1843 / 36 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

mußten. Alle nachtheiligen Umstände waren auf Seiten Narvaez. Er erschien in dem Licht eines aus der Fremde, und vollends aus Frank- 3. eingedrungenen Rebellen, der ein blutiges Strafgericht über die „schändlichen Verräther“ zu verhängen drohte, während die Einwohner Madrids sich darauf berufen konnten, nicht nur Haus und Hof, son— dern selbst das ihnen anvertraute Unterpfand der Person der Köni— gin gegen seinen Angriff, vertheidigen zu müssen. Die Generale des Regenten halten es für ihre Pflicht, aufrührerische Städte zu bom— bardiren und den Einwohnern die Schrecknisse des Krieges fühlbar zu machen, während Narvaez, sich für den Befreier der Königin aus— gebend, keinen Schuß auf die Stadt richten darf, innerhalb deren Mauern sie verweilt. Die hiesigen Gewalthaber, dieselben Personen, welche, 136 den Aufstand von la Granja anstifteten und ausbeunteten und die Soldaten, die, durch ihr Gold gewonnen, mit den Waffen in der Hand in die Gemächer der Königin Regentin drangen und ihr, so wie ihrer Töchter Leben in die größte Gefahr setzten, für wohl verdient um das Vaterland erklärten und an ihrer Seite triumphi rend in Madrid einzogen; diese Personen sind gewandt genug, jetzt vorzugeben, der Rebell Narvaez trachte nach dem Leben der Königin, sie aber eilten an ihre Seite, um als treue Diener für sie zu fechten und zu sterben. An ihre Seite sind sie geeilt, freilich! Aber nicht um die Inhaberin des Thrones zu schützen, sondern um von ihr ge schützt zu werden, Sie hüten die Königin und umschließen sie mit Kanonen, damit ihnen ein so kostbares Umnterpfand ihrer eigenen Ret tung nicht entgehen möge. Mit einem Worte, die Königin genießt ungefähr derselben Freiheit, deren sich Ferdinand VII. erfreufe, als die Cortes sich mit ihm nach Cadim verfügten. Das hiesige diplo matische Corps hat in den Debatten, welche die Einreichung der neulich von mir erwähnten Kolleftiv Note zur Folge hatten, das Verhältniß in demselben Sinne aufgefaßt. Aus der Antwort, welche die hiesigen Volks Behörden dem Narvaez zuschickten, geht deutlich hervor, daß sie die Entscheidung der obschwebenden politischen Frage den Wechselfällen des Kampfes anheimstellen, und hätte Nar daez nicht das persönliche Selbstgefühl der Bürger gekränkt, so wür den diese, wie man allgemein glaubt, sich in eine Uebereinkunft ein—= gelassen haben. Jetzt ist eine solche mit ihm kaum denkbar, wie auch der Kampf in unserer Nähe ausfallen mag.

Der Grund aller Uebel, durch welche diese unglückliche Nation in diesem Augenblicke heimgesucht wird, liegt in dem Ursprunge der Negentschaft Espartero's. Aus Aufruhr und Verrätherei hervor gegangen (in einer so eben erscheinenden Proclamation heißt es: „Das große Voll von Madrid war das erste, welches den Anmaßungen einer Vönigin ein Ziel setzte, indem es am unsterblichen 1. September ihre Regierung zu Boden warf“), wird sie durch Aufruhr und Verrätherei bekämpft, und sicher werden diese Elemente, falls aus ihnen ein Trugbild von Regierung hervorgehen sollte, neue Verrätherei und endlose Anarchie herbeiziehen. Keine der beiden Parteien kann mit anderen Waffen kämpfen.

Vorgestern und gestern wurden die hiesigen Vertheidigungs—⸗ Maßregeln vervollständigt, und alle zu den“ Thoren führenden Haupt- und Nebenstraßen sind völlig unzugänglich. Die Truppen des Generals Aspiroz bilden mit denen des Nardaez eine Linie, die sich von Fuencarral über Barajos und die über den Jarama füh— rende Brücke von Viveros bis Torrejon de Ardoz ausdehnt. Zur— bano und Sewbane stehen ihnen, wie es heißt, bei Alcals gegenüber. Den Rücken der Letzteren bedroht, so versichert man, Prim mit einer Division, die auf dem Wege von Saragossa heranrückt. Gegen 2009 Mann mit Artillerie sind unter Anführung des Generals Layona von Burgos angelangt und haben sich den Truppen des Aspiroz ange— schlossen. Eine größere Verstärkung' wird aus den Nord Provinzen erwartet.

Indem Aspiroz alle seine Truppen im Norden von Madrid zu⸗ sammenzog, wurde die Südostseite bloßgestellt und dadurch den dem Regenten ergebenen Generalen Enna und Iriarte, die bei Arganda standen, die Gelegenheit gegeben, sich Madrid zu nähern. Gestern Mittag rückten sie mit 1206 Mann Infanterie und 260 Mann Ka— dallerie hier ein. Diese Truppen langten im Zustande der höchsten Erschöpfung an. Geld und Bekleidung wurde unter sie vertheilt. Indessen befürchtet man, daß ihre Anwesenheit der Stabt gefährlich werden könnte, und so eben marschiren sie aus dem Thore von Alcalä, um Narvaez im Rücken zu bedrohen.

