1843 / 85 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Englische Regierung werde die neuesten Vorschläge Portugals an nehmen und nun den Handels Vertrag abschließen. Demgemäß sol⸗ len Portugiesische Weine 3 Shill. die Gallone (6 Flaschen) Ein⸗ angszoll in England zahlen, während alle andere Weine 57 Shill., also Sz pCt. mehr entrichten. Ein so bedeutender Vorzug würde dem Absatz anderer fremden Weine sehr schaden, weil die leichten, billigen weißen Weine von Lissabon, Bucellas, von Teneriffa und Madera den Verbrauch der anderen noch mehr beschränken dürften.

Die beiden Motionen, welche vor einigen Tagen im Oberhause von Lord Monteagle, im Unterhause von Herrn Ward gemacht wur⸗ den, hatten keinen anderen Zweck, als die in der letzten Session durchgegaugene Peelsche Bill, durch welche das Korngesetz in Bezug auf die Skala der Abgabe bei der Getraide-⸗Einfuhr modifizirt wurde, von neuem in Frage zu stellen. Der Grundgedanke bei diesem oft wiederholten Manöver der Whig⸗-Opposition ist, daß sie das Kabinet mit der Majorität im Parlament in Zerwürfniß bringen will, indem sie vorgiebt, Sir R. Peel werde es nicht bei der im vorigen Jahre ö Modification lassen, sondern er arbeite darauf hin, die Getraide⸗Einfuhr ganz freizugeben. Dieser Behauptung hat Sir R. Peel, so oft sie vorgebracht wird, widersprochen, und das that er denn auch diesmal wieder. Er sagte:

„Als Organ der Regierung habe ich in der letzten Session angegeben,

wir gedächten unsere Maßregeln im allgemeinen Interesse des Landes zu treffen; es sev aber unmöglich, die Frage hinsichtlich der Zulassung fremden Geiraides und Schlachtviehs zu berühren, ohne in der ackerbautreibenden Klasse ernste Besorgnisse zu wecken. Ich glaube, der panische Schrecken, den die eingeführte Aenderung zur Folge hatte, war nachtheiliger als die Wirkung des Gesetzes selbst. Wäre ich der Meinung, oder könnte ich mich überzeugen, daß eine weitere Aenderung in den Korngesetzen zur Förderung der allgemeinen Interessen des Landes nöthig sey, so würde mich nichts bewegen kön nen, zum Fortbestehenlassen dieser Gesetze zu rathen. Da ich aben glaube, daß die Agrifulturisten berechtigt sind, von mir zu erwarten, daß ich die bestehenden Ge seße aufrecht halten werde, so lange ich nicht von der Nothwendigkeit einer Aenderung überzeugt bin; (hier unterbrach die Opposition den Redner mit zeichen ihres Beifalls, gleichsam, als sey Sir R. Peel schon von dieser Nothwendigkeit überzeugt; der Minister aber fuhr fort:) die ehrenwerthen Herren mir gegenüber mögen immerhin jauchzen; wenn sie sich jedoch ein bilden, daß ich mir irgend eine Hinterthür für Parteizwecke offen lasse, so irren sie sich sehr. Ich wiederhole, daß, wenn ich mich überzeugen kann, eine Aenderung in dem bestehenden Korngesetz werde im allgemeinen Interesse des Landes wirken, ich selbst in dem Fall, daß eine solche Aenderung mich morgen um die Gewalt bringen dürfte, nicht einen Augen blick zögern würde, den Weg einzuschlagen, der mir als der rechte erschie nen wäre. Ich hoffe, immer den Muth zu haben, zu handeln, wie es mir meine Ueberzeugung gebietet. Heute aber habe ich die Ueberzeugung nicht, daß irgend eine Aenderung in dem Korngesetz nöthig ist, und nachdem mich die Agrifulturisten bis jetzt unterstüßzt haben, würde ich sehr ungerecht ge gen sie handeln, wollte ich sie durch Einwilligung in die von dem ehren— werthen Herrn (Ward) gestellten Motion in Unruhe setzen.“ Auf eine Denkschrift, welche die beim Leinwandhandel interessirten Kaufleute an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten gerichtet haben, und worin sie über die von der Französischen Regierung auf Britische Linnenwaaren und Garn gelegten hohen Zölle klagen, ist vom Grafen Aberdeen geantwortet worden, daß die Bemühungen der Britischen Regierung, eine Reduction dieser Zölle zu erlangen, bis jetzt vergeblich gewesen seyen, und daß leider auch fürs erste keine Aussicht auf eine Aenderung der im vorigen Jahr von Seiten Frank reichs angenommenen Politik vorhanden sew.

In Cambridge, wo gegenwärtig eine neue Parlaments-Wahl im Gange und der zum neuen General-Fiskal ausersehene Herr Kelli als Tory Kandidat aufgetreten ist, kam es am Mittwoch zu blutigem Hand⸗ gemenge, worüber der Globe Folgendes berichtet: „Am Abend ver e n, sich die liberalen Wähler im Hoop Hotel, um ihren Kan didaten, Herrn Foster, zu empfangen. Außerhalb des Hotels standen dichte Haufen Neugieriger, und die Studenten hatten sich in großer Anzahl eingefunden, um eine Rauferei anzufangen. Kaum war Herr Foster angelangt und der erste Redner aufgetreten, als ein furchtbares Pfeifen und Lärmen sich erhob. Die Versammlung wurde mehrere Minuten lang unterbrochen und die Ruhe nicht eher hergestellt, als bis man die Studenten hinausgeworfen hatte, was aber, da dieselben Knittel führten, erst nach einer tüchtigen Prügelei geschehen konnte. Viele Studenten wurden von ihren Kameraden mit blutigen Köpfen und Nasen und nach Einbuße ihrer Kappen und Mäntel heimgebracht, während andererseits auch manche Liberale tüchtige Prügel erhalten hatten. Umsonst versuchten die Studenten wieder einzudringen und beschränkten sich daher auf lautes Schreien und Toben. Die Univer sitäts Vorsteher fanden sich Arm in Arm erst daun ein, als ihre Ge genwart für den Augenblick nicht nothwendig und, der Skandal an= scheinend vorüber war, entfernten sich auch sofort wieder. Am Schlusse der Versammlung erneuerte sich daher der vorige Tumult, da eine große Jahl Studenten im Hofe des Hotels geblieben war. Herr Foster und sein Comité wurden mit Pfeifen und Schimpfen empfan⸗ gen und konnten nur mit Mühe das Comité=-Zimmer grreichen, dessen Jenster, da es zur ebenen Erde liegt, sofort von den Studenten unter dem Rufe: „Werft ihn hinaus! Hinaus mit Foster!“ eingeschlagen wurden. Das Einschreiten der liberalen Wähler hinderte größere Erzesse, und die Studenten wurden zum Abzuge genöthigt. Vor gestern Morgens übergab Foster's Comité eine Vorstellung an die Üiniversitäts Behörde, und man zweifelt nicht an Bestrafung der Rä— delsführer des Unfugs.“ .

