1843 / 58 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Ein Abgeordneter der Städte bemerkt: Von einem Deputirten der Rit⸗ terschaft, welcher zugleich Mitglied der Untersuchungs-Kommission sei, habe die Verfammlung zuerst Andeutungen über das Zahlen -Verhältniß der

evangelischen und latholischen Mitglieder des Landtags vernommen. Wenn er, der Redner, dadurch zu einer Erwiederung provozirt worden sei, so glaube er durch seine Aeußerungen Niemanden verletzt zu haben; die Auf— abe eines jeden Mitgliedes der Versammlung ãsei, nicht nach konfessionellen Rücksichten, sondern nach seiner Pflicht zu handeln.

Ein Abgeordneter der Ritterschaft: Ob es nicht zweckmäßig sein möge, daß vor der Abfassung eines Beschlusses über die zukünftige Verwaltung eine Kommission von Aerzten ernannt werde, die Anstalt zu untersuchen? Dieser Vorschlag findet keine Unterstützung.

Nachdem der Herr ein d an gen n die Abstimmung veranlaßt, wird die von dem Referenten gestellte Frage:

„Soll in Betracht der außerordentlichen Leistungen der Schwestern von St. Charles diese oder eine andere Genossenschaft von barmherzigen Schwestern für Siegburg zu gewinnen gesucht werden“, von 36 Stimmen bejaht, von 27 verneint, und dann die weitere Verhand⸗— lung auf die nächste Sitzung vertagt.

Düsseldorf, 17. Juli. Abends 6 Uhr. (Einundfunfzigste Plenar-Sitzung.) Nachdem der Herr Landtags Marschall die Sitzung eröffnet, wurden die Potokolle der 41sten, 45sten und d6sten Plenar-Sitzung verlesen und genehmigt und die nächste Sitzung auf morgen Dienstag den 18. Juli, Morgens 9 Uhr, anberaumt.

Berlin, 26. Aug. Se. Majestät der König haben Aller— Rad ig geruht, dem Rittmeister von Proeck, aggregirt dem 2ten Dragoner Regiment, die Anlegung des von des Königs von Schwe— 3 Majestät ihm verliehenen Schwerdt-Ordens Zter Klasse zu ge— atten.

Berlin, 25. Aug. Ein Korrespondenz⸗Artikel in Nr. 196 der Mannheimer Abend-Zeitung aus Berlin, 16. August, enthält die Nachricht von einem Unwohlsein, welches Se. Majestät den König in der Woche vorher betroffen haben soll. „Es mußte“, heißt es darin, „zweimal zur Ader gelassen werden und alle Vorträge, welche am 10ten gehalten werden sollten, wurden abbestellt.“ An dieser, obwohl mit sehr bestimmten Worten gemeldeten Nachricht ist, wie schon in Nr. 190 der Magdeburger Zeitung vom 16. August in Bezug auf die Verbreitung ähnlich lautender Gerüchte richtig an⸗ geführt worden ist und, wie wir auf das zuverlässigste versichern kön⸗ nen, nicht ein wahres Wort. Der Gesundheits-Zustand Sr. Majestät des Königs ist während der ganzen angegebenen Zeit der erwünsch— teste gewesen. Bekanntlich sind Allerhöchstdieselben am 15ten gele⸗ gentlich der Einweihung der Stettiner Eisenbahn von Sanssouci aus in vollkommenem Wohlsein nach Stettin hin- und an demselben Tage nach Sanssouci zurückgefahren, haben dort die Parade abge— nommen und dem daselbst veranstalteten Diner beigewohnt. Dies widerlegt wohl am besten das Gerücht eines angeblich so kurz vor⸗ hergegangenen Unwohlseins. Unter der Umgebung des Königs weiß Niemand davon, daß Allerhöchstdieselben Sich in der Woche vorher irgend unwohl befunden hätten.

Berlin, 26. Aug. Das heute ausgegebene Militair— Wochenblatt enthält die Allerhöchste Verordnung über die Ehren— gerichte, welche in dem stehenden Heere wie in der Landwehr gebildet werden sollen; die nächste Nummer des Wochenblattes wird die Aller— höchste Verordnung über das Verfahren bei Untersuchung der zwischen Offizieren vorfallenden Streitigkeiten und Beleidigungen, so wie über die Bestrafung des Zweikampfes unter Offizieren enthalten. Ein Allerhöchster Befehl (. d. Charlottenburg, 3. Aug.) trifft die im Verfolge der neuen Bekleidung der Armee nothwendig gewordenen Bestimmungen in Bezug auf das äußere Erscheinen der Offiziere.

Koblenz, 21. Aug. (O. P. A. 3.) Die Kaufmannschaft von Mannheim beabsichtigt für die Zukunft, auf dem Ober-Rheine zur Beschleunigung des Güter Transports eine Schlepp⸗-Dampfschiff⸗ fahrt ins Leben treten zu lassen, und hat zu diesem Behufe bereits ein in England erbautes Schleppdampfboot angekauft, welches heute auf der Fahrt nach dem Ober⸗-Rheine, hier vorbeipassirt ist und künstig den Dienst zwischen Maũnnheim und Straßburg versehen soll.

Koblenz, 22. Aug. (Rh. u. M. 3.) Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg von Preußen (zweiter Sohn Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich) traf heute Mittag auf einer Lustfahrt mit dem Dampfschlffe, von Bonn kommend, hier ein und begab Sich, nach einer kurzen Rast im Hétel de belle vue, Nachmittags wieder da⸗ hin zurück.

