1843 / 7 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

angenommene neue Fallitgesetz, von welchem man sich so bedeutende Refultate versprach, schon jetzt wieder abgeschafft werden solle. Der Secretair des Schatzamtes hatte seinen Bericht dem Kongresse noch nicht überreicht, doch wußte man, daß die Ausgaben während des vorigen Jahres die Einnahmen um 14 Millionen Dollars überstiegen hatten, welche durch Anleihen verschiedener Art gedeckt werden mußten.

Berichte aus Mucatan melden, daß zwei Gefechte zwischen den Mexifanern und Nucateken stattgefunden haben; in dem ersten, wel—⸗ ches am 12. November vorsiel, sollen die Mexikaner geschlagen wor— den seyn; die Nucateken wollen nur 5 Verwundete verloren haben,

während der Verlust der Mexikaner als sehr bedeutend geschildert wirb. Wenige Tage nacher fiel ein anderes Treffen unter den Wällen

von Campeche vor, welches unentschieden blieb. Die Mexikaner ver⸗ loren 206, ihre Gegner 150 Mann; Erstere litten überdies sehr durch

Mangel an Lebensmitteln und verloren viele Leute durch Desertiren. Die JZögerung der Mexikaner hatte der Regierung von Jucatan Zeit

fi lassen Campeche auf das vollkommenste zu befestigen und Verstär— ungen aus dem Innern an sich zu ziehen, welche im Stande schei— nen, jeden Angriff der Mexikaner auf die Stadt zurückzuweisen.

Was die Verhältnisse Mexiko's zu Texas betrifft, so soll

Mexiko die von England angebotene Vermittelung in dieser Angele—

genheit abgelehnt und einen Einfall in Texas beschlossen haben, der

alsbald nach Beendigung des Kampfes in Yucatan unternommen werden soll. Texianische Berichte wiederholen die Behauptung, daß General Woll über den Rio Grande zurückgetrieben worden sey, und fügen hinzu, es ständen Texianer genug im Felde, um seine Truppen im Zaume zu halten. Da die gesammte Mexikanische Seemacht an der Küste von Nucatan beschäftigt ist, so hat der gedrohte Angriff auf Galveston noch nicht unternommen werden können. Die Texia— nische Escadre liegt noch wegen mangelnder Fonds zur Ausrüstung, abgetakelt im Hafen von New⸗Orleans.

Die Berichte aus Lancashire lauten diese Woche sehr befriedi— gend. Es scheint, daß unter den Fabrikanten wieder ein ziemliches

Vertrauen auf den künftigen Gang der Dinge zurückgekehrt ist, und

daß sie wieder volle Beschäftigung zu lohnendem Preise haben. Selbst in Liverpool herrscht größere Thätigkeit, als in der jetzigen Jahreszeit sonst gewöhnlich ist. fest, und merkliche Besserung wird für den Anfang des Frühjahres erwartet. Auffallend ist ein bedeutendes Steigen der Schatzscheine und Indischen Bons, was einzig durch das Müßigliegen bedeutender Summen in den Händen der Banquiers und durch die Besorgniß erklärt wird, daß die Zahlung der Januar-Dividenden noch eine Masse unverwendbarer Gelder auf den Markt bringen werde.

In Galway in Irland hat am Weihnachtstage ein furchtbares Unglück sich ereignet. In der Frühmesse nämlich hatten sich in der Kirche etwa 4— 5000 Menschen zum Gottesdienste versammelt, als sich plötzlich das ganz unbegründete Gerücht verbreitete, die in der Kirche befindliche Gallerie sey im Weichen begriffen. Alles stürzte nun den Ausgängen zu, eine Menge Menschen wurde die Treppe hinuntergestürzt, deren Geländer nachgab, Viele wurden unter die Füße getreten und entweder getödtet oder schwer verletzt. Man zählte bei Abgang der Nachricht 35 Todte, und glaubte, daß etwa 10 bis 15 von der großen Zahl der Schwerverletzten ebenfalls den Tod sinden werden.

Dänem ar .

Schleswig, 27. Dez. (A. M.) Die Stände-Zeitung bringt einen Protest, welchen der Herzog von Augustenburg zu An— fang der 50sten Sitzung, am 10. Dezember, sowohl gegen die Mo— tive des von dem Justizrath With in der Jütländischen Stände-Ver⸗ sammlung gestellten Antrags, in Betreff der Dänischen Nationalität 3c. (wonach in einem Beschlusse der Schleswigschen Stände-Versamm— lung eine Kränkung der Dänisch redenden Schleswiger und der gan— zen Dänischen Nationalität liegen soll) einlegte, als gegen den An— trag selbst, indem weder die Jütländische noch eine andere Versamm— lung kompetent seyn könne, sich mit Gegenständen zu befassen, die zu den inneren Angelegenheiten der Schleswigschen Stände Versamm— lung gehören. Diesem nicht zu einer Diskussion sich eignenden Antrage schloß sich der Präsident der Schleswigschen Stände ⸗Ver— sammlung in allen Stücken an, und darauf auch, nach einer Auffor— derung desselben, die ganze Versammlung mit Ausnahme von zwei Abgeordneten durch Aufstehen.

F Deutsche Bundesstaaten.