In der Grafschaft Waterford in Irland hat sich das Volk in Massen zusammengerottet, um der exekutivischen Beitreibung der Armensteuer, welche wegen allgemeiner Verweigerung dieser Steuer nöthig geworden war, Widerstand zu leisten. Der Heerd des Auf⸗ standes ist der Bezirk von Gaultier, wo man den letzten Nachrichten vom 14ten d. M. zufolge nicht ohne Besorgniß war, daß die ver⸗ sammelte Vollsmasse einen offenen Angriff auf die Arbeitshäuser beabsichtige. Militair und Polizei war aufgeboten. Auch in Water

ford sind am 14ten große Massen von Menschen, zusammen etwa

0ü0 Mann, von Kilkenny und Donmore her in die Stadt und in derselben hin und hergezogen, ohne indeß weitere Ruhestörnngen zu veranlassen. ;

Zu Manchester, Liverpool und Preston wurden gestern früh gegen 1 Uhr ein paar Erdstöße verspürt, welche respektive 3 bis 5 und 7 bis 19 Sekunden dauerten, aber keinen Schaden angerichtet haben. Die Häuser wurden indeß stark erschüttert, und man vernahm ein Getöfe unter der Erde, als ob ein Dutzend Eisenbahnzüge durch einen Tunnel hindurch sausten. Mehrere Leute standen aus ihren Betten auf, weil sie sich darin wie in einer in Federn hängenden Kutsche auf und nieder gehoben fühlten. auch an einigen Orten von ihren Plätzen bewegt.

Mit Ausnahme, der Mexikanischen, ist jetzt die Zahlung aller am 1. April fälligen Dividenden der fremden Anleihen ordnungsmäßig angezeigt worden. Viele Inhaber Mexikanischer Fonds sind der Mei⸗ nung, daß guch die Mexikanische Regierung noch, Anstalten treffen werde, ihre Verpflichtungen zu erfüllen, um der nicht unbedeutenden Conventionalstrafe zu entgehen, der sie sich sonst aussetzen würde. Wie es heißt, sollen nun auch Schritte gethan seyn, um Buenos Nyres zu einer Uebereinkunft wegen Leistung der Zinszahlungen von seiner Schuld zu bewegen; eben so auch Peru, welches letztere übri⸗ gens eine verhältnißmäßig so geringe Schuld hat, daß sie zum jetzi= gen Marktpreise nur 250 000 Pfd. beträgt.

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Brüssel, 21. März. In der gestrigen Kammer-Sitzung, wo die Debatten über die Wahlumtriebe fortgesetzt wurden, nahm auch der Minister der auswärtigen Angelegenheiten das Wort. Er stellte in seiner Rede auf, welche schlechte Erbschaft das vorige Ministerium dem Rabinet hinterlassen habe, und wie dagegen das jetzige bemüht Jgewesen sey, überall neue Handels-Verbindungen anzuknüpfen, so mit Frantreich, wie mit Spanien und Holland. Am Schlusse sagte er: „Was Preußen betrifft, dem wir, wie man uns vorwirft, Zugeständ⸗ nisse ohne Ersatz gemacht haben sollen, so ist es mir für jetzt nicht mich über Unterhandlungen auszulassen, die noch nicht auf⸗ gegeben sind. Das Stillschweigen wird mir aber um so leichter, da das Land vielleicht schon in einigen Tagen den Beweis erhalten wird, daß das unsererseits geschehene, angebliche Entgegenkommen nicht um sonst gewesen ist. Auch hier haben wir keinen Vergleich zu fürchten, wir haben gehandelt, wie es klug war in der Lage, in welche uns der Mangel eines Handelssystems und die bevorstehende Debatte über die parlamentarische Untersuchung versetzte.“ Die Debatte wurde übrigens geschlossen, und der Antrag der Opposition auf Fortsetzung derselben mit 27 Stimmen gegen 24 verworfen.

Der Prozeß Caumartin's wird den 12ten des nächsten Monats zur Verhandlung kommen. Es ist dies eine wahre cause cèlibre, mit allen das Interesse des großen Publikums reizenden Ingredien zien. Dlle. Heinefetter, die traurige Heldin dieses Schauspiels, ist die erste und wichtigste Zeugin für und gegen die Schuld des Ange klagten; sie giebt gegenwärtig in Lille Gastrollen. Von Paris wer den zwei Adpokaten erscheinen, der eine für die Familie Sirey, wel— cher als Civilkläger auftritt, der andere für Herrn Caumartin.

Deutsche Bundesstaaten.

ö. München, 19. März. (Fränk. Merk.) Laut einer in der Z32sten Sitzung der Kammer der Abgeordneten gemachten Mittheilung hat die Kammer der Reichsräthe bei der Berathung bezüglich auf den Antrag des Abgeordneten von Wening, eine allgemeine Civil Gesetzgebung betreffend, sich ebenfalls für Zugrundelegung des Prin zips der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit ausgesprochen. Ihre Schluß fassung geht dahin, daß der Bitte um ein ernenertes Gesetz über die Behandlung neuer oder revidirter Gesetzbüicher die Zustimmung jener Kammer nicht zu ertheilen sey, hingegen alle anderen Anträge sukn!. die Zustimmung der Kammer der Reichsräthe erhalten sollen, jedoch in folgender modifizirter Fassung: „die Krone sey zu bitten, den Stän den des Reichs, sobald es unbeschadet der Gründlichkeit geschehen könne, ein und dasselbe, für das ganze Königreich geltende bürgerliche und Strafgesetzbuch nebst Merkantil' und Wechselrecht vorlegen und bei Bearbeitung dieser Gesetzbücher Mündlichkeit und bemessene, Oef fentlichkeit des Verfahrens zu Grunde legen zu lassen.“ Die Wünsche, die Trennung der Justiz von der Verwaltung und Anstellung einer gewissen Zahl von Accessisten bei den Appellationsgerichtshöfen, welche die Kammer der Abgeordneten dem eigentlichen Antrage beigefügt, wurden von der Kammer der Reichsräthe abgelehnt.

