1843 / 152 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Schmidt zu Bruchköbel, um Entschädigung eines ihm in sein em Dienst Einkommen durch das Ablösungs-Gesetz entstandenen Verlustes von Ih Thalern. Das Gesuch wurde jedoch, weil nicht nachgewiesen war, daß sich Bittsteller bereits an die höchste Staats Behörde gewendet, zurücgewiesen. Namens des Eisenbahn⸗Ausschusses berichtete Herr von Waitz über ein Gesuch der Stadt Fulda, dahin gerichtet, der Richtung der nach Frankfurt zu erbauenden Eisenbahn über Fulda den Vorzug zu geben und einen Versuch zu machen, die Bahn auf Actien zu erbauen. Der Ausschuß schlägt vor, unter Mittheilung des Ge⸗ suchs die hohe Staats⸗Regierung zu ersuchen, bei der von derselben erbetenen Auskunft auch die von den Petenten vorgeschlagene Richtung zu prüfen; hält jedoch ein Ersuchen auf Prüfung des Vorschlages wegen Kreirung von Actien bei dem desfalls auf den Antrag der Herren Arnold und Schwarzenberg an die Regierung bereits gerich⸗ teten Ersuchen für überflüssig. Herr Bähr schlug vor, der Regierung das Gesuch zu empfehlen, nahm aber seinen Antrag zurück, worauf der Ausschuß⸗Antrag genehmigt wurde. Herr von Baumbach III. berichtete über die Anträge der Herren Fondy und Rehm auf Abgabe von Brennholz aus den Staats-Waldungen an die Städte Fulda und Marburg. Der Antrag des Ausschusses, „hohe Staats-Regie= rung zu ersuchen: aus den Staats- Waldungen an die in den Pro= vinzialHauptstädten schon bestehenden oder noch zu errichtenden städti⸗ schen Brennholz-Magazine, mit Berücksichtigung der in mehr oder minderem Maße vorhandenen Brennholz-Surrogate, Brennholz⸗-Quan⸗ titäten in ausreichendem Maße so weit es die Ertragsfähigkeit der Staats Waldungen und die Berücksichtigung des §. 2 des Gesetzes vom 24. Juni 184 gestatten gegen die Lokal⸗-Holztaxe abgeben zu lassen“, wurde genehmigt und die Sitzung geschlossen.

Freie Städte. Bremen, 21. Nov. 3.) Se. Ex eellenz der Kaiserl. österreichische bevollmächtigte Minister, Herr Le⸗ gations⸗Rath von Kaisersfeld, hat unter dem 20sten d. M. an den Senat ein Schreiben erlassen, worin im Allerhöchsten Auftrage die besondere Zufriedenheit Sr. Kaiserl. Majestät, wie mit den Leistungen des 19ten Armee⸗Corps bei der Zusammenziehung desselben im Lager bei Lüneburg im Allgemeinen, so auch speziell mit dem Antheil, wel⸗ chen die hanseatischen Kontingente daran genommen, in den verbind— lichsten Ausdrücken erklärt wird.

Oesterreichische Monarchie.

, Prag, 24. Nov. Zuverlässige Nachrichten aus Wien ge⸗ währen die erfreuliche Gewißheit, daß dort mit Nächstem ein neues großes wissenschaftliches Institut ins Leben treten werde. Den uner müdlichen Bestrebungen des um die Wissenschaften so hoch verdienten Freiherrn von Hammer soll es nämlich gelungen sein, seinen vieljäh⸗ rigen Eifer für die Errichtung einer Akademie der Wissenschaften, wenigstens durch den Erfolg gekrönt zu sehen, daß ein Museum für Natur⸗Wissenschaften in Wien begründet werde. Als Grundlage des selben soll fürs erste das Kaiserliche Naturalien-Kabinet aus den bis⸗ herigen Lokalitäten in das in großartigem Maßstabe zu errichtende Museumsgebäude übertragen, und dann sofort die botanische Section nach dem Vorbilde des pariser jardin de plantes begründet werden. Nach der Ausstattung und begonnenen Wirksamkeit dieser Abtheilung, deren Vorbereitung und Organisation bereits dem Professor End⸗ licher gewiß die glücklichste Bahl, die man treffen konnte auf⸗ getragen wurde, soll dann die Abtheilung für vergleichende Anatomie folgen, und auf diese Art nach und nach mit allen Hauptzweigen der Natur⸗Wissenschaften fortgefahren werden, um durch Sammlungen und Anstellung von ausgezeichneten Fachmännern für die einzelnen Abtheilungen einen großartigen Vereinigungspunkt der Natur-Wissen— schaften in ihrem ganzen Umfange zu bilden. Erfreulich an und für sich schon, wird der Werth dieser Anstalt noch dadurch erhöht, daß damit die erfolgreiche Anordnung verbunden wurde, daß das Institut nicht blos etwa die Aufstellung von Sammlungen, sondern die Be⸗ stimmung zum Hauptzwecke erhalte, jene zu praktischen Demonstratio⸗ nen zu benutzen, und damit die Gelegenheit zu unabhängiger litera— rischer Thätigkeit in Verbindung mit freien Vorträgen, nach Art des erwähnten pariser Instituts zu verbinden. Wie wichtig dieses Mu— seum für Wien werden, und welche wohlthätigen Impulse es für das Studium der Natur-Wissenschaften im ganzen Umfange der Monarchie gewähren wird, bedarf wohl keiner weiteren Erörterung.

Bei der großen Dürftigkeit des Kunstlebens in unserer Stadt, außerhalb des musikalischen Gebietes, ist es sehr erfreulich, daß we—⸗ nigstens dieses Letztere eine längst gewünschte Erweiterung erhielt, durch Einführung der Abonnements⸗-Konzerte. Der am gten d. M. damit gemachte Anfang hat sehr befriedigt, und bei den bedeutenden musikalischen Kräften, welche hier zu Gebote stehen, ist kein Zweifel, daß die Sache Anklang finden, und vielleicht einiges zur Hebung des hiesigen geselligen Lebens beitragen werde, das bisher freilich sehr im Argen lag; denn ohne Gefahr eines begründeten Widerspruches darf

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e vielleicht behauptet werden, daß in keiner größeren Stadt Deutsch lands das gesellschaftliche Zusammenleben so kümmerlich wie b em der immer mehr zunehmende Verfall r einst so rühmlichen Bühne auch diesem einziger immer mehr Besucher entzog. Russland und Polen. St. Petersburg, 21. Nov. Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Michael ist am 17ten d. von seiner Reise ins Ausland wieder in Zarskoje-Selo eingetroffen. In der verflossenen Nacht ist das Eis auf der Newa stehen ge⸗ blieben, und heute sind die Eommunicatiouen mit den Inseln unter⸗ brochen.

ei uns 1d inserer Vereinigungspunkte

62 916 Die Direction der amerikanisch-russischen Compagnie zeigt an, daß die dieser Gesellschaft gehörende Brigg Promyssel“ am 14. Au⸗ gust mit einer auf 60,96) Silber-Rubel geschätzten Ladung Petzwerk glücklich zu Ochotsk angelangt ist.