Stuttgart, 29. Dez. (A. 3.) Der „Verein der Buchhänd— ler zu Stuttgart“, zu welchem 23, worunter alle bedeutenderen hie— sigen Buchhandlungen, am 19. Juni d. J. zusammengetreten sind, hat bei seiner Konstituirung zugleich eine besondere Convention über ein Schiedsgericht abgeschlossen, dessen Entscheidung in buchhändle— rischen Civil-Streitigkeiten bis zum Belaufe von 2000 Fl. alle Ver— eins Mitglieder sich vertragsmäßig unterworfen haben. Auch Strei— tigkeiten zwischen Vereinsgliedern und Nicht-Theilnehmern am Verein können in bestimmten Fällen vor dieses buchhändlerische Schiedsgericht gebracht werden, das lit die Dauer eines Jahres unter dem Vorsitz des bekannten Rechts Anwalts Dr. Albert Schott aus vier Schieds— richtern: Dr. Paul Pfizer, Kaufmann Oechslin und den Buchhänd— lern Karl Hoffmann und Heinrich Erhard besteht. Dem Vernehmen nach, liegen bereits ein paar Fälle zwischen einem Autor und einer Verlags- Buchhandlung, und zwischen zum Vereine gehörigen Buchhandlungen vor, die in den nächsten Wochen zur Entscheidung kommen dürften. Die Verhandlungen des Schieds⸗ gerichts sind durchaus mündlich, und wenn nicht beide Parteien schon bei der Insinuation der Ladung sich gegen die Oeffentlichkeit erklären, öffentlich. Zu den Sitzungen des Schiedsgerichts hat der Stutt— garter Stadt-Rath ein Lokal auf dem Rathhaufe eingeräumt, dessen Räumlichkeit auch einem zahlreicheren Publitum den Zutritt gestattet. Zur Zeit der alten Verfassung war bei Kriminal Prozessen auch in Württemberg öffentliche Verhandlung eingeführt: der letzte Fall war so viel wir uns erinnern, vor nahezu 40 Jahren, ein Prozeß gegen einen Magister Harter, dessen öffentliche Vertheidigung auf hiesigem Rathhause von dem noch lebenden resignirten Ober Justizrath Jeller geführt wurde. Mit Aufhebung der alten Verfassüng wurbe aber auch in Württemberg geheimes und schriftliches Verfahren eingeführt; die eh. Generation hat also mit Ausnahme einer lleinen. Zahl älterer Männer eine öffentliche Prozeß⸗Verhandlung hier in Stuttgart noch nicht erlebt, und der Besuch der ersten öffentlichen Sitzung des buchhändlerischen Schiedsgerichts wird daher voraussicht⸗ lich sehr zahlreich werden. Der Umstand, daß die am 14. Januar wieder zusammentretenden Kammern über Oeffentlichkeit und Münd⸗ lichkeit im Straf⸗Prozesse zu e haben, wirkt natürlich mit, daß unser Publikum sich um so lebhafter für n Fragen interessirt. Eine den Ständen zu übergebende Eingabe von Stuttgarter Bürgern, die gegen den e r und schriftlichen inquisitorischen Prozeß sich deo i., ählt bereits über tausend Unterschriften. Auch ein Theil bes Hanbelsstandes von Stuttgart und den bedeutenderen Städten Württembergs ist, wie wir hören, im Begriffe, für seine , . heiten ein ähnliches, wie jenes buchhändlerische Schiedsgericht, eben⸗

In London zeigt sich der Markt

26 falls mit Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Verfahrens, zu konsti⸗ tuiren, und so dürfte denn bald unserem Publikum öftere Gelegen⸗ heit gegeben werden, selbst zu prüfen und das öffentliche und münd— liche mit dem geheimen und schriftlichen Verfahren zu vergleichen.

Dresden, 2. Jan. Nachstehendes ist der gestern erwähnte Artikel der Leipziger Zeitung über das Verbot der Deutschen Jahrbücher:

„Die seit dem Jahre 1837 unter dem Titel: „Hallesche Jahr⸗ bücher für Wissenschaft und Kunst“ erschienene Zeitschrift zog fehr bald durch die Entschiedenheit ihrer Farbe und Richtung, so wie durch die Schärfe ihrer Kritik, allgemeine Aufmerksamkeit, aber auch vielfache An— sechtung auf sich. Doch vergingen mehrere Jahre, che die Regierung des Staats, welchem das Blatt, nach seinem Titel und dem Wohnort feiner Herausgeber, vorzugsweise anzugehören schien, ihm entgegenzutreten sich bewogen fand. Als dies aber geschah, wendete sich die Redaction nach Sachsen, und setzte die Zeitschrift unter Verantwortlichkeit ihres Verlegers, Otte Wigand in Leipzig, und unter dem veränderten Titel: „Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst“ fort. Seitdem sah man die allem Bestehenden feindselige Tendenz dieser Zeitschrift nach und nach immer mehr sich ausbilden und enthüllen. Sie stellte sich, nach allen ihren Richtungen hin, zur Aufgabe „die Negation“, ein Verneinen ohne Maß und Ziel, ein Unterwühlen aller Fundamente des christlichen Staats, wel⸗ chen dies Blatt ebenfalls und vorzugsweise ‚„negirt.“ Das Christenthum aller Konfessionen, ja die Jahrbücher sagten sich nämlich späterhin von der von ihnen anfänglich aufgepflanzten Fahne des Rationalismus selbst wieder los sogar ein vom rationalistischen Standpunkte aufge⸗ faßtes Christenthum, gilt ihnen als Machwerk der Theologen. Alle Theo— logie ist ihnen aber blos Anthropologie. Den Glauben an ein höchstes Wesen lösen sie in eine Vergötterung des Selbstbewußtseyns auf, und ken—

nen keine andere Religion mehr, als die Freiheit.

Sie verwerfen alle und jede mongrchische, und selhst die constitutio— nell⸗monarchische Regierungs Gewalt. Denn aller Constitutionalismus ist

ihnen eine Halbheit und die Idee des gemäßigten Fortschritts eine unsitt

liche Thorheit.

Voll Geringschätzung gegen das „charakterlose und indifferente“ Volk der Deutschen, bewundern sie vor Allem Frankreich, jedoch nicht dessen Ne gierung, die sie entschieden verwerfen, sondern die in einem Theile des Vol— kes sich kundgebende, der Auflösung und dem Umsturz zugewendete Rich— tung.

Ob ein Blatt mit solcher Tendenz zu dulden seyß, war von dem Au— genblicke an, wo es als ein Sächsisches auftrat, für die Regierung eine schwierige Frage. Aber ungeachtet aller Bedenken, die seine Richtung schon damals erregen mußte, stand man nicht an, diese Frage im Interesse der freien Wissenschaft zu beantworten. j :

Nicht allein nämlich, daß die Deutschen Jahrbücher im indiffe— renten Gebiete des Trefflichen Manches brachten, schien es auch Ehrensache für Sachsen und Deutschland, selbst einer mit solchen Waffen fechtenden Partei die Schranke des offenen Kamefes im Felde der Wissenschaft nicht zu verschließen. Besonders glaubte die Regierung eines Landes, welches seit lange her die Wiege des wissenschafilichen Fortschreitens ist, selbst einem energischen Kampfe der Gegensätze nicht wehren zu dürfen, wodurch sich alles Leben in zuletzt doch heilbringender Richtung vorwärts bewegt.

