1843 / 3 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Legislatur zu paralysiren, um demselben die Stütze der Irländer da— durch, daß es für diese nichts thun konnte, zu entziehen, dann das Ministerium zu stürzen, indem gegen dasselbe das Nationalgefühl und die kirchliche Eifersucht angeregt wurde. Beide Zwecke wurden erreicht. Im Unterhause ward jede Irland günstige Maßregel systematisch be⸗ fämpft, verworfen oder wenigstens gänzlich abgeändert angenommen. Diese legislative Ohnmacht machte das Whig-Kabinet durch seine unparteiische Verwaltung wieder gut, aber im Parlamente blieb es ohnmächtig und die irländische Partei des Wartens milde, war nahe daran, es zu verlassen. Noch vor wenigen Tagen hat hierüber Lord John Russell mit seinem geraden lovalen Sinn, ein ehrenvolles Geständniß abgelegt: „Oft, wenn ich sah, daß wir für Irland nichts thun konnten, und daß man dort fortfuhr, Vertrauen in uns zu setzen, schwankte ich; oft habe ich mich gefragt, ob es nicht unsere Pflicht wäre, ihnen frei heraus zu sagen, wie es stände, ihnen zu sagen, daß wir ihres Vertrauens nicht werth seien.“ Außerhalb des Parlaments ging die Sache der Tories mit gleich günstigem Erfolge von Statten; der anti⸗irländische und anti⸗katholische Kreuz zug ward überall gepredigt; der alt protestantische Geist regte sich in ganz England, und als der Tag der Wahlen herankam, trat die Kirche mit all ihrer Macht in den Kampf und die Whig-Regierung, mit ihr die Sache Irlands, war verloren. In diesen vergangenen Ereignissen ist, wenn auch nicht die Quelle, doch die unmittelbare Ursache der Erhebung des Volks, welche sich heute in Irland gegen die Tory⸗Regierung hund thut, zu suchen, und in diesen Ereignissen ist ebenso der Grund für jene fast sprüchwörtlich gewordene Aeuße rung Sir R. Peel's von der Schwierigkeit Irlands zu finden.

Der Grund für die Verlegung des Iten Garde-Dragoner-Negi mentes von Dublin nach dem Süden Irlands wurde von dem Cork Examiner in einem wahrscheinlichen Einverständniß der Truppen mit den Repealers gesucht. Die Beschuldigung ist völlig grundlos und wird heute vom Dublin Evening Packet aufs bestimmteste zurückgewiesen. Der beste Beweis für die Treue des Regiments ist, daß dasselbe gerade in die südlichen Städte Irlands verlegt ist, deren Bevölkerung fast nur aus Repealers besteht. Nach Wales, wo indeß bis jetzt keine neuen Unruhen stattgefunden haben, sind Marine-Sol daten beordert worden, um die dort befindliche Infanterie zu verstär ken und demnächst mit derselben gegen die Rebekka-Bande zu operi ren. An verschiedenen Orten werden indeß Versammlungen gehalten, um die Beschwerden des Volks und dessen Abhülfe zu besprechen.

Die heutigen Blätter theilen die offiziellen Dokumente mit, wel che sich auf die provisorische Besitznahme der Sandwich-Inseln von Seiten des Capitain Lord Paulet beziehen. Die daraus hervor gehende Veranlassung zu dieser Besitznahme waren mehrere gegen britische Unterthanen verübte Gewaltthätigkeiten, die den britischen Offizier bewogen, mit einem Bombardement zu drohen, falls keine Genugthunng erfolge. Als der König Konnehaha III. darauf er

klärte, daß er bereits Abgeordnete nach England abgeschickt habe, begnügte sich Lord Paulet mit der provisorischen Cession der Jusel, die indeß ohne Zweisel, wie die Times vor einigen Tagen insinuirte, von der Regierung nicht genehmigt werden wird. O London, 27. Juni. Ein eben in Irland reisender Deut- scher schreibt mir von Cork aus unter Anderem: „Die Kirche ist der Punkt, wovon aller Haß gegen England ausgeht;

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ten, müsse man jene als gar nicht vorhanden seiend betrachten. Man müsse im Gegentheil dafür sorgen, daß in jedem Kirchspiele eine oder mehrere Kirchen für die Gläubigen der freien Presbyterier erbaut wür den. Hierzu hat man bereits in Schottland selbst 20,9000 Pfund erhoben, und es ist jetzt eine Deputation hier, um auch in England Beiträge zu sammeln. Diese hat ohne allen Anstand mit Englischen Dissenters fraternisirt, und bedient sich all der demagogischen Rünste, welche diese, ihrem Charakter und Wesen nach, so häufig zu verdienen pflegen. Ja in einer in ihrem Namen angekündigten Schrift wird sogar die irländische Waffenbill mit Gladstone und dessen puseyitischen Grundsätzen zusammengebracht, mit einer Art von Doppelfechten, wobei auf einer Seite die irländischen Katholiken durch die Verdam mung der Maßregel gewonnen und auf der anderen alle eifrige Pro testaüten gegen die Regierung mißtrauisch gemacht werden sollen. Aber 500 solcher Eiferer den Feinden der Kirche und der Regierung hinzugefügt, muß wohl beiden ihre Selbstbehauptung erschweren.

