1843 / 75 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

haupt genehmigt werde. Die Adresse sei jetz Eigenthum der Versammlung, und diese habe sich darüber zu äußern. ö

Ein Abgeordneter desselben Standes: Er müsse dagegen vorschlagen, ob der Antragsteller nicht vielleicht zur Abkürzung und um Zeit zu sparen, ein

spynongmes Wort wählen wolle. . ;

Ein Abgeordneter der Sjädte: Es stehe hier in Frage, ob in Be— ziehung auf den betreffenden Gegenstand der Landtags-Kommissar als Cen⸗ sor in letzter Instanz zu entscheiden habe oder nicht.

Ein Abgeordneter desselben Standes: Die Beschränkung sei offenbar, und stehe diefelbe in direktem Widerspruche mit Sr. Majestät des Königs Willen; er glaube daher unbedingt, daß die Adresse, so wie sie sei, ange⸗ nommen werden müsse.

Ein Mitglied des Fürstenstandes: Der Herr Landtags Kommissar sei uns allerdings als Instanz zugewiesen; es frage sich aber, ob er selbst nicht noch andere Instructionen einzuholen habe.

Ein Abgeordneter der Siädte: Es sei hier volle Einstimmigkeit vor⸗ handen; nur darum handle es sich noch, ob das Wort „Willkür“ stehen bleiben solle, was zur Sache selbst durchaus nichts entscheide. Mit Weg⸗ lassung desselben wäre die Sache erledigt.

Ein Abgeordneter der Landgemeinden: Wenn die Adresse noch einmal verlesen werden solle, so bitte er, daß dies vom Platze des Referenten aus geschehe.

Ein Abgeordneter der Nitterschaft verliest noch einmal die Adresse vom Rednerplatze.

Ein Abgeordneter der Städte: Er sei gewohnt, stets wahr und offen sich zu äußern, und erkläre er daher, daß er gegen den Ausdruck wäre, wenn nicht die vorliegende Sache ihn gerade zu erfordern schiene.

Der Herr Landtags-Marschall: Eine neue Diskussion sei nicht zulässig; es werde zur Abstimmüng zu schreiten sein.

Ein Abgeordneter der Ritterschaft: Er bitte um Abstimmung, ob die Adresse, so wie sie jetzt gelesen worden, angenommen werde,.

Der Herr Landtags-Marschall: Zuerst sei über das Mindere, später über das Umfassendere abzustimmen.

Die vom Herrn Landtags-Marschall veranlaßte Abstimmung ergiebt die Beibehaltung des debattirten Ausdrucks. Es wird jetzt die Adresse selbst in Frage gestellt, wobei mehrfach die namentliche Abstimmung erbeten wird. Der Herr Landtags-Marschall erklärt, dieselbe werde unfehlbar erfolgen, wenn das Aufstehen kein Nesultat ergebe. Vorher bemerkte noch ein Ab geordneter der Städte: Gleich bei dem Vortrage über den 29. Tit. des Strafgesetz⸗ Entwurfs habe er die Gründe angedeutet, weshalb er die öf⸗ fentliche Bekanntmachung desselben für ungeeignet halte. Von dieser Mei nung könne er auch heute nicht abgehen, und sehe er sich daher genöthigt, gegen die Adresse zu stimmen, weil darin die Veroffentlichung obigen Vor⸗ trags neuerdings in Antrag gestellt sei. Mit dem übrigen Inhalte der Adresse sei er völlig einverstanden.

- Hierauf wird die Adresse zur Abstimmung gebracht und von der Plenar— Versammlung angenommen.“) (Schluß in der Beilage.)

Berlin, 12. Sept. Die heute eingetroffene Elberfelder Zeitung enthält den Bericht über die 5öste Plenar-Sitzung des rheinischen Provinzial-Landtages. Es wurde zuvörderst über einen Antrag auf Heranziehung der Geistlichen und Lehrer zur Klassensteuer berathen, darauf über einen Antrag wegen Veräußerung von Staats- waldungen, über verschiedene Anträge in Bezug auf örtliche Angele⸗

genheiten, über einen Antrag auf Gehalts- Verbesserung der Gymna⸗ sial-Lehrer, über eine Organisation der Auswanderung nach Amerika und über Ermäßigung der Zuschläge auf die Schlacht- und Mahl⸗

steuer zu den Kosten ber Justiz-Verwaltung und der Bezirksstraßen.

Berlin, 12. Sept. Wie wir vernehmen, haben unsere Aller⸗ höchsten Herrschaften mit den hier anwesenden Allerhöchsten und Höchsten Gästen, Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland, dem Prin⸗ zen und der Prinzessin Friedrich der Niederlande, dem Prinzen Karl von Bayern und dem Prinzen Johann von Sachsen Königl. Hoheiten, seit gestern Abend das Hof⸗Lager nach dem Schlosse Schönhausen verlegt. Allerhöchstdieselben beabsichtigen, dem Vernehmen nach, bis zum Schlusse der Herbst Uebungen der beiden in der Nähe manövri⸗ renden Armee-Corps dort zu verweilen. An dem Hofe zu Sanssouci hat in diesen Tagen in Folge der Anwesenheit so vieler hoher Gäste eine ungewöhnliche Bewegung geherrscht. Am Sten d. M., des Abends um 8! Uhr, trafen, wie bereits gemeldet, Se. Majestät der Kaiser von Rußland mit Sr. Kaiserl. Hoheit dem Herzoge von Leuchtenberg auf der Eisenbahn von Stettin hier ein und eilten sofort nach dem Kö⸗ niglichen Schlosse, wo Se. NMajestät der König eben im Begriff waren, Allerhöchstihrem Kaiserlichen Verwandten entgegen zu fahren. Se. Majestät der Kaiser begegneten Sr. Majestät dem Könige auf der Treppe des Schlosses. Se. Majestät der König nahmen Se. Majestät den Kaiser und, Allerhöchstdessen Schwiegersohn, des Herzogs von' Leuchtenberg Kaiserliche Hoheit sogleich nach Sanssouci mit, wo Ihre Majestät die Königin Hof hielten. Einige Stunden früher war Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Michael auf der Anhaltischen Eisenbahn hier angekommen und in Meinhardt's Hotel abgestiegen. Höchstderselbe verfügte sich des anderen Morgens nach Sanssouci.

Am FTten des Morgens begaben Se. Majestät der Kaiser Sich nach Glinicke, um Sr. Königl, Hoheit dem Prinzen Karl einen Be⸗ such abzustatten. Des Nachmittags war Familien⸗Diner auf. Sans sonci. Des Abends war Theater⸗-Vorstellung im neuen Palais.

