1843 / 120 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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brachten, welcher am verflossenen Freitag Abend dem Dampfboot der fölnischen Gesellschaft, „Leopold“, zwischen Gernsheim und Ibersheim zugestoßen ist, so dürfte es doch den Lesern von Interesse sein, noch einige Details zu erfahren, welche hierüber aus guter Quelle mitge— theist werden können. Nach Angabe des Capitains des „Leopold fam das zu Thal fahrende kölnische Dampfschiff „die Königin? mit voller Kraft dem zu Berg gehenden „Leopold“ entgegen. Dieser wollte, wie es Vorschrift ist, rechts ausweichen, als der Steuermann desselben zu bemerken glaubte, daß die „Königin“ sich links drehe. Er wandte sich nun, um den Zusammenstoß zu vermeiden, ebenfalls auf seine linke Seite; die „Königin“, diese Aenderung des Courses nicht beachtend, drehte plötzlich rechts, und so erfolgte die unglückliche Ka tastrophe, welche wahrscheinlich den Tod von 110 Menschen zur Folge gehabt hätte, wenn die „Königin“ nicht durch das Nothgeschrei vom

„Leopold“ her bewogen worden wäre, umzudrehen und die sämmt

lichen Passagiere nebst Mannschaft des Letzteren im Augenblick der höchsten Noth aufzunehmen. Dagegen soll der Capitain der „Königin“ die Schuld des Unglücks auf den „Leopold“ werfen, welcher, seiner Be hauptung nach, dem Reglement zuwider, statt rechts auszuweichen, zwischen der „Königin“ und dem Ufer habe durchfahren wollen. Genug durch das Zusammenstoßen der beiden Schiffe, welches noch vor eingetre tener völliger Dunkelheit erfolgte, wurde die ganze Spitze des „Leopold weggerissen, so daß zwei große und schöne Reisewagen, welche auf dem Verdecke standen und einer englischen und einer italienischen oder fran zösischen Familie gehörten, sogleich in den Rhein rollten. Die Fluthe stürzten mit voller Gewalt in das Schiff, so daß zwischen der Versinken des letzteren und dem Stoße nur acht Minuten Zeit ver flossen. Der Capitain forderte die ganze Equipage auf, so laut al möglich nach Hülfe zu schreien. Dieses Rufen erst veranlaßte „di Königin“, welche, ohne anzuhalten, weiter gefahren war, wieder zudrehen und sich dicht an den Bord des „Leopold“ zu legen. 3 Minuten später sank der letztere. Und doch ist fast ein Wunder so viel man weiß, kein Menschenleben zu beklagen! Dagegen sind sämmtliche Effekten, welche sich auf dem verunglückten Schiffe befanden, verloren. Die Reisenden retteten nicht einmal ihre Hüte und Mäntel und eben so wenig der Conducteur seine Kasse, worin sich angeblich 5000 Rthlr. befanden. Von dem versunkenen Schiffe ragen dermalen nur ein Radkasten und die Spitze des Schornsteins aus den Wellen hervor. Die Bürgermeister von Gimbsheim, Eich, Hamm und Ibers— heim sind vom Großherzoglichen Kreisrathe zu Worms aufgefordert worden, darüber zu wachen, daß die in ihren Gemarkungen etwa ge ländeten Effekten an die Agentur der kölnischen Dampfschifffahrts-Gesell schaft dahier unverzüglich abgeliefert werden. Das verunglückte Schiff selbst wird bewacht. Bei dieser traurigen Veranlassung wird man daran erinnert, daß das nämliche Dampfschiff die „Königin“, welches den „Leopold“ in Grund bohrte, vor etwa 3 Wochen eine Viertelstunde ober⸗ halb Worms einen mit Steinen beladenen Hirschhorner Nachen von 700 Etr. Tragkraft so zertrümmert hat, daß derselbe auf der Stelle sank. Die deßfallsige Untersuchung ist noch im Gange, Die Entschuldigung des Capitains der „Königin“, daß er dem von ihm zertrümmerten Nachen, welcher dicht am Lande lag, aus Mangel an Fahrwasser nicht habe ausweichen können, wird nicht für gegründet gehalten. Ueberhaupt klagt man über das zu nahe Fahren der Dampfböte an den Ufern, welche dadurch auf unglaubliche Weise beschädigt werden, so daß sehr beträchtliche Kosten für Wasserbauten entstehen. Sehr zu wünschen wäre es deshalb, daß die Dampfschiffe mehr die Mitte des Stromes halten müßten, und wenn sie genöthigt sind, sich dem Ufer zu nähern, sie dies doch nur mit halber oder geeigneten Falles noch geringerer Maschinenkraft thun dürften.

RKussland und Polen.

St. Petersburg, 21. Okt. Unterm 11. Februar d. J ist zwischen Rußland und Oesterreich eine Convention in Betreff der Post Verbindungen beider Staaten abgeschlossen worden, welche jetzt von den hiesigen Zeitungen veröffentlicht wird. Die Haupt⸗Bestimmun gen dieser Convention sind folgende: . . Die Post-Verbindungen zwischen Rußland und Oesterreich werden auf folgenden Post-Straßen stattfinden: ) Durch das Königreich Polen über Kowno, Brest-Litowsk, Krakau und Podgorze. h) lieber Radziwilow und Brody, und c) Ueber Nowosselizy und Czernowitz.

Die Anzahl der zwischen den beiden Staaten wöchentlich abzufertigen den Posten ist folgendermaßen bestimmt: a) Zwis chen Wien, Podgorze, Kowno und St. Petersburg dreimal. b) Zwischen Wien, Podgorze, Brest Lilowsk und Moskau zweimal. é) Zwischen Wien, Brody, Radziwilow und Moskau zweimal. d) Zwischen Wien, Lemberg, Brod, Radziwilow und Odessa dreimal. c) Zwischen Czernowitz und Nowosselizy zweimal.

Rußland wird den osterreichischen Posten alle den russischen Posten anvertraute und in die österreichische Monarchie, die Staaten der italieni schen Halbinsel, nach Griechenland, so wie auch nach den Inseln des mit⸗ telländischen und adriatischen Meeres, adressirten Briese zustellen. Außerdem werden den österreichischen Posten die nach den an Oesterreich gränzenden Ländern adressirten Briefe, insofern als diese Briefe durch Oesterreich eben so schnell und billiger als durch andere Staaten enrpedirt werden können, übergeben werden. Seinerseits wird Oesterreich den russischen Posten alle nach Rußland adressirte Briefe zustellen, dieselben mögen aus Oesterreich odet aus anderen Ländern herkommen. Die beiden Ober-Post-Verwaltungen werden die nöthigen Anordnungen treffen, daß die Korrespondenz der ver⸗—

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734 schiedenen Theile der beiden Reiche so befördert werde, daß sie möglichst schnell ihren Bestimmungsort erreiche. Dieselben werden zu dem Zwecke Verzeichnisse des Laufes ihrer beiderseitigen Posten anfertigen und sich ge— genseitig mittheilen.

