1843 / 147 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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rin Augenschein zu nehmen, als die darin versteck⸗ 6 26 ier if Feuer . 2 52 3 ihn. tödtlich verwundeten. Auf den durch das Gewehrfeuer entstandenen Lärm eilte der Gou⸗ vernenr an der Spitze seiner Truppen selbst hinzu, wurde aber bei einer zweiten Ladung, die von den Insulanern auf sie abgefeuert wurde, auf dem Platze niedergeschossen, während seine Truppen von allen Seiten von überlegenen und jeden Augenblick noch anwachsen⸗ den Streitkräften angefallen, nach einem kräftigen Widerstande ge⸗ zwungen wurden, sich in das neuerrichtete Fort zu flüchten, wo allein sie Schutz und Sicherheit zu sinden vermochten. 2 . Einige Stunden nachher machte nun die Garnison des Forts in verstärkter Anzahl ihrerseits einen Ausfall gegen die Insulaner, und nun war die Reihe an diesen, ihr Heil in der Flucht zu suchen. Sie liefen aus einander mit Zurücklassung von mehr als Hundert Todten auf dem Platze. Seitdem soll die Ruhe nicht wieder gestört wor den seyn.

6 Garnisons- Veränderungen der verschiedenen Regimenter der Französischen Armee sind jetzt in vollem Gange; auch hierher sind mehrere nene Regimenter gekommen, darunter das 47ste Linien- Re— giment, das bekanntlich so lange in Afrika gestanden und bei der Er⸗ stürmung von Konstantine eine so ruhmwürdige Rolle gespielt hatte. An seiner Spitze war damals der Oberst Combes, einer der tapfersten Offiziere der Französischen Armee, auf der Bresche gefallen.

Paris, 22. Mai. Der Gesetz⸗Entwurf über den Zucker wird am Mittwoch oder Donnerstag der Pairs-Kammer vorgelegt werden. Obgleich dies Gesetz in der Deputirten- Kammer eine bedeu⸗ tende Majorität erhalten hat, so ist doch Niemand mit demselben zu— frieden, da er das Problem durchaus nicht löst. Man war sehr er⸗ staunt über die unerwartete Unterstützung, welche das Ministerium dem Passyschen Amendement zu Theil werden ließ. Man glaubte, es werde, nachdem es den Entwurf der Kommission so lebhaft be⸗ kämpft, die Majorität gegen denselben votiren lassen, um sodann auf seinen eigenen Entwurf zurückzukommen. In der Pairs Kammer wer- den die Dinge sehr vereinfacht werden, wenn das Ministerium er⸗ klärt, daß es auf seinen ursprünglichen Entwurf verzichtet, und somit dürfte diese Angelegenheit sehr wahrscheinlich in der gegenwärtigen Session beendigt werden.

Da es jetzt keine politische Frage in der Kammer zu erörtern giebt, so fangen die Deputirten bereits an, theils Paris zu verlassen, theils nicht mehr an den Berathungen Theil zu nehmen. Herr von La— martine ist nach Macon abgereist, wo große Ovationen seiner warten. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß er vor der Eröffnung der nächsten Session nicht mehr nach Paris zurückkehren wird. Herr Thiers zeigt sich schon seit langer Zeit nicht mehr eifrig in den Sitzungen, sey es aus Berechnung oder aus anderen Ursachen. Seine Geschichte des Kaiserreichs, woran er mit der größten Thätigkeit arbeitet, scheint ihn ganz und gar in Anspruch zu nehmen. Er steht jeden Morgen um Uhr auf und ist seit langer Zeit nicht einen Tag hiervon abge⸗ wichen. Sein Werk, welches bekanntlich aus 19 Bänden bestehen soll, ist über die Hälfte fertig, und wenn sonst nichts Außerordent⸗ liches dazwischen kommt, so wird es in achtzehn Monaten beendigt seyn. Herr Thiers ist durch seine Gesundheit und die erstaunliche Leichtigkeit, womit er arbeitet, sehr begünstigt. Einige Bruchstücke seiner Geschichte, die er seinen Freunden mittheilte, haben so— wohl durch die klare und bestimmte Darstellung, als durch die Neuheit der Thatsachen und der Ansichten das lebhaf⸗ teste Interesse erregt. Niemals hatte ein Geschichtschreiber mehr Dokumente und Hülfsquellen zu seiner Verfügung als Herr Thiers; er konnte die Aussagen aller ausgezeichneten Männer, die Bonaparte umgaben, sammeln; er hat alle Archive zu seiner Disposition, und es giebt, so zu sagen, keinen einzigen Umstand in dem Leben des Nai sers, der nicht zu seiner Kenntniß gekommen und durch unverwerfliche Zeugnisse bestätigt worden wäre. Es ist schwer, sich, eine Idee zu machen von den umfassenden Forschungen und Studien des Herrn Thiers, so wie von der Vorsicht, womit er verfährt. Während der Monate, die er jährlich bei seinem Schwiegervater in Lille zubringt, ließ z. B. der General- Lieutenant Corbineau durch die, Trup⸗ pen seiner Diviston unter den Augen, des Herrn Thiers die berühmtesten Schlachten des Kaiserreichs darstellen, und, die damaligen Bewegungen der Armeen so genau wie möglich nachahmen. Inwiefern ein solches Schauspiel einem, Historiker von Nutzen seyn kann, wissen wir nicht; wir erwähnen dieses Umstandes nur, um zu zeigen, was Herr Thiers Alles aufbietet, um die That⸗ sachen seiner Geschichte zu erforschen. Der ehemalige Conseils- Präsident besitzt eine ausgezeichnete Sammlung von Plänen und Karten, und er scheint auf diesen werthvollen Dokumenten alle Be⸗ wegungen der Kaiserlichen Armeen mit der gewissenhaftesten Genauig⸗ keit studirt zu haben. Das Werk selbst wird übrigens mit der größ ten Ungeduld erwartet, und wie erstaunlich auch der Erfolg seiner Geschichte der Revolution gewesen ist, seine Geschichte des Kaiserreiches wird gewiß noch größeres Glück machen. 4.

Herr Barrot will auch Paris noch vor dem Schlusse der Session verlassen; er hat in diesem Jahre keinen sehr glänzenden Feldzug gemacht und seine Freunde sind eben so wenig zufrieden als er selbst. Dennoch freut sich das Sihcle, das Blatt des Herrn Barrot, son—⸗ derbarerweise über die sogenannte Niederlage des Ministeriums bei der Zucker⸗Irage. Wahrscheinlich ist dieser Sieg, dem das Silhcle

eine politische Farbe zu geben sucht, die Ursache, daß Herr Barrot es für unnütz hält, der Erörterung des Budgets beizuwohnen, und daß er seine Ferien früher als gewöhnlich anfängt.

