1843 / 6 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Helenopolis, Mons. Johann Dabrows ti. Zum Schluß wurde dem Metropolitan von Goa das heilige Pallium zuerkannt.

Turin, 22. Juni. Die Gazetta Piemontese enthält Fol⸗ gendes: Mit Ze dr lizen können wir anzeigen, daß Se. Majestät unser König, welcher den 15ten d. M. von eier ziemlich bedeutenden Lungen- und Luftröhren-Entzündung befallen worden, fich heute be⸗ reits auf dem Wege der Besserung befindet.“

Spanien.

Paris, 30. Juni. Die Regierung hat folgende telegraphische Depeschen erhalten:

1. Bayonne, 29. Juni. Palencia hat sich am 25. pronun⸗ zirt; die Truppen sind beigetreten. Der Deputirte Obejero ist zum Präsidenten der Junta ernannt worden, der General Amor hat das Rommando der Truppen und Nationalgarden übernommen.

2. Perpignan, 27. Juni. Vorgestern, am 25. Juni hat sich Zurbano von Igualada nach Cervera zurückgezogen.

Madrid, 25. Juni. Es herrscht hier zwar vollkommene Ruhe, doch ist die Stimmung eine düstere und die Hauptstadt bietet nicht den gewöhnlichen Anblick dar. Viele Personen, ihre Beziehungen zu den angesehensten Gegnern der Ayacuchos für kompromittirt halten, haben theils die Stadt verlassen, theils halten sie sich in ihren Wohnungen verborgen, ohne Jemand zu empfangen.

Der Britische Gesandte, Herr Aston, hat die Weisung aus London erhalten, seine Abreise noch zu verschieben, und bis zum Aus⸗ gange der gegenwärtigen Krisis auf seinem Posten zu bleiben. Die Proclamation Zurbano's an die Catalonier soll den Mini⸗ stern mißfallen haben, weil sie ihn nicht autorisirt hatten, eine so versöhnliche Sprache zu führen und im Namen des Regenten solche Erklärungen abzugeben, wie die Proclamation enthält. Man wird ihm indeß nichts sagen, da man weiß, daß sein Degen besser ist, als seine Feder.

Barcelona, 214. Juni Abends. Die hiesige Bevölkerung war heut in der größten Bestürzung, denn es hieß, die Beschießung der Stadt vom Fort Montjuich aus, werde morgen beginnen. Die eben eintreffende Nachricht von dem Rückzuge Zurbano's nach Cer⸗ vera beruhigt jedoch die Gemüther wieder einigermaßen, denn dem Vernehmen nach hatte der Oberst Prim dem von ihm in Igualada eingeschlossenen General Zurbano den Rüchzug nach Cervera unter der Bedingung gestattet, daß er den Befehl zur Suspendirung des Bombardements von Barcelona ertheile.

3 Madrid, 24. Juni. Gestern erhielten wir die Nachricht von dem Aufstande Sevilla's. Am 18ten, als man dort die Vor⸗ fälle von Valencia erfuhr, versammelte sich das Ayuntamiento, und begab sich darauf in Gemeinschaft mit dem Präsidenten des Appella⸗ tionsgerichtes, dem Verweser des erzbischöf lichen Stuhles, zwei Gene⸗ ralen außer Dienst und einigen angesehenen Bürgern, zu dem Gene— ral-Capikain Carratalä, um ihm vorzustellen, daß die ganze Bevölke⸗ rung entschlossen wäre, sich zu pronunziren, und daß keine Gewalt hinreichen würde, diesen Entschluß zu vereiteln. Der General-Capi—⸗ tain erklärte sich bereit, für den Fall, daß jene Gesinnungen allge⸗ mein wären, die Truppen zurückzuziehen. Der Gefe politico, der so eben von der Regierung zum Marechal de Camp befördert worden war, schloß sich, so wie der Intendant, sogleich dem Auf⸗ stand an. Es wurde eine Junta eingesetzt, deren Präsident der Brigadier Dominguez ist. Am 19ten brach die

Schwadron, gingen gleichfalls zu dem Volk über. Der General⸗Ca⸗ pfstain verließ mit einigen Offizieren Abends die Stadt. Die Junta traf Anstalten, um den Aufstand weiter zu verbreiten, und die Stadt Carmona hat sich bereits angeschlossen.

Dieses Ereigniß wird natürlich die Insurgenten von Malaga und Granaba in ihrer Hartnäckigkeit bestärken. Unsere Nachrichten von Malaga gehen nur bis zum 16ten. An diesem Tage wurde die Fahne Isabella's der Katholischen neben dem Bildniß Isabella's II. auf den Balkon des Stadthauses entfaltet.

In Granada rückte am 17ten die von Malaga abgeschickte Hülfs Kolonne von 1400 Mann, so wie die National⸗Milizen von Ilmuntecar und Motril ein. Die von Almeria wurden erwartet. In der Stadt befanden sich 25,900 Bewaffnete, während sich die Anzahl der vor derselben befindlichen Truppen, über die der General van Halen den Ober-Befehl übernommen hatte, sich auf kaum 1009) be⸗ lief. Viele Soldaten gingen zu den Insurgenten über. In Jaen empörten sich am 2lsten früh vier Compagnieen, welche die Verbin⸗ dung mit Andujar decken sollten, und gingen mit der Kasse und den Fahnen davon.

Cadix blieb bis zum 19ten der Regierung ergeben.

Ueber den Aufstand von Coruñia haben, wir nähere Nachrich—⸗ ten erhalten. Am 10ten Morgens bemächtigte sich die National⸗ Miliz der Thore, und der General-Capitain Camba, der so eben zum General-Lieutenant befördert worden war, verkündete das Kriegsge— setz. 2000 National⸗-Milizen der Umgegend kamen denen der Stadt zu Hülfe, und um 5 Uhr Nachmittags legte der General-Capitain sein Amt nieder und entfernte sich aus der Stadt. Sogleich wurde eine Junta eingesetzt, und man erwartet heute die Nachricht, daß sich ganz Galicien dem Aufstande angeschlossen habe.

