1843 / 45 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Hier am Orte ist Alles voll des regsten, besonders durch die Eisenbahn , Lebens. Täglich werden Probefahrten auf der Vahn nach Angermünde gemacht, deren Abfahrt und Ankunft eine große Menge e, nn ser und Zuschauer herbeizieht, zumal den Ersteren sehr bereitwillig Billets zur unentgeltlichen Mitfahrt Sei tens der Direction verabfolgt werden. Uebrigens nähert sich der Bahnhof mit seinen Gebäuden immer mehr der Vollendung; es wird fortwährend mit allen zu Gebote stehenden Kräften gearbeitet, um Alles bis zu der auf den 15ten d. M. anberaumten Eröffnungsfahrt der ganzen Bahnstrecke bis Berlin und zu den damit zu verbindenden Feierlichkeiten in gehörigen Stand zu setzen und insbesondere auch Sr. Majestät dem Könige, welche die Einladung der Verwaltungs⸗ Behörden der Eisenbahn⸗Gesellschaft Allergnädigst anzunehmen ge⸗ ruht haben, einen würdigen Empfang zu bereiten. Wir behalten uns vor, über die Festfahrt und über die Verwirklichung alles dessen, dem wir bis jetzt nur im Geiste entgegensehen, zu seiner Zeit ausführliche Mittheilung zu machen.

Aus Nord⸗Deutschland, im August. (Drittes Schrei⸗ ben über die Kommunisten). Eine Frage, die bei der Beurtheilung des Treibens der Kommunisten von dem rechtlichen Standpunkte aus als die wichtigste erscheinen muß, ist jene, ob sie es bei ihren aus⸗

schweifenden Plänen nur darauf abgesehen hatten, die Durchführung derselben durch Verbreitung ihrer Lehren vorzubereiten, oder ob sie

darauf ausgingen, dieselben durch Anwendung äußerer Gewalt in das Leben zu führen. Die Vorsichtigeren haben das Letzte immer in Abrede gestellt, Weitling dagegen, der moderne Nachfolger des be— rüchtigten Schneiders von Leiden, ist ehrlich genug, die im Hinter— grunde lauernde wilde, grauenvolle Gewalt uns ohne Rückhalt auf— zudecken. „Keinen Wortkram!“ ruft er in seinen Garantien aus, „sondern es aufrichtig ausgesprochen: eine Revolution thut uns Noth!“ Und der Grund, den er anführt, zeigt, daß er wohl über— legt hat, was er sagt; denn er erklärt, daß sich auf anderem Wege die „persönlichen Interessen“ derer, welche die Macht in Händen hätten, nicht würden beseitigen lassen. Aber die Revolution, die ihm im Sinne liegt, ist anderer Art, als irgend eine von denen, welche die Org chicht kennt. „Den Krieg gegen die Personen,“ sagt er in der angeführten Schrift, „oder die blutige Revolution lassen wir die Politiker machen; den Krieg gegen das Eigenthum oder die eistig! Revolution müssen wir machen.“ Den Krieg gegen das igenthum nennt dieser furchtbare Mensch die geistige Revolution!

Aber glaube man nicht etwa, daß er der Meinung ist, diese gei—

stige Revolution werde ohne Blutvergießen abgehen. „Keine Waffenstillstünde“, fährt er einige Zeilen weiter fort, „keine Unterhandlungen mit den Feinden dürfen eingegangen, keinem Ver sprechen derselben darf getraut werden. Sobald sie den Kampf her— vorrufen (d. h. sobald die Besitzenden ihr Eigenthum nicht gutwillig hergeben), müssen sie nicht anders betrachtet werden, als unver— nünftige Thiere, die unfähig sind, eine vernünftige Sprache zu verstehen.“ Es giebt kein Mittel, welches so schlecht, so verbrecherisch, so entsetzlich wäre, daß Weitling vor demselben zurückbebte, sobald er es als förderlich für die Erreichung seines Zweckes betrachtet. Dabei ist er seiner Sache so gewiß, daß er es gar nicht mehr der Mühe werlh hält, seine Absichten und Pläne zu verschleiern. So bezeichnet er es ohne allen Rückhalt, als die Aufgabe der Kommunisten: „die schon bestehende Unordnung schnell auf den höchsten Gipfel zu treiben. Hierzu“, sagt er, „bedarf es der Aufopferung einiger, wo möglich hoch— gestellter Männer, welche von allen Klassen der Gesellschaft als muster— haft und moralisch bekannt sind. Hiermit wird geholfen.“ Dies, heißt es, sei „das letzte und sicherste Mittel.“ „Wenn die Unordnung sich fortwährend steigert, so müssen Alle, denen außer der Aufklärung noch der Muth geblieben ist, aufhören, sich gegen diese Unordnung zu stemmen, so daß das arme Volk ein Vergnügen an der steigenden Unordnung findet, wie der Soldat am Kriege.“

Weitling sieht vorher, daß die Regierungen oder, wie er sich aus— drückt, „die Gewaltigen“ nichts versäumen werden, um der Verwirklichung des Prinzips der Kommunisten entgegen zu arbeiten. „Dann“, räth er, „müssen unsere Philosophen (so nennt er die leitenden Oberhäupter der Sekte) den fürchterlichen Brand loslassen, der alsdann allein ge— eignet ist, die Pläne unserer Feinde wirksam zu vereiteln. Dann muß eine Moral gepredigt werden, die noch Niemand zu predigen wagte, und die jede Regierung des Eigennutzes un— möglich macht; eine Moral, die das blutige Schlachtfeld in den Straßen, in welchem das Volk doch immer den Kürzeren zieht, in einen fortwährenden Guerilla⸗Krieg verwandelt, der alle Speculationen der Reichen auf den Schweiß der Armen zu nichte macht; eine Moral, welche uns ganze Legionen Streiter zuführen wird, deren Mitwirkung wir jetzt noch verschmähen (d. h. Diebe, Räuber und Mörder! ), eine Moral, welche unseren Gegnern keinen anderen Rettungsbalken läßt, als den unseres Prinzips.“ Er weiß auch, wo diese Moral noch am ersten darauf rechnen könnte, Eingang zu finden. „Diese Moral“, sagt er, „kann nur unter den in unseren großen Städten wimmeln— den und in das grenzenloseste Elend hinausgestürzten, der Verzweif— lung preisgegebenen Masse wirksam gelehrt werden. Das Wort ein— mal ausgesprochen, so ist das Signal zur neuen Taktik gegeben, der unsere Feinde nun und nimmermehr gewachsen sein werden.“