It Paris, 22. Mai. Die in Irland herrschende Aufregung wird hier in Paris mit großer Theilnahme beobachtet, und es bedarf kaum der Bemerkung, daß man die dem Kabinet von St. James daraus erwachsenden Verlegenheiten nicht ohne gewisse Schadenfreude wahrnimmt. Sollte die auf die Aufhebung der Union gerichtete Bewegung in Irland, was eilig bis jetz:it nicht zu erwarten ist, über die Gränzen einer friedlichen und wenigstens halbwegs gesetzlichen il tig gene, i. es zum offenen Bruche zwischen den beiben Nachbar Jnseln kommen, fo win den sich in Frankreich ohne Frage tausend und aber tausend Stimmen erheben, um von der Re⸗ gierung zu verlangen, daß fie, unter diesent oder jenem Vorwande, auf diese oder jene Peranlassuung hin in dein Insellriege Partel nehme. Wir glauben schon jetzt die Gründe und Veweisführungen zu hören, mit denen man in einem solchen Falle darthun wände daß es nicht

allein das höchste und unmittelbarste Interesse, sondern auch die heiligste ĩ l c mr g. sey. Irland n d ch; Som Englischen Joche behülflich zu seyn, und aus dieser Insel wenlgstens einen selbststän⸗

ö digen Staat zu machen, wenn es nicht möglich seyn sollte, sie

kraft des gemeinsamen Celtischen Ursprungs, kraft der kirch= lichen Hhemch ff fal. kraft der Französischen Sympathien fi. Bevölkerung und kraft zwanzig anderer eben so triftiger Thatsachen dem Franzöͤsischen Staate als einen integrirenden . einzu⸗ verleiben. Solche Voraussetzungen mögen in diesem Augenblicke Diesem und Jenem ausschweifend erscheinen, allein wer die Leiden= chaften und Gewohnheiten des Französischen Nationalgeistes eine eit lang in der Nähe beobachtet hat, der wird sie gewiß nicht über⸗ trieben 6 Macht doch heute ein sehr besonnenes und gemäßigtes Blatt, bie Presse, der Juli⸗Regierüng einen schweren Vorwurf

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daraus, daß sie die Republik Haiti anerkennt, statt die ihr dargebote⸗ nen Vorwände zu benutzen, um den jungen Negerstaat mit Krieg zu überziehen und wieder zu einer Frauzösischen Kolonie zu machen! Die Schwierigkeit einer Unternehmung in wel— cher die konsularische Regierung im Höhepunkte ihrer Ener⸗ gie und ihrer Macht gescheitert ist, einer Unternehmung die der Alles wagende und Alles durchsetzende Kaiser Napoleon sich zu wiederholen scheute, obgleich er bei derselben nicht nur einen Vortheil zu erreichen, sondern auch eine schwere Niederlage zu rächen hatte, die Schwierigkeiten einer solchen Unternehmung schwinden vor den Augen der Presse in Nichts zusammen, wenn es sich darum handelt, die vermeintlichen National-Interessen geltend zu machen, welche bei derselben betheiligt waren. Daß ein selbstständiger Negerstaat, wäre sein innerer Zustand auch noch so mangelhaft, immer eine erfreulichere Erscheinung und ein rühmlicheres Werk des schaffenden Menschengeistes ist, als die bestorganisirte Sklaven-Kolonie, dieses Argument wollen wir der Presse nicht entgegenhalten, weil wir ihr gar nicht zumu— then, die Gültigkeit desselben anzuerkennen, obgleich es für uns allein hinreichend wäre, zu der vollkommensten Rechtfertigung des von der Juli-Regierung gegen Haiti eingeschlagenen Verfahrens.

Bei dieser Gelegenheit mag erwähnt werden, daß der Cour— rier de la Gironde nach einem Schreiben aus Paris berichtet, daß es den beharrlichen Bemühungen des Kolonial-Vertreters von Cayenne, Herrn Favord, gelungen sey, die Einwilligung der Regierung in ein Projekt zu erlangen, demzufolge es künftig erlaubt seyn soll, Wer bungen von Schwarzen für die Pflanzer von Cayenne, denen es an Arbeitern fehlt, an der Afrikanischen Küste anzustellen. Auf den ersten Blick kann diese Maßregel für eine bloße Nachahmung des von den Engländern angewendeten Mittels zur Herbeischaffung von Arbeitern in ihre Kolonieen gelten; wenn man aber erfährt, daß die von den Franzosen geworbenen Neger zu zwölfsähriger Zwangs-Arbeit ver pflichtet seyn sollen, und wenn man bedenkt, daß sich kein Afrikaner, dem nur ein Funken von Vernunft zu Gebote steht, freiwillig zu einem solchen Engagement verstehen kann, so muß man sich überzeugen, daß durch die fragliche Maßregel nur ein neuer Sklavenhandel mit ver ändertem Namen hergestellt werden würde. Trotz des zuversichtlichen Tones, in welchem das genannte Blatt die fragliche Nachricht unter lautem Frohlocken verkündigt, glauben wir bis jetzt nicht, daß die Fran zösische Regierung ihren oft proklamirten Grundsätzen ein so schreien⸗ des Dementi geben und sich zu gleicher Zeit von den bestehenden Staats- Verträgen gegen den Sklavenhandel thatsächlich lossagen werde.