Die Kirche ist dabei durch ihre innere Zerfallenheit geschwächt und muß, wenn die Verhältnisse bei ihr nicht bald entschieden um schlagen, immer bedenklicher werden. Gesteht doch der Erzbischof von Dublin selbst, daß Fragen in Anregung gebracht werden, welche weder ein einzelner Prälat, noch alle Bischöfe zusammen zur Entscheidung bringen könnten, obgleich solche bedeutend genug seien, daß die Par teien einander gegenseitig das Recht absprechen, zur Kirche zu gehören oder doch echte Diener der Kirche zu sein; aber es gäbe dermalen keine gesetzgebende Gewalt in der Kirche, welche dem Uebel abzuhelfen vermöchte. Manche wünschen die Wiederherstellung einer solchen Ge walt durch die Wiederaufnahme der Convocationen oder Synoden, welche jetzt zu einer bloßen formalen Zusammenkunft geworden. Welcher Staatsmann aber mit dem, was eben in Schottland ge schehen vor Augen, würde es wagen, der theologischen Wuth einen solchen Kampfplatz zu eröffnen? In dem londoner Sprengel treibt inzwischen der vom Bischof angeregte Sturm immer höhere Wellen. In Islington ist dem Pfarrer eine von den Kirchen -Vorstehern und I000 Einwohnern unterzeichnete Denkschrift gegen jede Neuerung im Gottesdienst eingereicht worden, welchem Wunsche dieser mit Freuden nachzukommen versprach. In dem Kirchspiel Shoreditch ist man bei einer Versammlung über eine ähnliche Schrift an den Bischof selbst übereingekommen, worin diesem erklärt wird, daß man die alte Pfarr kirche ganz und gar verlassen würde, wenn er der Gemeinde nicht gegen den neuernden Klerus Schutz gewähre. In Ealing, wo ein Schwager des Bischofs Pfarrer ist, der sonst einer hohen Achtung seiner Gemeinde genießt, verließ ein großer Theil derselben zu gleicher Zeit ihre Stühle und die Kirche, als dieser zum zweitenmal die Kanzel im weißen Chorhemde statt des langgewohnten schwarzen Nockes be stieg. In der folgenden Woche machte man ihm ernstliche Vorstellung gegen alle Veränderungen im alten Gottesdienste, und er war flug genug, sich dem Sinn seiner Gemeinde zu bequemen. TViese Umstände beweisen wenigstens, daß die sich irrten, die den Engländern die Rück kehr zum Papstthume zutrauten. Eher wäre eine Rückkehr zum Pu ritanismus zu fürchten.

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Amsterdam, 29. Juni. Seit einigen Tagen geht an der

hiesigen Börse ein Gerücht, das anfangs so unglaublich schien, daß

ohne dieselbe würden sich die katholischen Priester wenigstens neutral ver. (es gar keinen Eindruck machte, das aber jetzt so an Konsistenz ge e

halten haben, jetzt bieten sie alles mögliche auf, um diesen Stein des An— stoßes aus dem Wege zu räumen. Die Engländer haben gut reden; die bischöfliche protestantische Kirche sei die Kirche des Staates, ja im Ganzen genommen, der Mehrheit; die Katholiken seien von, allen unmittelbaren Beisteuern zu deren Erhaltung befreit, und der Zehente werde von den Gutsherren entrichtet, welche fast ausschließlich Protestanten seien. Es sind ja eben diese Umstände, welche als Entschuldigung für das sonderbare Ver hältniß dienen sollen, welche sie so verhaßt machen, und mit ihr die Nation, welche sie vertheidigt. Mit der Ausnahme von Ulster ist das Volk überall so durchaus katholisch, daß die Protestanten sich oft auf den Pfarrer und Kantor nebst deren Familien beschränken. Diese haben nun die Pfarrkirche mit all den damit verknüpften Einkünften im Besitz, welche erstere häufig, letztere immer von den fatholischen Vorfahren herrühren, während das Volt sich mit einer ärmlichen Kapelle begnügen und seinen Priester aus seiner Armuth erhalten muß. Dabei dünkt sich der Protestant Herr vom Hause, der rechtmäßige Seelenhirte des Ortes, und betrachtet und behandelt den Priester des Volfes als einen Eindringling, der ihm ohne Befugniß ins Handwerk pfuscht. Fragt nun der Katholit: warum ist dieses so? warum ist unsere Kirche nicht mehr unser? warum im Besitz eines Ketzers? so antwortet man ihm, weil unser Land von Fremdlingen erobert worden; weil die Sachsen jenseits des Meeres über unser Eigenthum verfügen, uns Gesetze vorschreiben, und uns mit ihren Truppen, ihrer bewaffneten Polizei darnieder halten. Dann erzählt man ihm von dem Druck, den Mißhandlungen, der Schmach frü herer Tage, und sagt ihm, wie die Protestanten im Lande selbst, eine Ko— lonie des grausamen Cromwell, die sich der Güter wie der Kirchen ihrer Vorfahren bemächtigt, Tag und Nacht darauf sännen, wie sie das ächte Volk der Irländer, die treuen Söhne des heil. Patrik, wieder unter das vorige Joch zurückbringen möchten, u. s. w. Und nun wundre man sich noch über das, was jetzt hier vorgeht.“ ö Ich fürchte, diese Ansichten sind nur zu sehr gegründet, und daß Irland nicht zur Ruhe kommen wird, bis die protestantische Kirche auf die wirklichen Bedürfnisse ihrer Bekenner beschränkt sein wird. Das Schlimmste ist, daß unsere Staatsmänner hierbei sich in der Lage befinden, wie einst die von Athen in Bezug auf die Vorsteher schaft, nämlich daß, wenn sie auch noch so klar die Nothwendigkeit erkannt haben, daß hierin eine Veränderung stattsinden müsse, sie es, um ihrer eigenen Existenz willen, nicht wagen dürfen, es auszuspre— chen, noch weniger, es vorzuschlagen. Es giebt wohl Leute in Eng— land, besonders alle Dissenters, die da behaupten, die Nation würde der Regierung nicht gestatten, die Irländer, in Fall es zur Empö⸗— rung kommen sollte, der Kirche wegen, durch Waffengewalt zu Paa ren zu treiben. Aber diese Leute vermögen kein Ministerium zu be⸗ haupten, das die Kirche wollte fahren lassen, wenn sie auch zahlreich genug sind, einem Ministerium, welches bei den bisherigen Prinzipien be— harren will, unendliche Hindernisse in den Weg zu legen. Hat doch sogar die sogenannte BFriedensgesellschaft, welche so eben hier ihre Konfe— renzen und General Versammlung gehalten, es auf sich genommen, den Gebrauch von Waffen gegen Irland im Voraus zu verdammen. Ueberhaupt fürchte ich, daß der neuliche Versuch der Regierung in Bezug auf die Volks Erziehung, und vor allem ihr schwankendes Be— m,, sowohl den Eifer als das Selbstvertrauen der Feinde . i. irche im ganzen Lande auf einen gefährlichen Punkt ge⸗ Hierzu kömmt noch unglücklicherweise t Schottischen Kirche, und ö Dahn K, 6 schlagen haben, Tie schönen Enischlüsse don Mäßigung und Fern— haltung von allen, Dissenters, die ja von dem Grundsate ausgehen baß alle Unterstützung der Kirche vom Staate seiner Natur nach sündhaft sei, sind bereits allen Winden hingegeben. Die Führer der Partei sagen jetzt: trotz dieser mangelhaften Ansicht der verschiedenen Sekten, lange sie nur sonst mit ihnen im Glauben übereinstimm—

wonnen hat, daß man geneigt sein muß, es als vegründet zu betrach

ten. Der neue Finanz - Minister soll nämlich den Plan haben, die gesammte holländische Staatsschuld und zwar zwang sweise, ohne daß der Inhaber die Auszahlung des Kapitals al pari verlangen könne, in eine einzige große 3proc. Schuld zu konvertiren.