Und dieser ruchlose Plan, den der Erfinder mit unglaub— licher Frechheit selbst aufdeckt, ist keinesweges der wüste Einfall eines Geistesverwirrten; auch ist die Ausführung nicht etwa in eine, entfernte Zukunft hinausgeschoben. Weitling glaubt den Zeitpunkt vor der Thür, wo zur Ausführung geschritten werden kann, und er vergißt nicht, um seine Verbündeten an den Gedanken der Vereinigung mit den Legionen Streitern zu gewöhnen, deren Mitwirkung sie jetzt noch verschmähen, das Gebot aufzustellen: „daß Niemand von den Gliedern des neuen Bundes

2 einer von der heutigen Gesellschaft ihm zuerkannten werde.“ Auch räth er an, keinem Bettler ein ben nh . Feben, „ohne ihm vorzustellen, daß das Betteln eine Feig= weit and Schande sei, und er mit dem größten Rechte das, wäs er . . den, Vorstehern der gesellschaftlichen Ordnung, von den

Lichen und Mächtigen zu sordern habe.“ Aus dem bei Weitling gefundenen Brie swechstl ergiebt sic daß er schon in den ersten Mo—= naten dieses Jahres seinen ; ;

Freunden den Vorschlag gemacht haben muß, „mit zwanzigtausend muthigen, pfiffigen Kerlen“ anzufangen Sein pariser Korrespondent mahnt ihn , 19 in 16 J von dem gräulichen Beginnen ab und erklä k 5 Hr 368. gegen das Eigenthum nur allgemeinen . ihm, : sein Krieg daß selbst der Sieg nur endlose Gräuel . 5a , n, . Ueberhaupt scheint der pariser Korrespond B Ilge haben könne.

1 espondent denn doch nicht so weit gehen zu wollen, als Weitling. Diefer hatte ganz fol * n nem Systeme die Behauptung aufgestellt, Ko deer. in sei⸗ Stehlen zu verachten, keine Naturstite sei. arauf . das der Rorrespondent unter dem 21. Februar d. J.? * an, ihn für die heutige Welt einmal angenommene Unwersacilsstte⸗ ker 1 6. man sich ungestraft nicht hinwegsetzen dürfe. Weniger bebenk⸗ lich, als der pariser Korrespondent, scheint der in der Schweiz lebende Schriftsteller Becker, der von dem Plane nur deshalb nichts wissen will, weil derselbe „nicht geheim zu halten“ und nicht in ber Stille „unbemerkt“ zur Aussührung vorzubereiten sei. Dabei ver⸗ warnt er Weitling in einem Briefe vom 13. Mai d. J. er möge sich auf die

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Zahlen nicht verlassen, auf deren Mitwirkung er rechne. „Beim frankfur⸗ ter Kravall“, sagt der besorgte Freund mit freilich lächerlicher Uebertrei⸗ bung, „zählten wir auf 60,000 bewaffnete Männer; aber wo waren sie, als es zum Klappen kam!“ Weitling scheint jedoch mit solcher Sicherheit auf das Gelingen gerechnet zu haben, daß er nicht blos seine vertrauteren Genossen in den Plan einweihte, sondern die rohesten Gesellen wenig- stens durch Andeutungen darauf vorbereitete. Ein sichtlich ganz un— gebildeter Handwerker fragt in einem Briefe vom 9. Mai d. J. bei ihm an: „Wie man sich zu verhalten habe, wenn einmal cin ent— scheidender Augenblick erscheinen sollte, wofür wir auch keine Minute sicher sind.“ Der Mann wünscht „so schnell als möglich“ Weitling's Meinung „wegen der Bärenjagd“ zu hören, „den es wäre ser gut wen man sich in Hinsicht dieses auch ein wenig resolfüren wirde.“ (3ic!)

So weit waren die Dinge also bereits gediehen; es waren das denn doch wohl nicht blos Hirngespinnste, denen man dadurch allein

begegnen zu können glauben dürfte, daß man den Urheber für einen Narren erklärte!

Ausland. Deutsche Bundesstaaten.

Sachsen. Dresden, 11. Aug. Heute Morgen um 9 Uhr

war die J. Kammer zusammenberufen worden, um üßer den letzten

Versuch einer Vereinbarung mit der II. Kammer über einen ständi⸗

schen Antrag, die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Kriminal Ver—

fahrens betreffend, zu verhandeln.

zesses als das Hauptverfahren, die schriftliche Voruntersuchung nur als eine Einleitung dazu betrachtet würde, während in dem Vor— schlage Ritterstädt's grade das Gegentheil zu liegen schien. Die Deputation der J. Kammer hatte sich in der Mehrheit gegen die Vereinbarung erklärt, die Minderheit, die Bürgermeister Rit— terstidt und Starke, dafür. An der Berathung nahmen Minister von Könneritz, Ritterstädt als Referent, von Carlowitz, von

Friesen, Hr. Großmann und Bürgermeister Wehner Theil. Der M. , . . h würde. Auf dieses Gerücht sammelte sich eine große Volksmasse vor

Minister erklärte, die Ansicht der Regierung stehe fest, er werde also weder für noch gegen das Deputations-Gutachten sprechen, dessenun— geachtet müsse er auf den großen Unterschied, der zwischen dem Vor— schlage Ritterstädt's und dem Beschlusse der II. Kammer stattfinde, aufmerksam machen. harrlichkeit und zum Stehenbleiben bei dem früheren Beschlusse. Dr. Großmann und Wehner stimmten mit Ritterstädt und Starke, und wünschten, daß auf diese Weise die langwierigen und kostspieligen Verhandlungen über Oeffentlichkeit und Mündlichkeit doch noch zu einem Resultate geführt werden möchten. Bei der Abstimmung wurde mit 20 gegen 16 Stimmen der Mehrheit der Deputation beigetreten und somit eine Vereinbarung mit der II. Kammer abgeworfen.

Dresden, 19. Aug. Da Ihre Regierung neuerdings dem Turnwesen wieder ihre besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung zur Freude Aller, welche an der Entwickelung einer deutschen Nationalität theilnehmen, zugewendet hat, so wird es Ihnen nicht uninteressant sein, auch über den Stand dieser Angelegenheit in Sachsen Einiges zu erfahren. Auch bei uns ist ein reger Eifer für neue Begründung und allgemeine Verbreitung des Turnwesens erwacht, ja, wir können mit Vergnügen behaupten, daß dasselbe, wenigstens theilweise, bereits zu einer Nationals-Sache geworden, daß das Bewußtsein der Vortrefflichkeit, ja Unentbehrlichkeit des Turnens im Volke selbst leb⸗ haft erwacht ist, und daß man daher nicht zweifeln kann, daß die Zeit bald kommen werde, wo das Turnen auch von Seiten der Re⸗ gierung und der gesetzgebenden Gewalten als integrirender Theil des Volls Unterrichts und der Volks- Erziehung angesehen werden wird.

