1843 / 145 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

det habe, auch auf ihre Weise zu fassen und in Worten festzu⸗ 26 rr. werden 3 Verhandlungen geschlossen.

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Zeitungs Nachrichten.

Ausland. .

Frankreich.

Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 19. Mai. (Nach trag.) Die Abstimmung über den ganzen Zuckergesetz- Entwurf ergab folgendes Resultat:

Zahl der Stimmenden .. .. . . . 333.

Absolute Majorität 192.

Für den Gesetz-Entwurf .... . 286 Stimmen. Gegen denselben 97 v

Die Kammer nahm hierauf noch ohne alle Debatte den Gesetz Entwurf an, durch welchen für das Jahr 1814 die gewöhnliche Aus— hebung von 80,00 Mann zur Rekrutirung der Armee bewilligt wird.

Paris, 20. Mai. Der Moniteur parisien erklärt die Nachricht für ungegründet, daß das Ministerium die Absicht habe, den amendirten Zuckergesetz Entwurf der Pairs-Kammer nicht vorzulegen. Ein anderes hiesiges Journal äußert sich über diesen Gegenstand in folgender Weise: „Die große Majorität, mit welcher gestern in der Deputirten Kammer der amendirte Zuckergesetz- Entwurf angenommen wurde, hat alle Diejenigen in Erstaunen setzen müssen, die von den Tages zuvor stattgehabten Verabredungen nichts wußten. Das Mi— nister-Conseil hat über die Frage berathschlagt, ob man den Gesetz⸗ Entwurf zurücknehmen, oder ihn wenigstens der Pairs-Kammer nicht vorlegen solle. Der Finanz⸗Minister unterstützte hauptsächlich diese Ansicht und die Majorität des Conseils schien im Begriff, sich der⸗ selben anzuschließen. Nach langen Erörterungen entschloß man sich indeß zu einer ganz entgegengesetzten Meinung. Herr Guizot machte seinen Kollegen. bemeiklich, daß das Amendement Pässy immer noch günstiger für die Kolonicen sey, als es die Anträge der Kommissionen gewesen seyn würden. Die Erhöhung der Steuer auf Runkelrüben- Zucker müsse später die Kolonieen nothwendig von jener gefährlichen Konkurrenz befreien, da es erwiesen sey, daß die inländischen Fabriken unter diesen neuen Bedingungen nicht bestehen können. Wenn man den Gesetz— Entwurf fallen lasse, so würde der zweifelhafte und prekäre Zustand der beiden Industrieen noch ein Jahr länger dauern, und außerdem würde man gewissermaßen eingestehen, daß das Ministerium eine Niederlage erlitten habe. Demzufolge wurden alle konservativen De— putirten aufgefordert, für den Gesetz Entwurf zu stimmen, obgleich derselbe durch das Amendement Passy gänzlich umgestaltet worden sey, und hieraus läßt sich die große Masorität erklären, die sich für den ganzen Gesetz⸗-Eutwurf fand, während das Amendement nur mit einer Majorität von wenigen Stimmen angenommen war.

Die Budgets-Kommission wird heute liber 8 Tage der Kammer ihren Bericht erstatten, und die Erörterung wird zu Anfang des künf⸗ tigen Monats beginnen können. Somit nähert sich der Schluß der Session mit starken Schritten.

Der, bisherige päpstliche Internuncius am hiesigen Hofe, Herr Garibaldi hatte vorgestern in Neuilly seine Abschieds Audienz. Nach ihm überreichte Herr von Gerstlacher dem Könige in einer Privat Audienz die Abberufungs -Schreiben, welche seiner bisherigen Mission als Minister⸗Resident des Großherzogs von Baden, ein Ende machen. Der Legationsrath von Schweizer wird interimistisch die Geschäfte der Badischen Legation verwalten.

Börse vom 26. Mai. Zu Anfang der heutigen Börse war die Rente bei steigenden Coursen gesucht; aber gegen 3 Uhr verbrei— tete sich das Gerücht, daß durch Taubenpost Nachrichten aus London von gestern eingegangen wären, die sehr beunruhigend über den Zu— stand Irlands lauteten. Dieses Gerücht drückte die Course sämmtli— cher Fondsgattungen.

tt Paris, 20. Mai. Das Zucker-Gesetz in seiner jetzigen Gestalt ist mehr ein Werk des Zufalls als das Ergebniß irgend einer bestimmten systematischen Ansicht von den bei der Zucker-Frage be—⸗ theiligten Verhältnissen und Interessen. Weder die Regierung noch die Kommission der Kammer, weder die Kolonial-Partei noch die Partei der einheinischen Industrie hat die Verantwortlichkeit für das gestern vollendete Resultat der in der Kammer während der letzten zehn oder zwölf Tage geführten Verhandlungen. Daher weiß denn auch eigentlich Niemand recht, was er von dem neuen Gesetze zu hal— ten hat, was er von seinen Wirkungen hoffen oder fürchten soll. Diese Ungewißheit ist vollkommen hinreichend, um eine fast allgemeine Unzufric— denheit zu erregen, aber diese Unzufriedenheit wird durch den Ge— danken gemilbert, daß das Zuckergesetz nicht allein noch weit entfernt ist von seiner schließlichen Bestätigung, sondern, daß auch in dem Fall, daß diese bis zuni August künftigen Jahres, wo das neue Gesetz in Kraft treten soll, wirllich erfolgte, noch Jeit genug zu dessen Verän' derung ober gänzlicher Umformung bleiben würde. Mit der größten Wahrscheinlichkeit kann man jedenfalls für das nächste Jahr eine neue parlamentarische Erörterung der Zucker-Angelegenhelt voraussagen, deren definitiße Erledigung in der That von der gegenwärtigen Session mit ihrem schlaffen, lauen, abgespannten Charakter gar nicht zu erwarten war.

