, daß er, mit seinem administrativen Wirkungskreise nicht zufrieden, sich bestaͤndig in die militairischen Angelegenheiten mischt, und falls der kommandirende General anderer Meinung ist, ihm auf alle Art entgegenarbeitet. Allein Saturnino hat eine maͤchtige Stuͤtze an seinem Bruder, dem Minister Aureliano, und so wie diesem die An⸗ gelegenhelten jener Provinz dazu dienten, die Andradas zu stuͤr⸗ zen, so scheint es, suchten seine Gegner im Ministerium dleselbe Waffe gegen ihn zu kehren. Man sprach stark von einer Mini— sterial⸗Veraͤnderung, aber Aureliano brachte ploͤtzlich ein Gesuch seines Bruders um Entlassung zum Vorschein, diese wurde ange⸗ nommen, und der Baron Caxiag zum Praͤsidenten ernannt; allein der Zweck, beide Bruder zu stuͤrzen, war auf diese Weise nicht erreicht worden. Alle Berichte aus jener Provinz sprechen uͤbri⸗ gens von der Uneinigkeit und Demoralisation der Rebellen, und verheißen einen leichten und entscheidenden Sieg. Um zu erken— nen, welche Wirkung dies auf die Angelegenheiten des Landes haben wurde, fuͤhre ich nur ein Faktum an: nach dem Finanz— Etat faͤr das laufende Jahr (vom 1. Jul 1842 43) hat die

2325 Regierung in Rio Grande 592 Contos einzunehmen und 2269 Contos auszugeben; da die Einnahme fast ausschiießlich vom Zoll herkömmt, so ist leicht zu ermessen, um wie viel sie stelgen muß, sobald das insurgirte Gebiet (der groͤßte Theil der Provmnz) eine Importen und Exporten, die es jetzt theils schmuggelt, theils über Montevideo gehen läßt, regelmäßig versteuert, in noch staͤr— kerem Maße aber sinkt die Ausgabe, sobald man die starken Trup⸗ penmassen aus jenen Gegenden zurückziehen und theilweise auf⸗ loͤsen kann.

Se. Köͤnigl. Hoheit der r ist seit 14 Tagen auf einer größeren Tour, nach der Schweizer Kolonie, Neu-Frei⸗ burg, und weiter bis Campos, abwesend. Gebirge, Waͤlder, der maͤchtige Parahyba⸗ Strom, Indianische Dorfer, in Cantagallo der Kaffee⸗ und um Campos der Zuckerbau, kurz fast alles, was Reisenden in Brasilien interessant seyn kann, findet sich auf diesem Wege; leider war das Wetter so unguͤnstig, daß der Prinz wahr⸗ scheinlich einen großen Theil der Muͤhseligkeiten einer Gebirgsreise in Brasilien ertragen haben wird, ohne seine Zwecke zu erreichen.

China.

SGong⸗Kong, 10. Sept. Die erwaͤhnte Proclamation, welche der Britische Bevollmächtigte beim Anfang der gegen die Festungen im Jantsekiang gerichteten Operationen an das Chine⸗ sische Volk erließ und wovon, zur Benachrichtung der Britischen Unterthanen in China, auch eine Englische Uebersetzung hier publi⸗ zirt worden ist, lautet folgendermaßen:

„Pottinger, Bevollmächtigter Ihrer Großbritanischen Ma⸗ jestaͤt, macht diese klare Darlegung zur Belehrung des ganzen Volkes im Lande. Unter der Woͤlbung des Himmels und innerhalb des Umkreises der Erde giebt es viele verschiedene Laͤnder, unter der Menge derselben ist aber nicht eines, das nicht von dem allerhöͤchsten himmlischen Vater beherrscht wurde, und es giebt keine Menschen, die nicht Bruͤder derselben Familie waͤren. Da sie also Einer Fa⸗ milie angehdren, so ist ganz klar, daß sie freundlich und bruͤderlich mit einander umgehen und sich nicht prahlerisch uber einander er⸗ beben sollten. Aber England, vom aͤußersten Westen gekommen, hat seit laͤnger als 200 Jahren mit Ching hier im aͤußersten Osten Ver⸗ kehr getrieben, und waͤhrend dieser Zeit haben die Englaͤnder. Miß⸗ handlungen von den Chinesischen Beamten erduldet, die, sich fuͤr maͤchtig und uns fuͤr schwach haltend, Ungerechtigkeit zu begehen wag⸗ ten. Die Englaͤnder, abgeneigt, mit ihnen Streit anzufangen, ertru⸗