Am Sten war große Parade auf dem Exerzierplatze hinter der Hasenhaide, nach deren Beendigung die Allerhöchsten Herrschaften Sich zum Familien⸗Diner nach Sans souci zurückbegaben. Des Abends nahmen Se. Majestät der Kaiser mit Ihren Kaiserl. Hoheiten dem Großfürsten Michael und dem Herzoge von Leuchtenberg den Thee bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen von Preußen ein.

Am 9ten' des Morgens fand das Corps-Manöver im Osten von Berlin statt. Nach dem Manöver begaben Se. Majestät der König Sich nach dem Schlosse, wo großes Diner en gala im Rittersagle war. Bei dem Diner brachten Se. Majestät der König die Gesund⸗ heit Sr. Majestät des Kaisers aus, Im späteren Verlauf des Tages fuhren Se. Majestät der König mit Sr. Majestät dem Kaiser nach Charlottenburg und besuchten die Gruft Allerhöchstihrer in Gott ruhenden Königl. Eltern. Des Abends nahmen Se. Majestät der

Vaiser mit dem Großfürsten Michael und dem Herzoge von Leuch= tenberg Kaiserlichen Hoheiten wieder den Thee bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen von Preußen ein. .

524 sin, n. . großes militairisches Diner im, weißen Saale

2 e,. , dem Se. Majestät der Kaiser jedoch nicht

augen gen ,. eihehsherselbe auf der Eisenbahn nach Wittenberg

Dae smnm , . R ie daselbst erwarteten hohen weimarschen

4633 begrüßen. Des Abends kehrten Se. Majestät der

Kaiser nach Allerhöchstihrem Palais in Berlin zurück

Gestern, am 11ten, wurde der N , m r,. J . er Namenstag Sr. Kaiserl. Hoheit

des Großfürsten Thronfolgers gefeiert. Des Morgens um 9 Üh war Gottesdienst in der ruh ssche Ge andt che ste en , 1 3 öh

mittags war . t e cke k

An dem Tage nach der Ankunft Sr. Majestä ö

Rußland, dem Ften, waren des Mittags , 36 Erbgroßherzog von Weimar, des Abends Ihre Daria dh en e. Herzog und die Herzogin von Schleswig. Jolste in- Sonderd n e ue,

476 lande mit Höchstderen Kindern an und begaben Sich sofort nach Sans⸗ souci. Am 9ten des Morgens um 5 Uhr überraschten Ihre Königl. Ho⸗

Ihrer Hoheit der Herzogin Louise von Mecklenburg⸗Schwerin die Allerhöchsten Herrschaften auf Sanssouci. Am 19ten des Abends trafen Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Helene nebst Höchst⸗ deren Prinzessinnen Töchtern, und gestern Abend Se. Königliche Ho⸗ heit der Großherzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Großherzogin von Sachsen⸗ Weimar, so wie Se. Königliche Hoheit der Prinz Johann von Sachsen hier ein.

Berlin, 11. Sept. Das neueste ‚„Ministerialblatt für die ge sammte innere Verwaltung“ enthält eine Reihe ven Verfügungen, aus denen wir die folgenden hervorheben. Eine Cirkular Verfügung an sämmtliche Königliche Regierungen vom 24. Mai betrifft die Gehalts- Zahlungen und Stellvertretungs Kosten bei Beurlaubungen der Staats⸗ Beamten. Des Königs Majestät haben mittelst Allerhöchster Kabinets— Ordre vom 16. Janüar c. Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß den an ihrer Gesundheit leidenden Beamten nicht nur zum Behufe des Gebrauchs von Heilbädern, sondern auch in den Fällen, wo sie zu Brunnenkuren, zum Bestehen von chirurgischen Operationen, zur Er⸗ langung der im Wohnorte fehlenden zureichenden ärztlichen Hülfe und bei ähnlichen Veranlassungen auf längere Zeit als vier Wochen beurlaubt werden müssen, die volle Besoldung während der ganzen Dauer des Urlaubs belassen werden kann, sobald die Nothwendigkeit des letzteren durch glaubwürdige ärztliche Zeugnisse nachgewiesen wird. Nach einem Beschlusse des Staats⸗Ministeriums sollen in Fällen der angegebenen Art die zu beurlaubenden Beamten auch mit Tragung der etwaigen unvermeidlichen Vertretungs- Kosten verschont werden. Seitens des Königlichen Justiz⸗Ministeriums ist unter dem 15. April d. J. an sämmt liche Berichts Behörden eine ähnliche Cirkular-Verfügung erlassen. Eine Cirkular-Verfügung des Finanz⸗Ministers vom 31. Juli bestimmt,

.

daß die Feldmesser-Arbeiten zur Vorbereitung der Eisenbahnbauten, vorausgesetzt, daß es sich nicht um Strecken auf ganz ebener Fläche handelt, geeignet sind, Bewährungs-Zeugnisse zu ertheilen; daß ferner die Ober Ingenieure bei solchen Bauten diese Zeugnisse zu ertheilen befugt sein sollen, wenn sie in der Prüfung als Bau⸗-Inspektoren bestanden und als Bau⸗Conducteure verpflichtet sind. Eine Cirkular

in Bezug auf die Uebungen der Schüler in mündlicher Darstellung ihrer Gedanken. Nach einer Verfügung vom 20. Juli hat die Ein⸗ führung der revidirten Städte⸗-Ordnung auf das Verhältniß der be⸗ reits auf Lebenszeit angestellten Unter⸗Beamten keinen Einfluß. ach einem Erlaß vom 1. Juni bezieht sich 8. 14 der Einführungs⸗Ord nung der Städte⸗-Ordnung nicht blos auf die Magistrats-Wahlen, sondern auf den ganzen Kompler der Wahlen. Nach einem Be⸗ scheide aus dem Ministerium des Iunern vom 30. Juni haben die aus einer Stadt wegziehenden Schutzverwandten die in das laufende Jahr fallenden städtischen Lasten mitzutragen. Nach einer Verfü gung vom 29. Juli soll die Gemeinde-Erklärung vor Ertheilung von Raturalisations-Urkunden nur von dem Magistrate und resp. Ge⸗ meinde⸗Vorsteher ausgehen. Nach einer Verfügung vom 18. Juli brauchen die im Dienste stehenden Militairs sich zum Behufe der Domlizilirung an einem Orte bei der Orts- Polizei⸗Behörde nicht zu

stenburg mit Höchstderen Kindern hier eingetroffen; am 5ten Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Juedrich der ö.

