1843 / 168 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

seiner Gemeindeglieder in ihrem ganzen Umfange erschwert oder un⸗ möglich gemacht ist; 5) durch die Wiedererweckng eingegangener, burch Unterstützung der in ihrer Existenz bedrohten und durch Grün⸗ dung neuer Schulen. Zur Uebernahme, der Beamtenstellen sind Geist⸗ licht und Laien in gleicher Weise befähigt, und es ist wünschenswerth, daß beide Stände gemeinschaftlich zur Leitung des Vereins mitwirken. Allgemeine Versammlungen finden unter Vorlegung eines General⸗ Berichts über die Thätigkeit des Vereins alle drei Jahre statt.

Im abgelaufenen Kirchenjahre vom ersten Advent-Sonntage 1812 bis dahin 1813 sind in Breslau und in den dazu eingepfarrten Vorstäd= ten und Dörfern 868 eheliche Söhne, 837 eheliche Töchter, 247 uneheliche Söhne, 229 uneheliche Töchter, 174 Junggesellen, 186 Jungfrauen, 493 Männer, 286 Frauen, 162 Wittwer und 398 Wittwen gestorben, dagegen 1523 eheliche Söhne, 1505 eheliche Töchter, 351 uneheliche Soöhne und 343 uneheliche Töchter geboren. Todtgeboren waren 133 eheliche und 29 uneheliche Kinder. Getraut wurden 1080 Paare (769 evangelische, 277 katholische und 43 jüdische).

Berlin, 13. Dez. Ein Korrespondent aus Barmen in Nr. 286 der Mannheimer Abend-Zeitung führt Beschwerde über die erzwungene Aufnahme von Artikeln in preußische Blätter, wodurch die letzteren den Schein gewönnen, ihre „Tendenz“ zu „verleugnen“. Wenn nun als derartige Artikel die sogenannten Berichtigungen in der Allgemeinen Preußischen Zeitung bezeichnet werden, von denen behauptet wird, daß sie von den anderen Blättern aufgenom⸗ men werden „müßten“, so ist zu bemerken, daß ein Zwang zur Auf⸗ nahme von Artikeln der Allgemeinen Preußischen Zeitung nicht besteht. Nach der Vorschrift des §8. 19 der Verordnung vom 30. Juni d. J. ist dagegen jedes preußische Blatt verpflichtet, die demselben von Seiten einer Staats⸗Behörde zukommenden Berichti— gungen zu veröffentlichen. Indem diese Berichtigungen sich regelmäßig auf eine wahre Darstellung einzelner Thatsachen beschränken, kann in der Aufnahme derselben durch ein öffentliches Blatt eine Verleugnung seiner „Tendenz“ nicht liegen, es sei denn, daß dasselbe die Tendenz hätte, Unwahrheiten zu verbreiten.

Ausland. Deutsche Bundesstaaten.

Baden. Karlsruhe, 9. Dez. (M. J.) In der heutigen gten öffentlichen Sitzung der Kammer der Abgeordneten kündigte Abgeordneter Welcker eine Motion an, „auf eine ehrerbietige Bitte um eine Gesetz-Vorlage zum Schutze des allen gesitteten Völkern heiligen Gastrechts, so wie des für unsere National-Existenz wesentli⸗ chen bundesgesetzlichen deutschen Staatsbürgerrechts gegen willkürliche polizeiliche Landes-Verweisungen.“ von Itzstein begründete seine in der letzten Sitzung angekündigte Motion: „Es wolle die Kammer der Abgeordneten an Se. Königl. Hoheit den Großherzog die ehr⸗ furchtsvolle Bitte richten, der gegenwärtigen Stände-Versammlung einen Gesetz⸗-Entwurf vorlegen zu lassen, dahin gehend, daß der im 8. 12 des Zehntablösungs⸗-Gesetzes für die Verzinsung des Staats⸗Beitrags bestimmte Termin vom 1. Januar 1844 bis zum 1. Januar 1859 ver⸗ längert werde.“ Die Kammer beschloß, daß die Motion gedruckt werde und in die Abtheilungen gehe; ferner, in der nächsten Sitzung die Petitions-Kommission um vier Mitglieder zu verstärken. von Itzstein wiederholte seinen auf früheren Landtagen schon gestellten