Wars, 2. Mai. Sonderbar! alle Welt stimmt darin überein, daß das jetzt definitls von der Kammer angenommene Juckergesetz im Grunde Niemanden befriedigt, da es alle Juteressen derlehzt und dessenungeachtet wurde es mit Einer so bedeutenden Ma⸗ sarität, augenonimen. Es ist aus der Eile, mit welcher am Ende alle Artikel so zu sagen über Vausch und Bogen votirt wurden, ersichtlich, baß man nun einmal um jeden Preis mit der Sache zu Ende kom— men wollte. Auch das Amendenient des Herrn Jollivei fand vor den lugen ders ammeg leine Gugde. Dies begreift sich noch chet, ale wie. Herr Lacgor-Laplagne, der bisher den Regierungs- Entwurf so eifrig vertheidigt, als allein heilsam erklärt hatte, so plötzlich auch im Sinne des nun augenomnienen Amendements Passy sprechen, und sogar Herr Jollioet, der die Frage schon in seiner Stellung als De— legirter der Kolonieen von Grund aus studirt hat, vorwerfen konnte er Hertheidige das Interesse der Kolonieen auf eine ungeschickte Weise, da das von ihn beantragte Amendement . der Differential-Zölle den Kolonieen noch weit schädlicher 96 wü? als die Antraͤge der Kommission. Der Finanz Minister sagte war mit Recht, die Erhöhung des Differential-Jolles werbe vo gen rk auf dem Rübenzucker fen. da der Grad der Vervollkommnung hh Fabrication desselben die unmittelbare Auwendung dieses Zolles auf denselben erlaube, während der Kolonialzucker in den höheren Qua- litäten des ersten Typus erst in einigen Jahren davon betroffen würde, wenn die zunehmende Erhöhung der Auflage auf den Rüben zucker den Differential Zoll für beide Zucker⸗-Arten gleichstellen werde. Aber er konnte nicht sagen, Herr Jollivet, ber die gänzliche Aufhe⸗ bung des Differential- Jolles auf den Kolonialzucker verlangte, bean⸗

612 trage etwas, was dem Interesse der Pflanzer selbst entgegen sey. Herr Lacave Laplagne scheint dabei vergessen zu haben, daß der in= ländische weiße Rohzucker, nur nachdem er rafsinirt worden, zum Ver brauche kommen kann, während der weiße Rohzucker aus den Kolo— nieen der Naffinage keinesweges absolut bedarf, sondern, wenn der Differential- Zoll nicht wäre, unmittelbar in die Hände der Konsu⸗ menten gelangen könnte, ohne erst durch die Raffinerien zu passiren.

Die Raffineurs haben Ursache, der Kammer, namentlich aber ihrer Kommission mit allem Grund dankbar zu seyn, denn ihr Inter= esse ist am meisten wahrgenommen worden. Eines auffallenden Um— standes muß ich noch hier besonders erwähnen. Die Kommission hatte anfänglich schon zwei Typen für die Rohzucker der Kolonieen aufgestellt, und sie jetzt auch aufrecht erhalten; dagegen hat sie, ohne Angabe des Grundes und ohne daß neu hinzugekommene Thatsachen diesen Beschluß motivirten, die früher von ihr selbst festgesetzte Jiffer des Differential-Zolles abgeändert, respektive erhöht, indem sie für die nicht weißen Rohzucker ersten Typus zu der Haupt-Auflage noch ein Zehntheil mehr, und für die der Nüance des ersten Typus voranstehen⸗ den Zucker, zwei Zehntheile mehr hinzufügte. Sie hat hierdurch un— gefähr 50 Prozent zu ihrer ursprünglichen Ziffer hinzugefügt. Wenn es vielleicht noch Leute giebt, die zweifeln, daß der Rübenzucker bei der jetzigen Entscheidung zu Grunde gehen müsse, so ist doch alle Welt einverstanden, daß dem Kartoffelzucker durch die gegen ihn beschlossene Auflage ein Ende gemacht ist.

Wir sind nun begierig, in welcher Weise der Handels- Minister das neue Gesetz, wie es aus den Händen der Deputirten- Kammer hervorgeht, vor der Pairs Kammer vertheidigen und ob auch diese dasselbe in seiner jetzigen Form annehmen wird. Wenn sie auch nur die leiseste Modisication daran vorninimt, so muß es noch einmal an die Deputirten⸗Kammer zurückgehen, und dann wäre es bei der vor— gerückten Jahreszeit wohl möglich, ja wahrscheinlich, daß es in dieser Session gar nicht mehr zur Diskussion käme, also (0 ipso der Slalus quo aufrecht erhalten bliebe. Die Folgen davon habe ich gestern schon angedeutet. Noch eine Bemerkung drängt sich bei dem' Rück. blicke auf die Debatten der Deputirten-Kammer über die Zuckerfrage auf, nämlich, daß unter den Deputirten der Departements des Non dens, wo die Rübenzucker-Fabrication ihren Sitz hat, weit mehr Einigkeit und Zusammenhalten, eine richtigere Erkenntniß ihrer In teressen stattsindet, als bei denen der mittäglichen Departements. Vie letzteren dürften sich an den ersteren ein lehrreiches und nutzbringendes Beispiel nehmen.

O Paris, 20. Mam⸗. Die Deputirten der Hafenstäbte, die im Grunde mit dem Resultat der Zucker-Debatte zufrieden seyn können, weil es das Verbammungs-Urtheil des Rübenzuckers ausspricht, fürch— teten, daß die Lösung der Zuckerfrage zum großen Nachtheil des Seehandels abermals vertagt werden würde. Sie versammelten sich daher gestern kurz vor der Sitzung der Deputirten-Kammer und beschlossen, bei dem Votum über das Gesammtgesetz auf jeden Fall weiße Kugeln abzugeben. Nur Herr von Lamartine und Berryer votirten dagegen, obwohl sie zu den eifrigsten Vertheidigern des Kolonial— Zuckers gehören. Auch Herr Thiers und dessen Freunde warfen schwarze Kugeln in, die Urne. Die Mitglieder des Kabinets, welche zugleich Mitglieder der Deputirten-Kammer sind, votirten ins gesammt zu Gunsten des amendirten Gesetzes, wodurch sie Jedermann auschaulich machen wollten, daß die Regierung zu dem Amendement Passy⸗Dumont ihre Zustimmung gegeben. Es fehlt nun freilch nicht an Deputirten, welche behaupten wollen, das Kabinet habe die Kammer mystisizirt. Herr Guizot, meinen sie, habe unter Anderem vor ein paar Wochen den Delegirten der Pariser Industrie die Versicherung gegeben, daß das Kabinet standhaft seinen eigenen Gesetz - Entwurf vertheidigen, und daß er persönlich das Wort nehmen werde. Das unerwartete Stillschweigen des Herrn Guizot erscheine daher um so räthsel⸗ hafter, als auch Herr Thiers, der durch den Constitutionnel und Säincle, seine beiden Organe, anzeigen ließ, er werde an der Dis— kussion der Zucker⸗Frage lebhaften Antheil nehmen, nicht ein einziges Mal den Mund öffnete. Ucberhaupt geben die häufigen Besuche des Herrn Thiers in Neuilly, verbunden mit dessen parlamentarischer Passivität, zu vielen Kommentaren Anlaß.

