1843 / 86 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

aus, die Strafart auf Gefängniß oder Festungshaft zu beschränken, weil eine, wenn auch unerlaubte Handlung, zu welcher man, der Ehre halber, gezwungen werde, nicht wohl mit einer Strafe belegt wer⸗ den könne, welche, weil sie mit Arbeitszwang verbunden, in der Mei⸗ nung des Publikums entehrend erscheine.

Die Berathung über den dreizehnten Titel: von Verbrechen wider das Leben und die Gesundheit, führte zunächst zu einer lebhaften De— batte über den in das Gesetz aufzunehmenden Begriff vom Todtschlage, bei deren Schluß sich 46 Stimmen gegen 22 für folgende Fassung des §. 299 aussprachen: „Wer ohne Ueberlegung, mit im Affekte (in aufwallender Leidenschaft) gefaßten und ausgeführten Vorsatze einen Menschen tödtet, begeht einen Todtschlag u. s. w. Nur wenn durch diese Fassung die mit überlegtem Vorsatze beschlossene, aber im Affekt ausgeführte Tödtung unter den Begriff des Mordes gestellt werde, glaubte die Majorität die wegen Ausschluß der Todesstrafe beim Todtschlag gestellte Frage bejahend beantworten zu dürfen.

Beim vierzehnten Titel: von Verbrechen gegen die persönliche Freiheit, erklärte man sich zwar mit der gegen die bestehende Gesetz— gebung ausgedehnten Befugniß, die Freiheit eines Anderen zu beein- trächtigen, einverstanden, wünschte aber zu möglicher Verhütung besorglichen Mißbrauchs in dem in 8§. 355. Nr. 1 am Schlusse gedachten Falle diese Befugniß nur unter Umständen eingeräumt, welche den Festzunehmenden der Beabsichtigung eines Verbrechens dringend verdächtig machen. In gleicher Weise erklärte man sich zwar damit einverstanden: die Ueberlassung von Kindern unter 16 Jahren an Bettler und Landstreicher und ohne obrigkeitliche Er laubniß an Gaukler unter ein Strafgesetz zu stellen, wünschte es aber mit Rücksicht auf §. 3. Nr. 3 des Gesetzes vom 6. Januar d. J., über die Bestrafung der Landstreicher, Bettler und Arbeitsscheue, mehr hervorgehoben: daß hier eine dauernde Ueberlassung, welche die hohe Strafe bis zu 5 Jahren Strafarbeit nur rechtfertigen könne, gemeint sey. Daß die Strafe der Ent— führung ohne Unterscheidung des Zwecks derselben festgesetzt werde, darüber war man mit den Gründen der Denkschrift einverstanden, indem ein Fall, welchem man sich vergegenwärtigte, in dem die Ehe für die Entführte und deren Familie von nicht geringeren Nachtheilen als ihre Entehrung seyn muß, ausreichend erschien, jene Unterscheidung auszuschließen und dagegen dem Richter einen größeren Spielraum im Strafmaße zu gewähren. Die Bestimmungen des funfzehnten Titels: von Ueberschreitung und Mißbrauch des Rechts der Zucht, wurden durchweg für höchst zweckmäßig anerkannt.

Zeitungs Nachrichten.

Ausland.

K Frankreich.

Pairs⸗Kammer. Sitzung vom 20. März. (GFortsetzung.) Der Graf von Tascher sagte im Wesentlichen: „Es ist nicht meine Absicht, einen Kredit zu verweigern, der als unumgänglich nothwendig anerkannt worden ist; da man aber dieses Votum als ein Vertrauens Votum von uns verlangt, so ist es Pflicht, seine Ansicht über die Politik des Kabinets auszusprechen. Seitdem die Emeute aufgehört hat, uns ihr drohendes Antlitz zu zeigen, seit der innere Frieden wie⸗ derhergestellt worden ist, und besonders seitdem der Traktat vom 15. Juli Frankreich in eine schwierige Lage versetzte, hat das öffent- liche Interesse sich besonders den auswärtigen Fragen zugewendet.

Es ist daher vor allen Dingen nothwendig, daß man in den Chef

jenes Departements vollständiges Vertrauen setze. Man hat sich überzeugen können, wie weit er davon entfernt ist, dies Vertrauen einzuflößen; man hat dies in der letzteren Zeit auf den betrübten Gesich⸗ tern der Konservativen lesen können. Ich will die erschöpfte Frage hinsicht⸗ lich des Durchsuchungs-⸗Rechts nicht wieder anregen; aber mich der Adreß⸗ Debatte erinnernd, muß ich doch sagen, daß das Benehmen des Mini⸗ sters der auswärtigen Angelegenheiten nicht geeignet war, das erschüt⸗ terte Vertrauen wieder zu befestigen. Er hat die Pairs Iammer von dem National⸗Gefühle isolirt. Man kann dies nicht die große Politik nennen, und er verzichtete auch bald genug darauf. Wir sind binnen wenigen Tagen Zeugen gewesen von der Festigkeit, mit der der Ni nister das Amendement dieser Kammer zurlickwies, und von der Be⸗ reitwilligkeit, womit er das der Deputirken⸗Kammer annahm. Dies ist, ich wiederhole es, nicht die große Politif, von der der Minister immer spricht, sondern es ist eine wahrhaft kleinliche Politik. Ich habe genug gesagt, um die Aufmerksamkeit der Kammer auf jenen Punkt hinzülenken. Im Allgemeinen aber theile ich die Besorgnisse, welche gewisse Organe der Spposition kundgeben, nicht. Ich bin im Ganzen mit der befolgten Politik zufrieden und stimme für den Ge— setz⸗ Entwurf.“ ; ö .

