1843 / 37 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

geben, da man daran dachte, den Maroniten ein christliches Oberhau zu eben. Ich räume nunmehr ein, daß das von der Pforte in Bezug auf Syrien gemachte Jugeständniß nicht so vollständig ist, wie es hätte seyn können; aber wir werden an der Vervollstandigung und an der Abstellung aller Beschwerden auch fernerhin arbeiten. Das wesentliche Prinzip ist wenig— stens erlangt: die Verwaltung der Christen durch ein christliches und inlän⸗ disches Oberhaupt, und die Verwaltung der Drusen, nach demselben Prin- zip. Es ist dies, wenn auch nicht ein großer Sieg, doch ein wirklicher Vortheil, der über die Leidenschaften der Pforte davongetragen und durch die Uebereinstimmung der christlichen Mächte erlangt worden ist. Ohne diese Uebereinstimmung, seyen Sie dessen gewiß, würde die Pforte Mittel gefun den haben, sich unseren Anforderungen zu entziehen.“ (Beifall im Centrum.)

Herr von Carne: „Ich habe schon früher das mangelhafte Arran

gement der Sprischen Angelegenheiten dem Englischen Einflusse zugeschrie ben; und ungeachtet dessen, was der Minister der auswärtigen Angelegen— heiten so eben gesagt hat, beharre ich bei meiner Meinung, und will die— selbe mit Aktenstücken belegen. (Bewegung.) Als Frantreich nach dem Meerengen-Traktat wieder in die Europäische Uebereinstimmung eintrat, war die Kammer der Ansicht, daß dieser peinliche Schritt dem Frieden und der Sicherheit des Orients und den Christen in jenen Gegenden zu Gute kom— men würde. In der That verfocht Frankreich in Konstantinopel die hoch— herzigen und uneigennützigen Gedanken, welche der Grund seiner Politik sind. Es trat mit großen Plänen für die Emancipation Syriens, für den Schutz der Christlichen Völkerschaften hervor, stieß aber auf starke Hindernisse. Frankreich hatte die Souverainetät, welche Europa der Pforte über Syrien bewilligte, ernst lich genommen, sich aber darin getäuscht. Die Europäische Politik bestand in der That darin, nicht zu dulden, daß sich auf jenem noch schwankenden Boden irgend etwas dauerhaftes gründe, und so eine ähnliche Bewegung, wie die, welche vor 15 Jahren die Befreiung Griechenlands hervorbrachte, zu vermeiden. Dies war die Stimmung, welche Frankreich erwartete, als es sich so beeilte, in die Europäische Uebereinstimmung zurückzukehren. Was geschah? Während zweier schmachvollen Jahre nahm Frankreich an den Berathungen Theil, aber ohne allen Einfluß. Ein Französischer Botschafter ward nach Konstantinopel gesandt; er stieß sogleich auf einen festen Entschluß von Seiten der Pforte. Herr von Bourqueney ; gleich an seinen Hof, setzte die Lage der Dinge mit Energie aus einander und verlangte Instructionen. Dies geschah im Januar 18116; am 26. Je bruar antwortete man ihm, daß die Thatsachen, die er bezeichne, allerdings ernst wären, und daß Frankreich nicht gleichgültig dabei bleiben lönne, daß es aber passend erscheine, die Ereignisse abzuwarten, und daß er, bis auf weiteren Befehl weder Beifall noch Mißbilligung bezeigen wolle. (Unterbrechung. Trotz dieser Vorschristen bemüht sich Herr von Bour⸗ queney auf alle Weise, die Vernichtung aller Privilegien zu verhindern. Seine Anstrengungen sind fruchtlos. 3 Monate verstreichen, nach Ablauf welcher der Plan einer doppelten Souserainetät noch nicht angenommen war. Dieser Plan war in der That dem Französischen Inter esse zuwider, er bereitete die Anarchie in dem Lande vor, dem man zu Hülfe kommen wollte. England unterstützte denselben, da er augenscheinlich in seinem Interesse lag; denn in Syrien sagt man Ma ronit, wenn man Franzose und Druse, wenn man Engländer sagen will. Ein besonderes Fürstenthum der Drusen war also ein Vortheil für England. Wollen Sie nun wissen, was unter diesen Umständen der Minister der auswärtigen Anlegenheiten an Herin von Bourqueney schrieb? Am 7. Au gust 1843 empfahl er ihm zum erstenmale die Ausführung des Planes, der, wie ich behaupte, von England ausgegangen war. Die Depesche folgendermaßen:

„Sie werden anliegend die Abschrift der Instructionen finden, die Lord Aberdeen seinem Botschaster, dem Sir Stratford Canning, zugesandt hat und die er mir hat mittheilen lassen; Sie werden daraus ersehen, daß sie mit denen der gegenwärtigen Depesche übereinstimmen. (Heftiges Murren zur Linken. Tieselben werden die Uebereinstimmung, in der sie mit Eng land gewesen sind, wo möglich noch leichter und vollständiger machen.“ (Abermalige Unterbrechung zur Linken.) .

Man hat gesagt, daß die Idee zur Theilung der Verwaltung in So rien von Oesterreich ausgegangen sey. Ueber diesen Punkt klärt uns eine Depesche unseres Botschafters in Wien, des Grasen von Flahault, auf. Sie ist vom 22. August 1842 und lautet folgendermaßen:

„Ich erhalte so eben vom Fürsten Metternich ein Schreiben, welches er an mich gerichtet hat, nachdem ihm der Englische Botschafter die an Sir Stratford Canning gesandten Instructionen mitgetheilt hatte. Der Fürst stimmt dem Gedanken des Britischen Kabinets vollständig bei (lebhafte Un— terbrechung), mit dem einzigen Unterschiede, daß Sie Beirut zur Residenz für das neue Oberhaupt vorschlagen, und daß das Londoner Kabinet Da— maskus vorschlägt.“

Ich glaube, diesen Depeschen keine weiteren Bemerkungen hinzufügen zu müssen.

Herr Guizot: Die Auslegung des vorigen Redners ist eine bloße Vermuthung. Ich eikläre nochmals, daß der Ursprung des Planes wegen Theilung der Verwaltung eine Idee, eine alte Idee des Fürsten Metternich, daß sie keinesweges eine Englische ist, und daß man ihr in London und Paris nur beitrat. (Bewegung.)

