1843 / 104 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Oesterreichische Monarchie.

O Wien, 7. Okt. Während in mehreren deutschen Staaten der Verschleiß und sogar Gebrauch der Frictions Zündprodukte ver⸗ boten ist, hat bei uns die Hof— Kanzlei die Erzeugung derselben als eine freie Beschäftigung erklärt, deren Betrieb blos durch Anmeldung bei der Orts Behörde, Behufs der Lösung des Erwerbsteuerscheins bedingt ist. Aus polizeilichen Rücksichten sind jedoch die Erzeuger zur Nachweisung eines geeigneten Erzeugungs Lokals, Angabe der Be standtheile, aus welchen, so wie der Art und Weise, in welcher derar tige Zündprodukte fabrizirt werden, verpflichtet, so wie zur Beobach⸗ tung aller Vorsicht zur Verhinderung von Ünglücksfällen; auch sind demselben insbesondere alle ene speziellen Vorsichtsmaßregeln vorzu schreiben, welche von den berufenen Behörden des Ortes nach Be⸗ schaffenheit der Umstände für jeden Fall eigens nothwendig befun den werden.

Dagegen hat die Hof⸗Kammer in mehreren Provinzen eine Beschrän⸗ kung des Seiler-Gewerbes angeordnet. Es wurde dabei von der Betrachtung ausgegangen, daß die Erzeugnisse dieses Arbeitszweiges bei der Schifffahrt, dem Bergbau und bei Bauführungen, dann selbst bei der Boden- Bewirthschaftung mit dem Leben und der Gesundheit der Menschen, so wie mit der Sicherheit des Eigenthums, in viel⸗ fachen Beziehungen stehen. Da es sonach aus öffentlichen Rücksichten nicht rathsam erschien, daß die Ausübung der Seiler⸗Profession ohne Einwirkung und Ueberwachung der berufenen Behörden bleibe und aus diesem Grunde die erwähnte Gewerbs Beschäftigung in einigen Provinzen bereits auf die Nachsuchung der Befugniß zu deren Aus übung beschränkt ist, so ist auch für alle übrigen Provinzen die An ordnung erfolgt, das Seiler-Gewerbe aus der Reihe der freien Be— schäftigungen auszuscheiden und dasselbe den der Befugniß-Verleihung

unterliegenden Kommerzial Beschäftigungen anzureihen. anker ich

Paris, 6. Okt. Heute, am Geburtstage 70stes Jahr vollendet hat, findet ein großes Diner zu St. Cloud statt; mehrere Mitglieder des diplomatischen Corps sind dazu einge— laden.

Mehrere Blätter hatten die Genugthuung, welche Frankreich für die seiner Flagge und seinem Konsul, zu Jerusalem zugefügte Be⸗ schimpfung von der ottomanischen Regierung erhalten, für höchst un befriedigend erklärt und die Meinung ausgesprochen, daß die Genug thuung an demselben Orte hätte gegeben werden müssen, wo die Beleidigung stattgefunden, also in Jerusalem, woselbst, und nicht zu Beirut, die französische Flagge hätte aufgepflanzt und von dem tür kischen Geschütze begrüßt werden sollen. Darauf läßt das Ministe rium heute im Montiteur parisien

es Königs, der sein

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entgegnen: „Die Einwen⸗ dungen, oder besser gesagt die kleinlichen Kritteleien, welche gegen eine so förmliche und deutliche Genugthuung erhoben werden, beweisen von Seiten ihrer Urheber nur eine vollkommene Unkenntniß und ein gänz⸗— liches Mißverstehen der französischen Interessen in der Levante. Wenn die Sache späterhin in den Kammern zur Sprache kommen sollte, wird die Regierung ohne Zweifel, darauf zu antworten sich beeilen. Nichts scheint uns leichter, und wir glauben, es könnte ihr nur zum Nutzen gereichen, wenn die Sache dort erörtert würde.“ Die Oppe— sitions Blätter finden sich durch diese Entgegnung natürlich wenig zufriedengestellt und auch die Presse bleibt dabei, zu erklären, so viel sei gewiß, daß, Dank der Intervention Sir Stratford Canning's, die französische Flagge, die auf der Wohnung des französischen Kon suls zu Jerusalem aufgepflanzt gewesen, künftig dort nicht mehr wehen solle.

Die Unterhandlungen mit England über einen Handels-Traktat dauern noch fort. Die Quotidienne meint, es sei den Engländern jetzt vor allen Dingen darum zu thun, die ungeheure Menge Eisen os zu werden, welche sie in ihren Magazinen liegen hätten. „Da alle englische Eisenbahnen fertig sind“, sagt dieses Blatt, „so hat der Begehr sehr nachgelassen, und man wird sich der unermeßlichen Menge Eisens, welches man noch vorräthig hat, durch Absatz in anderen Läudern mit großem Verlust entledigen müssen., Ein Handels Traktat zwischen Frankreich und England würde natürlich Stipulationen zu Gunsten des englischen Eisens enthalten. Aber es unterliegt keinem Zweifel, daß selbst die geringste Zoll-Reduction, die diesem Eisen den Weg nach Frankreich öffnete, ein Todesstreich für unsere Fabriken sein und den französischen Markt auf der Stelle den englischen Produzen ten in die Hände liefern würde. Um sich von der Richtigkeit dieser Behauptung zu überzeugen, reicht es hin, den Preis des Eisens in den beiden Ländern zu vergleichen und zu dem des englischen Fabri⸗ kats den Zoll und die Fracht hinzuzufügen. Man wird dann aus dieser Vergleichung ersehen, daß eine Zoll-Verminderung, so gering sie auch sein möchte, die in Frankreich gefürchtete und in England ge wünschte Wirkung hervorbringen würde.?