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Das hiesige Ayuntamiento erklärt in einer Proclamation an die Bewohner der Hauptstadt, daß es die Autorität des Regenten, während derselbe die Feinde der Freiheit bekämpfe, stets aufrecht erhalten werde und dabei auf die Mitwirkung der Bürger rechne. Jedem, der eine andere Fahne zu erheben wagt, wird mit den strengsten Strafen gedroht.

Jumitten der Nationalgarde selbst hat sich, unter der Leitung der Regierung, eine Sicherheits-Junta gebildet, um die Komplotte zu überwachen, welche etwa in Madrid angezettelt würden und zugleich um ein Manifest an die Nation abzufassen, worin die Maßregeln angebeutet werden sollen, die überall zu treffen wären, um die Feinde im Innern der Städte im Zaum zu halten.

Barcelona, 21. Juni. Es ist hier die bestimmte Nachricht eingegangen, daß Zurbano an der Spitze von 18 Bataillonen, 6 Schwadronen und 6 Batterieen Artillerie gegen Barcelona a4n rückt und General Seoane mit einer gleich starken Truppenzahl ihm nachfolgt. Die Esparteristen haben nicht verfehlt, diese Nachricht unter der Einwohnerschaft zu verbreiten. Nichtsdestoweniger mehren sich die Reihen der Freiwilligen. Prim, welcher bekanntlich gestern mit Lrei Bataillonen und drei Schwadronen ausgerückt ist, um die Bewegungen Zurbano's zu beobachten, wird in einigen Tagen wohl über 30,000 Mann verfügen können; noch fehlt es jedoch an Waf fen. Die Insurgenten haben volles Vertrauen auf den Erfolg ihrer Sache. Die oberste Junta macht alle mögliche Anstrengungen, den Obersten Prim zu unterstützen. Heut hat sie, ihm schon ein Frei willigen-Bataillon nachgeschickt. Sie hat an die Junten der übrigen Provinzen folgendes Programm gerichtet: 1) Zusammentritt des Ministeriums Lopez in Valencia oder auf demjenigen Punkte Spa niens, den dasselbe für den geeignetsten erachten würde; 2) Bildung einer Central-Junta, zu welcher jede Provinz zwei Mitglieder stellen soll; sie soll ihren Sitz vorläusig zu Valencia nehmen. Heut ist von hier ein Oberst mit geheimen Instructionen der obersten Junta und des General-Kommandanten abgereist.

V́tadrid, 21. Juni.

XX, Paris, 27. Juni. Obgleich sich von neuem das Gerücht von ber Uebergabe Malaga's an die Truppen der Regierung verbrei tet hat, so ist es doch wahrscheinlich, daß sich bis jetzt in Andalusien im Wesentlichen Alles auf dem alten Fuße befindet. Gewiß ist es, daß die Angaben über das Pronunciamiento von Cadix und Sevilla sich bis jetzt nicht bestätigt haben, und daß namentlich in der letzten Stabt die öffentliche Ruhe bis zum 15ten nicht mehr gestört ist, wie⸗ wohl einige Aufregung in den Gemüthern herrschte, welche Vorsichts Maßregeln, wie die Schließung der Thore bei Nachtzeit, die Aufstel lung voön Truppen-Abtheilungen an mehreren Punkten der Stadt, das Verbot der Prozession des Frohnleichnamstages u. s. w., herbeige— führt hat. ;

In Granada sollen 15,9000 Mann unter den Waffen stehen, sof daß man sich nicht darüber wundern kann, wenn diese Stadt dem kaum 4006 Mann starken Belagerungsheere des Generals Alvarez bis jetzt widerstanden. Uebrigens ist der General van Halen im

ten, seien sie Brüder, selbst der englischen Kirche könne man gewissermaßen ihre Unterwerfung gegen den Staat verzeihen, weil sie nie die Gnade gehabt, frei zu sein. Nur ihre ehemaligen Brüder, die nicht fi gut befunden, wie sie selbst die Kirche ihrer Väter zu verlassen, werden als Feinde Christi betrachtet und ihrem Wirken in ihren Gemeinden ein bitterer, ewiger Krieg angekün⸗

Begriffe, das Kommando vor Granada zu übernehmen, und die Be⸗ lagerung mit Hülfe von Verstärkungen, die von verschiedenen Seiten dorthin befehligt sind, mit größerem Nachdrucke zu betreiben. Man nimmt an, u die Regierung über 10,000 Mann gegen den Auf⸗— stand in Eatalonien, Valencia und Andalusien ins Feld stellen kann,

digt. In dem Streben, die schottische Nation beim Christenthum zu erhal⸗

eine renn! die, wenn ihr Geist zuverlässig wäre, als volllom= men hinreichend erscheinen würde, um der ganzen Empörung, zumal

mit Hülfe des Forts Monjuich, Meister zu werden. Inbessen sieht die madrider Regierung selbst, wie aus den letzten Proclamationen des Regenten an das Heer und an die Nation hervorgeht, die gegenwär tige Lage der Dinge als eine sehr kritische an, und man will sogar wissen, daß Espartero die eventuelle Nothwendigkeit eines Rückzuges nach Cadix in seinen Feldzugsplan aufgenommen habe. Bei der in Ma drid herrschenden Stimmung und besonders bei der unzweifelhaften Ergebenheit der madrider National-Garde ist aber die Hauptstadt des Landes der natürlichste und festeste Stützpunkt des Regenten in poli tischer sowohl als militairischer Hinsicht, so lange überhaupt noch Hoff. nung zur Rettung des bestehenden Zustandes der Dinge übrig bleibt; ein Rückzug auf Cadir würde beweisen, daß Espartero an seiner eige nen Sache verzweifelt, und daß er nichts mehr sucht, als einen Weg ins Ausland, um seine Person in Sicherheit zu bringen.

