1842 / 356 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

frei, aber seine Mittheilungen sind doch interessant genug, da er so lange in jenen Laͤndern gelebt und durch seine Stellungen be⸗ sonders Gelegenheit gehabt hat, dieselben näher kennen zu lernen. Noch wichtiger verspricht sein ausfuͤhrliches Werk zu werden, welches unter dem Titel: „Personal Narrative of General Har- land's eighteen years residence in Asia, naͤchstens erscheinen soll.

Die Britische Expedition nach Afghanistan ist auch ein frucht⸗ bares Thema fur militairische Schriftsteller in der Englischen Ar— mee geworden, die ihre Berichte theils selbststaͤndig, theils in Jour— nalen publizirt haben; keiner ist ganz ohne Interesse, aber in der Charakteristik, die sie von den Afghanen geben, spricht sich fast uͤberall die natürliche Erbitterung des Feindes gegen den Feind aus. Ihr Urtheil ist offenbar befangen, wenn sie alle Gebirgsbewohner Mittel⸗Asiens nur als treulose, wilde, grausame, verraͤtherische, feige Barbaren schildern und ihnen jede gute Eigenschaft, selbst den Muth, absprechen, weil dieselben gewohnlich aus Verstecken und bei Nachtzelt angegriffen hätten, wahrend sie in festen Plaͤtzen, wie Gisni, den Belagerern keinen Widerstand zu leisten vermocht, felbst wenn es diesen an Artillerie gefehlt habe. Es mag immerhin von den Afghanen dasselbe gelten, wie von den Griechen zur Zeit Aga— memnon's oder von den Schottischen Hochlaͤndern vor noch zwei— hundert Jahren; sie moͤgen Raub-Krieger seyn wie diese und alle mit einem solchen Gewerbe verbundenen Sitten theilen; aber dar— aus folgt noch nicht, daß sie Ungeheuer in menschlicher Gestalt sind, wie Britische Militairs sie mitunter bezeichnet haben. Daß es ihnen zuwider war, sich von Fremden einen Herrn aufdringen zu lassen, hat der Erfolg gelehrt, und die Proclamation Lord El— lenborough's spricht es indirekt aus. „Die Truppen der Inva⸗ sion“, sagt selbst ein Englisches Journal, „konnten also naturlich nicht erwarten, daß die Einwohner des Landes sie hoͤflichst em— pfangen, ihr Gepaͤck und ihr Vich huͤten sollten, so wenig wie dies die Spanischen Guerilla's einst fuͤr die Franzosen gethan; im Ge— gentheil, es war sehr begreiflich, daß hin und wieder ein paar Streifzuͤgler aus einem Hinterhalt auf ihre Bedraͤnger schossen und, wenn sich ihnen eine guͤnstige Gelegenheit bot, niedermehel— ten, was ihnen in den Wurf kam.“ Aber nicht ein einziger der Britischen Gefangenen ist, so viel man bis jetzt weiß, von den Af— ghanen gemißhandelt oder getoͤdtet worden, vielmehr versichern alle, daß man sie ganz erträglich behandelt habe.

In einem folgenden Artikel wollen wir einiges Nähere uͤber

Charakter, Sitten und Verfassung dieser Voͤlkerschaften nach den—⸗ jenigen in den obenerwaͤhnten Quellen enthaltenen Beobachtungen mittheilen, welche die unverdaͤchtigsten und leidenschaftslosesten scheinen. Zum Schluß moͤgen hier als allgemeiner ethnographi— scher Ueberblick uͤber Central-Usien noch die Bemerkungen Zimmer— mann's hervorgehoben werden, die derselbe in seinem Werke äber den Kriegs⸗Schauplatz in Inner⸗Asien einer Reihe von Tabellen uͤber dle Bevoͤlkerung des mittleren Asiens beifuͤgt. „Aus diesen Uebersichtsblaͤt⸗ tern“, sagt der genannte Autor, „kann man sogleich erkennen, wie in einander gemischt, gespalten, zerstreut die Voͤlker Asiens leben. Wie viel Sprachen werden nicht in dem kleinen Raum um Ka— bul gesprochen, wie viele ertoͤnen in jedem Basar einer Asiatischen Stadt. Herrschende, unterjochte Stämme und ganz independente Horden bilden die Bewohnerschaft des weiten Landstriches, dergestalt, daß die hoͤchsten und unzugaäͤnglichsten Landertheile von Letzteren zwischen den Reichen der Üsbeken und Chinefen, Usbeken und Afghanen, Afghanen und Seikhs, Indien und China einge— nommen werden. Die herrschenden Stämme eines Volks ver— einigen sich aber auch keinesweges alle in mehrere groͤ— ßere Reiche, sondern sehr viele Stamm-Oberhaͤupter machen sich von den Chanen in den großeren Staͤdten zeitweise ganz unabhangig. Von Konstantinopel bis Delhf, von Orenburg' bis Sind giebt es keinen zusammenhaͤngenden geschlossenen Staat im Europaͤischen Sinne. Der Herrscher einer wichtigen Stadt in einem großeren Fruchtstrich sucht, so weit thunlich, durch Heeres— zuͤge Tribut, eigentlich Beute, einzutreiben oder fetzt dazu seine Genossen oder Verwandten in den ferneren Gegenden ein. Zur Verbindung so entfernter, oft durch Wuͤsten getrennter Distrikte dienen ein paar befestigte, schwach besetzte Zwischenposten. Zwischen⸗ durch ziehen Nomadenstämme uͤberall hin, ohne eine gesetzliche Gewalt uͤber sich anzuerkennen. Die Stadtreiche werden oft von ihnen uͤberrumpelt, und oft wird ein herumziehender Stamm Herr von Bassora oder Ispahan, Furrah oder Merb oder Serachs. Solches ist Vorder-Asien, vornehmlich Afghanistan. Wer darf hoffen, hier mehr bemeistern zu koͤnnen, als eben nur den prekaͤ— ren Besitz einiger der größeren Ortschaften; und kann dies großen Vortheil bringen? Vorder-Asiens Staaten (worin auch Mittel⸗ Asien begriffen ist) sind Länder der Armuth, der Unsicherheit, des Lasters, der Ohnmacht. Diese Ansicht mußte der Politik gegen Vorder-Asien zur Grundlage dienen. Wer uber die Waͤsten Afghanistan's herzieht, in allen Richtungen die Raͤuber auftreibt, his sie sich in groͤßeren Massen im geeigneten Moment uͤber den Eroberer herstuͤrzen, der wird namhaftè Einbuße an Menschen, Material und Geld erleiden, ohne irgend einen Gewinn.“

Dost Mohamed Chan, der als Gefangener und Pensionair der Ostindischen Compagnie in deren Gebiet lebt, mußte nun eigentlich freigelassen werden, wenn man zugiebt, daß Schach Sudscha, zu deffen Gunsten jener entthront wurde, von den Afghanen als ein ihnen aufgedrungener Souverain betrachtet wor— den sey. Indeß da der Sohn, Akbar Chan, den Englaͤndern so viel Unglůck bereitet hat, wird man den Vater schwerlich zum Dank dafuͤr in sein Land zuruͤckschicken, selbst wenn es fich im Uebrigen mit der Ostindischen Politik vertruͤge. Vielleicht kann w unete e dien mit den Afghanen noch davon

ezogen werden, daß jener H i iti . . daß jener Haͤuptling sich in .

