1843 / 129 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Ausnahmen. Genehmigen Sie, Herr Nedacteur, die . meiner volltommenen Hochachtung. Ihr sehr ergebener und gehorsamer Diener M. J., Bischof von Chalons.

Das Schreiben des Bischofs von Langres ist in ernsterem und gemäßigterem Tone gehalten, aber auch auf dasselbe Ziel hin gerichtet, auf eine Ueberwachung des Unterrichts auf den Hochschulen und

Gymnasien durch die Geistlichkeit. Ueber dies letztere Schreiben sagt das Journal des Débats: „Noch ein bischöflicher Brief! Der Herr Bischof von Langres hat für angemessen erachtet, seine Zustim⸗ mung zu der von dem Herrn Kardinal von Bonald veröffentlichten Erklä⸗ rung auszusprechen. Wir glaubten bisher, der Titel eines Primas von Gallien, der mit der Würde des Erzbischofs von Lyon verbunden ist, sei ein leerer. Wir haben uns geirrt. Frankreich hat in Herrn von Bonald einen Patriarchen. Seine vertrauliche, dem Rektor der Lyoner Afademie gemachte Eröffnung war zugleich ein Rundschreiben an alle Bischöfe Frankreichs. Der Herr Bischof von Langres hat sich beeilt, auf die Parole zu hören. Das neue Schreiben ist wenig stens, wir müssen es sagen, in ernste und angemessene Aus= brücke gefaßt. Der Herr Bischof von Langres scherzt nicht seine Excommunications Drohungen sind nicht von gemeinem Witz begleitet. Wir wünschten aber wohl zu wissen, was der Herr Bischof von Langres meint, wenn er für die geistlichen Lehrer in den Schul-Anstalten „Stellung und Rechte“ fordert, „die ihnen erlauben sollen, wirksam über den Glauben, die religiösen Uebungen und die Sitten der Zöglinge zu wachen.“ Es ist dies ein neuer Anspruch, dessen unbestimmte Bedeutung beunruhigend ist. Wollte jeder Bischof eine ähnliche Forderung aufstellen, so könnte die Universität, selbst wenn sie sich aller ihrer Befugnisse entkleidete, den sämmtlichen Be

gehren nicht genügen. Welches ist dermalen die Stellung der Ka⸗ plane an den Unterrichts-Anstalten? Sie haben Rang und Gehalt der Professoren erster Klasse; das konstitutive Gesetz der Universität erfordert, daß sie graduirte Individuen sein sollen; man hat aber diese Bedingung fallen lassen; darüber wird sich der Herr Bischof von Langres wohl nicht beschweren; sie haben, wenn sie es wünschen, freie Wohnung in der Anstalt; sie sind ge

ehrt, unterstützt, begünstigt. Sollten sie mit dieser Stellung nicht zufrieden sein? Alles, was den Kultus angeht, die Vorbereitung zu den Sakramenten, der Religions- Unterricht, ist ihnen ohne Vorbehalt überlassen. Man hat selbst seit 1339 für die Schüler der höheren Klassen religiöse Konferenzen eingerichtet, die sonst nicht stattfanden; wenn diese Besprechungen, die so heilsam dazu wirken könnten, den Glauben in den jungen Gemüthern zu erhalten und zu entwickeln, nicht in allen Unterrichts -Anstalten eingeführt worden sind, so ist die Universität außer Schuld dabei. Welches sind also die neuen Rechte, die der Herr Bischof von Langres für die geist

lichen Lehrer in Anspruch nimmt? Entweder meint er damit gar nichts, oder er meint das Recht der Dber-⸗-Aufsicht, nicht etwa nur über die Zöglinge, sondern über die Professoren; ein Recht der Einmischung in die Schulzucht und in die Verwaltung; eine Ober⸗ Herrlichkeit, die alle Lehrer ohne Ausnahme, mit einem Wort die ganze Universität, unter der geistlichen Censur halten würde. Wäre es dann nicht einfacher, ohne Weiteres zu erklären, daß es keine welt⸗ liche Universität mehr geben solle, indem die Bildung der Jugend von Rechts wegen dem Klerus gebühre? Kömmt es dazu, so dürfte sich das Problem von der Freiheit des Unterrichts ohne Zweifel ganz nach dem Wunsche der ehrwürdigen Väter von St. Acheul und Freiburg gelöst finden.“

Heute bringt das Journal des D 6bats die kurze Anzeige, es werde versichert, daß das Schreiben des Bischofs von Chalons

an den Redactenr des Univers dem Staatsrath überwiesen wor— den sei. -

Lord Shrewsbury, Haupt des Hauses der Talbot, dem der Her⸗ zog von Bordeaux einen Besuch machen wird, hat den Vicomte von Chateaubriand, den Fürsten Gaston von Montmorency, Herrn Berryer und den Marquis de Pastoret in sein Schloß geladen. Der Gesund heits-Zustand des Herrn von Chateaubriand gestattet demselben aber nicht, sich nach der Residenz des Lord Shrewsbury, Alton Towers, zu begeben; er wird sich darauf beschränken, nach London zu gehen, wo der Herzog von Bordeaux ihm eine Wohnung in seinem Hotel angeboten hat.

Die Gazette scheint nun auch nicht länger zur Fortdauer der bisherigen Spaltung unter den Legitimisten beitragen zu wollen, denn sie sagt heute: „Wir sind im Stande, unseren Freunden anzuzeigen, daß sich Alles vorbereitet zu einer neuen Phase in den Angelegenhei⸗ ten der royalistischen Partei. Konferenzen haben stattgefunden zwischen den Notabilitäten unferer Meinung. Wichtige Ergebnisse werden fol⸗ gen. Die nationale Sache ist auf dem Punkt, vollständig zu siegen. Die von allen rechtlichen Leuten so heiß gewünschte Eintracht wird hergestellt werden.“

Es ist bereits eine bedeutende Anzahl von Deputirten in Paris anwesend, welches um so außergewöhnlicher scheint, als die Kammern nicht vor Ende Dezembers eröffnet werden. Man will von diesem Umstand auf eine stürmische Session schließen.

Man bemerkt mit Erstaunen, daß seit zwei Monaten die Rück⸗ zahlungen der Sparkasse mit den Einzahlungen gleich stehen, ja sie wohl och übersteigen. Dies hat seit der Gründung dieses Instituts nicht stattgefunden, außer zur Zeit der bekannten Krise am Schlusse des Jahres 1810.