Stuttgart, 20. März. (Schw. M. Das Eisenbahn Gesetz ist heute, so wie es nach den übereinstimmenden Beschlüssen beider Kammern sich gestaltet, von der zweiten Kammer mit 57 ge gen 29 Stimmen angenommen worden.

Kassel, 22. März. (Kass. Z.) In der Sitzung der Stände Versammlung vom 21sten d. M. verkündigte der Präsident einen selbstständigen Antrag des Herrn Wolff, die Abstellung des durch die letzte Mißärndte herbeigeführten Nothstandes betreffend. Herr Eberhard erstattete Bericht über den Antrag des Herrn Rehm, der hohen Staats- Regierung die landständische Bereitwilligkeit zur zustimmung zu einer angemessenen Erhöhung des Zuschusses zu den Kosten der Landes- Universität zu erklären. Der Ausschuß glaubt, daß es, da sich die Stände stets bereit gefunden hätten, die propo⸗ nirten Erhöhungen des Etats der Universität zu bewilligen, auch jetzt nicht erforderlich seyR, der Regierung im voraus ihre Bereitwilligkeit zu erklären, daß vielmehr eine Proposition abzuwarten sey, und schlägt vor, dem Antrage keine weitere Folge zu geben. Dr. Rehm sprach in ausführlicher Nede über die hohe, Bedeutung dieser ersten Lehr-Anstalt für das Land. Herr Bähr unterstützte auch den Antrag des Herrn Rehm, der indeß nicht die Genehmigung der Versammlung fand. Herr Fondy berichtete über den Etat der Landes- Universität, für welche 10,30) Rthlr.', der Hebammen Lehr anstalt, wofür 1600 Rthlr., der Gymnasien, wofür 32,300 Rthlr., der Land Schullehrer Seminarien, wofür 12,547 Rthlr., der Taubstummen- Lehr- Anstalt, wofür 240 Rthlr., der höheren Ge werbschule, wofür 6216 Rthlr. bewilligt wurden. Der Etat der Freischulen hier wurde um 550 Rthlr. Behufs besserer Salgrirung, der Lehrer erhöht. Herr Fondy berichtete noch über die Kosten der Unterhaltung für die zu der inneren Landes-Verwaltung gehörigen Staats-Gebäude, welcher Etat eine Diskussion nicht herbeiführte.“« In der hierauf folgenden geheimen Sitzung begründete Herr Wolff seinen im Eingang der heutigen Sitzung verkündigten Antrag.

Frankfurt a. M., 18. März. (Frankf. J.) Ein Jest, wie es die Geschichte unserer freien Stadt und ihrer edangelisch lutherischen Kirche in glücklichem Zusammentreffen der Verhältnisse bisher noch nicht kannte, wird künftigen Dienstag den 2lsten d. M., früh 9 Uhr, zu St. Katharinen hier gefeiert. Es ist. dieses das F0jährige Amtsjubiläum zweier gleich hochachtbaren Geistlichen Frank furts, des Herrn Dr. Tihedl., Vice Seniors des evangelisch lutheri schen Prediger-Ministeriums, Konsistorial⸗Rathes und Sonntags Pre digers zu St. Peter, J. P. Benkard, und des. Herrn Pfarrers G. P. E. Blum, Sonntags- Predigers zu St. Paul. Beide verehrte Männer, obgleich der eine im vollendeten Sosten, der andere im ver lebten 77sten Jahre, erfreuen sich durch Gottes Gnade noch einer rüstigen Kraft.

—ᷣ Oesterre ich.

Wien, 20. März. (Aerztl. Bülletin.)

Am 19. März, um 9 Uhr früh,

Der gestrige Tag verlief ohne Störung, die Nacht war ruhig, der Schmerz im Knie hat sich vermindert, und der ganze Zustand des Durch lauchtigsten Erzherzogs Franz Karl ist auch heute den Wünschen entsprechend.

Frhr. von Türkheim. Dr. Zangerl.

Spanien.

Madrid, 13. März. Die Wahlen für Madrid sind beendigt, und die beiden Kandidaten, welche am sehnlichsten die Hauptstadt zu repräsentiren wünschten, die Herren Mendizabal und Antonio Gon⸗ zalez, sind durchgefallen und kommen, als Stellvertreter, erst nach Herrn Llorente. Es bleibt ihnen also jetzt nichts übrig, als sich an einem anderen Orte zur Wahl zu stellen. Für Madrid sind die Herren Beroqui, Santos, Arguelles u. s. w. gewählt worden.

S Paris, 20. März. Der zuerst durch den Constitucional don Barcelona aufgestellte und mit leidenschaftlicher Energie ver= fochtene Satz von der Nothwendigkeit, die Volljährigkeit der Königin Isabellgs um einige Jahre hinauszuschieben, wird jetzt von einem an— deren Provinzial Blatte, dem Dem ocrata gaditano, von neuem aufgenommen. Die genannte Cadirer Zeitung behauptet, daß der Jorthestand der Verfassung und der inneren Ruhe Spaniens von der Durchführung einer Maßregel abhängig sey, durch welche es den Fein— den der öffentlichen Freiheit unmöglich gemacht werde, sich schon in der, nächsten Zukunft der Zügel der Regierung im Namen der Kö— nigin zu bemächtigen, die bei ihrem jugendlichen Alter natürlich nicht im Stande sey, den Angelegenheiten des Staates selbst vorzustehen. Ter Democrata gaditano betrachtet es als eine ausgemachte Sache, daß die Königin Christine mit dem Regierungs- Antritte ihrer Tochter nach Spanien zurückkehren und einen um so verderblicheren Einfluß auf die Staatsgeschäfte erlangen werde, je weniger Isabella ll. fähig sey, die Interessen ihrer Krone und die Interessen des Landes zu begreifen und wahrzunehmen. Diese Ansichten finden fortwährend den hestigsten Widerspruch bei den Oppositions-Blättern aller Farben. Gemäßigte und Exaltirte, Republikaner und Absolutisten verlangen mit Einer Stimme, daß der die Volljährigleit des Thron-Inhabers be— treffende Artikel der Verfassung pünktlich vollzogen werde. Einige ihrer Organe berufen sich bei diesem Verlangen sogar auf die Worte, welche Herr Guizot bei den Verhandlungen über die geheimen Fonds in Bezug auf Spanien gesprochen, Worte, aus denen sie folgern zu können glauben, daß Frankreich die etwaige Verlängerung der Min⸗ derjährigkeit der Königin als einen Interventionsfall betrachte, wie wohl eine solche Deutung derselben für jeden unbefangenen Leser der Rede des Französischen Ministers von sehr zweifelhaftem Werthe ist. Was aber die Madrider ministerielle Presse anlangt, so sucht sie diese ganze Frage so viel als möglich zu umgehen. Sie spricht weder Billigung, noch Mißbilligung der Vorschläge des Constitucional und des De— mochrakta aus, sie beschränkt sich vielmehr darauf, die von Zeit zu Zeit erhobene Anklage zurückzuweisen, daß die Regentschaft mit dem Plane umgehe, den Regierungs-Antritt der Königin durch einen gegen die Verfassung gerichteten Staatsstreich zu verzögern. Daß Espar— tero und sein Ministerium und sein ganzer Anhang der Idee, die Minderjährigkeit der jungen Isabella zu verlängern, nicht gerade ab hold seyen, darf man schon nach allgemein gültigen Voraussetzungen annehmen; daß sie aber auf außergesetzlichem Wege zur Realisirung dieser Idee gelangen wollen, scheint eben so zweifelhaft, als daß die Cortes geneigt seyn werden, ihre Autorität zur Erreichung eines sol⸗ chen Zweckes herzugeben.