Wisltenschalt, RKunst und Literatur.

Zur neueren Kriegs⸗Geschichte.

Geschichte des Feldzuges von 1814 in dem li nördlichen Frankreich bis zur Einnahme . . Beitrag zur neueren Kriegsgeschichte. Erster Theil. Mit einer Uebersichtskarte und einem Plane. Berlin, Posen

und Bromberg. Druck und n n. Mittler nn nd Verlag von Ernst Siegfried

Der Verfasser dieser gehaltreichen Schrift j

uns bereits durch die Hergusgabe der 6er, 9 T gem ef, bekannt (1837), bewaͤhrt sich auch bei der Darstell ung dieses Feldzuges als ein gruͤndlicher Forscher, dessen beharrlichem Fleiß es gelungen ist, uns die erste Periode dieses wichtigen Zeitabschnitts in? voll en

n, , 9 geben. . a en Andeutungen in dem Vorworte hat der Ver naͤchst den Zweck, die Lestung und Verwendung der . ö im Kriege zu zeigen und die Modifizirung durch Persoͤnen und Wen haͤltnisse hierbei recht anschaulich zu machen, damit kunftige Theo⸗ ricen die wahren Kriegs⸗Erfahrungen nicht verdunkein möchten. Bei⸗ laͤufig gesagt und streng sogisch betrachtet, faͤlt cine vernänftige Be

Leichtigkeit äberfehen laͤßt.

trachtung, und weiter soll ja die Theorse nichts seyn, immer mit dem

2442

praktischen Sinne zusammen; wir sehen daher auch nicht ein, warum die Theorie die Kriegs Erfahrung verdunkeln soll. Wandelbare Zeit⸗ vorstellungen von der Kriegskunss, wie wir sie bei manchen militairi⸗ schen Schriftstellern und sogenannten Kritikern finden, durften frei⸗ lich eben so wenig eine Theorie genannt werden, als ein muͤhsames, eklektisches Auffassen von Formen och weniger aber wird eine bloße Empirie, in der sich physische ur geistige ,n. nur zu oft hinter die sogenannte Erfahrung flüchtet, Anerkennung sinden.

Im ersten Abschnitt des Werkes giebt uns der Verfasser eine gedrün te Uebersicht der Berhaäͤstnisse nach der Schlacht von Leipzig, sowohl in politischer als militairischer Hinsicht; berichtet ferner uͤber die Organisation der Streitmittel der beiderseitigen Parteien und be⸗ ruͤhrt dann die innere Lage Frankreichs. Hierauf laßt derselbe eine Beschreibung des Kriegstheaters, eine r der Opera⸗ tions-Plaͤne der kaͤmpfenden Heere und die 8. er Vyrberei⸗ tungen zum Beginn der Offensive folgen. Der zweite Kbschnitt hat nf die Operation der Preußen in Holland zum Gegenstand, einen Feldzug, in dem sie von That zu That, von Erfolg zu Erfolg eilen, der recht eigentlich das Gegenstuͤck zu der Eroberung dieses Staates im Jahre 1794 bildet und wodurch der letzte Akt des großen Dramas so , . eingeleitet wird. Der Abschnitt schließt mit einer uebersicht saͤmmtlicher Kriegs- Verhaͤltnisse bei Eröffnung der Campagne zu Ende Dezember. Im dritten Abschnitt finden wir den Rhein- Uebergang der Verbündeten, die Operationen derselben bis in die Mite des Januars hinaus, so wie die letzten Maßregeln Napoleon's zur Organssirnng seiner Streitkraͤfte, erzaͤhlt. Der vierte und letzte Abschnitt setzt die militairischen Sperationen beider Theile, vom Vorruͤcken Napoleon's gegen St. Dizier bis zum Arriere⸗ Garden⸗Gefecht bei Lesmont, aus einander und giebt zuletzt die Be⸗ schluͤste der Monarchen fuͤr die Fortsetzung des Kampfes. Sechs⸗ unddreißig Beilagen bilden eine interessante Zugabe zur Feststellung der verschiedenen numerischen Angaben des Verfassers. ;

Im ersten Abschnitt, der, wis wir bereits gesehen, nur politische und Organisations⸗Verhaͤltnisse im Allgemeinen beruͤhrt, finden sich eine Menge Einzelnheiten von höͤchstem Interesse. Der Leser wird gewiß mit Theilnahme die Anstrengungen verfolgen, welche der Staat machte, um eine Bahn ruhmvoll zu vollenden, die er vor noch so kurzer Zeit, unter so schwankenden Verhaͤltnissen und mit so zweifel⸗ hafter Aussicht auf den Erfolg betreten hatte. Der Zweck des Buches sowohl als der Raum haben es dem Verfasser nicht erlaubt, der Entwicke⸗ lung der Krafte, welche der Stagt verlangte und der das Volk so freudig genuͤgte, ausführlich zu gedenken aber auch ein flüchtiger Blick reicht hin, das Große derselben fuͤr den heiligen Krieg, wie ihn Koͤrner nannte, zu uͤbersehen. Erst die Zukunft wird dies in seiner ganzen Bedeutung zu wuͤrdigen wissen. Dem Verfasser wird man das Verdienst zugestehen muͤssen, das hierher Gehörige mit Treue wiedergegeben zu haben. Auch was wir uͤber die Entwickelung der Franzoͤsischen Streitkraͤfte finden, ist aus zuverlaͤssigen Quellen geschöpft. Es verdient zugleich Anerkennung, daß von den Beschul⸗ digungen, die Eugen in dieser Periode von Franzosischen Schriftsei⸗ lern gemacht, ganz abgesehen worden. ;

In Bezug auf den Feldzug in Holland, (ater Abschnitt) vindi⸗ zirt der Verfasser, und wie es uns scheint mit Recht, die Idee und Ausfuͤhrung dieser ganzen Campagne dem General von Bülow, ein Verdienst, das neuerdings hier und dort in Abrede gestellt wor⸗ den. So wie sich in Holland selbst die Gewißheit der Niederlage Napoleon's herausstellte, begann der Aufstand, nicht daß sich das Volk urploͤtzlich in Massen erhoben haͤtte; aber es manifestirte sich in partiellen Aufstaͤnden ein Gefuͤhl der Freiheit und Nationalität, das zu den schoͤnsten Hoffnungen berechtigte. Der Capitain Wautier ward mit der Nachricht hiervon nach Frankfurt a. M. gesandt, nahm aber seinen Weg uͤber Muͤnster, wo sich damals General von Bülow aufhielt. Der General äußerte hier gegen Capitain Wautier, daß dieser Aufstand den Verbündeten eben fo nuͤtzlich seyn werde, als ein Feldzug selbst. C, The general observed that this insurrection would be as advantageous to the allies as a successul campaign“. G. M. Chad: „A narrative of the last revolution in Holland“ p. 114 und Kererburg: „Vom Koͤnigreich der Niederlanden p. 17.) Den Herren v. Zuylen, Graf v. Byland und v. Nyeveld erklaͤrte er, daß er ohne die⸗ sen Umstand nicht vor dem Frühjahr seinen ig ig jenseits des Nheins wuͤrde eroͤffnet haben. Dies Alles war Ende November. Doch um diese Zeit hatten die Preußen schon Doesburg und Zuͤt⸗ phen erobert, Benckendorf war in Utrecht, man hatte den Zösten schon Arnheim angegriffen, und Partieen streiften bis Amsterdam; Beweises genug, daß der General sehr gut verstand zuzugreifen, wo es die Umstaͤnde geboten, was eine Hauptregel im Kriege ist, und daß man ihm unrecht thut, wenn man glaubt, daß er allein durch die Verhaͤltnisse in Holland bestimmt worden sey, dlesen Zug zu un— ternehmen, der an einzelnen schbnen Waffenthaten so reich, so über⸗ reich war. Doch wir muͤssen dem Leser uberlassen, die Schilderung der Thaten Buͤlow's selbst im Buche nachzulesen.