A Paris, 31. Ott. Der National macht heute seiner üblen Laune über die gegenseitigen Zeichen des Wohlwollens Luft, welche in letzter Zeit zwischen Deuktschland und Belgien gewechselt worden sind. Indem er sein höchstes Mißfallen über jene Annähe= ung ausspöicht, versucht er zugleich die Belgier zu überreden, daß hien Mflicht und Juteresse darauf angewiesen seien, die aus 3. aid schest Frankreichs zu kultiviren. Am allerwenigsten, enn Itatid ol . sollte sich Belgien durch Befürchtungen für lichen Buntes G elbstständigkeit verhindern lassen, sich seinem natür⸗ [ fagh er n. : en b vertrauensvoll in die Arme zu werfen, denn, maßen eine . Belgien, unser Allürter ist, ist es. „gewisser= respeltiren. Wenn der Wohalität für uns, seine Unabhängigkeit zu anf die Seite v aber, fährt der National fort, Belglen sich in Seite Deutschlands stellt, so sst es sehr mbglie , n. reich bei dem ersten großen Konsli ehr möglich, daß Frank⸗ , . ben G n. Wonslikte den jungen Staat aäbsorbirt 1 f ner alsdann keine Rücksichten mehr zu nehmen hat Wil wollen unsere Nachbarn gewarnt haben“ schlicht d hat. „Wir „Ihre Regierung führt sie auf eine Bahn, ae , , Blatt. ,,, . , n, 3 welche sie so viel halten.“ Der i gl mal denkt bei dieser Drohung nicht entsernt an die . welche die Selbstständigkeit und nf , , , warum auch sich bei solchen Formen aufhalten, von denen dock a dermann überzeugt ist, daß sie für die Partei des .

sie noch einmal an das Ruder käme, nichts auf der W

würden! Wir fonstatiren die Erklärung 29 , ,,,, die Offenherzigkeit derselben. Zehn andere der hiesigen Zeitungen denken in Bezüg auf Belgien wie jenes Organ des Republikanismus, nicht ob zu klug ober zu kleinmüthig, um

aber sie sind, ich wei ihren Gedanken eben so gerade herauszusagen.

Man hört die Vermuthung äußern, daß bie veränderte Klassisi⸗

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zirung und demnach erhöhte Besteuerung, welche die französische Zoll⸗ Verwaltung seit einigen Tagen für gewisse Arten des belgischen Guß eisens hat eintreten lassen, als eine erste Darlegung der Unzufrieden⸗ heit des Kabinets der Tuilerieen mit der Handels Politik, zu welcher sich die belgische Regierung hinneigt, zu betrachten sei. Wir lassen es für jetzt dahingestellt sein, in wie weit eine solche Ansicht mit dem wahren Verhalten der Sachen übereinstimmt.

m Paris, 31, Okt. Es bereitet sich in Frankreich eine Art innerer Nevolution vor, welche, wie es scheint, die Aufmerksamkeit der Regierung in Anspruch zu nehmen beginnt, ich meine den offenen

und hartnäckigen Widerstand, welchen mehrere Munizipalitäten gegen

die Prärogative der Krone erheben. Bis zur Stunde ereignete sich sehr selten oder nie der Fall, daß ein vom König aus den drei ihm

vorgeschlagenen Kandidaten erwählter Maire nicht vom betreffenden

MunizipalRathe anerkannt und angenommen worden wäre. In

weniger als einem Monat haben aber jetzt drei Munizipal-Räthe, nämllch: von Meaux, Angers und Nogent⸗le Rotrou sich geweigert, den vom König ernannten Maire zur Ausübung seines Amtes zuzu lassen. Unterdessen liegen die Angelegenheiten der, betreffenden Muni zipalitäten gänzlich vernachlässigt, was die Unzufriedenheit des Volkes gegen das Ministerium noch mehr erhöht, weil man es dem Einflusse des Kabinets zuschreibt, daß der König die drei erwähnten Maires aus der Minorität des Munizipalrathes erwählte. Was das Uebel noch vergrößert, ist die Unmöglichkeit, auf eine gesetzliche Art die Hals starrigkest der widerspenstigen Munizipalitäten zu brechen. Der König hatte sonst, wenn ein Munizipalrath den von der Regierung ernann— len Maire nicht anerkennen wollte, die Befugniß, jenẽ Näthe, welche sich weigerten, unter dem Vorsitz des Maire den betreffenden Bera thungen beizuwohnen, zu entlassen. Da die Entlassung in solchem Falle namhaft sein muß, so weiß die Opposition jetzt diese gesetz siche Bestimmung dadurch zu umgehen, daß der Munizipalrath nur mittelst der geheimen Abstimmung votirt, und da es der Regierung verwehrt ist, bei dem geheimen Skrutinium das Votum der einzelnen Munizipalräthe zu erforschen, so kann sie nicht die Namen derer er⸗ mitteln, welche sie mit der Entlassung zu belegen berechtigt wäre. Nur ein Mittel bliebe übrig, die Auflösung des Munizipal⸗Rathes überhaupt. Doch hat das Beispiel der Stadt Mons gezeigt, wie ge⸗ fährlich und unsicher die Anwendung dieses Mittels werden kann; denn es ist hundert gegen eins zu wetten, daß wenn ein Munizipal⸗ Rath von der Regierung selnes Widerstandes wegen aufgelöst wird, bei den neuen Wahlen die Opposition noch stärker als früher hervorgeht. Bei den Munizipal Wahlen kann die Par tei der Oppositlon immer auf die Wähler rechnen, welche des geringeren Wahl-Census wegen nicht berechtigt sind, an der Wahl eines Deputirten Theil zu nehmen. Es sind dieß alle die, welche die zweite Juryliste bilden, und die es dem Kabinet Soult-Guizot nie verzeihen werden, daß dieses den Vorschlag wegen Zulassung der Kapazitäten zur Ausübung des Deputirten-Wahlrechtes zweimal hintereinander auf das entschiedenste bekämpfte. Von dem Munizipal Rathe, worin die Opposition schon die Oberhand behauptet, an die Kapazitäten appelliren, hieße so viel als eine im Voraus verlorene

Schlacht liefern wollen.

Der Oppositionsgeist ist nirgends ansteckender als in Frankreich.