In der Pairs-Kammer giebt sich Baron Charles Dupin viel Mühe, um dem ursprünglichen Zuckergesetz Entwurf der Regierung den Sieg zu verschaffen. Man versichert jedoch, daß die Regierung es vorzieht, das gestern von der Deputirten⸗-Kammer angenommene Gesetz in seiner jetzigen Form in Wirkung zu setzen, anstatt von der Pairs-Kammer neue Aenderungen darin einführen zu lassen, worüber nothwendigerweise abermals die Deputirten-Kammer zu debattiren hätte, was natürlich erst in der nächsten Session geschehen könnte.

Man glaubt, daß der König Herrn Cunin-Gridaine bewegen werde, sein Portefeuille zu behalten, damit nicht etwa durch die Ent— lassung desselben eine Minister-Krisis entstehe. Zwar wird aus bester Quelle versichert, daß Herr Guizot nicht in Verlegenheit wäre, dem Herrn Cunin-Gridaine einen Nachsolger in der Person seines Freun des Dumont zu geben. Aber, wie es scheint, fürchten die Herren Martin du Nord und Lacave-Laplagne, daß durch das Eintreten des Herrn Dumont, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten ein zu großes Uebergewicht im Kabinet erhalte, da ohnehin Graf Duchftel auf seiner Seite stehe. Zur richtigen Charakteristik des gegenwärtigen Kabinets muß man wissen, daß darin drei verschiedene Parteien re— präsentirt sind: die Doctrinaire, personisizirt durch, die Herren Guizot und Duchätel; die rein konservative oder Partei Molé, bestehend aus den Herren Lacave-Laplagne, Cunin-Gridaine und Martin du Nord, alle drei Minister vom 15. April; endlich die Partei des Kabinets vom 12. Mai, bestehend, aus den Herren Marschall Soult, Teste und Villemain. Der Admiral Roussin stand anfangs jisolirt da, aber er neigt sich am meisten auf die Seite des Herrn Guizot. Würte noch Herr Bumont hinzukommen, so erhielte die dortrinaire Partei ein entschiedenes Uiebergewicht im Ministerium. ; 9.

Der König ist heute gegen Mittag aus Neuilly nach den Tuile⸗ ricen gekommen, um das Conseil der Minister zu präsidiren. Herr Guizoh soll über London wichtige Depeschen von dem diesseitigen Ge⸗ neral-Konsul in Montevides erhalten haben., Die Journale aus New-Nork und Montevides, wovon unsere Blätter von heute Aus— züge enthalten, sprechen von der Ermordung einer bedeuten⸗ den Anzahl von. Franzosen durch die. Truppen des Mosas. Man spricht auch bereits von einer Expedition, die unter den Befeh— len des Admiral Laplace nach den Gewässern von Montevideo beor⸗ dert werden soll. Deu ganzen gestrigen Tag hindurch arbeitete der Telegraph nach der Richtüng von Brest. Man glaubt, daß die nö⸗ thigen Befehle ertheilt wurden, alle in jenem Hafen dis poniblen Kriegsschiffe segelfertig zu halten. Der Abmiral Mackau, welcher mit den Verhältnissen der Sid Amerikanischen Läuder am meisten vertraut seyn soll, hatte gestern und heute Konferenzen mit Herrn Guizot in Gegenwart des Ministers der Marine. Alles deutet auf ein wirksa⸗ mes Einschreiten unserer Regierung bei den obschwebenden Unruhen im Uruguay hin.

2 Paris, 20. Mai. Die neuesten Blätter aus Martinique bis J. April bringen auch Nachrichten aus Guadeloupe, die erfreu⸗ licher lauten als bisher. Ich fasse dieselben kurz hier zusammen. Der Wiederaufbau der Stadt Pointe à Pitre hatte zwar bis dahin

nur geringe Fortschritte gemacht, weil die große Mehrzahl der Pflan— zer kluger Weise vor Allem ihre Zucker-Fabriken wieder emporzurichten strebten, um die Aerndte zu retten, was auch größtentheils glücken wird. Herr Siau, Ober-Ingenieur des Straßen- und Brücken daues, ging dabei den Pflanzern mit Rath und That hülfreich an die Hand, und unterwies sie insbesondere in der Weise, wie die neuen Bauten geführt werden sollen, um sie möglichst gegen die Wiederkehr von Erdstößen zu sichern. In seiner deshalb veröffentlichten Anweisung agt er unter Anderem: „Das Vertrauen erwacht wieder; die Männer von Herz und Muth (und sie sind zahlreich in der Ko— lonie) einen Augenblick durch den Schlag, der sie betroffen, be⸗ täubt, haben kühn sich wieder erhoben und gehen sesten Schrittes der Zukunft entgegen. Die Usinen erheben sich wieder wie durch einen Zauber; unsere Arbeiter sind überall beschäftigt und arbeiten mit Eifer; unsere gute Schwester Martinique, nicht zufrieben, uns alle materielle Unterstützung geleistet zu haben, will ihre Wohlthätigkeit noch vervollständigen, indem sie uns den Ueberfluß an ihrer arbei tenden Bevölkerung schickt.“ Die Erdstöße wiederholten sich zwar noch immer, allein ohne besondere Furcht zu erregen, da dies nach jedem bedeutenden Erdbeben der Fall war. Bis zum 20. Juli noch durften Lebensmittel und Geräthe aller Art zollfrei eingeführt werden; Bauholz und Bretter auch nachher noch. Aller Mangel hatte auf gehört. In Pointe à Pitre grub man noch täglich an zehn Leich— name aus dem Schutte hervor, und die Gesammtzahl der bis jetzt schon aufgefundenen wurde auf 6000 angegeben.

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Srossbritanien und Irland.