) Im Betreff der oben mitgetheilten Berathung des Landtags nehmen wir auf den Artsfel Berlin, 11 September, in der Beilage unseres heutigen Blattes Bezug. Die Red.

melden. Ein Bescheid vom 9. Juli erklärt die Ansicht für gesetz⸗ widrig, daß einer Person, welche hinreichende Kräfte besitzt, sich und 'ihren nicht arbeitsfähigen Angehörigen den nothdürftigen Lebensunterhalt zu beschaffen, und welche ein Unterkommen gefunden hat, um deswillen die Aufnahme versagt werden könne, weil ihr die moralische Kraft uicht zuzutrauen sei, von ihren physischen Kräften den nöthigen Gebrauch zu machen. Ein Bescheid vom 18. Juli erklärt, daß die Verpflichtung zur Unterstltzung der Kinder, deren Mutter nach dem Tode des Ehe⸗ mannes den Wohnort wechselt, demjenigen Armenverbande, welcher zur Unterstützung der Mutter verpflichtet ist, obliege, gleichviel ob der letzte Wohnsitz durch die Eingehung einer zweiten Ehe oder, durch Aufschlaguug eines selbstständigen Domizils begründet worden ist. Eine Verfügung vom 30. Juli setzt fest, daß die Verpflichtung zur Armenpflege in Bezug auf einen Lehrling dem Orte anheim fällt, zu dessen Armenverband der Lehrling gehört, nicht zu dem, wo er in der Lehre steht. Eine Verfügung vom 16. Juli macht darauf auf⸗ merksam, daß durch einen 10 jährigen Aufenthalt im Auslande die Eigenschaft als preußischer Unterthan nicht unbedingt verloren geht, sondern nur dann, wenn derselbe ohne Erlaubniß stattfand. Nach einer Verfügung vom 28. Juni können über das Verfahren gegen Individuen, welche der Eigenschaft als preußische Unterthanen ver⸗ sustig gegangen sind, jedoch in Gemäßheit der bestehenden Conventionen in die Königl. Staaten wieder aufgenommen werden müssen, allge⸗ meine Vorschriften nicht ertheilt werden, vielmehr wird dieses Verfahren nach den jedes maligen Umständen des konkreten Falles abzumessen sein.

Nach einer Verfligung vom 21. Juli können minorenne Ausländer unter Genehmigung ihres Vaters oder Vormundes in den diesseitigen Unterthanen⸗Verband aufgenommen werden. Eine Verfügung vom 20. Juli bestimmt, daß die Aufnahme ausländischer Handwerks-Ge sellen in den diesseitigen Unterthanen⸗Verband in der Regel von der Beibringung eigends hierzu ausgestellter Führungs⸗-Atteste ihrer heimathlichen Behörde abhängig zu machen ist, insafern in den Wan⸗ der Büchern oder Wander⸗Pässen die üinbescholtenheit des die Auf nahme nächsuchenden Handhderks-Gesellen nicht bezeugt ist oder aus denselben mit Sicherhest auf die bisherige moralische Führung des Inhabers geschlossen werden kann. Ein Bescheid vom 17. Juli er flärt, daß auf den Antrag: der, Ortspolizei⸗ Behörde Bas Recht ein zuräumen, gegen die Uebersiedelung von Ausländerinnen durch Heirathen in den Fällen Widerspruch zu erheben, wenn aus der Nie⸗ derlassung solcher Frauenspersonen Schaden für die Gemeinde zu befürch⸗ ten stehe, nicht eingegangen werden kann. „Eine Verfügung vom 21. Juni ertheilt den Polizei Behörden Nachweis über die verschiedenen Behör⸗ den, welche in den deutschen Bundes staaten zur Ausstellung von Hei⸗ matscheinen berechtigt sind. = Eine Verfügung vom 18. Juli erklärt, daß die Herausgeber periodischer Schriften zur Aufnahme der ihnen von Privatpersonen zugesendeten Annoncen, nach Lage der hestehenden Gesetzgebung, nicht angehalten werden können. Nach einer Verfügung vom J7. Juli ist zwar nicht der Abdruck, aber der Verkauf im Um⸗ herziehen verboten und bei strikter Amnwendung des Reskripts vom 10. März 1838 auch das Aufsuchen, von Bestellungen und Subscriptionen auf dieselben nicht für zulässig zu erachten.“ Eine Tirkular-Verfügung vom 18. Juli, weist sämmtliche Königliche Regierungen an: in die nach der Allerhöchsten Kabinets-Ordre vom 12. Februar 1831 und dem Cirkular-Reskripte vom 7. Juni ej. a. für Juden auszustellenden Gewerbescheine die Klausel aufzunehmen: daß der Gewerbeschein den Inhaber von denjenigen Beschränkungen nicht befreie, welchen der Gewerbsbetrieb der Juden nach der in ein⸗ zelnen Landestheilen bestehenden Verfassung unterworfen sei. Eine Verfügung vom 5. Juli ermächtigt die betreffende Behörde, in Bezug auf die Gewerbesteuer vom Schifffahrts Betriebe verschiedene billige Erleichterungen zuzugestehen. Eine Cirkular⸗Verfügung an die Provinzial Stener - Directjonen trifft verschiedene Bestimmungen in Bezug auf die Kontrollirung der Stempelsteuer von den Kalendern.

heiten der Großherzog und die verwittwete Frau Großherzogin nebst

Verfügung des Königl. rheinischen Provinzial-Schulkollegiums an die Gymnasial-Directionen vo0m 16. Juni empsiehlt verschiedene Vorschläge

Bonn, 7. Sept. Der Wirkliche Geheime Staats ⸗Minister Dr. Eichhorn ist gestern Abend hier eingetroffen.

Ausland. Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. München, 7. Sept. (N. K.) So eben erfährt man die glücklich erfolgte Ankunft Ihrer Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin in Hohenschwangau.

In Folge eines jener häufigen Witterungswechsel, denen wir auf unserer Hochebene unterworfen sind, haben wir seit gestern Abend empfindliche Kälte, und im Hochgebirge dürfte es gestern und heute tüchtig geschneit haben. Dafür haben uns einige frische Regen von einem faͤst unerträglich gewordenen Staub befreit. (A. 3.) , Der Königl. Jinanz⸗Minister Graf von Seinsheim ist diesen Nachmittag nach dem südlichen Frankreich abgereist. Auch der Kriegs⸗Minister, General Freiherr von Gumppenberg, wird demnãchs einen mehrwöchentlichen Urlaub antreten, und für die Dauer seiner Abwesenheit der General-Lieutenant Freiherr Friedrich von Hertling im Auftrag Sr. Majestät des Königs das Portefeuille übernehmen, Lindpaintner's neues Tonwerk: „die sicilignische Vesper“ wurde gestern zum erstenmal bei überfülltem Hause aufgeführt, und hatte sich der günstigsten Aufnahme zu erfreuen. Es herrscht nur eine Stimme darüber, daß diese Oper, welche vier Stunden spielt, zu den vorzüg lichsten mustkalischen Leistungen neuerer Zeit gehört, und Einzelnheiten von ausnehmender Schönheit enthält, wie denn auch fast sede Num mer lebhaft beklatscht und der sein Werk selbst dirigirende Meister zweimal gerufen ward.