en diese Behandlung seit vielen Jahren, bis der Kaiser von Ching m Jahre 1839, nachdem er den Beschluß gefaßt, die Einfuhr von Opium wirksam zu verhindern, einen besonderen Kommissar Lin⸗ Tsihsen absendete, um die Vereinbarung zu diesem Zwecke zu leiten, und dieser Beamte, da er sich außer Stande sah, die wahren Misse⸗ thaͤter von beiden Nationen zu fassen, statt die verschiedenen Engli⸗ schen Beamten, die in China waren, zu Rathe zu ziehen und Maß- regeln mit ihnen zu verabreden, wie es seine eigentliche Pflicht ge⸗ wesen waͤre, die Verwegenheit hatte, die Englischen Beamten und die Englaͤnder in Canton gewaltsam gefangen zu halten und mit dem Tode zu bedrohen, Sein Zweck war, dadurch, daß er ihnen das Opium abzwinge, was in diesem Jahr in Ching seyn mochte, Gunst bei sei⸗ nem Kaiser zu erlangen, und da der Englische Beamte in Canton diese Lage der Dings erkannte, befahl er den Englischen Kaufleuten im Namen ihres Souverains, zu ihrer Ausloͤsung aus dieser hoͤchst efaͤhrlichen Lage alles Opium auszuliefern, das sie auf den Chinesi⸗ fön Gewaͤssern haben möchten.“ ;

„Hier ist eine große Verletzung, welche die Chinesischen Beamten gegen die Englaͤnder begangen haben. In Folge dieser und vieler darauf folgender ungerechten Handlungen ernannte die Souverainin von Großdritanien den Admiral Elliot und den Ober⸗-Intendanten Elliot in Kanton und gab ihnen gemeinschaftlich Vollmacht zur Ab⸗ machung der Angelegenheiten mit China. Und in Betracht der vie⸗ len fruheren ungerechten Handlungen der Chinesischen Beamten be— fahl Ibre Majestaͤt dem Admiral Elliot, den Befehl uͤber eine verei= nigte Land- und Seemacht zu übernehmen und sie bei einer der In— seln an der Chinestschen Küsse aufzustellen, indem sie anordnete, wenn die Chincsische Regierung bereit sey, ihre Irrthümer anzuerkennen und Abhuͤlfe zu gewähren, solle eine friedliche Erledigung der Ange legenheiten abgeschlossen werden, sonst aber, wenn Gerechtigkeit und Genugthuung verweigert wuͤrden, sollte das Banner der Gerechtigkeit entfallet und deren Änspruͤche durch Krieg geltend gemacht werden. Der Admiral begab sich hierauf zum Peyho und brachte dort ein

abgeschlossen und der fruͤhere freundschaftliche Verkehr mag erneuert . Bis dahin werden aber die hohen Offiziere, welche hier den Befehl uber die vereinigte Sce⸗ und Landmacht fuhren, wie es ihnen von ihrer Souverainin befohlen ist, fortfahren, die Sache der Gerech⸗ tigkeit zu behaupten und mit all ihrer Macht fuͤr die Erzwingung dieser Abhülfe zu kaͤmpfen. Wenn der Kaiser einen hohen Beamten ernennen wird, mit Vollmacht, unter seiner eigenen Verantwortlich⸗ keit zu unterhandeln nnd Vereinbarungen abzuschließen, erst dann werden die feindlichen Qperationen unterbrochen werden.“

„Drei Hauptsachen sind erfordeclich zu der erwaͤhnten Abhülfe und Genugthuung: Ersatz fuͤr Verluste und Auslagen, ein freundschaftli⸗ cher ünd anstaͤndiger Verkehr auf dem Fuße der Gleichheit zwischen den Beamten der beiden Lander und die Abtretung von Inselraum zur Fuͤhrung des Handels und zum Wohnen der Kaufleute, so wie als Sicherheit und Bürgschaft gegen die kuͤnftige Erneuerung feind⸗ seliger Handlungen. Werden diese drei Dinge bewilligt, so wird die Erledigung geringerer Punkte keine Schwierigkeit bieten. Damit das Volk ünsere Zwecke kenne und sich durch falsche Darstellungen seiner Beamten nicht verleiten lasse, Feindseligkeiten zu begehen, welche die Schrecken des Krieges auf die eigene Person und die Familie bringen würden, verbffentlicht der Bevollmächtigte zur allgemeinen Belehrung diese klare Darlegung. Auf dem rr wan am 5. Juli 1812.“