Frankreich. Paris, 22. Nov. Die Nachricht, daß Rußland an den Kon erenzen, welche in London über die griechische Revolution stattfinden nöchten, keinen Antheil nehmen wolle, und daß Herr von Brunnow

den Befehl erhalten habe, mit Frankreich und England nur noch über die FJinanz-Angelegenheiten Griechenlands zu unterhandeln, wird von

einem Theile der hiesigen Oppositions Presse so aufgefaßt, als ob nun der Augenblick da sei, wenn man ihn nur gehörig zu benutzen verstände, um den russischen Einfluß im Orient zu schmälern. England und Frankreich brauchten, diesen Blättern zufolge, sich nur wieder enger zu verbünden, und als läge es jetzt in ihrer Macht, auch das ottomanische Reich von der Vormundschaft zu be⸗ freien, welche Rußland über dasselbe ausübe. Inwiefern sich Rußland, wenn wirklich die Ausübung eines solchen überwiegenden Einflusses seine Tendenz wäre, durch seine jetzige Stellung in Bezug auf Griechenland daran behindert finden sollte, darüber wird ganz hinweggegangen; man sieht nur, was man sehen will, und wenn fortan nicht Frankreich, im Bunde mit England, denn diese noch vor kurzem von der Opposition verschmähte Allianz ist nun plötzlich wieder beliebt geworden, den Ausschlag in den Händeln und In teressen des Orients giebt, so wird blos Herr Guizot daran schuld sein, dem man vor kurzem noch eine englische Gesinnung zum Vor— wurf machte, wogegen man jetzt bereits Miene macht, ihm vorzu⸗— werfen, er werde die günstige Gelegenheit sich entschlüpfen lassen, England und Frankreich mit einem dauernden Bande zu umschlingen. In dieser Art spricht besonders der Courrier frangais sich aus; doch auch der Constitutionnel glaubt wenigstens, daß eine größere Annäherung zwischen England und Frankreich aus der von Rußland eingeschlagenen Politik hervorgehen könnte. Diesen Wünschen und Erwartungen tritt nun aber die Presse mit kühleren Betrachtungen entgegen; ja, sie findet es sogar unbegreiflich, wie man, gleich alters schwachen politischen Kannengießern, noch immer von vollständiger Herstellung einer Allianz mit England träumen könne. Das hieße geradezu, wieder aufs Tapet bringen, was das Allerabgelebteste in der Po litik der Vergangenheit sei, und was mit den Lehren der Erfahrung im grellsten Widerspruch stehe. „Wir heben dies deshalb hervor“, sagt das zuletzt genannte Blatt, „weil der Constitutionnel hier vielleicht das Organ gewisser Staatsmänner ist, welche auch durch die stärksten Irrthümer noch nicht enttäuscht zu sein scheinen. Es würde uns um ihre Zukunft, falls sie eine solche haben, sehr leid thun, wenn sie in dem, was so eben zu London vorgegangen ist, nur eine Gelegenheit erblickten, Frankreich von neuem eine Gemeinschaft des Handelns auf zubürden, die es fast nie ohne Nachtheil übernommen hat. Das ganz freiwillige Zurücktreten Rußlands von der aus der griechischen Revolution entspringenden Frage, sollte andere Gedanken einflößen, denn es beweist, daß diese Macht sich niemals gegen ihre Interessen oder gegen seine Sympathieen auf Verpflichtungen einläßt, und daß sie nöthigenfalls ihre volle Unabhängigkeit wiedereinzunehmen weiß. Es würde gewiß für Frankreich keine größere Gefahr dabei sein, wenn es sich Freiheit in seinen Bewegungen bewahrte, und wir wünschten sehr, daß es dies einsähe. Wenn die griechische Revolu tion wirklich die Bande gebrochen hat, welche sich am 15. Juli 1810 zwischen England und Nußland gebildet, desto besser. Aber ein solcher Bruch darf für, uns kein Beweggrund sein, durch eine wiederaufgewärmte Innigkeit die ersteré dieser beiden Mächte für den Schmerz zu trösten, den ihr die Entfernung der anderen verursachen möchte. Werfen wir uns nun Niemanden an den Kopf; laßt uns unseren eigenen Werth zu schätzen wissen, und uns nicht einbilden, daß wir für uns allein nichts vermöchten; nachdem wir lange Zeit die Sucht gehabt, uns zu überschätzen, wollen wir nun nicht in die Manie fallen, uns zu gering zu achten. Die Mitte zu halten, ist das Rechte. Allerdings ist die aus freien Stücken erfolgte Auflösung jenes Bundes, der sich vor drei Jahren gegen uns bildete, ein wichtiges Ereigniß. Aber man vergesse nicht, daß es das sicherste Mittel wäre, dasselbe wieder zu vernichten, wenn man sich mit unbesonnener Hast in Verbindungen stürzen wollte, die eben s sehr den National⸗Gefühlen widerstreben, als sie dereinst unseren wohl verstandenen Interessen schaden könnten.“

Graf Molé hat an mehrere Zeitungen ein Schreiben gerichtet, worin er dem Gerüchte, er werde sich in den nächsten Tagen nach London verfügen, widerspricht. „Ich antworte“, sagt derselbe, „ge— wöhnlich nur durch Verachtung auf all' das Schmähliche, was gewisse Blätter auf meinen Namen zu häufen fähig sind. Heute jedoch bin ich es mir selbst schuldig, so viel unsinnigem Betrug die Wahrheit entgegenzusetzen, indem ich erkläre, daß ich nicht daran gedacht habe, mich von Paris zu entfernen, und noch weniger daran, mich nach Havre oder London zu begeben.“

Graf Bresson, der neu ernannte Botschafter Frankreichs am Hofe von Madrid, verläßt, wie man vernimmt, heute oder morgen Paris, um sich auf seinen Posten zu begeben. Er hatte in den letzten Tagen häufige Besprechungen mit Herrn Guizot.

