1843 / 141 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

= lauidiren ist, keine Schreibgebühren liquidirt werden guanium * . Hersigung vom 6. November, nach welcher ,. * Erecution in Bagatellsachen thätig gewesenen Dorfge⸗ e, , . der dorfgerichtlichen Gebührentare zuläs⸗

. sonst nach Beo . för el n e,. ein Antheil an dem gerichtlichen Gebühren⸗

atze bewilligt werden darf.

17. Nov. Durch das heute ausgegebene Amts⸗

l e m Täl, g ident der Provinz Brandenburg Folgendes ; dem 2b6sten v. M. von dem General⸗Postmeister, Herrn von . an sämmtliche Post Anstalten der Monarchie gerichtete Cir⸗ fula sffentlichen Kenntniß: e. k welche in Angelegenheiten der Censur zwischen den Verlegern und Herausgebern nicht Periodischer Schriften und dem für die letzteren in jedem Regierungs- Bezirke bestellten Be⸗ zirks - Censor vorkommen, steht die Portofreiheit nicht zu. Es ist je⸗ doch nachgegeben worden, daß die betreffenden Manuskripte und son⸗ stigen Censurstücke, so wie die Entscheidungen der Bezirks ⸗Censoren er das Imprimatur für den vierten Theil des tarifmäßigen Porto befördert werden sollen, insofern die Einsendung an die Censoren offen und unter Kreuzband und frankirt, die Rücksendung aber unter dem Dienstsiegel der Censoren geschieht, und die Adressen mit der Bezeichnung versehen sind: . ö

„Censur-Angelegenheiten nicht periodischer Schriften, Porto⸗Mode⸗

ration laut Ordre vom 26. Oktober 1843.“

Breslau, 15. Nov. Das heutige Amtsblatt der hiesigen Königlichen Regierung enthält das Allerhöchst bestätigte Statut des Sterbekassen-Vereins für die Justiz- Beamten im Departement des hlesigen Ober- Landesgerichts.

Schloß Sibyllenort, 13. Nov. (Schl. 34 Am 2ten d. M trafen Se. Durchl. der regierende Herzog von Braunschweig mit zahlreichem Gefolge hier ein, und eröffneten am Hubertustage die Jagden in den näheren Umgebungen des seit zwei Jahren nicht besuchten Schlosses. Diese waren meist von vortreffliche Wetter begünstigt und gewährten durch den vorzüglichen Zustand der wilden Fasanerseen große Befriedigung. Erlegt wurden 6 Dammhissche, 23 Rehböcke, 557 Fasanen, 1669 Hasen, 5. Füchse, 64 Rebhühner, 1éSchnepfe, 1 Wasserhuhn, 1 Raubvogel, zusammen 2372 Stück Wild, und von diesem durch Se. Durchlaucht selbst Dammhirsche, 14 Rehböcke, 203 Fasanen, 372 Hasen, 1 Fuchs, 6 Rebhühner, zu⸗ sammen 600 Stück Wild. In der Jagd⸗Gesellschaft befand sich an mehreren Tagen Se. Excellenz der kommandirende General, Graf von Brandenburg. Se. Durchlaucht, die dankbare Erinnerung an vielfache Huld zurücklassend, sind schon heute wieder nach Berlin abgereist.

Düsseldorf, 11. Nos. (D. 3.) Gestern, am Geburtstage Ihrer Majestät der Königin, war den hiesigen Armen ein Freudentag Dereitet worden, indem denselben, gleich wie in den letzteren Jahren, Brod, Fleisch und Brent -Material gereicht worden ist. Der Herr Ober- Bürgermeister hatte zu diesem Zwecke eine Subsecription in Um— lauf gesetzt, welche durch zahlreiche Beiträge diese Spendung mög⸗

lich machte.

Anslan d. Deutsche Bundesstaaten. Bapern. München, 11. Nov. (A. Ab dz.) Heute hielt Se. Majestät der König Jagd bei Grünwald, wo 10 Hirsche und 76 Stlick Wild erlegt wurden. Anfangs Januar k. J. wird Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Albrecht von Oesterreich hier erwartet. Heute ist General Kolokotronis nach Hohenschwangau gereist, um Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen die Aufwartung zu machen. Von der Rückkehr Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen ist noch keine Zeit, noch weniger ein Tag bestimmt; heute gingen noch aus der hiesigen Residenz Effekten dahin ab, welche auf einen längeren Auf— enthält der höchsten Herrschasten daselbst schließen lassen. Se. Königl. Hoheit war dieser Tage in Partenkirchen auf einer Gemsenjagd und hat zwei Gemsböcke erlegt. Se. Majestät der König Ludwig be— suchte gestern den Viktuaͤlien-Markt und fragte persönlich die ver— schledenen Verkäufer nach den Preisen der Lebensmittel, die fortwäh⸗ rend steigen, ohne daß bisher, wie anderwärts geschieht, Maßregeln dagegen getroffen wurden. Es ist zu hoffen, daß durch höheres Ein⸗ schreiten dem Wucher Einhalt geschieht. Lebhaft spricht man von /

der Herstellung einer Eisenbahn von Salzburg nach München; in der That war diese Woche ein Kaiserl. österreichischer Regierungs-Com⸗ missair hier anwesend, um mit unserer Königl. Regierung die nöthigen Unterhandlungen einzuleiten. Direktor von Pauli ist nach Hof ab—

gereist.

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Regensburg, 10. Nov. (R. 3) Heute Mittag 11 Uhr kam das von Ulm erwartete Dampfboot „die Donau“ hier an und landete unter Böllersalven an dem mit Masten und Flaggen geschmück⸗ ten Ufer beim Weinthore, wo sich bald die halke Bevölkerung Re⸗ gensburgs versammelte, um das schöne und elegante Fahrzeug zu beschauen. Das Schiff hat zwei Maschinen, jede zu 25 Pferdekraft, und geht beladen nur 48 Centimeter, ungefähr 17 Zoll, im Wasser. Durch seine Fahrt von Ulm hierher hat es die Möglichkeit der Be⸗ schiffung der oberen Donau mit Dampfböten außer Zweifel gesetzt.