Grossbritanien und Irland.

unterhaus. Sitzung vom 18. Mai. Die Motion, welche Herr Roebuck an diesem Abend stellte, daß nämlich das Haus im Allgemeinen jeden Plan für den öffentlichen, vom Staate geleiteten, unter Aufsicht der Behörden stehenden Unterricht, wobei versucht wer⸗ den sollte, besondere religiöse Meinungen einzuschärfen, im vorgus mißbilligen möge, war indirekt auch gegen die ministerielle Bill über die Einrichtung von Vollsschulen in den Fabrik Bezirken gerichtet, welche so viele Opposition findet. Nachdem der . zuerst angeführt hatte, wie so viele Umstände und Verhältnisse, die den Charakter der Jugend bilden und ihre Erziehung konstituiren, außer dem Bereiche der Legislatur lägen und der Einfluß der Familien bande dabei immer vorherrschend bleiben werde, legte er eutschiedenes Gewicht auf den Erfahrungssatz, daß die Einmischung der Staatsgewalt in Religions Angelegenheiten stets nur Uebel gestiftet habe; es sey darum wohl zu überlegen, ob nicht der Unterricht im konfessionellen Glau ben lediglich der Privatsorge überlassen bleiben müsse; nicht zu rechtfertigen wäre ein Verfahren, das die Armuth der unteren Rlassen benutze, um den Kindern religiöse Meinungen einzuflößen, die von den Eltern nicht getheilt würden; solcherlei Tendenzen müßten wohl Unzufriedenheit erregen; durch die unlängst in Vorschlag gekommene Abänderung gewisser Klauseln der Fabrik Bill habe man sich zwar bemüht, einen Mittelweg einzuschlagen, die Dissenters aber seven. da⸗ durch in keiner Weise umgestimmt worden, sondern blieben fest in ihrer Opposition gegen den Plan der Regierung, so daß man sicher am Besten thun würde, ihn ganz aufzugeben; wenn die Konfession der Masorität den Maßstab abgeben solle, so sey kein Zweifel, daß die Lehre der Hochkirche beim Jugend-Unterricht gepredigt werden müsse, denn zu ihr bekennen sich drei Viertheile der Bevölkerung; aber das einzig wahre Prinzip wolle, daß der Religions Unterricht, gar nicht vom Staate ausgehen, sondern dem Privaturtheil anheimgegeben bleiben müsse; falls man der Frage ausweiche, werde kein Uebel ent⸗ stehen; berühre man sie aber mit ungeschickter Hand, so dürfte un sägliches Unheil daraus erwachsen; der uninisterielle Unterrichts plan an sich erscheine allerdings als wirksames Mittel zur Abhülfe großer Mängel; aber die Anglikanische Kirche habe Alles verdorben, indem sie zu deutlich verrathe, wie sie denselben zur Förderung ihrer beson⸗ deren Zwecke auszubeuten gedenke; das eben habe alle Dissenters be⸗ wogen, sich mit ihrer ganzen Macht der Bill zu widersetzen. . Sir James Graham bemerkte darauf, er müsse einem Antrag opponiren, der, wie Herr Roebuck selbst zugebe, abstrakter Natur sey, dabei aber die bedeutendsten praktischen Folgen in sich fasse; er sey nicht vorbereitet, die hochwichtige Frage in allgemeiner alnalyse zu behandeln; der rechte Moment dazu werde, bei der Diskussion über die Fabrik -Bill eintreten; man möge einstweilen nur im Auge behalten, daß von einem National-Unterrichts-System gar nicht die Rede seo; es handele sich nur von Erziehung und Unterricht der in gewissen Sa⸗ briken beschäftigten Jugend; Herr Roebuck habe von Religion gesro chen, als von einer der Weihen rechter Erziehung; er aber (der ö ĩ nister) halte dafür, daß Religion die höchste aller Weihen sed und n n. auch die höchste Beachtung erfordere; das Mark der gestellten Motion liege in dem Wort,„besondere“; wäre nur angetragen worden auf Unterlass ungj des Versuchs, „religiöse Meinungen“ einzuschärfen, ohne den Zusaßè beson⸗ dere“, so würde der Vorschlag ohne Weiteres mit überwältigen der Majorität verworfen werden; zwei von den drei vereinigten önig. reichen mißbilligten die Theorie des Herrn Noebuck; nur in Irlgin werde ein neutrales System beim Religions Unterricht befolgt. das aber auch seine bitteren Früchte trage; so lange die Anglikanische Kirche noch bestehe, als Staats -Kirche, miisse man ihr da den 65 zug einräumen, wo Vorzug überhaupt unvermeidlich sey; daraus fo ge, ah, da der Lehrer in den Fabrikschulen sich doch zu irgend einem Glauben zu bekennen habe, der Glaube der Anglikanlschen Kirche als Regel anzunehmen wäre; in diesem Punkte müsse er, als Mensch. und als Minister, jede Konzession verweigern; dabei hege er aber die Mei⸗ nung, es sey möglich, Garantieen zu finden, die den Lehrer Abhal⸗ ten würden, einen unredlichen y auf die Gemüther der Jugend zu Gunsten seines Glaubens zu üben; die bisherigen getrennten 9 mühnngen der Englischen Kirche und der Dissenters, dem verwahr o⸗ sten Zuͤstand der Erziehung in den Fabrikbezirken zu steuern, seyen ohne Erfolg geblieben; die Regierung habe nun versuchen wollen die Kräfte zu kombiniren, um sicherer zum Ziele zu gelangenz aber dabei müsfe er seiner Ueberzeugung nach bleiben, daß keine Maßregel zum Nalional Unterricht gelingen werde, die nicht Religion zur Grundlage habe. Die Motion des Herrn Roebuck wurde dann, nach einigen weiteren Debatten, wie schon erwähnt, mit 156 gegen 60 Stimmen

verworfen.