Es reichte hin, daß der Maire von Mans das Zeichen zum Auf

stande gab, und auf der Stelle folgen drei andere Munizipal Räthe seinem Beispiele nach. Wenn die Regierung nicht bei Zeiten dem Einreißen des Uebels steuert, so werden wir in Kürze die mei sten Munizipal-Näthe des Landes im offenen Kampfe gegen die Negie tung begriffen sehen. Die Munizipalität und die National-Garde stehen aber in zu enger und zu fortdauernder Verbindung, als daß der Oppositions-Geist der ersteren nicht auf die andere übergehen sollte. Gerade so begann unter der Restaurgtion der Geist der Unzufrieden heit und der Undisziplin unter der National-Garde einzureißen, bis deren Entwaffnung entschieden wurde. Die nachtheilige Rückwirkung dieser Maßregel ist nur zu sehr bekannt; sie war der erste Schritt zur Revolutiost von 1830. Die Juli-Regierung darf die Sache nicht ruhig mit ansehen, und noch weniger zu äußersten Mitteln, wie die Nestauration, ihre Zuflucht nehmen. Sie gedenkt, die Gesetzgebung, welche das Münizipalwesen in Frankreich bestimmt, umzuändern, und darin größere Bürgschaften für die innere Nuhe als bisher einzu führen. Zu diesem Zwecke arbeitet gegenwärtig im Ministerium bes Innern, unter der vereinten Oberaufsicht des Herrn Guizot und Duchatel, eine besondere Kommission an dem Entwurfe eines neuen Munizipal-Gesetzes, welches in der nächsten Session den Kammern vorgelegt werden soll, daß der Gegenstand zu heftigen Debatten Anlaß geben wird, läßt sich leicht denken. Ueberhaupt wird die nächste Sessiön die wichtigste seit vielen Jahren werden. Die Bewaffnung der Festungswerke von Paris, die Wahl Reform, die Reorganisation des Munizipal-Systems, das Patent-Gesetz, das can— seil priv der Krone, die Freiheit des Unterrichts, welche stürmische Diskussionen werden nicht diese Fragen hervorrufen, ohne der Adresse und der geheimen Fonds zu erwähnen! Man Erinnert sich, daß Herr von Lamartine in seinem bbekann

ten Antwortsschreiben' an Herrn Chapuis de Montlaville die Idee geäußert hatte, ein großes Journal zur Belehrung des Volkes zu er

neueste Nummer des Bien public, Organ des Herrn von Lamar⸗ tine, meldet, daß im Departement der Loire eine öffentliche Subscrip

lichten, wozu er eine Million Franken nöthig zu haben erklärte. Die

tion begonnen hat, um das Projekt des Deputirten von Macon zur

Ausführung zu bringen. Da Niemand mehr als einen Franken substribiren darf, so braucht bei der großen Popularität des Herrn von Tamartine, das Beispiel des Departement de la Loire im ganzen Lande blos nachgeahmt zu werden, um die Summe aufzubringen. Das Echo de la Loire, welches die erste Subseriptions Liste bekannt macht, bemerkt dazu: „Nous ne doutons pas, que d'ici à la fin e Fannée Monsieur de Lamartine n'ait la million désirée. Qäael Frangais nm'ambitionnera Phonneur d'étre le millionième se ces bons citovyens dont une des plus belles gloires de la krance demande je concours.“ Wir fürchten indessen, daß Herr von Lamartine mit seinen populairen Agitations Ideen etwas ins Schwindeln gerathen wird.

Grossbritanien und Irland.

London, 31. Okt. Ihre Majestät die Königin ist vorgestern Nachmittag von Wimpole, dem Schlosse des Grafen Hardwick, in Windsor wieder angekommen. Der Ball, welchen am Tage vorher (25sten) Graf Hardwick zu Ehren seines hohen Besuchs veranstaltet hatte, war äußerst glänzend und sehr zahlreich besucht, Die Reihe der Wagen, welche die Gäste gebracht hatten, dehnte sich über zwei Meilen aus. Ihre Majestät, so wie Prinz Albrecht, nahmen selbst am Tanze Thell, welchen die Königin mit dem Grafen von Hardwick eröffnet hatte. ö .

Der Großfürst Michael von Rußland begab sich gestern zum letzenmal nach Windsor zu einem Besuche bei der Königin, da Se, VNaiserl. Hoheit auf morgen bereits seine Abreise nach dem Kontinent

festge g 263. er Spezialgerichtshof in Cardiff hat sein Urtheil gegen die gefangenen Rehelkaiten . . ae. seine Sitzungen ge⸗ schlossen. Der Pächter John Hughes ist danach, wie auch die Anklage

gegen ihn lautete, des Mordversuchs auf den Capitain Napier, auf welchen er ein Pistol abgefeuert, für schuldig erklärt und auf 20 Jahre zur Deportation verurtheilt worden. Der Augeklagte plaidirte schul dig und nahm damit die Nachsicht des Gerichtshofes in Anspruch, weshalb er in Rücksicht seines sonstigen guten Betragens der Gnade der Krone empfohlen wurde. Zwei seiner Mitschuldigen wurden zu gleicher Strafe auf 7 Jahre, Andere zu geringerer Gefängnißstrafe verurtheilt.

Die ministeriellen Blätter leugnen durchaus die Absicht der Re— gierung, die gerichtliche Verfolgung O'Connell's aufzugeben. Auch aus Dublin schreibt der Korrespondent des Standard, daß nicht der geringste Grund vorhanden wäre, dem gestern (26.) verbreiteten Gerüchte Glauben zu schenken. Im Gegentheil, die Anklage wäre fertig und hätte die Länge von Blackfriars Bridge; sie würde am zweiten Tage nach Beginn der nächsten Assisen, d. i. am 3. Novem ber, vor die Grand Jury der Stadt Dublin gebracht werden. We— gen der Länge der Klage indeß werde man den Angeklagten zu shrer Vorbereitung eine längere Frist als gewöhnlich stellen. „Ir⸗ land muß Frieden haben“, sagt der Standard hierzu, „und die Regierung wird ihre Pflicht thun, es koste was es wolle, in⸗ dem sie diesen Frieden durch gesetzliche Mittel und mit Hülfe der jenigen Macht dem Lande sichert, welche die Constitution ihr zur Verfügung stellt.“ Die Oppositionsblätter finden die Handlungsweise der Regierung dagegen unvorsichtig, und tadeln es, daß dieselbe bei ihrem Angriffe gegen die Leiter der Vollspartei in Irland beharre. Sie unterfuchen ihr Verfahren auch schärfer, und geben in der That haltbarere Gründe für das Unzweckmäßige und Gefährliche desselben, als die ministeriellen Journale für seine Noth vendigkeit und Wohlthätigkeit. Die Mor ning Chronicle beleuchtet den Ausgang des Prozesses nach beiden Seiten und sindet die Regierung in allen Fällen im Nachtheil. „Darüber“, sagt das Whigblatt, „kann kein Streit sein, welche Wirkung eine Niederlage der Regierung vor der Queens Bench haben wird. Es ist nutzlos, sich zu verbergen, daß ein solches Nesultat sür O Connell der größte Triumph sein muß, den er jemals in seiner merkwürdigen Laufbahn gefeiert hat. Hier kann man sich kaum einen Begriff von der vollen Wirkung seiner Freisprechung beim Volke machen. Es ist gleichviel, welche Ursache dieselbe haben mag; dem Volke ist' es genug, daß er gewonnen hat. Der Aber glauben, an welchem man in Irland hängt, daß O'Connell durch's Gesetz nicht erreicht werden kann, wird bestärkt werden, und damit seine Anhänger noch mehr, wenn es möglich ist, anspornen, ihm durch alle Gefahren zu folgen, wohin sein Interesse sie nur führen will. Einem Verdikt gegen O'Connell, das noch dazu eine Bestrafung nach sich zöge, kann aber Niemand ohne die größte Besorgniß entgegen sehen. Es giebt keinen größeren Uebelstand, welcher die Repeal⸗Agitation begleitet, als das Faktum, daß O' Connell's Macht unverträglich mit jeder Kontrolle ist. Das Volk in seinem gegenwärtigen Zustande der Auf regung des Raths eines so klugen und so mächtigen Führers zu be⸗ ralben, würde eine Maßregel von so unpolitischer Grausamkeit sein, daß wir deren Annahme von Seiten Sir Robert Peels bezweifeln möchten. Noch weniger können wir glauben, daß derselbe das Volk seinen unbewachten Leidenschaften, welche durch die Bestrafung seines Führers noch gesteigert würden, überlassen könnte.“