Holstein. Altona, 15. Nov. (A. M. Auch hier macht die Angelegenheit des Volks, deren Förderung die Mäßigkeits-Ver⸗ eine sich angelegen sein lassen, Fortschritte, sowohl durch Zuwachs an Mitgliedern, welche der hiesige Verein selbst erhält, als durch den allmäligen Eingang, den seine Grundsätze und, Bestrebungen beim Volke finden, und so eine Umwandlung der Sitte vorbereiten, auf der das Branntweintrinken beruht. Schon giebt es Arbeitsstätten, wo kein Branntwein mehr getrunken wird, und an anderen trifft nicht Hohn den, der keinen trinkt, sondern ein stillschweigender Makle denjenigen, der sich nicht von diesem Genuß trennen kann.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 9. Nov. (A. 3.) Die bedauerlichen Exzesse zu Preß burg (siehe unten den Artikel Preßburg) haben die höchste Indig⸗ nation aller ehrenhaften Leute sowohl hier als in Ungarn selbst er⸗ regt. Se. Majestät der Kaiser hat augenblicklich ein sehr strenges Reskript an die dortigen Behörden ergehen lassen, worin dieselben nicht nur angewiesen sind, den Vorgang sogleich zu untersuchen und die Schuldigen zur Strafe zu ziehen, sondern sie auch selbst für jeden etwa vorfallenden Exzeß verantwortlich gemacht werden.

Preßburg, 5. Nov. (A. 3.) Bei der im April d. J. im

Szatmärer Komitate abgehaltenen Deputirtenwahl erschienen bekannt⸗ lich etwa 150 mit eisernen Gabeln und mit Blei gefüllten Knitteln bewaffnete Bauer-Edelleute aus Cseke, überfielen die konservagtiven Wähler, erschlugen und verwundeten Mehrere und zwangen die Uebri⸗ gen zur Flucht, worauf sie die Wahl der Kandidaten der Opposition (Ujfalusy und Kovacs) mit Gewalt durchsetzten. Das Komitat, im Gefühle der ihm zugefügten Schmach, rief vor einiger Zeit diese so unziemlich gewählten Deputirten zurück und ernannte in ordnungs⸗ mäßig vorgenommener Wahl die Herren Uray und Gabäny zu ihren Ersatzmännern. Diese Maßregel der Komitats-Majorität zu Szatmär fand unter unserer zügellosen Landtagsjugend keinerlei Anklang, und zur Manifestation dieser Meinung wurde dem abtretenden Depu⸗ tirten von Szatmär ein Fackelzug gebracht. Hiermit begnügte sich indeß der Troß politischer Gamins, deren 3 bis 14090 unter der Ka— tegorie von Juraten, Schreibern ꝛc. im Gefolge der Deputirten am Landtage gegenwärtig sind, keinesweges. Kaum war der eine der neuen Szatmärer Komitats-Deputirten in Pesth angekommen, als das dortige „junge Ungarn“, im genauen Einverständniß mit dem hiesi⸗ gen, ihn mit einer Katzenmusik empfing; nicht genug, einige dieser hochgestunten jugendlichen Patrioten schifften sich mit ihm auf dem Dampfschiffe ein und überschütteten ihn bis zur Ankunft in Preßburg mit Insulten aller Art. In Preßburg hatte sich zu seiner Ankunft ein vollständiges Komplott organisirt, und in der Nacht zog ein Trupp von einigen hundert jungen Leuten vor die Wohnung des Neuangekommenen und unter einem Höllenlärm aller mißtönenden Instrumente und brüllenden Stimmen wurde ein Hagel von Steinen nach den Fenstern des Hauses geworfen, an denen nicht eine Scheibe ganz blieb. Dann wurde ein durch eine Maske unkenntlich gemach⸗ tes Individuum in die Höhe gehoben, welches an die würdige Ver—⸗ sammlung eine Reihe Fragen wie folgende stellte: „Wer ist der größte Schurke in Ungarn?“ „Wer ist der ärgste Landesverräther?“ Worauf das ehrbare Auditorium jedesmal den Namen des neuen Deputirten hervorbrüllte. Inzwischen hatte der mit der Landtags Polizei beauftragte Graf F. Zichy zum Schutz des Hauses Milikair herbeigezogen, worauf unsere würdigen Patrioten sich zwar entfern— ten, aber nur, um an dem unbeschützten Hause des Grafen Zichy gleichfalls die Fenster einzuwerfen, weil dieser es gewagt hatte, seiner Pflicht gemäß ihrem liberalen Eifer durch Herbeiziehung bewaffne⸗ ter Macht Einhalt zu thun.

O Wien, 8. Nov. Anstatt der mit dem Eintritte des neuen Studienjahres erwarteten Aenderungen, ist blos die frühere beschrän⸗ kende Vorschrift wegen des Normal-Alters für den Eintritt in die Gymnasial- Studien aufgehoben worden. Die Gymnasial—⸗ Direktoren wurden jedoch verpflichtet, sorgfältig darüber zu wachen, daß kein Elementarschüler zu den Gymnasial-Stüdien zugelassen werde, welcher sich bei der mit demselben vorzunehmenden Vorprüfung für dieses Studium nicht vollkommen tauglich zeigt, und nach dem Zu⸗ stande seiner physischen und intellektuellen Entwickelung unbedenklich zu denselben zugelassen werden kann. In Beziehung auf die Nach

trags und Wiederholungs-Prüfungen in den Vollsschulen ist festge⸗ setzt worden: daß dieselben nur aus besonderen Rücksichten, sowohl für