Ist nun auch noch auf dem gegenwärtigen Landtage unlängst die durch mehrere Petitionen gebetene Ünterstützung des Turnwesens aus Staatsmitteln von der Majorität abgelehnt worden, so war doch diese Mehrheit weder nach Zahl noch Gehalt allzu bedeutend, vielmehr sprachen sich mehrere der gewichtigeren Stimmen mit Wärme für die Sache aus. Der Hauptheerd des sächsischen Turnwesens, derjenige Theil des Landes, wo das Turnen bereits zur wirklichen Volkssache' geworden ist, ist das Voigtland. Dort sind Turner⸗Gemeinschaf⸗ ten und öffentliche Turnplätze nicht nur in den Städten Plauen, Auerbach, Reichenbach, Falkenstein, Treuen, Mühltroff und Lengen— feld, sondern auch schon in mehreren Dörfern, wie: Trieb, Schill⸗ bach und Kloschwitz, eingerichtet. Diese Turnerschaften schließen sich auch durchaus nicht gegen einander ab, sondern vermitteln die herz lichste freundschaftliche Verbindung zwischen den einzelnen Ort⸗ schaften. So berichteten sächsische Blätter noch kürzlich über die Einweihung der öffentlichen Turnplätze zu Reichenbach und zu Treuen, an deren Feierlichkeiten die benachbarten Turnerschaften und theilweise auch die entfernterer Städte, z. B. Zwickau's, in corpęre Antheil nahmen und wobei sich zugleich ein erfreulicher Sinn für deutsch⸗ patriotische Erhebung kundgab, indem z. B. beide Festlichkeiten mit dem Arndtschen Liede: „Was ist des Deutschen Vaterland“ eröffnet wurden. Zugleich berichten uns die gedachten Blätter die noch er—⸗ freulichere Wahrnehmung, daß nichts weniger als bloße Schuljugend diese Turnplätze fülle, sondern daß sehr viele Erwachsene noch mit Liebe die Turnjacke anlegen, daß namentlich die Innungs-Genossen das Turnen zu ihrer Angelegenheit gemacht haben. Vorzüglich schreibt man uns, daß den kräftigsten Kern der Turnerschaft unter den Innun— gen fortwährend die der Weber bilde, daß die Gesellen sich mit Freu den von ihrem dürftigen Arbeitslohne so viel abbrechen um regel— mäßige Beisteuer zur Turnkasse entrichten zu können.

Gewiß sind dies höchst erfreuliche Zeichen eines erstarkenden kräftigen Vollssinnes, dessen schöne Früchte nicht nur in einem glück— lichen physischen Gegengewicht gegen die durch das Fabrikwesen un— serer Zeit zu befürchtende Entnervung der arbeitenden Klassen, sondern auch in weit wichtigeren Folgen Ei die Moralität des Volkes sich kundgeben werden. Denn wie sollte ein Handwerkerstand, welcher seine mühsamen Ersparnisse nicht mehr auf Befriedigung unedler Ver⸗ Big nge sucht. durch Spiel und Trunk, verwendet, sondern sie der

eförderung des Leib und Seele kräftigenden und reinigenden Turn spieles und heiterer Genossenschaft zuwendet, wie sollte ein solcher Handwerkerstand nicht die tüchtigste Grundlage einer allgemeinen Re— form der gesellschaftlichen und sittlichen Verhältnisse der Menge wer⸗ den? Wir zweifeln auch keinesweges, daß solche Thatsachen, wie die erwähnten, auf die Länge der Beachtung unserer Regierung gewiß nicht entgehen werden, und daß schon der nächste Landtag eine dem edlen Turnwesen günstige Stimmung bei dem Vereine der gesetzgeben⸗ den Gewalten an den Tag legen wird. Bis dahin wünschen wir dem Streben der Privat⸗Vereine das fröhlichste Gedeihen!

Freie Städte. Hamburg. Die General-Versammlung deutscher Enthaltsamkeits- und Mäßigkeits-Vereine ist am 9. August, der früheren Bestimmung gemäß, geschlossen. Die, in dem Pro⸗ gramm aufgestellten Punkte wurden wenu auch bei weitem nicht alle in den täglichen Zusammenkünften der Deputirten, bei wel⸗ chen sich jedesmal auch vlele hiesige Mitglieder einfanden, berathen. Jeder Anwesende mußte gestehen, daß diese Verhandlungen, sowohl

. z Die II. Kammer hatte beschlossen, dem früheren Vorschlage des Bürgermeisters Ritterstädt beizutreten, jedoch in der Art, daß der öffentlich mündliche Theil des ganzen Pro⸗

Volkes zugezogen.

v. Carlowitz und v. Friesen ermahnten zur Be

durch die zur Sprache gebrachten Gegenstände, als durch die gründ⸗ liche, gediegene und umfassende Art ihrer Diskussion, so wie nicht minder durch die lichtvolle Klarheit und Ordnung der Verhandlung das höchste Interesse gewährte. Auch nicht ein Mal verleugnete sich die brüderliche Einigkeit und die fromme männliche Gesinnung der Theilnehmenden; Folge der tüchtigen Leitung und der weisen Sorg⸗ falt, womit alles Fremdartige unberührt gelassen ward, so konnte trotz aller konfessionellen und dogmatischen erschiedenheiten die Liebe um so fester Alle vereinigen zu dem großen gemeinsamen Zweck, den Alle erstreben. Am Schluß der Verhandlungen, Mittwoch, 3 Uhr, sprach sich in einem aus dem Herzen Aller gesungenen „Nun danket Alle Gott“ das herrschende Gefühl der Versammlung aus.

Lübeck, 9. Aug. (H. K.) Leider ist gestern Abend die öf— fentliche Ruhe wieder durch tumultuarische Auftritte gestört worden. Gegen 9 Uhr brachte eine Anzahl Individuen dem Kaufmann Jacoby vor seinem Landhause ein Vivat, weil er angeblich bei der Rath⸗ und Bürger-Kommission eine Anklage gegen den Quartiermeister Nachti⸗ gal vorgebracht; Herr Jacoby soll auf sehr angemessene Weise erwie—⸗ dert haben. Um 97 Uhr versammelte sich eine große Menge Men⸗ schen aus den niederen Ständen, zog vor die Häuser des Herrn Se— nator Behrens und des Herrn Lieutenants Nachtigal, und ließ seine Wuth an denselben aus, indem nicht nur sämmtliche Fen— ster zerschmettert, sondern gar selbst die Thüren eingeworfen wur— den. Der zügellose Haufe hatte um so leichteres Spiel, als das Militair nicht gleich zur Hand war, und als dieses letztere er⸗ schien, war bereits das Werk der Zerstörung geschehen. Ueberdieß wurden auch wieder viele Laternen vom Mühlenthor bis zum Burg thor zerschlagen, denn der Pöbel wollte ungeachtet des Mondenlichts Dunkelheit haben. Auch das Haus eines Schneidermeisters, Namens Kehl, wurde um 10 Uhr auf eine arge Weise heimgesucht, weil sich