Staate proponirien Bedingungen anzunehmen, zu welchem Ende eine

Stammliste der Actienzeichnungen für das neue Unternehmen unter den Actionairen eröffnet wurde

HBalle, 24. Aug. (H. Cour.) Gestern Abend starb der Königl. he, Geh. Justizrath, Königl. sächs. Hofgerichtsrath, drrer i Prosessor der Rechte und Director des hiesigen Schöppenstuhls, Dr. Ernst Friedrich Pfotenhauer, Ritter des Rothen Adler⸗Ordens, in einem Alter von 72 Jahren. Auf der Universität Wittenberg und seit 1816 auf der hiesigen Hochschule hat er durch zahlreich besuchte Vorlesun= gen für die praktische Ausbildung vieler Juristen unermüdlich . und sich nicht blos dadurch, sondern auch durch hergliche Theilnahme an den Interessen der Einzelnen ein bleibendes Denkmal in dem

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376 Herzen dankbarer Schüler errichtet. Sein Jubiläum als akademischer

Lehrer stand nahe bevor; das seiner Doktorwürde hat er vor kur— zem gefeiert.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. Nürnberg, 22. Aug. (N. K.) Es hat sich hier vor einiger Zeit unter dem Namen „Verein für prunklose Beerdigungen“ eine Gesellschaft gebildet, deren Mitglieder sich, wie schon der Name besagt, zur möglichsten Einfachheit und Vermeidung alles überflüsst⸗ gen Aufwandes bei den in ihrer Familie eintretenden Beerdigungsfäl— len verpflichtet haben. An diese Erscheinung anknüpfend, erläßt nun der hiesige Magistrat wider den in unseren Tagen so sehr überhand nehmenden Luxus im Allgemeinen, namentlich den Kleider⸗Luxus, eine Bekanntmachung, aus welcher wir folgenden Stelle ausheben: „Was Nürnberg groß und berühmt gemacht hat, beruhte nicht allein auf günstigen Zeitverhältnissen, sondern auf seinem Gewerbfleiß und der Einfachheit seiner Sitten. Weniger günstige Zeitverhältnisse erfordern doppelte An— strengung, und um so festeres Halten an einfachen Sitten. Möge das heutige Nürnberg dies niemals vergessen, und einen Ruhm sich bewahren, den zu erhalten Ehre und Vortheil bringt. Uebertriebener Luxus, eine ungemessene Vergnügungssucht, lächerliche Kleiderpracht, insbesondere der Frauen und Töchter, der Dienstboten und Gesellen u. s. w. sind die wahren Feinde der Familien, welche häusliches Glück zerstören und keinen behaglichen Wohlstand mehr aufkommen lassen, während man, allein in den jetzigen Zeiten, in der allenthalben ver— mehrten Handels- und Gewerbs-Konkurrenz dieselben irrig zu finden wähnt... Diesem Uebel entgegen zu wirken, Nürnbergs Mittelstand und jene Wohlhabenheit zu erhalten, welche fast sprichwörtlich von Nürn berg geworden sind, giebt es keine andere Mittel, als das Vertrauen zu Allen, welche als Aeltern, Gatten, Vormünder, Lehrherren, Meister und Dienstherrschaften irgend einen Einfluß geltend zu machen haben,

oder Untergebenen zu einem sparsamen, häuslichen Sinn zu gewöhnen suchen. Wenn in anderen Ländern Mäßigkeits Vereine mit glänzendem Erfolg wirken, so würden bei uns Vereine gegen unnöthigen Luxus, auf Einfachheit der Kleidung und bessere Zücht der Dienstboten ge— richtet, Sparsamkeits Vereine im weitesten Sinne des Worts, gewiß von Vielen mit Freuden begrüßt werden, und Viele zu einem Unter⸗ nehmen sich verbinden, welches, zeitgemäß, lobenswerth und eines gu⸗ ten Zweckes sich bewußt, nur von segensreichen Folgen werden kann.“

Württemberg. Ulm, 19. Aug. (Schw. M.) Künftigen Montag, den 2lsten d. M., beginnt unter Vorsitz des hiesigen Ober Justiz-Prokurators Wiest die Versammlung der württembergischen Advokaten in dem von der hiesigen Stadtbehörde sinnig verzierten

Minden wohl erst dann in Angriff genommen werden, wenn preußi=

Eine Zweigbahn von Uelzen nach Magdeburg ist unter Umständen möglich.

Saale des goldenen Hirsches. Wie man hört, sollen die Verhand— lungen sich hauptsächlich auf die Zeitfrage: Oeffentlichkeit und Münd— lichkeit im Gerichtsverfahren, erstrecken. Den Gästen zu Ehren ver⸗ anstaltet die Stadt eine Wasserfahrt und Tages darauf der Lieder⸗ kranz eine Unterhaltung auf der Wilhelmshöhe. Bei dem Festungsbaue auf dem Michelsberge sind dermalen nicht mehr als 800 Arbeiter be— schäftigt, die übrigen hat die Aerndte nach Hause getrieben, oder auch einige Anstände, die von ihnen über die Form der Auszahlung ihres Arbeitslohnes erhoben, jetzt aber theilweise wenigstens beseitigt worden sind. Nach der Aerndte hofft man die Anzahl der Arbeiter bis zum Anfange der schlechteren Jahreszeit auf 2060 Mann steigern zu können; mehr an— zustellen, dürfte der angenommene, Bauplan, der in diesem Jahre kaum den Anfang der Maurer-Arbeit gestattet, nicht erlauben. Die größeren Kriegs- Uebungen des württembergischen Armee-Corps werden in der ersten Hälfte des Septembers von hier aus über Hei— denheim nach Ellwangen beginnen, wenn nicht das späte Leerwerden der Felder in diesem Jahre, so wie die hier in der Umgegend noch obwaltende bedeutende Theuerung der ersten Lebensbedürfnisse eine Abänderung hervorruft. Finden die Kriegs-Uebungen statt, zu denen wenigstens 9000 Mann zusammengezogen werden, so dürften sie wie⸗ der viele fremde Offiziere, vorzüglich aus dem Nachbarstaate Bayern, herbeirufen, an dessen Gränzen sie sich hinziehen würden.

Hannover. Haundover, 23. Aug. (Hann. 3.) Es be gannen in diesem Jahre die celler Rennen, vom schönsten Wetter begünstigt, am 17. August und endigten am 19ten d. M. Man ver— mißte, wie im vorigen Jahre, die Gegenwart Sr. Majestät des Kö⸗— nigs; auch durch das nahe bevorstehende Lager bei Lüneburg wurde mancher der Offiziere, als Zuschauer zu erscheinen, abgehalten; von fremden Sportsmen aber war die Zusammenkunft sehr zahlreich be⸗ sucht. Die Bahn war in einem Zustande, wie sie noch nie gewesen, und verliefen die Rennen ohne irgend einen Unfall.