Man glaubt, daß Heng-Kong in China fuͤr die Englaͤnder das seyn werde, was fruͤher Bombay in Indien fur sie gewesen, klein und unbedeutend an sich, aber zu umfassenderen Erwerbun⸗ gen fuͤhrend. g

In dem Schreiben eines Offiziers von dem vor Nanking liegenden Britischen Geschwader findet sich noch folgende naͤhere Schilderung der Konferenzen mit den Chinesischen Bevollmäch⸗ tigten:

z „Drei hohe Mandarinen, ein Onkel des Kaisers, ein Gouverneur zweier Provinzen und ein Tataren⸗-General und Ober⸗Befehlshaber, kamen am 20. August mit zahlreichem Gefolge von Mandarinen al⸗ ler Klassen, um dem Britischen Bevollmaͤchtigten Sir H. Pottinger, dem Admixal Parker und dein General Gough ihre Achtung zu be⸗ zeugen. Das Flaggenschiff „Cornwallis“ war zum Orte der Zusam⸗ menkunft bestimmt, und ein Dampfschiff brachte die Chinesen an Bord desseiben, wo sie von unseren Oberen auf dem Hinterdeck em⸗ pfangen, dann in die Kajuͤte 661 nnd spaͤter uberall auf dem Schiffe herumgefuͤhrt wurden. Die aufgestellten Marine Soidaten und Matrosen, die vielen Offiziere in voller Uniform, die treffliche Musik, welche , God save the Queen“ spielte, endlich die vielen Ka⸗ nonen des Schiffs und dessen ganze Einrichtung, alles dies machte auf die Chinesen den uͤberraschendsten und verwirrendsten Ein⸗ druͤck. Nach dem Genusse einiger Erfrischungen, wobei sich ein Paar Mandarinen berauschten, verließen sie uns höͤchlich vergnuͤgt und zufrieden. Einige Tage spaͤter erwiederten der Bevollmaͤchtigte, der Admiral und der General mit Gefolge den Besuch. Sie wurden in einem Blockhause außerhalb der Stadtmauer, wo Tataren die Wache bildeten, mit vielem Ceremoniell von zahllosen Mandarinen empfan— gen, und mit Musik und suͤßen Speisen bewirthet. Nach unterzeich⸗ netem Vertrage ward eine Koͤnigliche Salve abgefeuert, und alle Be⸗ schraͤnkungen des Handels und Verkehrs wurden sofort aufgehoben. Da die Truppen und Bemannungen der Schiffe viele Kranke zaͤhlen, so kam der Vertrag ganz zur rechten Zeit. Die Commissaire suchten sofort Geld zusammenzubringen, um uns los zu werden, und 4 Mil⸗ lionen lagen bald zur Ablieferung bereit; der Bevollmaͤchtigte erklärte aber, die 6 Millionen nur zusammen empfangen zu konnen. Die Opiumfrage ist absichtlich aus dem Spiele geblieben. Die Chinesen brachten sie anfangs zur Sprache; der Bevollmaͤchtigte jedoch wollte nichts damit zu schaffen haben und erklaͤrte ihnen, sie möchten, wenn sie den Opiumhandel zu verbieten wuͤnschten, zu diesem Zwecke ihren eigenen Unterthanen ein hemmendes Verbot auferlegen. Vom Kaiser war, nachdem er einen Entwurf des Vertrags einpfangen batte, ein Schreiben eingelaufen, worin er Einwendungen dagegen erhob, daß Futschaufu einer der fuͤnf Freihafen seyn solle, weil dies der Ruin der Kaufleute von Kanton werden mußte. Bis nach Kanton muͤsse naͤmlich der Thee einen Wasserweg von 460 Englischen Meilen zuruͤcklegen, während er nach Futschaufu, welches dem Lande des schwarzen Thee's so nahe, sey, nur 70 Meilen habe. Der Bevollmaͤchtigte weigerte sich indessen, nachzugeben, und am 25. August waren glle Vertrags-Bedingungen von den Commis⸗ sairen unterzeichnet und eine vorläufige Privat-Ratification von des Kaisers eigener Hand war ebenfalls angelangt. Er sagt darin, daß er das Begehren seiner eigenen Unterschrift als Kompliment be⸗