Nicht wenige Personen, vorzüglich Ausländer, wurden in den letzten Tagen von National⸗-Milizen gemißhandelt. Namentlich wurde der Gesandte der Vereinigten Staaten, der ehrwürdige Washington Irving, obgleich er seinen Rang zu erkennen gab, mit Kolbenstößen in seine Wohnung zurückgetrieben. Auch bewunderte ich die Geduld des berühmten Senators Marliani, der von Milizen gezwungen wurde, bei einer Hitze von 30 Graden zwei Stunden lang das Straßenpflaster aufzureißen, bis ihm endlich, auf Verwendung des englischen Gesandten, diese patriotische Anstrengung erlassen wurde.

Die Stadt Leon ist von Truppen, die von Burgos und Valla— dolid dorthin marschirten, gezwungen worden, sich zu pronunziren. Man sagt, die Insurgenten hätten die Mitglieder des Ayunta— miento erschossen. .

Die Er⸗Minister Caballero und Frias, die von hier nach Valla— dolid gegangen waren, besinden sich seit dem 18ten bei dem General Aspiroz, und, Lopez und Aillon werden dort erwartet. Der frühere Minister Präsident, Don Antonio Gonzalez, der dem Regenten so verderbliche Rathschläge ertheilte, besindet sich jetzt in Lissabon.

Die hiesige Junta hat vorgestern an den Regenten einen Courier geschickt, mit der Aufforderung, schleunigst nach Madrid zurückzu kehren und ein neues Ministerium einzusetzen, weil Herr Gomez

alt und schwach, Herr Cuetos aber geistes verwirrt wäre. sich in la Carol s mit dem R

rgestern keine aben. 8.

ĩ ordova einziehen. sem Morgen acht Uhr hören wir in der on Kanonendonner und Flintenfeuer. Gestern ihren Truppen von Guada— iroz hatten die Anhöhen be— dominiren, und griffen von dort der großen Heerstraße vorrückenden 8. e Abzeichen am Arm und der Kopf . . National -Miliz sind frei ; u Zurb zen. Abi

sprengen von Zeit zu Zeit in 66 8 1 abzustatten, von denen wir bis jetzt nichts erfahren * & n. h , , einige Unruhe. iim Zo eben (vier Uhr Nachmittags) saat ir Der General Seoane meldete . .

Narvaez angreifen würde. In' der That stellte sich Seoane mit d ersten Treffen bei Alcalé auf und eröffnete das Feuer mit Ta 3 Anbruch. Zurbano befehligte die Reserve. Narvaez stellte sich Séoanen gegenüber, während Aspiroz das zweite Treffen komman“ dirte. Um eilf Uhr war, so heißt es, Seoane vollständig geschlagen. Die, von hier um neun Ühr ausmarschirten Truppen wurden von Aspiroʒ rn, ,, en und stehen jetzt nahe vor dem Alcalathore. Hier in der Stadt herrscht bis jetzt, so weit ich sehen kann, Ruhe. Anderen Nachrichten zufolge hätte Seoane zu kapituliren verlangt,

jedoch nur mit Aspiroz.

Folgendes: sen Morgen

232

So eben (sieben Uhr Abends) wird mir ein auf dem Schlacht⸗ felde geschriebener Brief mitgetheilt, aus welchem sich Folgendes er— giebt. Das Treffen dauerte eine halbe Stunde. Darauf umarmten sich die beiderseitigen Truppen, indem die Sevane's zu Narvaez über= ingen. Seoane und ein Sohn Zurbano's sind gefangen. Zurbano n entkam mit einiger Kavallerie, aber Narvaez in Person fetzt ihm nach und denkt seiner morgen habhaft zu werden. Narvaez will über⸗ morgen, als am Namenstage Christinen's, hier einrücken. Die Truppen Enna's stehen hundert Schritte von meiner Wohnung vor dem Alö⸗— caläthore. Man will sie nicht in die Stadt lassen. Diese Nachrichten sind bis jetzt nur sehr wenigen Personen bekannt, und die Milizen glauben vielmehr, Narvaez wäre gefangen. Die Junta ist versammelt, um zu berathschlagen. Wir werden eine unruhige Nacht haben.

z Paris, 28. Juli. Kaum neigte sich in dem Kampfe zwi⸗ schen Espartero und den Insurgenten die Wagschale auf die Seite der moderirten Partei, so hieß es auch gleich in fremden und einhei— mischen Blättern, die Christinos wollen eine Reaction in Spanien durchsetzen. Narvaez behält indessen die Oberhand, und sindet sich in wenigen Tagen an der Spitze von 40,0900 Mann Infanterie, 50006 Reitern und 150 Kanonen. Schon befürchtete man, daß Narvaez die Militair-Diktatur Espartero's unter einer anderen Form aufleben lassen wollte, als der Telegraph plötzlich meldete, Narvaez habe nach seinem Einzuge in Madrid nichts Angelegentlicheres zu thun gehaht, als das progressive Kabinet Lopez wieder einzusetzen. Dieser Akt al lein charakterisirt vollkommen die Gesinnnngen der moderirten Partei. Das Kabinet Lopez hatte die Fahne der Aussöhnung aufgesteckt, und die moderirte Partei, welche lange unter dem Militairjoche der Ayacuchos geseufzt hatte, begriff, daß der Augenblick gekommen sei, durch wohl berathene Zugeständnisse an der nicht revolutionairen liberalen Partei einen sicheren und festen Stützpunkt zu sinden. So fand die Ver schmelzung der gemeinsamen Interessen zwischen den Moderados und der liberalen Partei statt, und die Vereinigung beider Parteien führte deren Sieg über die Ayacuchos herbei. U