Hannover, 20. Aug. (H. K.) Unsere Post⸗ Verwaltung hat nun auch den Anfang gemacht, auf einigen Routen die Personen⸗ Taxe zu ermäßigen. Solches ist geschehen auf der Route von Ham— burg nach Braunschweig und von Hannover eben dahin, und zwar die Meile von 8 gGr. auf resp. R und 6 gGHr. Die Scheingebühr klebt jedoch vor wie nach an. Es wäre wünschenswerth, wenn diese halbe Maßregel ganz durchgeführt und nach dem Vorbilde Preußens, wo die Personen-Taxe nur 6 und 4 Sgr. pro Meile, einschließlich der Scheingebühr, beträgt, unter Aufhebung der letzteren, auf 6 und 4 gGr. ermäßigt wurde. Meistens fahren ünsere eben so schönen als bequemen Eilwagen und Postkutschen fast leer an Personen. Mehr und mehr wenden sich die Postreisenden den wohlfeilen und regelmä— ßigen Omnibusfahrten zu, welche nach allen Richtungen hin mit ein⸗

daß solche mit gutem Beispiel vorangehen, und die ihnen Angehörigen

ander in Verbindung stehen. Daß das Postregal darunter bedeutenden Schaden leidet, ist leicht zu erachten; nur dürch niedrigen Tarif läßt es sich ferner abwenden. k J Unsere Eisenbahn von hier nach Braunschweig rückt ihrer Vollen dung rasch entgegen, Auf, der Linie nach Harburg wird bereits fleißig gearbeitet, die von hier nach Bremen beabsichtigte Bahn sieht ihrem Angriffe entgegen. Dagegen dürfte die Bahn von hier nach

scherseits die Bahn vom Rhein bis dahin wird vollendet sein.

Baden. Vom Mittelrhein, 15. Aug. (Mannh. J.) Unsere Eisenbahn⸗- Arbeiten schreiten allenthalben merklich voran, und jetzt vernimmt man auch, daß sich unsere Regierung mit Württemberg hi ch nn des Anschlusses an die dort zu konstruirenden Bahnen in der AÄrt verständigt habe, daß die Linie jedenfalls nach Pforzheim, i 6. von Singen ab über Königsbach und Ispringen, ge⸗

ührt werde. ( Unsere naheliegenden Bäder füllen sich von neuem mit Gästen. Vie es feel nen 3 die . 66 on erst Ende August und w September ihren Culminatlonspunkt erreichen, und wir wer⸗ den also für die de, Witterung im Anfange dieses Sommers 1 entschadigt. ei dem Festungsbau in Rastatt fehlt es noch immer an Leuten.

Wie es scheint, ziehen viele die Eisenbahn⸗Arbeiten vor, obwohl der Tagelohn überall gleich ist.

Karlsruhe, 21. Aug. (K. 3.) Von allen Orten, welche Se. Königl. Hoheit der Großherzog mit den beiden jüngeren Prinzen Hoheiten auf Höchstihrer Rückreise aus der Seegegend berührten, kommen uns die herzlichsten und freundlichsten Schilderungen der an— hänglichen Liebe und des festlichen Empfanges, der den verehrten Landesvater und dessen herrlich erblühende Söhne begrüßte, zu.

Karlsruhe, 21. Aug. (K. 3.) Gestern Nachmittag ist Ju⸗ stinus Kerner auf dem Rückweg von Lichtenthal (Baden), dessen reiz—⸗ volle Lage den Naturfreund bel seinem mehrtägigen Aufenthalte reich erquickte, hier angekommen, hat den Abend in einem ihm befreunde⸗ ten Hause und im Kreise einiger Freunde des Mannes und Verehrer des Dichters zugebracht und bereits heute früh die Heimreise nach seinem Weinsberg angetreten.

Sach sen⸗Weimar-Eisenach. Weimar, 18. Aug. (F. J.) Mit der Thüringisch-Sächsischen Eisenbahn scheint es doch nun wirk— lich Ernst werden zu wollen. Am Ettersberge sind bereits Bergleute mit Bohren beschäftigt, um den geeignetsten Punkt für den Bau des Tunnels, welcher hier angelegt werden soll, aufzusuchen. Auch sollen die Landstände, der Eisenbahn- Angelegenheit wegen, zu Ende des Septembers einberufen werden.

Kiel, 22. Aug. Heute hält

Holstein. (K. Corr. Ble

der schleswig-holsteinische Advokaten Verein hier seine jährliche General⸗Versammlung. f Vorgestern wurde von der preetzer, plöner, olbenburger,

lütjenburger, probsteier und kieler Liedertafel ein Sängerfest zu Nastorf gefeiert, dem Tausende von Menschen beiwohnten.

Oesterreichische Monarchie.

Die Vereinigte Ofener und Pesther Zeitung vom 17. August enthält ein Schreiben des Professors Karl Stielly aus Temesvar, worin das Gerücht von der Zerstörung dieser Stadt durch ein Erdbeben widerlegt wird. Das Schreiben lautet:

„Mehrfache briefliche Mittheilungen, die sowohl an Handelsleute als an andere Bewohner dieser Stadt gemacht worden sind, setzen uns in Kennt- niß, daß nicht nur in der Hauptstadt und an anderen Orten Ungarns, son— dern selbst in der Residenz das Gerücht allgemein verbreitet ist, als sei ein großer Theil Temesvars durch ein Erdbeben mit Mann und Maus zu Grunde gegangen. Wir, die seit dem im Januar 1838 stattgehabten bis an die Gestade des schwarzen Meeres hin verbreiteten Erdbeben, welches auch damals keinen weiteren Schaden anrichtete, von jeder vulkanischen Eruption verschont geblieben sind und jetzt keinesweges auf den Ruinen der zusammengestürzten Häuser herumklettern, sondern uns ganz gemüth lich in Gesellschaft der hier anwesenden Naturforscher und Aerzte in unseren belebten Straßen und den herrlichen Alleen ergehen, wollen nicht glauben, daß irgend eine böswillige Absicht diesem Gerüchte zum Grunde liege, sondern daß hiezu lediglich das furchtbare Unwetter, mit dem wir am 11. v. M. heimgesucht worden sind, die Veranlassung gegeben habe, welches hier und dort hin berichtet, durch die tausendzüngige Fama weiter verbrei— tet und wonach folglich der Orkan im progressiven Fortschritte alsobald in ein Erdbeben verwandelt worden ist. Bei besagtem Exeignisse ist übrigens weder ein Gebäude zerstört worden, noch ein Menschenleben zu Grunde gegangen, und wir können den Allmächtigen nun in Demuth bitten, uns noch lange das Wohlbefinden zu erhalten, dessen wir uns gegenwärtig er— freuen. Professor Karl Stielly.“

Frankreich.