Diese Ereignisse im Süden und Westen der Halbinsel haben indessen für uns geringere Bedeutung als die, welche sich im Osten vorbereiten. Dorthin halten wir unseren Blick gerichtet, überzeugt, daß der Regent seinen Schwur, den Aufstand auf das schnellste un= terdrücken zu wollen, erfüllen werde. Valencia ist das erste Ziel sei⸗ nes Marsches. Die Junta von Albaceta soll sich auf die erste Kunde von seiner Annäherung aufgelöst haben. Die Junta von Teruel verlangte Verstärkung von der von Valencia. Diese schickte ein Ba—⸗

taillon, das sich aber, als es vor Teruel ankam, für Espartero er— klärte, und mit zwei anderen Bataillonen, die von Saragossa kamen, um Teruel anzugreifen, vereinigte. Der General Shelly, den die k an die Spitze aller Truppen gestellt hat, befand sich 1846, dort mit der Königin Christine, und wurde damals gegen die Rebellen von Madrid matschirt sein, wenn er nicht dem Herzöge de la Vitorig hätte gehorchen müssen. Der General Serrano sst von hier nach Valencia gerilt. Die Junta hatte ein Operatlons-Corps aufgestellt, das aus 14 Bataillonen Linientruppen, 8 Schwadronen und einer Batterie bestand. Man ist hier jedoch überzeugt, daß diese Truppen sich dem Regenten sogleich anschlichen werden, und ein ahn⸗ liches Verfahren erwartet man von Seiten der in und um Barte— lona befindlichen. Um ihnen diesen Schritt zu erleichtern, erklärt ber General Seoane in seinen Proclamationen die pronunzirlen Militairs für unschuldig, indem sie unter dem Zwang einer überlegenen bHhewall gehandelt hätten! Noch auffallender ist der von Zurband, als interi= mistischem General⸗Capitain, am 20sten an die Catalonier gerichtete Aufruf, in welchem er diese in sehr höflichem Ton einladet, ihren Aufstand nur bis zum nächsten August, als dem Zeitpunkt einstellen zu wollen, an welchem Espartero die Regentschaft niederlegen würde, falls die Cortes es so verlangten.

Als der Regent im vorigen Winter nach Catalonien eilte, blie⸗

den Mangel des Geistes ersetzen könnte!

die sich durch

zahlreiche reitende Artillerie mit ihren Kanonen aus den Kasernen hervor, trieb ihre Offiziere in die Flucht, und schloß sich dem Volk an. Die übri⸗ gen Truppen der Besatzung, bestehend aus zwei Bataillonen und einer

ben alle übrigen Gegenden des Landes ruhig, die Truppen ihm treu. Jetzt hat ein' Theil der obersten Generale, Javala, Cortinez, Alvarez, Famba das Beispiel des Abfalls oder unverzeihlicher Schwäche gegeben. Offiziere wie Soldaten sind bataillonsweise zu den Rebellen über⸗ gegangen, sollte dies auch nur geschehen sein, um beim ersten Wechsel der Umstände auch die Farbe und den Wahlspruch wieder zu wech—⸗ seln. Jedenfalls leuchtet ein, daß die Armee völlig demoralisirt, und alles Gefühl für Dienstpflicht und Disziplin von ihr gewichen ist. Die Truppen sind zu einem bloßen Spielwerk dessen geworden, der ihnen für den Augenblick die meisten Vortheile darbietet. Und diese Armee sollte, so behauptete man, in der politischen Wagschale Eu⸗ ropa's von Bedeutung sein, und den von den hiesigen Gewalthabern vorgetragenen Prahlereien zur Stütze dienen. Als ob die todte Masse n Und man bedenke, daß Linage vorzüglich deshalb als General-Inspekteur der sämmtlichen Infanterie beibehalten wurde, weil nur er genau mit den Gesinnun⸗

gen und den Verhältnissen sämmlicher Generale und Offiziere bekannt

wäre! Sein Grundsatz war, Unteroffiziere ohne die geringste Bil⸗ dung zu Offizieren zu befördern, und alle Offiziere von gutem Her— kommen aus der Armee zu entfernen. ö

Der Regent hat seinerseits der Nation seinen Willen gezeigt. Nur die entschiedensten Avacuchos sollen die Geschicke dieses unglück⸗ lichen Landes lenken. Seoane und Zurbano in Catalonien, van Halen und Infante in Andalusien, Camba in Galicien, San Miguel in Madrid, Linage und Ferraz neben dem Regenten selbst in Valencia, haben die höchsten Rollen übernommen. Noch nicht genug! Der General Rodil, ein Mann ohne die geringste Bildung, bekannt nur durch seine in beiden Welttheilen an den 1g gelegte Grausamkeit, der Mann, der an der Spitze der rebellischen Truppen von la Granja in Madrid einzog, ist so eben von dem Regenten zum Chef der Hellebardier-Garde ernannt worden. In dieser Eigenschaft bildet der General Rodil den beständigen Begleiter und Wächter der Königin. Herr ArguGlles, der in Betreff dieser Ernennung nicht ein⸗ mal um Rath befragt wurde, zeigt sich sehr entrüstet, und spricht sich, seitdem der Regent Madrid verlassen hat, unumwunden gegen ihn aus.

Die Vortheile, die dem Regenten zur Seite stehen, sind folgende: er ist im Besitze der Hauptstadt, wo die Regierung von der ihm ergebenen Nationalmiliz unterstützt, und die Königin, deren Gewalt die Insurgenten vergeblich proklamiren, im Gewahrsam gehalten wird; er steht persönlich an der Spitze, wenn auch nicht zahlreicher, doch ihm blindlings ergebener Truppen, an welche sich mit jedem Tage andere anschließen werden; die Ergebenheit der Hauptstadt und Sa⸗ ragossa's sichert ihm den Rücken, so daß er seine Kräfte konzentriren, und auf Einen Punkt richten kann, während die Insurgenten verein- zelt stehen, und sich einander nicht die Häude bieten können. Endlich hat er den Schlüssel Barcelona's, den Monjuich, als ultima ratio.

Hier in Madrid fahren die Nationalmilizen fort, rechtliche Leute in den Straßen zu mißhandeln, in die Druckereien der Zeitungen einzudringen, die Redacteurs mit Ermordung zu bedrohen u. s. w. Dieser Uͤnfug wird sich noch vermehren, sobald der Regent einen entschiedenen Vortheil über seine Gegner erlangt.