Espartero's Herrschaft ist zu Ende; digte Stelle als Regent einnehmen? Die moderirte Partei hätte ge—⸗ wünscht, daß die Königin Marie Christine es wäre; die Liberalen verlangten dagegen eine mehrfache Regentschaft, worin beide Par teien gleich vertreten wären. Ein Zwiespalt in dieser wichtigen Frage hätte den Bürgerkrieg neu anfachen können. Allein man suchte durch ein Kompromiß die Sache zu entscheiden. Die Königin Isabella II., die schon 12 Jahre und 9 Monate alt ist, sollte für großjährig erklärt werden und dann selbst die Zügel der Regierung übernehmen. Die Großjährigkeit der Königin kann aber verfassungsmäßig nur durch ei— nen Ausspruch der Cortes erfolgen. Die Cortes sind jedoch durch das Ministerium Mendizabal aufgelöst und auf den 15ten l. M. ist eine neue Wahl derselben ausgeschrieben worden. Es entsteht nun hier die Frage: Soll man nicht lieber, da die Cortes wegen des obwaltenden Bürgerkrieges nicht am 15ten l. M. neu gewählt werden konnten, die frü⸗ heren Cortes sogleich einberufen? Die liberale Partei hätte dagegen schwerlich etwas einzuwenden; denn sie behauptete ja die Oberhand in den früheren Cortes, mittelst der Coalition. Aber die moderirte Partei findet dabei nicht ihre Rechnung; denn sie bildete in den frü— heren Cortes eine ungleich schwächere Minorität. Um auch diesen Streitpunkt durch einen Kompromiß zu lösen, scheint man dahin über eingekommen zu sein, daß eine neue Wahl der Cortes nach dem Wunsche der moderirten Partei stattfinde, daß aber die liberale Partei durch das Organ des Ministeriums Lopez die Wahl-Operationen leiten soll. Alles gestaltet sich also, wie es scheint, zu einer friedlichen und geregelten Lösung der Regentschafts-Frage, welche viele Blätter noch als eine gewitterschwangere Wolke betrachten.

Nach der Regentschafts-Frage steht die über die Vormundschaft der Königin Isabella oben an. Auch diese Angelegenheit dürfte friedlich ausgeglichen werden, da Herr Argunlles, der von Espartero eingesetzte Vormund, an demselben Tage aus freien Stücken seine Entlassung einreichte, an welchem Narvaez siegreichen in Madrid einzog. Die Königin Marie Christine hat sich dagegen in der That fortwährend als die wahre Vormünderin ihrer Königlichen Tochter betrachtet. Als sie in Barcelona auf die Regentschasft verzichtete, protestirte sie zugleich förmlich gegen die Vormundschaft des Herrn Argulles. Nach dem Rücktritte des Letzteren erscheint somit Marie Christine, in ihrer Eigenschaft als Mutter, abermals als die wahre und ' natürliche Vormünderin der Königin Isabella. Die Rückkehr der Ex— Regentin nach Spanien, die vielleicht Manchem als das Präkludium einer Re stauration erscheinen würde, sindet sich durch die Gegenwart des Mi— nisterium Lopez an der Spitze der Regierung schon hinlänglich beseitigt. Anders wäre es gewesen, wenn die Königin Rarie Christine die Zügel der Regentschaft hätte übernehmen sollen, wobei sie einen direkten Einfluß auf die politische Geschäftsführung des Landes ausüben würde. Dem Vernehmen nach gedenkt die Er-Regentin, nachdem sie, bei erfolgter Großjährigkeits- Erklärung ihrer Tochter, ihre Vormundschafts Rech nungen wird abgelegt haben, der Politik gänzlich zu entsagen und abwechselnd in Frankreich und Italien zu leben. .

Man erwartet stündlich die Abdankung Espartero's. Der diessei tige Geschäftsträger in Madrid soll vor wenigen Tagen berichtet ha— ben, daß der Regent in Cordova den Augenblick abwarte, wo die Hauptstadt sich ergeben wird, um seine Demission als Regent der neuen Regierung in Madrid einzuschicken. Da Ersteres bereits er folgte, kann Letzteres nicht lange mehr ausbleiben.

Die Unruhen in Barcelona, wovon unsere heutigen Blätter sprechen, werden sich von selbst legen, sobald man daselbst die neuesten Vorgänge von Madrid wird erfahren haben. Das Nämliche ist he⸗ reits mit Saragossa der Fall. Die allgemeine politische Amnestie, die die neue Regierung zu beabsichtigen scheint, das gute Einverständ⸗ niß, welches zwischen dem Kabinet Lopez und dem General Narvaez besteht, und endlich eine Armee von 45,000 Mann, worüber Narvaez verfügt, werden vielleicht hinreichen, die Parteien im Zaum zu halten und dem vielgeprüften Lande den beglückenden Frieden wiederzugeben.

aber wer soll dessen erle

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Berlin-Potsdamer Eisenbahn 9353 Personen gesaliren.

o . zind auf der

Berlin -Stettiner Eisenbahn. Section Berlin- Angermünde. Frequenz in der Woche vom 235 his incl. 29. Juli 1843

3954

5257 PQersonen.

KRHeteorologische Beobachtungen.

Alůends 106 Uhr.

Nachmittags

2 Uhr.

Margens Nach einmaliger

. 6 Uhr.

2. August. Reohachtung.

Lustilruck . . .. 336,59 Par. 336, 13* Par. 335,89 par. Guäellwüärme S, 2“ R.

4 11,8? n. 18,19 n. 4 14,530 n. Flusswärme 15,57 KR. 8. n. 7.907 R. . 9,5 R. Bodenwäürme 13,07, R.