Mit großer Klarheit wird der Beginn der Operation der Haupt⸗ Armee selbst (zter Abschnitt) gegeben. Wir mochten diese Darstel⸗ lung eine kritische Feststellung aller Thatsachen und Zustände in chronologischer Ordnung nennen. Indem der Verfasser die Bewe⸗ gungen der einzelnen Corps bis auf einen gewissen Punkt verfolgt, verknüpft er, von dem Moment ihres Zusammenwirkens an, deren ge⸗ meinschaftliche Operationen so geschickt, daß sich der innere Zusam⸗ menhang des bis dahin Vereinzelten, das Besondere und Ganze, mit Man gewahrt recht deutlich, wie das Ganze, wenn auch von der Mitte aus nicht immer zusammengehal⸗ ten, durch den Geist, der den Einzelnen belebt, sich im Laufe der Operationen zweckmaͤßig gliedert ünd in allen seinen gesonderten Theilen eine Kraft, eine Gewalt offenbart, die endlich zum gedeih⸗ lichen Ziele fuͤhrte. Wir sehen sich die verschiedenen Heeres-Abthei⸗ lungen der Hgupt⸗Armee unter fortgesehten Gefechten der Aube naͤ— hern: im Laufe eines Monats ist der Riese, der vor Jahr und Tag noch Moskau mit der einen, Madrid mit der anderen Hand gehalten, so eng umstellt, daß ihm nichts übrig bleibt, als in Ver⸗ zweiflung loszubrechen und in einer Schlacht, nur einige zwanzig Meilen von Paris, Rettung zu suchen,

Der Aàte Abschnitt laßt uns Napoleon beim Beginn dieses Un⸗ ternehmens finden, in dessen Verlaufe er seine ganze geistige Kraft, sein großes Talent fur den Krieg entwickelt. Den Schlußstein des isten Akts desselben bildet die Schlacht von la Rothiere, die vortreff— lich beschrieben ist. Die Fehler, welche bei derselben auf Seiten der Verbündeten gemacht wurden, sind zwar nicht angedeutet, aber die Beschreibung der Schlacht ist so gegeben, daß selbst Jemand, der auf eine kritische Vergleichung der Quellen⸗Schriftsteßer verzichtet, solche herausfinden kann. Nur in der Polemik . Napoleon tritt der Verfasser freier hervor, bewahrt jedoch auch hier seinen objek⸗ tiven Sinn. Ueberhaupt ist es nicht , . in Dingen, wo so viele widersprechende Annahmen den Ueberblick erschweren, das Wichtige auszusondern und mit Widerlegung des bisher Guͤltigen, mit rich⸗ . Wuͤrdigung des bis dahin Ueberschaͤtzten einen festen Boden zu gewinnen.

Fassen wir unser Urtheil über dies Werk zusammen, so werden wir vor allen Dingen die Wahrheit in den Hauptereignissen, so wie die sicher Darlegüng der Fakta, gewiß immer die Grundbedingung aller Geschichtsschreibung, anerkennend herausheben mässen. Bel der Schilderung einzelner kriegerischer Akte verssert sig der Verfasser nicht in Details, sondern bleibt bei dem Wesentlichen stehen. Bemuͤht, die Begebenheiten reden zu lassen, fuͤhrt er dem Leser allmaͤlig eine voll⸗ staͤndige Uebersicht des allgemeinen Ganges jenes großen Gemäldes vor aus dem Mittelpunkt seiner , , ick man die Faͤden sich schlingen und kann sie bis in ihre Ankn fg spunkte verfolgen. Der

,, 1. . 96 Theilnahme, welche der e, von Grolman

dessen Nit wirfun allein war es . öh, n

h

lich, auf d a wg . auf die Verhaͤltnisse so genau einzugehen, indem außer ihm wo leimand den inneren Zusammen⸗ hang der Dinge fo zu würdigen wußte. Die junge e i, der

verehrte Krieger sich unter selnen Augen hat bilden sehen, wird es ge⸗

drucks und Originglitat des Styls fehlt, entschaͤdigt er durch Fuh=

des Inhalts und Gründlichkeit der re fhumg, . Zukunft durfte

freilich noch manche seiner Annahmen fallen lassen, aber ihm gebuͤhrt

dennoch das Verdienst, tiefer und frischer in den Gegensiand einge=

* eben . orgaͤnger Plotho, Koch, Dan ilew ki, els u. s. w.

Möge es dem Verfasser gefallen, uns recht bald die Fortsetzung seiner gehaltreichen Arbeit zu geben. Das Aeußere des Werkes elbft empfiehlt sich auf das vortheilhafteste gutes Papier, korreser scharfer Druck ein schoͤner Stich der Karen, mit einem Worte, Alles, wie wir es von dieser Verlagshandlung seit langer Zest her gewohnt sind. 6.

Berichtigung. In Nr. 351 der St. Ztg. ist S. 2431, Sp. 3, 3. 28 von oben hinter dem Worte „ausgefuͤhrte“ ein Punkt zu setzen.

——

Meteorologische Geobachtungen.

beuds 10 Uhr.

1842. Nachmittags

2 Uhr.

Nach eiumaliger Reob achtung.

Morgens 22. Deæ. G Uhr.

Lustdruck .... 337,31“ Par. 236, a2 rer Ss, a2. Par. Quell äürme 7, 17 R. Lustunrme... 4 5,0 n. 4 6,8“ R. 4 7,07 R. Flusse 2,8? MR. Thaupunkt ... 3,27 R. 4 5,22 R. 4 3,77 R. Hoden wkrmẽe 4,27 n. Huustsãtiigung 86 pCt. 90 pCt. 76 pCt. Ausdũns tung 0,01 9, nh. Wetter trübe. trübe. trübe. Niederschlag O, oos Rh. W. W. WSW. Wuͤrmeweehsel 6,87 Wolke nzug... W. 4 4A” R.

Tatzesmittel: 336, a3“ Pat.. 4 6, 20 n.. 4 4,00 n.. Si vc. W.

B er l in er k ö5r s e. Den 23. Dezember 1842.

Er. (our. Nriet. geld.

Pr. Cour.

Rriet. Geld. 1253 10623 12145 1027

1023

Fon d S. Actien.

Krl. Pots. Eisenb. 103 do. do. Prior. Obl. 10215 Md. Lp. Biseub. do. do. Prior. Obl. Erl. Aub. Eisenb. do. do. Prior. Obl. Düss. Elb. Riseub. do. do. Prior. Obl. Rhein. Eisenb.

do. do. Prior. Obl. Kerl. Frankf. Eis. do. do. Prior. Obl. Ob. - Schles. Eisb.