Herr von Carne: Sollte ich mich nach der Depesche, die ich ange⸗— führt habe, im Irrthum besinden, so wird man wenigstens einsehen, daß dieser Irrthum natürlich ist. Welches aber auch der Ursprung des Planes seyn möge, so bleibe ich bei der Behauptung, daß er die Anarchie begrün— det. Es ist daher in Syrien nichts Ernstliches geschehen.

Herr Janvier trat noch am Schlusse der Sitzung zur Vertheidigung der Politik der Regierung im Orient auf, und suchte darzuthun, daß ünter den J Verhältnissen ein Mehreres zu erlangen nicht möglich ge— wesen sey.

Sitzung vom 31. Januar. In der heutigen Sitzung der Deputirten Kammer wurde die Debatte über den Adreß-Entwurf fortgesetzt. Der Bexichterstatter, Herr Dumont, nimmt das Wort und sagt, daß die Kommission der Kammer folgende neue Fassung des §. 5 vorschlage: Ew. Majestät verkündet uns, daß die Uebereinstinimung der Mächte die Nuhe des Orients befestigt habe. Wir wünschen uns Glück zu den Wirkungen der Einschreitung Ihrer Regierung und wir haben das Vertrauen, daß, indem dieser Bevölkerung der durch die Ueberlieferung und die Traktate ge sicherte Schutz bewilligt wird, sie die alten Privilegien Frankreichs aufrecht zu erhalten fortfahren wird. Der Herzog von Valmd bemerkt, daß ein großer Unterschied zwischen diesem Amendement und dem der Kommission bestehe. Herr Guizot: Die Bevölkerung Syriens wollte nichts Anderes als eine eigene Verwaltung, der einzige Wunsch der Syrer ist erfüllt wor= den. Es entspann sich eine ziemlich verworrene Diskussion zwischen Herrn Guizot und den Herren Lamartine und Berryver über die vorgeschlagenen Amendements, die bei Abgang der Post noch zu keinem Resultate geführt hatte, indem man gerade zur geheimen Abstimmung schreiten wollte.

Paris, 31. Jan. Gestern wurden unter die Mitglieder der Deputirten Kammer drei Amendements vertheilt, die zu dem Para— 6. über das Durchsuchungs-Recht gemacht worden sind. Die

ebatte über diesen Gegenstand wird wahrscheinlich in der morgenden Sitzung beginnen.

Börsen vom 31. Januar. Die Renten waren heute zu An⸗ fang der Börse fest und steigend; aber einige bedeutende Verkäufe drückten zuletzt die Course, und die 3proc. Rente schloß zu 79. 70.

„*. Paris, 31. Jan. Die neue von Herrn von Lamartine eingenommene Stellung beschäftigt noch sehr lebhaft die politische Welt und wird, wie man wohl leicht denken kann, von den Parteien und ihren Organen auf verschiedene Weise beurtheilt. Obgleich indeß das Benehmen des Herrn von Lamartine Gegenstand heftiger Kritiken ist, so läßt man doch der Reinheit seiner Intentionen und der Großherzigkeit seiner Ansichten mehr Gerechtigkeit als Ande— ren in ähnlichen Fällen wieberfahren. Seine entschiedensten Geg— ner müssen dies einräumen, und diese Einstimmigkeit trägt nicht wenig dazu bei, seine Stellung zu befestigen und dem Ereigniß, von dem wir Zeugen waren, Wichtigkeit zu verleihen. Eine olche Bewegung in der Kammer hat gewiß ihre Bedeutung, denn ie Maorität, welche das Kabinet unterstützt, besteht aus verschie⸗ benen Elementen; sie ist nicht so bedeutend, so kompakt, daß man nicht

schrieb so⸗

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in sie einbrechen oder sie auseinandersprengen könnte. Sie existirt ge⸗ wissermaßen nur durch die Mitwirkung derjenigen Deputirten, welche die Prinzipien und Ansichten des Herrn Guizot nicht vollkommen theilen. Diese Leute unterstützen das Kabinet nur momentan, und eine Schwächung der Majorität kann sie zu bestimmter ausgesprochenen Tendenzen führen und ihnen Handlungen eingeben, die geeignet sind, das Ministerium zu kompromittiren. Herr von Lamartine wird sein mächtiges Wort auf einem neuen Terrain in Anwendung bringen. und es ist wohl möglich, daß es daselbst einen bedeutenden Ein fluß erlangen könnte. Und wenn er auch nicht jene Phalanr, welche jedes Ministerium zu unterstützen pflegt, nach sich zieht, so wird er doch auf diejenigen Personen einwirken, welche, als kluge und auf geklärte Geister, mit der Befestigung der Justitutionen auch zugleich die Entwickelung derselben wollen. Sie wollen mit Herrn von La martine „die Allmacht der liberalen Ideen“, sobald sie sich nicht zur revolutionairen Propaganda machen, sobald sie nicht das Wort „Eroberung“, sondern „Vertheidigung des heimischen Bodens“ auf ihre Fahnen setzen. Dies Programm wird Anhänger unter den Ver theidigern des gegenwärtigen Ministeriums sinden. ö

Wenn bei der Abstimmung über einen Antrag die Herren von Lamartine, Dufaure, Thiers, Barrot und Passy sich vereinigten, was würde aus dem Kabinet werden? Wenn z. B. der Antrag über die Zulassung der zweiten Geschwornen Liste zu den Wahlen wieder vor gelegt wird, was ohne Zweifel geschieht, so werden die genannten Redner gezwungen seyn, an der Diskussion theilzunehmen und sich für die Annahme der Maßregel auszusprechen. Es bleibt indeß noch ein großer Einwurf übrig, nämlich: in welchem Verhältnisse wird Herr von Lamartine zu der Linken stehen? Dis . . Opposition haben keinen grosien Werth unt sein Eintritt e, . wäre nicht im Interesse Frankreichs. Selbst wenn die Linte Ideen hätte, deren Anwendung von wirklichem Nutzen für das Land wäre, so nehmen doch die Mitglieder dieser Partei eine viel zu zweideutige

Stellung ein, als daß es ihnen möglich wäre, ein kompaktes, dauern

des und solides Ministerium zu bilden. Wenn Herr von Lamartine mit diesen Leuten an die Spitze der Angelegenheiten träte, so würde er sich in einer schwierigen Lage befinden; er würde drückende Allianzen haben, und eine Masjorität, die ihn über das Ziel, welches er sich vorgesetzt hat, hinausführen könnte. Bei der Präsidentschafts Frage im vorigen Jahre hat Herr von Lamartine eine Probe gehabt von der Inkonsistenz der Linken und von der geringen Disziplin, die in dieser Partei herrscht, denn die Opposition hielt damals keinesweges die Verpflichtungen, die sie gegen den Deputirten von Macon einge gangen war. .