Württemberg. * Stuttgart, 7. Sept. Ein merkwürdiger Ehrenhandel, der seit anderthalb Jahren zu vielfachen Gerüchten und Be sprechungen Veranlassung gegeben hat, ist in diesen Tagen in unserer Nähe zu seinem Ziele gediehen. Der zweite Sohn des Fürsten Jerome von Montfort (des ehemaligen Königs von Westphalen) und der verstor benen Prinzessin Katharina von Württemberg, Prinz Napoleon Je rome, war um die angegebene Zeit von dem lucchesischen Generale, Grafen Laroche Pouchain, wegen einer von dem Prinzen ausgestoßenen beleidigenden Aeußerung zum Zweikampfe herausgefordert worden, den er einzugehen zwar nicht abgeneigt war, jedoch durch äußere Verhältnisse immer verhindert wurde. Der lucchesische Ge— neral wollte von seiner Forderung inzwischen nicht abstehen und begleitete den jungen Prinzen wie, dessen Schatten, indem er demselben überallhin nachreiste. Endlich wurden die Hindernisse, die dem Zweikampfe entgegenstanden, beseitigt, Vorigen Montag sah man den Prinzen Napoleon Jerome, der seit einigen Tagen hier anwesend war, mit zwei französischen Herren, die ihm zu Beiständen dienen sollten, in einem offenen Extrapostwagen, von seinem älteren Bruder, dem Prinzen Jerome von Montfort, zu Pferde begleitet, nach Kanstadt abfahren. Prinz Jerome kehrte bald allein zurück, und es verbreitete sich das Gerücht, daß sein Bruder sich nach Heilbronn begeben habe, um dort den so lange, verzögerten Zweikampf abzu machen. Vorgestern hat denn, wie wir so eben vernehmen, dieser Kampf stattgefunden, aber ohne den traurigen Ausgang zu nehmen, den man beinahe allgemein besorgte. Die beiden Gegner schlugen sich auf den Degen, und nachdem der junge Prinz eine leichte Streif⸗ wunde in den Arm, der General eine Verletzung am rechten Daumen erhalten hatte, wurde von den Sekundanten der Kampf unterbrochen und für beendigt erklärt, weil der General außer Stande sei, den Degen noch mit hinreichender Kraft zu führen. Hoffentlich hören wir von der ärgerlichen Sache nun nicht länger reden.

Baden. Karlsruhe, 8. Sept. (F. J.) Der gestrige Abend ging, wie sich voraussehen ließ, ziemlich ruhig vorüber, so daß nur ein Theil des Militairs in die Kasernen konsignirt war und gar nicht nöthig hatte, auszurücken. Nur am von Haberschen Hause standen den ganzen Tag über zwei Schildwachen und zwei Mann vor den Wohnzimmern Moriz von Haber's, die unter Siegel gelegt sind. Es zeigte sich nirgends eine Absicht, die Ruhe zu stoͤren, und die Gen darmerie schritt aufs strengste ein, wo nur einige Personen zusammen standen. Nach 9 Uhr waren die Straßen öder, als sonst um diese Zeit, und. Jedermann legte sich bei Zeiten beruhigt zu Bett. Aber nach Wllhr in der Nacht fielen Allarmschüsse; Trommeln wirbelten den Sturmmarsch, Allarmsignale wurden gegeben, der Nothruf „Feuer!“ erscholl, und angstvoll schreckten die Bewohner Karlsruhe's aus dem Schlafe auf. Man erfuhr, daß eine Scheuer in einem Garten unweit der neuen Waldstraße in Flammen stehe und voraussichtlich nicht mehr zu retten sei. Hülfe eilte zwar schnell herbei, aber das leichte Holzgebäude war mit seinen Vorräthen an Heu, Stroh u. dgl. bald in Rauch aufgegangen. Die ganze Garnison rückte aus, weil man fürchten mochte, das Gesindel aus dem sogenannten „Dörfchen“ könnte die Auftritte der letzten Tage erneuern und diese Gelegenheit zum Nach theil der öffentlichen Sicherheit und Ordnung benutzen wollen. Das Leib⸗-Infantkerle⸗Regiment marschirte vor das Großherzogl. Residenz schloß und die in dessen Nähe stehenden herrschaftlichen Gebäude, das erste Regiment auf den Marktplatz, die Dragoner vertheilten sich an beiden Orten und Patrouillen von Fußvolk und Reiterei durchzogen alle Straßen, in denen übrigens nicht die entfernteste Spur einer beabsichtigten Ruhestörung wahrzunehmen war, so daß schon nach einer Stunde das Mi litair sich wieder in seine Kasernen zurückbegeben konnte, Der in der gestrigen Karlsruher Zeitung erschienene Artikel hat mittlerweile wegen eines darin enthaltenen Ausdrucks Reclamationen unter der Bürgerschaft veranlaßt, und in der heute Morgen erschienenen Num⸗ mer jenes Blattes findet sich folgende Berichtigung: „In unserem gestrigen Blatte findet sich, in dem Artikel über den Vorfall am Abend des sten d. M., die Bemerkung, daß durch Aufruf der Obrigkeit die „Bürger“ zur Ordnung ermahnt werden; dieser Ausdruck kann hier nach dem ganzen Zusammenhange offenbar nicht im Sinne „Ge— meindebürger“, sondern nur als gleichbedeutend mit Einwohner über⸗ haupt genommen werden, indem ein Jeder, sei es durch thätige Hülfe, fei es wenigstens durch Unterlassung von Störungen zur Ordnung beitragen kann; daher die Ermahnung auch an die Gesammtheit ge richtet war.“

Gestern Abend wurde der im Zweikampfe mit dem' Ober? KLeutenant von Göler gebliebene russische Offizier von Werefflkin auf dem hiesigen Friedhofe zur Erde bestattet. Von Baden-Baben, wohin der Leichnam zuerst geführt wurde, war derselbe zurückgewiesen worden, weil der Platz, auf dem Herr von W. sein Ende fand, nicht unter die dasige Gerichtsbarkeit gehörte. Es war auf dem hiesigen Kirchhofe in der Eile eine besondere Gruft gebaut und zur Bestäͤttung des Todten nach griechischem Ritus ein russischer Geistlicher von der Kapelle auf dem Rothen Berge herübergerufen worben. Fast alle in Baden-Baden verweilende Russen wohnten der Beerdigung bei.