Daher ließ man das Erscheinen der Zeitschrift geschehen und trug, als der Verleger zu Anfang des Jahres 1842, wegen mancher davon abhän— giger Erleichterungen um ausdrückliche Konzession nachsuchte, kein Beden— ken, auch diese zu ertheilen, verband jedoch damit nicht nur den gewöhn lichen Vorbehalt des Widerrufs, sondern auch eine Wiederholung der dem Verleger und der Redaction früher ertheilten Verweisung zur Mäßigung und sorgfältigen eigenen Sichtung des Stoffes. Denn es hatte auch in diesem Falle sich gezeigt, daß eine liberale Censur, wie die Sächsische Re— gierung sie will, nicht hinreicht, der beharrlichen und klug berechneten Ge flissentlichkeit in Verfolgung unzulässiger Tendenzen zu begegnen, besonders bei einer Zeitschrist, welche rein wiffenschaftliche Zwecke vorgiebt, diesen Plan aber nach und nach immer mehr überschreitet. j

Für Fälle dieser Art bleibt sodann, nach mehrmaligen fruchtlosen Ver— warnungen, nur das letzte gesetzliche Mittel, die Unterdrücku ng der Zeitschrist übrig. Daß ein Fall dieser Art hier vorlag, darüber wird Nie— mand zweifelhaft bleiben, der die letzten beiden Jahrgänge der Jahrbücher unbesangen durchliest, darin einer wohl noch nirgends übertroffenen Censur— Nachsicht begegnet und dann vernimmt, daß sich dessenungeachtet die Re— daction über zu große Censurstrenge in so unbemessenen Ausdrücken be— schwerte, daß es gewiß Beweis von Schonung war, wenn die Beschwerde einfach, jedoch mit offener Verständigung über die Gründe, zurückgewiesen wurde. Unter Anderem wurde dabei Folgendes bemerklich gemacht:

Bei der von der Redaction in der Beschwerdeschrift ganz unverholen ausgesprochenen Absicht, das Christenthum in seinen obersten und wesent— lichsten Grundsätzen zu bekämpfen, dürfe es sie nicht befremden, wenn ihre Zeitschrift fortwährend große Schwierigkeiten bei den Censur- Behörden er fahre. Je größer die Zuversicht sey, mit welcher die Redaction über den Erfolg dieser ihrer Angriffe spreche, desto mehr werde sie sich selbst sagen können, daß und weshalb die Regierung sich verpflichtet fühlen müsse, der— artigen Versuchen mit allen ihr zu Gebote stehenden gesetz- und verord⸗ nungsmäßigen Mitteln entgegenzuwirken, da sie jedenfalls den, wenn auch

vorübergehenden, nächsten, die öffentliche und Privat Wohlfahrt bedrohenden Wirkungen derselben, nämlich den Eindrücken zu begegnen habe, welchen dergleichen Aufsätze auf einen Theil des Publikums, in dessen Hände sie gelangen, machen müssen.

Seit dieser der Redaction in der Mitte des Jahres 1812 zugegange—

nen Weisung kamen erst gegen Schluß des Jahres wieder besonders an⸗ stoßige Artikel vor. Einer derselben zog ein im Jahre 1750 erschienenes Libell aus dem Staube der Vergessenheit hervor, und gab aus diesem, mit entschiedenstem Beifall, Aeußerungen wieder, wie folgende Anrede an den geistlichen Stand: Ihr seyd freilich Diener Gottes, aber nicht anders als die Gaukler, Taschenspieler und Komödianten Diener der Obrigkeit sind, die mit Er— laubniß derselben dem müßigen Volke vors Geld eine Kurzweil machen, damit sie nicht was Schlimmeres vornehmen“ u. s. w. „Weiter nichts seyd ihr, als Mimi und possirliche Nachahmer der wahren Gesandten Got— tes, die vor tausend und mehr Jahren zu den Juden und Heiden gelom— men sind, mit Einem Worte: geistliche Komödianten und Gaukler“ u. s. w.

Kurze Zeit darauf aber erschien ein Aufsatz, welcher unter dem Titel:

„Vorwort. Eine Selbstkritik des Liberalismus“

den Jahrgang 1843 eröffnete. Dieser Artikel enthält gleichsam das Pro—⸗ gramm, mit welchem die Jahrbücher eine neue Phase ihres politischen und religionswissenschaftlichen Campfes ankündigen. Denn ungeachtet sie darin schon die Unvereinbarkeit ihrer bisherigen Bestrebungen mit den bestehenden Censur-Vorschriften ausdrücklich zugeben, so nennen sie doch ihren bisheri— gen Liberalismus ein bloßes Stehenbleiben auf halbem Wege. Nun— mehr komme es darauf an:; „das Volks-Bewußtseon aus den Illusionen, worauf unser jetziges politisches und religiöses Leben ruht“, emporzuheben, „die Massen in Bewegung zu setzen, die Kirche in die Schule zu verwan— deln und eine wirkliche, allen Pöbel absorbirende Volks-Erziehung daraus zu organisiren, das Militairwefen damit zu verschmelzen, das gebildete und organisirte Volk sich selbst regieren und selbst Justiz handhaben zu lassen.“ Der Aufsatz schließt mit folgenden Stellen: „Wer die Freiheit will, muß den souverainen Staat, und wer den souverainen Staat will, muß seine Bedingungen wollen. Die Deutsche Welt, um ihre Gegenwart dem Tode zu entreißen und ihre Zukunft zu sichern, braucht nichts, als das neue Be— wußtsevn, welches in allen Sphären den freien Menschen zum Prinzip und das Voll zum Zweck erhebt, mit einem Wort, die Auflösung des Li— beralismus in Demokratis mus.“

„So wenig von, dem gesunden Sinn und den constitutionell- loyalen Hesinnungen des Sächsischen Volks zu besorgen ist, daß Aeußerungen und Aufforderungen dieser Art einen anderen Eindruck, als den der völligen Enttäuschung der bisher noch Getäufchten machen iverden: so war es döch die Regierung ihrer eigenen Würde und eben so auch den gerechten Er= wartungen aller Freunde des Vaterlandes und seiner Verfassung schuldig, nach dieser neuesten Erklärung die Deuischen Jahrbücher nichl länge fortbestehen zu lassen, vielmehr ihr ferneres Erscheinen, wie dies so eben, unter Zurücknahme der Konzession, eschehen ist, zu untersagen, da diese Zeitschrist nach und nach immer 6. das Feld freier wissen schaftli⸗ cher Erörterungen verlassen hat, und auf ein mit der gesetzlichen Ordnung

völlig unvereinbares praktisches Gebiet getreten ist, auf welchem selbst di überspanntesten Ansprüche an freie Bewegungen der Presse ihre Gränze zu sinden haben.