Das schließliche Resultat der Wahlen in Barcelona hat den Er wartungen nicht ganz entsprochen, welche man nach dem Ergebnisse der ersten Wahltage hegen mußte. In der Catalonischen Hauptstadt sind 7921 Stimmen abgegeben worden, von denen die absolute Majorität nur auf vier Kandidaten gefallen ist, auf die Herren Vinas, Miralda, Agell und Badia. Diese sind demnach die einzigen gültig ernannten De— putirten. Die fünf übrigen Kongreß-Mitglieder und vier Ersatzmän— ner, welche Barcelona zu stellen hat, müssen durch einen zweiten Wahlakt aus den 27 Kandidaten genommen werden, deren Stimmenzahl der ab— soluten Majorität am nächsten kommt. Aus demselben Grunde sind von den 15 Kandidaten für den Senat, welche Barcelona der Re— gierung zur Wahl seiner 5 Senatoren zu präsentiren hat, bis jetzt erst vier gültig ernannt worden.

Noch immer treiben verschiedene kleine Banden ihr Unwesen in dem Eatalonischen Oberlande. Unlängst wurde das Haus des Pfar— rers des Städtchens Useras von dem Häuptlinge Coba und dessen Spießgesellen angegriffen. Der geistliche Herr griff zum Karabiner und vertheidigte seine Wohnung mehrere Stunden lang gegen die Angreifer, bis ihm endlich Pulver und Blei ausging, wo sich dann die Banditen seiner bemächtigten. Der kriegerische Pfarrer wurde in das Gebirge geschleppt und erst nach zehntägiger Gefangenschaft wie der losgelassen, nachdem er sich dazu verstanden, ein Löselgeld von Ss) Pliastern zu zahlen.

Um dem häufigen Desertiren der auf der Gränze stehenden Truppen Einhalt zu thun, hat man neulich in Gerona und in Jigue⸗ ras zwei auf der That ertappte Ueberläufer erschießen lassen.

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Konstantinopel, 1. März. (A. 3.) Die wiederholten Ermahnungen, welche Herr von Butenieff hinsichtlich Serbiens der Pforte gegeben, haben bis zu diesem Augenblick wenig gefruchtet. Das Türtische Gouvernement beharrt darauf, das organische Statut Serbiens und dessen Folgen als eine rein innere Angelegenheit inso fern zu betrachten, als es sich auf die Wahl der Serbischen Re— genten beziehe; keine fremde Macht habe die Garantie für dessen Bestimmungen übernommen, die übrigens durch die Absetzung des Milosch Obrenowitsch bereits überschritten worden, ohne daß Jemand etwas dagegen eingewendet hätte.

Es wird dieser Tage eine den Wünschen der Europäischen Re— präsentanten entsprechende Entscheidung über den Libanon erwartet; man will wissen, daß die Pforte in diesem Punkt sich nachgiebig er weisen werde, um desto fester in der Serbischen Angelegenheit auf treten zu können. Omer Pascha ist mit dem letzten Dampfboot aus Beirut hier eingetroffen.

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bereinigte Staaten von Uord-Amerika.

) New⸗Rork, J1. März. Ich habe Ihnen bereits gemeldet, daß der bisherige Staats -Secretair des Schatzes, Herr Forward, der inzwischen seine Entlassung gegeben hat, vom Kongresse die Ermäch⸗ ligung zu Ausgabe neuer Schatzbons im Betrage von fünf Millionen Tollars verlangt hatte. An kiese Maßregel sollte sich aber noch eine dere knüpfen. Der Schatz-Secretair verlangte nämlich ferner, daß die Rückzahlung der bereits ausgegebenen Schätzbons bis zum Monat Juli des Jahres 1844 hinausgerückt, die Jinsenzahlung davon aber indessen bis zu jener Epoche fortgesetzt werde. Durch diese Maßregel sollte der Entwerthung vorgebeugt werden, welche diese Bons hätte bedrohen können, in Folge der Verlegenheiten des Föderalschatzes, wenn er mit Jahlungs-Anforderungen bestürmt worden wäre. Der Minister erkannte zwar an, daß die Brutto⸗Einnahmen der Douanen während der letzten drei Monate nur auf 2350000 Dollars sich beliefen, wovon noch die Kosten, und die Drawbacks; abge- rechnet werden müssenz der Minister weist selbst nach, daß die Erträgnisse der Douanen im letztverflossenen Jahre um 39 10,009 Dollars hinter denen des unmittelbar vorausgegan⸗ genen Jahres zurückgeblieben sind; dessenungeachtet machte er dem Repräsentantenhause Hoffnung, daß am Ende des gegenwärtigen Jah— res im Schatze eine Aktiv⸗Bilanz von 3- bis 4065000 Dollars vor handen seyn werde. Doch zeigt ein Umstand, wie wenig er selbst ben dem Repräsentantenhause gemachten glänzenden Hoffnungen Ver⸗ trauen schenkte, und zugleich wie gegründet das in der Botschaft des Präsidenten dagegen ausgesprochene Mißtrauen begründet, ist. Per Schatz Serretair schlägt nämlich, offenbar nur der Vorsicht willen, vor, von Thee und Kaffee einen Zoll vorweg zu erheben, Beide Artikel waren bisher, aus Rücksicht für gewisse volksthümliche Ge—

wohnheiten, von jeder Tare ganz befreit geblieben. In welche Form

man aber diese Emission von neuen Schatz⸗Bons auch verhüllen möchte, sie bleibt immerhin in der Wirklichkeit nichts anderes, als ein neues Anlehen dieser Summe.

