1843 / 141 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

und die Berufung der geistlichen Käörperischaften zu dem linterricht der Jugend, z'wei van einander ihn 2 2 2 wären, indem die letztere sich zunächst auf die religiöse * 9 . 22 Ber Minister des öffentlichen Unterrichts ergriff die ihm irg botene Gelegenheit, um die Gꝛundsãtze öder Regierung a,. . Betreff der e rr des Unterricht als in Betreff der e e , Kultus (welche gegenwärtig im. Vordergrund steyt zn entwie teln. Er erklärte, daß, obwohl die Juli-Regicrung, ihrem Versprechen ge⸗ mäß, die Freiheit des Unterrichts einzuführen benbsichtige, sie dabei nicht im mindesten daran denke, der obersten Aufsicht, welche der Staat in Betreff der Erziehung und der Bildung der Jugend aus⸗ zuüben habe, sich zu begeben. Eine solche Erklärung war um so nothwendiger, weil man sich allgemein dem Wahn hingiebt, die Frei heit des Unterrichtes müsse in dem Sinne verstanden werden, daß die Regierung gar keinen direkten Einfluß dabei sich vorbehalten dürse. Eben weil man selbst unter den helleren Köpfen der Kammer, wie z. B. Odilon Barrot, Mauguin u. s. w. dergleichen Ansichten hegt, wird die Freiheit des Unterrichtes lange noch problematisch bleiben.

So lange die religiösen Streitigkeiten zwischen den Professoren der Universität und dem kathoölischen Klerus nicht auf irgend eine Art geschlichtet werden, ist es der Regierung schlechterdings unmöglich, die Freiheit des Unterrichts einzuführen, ohne die Fehde zwischen der Uni⸗ versität und der Kirche noch mehr zu erbittern. Darum bemerkte gestern Herr Villemain, daß, ungeachtet die Thron-Rede des vergangenen Jahres die Vorlegung eines Gesetz- Entwurfs zu Gunsten der Freiheit des Unterrichts in Laufe der Session versprochen habe, die Negierung sich doch jeden Tag mehr überzeugt, wie schwer eine solche Frage zu lösen sey, um die dabei betheiligten Interessen nicht gegen einander zu reizen. Ohne eine Epoche zu bestimmen, wann der versprochene Gesetz- Entwurf eingebracht werden wird, beschränkte sich Herr Villemain darauf, der Pairs Kammer die Versicherung zu ge ben, daß die Regierung die Frage fortwährend im Auge behalte, und sie genauer zu ergründen suche. Bei den obwaltenden religiösen Zwistigkeiten wird das Kabinet es noch eher vermeiden wollen, seinem Versprechen nachzukommen, da es sicherlich dadurch mehr Leute unzu— frieden zu machen, als zu befriedigen fürchten muß.

Der Minister des öffentlichen Unterrichts trug kein Bedenken, daß ihm die sechs Petitionen, die sich einfach und allein auf die Frei heit des Unterrichts bezogen, ihm zugewiesen würden, aber er erhob sich gegen die Zuweisung der Petition, worin der Wunsch ausge sprochen wurde, die religiösen Körperschaften möchten vorzugsweise den Unterricht der Jugend übernehmen. Dabei entwickelte er die Gründe, aus welchen dem Staate ebenfalls ein oberstes Aufsichts Recht über den Kultus der vom Staate anerkannten Religionen zukomme, gleich sam, um die abermaligen Debatten, die darüber in der Deputirten— Kammer entstehen werden, vorzubereiten.

Der Herzog August und die Herzogin Clementine von Sachsen Koburg-Kohary haben diesen Morgen das Schloß Neuilly verlassen, um sich nach Brest zu begeben, wo sie sich nach Lissabon einschiffen werden. Der Abschied der Prinzessin Clementine von ihrer Königl. Mutter war sehr rüh rend; es war das erstemal in ihrem Leben, daß sie sich von einander trennten. Die Herzoge Ferdinand und Leopold von Sachsen-Koburg Kohary sind in der Nacht dem neuvermählten Paare nach Brest vorangeeilt. Der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen-Ko burg-Gotha haben bereits am Sonnabend (13ten) ihre Rüchreise nach Deütschland angetreten. Somit sind alle unsere hohen Gäste abge reist, und der Hof scheint durch die Abwesenheit der liebenswürdigen Prinzessin Clementine in eine wehmüthige Stimmung versetzt, die beim Herannahen des Jahrestages des Todes des Herzogs von Orleans zur tiefen Trauer werden dürfte.

—— Srossbritanien und Irland.

Oberhaus. Sitzung vom 15. Mai. Graf Wharu— eliffe, der Präsident des Geheimen Raths, erklärte heute auf eine an ihn gerichtete Frage, daß er neulich, als er gesagt, daß das Mi nisterium an keine nene Aenderungen des Korngesetzes denke, nicht des Zusatzes „in dieser Session“ sich bedient habe, der ihm in den Par laments- Berichten der öffentlichen Blätter in den Mund gelegt wor den sey. Im Lauf einer Tiskussion, die sich sodann über den Eisen— bahnbau in Irland entspann, worüber dem Hause ein Kommissions— Bericht vorliegt, drang Marquis von Clanrigarde darauf, daß der Staat dem Irländischen Volke Mittel zu Beschäftigung geben solle, wodurch nicht nur dem Lande überhaupt genützt, sondern auch die Repeal- Agitation am besten erstickt werden würde. Lord Brougham sprach bei dieser Gelegenheit mit großer Entrüstung über die Agitatoren in Irland, welche hauptsächlich au der Noth dieses Landes schuld seyen, da die von ihnen genährte Auf— regung jeden Kapitalisten zurückhalte, sein Vermögen in dortigen Un ternehmungen und Bauten anzulegen. Marquis von Londonderry empfahl strenge Maßregeln gegen die Agitation, während Lord Campbell zu Milde und Mäßigung rieth. Der Herzog von Wel lington erklärte, das Ministerium werde thun, was seine Pflicht gegen das Oberhaupt des Staats und gegen das Land ihm gebiete, unbekümmert uni die Anschuldigungen und Invektiven, mit denen es in Irland überhäuft und als ein Feind dieses Landes geschildert werde.