10 joꝛꝝ⸗

St. Schuld- Sch.) Pr. Engl. Obl. 30. Präm. Sch. der

See handlung. 93 Kur- u. Neumärls.

Schuldverschr. 101 * ner. Siradt - bl.) 101 Dauz. do. in Th. Westpr. Pfandbr. Grossli. Pos. dc.

do. do. Ostpr. Pfandbr. Pomm. do. Kur- u. Neum. do. Schlesische do.

102 45 2 1025 102 105 io 103;

102

106335 10941

ser 101z wer le nuser värgziütet auf den am 2. Junuar 1843 fulligen Coupon z pCi.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 19. Dez. Niederl. wirkl. Sch. h 2 z. 383 dn. 101. Kan- hill. -. 53 Span. 1935. 33 do. 24. Tas. —. Ausg. . Zinal. 45. Preuss. Prüm. Sch. —. Fol. 1483. Oestert. 1083.

Antwerpen, 18. Dea. Zins. —. Neue Aul. I9 .

IHIam burg, 21I. Dea. Bank- Actien 1610. Engl. Russ. 108.

Petersburg, 16. Dez. Lond. 3 Met. 373. IIamb. 335. Haris 399. PFoln. à Laris 300 FI. . do. Soo FI. 789. 40. 200 FI. 26.

Wien, 18. Dez. Bank- Actien 16522. Aul. de 1839 —.

Königliche Schauspiele.

—— 1 77

Friedrichs d'or. And. Gldin. à 5 Th. Disconto.

& —— —— Tc 85 . .. 2 ——

wiß mit Dank anerkennen eingeführt zu werden. en, so in die Hallen des Ruhms ihrer Baker

Sonnabend, 24. Dez. Kein Schau spiel. Das Billet⸗Verkaufs⸗Büäreau ist an diesem Tage Nachmittags

geschlossen.

Sonntag, 25. Dez. Im pernhause: Der Feensee. Große Oper in 5 Abth. Musik von Auber. Ballets von Hoguet.

Preise der Platze. Ein Platz in den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. 16 Sgr. ꝛc.

Im Schauspielhause: Maria Stuart. Trauerspiel in 5 Abth., von Schiller.

Montag, 26. Dez. Im Opernhause: Drei Frauen und keine. Hierauf: Die Sylphide. (Dlle. Fanny Elßler: Sylphide.)

Preise der Platze. Ein Billet zu den Logen des ersten Ranges: 1 Rthlr. 10 Sgr. ꝛc.

Im Schauspielhause: Vicomte von Leötorières, oder: Die

Kunst zu gefallen. Dienstag, 27. Dez. Im Opernhause: Auf Begehren: 275 L2

Marie, oder: Die Tochter des Regiments. Im Schau spielhause: 1) Shakespeare amoureux.

premiere représentation de: Faute de s'entendre, comédie nou-

velle en 1 ace et en prose, du thédtre frangais, par M. Du

veyrier. 3) La reprise de: Un pont-neuf, vaudeville en 1 acte.

Mittwoch, 28. Dez. Im Schauspielhause: Doktor Wespe.

Königsstädtisches Theater.

Sonnabend, 24. Dez. Kein Schauspiel.

Sonntag, 25. Dez. Muttersegen, oder: Die neue Fanchon.

Montag, 26. Dez. (Italienische Opern-Vorstellung) Auf Begehren: Il Barbiere di Seviglia. ;

Dienstag, 27. Dez. Einen Jux will er sich machen.

Mittwoch, 28. Dez. (Italienische Opern⸗-Vorstellung.) Zum erstenmale: Maria, ossia: La Figlia del Reggimento. (Maria, oder: Die Tochter des Regiments.) Operaâ hufsa in 2 Atti. Musica del Maestro Doniæzeiti.

Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 22. Dezember 1842.

Zu Lande: Weizen (weißer) 2 Rihlr. 5 Sgr., auch 2 Rthlr. und 1 Rihlr. 29 Sgr.; Roggen 1 Rthlr. 18 Sgr., auch 1 Rthlr. 15 Sgr.; große Gerste 1 Rthle. 10 Sgr., auch 1 Rthlr. 6 Sgr. 3 Pf.; kleine Gerste 1 Rthlr. 10 Sgr., auch 1 Rthlr. 5 Sgr. 8 Pf.; Hafer 1 Rthlr. 5 Sgr., auch 1 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf.; Erbsen 1 Rthlr. 23 Sgr. 9 Pf. gingen en sind 187 Wispel 12 Scheffel.

Zu Wasser: Weizen (weißer) 2 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf., auch 2 Rthlr. 2 Sgr. 6Pf. und 1 Rthlr. 27 Sgr. 6 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 20 Sgr., auch 1 Rthlr. 17 Sgr. 9636 roße Gerste 41 Rihlr. 11 Sgr. 3 Pf.; Hafer 1 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf.; Erbsen 2 Rthlr. 5 Sgr., auch 1 Rthlr. 27 Sgr. 6 Pf. Eing: gangen sind 1707 Wispel 10 Scheffel.

Mittwoch, den 21. Dezember 1842.

Das Schock Stroh 9 Rthlr. 22 Sgr. 6 Pf., auch 9 Rthlr. Der Centner Heu 1 Rthlr. 19 Sgr., auch 1 Rthir. 2 Sgr. 6 Pf. Kartoffel ⸗Preise.

Der Scheffel 28 Sgr. 9 Pf., auch 22 Sgr. 6 Pf.

Branntwein ⸗Preise.

Die Preise von Kartoffel⸗Spiritus waren am 17 19 20 Rthlr., am 20. 20 - 209 Rthlr. und am 22. Dezember d. J. 195 20 Rthlr. frei ins Haus geliefert pro 290 Quart à 54 pr. oder 10,800 pCt. nach Tralles. Koörn⸗Spiritus: ohne Geschaͤft.

Berlin, den 22. Dezember 1842. Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.

Verantwortlicher Redactenr ßJ. J. W. Zin keisen.

Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober- Hofbuchdruckerei. Beilage

Wo es bier und dort dem Verfasser an Ausgepragtheit des Aus.

Grosibritanien und Irland

London, 17. Dez. Die Lords des Schatzes haben dem hiesigen Ostindisch⸗Lhinesischen Vereine aus Anlaß eines Gesuchs geantwortet, daß das Dampfschiff „Auckland ⸗, welches den Major Malcolm nach Suez brachte, unverzuͤglich von dort nach China zuruͤckgekehrt sey.

Die Fabrikanten der mittleren Grafschaften Nottingham, Lei⸗ cester und , dieser Tage zu Nottingham eine äͤußerst zahlreich besuchte Versammlung. Aus Leicester allein waren 305 Fabrikanten anwesend. Der erste Beschluß sprach die Ueberzeu⸗

ung der Versammlung aus, daß die beispiellose Noth in den Fa⸗ rlkbezirken sich uber die Ackerbaubezirke verbreite; der zweite lau⸗ tete dahin, daß die Versammlung die Bestrebungen des Vereins gegen die Korngesetze kraͤftigst billige und sich freue, ihre Ansichten unter der bisher ihr feindlichen Klasse der Grundbesitzer und Päch⸗ ter so rasche Fortschritte machen zu sehen. Fuͤr den Fonds des Vereins wurden hierauf 1400 Pfd. St. gezeichnet.

