1843 / 138 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

wie dieses junge Institut, nach einem kaum zweijährigen Bestehen, nicht nur in den deutschen Nheinlanden, sondern auch in Bel⸗ gien und der Schweiz eine ielseitige Theilnahme gefunden, ja selbst aus entfernteren Gegenden Deutschlands und dem Auslande eine An⸗ zahl ausgezeichneter Männer der Wissenschaft unter seinen Mitglie⸗

dern zählt.

zu sehen,

Ausland.

Deutsche BHundesstaaten.

Bavern. München, 8. Nov. (L. J.) Kolokotronis wird nun München wieder verlassen und nach Italien gehen. Seine Abreise, oder dielmehr autorisirte Flucht, von Athen war bekanntlich eine so schnelle, daß er nicht einmal die nöthige Zeit fand, seine häuslichen Angele⸗ genheiten zu ordnen, ja sich nur von den Seinigen zu verabschieden. Deshalb war sein Aufenthalt am hiesigen Orte an die Ankunft einer Post geknüpft, die, etwas verspätet, in diesem Augenblicke einge troffen ist. .

Die Sammlung für unsere Landsleute in Griechenland nimmt einen fortwährend erfreulichen Gang. Bis zu einer bedeutenden Summe sind bereits Kreditbriefe Tri

nach Triest abgesendet worden.

Württemberg. Stuttgart, 1. Nov. Nach einer Mit- theilung in der Augsburger Allgemeinen Zeitung sollen in Folge des im August d. J. von den württembergischen Advokaten er lassenen Aufrufes ihre Theilnahme an der nach Mainz ausgeschriebe⸗ nen Versammlung zugesagt haben: der Verein der Obergerichts⸗-Ad⸗ vokaten am Hofgerichte zu Rastatt, die Vereine der badischen Rechts⸗ Anwalte an den Untergerichten des Mittel -Rheinkreises zu Bruchsal und an den Untergerichten des Unter-Rheinkreises zu Heidelberg, der Advokaten-Verein zu Darmstadt, die Anwalte-Kammer von Mainz, der waldecksche Advokaten⸗Verein zu Arolsen und Korbach, der Ad— vokaten-Verein zu Leipzig, der schleswig-holstein-lauenburgische Ad vofaten- Verein zu Schleswig und Kiel, außerdem Rechts⸗ Anwalte zu München, Bamberg, Frankfurt, Köln, Saarbrücken.

Freie Städte. Frankfurt a. M., im Nov. Mit Bezug auf die Combinationen, welche die verschiedenen deutschen Zeitungen an die Abreise des russischen Gesandten von München knüpfen wollten, versichert das Journal de Francfort, daß Herr von Severin schon seit längerer Zeit Urlaub nachgesucht und erhalten, und Mün— chen lange vor Ankunft der traurigen Nachrichten aus Athen verlassen habe. Jene Reise sei demnach ein rein zufälliges Ereigniß und stehe

mit der griechischen Revolution nicht in dem geringsten Zusammenhang.

Frankreich.

Der Staats-Rath hat nun in seiner gestri⸗ dem Schreiben des Bischofs von Der Bericht des Justiz⸗ und Kul⸗

Paris, 9. Nov. gen Sitzung entschieden, daß in Chalons ein Mißbrauch vorliege. tus-Ministers, Herrn Martin du Nord, mit welchem das besagte Schreiben dem Staats-Rath zur Prüfung vorgelegt wurde, soll mit großer Entschiedenheit abgefaßt sein und das seit einiger Zeit von Seiten verschiedener höheren Geistlichen gegen die Universität einge⸗ schlagene Anschuldigungs⸗ und Dissonnations⸗ System in sehr ener⸗ gischen Ausdrücken tadeln. Zugleich ist darin vorgestellt, daß es Zeit sei, so viel ehrenwerthen Mitgliedern des Lehrstandes den Schutz zu gewähren, welchen die Gesetze ihnen zusichern. Dieser gesetzmäßigen Genugthuung hat der Staats⸗Rath einstimmig beigepflichtet, und es ist in Folge dessen noch gestern folgende Königliche Verordnung er⸗ schienen: ; .

„Wir Ludwig IUnseren Gruß.

Auf den Bericht Unseres Großsiegelbewahrers und Minister-Staats—

s im Departement der Justiz und des Kultus.

Nach genommener Einsicht des von Unserem Großsiegelbewahrer und

Ninister-Staats-Secretair im Departement der Justiz und des Kultus, ge ri am 24. Cftober 18643 von Herrn von Prill (Marie, Zoseph Franz, Monver), Bischof von Chalons, an das Journal Univers ge⸗

ee ünd von demselben Journal am 26östen desselben Monats veröffent⸗ (ie Eiklärung ergriffenen Nekurses wegen Mißbrauchs in Unserem Staats= rathe am 30. Oktober 1843 Uns vorgelegt, und nach Einregistrirung des achten Berichts im General-Sekretariat ilnseres Staats-Rathes am 3.

Philipp, König der Franzosen, Allen, die dies lesen,

Nach Einsicht der besagten Erklärung; Nach Einsicht der beglaubigten Abschrift des vom 30. Oktober 1843 datirten Briefes, wodurch unser Großsiegelbewahrer den Bischof von Cha⸗ avon in Kenntniß setzt, daß er Uns in Unserem Staatsrathe die be— e Erklärung mitgetheilt;

Einsicht es am 31. Oktober 1813 von dem Bischofe von Cha an Unferen Geoßsiegelbewahrer gerichteten Briefes, der die Bemerkun⸗ gen des genannten Prälaten enthielt und am 7. November 1813 im Ge—

ncral-Sckretariat Unseres Staats. Rathes eingetragen worden ist; Nach Einsicht der beglaubigten ÄAbschrift eines Briefes vom 2. No⸗

ons

22 2

836 vember 1843, wodurch Unser Großsiegelbewahrer dem Erzbischof den er⸗ griffenen Rekurs mittheilt; .

