1843 / 80 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

auf dem Bette würde zusammengehauen haben, wenn man nicht durch Zureden ihm das Jaschinenmesser ab⸗ gelockt hätte. Am folgenden Morgen wurde der unglückliche Thäter gefänglich nach Müllheim gebracht, der Verwundete aber starb am 3. September Nachts 10 Uhr.

Sabel (beide sind Soldaten)

Kurhessen. Hanau, 11. Sept. Von Seiten unseres kur⸗ fürstlichen Obergerichts werden heute in einer besonderen Beilage der hiesigen Zeitung die von genanntem Gerichte in erster Instanz unter bem? 19. Mai, so wie vom kurfürstl. Oberappellations Gerichte auf die von dem Mitschuldigen Adolph Wenzel von Hochstadt erhobene Berufung unter dem 4. September d. J. gefällten Urtheile, und zwar ersteres, so weit solches über die Auklage wegen Hochverraths er⸗ fennt, öffentlich bekannt gemacht. Nach diesem Urtheil ist Adolph Wenzel von Hochstadt unter Anrechnung eines Theils des Unter⸗ suchungs Haft als Strafe noch zu einer 1jährigen Zuchthaus⸗ strafe, Joh. Lapp von Dörnigheim in eine dreijährige Zuchthaus⸗ strafe verurtheilt; Johannes Kegelmann von Dörnigheim, Konrad Heck von da, Wilhelm Mau von da und Jakob Dupré von Hanau hinsichtlich der Anklage des versuchten Hochverraths von der Instanz entbunden; Jakob Lapp von Dörnigheim) hinsicht⸗ lich der Anklage des versuchten Hochverraths freigesprochen; Johann David Wichert aus Seedorf auf der Insel Pöl, im Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin, unter Anrechnung eines Theils des ausgestan denen Untersuchungs-Arrests als Strafe, annoch zu einer zweijährigen Zuchthausstrafe; Wilhelm Gottfried Kühn von Ginnheim und Jo hannes Maienschein zu einer 13 jährigen Zuchthausstrafe verurtheilt; Georg Pflüger von Hanau aber hinsichtlich der Anklage des versuch ten Hochvertaths als Urheber freigesprochen und hinsichtlich der wei teren Anklage der positien und negativen Theilnahme an jenem Verbrechen als Gehülfe, so wie der verletzten Anzeigepflicht von der Instanz entbunden. Auch sind die Veruͤrtheilten des Rechts, die furhessische National-Kokarde zu tragen, verlustig erklärt und in einen Theil der Untersuchungskosten verurtheilt.

Grh. Hessen. * Darmstadt, 12. Sept. Gestern hat ten wir hier einen kleinen Auflauf, der zwar ohne alle ernstere Be deutung war, indessen als ein Beweis, wie leicht die ungebildeten Klassen sich auch bei uns durch ungezähmte Leidenschaft zu roher Ge⸗ waltthätigkeit hinreißen lassen, angeführt zu werden verdient. Meh⸗ rere bisher bei dem Wiederaufbau unserer alten Stadtkirche beschäf⸗ tigte Arbeiter waren wegen verschiedener Unordnungen, die sie sich hatten zu Schulden kommen lassen, abgelöhnt und fortgeschickt wor⸗ den, womit sie selbst, wie ein Theil ihrer Kameraden, der sich gleicher oder ähnlicher Schuld bewußt sein mochte, übel zufrieden waren. Gestern kehrten die Entlassenen auf den Bauplatz zurück und reizten die anwesenden Arbeiter durch ihre Vorstellungen von dem Unrecht, welches ihnen widerfahren sei, zur äußersten Wuth auf. Die Ergrimmten drohten, wie man versichert, einen der mit ihrer Beaufsichtiging beauftragten Angestellten von dem oberen Ge⸗ rüste, wo derselbe sich befand, herunterzustürzen. Die Polizei⸗Beam⸗ ten, welche herbeigerufen wurden, um die Wüthenden zur Ordnung zurückzuführen, wurden bei ihrer Ankunft mit Stangen und Hebe⸗m bäumen empfangen, so daß eine Verstärkung von der, Schloßwache geholt werden mußte, der es endlich, aber nicht ohne die Anwendung bewaffneter Gewalt, gelang, die unruhigen Köpfe zu bezwingen und in sicheren Gewahrsam zu bringen. Daß dieser Kampf eine große Menge von Zuschauern herbeizog und daß derselbe ohne Verwundun gen nicht abging, kann man sich denken.

Mainz, 13. Sept. (J. J.) Die Arbeiten an der neuen befestigten Rheinkehle dahier schreiten sehr rasch. voran, sie geben, wenn sie vollendet sind, der Stadt von der Rheinseite ein großartiges Ansehen. Die Laden und Magazine jedoch, welche innerhalb der Rheinkehle im Plane sind, dürften in die sem Jahr schwer— lich begonnen werden, so wenig als die Wegräumung der alten Bauten an der Rheinbrücke gegenüber dem englischen Hofe. Was die Fortsetzung des begonnenen, aber wieder unterbrochenen, Baues des neuen Stadtviertels im Kästrich betrifft, so wird derselbe leider für das Erste wohl unterbleiben, da noch immer Uneinigkeiten sowohl unter den Unternehmern selbst als auch dem Festungsgouvernement

gegenüber bestehen, die erst ausgeglichen werden müssen.

Vꝛhainz, 12. Sept. (F. J.), An einem der letzten Tage fand eine Wettfahrt zwischen, den zwei besten Booten der kölnischen und düsseldorfer Gesellschast, der „König“ und die „Stadt Elberfeld“, bei Bingen statt, die zwar den an Bord befindlichen Passagieren Unruhe, aber sonst keinen Schaden verursachte, als daß einige Fenster der

Stadt Elberfeld“ eingestoßen wurden. . f gef

Sachsen⸗Weimar-⸗Eisenach. Weimar, 15. Sept. Ge stern Abend sind Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Berlin zur Begrüßung des Erzherzogs Stephan Kaiserl. Hoheit zurückgekom men und haben dem werthen Gaste, welcher sich etwas unwohl fühlte, sogleich einen Besuch abgestattet.