Ein Artikel des Journal des Débats über die irländische Agitation, welche von diesem Blatt unumwunden gemißbilligt wurde, wär Herrn O'Eonnell in die Hände gefallen, und er hatte darin den Ausdruck des Gedankens der französischen Regierung und Ludwig Philipp's selbst erkennen wollen. In dieser vorgefaßten Meinung fedete er am 28. September zu Dublin die Mitglieder des Repeal Vereins an, nannte das Journal des Déhats das persönliche Blatt, warf demselben Bestechung vor, erging sich dann in den ärg sten Schmähungen gegen den König der Franzosen und seine Regie rung, erhob dagegen den älteren Zweig des Hauses Bourbon und schloß damit, den Herzog von Bordeaur, falls dieser nach Paris zie ben wolle, eine irländische Brigade anzubieten. Alle pariser Blät ter, mit einziger Ausnahme der legitimistischen, die ihre heimliche Freude über jene Rede nicht verhehlen können, sprechen ihren höch sten Unwillen gegen O'Connell's Invektisen aus. Mit den Ultraliberalen hat er es überdies durch seine legitimistischen und ultramontanen Sympa thieen verdorben, und der National hält ihm eine nicht minder ernste

Strafrede wie das Journal des Dabats. „Sein Benehmen“, sagt jenes Blatt, „ist eben so albern als undankbar. Indem O'Connell der Ti limi sischen Partei gegen Frankreich beistehen will, hat er mehr ö. Cel nnen zu Rath gezogen, die ihm einst bei den Jesuiten zu t. Omer eingepflanzt wurden, als die eines echten Irländers. Und wenn es wahr ist, daß Irland dem Ehrgeiz der Könige von Frank— reich etwas. schuldiz geworden, so sind doch die Dienste, welche sie dem irländischen Volle erwiesen, längst ausgelöscht durch die brüder⸗ ö chen, um sich seinen Feinden an ö. . gebro⸗ bald gereuen.“ Das Journal 94h D zu werfen; es wird ihn irländischen Agitator, freilich von w , . ele, . lich von ganz anderem Gesichtspunkte

aus, ebenfalls vor, daß er, in neuerer Zeit seine Stellun ganz verkannt und sich über die Bedeutung und den Erfol an. Wirkens vollkommen verblendet habe. „Möge Herr ae n ruft es ihm am Schlusse zu, „wenn es noch Zelt ist, den alten Men! schen wieber anziehen! Möge er wieder der O'Connell von 1829 werden, der Mann der möglichen Reformen, statt daß er sich zum Manne unmöglicher Revolutionen hergiebt; dann wird er seinen ehren⸗ vollen Platz in der Geschichte und in der Achtung aller Wohlgesinn⸗ ten wieder erlangen. Was uns betrifft, so finden wir uns durch seinen niedrigen und leidenschaftlichen Ausfall nur sehr wenig berührt; wir

wissen, daß dergleichen anzügliche Declamationen in den Sitten seines Landes liegen und sich aus seinen persönlichen Gewohnheiten erklären lassen, und wir glauben, daß er dadurch mehr sich selbst als uns geschadet.“

Eine Deputation der Fabrikanten und Kaufleute von Elbeuf hatte vor einigen Tagen eine Konferenz mit dem Handels⸗Minister. Es wurden mehrere Fragen erörtert, namentlich in Bezug auf die neuen Märkte, welche sich den französischen Manufakturen in China öffnen dürften. Der Handels-Minister bemerkte in dieser Beziehung, er halte es nicht für räthlich, wie im Jahre 1815 auf so weite Entfernungen hin Speculationen zu unternehmen, ohne zuvor über die Gegenstände, für welche sich eine günstige Ausfuhr erwarten lasse, genügende Auf⸗ klärung zu haben; er sei daher der Meinung, daß man vor Allem die Mittheilungen der Kommission abwarten möge, welche die Negie⸗ rung nach China abzusenden im Begriff stehe. Er fügte noch bei, wenn in den letzten fünf oder sechs Jahren die kommerziellen Bezie— hungen Frankreichs zu den auswärtigen Ländern eine gewisse Ausdeh⸗ nung erhalten hätten, so habe man dies dem Bestreben, bessere Waa⸗ ren zu produziren, als früher, so wie auch einer genaueren Einhal tung von Zuverlässigkeit bei den Sendungen, zu verdanken gehabt. Dieses Verfahren müsse, wenn sich Beziehungen mit China anknüpfen ließen, auch gegen dieses Reich beobachtet werden; das System, Wag ren von schlechter Qualität zu liefern, könne keine Grundlage für dauernde Verbindungen bilden.

Die Regierung hat mit dem „Mentor“ unter anderen Depeschen aus Athen auch eine Cirknlar-Note erhalten, welche der neue Mini ster der auswärtigen Angelegenheiten, Herr Metaras, unterm 4. (16.) September an die Höfe von Paris, London und St. Petersburg ge richtet hat, und worin derselbe die Revolution vom 15. September durch eine Berufung auf Versprechungen der Londoner Konferenz zu rechtfertigen sucht.

Paris, 6. Olt. Die französische Regierung hat von ihrem Gesandten und bevollmächtigten Minister zu Athen, Herrn Piscatory, Depeschen erhalten, deren Inhalt vermuthen läßt, daß die orientali sche Frage von neuem die Wachsamkeit der europäischen Mächte in Folge der Ereignisse zu Athen in Anspruch nehmen dürfte. Es sol len sich nämlich bedenkliche Symptome zu erkennen geben, welche be fürchten lassen, daß die Bewegung nicht auf das eigentliche König reich Griechenland sich beschränken, sondern auch auf die angränzen den türkischen Provinzen, deren Bevölkerung bekanntlich fast durchaus griechischer Abkunft und Religion ist, sich ausdehnen könnte. Herr Piscatory sowohl als auch der französische Minister zu Konstanti nopel, Baron Bourqueney, sollen der Regierung die Nothwendig keit vorgestellt haben, auf die Vorgänge und Ereignisse, die sich von neuem sin Orient vorzubereiten scheinen, ein wachsameres Auge zu haben, und namentlich die französische Schiffs-Station in der Levante, die gegenwärtig außerordentlich schwach ist und besonders nicht ein einziges Linienfchiff, sondern nur einige Kriegsschiffe zweiten Ranges

unter dem Befehle eines Korvetten-Capitains zählen soll, wieder an⸗ gemessen verstärken zu lassen. Demzufolge sind, wie man mir ver— sichert, bereits Befehle aus dem Ministerium hier nach Brest zur Aus rüstung und Bereithaltung von drei Linienschiffen, so wie nach Tou lon zur Ausrüstung des dort gegenwartig abgetakelt liegenden Linien⸗ schiffes „Marengo“ abgegangen, auf welchem der Contre⸗- Admiral Laärey seine Flagge aufpflanzen soll. Dieser Admiral, der aber gegen wärtig hier krank liegt, doch sich wieder besser befinden soll, ist beauf tragt, den Ober-Befehl über die in den Gewässern der Levante sich versammelnde französische Schiffs- Division zu übernehmen, und soll nach Toulon abgehen, um sich auf dem „Marengo“ einzuschiffen, so bald er so weit hergestellt sein wird, um die Reise antreten zu können. GSrossbritanien und Arland.