London, 19. Mai. (B. H) Da nun diesseits die Handels= Verhältnisse fortfahren, sich zu bessern, so verbreitet sich nach und nach eine Stimmung, die sehr verschieden ist von derjenigen, welche hier in den letzten Jahren und bis zum Herbst 1842 herrschte. Man wird endlich gewahr, und Personen von allen politischen Parteien, so wie von allen Betriebs Ständen und von jedem Range in der Nation, müssen es anerkennen und thun es auch, theils öffentlich, theils in passiven Handlungen und unumwundenen Ansichten und Mei— nungen, daß Wohlfeilheit aller Gegenstände in den letzten neun Monaten mehr für dieses Land gethan und günstiger ge wirkt hat, als viele legislative Maßregeln der letzten Jahre. Diese Thatsache aber steht so sehr, im Gegensatze zu, den hier so fest eingewurzelten hundertjährigen Monopol Ansich⸗ ten, daß noch Jahre vergehen werden, ehe sie als Basis in den Be⸗ rathungen und Beschlüssen unseres Parlaments anerkannt und befolgt werden' wird, denn da mehr als zwei Drittheile dieses Parlaments aus Personen bestehen, die durch Monopole reich geworden sind oder ihr Eigenthum und enorme jährliche Einkünfte durch Monopol-Gesetze behaupten, so muß die künftige Erhaltung und Verbreitung von Wohl feilheit oft zu Streitfragen Anlaß geben, bei welchen dann nicht die richtige und ehrliche Ueberzeugung, sondern häufig die bloße Stimmen⸗ Mehrheit den Sieg davonträgt. Unterdessen wirkt einstweilen die all gemeine Wohlfeilheit günstig, nicht allein die der Lebensmittel aller Art, die 25 bis 30 pCt. niedriger stehen, als im Durchschnitt der vorhergegangenen fünf Jahre, sondern auch die fast aller rohen Produkte, die in Fabriken verarbeitet werden. Taß solche Wohlfeilheit bei den hiesigen Verhältnissen, die nun wieder starke und wachsende Consumtion zeigen, nur aus theilweise befreiter Circulation des Handels und folglich reichlichen Zuführen und Vor räthen entspringt, geht aus der Statistik der verschiedenen Handels Artikel mehr oder weniger klar hervor; man muß also begreifen, daß reichliche, durch keine hemmenden Gesetze verhinderte Zuführen für die allgemeine Industrie und für die Massen des Volls richtig sind, denn die That beweist es jetzt. Eine kleine Wohlfeilheit oder ein mäßiger Fall in dem Werth der nöthigsten Gegenstände der Consum tion haben selten einen Effekt auf den Verbrauch, besonders wenn eine solche Veränderung nur vorübergehend ist. Die jetzige Epoche im Handel aber ist nicht von dieser Art, denn sie trägt zu sehr den Charakter, daß sie auf eine Zeit lang bleibend seyn wird, auch kann eine Werth -Fluctuation von wenigen Prozenten, die etwa nach Maßgabe der Jahreszeiten stattfinden könnte, nicht als wichtig in Anschlag gebracht werden. ö. ö

Unter diesen Umständen sehen wir in den meisten unserer Jabrik Distrikte vermehrte Thätigkeit, die auch zu einem größeren Begehr nach Geld geführt hat, welches jetzt in den gewöhnlichen kommerziel len Umsätzen zwischen 2 und 3 pCt. für das Jahr werth ist; da aber die Bank von England immer noch einen großen, Vorrath von Baar schaften jetzt über 11 Millionen Pfund Sterling (Gold und Sil ber) besitzt und daher des eigenen Vortheils wegen die Circulation ihrer Noten um 3 bis 4 Millionen Pfd. St. größer erhält, als in den letzten Jahren bei schwächeren Beständen von Baarschaften, so ist keine Aussicht auf baldige fernere und starke Vermehrung des Geld werthes. . . . . Die Witterung, obgleich ungewöhnlich naß, ist dem Wachsen aller Feldfrüchte günstig.

London, 20. Mai. Der Lord-Mavor gab gestern der prote stantischen Geistlichkeit ein großes Bankett in Mansionhouse; es wa ren 159 Gäste geladen. Ber Festgeber brachte den ersten Toast dem Erzbischof von Canterbury und den zweiten dem Prälaten der Schwe— sterkirche in Irland, Erzbischof von Armagh, und dem gesammten protestantischen Klerus von Irland; dabei wurde der gegenwärtigen Krisis gedacht, und der Erzbischof von Armagh drückte die zuversicht liche Hoffnung aus, die Union werde unter allen Umständen erhalten werden. .

Ein Gerücht, O'Connell sey verhaftet worden, hat sich als grund los ausgewiesen. Die Erklärungen der katholischen Lords im Ober hause haben einen sehr beruhigenden Eindruck gemacht, und man hofft, es würden keine weiteren Verwickelungen aus der Repeal Agi tation entstehen. Aus Dublin wird inzwischen gemeldet, der Oran gismus mache Fortschritte in mehreren Grafschaften. . Zu Liverpool sind zwei Magazine, worin Salpeter lagerte, in die Luft gesprungen; man berechnet den Schaden auf S0, 000 Pfd. St.

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Aus dem Haag, 21. Mai. In der Sitzung der zweiten Kammer der General-Staäaten am 18ten erstattete die Central Sertion den Bericht über den Gesetz- Entwurf zur Regulirung der öffentlichen Schuld. Die Erörterung desselben wurde auf den 23sten vertagt.

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Brüssel, 22. Mai. Zu, Gent ist zwischen den Mitgliedern der Holländisch-Belgischen Kommission eine Uebereinkunft in Bezug auf die Ableilung der Gewässer Flanderns durch das Holländische Gebiet ins Meer abgeschlossen worden. Frühere Unterhandlungen, die bereits im 17ten und 18ten Jahrhundert zu diesem Zwecke ange knüpft wurden, führten zu keinem Resultate. .

Am 17ten d. hat man die Leiche des Obersten Grafen von Bianco, der seit mehreren Tagen aus seiner Wohnung verschwunden war, im Kanal von Charleroy gefunden. Graf Bianco hatte im Jahre 1821 Theil an der Revolution in Piemont genommen, welche gleichzeitig mit jener von Neapel ausbrach; er wurde verfolgt, zum Tode 'verürtheilt und im Bildnisse hingerichtet, da er sich der Ver— folgung durch die Flucht entzogen hatte. Im Jahre 1823 nahm er Dienst in der Spanischen Armee und machte den Feldzug gegen die Französische Armee unter dem Kommando des Herzogs von Angou lame mit.

Antwerpen, 21. Mai. (Monit. Belgeg Die in Folge der . des Londoner Traktats vom 19. April. 83d hier befindliche gemischte Kommission zur Negulirung der Schifffahrt zwi⸗ schen Belgien und Holland hat gestern ihre Arbeiten beendigt. . Die iebereinkunft bezieht sich auf die Schelde, die Maas, die dazwischen liegenden Gewässer, den Kanal von Terneuzen, den angl von Her⸗ zogenbusch nach Mastricht, ferner auf die Lootsen, die Leuchtthürme u. s. w. Die Ratificationen sollen in zwei Monaten hier ausgewech⸗

selt werden.

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Deutsche Bundesstaaten.

esden, 23. Mai. Die Sitzung der zweiten Kammer am 1 rf auf die Berathung des von 23 Mitgliedern, der eisten Kammer gestellten Antrags auf Vertagung des , , n, . tages, dessen Besprechung in der ersten Kammer zu dem hn ft geführt halte: „die Staats Regierung zu ersuchen, baldigst 6 4 kürzung des gegenwärtigen Landtages durch Ju rücke gung eines hei⸗ les der der Stände Versammlung dermalen noch zur Berathung vor, liegenden Gegenstände oder sonst geeignete Einleitung zu treffen.