Paris, 21. Aug. Der Herzog und die Herzogin von Nemours sind am 17ten in Vannes angekommen und festlich empfangen worden. 150 Maire's der umliegenden Ortschaften gaben Ihren Königl. Ho— heiten das Geleite. Der Prinz von Joinville und der Herzog von Aumale sind am 19ten früh in Boulogne gelandet, ließen die National-Garde die Revue passiren und gingen um 9tz Uhr Morgens wieder in die See. Nachmittags 3 Uhr landeten sie in Calais, wel⸗ ches sie nach einstündigem Aufenthalt wieder verließen. Die Be hörden von Baréêges haben dem dort verweilenden Herzoge von Montpensier ein Fest gegeben.

Am 27sten d. werden in Havre große nautische Festlichkeiten und Spiele stattfinden, denen der Prinz von Joinville präsidiren wird. Es sind bereits eine große Anzahl Engländer mit reich geschmückten Nachten in Havre angekommen, um diesen Festen beizuwohnen.

Die Wahl des neuen Munizipal-Rathes der Stadt Mans hat am 18ten stattgefunden. Von den alten Mitgliedern sind nur 2, und zwar die gemäßigtsten, wieder erwählt worden. Die neu Eingetre—⸗ tenen gehören sämmtlich der konservativen Partei an.

Man hatte am Sten d. in Oran Nachrichten aus der neuen Stadt Orleansville. Diese Stadt macht nicht so rasche Fortschritle— als man anfangs glaubte. Die sich dort ansiedelnden Cipilisten . den dort nicht die Vortheile, welche die Nachtheile aufwiegen. . sind daselbst nur ungefähr 400 Mann Truppen und h. e dg güter finden wenig Äbsatz. Der Verkehr zwischen Oran und Mas. lara geht seinen gewöhnlichen Gang, Loch sind die Kosten größer,

2 Tremezen. Man bezahlt für ein Kameel

als auf dem Wege nach Tremez zah i nach dieser Stadt 20 Fr. und nach Maskara 30 Ir; Das kommt er el Ti ee eße niht so schen it Piz Rähm sin ĩ ö sehr gut versehen. . die Ei ie hätte das in dem Departement der unte— ren Loire an der Straße nach Vannes belegene prachtvolle Landgut Bretesche, welches auf 3 Millionen Fr. geschätzt wird, angekauft, und der König werde es der Herzogin von Nemours zum Geschenk anbieten.

Der Streit, welcher zwischen den Herren Alexandre Dumas und Jules Janin bisher obgewaltet hat, scheint sich jetzt seinem Ende zu nahen. Die Freunde des Kritikers und des Dichters, die das Duell zu verhüten wußten, haben nun auch Herrn Janin versönliche Ge⸗ danken einzuflößen gewußt, die, derselbe heute in dem Feuilleton des Journal des Debats auf eine Weise ausspricht, die Herrn Dumas gewiß zufriedenstellen wird, von dem man übrigens morgen in der Presse eine Antwort erwartet. , J

Herr Lagrenée, der nach China bestimmte diesseitige Gesandte, wird sich Ende August nach Toulon begeben und zwischen dem 5. und 10. September nach seinem Bestimmungsort sich am Bord der „Vic⸗ toriense“ einschiffen. Die Namen der drei Kommissarien, die ihn be⸗ gleiten sollen, 7 . an, n des französischen Handels zu vertre⸗

n, sind noch ni ekannt. j ; . . 2 Garnier Pagäs und Mauguin werden eine Reise nach Spanien antreten; Ersterer begiebt sich nach Barcelona, Letzte⸗ rer nach Madrid. Herr Thiers, der vor ein paar Tagen nach Lille abgereist ist, beabsichtigt, eine Reise nach England anzutreten, um daselbst mehrere Dokumente zu sammeln, die er nöthig hat, um seine Geschichte des Kaiserreiches zu vollenden.

Artim Bei, erster Secretair und Gesandter Mehmed Ali's, der ich in diesem Augenblicke zu Marseille besindet, nimmt einen jungen

echtsgelehrten, den Advolaten Solon, Präfektur⸗Rath zu Montau= ban, mit sich nach Alexandrien. Derselbe soll das franzoͤsische Recht in demjenigen Jistitute lehren, wo die Enfel des Vice⸗ Königs, so wie mehrere junge Aegypter, die den reichsten Familien des Landes

frage erwähnt werden.

2 ir Rousset, ehemaliger Beamter 5 6 g u Aegypten, um daselbst

angehören, erzogen werden. wie es jetzt bei der fran⸗

im? Finanz Ministerium, begie w. über allgemeines Rechnungswesen . zösischen' Staats Verwaltung üblich ist.

/ uservative Meinung hat in . Die conservative Meinung ha Xx Paris, 21. Aug; id schweren und politischen Stürme,

Frankreich, ungeachtet 6 , Folge dieser, eine so über J e n ne elllicht zuzuschreiben wäre, wenn es ihren Gegnern, . ; 1 idir irge den denn, . e, Diese Lehre hat allgemeine Gel— änge, di 2 Feshalb auch, allgemein beherzigt zu werden. ,,, , in Frankreich jeden Augenblick neue Fälle, welche a . . 9 Konservativen noch weit entfernt sind von jenem beweisen, a. 'die allein ihren Bestrebungen den Sieg, ihren Hua nnn enn n wirflichung zu sichern vermögen. Eben jetzt sieht man n m, Hit lagen sw er thest⸗ Schisma unten ihnen vorwalten in enn, han , Recht keinen Augenblick einem Zweifel unter⸗ lun l wenn auch bei dessen Uebung allerdings mit einer allzu großen Strenge zu Werke gegangen worden sein mag. Ich meine