Sach sen⸗Weimar. * Weimar, 9. Sept. Heute Mittag sind auch Ihre Königl. Hoheiten der Großherzog und die Frau Groß⸗ herzogin von hier nach Wittenberg abgereist, wie, verlautet um Se. Masestät den Kaiser von Rußland dort zu bewillkommnen; wir er⸗

N RNastatt, 6. Sept.

warten jedoch die Höchsten Herrschaften bald zurück, da der Erzherzog Stephan für den 17ten hier angemeldet sein soll.

Sach sen⸗Altenburg. Altenburg, 9. Sept. (D. A. 3.) Zu der heutigen allgemeinen Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe, der letzten, hatte sich auch der Herzog nebst Gemahlin und Töchtern eingefunden, welche von der Versammlung mit einem dreimaligen Hoch empfangen wurden, nachdem Dr. Crusius vorher Worte des herzlichsten Dankes an den Herzog gerichtet und Wünsche ausgesprochen hatte für das Wohlergehen des herzoglichen Hauses. Es erfolgten nun die Vorträge der Kommissionen für Thierschau, Maschinen, Ackergeräthe, Kunst⸗ und Gewerbe- Gegenstände. Zur Beantwortung einer Anfrage des NRitters Kalina von Jäthenstein, „über die Ursachen der großen Fruchtbarkeit des verflossenen Jahres“, war ebenfalls eine Kommission niedergesetzt worden in deren Namen Brehme aus Weimar das Wort nahm. Die Vorstände der einzelnen Sectionen erstatteten nun summarische Relationen über das in den Sectionen Verhandelte. Besonderes Interesse gewährten nament⸗ lich die Verhandlungen der Sertionen für Forstwirthschaft und tech nische Gewerbe, besonders die Fragen über dRiunkelrübenzucker Jabrica⸗ tion und Seidenbau. Das Endresultat über erstere Frage ging da⸗ hin, daß Runkelrübenzucker⸗Fabrication nur vortheilhaft sei 6 dung mit großen Landwirthschaften. Ober Forstmeister von Pannewitz betrat nun? die Rednerbühne und hielt einen sehr interessanten Vortrag über Waldwolle. Die Bestellungen auf die aus dieser Wolle gefer⸗ tigten Fabrikate aus England, Frankreich und Rußland, sind so be⸗ deutend, daß ihnen nicht genügt werden kann. Aus dieser aus den Nadeln der Kiefer gewonnenen Wolle läßt sich auch ein haltbares Garn spinnen. Bei der Bereitung der Fabrikate aus Waldwolle werden auch noch

als Nebenprodukte ein sehr schönes Oel und eine heilsame medizinische Latwerge gewonnen,

Der Ersinder dieser Wald⸗ wolle, Papierfabrikant Weiß aus Schlesien, wünscht, daß ihm ein leipziger Handlungshaus eine Summe für das Geheimniß der Bereifung der Waldwolle auszahlen möge, um den lohnen den Industriezweig auch nach Sachsen zu übertragen. Sieg fried aus Karben trug darauf an, die Verschiedenheit der Maße und Gewichte in den verschiedenen Ländern Deutschlands auf zuheben. Geheimer Hofrath Schulz aus Jena hielt einen trefflichen Vortrag über deutsche Volksthümlichkeit. Es wurden nun die Ab⸗ schiedsreden gehalten vom Präsidenken von Klebs aus Posen, Revi sionsrath Schuhmacher aus Schwerin und Baron von Török aus Ungarn. Sie alle sprachen im Namen der Versammlung den tief— geflihltesten Dank aus für die gastliche Aufnahme, welche die Mit⸗ glieder der siebenten Versammlung deutscher Land und Forstwirthe in dem glücklichen altenburger Lande gefunden; von Wüstemann und Dr. Eruftus schlossen die Versammlung mit Worten des Dankes für die rege Theilnahme, für die edlen Gesinnungen, welche sich in der Versammlung kundgegeben, mit Wünschen für das Wohlergehen sämmtlicher Mitglieder und auf ein freudiges Wiedersehen an der Isar Strande! Die Zahl der Mitglieder war auf 912 angewachsen. Von den 49 zur Beantwortung der vier aufgestellten Preisfragen eingegangenen Schriften hat keiner der Preis zuertheilt werden kön⸗ nen, und' es ist deshalb der Termin bis zum Juli k. J. verlängert worden.

Frankreich.

Paris, 7. Sept. Man schreibt aus Eu vom . bereits gestern gemeldet“ ließ heute früh um 7 Uhr der Prinz Al brecht, begleitet don den französischen Prinzen und dem Prinzen August von Koburg, die bei Eu versammelten Truppen die Revue passiren, und besichtigte darauf die in der Stadt belegenen Kasernen der In⸗ fanterie. Um 94 Uhr kehrten die Prinzen wieder nach dem Schlosse zurück. Der Prinz von Joinville stattete darauf in Begleitung des See-Ministers, dem englischen Admiral Sir Charles Rowley, der den Abend und die Nacht in Eu verweilte, am Bord des „Saint Vincent“ von dessen Hauptmaste die Adnüralsflagge wehte, einen Besuch ab, worauf das Schiff die hohe See suchte. Nach dem Frühstück im Schlosse machte der König der Königin Vie— toria zwei prachtvolle Gobelins zum Geschenk, die in der Königlichen Gobelin-Manufaktur angefertigt worden sind. Der eine Teppich stellt die Jagd des „calydonischen Ebers“, der andere den „Tod des Me leager“ vor, beide nach Gemälden von le Brun. Der Besuch, den man den auf der Rhede liegenden Schiffen zu machen beabsichtigte, ward durch die allzu aufgeregte See vereitelt und Ihre Majestäten kehrten von dem Ufer, wohin sie sich bereits begeben hatten, um 6 Uhr nach dem Schlosse zurück. Abends fand ein Konzert statt, in welchem wieder Musikstücke von Beethoven und Gluch zur Auffüh rung kamen. Die Abreise der Königin von England ist noch immer auf Donnerstag Morgen festgesetzt.

Es scheint gewiß zu sein, daß die Königin von England die Königin der Belgier nach Ostende bringen werde. .

Die Königin Christine ist während der Anwesenheit der Königin Victoria nicht in dem Schlosse von Eu erschienen; sie wird sich aber im Anfange der nächsten Woche dahin begeben.

Zufolge einer am 3. d, M. zu Eu erlassenen Königlichen Or⸗ donnanz wird im Jahre 1814 eine Industrie-Ausstellung stattfinden, die am 1. Mai beginnen und am 30. Juni geschlossen werden soll.