Antrag, daß jede Woche eine Sitzung zur Erledigung von Petitionen gehalten werden möge, damit dieselben nicht am Schlusse des Land—⸗ tags im Fluge abgefertigt werden. Sander unterstützte den Antrag; Knapp fllgt den Wunsch bei, daß eine Vorlage über den Erfolg der am vorigen Landtag dem Staats⸗-Ministerium überwiesenen Petitionen der Kammer gemacht werde. von Itzstein zweifelt nicht, daß die Regierung auch diesmal, wie früher, eine solche Nachweisung liefern werde.

Großh. Hessen. Darmstadt, 10. Dez. (Gr. He ss. 3.) Der Stadtvorstaud, welcher die höchst erfreuliche Ankunft Ihrer Kaiserl. Hoheiten des Großfürsten Thronfolgers und Durchlauchtig⸗ sten Gemahlin in der Residenz so würdig zu feiern wußte, gedachte dies freudige Ereigniß auch noch auf eine andere schöne Weise zu ehren, die gewiß ganz im Sinne unserer hochherzigen Fürstenfamilie war. Heute früh ließ er Brennholz an Arme vertheilen und Mittags über 150 Arme in dem großen Saale des Rathhauses festlich be⸗

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wirthen, damit auch Denjenigen, welche so viele trübe Stunden haben, ein Freudentag würde bei der allgemeinen Freude.

Darmstadt, 11. Dez. (Gr. H. 3.) Gestern Abend erschienen Se. Königl. Hoheit der Großherzog mit Ihren durchlauchtigsten Gästen, Ihren Kaiserl. Hoheiten dem Cäsarewitsch Großfürsten Thron⸗ folger von Rußland und der Cäsarewna Maria Alexandrowna, be— gleitet von der ganzen Großherzoglichen Familie, so wie der zum Besuche am Erbgroßherzoglichen Hofe dahier verweilenden Prinzessin Alexandra von Bayern Königl. Hoheit, im Großherzoglichen Hof— Theater, wo bei festlich erleuchtetem Hause, nach vorausgegangenem Prologe, zu Ehren der hohen Gäste eine große Fest-Oper gegeben ward. Beim Erscheinen Ihrer Kaiserl. Hoheiten in der großen Hof Loge brach das gesammte Publikum in lange anhaltenden Jubel und stets sich erneuernde Lebehochs aus und bekundete abermals die innige Theilnahme, welche es an der Freude des hohen Großherzoglichen Hauses empfindet. Sämmtliche Allerhöchste und Höchste Herrschaften blieben bis zu Ende der Oper und wurden beim Scheiden abermals vom Publikum aufs lebhafteste und herzlichste begrüßt.

Freie Städte. Lübeck, 27. Nov. (Nach der A. A. 3. u. Hamb. Bl.) Die von der Bürgerschaft für die Verfassungs⸗ Revision niedergesetzte Kommission, welche am 5. Dezember 18412 ihre erste Sitzung gehalten, hält diesen Abend ihre letzte Sitzung, so daß in etwa zwei Monaten, bis zu welcher Zeit der Bericht der Kommission von dem Präses derselben, Ober- Appellations Rath Dr. Overbeck, abgefaßt sein wird, die Verhandlungen über den Ent⸗ wurf der neuen Verfassung in den bürgerlichen Kollegien ihren An⸗ fang nehmen dürften.