Schreiben des Englischen Ministers hin, welches der Minister und Gouverneur Kischin zur Erwaͤgung aller Minister nach Peking sen⸗ dete. Hierauf schrieb Kischin an den Admiral und sagte, Angelegen⸗ heiten, welche Canton betraͤfen, sey es schwer in solcher Ferne zu oörd— nen, und wenn der Admiral sich nach Canton begeben wolle, so wuͤrde nicht viel Zeit noͤthig seyn, die Sache dort abzümgchen. Die hohen Englischen Beamten, noch immer Frieden wuͤnschend, willigten darein und begaben sich nach Canton, wo sie Kischin trafen und viele Mit⸗ theilungen mit ihm wechselten, sowohl schriftlich als muͤndlich. Noch war kesne Vereinbarung abgeschlossen worden, als die Minister in Peking, Leute ohne Treu und Glauben, den Kaiser bewogen, Kischin zuruͤckiurufen und an seiner Stelle einen General HYihschan zu sen⸗ den, um die Englaͤnder zu bekaͤmpfen und zu bekriegen, so daß die Englaͤnder durch dieses Verfahren wirklich gendihigt wurden, die Bocca Tigris und die Befestigungslinie von dort aufwaͤrts einzuneh= men, Canton selbst zur Unterwerfung zu noͤthigen und zur Strafe fuͤr solche Treulosigkelt eine Kriegssteuer zu erheben. In dieser Treu⸗ losigkeit der Chinesischen Minister haben wir ein zweites großes Bei— spiel von Verletzung Englands.“ ;

„Der Ober-Commissair Yukihn und andere hohe Beamte und Generale in den verschiedenen Provinzen sind in wiederholten Faͤllen, wenn sie unsere Landsleute durch das Wetter an ihre Kuͤsten getrie⸗ ben oder durch schlechte Leute zum Landen verführt sahen, für alle gute und rechtschaffene Gefuͤhle todt gewesen und haben gewagt, die so in ihre Haͤnde gefallenen Gefangenen tyrannisch und grausam zu Tode zu y, . Auch haben sie dem Kaiser solche Faͤlle betruͤ—⸗ gerisch und faͤlschlich berichtet oder luͤgnerische Proclamationen an das Volk veroffentlicht, in denen sie Erzaͤhlungen von langen Kaͤmpfen, Wegnahme von Schiffen in Schlachten und Toͤdten vieler Leute erdichteten. So erklaͤrte Jukihn im vorigen Jahre die Um— staͤnde der Besetzung von Tschusan falsch; so gab der General Hih— schan vor, er habe viele Schiffe vernichtet, der General Hih-Pihtaou, er habe mit Gewalt der Waffen Emoy wieder genommen, der Taotai auf Formosa, als ein Schiffbruch Leute auf diese Insel gebracht, er habe einen Sieg uͤber sie in der Schlacht gewonnen, und General Yihking im Mai, er habe bei Tschusan viele Schiffe zerüdrt und viele Leute getoͤdtet, waͤhrend nicht ein einziges Schiff beschaͤdigt oder ein einziger Mann getoͤdtet worden. Indem diese vielfachen falschen Angaben den Kaiser und das Volk irre fuhrten und eine friedliche Ausgleichung verhinderten, bilden sie eine dritte große Ver— letzung der Engländer.“

„In Bezug auf den Handel pflegten die Englischen Kaufleute ihre Waaren nach vielen Orten zu bringen und beim Volke zu kau— en und zu verkaufen, ganz zum Vortheil und ohne Schaden fuͤr irgend Jemand. Aber die Beamten in Kanton suchten den Vortheil allein zu bekommen und bewogen den Kaiser durch falsche Angaben, den Handel auf Kanton allein zu beschraͤnken, ihn nur 13 Hong⸗ Kaufleuten zu gestatten und ja keinen Verkehr als mit diesen und den von der Regierung angestellten Dolmetschern zu erlauben. So erlangten diese Beamten die Macht, sich in Alles zu mischen, nach Belieben Erpressungen zu machen und das Ganze dem Kaiser durch falsche Angaben zu verbergen. Dies ist eine vierte große Verletzung. Außerdem bestehen noch viele kleinere Beschwerden, die Unwillen und Zorn erregen, deren Aufjaͤblung aber nicht noͤthig ist.“