Leipzig, 5. Jan. Ceipz. 3 Die in Nr. 2 der Leipziger Allgemeinen Zeitung vom 2. Januar d. J. unter dem Datum Bamberg den 28. Dezember enthaltene Nachricht von einem angeblich be⸗ stehenden Plane, die Eisenbahn von Nürnberg nach Leipzig von Bamberg aus, anstatt über Hof, vielmehr über? Koburg nach Alten= burg zu führen, kann aus zuverlässiger Quelle mit völliger Bestimmt⸗ heit als unrichtig bezeichnet werden, da die Führung der fraglichen Bahnlinie von Bamberg aus über Hof und Plauen nach Altenburg vertragsmäßig feststeht und von einer Absicht der kontrahirenden Re gierungen, diese Richtung mit einer anderen und namentlich der oben angegebenen, zu vertauschen, in keiner Weise etwas verlautet hat.

Braunschweig, 2. Jan. Se. Durchlaucht der Herzog haben den Geheimen Rath und Hof-Jägermeister Grafen von Veltheim, den Geheimen Rath, Freiherrn von Schleinitz und den Geheimen Rath Schulz zu Staats-Ministern ernannt.

. Lübeck, 30. Dez. Die hiesigen Anzeigen enthalten eine Verordnung des Senats, worin zur Beförderung der Errichtung von Fabriken und Manufakturen hieselbst, im Einvernehmen mit der Bür—⸗ gerschaft, verfügt wird, daß die fabrikmäßige Betreibung eines sonst zünftigen Gewerbes hieselbst fernerhin an feinen Zunftzwang gebun— den, vielmehr in jeder Beziehung davon befreit seyn soll, jedoch zu einem solchen fabrikmäßigen Betriebe eine besondere Konzession des Raths nachgesncht werden muß. a, ,,,

Oesterreich.

Triest, 25. Dez. (A. Z.), Gestern ist der Englische Capi= tain Bloomfield in Begleitung zweier anderen Herren in Triest an— gekommen. Er ist von seiner Regierung abgesendet, um über den Zustand der Straßen in Bayern, Tyrol 2c. Bericht zu erstatten und die Dauer einer Reise von London nach Triest zu ermitteln, um darnach in Betreff der Sendung des Indischen Felleisens auf die⸗ sem Wege zu beschließen. Herr Bloomfield hat sich über die Re⸗ sultate befriedigend ausgesprochen; ganz besonders lobt er die Post⸗ Einrichtung und den Straßen-Zustand in den besuchten Oester⸗ reichischen Provinzen. Die ganze Reise von London nach Triest über Ostende, Köln, Frankfurt, München, Augsburg, Innsbruck u. s. w. legte er in 135 Stunden und 25 Minuten zurück. Die Aufgabe, eine Korrespondenz von Alexandrien nach London in 11 bis 12 Tagen zu befördern, wäre also schon jetzt vollkommen gelöst, und da noch ein bedeutenderer Zeitgewinn erwachsen muß, wenn die in Bau begriffenen Eisenbahnen vollendet seyn werden, so dürften wir bald die Ostindische Post ihren Weg durch Deutschland nehmen sehen. Freilich bestehen noch keine Telegraphen auf dieser Route, wie in Frankreich, aber die Französischen Telegraphen haben England bisher noch immer mehr Verdruß als Vortheil gebracht.

ß

Nom, 22. Dez. (A. 3.) Der glückliche Ausgang des Eng⸗ lischen Krieges in China hat der Propaganda des Christenthums ein unübersehbares Feld für ihre Missions Thätigkeit in dem himmli— schen Reich eröffnet. Wichtig ist in dieser Hinsicht, daß man hier stark daran denkt, einen apostolischen Vikar nach China zu schicken. Die Initiative der Maßregel geht nicht von Rom aus, vielmehr haben die Römischen Katholiken in China sich vom Papst den Vikar erbeten. Aus Aquila wird gemeldet, daß die Stadt am Sten d. Morgens um 6 Uhr durch einen wellenartigen Erdstoß erschüttert wurde. Menschen kamen nicht um, und nur wenige Häuser sollen beschädigt seyn.

Florenz, 27. Dez. (A. 3.) Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen traf am 22sten d. M. hier ein, hat nach einem kurzen Aufenthalt Florenz bereits wieder verlassen und ist von hier nach Lucca gereist. Wie man vernimmt, wird sich derselbe von da über Pisa und Livorno zu Wasser nach Rom und Neapel begeben.

Ihre Durchlaucht die Frau Fürstin von Liegnitz hat bereits vor acht Tagen ihre Reise fortgesetzt und sich von hier zunächst nach Rom begeben. Dieselbe hat während ihres dreiwöchentlichen Aufenthaltes hier die reichen Kunstschätze so wie die schönen Umgebungen unserer Stadt häufig besucht.

Die Dampsschifffahrt auf dem Mittelländischen Meere ist noch fortwährend im Zunehmen. Die Anzahl der Böte, welche die Com⸗ munication zwischen den bedeutenden Häfen herstellen, ist in diesem Jahr sehr vermehrt worden.

8p an e n.

Madrid, 24. Dez. Die Französische Regierung hat, wie man versichert, dem Spanischen Kabinette eine Note zugeschickt, worin sie eine förmliche Desavouirung aller Beschuldigungen verlangt, welche von Seiten Spanischer Behörden gegen sie bei Anlaß der Insur⸗ rection von Barcelona vorgebracht worden. Der Französische Ge⸗ schäftsträger, Herzog von Glücksberg, hatte am 22sten eine Zusam— menkunft mit dem Grafen Almodovar, Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Bis jetzt hat jedoch darüber noch nichts verlautet, welche Entschließung das Spanische Kabinet in Bezug auf diese deli⸗ kate Frage gefaßt habe.

bereinigte Staaten von Uord-Amerina.

New⸗MWork, 15. Dez. In Betreff der von Mexiko an die Vereinigten Staaten für Privat-Verluste zu bezahlenden Entschädi⸗ gungs- Summe wird in Briefen aus Vera- Cruz berichtet, daß die Mexikanische Regierung sich bereit erklärt abe, das Geld in jähr— lichen Terminen von einer halben Million Dollars abzutragen. Da⸗ gegen meldet der in New-Srleaus erscheinende Tropic nach Aussa⸗ gen eines aus Mexiko kommenden Reisenden, daß Mexiko das Aner— bieten gemacht habe, seine Schuld durch Abtretung Kaliforniens an die Vereinigten Staaten abzutragen. Bei der entschiedenen Abnei⸗ gung gegen jede Gebiets- Abtretung, welche Santana wiederholt kundgegeben hat, glaubt, man indeß, daß die Nachricht erdichtet ist, zumal da der, Besitz Kaliforniens für die Vereinigten Staaten höchst wichtig und im Vergleich dazu die Entschädigungs-Summe, zwischen zwei ünd drei Millionen, für welche es als Aequivalent dienen soll, durchaus g gg seyn würde.