80 pet. 15 pt. ͤ 70 pt. Ausdiüustung 0,019 Rh.

heiter. hallbhieiter,. Niederschlag O.

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Luft ürme .. Thaupunkt ... . Huus tsttiguns leiter . 80 1

Walkenzug. .. Lagesmittel: 336, 31 Par- * 1

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Den 3. August

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Auswärtige Börsen. Amsterdam., 30. Juli. Niederl. wirkl. Seh. 53 1 . 59h Span A nutwer Pen, 29. Juli. Zinsl. 5. Neue Aul. 183. IIambu x8, 1. Aut. Kank- Actien 16.15. Kugl. Russ. 11 13. Wien, 29. Juli. 55h Met. 110. 4965 190. 396 765. Aeden 1619. Aul. de 1831 1423. de 1839 1113.

Ranle-

Rönigliche Schauspiele.

Freitag, J. Aug. Im Opernhause. Zum erstenmale: Das Nacht lager von Granada, Oper in 2 Abth., nach dem Schauspiel gleichen Namens, von Fr. Kind, bearbeitet von Karl Freiherrn von Braun. Musik von C. Kreutzer.

Sonnabend, 5. Aug. Im Schauspielhause:; Das Solo Lustspiel, in 3 Abth., vom M. G. Saphir. Personen: Dlle. Stich. Hierauf: Has de deux, ausgeführt von Dlle. Grawert, vom Kaiserlich deut⸗ schen Hof-Theater zu Petersburg, und Herrn Reichner. Dann: Die Einfalt vom Lande, Lustspiel in 4 Abth., von Dr. C. Töpfer. Und: Russischer Nationaltanz, ausgeführt von Dlle. Grawert und Herrn Passini.

Sonntag, 6. Aug. Hierauf: Der Seeräuber. .

Montag, 7. Aug. Im Schauspielhause: Der arme Poet. (Herr Döring: Lorenz Kindlein, als Gastrolle. Hierauf, zum eisten⸗ male: Das Liebes-Protokoll, Lustspiel in 3 Abth., von Bauernfeld. (Herr Döring: Banquier Müller, als Gastrolle.)

Im Opernhause: Drei Frauen und keine.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober-Hosbuchdruckerei.

Beilag e

Das Abonnement beträgt: 2 Rthlr. sür 4 Nahr. 1 Rthlr. 7 Jahr. 8 Rithlr. = I Jahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Hreiserhöhung. Ansertions-Gebühr für den Raum einer Zeile des Allg. Anzeigers 2 Sgr.

Allgemeine

Preußische Zeitung.

Alle Post - Anstalten des In- und Auslandes nehmen GSestel- lung auf dieses Glatt an, sür Berlin die Expedition der Allg. Preussischen Zeitung: Friedrichsstrasse Ur. 72.

M 36.

Ynhalt.

Amtlicher Theil. ; ͤ Inland. Landtags-Angelegenheiten. Rhein-Provinz. Ver— handlungen über dle rheinische Provinzial-Feuer⸗Sozietaͤt. Berathung über die Aufhebung des sogenannten Juden-Dekretes und die Gleichstel— lung der Juden. Berlin. Widerlegung eines Gerüchtes über Con siscation einer Schrift des Professors Paulus. Zweites Schreiben aus Norddeutschland. Münster. Feier des Vertrages von Verdün. Deutsche Bundesstaaten. Bavern. Bamberg. Durchreise Ihrer

Königl. Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Schweden.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Feier des Vertrags von Verdün. Frankreich. Paris. Vermischtes. Schreiben aus Paris. ¶CGuli⸗

sest; Stimmung der Presse in Betreff der spanischen Angelegenheiten.)

Großbritanien und Irland. Sberhaus. Serbische Angelegen heiten. Unterhaus. Debatte über den allgemeinen Zustand des Landes und die auswärtige und innere Politik der Minister; Lord John Russell's Rede.

Belgien. Schreiben aus Brüssel. wegen Erhöhung der Eingangs-Zölle auf wollene mung nach den Wahlen; Eisenbahnen.)

Spanien. Paris. Telegraphische Nachrichten aus Spanien. Die Opposition der Junta von Barcelona gegen Serrano von den Junta's mehrerer Städte getadelt. Espartero in Ecija. Briefe aus Ma— drid. (Einzug der Division Aspiroz; Narvaez und Seoane.) und Paxis. (llebergewicht der demokratischen Partei in Barcelona; das Ayun tamiento von Saragossa und Oberst Ortega; Espartero und seine An— hänger.)

(Die Ordonnanz vom 14. Juli Tücher; Partei-Stim—⸗

eilage. Inland. Schreiben aus Bromberg. (Gemeinde- Verwal— tung im Regierungs-Bezirk Eisleben. Versammlung des natur— wissenschaftlichen Vereins des Harzes. Denutsche Bundesstaaten. Sachsen. Grimma. Erinnerungs-Feier zum Andenken Albrecht des Beheizten. Hannover. Hanndover. Eisenbahnbau. Vertrag mit Dänemark über den Verkehr der beiden Elb-Ufer. Baden. Aus dem Badischen. Jahresfest des Missions Vereins. Kurhessen. Kassel. Eisenbahnbau. Convention mit dem Grh. Hessen.