Sriechenland.

Athen, 12. Juni. (Oe st. Beob.) Heut früh ist der fran zösische Gesandte, Herr Piscatory, hier angekommen und von seinen Landsleuten mit großem Jubel empfangen worden. . '

Die Ersparnisse im Staatshaushalte dauern fort. Die Reprä sentanten der drei Schutzmächte bestehen auf der Bezahlung der im März d. J. verfallenen Zinsen des von ihnen garantirten Anlehens schon im Laufe dieses Monats. In letzteren Tagen fanden im Beisein bes Königs mehrere MinisterialBerathungen statt, welche sämmtlich auf neue Ersparnisse zielen, wovon dritthalb Millionen D rachmen im Heere und anderthalb Millionen in jedem der anderen Ministerien zu bewirken sind. Die Armee hat bereits weitere Redue tionen erfahren; das Dampfboot „Otto“ und die Korvette „Amalie“ sollen nach dem Hafen von Poros gebracht und dort ent waffnet, die Offiziere und Matrosen derselben, in Disponibilität ver setzt werden; eben so ist es im Antrage, die Gesandtschaften und Konsulate zu suspendiren. Die Universitäts-Professoren Roß, Ulrichs, Donnandos, Strumbos und Maurokordatos haben ihre Entlassung erhalten; desgleichen der Oberst- Lieutenant Auer und andere bayerische Subaltern-Ofsiziere nebst den Räthen im Ministerium des Innern, Gebhardt und Schaubert. Es heißt, daß an die Stelle des Herrn Christides Herr Theocharis das Portefeuille des Junern erhalten solle.

Am J. Juni, als des Königs Geburtstage, welcher mit großem Pompe gefeiert wurde, fanden im Heere mehrere Beförderungen ( sionores? Statt. Fünfunddreißig Töchter von Helden, welche im Befreiungskriege gefallen waren, sind mit Staatsgründen im Ge sammtwerthe von 37,000 Drachmen dotirt worden.

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Konstantinopel, 11. Juni. (O. B.) Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen hat gestern die in dem Großherr lichen Köschk zu San Stefano bestandene Quarantaine beendigt, unt wurde heute von dem Schwager des Sultans, Fethi Ahmed Pascha, und dem interimistischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Mumtaz Efendi, bekomplimentirt.

Angehommene Fremde.

Major und Rittergutsbesitzer Hon Hauptmann Flügel, aus Jauer. Major von Schmalensee, au

K önig von P ortugal. mann, aus Dombogontz.

. germünde.

Hotel de Russie. Amts-Secretair Behm, aus Neustadt.

Hotel de Prusse. Dom- und Kammerherr von Brandt, aus Derzon Wettstein, Intendant des Zten Armee Corps, aus Frantfurt a. ;

Hotel de St. Petersbourng. Landschasfts- Direktor von Below, aus Beltentin.

König von Preußen. Königl. schwedischer Secretair Winberg, au Stockholm. Kammerrath Loewe, aus Dresden.

Prinz von Preußen. Graf von Hülsen, aus Altenburg.

Stadt London. Graf von Weissenwolff, Graf von Bilawski, Gerichts- Direktor von Stein hacuser, sämmtlich von Magdeburg. British Hotel. Der Königl. sächsische Minister Nesident am Kaisenlich

Russischen Hofe, Baron von Seebach, von Leipzig. Negierungs Nath Kotze, aus Magdeburg. Hotel de l' Europe. Fräulein Charlotte von Hagn, aus Paris, In Privathäusern. Marienstr. Nr. 20. Der Königl. schwedische Hof prediger Dunchel, aus Gothenburg. Friedrichsstr. Nr. S3. Regierungs Secretair Schulte, aus Arnsberg.

MMeteorologische Beobachtungen.

1843. e . J1. Juli.

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Morgens Nach einmaligem

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Aus wärtig e Börsen. Amsterdam, 28. Juni. Nicderl. wirkl. Sen. h3 y. lanz - Hill. —. 5 Ih Shan. 18 5 36h 0. 28. lass Aus. (O stern. 9h Nuss.

Iris. Prüm,. Sch. 1655. HPol. - ALM. pen, 27. Juni. zins. 5. Neu Aul. 184. Actien 1670. Engl. Russ. 111 .

IIambur g, 30. Juui. LBanhk London, 27. Juni. Cons. 39h gik. Helg. 1025. Neue Aul. 197. Has H hh 1rrt. 41. 395

ive 4. Ausß. Seh. 10. 24 9h 11011. 545. Hh 99. LnkI. Russ. 1135. ra. 713. Chili 93. (olumh. 23. nes. 28. leru 16. 1 aris, 27. Juni. 5 Ih ISL ente sin cour. 121. 75. 3h Rent“ sin Cour. 80. 15. 59h Nenpl. au Commit. 106. 60. h öh Span, lente 2 Muss. 15. Wien, 27. Juni,. 55 Mer. 1108. 496 io0?. 395 76. N aul Aetuen 1610. Anl. de 1834 1423. de 1639 1115.

Üönigliche Schauspiele.

Montag, 3. Juli. Im Schauspielhause: Der Verräther, Lustspiel in J Akt, von Holbein. Hierauf, zum erstenmale: Der Ruf, Lustspiel in 1 Akt, nach der Idee des Scribe, von J. von Plötz. Und: Zwei neue Genrebilder, in spanischer, französischer und deut scher Sprache, von L. Schneider. Tie Musit ist lomponirt und ar rangirt vom Hof— Komponisten Herrmann Schmidt. In Scene ge setzt vonld. Schneider. I) Spanische Vaterlandsliebe. Burgos. 1869. 2) Ein Pas de dens vor hundert Jahren. Berlin. 1713.

Dienstag, 1. Juli. Im Schauspielhausei; Mademoiselle de Belle⸗ Isle. (Frl. Ch. von Hagn wird in der Rolle der Gabriele von Belle-Isle wieder auftreten.

Mittwoch, 5. Juli. Im Schauspielhause: Ich bleibe ledig. Hierauf: Der Soldat aus Liebe.

Donnerstag, 6. Juli. Im Opernhause: Die Stumme von Por tici. (Herr Schmetzer; Nasaniello.

Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. ꝛc.