Die Liste der Geschworenen für die nächsten Assisen enthält 338 Namen, von denen nicht ein Fünftheil Katholiken angehören. Es heißt, daß Tom Steele, der „Hauptfriedensstifter“, einer der Ange⸗ flagten, eine große Anzahl hochgestellter Personen aus England als Zeügen citiren lassen wolle, unter Anderen den Herzog von Welling ton, Lord Plunkett, Sir R. Peel und Sir James Graham.

. n.

Brüssel, 1. Nov. Der Moniteur publizirt heute eine am 24. April d. J. zwischen Belgien und dem Großherzogthum Luxem⸗— burg abgeschlossene Post- Convention, welche die gegenseitige Beför derung der Korrespondenz und der Zeitungen und Drucksachen regelt. Die Briefversendung zwischen beiden Ländern kann danach auf drei fache Art stattsinden, entweder unfrankirt, oder frankirt bis nach dem Bestimmungsort, oder blos frankirt bis zur Gränze. Nur beschwerte Briefe müssen immer bis an den Bestimmungsort frankirt werden und haben doppelt so viel Porto als gewöhnliche Briefe zu entrichten. Zeitungen und andere Brucksachen genießen eine Porto Ermäßigung, aber nur, wenn sie unter Bande, ohne Beilage von geschrie benen Mittheilungen, versendet und bis zum Bestimmungsort frankirt werden. In Zusatz-Artikeln bewilligen sich beide Regierun gen auf dem kürzesten Wege den unentgeltlichen Transit der täglichen Briefbeutel zwischen Luremburg einerseits und Breda und Maestricht andererseits, so wie zwischen Arlon einerseits und Trier andererseits. Zugleich erklärt der Moniteur, daß in Folge einer Uebereinkunft mit der preußischen Post⸗Verwaltung das Departement der öffentlichen Arbeiten den Befehl gegeben habe, den direkten Verkehr zwischen der Provinz Luxemburg und Trier, der seit 1830 unterbrochen geblieben, vom 1. November an wiederherzustellen.

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Genua, 23. Okt. (A. 3.) Der Herzog von Aumale ist vor wenigen Stunden hier angekommen. Der Prinz gedenkt zwei Tage hier zuzubringen und dann längs der reizenden Seeküste über Lucca nach Florenz zu Land weiter zu reisen. Die Fregatte „Asmodée“ wird in Livorno ihn erwarten, da er die Fahrt von Livorno nach Civita⸗-Vecchia und von dort nach Neapel zur See machen wird.

Ein eben veröffentlichtes Dekret der hiesigen Sanitäts- Behörde verordnet, daß von nun an Schiffe, die aus Algerien hierher kommen, der Kontumaz enthoben bleiben unter der Bedingung, daß sie ein reines Patent mitbringen. Für Schiffe aus dem Orient ist die Kontumaz auf 15 Tage herabgesetzt worden, falls in dem Hafen aus welchem sie kommen, über Jahr und Tag kein Pestfall sich er⸗ eignete. . ; Privatbriefe aus Neapel melden, daß am lhten, daselbst ein hef⸗ tiger Erdstoß verspürt wurde und daß der Vesuv in vollem Brande ist und den zahlreich ankommenden Fremden das imposante Schau spiel eines großen Ausbruchs verspricht.

Nom, 23. Ott. (A. 3.) Die Prinzessin Charlotte Marianne, Gemahlin des Prinzen Albrecht von Preußen, wird morgen, von Neapel kommend, hier eintreffen, wo bereits alles zu ihrem Empfang in Bereitschaft gesetzt ist.

Der Herzog von Aumale wird auf seiner Reise nach Algier hier zum Besuche erwartet. Man meint, er sei von König Ludwig Philipp mit einer besonderen Mission an den Papst beauftragt.

In Ancona haben blutige Soldatenhändel stattgefunden, bei wel⸗ chen mehrere ihr Leben einbilßten, und eine größere Zahl schwer oder leicht Verwundeter ins Hospital gebracht wurde. Durch die Wach samkeit der Behörde ward in dem Gefängniß von Spoleto, wo nahe an 100 Verbrecher eingesperrt sind, glücklicherweise noch vor dem Aus⸗ bruch ein Komplott entdeckt, nach welchem, wenn es gelungen wäre, a, Gefängniß⸗-Beamte so wie die Wache hätten ermordet wer⸗ den sollen.

S8 panien.