7 Paris, 23. Herr von Polignac hat geglaubt, dem von dem Minister des Innern an ihn ergangenen Befehl, Paris zu verlassen, nicht Folge leisten zu müssen. (S. das gestrige Blatt der Allg. Preuß. Ztg.) Der Marschall Sebastiani, welcher durch seine Gemahlin mit Herrn von Polignac verwandt ist, hat sich bei

Nov.

dem Minister für die Zurücknahme des Befehls verwendet, allein, wie es scheint, ohne Erfolg. Man weiß sich diese Strenge nicht zu er⸗— klären. Herr von Polignac ist jetzt ein harmloser Greis, der sich auf keine Weise in die Politik mischt und der hierher gekommen ist, um den Winter im Kreise seiner Familie zuzubringen. Und jener Befehl erscheint um so auffallender, da er auch im vorigen Jahre nach Pa— ris kam, um der Vermählung seines Sohnes mit Mademoiselle de Crillon beizuwohnen und sich ziemlich lange hier aufhielt, ohne daß Jemand daran gedacht hätte, ihn auf irgend eine Weise zu beunru higen. Wie wird diese Angelegenheit enden? Herr von Polignac scheint übrigens entschlossen zu seyn, dem Befehl nicht nachzukommen. Man hatte geglaubt, die Amnestie sei vollständig gewesen und er dadurch der Beaussichtigung durch die hohe Polizei, kraft deren die Regierung allein ihn zur Veränderung seines Aufenthaltes zwingen kann, enthoben. Herr von Polignac hat seine sämmtlichen Besitzun gen in Frankreich verkauft und scheint sich für immer in Bayern niedergelassen zu haben.

Seit einiger Zeit giebt sich in der Oppositions-Presse eine eigen thümliche Bewegung kund; man möchte sagen, sie wolle durch die düstere Schilderung, welche sie von dem Zustande der arbeitenden Nlassen entwirft, die Regierung in Schrecken setzen. Zwei radikale Blätter, la Démocratie pacifique und la forme, sind namentlich in dieser Beziehung unermüdlich. Sie enthalten täglich rührende Declamationen über das Loos der arbeitenden Klassen und sodann Entwürfe nicht nur zu einer Organisirung der Arbeit, sondern auch zu einer sozialen Organisation. Nach der Meinung dieser Herren müßte man den ganzen gesellschaftlichen Zustand von Grund Bemocratie pacifique will, um alles Monde Phalanstiérien einfüh— ren; die Réforme will, ganz einfach, die Republik. Ein großer Theil der Presse ist in den Kreis dieser Erörterungen mit hineingezogen worden und es ist ergötzlich, zu sehen, wie man täglich die meisten unserer Institutionen über den Haufen wirft. Wäre eine solche Polemik nicht von nachtheiligem Einslusse auf die Hand werker-Klasse, so würde sie sehr unterhaltend sein; aber bei dem ge— genwärtigen Zustande der Gemüther verbreitet sie nur falsche Ideen und nährt die Gährung unter den Handwerkern, die ohnehin schon sehr geneigt sind, die Ordnung zu stören und sich den bestehenden Regeln für die Arbeit zu entziehen.

Wird man eine Dotation für den Herzog von Nemours verlan gen oder nicht? Bis jetzt ist in dem ursprünglichen Projekt nichts verändert worden und ungeachtet des Widerstandes von Seiten des Ministeriums beharrt man dabei, die Forderung den Kammern vorzu legen. Herr Thiers würde mit seiner Phalanx das Projekt unter stützen. Das Alles ist sehr unbestimmt, indeß eines der Journale des Herrn Thiers, welches nothwendig das Losungswort kennen muß, bahnt bereits den Weg in dieser Richtung. Es giebt zu verstehen, daß die Dotation von einer Million für den Herzog von Nemours, sehr wohl einem anderen Ministerium als dem vom 29. Oktober be willigt werden konnte. Diese stillen Kämpfe um das Portefeuille haben bis jetzt noch nichts Ernstliches. Herr Guizot steht sehr fest auf seinem Posten und die Deputirten⸗Kammer hat ihm in den letzten Session genug Beweise ihrer Zuneigung gegeben, um sich von neuem ohne Schwierigkeit vor ihr zeigen zu können. . ö.

Die legitimistischen Blätter enthalten noch immer sehr ausführ liche Berichte über die Reise des Herzogs von Bordeaux, der nach und nach die meisten Hüttenwerke von Sheffield, Worsley, Bridge water und Leeds besucht hat. In O

aus umgestalten. Die mo Elend auszurotten, Fourrier's

letzterem Orte ist ihm ein glän zender Empfang zu Theil geworden; er scheint überhaupt auf dieser industriellen Reise überall sehr zuvorkommend aufgenommen zu wer den, und die Besitzer der Hüttenwerke scheinen sich eine Ehre und ein Vergnügen daraus zu machen, ihm die Wunder ihrer Fabriken zu zeigen.

Paris, 23. Nov. Die Annäherung der Eröffnung der Kammern macht täglich mehr in den Journalen sich bemerkbar. Das Steckenpferd, das jetzt eine Anzahl Oppositions- Blätter zu reiten be gonnen haben, und der Gegenstand, der auch in den pariser Korrespon denzen einiger englischen Blätter vorzugsweise angeregt wird, ist die Dotation, welche das Ministerium für den Herzog von Nemours we gen seiner Eigenschaft als künftiger Regent zu verlangen beabsichtigt. Man fängt an, dieselben Intriguen, dieselbe Taktik gegen diese Absicht des Ministeriums in Bewegung zu setzen, wie vor drei Jahren, wo bekanntlich das damalige Kabinet vom 12. Mai darüber gefallen ist. Ob es diesmal gelingen wird, einen gleichen Erfolg zu erlangen, steht dahin. Aber noch eine materielle Unrichtigkeit, welche die Oppo⸗ sitions Blätter bei Besprechung dieser Sache vorbringen, bedarf einer Berichtigung. Alle nämlich melden, übereinstimmend in diesem Punkte mit den Angaben der pariser Korrespondenz des Morning Chroniele, das Ministerinm werde für den Herzog von Nemours eine Dotation von einer Million verlangen. Diese Ziffer ist übertrieben, denn aus guter Quelle wird mir versichert, dieselbe werde nur 500,009 Fr. betragen und das Fehlende bis zu einer Million vom König selbst und von Madame Adelaide, der Schwester des nigs, zugeschossen werden. Daß von Seiten der Opposition Wider spruch auch gegen diese verhältnißmäßig sehr geringe Summe ge macht werden wird, ist außer allem Zweifel. Ueber das Verhalten des Herrn Thiers in der Sache lauten die Angaben bis jetzt noch verschieden; die einen sagen, er selbst habe noch keinen festen Ent schluß darüber gefaßt, die anderen, er werde bei der Diskussion sich schweigend verhalten, jedenfalls aber dafür stimmen. Die letztere An gabe ist die wahrscheinlichere, da Herr Thiers viel zu viel politische

tung seines Dirigenten, Herrn B. ......