G Lübeck, 12. Dez. Am gestrigen Abend mußten wir hier leider wiederum einen argen Straßen- Tumult erleben. Die nächste Veranlassung dazu scheint ein Hoch gegeben zu haben, welches dem Sohne des Zeugmachers und Antiquars Carstens von dessen Freun den gebracht wurde, nachdem derselbe gestern aus der Haft (er wurde wegen Abfassung eines Pamphlets zu einer 12 wöchentlichen Gefäng—⸗ nißstrafe verurtheilt) entlassen war. Von dem Hause dieses Carstens zog ein immer mehr anschwellender größtentheils aus Handwerks-Ge sellen, Matrosen und Burschen bestehender Haufe singend und lär⸗ mend durch die Gassen. Irgend eine bestimmte Tendenz des Skandals gab sich nicht kund; vielmehr wurden nur beiläufig Versuche gemacht, verschiedenen Personen Aeußerungen des Beifalls und des Mißfallens zu erkennen zu geben. Zu diesen Aeußerungen gehörte auch ein dem Kaufmann Jacoby gebrachtes Hoch, welches dieser durch Ermahnung zur Ruhe erwiedert haben soll. Fenster und Laternen blieben gänz lich verschont. Von Seiten der Behörden waren diesesmal zeitig die gehörigen Vorsichtsmaßregeln ergriffen. Daher kam es, daß die Tu⸗ multuanten an verschiedenen Stellen der Stadt von starken, mit schar⸗ fen Patronen versehenen Militair⸗-Detaschements empfangen wurden, wobei es zu einigen Thätlichkeiten kam. Der ein auf dem Jacobi⸗ Kirchhofe aufgestelltes Piquet befehligende Offizier sah sich genöthigt, feuern zu laffen, nachdem seine wiederholte Aufforderung zur Ruhe und zum Auseinandergehen nicht nur erfolglos geblieben, sondern so⸗ gar er und seine Mannschaft verhöhnt und mit Steinen geworfen war. Ein junger Mensch, der sich unter dem Haufen der Tumultuan— ten befand, wurde dabei durchs Bein geschossen und ein Handwerks meister an der Schulter leicht verwundet. Darnach verlief sich die Menge bald, und um 10 Uhr war die Stadt vollkommen ruhig. Die in dem 3 Stunden von hier entfernten Israelsdorf stationirte Kaval lerie traf leider zu spät ein, um mit gewohnter Energie an der Säuberung der Gassen noch zeitig Theil nehmen zu können. Mehrere Arrestationen haben stattgefunden. Die strengste Untersuchung und Bestrafung steht zu gewärtigen. Man hofft, namentlich einigen Räbelsführern und Aufreizern aus den mittleren Ständen auf die Spur zu kommen. Denn es läßt sich kaum mehr bezweifeln, daß dergleichen Elemente bei den bedauerlichen Vorfällen mit im Spiele sind. Heute, bis zum Abgange der Post (3 Uhr Abends) herrschte vollkommene Ruhe und Ordnung in der Stadt.

* Frankfurt a. M., 11. Dez. Se. Durchlaucht der Fürst von Leiningen ist von Koburg hierher zurückgekehrt.

Der Kaiserl. österreichische Ober⸗Postrath, Herr von Thurnent— schor, ist von Paris, wo er den Abschluß eines neuen Post Vertrages zwischen Oesterreich und Frankreich zu Stande gebracht haben soll, auf der Rückreise nach Wien hier angekommen. In der heutigen außerordentlichen Senats-Sitzung wurden die Herren Schöff Scharff

und Senator Dr. Müller zum regierenden älteren und jüngeren Bür— germeister fürs Jahr 1841 gewählt, welche hohen Stellen diese Se— nats-Mitglieder auch im vorigen Jahre bekleideten.

Die Gerüchte von einem Duell zwischen Herrn von Haber und Herrn von Sarachaga sind ungegründet.

Frankreich.