XX Paris, 30. Juni. Eine freundschaftliche Aufforderung zum Anschlusse an den Aufstand, die der Ober⸗Befehlshaber der ca⸗ talonischen Insurrections⸗-Truppen, der Brigadier Vicente de Castro, an den General Zurbano gerichtet hat, ist von diesem mit der Be⸗ rufung auf die energischen Erklärungen, die der Regent in seiner Pro⸗ clamation vom 15ten abgegeben hat, und denen sich der neue Gene⸗ ral-Capitain von Catalonien durchaus anschließt, beantwortet worden. Der General Zurbano hat überdies am 22sten ein neues Schreiben an die Junta. von Barcelona erlassen, in welchem er die Drohung, Barcelona in Asche zu legen, mit der größten Entschiedenheit wie⸗ derholt.

bo ein Entschluß“, heißt es in diesem Schreiben, „wird keinesweges erschüttert werden, wenn die Junta etwa die spitzäsindige Ausrede gebrauchen sollte, daß die Leiter und Theilnehmer des Aufstandes die Stadt verlassen haben. Ünd wenn nichts in Barcelona bliebe als die leeren Häuser, so werde ich es dennoch bombardiren lassen, wenn sich nicht morgen alle die Truppen zurückziehen, die auf den Befehl der Junta die Straße nach Bar— eelona besetzt halten. Ich habe von meiner Seite Alles gethan, was in meinen Kräften stand, um einen Kampf unter Brüdern, die sich zu denselben Grund— sätzen bekennen, zu verhindern. Wer nicht von Vorurtheilen geblendet oder persönlich dabei interessirt ist, daß das Vaterland in das Verderben gestürzt werde, der wird das Gewicht der Gründe anerkennen, die ich in meiner Proclamation an die Catalonier auseinandergesetzt habe. Es ist leicht, sehr seicht, uns zu verständigen, wenn die Junta es aufrichtig meint, und als dann wird Gott das Vaterland und die Königin schützen. Was kann ich aber thun, wenn man die Stimme der Vernunfk und des öffentlichen Wohles nicht hören will? In diesem Falle bleibt mir nichts übrig, als Gewalt anzuwenden. Der Äusgang des Kampfes liegt in der Hand des Schichals, wie er eben auch ausfalle. Barcelona wird aufgehört haben, zu existiren. Hauptquartier zu Igualada, am 22. Juni. M. Zu rbano.“ ;

Durch die gestern eingetroffene telegraphische ö haben wir inzwischen erfahren, daß der General Zurbans von seinem Vorhaben auf Barcelona abgestanden ist und die Gränz-Nachrichten sagen uns, daß Monsjuich bis zum 2ssten Abends die Feindseligkeiten gegen Bar⸗ celona nicht begonnen hat. Der Geist der Besatzung dieses Forts scheint übrigens nichts zu wünschen übrig zu lassen. „Unten in der Stadt dagegen“, heißt es in einem von Monjuich datirten Schrei⸗ ben, „können sie kaum auf einen einzigen Soldaten rechnen, mit Ausnahme des Regiments von Amerika, das sich ganz in den Hän⸗ den der Sergeanten befindet. Die Sapeurs, die Artillerie, das Re⸗ giment von Baylen, die beiden Bataillone des Regiments del Prin⸗ tie (das dritte bilbet belanntlich die Besatzung von Monjuich), der größte Theil des Regiments der Constitution und die Mehrzahl der Kavallerie sind in der besten Stimmung, und wenn sie noch kein Gegenpronunciamiento unternommen haben, so ist nur das Mißtrauen gegen die Offiziere und Unteroffiziere Schuld daran.“ Zum Beweise der Unzuverlässigkeit der zur Verfügung der Junta stehenden Trup⸗ pen führt das fragliche Schreiben an, daß das erste Bataillon des Regiments del Principe bei seinem Ausrücken aus Barcelona von zwei Miliz-Bataillonen in die Mitte genommen wurde. Monjuich ist übrigens auf wenigstens vier Monate mit Wasser und Mundvor⸗ rath versehen. .

In Pampelona wurde am 24sten die in großer Zahl auf dem öffentlichen Spaziergange la Taconera versammelte Publikum durch den Ruf: „Nieder mit Espartero!“, den einige Soldaten ausstießen, in Unruhe versetzt. Die energischen Maßregeln der Behörden verhü⸗ teten indessen jede ernstliche Störung der öffentlichen Ordnung, wobei ihnen die augenscheinlich friedfertige Stimmung der Bevölkerung frei⸗ lich sehr zu Statten kam. .

In OSRate versuchten an demselben Tage, wie schon erwähnt, einige Offiziere des Regiments von Majorka, die Besatzung in eine dem Regenten feindliche Bewegung fortzureißen, allein sie scheiterten an dem Widerstande, den sie bei den Sergeanten fanden. Einer der Aufruhrstifter wurde getödtet, sechs andere entkamen zwar für den Augenblick, allein drei von ihnen wurden bald wieder eingeholt und auf die Citadelle von Tolosa gebracht. ö

Die Nord⸗ n n verhalten sich bis jetzt sehr ruhig, doch herrscht in der Stimmung derselben eine gewisse Schwüle, die auf baldigen Sturm schließen läßt. Das ohne Zweifel zur Beschwichti= gung' der Gemüther ausgesprengte Gerücht, daß die Fueros Navarra's

und der baskischen Länder am 7. Juli wiederhergestellt werden sollen, findet nicht den geringsten Glauben, man betrachtet es vielmehr als eine bloße Lockspeise, und es dürfte sogar nicht Wunder nehmen, wenn die dadurch aufgefrischten Erinnerungen einen Ausbruch der Unzufrie⸗ denheit der Nordprovinzen mit ihrem jetzigen Zustande beschleunigen. Ein in Bilbao angekommenes Schiff hat die Nachricht gebracht, daß Santander sich am 22sten für das Pronunciamiento erklärt habe. Die in dieser Stadt befindlichen Zoll-Carabiniers suchten vergeblich der Empörung die Spitze zu bieten, sie sahen sich vielmehr gezwungen, dem Strome zu weichen, nachdem sie vier Mann verloren hatten. t

Ein fonderbares Gerücht behauptet, daß die Junta von Valencia die Zurückgabe der Kirchen⸗Güter verfügt habe, um durch diese Maßregel die Beistlichkeit für ihre Sache zu gewinnen. Glaubt man den Insinuationen der ministeriellen Madrider Blätter, so ist die Rückerstattung nicht nur der Kirchen, sondern auch der Klostergüter sogar ein Punkt des von der obersten Aufruhrjunta in Madrid zu deren Mitgliedern bekanntlich auch die Herren Cortina, Olozaga, Caballero u. s. w, gehören sollen) ent⸗ worfenen Revolutionsplans. Wir können diese Anklage für nichts An⸗ deres halten, als für eine Erfindung, die darauf hinausgeht, die Pläne der Aufrührer so verhaßt als möglich zu machen. Eine Maßregel, wie die fragliche, läßt sich in Spanien nicht mehr durchführen, ohne zahllose Interessen zu beleidigen, durch deren Feindschaft mehr verlo— ten werden würde, als durch die überdies ziemlich problematische Ver⸗ söhnung eines Theils der Geistlichkeit zu gewinnen steßt. Uebrigens paßt jene Anklage vollkommen in das System der Regierungspartei, den Aufstand als eine Reaction zu Gunsten der alten Ideen und der alten Institutionen des Landes darzustellen. „Wenn die Junten siegten“, sagt der Espectador vom Bsten, „so würden wir, die wir sie bekämpft haben, unsere Sünde wahrscheinlich vor der Inquisition büßen, die ohne Zweifel wiederhergestellt werden würde.“ Der Espectador glaubt gewiß nicht an seine eigenen Worte, aber es ist leicht zu sehen, was er durch die Heraufbeschwö⸗ rung des Gespenstes der In quisition bezweckt.