Der Mexikanische Konsul in New-Orleans hat die Anzeige ge⸗ macht, daß der Hafen von Laguna dem auswärtigen Handel geöffnet sey, daß aber Campeche sich im Blokade⸗Zustande befinde. Ein mit Mehl und Getraide beladener, von New Orleans nach Campeche be— stimmter Schwoner unter der Flagge der Vereinigten Staaten ist be

reits von der Mexikanischen Escadre aufgebracht worden; eben so das Dampfschiff „Champion“, welches nach Tobasco bestimmt war.

Aus benden, wird gemeldet, die letzte Post habe die Nach⸗ richt gebracht, daß nicht weniger als sechs Dampfschiffe auf dem Mississsppi verunglückt seyen, und daß dabei zwar kein Menschenleben verloren gegangen, wohl aber eine Menge Waaren versunken sey. Der Flecken Mooreville in Indiana, welcher 6090 Einwohner zählt, ist in einer Nacht gänzlich abgebrannt.

Ueber die im August stattgefundene Revolution in Peru theilt das Nord⸗Amerikanische Blatt Madisonian folgende Nachrichten mit, die aus authentischer Quelle seyn sollen. General Torrico, vom Mi⸗ litair unterstützt, hatte den Präsidenten Menendez abgesetzt und sich unter dem Namen eines „Oberhaupts der Nation“ der Regierung bemächtigt. Dieser gewaltsame Akt ging schnell, aber ohne Blutver⸗

gießen vor sich, und bis dahin erregte die Mäßigung des Generals

Torrico, der Niemanden aus dem Lande verwiesen hatte, allgemeine Verwunderung. Er war seitdem an der Spitze seines Heeres nach dem Süden gegangen, um den General Vidal anzugreifen, der sich ebenfalls als Oberhaupt in Cuzco hatte proklamiren lassen. La Fuente scheint von der Süd-=-Armee aufgegeben worden zu seyn. Die Re— gierung zu Lima besteht gegenwärtig aus einer provisorischen exeku⸗ tiven Gewalt und einem Kriegs-Minister.

2 Paris, 1. Jan. Die Nachricht, daß mehrere von San— tander abgegangene und mit Mehl für die Havanna geladene Spa⸗— nische Schiffe von einer Haitischen Korvette gekapert worden seyen, hat ihre volle Richtigkeit, so wie daß der Spanische General- Gou— verneur von Cuba bereits eine Kriegs- Fregatte, ein Kriegs Dampf— schiff und die Korvette „Liberal“ mit Ergreifung von Repressalien gegen Haiti beauftragt hat, ist vollkommen richtig. Die Sache ver— hält sich so:

Als die Europäischen Mächte die Republik Haiti als unabhän— gigen, selbstständigen Staat anerkannten, setzten sie dafür die aus— drückliche Bedingung fest, daß diese Republik niemals das Recht ha— ben solle, selbst ein Kriegsschiff auszurüsten. Eine gewisse Reihe von Jahren hindurch hielt die Republik die ihr auferlegte Verbindlichkeit, aber auf einmal schien sie dieselbe vergessen zu haben, indem sie eine Fregatte oder Korvette, gleichviel, ausrüstete, welche sie in den Ver— einigten Staaten hatte kaufen lassen. Allein die Wachsamkeit Eng— lands machte diesen Versuch bald zu nichte. Der damals die Eng— lische Schiffs Division in den Antillen kommandirende Commodore Sir James Neo machte sogleich, nachdem er von dem Auslaufen des Haitischen Schiffes Kenntniß erlangt hatte, Jagd auf dasselbe, griff es an, und es kam zu einem förmlichen Kampf mit demselben, wobei eine nicht unbeträchtliche Zahl von Haitiern getödtet wurde, und der damit endete, daß die Haitische Fregatte sich gezwungen sah, wieder den Hafen, von dem sie ausgelaufen war, aufzusuchen, den sie auch noch erreichte, aber in einem so üblen Zustande, daß an ein aberma— liges Auslaufen nicht zu denken war. Das Schiff war seitdem sei— nem Verfalle überlassen geblieben.

Erst in der neuesten Zeit hat Haiti einen neuen Versuch dieser Art mit abermaliger Ausrüstung einer Korvette gemacht, was, wie es scheint, ganz ungestört geschah, eine um so auffallendere Thatsache, als dieselbe den Englischen Kreuzern in jenen Gewässern unmöglich entgangen seyn konnte, bei ihrer anerkannten scharfen Wachsamkeit auf allen Punkten, wo sie hingeschickt werden. Wie dem nun sey, die Haitische Korvette war durch ungestümes Wetter gezwungen worden, in einem der Häfen der Insel Portorico, die mit Cuba noch die be— deutendste der dortigen Spanischen Kolonieen ausmacht, einzulaufen. Die Spanischen Behörden säumten nicht, diese Gelegenheit zu be— nutzen und die Korvette für gute Prise zu erklären. Die Haitier aber rüsteten nun, um Repressalien zu üben, ein neues Schiff aus, und dieses ist es eben, welches jüngst die drei Spanischen Schiffe von Santander weggenommen hat. Der General-Capitain der Spanischen Antillen, Don Geronimo Valdez, hatte kaum von diesen neuen Verletzun— gen, welche die Haitier sich gegen die Spanische Flagge und trotz der klaren Bestimmungen der bestehenden Verträge erlaubt hatte, Kenntniß er⸗ halten, als er den drei oben benannten Kriegsschiffen, die im Augen— blicke zu seiner Verfügung standen, Befehl ertheilte, mit denen sich zu vereinigen, die zur Station von Portorico gehören, worauf diese Escadre unverzüglich gegen Haiti segeln und agiren sollte. Die ganze Escadre wird aus einer Fregatte von 50 Kanonen, 4 Briggs von 10— 18 Kanonen, 2 Kriegs⸗-Dampfschiffen, jedes von 4 Karona⸗ den, und mehreren kleineren Schiffen bestehen, denen Haiti nichts entgegenzusetzen hat, als seine Korvette. Das ist seit längerer Zeit das erstemal, daß man wieder ein kräftigeres Auftreten der Spani— schen Marine in jenen Meeren und überhaupt sieht.