3 Lemberg, 1. Nov. Das hiesige Gubernium macht in einem Cirkular bekannt, daß über den vorgeksmmenen Fall, wo einem österreichischen Unterthan bei seinem Eintritte nach den russischen Ostsee⸗ Provinzen das Wanderbuch abgenommen, und von Seiten des diessei⸗ ligen Geschäftsträgers dagegen Einsprache erhoben wurde, weil dieser Fall der zu Gunsten der österreichischen Unterthanen in Rußland bestehenden Verordnung zuwiderlief von der Kaiserlich russischen Regierung die Erklärung gegeben wurde: daß jener Fall sich nur aus Versehen ereignet habe, und daß die Verordnung, nach welcher den nach Rußland reisenden österreichischen Unterthanen ihre Wanderbücher nicht abgenommen werden sollen, dort noch immer in voller Kraft bestehe. Auch darüber wurde im diplomatischen Wege zwischen unserem und dem russischen Gouvernement verhandelt, daß den dahin rei⸗— senden Kaiserlichen Unterthanen in Zukunft nicht mehr, wie es bisher der Fall war, an der russischen Gränze von den dortigen Behörden die heimatlichen Pässe, gegen Ausfertigung russischer Reise⸗-Certifikate, abgenommen werden, sondern daß man ihnen diese, zur Legitimirung ihrer österreichischen Staats-Bürgerschaft erforderlichen Urkunden, in Zukunft bei dem Eintritte in das russische Gebiet belassen möge. Das Kaiserlich russische Gouvernement hat demzufolge eine Ausnahme von den in Rußland geltenden Paß-Vorschriften zu Gunsten der österreichischen Unterthanen in soweit zugestanden, daß diese Letzteren in dem Besitze ihrer heimatlichen Pässe daun belassen werden, wenn sie nebst diesen auch mit legalen russischen Botschafts⸗ oder Konsulats⸗ Pässen sich versehen, und solche dann bei ihrem Eintritte in das Kaiferlich russischs Gebiet bei den dortigen Gränz- Behörden gegen Aufenthalts Karten oder nene für das Innere des Kaiserlich russischen Staates gültige Pässe umtauschen. Ueber dieses, von unserem Gou⸗ vernemenk angensmmene Zugeständniß, haben nun die hiesigen Behör— den die nöthige Belehrung kundgemacht. *

Ferner hat das hiesige Gubernium folgende, Bestimmungen bekannt machen lassen, welche durch einen russischen Kaiserlichen Ukas zu Gunsten österreichischer Unterthanen verfügt wurden: 1) diejenigen österreichischen Unterthanen, welche sich im Stande der Armuth befinden, werden in den bei den Gerichten des Königreichs Polen anhängigen Rechtssachen von Erlegung der in der Gerichts⸗ Prozedur vorgeschriebenen Caution frei sein, wenn sie eine Erklärung beibringen, daß sie die vorgeschriebene Sicherheit, ihrer Armuth we⸗ gen, zu leisten außer Stande sind, wie auch gegen Beschwörung der Richtigkeit ihrer Behauptung, wenn der Beklagte die Ablegung die⸗ ses Eides verlangt. 3) Bie Wohlthat dieser Bestimmung soll so lange verbindend bleiben, als ein gleiches Verfahren bei den Kaiserl. österreichischen Gerichten rücksichtlich der armen Unterthanen des nigreichs Polen beobachtet werden wird.

Frankreich.

Paris, 12. Nov. Heute nimmt auch das Journal des Débats das Wort über die Reise des Herzogs von Bordeaur, in— dem es von vorn herein erklärt, daß es jenen Blättern, die sich ein Vergnügen daraus machten, den jungen Prinzen auf allen seinen Aus—= flügen zu folgen und ihre Spalten mit Berichten darüber zu füllen, diese Freude nicht durch Vorwürfe vergällen, noch weniger dem Verbannten das Lob streitig machen wolle, welches dieselben Blätter ihm so reichlich spendeten. „Das Unglück“, sagt es, „ist heilig, und wir werden die ihm gebührende Achtung nicht ver letzen.“ Wenn die Oppositions- Blätter andererseits behaupten, daß die französische Regierung die Schritte des Herzogs von Bordeaux und die demselben in England zu Theil werdenden Höflichkeits⸗Bezeigun— gen ängstlich überwache, so hält das ministerielle Blatt es kaum für nöthig, dies für eine thörichte Einbildung zu erklären. „Die fran zösische Regierung“, fügt es hinzu, „ist zu menschlich, zu weise, ihrer Stärke und ihres Rechts zu sicher, als daß sie dem Herrn Herzoge von Bordeaux die seiner Geburt und seinem Unglück schuldigen Rücksich ten beneiden sollte. Sie übt die Gastfreundschaft zu edelmüthig aus, um unseren Nachbarn das Recht der Ausübung derselben gegen einen

Klarinetten von Gährich, welche die beiden Konzertgeber sehr brav erekutirten.

Kunstnachrichten aus Paris. Das neue Diorama.

ö und Kunst 3 9. Dioptrit nicht bekannt dieenigen befällt, die

studirt zu haben. M

man aber in unsere

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und Schatten stellen, i nh wi.

wieder in Nacht, und Nacht wicher *.

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as Licht ändert sich. Das Wesen di Unterschiede, den die Farben on, .

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heit und verfällt darauf, es möge sich darauf, h hiermit

; aminschirmen, d i rau . oder farbig gemalte Gegend e. ir ren! a n dem man sie gegen das Tageslicht oder gegen das Feuer hält, und die einwand dieser Dioramenbilder können wohl, wie das Papier jener Ka⸗ minschirme, von vorn und hinten beleuchtet werden, wie der Hintergrund

einer Bühne, oder wie die Gaze eines chinesischen Schattenspiels, so daß man durch die kunstvoll kombinirte Art und Weise der Beleuchtung mit denselben Linien, Massen und Gegenständen ganz verschiedenerlei Wirkung hervorbringe.