Unterhaus. Sitzung vom 15. Mai. Auf eine Frage des Herrn Reddington erklärte Sir R. Peel an diesem Abend, er sey von Ihrer Majestät der Königin ermächtigt, zu erklären, daß sie sich mit Hinsicht auf Irland ganz an die Worte halten werde, welche Wönig Wilhelm 1V. im Jahre 1835 auf eine Adresse beider Parla mentshäuser in Betreff der Zustände Irlands erwiedert, nämlich daß er fest enischlossen sey, die legislative Union zwischen Großbritanien und Illgnd aufrecht zu erhalten, daß er es aber eben so sehr für seine Pflicht halten werde, zu jeder Maßregel der Gesetzgebung mit zäwirken, welche dem Parlament als nöthig erscheinen möchte, um Veschwerden Ibzustellen, unter benen irgend ein Theil seiner i 1. 66 Ferner erklärte der Minister, es sey der ernst= en k gli die run, daß die Irländischen Angelegenheiten mit . wer 8 n arte le und. Gerechtigkeit verwaltet

sche über die n Maßregeln hinsichtlich Irlands betreffe, so herrsche über die, Wirlsamkteit der in dieser Beziehung zu machenden Vorschlẽge, namentlich in Bezug auf Berbesserungen der Irläubischen Munizipal- Atte und des Irländischen Armengesetzes so viel Meinungs⸗ Verschietenheit, daß es ihm unmöglich sey, darüber etwas Bestinim⸗ tes zu sagen, bis diese Maßregeln selbst eingebracht ,. so viel könne er versichern, daß es der angelegentlichste Wunsc der Regierung sey, den Armen in jenem Lande größere Erleichterun . Noth zu verschaffen und den Zustand Irlands überhaupt * . mögliche Weise zu verbessern. (Hört, hört!! Der übrige Theil h. Sitzung wurde wieder mit Debatten über die Korngesetze ausgefüllt und es kam dann endlich zur Abstimmung über die darauf bezuglich Motion des Herrn Villiers, welche mit 381 gegen 125, also mit einer Majorität von 256 Stimmen, verworfen wurde.

London, 16. Mai. Der Hof wird sich am 22sten d. M. nach Claremont begeben, dort drei Wochen verweilen und dann nach London zurückfehren. Nach Irländischen Blättern will die Königin um die Mitte Juli's zu Dublin eintreffen und gegen Mitte Augusts von Belfast aus eine abermalige Reise nach Schottland machen.

des Unterrichts

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Das seit dem Sten d. M. erwartete Dampfschiff „Iberia“ mit der Lissaboner Post ist wegen Verlust seines Steuerruders genöthigt worden, nach Lissabon zurückzukehren, und dadurch sein Ausbleiben erklärt.

Die Times meldet, daß die Unterhandlungen mit Brasilien wieder angeknüpft werden sollen.

Ein Freund Lord Byron's soll einen wichtigen Fund gethan haben. Man versichert, daß er unter den ihm von dem berühmten Dichter an— vertrauten Papieren die letzten 8 Gesänge des berühmten Gedichts „Don Juan“ entdeckt habe.

7 London, 16. Mai. Villiers Vorschlag ist erst heute Mor— gen um 2 Uhr zur Abstimmung gekommen; denn die Opposition zwang das Haus durch Lärm und Beharrlichkeit am Freitag (nach dem sie die Sitzung bis um 4 Uhr am folgenden Morgen verlängert) zur Vertagung der Debatte. Cobden hatte sich einmal vorgenommen, Peel nicht nach 1 Uhr in der Nacht zu antworten, und er setzte sei— nen Willen durch. Selbst daß Lord John Russell die Vertagung, nachdem der erste Minister geantwortet habe, mißbilligte, und sogar das Haus verließ, machte ihn und die Seinigen nicht irre; und die Rede, die er diesen Morgen hielt, war kühner und für das Interesse der Aristokratie verderblicher als fast noch keine, die er zuvor gehal⸗ ten. Was Peel am Freitag sagte, war freilich vortrefflich in so weit es sich fragte, ob alle Zölle vom Getraide abgeschafft werden sollen. Aber für sein eigenes Gesetz vom vorigen Jahre sagte er wenig, was sich gegen Cobden's Anklagen gegen die Guts herren, vor dem Publikum, für welches sie vorgebracht wa ren, sich halten könnte. Auch scheint er seine eigene Par tei durchaus nicht damit befriedigt zu haben. Die Times ver sichert abermals, es frage sich bei Peel nur um die Zeit, ob die Skala abgeschafft und ein fester Zoll beliebt werden solle, und die Zeit wäre wohl näher, als Peel selbst zu glauben scheine. Die Morning Post dagegen schreit lauter wie je über Verrath, und verlangt nichts geringeres von Gutspächtern, als daß sie Peel zwin— gen sollten, das vorige Gesetz wieder herzustellen.

Es bleibt also wohl Peel kaum ein anderer Weg offen, als sich den Whigs zu nähern, und zwar um so mehr, da die Lage Irlands das Zusammenwirken aller Kräfte und Talente erfordert. Zwar scheint es mir noch immer, als ob die militairischen Anstalten, welche die Regie rung getroffen, gepaart mit der Mäßigung und Festigkeit, die sie ganz gewiß bei jeder Gelegenheit blicken lassen wird, hinreichen werden, einen eigentlichen Ausbruch zu verhindern. Aber es ist auch noth— wendig, die thätigen jungen Männer, und überhaupt alle echte Pa trioten von S'Connell abzulösen, und somit diesen unschädlich zu machen, und hierzu wäre eine Vereinigung mit den Whigs besonders dienlich. Uebrigens glaube ich auch gar nicht, daß es O'Connell um einen wirklichen Kampf zu thun ist; er würde sonst wohl kaum die günstigen Gelegenheiten vernachlässigt haben, wo England in Kriegen verwickelt und von Anderen bedroht war, und fast alle Truppen aus dem Lande gezogen waren. . t

Unser Bischof ist entschlossen, seine anempfohlenen Neuerungen im Gottesdienste nicht ferner unbeachtet zu sehen. Er hat. nämlich der Geistlichkeit dieser Tage zu wisen gethan, daß er wenigstens auf zwei Punkte bestehe. Diese sind an und für sich unbedeutend und gleichgül tig: es solle nämlich der Pfarrer der Gemeinde persönlich vorsagen, welches Lied sie zu singen habe, und bas Gebet für die streitende Kirche, welches man gewöhnlich nur beim Abendmahl zu verlesen pflegte, soll nun jedesmal nach der Predigt gelesen werden. Wäre es nicht, daß man die Aenderungen als von den Puseyiten ausgegangen betrachtet, so würde sie Niemand des Redens werth gehalten haben. Jetzt aber dürften sich wohl einige dem Anmuthen widersetzen, und der daraus entstehende Streit könnte bedeutende Folgen haben.