Brief aus Homburg vor der Höhe. (Bade: Saison.) Freie Städte. Brief aus Frankfurt a. M. (Personal⸗Nachrichten; Börse.) Dam bung. General-Versammlung der deutschen Mäßigkeits⸗ Vereine. Großbritanien und Irland. London. Ursachen des Zustandes der Eisen-Distrikte von Staffordshire. Schweiz. Luzern. Verhand lungen der Tagsatzung über die Bundes-Revision und die Gewähr— leistung der Kantons-Verfassungen. Mexiko. Schreiben aus Paxis. (Waffenstillstand zwischen Mexiko und Teras.) Ostindien. Schrei ben Sir William Nott's zur Widerlegung der falschen Berichte der indi— schen Blätter über die Erzesse des britischen Heeres in Afghanistan.

Amtlicher Theil.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Seconde Lieutenant a. D., Prinzen zu Hohenlohe— Oehringen, den St. Johanniter-Orden zu verleihen.

Ihre Königl. Hoheit die verwittwete Frau Großherzogin von Mecklenburg -Schwerin nebst Höchstderen Tochter, Her— zo gin Louise, Hoheit, sind nach Neu-Strelitz; und .

Se. Königl. Hoheit der Prinz Adalbert nach Mühlberg abgereist.

Der Justiz-Kommissarius Hinze in Pasewalk ist zugleich zum Notar in dem Departement des Ober-Landesgerichts zu Stettin be⸗ stellt worden.

Die hiesige Universität beging am 3. August zur dankbaren Erinnerung an ihren erhabenen Stifter, Se. Malestät den hochseligen König Friedrich Wilhelm III., eine Gedächtniß Feier. Nachdem der zeitige Rektor von Raumer vor einer zahlreichen Versammlung einen deutschen Vortrag gehalten und auf die Fortschritte der Gesetzgebung unter der Regierung des genannten Herrschers aufmerksam gemacht hatte, wurden fünf Preise (jeder in einer goldenen Medaille bestehend) an folgende Studirende vertheilt: .

In der theologischen Fakultät an Siegmund Rauh und Friedrich Dieterici, aus Berlin. ; . ö

In der juristischen ward ehrenvoll erwähnt Franz Theodor Stein, aus Angerburg,

. In der medizinischen Fakultät erhielt den Preis Theodor Schlemm, aus Berlin. .

9 genannt wurden Hermann Karsten, aus Stral— sund, und Heinxich Meckel von Hems hach, aus Halle. .

In der philosophischen Fakultät erhielten den Preis Julius Study, aus Berlin, und Wilhelm Paul Corßen, aus Bremen.

Für das nächste Jahr sind folgende Preis- Aufgaben, gegeben worden: zwei theologische, eine suristische, eine medizinische, eine natur⸗ geschichtliche, eine philosophische und eine historische Aufgabe.

Königliche Bibliothek. .

In der nächsten Wan, . Ften bis 12ten k. M. sindet, dem 5§. XIV. des gedruckten Auszugs aus dem Reglement gemäß, die all⸗ gemeine Zurücklieferung aller entliehenen Bücher in die Königliche Bibliothek statt. Es werden daher alle diejenigen, welche Bücher der Königlichen Bibliothek in Händen haben, hierdurch aufßeferdert, solche an einem der genannten Tage, Vormittags von 9 bis 12 Uhr, und zwar diejenigen Entleiher, deren Namen mit einem der ersten Buchstaben des Alphabets, von A bis HR, anfangen, am Montag oder Dienstag, die Entleiher von G bis M am Mittwoch oder Donnerstag, und die übrigen am Freitag oder Sonnabend, gegen Zurücknahme der darüber ausgestellten Empfang— sch eine zurückzuliefern.

Berlin, den 31. Juli 1843. ö.

Der Königliche Geheime und Ober⸗Bibliothekar Pertz.

——— ᷣ—

Berlin, Sonnabend den 5m Au gu st

Uichtamtlicher Theil.

Inland. CTandtags-Angelegenheiten.

Rhein⸗Provinz.

Düsseldorf, 11. Juli. Dreiundvierzigste Plenar-Sitzung. (Fortsetzung.) Hierauf veranlaßt der Herr Landtags-Marschall den Vortrag des Berichts des zehnten Ausschusses, „die Rechnungen der rheinischen Provinzial-Feuer-⸗Sozietäts-Kasse für die Jahre 1810 und 1841 betreffend.“ Der Neferent trägt den Bericht vor, der sich zunächst auf die Revision der Einzelheiten erstreckte.

Die Total-Einnahme des Jahres 1810 betrug 372,069 Rthlr. 10 Sgr. 2Pf, die Total-Ausgabe des Jahres 1810 betrug 391,914 Rthlr. 21 Sgr. 8 Pf, wonach sich ein Vorschuß von 18,915 Rthlin. 16 Sgr. 6pPf. ergiebt, welcher in der Rechnung pro 1841 zu übertragen ist.

Die Total-Ausgabe des Jahres 1811 betrug 309,353 Rthlr. 27 Sgr. 106 Pf., die Total-Einnahme des Jahres 1841 betrug 292,799 Rthlr 7 Sgr. AP, mithin ein Vorschuß von 16,55] Rthlr. 20 Sgr. 8s Pf, welcher auf. 1812 zu übertragen bleibt. . 2

Die Rechnung pro 1842 sei noch nicht vorgelegt, es müsse deren Super— Revision und Dechargirung daher dem achten rheinischen Landtage vorbe— halten bleiben. .

Einige Fehler in den einzelnen Positionen seien sofort als Schreib— fehler anerkannt worden. Häufige und mitunter bedeutende Fehler kommen ber in dem von der Direction unter dem 5. Mai d. J. ertheilten zweiten Berichte über den Zustand der rheinischen Provinzial-Feuer Sozietät wäh⸗ rend der Jahre 183, bis 1812 vor. Ob und inwiefern dieselben in Druck fehlern oder wirklichen Rechnungsfehlern bestehen, läßt sich für jetzt nicht ermitteln, weshalb man sich auf die Erwähnung derselben beschränken muß.