brad gu „eines wackeren Dilettanten, recht

9 Virginia Giorgi. . gen, de nf hen lungen mit der spanischen Sängerin Donna nigin , . dem am Namensfeste Ihrer Majestät den Kö⸗ e , ,. , , , zu dem auch die Virtuosen Riefstahl ihres Auftreiens auf ag waren, mitzuwirken die Ehre hatte) hinsichtlich ber zu Johrn Joh lünen n wnigsstädtischen Thealer, Vernehmen nach, wegen re, . willkom 23 sener. Künstlerin sich zerschlagen haben, wird nun, aus Rom (die nien , nächsten Mittwoch Sgra. Ving in la Giorgi aus offentli ö . x. k le denn m een fn geen Namen unrichtig) in ö nn, dir um so freudi smerk⸗ sam machen, als Sgra. Giorgi Uns von Ran nl an n wir

über das unsere zu stellen gewohnt sind, als ei z . rinnen Borbogniz dringend emssohlen ist i eme der eminenttsten Schüle- I.

Gesellschaft der naturforschenden Freunde.

Berlin. Sitzung der Gesellschast naturforschender Freund ö lin am 21. November. Herr Heinrich Rose berichtete in l en, des Henn Heintz hinsichtlich der färbenden Materien im Amethyst, Karniol und Fenerstein. Derselbe hatte sich überzeugt, daß die violette Färbung im Amethyst weder, wie man allgemein glaubt, durch Manganoryd noch dur organische Materie bedingt werde, sondern ihre Entstehung nur einer höch geringen Menge eines eisensanren Salzes verdanke, Eben so rührt die

rothe Farbe des Karniol nicht von organischen Substanzen her, sondern von Eisenoryd; derselbe enthält auch noch eine Spur (0,28 pCt.) Wasser. Dahingegen enthält der Feuerstein, außer etwas Wasser, organische Sub— stanzen. Herr Heintz fand in ihm durch Verbrennung mit Kupferorvd in Sauerstoffgas 0,07 pCt. Kohle. Herr J. Müller machte eine Mit— theilung über die Lilapia Sparmanni Smith, Illustrations of tlie Loologis of Seuih africa, und zeigte, daß dieser Fisch des Oranii River nicht zu der Familie der Labyrinthischen gehören könne, wohin er gebracht worden, sondern ein Chromid sei, daß er mit Chromis nilotica generisch identisch sei und so vollständig damit übereinstimme, daß er nur durch die Zahl der Flossenstrahlen davon abweiche, daher wahrscheinlich eine andere Art der— selben Gaitung sei. Herr Leopold von Buch sprach über einen neuen Ammoniten vom Libanon. Ameiikanische Geistliche haben auf ihren Reisen durch Palästina auch den Libanon besucht und dort zwei Ammoniten mit— gebracht, die auffallend und merlwürdig sind. Es sind Kerne in einem rothen Kalkstein, der, wie frühere Erfahrungen zu lehren scheinen, zur Kreide— formation gehört, und dennoch möchte man beim ersten Anblick glauben, Ceratiten des Muschelkalts vor sich zu sehen. Herr Lon Buch legte sehr saubere Abbildungen neben den Exemplaren und der Beschreibung vor und nannte diese neue Art Ammrunita Syriacus, Herr Givnand sprach, hierauf über die Ablenkung, welche die Magnetnadel in der Gegend der Baste im Harz erfährt, nach Beobachtungen, welche bei Vermessung der 6 hannöver⸗ schen Forst Reviere Les Harzes gemacht sind. Es scheint diese Ablenkung, die an veischiedenen Punkten verschieden stark ist und in maxim, 127 er⸗ reicht, ihren Grund in dem Vorkommen von Serpentin-Gesteinen im Baste⸗

vuch, einer moorigen Niederung, westlich vom Brocken, zu haben, obgleich die⸗ selben nicht in frelen Felsen an ber Sberfläche ansehen. Herr Ehrenberg trug aus einem Briefe des Herrn Dr. Phllippi in Kassel Nachrschten über ein die Saale bei Allendorf an der Werrg schön weinroth färbendes mi

kroskopisches Thierchen vor, und zeigte die eingesandte, hier und da noch lebende Form, welche er von der weinrothen Moönas vinosa, die aber bis- her nur aus füßem Gewässer bekannt war, nicht für verschieden hielt. ö Ferner legte derselbe fünf neuere fertige Blätter seines Werkes über die so silen mikrosfopischen Lebensformen vor, nämlich: das berliner. nu sorien⸗ Lager, die Kircselguhr von Irland, den Polir Schiefer aus Virginien, die Kreide vom Libanon und die Kreide vom Mississippi.— Hierauf sprach der⸗ selbe über das aus den in Berlin verkäuflichen Bahama⸗Schwämmen eut⸗ nommene Material an Formen kleiner, Meeressand bildender, polpthala— mischer Thierchen, welches die bisher ganz unbekannt geh iebene gleiche P 6663 sener Inselgruppe um vorläufig At zum Theil neuer Arten bereichert, die sämmtlich vorgelegt wurden. Hierbei wurde darauf aufmerksam gemacht, baß die lockere Spengia ollicinalis, Medizinal-Schwamm der Bahama⸗In⸗ seln, obwohl sie in allen Meeren vorzukommen scheine, daselbst doch lon= stant, ohne die dichtere älteste Handelsform, das eigentliche griechische Spon= dia officinalis, vorlomme uͤnd daher ohne Zweifel eine besondere schlechtere Art sei, die man als Spongia hkippospongus, wie schon Pallas vermuthete, trennen müsse. Endlich machte ber b: darauf aufmerksam, daß man sich bei chemischen Analysen von Korallen und an den Seekörpern zu hüten habe, ältere poröse Stücke zu nehmen, weil sich durch diese oft sehr feine mit Kiesel-Nadeln erfüllte Schwamm Arten, wie Rhizomorphen duich fau⸗ les Holz durchziehen, deren Kiesel Theile beim Auflösen aus dem Inneren der Korallen zu kommen scheinen, denen sie doch gar nicht angehören, und bemerfte, wie der Verfasser der Abhandlung über die Struktur der Koral— len: London, Philosophical Transactions 1842, J. p. 2156, offenbar wie⸗ derholt in einen solchen Irrthum gerathen sei.

