1843 / 142 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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i zulichkeiten ist ein Beweis des Bewußtseyns der er r , * dem Gebiete der Theorie zu vertheidigen.

ö, ĩ i isfüh so würde och irgend etwas au dieser Beweisführung, 2 e e ene. Wort. ergänzt werden, mit denen der

r. seinen Artikel schließt; „Ihr fangt da, sagt erz ein. ge⸗

ihrli iel an. Es giebt Beleidigungen, welche die Geistlichfeit n , , lassen kann, weil diese Beleidigungen Verbrechen sind, Verbrechen, deren öftere Wiederholung den völligen Untergang der Religion zur Folge haben würde. Man sey aber fest überzeugt, daß die Geistlichkeit wohl weiß, woher diese Streiche kommen. Sie wird sich dafür nicht an dem Trosse der Schreiber und Schwätzer rächen, sie wird nicht dem Jou rnal des Debats den Krieg er⸗ slären, sondern denen, welche die Macht haben, seinen Mund für die Beleidigung zu öffnen und zu schließen. Der Herr ist es, den man für die Unverschämtheiten des Knechtes büßen läßt.“ Diese Drohung ist verständlich genug, um keines Kommentars zu bedürfen.

Srosasbritanien und Irland.

Oberhaus. Sitzung vom 16. Mai. (B. H.). Nach längerer Debatte wurde die von Lord Brougham eingebrachte Bill, durch welche die Kinder des John Margetts und der Marquise von

Townshend, welche sich die den legittnen, Desern tenen Ces Marquis 24 we, e roll hen ben Titel beigelegt haben, für illegitim und

daher zu jenen Titeln und allen damit verbundenen Ansprüchen nicht berechtigt erklärt werden, mit 55 gegen 8 Stimmen zum zweitenmale verlesen.

Unterhaus. Sitzung vom 15. Mai. Auch in dieser Sitzung noch ließ sich zwar eine nicht geringe Anzahl von Rednern für und wider den Antrag des Herrn Villiers gegen die Korngesetze vernehmen, bemerkenswerth war indeß nur der Vortrag des Präst denten des Vereins gegen die Korngesetze, Herrn Cobden, der sich gegen das Ende der Debatte erhob. Er ging von der Behauptung aus, daß das bisher befolgte System der Getraide-Belastung nicht allein im Allgemeinen Mangel unter dem Volke erzeugt, sondern ganz besonders auch den JZustand der ackerbautreibenden Klasse, zu deren Schutz es angeblich bestimmt sey, verschlimmert habe, was er haupt sächlich dadurch zu beweisen suchte, daß, nach amtlichen Berichten, in den zehn Grafschaften Englands, welche als hauptsächlich ackerbautrei— bend betrachtet werden, der Pauperismus die größte Höhe erreicht habe; insbesondere berief er sich auf die Armenlisten des Jahres 1846, welchem drei Jahre unmittelbar vorhergegangen, in denen das Korn— gesetz die Weizenpreise künstlich auf der durchschnittlichen Höhe von 67 Sh. für den Quarter gehalten hat. Zugleich machte er bemerk— lich, daß gerade in jenen ackerbautreibenden Grafschaften mit dem Pauperismus auch Verbrechen und Vergehen eine ungewöhnliche Aus— dehnung erreicht hätten.

„Aber auch die Klasse der Pächter“, sagte der Redner ferner, „hat durch die Korngesetze nur verloren; ihre Kapitalien schwinden, sie können die nöthigen Arbeiter nicht bezahlen, weil der auf den hohen Geiraide Zoll basirte hohe Pachtzins ihre Geldiräfte über die Maßen in Anspruch nimmt. Das Korngesetz von 18135 z. B. hatte den eingestandenen Zweck, die Ge— traidepreise auf 8090 Sh. für den Quarter zu erhalten; dieser Zweck wurde nicht erreicht, denn schon im Jahre 1822 betrug der Durchschnittspreis nur 142 She, dennoch aber blieb der Pachtzins so gestellt, als wäre der Weizen wirklich mit 89 Sh. der Quarter bezahlt worden. Im Jahre 1828 wurde darauf ein neues Gesetz erlassen, das den Quarter auf 61 Sh. halten sollte, aber sieben Jahre nachher galt der Quarter nur 26 Sh. Nene Re— clamationen führten zu dem Gesetze von 1841, das einen Durchschnittspreis von 5s Sh. für den Quarter seststellen soll, und schon wieder zeigt sich Unzufrie= denheit unter den Pächtern, sie sprechen laut ihre Vorwürfe gegen den Premier-Minister, den Urheber des Gesetzes, aus, und behaupten, er habe sie getäuscht; in der That ist auch der Durchschnittspreis jetzt nicht 56 Sh. sondern 45 oder 46 Sh. Nach solchen Erfahrungen ist es doch wohl un— zweifelhaft, daß, wenigstens so weit der Zweck der Korngesetze die Feststel lung bestimmter Preise zum Schutze des Pächters ist, 6 Iweck als ent⸗ schieden verfehlt sich ergiebt. Nur die großen Grundbesitzer ziehen demnach Vortheil aus dem Korngesetze, und zwar unzweifelhaft auf Unkosten der Pächter, welche auf den Grund des angeblich für sie in den Korngesetzen liegenden Schutzes zu allen Zeiten denselben hohen Pachtzins bezahlen müͤssen, mögen nun die Preise hoch stehen oder niedrig, auch ganz abgese— hen davon, daß, wie sich nachweisen läßt, der Pachtzins seit dem Jahre 1793 im Allgemeinen auf das Doppelte gestiegen ist.“

Herr Cobden beleuchtete dann die politischen Seiten der Frage und erinnerte einestheils an die Umtriebe, zu denen die Korngesetz— Frage während der letzten allgemeinen Parlamentswahl von Seiten der Tory⸗-Partei benutzt worden ist, während er anderentheils darzu— thun suchte, daß sich die schlimme Lage der Pächter in vielen Fällen aus dem Umstande erklären lasse, daß man ihnen deshalb leine Pacht⸗ Verträge auf lange Dauer bewillige, ihnen also die Möglichkeit und Neigung raube, der Verbesserung des Pachtlandes nach Kräften obzu— liegen, um in ihnen zu allen Zeiten willfährige Diener politischer Parteizwecke zu finden. Am Schlusse seiner Rede sprach sich Herr Cobden gegen die Monopole im Allgemeinen aus, verlangte vollkom— mene Freigebung aller Handelszweige, tadelte besonders die unzweck— mäßige Bevorzugung der Britischen Kolonieen in Betreff der Einfuhr ihrer Erzeugnisse und erklärte, daß der Verein gegen die Korngesetze, dessen Zweck die Abschaffung aller Monopole seh, diesen ihren Zweck nach wie vor mit Energie und Beharrlichkeit verfolgen werde. Nach einigen Worten des Obersten Sibthorp und des Herrn Gibson, die indeß nur mit äußerster Ungeduld angehört wurden, und einer kurzen Neplik des Herrn Villiers, erfolgte darauf die Abstimmung, deren

Nesultat, die Verwerfung des Villiersschen Antrages mit sehr bedeu— tender Masorität, bereits gemeldet worden.