dessen Inhaber durch die Angebung zweier Tumultuanten, die sich

besonders bei den früheren Auftritten ausgezeichnet, den Haß des Der zügellose Haufe würde das Haus gänzlich demolirt haben, wenn nicht noch zur rechten Zeit das Militair her— beigeeilt wäre. Während der Nacht wurden auch noch die Schei— ben in den Häusern mehrerer Honoratioren eingeworfen. Um Mitternacht hieß es, daß die Kavallerie in die Stadt einziehen

dem Thore, die eben nicht die friedlichsten Absichten zu haben schien; allein der Einzug der Reiterei unterblleb. Nach Mitternacht kamen mehrere Mitglieder des Senats von ihren Garten-Wohnungen zur Stadt und alsbald trat der Rath zusammen. Man besorgt für heute Abend wieder unruhige Auftritte; inzwischen ist die Kavallerie schon frühzeitig eingerückt, mittelst welcher den Maßregeln der Behörde hoffentlich ein solcher Nachdruck gegeben werden möchte, daß den empörenden und zügellosen Auftritten endlich ein Ziel gesetzt wer⸗ den wird. *) Oesterreichische Monarchie.

G Wien, 9. Aug. Ueber die Ausübung der Kommerzial— Gewerbe bestehen in der Monarchie noch die verschiedensten Anord— nungen; während in den italienischen Provinzen gewissermaßen volle Gewerbefreiheit üblich ist, ist oft ein und dasselbe Gewerbe in der einen Provinz blos gegen Versteuerung, in der anderen gegen Befug— niß Verleihung und in einer dritten nur gegen Einverleibung in den Zunft⸗Verband gestattet, daher an die Erwirkung des Meisterrechtes gebunden. Dadurch entstehen aber mancherlei Uebelstände, und es ist besonders bemerkt worden, daß sich die Gewerbs Unternehmer aus jenen Orten, Bezirken und Provinzen, wo sie noch mit den zunft⸗ mäßigen Beschränkungen zu kämpfen haben, auf jene Srte und Pro- vinzen werfen, wo keine Beschränkungen bestehen. Besorgend, dadurch das natürliche Betriebs Verhältniß zu stören und einen Andrang von Konkurrenten in den nicht beschränkten Orten über alles Maß der Erwerbsfähigkeit hervorzurufen, hat die Hof-Kammer sich veranlaßt gefunden, die hisherige Liberalität bei den Gewerbs‘ Auslibungen und mehrere bisher freie Gewerbe auf die Erwer— bung obrigkeitlicher Befugnisse zu beschränlen. Wie früher, muß daher auch dort, wo keine legalen Zünfte bestehen, die Ausübung einer gewissen Kategorie von Gewerben, wie z. B. die Uhrmacherei die Gerber-Profession, die Seilerei u. a. m. der Verleihung amtlichen Konzesstonen der Lokal⸗Behörden unterzogen werden, welche dabei auf lokale Umstände und Bedürfnisse Rücksicht nehmen. Die Erthei⸗ lung des Befugnisses zum fabriksartigen Betriebe dieser und anderer Gewerbe im großen Umfange und unabhängig von allen Zunfts⸗ Vorschriften bleibt dagegen wie bisher den Provinzial⸗Regierungen

vorbehalten. ] Frankreich.

Paris, 8. Aug. Der heutige Moniteur enthält eine Kö— niglich Ordonnanz vom 31sten vx. M., wodurch der General-Lieute⸗ nant Thomas Robert Bugeaud de la Piconnerie, General-Gouver—

neur von Algerien, zu der Würde eines Marschalls von Frankreich l ; .

erhoben wird.

Der Marschall Soult ist heute Morgen nach seinen Gütern zu St. Amand abgereist, wo er bis Ende September bleiben wird. Herr Guizot geht in wenigen Tagen nach Val Richer.

Der Marechal de Camp, Baraguay d'Hilliers, Kommandant der Provinz Konstantine, ist zum Range eines General-Lieutenants erho— ben worden.

Admiral Lalande, dessen Krankheits- Zustand zu lebhaften Besorg⸗ nissen Anlaß gab, befindet sich auf dem Wege der Besserung.

Gestern brach in einem Gebäude der versailler Eisenbahn (rech— tes Ufer) Feuer aus. Da sich eine große Quantität Heu in demsel ben befand, griff das Feuer rasch um sich, da aber schnell wirksame Hülfe bei der Hand war, blieb das Feuer ohne andere Folgen, als daß der Dienst ein paar Stunden laug unterbrochen wurde. Nur zwei Arbeiter sind dabei leicht verwundet worden.

Paris, 8. Aug. Es bestehen hier zwei Blätter die sich ausschließlich mit den Interessen der Armee beschäftigen. Das eine, dersMoniteur de l' Armee, befaßt sich, wie man theilweise schon aus seinem Namen schließen kann, vorzugsweise damit, die vom Kriegs-Ministerium ausgehenden Erlasse und Anordnungen, dann auch die Personal-Veränderungen, durch Beförderung, Versetzung und dergl. einzuregistriren, nebenbei aber auch theoretische und prak— tische Fragen der Militair-Organisation und der Kriegführung zu besprechen. Das Blatt hat einen halboffiziellen Charakter und steht unter der besonderen Controle der Militair-Verwaltung; es ist daher auch vorzugsweise von ihr den Regimentern aller Waffengattungen empfohlen, und zählt eine nicht unbedeutende Anzahl von Abonnenten in der Armee.