Da sich nun nichts weiter zu bemerken gefunden, so nehme der Aus⸗ schuß keinen Anstand, darauf anzutragen, daͤß über die vorliegenden Nech= nungen pro 1849 und 1841 gemäß S. 103 des Reglements vom 5. Januar 1836 unter Vorbehalt der Erledigung der Netaten 1, 2, 5, 9 und 10 der gegenwärtigen Verhandlung die definitise Decharge ertheilt werde.

/

Gebäude aufnehmen müsse. Ein Abgeordneter der Rititerschaft:

Der Antrag des Ausschusses wird von der Plenar-Versammlung an⸗— genommen. : ö .

Hierauf folgt der Bericht des zehnten Ausschusses über die den Bür— germeistern gebührende Entschädigung von 2 Sgr. 6 Pf. für jede Eintra⸗ gung oder Löschung einer Hopotheke im Feuer-Sozietäts-Kataster der rhei⸗ nischen Provinzial-Feuer-Sozietät. Nach Erläuterung der Sache bean⸗— tragt der Referent, wie folgt: . .

Da derartige Eintragungen und Löschungen von Hypotheken im Feuer Sozietäts Kataster nur im Interesse von Privaten nicht häufig und mit seltenen Wiederholungsfällen für die nämlichen Personen erfolgen, die Ge- bühren dafür nicht von Erheblichkeit sind, den Bürgermeistern aber ihre Wirksamkeit für die Anstalt durch viele nicht besonders remunerirte Dienst⸗ leis—tingen auf Veranlassung von dem Institute größtentheils für fremde Personen nicht verleidet werden dürfen, vielmehr zur Belebung ihrer Theil- nahme an dem Wohle und der Ausbreitung desselben alle Aufmunterung verdienen, so spricht sich der zehnte Ausschuß bei der hohen Stände Ver⸗ sammlung dafür aus: „Daß den Bürgermeistern in der Rhein- Provinz ür jede Eintragung oder Löschung einer Hypotheke in dem Kataster der Provinzial-Feuer-Sozietät eine Entschädigung von 2 Sgr. 6 Pf. bewilligt werden möge.“

Der Antrag nehmigt. . Es folgt der Bericht des 10ten Ausschusses, die Deckung des Desizits bei der rheinischen Provinzial-Feuer-Sozietät durch anzuordnende Tarif-Er⸗ höhung betreffend. Der Referent erklärt: * J

Es sei zuerst hier anzuführen, daß am Schlusse der sechsjährigen Pe⸗ riode des Bestehens der Gesellschaft (1837 1842) sich ein Defizit von 253,229 Rthlrn. 16 Sgr, herausgestellt hat, welches ungefähr der vollen Summe der jährlichen Einnahme gleichkommt. Schon nach Ablauf des ersten Jahres bildete sich der Keim dieses Defizits mit 60,34 Rthlin. 21 Sgr. 10 Pf., welches aber schon im zweiten Jahre die ansehnliche Höhe von 129,004 Rihlrn. 7 Sgr. 6 Pf. erlangte, und trotz der seinem Wachs thum ungünstigen, im Jahre 1840 vorgenommenen Erhöhung der Beiträge um 335 pCt. dennoch am letzten Dezember des Jahres 1842 den oben an⸗ geführten Höhepunkt erreicht hat. Es fragt sich nun, wie diesem abnormen sinanziellen Zustande abzuhelfen und der Rückkehr eines solchen dauernd vorzubeugen ist. Die Antwort ist einfach: es kann nur durch eine erhöhte Einnahme geschehen, die entweder durch eine bleibende Tarif⸗Erhöhung oder durch jeweilige außergewöhnliche Zuschläge herbeizuführen sein dürfte.

Nachdem der Referent die Lage der Sache umständlich erörtert, bean tragt derselbe, wie folgt: J. ö

Nach Erwägung des Vorhergehenden trägt der Ausschuß darauf an, daß es einer hohen Stände-Veisammlung gefallen möge; 4) für das Jahr 1811 außer den gewöhnlichen jährlichen Beiträgen einen Juschlag von 335 pCt. zu bewilligen; 2) zu gestaͤtten, daß mit dem Jahre 1815 die Erhöhung des Tarifs eintrete, welche bis dahin unter Festhaltung des Grundsatzes, daß sede Klasse die nach den bisherigen Erfahrungen auf sie fallenden Brand⸗ Unglücke decke, auf dem Verwaltüngswege bewirkt werde, und 3) bei des Königs Majestät darauf anzutragen, daß die nach der Erfahrung nöthig befundene Aenderung, resp. Verschlebung der Klassen-Merkmale der Gebäude auf dem Verwaltungswege bewirkt werden möge— ; .