Unterhaus. Sitzung vom 16. Mai. Auf eine Frage des Herrn Thorn! i 9 ; ĩ bene . erklärte Herr Gladstone, daß die Regierung nicht . kr, Cebon ihr entworfenen Maßnahmen wegen Herabsetzung . den Nanadischen Weizen, auf den aus den anderen 2 ö 1 merikanischen Kolonieen kommenden Weizen auszudeh⸗ eo Me t En ee Debatte entspann sich darauf über einen Antrag Derbesse ung der ,. ihm erlaubt werden möge, eine Bill zur gruben . Bill einzubringen i dusge gangenen Bergwerks- und Cohlen= nen unverheirateten Frauen z n . . e, g, m, n, g. fernerhin in den Kohlen g efn von 15 Jahren die Erlaubniß bleibe, Jam es Graham und n u Arbeiten, Lord Ashley, Sir nach langer Diskussion mit 3 ter seßzten, sich dem Antrage, der Sin Eh nr les Napier hahn . 23 Stimmen verworfen wurde. schläge zur Resorm des . dss ort, um mehrere Vor king e. vor, daß ber erste Lord werden, unter Anderem seyn solle, und daß 2rj, hh Pfd. jahrli . immer ein Seemann Capitaine zu . . und dadurch den Te e win ken, um alle schaffen. Sowohl Sir Robert Peel als 2 Adancgment zn widersetzten sich den Anträgen, als in die , Fm greifend, und dieselben werden daher ohne Zweifel verworsen 6

London, 16. Mai. Es ist jetzt, ministeriellen Blätter folge, entschieden, baß Graf von Ripon die Stelle des derer ae. Lord Fitzgerald, als Präsibent der Ostindischen Kontrolle einnehmen und Herr Glabstone an seiner Statt zum Präsidenten der Hanbels= Kammer ernannt werden wird.

Der Admiral Sir Robert Barlow, der einer der ausgezeichnet= sten Fregatten Capitaine während des Revolutions - Krieges war, ist am 11Iten d. M. im Sb6sten Jahre seines Alters zu Canterbury ge⸗

orben.

st Herr Brunel befindet sich in völliger Nekonvalescenz, nachdem der Arzt, Sir Benjamin Brodie, ihn am 13ten d. durch eine glück— liche Operation von dem Goldstück befreit hat, welches ihm in die Kehle geglitten war.

Neuere Nachrichten vom Cap, die bis zum 18. März reichen, sprechen von neuer Aufregung unter den Boers jenseits des Oranje⸗ Flusses, welche auf den Abzug der Truppen von Colesberg gefolgt war. Die aufrührerischen Bauern sollen sich jetzt die seltsame Hoff— nung machen, daß sie von Frankreich würden unterstützt werden.

Dänemark.

Kopenhagen, 16. Mai. (B. H.) Das Königl. Kriegs⸗ Geschwader, bestehend aus einer Korvette und zwei Briggs, ist am Nen d. im 56' 50“ N. Br., 4 10“ O. L. von Greenwich ange⸗ troffen worden, steuernd nach WSW. mit östlichem Winde. Man will wissen, es sey zu einer Demonstration bestimmt, um der Weige⸗ rung unserer Regierung, fortan die bisher von Dänemarks Seite üblichen Geschenke an den Kaiser von Marokko (dort als Tribut an gesehen) weiter darzubringen, mehr Nachdruck zu geben. Die dritte Brigg, „St. Jan“ welche mit jenen abgegangen war, hat in Flek⸗ leröe einlaufen müssen, zum Behuf der Ausbesserung eines Lecks am Hintertheil des Schiffes überm Wasser, womit der Befehlshaber am Iten d. fertig zu seyn hoffte, jedoch von hier Vorschrift erhalten hat, falls er einiges Bedenken fände, die für ihn bestimmte längere Reise fortzusetzen, den Umständen nach entweder sich mit einem kurzen Kreuz— zug in der Nordsee zu begnügen, oder auch gleich hierher zurückzu— kehren.

Deutsche Hundesstaaten.

München, 15. Mai. (Schluß der gestern abgebrochenen Sitzung.)