Der seit einiger Zeit vor den Assisen zu Toulouse verhandelte Kommunisten- Prozeß sst in diesen Tagen mit der Freisprechung der Angeklagten beendigt worden.

Herr Thiers wurde gestern in Lille erwartet, wo er sich bis zum Ende dieses Monats aufhalten will. Er wird dann nach England abreisen, wo er einige kostbare Dokumente zu erhalten hofft, um seine Geschichte des Kaiserreichs zu vollenden.

Der Gesundheits-Zustand Casimir Delavigne's giebt zu Besorg— nissen Anlaß. .

Fr Chateau d' Eu, 6. Sept. Da ich erst seit Sonntag hier angekommen bin, so kann ich Ihnen als Augenzeuge von der Landung der'Königin von England nichts melden, und, was die in den letzten Tagen veraͤnstalteten Feste betrifft, so sinden Sie jedenfalls das Nähere ausführlich in unseren Journalen. Ich kann Ihnen im All— gemeinen nur versichern, daß die Königin von England überall, wo sie sich dem Volke zeigte, mit dem herzlichsten Jubel empfangen wurde, und daß sie dieser noch fortwährend begrüßt, wo sie, in Begleitung unserer Königlichen Familie, im Publikum erscheint. Ihr selbst scheint, nach ihrer heiteren Miene zu schließen, dieser Empfang eine große Freude gemacht zu haben.

Im. Gauzen genommen sind die Feste, welche König Ludwig Philipp der Königin von Großbritanien bieten konnte, sehr einfach. Er hatte, wie man sagt, gehofft, daß die Königin Versailles besuchen würde, und daß er ihr da in dem Schlosse Ludwig's XIV. ein Fest geben könnte, welches schwerlich seines Gleichen gehabt haben würde. Zu Eu kann sich Königliche Pracht nicht wohl entwickeln, denn was man das Schloß von Eu nennt, ist eigentlich nichts als ein großes Landhaus, welches im 16ten Jahrhundert erbaut worden ist. Es hat nur 14 Fenster Front und ist blos zwei Etagen hoch, von denen nur die eine wirklich größere Zimmer enthält. Zu der Erbschaft der Herzoge von Penthievre gehörig, ist diese Domaine durch Erbfolge an König Ludwig Philipp gekommen. Es ist ein Privat-Eigenthum

477 und kein Königliches Besitzthum, Ter König liebt bei der Einfach—⸗ heit seiner Sitten dieses kleine Landhaus ganz besonders.

So wenig aber auch die der Königin von England in dem Schlosse zu Eu dargebotene Gastfreundschaft mit Glanz und Pracht verbunden fein mag, so ist doch dieser Königliche Besuch nichtsdestoweniger ein Ereigniß, dem man selbst eine politische Wichtigkeit beilegen mag. Es soll damit nicht gesagt sein, daß diese Zusammenkunft irgend einen großen diplomatischen Akt zur Folge haben werde. Ich glaube im Gegentheil, daß man dabei nur auf, den Austausch von ge⸗ genseitigen Höflichkeiten bes hränkt hat. Allein, ich meine, wie hier alle Welt, wie selbst die Opposition, ungeachtet der Besorgnisse, weiche sie uns einreden möchte, daß es die moralischen Folgen diefes Ereig⸗ nisses, die Wirkungen auf den offentlichen Geist der beiden Länder sind, welche ihm eine hohe Wichtigkeit verleihen. Trotz der Fehler, welche 1810 gemacht worden sind, trotz der Anstrengungen, welche diejenigen, die durch ihre Stellung genöthigt waren, die) Politit des Kabincts vom 1. März noch fortwährend zu vertheidigen, machen mußten und wirklich gemacht haben, um unserem Lande ewigen Haß

gegen England einzuflößen, sehen Sie nun, wozu alle diese Declamationen

egen das treulose Albion“ geführt haben. Der Rücktritt des Ministeriums

Palmerston, der lobenswerthe Geist der Versöhnung, welchen seine

Jachfolger an den Tag gelegt haben, die FJestigkeit des Herrn Gui— zot haben diesen Sturm vorübergehen lassen, ohne daß etwas An⸗ kberes davon die Folge gewesen wäre, als ein offenbarer Beweis mehr, daß beide Völker nothwendig vereint sein müssen. Jeden⸗ falls ist es für unsere Opposition betrübend, daß sie sich so sehr ge täuscht hat; aber sie kann am Ende doch nicht verkennen, daß die Allianz mit England für Frankreich die nützlichste und wünschens— wertheste ist. Nach allen Schritten, welche dazu so oft im Schooße des Parlaments gethan worden sind, nach allen wahrhaften Zuge⸗ ständnissen, welche Frankreich von dieser Seite gemacht worden sind, wer könnte glauben, daß es diesen so bezeichnenden Schritt der jun gen und schönen Souverainin des vereinigten Königreiches von Groß— britanien und Irland nicht in seiner ganzen Bedeutung zu würdigen wüßte? ö

Was den König, den Fürsten, welcher mitten unter den Sorgen der schwersten Regierung nie aufgehört hat, alle seine Anstrengungen der Aufrechthaltung des allgemeinen Friedens zu widmen, persönlich betrifft, so ist dieser Besuch fast ein Triumph und gleichsam eine Belohnung seiner langen und mühevollen Kämpfe gegen die Parteien. Ich habe Gelegenheit gehabt, ihn in diesen Tagen zu wiederholten Malen zu sehen, und jedes Mal hat mich nicht allein sein gesundes, kräftiges Aussehen, sondern auch der über sein Gesicht und sein gan zes Wesen verbreitete Ausdruck von Zufriedenheit und Frohsinn er freut. Wenn es überhaupt möglich wäre, so möchte ich fast sagen, er habe sich verjüngt. Im vergangenen Jahre um diese Zeit war er freilich durch einen unersetzlichen Verlust in tiefen Schmerz versenkt worden. Aber seitdem möchte man fast sagen, hat sich das Schicksal verpflichtet geglaubt, ihn dafür zu entschädigen. Das ganze verflossene Jahr ist für ihn als Vater und als König, zwei Eigenschaften, welche in seinem Herzen unzertrennlich sind, ein glückliches gewesen. Die Siege seines Ministeriums in den Kammern, die Erfolge des Herzogs von Aumale in Afrika, die Vermählung zweier seiner Kinder, der glück liche Eindruck, welchen die Reise des Herzogs von Nemours macht, alle diese Ereignisse, welchen der anmuthvolle Besuch der Königin von England so eben die Krone aufgesetzt hat, müssen, wenn sie auch nicht die Erinnerung an die alten Wunden ganz verlöschen können, dem Könige und Frankreich wenigstens das Vertrauen zu einer heiteren Zukunft geben.