Die angesehensten Einwohner der Grafschaft Renfrew waren am 9. Dezember zu Paisley versammelt, um uͤber den schrecklichen und stets zunehmenden Nothstand zu berathen, der in der Stadt und Umgegend herrscht. Das Comité zeigte an, daß dle bisheri⸗ gen Huͤlssgesuche an die 2 fruchtlos geblieben seyen, und auf Oberst More's Antrag ward beschlossen, der Regierung aber⸗ mals und dringend vorzustellen, daß die Versammlung, welche erst vorigen Monat aus eigenen Beitragen 3000 Pfd. St. zu Unter⸗ stuͤtzungen bewilligt habe, nicht laͤnger die zur Linderung des drln⸗ gendsten Elends noͤthigen Mittel aufbringen koͤnne; die Grafschaft habe nach Kraͤften geholfen; dies reiche aber nicht zu, und wenn jetzt die Regierung nicht sofort und mit bedeutender Unterstuͤtzung einschrelte, so koͤnne die Bersammlung nicht fuͤr die Folgen einste⸗ hen, welche der an Verhungern graͤnzende Zustand so vieler Tau⸗ sende nothwendig nach sich ziehen muͤsse. Provost Henderhen drang in die Versammlung, vor der Hand noch zur Linderung der argsten Noth einige Fonds zu bewilligen. Es gebe Hundertè, die 48 Stunden ohne Speise aushalten mäßten; taglich sehe er die herzzerreißendsten Jammer⸗Auftritte und werde zu allen Stunden von Halbverhungernden föoͤrmlich belagert. Blas die Erwartung, daß von Selten der VBersammlung etwas geschehen werde, habe drohende Ruhestßrungen zurückgehalten. Zehntausend Menschen bedurften Unterstuͤtzung und muͤßten verhungern, betteln oder steh⸗ len, wenn man ihnen nicht helfe. Uebrigens sey das Comité schon fuͤr 750 Pfd. St. verschuldet. Die Versammlung ermächtigte hierauf das Comité, für ihre Rechnung 1200 Pfd. St. aufzunehmen damit die Unterstůtzungen wenigstens so lange fortdauern köoͤnnten, bis bei der y Huͤlfe erwirkt werde. Der Globe fordert, indem er die Noth in Paisley bespricht, zugleich die Reglerung auf, über die Verwendung der Summen, welche auf Veranlassung des Königlichen Aufforderungs-Schreibens zur Unterstuͤtzung der nothleidenden Fabrik⸗Arbeiter eingesammelt worden, pflichtgemaͤß oͤffentliche Rechenschaft abzulegen, was ungeachtet wiederholter Begehren bis jetzt unterblieben sey.

Das landwirthschaftliche Journal Marklane-Expreß giebt die Zahl der gegenwartig brodlosen Feldarbeiter in England auf

O0, 000 an. . Italien.

Padua, 11. Dez. (A. 3.) Morgen erwartet uns ein gro⸗ ßes Fest die Eröffnung der Eisenbahn von Padua bis Mal⸗ ghera, einer der Venetiansschen Inseln, welche die Bahn beruͤhrt. Seit dem 30. September ist diese Bahnstrecke vollendet. Die Einladungen sind ergangen. In Venedig werden der Kardinal⸗ Patriarch Monico, der Gouverneur Graf Palffy und der Festungs⸗ Kommandant Graf Zichy an der Spitze der geistlichen, Civil⸗ und Militair⸗Behoͤrden um 10 Uhr nach dem Bahnhof in Padua fah⸗ ren. Um 11 Uhr hier angelangt, werden sie von dem Bischof von Padua, Ritter von Farina, dem Delegaten, Ritter von Groͤller, und dem Corps-Kommandanten, Freiherrn von Hammerstein, empfangen werden. Bischof Farina wird bei der Einsegnung in Pa⸗ dua fungiren. Darauf werden saͤmmtliche Gaͤste nach Malghera fah⸗ ren, wo der Kardinal selbst den Segen sprechen wird uͤber die 20 Itallenische Meilen lange Bahn. Bei den seit sechs Wochen taͤglich stattfindenden Probefahrten war stets der ganze Weg mit staunenden und jauchzenden Zuschauern besäet. Wie wird erst morgen der Enthusiasmus sich äußern bei diesem lebensfrohen geistig beweglichen Volke! Schon schmeicheln wir uns, daß wir in vier Jahren von Mailand aus Wien in einem Tage erreichen wer⸗ den, waͤhrend man jetzt noch sechs lange Tage und Naͤchte dazu braucht.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Stuttgart. Der Schwaͤbische Merkur berichtet unter der Ueberschrift „Erwerbungen der Königl. universitaͤts⸗ Bibliothek. zu Tubingen“: Die evangelische Heiden⸗Bekehrung, an welcher Wuͤrt⸗ temberg wenigstens mittelbar einen so bedeutenden Antheil nimmt, scheint in den neuesten Zeiten immer mehr diejenige Richtung anzu⸗ nehmen, von welcher allein ein eben so gluͤcklicher, als des evangelischen Christenthums wuͤrdiger Erfolg zu hoffen ist. Wir meinen damit, daß sie, in die Fußtapfen des Aposteis Paulus tretend, sich auch um die Wissen⸗ schaften und Literaturen, welche viele Heidenvolker von alten Zeiten her besitzen, zu bekuͤmmern anfaͤngt: nur dadurch wird es ihr gelingen, das Heidenthum aus sich selbst zu widerlegen und dem reinen Christen⸗ thume bei Brahmanen sowohl wie bei den Priestern der entarteten aͤthiopischen Kirche einen Weg zu bahnen. Wenn sodann auch guf das Vaterland von dieser wissenschaftlichen Bemuͤhung seiner Missio= narien ein kleiner Gewinn , . noch außer den eigentlichen evangelischen Erfolgen, so wird dadurch der Antheil, welchen die Mis⸗ sion ansprechen darf, unter uns desto mannichfaltiger werden; und wir freuen uns diesmal von einigen bedeutenden Erwerbungen berich⸗ ten zu koͤnnen, welche die Koͤnigliche Universitaͤts Bibliothek zu Tyuͤ⸗ bingen dem Eifer und dem Wohlwollen mehrerer ausgezeich neter Missio⸗ narlen verdankt. Schon im Jahre 1838 schenkte ihr Missionair Haäͤberlin eine Sammlung von Bengalischen Sanskeit⸗Handschriften, welche , l. theils zum Sanskrit⸗ Unterricht an der Universitaͤt, theils ffentlich zu gelehrten Zwecken vielfach nuͤtzlich angewandt wurden. Aehnliche Erwerbungen sind in den letzten Monaten hinzugekommen. Der verdiente Missionair Fjelstedt aus Schweden sandte zwei Sans⸗ krit⸗Handschriften, den Ragzhnrvansa und das bis jetzt weder in Asien noch in Europa gedruckte Vikramaditja-K'aritram, mit einigen Tuͤr⸗ lischen an den ge n rn, welcher dies ihm eat Ge⸗ schenk der offentlichen Bibliothek , der Misstonair Isen⸗ berg aus Westphalen, durch seine Kenntniß des Amharischen ruͤhmlich bekannt, schenkte derselben Bibliothek mehrere gedruckte ,, . Verke; Missiongir Krapf aus Deren dingen bei Täbingen, ein ruͤstiges . zur Verbreitung des Evangeliums und anderer nuͤtzlichen

Kenntnisse in Aethiopien, hat das Verdienst, eine schoͤne Sammlung um Theil ganz unbekannter Aethiopischer Handschriften der Univer⸗ itaͤt, auf der er gebildet wurde, theils n einen sehr geringen Preis uüberlassen, theils ganz als Geschenk gesiiftet zu haben, eine Samm⸗ lung, welche nebst der von dem Reisenden Dr. Ruͤppel nach Frank⸗ furt a. M. gesendeten einzig in Deutschland ist und viel zur neuen Belebung der Aethiopischen Studen in Euroyg beitragen wird. Wir vernehmen so eben, daß die philosophische Fakultaͤt zu Tuͤbingen die

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2443 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung. MW 3556.

literarischen Verdienste dieses unermuͤdeten Gelehrten durch die Er⸗ theilung ihrer Doktorwuͤrde geehrt hat. Ew ald.