. m —t h Verantwortlicher Redacteur Hr. J. W. Zinkeisen. Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober- Hofbuchdruckerei.

Beilage

5h da. 100 Vins]. ape 89

mung des Erlasses, welche einem Verbote,

Beilage zur All

Deutsche Bundesstaaten.

Ba dern. München, 23. Juni. Köln. 3) Friede bringt Freude und Wohlleben; der Deutsche weiß sie aufzufinden und pflanzt ihr Panier u, wo eine freie Stelle ist. Sie haben von den hiesigen Künstler sesten gehört, namentlich dem schönen Maifest, das Hunderte in nem nahegelegenen Walde vereinigt. So ein Vorbild sindet Nach bilder, und wie es geht, sucht man das Urbild zu übertreffen. Eine sroßentheils wiederum von Künstlern gebildete Gesellschaft ist die üesige Liedertafel; sie feierte gestern ihr Stiftungsfest mit Sang und lang im Walde bei der Menterschweig am oberen rechten Isar-Ufer. Wie soll ich Ihnen diese gewissermaßen improvisirte heitere Natur Lichtung schildern! Versetzen Sie sich an einem sonnenlichten milden Sommertag in einen hochgelegenen, mit dunklen Fichten durchwobe nen schönen Eichenwald, unter Tausende von Menschen alles Alters und Standes, vom einfachen Bürger mit seiner Familie bis zum Minister und den Prinzen des Königlichen Hauses und den Künstlern und Gelehrten der Stadt; ringsum gelagert im Grünen; fröhliche Kinder umher und schöne geschmückte Frauen und Jungfrauen; auch an Fässern kein Mangel, an dampfenden Heerden, an vollen Schüs seln, an den Bäumen die Namen großer Tonkünstler der Vergangen heit und Gegenwart; hoch in den Lüften das Banner, wehend mit der goldenen Leyer, und nun den hundertstimmigen Männer-Chor und den Schall der Hörner und Hoboen! Alles wogte in Lust. Die Zahl der den Nachmittag hindurch aufgeführten Instrumentalé= und Gesangstücke war so groß, daß wenigstens drei Konzerte daraus zu machen gewesen wären. Nach Untergang der Sonne (die, beiläufig gesagt, sich lurz vorher mit einem glänzenden prachtvollen Central Negenbogen geschmückt hatte) wurde die „Sunewend Feier“ gehalten. Nit dem Priestermarsch aus der „Zauberflöte“ zog die Liedertafel in einen unter einen aus Fichtengewinden erbauten Tempel, wo das „Sunewend-Feuer“ brannte; man sang Spontini's Hymne an das Feuer und führte sodann zu allgemeinem Ergötzen und unter lauter zustimmender Theilnahme den „Lasterbann“ auf, d. h. man warf die Embleme oder Abbilder menschlicher und geselliger Untugenden mit einem poetischen Verdammungsspruch ins Feuer, zuerst die Eitelkeit, das Philisterthum, den dial'olus dissiarmonicus oder die Intoleranz den ialꝛolus melancolicus u. s w. u. s. w. und unter unablasss⸗ gem, stürmischem Pereatrufen aller Anwesenden zuletzt den dial'oltts uli tzermäanicus. Sie sehen, die Politik drängt sich bei uns auch zwischen Geigen und Flöten, und es muß sich, wollend oder nicht wollend, das neunzehnte Jahrhundert mit ihr vertragen. zuletzt sprang, wem es gelang, sich heranzudrängen, durchs Feuer, vielleicht um noch etwas von der Glutasche der so grausam geopferten Untu Jenden zu retten oder etwa auch, was von denselben an ihnen selbst hängen geblieben, demselben Schicksal zu unterwerfen. Bis spät in die Nacht blieb der Wald von fröhlichen Menschen belebt e, Tage noch wird man vom Waldfest der Münchener Lieder tafel reden.

Baden. Vom Ober⸗Nhein, 27. Juni. (J. O. P. A.) Die in der gestrigen Nummer der Karlsr. 3tg. (s. die gestr. Preuß. . enthaltene Veröffentlichung der Dampfschifffahrts Verwaltung zu Konstanz, daß nach einem Beschlusse der Großherzoglichen Regierung des Seekreises vom 20sten d. M. die bayerischen und württembergi schen Dampfschiffe von allen Personen und Güterladungen in den babischen Häfen und Landungsplätzen auszuschließen, so wie auch das lleberschlagen von Gütern im Hafen zu Konstanz nicht mehr zu dul— den sei ꝛe. wird ohne, zweifel vielfach in den Zeitungen bespro chen werden und namentlich zu manchen breiteren Ausführungen, daß s mit der deutschen Einigkeit doch eben noch nicht weit gediehen sei, Stoff gewähren. Wir sind der Meinung, daß die von den bayeri schen, württembergischen und badischen Behörden verfügten Verkehrs Beschränkungen auf dem Bodensee“ der deutschen Einheit eben so we nig Eintrag thun werden, als dieselbe durch einen vor nicht sehr lan ger Zeit am Mittel Rheine stattgehabten Vorfall Schaden gelitten hat. Abgesehen davon, möchte es indessen wohl aus anderen Grün ben wünschenswerth erscheinen, daß die Kollision des Interesses der den Bodensee befahrenden Dampfboot-Gesellschaften auf freundnach barliche Weise ausgeglichen würde. Ueber den Sachverhalt erfährt