Grossbritanien und Irland.

London, 8. Sept. Ihre Majestät die Königin ist gestern von ihrem Besuche bei dem Könige der Franzosen in Eu wieder zu⸗ rückgekehrt und Nachmittag 395 Uhr in Brighton gelandet. Es war ein hoher Festtag für die Einwohner dieser „Stadt der Paläste⸗ welche, obschon jede Empfangs Feierlichkeit untersagt war, nichts ab⸗ halten konnte, ihre Freude Über das Wiedererscheinen ihrer Königin nach einer Reise an den Tag zu legen, „in Vergleich zu welcher die glorreichsten Umzüge der großen Königin Elisabeth in Unbedeuten⸗ heit herabsinken!“ Ihre Majestät landete in der Königlichen Barke, deren Steuerruder Admiral Lord Fitzelarence lenkte, da die Ebbe das Einlaufen der Dampfjacht verhinderte, begleitet von ihrem Gemahl zur Rechten und dem Prinzen von Joinville zur Linken un⸗ ter dem Donner des Hafengeschützes und dem jubelnden Zuruf der Menge wie der aufgestellten Truppen, am Hafendamme von Brighton, und begab sich in derselben Begleitung zu Fuße den Hafendamm hinunter bis ur Esplanade, wo die Königlichen Wagen ihrer war— teten. Die Königin sah außerordentlich wohl aus, und „ihr Antlitz“ heißt es „strahlte von jenem holdseligen Lächeln, das ihr die Herzen aller derjenigen gewinnt, die sie nur einmal mit einer Anrede beehrt, hat oder dle sie auch nur einmal öffentlich gesehen haben.“ Ihre Majestät wie Prinz Albrecht waren in Reisekleidern, der Prinz von Joindille dagegen in voller Uniform als französischer Admiral. Der erste Wa⸗ gen üahm sie alle Drei auf und führte sie unter dem anhaltenden Jubel der Bewohner Brighton's nach dem Königlichen Schloß. Lord Aberdeen begleitete die höhen Herrschaften nicht dahin, sondern reiste unmittelbar nach London; Lord Liverpool, der gleichfalls die Königin . der ganzen Reise begleitet hat, begab sich auf sein Stammschloß Buter.

Die Königliche Jacht hatte Treport um 19 Uhr Morgens Her— lassen und den Weg der Ueberfahrt nach Brighton, 73 Seemeilen, indetwas über 6 Stunden zurückgelegt. Um 7, Uhr Morgens war Ihre Majestät von Eu aufgebrochen und unter dem Geleite sämmtlicher Mitglieder der Königl. Französischen Familie, nämlich des Königs und der Königin der Franzosen, der Königin der Belgier, der Herzogin von Orleans, Madame Adelaide, der Prinzessin Clementine, des Prinzen und der Prinzessin von Joinville und der Herzoge von Aumale und Mont⸗ pensier um 8 Uhr in Treport angelangt. Die nach Eu kommandirten Truppen hatten vom Schlosse bis zum Hafen Spalier gebildet. Nach⸗ dem bie hohen Herrschaften unter einem auf dem Hafenquai errich⸗ teten Zelt einige Zeit verweilt hatten, geleitete König Ludwig Philipp die brltische Majestät in die Königliche Barke; Prinz Albrecht folgte, und im nächsten' Augenblicke verließ das hohe Paar unter den weit⸗ hin schallenden Klängen des vom Lande ertönenden „God save ihe Queen“ den französischen Boden. Der König, der Herzog von Rumale, und der Herzog von Montpensier, so wie Herr Guizot be gleiteten Ihre Majestät und den Prinzen Albrecht bis an Bord der Dampfjacht; ein zweites Boot führte die französischen Prinzen und den Prinzen von Koburg, ein drittes die Minister und dord Cowley, Marschall Sebastiani 2c. Unter dem Donner der Geschütze von der Jacht und den Hafenbatterieen wie der übrigen Dampfer nahmen die Monarchen Abschied. Der „Pluton und „Napoleon,“ zwei Dampfschiffe der französischen Marine, das erste kommandirt von dem Prinzen von Joinville, gaben der Königin bis Brighton das Geleit.

Der Sfandard enthält eine Korrespondenz aus Eu, welche aus guter Quelle wissen, will, daß die Königin nur nach Brighton gegangen sei, um ihre Kinder zu sehen, und von dort den 12ten ihre Seefahrt weiter fortsetzen, werke, Das Ziel der nächsten Reise soll Ostende sein, wo die Königin Victoria dem Könige und der Königin

der Belgier ihren Besuch abstatten will. Die Königin ber Belgier hat heute Eu bereits verlassen und ist nach Brüssel abgegangen.

Spanien.

Paris, 7. Sept. Telegraphische Depesche aus Spanien.

Bayonne, 5. Sept. Die Madrider Journale vom 2. Septbr. melden, daß die Kommissarien der Junta von Barcelona Tags zuvor ihre letzte Konferenz mit den Ministern gehabt und daß die Schwie⸗ rigkeiten, welche Anlaß gegeben zu der Absendung dieser Kommissa⸗ rien (von Barcelona nach Madrid), beseitigt worden seien. Die ge⸗ dachten Kommissarien haben erklärt, sie seien zufrieden mit dem Ka⸗ binet und namentlich mit der Wahl der für Catalonien ernannten Autoritäten. Madrid war am 3. September ruhig; die Garnison war vom besten Geiste beseelt.

a Paris Sept. Die glänzenden Hoffnungen, welche die j tte in . Blättern mitgetheilte telegraphische Depesche für Besei⸗ n , in Barcelona rege machen, stehen leider

er Wirklichkeit nicht in Uebereinsätimmung. Im Gegentheile zei⸗ n, . Berichte aus Barcelons, die heute auf außerordent- . Wege schon bis 2. September reichen, daß dort die Stimmung zu Gunsten der Central-Junta noch immer dieselbe ist, und daß Prim nicht wagt, die Freiwilligen zu entwaffnen. Am 1. September er⸗ schien er im Fort Atarazanas und richtete das Wort an dieselben, um ihnen zu Gunsten der Regierung zu Madrid zu sprechen, Ver⸗ trauen auf dieselbe und Ordnung und Ruhe anz empfehlen. Aber wie wenig seine Worte wirkten, zeigt die Thatsache, daß man ihm mit dem Rufe antwortete: es lebe die Central - Junta. Ja dieser Schritt Prim's hat nur von neuem das Mißtrauen gegen ihn rege gemacht, welches der Constitucional auch offen ausfpricht. Dazu kommt nun noch die Ankunft eines neuen Freiwilligen⸗Bataillons un⸗ ter dem Kommandanten Riera, das schon auf dem Marsche von Seu