. NDeutsche Bundesstaaten.

Metünchen, 15. Mai. Die heutige Sitzung der Kammer der Abgeordneten führte (wie schon erwähnt) zum Beginn der Berathung über den vom Königl. Justiz-Ministerium auf Befehl Sr. Majestät des Königs früher eingebrachten Gesetz⸗Entwurf, „ieinige Abänderungen ber bestehenden strafgesetzlichen Bestimmungen betreffend.“ Referent war der Abg. Freiherr von Harsdorf; wegen Erkrankung desselben mußte jedoch sein Referat vom Abg. Freiherrn von Fuchs vorläufig übernommen werden. Der Entwurf selbst behandelt fünf Materien: Körperverletzung, Diebstahl, Unterschlagung an dem Eigenthum von Privaten, Betrug und einfache Widersetzung gegen die Obrigkeit. Als Hauptmoötive für Einbringung des Entwurfs waren angegeben: Her stellöng eines größeren Einklanges zwischen der Strafbarkeit einer Handlung und dem ihr gegenüberstehenden Strafmaß, dann eine Ge— schästs Erleichterung für das Ober-Appellationsgericht des Königreichs, wobei der Begriff von Vergehen und hiermit auch die Kompetenz der Civilstraf oder Appellationsgerichte ausgedehnt, auch der Wirlungs⸗ kreis der Polizei⸗-Behörden erweitert werden soll. Der Entwurf be steht aus 23 Artikelu. Bezüglich der Körper-Verletzung hatte das bisherige Kriminal-Gesetz bestimmt, daß von drei bis dreißig Ta gen Krankheits oder Arbeits Unfähigkeits- Dauer des Beschä⸗ digten die Handlung als Vergehen, über dreißig Tage aber, als Ver⸗ brechen anzusehen und zu verurtheilen sey. Der ininisterielle Ent⸗ wurf setzt die Polizei- Kompetenz auf 30 Tage, den Begriff des Ver gehens von 306 bis zu 89 und den des Verbrechens der Uörperver⸗ letzung auf 90 Tage Krankheits- oder Arbeits- Unfähigkeitsdauer; der eiste Ausschuß nahm als Verbrechens Termin nicht ), sondern 060 Tage an. Beim Diebstahl dehnte der Entwurf die bisherige Verge= henssunime von 5 bis 25 Fl. auf 5 bis 109 Fl. aus, der Ausschuß begutachtete 50 Fl., dasselbe bestimmte der Entwurf bei der llnter⸗ schlagung an Privat- Eigenthum; aber auch hier dehnte der Aus schuß die Polizei⸗Koömpetenz bis auf 10 Fl, den Begriff des Vergehens bis auf 50 Fl. Unterschlagungssumme restringirte derselbe. Beim Betrug ließ der Entwurf den Begriff des Vergehens von 5 bis 166) Fl. zu, der Ausschuß von 10 bis 50 Fl. Gleiche Strafmil- derungs-Rüchsichten setzte der Entwurf, auch bei der einfachen, Wider setzung gegen die Obrigkeit fest, nämlich Arbeitshausstrafe bis zu, ! Jahren, wenn jene als Verbrechen, bis zu 6 Monaten Gefangniß⸗ strafe, wenn sie als Vergehen erscheint. Hiermit stimmte der Aus⸗ schuß überein. Aus den im Referate tahellarisch zusammengestellten Bestimmungen verschiedener Deutscher Gesetzgebungen und Entwürfe ergiebt sich, daß der vorliegende Bayerische, selbst dem. code penal gegenüber, die mildesten Strafsätze enthält. Nach Eröffnung der all⸗ gemeinen Diskussion erhielt zuerst der zweite Präsident, Hofrath von Bayer, das Wort. .

ö 3 Redner belämpft zuerst die beiden Haupt-Einwürse: daß der Gesch - Vorschlag nur ein Fragment sey und zunächst nur die Erleichterung des Ober- Aßpellations- Gerichts bezwecke. Was den ersten Punlt betrifft, so verkennt der Nedner das Mißliche einer fragmentarischen, Gesetzgebung keines weges; da aber zu cinen vollständigen Gesetzbuch für die nächste Zukunft keine Aussicht vorhanden sey, so glaubt er nach dem Grundsatz; daß man, wo das Bessere nicht zu erreichen sey, darum das Gute nicht verschmähen dürfe, dem Gesetz- Entwurf beistimmen zu müssen. Was den zweiten Punkt betreffe, so enthalte der Entwurf anerkannt, manches Gute und Zwechmäßige; daß durch denselben das Ober-AUpPpellations-Gericht er⸗ leichtert werde, sey also kein Grund, ihn zu verwerfen. Noch vor kurzem habe man in Liesen Saale über einen förmlichen Geschästs-Stillstand

in Civilsachen bei dem Ober Appellations Gericht geklagt, und nun die Regierung eine theilweise Abhülfe biete, wolle man sie nicht annehmen? Die beklagte Stockung bei dem Ober Appellationsgericht rühre zunächst daher, daß so viele und feinesweges immer wichtige Krimi— nalsachen zur Revision an den obersten Gerichtshof gelangten und vor den ECivilsachen den Vorzug erhielten. Wenn demnach bei dem Ober- Appella tionsgericht die Geschäftslast in Kriminalsachen vermindert werde, so setze man den Gerichtshof dadurch in Stand, die Civilsachen schneller aufzuar beiten. Der Redner widerlegt sodann die Einwendung, daß die Strafen im neuen Entwurf zu mild seyen, und beruft sich auf den Erfahrungssatz, daß bei allzu strengen Strafen der Richter nur um so häufiger bewogen werde, durch die Finger zu sehen. Diese Gründe zusammengenommen be wegen den Redner, für den Entwurf im Allgemeinen zu stimmen, über die zu einzelnen Kapiteln beabsichtigten Modificationen behält er sich seine Ansicht vor.“

Hierauf entwickelte der Abgeordnete Dr. von Wening die Gründe, welche ihn vermoöcht haben, schon im Ausschusse für die Annahme des Entwurfes zu stimmen. Fest stehe, daß der Entwurf einzelnes Gute be zwecke, vor Allem mildere Strafbestimmungen in solchen Fällen, wo Milde vorzugsweise am Platz ses, daß alle wünschenswerthen Verbesserungen nicht auf einmal eintreten könnten und theilweise dargebotene darum nicht zurück— gewiesen werden dürften. (Schluß folgt.)