Das andere Militairblatt ist die Sentinelle de 1'Armee, von einem ehemaligen Offizier aus der Zeit des Kaiserreiches redigirt, hatte in den ersten Jahren und selbst bis vor etwa einem Jahre eine

*) . dieser Bericht im Wesentlichen mit dem bereits gestern

von uns mitgetheilten der B. H. durchaus übereinstimmt, haben wir dem— selben doch wegen seiner größeren Vollständigkeit hier eine Stelle nicht ver⸗ sagen wollen. Dell nne i ist die Ruhe zu Lübeck seit den Ausschweifun⸗ gen vom gten nicht wieder gestört worden. Anm. der Red.

noch größere Abonnentenzahl, da es mit kritischer Besprechung der von dem Kriegs⸗-Departement ausgehenden Verfügungen sowohl, als aller das Militairwesen überhaupt angehenden Fragen sich beschäf⸗ tigte, und den Interessen, die sich durch die eine oder die andere An⸗ ordnung manchmal verletzt glaubten, zum Organ ihrer Reclamationen diente. Es hatte diese Stellung längere Zeit mit Glück behauptet, und selbst da, wo es Polemik machte, stets sich innerhalb der Grän⸗ zen einer gewissen Mäßigung behauptet, die um so größeren Ein⸗ fluß übte, als sie mit einer ziemlichen Unabhängigkeit gepaart war. Das einzige, was man mit Grund stets gegen dies Blatt einwenden konnte, waren die unverkennbar durchschimmernden bona— partistischen Ideen für Krieg und Eroberung, namentlich auch und dieser Punkt berührt zunächst unser deutsches Vaterland für Wiedergewinnung des linken Rheinufers und Belgiens, mit anderen Worten der natürlichen Gränzen Frankreichs, wie diese Herren die Sache zu nennen belieben. Doch damit hatte es, für die französi⸗ sche Regierung zumal, nicht viel auf sich, man konnte den alten Sol⸗ daten des Kalserreichs diese Erinnerungen, diese Träume wohl lassen, da von daher keine ernstliche Gefahr mehr drohte, der Bonapartis— mus überhaupt in Frankreich sich überlebt hat, und den jüngeren Brause⸗ köpfen, die allenfalls zur Wiederaufnahme dieser Ideen, zur BVieder⸗ belebung derselben Lust bezeigten, wußte die Regierung in Afrika in den unaͤusgefetzten Feldzügen zum Sturze der Macht des arabischen Emirs ein weites Feld darzubieten, wo sie ihren Eifer, ihre Thaten⸗ lust, ihren Muth kühlen konnten.

Aus diesem Grunde hatte die Regierung, so lauge die Senti⸗ nelle de l'Armee in der Opposition, die sie machte, ein gewisses Maß hielt, auch nicht für nöthig erachtet, der Verbreitung des Blattes hinderlich in den Weg zu treten. Erst als die Polemik, welche darin geführt wurde, einen Ton der Bitterkeit und zuletzt der Gehässigkeit annahm, der mit der Aufrechthaltung der Subordination und der guten Ordnung unverträglich war, welche die erste Bedingung der Existenz jeder Armee bilden, als alle bösen Leidenschaften das Blatt als offenes Feld zu betrachten begannen, wo sie frei und ungehemmt sich tummeln und unter dem Schutze der Anonymität eine Lanze ge⸗ gen die Vorgesetzten brechen konnten, da ersolgte zuerst die strengere Handhabung des Verbots, welches den Offizieren und Militairs aller Grade die Journal-Polemik untersagt, und als dies nicht ausreichte, dessenungeachtet fast in jeder Nummer verkappte Rit⸗ ter wenn man das letztere Wort nicht durch seine Anwendung in diesem Falle mißbraucht auftraten, welche gegen diesen oder jenen Obersten oder General, oder auch gegen die ganze Verwaltung über— haupt gehässige Tendenzprozesse zu erheben suchten, da erst ergriffen die Kommandanten mehrerer Corps in verschiedenen Garnisonen, sei es aus eigenem Antriebe und Pflichtgefühl, oder auf höhere Anre— gung von Seiten des Kriegs-Ministeriums, was das Wahrscheinlichere ist, strengere Maßregeln gegen die offene Verbreitung oder geheime Einschmuggelung des Blattes in die Kasernen. Das Blatt wurde mehr oder minder streng verpönt, und unter den Garnisonen, wo man die Maßregel mit besonderer Strenge zum Vollzuge brachte, steht namentlich Lyon oben an. Gegen die dortigen Corps-Chefs richtet nun die Sentinelle de l'Ar mee vorzugsweise ihre spitzig⸗ sten Pfeile, und vorzüglich ist der Oberst Michel von dem dort stehen—⸗ den 2hsten Linien-Infanterie⸗- Regiment das Ziel derselben. Da sich schwerlich ein Mittel wird auffinden lassen, die Sentinelle ganz zum Aufgeben des seit einiger Zeit eingeschlagenen Weges zu bringen, so ist deren Existenz immerhin eine für die Regierung mehr oder min— der mißliche Sache, wiewohl der gute Geist, der die Armee im Ganzen beseelt, die unzweideutigen Beweise der Anhänglichkeit und Ergeben— heit für den König, die Dynastie und die Regierung, welche sie bei jeder Gelegenheit giebt, sichere Bürgschaft auch für die Zukunft sind. Die Jorterhaltung dieses Geistes der Armee, und seine fortwährende Erstarkung ist. jedenfalls eine der wichtigsten Aufgaben der Verwal— tung, und daß diese von der Bedeutung derselben vollkommen durch⸗ drungen ist, läßt sich nicht in Zweifel ziehen.

Grosshritanien und Irland.