Nach Einsicht der Beantwortung dieses Briefes ven Seiten des Bi⸗ schofs vom 6. November 1843, eingetragen im General-Sekretariat Unseres Staats-Rathes am Tien desselben Monats;

Nach Einsicht aller übrigen Dokumente, welche zu den Akten eingeliefert und diesen beigefügt worden;

Nach Einsicht des Gesetzes vom 18. Germinal, Jahr X., dessen ter

Artifel also lautet: „Der Relurs an den Staats-Rath findet statt in allen Fällen des Miß— brauchs der höheren und aller anderen Mitglieder der Geistlichkeit. Solche Mißbräuche sind: die Anmaßung oder Ueberschreitung der Gewalt, die Ueber—= tretung der Gesetze und der Reglements Verletzung der Regeln, welche sür die Geistlichen in Frankreich angenommen sind, Angriff auf die Freiheiten, Gerechtfame und Gewohnheiten der französischen Kirche und jedes Thun oder Unternehmen, welches, bei Ausübung des Kultus, die Ehre der Bür— ger fompromittiren, ihr Gewissen willkürlich verletzen oder gegen sie in Be— drückung, Beleidigung oder öffentliches Aergerniß ausarten kann.“

In Betracht, daß in der oben erwähnten Erklärung der Bischof von Chalons sich beleidigender Aeußerungen gegen die Universilät von Frankreich und deren Mitglieder erlaubt; .

daß der genannte Bischef die Kinder, die in den Universitäts Anstalten erzegen werden, mit Entziehung der lirchlichen Sakramente bedroht;

daß diese Thatsachen gegen die Univeisität und deren Mitglieder eine

Beleidigung und einen Angriff auf ihre Ehre begründen; ,

daß sie von der Art sind, die Gewissen der in den Anstalten der Uni— versität erzogenen Kinder und ihrer Familien zu verletzen; und

daß sie unter dieser doppelten Rücksicht zu den Mißbräuchen gezählt werden milffen, welche durch den Art. 6 des Gesetzes vom 18. Germinal des Jahres X. bezeichnet sind; haben Wir, nach Anhörung Unseres Staats-Raths, wie folgt:

Artikel 1. Es liegt ein Mißbrauch vor in der oben angeführten Erklärung des Herrn von Prillo, Bischofs von Chalons.

Artikel 2. Unser Großsiegelbewahrer, Minister⸗Staats Secretair im Departement der Justiz und des Kultus, ist mit dem Vollzuge der gegen— wärtigen Verordnung beauftragt.

Im Palaste von St. Cloud, 8. November 1843.

Ludwig Philipp.

verordnet und verordnen

Für den König: Der Grosiegelbewahrer, Minister-Staats - Secretair im Justiz und des Kaltus, N. Martin (du Nord).“

Departement der

Das Journal des Däbats begleitet diese Entscheidung mit folgenden Bemerkungen: „Hoffentlich wird diese feierliche Mißbilli⸗ gung, vom Könige im Staats Rath über die aufregenden Veröffent⸗ sichungen einiger Mitglieder des Episkopats ausgesprochen, alle Welt überzeugen, daß, weit davon entfernt, die Erzesse der geistlichen Ge⸗ walt zu begünstigen, die Regierung vielmehr entschlossen ist, sie zu unterdrücken und zu zäumen. Die Beweggründe, welche der, Entschej⸗ dung des Staats- Raths vorausgehen, zeugen besonders von dieser 3 samen Absicht. Diese Beweggründe erklären, daß in , . 5361 sicht ein Mißbrauch vorliege: 1) ein Mißbrauch in den. 9h 3. 4 Behauptungen gegen die Universität und gegen einige J e . Yein Mißbrauch in der Drohung, die Sakramente zu verw , , Drohung das Gewissen der Bürger beunruhigen mi n, h ! hz n. . ; sind dieselben, deren sich das Gesetz bedient, un den ö ben Mißbrauchs zu desiniren. Von Lies; , k statirungen ist die erstere mne greg Den Lehrstindes Diese der so unwürdig verleumdeten Mi der de nam. . . sie . Genugthunng konnte ihnen nicht tgehen, . ,,, den gewöhnlichen Gerichtshöfen gesucht haben, ,,,. 8 S- Math sich nicht für kompetent gehalten hätte, Jie ihnen zu geben.

Der zweite Punkt scheint uns aber noch wichtiger, weil es sich dabei nicht mehr blos um die Ehre eines Einzelnen h

handelt, wie bedeutend auch ein solches Interesse sein mag, sondern um eine wahrhafte Frage der öffentlichen Ord⸗ seser Beweggrund hat also eine große politische Bedeutung. Er

nung. Dieser Be grund h 8 ; n erflaärt in der That, daß in diesen grundlosen, jedes dringenden Motivs ent⸗

behrenden, unter die Bürger geschleuderten Ercommunications-Drohungen

ein Mißbrauch vorliegt. Es ist dies die erste Vertheidigung des Staats gegen die Angriffe der geistlichen Gewalt. Wenn es den Bischöfen beliebt, ohne triftigen Grund und ohne sich bei den Uni⸗ versitäts⸗ Oberen beschwert zu haben, wenn es ihnen, sagen wir, be⸗ liebt, eine Unterrichts Anstalt mit dem Interdikt zu belegen und will⸗ kürlich Unruhe in die Gewissen zu bringen, so wird der Staat, wohl zu merken, gegen solche unbesonnene Herausforderungen sich nicht gleichgültig verhalten. Er, wird die Kirche stets unter stützen, wie es seine Pflicht ist, aber er wird sie auch im aum zu halten wissen, wie es sein Recht ist. Diese Grund— sätze, welche auch die des organischen Gesetzes des Konkordats und unseres alten Staatsrechts sind, hat Herr Dumon, der Präsident des Gesetzgebungs-Comité's des Staats Raths, mit großer Deutlichkeit und Entschiedenheit auseinandergesetzt. Offenbar haben seine Worte einen lebhaften Eindruck auf den Staats-Rath gemacht. Auch Herr Charles Dupin hat sein Gutachten mit viel Energie abgegeben und sogar über die Duldung des Dominikaner-Ordens in Frankreich einige

Bemerkungen gemacht, die zu trefflichen Erklärungen von Seiten des Großsiegelbewahrers führten. Nach diesen Erörterungen genehmigte der Staats- Rath die angeführten Beweggründe, die der Vicomte von Haubersaert in einem gedrängten und gehaltvollen Bericht vorgelegt hatte, und welche die Königliche Verordnung, die den Mißbrauch aus⸗ spricht, motiviren und deren Bedeutung erklären.“

Der Herzog und die Herzogin von Nemours sind heute nach Dünkirchen abgereist, um sich daselbst nach London einzuschiffen.

Die Regierung hat Nachrichten aus Montevideo vom 19. Au— gust erhalten, deren wesentlichen Inhalt der Moniteur in Folgen⸗ dein zufammenfaßt: „Der französische General⸗Konsul in Montevideo und der Vice Admiral Massieu de Clerval, Befehlshaber der. Station von Brasilien und La Plata, haben ihre Bestrebungen vereinigt, um diesenigen unserer Landsleute, welche sich bisher bestimmen ließen, an dem Kampfe zwischen den Truppen Oribe's und Ribera's theilzuneh— men, zur Niederlegung der Waffen zu veranlassen. Der General⸗ Konful hat, ohne den geringsten Verzug, von dem General Oribe Aufschlüsse über den Mord der beiden Franzosen verlangt, die mit den Waffen in der Hand ergriffen und von den Truppen dieses Generals erschossen worden sind. Der Vice— Admiral Massien de Clerval hat in den energischsten Ausdrücken bei Ler Regierung von Bue⸗ nos Ayres gegen derartige. Handlungen Protest eingelegt, die sich durch nichts rechtfertigen und motiviren lassen, wenn⸗ gleich unsere Landsleute, ungeachtet der Weisung der Agenten unserer Regierung und gegen die ihnen vorgeschricbene Neutralität, in einen Kampf sich eingemischt, welchem sie, im Interesse ihrer. Pflicht wie ihres Vortheils, hätten fremd bleiben sollen. Die Vorschläge, welche der General-Konsul von Frankreich dem, General Dribe in Bezug auf unsere Landsleute und deren Sicherheit gemacht hat, sind sämmtlich von dem General angenommen worden. .