Paris, 9. Dez. Vorgestern hat, wie man vernimmt, die Kö⸗ nigin Christine ein eigenhändiges Schreiben ihrer Tochter, der Königin Isabella von Spanien, erhalten. Demselben lag, wie versichert wird, ein an den König der Franzosen gerichtetes Schreiben bei, worin die Königin Isabella angeblich um eine französische Intervention in Spa nien nachsucht. In den Tuilerieen fand noch an demselben Tage ein Minister-Rath in Gegenwart des Königs und der Königin Christine statt. Unmittelbar nach dieser Konferenz wurde ein Courier nach Madrid abgefertigt.

Die legitimistischen Blätter publiziren heute folgenden Brief wechsel zwischen dem Herzoge von Bordeaux und dem Vicomte von Chateaubriand:

„Herr Vicomte von Chateaubriand! In dem Augenblick, wo ich den Schmerz haben soll, von Ihnen zu scheiden, will ich Ihnen noch meine ganze Erkenntlichkeit für den Besuch ausdrücken, den Sie mir auf fremdem Boden gemacht, und Ihnen sagen, wie groß das Vergnügen war, welches ich empfand, Sie wiederzusehen und mich mit Ihnen von den großen An— gelegenheiten der Zukunft zu unterhalten. Mit Ihnen in Ansichten und Ge— sinnungen vollkommen übereinstimmend, schätze ich mich glücklich, zu sehen, daß das Verhalten, welches ich im Exil mir zur Regel gemacht, und die Stel lung, welche ich angenommen, durchaus mit den Rathschlägen im Einklange stehen, welche ich bei Ihrer vielsährigen Erfahrung und bei Ihrer Einsicht nachsuchen wollte. Ich werde also mit desto mehr Vertrauen und Festig keit auf der Bahn weiter schreiten, die ich mir vorgezeichnet. Glücklicher als ich, werden Sie bald unser geliebtes Vaterland wiedersehen. Sagen Sie Frankreich, mit welcher Liebe mein Herz ihm zugethan. Gein wähle ich zu meinem Dolmetscher eine Stimme, welche Frankreich so theuer ist, und die jederzeit die monarchischen Grundsätze und die Volksfreiheiten so ruhmvoll vertheidigt hat. Ich erneuere Ihnen, Herr Vicomte, die Ver sicherung meiner aufrichtigen Freundschaft. London, den 1. Dezember 1813.

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„Monseigneur! Die Beweise Ihrer Achtung werden mir Trost gewäh ren für alle Ünbilden; aber so ausgedrückt, wie sie es sind, ist es mehr als Wohlwollen für mich, es ist eine andere Welt, welche sie eröffnen, ein anderes All, welches vor Frankreich sich austhut. Mit Freudenthränen begrüße ich die Zukunft, welche Sie verkünden. Sie, so ganz schuldlos, Sie, an dem man nichts aussetzen kann, als Ihre Abstammung von dem Geschlecht des heiligen Ludwig, Sie sollen also der einzige Unglückliche sein unter der Jugend, welche auf Sie ihre Augen richtet? Sie sagen mir, daß ich, glücklicher als Sie, Frankreich wiedersehen würde. Glücklicher als Sie! Der einzige Vorwurf, den Sie gegen Ihr Vaterland fanden! Nein, Prinz; sch kann niemals glücklich sein, so lange Ihnen das Glück fern ist. Ich habe nur kurze Zeit noch zu leben, das ist mein Trost. Ich wage es, Sie für Ihren alten Diener, wenn ich nicht mehr bin, um ein Erinnern zu bitten. Mit der tiessten Ehrerbietung bin ich, Monseigneur, Ihr unter thäniger und gehorsamer Diener. London, 5. Dezember 1813.

ö Chateaubriand.

Kurz nach Herrn Berryer ist auch Herr von Chateaubriand von London wieder nach Frankreich zurückgekehrt.