Freiburg, 12. Mai. (Oberrh. 3.) So eben vernehmen wir aus bester Quelle, daß unsere Regierung den Eisenbahnbau nun auch auf der Strecke zwischen Freiburg und Basel unverweilt begin nen wird, so daß die Arbeiten auf der ganzen Linie von Karlsruhe bis an die Schweizer Gränze gleichmäßig in Gang kommen. Die Anwesenheit eines Mitglieds des Ministeriums des Innern, das in diesen letzten Tagen hier verweilte, hatte den Zweck, die desfalls thigen Einleitungen und Anordnungen zu treffen.

Gesterrei ch.

Innsbruck, 8. Mai. Gestern fand hier in Gegenwart Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Johann die feierliche Enthüllung des in der hiesigen Franziskanerkirche den Kriegern Tyrols, welche in den verschiedenen Epochen der Landes Vertheidigung seit dem Jahre 1796 gefallen sind, dürch ständische Mittel und freiwillige Beiträge errichteten Denkmals statt. Es ist dasselbe in einer Nische, dem Denkmale Hofer's gegenüber, aufgestellt worden. Ein junger Künst ler von ausgezeichneten Anlagen, Kriesmayer, der sich als ständischer Stipendist in Rom aufhielt, hat den Entwurf dazu augefertigt. Lei der unterbrach ein frühzeitiger Tod diesen jungen Mann in der Vol lendung des Werkes; doch ist es ganz nach seinem Entwurf und größtesitheils auch von seiner eigenen Hand ausgeführt. lleber einigen Stufen erhebt sich der Sockel mit der Inschrift: „Sei nen in den Befreiungs-Kämpfen gefallenen Söhnen das dankbare Vaterland 1838“ (das Jahr der Grundsteinlegung); auf demseiben steht ein einfacher Sarkophag von weißem Schlanderser Marmor; an seiner Vorderseite durch den Lorbeerkranz vereinigt, als bezeichnende Symbole, Büchse und Schwert. Zu beiden Seiten desselben stehen die Genien von Oesterreich und Tyrol, geflügelte Engelgestalten, durch ihre Wappenschilder kenntlich. Auf dem Sarkophage besindet sich in sitzender Stellung der Engel des Todes, eine Tafel haltend mit der Inschrift: Absorpta est mors in victorin. (Verschlungen ist der Tod im Siege.) Ueber dieser Figur erhebt sich ein großarti ges Basrelief in halbrunder Form, aus Carrarischem Marmor, die Kreuz Abnahme des Erlösers. Die gestrige Festlich keit begann um 19 Uhr Morgens. Der Erzherzog Johann wurde am Thor der Kirche von dem Landes-Gouverneur und Landes— Hauptmann und einer Deputation der vier Stände empfangen, worauf das feierliche Hochamt begann, welches von dem Fürstbischofe von Trient gehalten wurde. Nachdem dasselbe beendigt war, begaben sich sämmtliche Anwesende in der vorgezeichneten Ordnung zu dem ver hüllten Monumente, während der Chor einen feierlichen Trauermarsch spielte. Als Se. Kaiserl. Hoheit und der Fürstbischof vor demselben angelangt waren, wich unter Trompeten- und Paukenschall, unter dem Donner der abgefenerten Böller und den Salven der aufgestellten Schützen-Compaͤgnieen die verhüllende Decke, und das Monument, an welchen G Veteranen in der alten Landesschützen Uniform Wache hielten, zeigte sich in seiner wohlgelungenen Ausführung. Eine Festrede des Prälaten von Wilten folgte dieser feierlichen Handlung. Hierauf fand im Redoutensaal ein Festmahl statt, welches von den Ständen den auwesenden Veteranen gegeben wurde. Der, Saal war mit dem Bildniß Sr. Majestät des Kaisers, mit militairischen Tro phäen und Fahnen sehr geschmackvoll ausgeschmückt worden; zwischen 64 Fahnen, die von den Wänden. herab, wallten, worunter man auch jenen Adler des zweiten Fra zösischen Linien Regiments erblickte, den im Jahre 1811 ein Bauer aus Junzing eroberte, hingen 16 Schilder nit den Daten und Orts-Bezeichnungen der vorzüglichsten Kämpfe in den Landes-Vertheidigungs Epochen seit dem Jahre 1796. An drei langen Tischen hatten nahe an 200 Veteranen Platz genommen; ünter ihnen sah man auch den in den Kämpsen des Jahres 1500 so berühmt gewordenen ehemaligen Kapuziner P. Joachin! Haspinger. Seit 33 Jahren, seit dem 24. August 1810, an welchem Tage er aus seinem neunmonatlichen Ver stecke in Vintschgau über die Schweizergränze entflohen war, hatte er sein Vaterland nur einmal noch, im Jahre 1813, gesehen; der Eh renruf seiner ehemaligen Kampfgenossen hatte den nun siebzigjährigen Greis von seinem Wohnorte bei Wien, wo er als frommer friedlicher Priester lebt, herbeigeführt. Beim Beginne der Tafel erschien der Erzherzog Johann, eingesührt von dem Land-Gouverneur und Lan deshauptmann und einer Deputation der Stände. Se, Kaiserl. Ho⸗ heit besah, während das Orchester die Volkshymmne spielte, die Tafeln, begrüßte huldvollst die daran sitzenden Gäste und stellte sich sodann an das obere Ende der mittleren Tafel. Der pensionirte Landes schützen «Major Straub brachte nun, Toaste auf, Se. Ma⸗ sestit den Kaiser, auf Ihre Majestät, die Kgiserin, auf das ganze Kaiserhaus und insbesondere auf Se. Kaiserl. Hoheit den anwesenden Erzherzog aus. Jeder Toast wurde von Trompeten⸗ und Paukenschall begleitet, und von dem lautesten Jurufe sowohl der Veteranen, als des Publikums aus allen Ständen, das zwischen den Tischen und an den Seitenwänden des Saales sich dicht drängte, erwiedert. Nach dem Toast auf den Landes-Gouverneur und Landes Hauptmann Clemens Grafen von Brandis, dessen vaterländischem Sinne und sorgfältigen Anordnungen vorzüglich dieses schöne Fest verdankt werden mußte, ergriff Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Johann das Wort und sprach unter lautloser Stille: 9

„Zwel Gesundheiten habe Ich auszublingen. Dem Lande, wo wir das heitige Gebächtnißfest feiern; dem Lande, wo rauhe Lüste wehen und warnte Herzen schlagen: den Siänden dieses Landes, bewährt zu jeder Zeit, in allen Verhältnissen, Adel, Geistlichkeit, Bürger und Bauern; dem biede— ren Volke, fromm, kräftig, muthig, fest in Sitte und Treue, un veränder⸗ lich, unzertrennlich von Desterrecich in, ewige Zeiten. Hoch Tyrol!“