Klugheit besitzt, um in einer meiner Ansicht nach rein dynastischen Frage auf die Seite der Opponenten zu treten. Die Oppositions⸗ Journale suchen zwar aus der Sache eine Kabinetsfrage zu machen, aber das Ministerium dürfte schwerlich dieselbe auf diesen Boden hin⸗ überspielen lassen, und vor Allem darf man überzeugt sein, daß das jetzige Ministerium das Verlangen nicht an die Kammer stellen würde, wenn es nicht von vorn herein schon sicher wäre, daß dasselbe bewil— ligt werden wird. ; t Alle Welt ist erstaunt über die Heftigkeit, mit welcher heute der Graf Mols im Journal des Dabats der Angabe widerspricht, als wolle er eine Reise nach England machen, oder habe sie bereits angetreten. Es konnte dem edlen Grafen allerdings nicht gleichgül—⸗ tig sein, wenn die legitimistischen Blätter dieser allgemein geglaub— ten Reise das aus der Luft gegriffene Motiv unterstellten, als wolle dieser Staatsmann, der in der letzten Zeit bei allen politischen Vor⸗ kommnissen ein unverbrüchliches Stillschweigen beobachtete, gewisser⸗ maßen eine Annäherung an den Herzog von Bordeaux versuchen. Allein um der Wahrheit ihr Recht zu verschaffen, bedurfte es wohl einer solchen gereizten Sprache nicht, wie sie Graf Mol in seiner Erwiederung anwendet. Wer seinen Charakter, seine Stellung zu der den Thron einnehmenden Dynastie nur etwas kennt, wußte ohnedies, woran er sich bei den Angaben der legi timistischen Blätter zu halten hatte, und diesem konnten derartige, aus offenbarer Böswilligkeit hervorgegangene Entstellungen nicht un erwartet kommen. Was aber die Angabe von der bloßen Reise nach England betrifft, so war dieselbe um so allgemeiner geglaubt worden, als selbst das Journal du Havre einen Tag, nachdem auch ich Ihnen davon geschrieben, die bevorstehende Ankunft des Grafen zu Havre und das bereits erfolgte Eintreffen seiner Effekten daselbst mit dem ausdrücklichen Zusatze gemeldet hatte, daß Graf Molé nach England gehe.

Se. Königl. Hoheit der Prinz Luitpold von Bayern ist nach einem Aufenthalte von einer Woche zu Marseille mit seinem Gefolge auf dem Dampsschiffe „Villa de Madrid“ nach den spanischen Küsten abgefahren und wird diesen Ausflug, wie man hört, bis nach Por⸗ tugal ausdehnen, um den hohen Verwandten am dortigen Hofe einen

Besuch abzustatten. Srossbritanien und Irland.

London, 22. Nov. Für O'Connell und die übrigen ange— klagten Repealer zeigt sich hier, namentlich in der City, eine merk würdige Theilnahme, die man indeß eher als eine Folge der Mißbil ligung des Verfahrens der Regierung in Irland, als aus einem Ein verständniß mit den Repeal-Plänen des Agitators, denen jeder Eng länder widerstrebt, hervorgegangen zu betrachten hat. Es wurde nämlich kürzlich in dem National-Saal High Holborn eine öffentliche Versammlung gehalten, um das Verfahren der Regierung gegen Ir land in Betracht zu nehmen. Die Versammlung, welche sehr zahl⸗— reich war, und in welcher man mehrere angesehene Kaufleute bemerkte, faßte mehrere Beschlüsse, um gegen die politische Tyrannei der Regierung gegen Irland zu protestiren und die Erklärung abzugeben, daß die eng lischen „Reformers“ bereit sind, O'Connell und die übrigen angeklag ten Repealer, als um ihr Vaterland und das vereinigte Reich hoch verdient, zu unterstützen. Man ersieht hieraus, daß die Versammlung aus radikalen Whigs bestand, welche allerdings die Beschwerden Ir lands in dem Umfange, wie es in der Absicht O'Connell's liegt, be seitigt sehen wollen, aber einer Trennung der Union eben so entgegen sind, als jeder andere Engländer.

X London, 21. Nov. Ich habe bereits auf die außerordent liche Erbitterung der schottischen Sektarier, so wie auf die drohende Stellung derselben gegen diejenige Kirche und diejenigen ihrer christ lichen Nebenmenschen hingedeutet, welche noch vor wenigen Monaten ihre eigenen Kollegen und Brüder waren. Nicht zufrieden indeß mit der vollständigsten Duldung, die sie genießen, nicht zufrieden damit, ihr Vaterland im Innern getheilt und die alte Kirche von Schottland beleidigt zu haben, beschließen sie jetzt noch einen Angriff auf England selbst. Ihre besten Prediger haben sich selbst zu diesem Kreuzzuge gemeldet. Die ganze Insel ist in Bezirke für diese irrenden Kanzel ritter getheilt, und über kurz oder lang werden wir in jedem Theile Englands die näselnden Tiraden und die fanatischen Doktrinen unserer Apostel des Nordens vernehmen.

Der offenbare und in der That auch erklärte Zweck dieses Feld zugs ist, Geld aus den Taschen des englischen Volks zu locken; aber ein vielleicht eben so dringender Beweggrund ist die Befestigung der politischen Stellung der losgerissenen Kirche von Schottland durch ein engeres Bündniß derselben mit den Feinden der englischen Hochkirche.