Ein Abgeordneter der Landgemeinden glaubt, es sei zweckmäßig, eine Kommission zu ernennen, um den Tarif untersuchen und einen neuen festzustellen. Ein Abgeomdneter der Städte ist dieser Meinung nicht; die Tarif-Bestimmungen seien zweckmäßiger der Verwaltung anheim zu geben, welche mehr Mittel dafür besitze, als eine ständische Kommission. Er glaube, daß der Landtag besser kontroliren, als sich mit der Verwaltung selbst befas— sen könne. Ein Abgeordneter der Ritterschaft: Er müsse dieser Ansicht beistimmen; eine Hauptfache sei das Vertrauen zu der Anstalt, und das werde dadurch nicht erhöht werden. Ein Abgeordneter der Nitterschaft: Bei allem Vertrauen, welches er zu der Persönlichkeit des Herrn Direstors von Hauer hege, sei durch die Erfahrung dennoch bestätigt, daß die Anstalt

nicht unter ihm gewonnen habe. Er müsse sich deshalb dem Vorschlage des Abgeordneten der Landgemeinden anschließen, daß hierzu eine Konimis⸗ sion gewählt werde; ob aber dieselbe aus n n f, gien oder aus Männern vom Fach bestehen solle, lasse er dahingestellt sein. Man könne die drei Direltoren aus Köln heranziehen. Ein Abgeordneter der Städte: Er beantrage einen anderen Vorschlag. Es scheine ihm die Bestimmung zweckmäßig, daß kein Interessent austreten dürfe, bevor er seinen Antheil an dem Defizit geleistet habe, Das Institut sei auf Gegenseitigkeit gegrün⸗ det, wer also mitbetheiligt sei, müsse auch mit tragen, denn den Uebrigblei— benden das ganze Defizit aufzubürden, das wäre unrecht. Ein Ab— geordneter der Ritterschaft: Solche Schwierigkeiten würden nur noch mehr abschrecken. Ein Abgeordneter der Ritterschaft: Insofern der Tarif des Direktors von Hauer sich nicht als gut erwiesen habe, warum sei nicht in Zeiten gesorgt, einen neuen, besseren Tarif anzunehmen? Ein an⸗

des Ausschusses wird von der Plenar-Versammlung ge⸗

derer Abgeordneter desselben Standes: Es solle nach dem Reglement alle

1843.

10 Jahre der Tarif revidirt werden, was nachher auf 5 Jahre bestimmt worden. Der Direktor sei also ohne Schuld; ein solcher Zeitpunkt sei jetzt eingetreten, und es werde sich zeigen, was jetzt in dieser Beziehung der Landtag beschließe. Ein Abgeordneter der Städte: Er wolle den Herrn Referenten bitten, ihm zu sagen, ob aus den Akten, die dem Ausschuß vor⸗ gelegen haben, nicht ersichtlich sei, warum auf Fabrik Gebäude eine fixe Prämie gesetzt und Mobilien als Immobilien, sogar Pulvermühlen aufge⸗ nommen worden seien; der Inspeftor habe ihm darüber keine gehörige Aus— kunft ertheilen können, es sei aber dieses eine komplette Gesetzwidrigkeit. Der Referent: In der Tten Klasse sei dem Direktor allerdings ein gewisser Spielraum gelassen worden, allein er werde oft auch von der Negierung genöthigt, Aufnahmen zuzulassen, wie dies mit den Pulvermühlen der Fall sei. Indessen zahlten diese so bedeutende Prämien, daß man unbesorgt sein könne. Ein Abgeordneter der Städte: Er nehme Veranlassung, den Herrn Referenten zu frägen, wie viel in der Klasse verloren gegangen sei, in welcher der Direktor die Prämie zu bestimmen habe. ; Der Referent: Nichts sei verloren gegangen, und was die Pulver⸗= mühlen betreffe, so bestimme das Reglement ausdrücklich, daß . Es sei gesagt worden, der Direktor habe Mobilien aufgenommen; hierin müsse er den Herrn von Hauer vertheidigen und behaupten, daß dies niemals gesche⸗ hen sei; allerdings solche Mobilien habe er aufgenommen, die zu den Im= mobilien gesetzlich gehören, und dazu sei er verpflichtet gewesen. Ein Abgeordneter der Nitterschaft: Es sei auch bemerkt worden, daß für Pul- vermühlen und Fabrikgebäude feste Prämien beständen; es sei aber dies keinesweges der Fall, und finde in dieser Beziehung nach §. 8 eine Ueber. einkunft statt; dahin gehörten auch die Schauspielhäuser; don Fabriken werden nur die aufgenommen, welche die Sätze, die von der Direction ge⸗ fordert werden, zu leisten erbötig seien. Ein Abgeordneter der Städte bemerkt: Man habe ihn, den Redner selbst, angegangen sogar seine Spinn⸗ maschinen versichern zu lassen, also müsse es doch der Inspektor dafür hal⸗ ten, daß sie aufgenommen werden. Es scheine ihm, daß die gefährlichen Ge⸗ genstände bei der Anstaltz, die lukrativen aber bei anderen Privat Gesell⸗ schaften versichert würden. Ein Abgeordneter der Nitterschaft:; Er könne aus guter Quelle die Versicherung geben, daß, nur solche Mobilien aufge⸗ nommen werden, welche gesetzlich als Immobilien zu betrachten seien, und wenn dies geschehe, daß hierdurch kein Schaden erwachse, sondern noch eher ein kleiner Üeberschuß bestände; es möchte daher den Direktor kein Dorin dieser Art treffen. Ein Abgeordneter der Städte; Es müsse dem Aus⸗ schuß anheimgegeben werden, über diesen Antrag zu referiren. e 1 zige Mittel, die Anstalt zu heben, liege im Vertrauen des Publikums, welches erhöht werden müßte. Als ein solches Mittel würde es gelten, wenn das Interesse, das die Stände an der Sache nehmen, bekundet werde. Deswegen möchte er auch nicht für die Ansicht des Ausschusses stimmen, daß der neue Tarif für 18145 auf dem Verwzaltungswege bewirkt werde. Er wünsche die Kommission für diesen Zweck aus ständischen Gliedern zu⸗ sammengesetzt, und glaube, daß dies wesentlich beitragen werde, das Ver⸗ trauen des Publikums zu erhöhen; man würde es als ein Zeichen ansehen, daß die Stände sich dafür interessirten.