Die gestrige Sitzung hat nichts Entscheidendes dargeboten; die Diskussion der orientalischen Angelegenheiten wird heute fortgesetzt.

Die Debatten werden wieder al Interesse und Lebhaftigkeit gewin

P

wenn das Amendement zu der Frage über das Durchsuchungs

nen, Der Minister der auswärtigen Angele⸗

Recht an die Reihe kommt.

lauteie genheiten spart sich Alles bis dahin auf; auch Herr von Lamartine

wird dann von neuem das Wort nehmen. Es scheint, daß die Adreß

Kommission bei der Diskussion den wahren Charakter des Amendements entwickeln will. Sie hat gestern eine kurze Sitzung gehalten, um das zu befolgende Verfahren festzusetzen. Sie hat unstreitig, in Uebereinstimmung mit der öffentlichen Meinung, einen Wunsch für die bevorstehende Eröffnung von Unterhandlungen in Betreff der Aufhebung der Durchsuchungs Traktate aussprechen wollen; allein die Hindernisse, welche die Kommission selbst zu erfahren scheint, die Un

bestimmtheit, die sie ihren Worten als unvermeidlich zugesteht, zeigen bis zu einem gewissen Punkte, daß sie für eine so wichtige Frage keine hinreichend deutliche Lösung vorgeschlagen hat.

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Srossbritanien und Irland.

London, 31. Jan. Der Hof hat vorgestern wegen Ablebens der verwittweten Herzogin von Schleswig- HolsteinSonderburg Augustenburg, einer Urenkelin König Georg's II. von England, bis zum 12. Februar Trauer angelegt. .

Der Herzog von Susser hat am Freitag seinen 70sten Geburts tag gefeiert. .

Die ministeriellen Blätter setzen ihre Polemik gegen die ppo sition fort, die sich in Frankreich gegen die Durchsuchungs Traktate erhoben hat, indessen meint die Times, daß bei der Französischen Sinnesart überhaupt, so wie bei dem Geist, der in den Kammern herrsche, man diesem Widerstande keine zu große Wichtigkeit beilegen müsse. Bei verschiedenen früheren Veranlassungen habe die Depu tirten Kammer der Adresse Paragraphen beigefügt, die gegen die Politik der Regierung gerichtet gewesen, ja selbst das Kabinet gestürzt hätten, und dennoch habe dies keine weitere Folgen gehabt. Die 25 Millionen Schaden -Ersatz an die Vereinigten Staaten seyen ge zahlt worden, und die Französischen 5 pCt. hätten noch nichts an Werth verloren, obschon jene Fragen Gegenstand der heftigsten De batten in den Kammern gewesen, in welchen das Ministerium des Tages unterlegen; es sey daher auch nicht daran zu zweifeln, daß, trotz der aufgeregten Stimmung der Kammer über das Durchsuchungs Recht, diese Sache am Ende doch werde aufgegeben und vergessen werden, aus dem sehr einfachen Grunde, weil eine solche Stimmung die Französische Regierung eben so wenig der Verpflichtungen, die sie durch die Traltate von 1831 und 1833 übernommen habe, , n würde, als sie darin einen Vorwand habe finden können die, Forte rungen der Vereinigten Staaten abzuweisen oder die Werminderung eines Theils der RNationalschuld zu bewirken. Das Nesultat der Debatten der Pairs Kammer macht dagegen der Times große Freude. Die allgemeine Tendenz der Französischen Politik, so wie diese aus den letzten Reden des Herrn Guizot und seiner Freunde hervorgeht, besprechend, zieht das genannte Blatt den, Schluß, daß Frankreich unter der Regierung Ludwig Philipp's allmälig wieder in die Stellung der Restauration werde versetzt werden; daß Herr Guizot deren alte revolutionagire Partei, mit einer Fraction der alten Noyalisten vereinigt, zu bekämpfen habe; daß er Frankreich den gro ßen konservativen Mächten Europa's zu nähern suche; daß er oder vielmehr der König durch ihn, obschon er ein Protestant sey, die alte Stellung eines Beschützers der katholischen Religion in christlichen und heidnischen Ländern wieber einnehmen wolle, daß aber bei alledem die Französische Regierung eine mühsame, von der vor zehn Jahren sehr verschiedenen Aufgabe zu lösen habe.

In der Morning Chroniele wird die Vermuthung geäußert, daß die Französische Regierung ein scharfes Augenmerk, auf die Be— wegungen der Engländer in Brasilien habe, und daß die Erscheinung des Barons von Langsdorf am Hofe Dom Pedro's II., kaum nach- dem Herr Henry Ellis seine Kreditive überreicht und die angekündigte Ankunft des Prinzen von Joinville daselbst wohl noch etwas mehr zum Zwecke haben dürften als eine Beglückwünschung zur Heirath des jungen Kaisers und Werbung um die Hand der Prinzessin Ja— nuarig. Da Frankreich wisse, daß Herrn Ellis Sendung unter An— derem die Unterhandlung eines neuen Handels Vertrags zwischen Eng⸗ land und Brasilien bezwecke, worin die Zulassung Brasilischen Zuckers in England einen, Hauptzug bilden würde, so habe es seinen Reprä⸗ n ermächtigt, den Brasiliern die Eröffnung der Französischen

ärkte für Brasiliens Erzeugnisse in Aussicht zu stellen, wobei

keinerlei Skrupel über Sklaven - Arbeit würden erhoben wer—

Eben

theil, denn

den. durch diesen Punkt stehe Frankreich seht im Vor⸗

n ͤ sein Abgesandter habe ganz freie Hand, während

Herr Ellis Lurch die Bedingungen gefesselt und behindert sey,

welche die Tories in Bezug auf Sklavenzucker ihn aufgelegt.