In gewisser Hinsicht (obschon ich die Parallele nicht allzugenau ziehen möchte) erinnert manches dieser Gegenbewegungen an den Zustand der schottischen und englischen Kirchen vor zweihundert Jah ren. Die anglo⸗-katholische Richtung Oxfords hat der Kirche von England eine Erhabenheit der Sprache, der Doktrin so wie der Disziplin mitgetheilt, welche ihr seit den Zeiten Land's kaum eigen war; denn die Puseyiten unterscheiden sich wesentlich von der hoch kirchlichen Partei zu Anfange des letzten Jahrhunderts, insofern sie nämlich einen sehr großen Theil des frommen Eifers der höheren Llassen im ganzen Königreiche für sich haben. Je nachdem aber diese Meinungen mehr Grund gewonnen und eine größere Verbreitung fan den, hat der in den unteren Klassen mehr allgemeine Dissentismus einen immer bitterern Ton angenommen. Er hat seine Geschosse vergiftet, wenn er sich unfähig erkannte, mit der natürlichen und wachfenden Macht seines großen Gegners sich zu messen; und wie die mit Er— folg begleitete Opposition gegen die Erziehungs-Bill in der letzten Session es hinlänglich gezeigt hat, sind die Dissenters von der größ ten Feindseligkeit gegen den erneuten Eifer und die Gebräuche der katholischen Kirche in England durchdrungen. Unter solchen Umstän den ist der Zeitpunkt des Feldzuges der Sektarier des Nordens zur Förderung ihrer eigenen Zwecke nicht übel gewählt. Sie werden unter den englischen Independenten (denn die Presbyterianer dieses Landes sind eine ausgeartete und im Sinken begriffene Gemeinde) ein bereit⸗ williges Ohr und auch so viele Beiträge finden, als deren Mittel es nur gestatten. Wir werden demnach noch einmal von der Verbrei tung schottischer Bigotterie zur Unterstützung der anti=episkopalen Par— tei in England Zeugen sein, und die demokratische Partei wird wie— der von dem Jargon der Puritaner angesteckt werden. Ich halte die Theilnahme, welche man für die freie schottische Kirche bezeigt, für nicht eben sehr groß, aber ich kann doch auf die indirekten Folgen dieser Bewegung nicht anders als mit Besorgniß schauen; sie wird in dem Geiste der Menschen den Ansteckungsstoff religiöser Leidenschaften und Zwistigkeiten zurücklassen, welcher nicht leicht wieder getilgt wer— den kann. ;

Von Irland giebt es heute nichts Neues. Die allgemeine Mei nung ist, daß O'Connell's Plea of abatemen! Antrag auf Cassation der Anklage⸗Akte) rechtsgültig sei, und daß demnach der Prozeß auf— gegeben werden misse.

8 ren gien Brüssel, 24. Nov. In der gestrigen Sitzung der Repräsen—

tanten Kammer legte der Kriegs-Minister einen GesetzEntwurf vor, wodurch er für sein Departement eine nachträgliche Bewilligung von

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2, ben das Jahr 1813 auf die Summe von 28, 50,009 Fr. erhöht. Die Kammer überwies diesen Entwurf an die Central-Section, die das Kriegs-Budget geprüft hat, und die sich als besondere Kommission damit beschäftigen wird. .

Der Minister des Innern ersuchte in derselben Sitzung um die Autorisation der Kammer zur Verlängerung der unterm 30. Juni 1842 der Regierung verliehenen Vollmacht, die Kanal- und FIluß⸗ Abgaben, welche von gewissen Produkten zum Besten des Staates erhoben werden, herabzusetzen, bis zum 31. Dezember 1846. Der betreffende Gesetz⸗Entwurf, der den Sectionen zur Prüfung über⸗ wiesen wurde, ist von einer ausführlichen Auseinandersetzung beglei⸗ tet, worin dargelegt wird, wie dies Gesetz ausgeführt worden, welche Folgen es für den Gewerbfleiß und Fiskus gehabt, und aus welchen Gründen die Erneuerung desselben wünschenswerth ist.

General Antonio van Halen hat vorgestern zu Antwerpen seine Effekten auf der dort liegenden spanischen Brigg „Ardoez Apostol“ einschiffen lassen; man schließt daraus, daß er nach Spanien zurück⸗ kehren will.

9 an ien.

3 Madrid, 17. Nov. Der Regierungs⸗-Antritt der Königin hat in allen Gegenden der Halbinsel den größten Jubel erregt. Das Volk, das in diesem Ereignisse das ersehnte Ziel seiner Leiden er blickt, drängt sich in die Kirchen, um den Höchsten für seine Fügungen zu preisen. Morgen wird sich die Königin selbst mit ihrem Hofstaat in die Kirche der heiligen Jungfrau von Atocha begeben, um einem feierlichen Tedeum beizuwohnen. Das Ayuntamiento von Madrid ist so eben mit Anordnung großer Volksfeste beschäftigt, und ein Aller höchstes Dekret vom 15ten verfügt, daß am 1. Dezember die feier⸗ liche Ausrufung und Huldigung Ihrer Majestät der constitutionellen Königin von Spanien in allen Ortschaften des Landes stattfinden soll.

Indessen ist mit der bloßen Erklärung, die Revolution sei jetzt beendigt, nur wenig erreicht. Es kömmt, wie ein hiesiges Blatt sehr richtig bemerkt, darauf an, zu erfahren, ob die Revolution deshalb ein Ende haben soll, damit das einmal Vollbrachte wieder umge stoßen, oder damit es auf solche Weise befestigt werde, daß an keine neue Erschütterungen zu denken wäre. Man muß sich darüber ent⸗ scheiden, ob Halt gemacht, oder ob rückwärts geschritten werden soll. Diese Fragen werden wir durch die zu erwartende neue Gestaltung des Ministeriums beantwortet sehen.

Die Mitglieder der nun erloschenen provisorischen Regierung haben der Königin in der von mir mitgetheilten Eingabe erklärt, daß sie selbst das Erzeugniß einer Revolution, und deshalb am wenigsten geeignet wären, die Leitung einer die Bahn der Gesetzmäßigkeit betre—⸗ tenden Regierung zu übernehmen. Diese Erklärung geschah so un umwunden und so öffentlich, daß sich die Urheber derselben für be leidigt halten müßten, wenn man Zweifel in ihre Aufrichtigkeit setzen wollte. Die verschiedenen Parteien, die sich nunmehr um den Be sitz der ministeriellen Gewalt streiten mögen, haben sich daher beeilt, den zurücktretenden Ministern einstimmig ihren Dank auszusprechen, damit jedoch keinesweges die Bitte zu verbinden, die Last der Re gierung noch fernerhin auf ihren Schultern behalten zu wollen.

Die Nothwendigkeit der Bildung eines neuen Ministeriums ist demnach allgemein anerkannt, und der Streit dreht sich nur um die Bestandtheile desselben. In dieser Hinsicht stellen sich für jetzt drei verschiedene Klassen dar, deren jede ein besonderes Programm auf stellt.

Es giebt eine Art von Leuten, welche zu dem Sturz Espartero's beigetragen haben, indessen sich in den Voraussetzungen, von denen ge leitet, sie mit ihren früheren Gegnern ein Bündniß schlossen, getäuscht sehen, und sich bewußt sind, daß die Stunde der Verwirklichung ihrer Wünsche noch nicht erschienen ist. Diese, man mag sie Centralisten, Pro gressisten, oder „reine Patrioten“ nennen, bewerben sich nicht um das Mi nisterium, werden aber dem neu auftretenden, welcher Gestalt es auch sein möge, den Krieg machen. An ihrer Spitze erscheint Herr Cortina, dessen eigentliche politische Bestrebungen noch Niemand ergründet hat. Einige der austretenden Minister, namentlich Caballero und Aillon, dürften sich vielleicht durch diese Fraction angezogen fühlen.