Das Benehmen der Haitier gegen Spanien läßt sich um so we— niger begreifen, wenn man bedenkt, daß die Spanier ohnedies ihnen nicht sonderlich gewogen seyn können, da eine Menge der ehemaligen Spanischen Pflanzer auf Haiti, die glücklich genug waren, bei Aus⸗ bruch der Neger =Revolution den Dolchen und Mordgewehren der Schwarzen zu entrinnen, nichts als das nackte Leben retteten, wäh— rend sie mit Verlust ihres ganzen reichen Besitzthums nach den unter⸗ worfen gebliebenen Inseln Cuba und Portorico entflohen. Die in gleichem Falle befindlichen Französischen Pflanzer hatten wenigstens später durch das kräftige Auftreten ihrer Regierung, welche bekannt⸗ lich durch Abschickung einer Escadre gegen Haiti den Vertrag wegen der zu leistenden Entschädigung erzwang, einigen Ersatz für die erlit⸗ tenen enormen Verluste bekommen: nicht so die Spanischen, für welche von Seiten ihrer Regierung einerseits wegen des gänzlichen Verfalls der Spanischen Marine, andererseits weil sie durch die Kosten und Opfer des sechsjährigen Bürgerkriegs über alle Maßen ohnedies im Mutterlande in Anspruch genommen war, durchaus gar nichts geschah. Jetzt fängt die Spanische Marine allmälig wieder an, wenn auch langsam, sich aus ihrem Verfall wieder herauszuarbeiten.

Auf den Spanischen Kriegswerften zu Eadix, Cartagena und Ferrol herrscht wieder eine Thätigkeit, von der man Jahre lang keine Spur mehr gesehen hatte, und mehrere Kriegsschiffe sind bereits in schlag⸗ fertigem Zustande, andere in der Ausrüstung begriffen. Wenn der Regierung die Aufrechthaltung des Friedens und der Ruhe im Lande gelingt und durch eine geregeltere Verwaltung, wie durch Abschluß vortheilhafter Handels- Verträge mit den anderen Nationen, bie Contre! bande unterdrückt und das Finanzwesen geordnet wird, so kann man voraussehen, daß auch in der Wiedererhebung der Spanischen Marine wird fortgeschritten werden. Sobald aber das Land wieber etwas zu Kräften gekommen ist, dürfte auch der Zeitpunkt gekommen seyn, wo Spanien, dem von grankreich gegebenen Beispiele folgend, ebenfalls seine gerechten Entschädigun gs Jörberungen gegen Haitk geltend machen wird, und wo dieses wohl oder übel der stärkeren Gewalt, welche das gute Recht unterstützt, zu weichen gezwungen seyn dürfte.

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27

Inland.

Berlin, 5. Jan. (Ju stiz-Ministerialblatt.! Des Kö— nigs Majestät haben Sich bewogen gefunden, über die Begleitung eines Missethäters zum Richtplatz durch einen Seelsorger die also lautende Allerhöchste Ordre zu erlassen:

„Durch die Kabinets-Ordres vom 27. Februar 1829 und 30. Januar 1839 hat Mein in Gott ruhender Herr Vater, des Hoch—

seligen Königs Majestät, angeordnet, daß die Begleitung des Misse⸗

thäters zum Richtplatz überall wegfallen und der in dem 5§. 515 der Kriminal-Ordnung gemachte Religions-Unterschied nicht mehr statt⸗ finden solle. Ich finde Mich bewogen, eine Modification dieser Vor— . in den Fällen eintreten zu lassen, wo der Seelsorger in Ueber⸗ einstimmung mit dem Wunsche des Verurtheilten eine solche Beglei— tung beantragt, behalte Mir jedoch die Bewilligung in jedem einzel⸗ nen Falle Selbst vor. Sie haben hiernach die Gerichte mit Anwei—

sung zu versehen und in den Berichten über die Bestätigung der

Todes-Urtheile jedesmal anzuführen, ob eine Begleitung zur Richt— stätte beantragt worden ist. ; Charlottenburg, den 19. Dezember 1842.

(Gez) Friedrich Wilhelm. An den Staats- und Justiz-Minister Mühler.“

Berlin, 6. Jan. die Schrift des Divisions Predigers Dr. Rupp zu Königsberg zurück— kommen, sähen wir nicht in öffentlichen Blättern das Verfahren der Staats-Zeitung in dieser Hinsicht stets erneuten Verunglimpfun— gen ausgesetzt. Die Staats- Zeitung hatte nach der Elber⸗ felder Zeitung eine Stelle der Ruppschen Rede: „Es ist ein altes Vorurtheil, daß das Christenthum Religion sey ꝛc.“, als einen nicht uninteressanten Beitrag zur religiösen Charakteristik der Ge—⸗ genwart aufgenommen. Ein Verehrer der Ruppschen Tendenz wünschte darauf ein Schreiben „von der Oder“ in der Staats-Zeitung abgedruckt zu sehen, was jedoch schon wegen so unangemessener Aus— drücke, als „Geistesbeschränktheit, jesuitische Unredlichkeit“ u. dergl., nicht thunlich war. Die, wie es hieß, „aus dem Zusammenhange gerissene Stelle“ durch den Zusammenhang zu ergänzen war jedoch die Staats-Zeitung bereit und ließ in Nr. 346 des Jahrgangs 1842 auch einige weitere Sätze der Ruppschen Rede abdrucken. Allein der Zusammenhang machte die Sache wo möglich noch schlimmer. Man sah nunmehr, daß der Satz „es ist ein altes Vorurtheil ꝛc.“ nicht etwa ein leicht hingeworfenes, paradores Wort ist, welches man, kaum den Lippen entflohen, gern wieder im Busen bewahren möchte, sondern der berechnete Gipfelpunkt der ganzen Rede, der Endring einer Schlußkette, wodurch dargethan wird, nicht etwa, daß der Staat an sich und seiner allgemeinen Natur nach kein ausschließlich christlicher zu seyn brauche, sondern daß der Staat in demselben Maße christlicher werde, als er mit der christlichen Religion nichts zu schaffen hat. Ist einmal bewiesen, daß das Christenthum nicht Religion ist, so läßt sich auch nicht in Abrede stellen, daß selbst der irreligiöseste Staat alsdann sehr wohl zugleich der christlichste seyn könne. Wenn die Prämisse richtig ist, so ist es die Schlußfolge gewiß. Allein das müssen wir doch in Abrede stellen, daß es die Staats-Zeitung ist, welche durch Aufnahme jenes Ruppschen Artikels (nach den Worten einer Rheini⸗ schen Zeitung) „in einem wirklich eigenen Gedränge gerathen sey“. Hierfür können wir auch nicht den mindesten Grund erblicken. Warum soll die Staats- Zeitung nicht solche auffallende Erscheinungen unseres