Jetzt sey ihr, einziges Aussluchté Mittel, von der Brasllischen

Regierung einige Zugeständnisse in Betreff des Sklavenhandels und

der Lage der Neger⸗-Bevölkerung in Brasilien zu erlangen. Der Kö—

nig der Franzosen sey aber nicht saumselig gewesen, die Verlegenheit zu benutzen, worin die Britische Tory-Regierung gerathen. Bie in die Französischen Kammern eingebrachte Vill zur Abschaffung der Run— kelrübenzucker- Fabrication in Frankreich sey ohne Zweifel in Baron Langsdorf's Portefeuille gelegt worden, um der Brasilischen Regierung den Beweis zu liefern, wie ehrlich das Kabinet der Tuilerieen es mit ihr meine. So werde der Französische Abgesandte mit aufrichtiger Miene zu den Brasilischen Ministern sprechen: „England stikulirt als Bedingung für seine Zulassung eures Zuckers, daß ihr gewisse Neformpläne aussühren sollt, die euch in Kollision mit eurem eigenen Volke, den sklavenhal

tenden Pflauzern, stürzen können. Wir machen keine Stipulationen als die eines liberalen Verkehrs. Nehmt Französische Kattune, Fran zösische Leinewand, Französische Stahl- Und Eidwaaren, und 21 nehmen dafür eure Zucker und sonstige Produkte,“ Demnach sey große Gefahr vorhanden, daß die Französische Diplomatie die Eng lische in Brasilien aussteche, nicht blos die Modisication, sondern auch die Erneuerung des im November 1811 ablaufenden Vertrags hinter

treibe und Englands so wichtigen Handel dahin, zu Grunde richte. Der jetzige Brasilische Verbrauch Englischer Jabrikate beträgt Mil lionen Pfd. St. jährlich, und die Eingangs-Zölle, die dafür in Bra⸗ silischen Häfen entrichtet werden, flieseen zur Dividendenzahlung von Brasilischen Anlehen nach England zurück.

Der radikale Spectator scheint sich auch bei dem in der bevorstehenden Parlaments- Session wieder auf die Seite der Tories stellen zu wollen; Lord Palmerston, sagt er, würde nur seine eigenen Fehler aufdecken, wenn er die Po litik der Tory⸗-Verwaltung in Bezug auf Asien oder den Ashburton schen Vertrag angreifen wollte. Andererseits sucht der Examiner durch eine Aufzählung Toryistischer Journale, die in kurzer Zeit ein gegangen sind, zu zeigen, daß der Toryismus in der Volksmeinung im Sinken sey; diese eingegangenen Blätter sind: London Courier, Leeds Herald, Hull Times, Bedford Standart und Leeds Conservative, welche ganz aufgehört. Außerdem ist das Liverpool Mail aus einem wöchentlich dreimal erscheinenden Blatt zu einer Wochenschrift geworden, das Old Monthly Ma⸗— gazine aber in liberale Hände übergegangen. Der John Bull dagegen versichert, Sir R. Peel sey, trotz aller Gerüchte von Spal tungen in seinem Kabinet und seiner Partei, bei Eröffnung der be vorstehenden Session mindestens so stark, als er beim Schlusse der letzten gewesen. .

Die Hof Zeitung giebt die Kommissarien an, welche zu den gemischten Britisch-Portugiesischen Kommissionen ernannt worden, die am Vorgebirge der guten Hoffnung und auf, Jamaita zur, Unter drückung des Sklavenhandels und zur Entscheidung. über die unter Portugiesischer Flagge aufgebrachten Sklavenschiffe niedergesetzt sinz.

Bie Versammlungen gegen die Korngesetze werden beim Herannahen der Parlaments- Eröffnung immer zahlreicher und bedeutender.

Mac Naughten ist nach dem Verhör, welches am Sonnabend noch in Betreff seiner vor der Polizei stattgefunden hat, in das Kriminal-Gefängniß von Newgate abgeführt worden.

Es sind hier große Bestellungen an kostbaren Kleidungen, Ju welen und schönen Wagen eingegangen, die, wie eines der hiesigen Blätter behauptet, zur Feier der Vermählung der Neapolitanischen Prinzessin Therese, Schwester des Königs beider Sicilien, mit dem Kaiser von Brasilien bestimmt seyn sollen. ;

In Manchester hat eine Feuersbrunst stattgefunden, welche sechs große dichtgefüllte Magazine von Manufaktur-Waaren zerstörte.

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H ie der gn de

Aus dem Haag, 31. Jan. Die zweite Kammer der Ge neralstaaten hält fortwährend bei geschlossenen Thüren Berathung über die Genehmigung des am 5. November mit Belgien abgeschlos senen Vertrages. .

Die Bevölkernng Niederlands betrug nach amtlicher Angabe am 1. Januar 1842 2,931, 143 Seelen (365, 556 Seelen mehr als am 1. Januar 1841), wovon auf Südholland 39,7114, Nordholland 153,187, Nordbrabant 586,928, Geldern 353,378, Seeland 155,593, Utrecht 147,681, Vriesland 234,183, Overyssel 203,614, Gröningen 1806, 270, Drenthe 75,499 und Limburg 199,109 kommen. Die Zahl der Geburten während dieses Jahres beläuft sich auf 108,zü 3, wo von 5519 unehelich waren oder ungefähr 1 auf 18 Kinder. Das Verhältniß der Knaben zu den Mãädchen war 1901) zu 934. Ehen wurden 21,727 geschlossen und 19 geschieden. Wie gewöhnlich zei gen die niederen Ser Provinzen, mit Ausnahme BVrieslands, das un günstigere Verhältniß und zeichnet sich der Monat Februar durch die mneisten Geburten und Sterbefälle, Juli und August durch die we nigsten aus.

R Brüssel, 30. Jan. Die Disfussion des mit Holland ab zuschließenden Traktats, welcher die Schuld- und Schifffahrts Verhält nisse definitiv regulirt, hat am 25sten d. in der Deputirten- Kammer in geheimer Sitzung begonnen. Man hat bei den diplomatischen Verhandlungen häufig die Publizität ausgeschlossen, weil schon früher bei einer anderen Gelegenheit die Holländische Regierung sich auf ministerielle Interpretationen gestützt hat, um ihrerseits den Traktat zu verwerfen. Es war dies der Fall bei den 18 oder 24 Artikeln. Was den vorliegenden Traktat anbetrifft, so sind freilich die Mei nungen über einzelne Punkte sehr, getheilt, allein das End⸗ resultat läßt sich schon jetzt mit Bestimmtheit; voraussehen. Die Kammer wird den Vertrag annehmen. Irren würde man sich aber, wenn man den Grund dieser Entscheidung etwa in den equivalenten Konzessionen suchte, die von Seiten Hol— lands gemacht würden. Für Belgien erwachsen daraus keine ande⸗ ren Voörtheile, als diejenigen, die schon von der Londoner Konferenz in dem Friedens Traktate vom 19. April 1839 zugesichert waren. Freilich war, nachdem die leitenden Prinzipien festgesetzt, die Ausführung und definitive Regulirung mehrerer Hauptpunkte den beiden Regierungen überlassen. So geschah es denn auch, daß, trotz der bestimmtesten Entschei= bung bes Londoner Konferenz Trattats, wongch auf den Holländischen Gewässern zwischen dem Rhein und der Schelde von den Belgischen Fahrzeugen nur der gleiche Zoll wie von den Holländischen, erhoben werden follte, schon iin Juni, desselben Jahres eine Königl. Verordunng erschien, welche diese Vergünstigung vernichtete. Die Konferenz hatte Bel⸗ gien für diese Gleichstellung seiner Schifffahrt eine Rente von 600,000 Fl. zu Gunsten Hollands berechnet, und Belgien hat diese Summe mit seiner übrigen Schuld jährlich regelmäßig bezahlt, ohne in den Besitz ber korrespondirenden Vortheile gelangt zu seyn. Im gegen⸗ wärtigen Vertrage wird nun dieses Recht garauntirt, allein Belgien bringt dafür abermals ein bedeutendes Opfer, theils, indem es sich