Morgen wird in unserer Zeitung die amtliche Bekanntmachung erfolgen, daß Se. Königl. Hoheit der Großherzog geruht haben: den Staats-Minister, wirklichen Geheimrath und Ordens⸗NRanzler Dr. Karl Wilhelm Freiherrn von Fritsch, auf seine wiederholte Vor⸗ stellung mit Hinsicht auf vorgerücktes Alter und mehrjähriges Augen⸗ leiden wie unter Bezeugung des gnädigsten Wohlwollens und Dankes wegen der von ihm über ein halbes Jahrhundert geleisteten ausge— zeichneten Dienste in den rühmlichst verdienten Ruhestand zu ver—

598 setzen, demselben jedoch den Charakter eines wirklichen Geheimraths mit dem Ehren -Prädikate: „Excellenz“ zu bestätigen und seinen vollen Gehalt als Pensison zu belassen; den Kammer -Direktor Christian Friedrich Hercher aus gleichen Gründen vom 1. Okt. d. J. an von dem Kammer-Direktorium zu entbinden und in seiner ebenfalls dankbar anerkannten Thätigkeit das Präsidium der Ober⸗Baubehörde mit dem Range und den Prärogativen eines Präsidenten zu beschränken; den Königl. sächsischen Ministerial⸗Rath Christian Bernhard von Watzdorf zu Dresden als Wirklichen Geheimen Rath und Staats⸗Minister mit dem Ehren-Prädikate „Excellenz“ in Höchstihre Dienste zu nehmen; den Staatsrath und Geheimen Referendar Karl Thon zum Ge— heimen Staatsrath mit Sitz und Stimme in diesem höchsten Landes—

Kollegium, wie auch zum Kammer⸗-Präsidenten, unter Enthebung von

Manches

der Stelle eines Mitgliedes der Immediat-Kommission für das ka⸗ tholische Kirchen- und Schulwesen und der Stelle eines Lotterie- Kommissars, zu befördern; den Geheimen Legations-Rath und Geheimen Referendar D. Wilhelm von Wegner zum Geheimen Staats—⸗ rath mit Sitz und Stimme in dem Großherzogl. Staats⸗Ministerium zu ernennen und in die Immediat-Kommission für das katholische Kirchen- und Schulwesen eintreten zu lassen. ;

Nassau. Wiesbaden, 109. Sept. (A. 3.) Gestern ist den herzoglichen Beamten die amtliche Anzeige der Verlobung Sr. Durchl. des Herzogs von Nassau mit der Großfürstin Elisabeth, zweiten Tochter Sr. Kaiserl. H. des Großfürsten Michael von Rußland, gemacht worden, und Se. Durchl. der Herzog, sowie Ihre, K. Hoh. die verwittwete Herzogin Pauline nahmen die Beglückwünschungen an. Heute ist Se. Durchl. der Herzog zu seiner erlauchten Schwe ster, der Fürstin von Wied, nach Neuwied gereist.

Wiesbaden, im September. Nach den gedruckten offi ziellen Protokollen der diesjährigen Landtags-Verhandlungen veran laßte in der 10öten Sitzung ein Tadel, den der Abgeordnete Düringer hinsichtlich des Uferbaues am Rhein besonders bei Bieberich und Schierstein aussprach, den Regierungs-Präsidenten zu folgenden be⸗ richtigenden Bemerkungen: „Die Regierung hat bei den Wasser bauten am Rhein, wovon die Rede ist, nicht den Zweck, Land zu ge⸗ winnen, sondern den, das Ufer zu schützen und die Schifffahrt zu erhalten. Daß dieser Schutz nöthig sei, davon wird sich Jeder überzeugen, der vom Mosbacher Berge aus stromabwärts sieht, wie die Ufer von Schierstein bis Niederwalluf durch die Strömung des Flusses ein gerissen werden. Der Bau zur Abwendung der Strömung war daher dort von jeher nöthig und ist es in der neueren Zeit noch besonders dadurch geworden, daß der durch Tie Dampfschiffe ver anlaßte Wellenschlag die Ufer in vergrößertem Maße beschädigt. Also es muß gegen diese Uferbeschädigungen gewirkt werden, aber wie? Das muß die Eigenthümlichkeit des Stromes lehren, die nign por her wohl genau kennen lernen muß. Ohne diese Kenntniß kann auch der geschickteste auswärtige Baumeister mit Erfolg nicht wirken. ̃ Jahre eine Kommission zur Unter⸗

Die Regierung hat im vorigen , , Hass sti de in der Gegend von Biebherich bestellt, auch dazu einen berühmten Baumeister des Auslandes einladen lassen, der aber von seiner Staats- Behörde keinen Urlaub erhielt. Sie wird außerdem auch auswärtige Baunmeister zuziehen, um dem vielen Gerede über den unregelmäßigen Wasserbau ein Ende zu machen. Bis jetzt wurde darüher Vieles gesprochen, aber auch wohl ohne Grund. Daß bei trockener Jahreszeit bei Bieberich die Dampfschiffe nicht anlegen können, ist nicht durch die neueren Rheinbauten herbeigeführt. Wenn Hessen baut, müssen auch wir bauen. Wenn aber sein Bau dahin gerichtet ist, daß er das dies—⸗ seitige Land ins jetzige Strombett zieht, so müssen wir auf die Ein engüng dieses Strombettes bedacht sein. Das Wie? ist Sache der Baumeister und wird demnächst, wenn fremde Sachverständige davon Einsicht nehmen, die gehörige Rechtfertigung erhalten. Noch habe ich zu bemerken, daß der so ganz nahe bei uns sich in den Rhein er gießende Main viel lose Erde und Schlamm mit sich führt. Der selbe hält, weil er von dem stärkeren Rhein aufgestaut wird, seine Strömung auf der rechten Rheinseite, und setzt hier Erde und Schlamm ab, wodurch die Schifffahrt besonders erschwert wird.“

Holstein. Altona, 15. Sept. (A. M), Nach einem von der schleswig⸗holsteinischen Regierung an die Schul-Kollegien der Gelehltenschülen ergangenen Circulair ist ein regelmäßiger Austausch der jährlichen Schul⸗-Programme zwischen den sämmtlichen Gelehrten⸗ Schulen des Königreichs Dänemark, der Herzogthümer Schleswig und Hoistein und des preußischen Staats, welcher vom künftigen Jahre an beginnen wird, vermittelt worden. Als Beihülfe zu den desfälligen Koͤsten haben Se. Majestät der König der Gelehrtenschule zu Ploen und Rendsburg, jeder 50 Rbthlr., der Gelehrten-Schule zu Glückstadt 0 Rbthlr. und der zu Husum 30 Rbthlr. jährlich aus der Finanz— Kasse bewilligt.