Der König der Belgier hat dem Herrn Guizot das Großkrenz des Leopold⸗-Ordens verliehen. . 4 .

Der Graf Alexis von St. Priest, gegenwärtig französischer Ge⸗ sandter in Kopenhagen, soll für, den , . in München designirt sein, wogegen der je dig Gesandte in, München, Baron von Bourqueney, den Baron Mortier, der in T isponibilität gesetzt zu werden wünscht, weil er mehrere Schlaganfälle gehabt hat, als Ge— sandter bei der schweizer Eidgenossenschaft ersetzen würde.

Der Dienst der Aufsicht über die Arbeit der Kinder in den Werkstätten und Fabriken der Hauptstadt ist jetzt organisirt; er be⸗ steht aus 36 Inspektoren für Paris und aus 24 für die beiden Land Bezirke, die zu der Hauptstadt gehören.

„Die Sitzungen des Cassationshofes wurden vorgestern mit den üblichen Feierlichkeiten eröffnet. Graf Portalis, erster Präsident, führte in Abwefenheit des Seniors der Präsidenten, Herrn Boyer, ben Vorsitz. Unter den zahlreichen Zuhörern von Auszeichnung befanden sich auch Lord Brougham und der römische Hofrath Armelini. Herr Dupin der Aeltere hielt, als General Prokurator des Gerichtshofes, die bei dieser Gelegenheit gebräuchliche Rede. Zum Gegenstande derselben hatte er sich das Lob Etienne Pasquier, des berühmten Gegners der Jesuiten zur Zeit der Regierungen Heinrich's III. und Heinrich's 1IV., gewählt und zum Motto den über diesen Rechtsg

lehrten verbreiteten Ausspruch: „Er liebte den König, aber mit de Liebe eines Dieners der Rechtspflege, nicht mit der Liebe eints Hofmanns.“ Man wußte schon im Voraus, daß Herr Dupin diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen werde, ohne die Frage über die Forderungen des Klerus in Bezug auf den Unterricht und den Strelt, der sich zwischen einigen Geistlichen und der Universität ent⸗ sponnen, wenigstens indirekt zu berühren, und die Wahl des Gegenstandes ließ sogleich ahnen, daß der Vortrag des Redners hauptsächlich gegen den Jesuitismus gerichtet sein würde. Dies war denn allch der Fall; er schilderte die verschiedenen Wege und Mittel, wie die Jesulten sich der Herrschaft über die Universitäten und Schulen in Frankreich zu bemächtigen gesucht, und hob die Verdienste hervor, welche Etienne Pasqufer sich durch eifrige gesetzliche Bekämpfung dieser Uebergriffe erworben. Unter den gegenwärtigen Umständen wird dieser Rede des Herrn Dupin eine große politische Bedeutung beigelegt, wenngleich dieselbe direkt auf die jetzt schwebende Streit— frage gar nicht einging oder auch nur anspielte. Der Justizminister soll sein Möglichstes gethan haben, um Herren Dupin zu Milderung feiner Ausdrücke zu bewegen. Die Versammlung zollte dem Vor— rag desselben lebhaften Beifall, und es begannen darauf die ge— wöhnlichen Geschäfte des Gerichtshofes mit einer Verlesung der Liste der im letzten Gerichtsjahre von diesem Tribunal entschiedenen Pro— zesse.

D

A Paris, 9. Nov. Der Ausspruch des Staats Raths in der Angelegenheit des Bischofs von Chslons hat der vom Ministerium erhobenen Anklage dieses Prälgten Recht gegeben. Was aber, fragt man jetzt, ist nun mit jener Erklärung gewonnen, daß der Bischof von Chälons „mißbräuchlich“ gehandelt? Wir können es nicht auf uns nehmen, diese Frage zu beantworten. Die Verurtheilung des Bischo /

*

Die ernente Thätigkeit dieser beliebten Künstlerin dürfte ein günstiger Wendepunkt für das Repertotr sen, das in Mad. Beckmann eine seiner Hauptstützen vermißte. Ohne ihre Mitwirkung waren viele Stücke und gerade solche, die wie der „Talisman“ zu den lomischen Notabilitäten der Königsstadt gehö⸗

und eben s0 wurde die Wahl der zu gebenden

ren, gar nicht aufzuführen, eben Neuigkeiten durch die Entbehrung der Mad. Beckmann merklich beschränkt. der Königsstadt, war ohne

Die Posse mit Gesang, das eigentliche Kassenstück der t,. hr Mad. Beckmann fast eine Unmöglichkeit: in den nächsten Novitäten dieser Art „des Schausxrielers letzte Rolle“, von Kavpser in Wien, und „der Welt⸗ umsegler wider Willen“, in diesen beiden Stücken, deren Ruf zur Hoffnung eines bedeutenden Erfolges berechtigt, werden Herr und Mad. Beckmann wieder in jenem fünstlerischen Zusammenwirken erscheinen, das sich schon oft als Zugkraft bewährt hat und mit Recht zu den „höchsten Interessen“ der Ronigsstädtischen Zuschauer zählt. ; . Mad. Beckmann trat die beiden erstenmale als Chonchon in dem großen Singspiel; „Die neue Fanchon“ auf. Man hat von dem „pyramidalischen“ Erfolg gehört, den das Original dieses übersetzten Drama's in Paris hatte, . e . das Glück, welches „die neue Fanchon“ hicr und da in 8 machte, nichts ist. „La grace de Dieu, ou la nouvelle 8 1 Evoche im pariser Volkstheater und eröffnete den hinfort 4 1 an n vom Schreckens⸗Melodrama zum. gemühlichen 6 nee,, , . der französischen Bühne ungefähr dasselbe ist, was 1 . ime Noman in der Novellistik. Die beiden französischen Autoren, d'Ennerd und Gustave Lemoi , , . a Autorenftolze die Verfasser e. e me mn, nennen sich jetzt mit brüstendem 9 . 2 n; „a grace 1 . 5 ih Frfe berufend, der allerdings auch eine R n 4. Dicus, sich auf ihren Eifelg . Auch ist w Kik ist und zwar die thatsächlich schla—⸗ gendste. Auch ist „die neue Fanchen“ der? r e Aus rung leidet an französischer Frivolitär ei Idee nach denn die Ausfüh— 5. e,, ,. ohne Widerspruch eins der besten dramatischen Erzeugnisse des Tages. Es ist der nef 8 Hei aestal . J ö er tief - poetische Gedanke der Heimat, der gestaltend darin lebt und webt. Ein; 2 ö sebihhriich so viel: hier Lands, junges Savovardenmädchen wandert, wie jährlich so viele ihrer Landsleute, nach Van R R ich sie i 2 h h Paris aus. Das mo⸗ derne Babylon führt auch sie in allerlei Anfechtung und Versuchung, doch überall umschwebt sie die Melodie Jus den vaierländischen Ver ge. ein reltender Schutzgeist. Ist die Gefahr am dringendsten, so 264 h lich ein Warner, ein Helfer in der Noth der heimatliche Klang, der 2 Segen der Mutter zugleich deren liebende Ermahnungen guffrischt. Wie David's Harfenspiel auf den bösen Geist des Saul, so stillt die heimatliche Melorie zuletzt selbst den Wahnsinn der jungen Ausgewanderten, wech im Vaterlande das Bewußtsein weder, das alte, Jugendglück. In Paris hatte man die Melodieen der beliebten Komponistin Loisa Puget (Album 184)