Der Jubel, der diesen begeisternden Worten folgte, als Se. Kaiserl. Hoheit hn , hoch empor hob, war unbeschreiblich. Der

ite Trinkspruch lautete: , i Lal eee hetwiggzn, feste Männer Tyrols, Zeugen der Liebe und Treue gegen Fürst und Vaterland, des Muthes, der Beharrlich leit; den noch Lebenden von jenen vielen nun in. Gott Nuhrnden, die wir gelaunt, deren Namen unserem Andenken theuer sind, Vorbilder den heran⸗ wachsenden und fünstigen Söhnen des Landes. Sollten was Gott

gnädig abwenden möge Zeiten eintreten, wo es gälte, zu zeigen, was Tprol vermag, so werden diese sich ihrer Väter würdig zeigen.“

Mit sichtbarer Rührung sprach Se. Kaiserl. Hoheit diese Worte, deren tiefe Wirkung sich in der allgemeinen Ergriffenheit der Zuhörer offenbarte. Der Erzherzog verweilte noch längere Zeit im Saale, unterhielt sich mit einzelnen Veteranen auf die Sr. Kaiserl. Hoheit eigene, herzgewinnende Weise und begab sich dann zur Mittagstafel bei Sr. Excellenz dem Landes-Gouverneur, zu welcher, nebst mehre ren Ständen und den Vorständen der Civil und Militair-Behörden, auch P. Joachim Haspinger, der historisch merkwürdigste Repräsen⸗ tant der anwesenden und überhaupt noch lebenden Veteranen, gela— den war.

5 pan ien

Paris, 16. Mai. Telegraphische Nachrichten aus Madrid. Der Conseils- Präsident Lopez hat den beiden Kammern der Cortes am 11. Mai das Programm des neuen Kabinets mitge theilt. Es lautet: 1. Heilighaltung der Constitution und strenge Beobachtung der parlamentarischen Rechte; 2. Entwickelung der Na tional⸗Wohlfahrt; als Folge dieser Grund Prinzipien: unverweilte Vorlegung eines Gesetzes über die Verantwortlichkeit der Minister und eines Gesetzes zur Amnestie für alle politischen Vergehen nach dem Bürgerkrieg; kein Einfluß auf die Wahlen; lein Belagerungs stand mehr; eine bessere Organisation der National-Garden; Ord— nung und Reform in den Finanzen; Beschleunigung des Verkaufs der Nationalgüter; Aufrechthaltung und Förderung des guten Ein verständnisses mit den fremden Mächten, jedoch unter Behauptung der Würde Spaniens.

O Madrid, 10. Mai. Das Unglaubliche ist geschehen. Der Regent hat ein Ministerium annehmen müssen, an dessen Spitze zwei Männer stehen, die bei der Abstimmung über die Regentschaft sich

unverhohlen und aus allen Kräften seiner Ernennung zum alleinigen

Regenten widersetzten. In diese Lage haben ihn die Ayacuchos ver

setzt, die nun ihre feinsten Intriguen und Berechnungen vereitelt sehen. Sie selbst hatten dem Regenten angerathen, dem Deputirten Lopez

den Vorsitz im neuen Ministerium anzubieten, indem sie voraussetzten, dieser, ihr gefährlichster Gegner, würde auf seiner früheren Erklärung,

nie wieder ein Ministerium übernehmen zu wollen, beharren, und

durch diese Weigerung dem Regenten die Veraulassung geben, als letztes Mittel ein Kabinet aus unbedingten Ayacuchos zusammenzu⸗

setzen und die Cortes aufzulösen.

Diese Berechnung scheiterte, und

die von den Ayacuchos geschmiedete Waffe hat sich gegen sie selbst

gewendet. In der ersten Zusammenkunft, die Herr Lopez mit dem Regen—

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daß das neue Kabinet sich mehr mit dem inneren Zustande des Landes zu beschäftigen, als den Verhältnissen zum Auslande über— große Aufmerksamkeit zu widmen denkt. Lopez und Caballero sind Spanier im strengsten Sinne des Wortes, eben so abgeneigt, eine fremde Macht leichtsinnig herauszufordern, als ungebührende Ein— mischung auswärtiger Diplomatie in innere Angelegenheiten zuzulassen.

Der Finanz- Minister, Don Mateo Aillon, war Deputirter für Sevilla, früherhin Mitarbeiter am Eco del Comercio, und letzthin Rath bei dem höchsten Rechnungshofe.

Der Kriegs-Minister, General Ser rano, Deputirter für Ma— laga, ist ein junger Mann, der eigentlich zu der Partei Cortina's gehört, in der Armee jedoch keines besonderen Ansehens genießt.

Der Marine-Minister Frias, Senateur, war Mitglied der pro— visorischen Regentschaft; ein Mann von geringer Bedeutung.

Alle Parteien, Moderirte wie Exaltirte, haben das neue Mini sterium, noch ehe es als solches auftreten konnte, mit mehr oder we niger aufrichtigem Beifall aufgenommen. Der eine große Zweck, an welchem allgemein gearbeitet wurde, die Verdrängung der verhaßten Ayacuchos, die sich in den Besitz aller Aemter und des

Musschließlichen Einflusses auf den durch sie übel berathenen Regenten

ten hatte, führte er eine so eindringliche Sprache, und stellte die Lage

des Landes, so wie den Standpunkt der öffentlichen Meinung in so lebhaften Farben dar, daß der Herzog de la Vitoria tief erschüttert

wurde, und kaum einige Worte der Erwiederung vorbringen konnte.

„Man hat mir viel Nachtheiliges von Ihnen erzählt, aber ich sehe, daß man mich getäuscht hat“, sagte der Regent zu dem Deputirten, und dieser erwiederte: „Es geht mir in Bezug auf Sie eben so!“ Jener unterwarf sich allen von diesem vorgelegten Bedingungen, und Herr Lopez erklärte sich, zum größten Verdrusse der Ayacuchos, be— reit, an die Spitze des neuen Ministeriums zu treten. Er ließ seinen vertrauten Freund, den bekannten Don Fermin Caballero, der sich auf dem Lande befand, rufen, bemühte sich, wiewohl vergeblich, Herrn Cortina zur Uebernahme des Ministeriums des Innern, und Herrn Olozaga zu der der auswärtigen Angelegenheiten mit dem Vorssitze zu überreden, und trat erst dann, als diese Schritte gescheitert waren, mit den Ministern hervor, deren Ernennungen heute in der Gaceta erschienen sind.