Unterhaus. Sitzung vom 19. Mai. (Börs. H.) Vie Resolution, auf welche die Kanadische Korn-Bill basirt werden soll, wurde an diesem Abend von Lord Stanley, dem Kolonial-Minister, im Unterhause eingebracht. In der längeren Rede, mit welcher er dieselbe einleitete, suchte er zuvörderst den allzu großen Befürchtun⸗ gen, welche die Agrikulturisten einerseits, und den allzu großen Er wartungen, welche die Verfechter des völlig freien Getraidehandels andererseits von dieser Maßregel hegen, dadurch zu begegnen, daß er auseinandersetzte, wie dieselbe keinesweges als ein Schritt zur Aufhe— bung des jetzt in England bestehenden Systems der Getraide-Einfuhr Zölle, als eine Hinterthür, welche sich die Minister offen hielten, um die sem Systeme nöthigenfalls zu entschlüpsen, zu betrachten sey, sondern einzig und allein als eine Maßnahme im Interesse des Ackerbaues in der für England so wichtigen Kolonie Kanada, welche derselben um so weniger vorenthalten werden könne, da sie schon seit 20 bis 25 Jah ren auf das dringendste darum anhalte und ihr bereits seit längerer Zeit Hoffnung gemacht worden sey, daß ihrem Gesuch werde ent— sprochen werden. Die ganze Maßregel beschränkt sich darauf, daß künftig Kanadischer Weizen und Weizenmehl, das in Kanada fabrizirt ist, gegen einen festen Einfuhrzoll von 1 Sh. für den Quarter in England soll eingeführt werden dürfen. Bis jetzt schwankte der Zoll für Weizen und Weizenmehl, das aus Kanada eingeführt wurde, ohne Unterschied des Ursprungs, je nach dem Preise, zwischen 1 Sh. und 5 Sh. für den Quarter. Dem jetzigen mini steriellen Vorschlage ist übrigens eine bereits im vorigen Jahre an genommene Maßregel des Kangdischen Parlaments vorangegangen, durch welche Weizen aus den Vereinigten Staaten bei der Einfuhr in Kanada mit 3 Sh. für den Quarter besteuert wird, während bis dahin die Getraide⸗-Einfuhr aus den Vereinigten Staaten in Kanada völlig frei war. Demnach hat Weizenmehl, wenn es aus Weizen der Vereinigten Staaten in Kanada fabrizirt ist, in England, eben so wie der über Kanada aus den Vereinigken Staaten eingeführte Weizen selbst, einen Einfuhrzoll von 4 Sh. zu bezahlen, so daß, wie Lord Stanley bemerkte, schon aus diesem Grunde die Besorgniß der Englischen Agrikultu risten, daß die vorliegende Bill sie einer verderbenbringenden Kon kurrenz mit den Vereinigten Staaten preisgeben werde, offenbar ganz unbegründet ist, eben so, wie die zu gleicher Zeit erregte Besorgniß der Euglischen Mühlenbesitzer, da bisher auch die Mehl-Einfuhr aus den Vereinigten Staaten in Kanada ganz unbelastet gewesen ist. lleberdies lehrt die Erfahrung, daß während der letzten fünf Jahre der Zoll von dem aus Kanada in England eingeführten Weizen und Weizenmehl im Durchschnitte nur 2 Sh. 6 Pee, also weit weniger als der jetzt vorgeschlagene Zoll betragen hat. Daß aber der Zoll dennoch auf 4 Sh. und nicht niedriger gestellt werden soll, erklärte der Minister dadurch, weil früher üur die feineren Qualitäten von Mehl, und zwar zur unverweilten Consumtion im Junern, zugelassen worden seyen, fortan aber gar kein Unterschied mehr statuirt wer den solle, so wie er andererseits unter lautem Gelächter und Bei fallsruf der Opposition dem festen Zolle im Gegensatze gegen den schwankenden, seiner Einfachheit wegen, eine Lobrede hielt, jedoch dabei bemerkend, daß dieses Lob nur Anwendung finden könne, wo es sich um geringe Differenzen im Zolle handele, wie hier, der Zoll nur zwischen 1 und 5 Sh. geschwankt habe, nicht aber, wo, wie in dem Englischen Korngesetze, eine Schwankung zwischen einem Zolle von 1 Sh. und von 20 Sh. durch die Verhältnisse geboten werde. Lord Stanley suchte dann noch darzuthun, daß der Schleich handel an der Kanadischen Gränze durch die Einführung des Zolles von 3 Sh. nicht werde gefördert werden, wie denn überhaupt der Schleichhandel in Getraide und Mehl, schon der Natur dieser Artikel wegen, schwierig, ja fast unmöglich sey. Zugleich führte er die Transport- Kosten und die Entfernung der Getraide produziren den Theile der Vereinigten Staaten als Gründe an, weshalb au sich schon an eine bedeutend vergrößerte Getraide- Einfuhr von dorther nicht gedacht werden könne. Dagegen wies er darauf hin, daß Kanada nicht unbedeutende Vortheile dadurch erlange, daß man es befähige, größere Quantitäten seines Getraides gegen Bri— tische Manufalturwaaren abzusetzen, und forderte endlich das Haus auf, dem Vertrauen zu entsprechen, welches das Kanadische Parlament dadurch gegeben, daß es im voraus die von den Ministern begehrte Maßregel der Belastung des von den Vereinigten Staaten eingeführ— ten Weizens angenommen habe, ein Vertrauen, dessen Verletzung leicht die nachtheiligsten Folgen haben könne. Uebrigens erklärte Lord Stanley, daß das Ministerium mit der vorliegenden Maßnahme stehen oder fallen werde. Er sagte nämlich: Sollte das Unterhaus die Bill, welche ich vorzulegen beabsichtige, ver⸗ werfen, so wird unsere erste und vermuthlich auch unsere letzte Pflicht die seyn, Ihrer Majestät den Rath zu geben,, daß sie der von dem Kanadischen Parlament angenommenen Bill, ihre Zustimmung nicht ertheile.“ Schließlich verlas Lord Stanley die Nesolution, auf welche er seine Bill demnächst begründen will. Herr Labonchäre erhob sich darauf, um den Antrag zu bekämpfen. Er erklärte sich gegen denselben, als gegen einen Versuch, die Korngesetze auch in Kanada einzuführen, das bisher von denselben verschont geblieben ist, sprach sich indessen zu Gunsten der vorgeschlagenen Ermäßigung des Ein⸗ fuhr-Zolles für das aus Kanada in England eingeführte Getreide aus.