Dr. Sch windl beginnt zu großer Erheiterung der Kammer mit der Bemerkung: Wenn man die Kriminalisten in diesen Räumen versammelte, würden sich dieselben sofort in zwei Parteien sondern, in Milde und Strenge, oder in Löwen und Tiger. Die Letzteren glaubten, die Menschen nur dann vor Unrecht und Strafe bewahren zu können, wenn sie die Vergehen mit barbarischer Strenge bestraften. Erstere, die Großmüthigen, zögen dagegen den Weg der Humanität vor und gelangten auf diesem auch wirllich sicherer zum Ziele. Es verlohne sich wohl, zu fragen, von wem denn. so eigentlich am meisten gegen die Gesetze gefehlt werde. Offenbar von Sei ten der Armen und Ungebildeten, und von der Jugend. Nehme man dies erst an, dann werde man sich schon von vorn herein bezüglich der Strafen milder gestimmt fühlen. Jene Armen wüchsen nun einmal in Lebens, Ver— hältnissen auf, welche das Gelangen auf die Bahn der Vergehen leicht er⸗ klärlich machten. Ergebe sich, daß Individuen in ihren Jugendsahren ohne Belehrung blieben, von irgend einem Gesetz oder einem Verbot gar keine Kenntniß erhielten, dann wende sich wohl selbst ein Theil der Schuld von diesen ab, und auf die Regierung. Man solle nur vor Allem erst das Volk erzichen, dann würden sich die Vergehen und Verbrechen folgerecht von selbst mildern. Werde behauptet, daß die Verbrechen sich mehren, so solle man auch bedenken, daß sich die Bevölkerung mehre. Auch liege g zu Tag, daß so ruchlose und grauenerregende Vorkommnisse, wie sie in Vorzeiten nicht eben selten gewesen, neuerdings sich wenig oder gar nicht mehr ereig⸗ neten. Vorherrschend ses das Vergehen des Diebstahls, aber eben durch die Lebens-Verhältnisse der Armen erklärlich. Der Neiche werde natürlich nie stehlen, es müßte ihn denn etwg eine Art firer Idee oder Manie treiben. Was dagegen die Vergeheii durch Körber-Verletzungen angehe, so trete die Jugend in die erste Reihe; denn sie liebe, vorzugsweise, die Rauf händel. Wer wollte sich aber wohl eine Nation wünschen, so feig, daß, sie Alles vermiede, was einem Zusammenstoß phoösischer Kräfte nur einigermaßen gleichen lönnte? Wolle man aber doch allen Naufereien möglichst vorbeu⸗ gen, so solle man nur auch ohne Weiteres entweder alle Schenken zusperren, öder doch streng auf die Polizeistunde halten. Endlich handle sichs von Vergehen durch Widersetzung. Aber nicht alle obrigkeitlichen Personen näh⸗— men eine Stellung ein, die ihnen Achtung verschaffen könnte. Selbst gegen die Gendarmerie minderten sich die vorkommenden Widersetzlichkeiten; diese würden vielmehr vorzugsweise gegen die Gerichtsdiener-Gehülfen begangen. Es frage sich bezüglich dieser aber sehr, ob nicht mitunter gegen sie das Hausrecht aus gutem Grunde gehandhabt werde. Man müsse nur wissen, wie solche Individuen sich häufig betrügen. Werde in dem Entwurf auch in dieser Beziehung größere Milde dargeboten, so könne dies nur mit Dank angenommen und werde also auch von der Nation erkannt werden. Nur in dem Punkt des Verlustes der politischen Rechte walte noch eine zu große Strenge und Härte ob. Freilich sage man, das Volk im Allgemeinen schlage diese so hoch nicht an. Aber darin irre man sich. Früher möge dies so der Fall gewesen seyn, aber jetzt gewiß nicht mehr. Umgelehrt kennten und schätzten die Meisten ihre Ehrenrechte vollkommen. Er wünsche, es möchte der Entwurf noch eine Ausdehnung erhalten haben, z. B. unter Anderem auf Handlungen gegen gesetzliche Bestimmungen aus Fahrlässigkeit. Denn in der That sey es doch etwas ganz Anderes, ein Vergehen aus bloßer Fahrlässigkeit oder aus Absicht und mit Vorbedacht begangen zu haben. Wegen eines solchen ersterer Art seiner politischen Rechte für sein ganzes Leben verlüstig zu werden, bleibe doch gewiß höchst schmerzlich. Er selbst kenne einen sol⸗ chen Fall. Es habe ein sehr ehrenwerther Staatsbürger durch seine Leute einmal Schutt oder Unrath auf einen Straßenrand führen lassen. Ein Wagen, der die Mitte des Weges hielt, habe ungehindert vorüber gekonnt. Ein Pastillon sey jedoch gerade so gefahren, daß er den Hausen berühren und umwerfen mußte. In Folge der Verletzung, mehrerer Passagiere sey dann der Strafprozeß eingeleitet worden, und jener Staatsbürger, habe, gewiß sehr hart, in Folge des über ihn verhängten Urtels seine politischen Rechte für immer verloren. In der auffallendsten Weise verfehle 3. B. ferner allzugroße Strenge bei Jagdfreveln ihren Zweck. Ja gerade, der Härte unseres Wilddiebstahl-Gesetzes müßten die vielen vorkommenden Grãäuel⸗ thaten beigemessen werben. Trete größere Milde ein in der Strafe für das unbefugte Erlegen eines Hasen, so werde der Frevler um der zu erwarten den Strase willen schwerlich je sein und ein fremdes Leben wagen. Uebri⸗ gens könne er nicht umhin, sich hier gegen das immer ühlicher werdende IUnstellen von Hausunterfuchungen bei gegebenem Wilpdiebstahls Verdacht auszusprechen, so wie er auch dem Stellen so verdächtiger Individuen un⸗ ter orispolizeiliche Aufsicht nicht das Wort reden könne. Durch dieses e. den dergleichen Bursche nur erst zu größeren Vergehen hingedrangt, well sie in keinem ordentlichen Dienst behalten würden; denn welcher Bauer löune z. VB. einen Knecht brauchen, welcher täglich zweimal von der Alrbeit fort und vielleicht, wenn der , . anderwärts wohne, stundenlang ort müsse, um sich als präsent zu melden. ; kn währte bis gegen 2 Uhr, wo dieselbe zur Auf⸗ nahme der speziellen Bebatte auf morgen vertagt wurde. Am Mi⸗ nistertische wohnten derselben der Justiz⸗Minister Freiherr von Schren und der Justiz⸗Ministerial-Rath Lehner, in der Kammer aber 112

Mitglieder bei.

Vꝛünchen, 16. Mai. (A. Z.), Einer neueren Anordnung ig gf⸗ werden Se. Majestät der König erst am 7. Juni nach Aschaffenburg abreisen. .

ö 9. ö Staatsrath, Großkreuz des Verdienst-Ordens der Bayerischen Krone, Herr von Kirschbaum, wurde gestern in seiner Wohnung durch den Besuch Ihrer Majestäten des Königs und der Königin sammt der jüngeren Königlichen Familie erfreut. Mit der ihm eigenen Huld und zarten Aufmerksamkeit überbtachte König Lud⸗ wig dem überraschten Greise, welcher ihm vor 60 Jahren an eben digen Tage zum Erzieher und Hofmeister gegeben wurde, die Deco⸗ ration des Ludwig⸗-Orbeng und beschenkte ihn zum Andenken an

diese Feier mit einem trefflichen Gemälde, seinem eigenen (des Königs) Bildniß. An der Königlichen Tafel, zu welcher er in einem Hofwagen abgeholt wurde, saß der Jubelgreis an der Seite des Monarchen, der einen sinnigen Trinkspruch aüf ihn ausbrachte. Herr von Kirschbaum, ein Mann von umfassenden Kenntnissen und seltener Weltbildung, erfreut sich seines humanen Charakters wegen allgemei ner Achtung. Ein großer Freund und feiner Kenner der Kunst, ge— währen ihm jetzt seine reichen Sammlungen von Gemälden und Kupferstichen doppelten Genuß, seit er vor einigen Jahren durch eine glückliche Operation das verlorne Augenlicht wieder erhalten.

In der heutigen Sitzung der Abgeordneten Kammer wurde die spezielle Debatte über den Strafgesetz Entwurf eröffnet.

Kassel, 135. Mai. In der vorgestrigen Sitzung der Stände—⸗ Versammlung wurde über die Kosten zur Mobilmachung und Ergän zung des Armee- Corps berichtet. Außer den hierzu bereits erhoöbe nen Beträgen von 184,880 Rthlrn. wurden hierzu noch weitere 61,102 Rthlr. begehrt. Der Antrag des Ausschusses, diesen Betrag in den außerordentlichen Etat aufzunehmen, wurde genehmigt.

Portugal.