Die aus Rußland kommenden und in die österreichische Monarchie adressirten Briefe, so wie die aus Oesterreich kommenden und nach Rußland adressirtea Briefe müssen bis zu den beiderseitigen Gränzen frankirt sein, so daß jede Post⸗Verwaltung für diese Briefe zu ihrem Vortheil nach ihren Taten und ihrem Progrtssions-Sostem ihr inneres Porto vom Ab— sender und vom Empfänger jener Bꝛiefe erheben wird.

Wenn jedoch in der Folge die Kaiserlich russische Regierung für zweck mäßig erachten sollte, das Brief- Porto so herabzusetzen, daß die höchste Taxe desselben ganz oder beinahe den österreichischen Taxen gleich käme, so werden sich die beiden Post-Verwaltungen mit einander über die in Betreff der freien Frankirung der Bꝛiefe bis an deren Bestimmungsort zu ergrei fenden Maßregeln verständigen.

Oesterreich wird kein Transit-Porto für die aus Rußland kommenden, nach anderen Ländern adressirten und durch die österreichische Monarchie passirenden Briefe fordern, außer für die nach Spanien, Portugal, Gibral far und in die französischen und englischen Kolonieen gehenden Briefe, welche an die österreichische Post Kasse das österreichische Transit Porto, so wie auch das der französischen Post-Verwaltung zukommende Ponto, ent— richten müssen.

Zeitungen, Journale, Preis Courante, Cirkulgre, Broschüren und an— dere gedruckte Weife, welche, von einem schmalen Streifen umgeben, versen det werden, so wie auch auf solche Weise versendete Proben, daß man sich beim Empfange derselben auf der Post überzeugen kann, daß diese Hüllen nichts Anderes enthalten, weiden nur ein Drittel des in den beiden Stag ten bestehenden Porto's zahlen, jedoch kann diese Tare niemals weniger als das für einen einfachen Brief festgesetzte Porto betragen.

Wenn ein verassekurirter Crekommandirter) Brief entweder durch die Schuld eines Post⸗Comtoirs oder eines Post-Beamten verloren gehen sollte, so wird die Verwaltung, unter welcher dieses Post-Comtoir steht, dem Ab sender 20 Gulden Conventions-Münze Ersatz zahlen, insofern dieser Scha denersaß im Laufe ven 3 Monaten nach der Abgabe des verassekurirten Biiefes auf die Post in Anspruch genommen wird.

Die Briefe, welche wegen Ablebens oder Verweigerung der Annahme des Adressaten nicht abgegeben werden lönnen, so wie auch die „poste re zanté“ adressirten und nicht abgeholten Briefe, werden von Tertial zu Ter tial mit der Angabe der Gründe, welche deren Abgabe verhindert haben, auf der Rückseite der Briefe, an das Expeditions-Post-Comtoir derselben zurückgeschickt. Die falsch abgefertigten Briefe werden von dem Post⸗ Com koir, dem dieselben ungehörigerweise zugeschickt worden sind, unmittelbar an ihre Adressen abgesandt. Die unrichtig adressirten Briefe müssen mit der nächsten Post an das Post-Comtoir zurückgesandt werden, in dessen Post-Pahet, t empfangen woiden sind. Was, die an Personen, welche ihren Wohnort verändert haben, adressirten Briefe betrifft, so werden dieselben unmittelbar an das Post-Comtoir des einen oder anderen Landes zurückgeschickt, welches am besten im Stande ist, sie an ihre Adresse gelangen zu lassen, und der Grund dieser Sendung wird auf der Rückseite dieser Briefe angegeben. Es wird von beiden Seiten kein Porto für die Rücksendung der oben benannten Briefe verlangt werden, und jede der beiden. Post⸗ Verwaltungen wird zu ihrem Vortheil das Porto behalten, welches dieselbe für diese Briese bei ihrer ursprünglichen Absendung erhoben hat.

ñᷣUSt. Petersburg, 21. Okt. Der berühmte Operateur, Ge heimerath Dieffenbach aus Berlin, welcher auf besondere Einladung Sr. Masestät des Kaisers, unsere nordische Hauptstadt seit Ende Juli besuchte, und eine Menge Operationen bei Privaten und in Spitälern an Lebenden unter Assistenz seines früheren sehr geschickten Schülers, Hr. Trettenbacher (aus München, derzeit in Petersburg) machte, und an Leichen (im Beisein der ausgezeichnetsten petersburger Aerzte, wie der Stäatsräthe Arendt, Rühl ze.) seine genialen Operations-Metho den demonstrirte, wird dieser Tage wieder nach Berlin abreisen.

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Paris, 22. Okt. Der König hielt heute früh im Hofe der Tuilerfeen eine große Revue über 4 Infanterie⸗Regimenter, 4 Batte rieen Artillerie und 2 Kavallerie-Regimenter ab. Gestern hat Se. Majestät dem Grafen Salsandy, der nun übermorgen als Botschafter nach Turin abgeht, seine Abschieds-Audienz ertheilt.

Die Berichte aus Oran vom 30. September hatten gemeldet, Abd el Kader irre verlassen und entmuthigt in der Wüste umher; es hieß, er habe sich zu den Chiry geflüchtet, und sein Bruder, welcher in Marokko ein Asyl gesucht, habe keine andere Hülfs⸗ quelle, als die Unterstützungen, welche ihm die Regierung dieses Landes zufließen lasse. Man kann zwar annehmen, daß sich die Mehrzahl der arabischen Chefs in einer traurigen Lage befindet, die neuesten Mitthei lungen aus Oran, welche bis zum 7. Oktober reichen, widerlegen indeß zum Theil die Gerüchte, welche über Abd el Kader verbreitet worden waren. Es hatte sich Abd el Kader in der letzten Zeit wieder an der Spitze ziemlich ansehnlicher Streitkräfte in den Umgegen den von Saida gezeigt. Von dem General -Lieutenaut Lamori ein re, welcher mit sseiner mobilen Kolonne rasch herbeieilte, nicht ohne Verlust aus den günstigen Positionen vertrieben, welche er genommen hatte, fiel er mit seiner Kavallerie, mit welcher er wirklich erstaunliche Eilmärsche machte, über die Ouled Chiry, die zu dem mit den Franzosen verbündeten Stamme der Beni⸗-Ancer gehören, her, plünderte sie und brachte ihnen einen nicht unbedeutenden Ver lust an Leuten bei. Nach den letzten Berichten aus Tlemeen wird

General Bedeau mit der mobilen Kolonne dieses Beyliks, die kaum erst von einem Streifzuge zurückgekehrt war, wieder ins Feld rücken, um Abd el Kader von dieser Richtung aus zu verfolgen. Zu einem förmlichen Feldzuge kann es der Emir nicht mehr bringen; er ist auf Ueberfälle gegen einzelne der kleineren Stämme beschränkt. Es ist übrigens gewiß, daß auf den großen Heerstraßen und fast in dem ganzen Lande zwischen Maskara, Tlemcen und Oran die Sicherheit vollkommen wiederhergestellt ist.