„In seiner jetzigen Gestalt“, sagte Herr Laboüchre, „vereinigt der Vorschlag der Regierung zwei Nachtheile, er führt Schutz öͤlle ein, die bis⸗ her nicht bestanden, und wird dazu dienen, den Schleichhandel zu fördern, da die Aufrechthaltung einer strengen Mauth auf einer funfzehnhundert Englische Meilen langen Uferstrecke ein Unsinn ist; die Maßregel ist über dies um so unzweckmäßiger, da sich vorausschen läßt, daß das Janze Zoll⸗ System Englands selbst in einem oder höchstens zwei Jahren eine

radikale Umwälzung erleiden muß. Wären den Kanadiern beden tende Vortheile in Aussicht gestellt, so könnte man sich allenfalls noch zufrieden geben, aber auch das ist nicht der Fall, und es läßt sich daher nicht einsehen, warum der Konsument in England 3 Sh. für den Quarter mehr nur zum Nutzen der Kanadier bezahlen soll. Ucberdies läßt man unnöthigerweise die anderen Britisch Nord-Amerikanischen Kolonicen gegen Kanada in Nachtheil treten. Unter diesen Umständen will ich als Amen— dement zu der Motion beantragen, daß die Krone gebeten werden möge, der Bill des Kanadischen Parlaments, welche das Gefraide aus den Verci— nigten Staaten mit 3 Sh. für den Quarter belastet, ihre Zustimmung zu verweigern.“

In gleichem Sinne sprach Herr Thorneley, während Herr Bankes nur darin die Minister tadelte, daß sie ihre Resolution zur Beruhigung der Agrikulturisten nicht zuvor an einen besonderen Aus⸗ schuß verwiesen haben. Herr Heatheote deprezirte im Juteresse der Agrilulturisten alle ferneren Experimentirungen mit den Kornge— setzen, die nur dazu dienen könnten, auch den Rest der Kapitalien, welche dem Landbebauer noch geblieben seyen, aufs Spiel zu setzen. Herr Miles war gegen die ministerielle Maßregel, weil seit dem vo rigen Jahre nichts eingetreten sey, was dazu berechtige, von dem Grundsatze des Sir Robert Peel abzugehen, dem gemäß das Kolo— nial-Getraide dem fremden Getraide völlig gleichzustellen ist. Lord Howick wollte in der Maßregel der Regierung nichts als einen Ver such sehen, einen Transithandel mit Getraide aus den Vereinigten Staaten durch Kanada zu einem festen Zolle von 4 Sh. einzuführen.

„Kanada“, sagte er, „produzirt nicht einmal Getraide genug zur Ver sorgung des Britischen Nord-Amerifa's, und es ergiebt sich aus den dem Kanadischen Parlamente vorgelegten Berechnungen, daß der Mehrbetrag der Koösten von Getraide aus den Vereinigten Staaten, wenn es auf dem um wege durch Kangda nach England geschafft wird, sich auf 12 Sh. beläuft, nämlich 4 Sh. für den Zoll und 8 Sh. für den Transport. Wenn nun auch diese Angabe, um die Besorgnisse der Agrifulturisten zu beschwichti gen, übertrieben worden seyn mag, so kann ich bei aller meiner Freude, die Regierung endlich das Prinzip des festen Jolles genchmigen zu sehen, mich doch um so weniger dazu bereitwillig finden lassen, den Engli schen Konsumenten unnöthigerweise zu Gunsten der Kanadier höher zu be lasten, da an und für sich schon England so bedeutend viel höher besteuert ist, als Kanada, und die geringeren arbeitenden Klassen in Kanada in viel günstigeren Umständen sich befinden, als in England.“

Auch Lord Howick erinnerte an den unvermeidlichen, nahe bevor stehenden Sturz des Englischen Korngesetzes und warnte vor der Erschaffung neuer Interessen, welche der Sturz jenes Gesetzes noth wendigerweise wieder vernichten werde. Herr Liddell brachte als Argument zu Gunsten der Annahme des Antrages die Warnung vor, daß der Fall des jetzigen Ministeriums eine gänzliche Um wälzung in allen kommerziellen Beziehungen verursachen würde. Herr Charles Buller sprach sich für den ministeriellen Vorschlag aus, und er erscheint wegen seiner genauen Kenntnisse der Kanadischen Ver hältnisse als ein wichtiger Bundesgenosse der Minister bei dieser Ge legenheit. Er führte an, daß die Maßregel für Kanada von wirk ichem Interesse seyn werde, theils wegen der Ermäßigung des Zol les von Kangdischem Getraide bei der Einfuhr in England, theils wegen der Einnahmen, welche sich die Kolonie von dem Jolle von 3 Sh, die das Getraide der Vereinigten Staaten zu zahlen hat, ver sprechen darf, und welche sie in den Stand setzen wird, ihre Ein fuhrzölle auf Britische Manufakturwaaren zu ermäßigen. Das starre Festhalten an der Handelsfreiheit, nur um dem Prinzipe nichts zu ver geben, erklärte er für pedantisch, zu einer Zeit, wo die Vorliebe der Majorität im Parlamente für Schutzzölle ganz unzweifelhaft sey. Herr Roebuck erklärte zwar das Amendement des Herrn Labhuchre für einen constitutionswidrigen Versuch, der Prärogative der Krone zum Nachtheil Kanada's Gewalt anzuthun, sprach sich aber doch ge— gen den ministeriellen Antrag aus, da Kanada nicht einmal zum eigenen Verbrauch hinreichend Getraide erzeuge und daher das Ge— traide, das es nach England schicke, aus den Vereinigten Staaten beziehen müsse. Die Einführung eines Zolles von 3 Sh. werde daher zu einem ausgedehnten Schleichhandel mit allen seinen demoralistrenden Folgen auf der ganzen Kanadischen Gränze führen. Gegen diese Behauptung wandte Herr Gladstone ein, daß jetzt schoͤn an der Kanadischen Gränze alljährlich eine Zoll-Einnahme von 45,000 Pfd. erhoben werde, ohne daß man solche nachtheiligen Folgen verspüre. Auf die Auseinandersetzungen des Herrn Labouchére und Lord Ho wick's erwiederte er, daß die Maßnahme nur im Interesse des Ka nadischen Ackerbaues in Vorschlag gebracht werde, und daß man keine Benachtheiligung des Englischen Ackerbaues zu befürchten habe, da die Preise verhältnißmäßig hoch stehen müßten, um dem Kanadischen Produzenten Vortheil zu bringen. Jedenfalls erscheine es zweckmäßig, dem Bedarf der immer mehr zunehmenden Bevölkerung von Eng land, wo möglich, in Kanada neue Quellen der Production für die Zulunf zu eröffnen, und dazu sey der Theil der ministeriellen Maßnahme ohne Zweifel förderlich, welcher den Zoll von Kanadischem Weizen auf 1 Sh. festsetze. Nachdem Herr Gladstone gesprochen, wurde die De batte auf den folgenden Abend vertagt.