Der Constitutionnel, der nebst anderen Oppositions- Blättern in der letzten Zeit öfters von bald bevorstehenden Pairs-Ernennungen wissen wollte, versichert jetzt, man habe erfahren, daß vor dem 1. Mai nächsten Jahres keine solche Maßregel stattfinden werde.

Das Journal des Daébats äußert sich folgendermaßen über Olozaga: „Er hatte“, sagt es, „eine ehrenvolle, aber schwierige Stellung auszufüllen. Als Vermittler zwischen zwei exaltirte Parteien gestellt, mußte er gegen ihre beiderseitigen Forderungen ankämpfen; als Haupt eines Transactions- und Versöhnungs⸗Ministeriums mußte er gleichmäßig betheiligte Leidenschaften bekämpfen, lief er Gefahr, allenthalben Mißvergnügen zu erregen. Indeß eine Thatsache scheint leider ausgemacht: Herr Olozaga hatte sich über seine persönliche Wichtigkeit getäuscht und beschlossen, nur seinen Privat-Ansichten zu folgen. Das Dekret, hinsichtlich Auflösung der Cortes, hatte er, ab gesehen von der Art und Weise, jedenfalls ohne Zustimmung, ja ohne Wissen seiner Kollegen durchgesetzt. Dieses Verfahren verdient den strengsten Tadel. Ein Ministerium ist als Ausdruck der Majorität eine berathende Versammlung und kann nur eine Kollektiv-Verant wortlichkeit haben. Herr Olozaga verging sich demnach, indem er die Verantwortlichkeit des ganzen Kabinets auf sich nahm, nicht allein gegen seine Kollegen, sondern gegen alle constitutionellen Formen. Was sein Benehmen nach den in Frage stehenden verdrießlichen Scenen betrifft, so ist nach den letzten Nachrichten zu fürchten, daß er durch unver antwortliche Schritte den vorgebrachten Anschuldigungen Glaubwür

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innerung an ihre Vergangenheit in möglichst anschaulicher Weise vorzu⸗ führen. Fidicin's historisch-diplomatische Beiträge zur Geschichte Berlins, Lochner's nürnbergische Jahrbücher, Zober's Schriften über Stralsund, Wernicke's Geschichte von Elbing, Förstemann's Chronik von Nordhausen, anderer schätzbarer Werke über größere und kleinere Städte hier nicht zu gedenken, sind Zeugnisse dieser Nnichtung, die man durch recht viele ähnliche Schristen vertreten zu sehen wünschen muß. . Der Magistrat in Halle hatte schon seit längerer Zeit die Fortsetzung der Dreyhaupischen Chronik in Aussicht genommen, und nachdem es ihm gelungen war, in Hein Dr. Eckstein, Neltor der lateinischen Schule, einen in jeder Hinsicht hierzu befähigten und von der uneigennützigsten Liebe für das Unternehmen erfüllten Mann zu finden, war es den fortgesetzten Be— mühungen des um seine Vaterstadt Halle hochverdienten Stadtrath Wuche⸗ rer gelüngen, auch die Mittel zu beschaffen, um die Kosten des Unterneh⸗ mens zu decken. Die Bürger Halle's ergriffen gern eine Gelegenheit, welche den Ruhm ihrer Stadt zu erhöhen so geeignet ist; es erfolgten zahlreiche Subscriplionen, und so konnte der Druͤck bereits im vorigen Jahre seinen Anfang nehmen. ; Die vor uns liegenden 4 Lieferungen, deren jede 5 Bogen stark ist, enthalten die Geschichte von der Gründung der Universität Halle und von ihren Zuständen unter der Negierung ihres Stifters, des Kurfürsten, nach⸗ maligen Königs Friedrich 1. (i691 1713). Mit Recht hat der Heraus= geber gemäß der großen Wichtigkeit, welche die Universität Halle für den preußischen Staat und das gesammte Norddeutschland seit ihrer Gründung 66 he, ihr den ersten Abschnitt gewidmet, dem er als Aufschrift die r . 1 . des Königs Friedrich Wilhelm TV, hätte vorsetzen v. J. des ö seiner letzten Anwesenheit in Halle am 7. Oktober zissen schast! i . Universität als eines leuchtenden Sternes der e, mahlen l hinban Das reiche Material, welches Herr Eckstein st? durch kiare Dar tel Uund ungedruckten Urkunden zusammengebracht hat, , nn, ang Jute Auffassung der Begebenheiten und sorg⸗ fällige Aufführung zahlteicher, interesfanters Lolalitäthn für den Leser auf das beste verarbeitet worden; dabei hab e, d eg n, e. ; ; . 3 ei haben die Erzählungen früherer Ge— schichtschreiber in, einzelnen Punkten viele Verichtigan halt In den drei Kapiteln der Einleitung l , , , . i- d zel J handelt der Verfasser von den frü— heren Plänen des Kardinals Albrecht von Brandenburg, nl? ĩ e z . g, in Halle eine Uni⸗ versität anzulegen, dann von der durch Mili, genannt La Il e . (1680) begründeten Ritter Akademie und von Len ursstichen 63 e e e. phischen Vorlesungen des Christian Thomas, welche dieser berühmte Mann