zur Musik benutzt, und der Succeß des Ganzen war, wie gesagt, uner meßlich. ; .

Chonchon, das komische Savoyardenkind, wie Marie das tragische ist, gehört zu den gelungensten Darstellungen der Mad. Beckmann. Auf ihrer süngsten Gastreise hat sie auch in Prag diese Glanzrolle mit größtem Bei⸗ falle gespielt. Die Königsstadt empfing die wiederkehrende Künstlerin mit lang anhaltendem Applaus, jedes ihrer Lieder, die Mad. Beckma nn so pikant vorzutragen versteht, wurde Dacapo verlangt, und am Schlusse fehlte der stürmische Hervorruf nicht. .

Dir gomnastischen Künstler aus London gaben in den Zwischen⸗Akten „neuen Fanchon“ ihre grotesken Vorstellungen mit die den' lebhaftesten Beifall von Seiten der über— raschten und erstaunten Zuschauer davon trugen. Trägt der eine dieser englischen Herkulesse zwei Männer, aufrecht über einander stehend, ohne sichtbare Anstrengung davon, so ist ihm wohl auch die Wucht des allgemei— nen und gar nicht enden wollenden Applauses nicht zu schwer geworden. Die einzelnen Productionen, wenn auch nur referirend, wiederzugeben, dazu gehort eine andere Federkraft als die des Berichtersiatters, die Gruppirungen, Exerzitien und Experimente folgen so rasch auf einander, verschmelzen so zu sagen malerisch mit einander, daß die Beschreibung des Einen oder des Anderen ein Raub an dem Ganzen wäre. Ohne Zweifel leisten diese Engländer das Großartigste und Selisamste, was bis jetzt in gomnastischen Künsten geleistet worden, und die Leichtigkeit, die elastische Anmuth, womit sie die anscheinend halsbrechendsten Wagstücke vollbringen, läßt den Gedanken an Leibes, und Lebensgefahr gar nicht auflommen, der sonst von dergleichen Darstellungen in der Höhe unzertrennlich ist. Was Jules Janin von einer berühmten Tänzerin sagte: sie verbringe ihr halbes Dasein in der Luft, das läßt sich nicht minder auf diese Balancier⸗ Künstler anwenden. Die duft scheint bei ihnen Ballen zu haben. Die kemischen chinesischen Spiele, welche Herr Chapman i zum eistenmale ausführte, gränzen aus Unglaubliche, und der Zuschauer wird versucht, an Taschenspielerei und Verblendung zu glau⸗ ben, ginge eben nicht Alles ganz natütlich vor Aller Augen ot, Heir Chapmann hat die Gesetze der Schwere tief ergründet, und die Pfauenfeder, dit er auf der Nase balancirt, ist ein Lorbeerreis in seiner Art. u.

Italienische Oper. (Eingesandt.) Die gestrige Aufführung der P⸗uritaner (Montag, den l3ten) gehörte unbestreitbar zu den gelungendsten Vorstellungen dieser Saison. Es gereicht

und am Schlasse der neuen Abwechselungen,

unseren italienrschen Gästen zu großer Ehre, daß sie, obschon die Gunst und Theilnahme des Publikums ihnen nicht in dem Maße, wie sie es ver dienen, zu Theil wird, sie ihre Anstrengungen verdoppeln und vor. einem leeren Hause mit gleicher Lust und Liebe, wie vor einem vollen spielen. Daß die diesjährige Gesellschaft bei weitem hinter der zurückstehe, welche uns verlassen hat, ist durchaus unbegründet; würde ein Geschwornen-Gericht von Kunstrichtern niedergesetzt, wir glauben fast mit Gewißheit versichern zu können: der Spruch würde im Ganzen zu Gunsten der diesjährigen Ge⸗ sellschaft ausfallen. Allerdings ist Sgra. Malvani keine so routinirte Schauspielerin Sgra. Affan dri, auch stehen ihr im Gesang nicht so kräftige Mittel zu Gebot; allein sie darf zumal in Berlin mit Recht auf den Ran einer ersten Sängerin Anspruch machen, und was ihre äußere Erschei. nung betrifft, so wird Niemand in Abrede stellen, daß wir, seit Sop hie Lowe von üns Abschied genommen, einer ähnlichen Erscheinung e. ö gegnet sind. Das Spiel der Sgra. Malvani bleibt immer in den . weiblicher Anmuth und Grazie; jede Bewegung ist natürlich Und do „aue Tdrucksvoll. Und so ist auch ihr Gesang nie gewaltsam, die Stimme spricht leicht an, ist glockenrein und seelenvoll, ohne durch Schluchzen und weiner— lichen Ton rühren zu wollen. 3. Allgemeine Anerkennung haben Sgr. Sgr. Capitini, als primo basso, gefunden, beirifft, so kann kein Zweifel darüber sein, früher besetzt sind. ; . ö ̃ Woran liegt es nun, daß das Haus, obschon das, Königl. Opernhaus abgebrannt ic, dennoch leer bleibt? Wir vermuthen: in der Erhöhung der Preise; es ist zwar nur eine kleine Zusatz⸗Centime von 5 She aber eben dies ist es, was das Publit. m verstimmt haben, mag Würde vielleicht der it alienischen Oper eine uUnterstützung, wie dem französischen Theater, zu Theil, und könnten wir, wie dort, n Abonnement den Sperrsitz für 10 Sgr., den ersten Ballon sür 15 SR. haben, dann würde die Direction, deren Verdienste um Herbeischaffung eint lrallenischen Gefellschaft wir nicht verkennen, wohl ihre Nechnung dabei finden, das Haus würde immer voll sein und die Gesellschast sich eines lebhaft thwilnchmenden Publikums zu erfreuen haben.