Herr von Bxigode erklärte, daß er sich nicht auf die Fragen einlassen wolle, die in beiden Kammern schon zur Genüge abgespro chen worden wären. Er sey im Ganzen mit der Verwaltung der verschiedenen Administrationszweige zufrieden, und wenn nicht, den auswärtigen Angelegenheiten eine so traurige Richtung gegeben würde, so wäre seines Erachtens kein Grund vorhanden, dem Nabinette das Vertrauen der Kammer zu verweigern. Die an die Administration gerichteten Vorwürfe centralisirten sich alle auf das Departement der auswärtigen Angelegenheiten. „Und man wende uns nicht ein“, fuhr der Redner fort, „daß wir durch eine solche Beschränkung der De⸗ batte eine persönliche Frage anzuregen suchten. Sie nimmt ganz von selbst diese Physiognomie an. Nicht wir sind es, die ihr dieselbe gegeben haben, sondern der Minister hat Schuld, wenn die einzigen Fehler die die Existenz des Kabinets gefährden, von dem Departement be— gangen worden sind, an dessen Spitze er steht. Die meisten Schwie⸗ rigkeiten, deren Lösung er so kühn versprochen hatte, bleiben nicht allein noch ungelöst, sondern es sind auch noch andere Schwierigkeiten hinzugetreten, welche vorher nicht eristirten. Wir hatten einen Bot schafter in Rußland; er mußte zurückberufen werden, Warum? Ich weiß es nicht. Aber die Ursachen dieser Zurücberufung knüpfen sich, wie ich glaube, an nichts, was der Bildung des Kabinets vom 29. Oktober vorangegangen war, Unsere Beziehungen mit Spanien wa ren zufriedenstellend. Die plötzliche Zurückberufung eines Botschafters, den man ohne Instructionen in Bezug auf leicht vorherzusehende Eti⸗ kettenfragen abgesandt hatte, hat jene Beziehungen gestört und die ersten Somptoime der Bitterkeit hervorgerufen, welche sich nach dem Barcelonaer Ausstande kundgab. Das Vertrauen, welches der Minister dem Auslande einflößen konnke, hatte er ebenfalls durch die Verweigerung der Ratification eines Traftats erschüttert, den er als Botschasfter in London vorbereitet und als Minister unterzeichnet hatte. Das Ver⸗ trauen endlich, welches einer der großen Staatskörper in sein Wort setzen konnte, hatte er ebenfalls vernichtet. Indem er ein Amendement der Deputirten⸗ Kammer annahm, nachdem er uns durch die Erklä—= rung, er werde solches nie thun, veranlaßt hatte, ein Amendement nicht anzunehmen, welches uns im Einklang mit dem Nationalwillen

ebracht haben würde. Und man verlangt, daß wir nach so vielen fahrungen abermals einen Beweis des Vertrauens geben sollen? Nein, Nein! Ich bin nicht versucht, die Prüfung zu verlängern. Ein

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altes Sprichwort sagt: Wenn du mich einmal anführst, so ist es dein Feh⸗ ler, wenn du mich zweimal anführst, so ist es der meinige. (Gelächter) Ich habe sagen hören, daß man nicht die Minister, sondern das System angreifen und ändern müsse. Worin besteht aber dieses System? Es zerfällt in zwei Theile: im Innern mit Festigkeit, mit Beharr— lichkeit und nöthigenfalls mit Gewalt Alles bekämpfen, was den An— schein des anarchischen und factiösen Ehrgeizes an sich trägt; nach außen hin allen ehrgeizigen Forderungen freien Lauf lassen, sich so klein als möglich machen, sich eine Politik von einem Tage zum 'an— deren schaffen, sich um die Folgen nicht kümmern und ruhig hinter den Festungswerken von Paris schlafen. Der erstere Theil dieses Systems findet unter den Freunden der Ordnung zahlreiche An hänger; der zweite wird einstimmig verworfen und erregt ein Gefühl des Ekels von einem Ende Frankreichs bis zum an— deren, weil er Alles verletzt, was es Edles und Hochherziges in den Gefühlen des Volkes giebt. Es giebt Stimmen, die gewagt haben, zu sagen: jenes System kommt von oben! Ich meinerseits behaupte, daß es von unten kommt. (Beifall.) Vielleicht, Herr Minister, irre ich mich; aber ich muß es Ihnen zu meinem Be— dauern sagen, daß Sie in meinen Augen die Personification jenes Systems sind. Sie kümmern sich wenig um eine solche Meinung; denn, irregeleitet durch das, was ich eine Unpopularitäts-Monoma⸗— nie nennen möchte, rechnen Sie es sich zum Ruhme an, den öffent⸗ lichen Warnungen Ihr Ohr zu verschließen. Sie verblenden sich über die Folgen, die das haben kann; Sie sehen nicht voraus, daß dasjenige, was Sie zu decken haben, darunter leiden kann. Ich will diese Verantwortlichkeit nicht nit Ihnen theilen, ich verweigere Ih— nen mein Vertrauen und siimme gegen den Gesetz-Entwurf.

Nachdem noch in der heutigen Sitzung Herr B eugnot für, und der Marquis von Boisss gegen den Gesetz= Entwurf gespro— chen hatten, ward die weitere Debatte auf morgen verschoben.

. Sitzung vom 21. März. In der heutigen Sitzung nahm Herr Guizot das Wort, um auf alle gegen ihn gerichteten Angriffe zu antworten. (Wir werden morgen auf diese Rede zurückkommen.)

Paris, 21. März. Die mit Prüfung des Zuckergesetz Ent wurfs beauftragte Kommission hat Herin Gauthier de Rumigny zu ihrem Berichterstatter ernannt. Er wird, wie es heißt, der Be— putirten⸗Kammer im Anfange der nächsten Woche seine Arbeiten vor legen können.

Der Staats- Secretair des Königs der Sandwichs Inseln ist über Washington in Paris eingetroffen; er nennt sich Thimothy Haalilio. Nach einem Journal von New-Nork hat diese Gesandtschaft einen besonderen Zweck. Den 1. September wurde nämlich auf der Nhede von Honolulu ein Manifest an den König der Sandwichs— Inseln gerichtet, unterzeichnet von Herrn Mallet, Kommandanten der Fran—

zösischen Kriegs Goelette „Embuscade.“ In diesem Manifest beschwert /

sich der Capitain, daß die Verträge von 18339, wodurch den Französisch ka tholischen Missionairen Schutz zugesichert wird, gebrochen, die Kirchen ab— getragen, die Priester gemißhandelt und ihre Zöglinge gezwungen worden, die Kirchen der protestantischen Missionaire zu besuchen. Der Capi— tain verlangte daher exemplarische Züchtigung der Schuldigen und Gewährleistung gegen die Erneuerung dieser Unbilden. Auch der hte Artikel des Vertrages über die Zulassung Französischer Weine und Branntweine, vermittelst eines Eingangs-Zolles von 5 pCt. sey durch Beschränkung des Branntweinhandels umgangen worden. Der

nig der Sandwichs⸗Inseln will nun durch seinen Gesandten Protest

gegen die ihm gemachten Vorwürfe einlegen und auf den Abschluß eines neuen Vertrages antragen.