Paris, 3! Okt. Telegraphische Depeschen aus Spanien. Ferpignan⸗ 28. Okt. Gerona wird noch fortwährend be schossen; der St. Johannisthurm ist eingestürzt und hat die Batterie, . dessen Nähe aufgerichtet war, unter seinen Trümmern begra 2 9. k der sich Kommandant im Lampurdan nennt, ist gestern . gigueras zurückgekommen; es war ihm nicht gelungen, Verstär fungen an sich zu ziehen. . . Perpignan, 29. Okt. Am 21. Oktober haben die Batterieen der Insurgenten zu Barcelona 400 Burfgeschosse nach Garcia, Sanz, Slot und Barcelonette entsendet; Monjuich und die Citadelle haben F eigen gebracht. Vom 25sten an hat das Geschütz feuer zwischen der Stadt und den Forts aufgehört; das Gewehrfeuer währte noch auf mehreren Punkten fort. Es sind zwei Kriegs Dampfschiffe nach Taragona abgeschickt worden, um dort Truppen zu holen. ; . . Madrid, 26. Okt. Der Kongreß ha sich heute konstituirt; das provisorische Büreau ist beibehalten worden. Die Regierung hat heute den beiden Kammern eine Akte vorgelegt, durch welche verlangt

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wird, daß die Königin volljährig erklärt werden soll. Der Vorschlag

dieselben zum Schw

ist sofort an die Büreaus verwiesen worden, um die betreffenden Kom missionen zu ernennen.

Bavonne, 30. Okt. Der Senat und der Kongreß haben am 27. Oktober die Kommissionen zur Prüfung der Voll jährigkeits-Er flärung der Königin ernanntz diese Kommissionen sind parlamenta risch. Die Insurgenten von Saragossa haben am 25. Oktober ver langt, die Feindseligkeiten sollten eingestellt bleiben bis zum Eintreffen der? Antwort der Regierung auf die Unterwerfungs Propositionen, welche sie am 23. Oktober gemacht haben. General Senosiain mel det Unterm 23. Oktober, er hoffe, Leon werde sich am folgenden Tag ergeben.

XX Paris, 31. Okt. Die Ausdauer, welche Barcelona, Sa⸗ ragossa und Gerona in ihrem Kampfe gegen die Staatsgewalt be währen, zeugt unstreitig von tiefwurzelnden politischen Leidenschaften, die der mit? den Waffen in der Hand gewonnene Sieg der Regie rung schwerlich ausrotten wird. Es ist sicher, daß sich jene Städte nicht für eine bloße Formfrage in diesem Grade passioniren, daß die constitutionellen Bedenken gegen die Gültigkeit der gegenwärtigen Cor tes an und für sich von geringem Gewichte für sie sind, und daß sie die Einberufung der Central-Junta nur deshalb verlangen, weil sie überzeugt sind, daß diese in einem bestimmten Sinne handeln werde. Welches nun aber das Interesse sei, dem die genannten drei Städte ihre Existenz zu opfern bereit scheinen, mag auf den ersten Blick schwer aussindig zu machen sein. Bestimmte Verfassungs-Ideen sind hier offenbar nicht im Spiele, denn abgesehen davon, daß die Insurgen. ten sich einmüthig für die Aufrechterhaltung der Constitution von 1837 und des Thrones der Königin Isabella erklären, ist in dem ganzen Verlaufe des Aufstandes nicht eine einzige der Theorieen auch nur augenblicklich zum Vorschein gekommen, durch welche sich zum Bei spiel in Frankreich seit 50 Jahren Tausende von Köpfen fanati stren lassen. Eben so wenig steht ein großes materielles Interesse auf dem Spiele; denn die einzige Frage dieser Art, welche wenigstens Barcelona in Harnisch bringen könnte, die Frage von einem Handels-Vertrage mit Großbritanien, scheint durch ben? Sturz Espartero's, dessen Gegner ja bekanntlich in dem angeb lichen Projekte eines solchen Vertrages den Hauptvorwand des Auf ruhrs fanden, auf lauge Zeit beseitigt zu sein. Da nun außerdem auch nicht etwa die Liebe zu Espartero das Motiv der Insurrection, wenigstens in Gerona und Barcelona, sein kann, so wird man zuletzt wider Willen auf den Gedanken hingewiesen, daß das Triebrad jenes verzweifelten Heroismus kein anderes sei, als der Haß gegen die Königin Christine oder doch die christinische Partei, zu deren vorzugs— weisem Vortheile man die letzte Revolution mit Ingrimm ausschlagen sah. Und dieser Haß findet alle Tage neuen, Nahrungsstoff jn? der Wendung, welche die Politik der madrider Regierung nimmt, und in der unklugen und übereilten Begünstigung von Personen, welche nun einmal, als Anhänger und Freunde der gestürzten Regentin für Feinde des politischen Fortschritts und des wahren Volkswohles gelten. Sollte es sich aber gar bestätigen, daß die jetzige spanische Regierung beabsichtigt, eine, Umgestaltung in der Verfassung der Ayuntamientos in demselben Sinne vorzunehmen, in welchem die Regierung der Königin Ehristine vor drei Jahren eine Munizipalreform herbeizuführen versuchte, alsdann würde ein solches Zusammenfallen der jetzigen mit den damaligen Tendenzen die ge genwärtigen Machthaber in Madrid vermuthlich in den gegen die christinische Partei und Politik gerichteten Haß völlig mit verwickeln. Und ob die heutige spanische Staatsgewalt in einem Kampfe gegen die verbündeten Munizipalgewalten des Landes glücklicher sein würde als es die Königin Christine war, darf billig bezweifelt werden.

Die in dem gestrigen Messager veröffentlichten telegraphischen Depeschen bilden so ziemlich die einzigen Nachrichten, welche wir heute von den verschiedenen Kriegsschauplätzen in Spanien erhalten. Der darin erwähnte Waffenstillstand, den die Saragossaner vom General Concha verlangt haben, ist allem Anscheine nach bewilligt worden; völlig unbekanüt aber sind die Vorstellungen der Saragossaner an die madrider Regierung, deren Wirkung man während dieser Waffenruhe abwarten will.

Aus Barcelona erhalten wir heute nach langem Zwischenraume einmal wieder eine Nummer des Constitucional, vom 2asten da⸗ tirt. Der Versicherung dieses Blattes zufolge, hatten die Belagerer am Tage zuvor nicht weniger als 1350 Kugeln und Granaten und auch einige Bomben in die Stadt geworfen. Bei einem solchen Feuer ist es allerdings denkbar, daß die Batterieen der Insurgenten, wie der Telegraph meldet, gewaltsam zum Schweigen gebracht wor den, aber da auch das Feuer der Belagerer eingestellt ist, so muß der General Sanz doch wohl dadurch wenig gewonnen haben, was außer— dem dadurch bestätigt wird, daß er sich, noch am Datum der letzten telegraphischen Depesche, genöthigt gesehen, Verstärkungen aus Tara⸗ gong holen zu lassen. Demnach darf man die schließliche Katastrophe des langen Kriegs Drama von Barcelona noch immer nicht für ganz nahe halten. ; ; .