d eines stabilen Zustandes je ge⸗

den neuerlichen Vorfall an der Küste von Terre= NeuvE, wobei ein französischer Fischer in Folge feiner Hartnäckigkeit den auf dem klaren Wortlaute der bestehenden Verträge beruhenden Aufforderungen eines englischen Rtiegsschiff es, von dem zu Aus bung seines Gewerbes ihm nicht zustehenden Grund sich , . nicht Folge zu leisten, durch eine englische Kanonenkugel sein Leben verlor. Die französische Oppositionspresse war schnell wie gewöhn⸗ lich mit ihrem Urtheile fertig und qualisizirte deu ,, . englischen Kriegsschiffes „Electra“ geradezu als Mörder. Von. dieser Sesté kam dies nicht unerwartet; die französische Dppositions presse hat nie ein Hehl daraus gemacht, daß sie um seden Preis eine Kollision zwischen England und Frankreich, einen Krieg zwi⸗ schen beiden Mächten herbeigeführt sehen möchte, und jeder Anlaß, der geeignet schien, Verwicklungen zwischen beiden Regierungen zu veranlassen, war von ihr stets mit Eifer benutzt und ausgebeutet worden. Die Männer des Umsturzes hoffen nun einmal, durch den Krieg nach Außen eine neue Revolution im Innern zu bewirken, das ist der Schlüssel zu ihrer ganzen Taktik. Das Journal des Débats nun trat gestern mit einem scharfen Artikel dieser Tendenz entgegen, und zeigte namentlich, wie unmöglich es sei, daß irgend eine aus⸗ wärtige Macht eine seste, dauerhafte, auf gegenseitigem Vertrauen beruhende Allianz mit Frankreich schließe, wenn man diesseits auch in dem geringsten Vorfalle sogleich den Beweis einer feindseligen poli— tischen Gesinnung der betreffenden Regierung gegen Frankreich zu suchen und den Nationalhaß aufzureizen sich bemühe. Wenn die Op— positions Blätter heute darauf in ihrer Weise und ihrer Tendenz getreu antwortend, das Journal des Deébats der Anglomanie beschuldi⸗ gen, ja zu verstehen geben, es sei an England verkauft, so bleiben sie aber⸗ mals sich selbst konsequent. Wenn aber ein anderes konservativ sein wol⸗ lendes Blatt, die Presse, es übernimmt, gleichfalls die Rolle der Oppositions- Blätter zu der seinigen zu machen, der Entfesselung der Volks-Leidenschaften und des National Hasses das Wort zu reden, dieselben Beschuldigungen gegen die Bestrebungen des an deren konservativen Organs in mehr oder minder heftiger Sprache vorzubringen, so weiß man nicht, was man von dem Urtheils-Ver— mögen solcher Konservativen sagen soll. Das erste und höchste In teresse der konservativen Partei muß doch gewiß vor Allem Erhal— tung des Friedens sein, mit welchem allein die Beförderung, die Erzielung wahren, zeitgemäßen Fortschritts möglich ist. Aber eine Sprache, eine Polemik, wie sie die Prasse führt, müß nothwendiger— weise zum Gegentheile führen; die Presse giebt sich den Schein, die Regierung zu unterstützen, wirkt aber derselben in ihrer wichtigsten und schwierigsten Aufgabe auf eine unerklärliche Weise entgegen.

Bald sind nun zehn Jahre verflossen, seit der arabische Emir Abd el Kader gegen die französische Herrschaft zu den Waffen ge⸗ griffen hat und seitdem den Krieg unermüdlich und, wie es scheint, mit immer neuen Hülfsquellen fortsetzt. Man schlägt die Zahl der Men— schenleben, welche nur allein auf Seiten der Araber dabei geopfert worden sind, auf nahe an hunderttausend an, und auch auf Seiten der Franzosen sind viele Tausende den Kugeln und dem Schwerte der Feinde, oder Krankheiten erlegen. Beklagenswerthes Resultat eines Eroberungskrieges allerdings. Aber nach den Opfern, die Frank reich einmal an Menschen und Geld gebracht, nach den außerordent— lichen Anstreugungen, die es zu Erreichung seines Zieles gemacht hat, kann es nicht mehr zurücktreten, ohne dieses Ziel wirklich und voll ständig erreicht zu haben. Auch würde die Regierung jetzt, nachdem wirklich bedeutende Resultate bereits erlangt sind, nur ihren Gegnern dadurch eine Waffe gegen sich in die Hand geben; der Entschluß, das begonnene Unternehmen bis ans Ende durchzuführen, ist daher eben so natürlich als nothwendig, und er ist eine nicht mehr zu be streitende Thatsache. Das immer wachsende Zuströmen von europäi⸗ schen Ansiedlern nach Afrika giebt die beste Bürgschaft, daß die Gründung einer neuen, und allem Anschein nach eine große Zukunft versprechenden Kolonie in Afrika nicht mehr blos ein Gedanke, sondern eine in ihrer Ausführung begonnene Wirklichkeit ist.

A Paris, 21. Aug. Der Kampf zwischen der Universität und der kirchlichen Partei gewinnt ein neues Interesse durch die Ein— mischung des Erzbischofs von Paris, der durch die vermittelnde Rolle, welche er übernommen hat, deutlich genug an den Tag legt, daß, seiner Ansicht nach, die Vorkämpfer der Geistlichkeit in ihrer Polemik der Form oder der Sache nach zu weit gegangen sind. Noch in teressanter aber, als die kleine Schrift des Erzbischofs über die Frage von der Freiheit des Unterrichts, ist ein Rundschreiben, welches der— selbe in den letzten Tagen an die Pfarrer seines Sprengels erlassen hat, und in welchem er den Bestrebungen entgegentritt, welche darauf hinauslaufen, das römische Brevier in allen französischen Kirchen ein? zuführen. Der Abt der Benediktiner Mönche von Solesmes hat diesen Bestrebungen den Hauptanstoß in einem Werke, „Institutions liturgiques? betitelt, gegeben, in welchem er nachzuweisen sucht und, wie die Ultramontaner versichern, auch unwiderleglich nachgewiesen hat, daß das gegenwärtig in den meisten Kirchen Frankreichs im Gebrauche befindliche Brevier ein Werk der Jansenisten sei, in denen man im Grunde nur verkappte Protestanten zu sehen habe, und daß es Demnach von anstößigen oder gar offenbar ketzerischen Sätzen wimmle. Gegen diese Behauptung ist zuerst der Erzbischof von Toulouse in einer Schrift unter dem Titel: „ILêglise srangaise injustement flétrie lans un duvrage ayant pour titre: Institutions liturgiques“ auf⸗ , . ohne daß undessen seine Widerlegung des Werkes des Be⸗ e nn, besondere Beachtung gefunden hätte. Die inzwischen . 6 Einführung des römischen Breviers in der Diözese 7 . . vielmehr zu zeigen, daß das ultramontane Interesse . e . he leichtes Spiel haben werde. Um so größeres Auf⸗ . 38 nun jetzt die, Opposition, welche der Erzbischof von Pa= . wi. der Privilegien der gallikanischen Kirche, ein Wort, ö 5 anf außer Gebrauch zu kommen und zu veralten, 64 9. endenzen erhebt. Bei dieser Gelegenheit mag ein höchst pikanter Zwischenfall der Polemik über“ die Jesuiten⸗ Um die Gesellschaft Jesu gegen die gegen