Angekommene Fremde.

British Hotel. Se. Erlaucht Graf von Pückler Limburg und

Ihre Erlaucht die Frau Gräfin von P ü cl er- Limburg nebst Familie,

aus Stuttgart. Der Kaiserl. Russische Oberst, Baron von S eebach,

von Dresden. Dr. med. Freiberg, aus Stettin. ronprinz. Graf von Bartenh eim, aus Wien.

Dannenberg nebst Gemahlin, aus Stettin.

Rheinischer Hof. Major und Rittergutsbesitzer von Arnim, aus Criwen. Frau Landschafts-Direktorin von Winterfeld, aus Gutzerow. Baron von Puttkammer, aus Stolpe.

Stadt London. Frau Obersten von Paweltz und Frau von Oppen aus Woldenberg. von Osten-Sacken, Rittergutsbesitzer, nebst Ge⸗ mahlin, aus Freienwalde.

Hotel de Rome. Jerram, Particulier, aus Orfordshire.

Meinhardt's Hotel. Spaan, Particulier, aus Middelburg. Müller, Particulier, nebst Familie, aus Stargard. .

Hotel du Nord. Herr Portris-Oakes, Particulier, von London.

Hotel de l'Europe. Dram⸗

Rittmeister von

8

K

Justizs⸗ Amtmann von Hellermann, aus z burg. Kaiserl. Russischer Kollegien⸗-A1ssessor von Lenkschewitsch, aus St. .

Kölnischer Hof.

Hotel de Russie. will, aus Wien.

Hotel de Brandebourg. Wilken, aus Stralsund.

König von Portugal. Regierungs-Rath Reinisch, aus Magdebwig. Frau Baronesse von Bender, von Schloß Zschepplin.

Schwarzer Adler. Prediger Winter, aus Menz. Hauptmann von Schmeling aus Stollberg in P᷑ mmern. . . Hotel de Hambourg. Referendar und Secretair im finnländischen Se—

nat Widenius aus Finnland.

Kaiser von Ruß land: von Lamotire Chille nebst Frau Gemah⸗— lin. Fräulein von Carrey, sämmtlich aus Paris. Benda, Königl. Ober-Amtmann mit Gemahlin aus Marienwalde.

Im Landhause: Professor Dr. Schulz aus Eldena. Rittmeister von Wold eck nebst Gemahlin aus, Gnevikow. Hauptmann Stein berg nebst Gemahlin aus Neu⸗Strelitz.

In Privathäusern. Prediger Fischer, aus Cumlosen bei Witten— berge, Lindenstr. Nr. 154 bei Ehmert. Königlich hannoverscher Hof⸗ Schauspieler Schmidt aus Hannover, Leipzigerstr. Nr. 77 bei Fr. von Lavallade.

Meteorologische Beobachtungen.

Abends 10 Uhr.

Baron von Strager, aus Mohsau. . Die Gräfin Nisialowska, geb. Prinzessin Radzi

Dr. Angström, aus Stockholm. Pastor

Morgens Nachmittags Nach einmaliger

1843. 6 Uhr. 2 Uhr. P

4. Juli.

RBeohachtung.

Luftdruck. ... 37 7, o' Par. 337, os Par. 337, 105 Far. Quellv rme ,,

. .. 4 11,00 R. 4 21,89 R. 4 14,80 R. Fluss wärme 14,50 m. Thaupunkt ... * 9,9? R. - 10,20 R. 9,8) n. Boden wärme 14,00 R.˖ Dunstsãättigung 91 pCt. 13 pet. 68 pCt. Ausdünstung 0,0 13 Rh.

Luft wärme

Wetter heiter. heiter. heiter. Niederschlag 0. Wind VW. W. Wärme wechsel 22,3! Wolkenzus;. K w— 14,0 R.˖ Tagesmittel: 337, os Par... 4 15,87 R... 4 10,0 R 6TIECt. M. Auswärtige Börsen. Amsterdam, 1. Juli. Niederl. wirkl. Sch. 533. Kanz-Bill. —. 595 Span. 174. 39h do. 27. Pass. Ausg. —. Zinsl. Preuss. Präm. Sch. 1655. Pol. . Oesterr. 1083. 199 Russ. Hope 89. IIa mb urg, 3. Juli. Bank- Actien 1670. Engl. Russ. 1112. London, 30. Juni. Cons. 39h 933. Belg. 1023. Neue Anl. 182. Pas- sive 5. Aust. Sch. 10. 2396 Noli. 54. 599 993. Hb Port. 396 Engl. Russ. 1133. Bras. 715. Chili 93. Columb. 223. Mex. 28. Peru 16. Pa ris, 30. Juni. 595 Rente fin cour. 121. 30. 395 Rente fin cour. 8. 595 Neapl. au compt. 106. 20. 59 Spaun. Rente . Pass. 43. Petershbu rg, 27. Juni. Lond. 3 Met. 37. Hamb. 3453. poln. 300 FI. SI. do. So FI. . do. 200 EI. 27. Wien, 36. Juni. 55956 Met. 111. 495 100. Actien 16142. Anl. de 1831 1423. de 1839 1113.

Rönigliche Schauspiele.

Donnerstag, 6. Juli. Im Schauspielhause: Nathan der Weise, dramatisches Gedicht in 5 Abth. (Herr Grunert, Regisseur vom Stadttheater zu Hamburg: Nathan, als erste Gastrolle).

Zu dieser Vorstellung werden Schauspielhaus-Billets mit Don— nerstag bezeichnet verkauft. ( l

Freitag, 7. Juli. Im Opernhause: Auf Allerhöchsten Befehl: Faust. (Herr Schmetzer: Graf Hugo; Mad. Burchardt: Röschen, als Gastrolle.)