Die nenen Kirchen in Paris. (Vergl. Staats⸗3Zeitung Nr. 338 Beilage.) 2. Notre⸗Dame⸗de⸗Lorette.

2 Paris, im Dez. Man wird von einer tiefen Ehr⸗ sarcht und einem helligen Schauer durchdrungen, wenn man n. das tönende Dunkel Altgothischer Dome eintritt und die hohen, schlanken Saͤulen hinaufschaut bis an die schwindelnde Decke. So steht man in einem Walde heiliger Tannen, durch deren erhabene Kronen ein mattes Licht dez leuchtenden Him— mels bricht. Macht der kühne Aufflug der Saͤulen schwindeln, so versetzt die bunte Fenster⸗Malerei mit den gluͤhendsten und lebendig⸗ sten Farben tief in eine alte Welt, deren Sitten und Weise hier k den Personen und Dingen so ngiv und trenherzig dargestellt sind. Alles hat den Anstrich des ehrwürdigen Alterthums, des Heiligen; Alles ist still wie der Tob. Da hort man plötzlich, ganz in feiner Vaͤhe, das verhallende Echo einer Menschenstimme, die fast wie ö , aus unterirdischen Grüften heraufklingt; schwach und einibnig hallt's in gleichen Absaͤtzen wieder. Dem unerwarteten Schalle . gelangt man vor den Altar einer im Schiff ver⸗ steckten Kapelle, wo ein Greis im Silberhaar, von einem Kinde be⸗ dient, leise Gebete hermurmelt und über einige knieende Frauen die Haͤnde zum Segen ausstreckt. Die kleine Versammlung macht einen rührenden Eindruck; man wird von Mitleid und Schmerz ergriffen. In allen mittelalterlichen Kathedralen hat so der moderne Franzbsische Vler iy bestuͤrzt über Een aͤrmsiche, huͤlflose Lage, eine Kirche in der Kirche errichtet. Diese ist gewohnlich über und uͤber vergoldet, mit Flittern sorgsam ausgeschmuckt, mit Tapeten verhangen, um die trost⸗ lose Bloͤße . kahlen Wande in den Abseiten zu verdecken. Es ist, als ob ein Haͤuflein frommer Seelen, wie furchtsame Kinder im Dunkeln, sich um den Kerzenglanz des Altars . und bei dem Gedanken an die Finsterniß rings umher zusammenschauere. Denn dahin scheinen die Zeiten zu seyn, wo die großen Go⸗ thischen Muͤnster zu klein waren, um die Schagren der i,, . u fassen, wo das Heer der hoöoͤlzernen und steinernen Bischofe, herbl Domherren, Ritter, Teufel und Engel laͤngs der Saͤu⸗ len und Pfeiler sein stummes Flehen mit dem Gebete der Leben⸗ digen zu einem gemeinschaftlichen Hymnus an den Allmaͤchtigen u vereinigen schien. Jetzt froöͤstelt's einen zwischen den schwarzen,

unkeln, eiskalten Wanden und Decken, wo soönst die andaͤchtige Menge

hellen Glanz und frische Lebenswaͤrme verbreitete. Laͤßt man sich gär geluͤsten, die steile Wendeltreppe zum Thurm hinanzusteigen, weht /s cinem aus allen Ritzen und Fugen wie Modergeruch entgegen; wie saurer Angstschweiß rieselt's von den Mauern; Dohlen nisten in den Haaren der kolossalen, verwitterten Heiligenbilder und mancherlei Ge⸗ thier hat sich zu ihrem Innern durchgenagt; ihre Haͤnde sind noch zum Gebet gefaltet, aber sie beten nicht mehr unter Lebenden, sondern auf einem Grabe. ; ; ;

Darum baut man jetzt heitere, kleine Kirchen, praͤchtig vergoldet und zierlich getaͤfelt, mit Teppichen weich belegt und mit Luft ange⸗ nehm gehetzt, so daß sie sich beinahe wie harmlose Neckereien und un⸗ schuldige Ebigramme gegen die duͤster gewaltigen, vernachlaͤssigten Ka⸗ thedralen anlassen. Dic heutigen Franzosen ind noch gute Katholi⸗ len, aber sie wollen ihre religißsen Bedurfnise mit ihren neuesten An⸗ , . auf Komfort ausgeglichen wissen. Diesen Anspruͤchen genuͤgt n hohem Grade die neue Kirche Notre⸗Dame⸗de⸗Loreite im Faubour Montmartre, ein bescheidenes Gebäude, das nur schuͤchtern eĩnige Fu hoch über die benachbarten Burgerhaͤuser hinausragt und entschieden das Gepraͤge einer Bau⸗Entrepise auf Zuschlag an den Mindestfordern⸗ den an der Stirn traͤgt. Man hoͤri hier haufig, Notre⸗Dame⸗de⸗Lo⸗ rette sey eine Nachahmung von Santa⸗Maria⸗Maggiore; aber dies ist eine pure Verleumdung. Ihre Form ist die der einfachen Basilika