Eine zweite Partei besteht aus gewissen jungen Leuten, die, wie kraft übernatürlichen Einflusses, in sich den Beruf fühlen, das ihnen Mißfällige, auf dem Wege der Revolution Vollbrachte, und durch das Gesetz der Nothwendigkeit Bestätigte vermittelst irgend eines Macht spruches wieder umzustoßen, dabei jedoch, wenigstens für jetzt, die For men der Constitution bestehen zu lassen, in der Ueberzeugung, daß die Na⸗ tion von dem Glanz ihrer Weisheit und ihrer demnächst zu entwickelnden Verdienste geblendet, sich von ihnen, wie das Kind von seiner Wärterin, leiten lassen werde. Diese Partei kann, da überlegene und mit Un⸗ fehlbarkeit begabte Geister überall selten sind, nicht zahlreich sein. Sie haben ihr eigenes Ministerium aufgestellt. Kein Mitglied dessel ben darf 30 Jahre erreicht haben. In dem Heraldo verkünden sie ihre politischen Orakelsprüche, und sie wünschen allen Ungläubigen die Ueberzeugung aufzudrängen, der General Narvaez stände an ihrer Spitze. Glücklicherweise ist keine Coalition zwischen dieser Klasse und der erstgenannten denkbar.

Endlich giebt es nicht wenige einflußreiche Personen, die der Strom der Revolution in den Hafen der Besonnenheit geführt hat. Sie erkennen die Nothwendigkeit, ein Ministerium einzusetzen, welches, auf die vorhandene Lage gestützt, nicht den vorgefundenen Schutt zum Aufbau neuer Kartenhäuser zu verwenden, sondern mit umsichtiger Benutzung der als tüchtig erprobten Elemente dem Throne Festigkeit, der Ordnung und Ruhe Dauer und der Thätigkeit der Nation eine neue Richtung zu ertheilen geneigt sei. Diese Personen, die in den Cortes die Mehrzahl bilden, haben ihr Auge auf Herrn Olozaga geworfen und ihm, der bisher, wie eine spröde Schöne, jede angetragene Partei von der Hand wies, die Alternative gestellt, entweder nun mehr den unsanften Präsidentenstuhl des Ministeriums einzunehmen, oder für immer jeder Theilnahme an den Geschäften zu entsagen. Da nun der Eindruck des Schreckens, welchen der gegen den Gene— ral Narvgez gerichtete Mord-Anschlag auf Herrn Olozaga gemacht hatte, sich nach und nach mildert, so hat denn dieser Staatsmann vorgestern sich förmlich bereit erklärt, die Bildung des Ministeriums zu übernehmen. Gestern Vormittag erhielt er von der Königin selbst die desfallsigen Vollmachten, und Nachmittags hatte er eine lange Zusammenkunft mit den austretenden Ministern. Bis jetzt scheint nur entschieden zu sein, daß, dem ausdrücklichen Wunsche der Königin ge mäß, der General Serrano als Kriegs-Minister auch dem neuen Ka binet angehören wird, obgleich die oben bezeichnete Partei des He⸗ raldo den General Mazarredo gegen ihn aufstellt. Herr Olozaga wünscht, seine eigenen vertrauten Freunde, Cantero als Finanz-Mi⸗ nister, und Luzuriaga als Justiz⸗-Minister, neben sich zu sehen. Die Moderirten (im oben angegebenen Sinne des Wortes) wollen dage⸗ gen durch die Herren Mon (Finanz⸗Minister unter Ofalia) und Pidal vertreten sein. Kurz, man streitet sich darüber, ob die zweite oder die dritte Partei die Mehrheit des neuen Ministeriums ausmachen soll.

Da man die Nothwendigkeit begreift, dem Hofstaate einer drei⸗ zehnjährigen, gänzlich sich selbst überlassenen Königin das entsprechende Gepräge der Würde und des Anstandes aufzudrlicken, welches ihm nur die Hand einer für den Thron selbst befähigten Person ertheilen kann, so hat man sich veranlaßt gefühlt, die Königin Marie Christine

2,700,900 Fr. verlangt, was die Ausgaben dieses Dienstzweiges für

einzuladen, sich von Paris hierher zu begeben, um ihrer regierenden Tochter als Mutter zur Seite zu stehen und zugleich die Vormund⸗ schaft über die jüngere Infantin Marie Louise zu führen. Die Kö⸗ nigin Isabella selbst hat diese Einladung durch ein dringendes Schrei⸗ ben unterstützt, und kaum bezweifelt man, daß ihre erlauchte Mutter diesen vereinten Wünschen nachgeben werde. Mit dem gestern einge⸗ troffenen französischen Gesandischafts-Courier ging ein Schreiben der Königin Marie Christine an Ihre Majestät die regierende Königin ein, welches der französische Geschäftsträger, Herzog von Glücksberg, die Ehre hatte, zu Allerhöchsten Händen zu überreichen. Bisher ge⸗ schah, die Einhändigung dieser Schreiben durch Vermittelung des Mi⸗ nisteriums der auswärtigen Angelegenheiten. .

Die vier Meuchelmörder, welche auf den General Narvaez schossen, sind verhaftet und ihres Verbrechens vollkommen überführt. Sie gehören sämmtlich den niedrigsten Volksklassen an und dienten als National -Milizen in dem belannten Jäger-Bataillon, welches der Oberst Gurreg, der vertraute Adjutant und Secretair Espartero's, befehligte. Einer der Verhafteten, ein Metzgergesell, hat alles ausge⸗ sagt, und namentlich, daß die Redacteure des Espectador, die entflohen sind, den ganzen Mordanschlag, in dem Augenblick, als er verübt ward, leiteten und vorher bezahlten. Dieser Metzgergesell erhielt für seinen Theil 7 Fünffrankenstücke; ein anderer Mitschul⸗ diger dagegen 10. Bei einem anderen der Verhafteten fand man einen geschriebenen Zettel vor, durch welchen einer der Redacteure des Espegtador seine Frau beauftragte, dem Ueberbringer zu gestatten, us einem bezeichneten Kasten den Inhalt herauszunehmen. Als die

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Behörde diesen Kasten untersuchte, fand sich ein geladener Trabuco or. In Folge der Aussagen der Schuldigen sind mehrere Personen on Bedeutung verhaftet worden, unter Anderen der Brigadier Lei- mery, Espartero's Gouverneur von Madrid, der einen Tag vor der Nordthat von Frankreich hier angekommen war, und ein Herr Vallabriga, früher Adjutant des Infanten Don Francisco und Chef der Artillerie der National⸗Miliz von Madrid.