In dieser leicht einzusehenden, aber unendlich schwer anzuwendenden Verfahrungsart sind die beiden neuen Dioramenbilder von Herrn Bouton ausgeführt. Das eine ist das Innere der Ba silika S. Faola“ fucri le inure, außerhalb der Mauern Roms auf dem Wege nach Ostia, eins der wichtigsten Denkmäler des altchristlichen byzantinischen Basilikenstols in seiner vollstandigsten und reichsten Ausbildung und, neben der Peterslirche, eine der bedeutendsten Basiliken Roms, die an der Stelle einer kleinen, von Kon— stantin über der Begräbnißstätte des Apostels Paulus erbauten Kirche im Jahre 386 neu gegründct und im Jahre i823 durch Brand, zerstört wurde. Wie der Vorhang aufgeht, sehen wir das Innere der Kirche vor dem Brande, mit den vier Reihen von je zwanzig mächtigen, theilweise dem Maufoleum Hadrians und anderen antiken Monumenten entnommenen ko— rinthischen Säulen, mit der kostbaren Decke von Zedernholz, dem künstlich ausgelegten Marmorfußboden und den musivischen Wandmalereien, in denen die älteste christliche Kunst, die aus der Antike herübergenommenen Topen mit ihrem Geiste beseelend, sich zu eigenthümlicher Bedeutung und Selbststän⸗ digkeit erhob. Die Perspektive des Hauptschiffes und die Durchsicht durch die Hallen in die Nebengänge ist von eben so mannigfaltiger als reizender Wir⸗ kung. Denn die Reihen paralleler Säulen, welche die fünf Schiffe trennen, geben ein Bild, das, durch das wechselnde Spiel von Licht und Schatten an den prächtigen Gliedern immer aufs Neue sesselt. Nach und nach eintre⸗ tende Dimmerung verhüllt uns das Geheimniß der Zerstörung. Wie es wieder Tag wird, sehen wir das Innere der Kirche nach dem Brande; die eingestürzte Cederndecke liegt zertrümmert am Boden; das Pflaster ist zerstückt und mit Schutt überdeckt, die Kapellen und Altäre sind niedergeworfen, die Wandge⸗ mälde abgeblättert, die Säulen zersplittert und verstümmelt. Ein Theil des Chors, der Hochaltar im Hintergrunde, und verschiedene Bildniß Medaillons der Päpste an der oberen rechten Wand sind allein einigermaßen von den Flammen verschont geblieben. Der Anblick dieses furchtbaren Ruins erfüllt die Seele mit Graufen und Wehmuth. Alles Einzelne ist von meisterhafter Aus— führung, und das Ganze von großer Kraft, Harmonie und Haltung.

Das zweite Bild ist die Ansicht der Stadt Freiburg im Uechtlande, . , en Thurm ihrer gothischen Stiftskirche, mit der merkwürdigen 2 6 e, die wie ein Spinngewebe über Kirchen, Thürme und Dächer igt von kanne g h. zur anderen ausspannt, und mit den pittores⸗

usern, die iheilz' in Schluchten eingeklemmt, theifs über der Saone

an steile Abhänge geklebt sind. Rund umher eine freundlich lächelnde Landschaft im Sonnenglanze und Feierkleide des Frühlings, mit einem Kranz von grünen Matten und blumigen Wiesen. In der Ausführung ist dieses Bild minder gelungen, als das vorige. Der Zeichnung fehlt es an Schärfe und Krast, der Betonung an Stärke und Energie. Das Grün hat eine unangenehm gelbliche Nüance und in den Gebäuden herrscht ein bläulicher, matter Ton, der zum Ensemble nicht recht stimmen will. Was aber, unbeschadet dieser Mängel, dem Bilde ein großes Interesse verleihet, ist die wunderbare, vor den Augen des Beschauers vor sich ge— hende Verwandlung dieser Frühlings Landschaft in eine Wintergegend. Nach einiger Zeit bedeckt sich der Himmel mit Wolken; ein Schneegestober zieht heran, leichte Flocken glitzern und blitzen in der Luft; die grünen Matten verbleichen und verschwinden allmälig, wie die Dächer, unter einer weißen Schneedecke. Die Wirkung dieses köntrastirenden Naturphänomens in feinen verschiedenen Abstufungen, Schattirungen und Eindrücken ist höchst frappant, schön und täuschend; und vielleicht wird das ungleich besser ge— malte Innere der St. Paulskirche vor Rom bei weitem weniger gefallen, als diese Ansicht von Freiburg, deren Mängel bei dem Pariser nicht in Betracht kommen dürften, gegen den Reiz, für sechs Sous im Omnibus eine Neise in die Schweiz machen zu können.

Theatralisches.

O London, 11. Nov. Das einzige Theater, welches es diese Saison übernahm, sich der Vorstellung ächter Trauer- und Schauspiele, mit Um— gehung von Melodramen und Opern, zu widmen, Coventgarden, ist darüber bankerott geworden. Die Freunde dramatischer Kunst sind untröstlich über diesen Verfall des öffentlichen Geschmacks und suchen nach allen Seiten um Hülfe. Unter Anderem schlägt einer im Edinburgh Review eine Classifica— tion der Bühnen vor. Unter diesen soll in London fürs erste nur eine be- rechtigt werden, ordentliche Dramen aufzuführen. Wenn man auf dieser nun, meint man, die besten Schauspieler im Lande zusammenbrächte, jede Rolle sorgfältig besetzte, alle Versuche, Wirklichkeit mit dem Idealen zu ver— binden, ausschlösse, vor allem aber die Zeit der Aufführung so einrichte, daß die vornehme Welt und die, welche den Vornehmen nachäffen, dabei erscheinen könne, so wäre eine Wiederherstellung denkbar. Doch auch dieser Versuch kann nur dann glücken, wenn Kapitalisten Geld dazu hergeben wollen, ohne einen Vortheil von dem Unternehmen zu erwarten.

unglücklichen Prinzen streitig zu machen. Sie weiß zu gut daß alle Be mühungen der Parteien, den Schritten des Herzogs von Bordeaux einen politischen Charalter beizulegen, an der Loyalität und Festigkeit der engli⸗ schen Regierung scheitern werden. Mit einem Worte, sie fürchtet den Enkel Karl's . England eben so wenig wie in Deutschland.“ Fas Journal des T ébats läßt indeß diese Gelegenheit nicht vorübergehen, ohne Herrn Berrper vorzuhalten, ob er sein Benehmen mit selnem Gewissen und Pflichtgefühl vereinigen könne, und ob er dadurch etwa. eine Probe von Muth abzulegen glaube, daß er nach England reise, um dem Herzoge von Bordeaur seine Aufwartung zu machen, während er der Juli ⸗Mo⸗ narchie und den Juli ⸗Institutionen als Advokat und De⸗ putirter den Eid der Treue geschworen; ob dies eine Handlung des Muthes sei, da er sehr wohl wisse, daß ihm um dieser Reise willen unter der jetzigen Regierung und unter den gegenwärtigen Gesetzen Frankreichs nach seiner Rückkehr hier kein Haar werde gekrümmt wer⸗ den, sondern daß er trotzdem unbesorgt seinen Platz in der Kammer wieder einnehmen und dort, wenn es ihm beliebe, der Juli⸗Regierung sogar Grausamkeit und Tyrannei vorwerfen könne. Eine ganz andere Sache sei es mit Herrn von Chateaubriand; dieser habe keine Pflich⸗ ten gegen die jetzige Regierung zu erfüllen, denn er habe ihr keinen Eid ge⸗ leistet, vielmehr seine Entlassung als Pair von Frankreich gegeben; daß er, der von den Bourbonen, als sie mächtig waren, mit Zorn zu⸗ rückgewiesen worden, dessen Rathschläge sie damals verachtet und verleumdet hätten, jetzt im Unglück ihrem Ruf folge, sei sogar ein edles, rührendes und belehrendes Schauspiel. Wenn nun Herr Ber⸗ ryer, der solche Rechtfertigungsgründe für seine Reise nicht habe, dessenungeachtet nichts für sich zu fürchten brauche, so werde man, schließt das genannte Blatt, doch wenigstens nicht nur von der Milde, sondern auch von der Stärke der jetzigen Regierung Frankreichs sich überzeugen; man werde dies ruhige Vertrauen derselben auf ihr Recht und auf den Willen der Nation bewundern, und dies scheine das einzig Erhebliche, wozu die Reise des Herzogs von Bordeaux bis jetzt Anlaß gegeben.