lichst wohlfeiles Ausfuͤllen der ihnen zugetheilten Raͤume absahen. Durchgehends ein blos handwerksmaßiges Streben, durch Geschick⸗ lichkeit und leichte Mittel Wirkung und Aufsehen zu machen. Schroffe 3 von Hell und Dunkel, Gruppirung nach Schullehren, aber nicht wie die darzustellende Handlung solche erforderte, Gesich⸗ ter die bei aller Spannung der Zuͤge nichts ausdruaͤcken, gewalt sam und wirr im Ausdrug des Affekts, oder von einer Weichheit und Sentimentalitât der Auffassung, die zu einer widerwaͤrtig füßen Ko⸗ ketterie herabsinkt, dies Alles bezeichnet die vorherrschenden Ele⸗= mente in den Malereien von Notre⸗Dame⸗de⸗Lorette, die nach der setzt in Paris gebraͤuchlichen Weise unmittelbar auf dem mit heißem Del getränkten Stein ausgefuhrt sind. Wird diese Art, in Oel auf den Stein * malen, die allerdings an fuͤr Franzosen gemacht ist, indem sie die Schnelligkeit des Fresko mit der Möglichkeit, wieder⸗ holt zu übergehen und zu aͤndern und so den Effekt auch ohne Kar⸗ ton zu erbalten, verbindet; wird sie die Probe der Zeit bestehen? Wir zweifeln daran, und es scheint, niehrere der Künstser seshst bezweifeln es. Auch will es mich fast beduͤnken, als ob einige Gemaͤlde der eil n Kirche bereits blaß und verschwoimmen in den Farben aussshen. Das schoͤnste dieser Bilder mochte das von Picot an der hin⸗ teren Wand uber dem Hoch-Altar seyn; hier findet man mit dem lebendigen Gefuͤhl der neueren romantischen Schule Adel und Ein= falt des strengen Styls, einen schoͤnen Ausdruck der Köpfe, ein din hendes durch den Goldgrund trefflich gehobenes Kolorit. Picot ge— höoͤrt zu denen, die sich, wenngleich der klassischen Schule angehörend, vermdge ihres Sinnes am leichtesten der neuen Richtung des male⸗ rischen Romantieismus chen konnten. Schon seine fruͤheren Bilder, wie Raphael und die Fornarina in der Abend⸗Landschaft, deuten darauf hin. Weniger gelingt dies Couder und Drolling, deren vorerwaͤhnte Bilder zwar einige brave Koͤpfe und Figuren, abe. gar wenig Eigenthuͤmliches zeigen und sichtlich aus Lebrun z Stein ung des heiligen Stephanus, Raphael's Schulg von Athen und muß Werken entlehnt erscheinen. Der letztere Kunstler hat übrigens man⸗ ches sehr Gelungene gemalt, wie in der Gallerie des Paigis-Rohal die Schenkung dieses Palastes von Richelieu an Ludwig XIV. Sein eigentlicher Platz ist aber noch in der aͤlteren klassischen Richtung, wie seine Bilder im Luxemburg⸗Museum und seine Deckengemälde im Aegyptischen Museum beweisen. Am glücklichsten Hat sich wohl Heim in dieser Zeit des aus allen Positionẽn verdraͤngten Klafstzis mus gehalten; sein Bild im Luxemburg: Scene aus der Zerstörung' Feru⸗ salems durch Titus, gehort zu den schoͤnsten Productionen der David⸗ schen Schule waͤhrend der Restaurgtionszeit. Ein Weib liegt mit ihrem Kinde am Boden unter dem Hufe des wilden Rosses eines der Verfolger. Der Mann, mit der Wuth der Verzweiffung, fallt dem Reiter in die Zuͤgel, sein Weib zu schuͤtzen. Weiterhin andere Grup⸗ pen, um ihr Leben Flehende, Sterbende u. s. w. Heim hat schon in den letzten Decennien an den oͤffentlichen Arbeiten viel Antheil ge— nommen. Seine Todten-Erweckung des helligen Hyazinth in er Votre⸗Dame⸗Kirche ist eines der besten Bilder, womit damals die Stadt Paris die Kirchen der Hauptstadt beschenkte. Auch in den Saͤlen des Acgyyvtischen Museums war Heim beschaͤftigt, fo wie in der Gallerie des Palais⸗Royal. Heim's Farbe ist so eigenthüͤmlich, daß man ihn bald daran erkennt; ein blasser, aber nicht kalter, gruͤn⸗ licher Ton geht bei allen seinen Bildern durch; auch in dem uͤbrigens sehr brav gemalten und schlicht aufgefaßten Bilde der Reinigun Mariä in der Loretto-Kirche waltet dieses Kolorit vor. Die zwe Darstellungen aus dem Leben der heiligen Genovefa, namentlich das Gebet der Heiligen zur Beschirmung der Stadt Paris, von Eugene De verig, gehdren zu den vesseren Bildern dieser Kirche. Ein Bischof im Vorgrund der letzten Darstellung mit dem Chor⸗ knaben ist besonders trefflich gelungen; doch hat dieser Kuͤnkler seit seinem ersten Auftreten nie wieder ein Bild geliefert, wie die Geburt Heinrich's des Vierten im Luxemburg, das Haupt⸗ bild Deverig's, welches der lebendige, individuelle sjusdruck, das geschmackvolle, trefflich charakterisirte Kostuͤm, von einer brillanten,

in verkleinertem Maßstabèe. Ein fuͤr das übrige Gebäude viel zu ho⸗ her Portikus von vier Korinthischen Saulen, deren Kapitaͤle mit wun⸗ derlichen, kommagrtigen Feuerzungen als Thraͤnen dekorirt sind, traͤgt das Gesims mit der Inschrift: Béatae Mariae Virgini Lauretianae, und den Fronton mit den bronzenen Statuen der drei göttlichen Tugen⸗ den, Glaube, Liebe, Hoffnung, auf den Ecken, und einem Hautrelief von Nanteuil im Tympanum, die Jungfrau, den Heiland auf den Armen, von Engeln umgeben. In das Innere tretend, findet man eine reich geschmuͤckte, heitere Halle von dier Reihen je acht Jonischer Saͤulen von , . Gypsmarmor mit weißen, theilweise vergoldeten Kapitaͤlen. ie Decke ist flach wie bei den alten Basiliken mit ge⸗ schmackvollen quadrat- und rautenfoͤrmigen Kompartimenten und mit Rosetten, braun, gold und weiß; in den Seitenschiffen auch mit roth und blau getaͤfelt.

Der Chor, den eine , n, von dem Schiffe trennt, schließt in einer halbkrelsfbrmigen Tribuͤne mit einer Kur⸗ pel, über die sich ein Glockenthüͤrmchen (eampanilla) erhebt. Die beiden äͤußeren Seitenschiffe endigen sowohl am Chor als an der Orgel in halbrunden, uͤberwoͤlbten Kapellen, deren enkgustisch ge⸗ malte Decorationen sich auf Taufe, Eucharistie, Vermaͤhlung und Tod beziehen. Das Mittelschiff empfaͤngt sein Licht durch drei Fen⸗ ster auf jeder Seite in den die Saͤulenstellung uüͤberrggenden Waͤnden; zwischen diesen Fenstern sind auf jeder Seite vier Gemaͤlde, je zwei breitere zwischen zwei schmaͤleren angebracht. Sie enthalten von der rechten Seite (vom Eingange her) folgende Darstellungen: Die Ge⸗ burt der Jungfrau, von Monvoißfin; die ,, , im Tem⸗ pel, von Vinchon; die Vermaͤhlung Mariä, von Lang lois; die Verkuͤndigung, von Franz Du bois; die Heimfuchung, don Cou— tan; die Anbetung der Hirten, von Hesse; die Weisen aus dem Morgenlande, von Granger; die Himmelfahrt, von Dejuines. In den Ecken am Bogen der Chorßffnungen und der Orgel