Zu Anfang der Sitzung hatte Herr E. Stanley unter lautem Gelächter der anwesenden Mitglieder des Hauses angefragt, ob die Minister etwas dawider haben würden, wenn man die Thore von Samnath, da sie an dem Tempel, zu dem sie ursprünglich gehörten, nicht wieder angebracht werden zu können schienen, ins Britische Mu seum schaffe. Sir Robert Peel gab seine Verwunderung zu erken nen über die Theilnahme, welche diese „werthvollen Reliquien“ erreg⸗ ten, gab Herrn Stanley zu bedenken, daß die Indier gleich innige Gefühle der Anhänglichkeit wie er selbst möglicherweise besitzen und daß es daher unrecht seyn würde, sie des Gegenstandes ihrer Bewun derung zu berauben, und äußerte eublich die Hoffnung, der geehrte Herr werde die Thore lassen, wo sie seyen, nämlich in Agra, von wo sie wegen der vorgerückten Jahreszeit nicht weggeschafft werden könnten.

London, 20. Mai. Der König von Hannover, welcher seinem Wunsche gemäß, während seines hiesigen Aufenthalts blos als Herzog

von Cumberland empfangen werden soll, wird am 27sten im Palaste son Kew eintreffen, wo der Herzog von Cambridge seine seit 1837 innegehabte Wohnung ihm eingeräumt.

Der König wird eine Reihe prachtvoller Banketts veranstalten und seinen 72sten Geburtstag am 5. Juni glänzend begehen.

Gestern wurde eine große Versammlung der Parlaments- Mit glieder von der Tory-Partel gehalten, in der es ziemlich lebhaft herging, weil mehrere erklärten, sie würden die Maßregeln der Regierung hinsichtlich Irlands, die sogenannte Waffen-Bill, besonders aber die Kanadische Korn-Bill nicht unterstützen. Sir R. Peel er— llärte darauf, daß, wenn eine dieser Maßregeln durchfallen sollte, er sofort sein Amt niederlegen würde. Diese Brohung bewirkte eine Be⸗ sänftigung der aufgeregten Versammlung, und man glaubt nun, daß die Partei ihrem Anführer treu bleiben wird, so ungern sie sich auch seine Maßregeln gefallen lassen möchte.

Im Oberhanse war gestern bie Rede von den Repeal-Umtrieben und den Erklärungen der katholischen Geistlichkeit zu ihren Gunsten. Zwei Katholiken, Lord Veaumont und Graf von Kenmare, sprachen sich sehr unwillig über letztere aus.

Sir Robert Peel hat auf eine wegen der den Sklavenhandel . Artikel des Vertrages von Washington an ihn gerich— tete Frage erklärt, daß eine auf denselben basirte Bill wegen abditio—

663 neller Maßnahmen zur Abschaffung des Sklavenhandels demnãchst in das Oberhaus gebracht werden solle. .

Ueber die Angelegenheiten von Sind, insbesondere die mit den Emirs abgeschlossenen Verträge, haben die Minister dem Parlament demnächstige Auskunft versprochen; über die in Hyderabad gefundenen Schätze vermieden sie eine Erklärung; Sir Robert Peel sprach indeß von einer zweiten für die Britischen Waffen siegreichen Schlacht in Sind, über die es noch an amtlichen Berichten fehle. Nach Zeitungs⸗ Gerüchten soll in dieser zweiten Schlacht der General Sir Chailes Napier geblieben seyn.

Ueber die Angelegenheiten der protestantischen Missionaire auf

Otaheiti hat Sir Jiobert Peel dem Unterhause wiederholentlich be ruhigende Erklärungen gegeben, begründet auf schriftliche Versprechun— gen der Französischen Regierung. ö

Nachrichten aus Kanada zufolge, war Sir Ch. Metcalfe, der neue General-Gouverneur der Britisch⸗Nord-Amerikanischen Provin zen, in Kingston feierlich installirt worden. Die Fregatte „Warspite⸗ lag auf der Rhede von New-Nork, um dessen Amts -Vorgänger Sir Ch. Bagot nach England heimzuführen, sobald seine Gesundheits— Beschaffenheit ihm die Reise erlauben würde. Es heißt, der Haupt— sitz der Kanadischen Regierung werde nach Montreal verlegt werden.

Am 22sten d. M. soll, einer ministeriellen Erklärung zufolge, der

letzte auf Serbien bezügliche Hattischerif und Auszüge aus den be treffenden Traktaten zur Erklärung desselben dem Unterhause vorge legt werden.

Die Hof⸗-Zeitung meldet die Ernennung des Grafen Ripon zum Präsidenten der Ostindischen Kontrolle, des Prinzen Albrecht zum Gouverneur und Konstabler des Schlosses von Windsor, an des Herzog von Susser Stelle, und des General-Lieutenants Patrick Stuart zum Gouverneur von Malta.

Zu Manchester legten am Mittwoch 3 140 Ziegelbrenner ihre Arbeit nieder und übersielen, zum Theil mit Feuergewehren bewaffnet, die Ziegelei der Herren Vauberg und Henfry, um Alles daselbst zu zerstören und Jeden umzubringen, der Widerstand leisten möchte. Die Inhaber wurden zu spät gewarnt, konnten aber noch 13 Bewaffnete aufstellen. Es kam zu einem förmlichen Scharmützel; mehrere Men schen wurden verwundet, aber die Angreifenden zogen den Kürzeren, nachdem sie heillose Verheerungen angerichtet. Die Uebelthäter ha ben sich nach mehreren Richtungen zerstreut. Viele Gefangene sind bereits eingebracht worden. Ein so gewaltthätiger Auftritt hat sich selbst während der letzten Fabrik- Unruhen nirgends zugetragen.

In einem Schreiben des bekannten Urhebers der Penny-Post, Rowland Hill, an das Londoner kausmännische Comité wird behaup— tet, daß es in England Bezirke gäbe, welche bedeutend größer seyen als die Grafschaft Middleser, und welche dennoch nie ein Postbote betrete, so wie daß 4 Millionen Menschen in England und Wales kein Postamt innerhalb ihres Bereichs hätten.

Nachrichten aus Sidney vom 27. Januar lauten über den Handel im Allgemeinen günstig, doch sollen viele Bankerotte dort stattgefunden haben. Aus Neuseeland wird berichtet, Herr Cotterell habe im Junern des Landes ein überaus fruchtbares Thal, etwa 256,060) Acres groß, entdeckt.