Wie es heißt, beschäftigt sich der Minister Rath seit einigen Tagen sehr lebhaft mit den italienischen Angelegenheiten.

Die gestrige Nummer des legitimistischen Blattes la France ist mit Beschlag belegt worden.

Herr Koletti, welcher den griechischen Botschafter-Posten in Pa ris verlassen hat, um sich nach Athen zurückzubegeben, hat sich am 17ten in Marseille eingeschifft.

Der Messager und nach ihm auch der Moniteur parisien erklären die Angabe eines Korrespondenten der Augsburger All gemeinen Zeitung, als habe die österreichische Mission zu Turin dem Marquis von Dalmatien ein Paß-Visa auf diesen Namen zur Reise nach Venedig abgeschlagen, für ganz ungegründet.

i Paris, 22. Okt. Der König hat heute um die Mittags stunde eine große Musterung über die Regimenter abgehalten, welche bie Garnisen der Hauptstadt morgen verlassen. Einige Minuten nach Mittag erschien der König der Franzosen, umgeben vom König der Belgier, dem Herzog von Nemours, dem Prinzen von Joinville, dem Marschall Soult und einem glänzenden Generalstabe, Ludwig Philipp durchritt zuerst die Reihen der Infanterie, und nachdem diese zemustert und längs dem Quai du Louvre sich aufgestellt hatte, wurde die Kavallerie in den Tuilerieenhof eingelassen. Der König wurde von den Truppen mit dem lauten Rufe: Vive le Roi begrüßt. Er trug die General- Lieutenants Uniform der Armee. Nach erfolgter Muͤsterung nahm der König mit seinem Gefolge vor dem Pavillon de CHorloge seinen Platz, worauf die vom Kriegs⸗-Minister bezeichne ten Sber- und Unteroffiziere von ihm eigenhändig mit dem Krenze der Ehren-Legion geziert wurden. Die Zahl der Ordens Verleihun gen mag an vierzig betragen haben. Die Königinnen der Franzosen und der Belgier, die Herzogin von Nemours, der Graf von Paris, die Prinzessin von Joinville u. s. w. sahen vom Balkon des Pavillon de l'Hoörloge der Musterung zu.

Heute Abends findet in den Tuilerieen große Tafel statt, wozu sämmtliche Minister und Marschälle von Frankreich, die in Paris ver weilenden Generale, so wie die Stabs-Offiziere der gemusterten Re— gimenter geladen sind.

Der Hof gedenkt, bevor er die Residenz von St. Clond verlassen wird, noch einen Ausflug nach Fontainebleau zu machen, wo zu Ehren des Königs der Belgier eine große Jagdparthie veranstaltet werden soll. Der Umzug der Königlichen Familie in den Tuilerieen wird am 2. November erfolgen. Die Herzogin von Orleans und deren beide Söhne sind seit vierzehn Tagen nach den Tuilerieen zurückgekehrt, da der Herzog von Ehartres, zweitgeborner Sohn des verstorbenen Kronprinzen, an einem Unterleibs- Uebel leidet, weiches einige Besorgnisse erregt und eine ununterbrochene ärztliche Sorgfalt erfordert, die in Paris leichter als auf dem Lande erzielt werden kann.

Der Graf von Paris erhält, ungeachtet der Ernennung des Herrn Regnier zu dessen Hofmeister, fortwährend noch seine Erziehung unter der Leitung seiner hochbegabten Mutter. Erst nach dem vollendeten Yten Jahre soll der Kronprinz ganz männlichen Händen anvertraut werden. Der Graf von Paris, der anfangs sich weniger schnell ent wickelte, zeigt gegenwärtig die größte Leichtigkeit im Lernen nnd sehr glückliche Geistesgaben.

Paris, 21. Okt. Ein aus der besten Quelle kommendes Privat-Schreiben aus Macao vom 27. Juli giebt interessante Auf schlüsse über die Entstehung und den ganzen Verlauf des so ärgerli chen Streites, der zwischen den beiden Agenten Frankreichs in China, Grafen Natti-Menton und Herrn von Jancigny ausgebrochen ist.

Alsbald nach seiner Ankunft zu Macao hatte der Graf Ratti Menton mit seiner Familie eine Wohnung in dem Hause eines fran zösischen Kaufmanns israelitischer Religion, Namens Durand, welcher sie ihm angeboten hatte, bezogen, und bald bemerkten die in Macao besindlichen Franzosen mit eben so viel Erstaunen als Mißvergnügen, daß diefer Durand sich einen großen Einfluß auf den Grafen Ratti Menton zu gewinnen gewußt hatte. Durand war früher zu Bor deaur ansässig, wo er fallirt hatte, und darauf nach Ostindien gegangen war. Dort trat er mit mehreren englischen Kaufleu ken in Verbindung, machte anfangs glückliche Geschäfte und meh rere weite Seereisen in ferne Länder mit gutem Erfolge. Aber einmal soll er mit einem Schiffe und dessen voller reichen La dung nach den Küsten von Peru abgesegelt sein, dort Schiff und Ladung verkauft und sich bleibend niedergelassen haben. Später jedoch verließ er auch Peru wieder und kan nach Macao, wo er nun einen bedeutenden Schmuggelhandel mit Opium läugs der ganzen chinesischen Küste unterhält. Die zu Macao befindlichen Franzosen, denen diese früheren Vorgänge aus dem Leben Durand's sehr wohl bekannt