als

Stella, als primo tengre, und und was die zweiten Partieen daß sie bei weitem besser als

15.

von Chälons konnte übrigens, Ange sichte aber von ihm aufgestellten Behauptung, „die Professoren der Staats- Lehranstalten seien, bis uuf e. Ausnahmen, alle Heuchler, nn . nur darauf absehen, Geld zu vervlenen⸗, nicht zweifelhaft sein. Einiger magen unerwartet dagegen ist es, daß der Staats- Rath den Bischof von Chãlons noch wegen eines zweiten Punktes, nämlich wegen der eventuellen Drohung, den gRolleglen seines Sprengels die Kaplane zu entziehen, schuldig befunden onegigh lch diefen Theil seines Ausspruches hat der Staats Rath e. Trbischof von Lyon mitverurtheilt, der ja bekanntlich der 4äuch den Erzbischof on . len,. , erste Urheber jener Drohung gewesen ist, und der dieselbe überdies am scharsten und bestimmtesten ausgesprochen. Das Hauptorgan der rnchen Partei beschränkt sich heute darauf, das Urtheil des Staats⸗ Rathes anzuzeigen, ohne irgend einen Kommentar, zu demselben zu geben. Das Univers pflegt sich überhaupt bei seiner Polemik Zeit zu nehmen, und die Skandallustigen werden auch diesmal beim War⸗ ten nichts verliere: Man ist neugierig, zu sehen, ob das Univers die Keckheit weit genug treiben wird, um den Tadel anzugreifen, den ber Staats Rath gegen. die öffentliche Verunglimpfung des Lehrer⸗ standes durch den Bischof von Chalons gerichtet. Von dem alle Tage wachsenden Ulebermuthe des Univers muß man sich freilich Alles gewärtigen. So schildert das genaunte Blatt in seiner heutigen ummer das Verhältniß der Regierung zu seiner eigenen Partei mit folgenden Worten: „Sie kennen unseren Langmuth, sie wissen, daß wifs uns weder empören, noch Verschwörungen anstiften, noch mit den Waffen der Intrigue kämpfen können, die sie selbst so leicht und so gern handhaben; dagegen aber kennen wir ihre Schwäche, und wissen, daß sie uns nöthig haben,. Ohne ihre Zukunft bloßzustellen und ohne die feinen Räder ihrer Politik zu zerbrechen, können sie gar nicht von der Drohung zur Gewalt schreiten, der wir übrigens auch Trotz zu bieten wissen würden. Ihr Aussehen und ihre Sprache sind gemacht, Schrecken einzuflößen, aber das ist auch Alles, und wir kennen eben so gut wie andere Leute die Gränzlinie ihrer Entschlüsse. Halten wir nun an unseren rechtmäßigen und friedlichen Forderungen fest, die Regierung wird schon kapituliren!“ Es ist kaum möglich, den Trotz und die Ver⸗ wegenheit der Sprache weiter zu treiben.

Der Herzog von Bordeaux fährt fort, die französische Poli tik lebhaft zu beschäftigen. Der Enkel Karl's X. ist in diesem Augenblicke von den glaͤnzendsten Namen Frankreichs und von den bedeutendsten Talenten der legitimistischen Partei umgeben. Die Her— zoge von Levis, Descars und Guiche, der Prinz Gaston von Mont moͤrency, die Herren Pastoret, Berryer, Villaret Pageuse und meh— rere andere durch Rang und Vermögen einflußreiche Legitimisten sind gleichzeitig mit dem Herzoge von Bordeaux Gäste des Lord Shrewsbury in Alton-Towers. Je mehr sich der Herzog von Bor— deaux London nähert, desto zahlreicher wird seine Umgebung von Männern seiner Partei. Auch Chateaubriand wird in England er— wartet, und er ist auch, wenn ich nicht irre, bereits abgereist. Ob⸗ gleich nun diese Demonstrationen keine unmittelbare praktische Bedeu⸗ kung haben, so knüpfen sich doch Vermuthungen und Besorgnisse für die Zukunft daran. Sie geben einen neuen empfindlichen Beweis davon, daß die Versöhnung des Faubourg St. Germain, welche von der jetzigen Regierung nicht minder lebhaft gewünscht wird, als einst von der Regierung Napoleon's, noch immer im weiten Felde liegt.

* Paris, 9. Nov. Man hat so vielfach schon in offiziellen und nicht offiziellen Berichten über die Zustände in den französischen Besitzungen in Afrika die große Sicherheit rühmen hören, die in jenem ganzen Lande herrsche. Indeß würde man sehr unrecht thun, der gleichen Versicherungen auf guten Glauben hin für baare Münze zu nehmen. Einige ganz neue Thatsachen, die in Briefen aus Algier vom 235. Oktober berichtet werden, mögen dazu einen Kommentar bilden. Am 17ten, als die Expeditions-Kolonne von Orleansville, in ihre Kantonnirungen zurückkehrend, zwischen einem in nicht großer Entfer⸗ nung von ihrem Lager befindlichen Felsen und dem Lager selbst Halt gemacht hatte, begingen drei Offiziere die Unvorsichtigkeit, sich zu entfernen, um in der Umgegend zu jagen. Zwei von ihnen sind ent⸗ weder gefangen oder getödtet worden, denn man hat seitdem nichts von ihrem Schicksale gehört. Ein Gendarm von demselben Corps hatte von derselben Stelle kaum 40 Metres weit sich entfernt, um sein Pferd trinken zu lassen, als plötzlich mehrere im Gesträuche ver— borgen gewesene Araber hervorstürzten und mit ihren Jata gan ihm den Kopf abschnitten. Als am folgenden Tage die Kolonne auf den Befehl des zu Milianah befehligenden Generals um⸗ kehrte, um Rache an dem dort wohnenden Stamme zu nehmen, fand sie auf dem Wege noch drei französische Soldaten, wahrscheinlich Nach⸗ zügler, ermordet; als aber die Truppen an dem Wohnplatze