zu erwartenden Parteienkampf

die früheren Königlichen Domainen hoch berechnen läßt, theils, indem es für eine bedeutende Summe Losrenten vernichtet, die es in seine Kassen fortwährend nach der Revolution aufgenommen hatte. Belgien bezahlt auf diese Weise zum zweitenmale eine Vergünstigung, für welche der frühere Vertrag schon einen bedeutenden Preis festgesetzt hatte. Dennoch wird der Traktat angenommen werden, weil man allerdings auf die Verbindung zwischen dem Rhein und der Schelde durch gleichberechtigte Belgische Schifffahrt einen hohen Werth legt und man überhaupt auch das politische Nesultat ins Auge faßt; die letzte völlige Ausgleichung mit einem Nach barstaate, mit welchem Belgien, trotz der Abtrennung, durch mannigfache Interessen verbunden bleibt. Wundern muß man sich edoch über die Adresse eines Theiles des Amsterdamer Handelsstan des, welcher bei den Generalstaaten um Nichtratifizirung dieses Trak tats einkömmt. Es bewährt sich in dieser Adresse die alte Animosi tät gegen Antwerpen und das Bestreben, die natürlichen Vor theile dieses herrlichen Hafens durch alle künstliche Hindernisse zu vereiteln. Allerdings wird Antwerpen durch die Verbin bung des Rheins und der Schelde bedeutend gewinnen. Allein dieser Punkt ist ja schon durch den Vertrag von 1839 festgesetzt worden, der freilich den Amsterdamer Kaufleuten ganz aus der Erinnerung entschwunden zu seyn scheint. Die Holländische Re gierung wird jedoch, wie zu erwarten, diesen Friedens Artikel dem Handelsstande so wie den Generalstaaten ins Gedächtniß zurückrufen, und es wird ihr leicht seyn, zu zeigen, daß, da der Friedens-Traktat nicht annullirt werden kann, der jetzige Ergänzungs- Vertrag ganz zu Gunsten Hollands ist. Das Obige ist die im Allgemeinen hier herr schende Ansicht über den Traktat.

Die Adreß Diskussion in den Französischen Kammern ist hier, wie wohl auch in Frankreich, für das Zoll-Vereinigungs Fieber eine abkühlende Medizin gewesen. Man hatte erwartet, daß Guizot, der Vertreter dieses Proseltes im Kabinette, mit größerer Kraft und Ent schiedenheit wenn nicht eine Zoll-Vereinigung, doch eine ausgedehntere Handels-Verbindung mit Belgien vertheidigen würde. Die rückhal tende Sprache, welche der Minister, der großen Majorität gegenüber, in der Pairs-Kammer beobachten zu müssen glaubte, und die Annahme des Adreß Paragraphen, der die spätere ministerielle Interpretation, wodurch die Regierung volle Freiheit des Handels behielte, dem wirk lichen Sinne nach keinesweges zuläßt, beweisen, daß die Belgisch— Französische Handelsfrage fortwährend auf Schwierigkeiten stößt, die nur durch ein Rückwirken gewisser äußerer Umstände auf die inneren Verhältnisse des Landes gehoben oder niedergeschlagen werden könnten.

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Schweden und Uarwegen.

Christiania, 27. Jan. Die Reichszeitung meldet, es werde in Stockholm nach Privat-Mittheilungen wieder davon gespro chen, daß Se. Majestät auf eine Reise nach Norwegen bedacht sey, nachdem derselbe jetzt den Schwedischen Staats-Rath vollständig ge macht; auch daß die Königin mitlommen würde. Was den Kron prinzen betrifft, so sey derselbe immer noch nicht ganz hergestellt, ge nieße aber täglich der freien Luft.

Der 79yste Geburtstag des Königs ist hier gestern mit gewöhn licher Festlichleit begangen worden. Die Universität vereinigte gleich damit die Feier des am 5. Februar eintretenden Königlichen Jubel tages, den man anderwärts besonders zu begehen gesonnen ist.

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Dm gr,

Kopenhagen, 31. Jan. Diesen Morgen starb Prinz Frie drich August Emil von Schleswig-Holstein-Augustenburg (geb. 3. Febr. 1302), und der Hof legt für ihn Trauer auf vier Wochen an. Der Verstorbene war Commandeur derberittenen Leibgarde und der Garde Division, auch Direktor der militairischen Mangge.

Das „Comité für die Schleswigsche Sprachsache“ kündigt an, daß wegen Anwendung des Ueberschusses der Subscription zu einem Ehrengeschenk für den Schleswigschen Deputirten P. H. Lorenzen im Februar eine General -Versammlung gehalten werden solle, um über die Mittel zu berathen, durch welche man die Dänische Nationalität in Schleswig aufrecht zu halten gedenke, ob etwa durch Unterstützung der Nordschleswigschen Schulen oder der Dänisch Schleswigschen Presse.

w Deutsche Bundesstaaten.