Der Messager versichert in einem Artikel, den auch der Mo⸗ niteur wiedergiebt, daß das seit einiger Zeit in verschiedenen Blät⸗ tern umlaufende Gerücht, als hätte die Regierung die Absicht, das Amt des Groß-Almoseniers wiederherzustellen, durchaus ungegründet sei; man habe an keinen solchen Plan gedacht und keinem Prälaten einen desfallsigen Vorschlag gemacht.

Die konsultative Kommission des Handels- Ministeriums, welches über die Differenz bezüglich des belgischen Gußeisens ein Gutachten abzugeben beauftragt war, soll sich dahin ausgesprochen haben, daß die Zollbeamten sich geirrt hätten und das Eisen vom ersten Guß gewesen sei.

Graf Molé hat seine Salons in seinem neuen Hotel im Fau— bourg St. Honoré geöffnet; Herr Thiers fand sich schon mehrere male dort ein; man will wissen, diese zwei ehemaligen Minister be⸗ reiteten sich zu einem gemeinschaftlichen heftigen Kampf gegen das Kabinet vom 29. Oktober.

Der in London bestehende Verein gegen die Sklaverei beabsich tigt eine Mission an den Kaiser von Marokko, um ihn zu bestimmen, nach dem Beispiele des Bey von Tunis die Sklaverei und den Skla venhandel in seinem Reiche abzuschaffen. Auch das afrikanische In stitut zu Paris will dem Kaiser zu gleicher Zeit ein Sendschreiben in demselben Sinne zustellen lassen.

Am 23. September ist auf Haiti, wie man erfährt, die kon— stituirende Versammlung mit großer Feierlichkeit eröffnet worden.

Der Commerce berichtet: „Die Arbeiten an der fortlaufenden Wallmauer sind jetzt überall eingestellt, und man zählt dort nur einige Arbeiter, welche mit wenig wichtigen Erdarbeiten beschäftigt sind. Nicht so verhält es sich in Bezug auf die detachirten Forts, wo man fortwährend eine große Thätigkeit bemerkt, namentlich für die Ein richtung ihrer Kasernen, um sie baldmöglichst mit einer aus Infanterie und Artillerie bestehenden Garnison zu versehen. Die Beschlüsse des Kriegs -Ministers in Betreff der Organisation von Paris auf den Fuß eines Kriegsplatzes werden ununterbrochen vollzogen. Die Munizipal⸗ Garde hat 9JKasernen besetzt; doch das ist nicht genug; die Coelestiner Kaserne wird neu gebaut werden.“ .

Man beeilt sich, dem National zufolge, in der Königlichen Druckerei das Budget für 1815 und alle darauf Bezug habenden Stücke zu drucken, weil dies der erste Gesetz⸗ Entwurf sein werde, den das Kabinet den Deputirten zur Prüfung vorlegen wolle.

Es heißt, Graf Bresson werde in wenigen Tagen nach Madrid abreisen, um bei der feierlichen Erklärung der Majorennität der nigin gegenwärtig zu sein.

Grassbritanien und Irland.

London, 11. Nov. Die Nachrichten aus Mexiko von einer angeb lichen Beschimpfung der britischen Flagge, welche jetzt indeß wieder als eine Erdichtung oder wenigstens als eine Uebertreibung eines derartigen Faktums von Seiten der Inhaber mexikanischer Fonds zum Theil widerlegt werden, geben der Tim es zu einem längeren Artikel Anlaß, worin sie den Diktator Santana geradezu für sinnverrückt erklärt. „Die westliche Hemisphäre“, schreibt dieses Blatt, „scheint in einem sehr unkonfor tablen physischen Zustande zu sein. Orkane in Nassau, Erdbeben in Haiti, gelbes Fieber, „atmosphärischen Ursprungs“, auf den Bermudas und Tollheit, wie wir glauben, gleichfalls „atmosphärischen Ursprungs“ unter den republikanischen Präsidenten und Generalen des spa— nischen Amerikas. Man hat ohne Zweifel von den schauderhaften Grausamkeiten der Truppen des General Oribe vor Montevideo ge— hört, Grausamkeiten, die kein General, welcher seine Sinne hat, begehen läßt; jetzt erhalten wir Nachrichten von Mexiko (s. im gestr. Bl. Mexiko Schreiben aus Paris), aus welchem man schließen muß, daß der Präsident Santana sich in demselben Zustande von Geistesver—⸗ wirrung befindet.“ Die Times folgert aus den Differenzen zwischen dem britischen Chargé d'aiffaires, Herrn Doyle, und dem Präsidenten mannigfache Ungelegenheiten für England wie für Mexiko, welche in der Gefährdung des englischen Handels auf der einen und in den Gefahren des von unruhigen Nukatanesen und Texianern umgebenen mexikanischen Frei⸗ staats, in Folge einer Entziehung des britischen Schutzes, auf der anderen Seite ihren Grund hätten. Es wäre für Mexiko gefährlich, eine Macht zurückzuweisen, welche im Stande ist, „es zum Frühmahl ohne Weiteres zu verspeisen.“ Indeß glaubt die Times nicht, daß

es zum äußersten kommen werde, und Don Thomas Murphy, der

mexikanische Minister in London, werde mit Lord Aberdeen die Sache

wohl wieder ausgleichen. Höchstens würde Lord Palmerston eine neue Sache haben, um seine Angriffe gegen die auswärtige Politik der , zu begründen. je Regierung hat Kontrakte wegen Beförderung von Truppen ö ? r , Wgeschlossen. Der erste Transport wird, aus 165 nen. . ie neuesten Nachrichten vom Cap, die bis zum 7. Roher fen pie die n nen wieder der Ermordung eines britischen n , . Wilden im Amaponda-Lande. Raubsucht scheint . j z en zu sein. In Natal scheint nichts Entscheidendes ,, en zu sein, doch ist dem Frieden“ bort wohl nicht recht zu