des Stammes ankamen, war dieser schon weggezogen, und man konnte nur die in den Silos befindliche Gerste mitnehmen. Dieser Stamm hatte schon mehrmals seine Unterwerfung erklärt, aber ohne je es einstlich damit zu meinen, und so lange die Franzosen sich durch solche hinkerlistige Versprechungen hintergehen lassen, werden sie stets neue Opfer dieses Betrugs zu beklagen haben. Als die Kolonne des Generals Bourjoly kürzlich nach ihrem Streifzuge in der Provinz Mostaganem dahin zurückfehrte, suchten die Kabaylen für die neulich in einem Gebirgsthale erlittene Schlappe, über welche ich Ihnen berichtet habe, Nache zu nehmen. Ganz ruhig und anscheinend friedlich der Kolonne folgend, warteten sie nur wie gewöhnlich den günstigen Augenblick ab, um über die Unvorsichtigen und, Vereinzelten herzufallen, um wenigstens einen Christenkopf als Sühnopfer auf das Grab ihrer im Kampf gebliebenen Landsleute legen zu können. Diesmal wollte es das Unglück, daß sie einen der ausgezeichnetsten Offiziere, den Lientenant Pujol vom Bataillon der Ein⸗ geborenen überfielen. Dieser unerschrockene Offizier erhielt drei Schüsse, ,, trotdem die Geistesgegenwart und den Muth nicht, und . . JJ zahlreichen Wunden derursachte . ö. , n ö. der französischen Voiposte achten Blutverluste erschöpft, bis Angesichte 2 ell lisen . 5 zu gelangen, die ihn aufnahmen, worauf a, mn, g, . ö . weit, transportirt wurde. Man 91 . ö rot i. zahlreichen und schweren Wunden. 3 ö e, e. ö gebrochen, ein Schuß durch seinen 6 an ,. 6. . in e Ben furchtbar zerschmettert und sein welche die Kabaylen . in Folge der Steinwüürfe, Hoffnung, ihn 1vlen, i n er floh, auf ihn abschleuderten, in der g, ihn so noch zu tödten. wꝛose? ,,, 6 seit zwei Jahren ins Leben getretene Deutschlan ii, ,, . 9 lerdings eine engere Verbindung mit denen wir zu i. 2 4 erleichtert die vielfachen Beziehungen, in Aber welch'r m. 9 und vorzüglich zu den Rheinstädten stehen. ments und' der wich suyssen r n der Hauptstadt unseres Departe⸗ schen jenen beiden wichtigen 26 am Nheine, welcher Unterschied zwi— und Köln. Während die ö Mittelalters, zwischen Dietz tige Verwaltung jener Stad . iche Lage Kölns und eine weise kräf⸗ ; Wt-alle nöthigen Elemente zur Ausbreitung

ihres Handels bietet, ist ; . . Bedeutung et ist Metz eine bloße Krlegsstadt geworden, deren

schenn e . ehen . die Wichtigkeit ihrer militairischen Lage be⸗ und während der S . mit einem Worte nichts als eine Festung, wennn don ian raßburger z. V. wenn er auch von einer Los-

9 Frankreich nichts wissen will dem Franzosen gegen

837 über seine angestammte Nationalität vertheidigt, ist in Metz jede Er—⸗ innerung an die früheren innigen Beziehungen zum deutschen Reiche verschwünden. Die militairische Lage der Stadt, die sie zu einem Haupt-Bollwerke des Landes macht, die Stärke seiner Garnison, die Menge seiner militairischen Etablissements scheinen dazu das Ihrige beigekragen zu haben. Die Garnison besteht aus 2 Infanterie⸗ Artillerie, 1 Genie⸗Regiment und 1 Bataillon Chasseurs d' Orleans. Die wichtigsten Militair⸗Etablissements sind die école application für die Artillerie und das Genie, in welcher die jungen Offiziere, die aus der polytechnischen Schule hervorgegangen und sich jenen Waffengat⸗ tungen widmen, zum Eintritt in diefe speziell vorbereitet werden, das Hospital mit einer der schönsten Lehr⸗Anstalten für Medizin und Chi rurgie, eine Pulver Fabrik, Gießereien u. s. w. Diese verschiedenen Etablissements erheischen neben der Garnison ein zahlreiches Offizier⸗ Corps. Auch zählen wir in Metz nicht weniger als fast 8)0 Offiziere.

In politischer Beziehung findet man hier die drei Parteien auf

das schärfste bezeichnet. Jede von ihnen hat ein Journal als spe⸗ zielles Organ, und sie befehden sich in denselben auf das heftigste. Das Gouvernement zählt seine Anhänger unter den Beamten, dem Handelsstande und also unter den Wählern; die radikale Partei herrscht in der Masse vor, sie hat Fuß gefaßt im Munizipal-Rath und ist mächtig in der National Garde; die Legitimisten sind zahlreich und fast alle begütert. Ihre Partei hat in Folge ihres abgeschlosse—⸗ nen Lebens bedeutend an Ansehen verloren, wenn sie auch in der letzten Zeit wieder einigen Einfluß zu gewinnen scheint. Bei den gerade in diesem Augenblick stattfindenden Wahlen zu den Offizier stellen in der National-Garde ist es ihr gelungen, in einzelnen See⸗ tionen Stimmen-Mehrheit zu erhalten. Doch wie in ganz Frank⸗ reich, so ist auch bei uns die Aufmerksamkeit fast ausschließlich auf die Fehde zwifchen dem Klerus und der Universität gerichtet, als Einleitung zu dem entscheidenden Kampfe, der in der nächsten Kam⸗ mer-Session ausgefochten werden soll. In einer der Städte unserer Provinz, in Nancy, sind die Drohungen des höheren Kle tus theilweise bereits in Erfüllung gegangen, indem der dor tige Koadjutor (der eigentliche Bischof ward im Jahre 1830 gezwungen, die Stadt zu verlassen, und lebt seit jener Zeit in Paris) dem Aumonier des Kollegiums das Wohnen in diesem verboten und ihm ein Appartement im bischöflichen Palast angewiesen hat. Nancy zählt übrigens unter seinen Journalen einen der Haupt- Satelliten der streng katholischen Partei, le Courrier de Nanc9g oder auch l Esperancte betitelt, ein Journal, welches das Haupt⸗Organ jener Partei, l' Univers, an Fanatismus wo möglich übertrifft.

Srossbritanien und Irland.