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entkerntem Stroh zu füllen. Neben den mancherlei, recht belehrenden Auf sätzen kleineren Und größeren Umfangs (3. B. Erklärung der Sternbilder von Mädler; die einhemmifch wildwachsenden Giftpflanzen; über Wollen) be n ,,, , sch 646 . ; ; finden sich Schilderungen von Sitten und, Gebräuchen der Vergangenheit und Gegenwart, z. B. der Falknerei im Mittelalter, nebst eingestreuten No⸗ tizen über die Enistehung des Falken-Ordens; ferner einige recht unterhal tende und spannende Mährchen, deren Reiz dadurch erhöht wird, daß sie an, bestimmie und bildlich zugegebene Lokalitäten geknüpft sind; größere und lle er g did ea bien und Charakteristiken, z. B. von Gastas Wasa, Huß, Nu ens, Paul Gerhardt, Johannes Faustus. Letztere ist angeblich einer alten Per 5 eninsmmen, und giebt zu Ende folgenden Aufschluß: „Da Vi. . vernahm, daß durch sein Verschwinden zu Rünlich die e IJinge, ihn habe der Teufel geholt, sagte er lachend: „„Ist mir mehrmals geschehen! Es wid * ö, . 3 3 3 a,. d noch Manchen der Teufel holen, weil er's nicht verbergen konnte oder mochte, daß er Etli i ie deren.“ Lr aber, gar al ochte, daß er Etliches mehr weiß als die An und wohlgerathener me g chi und freh im Besitz seines guten Weitzcs n sein rates ul 6 eilebte der Jahre noch viele und eiforschte bis in sein spätes Alter Wahrheit und N M ; 1 sonkigen Irrfahrten Lie Mer une otatut, War dann einmal von seinen „Halb an dir selber und k e 1 ö. Lehre hinzu in dem Spruch: und gewärtig werde; dann hast du 65 Nannrs daß sie dir vertrcut, treu zu fürchten.“ Unter den ae we den 6 n , nicht Wilhelm von Waldbrühl (Anton von an n e, . Sach, und histotische Kenntus vort thast! m adliz, zen Klo dich den schönen und denkwürdigen Kreuzgang von St Mari sein Aufsas über Mittheilungen über Zülpich u. s. w. Andere haben? in nn Köln, seine Genauigkeit die Dom-Ruine zu Dorpat, den Lago H nfht oder minder kenstein (bei Ballenstedt), die Babenburg (bei amber. 7 5. geschichtlichen Angaben über Schloß Johannesberg ad 9 idert. Die schon 1106 gründete Erzbischof Ruthard von Mainz all Erh mn durch n, , Verwandten begangenen Judenmorbs, den iure gr e? unter dem Namen Bischof velches Erzbis . . 6 i sche , , Erzbischof Adelbert 110 zur Hubitz ob). 21 e g. , , sinden wir vor, 3. B. die von , i radition vor dreißi ahren in Ro— manzenform), dann die von der Erschaffung der Ann 2 . christ⸗ lichen Sage, welche Johannes Silesius rhoöthmisch wiedergab, ist die

Erzählung von Wilhelm Müller abgedruckt worden. Ein Lied von Gubitz, von Franz Commer, dem wäckeren Tonsetzer und Musilforscher, komponirt, beschließt die Sammlung. Wir wollen die letzte Strophe zu der unsrigen machen:

Drum laßt' die ird'sche That

Sich stets an Ew'gem halten,

Dann können Gott und Mensch

Zur Einheit sich gestalten, Und was an uns ergreist, Wird Himmelsblüth' im Geist.

3. Der Steffenssche Volks-Kalender.

Bei dem Namen des Herausgebers wolle man ja nicht übersehen, daß der berühmte norwegische Gelehrte und Romancier Heinrich Steffens heißt. Allem Anscheine nach ist Carl Steffens niemand anders als der Verleger dieses Kalenders, Buchhändler Simion zu Berlin. Letzterer pflegt seine Verlags Artikel immer geschmackvoll auszustatten, und seinen Kalender giebt er in einem so zierlichen und modemäßigen Aeußeren, daß derselbe, frotz seines billigen Preises, sich schon den schönen Formen der besseren Taschenbücher nähert. Diesem Ümstande hat derselbe die beispiellose Ver breitung zu verdanken, deren er sich erfreut. Der Inhalt ist zwar bunt, und für Zerstreuung und Aufklärung gesorgt, es könnte in dieser Hinsicht sedoch noch weit mehr geschehen, die Auszüge aus älteren, schon lange, lange her allbekannten Büchern müßten wegbleiben, Gedichte, die jeder Schultnabe auswendig kann, z. B. das Arndtsche auf Blücher, nicht mehr aufgetragen werden, und andere Mittheilungen, die darauf berechnet scheinen, Simionschen Verlag anzurühmen, im Jnteresse des allgemeinen Publikums den Partikular-Absichten des Verlegers weichen. So ist, bei den Notizen über das Heidelberger Schloß (das Titelblatt bringt eine Ansicht desselben in vortrefflichem Stahlstich), die Schwabsche Nomanze „Von Württemberg und Baden“, die sich seit Jahren in jeder Schulanthologie befindet, hier wiederum abgedruckt. Die Auszüge aus Eichendorff s Bearbeitung des Grafen Lucanor sind in derselben Absicht mitgetheilt, und schei⸗ nen ein stchender Artikel in, jedem Jahrgang werden, zu, sollen. Auch das schöne Boyensche Lied „Der Prußen Losung“ ist noch- mals abgedruckt, da es doch schon, der Tradition angehörend, im Munde des Volkes lebt. Ein Volls- Kalender soll Neues, soll Origi—

nales bringen. Dem Verleger trägt dies Unternehmen gewiß die Mittel ein, hierzu tüchtige Köpfe zu gewinnen. Sehr zu loben ist die Aufnahme der Abhandlung „Ueber Mädchen-Erziehung vom ärztlichen Stand

punkte aus“, von Dr. J. Waldeck (prakt. Arzie zu Berlin.) Derartige Aufsätze stiften in einer derartigen Volksschrift wahrhaften Nutzen, und sind intereffanter als noch so viele mittelmäßige Erzählungen, wobei nicht selten die Action bei den Haaren herbeigezogen werden muß, um sie einem schon vorhandenen und beizuliefernden Bilde gleichsam als ein novellisirender Kommentar anzupassen. Unter den fünf mitgetheilten Erzählungen liest sich die von Nieritz: „Das Reh-Halsband“ angenehm; sie spielt in der Schreckenszeit der französischen Revolution, zur Zeit, als der Konvent sein lakonisches „La ville de Lyon ne sera plus“ dekretirte; ob sie nebersetzung oder Original ist, steht dahin; gegen eistere Annahme sprechen wenigstens nicht die mancherlei vorkommenden' Gallizismen, z. B. „Gott läßt sich nicht spotten.“ Die Novellette „Der Erekutor“ steht hinter dem Humor der bei

gegebenen Hosemannschen Skizze weit zurück. Imgleichen erreicht die lleine Erzählung „Peter und Paul“ keinesweges das poetische Element, welches von andeteil Dichtern in das phantastische Leben der in Pgris umirrenden Savoyardenknaben gelegt worden ist. Sonst finden wir noch: kleine histo= rische Skizzen; ein Verzeichniß der europäischen Eisenbahnen (Auszug aus dem betreffenden Weike des Freiherrn von Neden); Anekdoten (darunter längst verschlissene, z. B. die Deutung von „Serviles“ und „Liberales“ durch „Sehr Vieles! und „Lieber Alles“); Angaben über chinesische Zustände; über die Verfassungen der deutschen Bundesstaaten, von W. Stieber; Erläuterungen von Hausmitteln und Bauernregeln; ein paar Gedichte; cinen Rückblick auf die Zeit -Ereignisse in Europa während des Jahres 1842. Im letzteren sind, was bei einem Volks- Kalender nicht übel, vorzugsweise diejenigen Thatsachen hervorgehoben, welche fatastrophischer Natur sind, also von den mittleren Ständen gern gelesen werden, z. B. die Feuersbrünste zu Hamburg und Kasan, der Waldbrand in Böhmen und Sachsen, die Nachethaten in Afghanistan, das Unglück auf der verfailler Eisenbahn, das Erdbeben auf Haiti, und der Einsturz der Theaterdecke zu Schleiz. Die tabellarische Uebersicht, der Hauptkräfte aller europäischen Staaten S. 22 ist ungenau. So z. B, wird von Frankfurt 4. M angegeben, dessen Gebiet zähle 69,000 Einwohner (S. 125 hinwiederum wird gesagt, es habe deren 6b, 0090), darunter seien 64,000 Evangelische, 5000 anderen Selten Angehörige, und keine Katholiken. Nun aber machen