„Dieser Beschwerden wegen ist der Bevollmaͤchtigte von seiner Souverainin abgesendet worden, um Abhuͤlfe und Genugthuung zu fordern. Sobald diese erlangt sind, konnen friedliche Vereinbarungen

trachte, erklart sich von der ganzen Uebereinkunft höͤchst befriedigt und fragt an, ob, falls er einen Mandarin an den Britischen Hof sende, derselbe gut wuͤrde empfangen werden. Der Admiral soll ihm geantwortet haben, daß in solchem Falle dem Mandarin eine Fre⸗ gatte zur Verfugung stehen werde und daß er auf guten Empfang rechnen koͤnne. Die Chinesischen Commissaire hielten besonders darum an, daß wir die Stadt Nanking nicht betreten moͤchten. Mehrere von uns haben jedoch den beruͤhmten Porzellan ⸗-Thurm be— sucht, und wir leben uberhaupt bis jetzt mit den Ebinesen auf dem besten Fuße. Sie zeigen uns das groͤßte Vertrauen und n en. ten angesehener Leute besuchen täglich unsere Dampfbdte, die sie Teufelsschiffe nennen. Die Hitze ist sehr druͤckend, und die Muski⸗ tos belaͤstigen gewaltig; gegen die Mitte Oktobers hoͤrt diese Qual auf und der Winter tritt ein.“

Die den Chinesen gesetzten Zahlungsfristen werden dahin an— gegeben, daß sie, außer den sofort zu entrichtenden 6 Millionen, 6 andere Millionen Dollars im Jahre 1843, 5 Millionen im Jahre 1844 und 4 Millionen im Jahre 1845 abzutragen haͤtten.

Inland. Die Preußische Eherechts⸗Reform.

Berlin, 29. Nov. Das Vorhaben, unsere Gesetze ůber Ehesch eidung zu modifiziren, hat mit Recht die dffentͤche Auf— merksamkeit in hohem Grade in Anspruch genommen. Gegen— waͤrtig ist unter dem Titel: „Die Preußische Eherechts— Reform“) (Berlin bei Reimer) eing kleine Schrift erschienen, welche bestimmt ist, das Publikum uͤber diesen Gegenstand zu orientiren. Sie enthält zwei Aufsaͤtze, von welchen der erste unter der Ueberschrift: Die Preußischen Gesetze über die Ehe— scheidung“ bereits in Nr. 313. dieser Zeitung mitgetheilt wor— den ist. Es wird darin gezeigt, wie die uͤberaus große Zahl von Ehescheidungen, welche den Preußischen Staat, so weit er unter der Herrschaft des Allgemelnen Landrechts steht, vor dem uͤbWrigen Deutschland auszeichnet, lhauptsaͤchlich in der Richtung zu suchen

) Das Motto der Schrift ist aus einer Stelle in Hegel's Philosophie des Rechts entnommen, welche wir uns nicht ver— sagen koͤnnen, ganz mitzutheilen, weil sie anschaulich macht, wie eine ernñste Betrachtung dieses Gegenstandes von verschledenen Gesichts—⸗ punkten aus zu aͤhnlichem Resultgte fuͤhrt. „Die Ehe“ fagt Hegel „ist an sich fuͤr unaufloͤslich zu achten; denn der Zweck der Ehe ist der sittliche, der so hoch steht, daß alles Andere dagegen

ewaltlos und ihm unterworfen erscheint. Die Ehe soll nicht durch

ele ncht gestoͤrt werden, denn diefe ist ihr untergeordnet. Aber sie ist nur an sich unauflöslich, denn wie Ehristus sagt: Nur um ibres Herzens Haͤrtigkeit ist die Scheidung zugestanden »Beil die Ehe das Moment der nnn enthält, ist sie nicht absolut, son⸗ dern schwankend, und hat die Möglichteit der Auflölung; in sich, Aber die Gefetzgeb ungen müffen diese Mögsichkeit aufs höchste erfchweren und das Recht der Sittlichkeit gegen das Belieben aufrecht erhalten.“