Herr Arago hat gestern der Akademie der Wissenschaften die nachstehenden Beobachtungen über den seit einigen Tagen erschienenen Kometen mitgetheilt. „Ver Komet ward in Paris wegen des Zu⸗ standes der Atmosphäre erst am 17ten d. M. bald nach Sonnenun tergang im SSW. bemerkt, obgleich derselbe in Ausonne schon am 14ten d. sichtbar war. Der Kopf ist auf unserer Sternwarte erst am 18ten und 19ten sichtbar geworden. Die Beobachtungen sind noch nicht vollständig genug gewesen, um dem Astronomen die nöthi— gen Elemente zur Berechnung des Laufes jenes Gestirnes zu liefern. Das Auffallendste ist die bedeutende Länge des Schweifes und die verhältuißmäßig geringe Breite desselben. Er nimmt am Firmament einen Raum von 41 bis 42 Grad ein, obgleich er nur eine anschei nende Breite von 15 bis 2 Grad hat. Man hat schon Kometen mit längeren, aber nicht mit so schmalen Schweifen gesehen. ser Kometen läuft gewöhnlich in zwei lichthellen Streifen aus, zwi— dchen denen ein dunkler Raum liegt, woraus man geschlossen hatte, daß er ein leuchtender Kegel und in der Mitte hohl sey. Bei dem jetzt erschienenen Gestirn tritt das Gegentheil ein; das Licht ist bedeu⸗ tend heller im Mittelpunkte als an den Rändern.“ Herr Arago ver⸗ gleicht die Länge des Kometen mit der vieler anderen, die sich durch ihre Größe auszeichneten. Der Komet von 1811 hatte einen Schweif von anscheinend 235 Länge; der von 1744 zeichnete sich dadurch aus, daß er 6 leuchtende Strahlen hinter sich ließ, die in der Breite einen Raum von 44) einnahmen, und von denen einige eine absolute Länge von 13 Millionen Stunden hatten. Der Komet von 1789 hatte einen Schweif von anscheinend 687 Länge und die gebogene Form eines Türkischen Säbels. Der Schweif des Kometen von 1780 hatte eine anscheinende Länge von 90 und eine absolute Länge von 41 Millionen Stunden. Der Schweif des Kometen von 1818 endlich dehnte sich über einen Raum von nicht weniger als 1047 aus. Sein Kopf war noch unter dem Horizonte, als das äußerste Ende seines Schwei⸗ fes bereits die Höhe des Zenith erreicht hatte. Herr Arago be—⸗ merkt schließlich, daß er von Herrn von Humboldt Briefe aus Ber lin vom 19ten d. erhalten habe, die noch nichts von dem Sichtbar— seyn des Kometen meldeten.

Grossbritanien und Irland.

London, 290. März. Aus Falmouth vom 18ten d. wird berichtet: „Das der Peninsular- und Orientalischen Compagnie gehörige Dampfboot „Montrose“, kommandirt, vom Capitain Lewis, ist heute früh hier eingetroffen. Es hatte Gibraltar am ., Cadir am 19., Lissabon am 13., Porto am 14. und Vigo am 15. März verlassen, und es wurde ihm die Ehre zu Theil, von Lissabon Se. Königl. Hoheit den Prinzen Adalbert von Preußen herüberzubringen, welcher dort kürzlich auf der Sardinischen Fregatte „Arcangelo Michele“ von Brasilien angelangt war. Se. Majestät, der Gemahl der Königin von Portugal, begleiteten Se. Königl. Hoheit an Bord des „Montrose“, nach welchem sie an den im Tajo liegenden Kriegs— schiffen vorüberfuhren. Die Kriegsschiffe hatten die Flaggen aufge⸗ zogen, die Preußische, zu Ehren dieses Anlasses, oben 3 und als der „Montrose“ sich in Bewegung setzte, wurden von den Flotten und von den Forts Königliche Salven abgefeuert. In der Beglei⸗ 9 des Prinzen befinden sich die Grafen von Bismark und von

riola.“

Die hauptsächlichsten Argumente, welche Lord Monteagle . Herr Spring Rice) neulich im Oberhause gegen das neue Korngesetz

geltend machte, bestanden in Folgendem; h „Selbst ein einsiußreiches Mitglied des Ministeriums, Herr Gladstone, hat in dem British and Colonial Magazine wenigstens so viel geradezu

Der Schweif

an een, daß man das gegenwärtige Gesetz nur als ein vorübergehendes achten könne. Daß dieses Gesetz manche Vorzüge vor den älteren hat, besonders insofern es geeignet ist, den Durchschnittspreis des Getrai— des für die Konsumenten mäßiger zu stellen, läßt sich nicht leugnen; immer aber haftet an demselben doch noch der Nachtheil, daß es durch sein Prin⸗ zip, die wechselnde Skala, ein ewiges Schwanken in den Preisen erhält und das fremde Getraide gerade in dem Augenblicke zuläßt, wo der Kon sument desselben am wenigsten bedarf und wo die Zulasfung dem Produ— zenten am meisten schadet, nämlich zur Aerndtezeit. Das jetzt befolgte Sytem bewirlt daß die Preise gegen das Ende des Frühjahrs, im Som . und zu Anfang des Herbstes in die Höhe gehen, und daß sie im 1 und in der, darauf folgenden Zeit sinken. Der reiche Landmann 21 J 1e e. sein , . aufspeichern und es, wenn die Einfuhr vom e. ae. 5 e . . Halten, aber die ärmere lasse der Landleute, welche von der Hand zum Munde lebt, ist, um den Pachtzins entrichten zu können, ezwungen, gerade dann zu verkaufen, wenn die Preise durch die Einfuhn fremden Getraides gedrückt sind. ; Es hat sich ergeben, daß von dem aus dem Auslande eingeführten Getraide zur Herbstzeit eingeführt wurden, im Jahre 1837: 790 pCt., im Jahre 1838: S5 pCt., im Jahre 1839: 30 6Ct. 29 , , 18 43 im Jahre 1841 . S3 Ct., im Jahre 1812: évpte, und zwar sind diese Einfuhren in vielen Fällen zum größten Theile in eine einzige Woche zusammengedrängt gewesen. Was das Schwanken der Preise betrifft, so erklärt sich das sehr natürlich daraus, daß die Spekulanten unter dem jetzigen Sosteme nicht auf die Preise, sondern nur auf den Zoll spekuliren, und daß so die ganze Sache zu einem bloßen Glücksspiele wird. Man kann sich am besten davon überzeugen, daß nur die wechselnde Skala diesen Zustand der Dinge herbeiführt, wenn man die Getraidepreise auf den Märkten von Danzig, Sdessa, St. Petersburg u. s. w. während einer Reihe von Jahren mit denen in England vergleicht und erwägt, daß auch das Getraide aus Britischen Kolonieen, welches einem sesten Zoll von 5 Sh. unterliegt, keine solche Schwankungen in den Prei— sen zeigt, was daher kömmt, weil es nur, wenn der Begehr wirklich eintritt und nur in den erforderlichen Quantitäten eingeführt wird.“, . ;