ihn außerdem noch, daß er bei jeder Gelegenheit sich n Gesinnungen gegen seine Landsleute beseelt gezeigt habe, und hassen und verachten ihn daher zugleich. Der vertraute Verkehr des französischen General-Konsuls gerade mit diesem Manne konnte von ihnen daher natürlich nicht mit günstigen Augen betrachtet werden. Nicht minder unangenehm fiel des, den Franzosen daselbst auf, daß der Graf Ratti Menton zu gleicher Zeit einem französischen Mis⸗ sionair Namens Guillet, der als ein Mann von anerkanntem Hange zu Intriguen geschildert wird, sein besonderes Vertrauen schenkte. Pie allgemeine Meinung seiner Landsleute war daher schon gleich von vornherein gegen den Grafen Ratti⸗Menton eingenommen. Aber er beging noch andere Fehler die klar bezeugen, daß er und nur er allein? an dem ganzen ärgerlichen Streithandel mit Herrn de Jan iany Schuld ist, der die französischen Interessen, wie wir weiter un ten fehen' werden, sehr benachtheiligen wird.

Als Graf Ratti⸗Menton in Macao ankam, befand sich Herr de Challaye, der interimistisch die Konsulats-Geschäfte verwaltete, gerade abwesend zu Canton in Geschäften. Graf Ratti-Menton schrieb ihm augenblicklich, sogleich zurückzukommen. Herr de Challaye erwiederte ihn mit dem Bedauern, der Weisung nicht augenblicklich Folge leisten zu können, da die Natur der Angelegenheiten, deren Besorgung ihn zu Canton zurückhielt, seine Anwesenheit noch wenigsteus zwei Tage lang daselbst erfordere. Graf Ratti⸗-Menton aber, den seine Rathgeber gegen Herrn de Challaye ausgehetzt haben mochten, schrieb augenblick sich in nicht blos befehlendem, sondern sogar drohendem Tone zurück an ihn, er müsse binnen 24 Stunden zurückkehren. ieser erste Ausbtuch des Zorus des Grafen Ratti-Menton verfehlte sein Ziel, da sein ciben den Herrn de Challaye schon auf dem Rückwege traf. Kaum zu Macao angekommen, setzte Herr de Challaye nun den Grafen Ratti⸗-Menton in Kenntniß, wie unangenehm es sei, daß der Herr General-Konsul gerade in dem Hause eines Mannes, wie Durand, abgestiegen sei, welches er sonst in Rücksicht des Charakters und Rufes dieses Mannes nicht betreten würde; indeß werde er die seinem Vorgesetzten schuldige Rücksicht, Achtung und Folgsamkeit wohl ju bewahren wissen und ihm seinen Besuch machen. Bei diesem nun theilte Herr de Challaye dem Grafen Ratti-Menton mit, daß die bisher unter Mitwirkung des Herrn de Jancigny angeknüpften Unter handlungen mit der chinesischen Regierung wegen der Han dels ⸗-Verhältnisse zwischen Frankreich und China eine sehr günstige Wendung genomme

. hätten; daß Herr de Jancigny bereit sei, alle die bisher gepflogenen Verhandlungen betref fenden Papiere dem Herrn General-Konsul zur Einsicht vor zulegen; daß ein von der chinesischen Regierung behufs dieser Unter handlungen nach Macao geschickter Commissair, die freundschaftlich sten Gesinnungen für Frankreich im Namen seines Souverains aus gesprochen habe; daß der Kaiser von China bereit sei, Frankreich als der mächtigsten Nation Europa's nach England, und die auch ihrerseits stets nur freundschaftlich für das himmlische Reich sich be⸗ währt habe, größere Vortheile als allen anderen Nationen zuzuge stehen; daß er, der Commissair, beauftragt und bevollmächtigt sei, die Konferenzen wegen der Verhandlungen fortzusetzen, und Herr von Challaye schlug, als im Einverständnisse mit dem chinesischen Com missair, der wie es scheint gleichfalls nicht das Haus Durand's be treten will, dann mit Herrn von Jancigny das Missionshaus der Lazaristen als geeignetsten Ort für diese Konferenzen vor. Aber alle diese Vorschläge und günstigen Hoffnungen scheiterten abermals an dem Widerwillen und der Heftigkeit des Grafen Ratti-Menton, der bei der bloßen Erwähnung des Namens des Herrn von Janeigny als Agenten der französischen Regierung in einen maßlosen Zorn gerieth, und darauf bestand, daß diese Konferenzen bei ihm in seiner Woh nung gehalten werden müßten, wozu offenbar Durand selbst ihn an gereizt zu haben scheint. Sofort erschien denn auch die öffentliche Erklärung des Grafen Ratti-Menton in einem Blatte zu Macao ge— gen den Herrn von Jancigny, dessen Qualität als Agent der franzö sischen Regierung er in Abrede zu stellen versuchte, und wogegen der Angegriffene sich natürlich vertheidigte. So entspann sich der be kannte Streithandel vor der Oeffentlichkeit, und zugleich wurden die den besten Erfolg versprechenden Konferenzen mit dem chinesischen Commissair vorläufig suspendirt, da dieser, nicht mehr wissend, mit wem eigentlich er, als dem dazu Berechtigten, die Unterhandlungen fortsetzen solle, es vorzog, vorerst gar keinen weiteren Schritt zu thun und erst die weitere Entwickelung der Dinge abzuwarten.

Wenn unter den so gestalteten Umständen die Verantwortlichkeit für die dem französischen Handel und dem Ansehen Frankreichs über haupt in jenen Gegenden entstehenden Nachtheile aufzubürden ist, kann nach dem Vorstehenden kaum mehr einem Zweifel unterliegen, und daß der Graf von Ratti-Menton bei seiner Rückkehr zur strengen Rechen schaft gezogen werden möge, wird daher von Allen gewünscht, welche den Sachverhalt kennen oder gar direkt dabei betheiligt sind.

sind, beschuldigen von sehr feindseliger

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Grossbritanien und Irland.