London, 6. Oft. Seine, Kaiserliche Hoheit der Großfürst Michael von Rußland verweilt noch in Windsor, wo heute ein großes Manöver der dortigen Truppen statt finden wird. Der Großfürst begiebt sich heute noch nach London zurück, und wird, wie es heißt, seine Reise bis in die schottischen Hochlande ausdehnen.

Ihrer Majestät der Königin ist von Seiten des Senats und der Einwohnerschaft Hamburgs durch den hanseatischen Geschäftsträger Herrn Colquhoun zur Erinnerung an die vorjährige Feuersbrunst eine Getdächtniß-Tafel überreicht worden, welche in derselben kunstvollen Form angefertigt ist, wie die, welche den übri gen hülfreichen. Souverainen von Ler Stadt zugestellt wor den sind. Die Malerei auf derselben von Jacob Gensler, enthält außer den allegorischen Verzierungen, die auf eine ge— meinschaftliche Stammes Abkunft der Hamburger und Engländer deu⸗ ten sollen, eine Zeichnung der beiden aus England gekommenen Apostel Winfred (Bonifacius) und Willebad, welche in Deutschland das Christen thum predigten, ferner eine Darstellung der Verleihung der ersten Handels- Privilegien an die Stadt Hamburg durch Heinrich III. im Jahre 1266, welches Bild durch die Portraits der vier Königinnen Englands, Mary, Elisabeth, Anna und Victoria eingefaßt ist, endlich mehrere denkwürdige Gebäude Londons und Hamburgs., Die farbige Goldschrift auf dem Pergament ist im Stole der Renaissance gehal ten. Das Ganze ungeben Verzierungen von Waffen, Fahnen und National⸗Embleme. ;

Die heutigen Blätter geben nach Privatschreiben aus Aden wei⸗ tere Nachrichten über die Strandung des ostindischen Post⸗ Dampf schiffes „Memnon“ an der Küste von Afrika. Das Schiff hatte Bom⸗ bay wegen des im August in den ostindischen Gewässern herrschenden Monsuhn schon am 20. Juli verlassen und bis Aden die noch nicht versuchte direkte Fahrt sehr glücklich bestanden. Es verunglückte am J. August in der Nacht, als ein starker Sturm und die hohe See so heftig auf das Schiff einwirkten, daß die Maschine nicht mehr Krast genug besaß, dasselbe aus der Nähe des Landes abzubringen. Der Küste zugetrieben, stieß das Schiff auf den Grund und schlug um. Die Passagiere und die Mannschaft, so wie fünf, Kisten mit Baar schaften, wurden gerettet. Man hofft indeß, noch in besserer Jahres⸗ zeit auch die Maschine aus dem Schiffe bergen zu können.

In Wales macht sich eine täglich günstiger werdende Stimmung für die Herstellung der Ordnung bemerklich. Eine zahlreiche Ver⸗ sammlung von Leuten aus allen Klassen fand in diesen Tagen bei Neweastle Emlyn statt, wo man ein allgemeines; Bedauern über die vorgefallenen Erzesse ausdrückte und zur Unterdrückung der Unruhen nach Kräften beizutragen beschloß..

Der Missiongir Dr. Wolff hat sich nach London begeben, und wird von hier aus wirklich auf Kosten der dafür gebildeten Gesell⸗ schaft seine Reise nach Buchara nächstens antreten, um über das Schicksal der britischen Offiziere Stoddart und Conolly Erkundigungen einzuziehen. Lord Aberdeen hat in einer Konferenz dem r Wolff erklärt, daß er Alles thun wolle, was in seinen Kräften stehe, um den Erfolg seines Unternehmens zu, fördern. Die Abreise des Dr. Wolff ist auf den 14ten d. M. bereits festgestellt. .

Der alte Graf Grey, der vor kurzem so schwach war, daß man an seinem Aufkommen zweifelte, hat sich so weit erholt, daß er wie⸗ der Spazierfahrten unternehmen kann.

O London, 6. Okt. In der City herrscht die größte Thä⸗ tigkeit in Bezug auf die Wahl eines neuen Parlaments- Mitgliedes,

indem es sich darum handelt, ob diese wichtige Gemeinde durch ihre Entscheidung die Peelsche Getraidezoll⸗Skala verurtheilen solle oder nicht. Herr Pattison hat dabei natürlich die beste Hoffnung, weil er nicht nur aller Liberalen von jeder Schattirung gewiß sein kann, sondern auch gar mancher mit dem jetzigen Getraidegesetz unzufriedene Konservative für ihn stimmen wird. Aber es giebt dort 700 1000 Leute, die noch nie gestimmt haben, ohne dafür bezahlt worden zu sein; und am Ende kömmt es meistens darauf an, wer die Mehrzahl derselben zu bestechen versteht. Daß die Anti Corn⸗Law-⸗League indessen sich für Pattison erklärt hat und Versammlungen zu seinen Gunsten hält, mag gerade nicht zu seinem Vortheil sein: Wright, Cobden u. s. w. sind Fremdlinge in der City, deren Bürger so sehr auf ihre Privile⸗ gien halten, daß die Einmischung dieser Fremdlinge ihre Eifersucht erregen und sie gegen den liberalen Kandidaten einnehmen könnte. Alle Reden, welche O'Connell seit kurzem gehalten, sind viel mäßiger wie früher, und statt anzutreiben, sucht er Priester und Volk zu mäßigen und zurückzuhalten. Ja, er ist so milde geworden, daß auf den bloßen Wunsch des Lord-Mayors von Dublin er sogleich ver sprochen hat, nächsten Sonntag, wo eine große Versammlung in der Nähe diefer Stadt gehalten werden soll, keinen Aufzug innerhalb der Stadt zu veranstalten und mit seinem Volke die Straßen zu vermei— den, wo sich protestantische Kirchen besinden. Auch ist die Rente, von Tausenden wieder auf Hunderte gefallen, und der Standard nimmt von allem diesen Anlaß, die Repeal-Bewegung für todt zu erklären und das Ministerium zu loben, welches dieses wünschenswerthe Resul tat ohne die Vergießung eines einzigen Tropfen Blutes herbei⸗ geführt habe. Ich fürchte jedoch, diefes Journal triumphirt zu früh. In Wales nehmen inzwischen die Dinge eine günstigere Wen Die Gutsbesitzer nähern sich immer mehr dem Landvolke und nehmen Theil an dessen Versammlungen, welche am hellen Tage und vor den Augen der Welt stattfinden. Hier sprechen die Landleute zwar unverholen ihre Klagen aus, zugleich aber auch ihre Mißbilli— gung der nächtlichen Gewaltthaten, welche die Provinz mit Schrecken erfüllt und mit unschuldig vergossenem Blute besudelt haben. Die Regierung zeigt sich auch thätiger, besonders durch das Anerbieten stattlicher Belohnungen für die Entdeckung derer, welche jene Thaten verübt haben, und Begnadigung solcher Mitschuldigen, welche ihre Rameraden angeben wollen. Sollten diese Auerbietungen auch keine unmittelbaren Folgen haben, so müssen sie doch unter den Ruhestörern Miß⸗ trauen gegen einander erregen und neuen Gewaltthaten entgegen arbeiten. Wir dürfen also wohl hoffen, daß wir dort das Schlimmste gesehen, zumal da überall im Fabrikwesen mehr Thätigkeit eintritt und es den Chartisten entweder an Willen oder an Einfluß fehlt, bei dieser Unzufriedenheit auch ihren Ansichten Eingang zu verschaffen. In Schottland hat die Einsetzung so vieler nenen Prediger an die Stelle der ausgetretenen, besonders in den nördlichen Gegenden, so große Gährung verursacht, daß die Civil-Gewalt nicht hinreicht; man hat müssen“ Militair komnien lassen. Die den Widerstand leisten, sind die Landleute, welche mit ihren Predigern zugleich die Kirche ihrer Väter verlassen haben. Auf jeden Fall ist nicht zu leug— nen, daß in Schottland durch die Kirchen- Trennung ein Saame ge säet ist, welcher eben so bittere Früchte tragen wird, als das schlimme kirchliche Verhältniß in Irland. ö Bud⸗