Lord Monteagle berief sich auf die mit den seinigen überein stimmenden Ansichten von Ricardo und Huskisson, wies auf die Nach⸗ theile hin, welche für Holland und Belgien aus der Aunahme der wechselnden Sfala entstanden seyen, und sprach sich schließlich im All gemeinen für Handelsfreiheit aus, wobei er behauptete, daß, wenn England den Wiener Kongreß benutzt hätte, um mit allen fremden Staaten vernunftgemäße Handels-Verträge zu schließen, das Land nicht in seinen jetzigen Zustand der Noth und des Elends gerathen seyn würde. Dagegen bemerkte Graf Wharncliffe, der Präsident des Geheimen Raths, daß man dem jetzigen Korngesetz Zeit lasse, seine Wirkungen zu zeigen. Bis jetzt sey es erst etwa neun Monate in Kraft, und gerade im vorigen Jahre seyen die Verhältnisse nicht günstig für eine Erprobung des neuen Gesetzes gewesen. Zu Anfang des Jahres habe man nämlich geglaubt, die Aerndte werde eine nicht günstige werden, und daher das fremde Getraide unter Schloß zurück gehalten, später aber, als sich die Aussichten zu bessern schienen, plötz⸗ lich eine so große Masse Getraides auf den Markt zur Consumtion im Innern gebracht, wie nie zuvor in jener Jahreszeit, nämlich zwi— schen den Monaten April und Mai nicht weniger als 624, z21 Quar— ters; überdies sey die Aerndte im vorigen Jahre früher als gewöhn— lich eingetreten. Wenn nun auch diese Umstände dazü beitrügen, daß das neue Gesetz nicht seiner ganzen Wirkung nach beurtheilt werden könne, so habe sich doch schon ein großer Vortheil desselben als unzweifelhaft dargethan, nämlich die Unmöglichkeit, wie bisher, durch falsche Aufnahme der Durchschnittspreise auf den Stand der Markt preise ungebührende Einwirkung zu üben. Schwankungen in den Getraidepreisen würden übrigens durch einen festen Zoll auch nicht vermieden werden, jedenfalls habe das neue Gesetz bisher wenigstens nicht den Vorwurf auf sich laden können, daß es solche Schwankungen fördere. Die Post aus Lissabon vom 13ten d. M. hat keine Nachricht von politischer Bedeutung mitgebracht, außer daß die Bill zu Gun sten der Duro⸗-Wein-Compagnie von der Deputirten-Kammer ange— nommen worden ist,

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Brüssel, 21. März. Der Krieges-Minister hat an alle Corps-Chefs folgendes Rundschreiben gerichtet: „Es geschieht häufig, daß die Corps-Chefs vom Kriegs-Departement die Ermächtigung verlangen, Ausländer zu Kriegsdiensten anzunehmen. Es giebt deren sogar, welche gleich zu ihrer Einverleibung schreiten. Die Einen und die Anderen verkennen den Geist der Constitution, nach welcher es außerordentlicher Umstände und einer Ausnahme-Maßregel bedarf, um die Ausländer in der Armee zuzulassen. In gewöhnlichen Zei ten muß die Armee ausschließlich national seyn. Ich fordere Sie daher auf, sich streng nach dieser Regel zu richten und keinen Sol— daten aufzunehmen, der nicht Belgier oder naturalisirt ist. Das Kriegs Departement wird seinerseits keiner Ausnahme-Forderung Folge geben.“

m ö Wien, 2 (Aerztl. Bülletin.) Am 20. März, um 9 Uhr früh.

Die Krankheit des Durchlauchtigsten Erzherzogs Franz Karl ist in sortschreitender, ungestörter Abnahme, während Eßlust, Schlaf und andere normale Verrichtungen mit jedem Tage deutlicher zurückkehren; das Be sinden des hohen Patienten bietet daher täglich mehr Beruhigung dat.

Frhr. von Türkheim, map. Dr. Zangerl, m. p.

hani Madrid, 14. März. Am Sonnabend ist der Fürst von Mont

fort von der Königin Isabella in einer Privat- Audienz empfangen worden. Der Regent, der bei dieser Zusammenkunft auwesend war, begab sich von da nach Buena Vista, wo ein Minister⸗Rath gehalten würde, der zwei Stunden dauerte und bei dem Marine ⸗Minister stattfand. ö ö

Die allgemeine Wahl in Madrid ist beendigt, und in einigen Tagen wird man wissen, wie die sämmtlichen Wahlen ausgefallen sind, welche setzt hier den Gegenstand aller Unterhaltungen bilden. Von 13,403 Wählern haben nur 6189 an den Abstimmungen theil⸗ genommen. Zu Saragossa ist, ungeachtet aller Gegenbemühungen der Regierung, der Infant Don Francisco de Paula als Kandidat

stellt worden. . ; . . Don Francisco Osorio ist zum Kommandanten

des Militair-Distrikts von Tarragona ernannt worden, . In Catalonien dauert das Desertiren der Soldaten nach Frank⸗

teich fort, obgleich zu Figueiras mehrere Deserteure erschossen worden . . 5 wurde niemals in größerem Maßstabe be—⸗ trieben als jetzt in der Provinz Gerona.