London, 21. Okt. Die Hauptanklagepunkte der Regierung gegen O'Connell aus dem weitläuftigen Berichte ihres geschwornen Reporters

sind aus der zu Mullaghmast gehaltenen Rede genommen, worin O'Connell

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erstens gegen die Gesetzlichkeit der Unions⸗Akte protestirt, dann die Thron⸗ Rede der Königin eine Lüge nennt, ferner einen Plan zur Bildung eines irländischen Unterhauses ankündigt, und einen Bericht über die Wirksamkeit der neuen Schiedsgerichte abstattet, endlich im Angesichte Europa's und Amerika's erklärt, daß diese Versammlung nur der Königin und den irländischen Lords und Gemeinen das Recht zuge⸗ stehe, sür Irland Gesetze zu geben. Aus den Reden der übrigen Angeklagten sind ähnliche Angriffe gegen die Person der nigin und die Constitution aufgezeichnet worden, und die Be weise für die Vergehen derselben vor der Jury abzugeben. Ob das Gericht sein Schuldig darauf erkennen wird, ist nicht vorauszusehen, doch dürfte vor allen anderen Anklagen, die Anschuldigung gegen O'Connell, durch die Einsetzung der Schiedsgerichte sich des Friedens bruches schuldig gemacht zu haben, am meisten seine Verurtheilung bedingen. Einen wie strengen Privatcharakter diese Gerichte auch angenommen haben, so sind dieselben doch nach der Erklärung eines Nechtsgelehrten Schoales, welche derselbe in einer vierteljährlichen Versammlung der Friedensrichter zu Borris in Ossory kürzlich abgab, durch das Statute Law verboten. Die Erklärung des Herrn Schoa les dürfte von Interesse sein und lautete:

„Er halte es für eine Pflicht der Friedensgerichte, die öffentliche Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand zu lenken, welcher wohl zu ei nem Friedensbruche führen könne. Er deute hier auf gewisse selbs lonstituirte Gerichtshöfe, welche jetzt in dem Lande entweder in Voll macht der Parteien oder anderer nicht verantwortlicher Personen er richtet würden. Er wolle darlegen, was in dieser Hinsicht Rechtens sei. Er habe die Namen von Männern, vor denen er die größte ge, nennen hören, welche als Richter bei diesen Gerichts treten würden, er wisse nicht, ob mit ihrer Genehmigung oder ni ren, daß Niemand Gerichtshöfe niedersetzen könne, als nur Ihre Ma jestät die Königin. Das Gesetz gestatte allen Parteien, welche Civil Streitigleiten CLnicht aber Kriminal -Streitigkeiten) mit einander hätten, diese einem Schiedsgerichte zu unterwerfen. Das Gesetz muntere sogar zu solchen Schiedsgerichten auf. In der Sammlung der Statute Law's finde sich ein Gesetz, welches dazu ermächtige und auffordere. Dieses Gesetz gebe den Parteien das Recht, eine oder mehrere Personen zu ernennen, um ihre Civil-Streitigkeiten zu en scheiden. Aber das Gesetz erlaube nicht, daß Einer oder Mehrere sich zu einem dauernden Gerichtshofe konstituirten. Wenn solche Ge richtshöfe den Parteien einen Zwang irgend einer Art auflegen woll ten, vor diesen Gerichten zu erscheinen; oder wenn irgend Jemand suchen wollte, Zeugen zu nöthigen, vor denselben zu erscheinen, ent weder durch Zwang oder durch Handlungen, welche nur wie ein Zwang aussähen; dann feien dieselben eines Friedensbruches schuldig. Wenn daher jene oben erwähnten achtungswerthen Männer es unter nommen hätten, als Schiedsrichter zu handeln, so halte er es für seine Pflicht, sie vor einer solchen Handlung zu warnen. Wenn sie es dennoch thäten, würden sie sich in das Vergehen eines Friedens bruchs verwickeln. Er hoffe, daß diese seine Darstellung den Er folg haben möge, die Errichtung solcher ungesetzlichen Gerichtshöse in diesem Lande zu verhüten.“

Am 17temd. fand in Glasgow die zweite General-Versammlung der freien Kirche von Schottland statt. Unter den zahlreich versam—⸗ melten Mitgliedern dieser neuen Kirche bemerkte man Sir David Brewster und den durch seine bigotten Anträge wegen der Sabath feier im Unterhause bekannten Sir Andrew Agnew. Zum Moderator der Versammlung wurde an die Stelle des abgehenden Dr. Chalmers ein Dr. Brown erwählt.

Wie es heißt, wird in diesen Tagen zum Danke für das Ge lingen des griechischen Aufstandes ein Te Deum in der hiesigen griechischen Kapelle abgesungen werden. Auch wollen die hier an wesenden Griechen ein großes Banket in der London-Tavern zur Feier des Aufstandes veranstalten.

Die Prisengelder für den Feldzug in China werden im nächsten Monat ausbezahlt werden. Dieselben bestehen übrigens fast nur in einer von der britischen Regierung freiwillig den Truppen bewilligten Feldzulage, und betragen kaum den zehnten Theil der für die Ver schonung von Canton bezahlten 6 Millionen Dollars, welche von der Regierung nicht als Prisengelder anerkannt werden, da sie von den Chinesen in Folge einer förmlichen von dem Capitain Elliot abge schlossenen Convention bezahlt worden sind.

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Olt. Am Freitag Abend langte der Herzog aus Deutschland kommend, hier an, und vorgestern Königl. Hoheit nach London zurück.

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Madrid, 16. Okt. Don Antonio Seijas Pardo, ehemaliger Redacteur des Eco de la Revolucion und des Barcelonger Constitucional, ist hier verhaftet worden, weil die Regierung die

11 3599 8 2 8 * 8 ö 4 8 . 9 14 7 ö Anzeige erhalten hatte, daß die Reise dieses Publizisten nach i

Madrid mit einer Verschwörung zusammenhänge, die bei der Eröffnung

der Cortes zum Ausbruche kommen solle. a sich unter seinen Papieren nichts Verdächtiges vorgefunden hat, so wird er, wie es heißt, sofort wieder freigelassen werden,

Der Herzog von Rivas soll sich geweigert haben, seine Einen⸗ nung zum Vice-Präsidenten des Senats anzunehmen.