X London, 10. Nov. Das Verfahren in dem Repeal-Pro— zesse ist bis zu diesem Augenblicke, was wan hir! e n . .

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spöttischer als anerkennender Weise zu nennen pflegt, „sehr irländisch“ gewesen. Ein unschlüssiger und umständlicher General-Anwalt hatte keine geringe Mühe, durch sein schwieriges Wesen die großen Fehler wieder gut zu machen, welche seine Untergebenen begangen hatten, und die Ueberzeugung fängt bereits an, Grund zu gewinnen, daß die Häupter der Repeal nicht so sehr aus Mangel an haltharen Beweisgründen, als vielmehr aus Mangel an Gewandtheit und Takt von Seiten der Kron-Advokaten freigesprochen werden könnten. Was indeß auch das Resultat dieses Prozesses sein mag, so glaube ich doch, die Repeal-Bewegung ist gehemmt. Sehr verschieden ist der Anblick eines mächtigen Volkes, das sich um die grünen Hügel sammelt, von dem Anblicke eines verwickelten Rechtsstreits, der unter den schwarzen Schlangen des Gesetzes geführt wird. Die Triumphe eines Gerichts—⸗ hofes sind dem englischen Volke werth, aber sie haben nicht die gleiche effektvolle Wirkung auf das mehr sinnliche Temperament der Schwe⸗ sterInsel. Dagegen kommen sie ganz vorzüglich dem schlauen Geiste O'Connell's zu statten, und in Perücke und Talar wird der irländische General-Anwalt wahrscheinlich nicht der Mann sein für den Ange— klagten vor der Barre.

Der herannahende Besuch des Herzogs von Bordeaur ist in den hiesigen politischen Kreisen ein sehr hervorragender Gegeustand der Ünterhaltung. Ein Haus in der Nähe von Hyde Park ist für Se. Königl. Hoheit gemiethet worden und, wie es heißt, wird sein Auf—⸗ enthalt in London von ziemlicher Dauer sein. Es ist der aufrichtige Wunsch der Regierung und des Hofes, den Prinzen mit jeder möglichen Auszeichnung zu empfangen, und man hofft, daß er bald un ter den erlauchten Gästen in Windsor aufgezählt werden wird. Die Nachbarschaft Frankreichs indeß hat eine Schwierigkeit verursacht, die man in Oesterreich oder im übrigen Deutschland weniger fühlte. Dort wurden der Prinz und seine treuen Begleiter ihrer Persönlichkeiten halber mit uvorkommenheit aufgenommen, ihrer Tugenden und ihres Mißgeschicks wegen geliebt; hier sind fie nicht so weit von dem Mittelpunkte französischer Parteien und Leidenschaften entfernt, um der Gefahr zu entgehen, von einer Atmosphäre politischer Intriguen umgeben zu werden. Nichts würde ungegründeter und für den Prinzen beleidigender sein, als die Vor⸗ aussetzung, daß er London zu seinem Aufenthaltsorte gewählt habe, um gegen eine Revolution zu agitiren, welche Zeit und Ereignisse, sowie die Anerkennung Europa's so unzweideutig sanctionirt haben. Aber die Feinde der jetzigen französischen Regierung, die Par⸗ teien und die Abenteurer, bemüht, ihre unreinen Beweggründe unter dem Deckmantel einer edlen Sache zu verhüllen, werden gewiß bereit sein, die Nähe des Prinzen sich zu Nutze zu machen. Wenn dies wirklich der Fall sein Und jene Personen so weit davon entfernt sein sollten, ihren Eifer im Dienste oder ihre Verehrung für die Per son des Prinzen an den Tag zu legen, so dürfte der Besuch desselben in England, wo alle Klassen ihm so bereitwillig ihre Achtung bezeu— gen möchten, eher böses Blut, Verdacht und Zwang erregen.

Die Nachrichten, welche wir aus Griechenland erhalten, zeigen, daß König Otto Alles thut, wodurch die Dankbarkeit und die Ach⸗ tung seines Volkes gegen ihn seit der letzten Umwälzung erhalten werden könnte. Die englische Regierung und der englische Minister in Athen gewähren die vollkommenste Unterstützung jenen gemäßigten Grundsätzen constitutioneller Regierung, welche am besten das Land vor den Schrecknissen der Anarchie bewahren und die legitime Auto rität des Hauptes der Nation erhalten können.

8 weit

Aarau, 8. Nov. Der Großraths-Ausschuß stellt in. Bezug auf die Erfolge der Rothen-Konferenz den einmüthigen Antrag: Es wolle der Große Rath die zutrauensvolle Erwartung aussprechen, der Kleine Rath werde den Frieden, die Ordnung, die Einheit im engeren wie im weiteren Vaterland mit allen verfassungsmäßigen Mitteln mit Entschiedenheit wahren; der Anerkennung des Großen Rathes dürfe er zum Voraus versichert sein. Es sei auch der Dank des Großen Rathes öffentlich auszusprechen für das eben so heilge⸗ mäße als biedere Einschreiten der Regierungen der beiden vorört⸗ lichen Stände Zürich und Bern, wie dasselbe in den Zuschriften an den Vorort Luzern vom 25. und 26. Oktober eingeleitet erscheint. Der Große Rath hat den Antrag mit großer Stimmen -Mehrheit genehmigt.