A Lissabon, 7. Mai. Wie vorauszusehen war, mußte die Session der Kammer noch einmal um ein Monat verlängert werden, um diesen die Möglichkeit zu gewähren, die noch rückständigen höchst wichtigen Arbeiten zu Stande zu bringen, und es wäre nicht unmög, lich, daß selbst trotz der im Diario do Governo vom 29. April schon verkündeten Verlängerung der Session bis J. Juni auch dann noch mancher Gegenstand nicht erledigt . wird, der dringend des sen bedürfte. Ich behalte mir vor, Ihnen morgen ausführlicher über den Stand der Dinge hier Bericht zu erstatten, über die Hoffnungen, welche die Englische Partei auf baldige Wiederaufnahme der Unter⸗ handlungen mit England wegen der Modisication der beiderseitigen Tarife setzt, besonders deshalb, weil die Regierung hier selbst durch die Noth auf Madeira sich gezwungen sah, die Zölle auf die dort— hin eingeführten Waaren auf die Hälfte des bisherigen Betrags herab— zusetzen, so wie endlich über die weiteren Arbeiten der Kammern.

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Serbien.

Von der Türkischen Gränze, 7. Mai. (A. 3.) Wut⸗ sitsch und Petroniewitsch haben eine in ihrem Namen verfaßte Vor stellung an die Pforte geschickt, worin Beide den herausfordernden Ton, in welchem sie ihre letzten Depeschen an die Pforte verfaßt hatten, herabstimmen und nur noch dringend „im Interesse ihres Va— terlandes“ bitten, daß man sie bis zur Anordnung und Vollziehung der neuen Wahl im Lande belasse, da ihre Gegenwart zur Erhaltung der Ruhe unerläßlich sey, ihre Entfernung aber das Signal zum Ausbruche eines allgemeinen Aufstandes wäre; die Anhänglichkeit und Liebe der Serben zu dem Nachlommen Kara Georg's hätten in der letzten Zeit sich so entschieden ausgesprochen, daß man über den Ausgang der bevorstehenden Wahl keinen Zweifel mehr hegen könne; allein eben diese Anhänglichkeit lasse Unordnungen befürchten, so bald Maßregeln der Strenge gegen dessen entschiedenste Anhänger in Ausführung ge bracht werden sollten. Man erwartet nun hier von dieser an die Pforte gerichteten Vorstellung einen günstigen Erfolg und hofft, den Hafiz Pascha, dessen angekündigter Ferman die Vorforderung der beiden September-Männer vor eine eigene in Konstantinopel zusammenzu setzende gerichtliche Kommission enthält, zu bewegen, die Bekannt machung der Großherrlichen Anordnungen aufzuschieben, bis die Ant wort auf die letzten Serbischen Depeschen von Konstantinopel eingelangt seyn werde. Jedenfalls sind diese beiden Männer entschlossen, sich in Konstantinopel nicht zu stellen, ja man besorgt, daß Wutsitsch, der nicht nur in Bulgarien, sondern auch in Rumelien viele Ver bindungen hat, einen Versuch machen möchte, dem jetzt in den Dongu Ländern herrschenden Einfluß entgegenzutreten. Der Mann ist keck und determinirt genug, um das Unsinnigste zu unternehmen. Da er übrigens der Pforte gegenüber sich immer als ein sehr ergebener Unterthan benommen hat und durch die Verhältnisse der neuesten Zeit in noch innigere Verbindung mit den Türken und den Regie rungs-Beamten getreten ist, so wird es wohl dem Pascha gelingen, ihn von seinen Entwürfen abzubringen. .

Nachdem die Reparatur des Wappens an dem Oestexreichischen Belgrader Konsulatgebäude vollendet worden, hat man dasselbe vor⸗ gestern wieder aufgestellt. Es scheint daher die vor einiger Zeit, ge— schehene Herahnahme jenes Wappens durch keine politischen Gründe, wie Einige behaupteten, motivirt gewesen zu seyn.

bereinigte Staaten von Uord-Amerika.

) New⸗WBork, 28. April. Die widersprechendsten Gerüchte sind fortwährend in Umlauf über die Lage des Kabinets zu Washing ton, über dessen ferneren Bestand in seiner jetzigen Zusammensetzung oder eine bevorstehende theilweise Modification desselben. Während die große Mehrheit hier allen diesen Gerüchten nur einen geringen Werth beilegt, weil sie schon so oft wiederholt, worden sind, aber sel— ten nur sich bestätigten, fahren andere fort, mit dem Tone der größ— ten Bestimmtheit immer wieder neue aufs Tapet zu bringen. So wird abermals von dem sicher bevorstehenden Austritte des Herrn Webster aus dem Kabinette gesprochen, zwischen welchem und dem Präsidenten in mehrfachen Beziehungen, Meinungs-Zwiespalt obwal— ten soll, der, aller angewendeten Bemühungen. ungeachtet, nicht aus geglichen werden konnte, und weshalb ein längeres Zusammenstehen der beiden Männer schlechterdings unmöglich würde. Ja man nennt sogar bereits Herrn Legare als bestimmt, den Herrn Webster zeitwei⸗ lig bis zu einer definitiven Besetzung des Postens eines Stagts-Se⸗ cretairs des Auswärtigen zu ersetzen. Hält man aber diese Mitthei⸗ lungen mit anderen Gerüchten, vorzüglich aber mit einigen neueren Thaͤtsachen zusammen, die nun einmal nicht in Abrede gestellt werden können, so wird man den Rücktritt des Herrn Webster schwerlich als so nahe bevorstehend annehmen, ja nicht wohl an eine überhaupt bedeutende Veränderung in der Zusammensetzung des Kabinets glau— ben können. . .

Herr Webster war der Unterhändler des zu Washington mit Lord Ashburton abgeschlossenen Vertrags und macht sich nach seiner wiederholten Erklärung daraus einen vorzüglichen Titel der Ehre und des Ruhmes, und es läßt sich daher annehmen, daß er sein Werk schwerlich halb vollendet stehen zu uh. die völlige Vollendung des— selben anderen, vielleicht weniger ge chickten, jedenfalls mit den Ein⸗ zelnheiten und Kunstgriffen des Baues weniger vertrauten Händen zu überlassen geneigt seyn dürfte. Jetzt aber steht dieses Werk nach den neuen Schwierigkeiten, die sich über die Auslegung des Artikels 8 jenes Vertrags zwischen den zeiden kontrahirenden Theilen erhoben haben und deren Beseitigung daher noch zu erwarten ist, unbestreitbar erst zur Hälfte fertig da, und es, heißt den Charakter, den Ehrgeiz des Herrn Webster aufs ärgste mißkennen, ihn fähig zu halten, daß er unter diesen Umständen, bei dieser Sachlage sich dazu verstehen werde, so leicht die Waffen zu strecken. ;