Türkei. onstantinopel, 6. März. Das Journal de Constan- 4 ann! „Die Differenz zwischen der hohen Pforte und

den fünf großen Mächten hinsichtlich der letzten Abgränzung des Li⸗ , 2. das Gebiet W we und einige andere Distrikte mit

Nãärz.

dem Paschalik Tripoli vereinigt wurden, ist jetzt völlig ausgeglichen. Die Regierung Sr. Hoheit, stets von Gesinnungen der Mäßigung und Billigkeit durchdrungen und von dem Wunsche erfüllt, die Freund schaftsbande mit Europä immer fester zu knüpfen, hat es für ange messen erachtet, einen Streitpunkt, der an sich geringfügig doch die definitive Lösung der Syrischen Frage verzögern fonnte, völlig zu beseitigen. Das Osmanische Kabinet hat demgemäß, nachdem es die von den Gesandten erhobenen Bedenken reiflich er— wogen, den Beschluß gefaßt, Allem zu entsprechen, was in diesen Bedenken gerecht und billig erscheint. In diesem Sinne wird den fünf Missionen eine Note der höhen Pforte überreicht werden. Alles läßt hoffen, daß dies die Mächte vollkommen befriedigen, und daß nun die Syrische Frage gänzlich beseitigt seyn werde. In einer der letzten Sitzungen des Conseils hat man sich damit beschäftigt, den Geschäftskreis der beiden Kaimakame als Gouverneurs der Drusen und der Maroniten festzustellen; es sind denselben bestimmte Gehalte ausgesetzt worden.“

Dasselbe Blatt meldet, daß der Russische Gesandte, Herr von Butenieff, der Pforte die Zustimmung des Kaisers zu der Re gierungs- Veränderung in der Wallachei mitgetheilt und daß die Rus⸗ sischen Agenten in diesem Fürstenthume Alles gethan hätten, um den nach Bucharest gesandten Türkischen Emissair Savfet Efendi in seiner Mission zu unterstützen. „Dieses gute Einvernehmen“, fügt das Or gan der Pforte hinzu, „beweist zur Genüge die Fortdauer der freund schaftlichen Verhältnisse mit Rußland, auf welche die Pforte einen so hohen Werth setzt und die auch fernerhin ungestört zu erhalten sie gewiß Alles anwenden wird, was nur in ihren Kräften steht.“

Der, Amerikanische Commodore David Porter, Minister⸗Resident der Vereinigten Staaten bei der Pforte, ist am Iten d. M. mit Tode abgegangen.

Aus Syrien wird unterm 24sten v. M. geschrieben, daß dort und namentlich auch im Libanon die größte Ruhe jetzt herrsche.

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. 7 Paris, 21. März. Die heute eingetroffenen Blätter aus Port au Prince (Haiti) reichen bis 2. Februar, unb sind mit Details über den verunglückten Revolutions-Versuch zu Cayes angefüllt, an dessen Spitze die ehemaligen Deputirten Riviere Herard, Herard Dumesle und Andere standen, die von der Oppositions Partei unter den Wählern gewählt, aber im vorigen Jahre von der National-Re

präsentation ausgeschlossen worden waren. Die Revoltirten hatten zur Erhebung der Fahne der Insurrection den 28. Januar gewählt, als den Jahrestag einer vor einigen Jahren verfuͤchten ähnlichen Schilderhebung. Die Konföderirten hatten“ sich für diesen Tag ein Stelldichein auf der Pflanzung Praslin gegeben, die Riviere Herard gehört, und in der Ebene von Torbeck einige Lieues von der Stadt Cades gelegen ist. Man giebt, zwar die Stärke ihrer Streit- kräfte nicht an, die sie übrigens in ihren Proclamationen selbst außerordentlich übertrieben zu haben scheinen, indem sie diesel

ben auf 50090 Mann angaben. Herard und Dumesle scheinen hin— tergangen worden zu seyn; ihr Plan hatte übrigens Verzweigungen im ganzen Lande; überall hatten sie Versprechungen von Beiständ und Unterstützung erhalten, die sich nicht verwirklichten, als die Stunde zum Handeln kam. Anfangs hatten die Insurgenten nur eine halb— weg feindselige Haltung angenommen, indem sie erklärten, keinen an

deren Zweck zu haben, als die Wiederherstellung einiger dem Lande mit Verletzung der Constitution entrissenen Freiheiten zu erlangen. Der General Borgella, der zu Cayes den Ober-Befehl bekleidete, hatte für rathsam gefunden, vorläusig sich auf die Defensive zu beschränken und alle seine Streitkräfte zu konzentriren, um die Revolutionaire ein zuschüchtern. Am 27sten Abends hatten General Borgella und Riviere Herard eine Zusammenkunft, welche durch Vermittelung von Belus Ledoux, Kommandanten des Forts Salut, zu Stande kam. Diese Zu⸗ sammenkunft war ziemlich freundschaftlicher Art, und der General blieb in der Ueberzeugung, daß Alles ohne Zusammenstoß sich ordnen werde. Aber am Nachmittag des 28sten ging der Adjutant Borgel

la's in die Reihen der Aufrührer über, weiche zu gleicher Jeit die Maske abwarfen und ankündigten, daß sie in der Nacht auf Cayes mit 5000 Mann anmarschiren würden. Borgella glaubte, ihnen nicht entgegenrücken zu sollen, in der Besorgniß, daß sie in seiner Ab

wesenheit auf einem Seitenwege zu Cayes anlangen möch— ten. Er erwartete sie also, schrieb aber, um ohne Gefahr die Initiative ergreifen zu können, dem General, Solanges, mit seinen Truppen zu seiner Unterstützung herbeizukommen. Diese scheinbare Unthätigkeit gab den Insurgenten Muth, und sie woll— ten sich des Forts Salut bemächtigen. Allein da fanden sie einen Wi

derstand, den sie nicht erwartet hatten. Um acht Uhr vor der Stadt angekommen, wechselten sie einige Flintenschüsse mit der Garnison, zo— gen aber bald in Unordnung wieder ab. Bei seiner Rückkunft nach Praslin hatte Herard kaum noch einige und funfzig Mann um sich. Während dessen kamen Truppen von allen Seiten heran, die Natio

nalgarden sammelten sich. Der Oberst Cazeau erhielt Befehl, auf Praslin zu marschiren, wo er aber Niemand mehr vorfand. So war der Stand der Dinge bei Abgang der letzten Nachrichten, und wahr scheinlich werden wir durch die nächsten Nachrichten vernehmen, daß die Insurrection erstickt, und blutige Repressalien gegen die Rädels führer des Aufstandes genommen worden sind. Diese werden schwer lich Schonung von Seiten des Präsidenten Boyer zu erwarten haben.

Inland.