Einstimmig trat die Kammer der Ansicht der dritten Deputation bei, nach welcher dem ablehnenden Beschlusse der ersten Kam— mer hinsichtlich der Vertagung beigetreten wurde, indem man zugleich in Bezug auf die beantragte Abkürzung des Land⸗ tags die Sache auf sich beruhen ließ. Nicht unwichtig war die Ver⸗ handlung hierüber dadurch, daß zur Beurtheilung des Geschäftsgangs manche Materialien geliefert, auch sonst noch manche andere consti

tutionelle Fragen in Anregung gebracht wurden. So entschied die Kammer durch die Abstinimung über einen speziellen Fall, daß ein Abgeordneter bis zum Schlusse des Landtags nicht Urlaub erhalten lönne, und bei einer später folgenden Berathung, über zwei Be— schwerden der Stadt Hainichen, wurde die Frage besprochen, ob eine Behörde von einem Verfahren, das sie für richtig erkannt, sich dadurch abhalten lassen könne, daß eine Beschwerde an die Stände⸗Versammlung eingereicht sey. Jene Beschwerden der Vasallenstadt Hainichen führten zu der Bitte derselben um den Ausspruch, daß vor der definitiven Regulirung er zwischen der Stadtgemeinde und der Gerichtsherrschaft zu Hainichen streitigen Punkte ein Lokal-Statut nicht zu errichten sey, und dann, daß mit weiteren exekutivischen Maßregeln gegen die Mitglieder des Stadt- Raths (diese waren wegen der durch die verweigerte Entwer

fung eines Lokal-Statuts aufgelaufenen Kosten und Strafen ausge

pfändet worden) bis zur Entschließung der Stände-Versammlung An— stand genommen werde. Gegen 12 Stimmen versagte die zweite Kammer den Beschwerden die ständische Bevorwortung, nahm aber einen Antrag des Abgeordneten Todt an: „sich bei der hohen Staats-Regierung dahin zu verwenden, daß die dem Stadt-Rathe zu Hainichen abgepfändeten Gegen

stände demselben zurückgegeben und der Erlaß der Strafe und Kosten, zu deren Bezahlung sie dienen sollen, ausgesprochen werde.“ In

teressant war die Notiz, welche der Minister des Innern gab, daß bis zum Schlusse des vorigen Jahres im Lande 52 Lofal-Statute vom Ministerium bestäͤtigt worden und 24 andere bereits der Prü—

fung des Ministeriunis unterlägen und deren Bestätigung demnächst zu erwarten sey, während der Justiz-Minister eine Darstellung der im Lande vielleicht einzigen Gerichtsverhältnisse Hainichens gab, die vornehmlich dadurch herbeigeführt wurden, daß die Besitzer dieses Städtchens auch das damals vielleicht bedeutendere Rittergut Win—

gendorf inne hatten.

Am 15. Mai beschäftigte sich die zweite Kammer mit der Be rathung mehrerer Petitionen (den Kasernenbau zu Budissin, die Auf hebung mehrerer kleinen Bannrechte, die Aufhebung der Ka villerei⸗-Gerechtsame und die Wünsche mehrerer Thierärzté betreffend),

so wie am 17. Mai mit der Petition des Abgeordneten Zische um

die Aufhebung der Schutz Unterthänigkeit in der Ober- Lausitz und dem Gesuche des Mathematikers Hoffmann in Freiburg um Exrich tung eines Real-Gymnasiums auf Kosten des Staats und berieth auch den Gesetz-Entwurf, die Festsetzung einer Präklusiv-Frist für die Entschädigungs - Ansprüche wegen Auf hebung des Bierzwanges be treffend. ;

SISrankfurt a. M., 24. Mai. In der Sitzung unserer ge setzzebenden Bersammlung vom 24sten v. M. ertheilte dieselbe mit 76 Stimmen gegen 1 den vorgelegten Verträgen vom 12. Dezember 1812 über den Bau einer Eisenbahn von Sachsenhausen nach Offen hach und vom 25. Februar 1843 über den Bau einer Eisenbahn von Frankfurt nach Heidelberg nebst Separat-Artikeln ihre Sanction.

In der Sitzung vom Gten d. M. war der Kommissions- Bericht, die Erweiterung des Unterrichts in der Französischen Sprache am Gymnasium und Bestimmung des Gehalts des damit zu beauftra genden Lehrers betreffend, auf der Tagesordnung, und nach darüber stattgefundener Berathung gab die gesetzgebende Versammlung ihre zustimmung dazu, daß einem neu anzustellenden Lehrer der Französi schen Sprache am Gymnasium ein Gehalt von jährlich 100) Fl., und zwar von 800 Fl. aus dem Aerar und 200 Fl. Beitrag aus tem Beerischen Vermächtnisse, bestimmt werde. Auch wurde mit 47 Stimmen gegen 37 und 2 suspendirte beschlossen, hohem Senate den Wunsch zu erkennen zu geben, daß der Zeichnen Unterricht am Gymnasium wieder hergestellt werde. Hierauf ward zur Berathung des Kommissionsberichtes, die Beleuchtung der Stadt mit Gas be' treffend, übergegangen und mit der artitelweisen Berathung des Be dingungsheftes in der folgenden Sitzung vom 10. Mai fortgefahren. Die von der Kommission vorgeschlagene Skala wurde mit 36 Stim men gegen 30 und drei suspendirte angenommen.

R Lübeck, 20. Mai. Der Getraide⸗-Verkehr hat sich bei weitem nicht so lebhaft gestaltet, als man sich durch die im vorigen Jahre theilweise mißrathene Aerndte versprechen zu müssen glaubte. So ist z. B. mit Weizen der Umsatz nur gering, und auch die Berichte aus England und anderen Ländern lauten nicht eben sehr Hoffnung erweckend. Der Durchschnittspreis für die hiesige Last ist ungefähr 95 Rthlr. Mit Roggen war dagegen der Handel etwas lebhafter, da der Bedarf theils für unsere Gegend selbst, theils auch für das Oberland sich mehr und mehr steigert. Judeß sind die Preise sehr gedrückt und dürften es, aller Wahrscheinlichkeit nach, für die Folge noch mehr werden, da die nun so gut als eröffnete Schifffahrt uns von der ergiebigen Aerndte Rußlands, Polens und Preußens große Zuführen verspricht. Dessenungeachtet wurde schöner Rigaer Rog gen in diesen Tagen noch mit 76 Rthlr. bezahlt. Gerste und Hafer sind nach ihrer Ankunft sogleich vergriffen; die Preise sind fortwährend gut und stehend. Auch die hoffnungsvolle Aussicht auf eine Steige rung der Wollpreise hat sich nicht bewährt. Anfangs stützte man sich darauf, daß der wieder eröffnete Verkehr mit Ching auf, diese Produkte einigen Einfluß üben würde, was zwar zum Theil auch ge— schah, aber nur von kurzer Dauer blieb. Nach der letzten Frankfur⸗— ter 4. O. Reminiscere-Messe zu urtheilen, ist fast mit Bestimmtheit anzunehmen, daß auf den bevorstehenden Wollmärkten die diesjähri gen Preise mit den vorjährigen gleichen Schritt halten werden. Im Allgemeinen war der gelinde Winter den Deutschen Schäfereien sehr günstig, nur wurde durch Futtermangel die Pflege ungewöhnlich ver theuert. England hält zwar im Kaufen noch sehr zurück. Allein es ist zu vermuthen, daß sich sein Bedarf in vermehrtem Grade zeigen und einen unerwarteten Aufschwung in dem Werthe des Rohstoffes herbeiführen wird.