Die beiden Personen, durch welche das neue Ministerium seine Bedeutung erhält, sind Lopez und Caballero, und Beide dürften, ob wohl sie in dem Laufe der zehnjährigen Erschütterungen, von denen Spanien heimgesucht ist, fast ununterbrochen eine hervorragende Rolle auf der politischen Bühne spielten, nur wenig gekannt und im Gan— zen ziemlich falsch beurtheilt worden seyn. Lopez nahm, als Minister des Innern, an dem Kabinette Calatrava Theil, das in Folge der Insurrection von la Granja im Jahre 1836 eingesetzt wurde, und belannte sich selbst als Mitglied der Verwaltung laut zu anarchischen und dissolvirenden Grundsätzen. Indessen legte er damals nach wenigen Monaten sein Amt nieder, als er die Erfahrung machte, daß es nicht immer möglich ist, Grundsätze, die man als Volks-Tribun gepredigt hat, als Minister zur Anwendung zu bringen. Lopez trat in den Privatstand eines Advokaten zurück, und wenn er als Depu tirter mit Entschiedenheit und unwiderstehlicher Beredtsamkeit das System der nun abgetretenen Minister bekämpfte, so stützte er sich dabei auf die schreienden Fehlgriffe, durch welche diese verunglückten Staatsmänner das ganze Land in Erbitterung versetzten. Noch in dem letzten seiner beredten Vorträge schilderte derselbe Mann, in wel chem vor einigen Jahren die Geistlichkeit einen unerbittlichen Verfol ger erblickte, das Elend der verhungernden Priester und Nonnen in Ausdrücken, welche Thränen entlockten und jenen dem Elende Preis gegebenen eine ansehnliche Unterstützung zuführten. Lopez ist von zu feuriger, poetischer Sinnesart, um Staatsmann seyn zu können, Er fühlt dies und hat deshalb seinen vertrauten Freund Caballero als Rathgeber an seine Seite gerufen. Als Privatmann ist er durchaus unbescholten, und selbst seine ärgsten Feinde haben nie gegen ihn die Beschuldigung erhoben, daß er seine frühere Stellung als Minister gemißbraucht habe, um persönliche Vortheile zu erlangen.

Die eigentliche Seele des neuen Ministeriums wird sein Freund Caballero seyn. Vielleicht giebt es keinen anderen Spanier, der sein Land und alle darin auftretenden Persönlichkeiten so genau kenne, so unbefangen beurtheile, wie dieser. Aufgewachsen unter der Regie— rung Ferdinand's VI. wurde ihm Zurüchaltung und Verstellungs⸗ lunst schon in der Jugend zur Gewohnheit, fast zur Pflicht. Bei dem Ausbruche der Revolution erkannte er, daß die meisten Theil nehmer kein anderes Ziel versolgten, als das, die Wechselfälle derselben zu ihrem eigenen Vortheile auszubeuten. Diesen politischen Heuchlern hat er unablässig, selten jedoch in den ersten Reihen erscheinend, den Krieg gemacht, und sich dadurch die Feindschaft derjenigen, welche un— ter dem Wahlspruche der Freiheit nichts anderes als einen selbstsüch⸗ tigen, intolerauten Despotismus bezweckten, nicht weniger als den Haß und das Mißtrauen der Partei zugezogen, die in seiner bestän⸗ digen Opposition gegen alle auf einander folgende Ministerien, eine Anfeindung des Thrones selbst erblicken wollten. Jene, die Ayacuchos, beschuldigten ihn, Karlist zu seyn, während die Moderirten ihn einen Republikaner nannten. Caballero, ein Mann von geringen Bedürf— nissen und beschränktem Ehrgeize, war keines von beiden. Mit rast— losem Eifer und mit Anwendung der Mittel, die ihm als die zweck— dienlichsten erschienen, verfolgte er sein Ziel, nämlich die Beseitigung aller Personen, die, seiner Ansicht nach, der festen Begründung der Wohlfahrt seines Vaterlandes im Wege standen. j

Die übrigen Minister sind von geringerer Bedeutung. Herr Aguilar war unter dem Ministerium Calatrava Gesandter in Lon— don, wo er sich jedoch keinen großen Beifall zu erwerben wußte. Gegenwärtig ist er Gesandter in Lissabon. Er gllt für einen Freund des Herrn Lopez, und aus dem Umstande, daß man gerade ihm die

von

wollen.

gesetzt hatten, ist wenigstens vor der Hand erreicht. Lopez und Caballero sind von zu unbeugsamem Charakter, um nicht unerschütter—⸗ lich auf der Bedingung der Entfernung jener Leute zu beharren. Die Erfüllung, derselben wird aber auf Schwierigkeiten stoßen, denen das neue Kabinet kaum gewachsen seyn dürfte. Alle hohen Aemter sind Lin den Händen der Ayacuchos, und namentlich gehorcht die Armee ausschließlich ihren Befehlen. Im Besitz dieser Vortheile werden sie den Truppen aufreden, die Minister hätten sich dem Regenten aufge

drungen, und dieser wünsche, von den ihm verhaßten Rathgebern be

freit zu werden. Diese Generale, deren ganze Laufbahn eine Kette Verschwörungen war, verstehen ihren Vortheil zu wohl, um nicht um jeden Preis neue gegen das kaum eingesetzte Ministerium gerichtete militairische Insurrectionen hervorrufen zu Bereits sind Agenten nach den Provinzen abgegangen. In Burgos, Cadix, Almeria, Valencia und anderen Punkten spricht man von bevorstehenden Bewegungen. Vielleicht erschallt irgendwo der Ruf, es lebe die Constitution von 1812! um das Ein—

schreiten der Truppen zu Gunsten einer Verlängerung der Regent

schaft Espartero's mit ausgedehnterer Machtvollkommenheit hervorzu

rufen. Sehr bedeutungsvoll drohte vorgestern der General Seoane im Senate mit dem Zorn der Truppen, welche übel vermerkt hätten, daß man ihre in Barcelona an den Tag gelegte Tapferkeit nicht ge

nug bewundere, und sich nun fester als je um eine (man weiß nicht recht welche?) Fahne gereiht hätten.