Freie Städte. Hamburg, 15. Sept. (A. M.) Gestern Abend wurde unter Leitung des Herrn Majors Burmester von der hamburger Artillerie, auf Veranlassung der Schifffahrts und Hafen⸗ Deputation, ein Versuch mit Sprengen des unterhalb Schulau in der Elbe noch immer höchst gefährlich liegenden Wracks der vor etwa 3 Jahren gestrandeten portugiesischen Barke „Isabella“ gemacht; der Erfolg war, daß durch Explosion ein bedeutender Theil desselben her⸗ ausgebracht wurde, und wird man in diesen Tagen mit Wegräumen des noch sitzenden Theils auf gleiche Weise fortfahren.

Frankreich. Paris, 12. Sept. Der Prinz von Joinville ist, von England zurückkehrend, am 10ten zu Treport gelandet und hat sich sogleich nach dem Schlosse von Eu begeben. Der Herzog und die Herzogin von Nemours sind heute von ihrer Reise durch die Bretagne in den Tuilerieen angekommen. Der Herzog wird die Hauptstadt am Sonn— abend wieder verlassen, um sich nach Lyon zu begeben, wo er am 20sten erwartet wird.

Das Ministerium soll beabsichtigen, in der nächsten Session aber— mals eiuen Gesetz-Entwurf über die Einschmelzung der Scheidemünze vorzulegen. .

In dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten hat heun eine Ünterredung zwischen den in der Hauptstadt anwesenden Mini— stern, unter dem Vorsitze des Herrn Guizot, stattgefunden.

Einer Bestimmung des Finanz⸗Ministers zufolge, wird den Eiz— bischöfen und Bischöfen von Frankreich in Zukunft für ihre Korrespon— denz die Portofreiheit bewilligt.

Das nach China bestimmte Geschwader besteht aus den Fregatten „Cleopatra“ und „Syrene“ jede von 52 Kanonen, den Kordetten „Sabine“ und „Alcmene“ jede von 30 Kanonen und der Korvette „Victorieuse“ von 24 Kanonen.

In dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten werden eine große Anzahl kostbarer Gegenstände verpackt, welche die chines⸗ sche Gesandtschaft mitnehmen soll.

Man schreibt aus Bayonne vom 8. d.: „Die Herzogin von San Fernando, Prinzessin von Bourbon und Tante der Königin, Isabella II, ist gestern nach Madrid abgereist. Auch der Herzog von Ssung kam gestern, auf der Reise von Paris nach Madrid, durch unsere Stadt.“

Herr Mauguin wird sich nach Bordeaux begeben, um dem Kon⸗ greß der Weinbauer zu präsidiren, der seine Sitzungen am 14ten, 15ten und 16ten d. M. daselbst hält. Die Herren Berryer und von Lamartine werden, einer früheren Nachricht entgegen, diesen Sitzungen nicht beiwohnen.

Paris, 12. Sept. Heute ist hier aus Gibraltar die Nachricht eingetroffen, daß die in der dortigen Bai vor Anker lie gende herrliche Dampf-Fregatte „Missouri“ der Vereinigten Staaten am 2bsten ein Raub der Flammen geworden ist. An ihren Bord hatte sich der neue nordamerikanische Botschafter am chinesischen Hofe Herr Cushing mit seinem ganzen Gesandtschafts Personale befunden, der auf diesem Schiffe die Reise bis Alexandrien hatte zurücklegen wollen, um dann über Land nach Suez sich zu begeben und die briti schen Dampfböte auf dem rothen Meere, zur Veiterreise zu benutzen. Man glaubt, der Brand sei in Folge einer Entzündung der großen Fohlendorräthe auf dem Schiffe ausgebrochen, und derselbe griff mit so reißender Schnelligkeit um sich, daß an eine Rettung des Schiffes selbst, die man anfangs wohl versucht hatte, nicht mehr zu denken war. Die Flammen ergriffen bald alle Theile des Schiffes und so brannte dasselbe bis zur Fläche des Wasserspiegels vollkommen nieder. Das Pulver-Magazin war mit fürchterlichem Krachen in die Luft geflogen. Bevor noch diese Katastrophe eintrat, hatten aber, wie es scheint, schon alle auf dem Schiffe befindlichen Personen dasselbe verlassen, so daß der Verlust keines Menschenlebens zu beklagen ist. Ja es gelang sogar, noch einen beträchtlichen Theil kostbarer Gegen stände, die auf dem Schiffe sich befanden, so wie 50,000 Dollars an baarem Gelde zu retten. Der „Missouri“ war eines der besten und schönsten Dampfschiffe der nordamerikanischen Kriegsmarine.

Srossbritanien und Irland.

London, 12. Sept. Die Einschiffung Ihrer Majestät der Königin in Brighton, um ihre See⸗Exkursion weiter fortzusetzen und bis Sstende auszudehnen, war den so eben eingegangenen Nachrichten aus Brighton zufolge auf heute Morgen festgesetzt, wozu gestern be—

Die Grafen Abe

reits die nöthigen Anordnungen getroffen wurden. deen und Liverpool werden die Königin auch nach Belgien begleiten und sind gestern Abend in Brighton eingetroffen. Sir Robert Peel dagegen, der gestern in Brighton zur Tafel war, ist, nach London zurückgekehrt. Man schreibt aus Walmer Castle, dem Aufenthaltsorte des Herzogs von Wellington, daß die Königin im Laufe des heutige! Tages auf ihrer Fahrt dort zu landen und beim Herzoge zu Mittag zu speisen beabsichtigt. Von da soll die Reise geraden Weges nach Ostende fortgesetzt werden,

Pater Mathew hat seine Arbeiten in London beendet und sich auf die Einladung des Bischofs von Norwich nach Norwich begeben. Seine Verdienste werden hier überall anerkannt, und namentlich wird es sehr gerühmt, daß er sich von politischen und kirchlichen Dingen fern gehalten hat. Da seine Wirksamkeit ein allgemeines Interesse in der Hauptstadt erregte, so brachte der Standard kürzlich eine Genealogie der Familie des Paters, der danach von keinesweges niederer Abkunft ist, sondern seinen Stammbaum bis zu dem wälischen König⸗ geschlecht von Cardigan hinaufführt. Im Jahre 1619 ging die J milie von Llandaff nach Irland, wo sie sich durch Heirath mit der Familie des Herzogs von Ornead verband. Die Mathew's besaßen hier ansehnliche Güter und führten den Titel Grafen von Llandaff. Der Titel erlosch aber mit dem Tode des letzten Grafen 1833, und die Güter kamen an dessen Schwester Lady Elisse Mathew, welche sie einem alten Hausgesetze entgegen, der fremden französischen Fa⸗ milie des Viscount von Chabot vermachte. Pater Mathew that gegen das Testament keinen Einspruch.