London, 8. Aug. Der Versuch der französischen Demokraten, in Irland durch eine Verbindung mit O'Connell und seiner Partei Einfluß zu gewinnen, ist gänzlich gescheitert. In der letzten Repeal— Versammlung an der dubliner Kornbörse las O'Connell die Antwort des Vereins auf ein Schreiben des Herrn Ledru Rollin an denselben vor und wies darin nicht allein die Sympathieen der französischen Repealfreunde zurück, sondern verbat sich auch den Besuch des Herrn Ledru Rollin. In dem Schreiben des Letzteren wird der Grund der Theilnahme an der irländischen Bewegung von Seiten des Fran zosen aus dem gemeinsamen Haß gegen die englische Aristo— kratie erwiesen, und die Reinheit der Absichten, die vorgeblich durch die niedrige Verleumdung, daß man auf die monarchischen Ge— sinnungen der Irländer wirken wolle, verdächtigt worden wäre, aufs neue versichert. „Sehen Sie, mein Herr“, heißt es in dem Briese des Herrn Ledru Rollin, „was uns zu einander hinzieht, sehen Sie darin die Ursache (nämlich in dem Hasse gegen die englische Aristokratie), warum unsere Wünsche mit den Ihrigen sich vereini— gen; erkennen Sie darin den Grund, warum wir der mächtigen Stimme unserer amerikanischen Brüder antworteten, welche für die allgemeine Bewegung der irländischen Nation sich so warm ausge— sprochen hat. In unseren Absichten (welche die verächtlichen pariser und londoner Blätter mißdeuten) liegt nichts Verstecktes. Wir haben Ihnen einen Beweis unserer aufrichtigen und tiefgefühlten Theil nahme an Ihrem friedlichen und gesetzlichen Kampfe gegeben, sollte aber die Tory-Regierung das Heiligthum des Gesetzes verletzen, welches ihre Zuflucht ist, dann, glauben wir, wird Frankreich gegen die gesteigerte Gefahr Ihnen anderen Beistand gewähren.“ O'(Con— nell las darauf seine Antwort vor, die in den Hauptpunkten folgendermaßen lautet. „Wir verstehen einander vollkommen, Ihre gegenwärtige Unterstützung, und Theilnahme widerfährt Männern, die innerhalb der Gränzen ihrer lokalen Gesetze und constitutionellen Prinzipe für die Rechte und Freiheiten ihres Geburtslandes streiten, Männern, die keine anderen Mittel als friedlicher Art anwenden wollen, Mittel, die nur durch ihre mo— ralische Kraft und Gewalt von Wirksamkeit sind. Sie deuten in der That zwar auf einen anderen möglichen Fall hin, in welchem Sie geneigt wären, auf thätigere Weise uns beizustehen, aber das ist ein Fall, über den wir jede Erörterung zurückweisen, weil wir es jetzt für unmöglich halten, daß derselbe eintreten kann, nachdem die britische Regierung jede Drohung ungesetzlicher Macht-Anwendung zurückgenom⸗ men hat und, ihren Widerstand gegen unsere Forderungen, wenn sie, denselben überhaupt noch länger widerstehen wird'— auf den gewöhnlichen Gang gesetzlicher Verwaltungs⸗Maßregeln beschränkt. Daß die londoner und pariser Jonrnale, welche der bekannten aller bürgerlichen und religiösen Freiheit feindlichen Klasse angehören, un⸗ sere, beiderseitigen Absichten und Beweggründe verleumden, ist ganz natürlich, selbst wenn solche Absichten und Beweggründe öffentlich erklärt werden und noch dazu den Vortheil haben, die S ändlichkeit unserer Verleumder aufzudecken. Aber wir fürchten sehr, daß der Besuch, den Sie unserem Lande zugedacht haben, noch mehr dergleichen Verleumdungen und unhellvollen (wenn auch unbegründeten) Insinugtionen veranlassen wird, während er doch am Ende von keinem praktischen Nutzen sein kann. Aus diesen Gründen

Zeiten von Numantia.

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erachten wir Ihren beabsichtigten Besuch in irgend einer, einen öffent⸗ . er nn tragenden Eigenschaft, zum mindesten gesagt, für unzeitig. Sollten Sie indessen zu einer passenderen Zeit . und Neigung haben, Irland zu besuchen, so erlauben Sie mir, Ihnen zu erklären, daß ich auf die Ehre stolz sein werde, die Vorschriften der Gastfreundschaft gegen Sie auszuüben. Zum Schusse lassen Sie mich Ihnen die Versicherung geben, daß das irländische Volt außer⸗ ordentlich über die Theilnahme, welche Sie und Ihre hochherzigen Freunde ihm beweisen, erfreut ist. Sie lassen uns nur Gerechtigkeit wider⸗ fahren, wenn Sie unsere Grundsätze billigen. Es sind Grundsãätze bemokratischer Freiheit, gemäßigt und gesichert durch die Stabilität einer beschränkten Monarchie (ein Wink für den französischen Repu— blikaner)ß; es sind Grundsätze religiöser und bürgerlicher Freiheit, welche letztere eine gerechte Regierung für das Volk und eine voll⸗ kommene Gewissensfreihelt voraussetzt so daß auf solche Weise Religionsfreiheit, Freiheit des Volks- Unterrichts, Freiheit der Presse und Freiheit aller volksthümlichen Institutionen mit der Stetigkeit monarchischer Autorität in Verbindung treten. Diese echte natürliche Freiheit kann nur auf einer Grundlage erhalten und gefestigt werden, welche die Ehrfurcht vor religiöser Gesinnung und uneigennützige r get in der praktischen Uebung der Religionspflichten in sich schließt.

haben, die Titel seines Vaters, des unlängst verstorbenen Herzogs von Sussex auf ihn zu übertragen.

Prinzessin Clementine, heute Morgen auf dem französischen Dampf * Prinzess J pl gierung hat ein vergebliches Unternehmen begonnen. Der Herzog von Palmella ist aus Lissabon hler angekommen, n,, 46 gerichteten Manifeste (Vergl. Allg. Preuß.

! Je ng Nr. 42. stehen eine legale Grundlage unterzustellen.

Der kürzlich gebildete Verein gegen das Duelliren hat seine erste war berechtigt, diese Regierung einzusetzen, diefe Minister zu

öffentliche Sitzung ge en, und an die Königin ein Memoran öffentliche Sitzung gehalten, 9 me d. gent. In dem Manifest heißt es aber: „es bedeutet wenig, wenn man jetzt sagen wollte, daß die von dem bestehenden Ministerium aus⸗ Parlaments-Mitglieder, viele Edelleute und eine große Anzahl alter geübte Gewalt nicht von der Ernennung des Ex-Regenten herrührt, ; da dieser selbst nichts anderes als das Machwerk des allgemeinen Willens, Les hauptsächlichsten Elementes war, auf welchem iu . Ländern alle

schiffe „Pluton“ von Woolwich nach Frankreich abgegangen.

und wie es heißt, mit einer Spezial-Mission beaustragt, die Tarif Unterhandlungen wieder aufzunehmen.

gerichtet, um Maßregeln zur Abschaffung des Duells von ihr zu er— bitten. Der Verein besteht aus 326 Mitgliedern, darunter sich 26

Offiziere der Land- und Seemacht befinden.

p an ien.

Telegraphische Depeschen aus Spanien. Die Wohlfahrts-Junta von Valencia und Militair-Behörden Nichts Neues in

Paris, 8. Aug.

Perpignan, 7. Aug. hat sich am 35). Juli aufgelöst und den Civil die freie Ausübung ihrer Functionen überlassen. Valencia am 1. August.

ist zu Port Vendres angekommen.

Cadix aufgenommen und die sich geweigert hatten, mit gegen Sevilla zu marschiren.

Die oben mitgetheilte Nachricht, daß die Junta von Valencia sich beeilt hat, ihre Gewalt niederzulegen und sich der provsisorischen Regierung zu unterwerfen, ist von Wichtigkeit und dies Beispiel dürfte nicht ohne Folgen sein für das übrige Spanien. Jahren 1835, 1836 und 1840 war es sehr schwierig, den Junten die Gewalt, die sie sich angemaßt hatten, wieder zu entreißen und die Bereitwilligkeit, mit der die Junten sich jetzt der neuen Regie rung unterwerfen, ist ein Zug, wodurch die gegenwärtige Bewegung sich von den früheren unterscheidet. Ein anderer wichtiger Zug ist das religiöse Gepräge, welches dieser letzten Bewegung einen Charakter verleiht, wie er sich nach der großen Bewegung vom Jahre 1808 in keinem späteren Aufstande der Halbinsel wiederfindet.