In der That versichern auch in der Regel wohlunterrichtete

Männer, daß er bereits aufs eifrigste sich mit einer diesen Schwie— rigkeiten zu gebenden, beide Theile befriedigenden Lösung beschäf⸗ tige, und nicht blos durch das eben nach England abgehende Dampf— Paketboot neue Depeschen an Herrn Everett, den Minister der Vereinigten Staaten zu London, mit Instructionen in diesem Betreffe abgeschickt, sondern außerdem auch noch einen besonderen Commissair in der Person des Herrn Duff Green dahin mit einer diplomatischen Mission abgesendet habe, deren Zweck und Umfang noch viel mehr bezielte als die Ausgleichung der schwebenden Differenzpunkte auf freundlichen Wege. Diese Differenzpünkte sind noch die Streitfrage wegen des Oregongebietes und die Ausdehnung, welche dem Durch— suchungs-Recht zu geben ist, und wie demnach eine authentische In— terpretation mit Zustimmung beider Theile für den Artikel 8 des Vertrags von Washington erreicht werden kann. Allbekannt ist hier zu Lande, daß Herr Webster in diesen Punkten allerdings nicht die ganze Strenge der Ansichten hat, wie der Präsident selbst, und daß er sohin eine Ausgleichung nicht für so schwierig hält als dieser; aber beide sollen durchaus übereinstimmen in einem Punkte, nämlich in ihrer Meinung von den großen Vortheilen, welche eine zweckmäßige Abänderung der Englischen und der Amerikanischen Tarife für die beiden betheiligten Länder haben müßte, und eine solche Modification derselben, welche, einen noch lebhafteren Handels Verkehr zwischen den Staaten der Union und Großbritanien herbeiführen und eben dadurch auch auf alle anderen Verhältnisse zwischen ihnen einen heilsamen Einfluß äußern, das Band der Freundschaft zwischen ihnen mehr und mehr befestigen würde, zu erzielen, Vorschläge desfalls dem Britischen Kabinet zu überbringen, soll eben der Hauptzweck der Mis sion des Herrn Duff Green seyn. Wenn es Herrn Webster gelänge, die Epoche seiner Amtsführung durch das Zustandebringen eines auf sesten Basen beruhenden und daher nicht durch jeden Windstoß zu erschütternden Verhältnisses zu England zu bezeichnen und dadurch die Aufrechthaltung eines friedlichen und freundlichen Einverständnisses zwischen beiden Ländern auf die Dauer zu gewährleisten, so würde er, was auch seine Feinde und Widersacher gegen ihn vorbringen mö— gen, sich jedenfalls die gerechtesten Ansprüche auf den Dank seiner 1 erworben und ein unvergängliches Ehrendenkmal gesetzt haben.

Es giebt zwar in den Vereinigten Staaten eine Partei, die der Ultra Demokraten, welche um jeden Preis die Gewinnung eines sol— chen Resultats zu vereiteln sucht, und die im Kongresse sicherlich jeder darauf hinzielenden Maßregel einen heftigen Widerstand entgegensetzen würde. Indeß darf man annehmen, daß selbst in dem neuen Kon gresse, dessen Mehrheit unbestreitbar demokratisch ist, noch Männer von hinreichend gesundem Urtheile und Mäßigung genug sich finden werden, um die Stimme der Leidenschaft vor dem wahren Interesse des Landes verstummen zu machen, und mit einer hinreichend starken Mehrheit den Ausgleichungs-Maßregeln ihre Zustimmung zu geben.

Wie nöthig es ist, daß vorzüglich der Punkt des Durchsuchungs⸗ Rechtes endlich eine definitive Regelung erhalte, zeigt sich durch einige neue Fälle, wobei Amerikanische Schiffe an der Älfrikanischen Küste von den Englischen Kreuzern angehalten und durchsucht wurden, und worüber nun die betreffenden Capitaine mit lauten Klagen und Pro— testationen, die aber eben in ihrer Form und Fassung schon allzu deutlich das Gepräge der Leidenschaft und der Uebertreibung an sich tragen, sich erheben. Ihrer Behauptung zufolge, hätte der Komman— dant des Englischen Kreuzers „Spy“ auf ihren Schiffen sich auf eine höchst verletzende, ja brutale Weise benommen, so daß sie sich veranlaßt gesehen hätten, unmittelbar eine Protestation an den Kommandanten der Britischen Station an jener Küste gegen die erlittenen Gewaltthätigkeiten zu richten. Der Eapitain der Ame⸗ rikanischen Brigg „Ceylon“, Herr Dayley, einer der Betheiligten, hat außerdem die Sache auch sogleich durch die Tagespresse hier zur Oef— fentlichkeit gebracht und dadurch die allgemeine Aufmerksamkeit, aber auch Entrüstung abermals auf diese leidige Streitfrage gerichtet.

Es geht die Rede, eine Anzahl Englischer Kapitalisten wollten beträchtliche Summen darauf verwenden, die zu Grabe gegangene Bank der Vereinigten Staaten wieder zu neuem Leben zu erwelken. Inwiefern die Sache Grund hat, läßt sich in diesem Augenblicke noch nicht ermitteln. Gewiß ist, daß, in Folge der überaus zahlreichen Baarsendungen, die in der letzten Zeit nach Amerika gemacht wurden, an Kapitalien durchaus kein Mangel, ja fast Ueberfluß herrscht, und daß hier sowohl als zu Philadelphia die Speeulation in Staats Papieren der Vereinigten Staaten wieder einiges Leben zeigt, in Folge dessen sich diese auch wieder etwas gehoben haben. Auch in die Handels⸗ Geschäfte ist wieder einige Regsamkeit gekommen, New-Nork wimmelt von Fremden, obgleich man bemerkt, daß die Handelsleute aus dem Sü⸗— den durch das beschränkte Kredit-System sich gehindert sehen, beträcht lichere Einkäufe zu machen, während jene aus dem Westen, wo der Geldumlauf geregelter und überhaupt die finanzielle Lage noch weni— ger behindert ist, namhafte Ankäufe machen. Der Baumwollenmarkt bleibt sich so ziemlich gleich. Man bemerkt, daß unsere inländischen Fabrilen, namentlich zu Boston, nicht ohne Glück, mit den Englischen auf den verschiedenen Märkten Konkurrenz zu machen beginnen, der sicheste Beweis, daß sie in wirklichem Fortschritte und Aufschwunge begriffen sind.