C Mastricht, 5. Okt. Die Kapitel des zweijährigen Bud gets für 181 und 18415 werden in großer Eile votirt; die Kapitel 5, 6, 7 und 8 sind angenommen worden, und zwar das 5te (Inneres) mit 30 gegen 25 Stimmen; das (te (reformirter Kultus) mit 11 gegen 15; das Tte (katholischer Kultus) mit 50 gegen 6 und das Ite (Marine) mit 34 gegen 22 Stimmen. Bis jetzt scheint die Op position, welche sich anfänglich den Ministern so feindselig zeigte, es nur auf den Staats-Rath und das hohe Kollegium abgesehen zu haben, deren Kapitel verworfen worden sind. In diesem Augenblicke werden das Kapitel des Krieges und das der Rolonieen erörtert. Die Armee fürchtet sehr, das Kapitel des Krieges werde angenommen werden, weil es die von den Generalstaaten verlangten Ersparungen enthält, die aber eine Menge tapferer Krieger, deren Dienste von Seiten unserer Deputirten mehr Berücksichtigung verdient hätten, höchst schmerzlich berühren würden. Es dürfte überhaupt auch wohl der Klugheit angemessener gewesen sein, gerade hier sich weniger streng zu zeigen; denn wenn die Umstände es einmal nöthig machen, die Armee auf einen Achtung gebietenden Fuß herzustellen, so werden ungeheure Summen dazu erforderlich sein, und selbst dann möchte es vielleicht nicht einmal möglich sein, sich durch Geld das wiederzuver schaffen, was man verloren hat.

Die Regierung befindet sich unter allen den so divergirenden Meinungen, wie die gegenwärtige Session sie hat hervortreten lassen, in einer' üblen Lage. Keine Regierung, wie gewandt sie auch sei, könnte dergleichen Forderungen befriedigen oder dergleichen Schwan kungen vorhersehen. Wie dem auch sei, die Minister müssen sich Gluck wünschen, solche Siege errungen zu haben; denn mehr als ein Sturm schien dem Staatsschiff zu drohen. Wohin soll das aber zu— letzt führen? Die Zukunft scheint noch immer nicht ohne Besorg⸗ nisse zu sein. . ,

In den nächsten Tagen beginnt die Erörterung der Mittel zur Deckung der Ausgaben. Nach der Ansicht der friedliebenden Perso⸗ nen ist es gut, daß die Ausgaben zuerst bewilligt worden sind, denn wer den Zweck will, muß auch die Mittel wollen.

Die Minister haben, mit einem Worte, einen schönen Sieg er

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rungen, der den durch mehr oder weniger begründete Besorgnisse et⸗ was erschütterten Kredit wieder befestigt. Es ist eine eigenthümliche Erscheinung in einer repräsentativen Regierung, daß zwei. Minister, welche vier Portefeuilles innehaben, wovon zwei interimistisch sind, in einer schwierigen Zeit mehr gethan haben, als vier andere Staatsmänner in gewöhnlichen Zeiten. Ehre ihren Fähigkeiten!

Man spricht noch immer von der Ernennung des Herrn Holtius zum Finanz⸗-Minister, doch weiß man darüber noch nichts Gewisses.

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Paris, 6. Oft. Telegraphische Depeschen aus .

Perpignan, 4. Okt. In den Provinzen , , . . Le⸗ rida sind die Wahlen zu Gunsten der varlamentarischen artei 1 gefallen. Am 29. September war Valencia ui . farische Partei hatte bei den Wahlen mit großer Majorität die Ober— hand behalten. ö. . Perpignan, 5. Okt. Die Diligence, von Barcelona war ge stern noch nicht ʒu Figueras eingetroffen; Amettler (der am 1. Ol⸗ tober noch zu Gerona war) läßt sie nicht passiren.

. Paris, 6: Okt Die , aus . wegen des unterbrochenen Postenlaufs nur bis zum 25sten v. M. Obgleich der Mangel an Lebensmitteln und Geld anfängt, sich in Barcelona auf das empfindlichste geltend zu machen, so ist doch allem Anschein nach der Muth der Insurgenten noch nicht gebrochen, und der Entschluß der Junta, sich bis auf, das äußerste zu vertheidigen, unverändert geblieben. Bei dem gänzlichen Stillstande aller Geschäfte sinden sich gegenwärtig in Barcelona viele Tausende von Menschen, welche nicht wissen, woher sie ihren Lebens- Unterhalt für den laufen⸗ den Tag nehmen sollen. Viele waffenfähigen Männer sind blos, um

den Sold der Freiwilligen zu verdienen, unter die Fahne des Auf⸗ ruhrs getreten. An die übrige kampfunfähige Bevölkerung läßt das Ayuntamiento täglich 13,9000 Rationen Suppe vertheilen, während die Junta aus ihrer Kasse einiges baare Geld für dieselbe hergiebt und außerdem fortwährend Sammlungen zu ihren Gunsten angestellt werden. Aber natürlich können alle diese Maßregeln nicht verhindern, daß das