Sie wissen bereits, daß die Repräsentanten die durch die sinan—⸗ ziellen Schwierigkeiten, welche gleich sehr auf der Regierung wie auf den Individuen lasten, nothwendig, ja unvermeidlich gewordenen Er

sparungen an sich selbst begonnen und dann auch auf den größten Theil der Angestellten aller Art, deren Besoldungen über 100 Dol⸗ lars steigen, ausgedehnt haben. Ersparung ist, so zu sagen, das Lo

sungswort des Repräsentantenhauses geworden. Die Anweisungen für die Marine, welche doch von jedem Amerikaner als das Haupt— Element der Macht und des politischen Einflusses der Vereinigten Staaten betrachtet werden muß und betrachtet wird, wurden um 24. Millionen Dollars verkürzt. Die Armee wurde nicht geringeren Re⸗ ductionen unterworfen. Für den Unterhalt, die Ausbesserug, Erweiterung der vorhandenen Seehäfen oder zu beginnenden Neubauten in denselben wurde auch nicht ein Heller bewilligt; eben so wenig für die verschie⸗ denen Küsten und die Arbeiten des Genie überhaupt. Die Total— Summe der Anweisungen für das mit dem Monat Juli 1841 eudi

gende fiskalische Jahr wird achtzehn bis neunzehn Millionen Dollars nicht überschreiten, was eine oder zwei Millionen weniger ausmacht, als die Regierung verlangt hatte. (Ich behalte mir vor, aus den offiziellen Bokumenten Ihnen noch einen besonderen Auszug beizufü

gen, welcher eine so kurz als möglich gefaßte Uebersicht der Vorlagen der Regierung über den Finanzzustand des Landes zu geben geeignet ist) Die Douane von New-Jork war eines der hauptsächlichsten Opfer dieser zu Gunsten von einzuführenden Ersparnissen eingetretenen Reaction. 162 Beamten sind durch legislative Entscheidung der Reform unterworfen worden. Diese furchtbare Reduction gründet sich darauf, daß im Jahre 1828 bei der Douane der Stadt nur 161 Beamte angestellt gewesen waren, deren Gehalte sich auf 112,970 Dollars beliefen, die von einer Total-Einnahme von 13,B272, 526 Dollars vorweg entno]mmen wurden, während im Jahre 1842 nicht weniger als 552 Beamten vorhanden waren, deren Gehalte im Gesammnit

Betrage sich auf 18,523 Dollars beliefen, während andererseits die Einnahme auf 16,932,117 Dollars im Jahre 1841 herabgesunken war. In Folge davon ist die Zahl der Beamten der Douane jetzt auf 3460 beschränkt, und ihre Gehalte betragen im Ganzen noch 326,450 Dollars, was immerhin noch eine respektable Anzahl und eine nicht minder beträchtliche Summe ausmacht.

Manche wollen, wie sie sagen, aus guten Gründen behaupten, in diesen Eifer der Repräsentanten für das Wohl der Nation, den man jedenfalls nicht absolut in Abrede zu stellen vermag, habe sich da und dort auch der Parteigroll gemischt, und mancher Beamte habe hauptsächlich dem letzteren Motive den Verlust seiner Stelle zu zuschreiben. Unter den bezeichneten Opfern nennt man Herrn Robert Wler, den Sohn des Präsidenten, der zugleich bei seinem Vater als Secretair fungirte und mit Unterzeichnung der Patente, den Verkauf von Ländereien betreffend, beauftragt war. Da man in diesem De— partement der Verwaltung Unterschleifen auf die Spur gekommen seyn will, so wurde Einleitung einer Untersuchung anbefohlen. Auch war zu Washington kürzlich das Gerücht gegangen, über dessen Bestä— tigung oder Nichtbestätigung ich Ihnen jedoch bis jetzt nichts Zuver lässiges mitzutheilen vermag, der Kongreß wolle zum Budget ein „Pro viso“ hinzufügen, zu dem Zwecke, die Auszahlung von Gehalten an alle Beamten zu verbieten, welche der Präsident in Abwesenheit des Nongresses etwa ernennen könnte. Die Whig- Partei, deren Haß nur noch in der möglichst ausgedehnten Verwerfung der vom Präsidenten dem Senat zur Genehmigung vorgeschlagenen Beamten Befriedigung sindet, besorgt, Herr Tyler könnte den Zwischenraum der Zeit, welche eine Session von der anderen scheidet, dazu benutzen, eine große Anzahl bedeutender Posten im Innern wie im Auslande nach Gutdünken zu besetzen. Durch das fragliche Proviso wäre denn Herr Tyler ge⸗ zwungen, diese Ernennungen noch vor der nahen Auflösung des Kongresses vorzunehmen, oder die gegenwärtigen Beamten auf ihren

Plätzen zu lassen. a =

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Der Courrier du Commerce von New-Nork enthält die Proeclamation des General Boyer, des Präsidenten der Republik, welche das Ende der am 28. Januar ausgebrochenen Empörung zur allgemeinen Kunde bringt. Diese Nachricht ist den Journalen von Port- au-Prince vom 2. Februar entnommen, und es heißt in der Proclamation Boyer's unter Anderem: „Der Bataillons - Chef der Artillerie, Rivirre Herard, hat sich durch ein tolles Gelüst zu seinem eigenen Verderben verleiten lassen, sich an die Spitze einer Hand voll Elender zu stellen, welche seit langer Zeit die gesellschaftliche Srdnung umzustürzen beabsichtigten; er hat, es gewagt, dem Divisions General Borgella effen Empörung zu erklären. Allein die Aufrührer sahen ihre Pläne gegen den Frieden und die öffentliche Ordnung an der Treue und Ehre des Generals zerschellen, so wie an der Stimmung der Nationgl Garden und Truppen der Distrikte von Cayes und Aquin, welche sich um ihren würdigen Anführer schaarten. Am 30. Januar ergriffen die Insurgenten die Flucht, nachdem sie vergeblich versucht hatten, in ber Armer und im Volke Aufruhr zu stiften; sie flohen in die Wäl der. Ein Corps der Miliz und der National-Garde setzt ihnen nach.“ Diesem folgt ein Paragraph, in welchem der Prãäsident Boyer die Häupter dei Insurrection vom 28. Januar für Verräthen erklärt und allen Verführten Amnestie verspricht, wenn sie sich ihrer Unterwerfung beeilten. Endlich wird der General Borgella mit diktatorischer Voll macht über das südliche Departement gesetzt, und sämmtliche Distrikts Rommandanten werden aufgefordert, sich seinen Befehlen zur Auf rechthaltung der öffentlichen Sicherheit zu unterwersen.