London, 8. Nov. Die mit der letzten indischen Ueberlandpost ein⸗ gegangenen Nachrichten von einer Umwälzung in Lahore sind von der größten Wichtigkeit, da der Einfluß, den dieses Ereigniß im Pendschab auf die britische Politik in Indien haben dürfte, ein wesentlicherer sein muß, als ein Dynastieenwechsel in einer anderen indischen Provinz. Die hstindische Regierung kann nur einen Gedanken haben, nämlich ihre Herrschasft über das beunruhigte Land auszudehnen, damit ihre Gränze gesichert sei, und mag diese Politik auf Recht oder Unrecht beruhen les ist die Politik einer erobernden Macht), so ist sie doch einmal durch die Verhältnisse vorgeschrieben, und die Nothwendigkeit der Selbsterhaltung gebietet es, ihr zu folgen. Männer, welche die dor⸗ tigen Verhältnisse klar durchschauen konnten, haben die Zukunft Lahore's vorausgesagt. Als der eigentliche Begründer dieses Staates, der durch außerordentliche Geistesgaben, wie durch Wildheit des Charakters gleich ausgezeichnete Rundschit Singh (Sieger⸗-Löwe) alt und schwach wurde, aber dennoch, unterstützt durch die von ihm nach Lahore gezogenen Europäer, namentlich die französischen Ge⸗ nerale Allard, Ventura und Court, das Land nach außen und im Innern in Ordnung und Frieden hielt, schrieb schon der bekannte Alexander Burnes, damals Gesandter in Lahore (1832) Wenn nicht Schir Singh (der jetzt ermordete Maharadscha und ein Sohn des Rundschit Singh) sich die Obergewalt sichert, so wird dies Königreich wahrscheinlich in seinen früheren Züstand von Anarchie und kleinen Frei staagten zurückfallen, oder von irgend einer benachbarten Macht zur Unter⸗ werfung gebracht werden.“ Noch deutlicher äußert sich 1838 Osborne, der im Sommer dieses Jahres mit M'Naghten nach Lahore entsandt

ß, als das seit 1809 bestehende, mit

wurde, um ein festeres Bündniß, Rundschit zu unterhandeln. „So lange Rundschit lebt“, sagt Osborne was auch seine wirkliche

in seinem veröffentlichten Tagebuche, „der,

Gesinnung gegen uns sein mag, doch den Schein der Freundschaft durchaus bewahrt hat, würde ein Ueberfall und die Eroberung des Pendschab nicht zu rechtfertigen sein, aber bei seinem Tode wird die Sache sich ändern. Die Selbsterhaltung gebietet, dafür zu sorgen, daß die Regierung des Pendschab in Freundeshänden oder in unseren eigenen sei. Es würde Thorheit sein, Freundschaft von einem Lande zu erwarten, das durch Bruderzwist und die Ansprüche zweier Bewerber um den Thron zerrissen sein wird, die nur in einem Gefühle, dem Hasse des Briten, zusammentreffen. Beachten wir unsere Lage mit Bezug auf Rußlands Politik und auf das künftige Wohl des Landes selbst, so bleibt uns bei Rundschit's Tode nur eine Wahl, die augenblickliche Be⸗ setzung des Pendschab durch eine überwiegende Waffenmacht und die Herstellung unserer Nordwestgränze am Indusstrome. Die ostindische Compagnie hat zu viele Kameele verschluckt, um noch Umstände zu machen mit einer Fliege.“ Dagegen sträubt sich die öffentliche Mei— nung in England nicht allein gegen jede unberufene Besitz⸗ nahme des Pendschab, sondern auch überhaupt gegen jede Ein— mischung in die Angelegenheiten der dortigen Staaten, und zwar chen so aus Gründen des Rechts und der Staats-Moral, so wie aus Be sorgniß vor neuen Unternehmungen, welche, wie in Afghanistan, den Ruhm“ der britischen Waffen gefährden und unnützes Blutvergießen veranlassen könnten. So schreibt vor allen die Times: „Und was haben wir nun zu thun, gegenüber diesen Schreckens -Ereignissen? Sollen wir, was so Viele wünschen, mit starker Hand eingreifen und allen weiteren Zerwürfnissen dadurch ein Ende machen, daß wir dies reiche und viel begehrte Land uns aneignen? Wenn wir es nicht thun, so liegt es wahrlich nicht an unserem Begehren. Der Pend schab bringt, wie wir hören, 24 Millionen Pfd. Revenüen und im Schatze sollen 40 Millionen Pfd. liegen. Welche Versuchung! Wenn wir nur einen Vorwand hätten.

Einen Vorwand? als wenn es nicht die ewigen Gesetze des Mein und Dein gäbe, als wenn die Beraubung zum Gesetz werden sollte, als wenn ein Vorwand oder ein Grund zum Kriege eine Art von carte blanche für unbeschränkte Anmaßung fremden Eigenthums wäre! Aber eben so wenig wie ein Grund zur Occupation des Gebietes vorliegt, läßt sich ein Vorwand für eine Einmischung in die dortigen Angelegenheiten auffinden. Dieselbe müßte sich auf Ver—⸗ träge stützen, und wir haben keine; weder die Partei des ermordeten Schir Singh, noch der jetzt den Thron innehabende Dulip kann des⸗ halb auf einen britischen Schutz Anspruch machen. Wir müssen darum warten, bis wir beleidigt werden und bis unser Gebiet ge⸗ fährdet wird, ehe wir mit Waffen einschreiten.“ Zum Schluß lobt indeß die Times die Vorsichts⸗ Maßregeln Lord Ellenborough's und die geschickte Aufstellung des Heeres am Dschumna.

)

London, 7. Nov. Obgleich die hervorragendsten Punkte

des kürzlich in Lahore stattgefundenen Blutbades Ihnen auf direkte⸗

rem Wege bereits zugegangen sein werden, so dürfte es doch nicht überflüssig sein, dieselben durch einige Details zu vervollständigen, welche hier vielleicht besser bekannt sind. Wenn es in gewisser Hin⸗ sicht scheinen möchte, daß das Erlöschen eines anderen Königlichen Hauses in Folge der Verbrechen seiner Diener und Anhänger, so wie die Herbeiführung einer anderen jener monströsen Umwälzungen, welche der Fluch des Sstens und der Schrecken der Welt sind, das stete Fortschreiten der Ausdehnung des britischen Reiches im südlichen Asien zur, Folge haben müßte, so dürften doch auf der anderen Seite die Männer, welche jene Blutthaten begangen haben, eben so wie die Folgen des stattgehabten Regierungswechsels jenem Bündnisse der in⸗ dischen Regierung mit der Seikh⸗-Macht, das man bisher schon mit keinen unbedeutenden Opfern aufrecht erhalten hat, nichts weniger als günstig sein. Nach dem plötzlichen Tode der unmittelbaren Erben, des Rund⸗ schit Singh und der Verwirrung, welche inmitten der Intriguen der Parteien eine Zeitlang herrschte, wurde wenig Gutes von dem Fürsten erwartet welcher so unerwartet auf den Thron erhoben war. Schir Singh indeß zeigte einen Grad von That⸗ und Geisteskraft, den ihm Niemand zugetraut hatte. Als ihm während des Mißgeschicks des afghanischen Krieges eine besonders gute Gelegenheit sich darbot, das britische Bündniß auszusagen, wenn das seine Politik oder ein Wunsch gewesen wäre, so bestand seine Treue doch gegen⸗ über jenem Mißgeschick die Probe, und der Thronbesteigung seines ¶Purtaub Singh, konnte die britische Regierung so gut wie