Sonnabend, 8. Juli. Im Schauspielhause; Zum erstenmale wiederholt: Der Ruf, Lustsplel in 1 Akt, nach Scribe, von J. von Plötz. Hierauf: Die Frau im Hause. .

Sonntag, 9. Juli. Im Opernhause: Die Stumme von Portici. (Herr Schmetzer: Masaniello. Frl. Ch. von Hagn: Fenela. Dlle. Marx: Elvire.)

Ein Platz in den Logen des ersten Ranges ] Rthlr. 19 Sgr. c.

Zu dieser Oper bleiben die bereits gekauften, mit Donnerstag bezeichneten Opernhaus / Billets gültig, auch werden die dazu noch zu verkaufenden Billets mit Donnerstag bezeichnet sein.

In Charlottenburg: Strauß und Lanner. Hierauf, auf Be⸗ gehren: Vor hundert Jahren.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober ⸗Hofbuchdruckerei. Beilage

9h do. 100.

Paris lll.

39h 77. Ban

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. München, 30. Juni. C. 3.) Ueber das Be— sinden des Königs gehen aus Aschaffenburg fortwährend die günstig⸗ sten Nachrichten ein. Se. Majestät erledigte bis jetzt täglich die ins Kabinet gelangenden Staatsarbeiten. Die Abreise der Königin, des Prinzen Adalbert und der Prinzessinnen Alexandra und Hildegarde nach Aschaffenburg sindet nächsten Montag statt. Unsere frommen Brüderschaften und geistlichen Associationen bereiten sämmtlich Kreuz— gänge nach Gnadenorten vor, um eine Witterungsänderung zu erfle⸗ hen. In der That muß aber auch nach gerade der fort und fort, und zwar bei kühlster Temperatur, welche zum Einheizen in den Zim— mern nöthigt, in Strömen fallende Regen, die Gemüther beunruhi— gen. Unsere Morgenblätter bringen heut folgende mit größten Lettern gedruckte Anzeige: „Es wird zur Kenütuiß der Getreidekäufer gebracht, daß im hiesigen Getreidehause ein so großer Vorrath vorhanden ist, daß man sich eines dergleichen seit Jahren nicht zu erinnern weiß. Dies wird zur nothwendigen Vorbeugung von Wucherei be— kannt gemacht.“ Leider nur, daß es den Getraide- und Viktualien⸗ Wucherern gleichwohl gelungen ist, die Preise aller Nahrungsmittel in enormer Weise steigen zu machen. Kommenden Montag begin⸗ nen in unserer Kammer der Abgeordneten die Berathungen über die Staats Eisenbahn-Frage. Manches läßt theils auf eine längere Dauer, theils auf einen ziemlich stürmischen Gang derselben schließen. Seit gestern ist auch der Dr. Schwindlsche Vortrag über das ur— sprüngliche Ausgabe⸗Budget erschienen. Er bringt 38 Ausschuß⸗Be⸗ schlüsse. Nur einem Posten wird die Anerkennung versagt, der leber— nahme der Pensionen der Dienerschaft der Prinzessin Marie, Königin von Sachsen, und der verstorbenen Königin Karoline von Bayern. Sonst wird die einfache Anerkennung beantragt oder es werden Er höhungen der Budget⸗Summen begutachtet. Einen nicht uninteressan⸗ ten Abschnitt bildet in dem Vortrag die Zusammenstellung der Land— tagskosten seit 1319. Sie belaufen sich auf 1,902,466 Il. 13 Kr.

. , 26. Juni. A. 3.) Die hiesige Dampfboot⸗ Actien⸗ Wesellschaft. hat im Laufe dieses Frühjahrs den beiden anderen Dampfschifffahrts-Anstalten in Friedrichshafen und Konstanz den Vorschlag gemacht, durch Herstellung gemeinsamer Fahrten Einrichtungen einem längst geäußerten Wunsch des Publikums ent— gegenzukommen und« die bisherigen mangelhaften Verbindungen im allgemeinen Interesse zu vervollkommnen. Die Dampfschifffahrts Gesellschaft in Friedrichshafen nahm keinen Anstand, diesem Antrag ihre volle Beistimmung zu geben, von jener in Konstanz aber wurde derselbe nicht nur entschieden abgelehnt, sondern deren Tourfahrten für den laufenden Sommer in der Art regulirt, daß die Tendenz ' eine dem Publikum ebensowenig zusagende, als für die Interessen der sämmtlichen Dampfschifffahrts⸗Anstalten nachtheilige Konkurrenz ins Leben zu rufen jedem Unbefangenen klar vor Augen liegen mußte. Die Schiffe der hiesigen Gesellschaft sind durch Post-Verträge an bestimmte Abfahrtsstunden gebunden, und diesen Umstand benutzte die Konstanzer Gesellschaft, um die Touren ihrer Böte so zu reguliren, daß dieselben an allen Landungsplätzen nur ganz kurze Zeit vor den Schiffen der lindauer Gesellschaft abfahren und diesen die Reisenden entziehen können. Gleichwohl wurden in Lindau bisher keinerlei Maß⸗ regeln zum Vollzug gebracht, welche die Personen-Verschiffung durch Konstanzer Böte aus dem hiesigen Hafen auch nur im mindesten be⸗ schränkt hätten, insofern die in den Fahrten⸗-Tabellen festgesetzten Stunden eingehalten werden. Die Güter-Verschiffungen in Friedrichs hafen und Lindau aber sind den einheimischen Gesellschaften vorbe⸗ halten, gleichwie dieselben seit Jahren in den badischen Häfen der Konstanzer Gesellschaft zugewiesen sind. Um so auffallender mußte der den öffentlichen Verkehr so wesentlich störende Beschluß der Großherzoglich Badenschen Regierung des Seekreises vom 20sten d. erscheinen, die bayerischen, und württembergischen Dampfböte von allen Personen⸗ und Güterladungen in den baden—⸗ schen Häfen und Landungsplätzen auszuschließen, so wie auch das Ueberschlagen von Gütern in dem Hafen von Konstanz nicht mehr zu dulden. Roch unerklärlicher ist aber die Anordnung des Verwaltungs Rathes in Konstanz, gemäß welcher dessen eigene Schiffe von nun an weder Personen noch Waaren aus den Hafen, von Lindau und Friedrichshafen an Bord nehmen dürfen. Es gränzt ans Unglaub— liche, und ist doch wahr, daß das Verbot der Personenverschiffung in' Konstanz so weit ausgedehnt wird, daß selbst jenen Reisenden, welche mit dem lindauer Schiff über Konstanz nach Schaffhausen reisen und das Mittagsmahl in Konstanz einnehmen, wollen, die Wiederbetretung des Schiffes unbedingt untersagt ist, ja daß dieses Verbot sich sogar auf diejenigen Personen erstreckt, welche Re— tourbillette besitzen. Wie wir aus zuverlässiger Quelle vernehmen, hat die Gesellschaft in Lindau bereits Vorsorge getroffen, daß die Reisenden an den außerhalb Konstanz liegenden Schweizerplätzen von ihren Schiffen wieder aufgenommen werden. Auf solche Weise wird auch bei den Fahrten nach Schaffhausen und zurück Konstanz von den bayerischen Schiffen noch berührt werden, sowie überhaupt jene feindseligen Maßregeln nicht die mindeste Störung in den Fahrten und Postverbindungen zwischen Bayern und den Schweizerufern her⸗ beizuführen vermögen. .