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usammen, ihre Leistungen mit den Forderungen der Aufgabe in erfreulichen Einklang zu bringen; ihr kräftiger, umfangreicher, nur in den tieferen Chor⸗ den nicht immer sichet zutreffender Sopran, machte sich schon bei dem Adagio in der Garten⸗ Scene HRespiro io qui“ und bei der Ariette „Ah la pena⸗* so Jeltend, daß ihr Triumph gesichert war, obwohl sie etwas schwankend nn, 1 was der Befangenheit einer Sängerin, die auf der Scala 9. a . und hier nicht empfangen wurde, zu Gute gehalten werden 6 In , e n Duett „Spistato“ entfaltete sie die Fülle ihrer, un n n gd raftäußerungen sich nicht über die Schönheitslinie nenn n , , . besonders bei der Wiederholung des Ne⸗ 1 (e iner“ so daß Hervorruf erfolgte. In den bei⸗ g. gut , ,. Trin etz mit . . . core“ und g. tu fallo anunend sesti', beson 2. 314 durch die delikate Begleitung e n n. . in dem rührenden, auch 13 4 h g. ezeich hieds⸗-Terzett, griff sie mit Sicherheit und künstlerischem Bewußtsein durch, und am Schluß wußte sie auch durch das, ven den Italienern sonst so ost mißbrauchli i ; : . ] räuchlich angewandte tremulo bei der Phrase . implorar per lei merces ei h d Wi kung hervorzubringen. Der Gang der Sängerin tine ergreifende Wir.

8 h 3 9 Bang der Sängerin könnt ö

i, r m ; 199 e gemessener sein; sie nimmt die Schritte zu klein. Wie sämmtliche am heutigen Abend gebrauchte Kostüms neu, kostbar, durch Schnitt wie Stoff ausgezeichnet n bis 39 das Choipersonal herab eines Hof-Theagters würdig waren, so trug auch Frl. M. im (sten Akt ein mit Gold reich durchwirktes ponceaurothes Sammt? fleid nach dem Zuschnitt der Tracht der Edelfräulein des 15ten Jahrhunderts (Die Handlung spielt in dem berühmten und berüchtigten Kastell Binas ko im Jahre 1418.) .

Der neue erste Tenorist, Signor Ferrari Stella, fand Recht allgemeinen Beifall. Die Stimme ist in, den Mitteltönen nicht so schön, als in der höheren Lage, wo sie mit hoher Volubilität und, Reinheit einen Schmelz und eine Wohllauts-Klarhest vereinigt, die in die Herzen

freffen. Wie hinreißend sang er in dem ersten Duett mit Agnes die Schluß⸗ zeile: „I mio cor sentar non pin, Das Geständniß gegen Beatrice: „Si: d'immenso, estremo asfeirto“ hätte, als der Ausbruch laugverholener Liebesglut, leidenschaftlicher vorgetragen sein dürfen. Um so schöner färbte . den Vortrag des Reue⸗Bekenntnisses: „Cessa, cessa ali) iu non Sai, an dessen Schluß er sein Spiel bei den Worten: „Grido bersidi in dem Hinblick auf Filippo zu einer tragischen Größe erhob. Sein Kerker⸗ Gesang: „Anziol di pace“ erschütterte als ein friedeverkündender, von der Luft des Jenseits angewehter Hauch. Wie die neue Gesellschaft überhaupt aus schönen Leuten besteht, so ist auch Heir Stella ein, ansehnlicher, kräf tiger Mann mit leidenschaftlich ausgeprägter Phösiegnomie. Sein Spiel ist lebendig, feurig. Nur bemüht er sich, wie alle itallenischen Sänger, nicht, den Slellungen der Füße eine hübsche Form zu geben, und setzt dieselben stets geradeaus statt auswärts. *. ö ;

Herr Capitini, welcher den Herzog Philipp sang, ist ein Brimg basso mit nicht nur sehr bedeutenden, sondern auch sehr gehaltvollen Mitteln, und bei ihm wird es nur darauf anlommen, sie immer mehr mit den Be= dingungen des Kunstgesanges, deren erste Ebenmäßigkeit heißt, in Ueber⸗

einstimmung zu bringen. Wenn er, sich heute mitunter überbot, so lag dies zum Theil auch schon in der Partie vorgezeichnet. da die modernen italie⸗ nischen Komponisten ihre Tyrannen mit grellen Farben auszustassiren pfle⸗ gen. Daß Herr Capitini in der mit warmem Gefühl gesungenen Cantilene „O divina Agnese“ bei der Stelle „Pace nel mio furor“ letzteres für

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bie Milde der Situation unpassende Wort in „dolor“ umwandelte, bewies ästhetischen Takt. . , . 9

Von der zweiten Sängerin, Sgra. Giovannina i n, wollen wir fur diesmal nur erwähnen, daß ihr Vortrag des Liedes hinter der Scene Beifall fand, der ihr beim wirllichen Auftreten nicht mehr ward, da ihre ganze Eigenthümlichteit sie in Spiel und Gesang mehr auf die

conversationelle Musik als auf jene, welche den tragischen Kothurn um—

rauscht, hinweist. zz Die neuen Decorationen: Atrium des Schlosses von Binaslo, und: Vorhallen der Schloß Gefängnisse, machen dem neuen Derorations Maler Herrn Professor M artinelli aus Bologna alle Ehre. Ueberhauyt war das Ganze so geschmackvoll und luxuriös in Scene gesetzt, daß Heir Jon missions Rath Cerf alle Anerkennung des zahlreichen Publikums. fan, welches, da ein italienisches Theater Vielen noch eine terra incoznile ssy größtentheils aus der fashionablen Welt und der Elite der Gesellschaft be⸗ stand, und dadurch noch einen besonders hohen Glanz erhielt, daß unser erhabenes Königspaar die Oper mit Seiner Gegenwart zu verherrlichen ge— ruhte, umgeben von den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen auses und ben erlauchten Gästen, welche sich in diesen so schönen Herbsttagen zum Besuch am Königlichen Hoflager befinden, und unter denen wir Se. Lönigl. Hoheit den Großherzog und die Erbgroßherzogin von Sachsen⸗Weimar, den Kronprinzen und die Kronprinzessin von Schweden Königl. Hoheiten, die Großsürstin Helene Kaiserl. Hoheit, den Prinzen Karl von Bavern Königl. Hoheit, wahrnehmen konnten. Die Hoffnung, auch Se. Majestät den Kai ser Nikolaus zu sehen, wurde leider nicht erfüllt. Allgemeine Freude erregle das heitere Aussehen unserer allgeliebten Landesmutter, welche au de Seite Ihres eihabenen Gemahls und Bruders zwei Alte hindurch der Vorstellung mit sichtlichem Antheil beiwohnte. Die übrigen Höchsten Herrschaften ver—