nach seiner Vertreibung aus Leipzig im Sommer 1091 in ĩ

jedoch damals mit der Ritter⸗Akademie in irgend einer 5 TLierauf, wird im ersten Abschnitt dieser Untersitäts Chronit dis all mall Organisation der Universität bis zu ihrer feierlichen Einweihung geschildert Alles urkundlich genau. Es werden die ersten Lehrer derselben genannt, es wird die Verleihung der Kurfürstlichen und der mit . erlangten Kai⸗ serlichen Privilegien ausführlich erzählt, endlich sind die Verdienste, die sich

der Kanzler von Seckendorff und nach dessen Tode der Geheimerath Stroke (er war der erste Professor, der diesen Titel führte) um die Organisatien der Universität erworben hatten, in das rechte Licht gesetzt. Manche interessante Details, namentlich über die Besoldungen der damaligen Professoren müssen wir hier übergehen. Die feierliche Einweihung er⸗ folgte am 1. Juli 1694 in Gegenwart des Kurfürsten mit großer Pracht und Herrlichkeit, wozu die magdeburgischen Landstände 10,000 Thaler beizusteuern genöthigt waren und auf, die Stadt Halle die Summe von 1111 Thalern 22 Gr. kam. Vielleicht daß auch diese Auflage dazu beitrug, die Einwohner gegen die Errichtung einer Universität in ihrer Stadt einzunehmen, worüber Herr Eckstein bei Erörterung der Frage, aus welchen Gründen gerade Halle zum Sitze der neuen Hochschule erwählt wurde, viel Zweckmäßiges zusammengestellt hat.