Eben diese Ayacuchos werden vermuthlich das neue Ministerium als ein revolutionaires bezeichnen, weil Lopez und Caballero an der Spitze desselben stehen. Jene, die auf den Schultern dieser Männer emporgestiegen sind, nicht um einer geordneten Regierung das Daseyn zu geben, sondern um Tumulte hervorzurufen und revolutionagire Junten einzusetzen, konnten nie die Mittel finden, einem Aufstande vorzubeugen, und, falls dieser ja durch Hinrichtungen und Bombarde— ments erstickt wurde, verwandelte sich in ihren Händen das strafende Gesetz in ein Werkzeug blinder Rache. Lopez und Caballero schwam men mit dem Strome der Revolution, so lange sie glaubten, nur durch ihn die Flammen des Bürgerkrieges löschen zu können. Die Aygeuchos fürchteten, nach Beendigung des Bürgerkrieges bei Seite geschoben zu werden, und zettelten deshalb eine neue Verschwörung an, die sie zur Gewalt führte.

Den neuen Jutriguen der Apacuchoß sollen die Minister eine große Maßregel entgegenzusetzen beschlossen haben. Eine allgemeine Amnestie soll für alle wegen politischer Vergehen ausgewanderten Spanier verkündet und so vielen braven Männern, die mit edler Selbstverleugnung sich für eine Sache, die ihnen als gerecht erschien, opferten, die Rücklehr in die Heimat gestattet werden. Kömmt diese Maßregel zur Ausführung, so wird die ganze Nation sich in lautem Jubel um die Urheber derselben drängen, und diese werden in den heimkehrenden Brüdern treue Verbündete sinden.

Die Französische Botschaft fertigt diesen Mittag einen Courier nach Paris, der Englische Gesandte diesen Abend einen nach London ab. Ta Plata-Staaten.

C Paris, 16. Mai. Die Nachrichten, welche wir heute über Havre aus Montevided erhalten, und die bis zum 28. Februar gehen,

sind geeignet, die vielen widersprechenden Gerüchte, die seit 11 Tagen

„fand ich die Stadt belagert und eng umschlossen durch die Truppen

auswärtigen Angelegenheiten übertragen hat, darf man schließen,

in Betreff der neuesten Vorgänge in Montevideo im Umlauf sind, zu heben und zu beleuchten. Die Nachrichten, die ich beifolgend Ihnen mittheile, sind dem Berichte des Schiffs-Capitains Maugendre, welcher mit seinem Kausfahrer „Louise Marie“ vorgestern in Havre landete, entlehnt.

„Bei meiner Ankunft in Montevideo“, sagt der Berichterstatter, Rosas, unter dem Kommando des Generals Oribe. ger bemerkte ich,

ungn Nichtsdestoweni lt daß die aufgeworfenen Festungswerke der be— lagerten Stadt ziemlich regelmäßig aussehen, und daß der Widerstand, den man in aller Eile organisirt hatte, von der Art war, den Erfolg der Belagerung zweifelhaft zu lassen. Die ganze Miliz und die Schwarzen waren zu den Waffen gerufen worden, so wie alle Fremden, die sich von ihren respektiven Konsuln nicht reklamiren zu lassen vermochten. Die Armee des Oribe, heißt es, besteht aus 12,060 Mann, die Garnison zählt nur 600 7669 Mann. Präsident Nivera ist mit einer ähnlichen Kavallerie Macht ausgezogen, und beobachtet die Belagerer im Rücken, um eine Di version ihrer Operationen zu erwirken, und um zugleich ihnen die Conimunication mit dem Lande abzuschneiden. Man ist allgemein der Ansicht, daß die Belagerer nicht in die Stadt dringen werden, es sey denn mittelst Verrgths zu Gunsten des General Oribe, der unter den Einwohnern von Montevideo viele geheime Parteigänger zählt. Es herrschte soohl unter den Eingeborenen als auch unter den Fremden die größte Bestürzung. Die Französischen Residenten hatten sich ver sammelt, um gemeinsame Maßregeln zum Schutze ihrer Personen und ihres Eigenthums, so wie zur Verhütung von Exzessen, zu verabre— den, im Falle es den Belagerern dennoch gelingen sollte, die Stadt zu erstürmen. Es lagen vor Anker etwa ein Dutzend Britischer Kriegsschiffe, um die Bürger ihrer Nation zu beschützen; die Ameri— laner hatten zum nämlichen Zweck zwei Fregatten daselbst, auch die Sardinischen und Brasilianischen Residenten waren durch die Gegenwart von Kriegsschiffen ihrer Nation hin— länglich gesichert. Die Franzosen allein waren hierin am wenigsten betheiligt. Die Französische Station vor Montevideo bestand nur aus der Fregatte „Arethuse“, von 22 Kanonen, aus dem Nanonierschiffe „la Tactique“, von 1 Kanonen, und aus dem Aviso— fahrzeuge „LEclair.“ Man fragt sich mit Recht, warum die Fran— zösische Regierung, in einem Augenblicke, wo sie ein Linienschiff und zwei Fregatten vor Rio Janeiro unterhält, den Französischen Resi⸗ denten nicht nachdrücklicheren Schutz gewährt. Niemanden ist es unbekannt, wie sehr in diesen kleinen Republiken die Ge= genwart einer, Escadre dazu beiträgt, die fremden Residenten vor den Unbilden, welche bei dem Ausbruch politischer in=

nerer Reactionen ihnen sonst angethan werden, sicher zu

stellen. In solchen Fällen bleiben die Vorstellungen der fremden Kon— suln meistens ohne Erfolg, wenn sie nicht die Kanonen zum Stütz punkt sinden. In Folge der Belagerung von Montevideo liegen alle Geschäfte darnieder. Mehr als drei Viertel der Kaufläden sind ge⸗ schlossen; Niemand kauft etwas, und wer etwas einzufordern hat, wird nicht mehr bezahlt. Die fremden Kauffahrer sind genöthigt, ihre eigene Mannschaft zum Laden und Ausladen der Waaren zu verwenden und die Ladung auf ihren eigenen Kähnen nach den De— pots zu bringen, indem alle inländischen Transportmittel fehlen. Mehrere Fahrzeuge, welche seit fünfzehn Tagen vor Anker lagen, hatten, aus Mangel an Händen, noch nicht eine einzige Waaren-Kiste ausladen können. Man versicherte mit Bestimmtheit, daß der Französische und Britische Minister⸗-Resident in Buenos Ayres, ihre freundschaftliche Vermittelung zwischen der Regierung von Montevideo und jener von Buenos-Ayres angeboten hatten, und daß sie, da dieselbe nicht angenommen wurde, gegen die Verletzung des Gebietes von Montevides durch die Truppen Rosas eine Protestation bei der Regierung von Buenos-Ayres einlegten. Es scheint jedoch, daß Rosas auf diese Protestation von Seiten des Französischen und Britischen Repräsentanten nicht viel Gewicht legt, indem er seinen Truppen die Ordre gab, die Stadt Montevideo zu bestürmen.“

Julaud.