de Urgel her sich überall zu Gunsten der Central-Junta ausgesprochen

hatte. 1 deutet darauf hin, daß, den Versicherungen der fran⸗ oll hen Blätter zuwider, auch der Geist der großen Mehrzahl der er nnn in ganz Catalonien, nach althergebrachtem Geiste des Widerspruchs, der Regierung zu Madrid feindselig gesinnt ist. . Zu Barcelona selbst hat die Provinzial Deputation die ersten einleitenden Schritte zur Vorbereitung der Wahlen für die nächste Cortes⸗-Versammlung gethan, indem sie die Wahllisten öffentlich an⸗ schlagen ließ. Aber sie wurden, ohne daß Jemand es hinderte, weg⸗ gerissen. Der I‚nparcial, welcher der Regierung zu Madrid er⸗ geben, und das Organ der Moderados zu Barcelona ist, beklagt sich bitter über diese Indolenz der Behörden, und dringt auf strenges Ein⸗ schreiten. Man sieht jeden Augenblick andere Erscheinungen solcher Art zu Barcelona zu Tage treten, welche beweisen, wie dort alle Bande der Ordnung, des Gesetzes, des Gehorsams gegen die Be⸗ hörde, wenn anders noch von einer solchen die Rede sein kann, ge⸗ löst sind, und der Himmel allein weiß, wann und wie dies anders werden wird. Am 28sten wurde Prim und seinem Kollegen in den früheren Cortes und bei der Aufpflanzung der Fahne der Rebellion zu Reus von ihren wenigen noch übrigen Freunden ein Fest⸗Essen ge⸗ geben. Prim nahm dabei Anlaß, sich von neuem gegen die Anschul⸗ digungen zu vertheidigen, die in der jüngsten Zeit von allen Seiten gegen ihn vorgebracht worden waren.

Portugal.

X Lissabon, 28. Aug. Die Reise des Herzogs von Pal⸗ mella nach London und seine Unterhandlungen daselbst mit dem engli⸗ schen Kabinette über die Tarif⸗Frage machen noch immer den Haupt⸗ gegenstand der öffentlichen Aufmerksamkeit aus. Daran, daß das brftische Kabinet fest auf Annahme seines Ultimatums beharrt, in Folge dessen die früheren Unterhandlungen abgebrochen worden waren, kann kaum mehr gezweifelt werden. Was wird nun die portugiesische Regierung thun? Wird sie sofort auf alle Forderungen Englands eingehen, selbst zum Aufgeben von dem bisher mit weiser Berück⸗ sichtigung der obwaltenden besonderen Verhältnisse der jungen portu⸗ giesischen' Industrie festgehaltenen, Grundsatze der Verzollung der eng⸗ lischen Fabrikate nach dem Gewichte sich bewegen lassen, und dafür das Prinzip der Verzollung des Gutes ad valorem annehmen? Die englische Regierung hat stets gewünscht, dies von Portugal zu erlangen, und von gewissen Seiten wiegt man sich bereits mit den glänzendsten Hoffnungen; man versichert, die dem Herzog von Palmella ertheilten Vollmachten seien von der größ⸗

ten Ausdehnung; es sei ihm vorgeschrieben, nur höchst behutsam und umsichtig zu Werke zu gehen, genau das Terrain zu London zu sondiren, zu sehen, was allenfalls von England zu erlangen sei u. s. w. Er solle zwar, wie man zu sagen pflegt, jeden Zoll breit Landes aufs äußerste vertheidigen, endlich aber, im Falle, das britische Kabinet un⸗ erschütterlich sich zeigen sollte, doch abschließen, und wäre es auch mit Annahme des Grundsatzes der Verzollung ad valgrem., Die Be⸗ stimmtheit, mit welcher man all dieses versichert, läßt beinahe glau⸗ ben, daß etwas Wahres an der Sache sein könnte, obgleich nach reiflicher Betrachtung der Sachlage nicht abzusehen ist, was auf einmal die portuglesische Regierung veranlaßt haben sollte, so große Zugeständnisse zu machen.

In den Weinbau -Distrikten herrscht Ruhe, und alle Versuche, die Bevölkerung derselben zu drohenden Demonstrationen gegen die Re⸗ gierung aufzureizen, sind notorisch gescheitert. Auch ist durch die von ken Kämmern bewilligte und von der Königin sanctioönirte jährliche Unterstützung von 150 Contes für die Weinbau⸗Gesellschaft des obe⸗ ren Durs und durch die mächtige, einflußreiche Stellung, welche dieser Gesellschaft gesetzlich gegeben worden ist, eine nicht zu verkennende Verbesserung der Lage der Wein ⸗-Produzenten eingetreten. Wenn diese auch nicht solche Quantitäten Weins jetzt nach England absetzen, wie dies unter der früheren Gesetzgebung einige Jahre hindurch der Fall gewesen war, so ist jedoch ihre Lage nicht so schlecht, als man glauben machen möchte, Wenn nun nöch dazu das neue Straßen⸗ Hesetz, zu dessen Ausführung alle vorbereitenden Anstalten getroffen werden, wirklich ins Leben tritt, fahrbare Wege, die bisher eine unbekannte Sache im Lande waren, hergestellt und dadurch die nun fast absolut un⸗ möglichen Communicationen zwischen dem Innern der Provinzen und den Stäpelplätzen an den Flüssen oder an der See selbst möglich gemacht werden, so ist kein Zweifel, daß die Lage der dortigen Weinprodu⸗ zenten, die bisher bei der Unmöglichkeit des Transportes ihres Er⸗ zeugnisses und daher des Absatzes desselben allerdings traurig war, sich noch mehr verbessern wird. In dem Augenblicke, wo Re—⸗ gierung und Kammern sich die Hände bieten, um da, wo es Noth thut, Abhülfe zu bringen, wo also der gute Wille und die That sich auf dem Fuße folgen, ist unmöglich zu glauben, daß von den Di⸗ strikten, welche vorzugsweise der Gegenstand der Sorgfalt der Re⸗ gierung sind, auf deren wohlthätige Maßregeln *. eine Weise geantwortet werden würde, welche dem Ministerium Verlegenheiten bereiten, es zum Eingehen von Bedingungen England gegen nöthigen könnte, die einem anderen nicht minder wichtig. nalen? Interesse vielleicht einen Stoß geben würden, . nicht lescht zu erholen vermöchte, Ven dieser das Ministerjum eben nicht so sehr gedrängt fen

Ein anderer Grund, den man als Ver

das portugiesische Kabinet plötzlich so