blieben bis zum Schluß und verließen das Haus sichibar befriedigt. j

X London, 12. Sept. Die englischen Blätter werden Ihnen vollständige Berichte von der Seefahrt der Königin von England nach Frankreich gebracht haben, und die artige Feder des Herrn Cuvilier Fleury hat auch in dem Journal des Débats dem ganzen Europa die Beschreibung der von Ludwig Philipp ihr bereiteten prächtigen Auf⸗ nahme gegeben, denn, wie Sie wissen, ist das Amt des Hof⸗Jour⸗ nalisten kein unbedeutender Posten in dem Haushalte des Bürger⸗ Königs, und es wird durch diesen Herrn, den bisherigen Hofmeister und gegenwärtigen Secretair des Herzogs von Aumale, würdig ausgefüllt. Nichts störte die aufs höchste belebte Königliche Laune, und die Souverainin von Großbritanien, welche zum erstenmal Windsor und Whitehall verlassen, gab der ganzen Heiterkeit ihres Wesens freien Lauf. Das in der That war der wahre Cha⸗ rakter diefer Zusammenkunft, was wir im Englischen mit „lrolic“ bezeichnen, und was Sie durch den verwandten Ausdruck „fröhlich“ wiedergeben können. Indeß glaube ich, daß der dem Könige Ludwig Philipp abgestattete Besuch und die Konferenz der beiden auswärti gen Minister der größten Mächte des westlichen Europa's auch ern⸗ stere Folgen haben werden. Das Haupt- Thema der politischen Unterhaltung, war, wie Sie voraussetzen können, der Zustand Spaniens. Vor einiger Zeit hat der französische Hof der englischen Regierung die bestimmteste Versicherung gegeben, daß er durchaus keinen Plan hege, die Königin mit dem Herzoöge von Aumale zu ver⸗ mählen? Diese Zusicherungen wurden vom Marschall Sebastiani unter gehöriger Förmlichkeit insinuirt und noch ausführlicher von Herrn Guizot und dem Könige selbst wiederholt. Als Ludwig Phi— lipp über diese Dinge sprach, was er mit seiner gewöhn— lichen Redseligkeit gethan zu haben scheint, sagte er, daß der Sturz Espartero's zu den größten Unglücksfällen gehöre, die seine Familie seit seiner Thronbesteigung betroffen hätten; denn dieser Sturz vergrößere die Wahrscheinlichkeit, daß in Spanien eine Republik hergestellt, und diese spanische Republik, im Einklange mit dem unruhigen anarchischen Geiste in Frankreich, seine eigene Regierung gefährden und am Ende eine Intervention nöthig machen würde. Eine Intervention zu wünschen liege ihm so fern, daß er zweimal die Aufforderung Englands dazu zurückgewiesen habe und zwar zu einer Zeit, wo es mit weit weniger Schwierigkeit und mit weit größerem Nutzen für die Politik Frankreichs hätte geschehen können, wie gegenwärtig. Diese Bemerkungen sind dieselben, die er bereits der britischen Gesandtschaft in Paris mitgetheilt haben soll und sie scheinen nicht ohne Einfluß auf Lord Aberdeen ge blieben zu sein. Ich zweifle aber, ob es bei dem gegenwärtigen Zustande Spaniens für beide Mächte möglich war, sich mitten unter den Gefahren, welche die Ruhe jenes unglücklichen Landes bedrohen, zu irgend einem politischen Verfahren zu verpflichten; ich glaube jedoch, zuversichtlich behaupten zu können, daß sehr bedeutende Schritte gethan worden sind, um in Bezug auf die Vertheidigung des Thrones der Königin Isabella und die Vermählung derselben eine vollkommene Uebereinstimmung der Ansichten zwischen den Kabinetten Frankreichs und Englands wieder herzustellen. Gewiß ist, daß der Besuch der Königin von England zur Zufriedenheit aller Parteien ausgefallen ist. Der Einfluß desselben auf die beiden Länder ist, wenn nicht eben so zufriedenstellend, doch wenigstens sehr charakteristisch. Obgleich man in England nicht an die Abwesenheit des Sonverains gewöhnt und durch den gegenwärtigen Fall etwas überrascht worden ist, so hörte man' doch Überall nur Ausdrücke der Freude, aber zugleich bedauerte man auch, daß sie nicht nach Paris gehen würde. Einige von den Häuptern der Whig-Partei machten in der That in Lord Palmer— ston's Privatzirkel ihrem Verdrusse Luft, über den Besuch des engli— schen Hofes, der so schmeichelhaft für eine Macht ist, die sie so gern verdächtigen, anklagen und beleidigen. Aber, diese Gesinnung herrscht nur im Examiner und in einigen Kotterien, die große Mehrzahl des englischen Volkes ist erfreut über die Reise. . 1

Nicht so die Franzosen d. h. diejenigen von ihnen, die unter der Ruthe des Journalismus oder durch denselben leben. Je aus— gezeichneter die Aufmerksamkeit der Königin Victoria gegen Ludwig Philipp und seine Familie war, um so weniger schmeichelte dies, scheint es, Frankreich, und es ist sehr zweifelhaft, ob noch gute Erziehung und ritterliche Gastfreundschaft genug in Frankreich vorhanden sind, damit der Besuch der Königin von England einer bedeutenden Klasse der Bevölkerung ein Gegenstand der Freude sein könnte. Im Privat⸗ leben sind die Franzosen vielleicht das am wenigsten gastfreundliche Volk und Privatsitten haben zuletzt Einfluß auf die öffentliche Ge sinnung der Völker.