Portugal.

dcn, Lissabun, 19. Okt. Welch ein Jubel, welch ein Triumph—⸗ inn, 7 n nf, man sollte glauben, Wunder welch Und was ist am Ende der kurze Thatbest— ö iese ellenlangen Declamationen über . zl kn l e ee; den gleichsan vom Zaun gebrochenen Anlaß geben mußte? Sie mögen aus dem Folgenden ihn entnehmen. Bevor die Königin mit Ihrem erlauchten Gemahl die Stadt Evora verließ, wußten die dor— ligen Freunde der Septembristen und Klubisten überhaupt im Gemeinde- Rath eine Adresse an die Monarchin durchzusetzen worin alle mögli- chen Vorwürfe gegen das jetzige Ministeriumm dessen Haupt⸗Verbrechen in den Augen seiner vorzüglichsten Gegner eben sein eswas längerer Bestand ist) aufgehwäuft, endlich dasselbe des Vertrauens der Nation als unwürdig bezeichnet und an Ihre Majestät die ehrfurchtssollste

Klubs auszuführen glücklich genug waren.“

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Bitte gestellt wurde, dieses Ministerium zu entlassen. Ich will hier nicht auf eine Besprechung der Unschicklichkeit des Schrittes der Munizipalität von Evora eingehen, die keinen besseren Augenblick zur Vorbringung Ihres Libells zu wählen wußte, als den, wo die Mo narchin jener Stadt gerade durch ihren Besuch einen Beweis ihrer Huld giebt: aber bei den unablässig thätigen Machinationen der Klubs von hier aus in den Provinzen möchte ich mich fast eher wundern, daß nicht in mehreren Orten dergleichen Manifestationen vorgekommen sind. Daß dies nicht der Fall war, giebt nur einen erfreulichen Beweis mehr von dem guten Geiste, welcher unter der Bevölkerung in den Pro⸗ vinzen noch vorherrschend ist. Die Adresse von Evora wurde der Monarchin überreicht, fand aber die gebührende Antwort, und un mittelbar darauf sprach ein Königlicher Erlaß die Auflösung der Mu nizipalität aus.

Die Hoffnungen der englischen Partei, daß man sich doch noch diesseits dazu bequemen werde, den Anforderungen Englands in Be treff eines Handels -Vertrages sich zu fügen, sind noch immer nicht

ganz aufgegeben, obgleich kein ernstlicher Grund zu Beibehaltung derselben vorhanden scheint.

bereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New⸗Mork, 9. Okt. Die Vorbereitungen zu dem großen Wahllampfe um die neue Besetzung des Präsidentenstuhls gehen eifrigst fort, ohne daß man bis jetzt noch aus allen den peri⸗ petien, welche dieselben durchwandeln, einen sicheren Schluß auf das wahrscheinliche Resultat zu ziehen vermöchte. Ich habe schon in einem früheren Schreiben die Schwierigkeiten auseinandergesetzt, mit welchen Herr van Buren zu kämpfen haben wird, und die Taktik, die er und seine Freunde wahrscheinlich einschlagen werden, um das Zustande kommen der Ernennung eines definitiven Kandidaten durch die Na tional Convention von Baltimore bei Eintreten gewisser ungünstigen Umstände zu verhindern, um so dem Repräsentantenhaus selbst die Ernennung des Präsidenten in die Hände zu spielen, in welchem Falle Herr van Buren mit ziemlicher Sicherheit darauf rechnet, doch durch⸗ zudringen. Indeß setzen seine zahlreichen Gegner, unter denen auch eine große Zahl solcher ist, die während und vor seiner letzten Ver⸗ waltung ihn unterstützt, aber vergeblich auf die gehoffte Belohnung durch Verleihung von Aemtern und Stellen an sie gewartet hatten, nun alle Mittel 'und Hebel in Bewegung, um seine Pläne scheitern zu machen, und fast scheint es, daß bei der Spaltung, welche im Lager der demokratischen Partei in Betreff der zwei Haupt⸗Kandidaten der selben, der Herren van Buren und Calhoun herrscht, daß am Ende boch noch einer der secundairen Kandidaten, sei es nun Oberst Johnson oder der General Cass, den Siegespreis davon tragen werde. Oberst Johnson, bekannt durch seine Feldzüge gegen die Indianerstämme und die Besiegung derselben, bietet Alles auf, Herrn van Buren entgegen zuwirken. Indeß glaube ich nicht, daß es diesem Kandidaten gelingen wird, durchzudringen. Er so wenig, als Herr Buchanan, können et— was ausrichten, wenn sie nicht von Seiten anderer Parteien Unter stützung sinden, da die Zahl der eigentlichen Anhänger beider viel zu gering ist. Die Freunde des Herrn Calhoun entwickeln nun ebenfalls eine erhöhte Thätigkeit; allein, wenn es ihnen auch gelingen sollte, van Buren's Ernennung zum Kandidaten zu vereiteln, so sind sie doch auch für sich allein nicht stark genug, um Herrn Calhoun's Ernennung zu sichern. Es hat daher viele Wahrscheinlichkeit, was man allgemein dersichert, daß nämlich in dem Falle, wo für diese jede gegründete Aussicht verloren erschiene, Herr Calhoun selbst mit seinem ganzen Anhange die Wahl des Generals Cass zu unterstützen entschlossen sei, der unverkennbar in der letzteren Zeit an Popularität sehr gewonnen hat. Würde der General Cass von der Convention von Baltimore zum Kandidaten ernannt, so wäre seine Ernennung zum Präsidenten als sicher zu betrachten, und derselbe würde im Amte allerdings auch eine ziemlich starke Verwaltung begründen können, da er der Unter— stützung nicht blos der eigentlichen demokratischen Partei, sondern auch eines großen Theils der Whigs sicher wäre. Der Oberst Johnson wird seine eigene Kandidatur nur bei der Convention von Baltimore vertheidigen, wenn er aber dort nicht durchzudringen vermag, eben falls mit allen seinen Streitkräften den Anhängern des Generals Cass sich anschließen. Aber bei dem Schwanken der desfallsigen Zu stände läßt sich, wie gesagt, durchaus nichts Zuverlässiges noch vor hersagen, wie interessant auch die Beobachtnng eben dieses jetzt vor sich gehenden Gährungs und Scheidungs-Prozesses sein mag.