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sie erhobenen Anklagen und obwaltenden „Vorurtheile“ zu verthei⸗ digen, citirte das gestrige Univers eine vor dem Parlamente gehal⸗ tene Rede Heinrichs 18, in welcher dieser König die Einwendüngen des Parlaments gegen den schon im 16ten Jahrhundert in Frankreich wie in den meisten übrigen katholischen Staaten verbotenen Jesuiten⸗ Orden bekämpft und die Tugenden und Vorzüge der Gesellschaft Jesu ins Licht stellt. Welch' ein Zeugniß! ruft der Ünivers triumphirend aus. Aber heute Morgen beweist ein Korrespondent des National durch Anführung einer Stelle aus den Memoiren Sully's, daß Hein— rich IV. in der That nur durch die Ueberzeugung, daß die Jefuiten ihm um jeden Preis mit Gift oder Dolch beizukommen suchen wür— den, wenn er sich ihnen feindlich zeigte, zu dem Entschlusse ihrer förm⸗ lichen Wiederzulassung in Frankreich bestimmt worden ist.

Grossbritanien und Irland.

London, 19. Aug. Die Königin wird am Mittwoch eine Geheimeraths-Sitzung im Buckingham-Palast halten, um die Thron— Rede, mit welcher Ihre Majestät am Donnerstage in Person das Parlament prorogiren wird, ihre Bestätigung zu ertheilen.

Die Königliche Familie in Frankreich, sagt der Sun, lebt im Schlosse Eu in stiller zurückgezogenheit und nach bürgerlicher Weise. Man sieht wenig Glanz und Gepräuge; man vergnügt sich gelegent— lich mit Wasser-Partieen. Die Königin von England wird in einigen Tagen nach Brighton gehen fast in gerader Richtung dem Hafen von Tréäport gegenüber. Ihre Majestät wird auch zur See Exkur— sionen unternehmen und einem Zusammentreffen Ludwig Philipp's und der Königin Victoria auf der Mitte des Kanals unter gegensei⸗ tigen herzlichen Begrüßungen würde nichts im Wege stehen. Es wäre ein glückliches Familienfest, denn sie sind jetzt aufs engste mit einander verbunden.

Die Abendblätter des heutigen Tages enthalten nähere Details über das bereits erwähnte, heut: Morgen in der Nähe der London— Bridge ausgebrochene Feuer, das in seiner Ausdehnung von keinem ähnlichen Brande der letzten Jahre, selbst nicht von dem Brande der Königlichen Börse im Jahre 1838 übertroffen wurde. Es entstand in dem Keller eines Oel- und Farben-Magazins in Tooley-Street, und verbreitete sich von dert mit reißender Schnelligkeit über die an der Ostseite der Brücke gelegenen Speicher, dem sogenannten Top— pings Wharf, ergriff den in der Nähe befindlichen Telegraphen Watson's, die demselben nahe gelegene 200 Jahr alte St. Olav's Kirche und auf der Themse einen kleinen Schooner. Es war um 2 Uhr Morgens, als ein Polizei⸗-Konstabler das Feuer aus dem Keller eines jener Magazine hervorbrechen sah; ehe aber noch auf den Ruf dessel— ben Hülfe herbeigeschafft werden konnte, standen die Magazine und ein Theil des Toppings Wharf in vollen Flammen, die in der Zeit von zwei Stunden über die ganze Speicher-Reihe bis zur Olav's⸗ Kirche sich ausdehnten. Das Feuer hatte bereits eine zu große Aus— dehnung erlangt, als die Spritzen zu arbeiten aufingen; man mußte die Speicher und Magazine ausbrennen lassen; fünf Menschen kanten dabei ums Leben; der Schaden, wie er vorläufig abgeschätzt wird, beläuft sich auf 50 bis 60, 90 Pfund Sterling. Der Schooner auf der Themfe wurde zerstört, dagegen rettete man noch zwei andere in Brand ge— rathene Schiffe, die indeß bedeutende Beschädigungen erlitten haben. Erst als um 1 Uhr Mittags die Olav's- Kirche durch den Einsturz ihres Thurms fast gänzlich zerstört und einige nahe gelegene Wohn häuser niedergebrannt waren, war man im Stande, den Flammen Einhalt zu thun. Einen merkwürdigen Vorfall können wir hier— bei nicht übergehen: Vormittags, kurz nach 9 Uhr, wurden in der Olav's-Kirche noch zwei Paare getraut. Die Kirche war durch die Spritzen mit Wasser angefüllt, so daß den Brautleuten Bretter gelegt werden mußten, um sie trockenen Fußes hinüber gehen zu lassen, Ihre Trauung wurde alsdann in der einen Ecke der Kirche auf einer zu diesem Zwecke dazu schnell errichteten Platform vollzogen, während das Feuer auf der entgegengesetzten Seite fortwüthete und die Spritzen ihre Arbeit fortsetzten. Den unerschrockenen Neuver— mählten wurde von der versammelten Volksmenge, als sie die Kirche derließen, lauter Beifall zu Theil. Fast zu gleicher Zeit mit deim ben erwähnten Brande brach noch an drei anderen Srten in der Stadt Feuer aus, indeß wuchs dasselbe nirgend zu solcher Ausdehnung.