Es ist die Rede von der Bildung eines Staatsrathes, der der Königin, nach ihrer Volljährigkeits Erklärung durch die Cortes, zur Seite stehen soll. Das Projekt geht von den' Moderados aus, inn die Progressisten scheinen nicht darauf eingehen zu wollen, so lange sie nicht am Ruder sind. ;

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n. Paris, 22. Okt. Die Verbindungen mit Barcelona sind fast ganz abgeschnitten, da die Insurgenten jetzt eben so wenig irgend Jemand aus den Thoren der Stadt herauslassen, als der General Sanz den Eintritt in dieselbe gestattet. Man weiß indessen, daß die Barceloneser mit ungeschwächtem Eifer und mit rastloser Thätigkeit an der Vervolllommnung ihrer Vertheidigungs-Anstalten arbeiten. Alle wichtigeren Straßen der Stadt sind von steinernen Brustwehren und ausgemauerten Gräben durchschnitten, und man hat sogar die schönen äußeren Steintreppen der Kathedrale abgebrochen, um das Material derselben in jene aus dem Stegreif geschaffenen Festunge⸗ werke hineinzubanen. Unter diesen Umständen ist es unwahrscheinlicher als je, daß der General Sanz daran denken könne, die Stadt mit Jewalt. zu nehmen. Man begreift nicht den Zweck der fortgesetzten Beschießung von Barcelona, das längst von allen denjenigen seiner Einwohner verlassen ist, auf welche die Furcht vor der gänzlichen Zer⸗ störung ihrer Stadt Eindruck machen könnte. Verdienen die Berichte aus Perpignan Glauben, welche wir heute erhalten, so geht die Partei des gestürzten Regenten in Catalonien damit um, eine im Ramen Espartero's auftretende und handelnde Junta in Figueras einzu⸗ setzen. Zwei Agenten des Ex⸗Regenten sollen in den letzten Tagen, mit Geld und Vollmachten versehen, über Perpignan nach der ge— nannten Stadt gereist sein, wo schon zuvor vorbereitende Maßregeln dem bezeichneten Zwecke getroffen worden. Wie hier die Anhänger Sache Espartero's, so regen sich in den Nord-Provinzen die An⸗ hänger der Fueros und des Don Carlos. Bei den am (6ten statt sindenden Wahlen der Mitglieder der Provinzial⸗Deputation in Bil⸗ bao ließen dieselben ihre Sympathieen und ihre Wünsche für den Prätendenten so laut werden, daß man sich zu der Verhaftung meh— rerer der ungestümsten Spanier genöthigt sah, was indessen nicht verhinderte oder was vielmehr dazu beitrug, daß die Wahlen aus⸗ schließlich auf Männer der fueristisch-karlistischen Partei fielen. Was dagegen die Unruhen in Pampelona betrifft, so sind dieselben, allem Anscheine nach, aus esparteristischem Geiste hervorgegangen. Die Aufregung in dieser Stadt ist durch die Entwaffnung der National⸗ Garde und durch die Abdankung des Apuntamiento (an dessen Stelle die politische Behörde eine aus eigener Machtvollkommenheit ernannte und folglich verfassungswidrige Kommission gesetzt hat), natürlich nur vermehrt worden. Der General Concha hat aus Pampelona und aus Lerida Ge⸗ schütz vom schwersten Kaliber kommen lassen, aber gleichwohl bis zum 16ten noch nichts Entscheidendes gegen Saragossa unternom⸗ men. Larinesia in Ober-Arragonien soll die Central⸗Junta ausge⸗ rufen haben. Auch in Galicien, wo es lange gährte, und in Asturien haben dem Gerüchte nach verschiedene Pronunciamiento's stattge⸗— funden. Wenn die hiesigen Blätter die Protestation einer Anzahl von ehemaligen Senatoren gegen die Kompetenz und Rechtmäßigkeit des gegenwärtigen Senates ankündigen, so verwechseln sie ein frühe⸗ res und längst aufgegebenes Projekt mit einer wirklich angenomme⸗ nen Maßregel. Man sieht hier in Paris den ersten Ergebnissen der legislativen Verhandlungen in Spanien mit einer gewissen Spannung entgegen, indem man glaubt, daß dieselben die schwierige Frage von der Vermählung der jungen Königin mittelbar oder unmittelbar zur Entscheidung bringen werden. Das Kabinet der Tuilerieen, das wohl niemals ernstlich daran gedacht hat, einen Prinzen aus dem Hause Orleans als Gemahl

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Isabella's auf den spanischen Thron bringen zu können, soll sich in letzter Instanz zu der Idee der Verheirathung der jungen Königin mit dem Bruder des Königs von Neapel, Grafen von Aquila, hinge⸗ neigt haben. Für die Verwirklichung dieses Projekts sieht man indeffen große Schwierigkeiten Loraus, theils von Seiten des österreichischen Kabinets, theils von Seiten des neapolitanischen Hofes selbst, gar nicht zu reden von den Hin rnissen, welche die Kandidatur des Grafen von Aquila in der öffentlichen Meinung in Spanien schon deshalb finden würde, weil sie eine vom Auslande unterstützte wäre. Auf die Gunst der spanischen Nation wird bei der Bewerbung um die Hand Isabella's nur ein spanischer Prinz rechnen dürfen, und außer dem unmittelbaren Anhange der Königin Christine denkt über⸗ haupt in Spanien schwerlich Jemand an eine andere als eine Fami⸗

lien-Ehe für die junge Königin. 9 rtuggl

D Lissabon, 11. Okt. Alle Nachrichten, die über die Reise der Königin durch die Provinz Alemtejo hierher gelangen, schildern

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* . 1. 2. C O 20200, , Q m m , t-, --. ? . mae.

letztere vielleicht den dritten Theil der Bevölkerung aus und sind im Besitz der drei schönsten und historisch bedeutsamsten Kirchen der Stadt; der Dom oder Bartholomäus⸗, der St. Leonhards und der Liebfrauen⸗Kirche.

J. Der Hübenthalsche Volks⸗Kalender.

Der Haupttitel lautet „Allg meiner Preußischer Volks -Kalender“, ver— legt von A. Hübenthal und Comp, in Berlin. Eine formelle Nachbildung des simionschen und mit fünf wohlgelungenen und anziehenden Bildern ge schmückt, zu denen Heinrich Smidt einen Kommentar in Versen geliefert hat. Letzterer scheint überhaupt der Redacteur dieses Kalenders zu sein, denn außer einer Legende von W. von Merchel und einer Romanze von H. von Mühler enthält derselbe nur Beiträge aus seiner Feder nacmlich drei Novellen („Eine wahre Begebenheit“, „Mein Herr Onlel“ und Er satz“) und eine Sage; „Der Weihnachtsbaum der Armen“. Letztere er⸗ zahlt, die 12jährige Mathilde sei, von allen Menschen verstoßen, in der Weihnacht auf die Straße gegangen und habe vor Hunger und Elend zu sterben vermeint, sei aber von einer ihr begegnenden Frau zur Feier des Weihnachts festes in das Häuschen derselben mitgenommen worden; dort habe sie der Herrlichkeit die Hülle und Fülle gesehen und ihrer mitgenossen und endlich sei sie von ihrer hohen Herrin aufgefordert worden, sich der be⸗ glückenden Traumwelt hinzugeben; beim Erwachen sei die Gegend in der sie sich befunden, schneebedeckt und winddurchrauscht gewesen Niemand habe sie gekannt, sie Niemanden; in einem Hause, worin sie sich gislůchtet dan sie sich durch einen Blick in den Spiegel überzeugt, daß sie n. alten Mütterchen zusammengeschrumpft .. sie hatte der n heli Sin enthoben, ihr Leben hindurch im Traum der Seeligen geschlasen nb f it als sie nun die Kirche betrat und den Herrn um Erbarmen anne nl zu Boden. Es ist dieses eine, in die Kinder? und Maͤdchenwelt 3 pflanzte Umformung einer alten Mönchssage, welche sehr hãnsig 3 36 Fr. Kind, Al. Schreiber, Dilschmeider, E. W. Müll er K . Egon Ebert, Aurbacher, Gaudy, von Letzterem fast in wörtlic metrischen Umschreibung einer Prosa⸗-Legende von H gon Sch 3 1 poetisch bearbeitet, worden ist und an die griechische Sage ö und an die christliche von den Siebenschläfern gemahnt. Verwandt ist diese Legende, welche zuerst im Celoczaer Coder alideutscher Gedichte ö geben von Kofsinger und Mailath) in Knittelreimen erschien, auch . im Wunderhorn mitgetheilten Sage von der Jungfrau zu a mnbeh.