München, 30. Jan. (A. 3.) In der heutigen 18ten Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde, nachdem zuerst die neueintre tenden Abgeordneten Wunderle und Leupold beeidigt worden waren, der Antrag des Abgeordneten Freiherrn von Schäzler berathen, nach welchem Se. Majestät der König gebeten werden soll „die Mi nisterial Verfügung vom 13. Oktober 1812, Sistirung der Annahme der Sparkasse⸗Gelder bei der Staatsschulden-Tilgungs Kommission betreffend, wieder aufheben und anordnen zu lassen, daß auch ferner hin Spargelder à 3 pCt, verzinslich bei derselben angenommen wer den.“ Der Gegenstand veranlaßte eine mehr als dreistündige Berg thung. Als Resultat der Abstimmungen kann gemeldet werden, daß so wohl von dem ursprünglichen Antrag als von verschiedenen Modisficatio nen, die im Verlauf der Diskussion gestellt worden waren, Umgang genommen und mit geringer Mehrheit dahin entschieden wurde, daß der modifizirte Antrag des 2ten und 3ten Ausschusses anzunehmen sey. Nach diesem soll an den Thron die doppelte Bitte gebracht werden: „) die fragliche Ministerial-Entschließung dahin abzuändern, daß die Summe jenes Sparkassen - Kapitals, welche am 1. Oktober 1813 bei der Staatsschulden - Tilgungs Kommission angelangt seyn wird, zwar nicht mehr üherschritten, aber nach Maßgabe der stattfin denden Heimzahlungen immer wieder ergänzt werben dürfe, doch so, daß bei diesen Ergänzungen vorzugsweise Bedacht auf jene Sparkassen-Justitute genommen werden solle, welche in der verhält nißmäßigen Größe der Einlags Kapitalien, gegenüber anderen sol— chen Zustituten, noch augenscheinlich verkürzt sind; 2) die Verzinsung der Sparkassengelder zu 3! pCt. fortbestehen zu lassen.“ Mit ge' spannter Aufmerksamkeit würde noch gegen das Ende der Sitzung ein Vortrag des Ministers des Innern entgegengenommen, in welchem eine Neihe von Maßregeln entwickelt wurde, die von der Regierung getroffen worden sind, um die nach und nach mehr zu bloßen Renten! Anstalten gewordenen Sparkassen-Institute auf ihren ursprünglichen Stand punlt zurückzuführen und vielen jetzt stattsindenden Mißbräuchen für die Zukunft vorzubeugen.

München, z. Jan. Einziger Berathungs-Gegenstand in der heutigen 19ten ü ntlichen Sitzung der Kammer der Abgeordne ten war der, Autrag der Abgeordneten M. Müller und Nik. Klaus ners „daß die Gemeinde- Vorsteher und Gemeinde⸗ Bevollmächtigten in den Rural-Gemeinden ihre Stellen nicht blos drei, wie das Ge= setz bestimme, sondern sechs Jahre lang versehen sollen“, oder wenn dem nicht gewillfahrt werden wolle, „daß die Wahl-Ordnung wenig⸗ stens dahin abgeändert werde, daß von sämmtlichen Stimmberechtig⸗ ten vorerst die Wahlmänner und von diesen dann die Orts Vorsteh er

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und Gemeinde Bevollmächtigten zu wählen seyen.“ Der Ausschuß glaubte nach dem Gutachten seines Referenten diesen Antrag der Kammer nicht anempfehlen zu können, und so wurde derselbe denn auch am Schlusse der Sitzung verworfen, dagegen ein von dem er sten Secretair eingebrachter Wunsch, es wolle der Antrag an das Ministeriun des Innern mit der dringenden Empfehlung hinüber ge geben werden, „I) den auffallenden Wahl-Unordnungen und Umtrie ben im Regierungs- Bezirk Unterfranken auf den Grund zu sehen, und 2) hingegen nach Art. 306 und 8 der Wahl- Ordnemg mit größtem Nachdruck einzuschreiten“, einstimmig angenommen. Dann wurde die öffentliche Sitzung behufs weiterer Verhandlung über die ständische Archivars-Wahl in eine geheime umgewandelt.

X Dresden, 2. Febr. Auf der heutigen Registrande der zweiten Kammer befand sich eine Beschwerde des Herausgebers und des Redactenrs der Deutschen Jahrbücher, Buchhändler Otto Wi gand zu Leipzig und Dr. Ruge zu Dresden. Nachdem der Secre tair deren zwei Hauptpunkte nebst Gesuchen, wovon das eine allge meineren, das andere spezielleren Inhaltes, vorgetragen hatte, erhob sich der Abgeordnete von Watz dorf zur Bevorwortung dieser durch ihn an die Kammer gelangten Beschwerde, wobei er einige Bemer kungen wegen der von der Staats-Regierung ohne Mitwirkung der Stände erlassenen Preß-Verordnung aussprach und auf den Druck und die Vertheilung ver vorliegenden Beschwerde antrug. Der Fi nanz-Minister von Zeschau entgegnete darauf in der Kürze, daß er sich eine nähere Beantwortung des von dem Abgeordneten von Watzdorf gegen die Regierung ausgesprochenen unangemessenen Ta dels bei passender Gelegenheit vorbehalte, worauf von Watzdorf sei nerseits erwiederte, daß auch er sich in einem längeren Vortrage dar zuthun vorbehalte, daß der von ihm ausgesprochene Tadel vollkom men begründet sey. Die Beschwerdeschrift wurde hierauf auf den Antrag des Vice Präsidenten Eisenstuck, wegen ihres doppelten Gesuches, zuerst an die vierte Deputation verwiesen, von welcher sie an die erste abgegeben werden soll. Die Entscheidung über die Be förderung zum Drucke behält sich das Direktorium vor.

8 ch

Luzern. (Neue Zürich. 3.) Wie man aus einer Vorla dung des Bezirksgerichts in Luzern vom 19ten v. M. ersieht, ist Oberst M. Disteli als Herausgeber des Schweizerischen Bilder-Kalenders, in dem die Regierung von Luzern laut Erkenntuiß vom 369. Dezember 1812 „Beschimpfung und Beleidigung der dortigen Landes-Regie rung, Lüge, Verleumdung und Höhnung der Sittlichkeit und Re ligion“ wahrnehmen will, auf den 4. Februar, Vormittags 9 Uhr, nach F§. 25. des Preßgesetzes zu gutsindender Verantwortung vorgeladen, indem alsdann gegen ihn 10 Fl. Strafe und auf das Verbot seines Kalenders angetragen werden soll. Diese Anzeige wurde Herrn Disteli am 26. Januar vom Amts gerichts Präsidenten in Solothurn unter folgender Bemerkung mitgetheilt: „Obwohl der Bilder⸗-Kalender des M. Disteli in Solo thurn gedruckt und verlegt wurde, mithin, wenn derselbe etwas Straf bares enthält, auch da der kompetente Richter ist, ansonst Herr Disteli vor alle Richter der Welt geladen werden könnte, so wird Herrn Di steli freigestellt, obige Vorladung anzunehmen oder mir seine Einwen— dungen dagegen anzubringen.“ Herr Disteli ließ mit seiner Namens Unterschrift dem Bezirksgericht von Luzern am 27. Januar folgender maßen erwiedern: „Tit. hat sich vermessen, mich unter dem 19. Januar 1843 auf den 4. Februar 181413 vorzuladen. Glaubt Tit. Behörde, daß ich den Verstand verloren? oder will Hochdieselbe etwa hiermit beurkunden, daß sie darum gekommen ist?“

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Meapel, 21. Jan. (A. 3.) Der Herzog und die Herzogin von Leuchtenberg sind diesen Abend mit einem Gefolge von 52 Per sonen hier eingetroffen und erstere in dem Palast des Russischen Ge sandten, Grafen Potozki, abgestiegen, der zum Empfang der hohen Gäste mit großem Lurus ganz neu eingerichtet worden ist.