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2 Paris, 17. Mai. Die auf dem Wege über New-Aork eingetroffenen Berichte über den Stand der Sachen in Mexiko, zu Campeche und gegen die Texianer sind so verworren, daß sich nur schwer ein klares Bild der Sachlage daraus entnehmen läßt. Nach Mittheilungen aus Campeche vom F. April und aus Sisal vom 12ten, die nach New-Nork gelangt sind, scheinen die Mexikaner, etwa 3006 Mann stark, eine Landung gemacht und die Richtung von Merida eingeschlagen zu haben. Sie befanden sich etwa g Englische Meilen von Merida zu Gishä-hako, von wo sie unter fortwährenden Gefech ten gegen Merida vorrücken wollten, in der Hoffnung, es zu neh— men, wobei sie vorzüglich auf die Hülfe und den Beistand der in

diesem Platze besindlichen Mißvergnügten und der Föderativ= sache Abgeneigten rechneten. Nach einem anderen Schreiben aber, vom 1. April, das von dem politischen Chef von

Motul herrührt, wären die Mexikanischen Truppen in der schlimmsten Lage und halb ausgehungert gewesen. Aus dem Wirrwarr einzelner Angaben ist noch heraguszuheben die wiederholt gegebene Nachricht von dem Entkommen einer Anzahl Texianer aus der Gefangenschaft der Mexikaner; ferner, daß eine Abtheilung Texianer unter Anführung eines gewissen Capitains Eameron in ber Nähe der Stadt Camargo am San Juan-Flusse mit einem Corps von 2000 Mexikanern zusammen⸗ getroffen sey und diese geschlagen habe. Die Terianer wollen den— selben 709 Mann getödtet, selbst aber nur 25 Mann verloren haben! Dies allein schon genügt, den wahren Werth dieser Nachrichten zu bezeichnen.

9 aiti. Paris, 17. Mai. Nach den letzten Nachrichten aus Haiti bis Anfang April war dort noch immer Alles ruhig auf der ganzen

Insel, die provisorische Negierung unter Charles Herard, dem Aelte⸗ ren, setzte noch ihre Thätigkeit fort, ein Präsident an Boyer's Stelle

629 war noch nicht erwählt worden. Die Stadt San Domingo hatte sich am 30. März der sogenannten Volls Armee nach einem unbe= deutenden Gefechte, in welchem jedoch einige Leute getödtet und ver— wundet wurden, übergeben. Man bemerkte unter der Armee die große Anzahl von Individuen, welche sich ohne Weiteres die Ofsizier— Epaulets beilegten, so daß die Hälfte der Truppen fast aus dergleichen Offizieren ihrer eigenen Scho frnß bestand, die aber nebenbei in wahre Lumpen gebüllt waren und barfuß gingen.

Bereits sind einige Akte der neuen provisorischen Regie— rung der Republik Haiti bekannt; nun hat dieselbe auch eine offizielle Auseinandersetzung der Ereignisse, welche die Absetzung des Präsidenten Boyer veranlaßten, so wie über die Anordnun gen des jetzigen Chefs der provisorischen Regierung, Herrn Charles Herard dem Aelteren, veröffentlicht. Das betreffende Aktenstück, das man eine wahre Anklage-Akte nennen kann, die dem gestürzten Ge neral Boyer noch in die Verbannung nachgeschleudert wird, ist aus Port au Prince vom 27. März 1843 datirt, und erinnert zuerst daran, daß Boyer, als er im März 1818 nach Petion's Tod zu der Prä sidentschaft berufen wurde, die Verpflichtung übernahm, nach der Constitution von 1816 zu regieren, daß er aber diese zu wiederholten malen aufs ärgste verletzte. Da die betreffende Stelle des Doku ments eine Art Resumé der verschiedenen Akte ist, welche Boyer vorzüglich zur Last gelegt werden, so theile ich sie Ihnen wörtlich mit. Nachdem ihm vorgeworfen ist, daß er zu den ihm wirklich zu kommenden Befugnissen, wie z. B. der Ernennung aller öffentlichen Beamten, der Präsentation der Kandidaten für den Senat, der Ini tiative für die Gesetze noch andere durch Anmaßung hinzugefügt habe, heißt es weiter:

„In dem Dünkel seiner Allmacht wußte er keine anderen Personen mehr zu Senatoren zu ernennen, als seine Verwandten und Günstlinge, en schickte mit Hintansetzung der Constitution, Steuergesetze an den Schat; hinter listiger Weise entfernte er unabsetzbare Beamte ven ihren Stellen, indem er die Gerichtshöse mit servilen und abhängigen Richtern besetzte; er fes selte die Freiheit der Presse zu derselben Zeit, als er Bürger in seinen Sold nahm, die nichts anderes zu thun hatten, als ihre Mitbürger zu betrügen. Er setzte dem Laufe der Gerechtigkeit Schranlen; oft that er dem Vollzuge von Aussprüchen und selbst von Urtheilen in Eivilsachen Einhalt. Das Leben, die Ehre, das Vermögen, Alles war in seinen Händen; er entzog die Bürger ihren natürlichen Richtern durch die plötzliche Errichtung von Kriegsgerichten und außerordentlichen Kommissionen; er bildete cine son derbare und gefährliche Mischung von Civil und Militair-Autorität. Ver— mittelst eines dieser Prevotal-Gerichtshöfe fam der unglückliche Darfonr um, dessen ganzes Verbrechen darin bestand, Utopien in einer an die Neprä— sentanten des Hauses der Gemeinen gerichteten Petition zu träumen. So erlitt eine gute Anzahl von Bürgern der Civilklasse und nur wegen Civil vergehen angeklagt, den Tod.

„Von den sünf Legislaturen, welche sich unter der Herrschaft des Prä— sidenten Boyer eröffneten, wurden Mandatare der Nation und Organe ihres Willens verjagt aus den Sessionen von 1822, 1833, 1839 und 1842, mit Hintansetzung der Constitution, welche die Repräsentanten, wie alle hohen

Beamsen, nur vor dem höchsten Gerichtshofe verantwortlich erklärt. Die

Ausstostungen betrafen besonders die erleuchteisten, unabhängigsten und pa triotischsten Deputirten.

„Im Jahre 1822 ließ der Präsident, um Deputirte, welche von dem Worte Gebrauch gemacht hatten, sie durch seine Häscher gewaltthätigerweise festnehmen und in Gefängnisse wersen.

„Im Jahre 1839 verschlossen ihnen Bajonette die Thüren des Par— laments.

„Im Jahre 1812 endlich wurden bedeutende militairische Streitkräfte an Linientruppen, die von allen Seiten zusammengezogen waren, mit einem erschreckenden Luxus gegen die Vertreter des Volkes entfaltet. Schreckens— befehle, blutige Anordnungen wurden diesen Truppen ertheilt. Die Gewalt vertrieb ungefähr dreißig shrer Mitglieder aus der Kammer; die Hauptstabt und alle Hauptorte der Departements blieben ohne Vertretung.

„Weil der Präsident der Kammer und die Secretaire in dieser Ses sion der Opposition angehörten, vergaß sich der Präsident so west, sich zu Intriguen herabzulassen, um ihre Ernennungen für nichtig erflären und sie durch niedrige Werltzeuge seiner Absichten ersetzen zu lassen.