Voll der Seikhs mit Vertrauen entgegensehen, da derselbe mit u den die größten Hoffnungen erregenden und einsichtsvollsten Fürsten es Ostens gehörte. . der Schir Singh hatte indeß den Dhyan Singh, welcher schon ein e,. nn, ,. gewesen war in seinem Rathe beibe⸗ , ,,. n. derselbe immer als das Haupt einer den fremden Offizieren der Seikh-Armee und noch mehr dem britischen Bündniß feindlichen Partei angesehen wurde. Es mag hierbei erwähnt wer— den, daß Hira Singh, ein Sohn des Dhyan Singh, in seiner frü—⸗ hen Jugend als der Ganymed von Rundschit's Olympus gefeiert wurde und bis zum Tode des Maharadscha dessen höchste Gunst ge⸗ noß. Die früheren Nachrichten aus dem Pendschab hatten eine Zeit lang von einer anscheinenden Zurücksetzung und der Eifersucht Dhyan Singh's gesprochen von einer großen Zusammenziehung von Trup— pen um Lahore, unter dem Vorwande, das Dussera⸗Fest zu feiern, und es wurde als ein besonderer Umstand erwähnt, daß gegen Ende des Monats August die enropäischen Ober⸗Offiziere Aritabile, Ven⸗ tura und Court, um Urlaub, auf einige Zeit sich außer Landes zu begeben, nachgesucht und denselben auch erhalten hätten. In der Zwischenzeit wurde der Sturm vorbereitet. Dhyan Singh hatte den Adschit Singh, einen Offizier von hohem Range in der Armee, be⸗ stochen, die Blutthat zu vollführen, und am 15. September wurde Schir Singh an der Spitze seines Heeres erschossen, Purtaub Singh ermordet, und das ganze Geschlecht des Rundschit mit Ausnahme eines Kindes durchs Schwert vernichtet. Nach einem oder nach zwei Tagen indeß, wenn nicht an demselben Tage, wurde Dhyan Singh, der Haupturheber dieser Verschwörung, selbst das Opfer derselben. Er hatte den Adschit zu sich in seinen Wagen geladen, und dies Ungeheuer, noch befleckt mit dem Blute seines Herr⸗ schers, erdolchte den Dhyan, während dieser neben ihm saß. Hira Singh, dem oben erwähnten Knaben, welcher indeß jetzt ein junger Mann von großen Geistesfähigkeiten sein soll, gelang es darauf, sich an die Spitze der Truppen zu stellen, welchen er auf zwei Monate den Sold auszahlte. Vor Verlangen brennend, seinen Vater Dhyan Singh zu rächen, ließ er den Adschit Singh gefangen nehmen und auf der Stelle hinrichten, während er selbst den Dulip Singh (ein Kind von 10 Jahren und der einzige übriggebliebene Sproß des Königl. Hauses] zum Könige von Lahore ausrief und das Amt des Wesirs übernahm.

. die oberflächliche Skizze dieser Ereignisse. Wenn Hira Singh den Ober-Befehl über die Truppen behalten kann, und seinem Fürsten treu bleibt, so könnte die Ordnung im Pendschab vielleicht noch erhalten werden, aber die wahrscheinlicheren Folgen dieser Re⸗ volution werden wohl derartige Kollistonen zwischen den verschiedenen Parteien im Lande und dem Heere sein, welche das Einschreiten der britischen Regierung unvermeidlich machen dürften. Indeß zweifle ich nicht daran, daß Lord Ellenborvugh hierin bestimmte Instructionen erhalten und auch die feste Absicht hat, diese Bewegung so lange wie nur möglich zu vermeiden. ö .

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Aargau, b. Nov. (N. Z. Z.) Heute versammelte sich der Große Rath, um derfassungegemãß Winter-Sitzung zu beginnen. Die ungetrübteste Ruhe der Gemüther giebt sich aufs deutlichste kund. Der Gegenstände, die der Behörde vorgelegt werden, sind viele, doch wohl nur untergeordneten oder örtlichen Belanges, mit Ausnahme eines Dekrets- Vorschlages über Wiedereinsetzung der Frauen⸗Klöster Fahr, Maria Krönung, Gnadenthal und Hermathschwyl und des Budgets. Jener Dekrets-Vorschlag will den Konventualinnen und Laienschwestern Fahr, Hermathschwyl und Gnadenthal auf den J. Christmonat J., von Maria Krönung, sobald die baulichen Einrichtungen zu ihrer Aufnahme vollendet sein werden, den Wieder⸗ eintritt in ihre Klöster eröffnen. Mit der Wiedereröffuung würden diese vier Klöster in diejenigen Verhältnisse zum Staate zurücktreten, in welchen sie sich vor dem 13. Januar 18141 befunden haben, und jeder Anspruch auf Pension erlöschen. Allein es ist zu hoffen, daß der Große Rath den Nonnen, welche den Kloster⸗Verschluß nicht mehr betreten wollen, die Jahr-Gehalte nicht entziehen werde.

Ein Bericht des Kleinen Raths fordert Ermächtigung zu einem Darlehen von t Million Fr. zur Verwendung für den Bau der Rheinstraße. Ein zweiter fordert Ermächtigung zu einem Darlehn von noch , Million Fr., um auf die leichteste Weise die Ansprüche der kathölischen Gemeinden auf das Klostergut zu befriedigen. Beide werden an die Staats⸗Rechnungs Kommission überwiesen. Die Gesandtschaft erstattet Bericht über die Erledigung der Klostersache.

Griechenland.

O Athen, 26. Nov. Ich habe meinem gestrigen Briefe noch Einiges hinzuzufügen. Je mehr unsere Zukunft von den Be— schlüssen, überhaupt von dem Gange der Berathungen der National⸗ Versammlung abhängt, desto mehr unterhält man sich schon jetzt über diese in engeren Kreisen. Der Einfarbigkeit unserer Zeitungen sehen Sie es wohl an, daß von einer öffentlichen Diskutirung der einschlagenden Fragen keine Rede sein kann. Falsch ist, wenn be⸗ hauptet wird, die Regierung werde der National-Versammlung an⸗ dere Berathungs⸗Gegenstände vorlegen, als wie den Verfassungs⸗ Entwurf. Man wird sie vielmehr nach dessen Annahme oder Ver— werfung, behuss der Vorbereitung anderer Arbeiten, vertagen. An dem Verfassungs⸗-Entwurfe selbst arbeitet man unterdessen unausge⸗ setzt, ohne jedoch damit bis jetzt weit vorgeschritten zu sein. Die Entscheidung ' über das Ein? und Zweikammern - Sostem, über dir Thronfolge, über die Staats-Religion, über eine permanente oder alljährlich zu votirende Civilliste, diese Steine des Anstoßes sind um so schwerer aus dem Weg zu räumen, als man keinesweges umhin kann, bei deren Hebung auch die Repräsentanten der Schutzmächte

Nov.

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