Württemberg. Stuttgart. (Schw. M.) Der Verein der Stuttgarter Buchhändler hatte schon im Januar dieses Jahres bekannt ge⸗ macht, daß „während der ersten Hälfte des Junius die Handlungen des Ver⸗ eins zusammentreten werden, um für sich und für ihre Kömmittenten, welche bis dahin, als zum letzten Termine, Listen und Deckung ein— gesandt haben, gegenseitig Zahlung zu leisten.“ Dieses neue Insti⸗ tut ist nun wirklich ins Leben getreten, und am 8. Juni hat die erste Abrechnung in einem für . Zweck bestimmten Lokale stattgefun⸗ den. Mit Vergnügen wurde bemerkt, daß die Zahl der eingegan— genen Listen mit Aufträgen zur Zahlung nicht bloß an die hiesigen Handlungen selbst, sondern auch an suddeutsche Kommittenten der— selben eine bedeutend größere war, als je in früheren Jahren in der ersten Juniwoche hier eingetroffen war. Die dankenswerthe Absicht des Vereins, statt der Unregelmäßigkeiten, die nur zu häusig bis setzt im süddeutschen Zahlungswesen stattgefunden, einen festen Jahlungs⸗ termin für Süddeutschland ins Leben zu rufen, hat durch diese erst⸗ malige Abrechnung bereits einen erfreulichen Anfang gewonnen, und es wird wohl nur der konsequenten Durchführung des vom Vereine angenommenen Systems während einiger Jahre bedürfen, um auch im lite n . und Zahlungögeschäst die gleiche Ord? nun ühren, wie sie durch die Leipzi örsenabi⸗ ü Norddeutschland längst ichn VJ

Kurhessen. Fulda, 30. Juni. (F. O. P. A. in unserem gesegneten Fulda hat sich, wie in , ö ö drückender, wenngleich zum größten Theil künstlicher Mangel an Brod⸗ früchten. so wie an Lebensmitteln überhaupt, herausgestellt. Die nächste Ursache liegt zunächst in dem Ausverkauf der öffentlichen Frucht

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böden zu größtmöglichsten Preisen in das Ausland, welcher sowohl mittelbar ais auch unmittelbar durch die hiesigen Bäcker, welche zu gleicher Zeit Getraide Spekulanten und Händler sind, bis zur jüngsten Jeit vor sich ging. Hierdurch wurde am 17ten d. M. eine memen⸗ tane Stockung oder vielmehr, da in den letzten Tagen endlich das Korn auch in Quantitäten von 3 Maßen abgelassen worden war, ein plötzlicher Andrang an die Läden der Bäcker hervorgerufen, welcher von letzteren mit vollkoinmenem Erfolg benutzt und ausgebeutet wurde. Hierzu jommt noch, daß von Seiten der Gränznachbarn der Transport von Früch⸗ ten, sogar theilweise des Viehes und der Kartoffeln nach Kurhessen gesperrt ist, während bei uns zu Lande die Aus fuhr des Brodes und Korns gestattet und noch täglich betrieben wird. Wenn auch andere Gründe nicht vorhanden wären, so könnte man schon hieraus entnehmen daß unfere Bäcker mit hinreichenden Vorräthen versehen sind. Unsere Polizeibehörde hat, obgleich bisher bei plötzlichem Sinken der Frucht⸗ preise noch nie eine Erniedrigung eingetreten ist, doch im Widerspruch mit der betreffenden Verordnung und in Absicht schneller Abhülse, in Mitte des Monats eine Erhöhung der Tart um 2 Kr. für 4 Pfd. Brod eintreten lassen und dennoch ist der Mangel fortwährend der⸗ selbe, so daß der hiesige Magistrat veranlaßt worden ist, eine bedeu⸗ tende Bestellung von Ostsee⸗ Roggen in Bremen zu effektuiren. Es giebt hier Familien, welche in 3 4 Tagen kein Brod gegessen, ja das nahegelegene Justizamt Großenlüder hat bei hiesigem Ober gericht den Antrag gestellt, die Amtsgefangenen freizulassen, da deren Unterhaltung unmöglich geworden sei. Es dürfte einleuchten, daß einem solchen Zustande, welcher vielleicht hätte verhütet werden kön

nen, nun aber einmal vorhanden ist, nur durch Eröffnung der Kon⸗ kurrenz und Herrichtung eines freien Brodmarktes in hiesiger Stadt, so wie durch nachdrückliche Maßregeln gegen die Bäcker, wirksam be⸗ gegnet werden kann. Unter diesen Umständen und bei der vorhande⸗ nen Rathlosigkeit möchte eine Reform unserer gesammten Nahrungs

Polizei wünschenswerth erscheinen. Die klugen, zeitigen und energi— schen Anordnungen und Maßregeln unseres Nachbarstaates Bayern, so wie man sie in öffentlichen Blättern liest, erweisen sich als wahr⸗ haft musterhaft.

eingetreten ist, nicht weiter. zunächst die eines Erfolgs von ihrer daß die schleswigschen