X Lon don, 19. Aug. Der Erfolg der apostolischen Arbeiten des Pater Mathew in London und der Umgegend steht in keinem Ver— hältniß zu dem, welchen derselbe in den nordwestlichen Grafschaften erlangt hat, und auch da war seine Stellung eine ganz andere als in Irland. Unter den begeisterten abergläubischen Haufen, welche sich in seinem eigenen Lande um ihn sammeln, ist der Pater ein Heiliger, in Lancashire ist er ein Missionair, hier in London ein Prediger, und zwar ein etwas seltsamer hinsichtlich seiner Functionen. An Mäßigkeits⸗ Gesellschaften mangelt es in der That nicht in der Haupstadt, und vor zwei oder drei Jahren hatten wir einen feierlichen Mäßigkeits Aufzug, der sich von Orford-Streret bis Whitehall erstreckte; aber diese Bewegungen ha— ben in England ihren Grund in dem Combinationsgeiste, der in geist⸗ lichen wie weltlichen Dingen gleich stark ist, während sie in Irland vielmehr unter dem persönlichen Einflusse der Priesterschaft stehen, welchen der Pater Mathew mit unbeschränkter Macht ausibt. Doch auch dieser heilige Mann versprach sich, als er sein Werk begann, noch keine Erfolge. Er beschränkte anfangs die Abnahme des Ge lübdes auf sein eigenes Kirchspiel, dann dehnte er sie über die Graf— schaft aus, nicht ohne geringe Besorgnisse vor der Eifersucht seiner Brüder und vor dem direkten Widerstande der Machthaber der römisch— lathoölischen Kirche. Endlich brachte man ihn dahin, in Limerick sein Gelübde auszutheilen. Das Gedränge war so groß, daß Leute erstickten, und einige, welche sich dem Pater zu nähern suchten, in den Fluß gedräugt wurden. „Von jenem Tage an“, spricht er jetzt, „wußte ich, daß es das Werk Gottes war, vön dem ich fortan nicht wieder abließ.“

Die römische, Kirche erkannte bald, daß der große und stets wachsende Einfluß eines solchen Mannes nicht zu verachten wäre, und in mehr als einer Hinsicht der Aufrechterhaltung ihrer geistigen Herrschaft wie der Förderung ihrer politischen Zwecke von Nutzen sein könnte. Seit jener Zeit wurde der Heilige (wo— für er allgemein in Irland gehalten wird) von der Geistlich— keit stets unterstützt und die Formalitäten bei der Abschwörung des Genusses spirituöser Getränke, obschon nicht auf eine religiöse Sekte oder Kirche beschränkt, trugen fast ganz den Charakter des rö—⸗ mischen Ritus. Pater Mathew ' ist bei solchen Gelegenheiten von einer dichtgedrängten Menge Kniender und Betender umgeben, und es ist nicht ungewöhnlich, daß während solcher feierlichen Scene un⸗ ter dem Panir der Kirche Sieche, Lahme und Blinde herbeigebracht werden, um durch das wunderthätige Auflegen dieser heiligen Hände die Heilung zu empfangen. Pater Mathew legt sich zwar nicht gerade⸗ zu die Kraft, Wunder zu thun, bei, und er spricht selbst von den unbestreitbarsten seiner Handlungen mit der Demuth und Bescheiden⸗ heit eines menschlichen Dieners der Kirche Christi. Aber es ist etwas in diesen Handlungen der Gnade, was ich nicht mit dem strengen Geiste der Wahrheit vereinigen kann, und dies um so weniger, da er die Macht, mit welcher ihn der Aberglaube des Volks bekleidet, ab⸗ leugnen will. Wie kann er also Dinge üben, welche in eine gemeine Parodie der erhabensten Gaben der Apostel und des Sohnes Gottes aus⸗

arten? Wie kann er durch seine Willfährigkeit den Glauben des

Volkes an gewisse Täuschungen nähren, welche er selbst nicht theilt? Wie kann er den Schuppen gebieten, vom Auge des Blinden zu fallen und den Lahmen zurufen: stehe auf und wanble? Und doch sind dies die Handlungen, welche seine Mäßigkeits Fortschritte durch Irland begleiten. Ohne Zweifel ist er bemüht, ein physisches Laster auszurotten, und dafür verdient er alles Lob; aber zu gleicher * streut er durch sein Verfahren den Samen eines groben Aberglaubens über das Land aus, und während er also die Sitten des Volkes zu bessern sucht, verdirbt er ihren Glauben. Der Glaube an die Wunder des Pater Mathew ist in Irland eben so festgewurzelt, wie die Ge⸗ walt der Kirche selbst; und die Verehrung seiner Person geht bis zu den außersten Gränzen untergeordneten Goktesdienstes.

Man kann nicht leugnen, daß der Einfluß, den der Pater Mathew in Irland erlangt hat, ihn zu einer sehr hohen Stelle unter jenen hei⸗ ligen Männern berechtigt, welche die Kirche Roms durch Kanonisirun zu solchen Ehren erhoben hat, die von Protestanten nur der Gottheit allein gezollt werden. Er mag vielleicht als Priester und Diener die Kirche es mit seinem Gewissen vereinigen können, wenn er einen Weg verfolgt, der in seinen Augen zur Erhöhung ihrer Würde und zur Vermehrung ihrer Macht führt; vielleicht ist diese Handlungsart auch in den Augen seiner, Oberen und seiner Brüder verbienst⸗ lich; für uns aber liegt in einer solchen Abweichung von dem offenen Wege, der Wahrheit etwas Anstößiges. Gerade jetzt möchte ich, ohne daß ich die irländische Priesterschaft herabsetzen will, behaupten, daß die Finsterniß des Aberglaubens, die dort auf dem Volke lastet, die größte Geißel dieses unglücklichen Landes ist. Wird man es glauben, daß jetz noch in Europa und kaum 100 Miles von London, in Gal⸗ wah, ein feister geheiligter Fisch der Gegenstand inbrünstiger An⸗ betung für die Bevölkerung der Umgegend sein kann, von dem man glaubt, daß seine Bewegungen dem Kranken die etwanigen Chancen iner Wiederherstellung anzeigen? Das ist der Geist, welchen Pater Mathew in gewissem Grade ich möchte sagen, in nicht geringem Grade gefördert hat, durch solche Mittel ist fein Einfluß ausgedehnt worden! Er mag diesen Einfluß zu einem guten Zwecke benutzt haben, aber die groben Täuschungen, die er zu Hülfe genommen, sind genug, um ö. den besten Zweck herabzusetzen. .