Ihre Majestät die Königin von Neapel ist in den letzten Monat ihrer Schwangerschaft eingetreten, und daher an alle Kirchengemein den des Landes der Befehl ergangen, täglich Gebete für eine glück liche Entbindung derselben zu veranstalten. Die Königl. Familie ist wieder in die Stadt zurückgekehrt, und seit gestern sind auch die Theater wieder geöffnet, somit wird die Trauer um Prinz Anton keine große Störung in dem am 17ten d. M. begonnenen Karneval verursachen.

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portugal.

Lissabon, 18. Jan. Die Vorschläge Portugals hinsichtlich des Handels Traktats mit England sind dem Britischen Gesandten, Lord Howard de Walden, übergeben worden, die darin zugestandenen Zoll-Reductionen aber so unbedeutend, daß man glaubt, Lord Aber deen werde sich schwerlich zur Annahme der Vorschläge bewogen fin den; man meint also, daß der Abschluß des Handels Traktats für den Augenblick als mißlungen anzusehen sey. Die Portugiesische Re gierung schützt vor, daß der Zustand ihrer Finanzen nicht gestatte, die von England verlangte Reduction der Zölle, die auf 170,00 Pfd. jährlich berechnet wird, einzuräumen.

. Türkei

Von der Türkischen Gränze, 18. Jan. Die Allge⸗— meine Zeitung meldet von der Türkischen Gränze, daß fortwäh— rend viele Serben nach Oesterreich flüchten. Wuesitsch ist der eigent liche Regent, welcher sich jedoch beständig mit einer starken Leibwache umgiebt. Dasselbe Blatt hat Nachrichten aus Konstantinopel vom I. Januar. Die Nachricht von der Hospodarenwahl zu Bucharest hat auf die Pforte und den Russischen Gesandten einen guten Eindruck gemacht. Wegen Serbien war noch nichts entschieden. Die Stürme haben im Schwarzen, Propontischen und Aegäischen Meer viel Un glücksfälle zur Folge gehabt. Ein Schiff mit 90 Türkischen Soldaten ist bei den Dardanellen untergegangen.

ü vereinigte Staaten von Uord Amerika.

New⸗Mork, 15. Jan. Man hat hier die Nachricht von ei— ner neuen Revolutson erhalten, die in Mexiko stattgefunden hat und von Santana veranlaßt worden zu seyn scheint, um seinen, wie man glaubt, schon lange gehegten Plan, sich der Diktatur zu bemächtigen, zur Ausführung zu bringen. Nach den neuesten Berichten aus Bera— Cruz vom 19. Dezember haben nämlich zu gleicher Zeit der Gene— ral Gustarrey in dem Departement San Luis und General Canalizo die Auflösung des in Mexiko versammelten Kongresses prollamirt und erklärt, es solle ein anderer Kongreß von Santana zusammenberufen werden, um eine neue Verfassung zu entwerfen. Vera⸗-Cruz schien sich der Bewegung anschließen zu wollen. Als diese Nachricht nach Mexiko gelangte, erklärte der Kongreß, er werde sich keiner militai⸗

funden.

rischen Autorität freiwillig fügen, sondern nur der Gewalt weichen. Campeche war von den Mexikanern noch nicht genommen.

Nach Berichten aus Kalifornien hat Commodore Jones, der Kommandant der Flotten- Station der Vereinigten Staaten in der Südsee, die Stadt Monterey besetzt, in Folge eines Gerüchts, daß es zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten zum Kriege gekom⸗ men sey.

Die Untersuchung wegen der Meuterei an Bord des „Somers“ ist noch immer nicht beendet.

In Philadelphia haben mehrtägige Arbeiter- Unruhen stattge⸗

é New⸗Mork, 7. Jan. Der Senat hat in pen letzten Tagen des verflossenen Jahres Mittheilung von verschiedenen legislativen Maß⸗ regeln, welche die Regierung beantragt, erhalten, die in kommerzieller und politischer Beziehung von gleich hoher Bedeutung sind. Am 30. Dezem⸗ ber wurde unter Anderem dem Senate ein Gesetz-Entwurf vorgelegt, der dahin zielte, die Besetzung und Kolonisirung des Oregon-Gebiets durch die Vereinigten Staaten zu dekretiren. Die Bill stellt als Prinzip auf, daß die Ansprüche und Rechtstitel der Vereinigten Staaten auf das Oregon⸗-Gebiet feststehen und nicht werden aufgegeben werden. Dann ordnet das Gesetz an: 1) Daß eine Linie von militairischen Posten von gewissen bestimmten Punkten der Flüsse Missouri und