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Ft Brüssel, 13. Sept. Die Königin Victoria wird heute oder morgen in Ostende den belgischen Boden betreten und nicht wie in Frankreich Anstand nehmen, auch die Hauptstadt mit ihrer Gegen— wart zu beehren. Kein Bedenken könnte auch obwalten, Brüssel zu besuchen, wo nie die mindeste Sicherheits-Maßregel nöthig war, wo der König, den Arm der Königin bietend, wie ein einfacher Bürger zu Fuß sich unter die wogende in freundlicher Ehrerbietung grüßende Menge begiebt, um an den öffentlichen Vergnügungen Antheil zu nehmen. Belgien hat, wie jeder Kontinentalstaat, seine Fabrikanten, welche England als die Hauptquelle der bedrückten Lage der inländi— schen Induͤstie ansehen, es zählt, wie jeder Staat, seine mit der Re⸗ gierung Unzufriedenen, es hat seine Demokraten, Republikaner, allein eine gesuchtePllversion, eine gehässige Sprache über den Besuch, wo— mit die mächtigste Königin das Land und seinen Fürsten beehrt, wird sich hier nirgends zeigen; die National-Garde, weit entfernt, daß sich darin eine Opposition zeigen sollte, wird bei der nicht ausbleibenden zahl= reichen Revue nur Demonstrationen der lebhaftesten Frende zu erken nen geben. Welch schöneren Gebrauch können auch Fürsten von dem tiefgreifenden Einflusse machen, den ihre Persönlichkeit auf das Volk auslibt, in dessen Augen sie der sichtbare höchste Repräsentant der Volksgesammtheit sind, als wenn sie durch ihre persönliche Annähe⸗ rung auch die Völker sich einander zu nähern, durch ihre Freundschaft ine Völkerfreundschaft zu gründen, Mißverständnisse zu heben und buch ihren Handschlag die Herzen der Nationen zu vereinigen suchen? Wer könnte verkennen, daß das zehnjährige freundschaftliche Einverständ⸗ niß zwischen England und Frankreich wesentlich zur Erhaltung des europäischen Friedens beigetragen, und nicht die Irritation beklagen die sich seit 1840 der beiden Nationen bemächtigt, die sich aber in Franhreich oft auf eine so kleinliche, einer großen Nation unwürdige Weiske zu erkennen gegeben hat? ;

J Frankreich beklagt sich über das Unrecht, das England in der vrientalischen Frage gegen es begangen, obgleich eigentlich nur die Alles aufregende und zu weit grelfende Politik von Thiers unterle— en ist und mit ihr ein orientalischer Despot, der die gewöhnliche vrannei mit einer der europäischen Civilisation entlehnten, aber ins Große ausgeführten industriellen Eigenschaft verbunden hat den An⸗ bau der Baumwolle betrieb, wie die alten Könige Pyramiden ö und das ganze Land gern in eine geistlofe Kattun? hen schinerie verandelt hätte. England hatte freilich auch bi dieser Frage seinen Handels⸗-Vortheil verfolgt. Der Alles ö polisirende Vice⸗König war seinem Interesse, welches bei den übri n Nationen Handelsfreiheit verlangt, entgegen. Allein das kann ien el befremden. In dem jetzigen Völkerleben, wo die Rücksicht auf ö. eigenen Vortheil ein wesentlicher Bestandtheil der Politik ist, kann man

509 nur wünschen, daß das Einzel ⸗Interesse so viel wie möglich mit der allgemeinen menschlichen Kultur Hand in Hand gehe. Tie von Eng⸗ land befolgte Politik, die in der orientalischen Frage mit Offenheit ohne Hinterlist gehandelt, war daher kein Grund zu jener Ani mnosir it die sich später als bloße Reaction in Frankreich bei der Frage u, das Durchsuchungs-Recht der Schiffe zeigte, eine Frage, wobel Eug⸗ land durchaus vorwaltend ein menschenfreundliches Interesse verfolgte wie Niemand in Abrede stellen wird, der sich der edlen Bestrebun gen von Wilberforce erinnert, der endlich nach jahrelanger unermüdlicher Thätigkeit einen solchen moralisch-religiösen an Fanatismus gränzen den Enthusiasmus im Volke hervorgerufen, daß das Parlament ge zwungen war, die nothwendigen Hunderte von Millionen Francs für die Aufhebung der Sklaverei in den Kolonieen auszusetzen. Jetzt,

englische Regierung durch entschiedene Maßregeln, dieselbe auch bei anderen Natsonen aufzuheben. Doch von welcher Art das Verhältniß zwischen England und Frankreich auch immer sein möchte, nim— mer hatte man eine so unwürdige Sprache von französi⸗ schen Blättern erwartet, die sich als Vertreter einer öffentliche Geltung Anspruch machenden politischen Meinung ansehen. Bewegt Euch nur der Geist, der stets verneint, so müßt Ihr in Euch selbst zerfallen; denn das Leben der Völker bedarf mehr wie je positiver, organischer Lebens-Prinzipien, die aber auf einem von Selbstsucht, Zweifel, Zwietracht oder Haß geschwängerten Boden nicht gedeihen können. ö

Wir haben seit mehr als 10 Jahren eine in der inneren wie äu ßeren Politik lehrreiche Periode durchgemacht. Die früher gepriesensten Therricen, von denen man das Volksglück erwartete, haben sich immer mehr in ihrer Leerheit oder doch nur negativen Werthe gezeigt. An— statt Geist und Herz der Völker zu heben, haben sie meist dieselben niedergedrückt: die Resultate davon zeigen sich überall, und am mei sten in den Ländern, wo jene Theorieen besonders zur Herrschaft ge langt sind. Ueberall offenbart sich ein Unbehagen, ein Bedürfniß, ein Sehnen nach organischen, gesellschaftlichen Prinzipien, welche das Element der Freiheit als einen wesentlichen Bestandtheil, als eine Garantie der Perfönlichkeit, als einen Hebel gesellschaftlicher Thätig keit in sich aufnehmen, dasselbe aber mit allem Guten, Menschlichen mit Moral und Religion, mit Wissenschaft und Kunst, Handel und Industrie, nach tieferer Erforschung der Natur dieser organischen Tebenszweige, in Uebereinstimmung bringen. Eine neue Bahn eröffnet sich für die Bestrebungen der tiefer blickenden Staatsmänner, für alle das Bessere wollenden Gemüther jedes Standes; aber eine Bahn, die nur bei friedlicher Entwickelung des Völkerlebens angebaut und . folgt werden kann. Daher wollen wir den Frieden preisen und alle Ereignisse, wodurch derselbe von fern oder nah . festigt werden kann. Sei daher der Besuch der Königin von England als ein Zeichen des Friedens und der friedlichen, freundlichen Annä— herung des Volkes in Belgien mit der lebhaftesten Freude begrüßt. UÜnsere Großstädte schicken sich an, den hohen Gast auf eine einfache, aber würdige Weise zu empfangen, und wir hoffen, über den Empfang in Brüssel bald das Nähere melden zu können.