Herr Webster hat kürzlich, wie bereits kurz erwähnt, vor der Versammlung des landwirthschaftlichen Vereins von Rochester, gewich⸗ tige und ihm jedenfalls zur Ehre gereichende Worte gegen das schmachvolle Repudiationssystem, das noch in einigen Staaten an der Tages Ordnung ist, vernehmen lassen. Mit vollstem Recht, und schneidender Wahrheit hob er die Schande für den amerikanischen Namen hervor, wenn, man an den Börsen von London und Paris sagen könne, die Amerikaner machen Schulden, können oder wollen sie aber nicht zahlen. Wem noch ein Funke von Ehrgefühl in der Brust, wem noch ein Tropfen des edlen Blutes der Väter der amerikanischen Freiheit und Unabhängigkeit in den Adern fließe, der müsse das Aeußerste zu thun und zu opfern bereit sein, um solche Schmach ab zuwenden. Er selbst würde bereit sein, wenn der Staat Massachussetts, dem er angehöre, unter der Zahl der verschuldeten wäre, all sein Besitzthum, alle seine geistigen Kräfte dazu herzugeben, um den Staats Gläubigern sagen zu können: macht uns die Rechnung von Kapital und Zinsen, die wir euch schulden, und nehmt euer Geld. Aber am wichtigsten ist die besätimmte Anerkennung aus seinem Munde, daß Amerika alle seine Schulden auch bezahlen kaun, wenn es nur will, und namentlich führte er dabei den Staat Pennsylvanien an, dessen Schuldenmasse zwar eine der größten sei, aber im Vergleich zu den Hülfsmitteln aller Art, welche dieser Staat in überschwenglichem Reichthume besitze, durchaus nicht übertrieben. D

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Die Versammlung ge sellte sich den mit großer Wärme gesprochenen Worten des geistreichen Reduers bei, indem sie ihm gerade bei den energischsten Aeußerungen und Aufforderungen zu dem, was schon das einfache Gesetz der Ehr lichkeit gebietet, den lebhaftesten Beifall zollte, und in den allgemei nen Ruf ausbrach: wir wollen unsere Schulden bezahlen! Es ist nur zu wünschen, daß die da kundgegebene gute Stimmung auch diejenigen durchdringen möge, in deren Hände die Entscheidung darüber gelegt ist. Allein wie unleugbar auch der Umschwung ist, der in der öffent⸗ lichen Meinung in den Vereinigten Staaten eingetreten ist und der gewissenhafte Erfüllung der gegen die Staats-Gläubiger übernomme nen Verpflichtungen derlangt, so ist bei dem kalten amerikanischen Charakter, der nicht so leicht durch augenblickliche Eindrücke sich fort⸗ reißen läßt, doch kaum zu erwarten, daß der kundgegebene gute Wille einer wenn auch zahlreichen Versammlung so schnell auch der Allge meinheit sich mitthelle, und zur That werde. Noch sehen wir meh⸗ rere Staaten beharrlich dem Repudiations-Systeme treu bleiben, wie harte Stöße dasselbe in der letzten Zeit auch zu bestehen hatte. Allein das ist gewiß, ihr Widerstand wird zwar das gewünschte Ergebniß vielleicht noch einige Zeit aufhalten, aber nimmermehr ganz verhin⸗ dern können, und wer nicht freiwillig sich fügt, der wird endlich einer Nothwendigkeit weichen müssen, von welcher die Ueberzeugung mehr und mehr rs die Massen zu durchdringen beginnt.

Das gelbe Fieber herrscht nach den letzten Nachrichten aus New⸗ Orleans wieder Ziemlich stark daselbst. Am 29. September Abends

lagen in den dortigen Spitälern 66 daran Erkrankte. Auch in Mo⸗ bile hat es an Intensität zugenommen.

Eisenbahnen. Leipzig, 1. Nov. Folgendes ist das Resultat der am 1. und

2. November geschehenen Actien-Zeichnung für die sächsisch⸗schlesi⸗ sche Eisenbahn: Leipzig 26,742,500, Dresden 17,932, 300, Bautzen

1, 856,900, Chemnitz 1,470,000, Zittau ö Mill., also eine Gesammt⸗ Summe von 58,201,R700 Rthlr., oder mehr als das Vierzehnfache der bestimmten Summe.

Dresden, 3. Nov. Die am 1sten und Aten d. M. auf

dem hiesigen Rathhause stattgehabte Annahme der Unterzeichnungen für die dresden-budissin-breslauer Eisenbahn hat ein dem ungeheuren

Zudrange entsprechendes Resultat geliefert. Es ward in wenigen Stunden eine Summe von nicht weniger als 17,932,000 Rthlr. ge⸗ zeichnet. Da nun nach den von Leipzig, Chemnitz, Budissin und Zittau eingegangenen Nachrichten in Leipzig eine Summe von 27, in Chem⸗

nitz 15, in Budissin 5 und in Zittau 7 Millionen gezeichnet worden

sind, so ergiebt sich als Betrag des für das schlesisch-fächsische Eisen⸗

bahn Unternehmen in Sachsen überhaupt gezeichneten Kapitals eine gez

Zumme von circa 8, 50,0) Rthlrn. Da nün aber für den Bau auf sächsischem Gebiete, dem Anschlage nach, überhaupt nur 7 Millionen erforderlich sind, und bei dieser Summe die sächsische Regierung selbst sich mit einem Betrage von 3 Millionen betheiligen wird, so wird bei der nun vorzunehmenden Repartition der Actien ungefähr auf sechzehn gezeichnete Actien eine zur Vertheilung kommen. Da bei der Zeich⸗ nung die Anzahlung von 10 pCt. zur Vorschrift gemacht war, so war den sich betheiligenden Kapitalisten die von unserer Regierung anstatt der Baarzahlung nachgelassene Deposition sächsischer und preußischer Staats Papiere eine bedeutende Erleichterung und hat zur leichten Aufbringung der gedachten ungeheuren Summe gewiß wesentlich bei⸗ getragen, auch ist unter diesen Umständen ein merklicheres Herabgehen des Eourses der Staats-Papiere wohl vor der Hand nicht weiter zu befürchten.