Aufhebung der Censur. Petition, so war nichts natürlicher, als Journalisten für sich) allein handelten; diefe hatten eine nicht unbegründete. Aussicht, die Freiheit der polizeilichen Beschränkungen für die schleswigsche Presse zu erlangen. Allein selbst die Journalisten, denen vor Allem die Preß⸗ freiheit am Herzen liegt, konnten sich nicht überwinden, die Vereini⸗ gung zwischen Schleswig und Holstein aufzugeben. Sie beschlossen einstimmig, eine gemeinschaftliche Petition bei den schleswigschen und den holsteinschen Ständen. Bloß die beiden Redacteure des Kieler Korrespondenz- und des Wandsbecker Intelligenz⸗Blattes, geleitet von der sogenannten neuholsteinschen Ansicht, waren anderer Meinung. Man kann hieraus abnehmen, wie unpopulair bei uns es erscheinen würde, wenn das eine Herzogthum etwas zum Voraus vor dem anderen erlangen möchte. Lieber eng verbunden mit geringeren Rechten, als getrennt mit größeren Rechten; so lautet der Wahlspruch der Schleswig- Holsteiner. F gnlr h Pairs-Kammer. Sitzung vom 28. Juni. Die Tages⸗ Ordnung führte zur Fortsetzung der Diskussion des Zucker-Gesetz⸗ Entwurfs. Nachdem der Berichterstatter, Herr Rossi, die im Lauf der allgemeinen Debatte von beiden Seiten aufgestellten Argumente zusammengefaßt hatte, wurden alle einzelne Artikel ohne weitere Er— örterung angenommen, mit einziger Ausnahme des zweiten, der den inländischen Zucker auf zwei Klassen reduzirt. Bei diesem schlug Graf Beugnot ein Amendement vor, welches jedoch mit großer Majorität verworfen wurde. Der ganze Gesetz Entwurf ward hier— auf mit 79 gegen 45 Stimmen angenommen. Es folgte dann eine Debatte über den Gesetz-Entwurf in Betreff der Eisenbahn von Paris nach Rouen, der schließlich mit 92 gegen 4 Stimmen die Genehmigung der Kam⸗— mer erhielt. Der Marquis von Boissy klagte zwar darüber, daß man die Anwendung unbedeckter Wagen für die dritte Klasse gestat⸗ ten wolle, woraus dem Publikum großer Schaden erwachsen könne, denn sie gäben keinen Schutz gegen die fortwährend umherspringen⸗ den Funken aus der Maschine, so wie gegen ungestüme und nasse Witterung, einen Schutz, den doch auch die ärmeren Passagier-Klassen zu fordern berechtigt selen. Der Finanz-Minister aber entgeg⸗ nete, der Gebrauch solcher Wagen sei einmal in den Kontrakts-Be⸗ dingungen zugestanden, und wenn man günstigere Bedingungen von den Gesellschaften verlangen wollte, so würden sie ihrerseits auch ihre Forderungen danach steigern.

Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 28. Juni. Nach= dem die letzten Kapitel des Kriegs Budgets ohne Verkürzung votirt worden waren, ging die Kammer zur Diskussion des Marine Budgets über. Eine allgemeine Debatte über dies Budget fand gar nicht statt; indeß benutzte Herr Roger die Gelegenheit, um die Sklaven⸗ frage zur Sprache zu bringen. Er ersuchte das Ministerium, endlich diese Angelegenheit zu erledigen und in der nächsten Session einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen der schmähliche Zustand been— digt würde, worin 250,009 menschliche Wesen unter den Gesetzen und zur Schande einer Gesellschaft, die sich doch der Freisinnigkeit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit rühme, sich noch befänden. Herr Roger citirte fol⸗ gende Stelle aus einer Depesche des Marine⸗Ministers an die Gou⸗ verneure der Kolonieen: „Wenn die . r el ü t bis jetzt glau⸗ ben konnten, man konsultire sie nur in der Absicht, um vor den Schwierigkeiten, die sie gegen jeden Emancipationsplan aufwerfen,

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einzuhalten, so müssen sie heute diesen Gedanken aufgeben: der Augen⸗ blick ist gekommen, wo man sich mit Abschaffung der Sklaverei be⸗ schäftigen muß.“ Gestützt auf diese Erklärung und sich auf die Ar⸗ beiten der unter dem Vorsitze des Herzogs von Broglie bestehenden Kommission berufend, sprach Herr Roger die Ueberzeugung aus: in weni⸗ gen Jahren werde man an den Orten, wo die dreifarbige Fahne weht, keinen Sklaven mehr sehen. Auf diese Bemerkung äußerte sich Herr Guizot, wie folgt:

Die Regierung hat im Jahre 1839 die besagte Kommission niederge⸗ setzt; sie hat dadurch klar zu erkennen gegeben, daß sie die Absicht hege, den Gegenstand genau untersuchen zu lassen, um dann an die Lösung der großen Frage zu gehen. Die Regierung bleibt ihrer Intention treu; sie hat dies am besten durch die Bekännimächung des umfassenden Berichts bewiesen, den der Herzog von Broglie im Namen der Kommission erstattet hat. Wir unterhielten die Hoffnung, die große Frage im Laufe der Session durch das Zuckergesetz der Entscheidung um einen starken Schritt näher zu führen. Die Kammer hat aber durch ihr Votum eine neue Schwierigkeit in die Emancipations- Frage gelegt. Gleichzeitig brach ein großes Unglück über Guadeloupe ein, und noch andere Umstände sind hinzugekommen, die eine Aenderung im Betrieb der Zucker-Industrie auf den Kolonieen zur Folge hatten. Die Negierung, ohne von ihren Ansichten und Intentionen abzuweichen, mußte doch die eingetretenen Umstände in den Kreis ihrer Berechnung auf— nchmen und über den Einfluß derselben auf die Frage selbst genaue Prü⸗ fung anstellen. Es kommt ferner hinzu, daß nach dem Voranschlag in dem Kommissionsbericht die Geld -Entschädigung an die Sklaven-Eigenthümer eine Summe von 220 bis 250 Millionen erfordern wird; dieser wichtige Punkt muß der Gegenstand reifer Erwägung werden. Die Kommission selbst hat sich aber auch keinesweges entschieden für ein bestimmtes System aus⸗ gesprochen; sie stellt eine Alternative auf: man soll waͤhlen zwischen unmit⸗ selbarer und progressiver Emancipation; der Negierung liegt ob, sich dar⸗ über eine Meinung zu bilden. Ich bitte die Kammer, ich bitte jedes ihrer chrenwerthen Mitglieder, die Ueberzeugung festzuhalten, daß ich dies Alles nicht vorbringe, um die Frage hinauszuschieben, sondern nur um ihr Gewicht und die Schwierigkeiten, von welchen sie umringt ist, erkennen zu lassen. Die Regierung will der Frage von der Sklaven⸗Emancipation nicht ausweichen; sie darf aber eben so wenig die Hindernisse umgehen, die der raschen Verfolgung ihrer Absichten im Wege stehen; sie hofft in der nächsten Session im Stande zu sein, einige der vorbereitenden Maßregeln, welche zur Lösung der Frage führen sollen, ergreifen zu können; das ist aber auch Alles, was sie in diesem Augenblick zusagen kann.“