„Seit langer Zeit war er in die Bahn der Unbilligkeit und des Des— potismus eingetreten. Zahlreiche und empörende Absetzungen waren gegen fähige, redliche und ehrenwerthe Beamte ausgesprochen worden, indem man ihnen untaugliche oder unmoralische Individüen zu Nachfolgern gab. Volksvertreter wurden aus Anlaß ihrer Meinungen über ie öffent— lichen Angelegenheiten wegen Reden, die sie in Ausübung ihres Auftrages gehalten hatten, den ordentlichen Gerichten überliefert, verurtheilt und in Gefängnisse gesperrt.

Selbst der Stock wurde wilden Soldaten in die Hände gegeben, um / Männer von edlen Gesinnungen und ehrenwerthem Benehmen zu ver— olgen.

„Es war nur noch eine Herrschast der Ungerechtigkeit und der Willkür; es war nichts mehr als Barbarei und Vandalismus; es war nur noch ein Sostem der Lüge, der Angeberei, des Spionirens; es war nur noch die Praris eines gehässigen Macchigvellismus und der unheilvollsten Spaltun gen; es war nur noch eine Verwaltung, zu Grunde gerichtet durch die schmachvollsten Verschleuderungen, zu denen der oberste Chef das Beispiel gab, das nur zu sehr durch seine Agenten und Kreaturen nachgeahmt wurde.

„Erdrückt von der Last enormer Auflagen und verletzt von so vielen Plackereien, angegriffen in seinen theuersten Interessen und verzweifelnd, den

Präsidenten Boyer sich eines Besseren besinnen zu sehen, während es nichts

vom Senate noch von der verstümmelten Kammer der Gemeinen erwarten konnte, hat das Haitische Volk, nur allzu lange unglücklich und wahrhaft Sklave, sich endlich am 27. Januar 1813 erhoben und sich wieder in den Besitz der Ausübung seiner Rechte gesetzt.

„Das Volk war dahin gebracht worden, diese geheiligten und unver äußerlichen Rechte, diese unverjährbaren Bürgschaften, durch das furchtbare Mittel der Waffen zurückzuverlangen. ]

„Nach dem Wunsche der ehrenwerthesten Bürger und unter den Accla mationen des ganzen Landes wurde Charles Herard zum vollziehenden Chef des Willens des souverainen Volfes ernannt.

„Bei Annahme dieser immensen und erhabenen Diktatur hat er sein Vertrauen auf Gott gesetzt, der den Exzessen der Tyrannen Schranken setzt; er hat auf die Mitwirkung aller guten Haitier gezählt, welche auf lautem Rufe die Wiederkehr der Freiheit und des Genusses der durch ihre Väter wohlerworbenen Rechte verlangte. Er hat sich nur von der Liebe zum Vaterlande inspiriren und leiten lassen. Seine Hoffnungen sind verwirklicht worden, Golt hat seine Wünsche erhört; er hat Mitlesden gehabt mit den Leiden dieses Volkes; er hat selbst seine Operationen geleitet. Die Haitier waren in den ernsten Umständen, die obgewaltet haben, durch ihren Muth gleich gewesen ihren Vorältern in den ersten und glorreichen Revolutionen; aber sie hatten keine so schrecklichen Prüfungen zu bestehen; die Freiheit hat ihre Fahnen geführt.“ .

Nun folgt cine Erzählung des Beginnes und Verlaufs der Revolution bis zu Boyer's Sturz, worin namentlich dem General Borgella schwere Vorwürfe gemacht werden, daß er die ihm angebotene vermittelnde Stellung zwischen dein Volle und dem Präsidenten Boner zurückwies, während den Generalen Lazarre und Segrettier eben so große Lobsprüche ertheilt werden, daß sie sich so bereitwillig gleich anfangs der Nevolution anschlossen. Ver— geblich seyen noch nach bereits begonnenem Kampfe wiederholte Versuche zu Herbeiführung einer Ausgleichung gemacht worden, immer wurde auf die Worte des Friedens mit neuen Heräussorderungen und Angriffen geant⸗ wortet. .

„In Kraft der ihm übertragenen Vollmachten (heißt es dann weiter) sprach der Chef der Armee der Patrioten durch ein Destet vom 10. Marz die Absetzung des Präsidenten Boher aus; er versetzte ihn in Ankla estand, so wie sieben seiner Mitschuldigen, um vor eine National Jury , zu werden.

„Boyer und einige seiner Satelliten haben sich am 13ten auf der Britischen Kriegs - Korvette „Scylla“ eingeschisst, die nach Jamaika unter Segel gegangen ist.

stürzt, nachdem sie ihre Taschen mit dem wenigen Gelde, das aus seinen

schwachen Hülfequellen kommt, gefüllt haben.

„Sie reisen ab, beladen mit dem Fluche eines ganzen Volkes.

„Vor der Flucht hat der Präsident Bover eine Abdankungs Alte er= sassen, wie es ein Monarch gethan haben würde. In diesem Aktenstücke hat er seine eingewurzelte Gewohnheit der Lüge und der Täuschung nicht aufgegeben; er hat die Schamlosigleit nicht abgelegt.

„Eine Fraction des Senates, mit Herrn Bazelais, Schwiegersohn des Despoten, an der Spitze, hatte sich, den Anschein gebend als wisse sie nicht, daß das Volk die Ausübung seiner Souverainetät wieder übernommen habe, die vollziehende Gewalt diesem Staats-Scecretair übertragen.

„Aber seit der Ankunft der Befreiungs-Armee und ihres Chefs zu Port Nepublicain am 2isten d. M. ist die Autorität dieses Chefs allein aner— kannt von der ganzen Armee wie von allen Bürgern. Das Land ist ruhig, die Ordnung herrscht darin; es ist weder eine Reaction, noch eine Contre= Nevolution zu fürchten; wir haben Beitritts Erklärungen von den vier Theilen der Republik erhalten, welche das Ziel und den Zweck der Revo⸗ lution begriffen haben.

„Die Handels-Geschäste haben ihren Lauf noch nicht völlig wieder ge—

nommen. „Alles Eigenthum wird respeltirt. Mit Unrecht hat man von unserer Seite Repressalien befürchten zu müssen geglaubt, obgleich die Chefs der Truppen des Präsidenten furchtbare Räubereien hatten verüben lassen.

Ein einziger Punkt beschästigt und seßt alle Gemüther in Bewegung, nämlich die Erlassung der neuen Constitution.

„Mit dem Veistande eines aus den vorzüglichsten Chefs der Revolu— tion gebildeten Rathes wird Charles Herard unverzüglich die provisorische

Regierung organisiren, welche zur hauptsächlichen und ersten Aufgabe haben

„Sic reisen ab, nachdem sie das Land in das schrecklichste Elend ge⸗

wird, die Bürger zusammenzurufen zu dem Zwecke, die Mitglieder der kon— stituirenden Versammlung zu wählen.