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welche Immermann zu seinem Drama „Die Verschollenen“ Guerst in dessen Jugendarbeit „Papierfenster eines Eremiten“ aufgenommen) benutzte würde dem Hübenthalschen Kalender frommen, wenn er, seiner volks— thümlichen Bestimmung gemäß, mehr kleinere Artikel und diese des mannich faltigsten Inhalts, geben möchte. Der Trowitzschsche Volks-Kalender.

Wem das Beiwort „Trowmitzschsche“ allzu polnisch klingen sollte, dem wollen wir nur bemerken, daß der von Trowitzsch und Sohn zu Frank furt a. d. O. und Berlin einer Handlung, welche sich vorzugsweise mit Kalender Verlag befaßt herausgegebene Kalender gemeint ist. Ihm sind keine dem Format entsprechende Bilder beigegeben, die Abnehmer empfangen bei jedem Jahrgange einen größeren Stahlstich (diesmal; Napoleon in der Schlacht von Eßlingen, den tödtlich verwundeten Marschall Lannes umar mend; nebst beigefügtem historischen Kommentar). Eine höchst interessante Erzählung aus dem Freiheitskriege, von Eduard Wehrmann, unter der Auf schrist „Wiedersehen an der Elbe“, den Kranz der Novellen eröffnend, spielt unter bekannten, in Berlin noch lebenden, von König und Volk geehrten und namentlich bezeichneten Militairs. Auch die Novellen „Der Räuber— Anfall“, von Eduard Maurer, und „Die Rose von Erfurt“, von Karl Grumbach, bewegen sich, jene auf geschichtlichen Grundlagen, und diese in angenehmer Lokalfärbung, unterhaltend und lebendig fort. Es fol⸗ gen: eine Abhandlung „Vom preußischen Kirchenrecht“, von E. Maurer; eine Uebersicht der Geschichte des vorigen Jahrs; ferner eine Menge von stati stischen Notizen, Zügen aus dem Leben berühmter Menschen, kurzen Cha rakteristiken; Anekdoten, Notizen zur Nalurgeschichte, zur Länder= und Vol kerkunde; Gemeinnütziges u. s. w. In den „Blättern und Blüthen aus der vaterländischen Geschichte“ wird unter Anderem angeführt, in der un⸗ glücklichen Periode 1806, als Napoleon's Hand schwer auf dem preußischen Lande lasteie, habe zu Berlin ein Pfund Butter einen Thaler, ein Ei zwei bis drei Groschen und das Pfund Kaffee anderthalb Thaler gekostet. Man mußte also damals für ein paar Loth Kaffee netto so viel bezahlen, als man jetzt auszulegen braucht, wenn man sich einen hübschen und unterhal—

tenden berliner Volks-Kalender anschaffen will.

E Fraukfurt a. M., 21. In meinem letzteren Briefe kündigte ich die Aufführung des historischen Drama's „Thomas Aniello“ von Aug. Fresenius an. Die Aufführung fand gestern Abend auf unserer zühne statt. Das Stück spielt in Neapel und schildert den Aufstand des z dieser Stadt im Jahre 1647 gegen den Druck des spanischen Vice⸗ Königs, Herzogs von Arcos. Ein Fischer, Thomas Aniello, leitete siegreich den Aufstand, wurde aber durch das ihm von dem S0 jährigen Rathe Ge⸗ nuino, einem großen Geizhalse, im Auftr des Herzogs beigebrachte Gift wahnsinnig und starb. Wäre der Dichter dem einfachen Faden des histo⸗ rischen Ereignisses gefolgt und hätte nicht eine Menge unnöthiger Episoden und Personen eingeschoben, wodurch das Stück voller kleiner Scenen strotzt, würde er einer ersten Anforderung ans Drama, Einfachheit und Klar— heit der Handlung mehr entsprochen haben. So aber erscheint uns das Drama ganz fragmentarisch und ist trotz der sogenann⸗ ten Bearbeitung nicht bühnengerecht. Dabei feht ihm ganz das weibliche Element; denn die Herzogin von Arcos, die ansangs als Gegensatz zu ihrem törannischen Gatten in schöner Weiblichkeit auftrat, verschwin⸗ det alsbald wieder. Verräth das Stuck aber auf der einen Seite die gänz- liche Unbekanntschaft des so jung heimgegangenen Dichters mit der Bühne erscheint es mit allen Fehlern eines Erstlingversuches, so bekundet es doch an? dererseits durch seine poetische Sprache, seine nur oft zu häufig angewende— ten geistreichen Bilder, einen kräftigen Dialog und kernigten Humor, der in der That oft shakespeagrisch aufblißt, ein hervorragendes dramatisches Ta⸗ lent. Mit sichtbarer Liebe hat der junge Dichter den Thomas Aniello, den Träger des Drama's, zu einem möglichst vollendeten Charakter gebildet. Thomas Aniello ist zwar nur ein schlichter Fischer, aber ein hochherziger, für das Wohl seiner Mitbürger sich aufopfernder Patriot, der nur sich und das Volk von dem großen Drucke eines torannischen Vice-Königs befreien will und seiner Wahl zum König von Neapel seinen Mitbürgern mit dem Rufe antwortet: „Es lebe Philipp der Vierte!“ Baison gab die sehr anstrengende und schwierige Rolle des Thomas Aniello in künstlarispher Vol lendung, er wurde mehrmals lebhaft gerufen, allein die Aufnghme des Dramqais war doch mehr eine laue undd es fann sich uf deni Nehertenne nicht halten. Heinrich Neeb komponirte zu dem Drama eine Ouvertüre und einige Melodramen, die wohlwollend aufgenommen wurden.