Elend in der Stadt täglich größer wird. Fleisch ist in ganz Barcelona nicht mehr vorhanden und man muß dasselbe durch gesalzenen Fisch er⸗ setzen. Die vom General Sanz angeordnete Blokade scheint sehr strenge zu sein, und sie verspricht ihren Zweck, die Aushungerung der Stadt, zu erfüllen. Auf einen offenen Angriff, zu dem es übrigens wohl schwerlich kommen wird, haben sich die Insurgenten durch um—⸗ fassende Vertheidungs⸗Anstalten vorbereitet. Die Wälle und die wich⸗ tigsten Punkte der Stadt, namentlich aber der Platz San Jaime, sind mit schwerer Artillerie gespickt, und man hat die Baumwollen⸗Maga zine der Stadt geleert, um die Ballen zur Errichtung von Brustweh ren zu verwenden. Die Junta läßt fortwährend Vorräthe aller Art in die Kathedrale bringen, die wahrscheinlich das Opfer der verzwei felten Gegenwehr der Insurgenten werden würde, wenn die Trupper der Regierung einen Kampf herbeiführten. Die Junta droht, mehreren auf ihren Befehl verhafteten Einwohner der Stadt als Verschwörer einen Prozeß machen zu lassen, von dem zu fürchten steht, daß er auf ein blutiges Ende hinauslaufen werde, Ein französischer Hand— werker, der wegen unklüger Aeußerungen über die Junta, und wegen Verbreitung falscher Nachrichten verhaftet war, ist nur durch das nach— drückliche Einschreiten des Herrn Lesseps, welcher zugab, daß der An— geklagte unrecht gehandelt, der aber bestritt, daß man das Recht habe, hn vor eine Militair-Kommission zu stellen, gerettet worden. Auch in der Gewalt der Regierungstruppen befinden sich einige Gefangene, deren Schicksal Besorgnisse einflößt. So namentlich der Secretair der Junta, Herr Montenäé y Romä, der bei Martorall gefangen ge⸗ nommen worden ist, und der Kommandant eines der Bataillone der barceloneser Freiwilligen.

Der Oberst Amettler befand sich noch am UIsten d. M. in Ge— rona, mit dessen Einwohnerschaft er übrigens in einem so gespaunten zerhältnisse steht, daß er sich veranlaßt gefunden, die dortige Natio⸗ nal-Garde zu entwaffnen. Die Truppenmacht unter seinen Befehlen soll jetzt nicht mehr als etwa 1000 Mann betragen, Es scheint, daß Amettler sich durch die Brandschatzungen der wohlhabenden Ein— wohner von Barcelona die lebhafte Ungunst der öffentlichen Meinung in dieser Stadt zugezogen. Wer die von ihm ausgeschriebenen Con. tributionen nicht zahlt, wird ohne weiteres ins Gefängniß geführt. Mehrere klein Kolonnen des Amettlerschen Corps durchziehen die Provinz Gerona gleichfalls, um Contributionen aus den kleineren Ortschaften derselben beizutreiben.

Die Insurgenten von Olat sollen sich Ripolls bemächtigt haben, dagegen aber sind sie bei einem Versuche gegen Puycerda gänzlich gescheitert. .

Im südlichen Spanien gährt es fortwährend, ohne daß indessen bis jetzt in irgend einer der bedeutenderen Städte ein Ausbruch der feindseligen Gesinnungen gegen das Ministerium Lopez zu Stande gekommen wäre. In Sevilla, Granada, Segovia und Cordova war die Partei des Pronunciamiento indessen bereits so nahe daran, die Oberhand zu gewinnen, daß man die Ruhe der genannten wichtigen Städte auch nicht einmal für die nächsten 24 Stunden als gesichert betrachten kann.

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X Lissab on, 26. Sept. Bekanntlich hatte die Regierung unterm 22. April d. J. ein Dekret erlassen, wodurch verfügt ward, daß alle bis dahin im Rückstande befindlichen Zahlungen von Gehal ten, Pensionen und anderer Verbindlichkeiten des Staates suspendirt, dagegen von jener Epoche an diese Gehalte, Pensionen u. s. w. jeden Monat regelmäßig, aber mit einer Reduction um die Hälfte, ausge zahlt werden sollen. Damals hatten alle Betheiligten ihre Befriedi⸗ gung mit dieser Maßregel geäußert, durch welche sie wenigstens der dringendsten Noth entrissen zu werden hofften, wenn sie auch nur die Hälfte dessen erhielten, was ihnen von Rechts wegen zukam. Ihre Hoffnung aber, daß die Auszahlung dieser Hälfte wenigstens richtig erfolgen werde, ist nicht in Erfüllung gegangen, denn bereits wach sen wieder neue Rückstände mehrerer Monate seit jener Zeit an, und die alten Klagen ertönen wieder auf allen Seiten. Die Finanznoth scheint das unvertilgbare Erbübel der Länder der iberischen Halb insel zu sein. ;

. Die Regierung hat die offizielle Nachricht erhalten, daß die Ra tificationen des zwischen Portugal und der hohen Pforte abgeschlossenen Handelsvertrages zu Konstantinopel durch Vermittlung des englischen Botschafters, Sir Stratford Canning, daselbst ausgewechselt wor— den sind.

Ein Schreiben aus Elvas vom 11ten d. giebt einige nähere Notizen über das Komplott, das man zu Estremoʒ entdeckt hat. Am sIten um 10 Uhr Morgens empfing der Kommandant der 7. Militair⸗ Division (zu Elvas) eine Zuschrift vom Civil-Gouverneur von Evora worin ihm dieser mittheilte, daß ein Agent von Estremoz angekom⸗ men sei, um das K. Jäger-Bataillon zu verleiten, beim Einrücken in Estremoz die Constitution von 1838 auszurufen; der Agent suchte die Leute dieses Regiments glauben zu machen, diese Manifestatlon werde zu gleicher Zeit und im Einverständnisse mit dem Regimente Nr. 14 gemacht. Der General schickte daher ungesäumt seinen Chef des Generalstabs und einen seiner Adjutanten dem genannten 6. Bataillon entgegen, mit dem Befehle, sogleich die Lieutenants Alejo und ,, und mehrere Capitaine des 14. Regiments, den Unter Lieutenant Monzao und den Kapitain Montero von den . ihrer Stellen zu entsetzen. Durch diese Maßregeln wurden die Pläne der Anarchisten vereitelt. Der General ließ noch außerdem das Reiter Regiment Nr. 5, das unter den Befehlen des Obersten , n und das te derselben Waffe, das unter den . ea , r. Barros zu Elvas stand, nach Estremoz kom⸗ ,, . k dem besten Geiste beseelt, gegen die . ö ö. ö bestätigen vollkommen, daß bildet . e,, ,,. juntas regeneradoras ge⸗ 4 die mit den Esparteristen in Spanien in Berührung ö. . , wegen Unterdrückung der vier Aingehe den 1 1 . . neh u e eh ö. derrin gt h en ihnen zunächst gelegenen Diözesen