Sevilla, 28. Juli. Der General-Capitain Figueras hat heute früh die Aufhebung der Belagerung durch nachstehende Proclamation angezeigt:

„Sevillauer! Der Feind zieht sich zurück. In der Dunkelheit der Nacht hat, er das Lager aufgehoben und seine Anführer fliehen mit dem Brand⸗ mal des össentlichen Fluches auf der Stirn. Ihr habt eine Belagerung und ein Bombardement mit solcher Standhaftigkeit, mit einem so heroischen Muthe ausgehalten, daß man von Euch sagen kann, Ihr erinnert an die z Ihr verdient die Bewunderung der ganzen Welt. Eine offene Stadt, die in dem Rufe steht, daß sie nicht zu vertheidigen sei, wurde mit wunderbarer Schnelligkeit in einen festen Platz umigeschaffen; friedliche Bürger wunden in einen Augenblicke zu versuchten Kriegern. Ihr saht Eure Frauen sich entfernen, Eure Häuser zusammenstürzen, aber nichts konnte Euren Muth niederschlagen, und Sevilla, die Königin von Hispania Botica, genießt mit Stolz des Triumphs, den es seinen Kindern verdanlt. Ich habe Euch gesagt, daß der Lorbeer vom Himmel herabsteigen würde, um Eure Stirn zu krönen; es ist geschehen, empfanget meinen Glückwunsch dazu.“

„Aber Gott ist es, der uns diesen Sieg geschenkt hat. Eilet, meine Kinder, eilet in seine Tempel, um ihm dafür zu danken. Was hätten wir ohne Gottes Beistand vermocht? Nichts.“

„Sollten die Anstrengungen und der gute Wille, die ich der Verthei⸗ digung Eurer Stadt gewidmet, einiges Verdienst haben, so werde ich mich hinreichend belohnt fühlen, wenn Ihr, Sevillaner, den Mann, der in einer . Epoche Euer General-Capitain war, in gutem Andenlen behaltet.

Madrid, 3. Aug. Gestern ist eine aus dem Herzog von Rivas, dem Marquis von Valle Hermoso, dem Grafen von Monte— lirios und Don Fernando de las Rivas bestehende Deputation von hier abgegangen, um dem Ayuntamiento von Sevilla im Namen der Königin eine goldene Lorbeerkrone nebst folgendem Schreiben zu überbringen: c

„Der ausgezeichneten provisorischen Wohlfahrts-Junta, dem er— lauchten und verehrungswürdigen Metropolitan-Kapitel, dem ausge— zeichneten Ayuntamiento, der tapferen National- Garde, der tapferen Garnison und allen heroischen Bewohnern der sehr edlen, loyalen, erlauchten und unbesiegbaren Stadt Sevilla Meinen Gruß.

„Bewegt durch den großen Muth, den Ihr mit der Hülfe des Gottes der Schlachten und unter dem Schutze der heiligen Jungfrau Maria und des glorreichen heiligen Ferdinand's bei der Vertheidigung Eurer antiken Mauern und Eures friedlichen Heerdes gegen den ungerechtesten und rohe— sten Angriff, den man seit Jahmihunderten gesehen, an' den Tag gelegt; be— wegt durch jene standhafte Loyalität, womit Ihr zur Vertheidigung Meiner Person, des Thrones und der Verfassung des Landes gekämpft habt, will Ich Euch ein Zeichen Meiner Königlichen Dankbarken geben und sende Euch die Herren . . . . (siehe oben) als Kommissarien, um in Meinem Königlichen Namen Euch eine goldene Lorbeer-Krone zu überreichen, die don jetzt an die Spitze des Wappenschildes schmücken soll, das der weise König Don Alfons X. Euch verllehen hat.“

äIIch wünsche, daß diese Krone unverzüglich in der heiligen Patriarchal⸗ Kirche, in Gegenwart des Körpers des heiligen Ferdinand's und unter den r. des Kapitels durch den verehrungswürdigen Erzbischof der Kanarischen Inseln, welcher in diesem Augenblicke in der Viözese anwesend ist, geweiht sodann in Piozession durch Meine Kommissarien nach dem Stadthause ge⸗ bracht und dort dem Abuntamiento übergeben werde, damit sie lünftig dem⸗ selben bei allen öffentlichen Feierlichkeiten auf einem Sanmimetfissen durch einen . , , . ö Jah

3 wünsche ferner, daß an jedem Jahrestage Eurer heldenmüthi BVertheidigung die National- Flagge auf dem . des . h thedrale aufgepflanzt werde und so viel Tage dort bleibe, als Eure helden⸗ müthige Vertheidigung gewährt hat; bei der Aufpflanzung und bei der Ab= nahme soll sie durch Salven der Königlichen Artillerie begrüßt werden und

worin sie abgefaßt ist. spruch: Einigkeit, Vaterland und Freiheit!““ der mit dem Blute 2 heldenmüthigen Sepillaner getränkt ist, sich eben so fest unserem Sir Augustus d'Este soll ein Gesuch an die Königin gerichtet Gemüthe einprägen, Ass bis Erinnerung an die Großthaten, welche uns diesen schwachen Beweis unserer Begeisterung und unserer Be⸗ wunderung abgerungen haben.“ .

Prinz Ferdinand von Koburg ist nebst seiner Gemahlin, der

diese, trotz

In den

die Kanonen, welche diese Salven abseuern, sollen auf derselben Stelle aufgefahren werden, wo die Mörser standen, die Euch auf so barbarische Weise beschossen haben.“

„Nachdem dies Schreiben von Meinen Kommissarien öffentlich verlesen worden, soll es nebst dem Protololl über die Ueberlieferung und Einweihung in das Archiv der Stadt niedergelegt werden. Zwei von dem constitutionel= len Altalden und, dem Defan des geistlichen Kaxitels beglaubigte Abschris⸗ ten eines jeden dieser Dokumente werden, die eine in das Archiv der heili⸗ gen Metropolitan -Kirche, die andere bei dem höchsten Tribunal der Provinz niedergelegt.“

„Gegeben in meinem Palast, am 2. August 1843. ;

Auf Befehl Ihrer Majestät der Königin der Conseils Präsident . Joaquim Maria Lopez.“

Es ist hier eine Subscription zu Gunsten der durch das Bom⸗ bardement von Sevilla und Reus Verunglückten eröffnet, und zahl⸗ reiche Adressen und Glückwünsche sind zu Ehren der ersteren dieser Städte unterzeichnet worden. Die Adresse der Presse der Hauptstadt, die von den Redacteuren der Journale aller Farben unterzeichnet worden ist, zeichnet sich vorzüglich durch den versöhnlichen Sinn aus, „Möchte“, heißt es darin, „der heilige Wahl⸗

3 Madrid, 30. Juli. Die hier eingesetzte provisorische Re⸗

In einem so

geht sie darauf aus, ihrem faktischen Be⸗

Die Frage war: wer

einennen? Letzteres konnte, der Verfassung gemäß, nur der Re⸗

Gewalt und aller Gehorsam beruht.“ Durch die Aufstellung dieses Satzes,

dem allerdings Espartero sein Emporsteigen zur Regentschaft ver⸗ Lankte, unterschreibt die provisorische Regierung offenbar ihr eigenes Todesurtheil. ; gleich sehen werden, nur für die Ayacuchos (ich bediene mich dieses Namens der Kürze halber) einen Mittelweg.