Wie sich aus amtlichen Verzeichnissen ergiebt, gewinnt unser Schifffahrts Verkehr an Aufschwung von Jahr zu Jahr. So kamen im vorigen Jahre 1212 Schiffe mit 41,919 Lasten à E009 Pfd. an, während im Jahre 1811 nur 10635 Schiffe mit 35,176 Lasten hier einliefen; abgegangen sind im Jahre 1812 1219 Schiffe mit 41, 396 Lasten, dagegen 1841 nur 1659 Schiffe mit 35,314 Lasten. Von wesentlichem Nutzen ist für Lübeck noch überdies die neu errichtete Chaussee⸗ Verbindung mit dem nahen Hamburg. Die Straße ist zwar noch im Bau begriffen, neuerdings aber durch einen Richtweg bedeutend verkürzt und dem öffentlichen Verkehr bereits übergeben wor— den, so daß sie jetzt schon als vollendet betrachtet werden kann. Da— durch ist es nicht nur gelungen, zwischen diesen beiden Städten einen lebhafteren Verkehr zu Lande zu erzielen, sondern auch die Güter lönnen auf diesem Wege um Vieles schneller und billiger befördert werden. Auf diesem Wege transitiren bekanntlich die von der Ost— see nach der Elbe und Nordsee bestimmten Waaren-Massen, und keh⸗ ren die für Lübeck und die Ostsee bestimmten Kolonial- und Manu— faktur -Produkte zurück, welche auf diese Weise den Sund-Zoll um—

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gehen. Der bedeutendste Transport bei der See⸗Einfuhr sind daher auch nur die nordischen Produkte, und ausnahmsweise Weine von Frankreich, und Steinkohlen und Salz von England und anderen Or ten, während die Zufuhren von Zucker und Kaffee u. s. w. gegen die täglich auf der Achse anlangenden Erzeugnisse des Südens und Westens verhältnißmäßig fast geringer sind. Auch finden die hiesigen Rhede⸗ reien es vortheilhafter, ihre Schiffe vom Mittelmeer, Amerika u. s. w. nach Hamburg gehen zu lassen, da sie ihnen auf diese Weise einen Umweg und die Kosten durch den Sund ersparen. Besonders groß sind in letzter Zeit die Zuführen Deutschlands über Hamburg, wo— durch auch der Verkehr mit Lübeck bedeutend gesteigert wurde. Was von den Gütern nicht auf der Achse in 20 Stunden fortgeschafft werden soll, wird auf dem Stecknitz Kanale in zwar etwas längerer Zeit, aber billiger befördert. Die Verbesserung dieses Kanals war in neuester Zeit wieder Gegenstand der Verhandlungen, und man zwei felt nicht, daß binnen kurzem Hand an die Ausführung gelegt wer— den wird. 6

S ch weiz.

Zürich, 20. Mai. Die Neue Züricher Zeitung meldet: „Am 14. Mai hat die Bürgerschaft der Stadt das Geschent, welches ihr eine seit 60 Jahren bestandene Gesellschaft von Literatur-Freun den mit einer auf 30,009 Fl. geschätzten Büchersammlung von 12,0600 Bänden anerboten hatte, mit 114 gegen 191 Stimmen abgelehnt, weil eine anständige Aufstellung der Bibliothek zur Bedingung des

Geschenks gemacht war. Die Mehrheit fürchtete nämlich, der allsähr lich im Betrag von 25,06 Fr. zur Vertheilung gelangende Reiner

trag des städtischen Corporationsgutes könnte durch die erforderlichen Bauten, wofür sich zwar 8 Bürger zu bedeutenden freiwilligen Bei trägen bereit zeigten, auf kurze Zeit theilweise eingestellt oder über haupt geschmälert werden.“ :

ür k ei.

Berichten von der Militairgränze zufolge, welche der Oester⸗ reichische Beobachter enthält, ist in B osnien unter der dorti— gen Türkischen Bevölkerung ein Aufstand ausgebrochen. Der Statt halter von Bosnien hat am 12. Mai ein Lager bei Bisacz bezogen, um gegen die Aufwiegler zu operiren. Dasselbe bilden meist Arnau ten, zu denen Verstärkungen aus den Gegenden von Duvno, Livno, Kupreß und Glamocz stoßen sollen. Am ten hatten die Aufwiegler versucht, sich der Feste Ostroschatz durch Sturm zu bemeistern, der je doch von der Besatzung abgeschlagen wurde. Aus Jaszzenieza hat der Statthalter die Rebellen aufgefordert, ihm zwölf ih rer Haupt-Anführer auszuliefern, wogegen er für die übri gen eine Amnestie aussprechen würde, In diese Vorschläge haben die Meuterer erklärt, nicht eingehen zu wollen, sondern als Bedingung ihrer Unterwerfung die Entfernung des Pascha von Bi— hacz und der Arnauten aus ihrer Mitte, so wie die Zurücksetzung der vor kurzem erhöhten Zollgebühr auf deren früheren Betrag, gefordert. Die Rebellen halten fortwährend die Schlösser Breckovicza, Sstroschatz und Krupa eng eingeschlossen, während die Operationen des Wesirs durch das Austreten des Flusses Klokot für den Augenblick gelähmt sind. Um Gebiets Verletzungen zu verhindern, haben einige Com⸗ pagnieen der Naiserl. Oesterreichischen Ottochaner, Oguliner und Sluiner Gränz-Regimenter sich auf den bedrohten Punkten aufgestellt. Der keinen politischen Charakter tragende Aufstand, meint das oben genannte Blatt, wird, wie dies in Bosnien gewöhnlich der Fall ist, bald sein Ende erreichen.

bereinigte Staaten von Uord-Amerißka.