Berlin, 26. März. Se. Majestät der König haben Aller— nädigst geruht, die Annahme: dem Krieges-Minister, General der y,, von Boyen, des Militair-Großkreuzes vom Königl. Hannoverschen Guelphen-Orden; so wie dem Major, Prinzen zu Bentheim⸗-Tecklenburg, aggregirt dem 11ten Hüsaren-Regi— ment, des Herzogl. Sachsen-Ernestinischen Haus-Ordens, zu gestatten⸗

Königsberg, 21. März. (Ct. A. 3.) Die Vereinigung der Universitäten Königsberg und Greifswald wird in der Kölnischen Zeitung in Aussicht gestellt, und um der Sache einigen Anschein der Wahrheit zu verleihen, wird die Sache so dargestellt, als ob sie sonst schon berathen und „neuerdings zur Sprache gekommen“ wäre. Zugleich werden jeder Provinz des Preußischen Staates einige polytechnische Schulen zugewiesen. Dieser Artikel wird in der neuen Hamburger, Zeitung wiederholt und wahrscheinlich seine Runde durch viele Zeitungen machen. Wir können zwar aus bester Quelle versichern, daß die zunächst dabei betheiligten Behörden durch diese Neuigkeit vollkommen überrascht worden, und daß die Nachricht selbst eine grundlose Erdichtung eines müßigen Kopfes ist, dem die Ver! hältnisse beider Anstalten völlig unbekannt seyn müssen. Aber dennoch bescheiden wir uns gern, durch eine solche Berichtigung der weiteren Verbreitung dieser Fabel entgegen treten zu kön nen, denn es lassen sich an dieselbe sehr hübsche Decla—⸗ mationen gegen Universitäten, Andrang zum Staatsdienst, Bü⸗ reaukratie u. dgl. knüpfen, und wer möchte solcher reizenden Verlockung in unserer Zeit widerstehen? Die Maßregel wird als eine zweckmä?'

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ßige und wohlthätige in dem gedachten Zeitungs Artikel genannt. Ginge es nur auf die Errichtung von polytechnischen Schulen aus, ich schlösse mich dem Wunsche bereitwilligst an, und wäre nur etwas gemäßigter in meinem Wunsche, indem ich mich mit einer solchen Anstalt in je der Hauptstadt der Provinzen unseres Staates begnü⸗ gen würde. Sicher wäre dadurch für das sich herausstellende Be= dürfniß gesorgt, obgleich kaum zu hoffen steht, daß in den ersten Jah⸗ ren eine ausreichende Zahl von Schülern dem bedeutsamen Kosten⸗ Aufwande entsprechen würde, die solche Provinzial-Anstalten nothwen dig erfordern, wenn sie ihren vielseitigen Zwecken gemäß mit den an— gemessenen Lehrerkräften und Apparaten ausgerüstet werden sollen. Aber nach jenem Artikel müssen dafür gleichzeitig zwei Uni⸗ versitäten in eine zusammengezogen werden, weil in „Greifs⸗ wald gegenwärtig mehr Lehrer als Studirende sind und in Kö— nigsberg sich das Verhältniß wenig besser stellt.“ Der Verfas ser des Artikels hat die Uebertreibung bis zum Lächerlichen hin— aufschrauben wollen, aber dadurch seinem Zwecke, sollte er einen für die Errichtung einer polytechnischen Anstalt gehabt haben, nur geradezu geschadet. Wenn das numerische Verhältniß der Stu— direnden zugleich als Maßstab für die Zahl ihrer Lehrer gelten soll, so wird man gerade bei polytechnischen Lehr-Anstalten davon abstra— hiren müssen, für eine große Zahl von Schülern verhältnißmäßig wenig Lehrer verwenden zu können, es dürfte vielmehr leicht nach dem Charakter dieser Anstalten das Umgekehrte erfolgen. Und was sagt das wahre Zahlen-Verhältniß dazu, wie es gegenwärtig auf den Universitäten besteht? Die Universität Greifswald ist in den letzten Semestern von 210 bis 230 Studirenden besucht, also in der Mittel zahl von 220. Die Zahl ihrer Professoren besteht aus 20 ordent lichen und 9 außerordentlichen, von denen mehrere zugleich bei der dortigen medizinisch —chirurgischen Lehr Anstalt und bei der ganz benachbarten landwirthschaftlichen Akademie zu Eldena beschäftigt sind. Rechnet man die Zahl der Zöglinge der beiden letzteren noch hinzu, die zwischen' 70 und 90 'in? den letzten Jahren geschwankt hat, so erhalten wir auf zehn Studirende einen Professor: ein Verhältniß, das zwar keinesweges ein sehr günstiges genannt werden kann, aber als ein mittleres für mehrere Deutsche Universitäten sich herausstellt. Ein noch ungünstigeres Verhältniß ergiebt sich für Rostock, gegenwärtig die kleinste Deutsche Universität, wo auf 190 bis 120 Studirende 36 Professoren angestellt sind, also im Durchschnitts -Verhältnisse auf vrer Studirende ein Professor; aber, dasselbe besteht auch für alle Schweizer Universitäten. Mit Greifswald stehen gleich Kiel (auf 230 bis 210 Studirende 26 Professoren), Marburg (280 bis 310 Studirende auf 38 Professo ren), Erlangen (280 bis 301 Studirende auf 31 Professorenj, Frei burg (249 bis 290 Studirende auf 30 Professoren), selbst Jena (auf 109

Die Marquesas-Juseln als eine Französische

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Deportations⸗ Kolonie.

X Paris, 19. März. Die Besetzung der Marquesas⸗- und der Gesellschafts Juseln hat in den höheren Kreisen der Regierun wieder die wichtige Frage über die Deportation in Anregung gebrach Wie Französische Regierung hat über diesen Punkt seit 86 die Ansichten verschiedener sachverständiger Männer zu Rathe gezogen, um sich zuvörderst eine Grund- Ansicht darüber zu bilden. Schon im Jahre 1832, als die Revision der Straf-Gesetze vorgenommen wurde, beschäftigte sich die öffentliche Meinung viel mit der Deportations- Strafe. Einundvierzig General -Conseils der verschiedenen Departe⸗ ments wendeten sich mit dem Wunsche an die Regierung, diese Be⸗ strafungsart beizubehalten und die Deputirten- Kammer n. ihnen bei, insofern sie das Prinzip der Teportation anerkannte, zugleich 96 . , praltische Anwendung für eine Unmög⸗ ichkeit erklärte, also der Zukunft allein di F ĩ = tations - Kolonie . ,, .