Aus Thüringen, 31. Okt. (. 3.) Gestern fand in Wei⸗ mar (ine Versammlung sämmtlicher Ausschuß⸗Mitglieder des Comité's der Thüringisch⸗Sächsischen Eisenbahn aus Halle, Merseburg, Weißen⸗ fels, Naumburg, Apolda, Weimar, Erfurt, Gotha und Eisenach statt. Das Resultat dieser Versammlung und der diesfallsigen Berathung hat sich dahin herausgestellt, nach gänzlich bewirkter Absteckung der Bahnlinien den Bau einstweilen von Halle bis Eisenach zu beginnen, um wenigstens, bevor man mit Kurhessen ins Reine gekommen, den Actionaiten und dem Gesammt-Publikum den Beweis zu liefern, daß die Wirklichkeit der Ausführung des Baues keinem Zweifel mehr un⸗ terliegt. Weiteren, aus dieser Berathung hervorgegangenen, sich all⸗ gemesn verbreiteten Nachrichten zufolge, sollen auch schon im Lause k. M. Arbeiter zu den ersten Erdarbeiten aufgerufen werden, was um so leichter sein wird, als die landwirthschaftlichen Herbstarbeiten bei uns nunmehr als beendigt betrachtet werden können, und der Klasse der Hand⸗ arbeiter wieder ein neuer Nahrungszweig erwächst. Die noch immer vorherrschenden hohen Preise der Lebensmittel lassen demnach den baldigen Beginn des fraglichen Eisenbahn⸗-Baues schon in dieser Hinsicht als sehr wünschenswerth erscheinen.

Bamberg, 30. Okt. Man will mit Bestimmtheit wissen, daß der Zug der Eisenbahn von hier nach Hof über Bayreuth geführt werde; bekanntlich hatte eine Deputation dieser Stadt Allerhoöchsten⸗ orts einen Beitrag von 3 Million Fl. zu den etwanigen Mehrkosten dieser Linie bestinmt, nach der früheren Bayreuth seitwärts von der Bahn geblieben wäre. Der Gewinn für die Kreis⸗ Hauptstadt durch ihren unmittelbaren Anschluß an dieselbe ist unberechenbar.

gandels- und Bärsen-Uachrichten. Börsen⸗Bericht.

Berlin, 30. Okt. bis 4. Nov. Die Regulirungen Ende des vorigen Monats waren an der Fondsbörse zwar sehr bedeutend, wickelten sich jedoch ohne große Schwierigkeiten und ohne besondere Fluctuationen der Course ab; nur Stettiner und Oberschlesische Actien schienen übrig zu sein und wichen circa 9h. Alle übrigen Eisenbahn-Aetien er— litten, was selten der Fall ist, fast gar keine Schwankungen. Beim Be⸗ ginn dieses Monats stellte sich für den größten Theil unserer Eisenbahn⸗ Actien lebhafte Kauflust ein, wodurch besonders Anhalter und Stettiner eine nicht unbedeutende Steigerung erfuhren; erstere schlossen ult. Oktober 1445 99 und stiegen bis heute auf 147 3h p. ult. d. M. Letztere à 117 95 verkauft, gingen bis 169 6 p. ult. d. M, konnten sich, jedoch nicht so hoch behaupten, weil viel zum Verkauf kam und wichen gestern sogar bis auf 1175 6, blieben indeß heute wieder à 4118 , gefragt. Die Ursache des Weichens dieser Eisenbahn ⸗Actien fuchen wir in der anderweit unrichtig mitgetheilten Angabe, daß diese Bahn im vorigen Monat circa 6000 Rthlr. weniger als im Monat September eingenommen; wir sind heute im Besitz der zuverlässigen Mitthei⸗ lung, daß die Einnahme im Oktober 32,700 Rthlr., inkl. 10,700 Rthlr. für Güter-Transport, betragen hat, also nur eirca 4000 Rthlr. weniger als im Monat September, was uns nicht befremden kann, der bei allen unseren Eisenbahnen die Personen-Frequenz im Oktober é. abgenommen hat. Unsere Fonds-Börse, welche so sehr geneigt ist, neue industrielle Unter— nehmungen aufzunehmen und darin zu spekuliren, hat für die neu projektirte Dresden-Görlitzer Eisenbahnlinie eine sehr günstige Meinung gewonnen, Wir können nicht umhin, einiges Bedenken über die dereinstige Rentabilität diefer Bahn zu tragen, da das Bau-Kapital von vorläufig cirea 6 Millio- nen Thaler auf eine Strecke von 11 Meilen uns sehr bedeutend erscheint, und wir diesen Schienenweg nur als Seitenbahn für die niederschlesisch= märkische Eisenbahn betrachten können, deren Bau-Kapital fast um die Hälfte weniger nach Maßgabe der Entfernungen veranschlagt ist. Die rapide Steigerung der Görlitz-Sächsischen wurde durch die eröffnete allgemeine Konkurrenz bei den Zeichnungen in den vier Städten Sachsens hervorge⸗ rufen, von wo man berichtet, daß einige 50 Millionen gezeichnet sein sollen, während wir wissen, daß von dem veranschlagten Kapital nur 3, 8, 000 Rthlr. der freien Betheiligung überlasscen blieb, wodurch also jeder Zeichner nur auf den 13ten Theil wird rechnen können. Nicht allein, daß die den Zeichnern zufallende Betheiligungs-Summe nicht genügt, sondern früher schon in der Hoff nung einer größeren Betheiligung ansehnliche Verschlüsse gemacht worden, brachte großen Begehr für dies Papier zu Wege, und würde solches von 10299 bis 1044 M bezahlt, schloß heute 101d 760 Geld. Wir wollen hierbei, mit Hinweisung auf ein altes Sprüchwort: „Bleib im Lande und nähr' Dich redlich“, nicht unerwähnt lassen, daß der sehr gedrückte Stand der nieder- schlesisch märkischen Eisenbahn⸗ Actien, wie der projektirten kamburger, eine gleiche, wenn nicht größere Aufmerksamkeit verdient. Niederschlesische Actien wurden . 1015 260 und hamburger Actien d 105 5 bezahlt. Oberschlesische Actien netiren wir li r a, freiburg er, worin Einiges Lon 115 3 ils * bezahlt wurde, schlosten wieder i5h 3, Brief, 113 9, Geld. Fran kfäarter stie- gen von 1257 3 127 30 und blieben heute sehr gesucht. = Magdeburger Actien halten sich fortwährend gefragt, und blieb . n . machen; hal!“ berstädter 114 3 Brief und bezahlt. In 1hesni hen Eisenbahn. Actien geht wenig um; der Cours schwankte zwischen 36 , it nachdem einzelne kleine Posten zum Verlauf kommen oder e,, * 1 Düffeldorfer hielten sich auf 3 3. Von , , n. . w. 1. Actien finden sich wenig Abgeber und bleibt der Eours sest 4. 554 Gelb. Kaifer Ferdinand's Nordbahn schlossen ult. v. M. 151 20, haben