TG* . 8 . Wahrend der Krankheit des Herrn Costa Cabral versieht sein Bruder die Geschäfte seines Ministeriums, jedoch stets i wi tigeren Fällen vor der zu treff . , n n stets ihn bei wich⸗

Man faßt Tu ö zu reffen ö Entscheidung zu Rathe ziehend. die Königin gui h ,,,, . Tcrerita werde Am 22sten wuldẽ hin en. n die Yronmñ Alemtejo begleiten. FRonigũ mn inne , er Jahrestag des feierlichen Einzugs der deste r iwar! . ]. . nachdem die feindliche Armee Dom Miguel's orstelluyng 4 gangen. Ihre Majestãt wohnte Abends der n n. per Lucia im Theater San Carlos bei. Auf dem Parterre bemerkte man auch den G 1 Zur . gen Vlide bn . en General Zurbano, der die neugie⸗ Hr telsn o ch e, n. eben so sehr auf sich zog, als die n,, , . einigen spanischen Moderados, die sich hier

eunden vernahm man einige Male beleidigende

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Rufe gegen den General, die aber schnell durch die darüber unzwei⸗ deutig sich äußernde Entrüstung des Publikums erstickt wurden.

westindien.

So eben eingetroffene Nachrichten aus Jamaika vom 8. Sept. berichten von einer großen Feuersbrunst, welche die Hauptstadt der Insel Kingston heimgesucht hat. Es wird darüber Folgendes be richtet: .

„Am 26. August, dem Jahrestage des großen Orkans, der im Jahre 1722 Jamaika verwüstete, fand eine der furchtbarsten Kalamitäten statt, welche die Insel jemals betroffen haben, nämlich die Zerstörung des zehn— ten Theiles von Kingston durch eine Feuersbrunst. Der Ursprung des Feuers ist noch zweifelhaft, man weiß nur, daß am 2bsten, gleich nach Mit⸗ tag die Eisengießerei von James, welche am Ostende von Harbour-Street, nahe an der? See belegen ist, plötzlich in Flammen stand und daß das Feuer sich von dort! der Sägemühle von da Costa und Marx— well mittheilte, welche in weniger als einer halben Stunde eine Feuermasse war. Zu jener Zeit und bis gegen 4 Uhr Nachmittags wehte die See-Brise sehr heftig und machte alle Anstrengungen der Stadt spritzen zu nichte. Der Wind wehte in nordwestlicher Richtung und trieb die Flammen mit solcher Gewalt weiter, daß das Feuer sich bald durch Golden-Street bis nach Thames-Street verbreitete und alle Gebäude ver zehrte, mit Ausnahme der großen Methodisten-Kirche in der letztgenannten Siraße und eines neuen, derselben gegenüberliegenden Gebäudes, das unter dem Namen Flignys Baths belannt ist. Während das Feuer in dieser Gegend unge stört wüthete, wurde um etwa 3 Uhr Nachmittags durch umherfliegende brennende Schindeln eine neue Feuesbrunst in dem oberen Theile der Stadt, in Law Street, erzeugt, wo das alte Athenäum binnen kurzem in Asche gelegt war. Auch hier dehnte sich das Feuer, zumal da alle Feuerspritzen in dem unte ren Theile der Stadt beschäftigt waren, mit reißender Schnelligkeit aus, bis es endlich, von dem eingetretenen Landwinde bezwungen, vor der katho— lischen Kirche in der Nähe der Parade sein Ende fand. Diese veränderte Nichtung des Windes, welche in dem oberen Theile der Stadt günstig ein wirkte, drohte dagegen in dem unteren Theile verderblich zu werden, indem der Wind, der füdlich wehete, die Flamme dem besonders von dem Kauf— mannsstande bewohnten Theile der Stadt zutrieb; viele Häuser an der Ost seite von Hanover-Street wurden auch allerdings verzehrt, indeß gelang es, als sich der Wind mäßigte und nachdem man eine Anzahl von Häusern mit Zwölspfündnern zusammengeschossen hatte, dem Feuer auch hier um Uhr Morgens am 27sten ein Ziel zu setzen. Die Zahl der zerstörten Häuser wird im Ganzen auf ungefähr 100 angegeben und der Schaden im Ganzen auf 200,000 250, 9090 Pfd., nach Anderen auf 500, 000 Pfd. Um gekommen ist nur ein Individuum, das von einer beim Zusammenschießen der Häuser geplatzten Bombe getroffen wurde; verwundet sind dagegen meh⸗ rere, unter Anderen der die Artillerie kommandirende Major Rowland durch einen fallenden Balken. Während man die thätigen Hülfeleistungen des Militairs und der Mannschaften der im Hafen liegenden Schiffe sehr be— lobt, wird über die Apathie der farbigen Bewohner der Stadt und über ihre Neigung, die Feuersbrunst zu Diebstählen und Plünderungen zu benutzen, geklagt. Daß das Feuer indeß nicht angelegt gewesen sei, scheint aus dem Bericht der zur Untersuchung darüber eingesetzten Kommission unzweifelhaft hervorzugehen.

Landwirthschaftliches aus dem frankfurter Regierungs-Bezirk. (Schluß. 103.)

Mit der General landwirthschaftlicher Werkzeuge, Produkte und Fabrikate, eine schau, ferner zur Hebung der Pferdezucht, nach dem Wunsche mehre⸗ rer Vereine, auch eine Verloosung der durch Vermittelung der Spe zial Vereine in' den verschiedentn Kreisen auf Actien angekauften guten Ackerpferde, sodann, in Folge der Bewilligung des Königlichen hohen Kriegs-Ministeriums ein Remonte-Markt verbunden, dieser letztere in der Absicht, Kenntniß und Belehrung über die Voraussez- zungen eines tüchtigen Kriegspferdes unter den pferdezüchtenden Land wirthen zu verbreiten, die Mängel und Bedürfnisse der Pferdezucht des Landes durch den Austausch der Ansichten der Militair-Remonte Kommission mit denen einer vom Central-Verein hierzu erwählten Kommiffion der Landwirthe, zu deutlicherer und allgemeinerer Er kenntniß, ferner die Leistungen und Erfolge der Pferdezucht des Lan⸗ des mit den Anforderungen des Heeres nach und nach immer mehr in Uebereinstimmung zu bringen. s

Vergl. Allg. Preuß. Ztg. Nr.