Gegen das Prinzip, so wie gegen dessen praktische Anwendung erhoben sich aber auch zahlreiche und oft energische Stimmen. All gemein ward indessen der wachsende Uebelstand der Bagno⸗ und Gefängniß Bevölkerung gefühlt. Die Entartung und gänzliche De⸗ moralisation stieg in diesen Anstalten aufs höchste. Die wiederholte Straffälligkeit desselben Verbrechers nahm in steigender Proportion zu. In Betracht der geringen Zahl politischer Gefangenen erscheint

jetzt das Bedürfniß einer Deportatlons Kolonie freilich weniger drin⸗ gend. Auch widerstrebt die öffentliche Meinung der Bildung einer politischen Deportations Kolonie gar sehr. Dagegen erheben sich viele philantropische Stimmen für die Bildung einer Verbrecher⸗ Kolonie nicht- politischer Art, um sich der Hefe der Nation zu entäußern und Frankreich von so vieler unsauberer Materie zu reinigen.

Ohne hier ein bestimmtes Endurtheil über biesen Gegenstand abgeben zu wollen, mögen die folgenden Betrachtungen nuͤr dazu dienen, die öffentliche Aufmerksamkeit auch in anderen Ländern auf diese wichtige Frage zu leiten.

„„Zuerst bietet sich die Schwierigkeit dar, die gesetzlichen Be⸗ stimmungen der Deportation festzustellen. Sobald die Deportation nur eine zeitliche ist, wird natürlich der ganze Zweck verfehlt, das llebel wird alsdann nur verdeckt, nicht gehoben, und die neuen Straffälligkeiten, die wiederholten Verbrechen, können eine zweite und Im Fall man eine immerwäh⸗

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dritte Deportation nöthig machen. rende, lebenslängliche Deportation festsetzt, so hört das gerechte Maß der Strafe und die Anwendung der gesetzlichen Abstufung der Strafen auf; denn alle Deportirte werden alsdann nach er, . Maße gerichtet. Der Mörder erhält alsdann dieselbe Strafe wie der Straßendieb und geringere Verbrecher, kurz die Demarcation fehlt dann gänzlich; für den deportirten Ackerbauer wird eine lebens- längliche Deportation eine äußerst harte, ihn zur Verzweiflung bringende Strafe seyn, da sie ihn für immer von seiner geliebten Erdscholle und Familie trennt. Für den von Tag zu Tag lebenden Fabrik⸗ und Manufaktur⸗Arbeiter hingegen und für die Tenfenk⸗ von Vagabonden, die wie Unkraut in den großen Städten wuchern, oft abenteuerliche Geister, stets in der Bewegung und in einer Art von moralischer Krisis sind, für diese hat natürlich die Deportation nicht dasselbe Maß von Härte. Die Bewegung, die Aufregung sagt diesem Theile der Bevölke⸗ rung zu, sie werden vielleicht sogar mit dem Gedanken über die Meere ziehen, in der Deportations Kolonie ihr Glück zu machen. Der Reiz des Unbekannten, die Lockung der Neuheit ist für manche Gemüther unwiderstehlich. Dieselbe Strafe für dasselbe Vergehen oder Ver⸗ brechen angewendet, wird also eine ganz verschiedene Wirkung je nach den verschiedenen Individuen haben. Das Beispiel wird wenig moralischen Einfluß auf die Massen üben, die Wirkung ist verfehlt, ber- Schrecken vor der Strafe, der Glaube an die Gerechtigkeit bes Gesetzes vermindert. ;

Angenommen aber, die Deportation habe selbst eine gewisse mo⸗ / ralische Wirkung und Ableitung schädlicher Stoffe zur Folge, so bleibt

immer noch die praktische Anwendung zu bedenken.

Bis jetzt waren der Französischen Regierung verschiedene Depor— tationsorte vorgeschlagen worden, bald in Cayenne, bald an der Nordküste von Afrika in dem Gebiete von Algier. Beide Orte hatten aber wesentliche Nachtheile, Cayenne wurde des Klimas wegen als grausam und langsam tödtend verworfen, und gegen Algier schien die Unsicherheit der ganzen Colonisation, so wie die zu große Nähe des Mutterlandes zu sprechen. Auch wäre im Falle eines Krieges eine Verbrecher-Kolonie in Algier nicht ohne politische Gefahr gewe⸗ sen, zumal da Algier in diesem Augenblick schon für viele unruhige Geister der Armee als eine Art Ableitungsort dient, und insofern ö . der Französischen Regierung bereits einen praktischen Nutzen ringt. ; Gegenwärtig scheint man nun die Marquesas-Inseln zu einer Deportations Kolonie für geeignet zu halten. Betrachten wir indeß die seit vielen Jahren von England in Botanybay erlangten Resul⸗ tate ein wenig. Auch in Englaud zeigte sich einige Zeit eine beson⸗ dere Vorliebe für die Idee der Deportation; diese Periode jugend⸗ licher Philantropie hat indessen längst der Ueberlegung, Erfahrung und. den Thatsachen weichen müssen. Vorzüglich muß man nicht blos in der Deportations Kolonie selbst die Wirkungen der Strafe erfor⸗ schen, sondern auch beobachten, welche Resultate das Mutterland durch die Deportation erlangt hat, und ob wirklich eine Besserung der Sitten und Verminderung der Verbrechen, so wie eine heilsame dun vor der Deportations-Strafe eingetreten ist. ö

Wenn wir die letzten Englischen Dokumente betrachten, so finden wir in Botanybay eine außerordentliche materielle Entwickelung Die Bevölkerung vermehrt sich, die Industrie blüht empor, der Han. del breitet sich aus; in Bezug auf diese drei Punkte sind die Resul⸗ tate vollkommen glücklich und der Zweck ist gänzlich erreicht. Wenn wir aber die moralische Seite der Kolonie betrachten, so scheinen die Resultate den Erwartungen nicht entsprochen zu haben. Die Depor⸗ tirten sind in drei Klassen getheilt: Sträflinge, Emanzipirte und Ko⸗ lonisten. Der blühende Zustand von Botanybay schreibt sich erst von der Ankunft der Kolonisten in Neu⸗-Holland her. Indem diese Kolo⸗ nisten ihre Industrie und ihr Vermögen mitbrachten, retteten sie die ganze Deportations-Anstalt. Ohne die Kolonisten würde sie viel⸗ leicht gar nicht mehr bestehen. So lange nämlich die Bevölkerung nur ausschließlich oder fast gänzlich aus Sträflingen bestand, war kein Fortschritt bemerkbar. Dreimal war zu jener Zeit die Kolonie einer Hungersnoth nahe und die größten Unordnungen bezeichneten die ersten Jahre nach ihrer Stiftung. Von den Berührungen zwischen den fleißigen Kolonisten und den Sträflingen hatte man einen heilsamen Einfluß auf die Sitten dieser letzteren erwartet. Allein eine unüber—⸗ steigbare Scheidewand erhob sich zwischen den freien Kolonisten und den Deportirten.