Dieses unbestimmte Versprechen des Ministers genügte den Negerfreunden nicht. Herr Odilon Barrot erhob sich und suchte die aufgeworfenen Bedenklichkeiten aus dem Wege zu räumen; dar⸗ aus nahm Herr Mauguin Anlaß, das Projekt der Broglieschen Kom⸗ mission anzugreifen; er erklärte sich im Voraus als dessen entschieden⸗ sten Gegner; man müsse die Sache ganz anders betreiben und der schwarzen Bevölkerung vor Allem den Familiengeist geben; nach dem Vorschlag in dem Bericht solle das Kind des Negers von der Ge⸗ burt an als emanzipirt angesehen werden; die Folge würde sein, daß der Sohn den Vater verachte und das Familienband sich auflöste. Nachdem noch Herr von Tracy die Phrase hingeworfen hatte; Frankreich, das allen Völkern die Freiheit gegeben, werde nicht lange

mehr den Flecken der Neger-Sklaverei an der Stirn tragen, ließ die Kammer den Gegenstand fallen.

A Paris, 30. Juni. Die bevorstehende Ernennung eines Profes⸗— sors der Rathematik am College de France scheint die Regierung in einige Verlegenheit setzen zu müssen. Das Präsentations Recht für die zu be— setzende Stelle steht dem Professoren⸗Kollegium des College de France und ber Akademie der Wissenschaften zu, und ist in folgender Weise geübt worden. Das College de France hat Herrn Liberi vorgeschlagen, dessen gegen die Jesuiten gerichteter Artikel in der Revue des deux Mondes in letzter Zeit viel besprochen sind und von dem man behaup⸗ ten will, daß er diese Manifeste gegen die ultrakirchliche Partei nicht ohne einen Hinblick auf den leer gewordenen Lehrstuhl an einer der wichtigsten Unterrichts Anstalten des Staats geschrieben habe. Die Akademie ihrer seits hat die Herren Cauchy und Liouville vorgeschlagen. Der erste dieser beiden Männer gilt für den tüchtigsten Mathematiker des heu⸗ tigen Frankreich, aber zugleich, ganz abgesehen von seinen legiti⸗ miͤstischen Sympathieen und Grundsätzen (er war Lehrer des Herzogs von Bordeaur) für einen Eiferer der kirchlichen Partei. Der dritte Kandidat, Herr Liouville, ist ein Mann, dessen wissenschaftliche Ver⸗ dienste unstreitig größer sind, als die des Herrn Libri, der aber bei seinen bekannten demokratischen Ueberzeugungen unmöglich persona grata sein kann. Die Wahl der Regierung kann daher wohl nur

zwischen den beiden erstgenannten schwanken, und die wissenschaftliche sowohl als die politische Welt sieht der Entscheidung mit einer gewissen Spannung entgegen.

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Paris, 29. Juni. Ich theile Ihnen heute nach einem Schreiben aus Galveston vom 16. Mai die Details über die gestern erwähnte neue Expedition mit, welche ein Theil der Bevölkerung von Texas, trotz des Widerspruches des Präsidenten Houston, gegen Santa Fe ausrüstet. f

Der Oberst Snively hatte in diesem Frühjahre den Auftrag erhalten ein Corps von 300 Freiwilligen an der Nordostgränze der Republit aus⸗ zuheben, um einen Zug nach Santa Fe zu unternehmen, sich des „Tyran⸗ nen“ Armijo und des „Verräthers“ Lewis zu bemächtigen, und sie verdien—⸗ terweise zu bestrafen für die barbarische Behandlung, welche die Handels⸗ Expedition unter den Befehlen Mac Leod's und Cobke's von diesen zu er⸗ dulden hatte.

„Sobald der Befehl zur Aushebung dieses Corps bekannt wurde“, fährt nun das gedachte Schreiben fort, „wurde er überall freudig begrüßt, und die einzige Schwierigkeit war, nicht die gewünschte Anzahl von Leu⸗ ten, sondern deren nicht eine zu große Anzahl auszuheben. Der Graf von Robinson z. B. war nur um Stellung von fünfundzwanzig Mann ersucht worden; die Frage wurde unter denen, die der Bewegung günstig waren, verhandelt, und an dem zum Versammeln bestimmten Tage erschienen fünfundoierzig Mann, vollkommen equipirt und ausgerüstet, bereit zum Ab— marsche auf den ersten Befehl. Alle Stimmen sprachen sich für die gebie⸗ terische Nothwendigkeit aus, sich sogleich in Marsch zu setzen, um neuen Einreihungs Gesuchen zuvorzukommen und die Sache nicht laut werden zu lassen. Diese Compagnie wurde unter den Befehl des Capitains Chandler gestellt, eines alten Pflanzers an der Gränze, der Tapferkeit mit Umsicht verbindet. In den anderen Grafschaften, wo Ermächtigung zur Anwer—= bung gegeben worden war, füllten sich die Cadres mit derselben Schnellig⸗ keit. Man zählt jetzt 500 Mann unter den Waffen, und man glaubt, daß diese Ziffer binnen kurzem auf 800 steigen wird. Als allgemeiner Sammelplatz ist Coffre's Station bestimmt, wo man am 15. April zusam⸗ menlommen sollte. Dort werden die Soldaten ihren Chef wählen und sich dann unmittelbar darauf in Marsch setzen. Man wird dem südlichen Ufer des rothen Flusses folgen, diesen nöthigenfalls überschreiten, und die Mili— tair-Operationen werden sich einzig und allein auf das Gebiet von Texas und Mexiko beschränken. In das letztere wird man auf dem Wege von San Louis, 150 Meilen von Santa Fe, einrücken. Nach den Berichten aus Santa Fe hofft man sicher, Armijo und Lewis auf dem Marsche s gefangen zu nehmen. Die Spione sind mit den ea, nstructionen abgegangen, und da Schnelligkeit, Energie und Geheimhaltung dom Augenblicke an bis zum Abmarsche vorgewaltet ber ein günstiges Resultat. Die Leute sind auf hne nene, alle wohl beritten, wohl bewaffnet lind gute.

Bürger, unter denen die meisten achthare Grund