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Berlin, 25. März. Das Militair-Wochenhlatt theilt ein Verzeichniß von Abschieds-Bewilligungen mit, in welchem sich unter Anderen Folgende Nainen besinden: von Lukowitz, Eeneral-Major und Commandeur der 2ten Infanterie Brigade, von Petery, Ge neral⸗Major und Kommandant von Spandau, Schleyer, General— Major und 2ter Kommandant von Torgau, alle 3 als General Lieutenants, Graf Hülsen, Kommandant von Danzig, von Oesfeld, Oberst und Dirigent des trigonometrischen Büreaus im Genexalstabe, von Pritzelwitz, Bberst und Eommandeur des 2bsten Infanterie-Regi= ments, Letzterer als General-Major. ö

Berlin, 25. März. Wir können aus zuverlässiger Quelle versichern, daß die in offentlichen Blättern verbreitete Nachricht von einer Theilnahme des Seehandlungs-Instituts an der projek⸗ tirten Eisenbahn zwischen Berlin und Hamburg, wodurch die Aus—= führung dieser Bahn gesichert seyn soll, durchaus unbegründet ist. Das Instititt hat keine Actien gezeichnet und, niöch wenige eine Garantie für die dazu erforderlichen Kapitalien übernommen.

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Breslau, 23. März. Der Ober-abbiner der hiesigen jüdi⸗ schen Gemeinde, Herr Tiktin, ist vor einigen Tagen mit Tode abge— gangen.

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Statistik des Bolks⸗-Unterrichts in Frankreich.

O Paris, 19. März. Der Moniteur enthielt vor kur— zem einen Bericht des Ministers des öffentlichen Unterrichts an den König. Der Bericht umfaßt nicht weniger als 21 gedruckte Ko⸗ lonnen und enthält die Darstellung des Zustandes des höheren Unter richts in Frankreich. Dem Berichte ist eine Königliche Ordonnanz beigefügt, welche verordnet, daß von nun an alle fünf Jahre ein sta tistisches Schema des höheren Unterrichtswesens veröffentlicht werden soll. Eine ähnliche Verordnung besteht bereits in Betreff des Volks⸗ Unterrichts (instruction primaire), welches jedoch alle drei Jahre in ein Gesammtbild zusammen zu fassen und bekannt zu machen ist. Da der Bericht des Herrn Villemain im Moniteur des ͤ eigentlichen Volks- Unterrichts nicht erwähnt, se glaube ich der Srd⸗— nung halber, Ihnen die offiziellen Angaben, die mir hierüber mitge theilt wurden, mittheilen zu müssen, um so das vom Moniteur ver öffentlichte Bild unseres Unterrichtswesens zu ergänzen.

Nach den letzten amtlichen Zählungen beträgt die Zahl der Elementar- oder Volksschulen in Frankreich 5s, 342, bei 37,295 Ge meinden, was ein Verhältniß von 1.48 auf die Gemeinde bildet, so daß in den meisten Gemeinden mehr als eine Schule sich befindet, besonders da es noch gegenwärtig 1601 Gemeinden giebt, welche Armuths halber gar keine Volksschule unterhalten können.

Da die Bevölkerung Frankreichs auf 33,510,950 Seelen ange schlagen wird auf einem Terrain von 52,768,619 Hektaren, so ist das Verhältniß der Zahl der Volksschulen zu der Bevölkerung wie 1.65 auf 1000 Seelen, und von 2 auf 109 Quadrat Lieues.

Die 575,342 Elementar -Schulen sind entweder Gemeinde- oder Privat-Schulen, und theilen sich ein, in: /

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J. Kommunal- Schulen. Für Knaben 12, 486 6, 000 18,299 I. Privat-⸗Anstalten. Knaben 5 Mädchen beide Geschlechter vereint Zusammen 55,342 Auf hundert Schulen giebt es 66. 57 Gemeinde-Schulen und

33. 43 Privat Anstalten.

Die Zahl der Zöglinge, welche während des Winters die Volks- Schulen besuchen, kann auf 2,881,679 angeschlagen werden, wovon l, H4 1,407 Knaben und 1,A,2 40,272 Mädchen. Im Sommer nimmt diese Zahl bedeutend ab, so besuchten im Jahre 1841 während der schönen Jahreszeit nur 1,668,642 Schüler die Volksschulen, wovon 953,190 Knaben und 734,852 Mädchen. Das Verhältniß der Mädchen zu den Knaben ist während des Winters von 1 zu 1. 32 und im Sommer von 1 zu 1. 26. ͤ Die 2,208,217 Kinder, welche während des Winters die Schule besuchen, theilen sich nach Verschiedenheit ihres Geschlechtes folgen derweise ein: ͤ

Knaben-Schulen 756,999 Zöglinge. Mädchen⸗Schulen Vermischte Schulen Knaben 4,58 5 Mädchen . j Zusammen. . . . 2,268,217 Zöglinge.

Darunter giebt es 1,50 1,676 welche Schulgeld entrichten, und zwar 931,933 Knaben und 571,743 Mädchen. Den unentgeltlichen Unterricht genießen 439, 675 Knaben und 264,886 Mädchen, zusam⸗ men 701,541 Zöglinge. Das Verhältniß der nicht zahlenden zu den zahlenden Zöglingen ist von 1 zu 2.13 für beide Geschlechter; von 1 zu 2.11 für Knaben und von 1 zu 2. 15 für Mädchen. Im Durchschnitt giebt es auf 109 nicht zahlende Zöglinge 62. 41 Knaben und 37.59 Mädchen.