es ihr gut scheint, nicht auch Partei nehmen dürfen? Es mag für die Staats-Zeitung in den meisten Fällen angemessen seyn, sich von Streitigkeiten fern zu halten, die nicht immer so geführt werden, daß es ihr rathsam oder würdig scheinen kann, sich darein zu mischen. Desto bestimmter müssen wir jedoch die Meinung zurückweisen, als sey es grundsätzliche Bestimmung der Staats-Zeitung, farblos oder, wie man es nennt, unparteiisch zu seyn: wir können nicht an— ders, als diese Meinung unsererseits für ein „altes Vorurtheil“ zu erklären. Wie kann man parteilos bleiben, wo es sich nicht eiwa um bestrittene Fragen, sondern, wie leider so oft, um lichten Unsinn handelt? Die Staats-Zeitung kann und darf ferner unter allen Umiständen der— jenigen Partei angehören, zu welcher vor Allem der König Selbst, zu

Wahren, Sittlichen, Edeln, Religion und Recht Achtenden und Stützenden, im Gegensatz zu derjenigen Partei, welche jene heiligen und ehrwür— digen Dinge, vom Christenthum angefangen, in den Staub ziehen und, was den Menschen bisher theüer und werth gewesen, ihnen verächtlich und zum lächerlichen Mährchen zu machen sucht. Wenn auf diesem Gebiete die Würfel klar hingeworfen liegen, so kann kein Zweifel entstehen, auf der Seite welcher Partei die Staats- Zeitung sich befinden soll. (

Königsberg, 1. Jan. In dem verflossenen Kirchenjahre vom 1. Dezember 1841 bis letzten November 1842 sind hierselbst getraut 6l6 Paare (31 mehr als im vorigen Jahre), geboren 1222 Knaben (71 mehr als im vorigen Jahre), 10997 Mädchen (651 weniger als im vorigen Jahre), zusammen 2319 Kinder (20 mehr als im vorigen Jahre); gestorben 1044 männlichen (62 weniger als im vorigen Jahre), 1944 weiblichen Geschlechts (51 weniger als im vorigen Jahre), zusammen 2088 (113 weniger als im vorigen Jahre). Es sind in diesem Jahre 231 (im vorigen Jahre 98) mehr geboren als gestorben. Unter den 2319 Geborenen sind 25 Zwillingsgebur⸗ ten, ferner 529 uneheliche Kinder (im vorigen Jahre 511), so daß unter 13 Geburten drei außerehelich geboren sind. Es sind jedoch allein in der Entbindungs-Anstalt 62 uneheliche Kinder (im vorigen Jahre 53) von auswärtigen Müttern geboren. Unter den Beerdigten kommen auf je 7 Leichen der übrigen Kirchhöfe 3 Leichen des Armen-Kirchhofs, so daß fast der dritte Theil zu den Stadtarmen gehört. Zu den Gestorbenen sind auch die 114 Todt⸗ gebornen gerechnet (etwa 1 todtgeborenes unter 20 neugeborenen Kindern. Dem Alter nach sind gestorben: bis zum 10ten Jahre S6 (im vorigen Jahre 89s), von 11 bis 20 Jahren 62 (im vorigen Jahre 62), don 21 bis 30 Jahren 141 (im vorigen Jahre 161), von 31 bis 140 Jahren 111 (im vorigen Jahre 128), von 41 bis 50 Jahren 200 (im vorigen Jahre 160), von 51 bis 60 Jahren 192 (im vorigen Jahre 216), von 61 bis 70 Jahren 187 (im vorigen Jahre 214), von 71 bis 80 Jahren 150 (im vorigen Jahre 149), von 81 bis 90 Jahren 50 (im vorigen Jahre 61), über 90 Jahre 9 (im vorigen Jahre 16), von unbekanntem Alter 24. Den Todes—⸗ arten nach starben: an Altersschwäche und Entkräftung 251 (im vo— rigen Jahre 291), gewaltsamen Todes 67, und zwar a) durch Selbst⸗ mord 1K (im vorigen Jahre 10); h) durch allerlei Unglücksfälle 51 (im vorigen Jahre 53), an Entbindungsfolgen 17 (im vorigen Jahre 16), an inneren hitzigen Krankheiten 382 (im vorigen Jahre 125), an inneren langwierigen Krankheiten 1015 (im vorigen Jahre 1050, an schnell tödtlichen Krankheiten 153 (im vorigen Jahre 150), an äußeren Krankheiten und Schäden 17 (im vorigen Jahre 165, an unbestimmten Krankheiten, besonders an Schwäche nach der Geburt 72 (im vorigen Jahre 77.

Wir würden gewiß nicht noch einmal auf

inneren politischen oder literarischen Lebens erwähnen, warum, wenn . / 1

welcher die Preußische Regierung sich zählt, nämlich der Partei alles

ren, zum Unterhalte ihrer Prediger Geld-Beiträge steuern.

Breslau, J. Jan. Es hat sich ein „Lokal⸗Verein zur Besse⸗ rung der Strafgefangenen“ gebildet, dessen Statuten Entwurf von dem Schlesischen Provinzial-Vereine in den hiesigen Zeitungen mit⸗ getheilt wird.