Das Dampfboot „Veloce“, welches zu Rosas angelegt hatte, Jierung konnte sagen, daß die jetzige Empörung gegen den Regenten

Es hatte 13 Passagiere am Bord,

worunter 1 Oberst-Lieutenant und 10 Artillerie-Offiziere, die es zu ö ; ; ffiziere, 6 ihm durch den Volkswillen übertragene Gewalt nicht zur Rettung

Zwischen Legalität und Empörung giebt es, wie wir Die provisorische Re⸗

nur eine neue Phase der mit dem Tode Ferdinand's VII. begonnenen, durch Espartero nicht gezügelten Revolution ist; daß der Regent die

und der Königin zu benutzen wußte; daß er seiner höchsten Pflicht und seiner jüngsten Schwüre, den Händen von Leuten überläßt, die er als Rebellen be⸗ trachten muß; daß er, anstatt der Königin zu Hülfe zu eilen, sich um so weiter von ihr entfernte, je näher ihr die Gefahr kam; daß er keine ausreichenden Mittel, ja, nicht einmal ein Ministerium besitzt, um eine geordnete Regierungs- Gewalt darzustellen, und daß unter solchen Umständen die Errichtung einer Gewalt, welche die sich selbst überlassenen Massen als das Endziel ihrer Anstrengungen und Wünsche verkünden, die erste Nothwendigkeit ist.

Mittlerweile drücken die Ayacuchos selbst, und zwar der höchste Gerichtshof Spaniens, der ausschließlich aus ihnen zusammengesetzt ist, der hier eingesetzten Regierung den Stempel der Legalität auf.

des Landes

Am 1. September 1840 trieben die „Patrioten“ von Madrid bekannt⸗ lich den General-Capitain mit Flintenschüssen aus der Stadt, und setzten eine Junta ein, die sich gegen die Königin Regentin auflehnte, welcher alle übrigen Provinzen Spaniens noch gehorchten. Die Junta erklärte alle Beamten, die ihre Gewalt nicht sogleich anerkennen wür⸗ den, für abgesetzt. Der bekannte Don José Maria Calatrava, da⸗ mals Mitglied des höchsten Gerichtshofes, erklärte unverweilt seine Anerkennung, und ward zur Belohnung zum Präsidenten ernannt, die übrigen Stellen aber durch die Juutg mit entschiedenen Ayacuchos ausgefüllt. Nun verlangt der neue Justiz-Minister Lopez, das Tri—⸗ bunal solle erklären, ob es die provisorische Regierung anerkenne. Acht der zwölf stimmführenden Mitglieder, worunter Herr Calatrava, eiwiedern darauf, sie würden als Privatpersonen sich jeder rechtlich oder faktisch bestehenden Gewalt unterwerfen, sie bekennten sich laut und ausdrücklich zu dem Grundsatze der Volks⸗ Souverainetät, und würden sich dem unterwerfen, was die Nation „auf, irgend eine Weise“ beschlösse, sie könnten aber die be= stehende Regierung nicht für eine rechtmäßige anerkennen, weil bis setzt die Mehrheit der Provinzen sie noch nicht als solche bestätigt habe. (1810 dachte Herr Calatrava anders.) Indessen wären sie immer bereit, damit die Geschäfte keine Verzö erung litten, ihre Stellen auch sortan beizubehalten. Zwei andere itglieder erkennen dagegen die neue Regierung, „als das Ergebniß des souverainen Willens der Nation“ ausdrücklich an, und dasselbe thun in anderer Form die beiden übrigen. Man sieht also, daß die ersten acht Rich⸗ ter voraussetzen, der Regent könne noch obstegen, was allerdings möglich ist, und für diesen Fall wünschen sie sich eine Thäͤr offen zu halten, ohne doch durch freiwilliges Abtreten ihre einträglichen Stellen, aufs Spiel zu fetzen. Die vier übrigen sehen dagegen den Sieg des Aufstandes für gesichert an und wenden ihren bisherigen Schutzherren den Rücken zu. In solchen Händen besindet sich die Verwaltung der Justiz unter der Regentschaft Espar⸗ tero s. Der Justiz⸗Minister hat nun die acht ersten Herren ihrer Stellen entsetzt. Warum nicht auch die übrigen?

. Von allen Seiten gehen Akten ein, vermöge deren die Provinzial⸗ Junten, 6. , . , 2 provisorische Regierung anerkennen.

Die Sta errol, die sich bisher weigerte, hat von Coruna unterworfen. ö ,

** Paris, 8. Aug. Unsere ministeriellen Blätter veröffentli⸗ chen heute eine Menge Details und Berichtigungen über die letzten telegraphischen Depeschen aus Spanien, welche den Entsatz von Se⸗ dilla und die Einschiffung des Regenten meldeten. So scheint der Telegraph irrthümlich angezeigt zu , daß Espartero in der Nacht vom 26sten auf den 27sten die Belagerung von Sevilla aufhob, wäh⸗ rend er noch am 27sten und 28sten die Stadt beschießen ließ. So meidet wenigstens der Heraldo vom Zten J. M., welcher als das halboffizielle Organ der neuen Regierung von Madrid gilt, und dessen e en nngen mit dem General Narvaez Niemanden ein Geheim⸗

nd.

. Weiter wird in demselben Blatte erzählt, daß in dem Augen⸗ blicke, als Concha bemerkte, daß Esparterd nur . einer da lee Bedeckung Sevilla zu verlassen im Begriffe stand, um nach Cadix sich zu begeben, wo die Junta der Sache des Regenten tren blieb, er General Concha) auf Umwegen Espartero einen Vorsprung age wann und vor demselben in Cadix anzulangen suchte. an der Brücke von Suazo, drei spanische Lieues bon 236 fand 1 die ö ,,. 2 . . pen, die aus Cadix dahin beordert worden waren um den des Regenten zu deen, besetz. Da Concha, um sc nelle efsparte