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Zürich, 11. Sept. (N. 3. 3.) Verschiedene Blätter theilen nun auch die Protestationen mit, welche theils die neuchateller, theils die freiburgische Tagsatzungs-Gesandtschaft gegen den Beschluß vom 31. August eingereicht haben. Sie stehen wesentlich auf demselben Standpunkte, wie die Kollektiv-Protestation der Stände Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug; sind aber in angemessenen Ausdrücken abgefaßt. Diejenige von Freiburg könnte man eine französische Paraphrase der fünfortigen nennen; nur die Androhung von ferneren Schritten zur „Aufrechthaltung des Bundes-Vertrags in allen seinen Bestimmungen“ ist weggeblieben. Das gilt auch von der Protestation von Neuchatel, mit dem Unterschiede jedoch, daß diese den bundesrechtlichen Standpunkt rein und ohne Beimischung von konfessioneller Beziehung festhält. .

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Ferrara, 6. Sept. Ob die Regierung in der Beilegung der bologneser Unruhen selbstständig verfahren, oder im Auslande um Hülfe nachsuchen werde, darüber cirkuliren im Publikum sehr wider⸗ sprechende Gerüchte. Bei gleicher Veranlassung dürften gleiche Maß⸗ regeln, wie im Jahre 1831, ergriffen werden. Indessen mehrt sich die Zahl der in die Gebirge zerstreuten Unzufriedenen von Tag zu Tag. Sie beabsichtigen einen Guerillakrieg. Viele von ihnen sollen wohl—⸗ habende Leute und die meisten vollständig armirt sein. Zur Zeit stehen sie in den schluchtigen Appenninen nach Pistoja und den Bagni della Porretta zu. Die florentinische Regierung hat 290 Dragoner an die päpstliche Gränze zur Wacht geschickt.

Gleiches wird von Modena aus geschehen. (Anderen Berichten nach sind obige Sagen übertrieben.)

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Paris, 12. Sept. Telegraphische Depesche aus Spanien.

Perpignan, 10. Sept. Am Sten war die Lage der Stadt Barcelona noch ungefähr dieselbe, wie am Tag zuvor; gegen Abend sollte das Fort Monjuich sein Feuer auf das Fort der Atarazanas wieder beginnen. Es hatte bereits die Batterieen demontirt, welche auf Barcelonette (den Hafenort) und die Citadelle gerichtet worden waren; der General-Capitain hat die Kanäle abgraben lassen, durch welche ein Theil der Brunnen (in dem von den Insurgenten besetzten Theil der Stadt) genährt wird: es giebt aber in Barcelona viele Ziehbrunnen.

X Paris, 12. Sept. Die Reihe der Dokumente, welche bei Anfang des Aufstandes zu Barcelong erschienen sind, wird durch fol⸗ gende Depesche vervollständigt, welche der die Functionen eines Ge⸗ neral-Capitains einstweilen versehende General Aballe am Zten an die constitutionellen Alkalden gerichtet hat:

„Ein neuer Aufstand gegen die Regierung erklärt sich heute in dieser unglücklichen Stadt. Das dritte Frei⸗Bataillon von Freiwilligen, unter den Befehlen des Don Franzislo Riera, hat nicht allein sich nicht auflösen wol⸗ len, sondern es hat sogar den Besehlen des Gouverneurs des Platzes und den meinigen den Gehorsam verweigert. Es hat sich verstohlener Weise in dieser Racht durch eine der Breschen der Mauer in die Stadt geschlichen, und seine Bemühungen mit denen des anderen Frei⸗Bataillons vereinigend, das in der Atarazanas steht und ihm Artillerie gegeben hat, hat es sich auf dem San Jaime-Platz verschanzt, und Kanonen am Eingange aller dahin führenden Straßen aufgestellt. Ich kenne die Forderungen dieser Revolu⸗ tionairs nicht, obgleich man sagt, sie hätten eine Fahne mit der Devise der Republik. Dieser' Alt der Feindseligkeit hat Bestürzung über diese volt- reiche Stadt verbreitet. Da ich kein spanisches Blut vergießen, noch an= dererseits die Streitkräfte, die ich befehlige, dem Gelächter aussetzen will, ruhiger Zuschauer von Revolutionen, die eben so sehr der Regierung ent⸗ gegen, als für den ehrenwerthen und friedlichen Einwohner nachtheilig sind, habe ich mich in diese Citadelle mit den Truppen zurückgezogen. Bis zu diesem Augenblicke hat die Bevölkerung von Barcelong keinen Theil an dieser Demonstration genommen. Die National-Miliz hat sich nicht ver⸗ sammelt, in dem Glaüben, daß der Appell, der geschlagen wurde, nicht von mir anbefohlen sei. Da dergleichen Unruhen ihren Einfluß nicht allein auf diese Hauptstadt äußern, sondern auch auf, die industriellen und kommerziel= len Verhaͤltnisse des übrigen Theils des Fürstenthums zurückwirken, so habe

nachdem dieses große Opfer einmal gebracht ist, sucht natürlich die

3 Ihnen, eisung zukommen lassen zu müssen geglaubt, auf daß Sie die mr, versammeln, wenn Sie das für zweckmäßig halten, und daß ie dieselbe in dieser Hauptstadt agiren lassen, um die Ruhestörer zur Ord⸗

nung zurückzuführen.

Zu diesem Iwecke richte ich dieselbe Depesche an den

866 Theil der Stadte des Fürstenthums. Wenn die Armee allein in sese Nevolutions⸗Fragen sich einmischte, würde man nicht verfehlen, sie der

auf laufen zu verh

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, . eine tyrannische Macht darzustellen, welche ihre Mitbürger un—⸗ ckt.

9 (Gez) Der zeimweilige General-(Capitain Ab alle.“ ̃ om Iten erfährt man noch aus Barcelona, daß die neue Volls⸗ zunta ein Dekret erlassen hat, wodurch alle Civil und Militair⸗

Beamten, die binnen vier und zwanzig Stunden nicht persönlich das

vo er 3. 6 g . . 6 don der Junta erhobene Banner anekkannt und sich zur Verfügung

derselben gestellt haben werden,

, als abgesetzt erklärt werden. Ein gel werde , Blatt bemerkt dazu, durch diese Maßre⸗ 1. , ö. d die wahren Freunde der Freiheit kennen Volln achten d ch ien hat der zeitweilige General- Capitain, von den ,, . debrauch machend, die ihm das Bestehen des Belage⸗ , , verleiht, Am (ten den Hafen von Barcelona in Blo⸗ 34 6 erklärt. Die Küsten-Wachtschiffe sind aus dem Hafen

, . nr, dessen Eingang zu kreuzen, jedes Schiff am Ein⸗ sindlichen Ech . zu wachen, daß alle im Hafen be⸗ gangen seich. vier und zwanzig Stunden unter Segel ge⸗

Die Volks- 65 ö wende' in? ät Remmission hat sich an den, Brigakier Castts ge= ten i , . Bitte, er möge den Ober Befehl über die insurgir⸗ J übernehmen. Er hat aber eine bestimmte Weigerung 6.3 . 146 . endlich, um jede Gefährde zu vermeiden, heute ,. neral Arbuthnot sich nach Valencia eingeschifft.