Ich erfahre so eben aus zuverlässiger Quelle, daß die Nachricht eingegangen ist, der König beider Sicilien habe die Köni⸗ gin Isabella II. anerkannt, und der Ueberbringer der amtlichen Notification werde unverweilt hier eintreffen.

Zugleich wurde heute von Personen, die mit der Regierung in Verbindung stehen, die Behauptung aufgestellt, daß eine der drei gro⸗ ßen nordischen Mächte im Begriff stände, die so lange unterbroche⸗ nen pPolitischen Verhältnisse mit Spanien, vermittelst der Anerkennung der Königin Isabella, wieder anzuknüpfen. Dieses Gerücht hat hier eine überaus große Befriedigung hervorgebracht. .

Der neue französische Botschafter, Graf Bresson, wird binnen drei Wochen hier eintreffen. Der Sohn des Herzogs von Broglie wird ihn als interimistischer zweiter Botschafts-Secretair begleiten. Als erster Botschafts-Secretair bleibt der Herzog von Glücksberg hier.

Abends. Die Opposition (die erste der oben von mir bezeich neten Parteien) trat heute, den Grafen de las Navas und Herrn Cortina an der Spitze, im Kongresse hervor, die Entwaffnung eines Theiles der National⸗Milizen zum Vorwande nehmend. Der Minister des Innern, Herr Caballero, suchte die Beantwortung zu umgehen, indem er auf die Auflösung des Ministeriums hinwies. Herr Olozaga sagte darauf, die Königin hätte ihm den Wunsch dargelegt, daß die bis⸗ herigen Minister auf ihren bisherigen Posten verbleiben möchten, und er habe sich beeilt, ihnen dieses mitzutheilen. Dagegen erklärte Herr Lopez, er hätte der Königin Herrn Olozaga als den Mann bezeichnet, der das neue Ministerium bilden müßte, daß jedoch die bisherigen Minister, um dem Wunsche der Königin zu genügen, sich gestern entschlossen hätten, auf ihren Posten zu verbleiben, unter der Voraussetzung, daß sich zwei Personen zur Ergänzung fänden, indem er selbst auszutreten entschlossen wäre. Die zwei Personen, an die man sich gewendet, hätten sich jedoch geweigert. .

Die Sache verhält sich so. Herr Lopez schlug dem Herrn Olo zaga vor, als Minister des Auswärtigen und Herrn Cortina als Ju stizMinister einzutreten, wobei er selbst, Herr Lopez, den Vorsitz ohne Portefeuille behalten haben würde. Olozaga sagte zu, falls Cortina

annehmen wolle. Dieser aber weigerte sich.

Sriechenland.

O München, 21. Nov. Die Abreise unseres griechischen Gastes, des General-Majors Gennäos Kolokotronis, hat sich bis heute verzögert. Sein Reisepaß ist, wie er ursprünglich lautet, nach Neapel visirt. Gestern hatte Kolokotronis noch einmal die Ehre, von Ihren Majestäten dem König und der Königin empfangen zu werden. Das Gerücht, als beabsichtige er eine eigenmächtige Rück— kehr nach Griechenland, hat derselbe bei mehr denn einer Gelegenheit aufs entschiedenste zurückgewiesen. Habe ich recht gehört, so hat dieses voreilige Gerücht selbst zu einigen Anfragen und Erläuterungen auf diplomatischem Wege geführt, so wie zu einer offiziellen Erklärung Kolokotronis' über seine Gesinnungen und etwanige Absichten gegenüber der gegenwärtigen Regierung König Otto's. Man fügt dem hinzu, Kolokotronis habe erklärt, daß er den dermaligen öffentlichen Zustand seines Vaterlandes anerkenne und gegen denselben zu intriguiren kei⸗ nesweges beabsichtige. Er soll selbst zuerst den Wunsch ausgedrückt haben, es möchte ihm nach der Bekanntwerdung und Verbreitung des Gerüchts, als beabsichtige er eine Rückkehr nach dem Peloponnes, um dort das Banner der Empörung gegen die griechische Regierung zu erheben, Gelegenheit gegeben werden, die Kabinette der Großmächte davon zu versichern, daß dieses Gerücht ein unbegründetes sei. Per sonen, welche dem Gast während seines ganzen Aufenthalts dahier nahtstanden, können nicht genug versichern, wie lebhaft Kolokotronis die ihm gerade unter den gegenwärtigen Umständen dahier zu theil⸗ gewordene gastliche und ehrenvolle Aufnahme zu schätzen wisse, und wie ungern im Allgemeinen er eben darum geschieden sei. Ueber die etwanige Dauer seines Aufenthalts in Neapel, und überhaupt über seine Pläne, verlauten natürlich nur Muthmaßungen, die eben so wohl eintreffen, als wie unerfüllt bleiben können.

O Athen, 6. Nov. Morgen verläßt uns Capitain Baron von Gumppenberg, welcher mit dem jüngsten Dampfboot aus Mün chen in besonderer Mission hier eingetroffen war. Worin seine Auf⸗ träge bestanden haben, wenn er anders nicht blos der Ueberbringer von Depeschen gewesen ist, weiß man natürlich nicht. In den Kaffee⸗ häusern wollte man wissen, König Ludwig wolle nicht gestatten, daß sein Sohn eine andere Verfassung annehme, als welche von der Kon= ferenz der Schutzmächte ausgehe, und derselbe verlange daber eine Vertagung der National-Versammlung bis zum Eintreffen der Kon ferenz Beschlüsse aus London. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, oder vielmehr, man darf nicht daran zweifeln, daß dergleichen Gerüchte nur absichtlich in Umlauf gesetzt worden sind. Baron von Gumppen berg hatte sich einer achtungsvollen Behandlung zu erfreuen. Er wird gleichwohl während seines Aufenthaltes dabier Gelegenbeit genug gefunden haben, sich ein richtiges Bild über den Stand der Dinge zu entwerfen und zwischen Täuschung und Wahrheit zu unterscheiden.

Wesentliches hat sich seit den jüngsten vierzehn Tagen nicht er= geben. Man sprach von einer Spaltung im Ministerium, ohne daß sich das Gerücht jedoch bestätigt hätte. Die momentane Spannung war eine Folge des Widerstrebens zwejer, dem Herrn Kolettis befreun=