man durch die Seeblätter ungefähr Folgendes. Die erste Gesellschaft, welche den Bodensee mit Dampfböten zur Beförderung von Gütern und Personen befuhr, hatte ihren Sitz in Konstanz. Später kam auch iln Lindau eine Gesellschaft zur Betreibung der Dampsschifffahrt zu Stande. Beide Gesellschaften vereinigten sich bald vertragsmäßig zur gemeinschaftlichen Betreibung der Schifffahrt, trennten sich später aber wieder, weil die Konstanzer sich durch die Bestimmungen des Vereinigungs- Vertrages für allzu benachtheiligt hielt. Nicht lange nach dieser Trennung im vorigen Jahre vereinigten sich sämmitliche Lindauer Kaufleute und Spediteure unter Verabredung einer bedeutenden Con ventionalstrafe für den Contraventionsfall, auf Konstanzer Schiffen Nichts mehr zu verladen. Da diese Schiffe mitunter aber von den Eigenthümern der Waaren und Früchte selbst befrachtet wurden, so erging von dem Königlichen Hafen-Commissair zu Lindau ein allgemeines Verbot, sich der Konstanzer Schiffe zum Waaren Transport zu bedienen. Unter bdiesen Verhältnissen fand sich andererseits die badische Gesellschaft zur zurückweisung einer von der Direction der lindauer Gesellschaft an sie gerichteten Einladung zur Verabredung eines gemeinschaftlichen Tour- Fahrten - Plans bewogen, und bestimmte wie gewöhnlich ihre Fahrten nach eigenem Plane, bis der bayrische Commissair ganz Ulötzlich die Vorlegung desselben zur amtlichen Bestätigung verlangte, bie zwar am 30. Mai d. J. für diesmal ertheilt wurde, jedoch mit dem Anfügen, daß man künftig die rechtzeitige Einholung der Geneh— migung erwarte. Von Seiten der badischen Behörde hatte man eine Mittheilung des Fahrten-Plans der lindauer Schiffe für die badischen Häfen nienials verlangt. Am 14. Juni endlich erfolgte eine weitere Verfügung des Hafen Commissairs, worin den lonstanzer Schiffen verboten wurde, während drei Stunden vor und einer Stunde nach dem regelmäßig bestimmten Abgange der lindauer ampf böte aus dem Hafen von Lindau abzufahren; bei dem hereits genehmigten Fahrten⸗ Plan für diesen Sommer solle es zwar verbleiben, insofern die in semselben bemerkte Abfahrtszeit pünktlich eingehalten werde, werde bdiese Zeit aber, wie leider bisher sehr häusig, geschehen, überschritten, so müßten die Dampfböte von dem Einsteigeplatz entfernt werden und lönnten nach Ablauf der in der Tour-Fahrten-Tabelle bemerkten zeit keine Reisenden mehr aufnehmen. Durch das Verbot mit den lindauer Schiffen, deren Abfahrts- Stunden auf den Verkehr berechnet sind, zugleich abzufahren, fand sich die konstanzer Gesellschaft schon aufs höchste benachtheiligt, noch mehr aber durch, die zweite Bestim⸗ vell nem Neisende aufzunehmen, sast gleich steht, da bei einer Schifffahrt, welche mit Waaren-Trans“ port sich befaßt, die Fahrtstunden unmöglich genau eingehalten werden önnen. Jener Erlaß und das Verbot, in Friedrichshafen Güter la den zu dürfen, haben nun die badische Behörde zur Verfügung ähn⸗ licher Verkehrs Beschränkungen gegen die bayrischen und württem-=

17 zem einen Preußischen

feln, daß alle diese Maßregeln bald durch andere auf einer Verstän digung beruhende ersetzt sein werden.

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Kurhessen. Kassel, 28. Juni, (Kassel. Z.) Ju der Sitzung der Stände Versammlung vom 27ten berichtete Herr Eber hard über den Gesetz-Entwurf, die Landes Kredit Nasse betreffend, mit dem Antrage, die hohe Staats Regierung vorerst zu ersuchen, nach nochmaliger Erwägung aller einschlagenden Verhältnisse, der Stände; Versammlung die Bestimmungen, welche zur Sicherung eines unge— störten Fortganges des Instituts der Landes -Kredit-Kasse, neben Be seitigung der in den Motiven des proponirten Gesetzes dargestellten Gefahr, noch erforderlich sein könnten, vorschlagen zu lassen. Geneh migt. Darauf wurde die Sitzung geschlossen.

Holstein. Nendsburg, 25. Juni. Unser für das Bundes-Kontingent bestimmtes Militair beschäftigt sich gegenwärtig mit dem für das zehnte Armeecorps ausgearbeiteten Feld- Dienstre glement, welches von Hannover aus hier eingegangen und wovon jedem zum Kontingent gehörenden Ofsizier ein Exemplar zugestellt worden ist. Die Kommandoworte für den Feld- und Lagerdienst sind natürlich in vaterländischer Sprache; wie aber wird sich dieses damit vertragen, wenn das Exerzier-Kommando dänisch bleibt?

(J. W.)

Freistädte. Hamburg, 29. Juni. (B. H.) Das dies jährige Abererziren unseres Bürger-Militairs wurde heute, vom Wet ter sehr begünstigt, auf der Sternschanze und deren Umgegend, in Anwesenheit der Militair⸗ Kommission abgehalten. Im vorigen Jahre hatte diese Waffen-Uebung, deren alljährliche Wiederkehr einem Volks feste gleich begrüßt zu werden pflegt, in Folge des Brand Unglücks unterbleiben müssen. Die auch heute zum Anschauen der Uebungen zahlreich versammelte Volksmenge bewies indeß zur Genüge, daß das Interesse an dem Institute der Bürger- Garde und die lieberzeugung von ihrem Werthe durch das traurige Ereigniß des vorigen Jahres nicht geschwächt worden sind, was sich denn auch um so leichter er

klärt, da die Bürger-Garde aus jener Zeit eine nicht geringe Zahl von Beispielen der Hingebung und Aufopferung aufzuweisen hat. Die heutigen Uebungen sind, so viel wir haben in Erfahrung bringen kön

nen, ohne Unfall abgelaufen.

Oesterreichische Monarchie.

Triest, 23. Juni. (A. 3.) Am Sten d, als am Todestage Winckelmann's fand die Einweihung des hiesigen archäologischen Mu— seums auf eine würdige Weise statt. Nach einem feierlichen Seelen amte in der Kathedrale St. Justus, in deren mittlerem Schiffe ein Katafalk errichtet war, begaben sich die zahlreich versammelten Verehrer des unsterblichen Alterthumsforschers an dessen mit zwei schwarz um florten Lorbeerfränzen geschmücktes Denkmal. Einer der Direktoren, der eigentliche Gründer des Museums, Dr. Kandler, that hier in einer gehaltvollen Rede einen Rückblick auf das Leben und Wirken des Dahin geschiedenen. Außer vielen Denksteinen, Basreliefs 2c., die für die Geschichte Triest's und der Provinz von Wichtigkeit sind, besitzt das Museum durch den Eifer des unermüdlichen Dr, Kandler eine reich haltige Münzen-⸗Sammlung.

ne .