New⸗Mork, 1. Mai. Aus Mobile wird berichtet, daß der dortige Englische Konsul, Oberst Fitzgerald, einen Friedensrichter einen verächtlichen Burschen genannt habe, auf dessen Befehl verhaf tet, zu anderen Verbrechern ins Gefängniß gesetzt, vor den Mayor gebracht und zu einer Strafe von 20 Dollars verurtheilt worden sey, , . 3. Stadt freiwillig bezahlt hätten. Ein in New⸗ Mort, erscheinendes Blatt erklärt den Vorfall für eben so bedeutend, wie Mac Leod's Sache.

. Nem-⸗Mork, 30. April. Ich hatte in einem früheren Schreiben bereits erwähnt, daß die Regierung die Kriegs Brigg „Vincennes“ zu einer Expedition nach der Fichten -Insel abgeschickt hatte, um dort Nachforschungen nach dem Piratenschiffe anzustellen, welches nach den Erklärungen des hingerichteten Lieutenants Spencer in jener übelberüchtigten Gegend sich herumzutreiben schien. Ein Offizier dieses Schiffes erstattet nun über das Ergebniß jener Expe

dition öffentlichen Bericht, woraus hervorgeht, daß der „Vincennes“ keine Seeräuber aufzufinden vermochte. Im Gegentheil, die kleinen ärmlichen Fischerfahrzeuge, die an der Küͤste sich befanden, entflohen sämmtlich vor dem „Vincennes“, den sie selbst im Verdacht, ein See

räuberschiff zu seyn, zu haben schienen, da ein Kriegsschiff in jene Gegend selten zu kommen pflegt. Als der „Vincennes“ wieder in die See stethen wollte, erblickte er in der Ferne ein verdächtiges Segel, auf welches er sogleich Jagd zu machen begann. Es war ein Negerschiff, das schnell weg⸗ genommen war. Die Mannschaft desselben wollte den Kampf mit dem Amerikanischen Kriegsschiffe beginnen, allein der Capitain ging nicht darauf ein, und der Lieutenant des, Vincennes“ befand sich bereits auf dem Verdecke, um die Wegnahme zu vollziehen, als die Spani— schen Behörden erschienen und erklärten, das Schiff sey ein Spani— sches, und ihnen allein komme es zu, dasselbe anzuhalten. An Bord desselben befanden sich ungefähr 50 Neger, beiderlei Geschlechts, meist junge, kräftige Leute; 34 waren auf der Ueberfahrt gestorben, und 2 hatten sich ins Meer gestürzt. Der Amerikanische Offizier, der allem Anschein nach selbst ein Vertheidiger des schmählichen Niger⸗ handels ist, sucht die Lage der Neger, die er vorfand, in möglichst günsti⸗ gen Farben darzustellen; er sagt, sie seyen gut behandelt und genährt wor

den. Obgleich vollkommen nackt, habe man doch keine Spur erlittener Ge⸗ waltthätigkeit an ihnen bemerkt, und sie schienen sich wenig um ihr Schick

sal zu kümmern. Sie waren in vier Abtheilungen getheilt, von denen jede einen besonderen Raum einnahm. In einem befanden sich die jungen Mädchen von 10 —45 Jahren, im anderen die von 15 25 Jahren. Eben so waren die Männer nach ihrem verschiedenen Alter abgetheilt. Die Kranken befanden sich auf dem Vordertheile des Schiffes in einer Art von Zelt, und der Bericht erstattende Offizier schließt daraus, daß, wenn dies Verfahren auf allen Negerschiffen das gleiche sey was aber eben so wenig der Fall seyn dürfte, als diese Schilderung selbst den Charakter sonderlicher Glaubwürdigkeit trägt so müsse man gestehen, daß man das Schreckliche des Negerhandels arg übertreibe. Wollte Gott, es wäre so; aber die allzu zahlreichen von unparteiischen Beobachtern gelieferten Beweise des Gegentheils zeigen nur zu sehr daß man namentlich in den Englischen Darstellungen durchaus keine zu starken Farben aufgetragen hat. J

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j a iti.

2 Paris, 22. Mai. Im Widerspruche mit den Mittheilun= gen der Amerikanischen Blätter, welche die Ankunft des Expräsidenten Boyer von Haiti zu Pensacola melden, berichten die neuesten West⸗ indischen Blätter, die bis Aufang gegenwärtigen Monats reichen, daß derselbe damals noch zu Jamaifa sich befand. Aller Wahrscheinlich⸗ keit zufolge ist der Irrthum auf Seiten der Amerikanischen Blätter, woraus sich vielleicht auch erklären ließe, warum sie die Nachricht von der Ankunft Boyer's ganz ohne allen Kommentar mittheilten. Die Gerüchte von Unruhen im Innern von Haiti scheinen nach den neue⸗ sten Berichten von dort, die bis 20. April reichen, ohne Grund zu seyn. Am 20sten vernahm man Salutschüsse von dem Fort des Ha⸗ fens von Port Republicain, und Truppen marschirten in die Stadt ein, wie man glaubte, sollte alsbald zur Wahl eines neuen Präsiden⸗ ten geschritten werden. Als derjenige Kandidat, welcher die meisten Aussichten hatte, es zu werden, ward La Riviere genannt. Erzesse waren bis dahin noch keine begangen worden, und Charles Herard war in regelmäßiger Form mit dem Oberbefehle über die Armee be⸗ auftragt worden.

Inland.