nd die vier großen Propheten, Ezechiel, Daniel, Jeremias, Jesaigs, von Schnetz; in den aͤußeren Seitenschiffen auf jeder Seite acht Darstellungen aus heiligen Legenden. Rechts: die heilige Ge⸗ novefa (nicht mit der Deutschen verwechselnz, als Maͤdchen das Geluͤbde ablegend, von De ju ines; dieselbe ihre Mutter heilend, von Dev eriaz dann dieselbe, durch ihr Gebet Paris vor Attila be⸗ schuͤtzend, ebenfalls von Deveriaz der heilige Philibert, einen Ge⸗ fangenen loskaufend, von Schnetz; derselbe, verschmachtende Pilger erquickend, auch von Schnetz; dann zwei Darstellungen aus dem Leben des heiligen Stephanus, von Champma rt in; zuletzt auf die⸗ ser Seite der heilige Steyhanus, vom Volke gesteinigt, von Couder. Links: die Beisetzung des Maͤrtyrers Hippolyt in den Roͤmischen Kata⸗ komben, von Coutan; die Marter dieses Heiligen, von Hefse; seine Bekehrung zum Christenthum von demselben; der heilige Hyaeinth einen Aufruhr stillend, und derselbe Heilige einen Todten erweckend, von Alfred Johannotz; die heilige Theresia am Todesbette ihrer Mutter von Langlois, und dieselbe in Entzuͤckung, von demsel⸗ ben; dieselbe die letzte elung empfangend, von Cam inade. In der Kuppel des Chors ist die Avotheose der heiligen Jungfrau, von Delor me gemalt; in den Ecken des Chors befinden 1 die vier Evangelisten, ebenfalls von De lorme. Die zwei Seitenwaͤnde zei⸗ gen die ern en der Maria, von Heim, und den zwöoͤlßjaͤhrigen sesus im Tempel lehrend, von Drolling. Die hintere Wand ter dem Hochaltar endiich ist von Piꝑeot mit iner Madonna, das Kind zwischen ihren Knieen stehend, anbetende Engel und vier Apo⸗ stel zu ihren Seiten, bemalt.

Man muß gestehen, daß so die Loretto⸗Kirche mit ihrer neuen, koketten Ausschmuͤckung, mit den geschmackvoll vertheilten Bildern und dem 2 gearbeiteten Getaͤfel, ein vraͤchtiges Ganzes bildet, wenngleich nicht dem ernsten Styl einer Kirche, fondern mehr dem eines modernen Salons und Conversations-Hauses entsprechend, und so darf es wenigstens nicht wundern, daß Notre⸗Dame⸗de⸗Lorette gerade in Parls ein Rendezvous der fashionabsen Welt gewor⸗ den ist. Die Bilder sind von sehr verschiedenem Kunsmwerthe,

und die meisten zeigen nur zu sehr, wie es die Känstier auf ein moͤg⸗

aber durch richtige Vertheilung vor Buntheit geschuͤtzten Farben⸗ gebung unterstützt, vor vielen mit Theilnabme und Befriedigung betrachten lat. Ueherhaͤufte Bestellungen scheinen den talentvollen Kuͤnstler seitdem zu fluͤchtiger Bravourmalerei immer mehr hingerissen zu haben. Eugene Deveria gehort übrigens immer noch zu den genann— testen und zugleich zu den tonangebenden Kuͤnstlern der Hauptstadt. Er und sein Bruder Achill sind bekannt genug durch ihre mehr zahlreichen und leichten als tiefen Erfindungen, die der Letztere durch den Stein— druck vervielfaͤltigt.

Aehnlich Deverig, obgleich im Allgemeinen schwaͤcher, war Alfred Johannot, dessen zwei Darstellungen aus dem Leben des heiligen Hyazinth den mißlungensten Hervorbringungen in der Loretto⸗Kirche beizuzaͤhlen sind. Die Arbeiten von Schnetz in dieser neuen Kirche, zwei Seenen aus dem Leben des heiligen Philibert, theilen zwar den durchgaͤngigen Fehler der dortigen Kir⸗ chenbilder, einer für Oel zu fluͤchtigen Fresko⸗Behandlung, zeichnen sich aber vor der Mehrzahl durch einen festen Styl und wahres Gefuͤhl aus, namentlich die Pilgerin, der die einfache, schlichte Gestalt Philibert s in braunem Moͤnchsmantel mit uͤbergejogener Kaputze die labende Kuüͤr= bisflasche reicht. In dem anderen Bilde gefaͤllt ebenfalls die treffliche Gruppe der zwei Soldaten, wovon der eine, auf der Erde sitzend, das von dem Heiligen fuͤr den Gefangenen bezahlte Loͤsegeld in der Hand haͤlt, welches ein vor ihm stehen der Kriegs Kanierad mit gierigen Blicken verschlingt. Die vier Propheten, in den Ecken am Bogen der Chordͤffnungen und der Orgel, von demselben Künstler, sind sehr tuͤchtig gemalt, und der Styl dieser Bilder hat mehr als alle in dieser Kirche etwas Ernstes und Großartiges, das auf das Studium der Sisting binweist; Sch netz, gegenwartig Direktor der Franzoͤsi⸗ schen Akademie in Rom, ist ein kuͤchtiger, fehr anzuerken nender Meister, obwohl wir ihn von Manier und Bravour-Malerei nicht freisprechen koͤnnen. In seinen ersten Werken eiferte er Leopold Ro⸗ bert mit gelungenem Streben nach, wie die der jungen Italienerin ihr Schicksal prophezeiende Wahrsagerin im Schloß von Saint Cloud und der alte Hirt der Campagnä und des Raͤubers Weib in der Gallerie des Palais Royal. Das schoͤnste historische Bild von Schnetz aus der letzten Zeit ist wohl die heilige Elisabeth in der Kirche Notre Dame de- Bonnes⸗Nouvelles. Die Scene ist jene oft dar estellte, wie die Heilige im Schloßhofe der Wartburg huͤlfespenden unter den Armen umberwandelt. Die Auffassung ist lebhaft und drama⸗ tisch. Die 8a in der Mitte in einem weißen Mantel zeigt das Streben nach ruhiger Würde und Einfalt. Schone Grußpen der Huͤlfsbeduͤrftigen. Rechts dem Beschauer ein Weib, das mit dem Kinde nach empfangener Huͤlfe davoneilt. Links, von ihrer Tochter unterstuͤtzt, eine Greisin, erschöͤpft am Boden liegend und zu der Helfenden aufblickend. Ihr Gesicht, vielleicht zu braun und zigen⸗ nerartig, druckt den liefsten Schmerz aus. Schon sind die Figuren, die etwas ruͤchwaͤrts auf einer nicht sehr hohen Terrasse versammelt sind. Der Ton des Bildes hat eiwas Duͤsteres, Jelbliches, welches die Sonderung und Uebersicht erschwert, aber auch von der schlech⸗ ten Erleuchtung in der Kapelle herruͤhrt.

Unter den uͤbrigen Bildern in der neuen Loretto⸗Kirche ist uns nichts Erhebliches aufgefallen. Rechnen wir zu diesem Allen noch eine Bronze⸗Gruppe von Cortot, Christus auf den Knieen der Maria, von mittel maͤßiger Arbeit, und einige ausgesucht schlechte moderne Glasmalereien, so wußten wir von Notre Dame⸗de⸗Lorette nichts weiter zu sagen.

Eine dritte neüe Kirche laßt jetzt die Stadt Paris am Ende der Straße Hauteville im Faubourg Poissonnisre ebenfalls mit großem

runk aufführen, damit auch dieses Kaufmanns⸗Quartier feinen kom- ortabeln Beetsaal erhalte, wie das Böͤrsenmaͤnner - Viertel der Ehaussee d'Antin und das Hof⸗Beamten⸗Quartier der Faubourg⸗Saint⸗Ho⸗ nors. Ob dieser fromme Baueifer der staͤdtischen Behörde übrigens zu loben, welcher so kostbare, luxuribse neue Kirchen errichtet, waͤh⸗ rend die schoͤnsten Altgothischen Gebäude verfallen und verkuͤmmern,

daruber erlaube ich mir hier kein urtheil.