Der Referent: Er glaube nicht, daß es von großer Bedeutung sein könne, ob eine ständische Kommission oder die Verwaltung den neuen Tarif bestimme. Ein Abgeordneter der Städte: So viel er wahrnehme, bestehe in der Versammlung nur eine Differenz über das Formelle des Antrags des Ausschusses. Einerseits wolle man der Versammlung die Sache an⸗ heimgeben, andererseits wünsche man, es möge die Kommission aus ständi⸗ schen Mitgliedern ergänzt werden. Mit dem Letzteren sei er nicht einver- standen; er möchte den Ständen in einem so ungünstigen Augenblick nicht eine solche Verantwortlichkeit aufgelegt wissen. Ein Abgeordneter der Ritterschaft: Der Zustand der Feuer⸗Sozietät sei nicht so schlimm, als man ihn mache; in den letzten Monaten seien für 5 Millionen an Werth aus den höheren Klassen versichert worden. Ein Abgeordneter der Städte: Es sei von einem Zuschlage von 337 pCt., gesprochen worden, das dürfe abschrecken. Er frage den Referenten, ob diese neuen Sätze unter oder über die Sätze der Privat- Gesellschaften sich stellen würden. Der Referent entgegnet: Sie möchten eher darunter als darüber sein, und würden sie ungefähr gegen 3 pro Mille betragen. Der vorletzte Redner bemerkt: Das müsse schon sehr beruhigen, und lasse sich hoffen, daß das Defizit bald getilgt sein werde.

Die Fragestellung wird auf den Antrag des Ausschusses gerichtet, und derselbe wird von der Plenar⸗Versammlung angenommen. (Schluß folgt.)

Düsseldorf, 13. Juli. Sechsundvierzigste Plenar-Sitzung. (Fortsetzung) Es folgt der Bericht des ersten Ausschusses, betreffend die Anträge von sieben Deputirten wegen Aufhebung des sogenannten Juden⸗ Delrels vom 17. März 1806 und der ferneren Gleichstellung der Juden mit den übrigen Einwohnern des Staats in politischen und bürgerlichen Rechten. Diesen Anträgen sind beigefügt die mit zahlreichen Unterschriften versehenen Bittschriften der Städte Köln, Aachen, Trier, Düsseldorf, Bonn, Saarbrücken, St. Johann und des Kantons Wallerfangen.

Der Berichterstatter beginnt sein Referat mit folgenden Worten:

Als dem göttlichen Stifter unserer heiligen Religion von den Pharisäern und Schriftgelehrten die Frage gestellt wurde: „Welches ist das höchste Gebot?“ da erklärte er ihnen die Liebe zu Gott als das erste und höchste, zugleich aber auch die Liebe des Nächsten als das zweite, dem ersten völlig gleichstehende Gebot, mit dem Hinzufügen, in diesen beiden Geboten liege das ganze Geseßz und die Propheten. Die spitzsindigen Pharisäer begnügten sich nicht mit dieser Antwort und fragten weiter: „Wer ist denn unser Nächster?“ Hierauf erzählte ihnen Christus, weil es noch an der Zeit war, in Gleich⸗ nissen zu reden, die Geschichte von dem Reisenden, der auf dem Wege nach Jericho den Räubern in die Hände gefallen war, welche ihn, nachdem sie ihn ausgeplündert und mißhandelt hatten, halbtodt am Wege liegen lie⸗ ßen; sodann fuhr er weiter fort: „Ein Priester kam vorüber und ließ ihn liegen, ein Levit kam vorüber und ließ ihn liegen; endlich kam ein Samariter vorüber, dieser wurde von Barmherzigkeit bewegt (er goß Oel n seine Wunde), hob ihn auf sein Saumroß, führte ihn ins Wirths haus, pflegte seiner, sorgte und zahlte im Voraus für seine fernere Ver⸗ pslegung und, Genesung.“ Nach dieser Erzählung stellte er die Frage: „Wer war hier der Nächste?!“ Und sie fonnten ihm keine andere Ant⸗ wort geben, als: „Derjenige, welcher Barmherzigkeit verübte“, worauf Christus ihnen sagte: „Gehet hin und thuet desgleichen.“ Also einen Sa—⸗ mariter, einen von denjenigen Menschen, welche ihrer Religion wegen, weil sie nicht in Jerusalem, sondern in Samaria Gott anbeteten, den Haß und die Verachtung des Judenthums in ihrer ganzen Fülle auf sich geladen hatten, derartig, daß ein Samariter sein, und den Teufel in 6 ha⸗ ben, ihm gleichbedeutend war, einen solchen Menschen stellte ihnen Christus zu ihrer Beschämung als Muster vor. Kann man auf treffendere Weise den Sinn des Gebots der Nächstenliebe erklären? Kann man es deutlicher darthun, daß diese Liebe durch keinen Unterschied des Standes, der Nation oder des Glaubens eingeschränkt werden darf? Meine christ. lichen Brüder! die ihr hier mit mir alle Bewohner einer . fran. Unterschied der Religion, zu vertreten habt, laßt uns dem ern Tn * göttlichen Lehrer aufgestellten Vorbilde, laßt uns dem 3 Wunden riter nachstreben; laßt uns, wie er, nicht beanstanden, mnfchenflasse zu gie=

einer zwar durch den Glauben von uns getrennten