„Ich, muß noch einige Worte über die politischen Folgen der Näßigkeits· Bewegung hinzufügen, mit denen, 1 ,, Pater Mathew selbst durchaus nichts zu schaffen hat, und wozu er unbewußt nur das Werkzeug geworden ist. O'Connell selbst vermied mit seinem vollendeten Scharssinn jede Theilnahme an den Mäßigkeits⸗ Gesellschaften. Dieselben sollten keinen politischen oder sektenmäßi⸗ gen Charakter haben, aber sie wurden doch mit der Zeit organisirt. Eine Anzahl Leute rief man bei gewissen Gelegenheiten durch Sig⸗ nale zusammen; Außige wurden gehalten in geordneten Reihen; Fahnen wurden mit symbolischen Inschriften versehen, und so wurde für den unschuldigsten Zweck, den gewiß keine Regierung mißbilligen oder hindern möchte, in aller Stille ein weit greifendes System von Organisation des Volks gebildet, dessen Zügel die irländische Geist⸗ lichkeit in den Händen hielt. Das ging die ersten drei oder vier Jahre so fort; endlich trat die Nutzanwendung des ganzen Getriebes mehr hervor. Mäßigkeit wurde Repeal; dieselben Vereine, die⸗ selben Prozessionen, dieselben Fahnen wurden für einen anderen Zweck beibehalten; und O'Connell befand sich plötzlich wie durch Zauberei an der Spitze einer der mächtigsten Volks Verbündungen, die jemals in der Welt existirte.

Ytalie n.

Bon der italienischen Gränze, 15. Aug. (A. 3.) Einem Schreiben aus Modeng zufolge ist der dortige Minister der Polizei und Gouverneur Graf Niccini plötzlich in Ungnade gefallen, und, wie ein Gerücht beifügt, seiner Verhaftung nur durch schleunige Flucht entgangen. Ueber die Veranlassung hiezü bestehen blos Muth⸗ maßungen, wovon eine, die jedoch nicht verbürgt werden kann, dahin lautet, daß er der Aufregung, welche in letzter Zeit in den päpstlichen Legationen bemerkt wurde, nicht fremd geblieben sei. Indessen haben die energischen Maßregeln der päpstlichen Behörden überall den besten Erfolg gehabt, so daß nirgends mehr eine Spur von Unord— nung zu bemerken ist.

Spanien.

s3 Madrid, 13. Aug. Am 6ten um 7 Uhr Abends lief das englische Kriegsschiff „Malabar“ in den Tajo ein, und legte sich Belem gegenüber vor Anker. Espartero und einige dreißig seiner Gefährten befanden sich an Borb. Ohne die Ermächtigung der por tugiesischen Regierung abzuwarten, stieg er während der Nacht ans Land und bezog eine Wohnung in dem Gasthofe von Belem. Die portugiesischen Minister hielten eine Berathschlagung über die Art und. Weise, wie man ihn zu empfangen habe, und es heißt, die dies⸗ seitige Regierung hätte von dort die Anzeige erhalten, daß man ihm nicht erlauben würde, als Regent ans Land zu steigen. Er hatte den Einfall gehabt, an die portugiesische Regierung eine Depesche mit der Ueberschrift: „Expeditious-Armee von Andalusien“ zu richten, die von Noguneras als „Kriegs-Minister“ unterzeichnet war. (Gerade so rich= tet jetzt Mendizabal von dem Hotel des englischen Gesandten aus Umlaufschreiben an seine Freunde als „Finanz Minister.“ Marliani war am 5ten an Bord des englischen Dampfschiffes „Liverpool“ in Lissabon angekommen,. In, der Kriegskasse, welche Espartero mitnahm, befanden sich 9000 Unzen in Gold (144,000 Piaster).

Der Herzog von Glücksberg, der bisher nur mit den Geschästen der französischen Botschaft beauftragt war, ist, wie ich höre, so eben zum ersten Botschafts Secretair und wirklichem Geschäftsträger bei der Regierung Ihrer Majestät der Königin von Spanien befördert worden. Demnach wäre die neue spanische Regierung von Seiten der französischen anerkannt. ĩ

Gestern verfügte sich Ihre Majestät die Königin, begleitet von Ihrer Hoheit der Jufantin⸗Schwester, den Ministern und einem zahl⸗ reichen Hosstaate, nach dem zwei Meilen von hier entfernten Lust⸗ schlosse el Pardo, um nach drei Jahren zum erstenmale der frischen Landluft in voller Freiheit zu genießen. Die Marquisin von Valverde, die verwittwete Herzogin von Gor, die Minister, der Herzog von Baylen, der General Narvaez, der Herzog von Hijar, der Graf von Punonrostro und Herr B‚lozaga genossen die Ehre, zu der Königlichen Tafel gezogen zu werden. Das Infanterie⸗ Regiment „la. Princesa.“ (dasselbe, welches in der Nacht des 7. Oktober 1841 in den Palast eindrang) war in Parade vor dem Schlosse aufgestellt worden. Die Königin äußerte den Wunsch, daß ihr der ausgezeich⸗ netste Offizier und der tapferste Soldat des Regiments vorgestellt werden möchten. Der General Narvaez wählte einen Lieutenant, der einen Arm verloren hatte, und einen Soldaten, den seine Kame⸗ raden als den tapfersten bezeichneten. Die Königin unttrredete sich mit Beiden, und ersuchte die Minister, sie für Lebenszeit zu ver . Die Truppen brachen darauf in endiosen eee. aus.

Narvaez ist nunmehr definitiv zum General- Capitain Castilien, und der General Mazarrebo zum Gouverne so wie der General Lorenzo (früherhin einer der Espartero's) zum General⸗ andanten der ernannt worben. Der General Concha hat förderung zum General⸗Lieutena anzunehmen, und erklärt, sich ind