Da die Bevölkerung Frankreichs 510,910 Einwohner zählt, und auf 100 Einwohner 16 Kinder zu stehen kommen, was dem sie benten Theil der Bevölterung gleich steht, so ergiebt es sich, daß die schulfähigen Kinder in Frankreich auf 1,695,727 geschätzt werden können. Allein, wie wir gesehen haben, ist die Zahl der Kinder, welche wirklich die Volksschulen besuchen, nur 2,881,679 Köpfe stark, nämlich der elfte statt des siebenten Theiles der Bevölkerung. Freilich muß man dazu 00,000 Knaben und Mädchen von 6 13 Jahren, welche in den Kollegien, kleinen Seminarien, Privat Anstalten n. s. w. den höheren Vorbereitungsstudien obliegen, zählen, was die Gesammtzahl ber die Schule besuchenden Kinder auf 3,181,079 erheben würde. Aber dessenungeachtet bleiben noch immer 1,514,048 Kinder, bei nahe ein Drittel der, welche schulfähig sind, ohne allen Unterricht, so daß etwa nur der zehnte Theil der Bevölkerung die Schulen be sucht. Es ist zu hoffen, daß mit der Zeit diesem Uebelstande wird abgeholfen werben, denn vom Jahre 1838 bis zum Jahre 1841 hat sich die Zahl der Kinder, welche die Volks Schulen besuchen, um 206,988 vermehrt.

Die Mädchen bilden beiläufig nur (0,13) der Zöglinge im Winter. Ihre Erziehung ist also noch mehr vernachläßigt - als die der Knaben. Dies rührt daher, weil mehr als die Hälfte der Ge⸗ meinden aus Mangel an Mitteln nicht im Stande sind, besondere Mädchenschulen zu unterhalten, sondern beide Geschlechter in der näm- lichen Anstalt unter einem Lehrer, statt unter einer eigenen Lehrerin für Mädchen, vereinen. Die Vereinigung beider Geschlechter in der nämlichen Schule ist mit zu vielen Inkonvenienzen und Gefahren ver— bunden, als daß die Mütter nicht, besonders auf dem Lande, wo wenig Sinn für die weibliche Erziehung herrscht, so viel als möglich

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ihre Töchter von der Schule entfernt zu halten, suchen sollten.

Wir haben schon oben gesehen, daß die Zahl der Schulkinder im Sommer sich immer vermindert. Die Ursachen davon sind leicht zu sinden. Der Bauer zieht im Allgemeinen vor, seinen Sohn lieber auf dem Felde oder zur Viehweide zu verwenden, als ihn in die Schule zu schicken, besonders in solchen Gemeinden, wo wenig Wohl stand herrscht, und der Schulmeister mehr als eine Last als eine Wohl that für die Gemeinde betrachtet wird.

Im Durchschnitt werden auf 100 Zöglinge, welche die Kommunal= Vollsschulen besuchen, 32 nicht zahlende gezählt. Man könnte viel⸗ leicht daraus den Schluß ziehen, daß über drei Zehntel der, schulbe⸗ suchenden Kinder der ärmeren Volksklasse angehören. Allein es ist bekannt, daß in den zahlreichen Unterrichts-Anstalten, welche von den religibsen Körperschaften unterhalten werden, der Reiche und der Arme unentgeltlichen Unterricht erhält. Nach genauen und sicheren Untersuchungen beträgt die zahl der armen Kinder in den Volks⸗ schulen kaum ein Viertel. Man hat allgemein wahrgenommen, daß die ärmere Volksklasse in Frankreich im Allgemeinen sich gleichgültig für die Wohlthaten des Unterrichts bezeigt, die Einen, weil sie den Vortheil davon nicht kennen, die Anderen, weil sie der Hände ihrer

Kinder bedürfen, un zum Unterhalt der Familie beizutragen.

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Die Ursachen, welche auf den größeren oder geringeren Besuch der Volksschulen Einfluß haben, sind entweder zufällig oder permanent. Zu den ersteren gehören der Stand des Arbeitslohns und der Preis der nothwendigsten Lebensmittel. Zu den letzteren die Vertheilung der Bevölkerung, die Zerstückelung des Grund⸗Eigenthums, die Be⸗ schaffenheit des Bodens und bis zu einem gewissen Grad, die Pro⸗ dukte des Landes. So z. B. trägt die Zerstreuung der Wohnorte in einer merklichen Entfernung von der Ortschaft, wo die Schule liegt, unendlich dazu bei, den Besuch der Schule zu vermindern.

Man betrachtet mit Recht oder mit Unrecht die Zerstückelung des Eigenthums als ein Zeichen des Wohistandes unter dem Land⸗ volke. Nichtsdestoweniger ergiebt sich, daß die Zerstückelung des Grund und Bodens in Frankreich im verkehrten Verhältnisse zur Zahl der die Schule besuchenden Kinder steht. Der Grund davon dürfte folgender seyn. Der Landmann in Frankreich will durchaus etwas be⸗ sitzen, ohne zu wissen, womit er das gekaufte Eigenthum wird bezah⸗ len können. Hat er ein Grundstück gekauft, so sieht er sich ge⸗ nöthigt, überall herumzuborgen, um den RKaufschilling entrichten zu können. Dadurch ladet er sich starke Interessen auf den Hals und muß überdies die Steuern und Abgaben bezahlen. Um Alles dies aufzubringen, muß er alle Hände seiner Familie zur Arbeit anhalten.

Seine Kinder sind gezwungen, im Sommer mit ihm auf dem Felde zu arbeiten, anstatt die Schule zu besuchen. Bei Allem dem gelingt es selten dem Landmann, sich von allen Schulden zu befreien, und gleichwohl soll er noch zum Unterhalt einer Volkeschule beisteuern. Ie verschiedener die Erzeugnisse des Bodens sind, desto mehr Hände werden zu deren Anbau erfordert. Der Landmann und der kleine Pächter läßt sich hierin von seinen Kindern helfen, sey es, um die Aussicht über die Arbeiter auszuüben, sey es, um das Vieh zu hüten. So sinden wir in den nördlichen Departements von Frank- reich, wo der Landbau weniger Varietäten darbietet, und wo die Kultur des Bodens von größeren Pächtern gepflegt wird, einen ver⸗— hältnißmäßig weit bedentenderen Besuch der Volksschulen als in den südlichen Departements.