Münster, 1. Jan. (Westph. Merk.) So eben erscheint hier von dem Dirigenten Herrn Professor Dr. Haindorf der 13te und 14te Bericht über den Rheinisch⸗Westphälischen Verein „zur Bildung von Elementar- Lehrern und zur Beförderung von Handwerken und Künsten unter den Juden.“ Die großen, überaus gemeinnützigen Er⸗ folge, welche dieser Verein durch seine bisherige Thätigkeit bereits er⸗ zielt hat, müssen für Alle, denen Menschenwohl aufrichtig am Herzen liegt, in hohem Grade erfreulich seyn und gewiß verdienen sie gerade in gegenwärtiger Zeit, wo die Tagespresse über jüdische Verhältnisse und Zustände so lebhafte Verhandlungen führt, auch in den weitesten Kreisen nachhaltige Bedeutung zu finden. Aufgenoinumen wurben während der beiden Jahre in die Elementar-Lehrer-Bildungs⸗Anstalt 29 Lehramts-Aspiranten, darunter 6 aus der Rhein Provinz; dage⸗ gen als wahlfähig zu Lehrerstellen entlassen (und bereits n f angestellt) 22, darunter 3 Rheinländer; so daß sich nunmehr die Zahl sämmtlicher aus der Anstalt hervorgegangenen Lehrer, welche in jü—= dischen Gemeinden beider Provinzen , , Thätigkeit ihrem Berufe obliegen, auf 84 beläuft. Zur Ausbildung als Handwerker wurden auf Vereinskosten in die Lehre gegeben 36, darunter 16 Rhein⸗ länder. Davon bestimmten sich 7 zu Schuhmachern, 5 zu Messer⸗, Nagel- oder Kupferschmieden, 4 zu Glasern, Tapezierern und An⸗ streichern, 3 zu Tischlern, 3 zu Webern und zu Kappenmachern u. s. w. Außerdem finden sich darunter Sattler, Bäcker, Klempner, Bürsten⸗ macher, Buchbinder, Drellmacher, Schneider und Färber. „Ueber das Betragen und den Fleiß dieser Zöglinge (sagt der Bericht) haben wir größtentheils nur Gutes erfahren und beträgt die Gesammtzahl der aus beiden Provinzen jetzt auf Kosten des Vereins ausgebildeten Zöglinge 207. Viele haben sich bereits, nachdem sie sich in der Fremde noch mehr vervollkommnet, als Meister etablirt.“

Zur vergleichenden Statistik der verschiedenen Neligions⸗Sekten in Nord⸗Amerika.

In Nord-Amerika bildet die Kirche weder einen Staat im Staate, noch dient sie der Regierung zu Staatszwecken, noch erfreut sich dort irgend eine Kirche eines besonderen Schutzes der Regierung. Diese, weit davon entfernt, eine bestimmte Religionsform vorzuschreiben oder gesetzlich einzuführen, hat sich darauf beschränkt, das Ehristenthum im Allgemeinen zu ermuntern, zu schützen und aufrecht zu erhalten, und deshalb bildet die christliche Religion auch dort den Grundpfeiler der bürgerlichen, gesetzlichen und politischen Einrichtungen der einzelnen Staaten, während neben derselben alle anderen Religionen geduldet werden. Die ersten Niederlassungen in New-⸗England wurden haupt⸗ sächlich durch Englische Puritaner unternommen, welche hier ihr eige⸗ nes Religions-System, den Congregationalismus, gründeten und als die ersten Independenten auftraten, die jede andere Religionsform zurückwiesen. Mit der Revolution aber wurden ihre ausschließlichen Privilegien abgeschafft, doch behielten sie bis in die neueste Zeit einige Vortheile über andere Gemeinden dadurch, daß ein Gesetz allen Unterthanen es zur Pflicht machte, irgend einer religiösen Gemeinde anzugehören und zum Unterhalte eines Religionslehrers beizutragen; die Congregationalisten, als die ursprünglichen Ansiedler, machten in den meisten Städten die Mehrzahl aus, und an sie mußten denn Alle, welche nicht nachweisen konnten, einer anderen Kirche , z och wurde auch diese Anordnung nach und nach abgeschafft, zuletzt in Massachussetts im Jahre 1833. Gegenwärtig sind überall in den Unionsstaaten alle Religions⸗-Parteien auf den Fuß der vollkommen⸗ sten Gleichheit gesetzt, so daß Niemand mehr gezwungen werden kann, zur Unterstützung irgend einer Religionsform wider seinen Willen etwas beizutragen; auch kann kein Mensch gezwungen werden, sich irgend einer religissen Gesellschaft, Kirche oder Gemeinde der, e.

Eine so unbeschränkte Freilassung des Religions⸗Kultus von Sei⸗ ten der Regierung hat denn eine große Anzahl von Sekten geschaf⸗ fen, so daß nicht der vierte Theil des Volks einem bestimmten christ⸗ lichen Religions-Systeme angehört. Wir unterscheiden hier 19 ver⸗ schiedene Sekten und geben darüber folgende tabellarische Uebersicht mit den nöthigen Erklärungen nach dem Christen⸗Almanach von 1842.

66 . Predi⸗ ir chen Seelen⸗

und ger. Gemeinden. zahl.

1. Congregationalisten. Sie gehören haupt⸗ sächlich den Staaten New⸗Englands an, also den Staaten Maine, Neu⸗Hampshire, Vermont, Massachussetts und Connecticut 1, 150 2. Presbyterianer 9 , 3. —⸗ Vereinigte 99 4. [ Reformirte 2898 5. Cumberländer Die Kirche hat außer diesen Predi⸗ gern noch gegen 500 Licentiaten und Kandidaten und ist hauptsächlich in den mittleren Staaten eingeführt. Die Re⸗ formirte zählt jedoch 3 Synoden im Norden, Süden und Westen. Die Cum⸗ berländer findet sich in Tennessee, Ken⸗ tucky, Alabama, Mississippi, Indiana und Missouri. 6. Holländisch⸗reformirte, hauptsächlich in New⸗Nork, New⸗Jersey u. Pennsylvanien 192 197 7. Deutsch-reformirte in Pennsylvanien u. Gh in.. 600 8. Baptisten, ca 1 vom freien Willen .... ... Sabbatharier der sechs Grundsätze .. . . .) Christiiten S800 1,000 Mennoniten. .. . . . ... .. Angabe fehlt 200 v Tun n ,n, 10 10 Diese Kirche mit ihren sechs Neben⸗ zweigen findet sich am häufigsten in New⸗ Nork und den angränzenden Staaten, dann in Virginien und den übrigen mittle⸗ ren Staaten. Die calvinistischen Baptisten haben sich ungemein rasch vermehrt, und wenden ihre Bemühungen ganz beson⸗ ders den Wilden und Schwarzen zu, woraus ihre starke Zunahme erklärlich wird. 9. Methodisten Episkopale. ..... ...... 3 ; 10. 9. ) Protestanten. ..... ..... 7000 Job Sie sind überall hin verbreitet, am stärksten in den mittleren Staaten, und

1,300 1,400, 0090

3, 44 2, i75, 00

450, 000 bo 0, 0

7, 130 4,300,000

300,909 152,000 30, 000