Naumburg, 21. Mai. (H. C.) Der zweite Festtag der Jubelfeier Pforte's, zum Schulfest bestimmt, schien weniger günstig sich gestalten zu wollen, denn finstere Wolken lagen auf den Bergen und drohten mit Regen und Gewitter; aber auch an diesem Tage wurden die Befürchtungen nicht erfüllt, und besonders am Nachmittage trat die heiterste Witterung ein. Wie der vorhergehende, ward dieser Tag um 6 Uhr mit einer feierlichen Choral-Musik von der Gallerie

des Kirchenportals eröffnet. Um 9 Uhr begann der Rede⸗Akt in der Kirche, den eine durch Lebendigkeit des Vortrags und Kürze der Dauer sehr ansprechende Rede des Professor Wolff eröffnete, in welcher er von den historischen Erinnerungen der benachbar⸗ ten Umgegend, Freiburgs, der Rudelsburg, Naumburg und so weiter und von den Vorzügen der Lage Pforte's handelte. Zwanzig Schüler aus den beiden oberen Klassen trugen dann die von ihnen angefertigten Gedichte und Reden in Lateinischer und Deutscher Sprache vor; namentlich die Leistungen der Primaner waren des Rufes der Anstalt und der Würde des Festes nicht unwürdig. Der letzte Redner feierte den Antheil Pforta's an der Erhebung der Deutschen Poesie im verflossenen Jahrhundert durch die Erinnerung an Klopstock, der als Sekundaner der zweiten Säkular-Feier beige⸗ wohnt hatte, und knüpfte daran sinnig Lessing's Namen und die bevorstehende Jubelfeier der Afrana zu Meißen. Hierauf ver⸗ theilte der Rektor Dr. Kirchner an sämmtliche Schüler die in Berlin bei Loos geprägte Denkmünze, welche auf der einen Seite das Bildniß des Stifters, auf der anderen eine passende Lateinische Inschrift enthält, und nahm dann die Austheilung der 24 (wegen des seltenen Festes auch die doppelte Zahl) Prämienbücher vor, woran sich das feierliche Schlußgebet knüpfte. Bis 1 Uhr hatte dieser Akt gedauert, war aber durch eine längere Pause, die zur Erfrischung be⸗ stimmt war, unterbrochen. Viele der Gäste hatten es vorgezogen, den Vormittag zu Ausflügen nach Kösen, der Rudelsburg, auf den Knabenberg zu benutzen und den historischen Boden mancher schönen Erinnerung zu begrüßen, so daß die Zahl der dem Rede⸗Akt beiwoh⸗ nenden Zuhörer nicht eben groß war.

Um 2 Uhr begann die Gesellschaftstafel in der Festhalle, woran diesmal auch Damen Theil nahmen. Mehr als 25 Toaste wurden ausgebracht, aber nur einige allgemein verstanden; der erste galt den Lehrern der Anstalt (Rektor Dölling in Plauen),

der zweite ihren Familien (Nektor Dr. Crain in Wismar); es folgte das Andenken der Verstorbenen, zuvörderst Ilgen's (Direktor Kraft in Hamburg), zu dessen Andenken ein Stipendium Iganianum beantragt, aber auch gerade in solcher Ausführung viel⸗ fach gemißbilligt wurde, so sehr auch sein Andenken in Aller Herzen lebt, sein Name in diesen Tagen auf Aller Lippen war; Lange's (Direktor Thiersch in Dortmund), der geistlichen Inspektoren, beson⸗ ders John's (Pastor Weidauer in Buchholz), endlich auch der Dank an die Lebenden, dem Rektor Kirchner (Ober -Lehrer Dr. Passow in Meiningen), Professor Jacobi J., Professor Koberstein, Professor Steinhart u. s. w. Daß der Pforte und des alten guten Geistes

derselben in den verschiedensten Variationen gedacht wurde, ist natür—⸗

lich; aber auch des Mannes wurde in herzlicher Verehrung und mit

freudigem Zurüfe gedacht, dem das Preußische Unterrichtwesen und

besonders die Pforte so viel verdankt, des Geheimen Ober-Regie⸗

rungs-Rathes Dr. Joh. Schulze (durch Professor Koberstein). Län⸗

gere Lateinische Gedichte von Meistern der edlen Dichtkunst (Ober

Pastor Börner in Zwenkau, Professor Wunder in Meißen und An—

deren) wurden auf einem besonders dazu errichteten Katheder rezi—

tirt und die Ungeduld über ihre Länge auf schlagende Weise durch Justizrath Schmidt von Berlin in einem kurzen Deut—

schen Gedichte beruhigt. Die heiterste Fröhlichkeit herrschte an der Tafel, frei und ungebunden, fern von den Fesseln, die im gewöhnlichen Leben Rang und Stand auferlegen, bewegte sich Jeder, felbst vater⸗ ländische Gesänge fehlten nicht ganz. Die Zahl der Theilnehmer mochte sich auf 250 belaufen, während am Tage vorher weit Über 400 zugegen waren.

Während des Mahles hatten sich die Alumnen im Garten mit Vogelschießen und anderen Spielen belustigt. Unter dem Ausläuten des Festes um 6 Uhr wurde ein „Nnn danket Alle Gott“ im Schul⸗ garten abgesungen. Erfreulich und ergreifend war es, daß die unver⸗ brüchliche Anhänglichkeit an die verstorbenen Lehrer zu einem Héece die Anwesenden vereinigen sollte, an dessen Stelle „Wie sie so sanft ruhn“ vom Bergkeller aus über den Schulgarten und den Gottesacker hin. ertönte, und nach dessen Schlusse paarweise Alle wallfahrteten zu den Gräbern des ehrwürdigen Schmidt, dessen Grab dankbare Schüler in den letzten Tagen mit einem Denkstein geschmückt hatten, des geistvollen und be— lebenden Lange und der Anderen, welche dort ausruhen von ihrem irdischen Wirken. Hier ist manche heiße Thräne während dieser Tage geweint, hier dem wahren Verdienste das reiche gebührende Lob ge⸗ spendet worden, namentlich aus dem Munde der beiden Ministerial= Näthe Schulze und Kortüm, die gerade diesem einfachen und in der Jest. Orduung nicht verzeichneten Akte der Pietät eine ganz besondere Theilnahme schenkten. Nach Beendigung der Abendmahlzeit be⸗ gaben ch die Alumnen auf den Knabenberg und zogen nun von dieser Höhe auf dem neuen schönen Wege unter Absingung akademischer Lieder und in jugendlicher Lust mit 180 Fackeln durch den Schulhof zweimal um den Schulgarten und bildeten dann um die zusammengeworfenen Fackeln einen dicht umdrängten Kreis, der das akademische Gaudeamus anstimmte und mit tausendfach wiederhallen⸗ den Vivat Porta der Feier dieses Tages den geeignetsten 6. Unzählige Menschen waren aus der Umgegend herbeigeströmt, und alle Straßen waren wie besäret von den durch einen herrlichen Abend auf dem Heimwege begünstigten Festgenossen. k

Der dritte Festtag war in seinen Vorn ;

Unterhaltung im Schuigarten und in der Fes Meisten e ihn zu Exkursionen benutzt, so 12 Ühr beginnende Mittagstafel weniger