Paris, 26. Juni. In den ersten Tagen der nächsten Woche wird die Diskussion des Marine-Budgets in der Deputirten Kammer beginnen. Dieses Budget beläust sich für das Jahr 18144 auf 106 Millionen Fr. Ohne die Kosten der Verwaltung in Europa und in den Kolonieen, der Erneuerung des Materials in den Arsenalen, der Vergrößerung der Werkstätten und einer Menge neuer Arbeiten, welche die Verthei— digungs - und Ertragsmittel der Häfen zu vermehren bestimmt sind, in Anschlag zu bringen, wird das Marine Departement von jener Summe 30,87? Offiziere und Matrosen, 1285 Artillerie Soldaten und 15,915 Mann Infanterie zu besolden und 362 Schiffe jeder Klasse im Zustande der Bewaffnung, der Disponibilität auf der Rhede und des mehr oder minder vorgerückten Baues zu erhalten haben, darunter 1140 vollständig ausgerüstet, 20 auf den Rheden zur Ver fügung stehend, 119 abgetakelt und 3 auf den Werften liegend und

im Durchschnitt bereits bis zu drei Vierteln ihres Baues vorgeschrit ten. „Dies“, sagt das Journal des Debats, „sind gewiß impo sante Streitkräfte, welche selbst diejenigen Gemüther zufriedenstellen müssen, die am eifersüchtigsten sind auf den Einfluß, den Frankreich in der Welt auszuüben hat; auch müssen wir die wahrhafte Libera lität loben, womit die Kommission, während sie die Ausgaben der strengsten und ernstlichsten Prüfung unterworfen, der Kammer den Marine Dienst auszustatten räth.“ Nur darin will das genannte Blatt der Kommission nicht beipflichten, daß dieselbe noch eine so be

deutende Anzahl von Schiffen, nämlich 12 Linienschiffe und 8 Fre

gatten, für 18144 im Disponibilitäts Zustand erhalten wissen will. Dies, meint es, erscheine als ein dem übertriebenen und hohlen Pa

triotismus der linken Seite gemachtes Zugeständniß, nicht als das Erforderniß einer weisen Verwaltung. Im vorigen Jahre sei es der Opposition plötzlich eingefallen, sich darauf zu versetzen, daß Frank

reich seiner Flotte eine stolze und imponirende Haltung geben müsse, und man habe sich geschmeichelt, daß dies eine gewaltige Wirkung in Europa und in der Welt machen würde; aber nicht eine einzige Seemacht habe deshalb ihre Streitkräfte auch nur um eine Goelette oder um einen Matrosen vermehrt. Wozu also so unnütze Ausgaben, wenn man doch fortwährend in anderen Dienstzweigen auf Erspa rungen dringe?

Der Plan zur Anlegung einer Eisenbahn, die Paris mit Brüssel und London in rasche Verbindung bringen soll, scheint für dieses Jahr aufgegeben werden zu müssen. Lange Unterhandlungen der Eisen bahn Kommission der Kammer mit der Compagnie Rothschild haben zu einem negativen Ergebniß geführt. Die von der Kommission nö— thig befundenen Modisicationen der vorläufigen Uebereinkunft zur Ausführung des großen Unternehmens werden von den gRapitali⸗ sten, die sich dazu vereinigt hatten, theilweise nicht annehmbar be

funden. Es handelt sich um zwei Haupt - Aenderungen: die Compagnie Rothschild sollte die auf ihre Kosten angelegte Bahn nach Ablauf der Konzessionszeit ohne Ersatz des darauf verwende

ten Anlage Kapitals dem Staat überlassen und sich zu drei Wagen

Klassen zu 19, 7! und 3 Cent. verstehen, während sie nur zwei Wagen«-Klassen zu 9 und 6 Cent. für das Kilometer einrichten will. Das durch die erste dieser Modisicationen verlangte sehr bedeutende Opfer ist die Compagnie bereit, zu bringen; von ihrem Tarif aber gebenkt sie nicht abzulassen; an diesem Punkt scheiterte die Unter handlung. Man wird sich nun nach einer anderen soliden Compag

nie umschen müssen, die im Stande wäre, ein Kapital von 753 bis 80 Millionen V. die Kommission stellt den Antrag die Kammer möge der Regierung die Ermächtigung geben, die Nord! bahn in der Zeit bis zur nächsten Session auf die von der Compagnie Rothschild abgelehnten Bedingungen irgend einem anderen Kapita

bergischen Bampfböte bewogen. Es ist wohl nicht daran zu zwei

listen- Verein zu bewilligen.

Montag den Zien Juli.

1 Zeitung.

Aus Algier vom 15. Juni wird gemeldet: „Die 300) Arabe vom Stamme Hachem, Männer, Frauen und Kinder, welche bei Weg⸗ nahme dar Smala Abd el Kader's in Gefangenschaft geriethen, werden in ihre Heimat zurückgeschickt: man wird sie zu Algier einschiffen und vorerst nach Oran bringen, von wo sie sich zu Lande nach der Gegend von Maskara begeben werden. Alle Kolonnen der Französischen Ar⸗ mee stehen im Felde; Abd el Kader hat für gut befunden, für den e ,. zu verschwinden; er läßt das Gerücht seines Todes ver reiten.“

8p 88 inn.

ät Madrid, 19. Juni. (Verspätet.) Der General Don Evaristo San Miguel ist an die Stelle des Generals Chacon zum General Capitain von Neu-Castilien (Madrid), und der Oberst der Kavallerie, Lemmery, ein junger Mann von französischer Abkunft, der zu den Vertrauten des Regenten gehört, zum Marechal de Camp befördert und zum Gouverneur von Madrid ernannt worden. Diese Ernen nungen erregen Aufsehen, indem man daraus den Schluß zieht, daß die Generale Chacon und Grases (bisheriger Gouverneur) das Ver trauen des Regenten verloren haben.

zum 13ten erhalten. Die dortigen Vorfälle werden Ihnen längst auf anderem Wege bekannt geworden sein. In einer Minister Berath

schlagung, die gestern unter Vorsitz des Regenten stattfand, wurde die Frage verhandelt, ob Letzterer hier verbleiben oder an der Spitze der Truppen ausmarschiren solle, um den Aufstand in Person zu be

kämpfen. Der Regent entschied sich für letzteren Ausweg; er wird alle noch treu gebliebenen Truppen an sich ziehen und auf Teruel, zwischen Saragossa und Valencia, marschiren, indem er darauf rechnet, daß die in letzterer Stadt befindlichen Truppen sich alsdann mit ihm vereinigen würden. Die hiesige Besatzung ist zum Abmarsch bereit, und ein Regiment rückt in diesem Augenblick aus.