Versammlung im Mai ist eine Ausstellung Thier

Zu gleichem Zweck werden sämmt liche Remonte⸗Märkte des Regierungs-Bezirks durch die Seitens der nächsten Spezial-Vereine erwählten Kommissarien des landwirthschaft lichen Central-Vereins besucht, welche ihre Bemerkungen über den Zustand, die Fortschritte oder Mängel der Pferdezucht und die Mittel zu deren Abhülfe, dem Central-Verein einsenden. Als ein Haupt Hinderniß des Fortschritts in der Pferdezucht wurde die in weiteren Kreisen noch immer sehr mangelhafte Kenntniß von deren nothwen digsten Bedingungen, der Behandlung der Stuten und Füllen, erkannt. Dies veranlaßte den Verein, eine, ihm durch die Gefälligkeit eines verehrten Mitgliedes und ausgezeichneten Pferdezüchters zugekommene populaire Anleitung über jenen Gegenstand durch den Druͤck zu ver⸗ vielfältigen und für den geringen Kostenpreis von 2 Sgré, zu ver= breiten. Es sind von derselben 1000 Exemplare, hauptsächlich durch Vermittelung der Kreis-Vereine und auf den Deck-Stationen der Königlichen Hengste, ausschließlich im frankfurter Regierungs- Bezirk abgesetzt, und größtentheils in die Hände der bäuerlichen Wirthe und ande⸗ rer kleiner Pferdezüchter gekommen. Zur Beseitigung des durch die Anzahl der Königlichen Gestüthengste nicht befriedigten Bedürfnisses an Beschä lern, ist unter Vermittelung des Central-Vereins, die Bildung von Actien⸗ Vereinen, behufs des Ankaufs edler Hengste in verschiedenen einzel— nen Kreis- Vereinen im Werke, ein solcher Actien-Verxein und, der Ankauf eines Vollblut Hengstes auf dessen gemeinsame Kosten, übri

gens vom Friedeberger Kreis- Verein bereits zu Stande gebracht. hinter gewissen Bedingungen darf dieser Hengst auch von den zum Actien -Verein nicht gehörigen Pferdezüchtern, insbesondere von bäuerlichen Wirthen, welche gute Stuten besitzen, die bei der Thier— schau prämiirt worden, benutzt werden. ö

. Nächst der Thierschau und landwirthschaftlichen Gewerbe-Aus— stellung zur Zeit der jedesmaligen General-Versammlung des Central⸗ Vereins in Frankfurt a. 8. O., die im Mai stattfindet, zeugt für die Regsamkeit des jungen Vereins, daß in diesem Jahre, dem zweiten seiner vollständigen Organisation, bereits in Kalan, hier unter Ver

einigung der Kreis-Vereine zu Kalau, Lübben und Luckau, in Friedeberg, in Zielenzig, daselbst vom Verein des Sternberger Kreises, in Züllichau, in Krossen, in Lippehne, hier unter Vereinigung der beiden Spezial⸗ Vereine zu Soldin und Berlinchen, verhältnißmäßig reich besetzte Thierschauen und landwirthschaftliche Gewerbe- Ausstellungen nebst Bauern⸗-Pferderennen, bei zahlreichster Theilnahme aus allen Ständen, durch sehr erhebliche, größtentheils außerordentliche Beiträge der Mitglieder jener Kreis-Vereine zur Einrichtung, wie zu Prämien, zu Stande gebracht sind, was zur Belebung und Ausbreitung des all

gemeinen Interesses an den Zwecken und Bestrebungen des Ver⸗ eins, ganz besonders unter der Klasse der geringeren Land⸗ wirthe, die sichtbarsten Wirkungen hat, zumal in den vom Mit- telpunkt des Regierungsbezirks entfernteren Gegenden, welche an einer Thierschau in Frankfurt 4. d. D. Theil zu nehmen außer Stande bleiben. Es ist Grundsatz des CentralVereins und der zu ihm ver⸗ bundenen Spezial-Vereine, daß nur den bäuerlichen Wirthen und kleineren Grundbesitzern, Geld⸗Prämien, dagegen den größeren Gutsbesitzern und Pächtern Ehrenpreise zugetheilt werden, welche Letz⸗

teren in einer vom Hof⸗Medailleur Pfeuffer zu Berlin geschmackvoll gearbeiteten silbernen Medaille mit landwirthschaftlichen Emblemen be⸗ stehen, die jedoch auch von den bäuerlichen und kleineren Wirthen an⸗ statt der Geldpreise gewählt werden darf.

Der Verein hat seine Aufmerksamkeit vorzugsweise ferner auch auf die Verbesserung der Wirthschafts Methoden der bäuerlichen Wir⸗ the und kleineren Grundbesitzer, durch zweckmäßigere Feld⸗Eintheilung, Jruchtwechsel und bessere Bestellung gerichtet. Die einzelnen Kreis⸗ Vereine wirken hierauf durch Belehrung und Rath, zunächst bei den⸗ jenigen intelligenteren und betriebsameren Bauern, welche sie am ge⸗ eignetsten halten, Muster und Beispiel für Andere aufzustellen. Be⸗ hufs der Vertheilung eines der landwirthschaftlichen Regierungs⸗ Abtheilungen zu Frankfurt a. d. O. vom hohen Ministerium des In⸗ nern für bäuerliche Wirthe überwiesenen Prämien-Fonds von 500 Rthlr., ist Seitens der Regierung die Mitwirkung des landwirth⸗ schaftlichen Central-Vereins und durch diesen wiederum die aller ein- zelnen Kreis Vereine in Anspruch genommen. Die Kreis⸗-Vereine las⸗ sen die der Auszeichnung werthen bäuerlichen Wirthschaften durch Kom⸗ missarien aus ihrer Mitte besichtigen und erstatten demnächst darüber Bericht an den Central Verein, dessen Präsident zur Zusammenstellung und Prüfung aller eingehenden Berichte und Gutachten der Kreis⸗ Vereine eine Kommission aus dem Vereine ernennt. Der von der Kom⸗ mission und deren Referenten ausgearbeitete Haupt⸗-Bericht wird in der jedesmaligen General Versammlung im Mai vorgetragen, welche hiernächst über die verschiedenen Anträge der Kreis-Vereine auf Ver⸗ leihung von Prämien an bäuerliche Wirthe für den ganzen Regie⸗ rungs⸗-Bezirk beräth und beschließt und die Beschlüsse durch ihren . an die landwirthschaftliche Regierungs-Abtheilung gelangen aßt.