II London, 19. Mai. Die politischen Koterieen sind in den

letzten Tagen durch die Nachricht von einem sehr entscheidenden Schritt nnerhalb der ministeriellen Partei mehr als gewöhnlich in Bewegung ge setzt worden. Etwa 109 Parlaments-Mitglieder, Hoch-Tories und Agriful turisten, haben die Absicht ausgesprochen, bei Gelegenheit der Bill in Be lreff des Kanada-Weizens gegen das Ministerium zu stimmen. Die Whigs, erfreut über dies Zeichen eines Schisma's in der Majorität, haben ein Amendement zu Lord Stanley's Resolutionen vorbereitet, das so sinnreich entworfen ist, daß es die Stimmen der unzufriedenen Tories gewinnen wird. Gehen nun die 40 dissentirenden Stimmen bei die ser Frage zur Opposition über und die ganze Opposition bleibt kom— pakt, so wird das Ministerium vielleicht die Majorität verlieren. Geschieht dies, so wird Sir Robert Peel gewiß augenblick lich resigniren und es den Urhebern dieser sonderbaren Coalition überlassen, sich aus den Verwickelungen, die ihr Sieg nach sich ziehen würde, so gut sie können, herauszuziehen. Die Nadikalen wollen jedoch nicht die Werkzeuge dieser reinen Partei⸗ Maßregel seyn. Sie sehen ein, daß der Vorschlag der Regierung in Betreff der zollsreien Einfuhr des Kanadischen Weizens und der Zulassung des Weizens der Vereinigten Staaten in Kanada und in dem Britischen Handel zu dem niedrigen Satze von 3 Sh. für das Quarter ein sehr bedeutender Schritt zu, der Aufhebung aller Beschränkungen des Kornhandels ist. Die Whigs behaupten dagegen, daß die Akte der Kanadischen Legis— latur in Bezug auf die Erhebung eines Zolles von 3 Sh. an ihrer Gränze ein dem Kanadischen Landwirthe bewilligter Schutzzoll sey, welcher mit der Zeit dieselben Nachtheile erzeugen werde, die von jedem Schutzzolle unzertrennlich seyen. Welches Gewicht dieser Ein wurf, auch in der Theorie haben mag, so ist ein Schutzzoll von 3 Sh. doch jedenfalls zu gering im Verhältniß zu den Gewinnungs— und Transportkosten des Weizens, um solche praktische Folgen zu haben. Der große Vortheil, den ich von dieser Maßregel erwarte (so parador dies auch erscheinen mag), ist, daß dieselbe keines der wichti— gen, Resultate nach sich ziehen wird, welche die eine Partei davon befürchtet, die andere hofft. Die Landwirthe werden lernen, daß in Ländern ohne Straßen und ohne Kapital, die von den Britischen Häfen durch den Atlantischen Ocean getrennt sind, der Ackerbau nicht mit den Mühlen und lokalen Hülfsquellen Englands erfolgreich kon kurriren kaun. Es giebt in diesem Augenblicke Hunderte von Personen, die sich für gut unterrichtet halten, und die da glauben, daß der ganze Amerikanische Kontinent bereit sey, Weizen nach Eu ropa zu senden. Es ist kein Wunder, daß die in Rede ste— hende Bill die Ackerbauer in einen Oppositions- Paroxismus ver— setzt hat; aber nach einem oder zwei Jahren werden sie das Unge— reimte ihrer Befürchtungen einsehen. Während der nächsten zwölf Monate wird der Preis des Weizens aller Wahrscheinlichkeit nach von der Art seyn, daß keiner aus irgend einem Lande der Welt wird hier her gebracht und mit Vortheil verkauft werden können, selbst wenn die Einfuhr zollfrei stattfände. In Folge der hohen Preise ist im vorigen Jahre ein Fünftel mehr Land mit Weizen bestellt worden, als jemals zuvor; der Zustand der Aerndte ist vortrefflich und wenn der Sommer einigermaßen günstig ist, so wird die Englische Land= wirthschaft vollkommen mit dem Auslande konkurriren können“ und die Preise werden fortwährend fallen.

Die Philanthropie und die Gesetze für die Verminderung der Arbeits- Stunden scheinen sich nicht auf das eine Geschlecht zu beschrän ken, denn, wie ich höre, haben die vornehmen Damen in London eine „sehr zahlreiche und sehr achtbare“ Versammlung gehalten, um den traurigen Zustand der Putzmacherinnen in Erwägung zu ziehen. Ich bin zu diskret, um den Namen der schönen und edlen Präsidentin oder der edlen Rednerin zu nennen, welche die Rechte der Putzmache⸗ rinnen eben so warm vertheidigte, wie ihr Gemahl im Unterhause die Rechte aller anderen leidenden Arbeiter; ich glaube jedoch, daß diese ‚„Damen⸗-Kammer“, ehe sie sich vertagte, die Angelegenheit an einen besonderen Ausschuß verwiesen hat. ee,

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Deutsche Bundesstaaten.