Die Zahl der Verurtheilungen in Botanybay zeigt auf eine erschreckende Weise, bis zu welchem Grade das Thermometer der öffentlichen Unmoralität gestiegen ist. In einem Zeitraume von 26 Jahren, von 1810 bis 16 5, verhielt sich die Zahl der Verurtheilun= gen zu der Gesammt⸗Bevölkerung der Kolonie während der 8 Jahre wie 1 zu 370. In den keine, 3 Jahren wie 6. 1

Von 1821 bis zu 1825 wie 1 zu 123. Endlich von 1831 27 1 zu 120. Und diese Zahlen betreffen nur die

bis 420 Studirende 42 Professoren) u. a. m. Aber dem Verfasser scheint überhaupt keine klare Vorstellung von dem angemessenen Zahlen-Ver— hältnisse zwischen den Studirenden und Lehrern auf Universitäten vor— geschwebt zu haben, wenn ich auch hier ganz von der gelehrten Stel⸗ lung der Universitäten zu den Wissenschasten absehen und nicht an die bedeutenden und umfangsreichen Leistungen erinnern will, die die Ent— wickelung des geistigen Lebens den kleineren Deutschen Universitäten verdankt. Hätte er überhaupt über jenes eine Untersuchung ange— stellt, so würde er gefunden haben, daß hierin selbst das günstigste Verhältniß nur 15 bis 18 Studirende auf einen Professor gewährt, daß also Greifswald von demselben gegenwärtig in keiner so auffal⸗ lenden Weise sich entfernt. Um dieses durch schlagende Beispiele zu erörtern, dürfen wir nur an die blühendsien und besuchtesten Univers sitäten Deutschlands erinnern und was von Deutschland gilt, tritt in einem noch entschieden geringeren Verhältnisse für die Hoöchschulen des Auslandes ein, wobei nur einige wenige eine Ausnahme machen, die mit sich die Locealklassen des sogenannten philosophischen Studiums der Akademiker von 13 bis 16 Jahren verbinden. Berlin zählt / gegenwärtig zwischen 1560 und 1775 Studirende, d. i. bei 95 Pro⸗ fessoren 18 Studirende auf einen Professor; Leipzig bei 850 bis 90 Studirenden 69 Professoren, d. i. auf noch nicht 13 Studirende ein Professor; dasselbe oder ein noch etwas geringeres Verhältniß steht fest für Heidelberg (42 Professoren bei 7 bis 630 Stu? ͤ direnden), Göttingen (48 Professoren bei 690 bis 730 Studirenden), Halle (i8 Professoren bei 675 bis 705 Studirenden), Breslau (18 Professoren bei 512 bis 675 Studirenden), Bonn (52 Professo⸗ ren bei 550 bis 650 Studirenden) u. s. w.

. Doch es stellen sich auch bestimmte Staats- Verträge der Ver— einigung der Universität Greifswald mit Königsberg oder irgend einer anderen Preußischen entgegen, da das Lokal Verhältniß fonst noch eher auf Berlin hinweisen müßte, weil schon nach dieser Universität, als der zunächst gelegenen und in jeder Beziehung so vortrefflich aus gestatteten, eine große Zahl der, Studirenden aus Pommern sich be— giebt. Die siegende Schwedische Macht tauschte in dem Frieden / zu Kiel am 14. Januar 1814 das gewichtvollere Königreich Norwe⸗ gen gegen das geringere Schwedische Vorpommern von der Däni⸗- schen Krone ein, nöthigte aber nach dem Rechte des Siegers ausdrücklich die letztere Macht, in dem Art, XII. dieses Friedensschlusses die Verpflich= tung einzugehen „die Universität Greifswald zu erhalten.“ Nur mit die— ser Verpflichtung konnte Dänemark später an Preußen diesen Theil von Vorpommern gegen Sachsen-Lauenburg und eine Geldsumme eintau schen. Aber außerdem wurde auch noch zu Wien zwischen den Be— vollmächtigten Preußens und Schwedens in dem Vertrage vom „Juni 1815 durch den besonderen Artikel 1X. festgestellt: „daß der König von Preußen sich verpflichte, alle fromme Stiftungen und na— mentlich die Universität Greifswald in ihrem gegenwärtigen Zustande aufrecht zu erhalten und ihnen den unverkürzten Genuß aller ihrer Güter, Fonds, Kapitalien und Einkünfte zu belassen.“ Und in 'der That erhält sich die Universität Greifswald mit ihren Instituten aus diesem ihr seit vier Jahrhunderten von früheren Regenten und durch Privat-Vermächtnisse nach und nach überwiesenen Eigenthume. Einen stärkeren Zuwachs von Studirenden, eine größere Ausdehnung ihrer Institute und wenn es seyn kann, selbst mit einer noch mehr erwei⸗ terten Beziehung für das gewerbliche Leben wünschen wir dieser Uni— versität einer der ältesten in Deutschland, gestiftet 1456 aus vollem Herzen. Ihre Erhaltung ist begründet durch sie selbst, und daß mit 15,300, 950 Preußen sechs vollständige Universitäten in keinem Mißverhältnisse stehen, wird kein Freund des Deutschen wissenschaft⸗ lichen Lebens in ernster Behauptung durchführen wollen.

Für die Königsberger Universität eine Verlegung nach Pommern zu verlangen, hat auch der Verfasser jenes Artikels nicht gewollt. Es ist daher unnöthig, das Widersinnige eines solchen Vorschlages hier noch weiter auszuführen. Die statistischen Verhältnisse dieser Univer⸗ sität haben wir bereits in Nr. 5 dieser Zeitung näher angegeben, aus welchen deutlich genug hervorgeht, daß auch auf unserer Univer= sität jenes Verhältniß von 109 Studirenden auf einen Professor sich seit langer Zeit nicht nur erhalten, sondern gemeinhin noch vortheil⸗ hafter herausgestellt hat.

ESElbing, 23. März. Der Ober-Bürgermeister der hiesigen Stadt, Herr Haase, ist heute nach längerer Krankheit mit Tode abgegangen.

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