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Rom, 5. Nov. (A. 3.) Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Albrecht von Preußen erkranlte unmittelbar nach ihrer Ankunft an der Fußrose. Indeß kann das Uebel schon jetzt fast als völlig besei— tigt angesehen werden. Da ihre ärztliche Umgebung von den Ein⸗ flüssen des römischen Klima's bei einem längeren Aufenthalt das Beste für die Totalgenesung hofft, so hat sich die Prinzessin ent⸗ schlossen, die ganze Saison über hier zu verweilen. Dr. Vehsemeier, Leibarzt der Prinzessin, ging diesen Morgen mit Depeschen der hiesi⸗ gen Königlich preußischen Gesandtschaft als außerordentlicher Courier nach Berlin.

Peter von Cornelius ist am 2ten d. aus Berlin im besten Wohl sein hier eingetroffen zur großen Freude der vielen Freunde und Ver ehrer, die er hier zählt. Er wird, wie man vernimmt, den Winter hier weilen, um mehrere Zeichnungen zu auszuführenden Fresken zu entwerfen.

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Paris, 12. Nov. Telegraphische Depesche aus Spanien.

Madrid, 8. Nov. Heute haben die beiden legislativen Kör perschaften (Kongreß und Senat), vereint im Saale des Kongresses, die Volljährigkeit der Königin erklärt. Zahl der Stimmen den 209; für 193, gegen 16. Dieses Votum ist mit Enthusiasmus aufgenonimen worden. Als der General Narvaez den Saal verließ, wurde er wie im Triumphe begrüßt. Die Königin wird übermorgen den Eid (auf die Constitution) vor den zwei vereinten Körperschaften im Saale des Senats ablegen.

3 Madrid, 6. Nov. Die Umstände, welche der Präsidenten⸗ wahl des Kongresses voraufgingen, haben sich jetzt weiter aufgeklärt. In der Privat-Versammlung, welche ein großer Theil der früheren Moderirten am 3Zten Abends hielt, kam man überein, daß der Prä— sident aus den früheren Progressisten genommen werden solle, um diesen ein Zugeständniß zu machen. Olozaga wurde demnach als solcher bezeichnet, dagegen aber als Bedingung aufgestellt, daß zwei der Vice⸗Präsidenten aus der Mitte der Moderirten genommen wer den müßten. Die Versammlung kam überein, als solche den General Mazarredo (Gouverneur von Madrid) und Herrn Pidal Schriftsteller, Freund des verstorbenen Grafen Toreno, und Deputirter in den Jahren 1838 39) aufzustellen. Diese Versammlung, welcher kein einziger Progressist beiwohnte, und das Ergebniß derselben gab zu vielen Aus= legungen Veranlassung. Die Proͤgresssten gaben sich dem Argwohn hin, daß Olozaga sich nunmehr den alten Moderirten ganz in die Arme geworfen hätte, und daß diese den General Mazarredo an die Stelle Serrano's, der bekanntlich von jeher zu den Progressisten gehörte, zum Kriegs⸗Minister zu befördern dächten. Eine andere Versammlung, an der Moderirte und Progressisten und Olozaga selbst theilnahmen, siel, wie ich vorgestern berichtete, ebenfalls unbefriedigend aus, und nun beschlossen die eigentlichen Progressisten, Cortina bei der Präsidenten⸗

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Wahl gegen Olozaga aufßustellen. Dies bedeutete aber so viel als eine offene Kriegs- Erklärung, denn Cortina hatte schon offen ausge⸗ sprochen, daß er an der gegenwärtigen Lage der Dinge keinen Theil habe, sondern sie vielmehr bekämpfen werde. Auch hatte er sich aus⸗ drücklich geweigert, Mitglied der Kommission des Kongresses zu sein, welche das Gutachten über die Volljährigkeits Erklärung der Königin abzugeben hatte. Am Äten eiklärte nun, ehe die Sitzung des Kon⸗ gresses eröffnet wurde, Herr Olozaga sich bereit, den Präsidentenstuhl der Deputirten⸗Kfammer anzunehmen und die aus diesem Schritte her⸗ vorgehenden politischen Folgen (die Uebernahme des Vorsitzes eines neuen Kabinets) nicht ablehnen zu wollen, falls anders die ihm zuge⸗ dachte Ehre durch eine so beträchtliche Stimmen Mehrheit bewiliigt

werde, daß man darin die wahre Gesinnung des Kongresses erblicken

könne. Auf keinen Fall aber könne er zugeben, daß er als Cortina's Gegner aufgestellt werde. Wolle der Kongreß sich aufs neue in zwei einander gegenüberstehende Parteien, Moderirte und Progressisten, zertheilen, so träte er (Olozaga) auf Seite der Letzteren. Herr Cor⸗ tina schlug darauf einen Ausweg vor, indem er beantragte, daß man einen Dritten, nämlich Herrn Cantero (Banquier, Freund Olozaga's) zum Präsidenten wähle. Nach lebhaften Debatten wollte man eben eine Kommission ernennen, welche die für das Büreau zu bestimmen⸗ den Kandidaten vorzuschlagen, und deren Ausspruch sammtliche An⸗ wesende Folge zu leisten haben sollten, als einer der echten Progres⸗ sisten peremtorisch erklärte, seine Partei wolle keinen anderen Präst⸗ denten als Herrn Cortina. Diese Erklärung versetzte die Anwesenden in die größte Aufregung, und ohne eine Verabredung zu fassen, ging man zur öffentlichen Sitzung über. ; 6