PVtünchen, 18. Mai. (50sste Sitzung der Kammer der Ab—⸗ geordneten Der strafgesetzliche Entwurf umschloß noch einen straf⸗ prozessualischen Anhang, bezüglich der Abfassung der Urtheile, der Rechtsmittel gegen Kriminal-Erkenntnisse, und allgemeine Bestimmun⸗ gen. Dazu kamen zwei Wünsche von Seiten des ersten Ausschusses, von denen der erste auf Errichtung von Kreis- und Lokal-Beschäfti⸗ gungs-Anstalten für entlassene Sträflinge, eventuell aber auf die Be⸗ solgung der bezüglich dieses Gegenstandes bereits bestehenden Verord⸗ nungen, der audere auf Vorlage eines Gesetz⸗ Entwurfs zur Abschnei⸗ dung der im Strafrecht bestehenden Haupt-Kontroversen ging. Ueber alle diese Punite fand heute die Berathung statt. Vor Allem war es der Art. 18, der eine längere Debatte durch einige vom zweiten Präsidenten Dr. von Bayer geäußerte Bedenken erregte. Jener Arti⸗ lel hat nämlich besonders die Tendenz, in Zukunft bei Abfassung von Erkenntnissen genau auszuscheiden, ob der Angeschuldigte, wenn auch eines Verbrechens wegen angeklagt, aber durch Untersuchung des Kriminalgerichts bezüglich desselben freigesprochen, jedoch zur Abur— theilung an den Civilstrafrichter verwiesen, nicht mehr wie früher in Gemäßheit des Allerhöchsten Reskripts vom 1. Februar 1814, eine gewisse formelle Verbrechensmakel mit sich in das bürgerliche Leben hinübernehme, während er doch nur eines Vergehens halber gestraft worden sey. Einerseits wurden jene Bedenken durch den Minssterial⸗ Rath Lehner, andererseits durch den Referenten Freiherrn von Fuchs durch Beispiele aus der Praxis, welche an manchen Gerichts⸗ höfen jene Kontroverse längst zur richtigen Entscheidung gebracht habe, gehoben und so der Art. 18 angenommen. Dagegen fand der Art. 19 heftigen Widerspruch, weil derselbe gegen lriminalgerichtliche Erkenntnisse erster Instanz, wenn der Angeschuldigte schon einmal entlassen oder die Untersuchung wegen mangelu⸗ eingestellt worden war, kein weiteres Rechts mittel als die Nichtigkeits⸗ Beschwerde an die zweite In⸗ stanz haben, sollte. Die Abgeordneten Schwindl, Freiherr von Welden, Windwart, Harleß, Tafel, Freiherr von Thon-Dittmer sprachen sich dagegen aus. Es wurden Beispiele, und Citate ange⸗ führt, beide aber vom Justiz-Minister und Justiz-Ministerial Cem— missair zu entkräften gesucht. Insbesondere äußerte sich der Justiz- Minister Freiherr von Schrenk dahin, daß es eben die zweite Kammer mehrmals gewesen sey, welche früher die allzu große Ge— schäftslast des Ober -Avppellationsgerichts beklagt und dringend Ab- hülfe gewünscht habe. Jenem Wunsche sey er nun durch Abschnei⸗ dung der Revisions Gesuche in zwei Fällen entgegengekommen, und nun wolle man, wegen Rechts-Benachtheiligung, die sich doch kaum ergeben könne, jenes Anerbieten zurückweisen. Trotz dieser Er⸗ klärungen wurde Art. 19 verworfen, dagegen Art. 20, der die Be⸗ schwerden-Berufungen zur letzten Instanz mindert, mit der Ausschuß— Modisication, welche die Beschwerden des Juquisiten wegen gesetz⸗ widriger Verhaftung zur ersten und nachher allenfalls auch zur zwei⸗ ten Instanz zuläßt, angenommen. Die Artikel 21, 22 und 23, die über die Derogirung früherer einschlägiger Gesetze, so wie über den Anfang der Wirksamteit des gegenwärtigen, handeln, fanden ohne weitere Debatte Zustimmung; diese erhielten auch die oben bezeichne⸗ ten Wünsche des Ausschusses, mit einer Modification vom Dekan Götz auf Unterstützung der Vereine zur Unterbringung der bereits gebesserten und einem Zusatze des Dekan Böckh zur moralischen Besserung der Correctionaire. Endlich wurde der so modifizirte Gesammt-Entwurf mit 83 gegen 25 Stimmen angenommen.

ah instantia den Beweises

München, 20. Mai. Ihre Kaiserl. Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Leuchtenberg haben heute Mittag unsere Stadt verlassen, werden heute in Landshut übernachten, morgen bei Re⸗ gensburg die Walhalla besichtigen und über Amberg die Reise fort⸗ setzen. Schon von Plauen aus wird der Herzog seiner Gemahlin voraus eilen und nur in Berlin 24 Stunden verweilen.

Heute starb hier jühlings Dr. F. E. Desberger, Professor der Mathematik an hiesigen liniversität, Rektor der polytechnischen Schule, zweiter Vorstand des polytechnischen Vereins. Er war einer unserer ausgezeichnetsten Mathematiker.

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Preßburg, 19. Mai. Gestern sind Ihre Majestäten der Naiser und, die Fiaiserin hier eingetroffen. Viele Tausende drängten sich um die Zeit der Ankunft des geliebten Herischerpaares zum Donguufer. Nach 6 Uhr Abends wurden die Kandnen gelöst, die Glocken verkündeten das Herannahen Ihrer Majestäten, und das be— flaggte Dampfschiff wurde mit dem freudigsten Zuruf begrüßt. Die Häuserfronte an der Donau war mit Teppichen und flattern= den Fahnen geschmückt, und am Landungsplatz bewillkomm— neten die städtischen Behörden, und das Bürgermilitair Ihre Majestäten, welche sich sogleich in den Wagen begaben Und in ihre Residenz, in das graͤflich Viczaysche Palais, fuhren. Hier wurden Ihre Majestäten von dem Erzherzog Palatin, dem Klerus, dem hohen Adel, der hohen Generalität, zahlreichen Würdenträgern, Behörden und Honoratioren ehrfurchtsvoll empfangen. Im nächsten Gefolge Sr; Majestät befinden sich Fürst Metternich, Graf Kolowrat und Graf Segur.

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S Madrid, 15. Mai. Die Regierung hat, wie es heißt, an die Stelle des Generals Sepane, der feine Entlassung eingereicht hat, den General Butron zum General-Capitain von Catalonien er— nannt. Diese Ernennung dürfte, falls sie sich bestätigt, keinen allge⸗ meinen Beifall finden. Butron ist ein bejahrter Mann von schwa⸗ chem Charakter. Zu bemerken ist, daß der General Seoane vorge⸗ stern im Sengt ankündigte, es werde binnen acht Tagen in Barcelona ein neuer Aufstand ausbrechen.

llebrigens soll der neue Kriegs- Minister entschlossen seyn, nur diejenigen hohen Militair-Beamten abzuberufen, welche ausdrücklich ihre Abneigung gegen das neu beabsichtigte politische System an den Tag legen würden. Es hat dem General Zarco del Valle, der sich von jeher zur moderirten Partei bekannt hat, die General⸗Inspertion des Jugenieur⸗Corps angetragen.

Der Englische Gesandte scheint den neuen Ministern nicht eben günstig zu seyn. Der Banquier der Gesandtschaft, ein Eng— länder, hatte, mit dem abgegangenen Finanz- Minister Cala⸗ traxa ein für den Staat äußerst lästiges Hale he h ft ab⸗ geschlossen, und da der neue Minister erfuhr, daß Herr Calatrava das Datum der Unterzeichnung des Kontraktes um einen Monat vor⸗ ausgestellt hatte, so erklärte er das Geschäft für ungültig. Nun hat der, Banquier die hiesigen Kapitalisten, die snit der Regierung Ge⸗ schäfte machen, auffordern lassen, eine genseinschaftliche Weigerung, mit dem neuen Ministerium Kontrakte einzugehen, zu veröffentlichen.

Der Kongreß der Deputirten beschloß . durch Stimmen⸗ Einheit, die von dem abgegangenen Ministékiusm verlangte Ermächtz— gung, gegen den Obersten Prim gerichtlich seinzuschreiten, zu ver gern, dagegen aber den Theil des Kommisstons ie, . 2 Regierung die Mahnung ertheilt, den Vorrechten