Da die vorzüglichste Aufgabe des Unterrichts seyn muß, den Menschen moralisch zu bilden, so dürften einige flüchtige Bemer⸗ kungen über den Einfluß des Unterrichts auf die Moralität am rechten Ort seyn. Aus dem Berichte an den König vom Jahre 1841 über den Zustand des Volks-Unterrichts, und aus dem Fableau de a ustice ecriminelle vom Jahre 1825 1840, ergiebt sich das auf den ersten Blick unglaubliche Resultat, daß in den meisten Departe—⸗ ments, und besonders in den nördlichen und östlichen Distrikten Frank- reichs, die Moralität beinahe im uingekehrten Verhältnisse zur Ent- wickelung des Elementar- Unterrichts steht, nämlich daß die Mehrzahl der Departements, welche die meisten Elementar-Schüler zählen, die meisten Verbrecher aufweisen. Soll daraus gefolgert werden, daß der Volls⸗ Unterricht für die Sicherheit der Gesellschaft gefährlich ist ? Nein. Man darf nicht übersehen, daß die Verbrecher, welche in dem Tableau de la justice criminelle vom Jahre 1825— 1849 begriffen sind, unmöglich die wohlthätigen Reformen, welche durch das Gesetz vom. 28. Juni 1833 zur Verbesserung des Volks-⸗Unterrichts in Frankreich eingeführt wurden, genießen kennten. Es wäre demnach unlogisch, aus dem gegenwärtigen Besuch der Volks-Schulen eine Folgerung zu ziehen, die auf einen ganz anderen Zustand des Volks⸗Unterrichts, dor der Einführung des Gesetzes vom Jahre 1833, Bezug hat. In der That sehen wir aus den statistischen Tabellen der Regierung, daß vom Jahre 1828 bis zum Jahre 18490 die Zahl der jungen Leute von zwanzig Jahren, welche wenigstens lesen können, zu der Gesammtzahl der jungen Leute gleichen Alters im Verhältnisse von 1: 1.258 steht, während die Zahl der Verbrecher von 21 Jahren, welche wenigstens lesen können, zur Gesammtzahl der Verbrecher ähnlichen Alters, im Verhältnisse von 1 zu 1.285 steht; was zwischen der allgemeinen Entwickelung des Volks nterrichts und der Zahl der Verbrecher eine parallelmäßige Progression vom Jahre 1825 1846 gewährt.

Um so mehr darf man noch günstigere Resultate für die Zukunft erwarten, als das Unterrichts-Gesetz von 28. Juni 1833 eine wich⸗ tige Lücke des früheren Erziehungswesens ausfüllt, indem es nicht nur dahin zielt, den Verstand zu entwickeln, sondern zu gleicher Zeit das Herz der Jugend zu bilden. Wenn einmal unsere 86. es erlauben werden, in Folge einer besseren Besoldung der Volkslehrer, in der Ernennung derselben mit Strenge und Auswahl zu verfahren, so wird auch der Elementar - Unterricht noch ersprießlicher auf die Moralität des Volkes wirken.

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wissenschaft, Kunst und Literatur.

München. Professor Gruühuisen sagt über den jetzt sichtbaren Ko⸗— meten in der Münchner politischen Zeitung: „Am 1g9ten erkannte ich an diesem Phänomen einen Kometenschweif von der Länge von 40 Graden, dessen Ende zwischen dem Sternbilde des Orions und des Hasen seine Lage, etwas mehr als zwei Grade Breite hatte, und sich nach Westen. gegen seinen Kopf, hin, der aber Abends um 7 Uhr schon untergegangen wär, sich verschmälernd, durch den Brandenburgischen Scepter nach dem Erivan sortsetzte. Dieser Schweif war ganz gerade und hatte seine Lage fast genau parallel mit dem Aequator. Geht dieser Komet nicht erst zur Sonne und entwickelt er sich dann mehr aus ihren Strahlen, so werden wir auch seinen Kopf sehen und die ganze Länge seines Schweiss wird sichtbar seyn, und sich so groß, vielleicht noch größer zeigen als der des Kometen von 16809, welcher 60 Grad lang war. Wir haben eines des großartigsten, schönsten und interessantesten Phänomene am Himmel zu er warten, welches jeder sogar ohne Fernrohr betrachten kann.“

Pariser Kunsthandel mit Aquarellen.

A Paris, 10. März. Die in Wasserfarben ausgeführten Bilder machen seit längerer Zeit einen sehr blühenden Zweig der Pariser Kunst und Mode aus. Die Möglichkeit, mit spielendem Pinsel geistreiche, flüch tige Ideen auf leichte, gefällige Art hinzuwerfen, die bequeme Gelegenheit, sich die Farbenstizze eines Oelbildes zu ersparen, und endlich die leidige Begier, mit wenig Mühe viel Geld zu verdienen, hat diesen farbigen Zeichnungen zuerst Eingang verschafft. Bald entstanden Sammlungen oder Albums, und die große Beliebtheit dieser hübschen Mode- Artikel macht, daß es jetzt fast keinen Pariser Künstler giebt, der nicht die Aquarell Malerei als Rebenbeschäftigung triebe. Die bedeutendsten Französischen Maler ha⸗ ben sich darin versucht und vorzügliche Aquarellbilder geliefert, welche an Tiefe, Frische, Brillanz, Energie und Klarheit der Farbe mit den schönsten Oelbildern wetteifern. Gegenstände aller Art, historische, conventionelle, tragische, komische, ausländische und einheimische, Landschaften, Seestürme, pitforeske Architekturen, glänzende Geräthschaften, Stoffe, Ornamente, reich⸗ geschmückte Figuren . in den Bereich der Aquarell-Malerei gezogen wor= den, in der so alle Tendenzen und Manieren der modernen Französischen Oelmalerei hervortreten.

Wenn man auch unter den Aquarellen Auffassungs⸗ und Behand- lungsweisen antrifft, die sich wohl nur in die sem Genre entwickeln konn⸗ ten, so spiegeln andere aufs entschiedenste denselben romantischen Geschmack. in welchem die neueren Oelgemälde mit den modernen Literalur · Erzeugnissen übereinstimmen; wieder andere zeigen nicht minder als jene die Studien der Niederländer oder der älteren einheimischen Meister, und andere, land aft⸗ fiche, Architektur- oder Genrestücke, haben mit den Oelbildern die Lieb inge

Gegenstände und die Effcktgebung gemein. So sindet man in S. Vernet A. e nf. und P. ge . e' s r. neben den 23

Vorwilifen auch ziemlich dieselbe Farbenwirkung und Meisterschaft,