Dieser Vorfall kann die allerwichtigsten und für die öffentliche Ruhe verderblichsten Folgen haben. Die Gegner der gegenwärtigen Lage, die Esparteristen, Centralisten, Republikaner, jubeln bereits, weil sie die parlamentarische Coalition, an der ihre bisherigen Bestrebungen scheiterten, als aufgelöst betrachten, während das zwischen ihnen ge⸗ schlossene Bündniß in Barcelona, Gerona und Vigo seine Wirkungen äußert. In der That läßt sich annehmen, daß in den Cortes für jetzt vier politische Parteien vertreten werden. Zwei derselben haben sich, die eine aus den Reihen der alten Moderirten, die andere aus denen der echten Progressisten, abgesondert und suchen nun sich als eine Art von tierscparti an einander zu schließen. Diese haben für Olo⸗ zaga als Präsidenten gestimmt. Sie betrachten die Revolution als beendigt und nehmen die Ergebnisse derselben als gültig an, wider⸗ setzen sich aber der Weiterführung des revolutionairen Zustandes nicht weniger als allen reactionairen Bestrebungen. Die beiden anderen Parteien stehen den eben genannten, so wie einander selbst, schroff gegenüber. Die eine bilden diejenigen Mitglieder der alten moderir⸗ ten Partei, welche die Ergebnisse der Revolutionen von 1837 und 1846 nicht als gültig anerkennen und sie umstoßen möchten. Wie es scheint, wird diese Partei im Kongresse durch den General Mazarredo und Herrn Pidal als Koryphäen vertreten. Die vierte Partei end⸗ lich arbeitet daran, die Revolution weiter fortzuführen. Zu ihr zäh⸗ len sich die echten Progressisten, die nunmehr aufs neue Herrn Cor⸗ tina an ihre Spitze gestellt haben.

Ganz eigner Natur ist aber die dermalige Lage Olozaga's. Versteht er die vielseitigen Schwierigkeiten derselben nicht zu überwältigen, so ist es um seine politische Bedeutung für immer ge⸗ schehen. Im entscheidenden Augenblick, wo es sich darum handelte, ein politisches Glaubensbekenntniß abzulegen, drohte Olozaga den Moderirten, zu den Progressisten zurückkehren, das heißt, die Revolution weiter führen zu wollen. Eine solche Drohung mag vielleicht diejenigen be⸗ fremden, die in Olozaga nur den Staatsmann, der, wie verlautet, dem französischen Hofe gegenüber die Verpflichtung übernahm, die Volljährig⸗ keits-Erklärung der jungen Königin ohne neue Stürme herbeizuführen, er⸗ blicken. Wer aber Zeuge davon war, daß Herr Olozaga fast alle seine poli⸗ tischen Triumphe bisher Revolutionen verdankt, wird sich nicht verwunderu, wenn er abermals diese Waffe blinken läßt. Als Mann von Fach kennt er das Gewicht der Parteien zu gut, um in den Moderirten, im ursprünglichen Sinne des Wortes, aufrichtige und mächtige Ver⸗ bündete erblicken zu können. Dennoch irrt er sich vielleicht in der Voraussetzung, daß die Progressisten, die sonst nach Allem greifen, ihn wieder ünter ihr Schild nehmen würden. Hierin eben besteht das Schwierige seiner Lage.

Diesen Nachmittag begann der Kongreß die Diskussion des Kommissions-Antrags über die Volljährigkeits⸗Erklä⸗ rung der Königin. Zuerst wurde folgender Vorschlag des Depu⸗ tirten Don Miguel Ochoa verlesen: „Ich bitte den Kongreß, zu erklären, daß der Antrag nicht in Betracht gezogen werden könne.“ Herr Ochoa suchte mündlich darzuthun, daß der Kommissions⸗Antrag im Widerspruch zu dem Art. 56 der Constitution stände, und die Deputirten also ihren Eid verletzen würden, falls sie ihn genehmigten. Der Kongreß entschied mittelst mündlicher Abstimmung durch & Stimmen gegen 24, daß der Antrag des Deputirten Ochoa nicht in Betracht gezogen werden solle. Lauter Beifall erscholl. Darauf wurde der Antrag des Deputirten für Granada, Don Ramon Crooke, der Kongreß möge zuvor aussprechen, daß die durch die Cortes dem Herzoge de la Vitoria übertragene Regentschaft erledigt wäre, durch 71 Stimmen gegen 31 verworfen, ohne in Betracht gezogen zu werden. Herr Ovejero, Deputirter für Palencia, der bei der September - Revolution von 1840 eine große Rolle spielte, widersetzte sich dem Kommissions⸗Antrage, weil die Volljährigkeits⸗ Erklärung im Widerspruche mit dem Willen der Nation, mit der Wohlfahrt des Staates und mit der Constitution stände. Dagegen erwiederte Herr Donoso Cortes (Moderirter) in einem sehr be⸗ redten, keines Auszuges fähigen Vortrage, man könne auf das zarte Alter der Königin eben so wohl hinweisen, wenn sie vierzehn Jahre zurückgelegt haben werde, als jetzt. Die Königin müsse als eine Institution betrachtet werden, die älter wäre als vierzehn Jahrhun⸗ derte, und zu welcher das Voll unter allen Stürmen seine Zuflucht genommen und diese gefunden hätte. Er führte die Fälle an, in de⸗ nen Könige Castiliens in früher Jugend für volljährig erklärt wurden, und stellte den Satz auf, daß die Cortes nicht die Constitution ver— letzten, sondern der Königin eine Begünstigung (Dispensation) zugestän⸗ den, die jede Privatperson in Anspruch nehmen könne. Nun erhob sich der Marquis von Tabuerniga, Deputirter für Granada, eifriger Cen⸗ tralist und Vertrauter des Infanten Don Francisco, mit der Behaup⸗— tung, die Volljährigkeits Erklärung wäre nicht nur illegal, sondein sie würde einen blutigen Bürgerkrieg herbeiführen und die junge Königin zum Werkzeug derselben Partei machen, die den Sturz der Negentin Christine verschuldet hätte. Herr Posada Herrera, Mitglied der Kommission, berief sich darauf, das Land hätte bereits durch seinen Ausspruch die Königin für volljährig erklärt, so daß den Cortes keine Verletzung der Verfassung zur Last fiele. So lange es Cortes, Preßfreiheit u. s. w. gäbe, dürfe man nicht befürchten, daß die Königin das Werkzeug irgend einer Partei werde. Herr Gomez Sancho meinte, die Regierung hätte die rechte Zeit verfehlt; sie hätte die Königin schon damals, als die bekannte Ceremonie im Palast stattfand, für vollsährig erklären müssen. Jetzt könne es weber auf legalem, noch auf revolutionairem Wege n! Endlich verthei⸗ digte noch Herr Rey das Gutachten ber Kommisston, ohne eben neue Gründe vorzubringen. *

Am Z0sten wurde in Algesiras eine Verschwörnng entdedt, w die Ermordung des Generasszommandanten der Linie, des Brigadier