Berlin, 21. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnä⸗ digst geruht, die Annahme: dem Fürstlich Lichnowskyschen Rath von Dedovich zu Kuchelna, im Kreise Ratibor, des Ritterkreuzes vom Königlich Portugiesischen Christus Orden; dem Prokurator Lr. Schwarz zu Greifswald, des Königlich Schwedischen Wasa⸗— Ordens; so wie dem bei der Gesandtschaft in Rom beschäftigten Geheimen expedirenden Secretair Dr. Reumont, des von Sr. Hei⸗ ligkeit dem Papste ihm verliehenen Ordens des heiligen Gregorius dritter Klasse, zu gestatten.

zur Statistik des Englischen Postwesens.

London, 15. Mai. Vor kurzem ist dem Unterhause ein Be⸗ richt über die Post Verwaltung vorgelegt worden, welcher, wie die Morning Post bemerkt, über dieselbe richtigeren Aufschluß giebt, als man aus der Rechnungslegung des Staats- Haushalts erlangen kaun. „Auf Grund dieser Rechnungen“, berichtet das genannte mi⸗ nisterielle Blatt, „ist schon mehrmals als ein Beweis für die Vor⸗ züge des Wohlfeilheits- Prinzips von verschiedenen Seiten das wachsende Steigen der von der Post-Verwaltung herrührenden Ein⸗ nahme angeführt worden, welches ungeachtet der außerordentlichen Wohlfeilheit für die Beförderung von Briefen auf weite Entfernun⸗ gen sich ergeben habe. Nach unserer Meinung scheint leider die Be⸗ förderung der Briefe und Pakete für kurze Entfernungen in demsel⸗ ben Maße zu theuer, wie die für weite Entfernungen zu wohlseil zu seyn.“

„Pakete, welche nach der alten Porto-Taxe von einem Theile Londons nach dem anderen für 2 Pee. per Post befördert wurden, kosten jetzt, wenn sie nicht frankirt werden, 16 Pee. Jetzt wird für solche Sendungen vom Strand bis nach Regent -street eben so viel gezahlt, wie vom Strand nach Roßshire in Schottland, obgleich diese Entfernung über 6m) mal größer ist! Und dieses absurde Verfahren wurde blos der Uniformirungs-Theorie zu Liebe eingeführt.“ Bei alle dem ist aber im vereinigten Königreiche das Porto sehr wohlfeil, und nach den Rechnungen sollte man glauben, es habe eine Revenüc von einer halben Million aufgebracht. Der uns jetzt vorliegende Parlaments-Bericht zeigt aber, daß das Postwesen keinen Heller eingebracht, vielmehr noch zugesetzt hat, trotz des Gewinnes von postamtlichen Geld-Anweisungen (eine Art Wechsel-Geschäft, das von dem eigentlichen Postwesen ganz unabhängig ist) und trotz der namhaften Einnahme von 111,651 Pfd. St. jährlich für dienstliche Korrespondenz, die ehedem frei befördert wurde.“

„Die ganze Netto- Einnahme an inländischem Porto, bei wel— chem der allgemeine Satz von 1 Peg. Anwendung sindet, beträgt 14,000 Pfd. St., wovon 66,500 Pfd. St. von den Verwaltungs⸗

Behörden gezahlt und 23,863 Pfd. St. durch die Geld Anweisungen

aufgebracht werden. Um den Ertrag des Brief- Porto's nach der gegenwärtigen Taxe mit dem nach der früheren zu vergleichen müssen diese beiden Summen in Abzug gebracht werden, und als daun werden 23,596 Pfd. St. als die Netto-Einnahme vom inlän— dischen Brief⸗Porto pro 1842 erscheinen.“ z

Die Zahl der inländischen Briefe im Jahre 1842 war in run— der Summe 21690; die Brutto- Einnahme betrug 1,027, 074 Pfd. St., und die Ausgabe, inklusive der für Paketböte, SJ 5,76 Pfd. St. Dieser Summie tritt noch das Porto für Retourbriefe mit 1293 Pfd. St. hinzu, so daß die ganze Ausgabe auf 913,000 Pfd. St, zu stehen kommt.“ ( 3

„Die Paketböte zur Beförderung der Briefe innerhalb des ver— einigten Königreiches und nach den Kanal-Inseln kosten für das ver— gangene Jahr 72, 303 Pfd. St., die Indische Post kostet 50, 000 Pfd. St. und die nach dem Auslande und den Kolonieen 499,542 Pfd. St. „Die Rechnungen über auslaͤndisches und Kolonial Porto ent- halten beides zusammengenommen, und ergeben einen beträchtlichen Verlust, obgleich die Brutto-Einnahme von diesen 8 Million Stück betragenden Briefen den halben Betrag der Brutto- Einnahme von sämmtlichen 21000, inländischen Briefen ausmacht. Diese schließt überdies noch Fs, 109) Pfd. St. Porto für herrschaftliche Korrespon⸗ denz in sich., Die Zahl der ausländischen und Kolonialbriefe (incl. der internen Briefe der Kolonieen) beläuft sich auf 8,583, 0. Das dafür erhobene Porto beträgt brutto 533,406 Pfd. St., wovon 15,011 Pfd. für Retourbriefe in Abzug gebracht werden müssen. Die Betriebskosten incl. für Paketböte sind 081,101 Pfd. St.“ Ungeachtet der bedeutenden Summe, welche von den Behörden für die Beförderung der Dienstbriefe gezahlt wird, stellt sich also im Ganzen ein Defizit von 113,039 Pfd. St. heraus.“

„Wenn die Verwaltungs-Nechnungen ungeachtet dieses Ausfalles beim Post-Departement einen Ueberschuß zeigen, so hat dieses seinen Grund darin, daß die Kosten für Paketböte von 612,850 Pfd. St. von der Admiralität bestritten werden und nicht in den Rechnungen iber das Postwesen erscheinen. Das Parlament hatte aber im vor— liegenden Falle eine Nachweisung der, Ausgaben, mit Einschluß derer für die Paketböte verlangt, und wir haben deshalb jetzt die That⸗ sache amtlich erwiesen, daß ungeachtet der Einnahme von 141,554 Pfd. St. für Dienst = Korrespondenz, welcher Betrag eigentlich doch nur aus einer Tasche in die andere gezahlt wird, die Einnahme der Post-Verwaltung geringer ist als die Ausgabe.“