Die durch diese Einrichtung hervorgerufene allgemeine Theil⸗ nahme für einen der wichtigsten Zwecke des Central—Vereins und die Aufmerksamkeit, welche die einsichtsvolleren Bauern der allmäligen Verbesserung ihrer wirthschaftlichen Zustände gewidmet sehen, verfehlt schon jetzt nicht, eine entsprechende erfolgreiche Wirkung zu äußern. Dadurch wird außerdem das Vertrauen der kleineren und bäuerlichen Wirthe zu den größeren, den Rittergutsbesitzern und Domainen⸗Päch⸗ tern von neuem belebt und es werden jene für den Rath, die Beleh⸗ rung und das Beispiel der Letzteren um so empfänglicher gemacht.

Die erwünschte Errichtung einer behufs Ausbildung der kleine⸗ ren und bäuerlichen Ackerwirthe für ihren Lebensberuf, wie der nie⸗ deren Wirthschafts Beamten größerer Güter, so zeitgemäßen Acker⸗ bauschule ist wenigstens in Anregung gekommen und steht in nächster Zukunft zu erwarten, wenn vielleicht auch nur mit gehoffter Beihülfe und Unterstützung der Staats Regierung, dergleichen Beihülfen von dieser einem so wichtigen Gegenstande wohl bald zu Theil werden möchten.

Ein Versuchsgarten ist in Frankfurt a. d. O. angelegt und zu⸗ nächst unter die besondere Aufsicht und Verwaltung des dortigen Lokal-Vereins gestellt.

Hiernächst hat der Verein auch seine bedeutungsvolle Bestim⸗ mung erkannt: „den Staats-Behörden über die Bedürfnisse und In⸗ teressen des landwirthschaftlichen Publikums jeder Art, über geeignete Mittel zu deren Beförderung, wie über Fragen der landwirthschaftli⸗ chen Statistik und der Landes Kultur Gesetzgebung getreue Berichte und Gutachten zu erstatten, nach Befinden jene Bedürfnisse und In⸗ teressen auch selber zur Kenntniß der Behörden zu bringen.“ Diese Bestimmung ist als ein hauptsächlichster Zweck seiner Stiftung in das Statut ausdrücklich aufgenommen. Mit Rücksicht auf diese selbstge⸗ stellte Aufgabe wurde dem Central-Verein, wie allen einzelnen Kreis⸗ Vereinen von der landwirthschaftlichen Regierungs Abtheilung zu Frank⸗ furt a. d. O. die von derselben neuerdings veröffentlichte technische Instruction für die Auseinandersetzungs Angelegen⸗ heiten des frankfurter Regierungs Bezirks (über die landwirth schaftlichen Taxations-Grundsätze, welche bei gutsherrlich⸗ bäuerlichen Regulirungen, bei Ablösungen von Diensten und Natural Prästationen, bei Gemeinheits-Theilungen und Separationen in An⸗ wendung kommen), zur weiteren praktischen Prüfung und zur Anzeige der auf diesem Wege gewonnenen Resultate mitgetheilt. Die Kreis⸗ Vereine haben sich dieser Aufgabe bereits unterzogen. Sie haben, ein jeder in seiner Mitte, eine besondere Kommission für jenen Zweck niedergesetzt, deren Arbeiten größtentheils begonnen haben.

Ueber die Resultate der auf dem praktischen Wege, durch kom⸗ parative Versuche, Vergleichung von Wirthschafts Rechnungen zc. zu bewirkenden Prüfung, zunächst der nach dem Beschluß der General⸗ Versammlung ausgewählten, vorzugsweise wichtigen und einflußreichen Gegenstände des landwirthschaftlichen Taxationswesens, soll nach Ver— lauf einiger Zeit dem Central-Verein berichtet und in dessen Ver⸗ sammlungen weiter gemeinsam berathen werden. Auch ist die Mit⸗ wirkung aller einzelnen Vereine in den Kreisen der vormaligen Neu⸗ mark, durch geeignete Vorschläge und Gutachten, bei Verwendung des für größere Landes -Verbesserungen bestimmten, von der Regierung verwalteten Meliorgtions- Fonds, von Seiten der landwirthschaftlichen und der Regierungs- Abtheilung des Innern in Anspruch genommen.

Von den geschilderten Anfängen seiner Thätigkeit ausgehend, ist der landwirthschaftliche Central-Verein des frankfurter Regierungs⸗ Bezirks bestrebt, in allmäliger Ausdehnung seines Wirkungskreises, die ihm im Land-Kultur-Edikt angewiesene, bei seiner Begründung sich selbst gestellte Aufgabe in Beförderung der Wohlfahrt des Landes, je mehr und mehr zu erfüllen.

Steht bei der im Werke begriffenen Organisation eines gleichen Vereins für den potsdamer Regierungs-Bezirk, durch Verbindung der beiden Central-Vereine der zur Provinz Brandenburg gehörigen zwei Regierungs⸗Departements, die Bildung eines Provinzial⸗Ver⸗ eines in Aussicht, so lassen sich in Folge dessen noch entschiedenere und umfassendere Erfolge der Wirksamkeit eines solchen Vereins nicht bezweifeln. . .

Eisenbahnen.

Köln, 3. Okt. Das Fest⸗Programm für die Feierlichkeiten zur

Verbindung der rheinischen und belgischen Eisenbahnen ist Folgendes: Am 13. Oktober e., Nachmittags 4 Uhr, werden Geschützsalven die Ankunft der rheinischen Eisenbahnzüge zu Antwerpen ankündigen, welche von den Behörden und dem Handelsstande an der Eisenbahn⸗ Station daselbst empfangen werden. Es wird darauf unverzüglich zur Aufnahme einer Verhandlung über die Einweihung der großen Eisenbahn-Linie, welche den Rhein mit der Schelde und mit der Nordsee verbindet, geschritten. Dieses Protokoll wird von den an⸗ wesenden Behörden und den zu den Feierlichkeiten eingeladenen Per⸗ sonen der beiderseitigen Länder unterzeichnet. Der Festzug wird sich demnächst nach dem Schelde⸗Hafen verfügen, woselbst zur Grundstein⸗ legung des Rhein- Thors und des Haupt-Waarenlagers geschritten werden soll, welches letztere zur Aufnahme der zum Transit und zur Ausfuhr zu Antwerpen eintreffenden Güter bestimmt ist. Ein Jest· mahl, von dem antwerpener Handelsstande veranstaltetz

3 ir, angeordnete Festlichkeiten beschieß

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Am 14. Oktober fahren die Ehrenzüge von, i gin, wi,

hof um 10 Uhr Morgens ab und treffen in euttich g