Einen anderen Gegenstand der gestrigen Berathschlagung bildete die Frage, ob die Königin hier zurückbleiben, oder der Regent sie mit sich führen solle. Der Regent und seine vertrauten Rathgeber waren für letztere Maßregel. Der Vormund der Königin, Herr Argucllles, widersetzte sich jedoch, und das Ayuntamiento richtete an den Regenten den Wunsch, er möchte die Königin hier unter dem Schutz der National-Miliz zurücklassen. Der englische Gesandte soll der Ansicht sein, der Regent dürfe nicht die Rolle eines Generals übernehmen, und noch weniger die Königin in den Händen der Anarchie zurücklassen.

Gestern Abend zeigten sich im Prado etwa 50 mit Säbeln be waffnete National-Milizen, sämmtlich von dem Bataillon, dessen Chef der Adsutant des Regenten, Oberst Gurrea, ist. Drei Offiziere des selben Bataillons ertheilten ihnen fortwährend Vorschriften, und sie erklärten laut, Jeden, der beim Erscheinen der Königin dieser ein Lebehoch zurufen werde, mißhandeln zu wollen. Die Königin erschien glücklicherweise nicht, aber mehrere Personen wurden in den Straßen unter dem Geschrei: „Es lebe der Regent!“ durch die National Miliz mit Säbelhieben verwundet. Diesen Abend spricht man von nichts, als daß der Regent morgen mit den Truppen abmarschiren, und die National Miliz während seiner Abwesenheit hier einen terro ristischen Ausschuß errichten werde.

XX Paris, 26. Juni. Glaubt man den Barceloneser Blättern, so ist jetzt auch Sevilla und Cadix in vollem Aufstande gegen die Madrider Regierung, und fallen die Truppen alle Tage bataillons weise von den Generalen Espartero's ab. Zur richtigen Würdigung dieser Angaben braucht man aber nur zu wissen, daß dieselben Blät ter versichern, daß die Nord- Provinzen in vollen Flammen stehen, daß Bilbao die Fahne der Empörung siegreich aufgepflanzt, und daß Saragossa dem Königreiche Arragonien das Zeichen des allgemeinen Aufstandes gegeben. Man begreift übrigens, daß die Urheber und Beförderer des catalonischen Aufruhrs solche Gerüchte ausstreuen, um das Selbstvertrauen der Ihrigen in dem verhängnißvollen Augen blicke, wo die Truppen der Regierung auf Barcelona marschiren, auf recht zu erhalten. Der General Zurbano ist am 20sten in Igualada eingerückt. Der Oberst Prim, von der Junta zum Befehlshaber aller beweglichen National Garden in Catalonien ernannt, ist ihm mit einem undisziplinirten Haufen von einigen tausend Mann bis nach Molins del Rey entgegengegangen, um ihm den Uebergang über den Llobregat streitig zu machen. Der Ge neral Seoane soll nach dem Ausmarsche Zurbano's aus Cervera in diese Stadt eingerückt seyn. Don Narciso Ametller, ehemaliger Kon— greß Deputirter für Gerona, ist nach Figueras gegangen, wo er gemeinschaftlich mit dem aus Frankreich herübergekommenen Carsy den Aufstand zu organisiren sucht. Sein Bruder hat einen Aufruf an die Soldaten erlassen, in welchem er jedem Ueberläufer einen täg lichen Sold von 4 Realen verspricht, eine Zusage, die ein esparteristi sches Blatt zu der spöttischen Frage veranlaßt, ob Herr Ametller etwa von seinem Gehalte als Adjutant des Infanten Don Francisco de Paula Geld genug erübrige, um den Truppen eine so glänzende Löh nung zahlen zu können.

In Barcelona ist der Zustand der Dinge bis zum 21sten im Wesentlichen unverändert geblieben. Das Ausreißen unter den Soldaten der Besatzung von Monjuich, von denen sich in den ersten Tagen nach dem Pronunciamiento von Barcelona etwa zwanzig bei nächt licher Weile über die Mauer zu stehlen gewußt haben, hat jetzt gänz lich aufgehört, vielleicht zum Theil in Folge der öffentlichen Beschim pfung, der einer der Deserteurs von Monjuich von Seiten eines Bürgers der Stadt ausgesetzt gewesen ist. Die oberste Junta hat diesen Vorfall benutzt, um auf Herausforderungen, Beschimpfungen und Thätlichkeiten die Todesstrafe zu setzen. Sonderbarerweise droht sie in demselben Bando dieselbe Strafe auch denen, welche gegen die Fahne des Aufstandes konspiriren, so daß man zweifeln kann, ob nicht das erste von diesen beiden so himmelweit verschiedenen Verboten der Junta zum bloßen Vorwande zur Erlassung des zweiten gedient habe.

Auf die Vorstellungen, welche die fremden Konsuln gegen die eventuelle Drohung des Obersten Echalecu, die Stadt zu beschießen, erhoben haben, hat der Gouverneur von Monjuich mit dem Verspre⸗ chen geantwortet, jedenfalls vor Eröffnung des Feuers eine Anzeige zu machen, welche die in Barcelona befindlichen Ausländer erlaube, sich in Sicherheit zu bringen. Das hiesige Organ des christinischen Interesse, die Presse, weiß sich die don dem Obersten Echalecu bewiesene Festigkeit nicht anders zu erklären, als durch die Annahme, daß derselbe durch die Versprechungen des englischen Konsuls, Herrn Penleaze, bewogen sei, die an ihn ergan genen Aufforderungen zum Anschlusse an den Aufstand zurückzuweisen. Die Presse will wissen, daß Herr Penleaze zweimal in Monjuich gewesen, und daß er dem Gouverneur des Forts theils Geld für seine Truppen, theils für den schlimmsten Fall den wohlbehaltenen Nüqzug auf ein englisches Kriegsschiff zugesichert habe. Obgleich der ö Konsul durch ein solches Verfahren weber seine Nechte ii ritten, noch selbst die Konvenjenz verletzt haben würde, so steht doch für jene