3 . . eingegangenes Privatschreiben vom 2 ö derödet: alle Personen, die einige Mittel glusstand 56 aus in Furcht vor den Folgen, welche dieser neue Ausstand nach sich ziehen kann. Doch scheint der Zustand der Stadt zu gewaltsam, als daß er lange dauern könnte. Es ist nur zu be⸗ fürchten, daß es zu einem blutigen Zusammenstoße kommen wird.

We j R * h h 6 . Wenn nicht Abfall unter den Truppen eintritt, welchen man für jetzt

nicht zu fürchten scheint, wird es der Insurrection schwer werden, J w 9 5 ? . j * 2 sich halten zu können, zumal wenn nicht auch in anderen Städten

des Landes zu gleicher Zeit ähnliche Bewegungen ausbrechen. Wenn aber die Regierung nicht einmal für alle mal energische Maßregeln ergreift für Wiederherstellung und Aufrechthaltung der Ruhe, wenn he nicht nach Catalonien feste Behörden schickt, welche dem Gesetze Achtung zu verschaffen wissen, so wird man eine Stadt fliehen müssen,

die sei gui a sr Nos 1 63 . ö . , z 2 die seit einiger Zeit besonders der Heerd der zügellosesten Anarchie ist.“

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. Man sagt nun, die Regierung zu Madrid wolle den General Llander, der selbst Catalonier ist und schon früher einmal längere Zeit als General-⸗Capitain zu Barcelona sich befand, bis er zum Minister unter der Königin Christine ernannt wurde, aufs neue dahin schicken, aber Lerselbe weigere sich entschieden, diesen Posten anzunehmen.

Die heute eingetroffenen Blätter aus Barcelona vom Hten brin⸗ gen abermals eine ganze Reihe von Proclamationen; nur der Con⸗ stitucional, das Diario und die Union sind aber angekommen, der Imparcial, das Organ der moderantistischen Partei, fehlt und wird wahrscheinlich unter den gegenwärtigen Umständen am Erscheinen verhindert sein. Die Ernennung des Generals Castillon zum Gou⸗ verneur des Platzes Gerona und General⸗Kommandanten jener Pro⸗ vinz dürfte daselbst gut aufgenommen werden, da dieser General schon früher, denselben Posten bekleidend, sich die Achtung und Zuneigung der Einwohner zu erwerben gewußt hatte.

Die Rachrichten aus Sevilla werden gleichfalls immer bedenk⸗ licher, man hat Truppen-Verstärkungen für diesen Platz von Cadix und Granada verlangt, aber von beiden wurde erwiedert, daß man daselbst der Truppen selbst bedürfe, um die Ordnung zu erhalten. Nun scheinen von Cordova einige Abtheilungen Truppen nach Sevilla abgegangen zu sein, aber auch in Cordova selbst herrscht Mißver⸗ gnüigen in Folge der Erpressungen, welche man sich dort gegen das

Volk erlaubt hat. Das Verlangen nach einer Central-Junta spricht sich im ganzen Süden immer energischer aus, und wenn vollends die unsellgen Begebnisse von Barcelona bekannt werden, so ist noch Schlimmeres zu fürchten. Auch in Reus in Catalonien scheint eine Bewegung zu Gunsten der Central-Junta Statt gefunden zu haben, so daß Prim sogar von der Stadt sich verlassen steht, die auf seinen Ruf zuerst das Banner der Empörung gegen die vorige Regierung erhoben hatte. . 8er bien

Belgrad, 6. Sept. (Oester. B.) Heut ist der Bestäti⸗ gungs-Berat für den neuen Fürsten Alexander Kara Georgiewitsch aus Konstantinopel in Belgrad eingetroffen. Die feierliche Publica⸗ tion desselben soll jedoch, dem Vernehmen nach, erst am 14ten d. M., als dem Jahrestage der ersten Wahl des neuen Fürsten, stattfinden.

Moldau und wallachei.

Bucharest, 21. Aug. (Preßb. 3.) Endlich hat der Fürst Bibesco beschlossen, seine Reise nach Konstantinopel am 28. August anzutreten. Es verlautet rücksichtlich dieses Beschlusses, Se. Durch⸗ laucht müsse von Konstantinopel Nachrichten erhalten haben, daß die Angelegenheiten Serbiens so gut als beigelegt seien, und somit unser Fürst keinen Anstand mehr zu nehmen habe. Es ist dies sehr wahr⸗ scheinlich, da wohlunterrichtete Personen behaupten, die Verzögerung dieser Huldigungsreise habe einzig und allein Serbiens Wirren zum Grund gehabt.

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Konstantinopel, 30. Aug. (Oester. B.) Reschid Pascha, der nach seiner Rückkehr aus Paris zum Statthalter von Adrianopel ernannt worden war, ist dieses Postens enthoben, nnd durch den bisherigen Kaimakam von Silistria, Hafiz Pascha, ersetzt worden, welcher letztere zugleich mit der Würde eines Müschirs bekleidet wurde.

Der gegenwärtig hier befindliche Mirimiran und ehemalige Gou⸗ verneur von Rhodus, Hadschi Ali Pascha, ist zum Statthalter von Bosuk, und Aschkar Ali Pascha, ehemaliger Gouverneur von Tripo⸗ lis, zum Statthalter von Siwas ernannt worden. Der bisherige Ferik (Divisions- General) und Präsident des Kriegsraths, Neschid Pascha, wurde zum Müschir der Armee von Rumelien befördert. Die n. erledigte Präsidenten-Stelle hat der Ferik Bekir Pascha erhalten.

SEisenbahnen.

Posen, 15. Sept. Pos. 3) In der Stadtverordneten Ver⸗ sammlung vom vorigen Dienstage wurde beschlossen, daß sich die Stadt Posen bei einer direkten Eisenbahn- Richtung von Frankfurt a. O. Über Posen nach der Weichfel, unter Zinsen Garantie des Staats, mit einem Actien-Kapital von 100,000 Rthlr. betheiligen solle. Wenn nun auch diese Betheiligung zu den erfarber ich. be⸗ nen von 8 bis 10 Mill. Nihlr. für dis ganze, wabid,, , d, deutend ist, so zeigt sie doch, daß die Vertreier e

tigkeit der Sache erkannt haben. 6 . Brauuschweig, 14. Sept. Ge, gen einem sic selbt fand auf der r Eisenbahn ein Bersuch mi J.