„Man wird dabei sich nach den Anordnungen des Manifestes der Bür— ger von Caves richten, in welchem Aktenstücke die Beweggründe und der weck unserer Revolution auseinandergesetzt und erklärt werden. Dieser Aufruf war zur Zeit des Marsches der Befreiungs-Armee günstig aufge— nommen worden; die Grundsätze, die uns leiten und unserer Constitution zur Grundlage dienen sollen, sind demnach bekannt.

„Eine ungeheure Verantwortlichfeit wird auf den Ministern lasten. Das Recht, seine Gedanken zu sagen und zu veröffentlichen, wird von je— der Art von Hemmniß befreit werden; und die Ausübung dieser kostbaren Freiheit wird gesichert werden, indem die Preßvergehen einer vom Volle aus⸗— gegangenen Jury unterstellt werden.

„Alle Freiheiten sollen gewährleistet, alle Pflichten in Erinnerung ge— bracht, so wie alle Rechte geheiligt werden.

„Die vollziehende Gewalt auf Lebenszeit soll abgeschafft und selbst die Wiedererwählung des ersten Chefs des Staates beschränkt werden. Die Mehrzahl der öffentlichen Stellen sollen temporair und nur durch Wahl übertragen werden.

„In Folge dieses Sostems wird die Theilung der Gewalt und der Würden, die Einigkeit in den Familien und die Harmonie unter den Bür⸗ gern leicht und schnell zu Stande kommen.

„Freiheit, Erziehung, Neligion, das sind die Mittel zur Civilisation.

„Die Industrie, der Handel und die Künste sollen befördert, die Tu— gend geehrt, die Talente belohnt und nutzbar gemacht werden.

„Wir werden alle Früchte ärndten, welche uns der fruchtbare Boden und das schöne Klima des schönen Haiti versprechen. Wir werden nicht vergessen, daß es an uns ist, zu beweisen, unseren Verleumdern gegenüber, daß die, Menschen der Afritanischen und Amerikanischen Nace würdig sind, der Freiheit zu genießen, wie die Nationen der alten Welt.

„Haiti wird bald die vollständige Emancipation der Schwarzen voll— enden, indem es durch seine neue Constitution die tausend Köpfe des Un— geheuers der Sklaverei zerschmettert.“

Das Dokument schließt mit einem Aufrufe an die Männer, die in Frankreich mit der Erforschung dieser Frage sich beschäftigt haben, Haiti mit Rath und That an die Hand zu gehen.

*

Inland.

Berlin, 22. Mai. Die Königliche Seehandlung hat ein neues Dampfboot, den „Prinz Karl von Preußen“ in Fahrt gestellt. Am vorigen Freitage begaben sich bereits Se. Majestät ber König, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz von Preußen und Prinz n so wie Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin mit einem glänzenden Gefolge an Bord des gedachten Schiffes und geruhten mit demselben eine Fahrt zu machen, über deren Schnellig⸗ keit, so wie über die Eleganz und die Einrichtung des Schiffes Aller⸗ höchst und Höchstdieselben ihre besondere Zufriedenheit aussprachen.

Gestern wurde das Boot zur Benutzung dem Publikum überge— ben und mit einer Fahrt nach Brandenburg eingeweiht. Man fuhr um HH Uhr früh ab, erreichte das Ziel der Reise um rn, trat Abends 5 Uhr die Rückfahrt an, und gelangte so zeitig nach Potsdam, um mit dem 8! Uhr abgehenden Eisenbahnzuge nach Berlin fahren zu können. Dies Resultat ist ein sehr günstiges zu nennen, zumal da die Maschinen ganz neu und noch nicht eingefahren sind. Der „Prinz Narl“ ist in den schönsten Verhältnissen erbaut: Deckslänge von der Gallerie zum Bug 125 Fuß, Decksbreite, die Räderkasten eingerech⸗ net, 23 Fuß, Tiefgang am Vordersteven 21 Zoll, am Hintersteven 24 Zoll. Er wird durch zwei Niederdruck-Maschinen, jede von 16 Pfer⸗ dekraft, bewegt. Die innere Einrichtung der Kafüten übertrifft Alles was man in dieser Art bis jetzt hier gesehen hat, Sammet, Seide und Gold sind das Material, das von kunstverständiger Hand zur Ausschmückung verwendet worden ist.

Mit dem heutigen Tage beginnt das Schiff von Potsdam aus die regelmäßige Passagierfahrt nach Hamburg, die es gemeinschaftlich mit dem „Falken“ zweimal wöchentlich fortsetzen wird, während der „Delphin“ und „Berlin“ den Schleppschiffdienst versehen werden.

Trier, 17. Mai. Die hiesige Zeitung enthält folgenden Erlaß: „In Nr. 37 der Trierschen Zeitung dom 7. Februar d. J. ist unter der Rubrik „Verspätete Rüge“ ein Aufsatz enthalten, wonach mehrere Einnehmer zu ihrer eigenen Geschäfts-Erleichterung den Hagelbeschädigten auf die denselben in 1842 bewilligten Unterstützungs⸗ Gelder ihre Steuern in Abzug gebracht haben sollen, und zwar nicht nur die rückständigen, sondern sogar die noch nicht verfallenen des ganzen Jahres bis Januar 1843. Wir haben den Gegenstand die⸗ ser Rüge einer sorgfältigen Untersuchung unterworfen, und da sich, in Folge derselben, die Richtigkeit dieser Anschuldigung in einem Recep—⸗ tur-Bezirke herausgestellt hat, eine angemessene Ahndung im Diszi⸗ plinar-Wege eintreten lassen, auch zu Vermeidung ähnlicher Unregel⸗ mäßigkeit in Zukunft das Erforderliche angeordnet. ;

Trier, 13. Mai 1843. Königl. Preuß. Regierung.“

Das neue Spanische Zoll⸗ANeglement.

O Madrid, 9. Mai. Die Gaceta von heute veröffentlicht ein an den Finanz -Minister gerichtetes Dekret des Regenten vom 3. April, durch welches das neu ausgearbeitete Reglement für die Zoll-Aemter (ustruccion de aduanas) vom 3. April in Kra

gesetzt wird. Dieses aus 205 Artikeln bestehende Reglement * in sehr wesentlichen Punkten von dem bisher gültigen, unter dem 26. August 1811 veröffentlichten ab, und schreibt namentlich alle Förmlichkeiten, welche die Schiffe fremder Mächte zu beobachten ha- ben, um in Spanischen Häfen zugelassen zu werden, aufs und da von ihnen in dem Reglement vom 26.

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