Arkansas bis zu den besten Eingangspässen des Oregon-Thales und bis zur Mündung des Columbia-Flusses oder ihrer Umgebungen errichtet; Y) je⸗ dem Ansiedler ein StäckLandes gewährt; 3) zwei neue Agenten zur Verthei digung der Interessen der Vereinigten Staaten, gegenüber den Indischen Stämmen des Westens ernannt; I) die Civil- und Kriminal-Gerichts⸗ barkeit des obersten Gerichtshofes und der DistriktsGerichtshöfe des Gebiets von Jowa bis zu den Gränzen des Oregon ausgedehnt werden solle, mit Anstellung von Richtern und Errichtung von Tri⸗ bunalen; und endlich 3) daß eine hinreichende Summe zum Vollzuge dieses Dekrets bewilligt werden solle. Wie man sieht, ist das, was die Bill verlangt, nichts mehr und nichts weniger als eine vollstän⸗ dige Besitznahme, und der verwickelte gordische Knoten der Rechts⸗ frage würde sonach mit der Schärfe des Schwerts zerhauen. Anfangs schien die vorzugsweise für Aufrechthaltung des Friedens besorgte Partei im Senate über die Küähnheit der Bill und des darin vorgeschlagenen Verfahrens erschreckt, und Besorgnisse von drohender Kriegsgefahr im Falle ihrer Annahme wurden laut. Hierdurch ließen sich nun die hitzigeren Gegner bewe⸗ gen, einige Amendements zu Milderung einiger der Friedens⸗ partei vorzugsweise anstößigen Ausdrücke der Bill vorzuschlagen, um so die Furcht jener zu beschwichtigen. In der That hat der Senat nun die Bill votirt und hunderttausend Dollars zur Ausführung des nationalen Unternehmens der Kolonisirung des Oregon⸗Gebietes an⸗ gewiesen, nachdem jedoch der etwas allzu anstößig erschienene Eingang der Bill weggelassen war, worin eben jener bestimmte Ausspruch gethan war, daß die Rechte der Vereinigten Staaten auf das Ore⸗ gon-Gebiet unbestreitbar seyen und nicht aufgegeben würden. Der als kompromittirend erachtete Paragraph wurde mit 18 gegen 17 Stimmen weggelassen. Unter den erstgenannten befand sich auch die des Präsidenten. Die Englische Diplomatie wird aus diesem Ver— fahren ihren Vortheil zu ziehen gewiß nicht verfehlen, denn durch dasselbe werden die Rechte der Vereinigten Staaten abermals in Zweifel gezogen, und was das Wichtigste ist, im Schooße der National- Vertretung selbst. Dessenungeachtet bildet die Thatsache der wirklich beschlossenen Kolonisirung einen Vor gang von hoher Wichtigkeit, der ohne Zweifel die endliche Lösung der Frage beschleunigen wird. Nach dieser Bill, die wahrscheinlich auch vom Repräsentantenhause angenommen wird, sollen nun 5 Forts von den Flüssen Missouri und Arkansas bis zu der Mündung des Oregon und zum Columbia erbaut, und jedem Ansiedler 640 Acker Landes und eben so viel jedem seiner Kinder unter 18 Jahren bewil ligt werden. Unzweifelhaft hat der ungeheure Fortschritt, den Eng⸗ land in China gethan hat, viel dazu beigetragen, die Amerikaner zu diesem Schritte zu vermögen. Es wurde ihnen dadurch die dringende Nothwendigkeit klar, gegen ihre Brüder und Rivalen jenseits des At⸗ lantischen Oceans auf ihrer Hut zu seyn und bei Zeiten Vorsichts⸗ Maßregeln zu ergreifen.

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Wissenschaft, Kunst und Literatur. Italienische Oper.

Die beiden Opern Bellini's, in welchen Rubini in der verflossenen Woche auf der Bühne der Königsstadt aufgetreten ist, „der Pirat“ und „die Puritaner“, umschließen die kurze, aber glänzende Laufbahn jenes Komponisten als Anfangs und Endpunkt, und es war schon interessant, dieselben so dicht nach einander zu hören; aber das Interesse wurde da— durch noch ein ganz besonderes, daß gerade für den berühmten Gast, der darin die Tenorpgriieen des Gualtiero und des Arturo ausführte, diese Rollen von dem Tondichter geschrieben sind. Wir haben schon neulich be— merkt, daß die weichen, klagenden Melodieen, welche in Bellini's Opern vorwalten, kein entsprechenderes Organ finden können, als Rubini's so überaus biegsame, geschmeidige Stimme, und daß auch der Gesangs⸗Aus⸗ druck desselben in jenen sansften Piangendo's ganz vorzüglich in sei⸗ nem Lieblings Element sich zu befinden und hier am reinsten in den Intentionen des Komponisten aufzugehen scheint. Dies zeigte sich eben so wieder in den „Puritanern“, wie vorher im „Pirat“. Die Schluß⸗ Scenen beider Opern sind uns, wenn wir die Totalität der ästhetischen Wirkung betrachten, als das Vollendetste erschienen, was wir von diesem Sänger gehört haben, wenn auch seine technische Virtuosität in anderen Partieen, z. B. in der mit Gesangs-Arabesken der feinsten, schwierigsten und pikantesten Art aufs reichste durchwebten Arie aus Paceini's „Niobe“: 1 moi srequenti palpiti, mit viel blendenderem Glanze sich entfaltet. Diese Arie wurde in einem Zwischen-A tt der letzten Vorstellung der „Puritaner“ auf stürmisches Begehren des Publikums von dem gefälligen Künstler wieder als eine außerordentliche Zugabe vorgetragen, und seine Stimme schien an diesem Abend ganz besondere Kraft und Fülle zu haben. Der Applaus war denn auch begeisterter als je, und mit lebhafter Freude wird man aus den Anzeigen des Königestädtischen Theaters ersehen haben, daß Signor

Rubini seine Gastrollen noch fortsetzt. 19. Berlin. In der Gesellschaft naturforschender Freunde vom 17. Ja⸗ nuar 1843, machte Herr Joh. Müller darauf aufmerksam, daß die dem Trigla eigenen Neihen von Anschwellungen des Rückenmarkes, welche den fingerförmigen Fortsätzen der Brustflossen entsprechen, unter gleichen Um— ständen auch bei der Indischen Fischgattung Polvnemus vorkommen, und zeigte ein Präparat von Polynemus paradiseus vor. Darauf theilte der— selbe ein von einem Herrn Br. Peters eingegangenes Verzeichniß der von ihm in Lissabon in den Monaten November und Dezember bis zu sei⸗ ner Abreise gesehenen Fische mit den Trivialnamen mit. Desgleichen Abbildungen von einer in Lissabon beobachteten Tovpel-Mißgeburt eines Haifisches aus der Gattung Carcharias. Herr Marchand zeigte In⸗— digoblau vor, welches aus Polvgonum tinctorium gewonnen, und solches, welches durch die Behandlung mit Kali, Traubenzucker und Alkohol redu— zirt war; daran knüpfte er Bemerkungen über die Einwirkung des Chlors auf die Pflanzenfarbe, die Erzeugung des Isatins, der Indigosäure, und erwähnte die Bildung eigenthümlicher chemischer Verbindungen aus Stof— fen aus sehr verschiedenen Pflanzen-Familien. Herr von Sevnhausen zeigte Stücke von einem Granit-Gestein vor, welches ich in der Umgengenk von Flinsberg findet, namentlich im Queisthal aufwärts als e . t

verbreitete Gebirgemasse, Diefelbe besteht aus weißem Feldsparh, blauem