Im zweiten Abschnitte, der die Zeit von 16944 41713 behandelt, er— scheint nun die Universität bereits als ein Ganzes. Aber wie wohlwollend auch der Landesherr war und wie geneigt die obersten Behörden sich zeigten, so dauerte es doch lange Zeit, ehe alle inneren Einrichtungen, die Verfas⸗ sung die Gesetze und die alademische Gerichtsbarkeit ihre Ausbildung erhielten und die Privilegien und Rechte der Professoren näher bestimmt wurden. Uebersieht man aber nun besonders das, was über das Lokal der neuen Universität und ihre Einkünfte mit großem Fleiße gesammelt worden ist, so tritt der Kontrast mit der großen Liberalität, die sich in unserem Jahrhun⸗ derte bei der Anlage und Ausstattung von Universitäten gezeigt hat, nur um so deutlicher hervor, und es darf, wohl, von der Universitãt Halle gesagt werden, daß sie sich; selbst ihren Ruhm erschaffen habe, bis die Munificenz des hochseligen Königs Friedrich Wil⸗ helm III. mit dem Anfange dieses Jahrhunderts den, Etat bedeutend erhöhte und im Jahre 1833 der Wissenschaft statt des niedrigen, düsteren Waagegebäudes einen stattlichen, würdigen Tempel errichtete. Unter ande⸗ rem lesen wir hier (S. 35), daß der erste Etat der Universität 6200 Rihlr. betragen habe, und daß man viele Ungelegenheiten gehabt, ehe die Land= stände sich entschlossen, einen Beitrag von 500 Rthlrn. zu zahlen. Die Be— soldungen der Professoren betrugen damals 500, 300 und 200 Rthlr, nur Siryke hatte 1200 Rthlr., der Stallmeister dagegen 699 Nthlr, (exel. 2683 Rihlr. Hafergelder) und der Tanzmeister 109 Rtihlr, Nicht viel besser war es mit den Lotalen der neuen Universität bestellt. Den einzelnen Fakultäten wurden einzelne, eben nicht große Räume auf der Marien Bi⸗ bliothek, der Stadtwaage und der Pfännerstube zu öffentlichen Hörsälen an— gewiesen, bis endlich im Jahre 1695 die beiden oberen Etagen des Waage⸗ Gebäudes dem Magistrat abgemiethet wurden und die Universität hier ihren. Sitz aufschlug. Die großartigen Erinnerungen, die sich an dieses un⸗ scheinbars Gebäude knüpfen, beruhen auf den gelehrten und berühmten Männern, die in ihnen gewirlt haben. Und so hat uns denn Hern Eckstein von einem Breithaupt, 3. H. Francke, Stroke, Ludewig, Thomasius Fr. Hoffmann, Stahl, Cellarius, Buddeus, Chr. Wolff und Anderen ausführ— liche biographische Nachrichten mitgetheit, zugleich aber auch den Stand der

Wissenschaften, welche sie vertraten, kurz und belehrend geschildert, wie die Händel der theologischen Professoren müt der halleschen Stadt-⸗-Geistlichkeit und den Einfluß der halleschen Juristen auf die Rechtswissenschaft, den Hugo als bedeutend genug erkannt hat, um mit der Gründung der halle⸗ schen Universität eine neue Periode der civilistischen Literär-Geschichte zu beginnen. In den folgenden Kapiteln wird die Mittelmäßigkeit der, akade mischen Institute geschildert und die Sitten und Lebensart der Studirenden, so wie die ihnen durch die Einrichtung von Freitischen und durch die Franckeschen Stiftungen gewährten Vortheile. Die Zahl der Studirenden nahm mit außerordentlicher Schnelligkeit zu, am bedeutendsten war die der Juristen, zu denen erst in den Jahren 1705 und 1706 die Theologen in ein ziemlich gleiches Verhältniß kamen, während die Anzahl der Mediziner kaum in Betracht kommen konnte; nahe an zweitautausend mögen in der Regel anwesend gewesen sein. (S. 58.) Ihr Benehmen war oft roh und ungeberdig, häufige Schlägereien und Duelle, konnten trotz geschärfter Mandate nicht vermieden werden, über ihre Eingriffe in die Jagdgerechtigkeit erhoben sich vielfache Beschwerden, am schlimmsten scheint das nächtliche Schwärmen und Lärmen gewesen zu sein. Die Chronit be— richtet viele Züge zur Sittengeschichte dieser unrnhigen akademischen Jugend, die bald in Schenken bis üief in die Nacht hinein trank und schmauste, bald unschuldige Leute auf den Straßen anfiel, bald die Bürgerhoch zeiten in unbefugter Weise heimsuchte, bald sich in Raufereien mit Halloren oder Soldaten 'einließ, ja sogar den Gottesdienst in den Kirchen störte. Die wiederholten landesherrlichen Reskripte und Verordnungen der akademischen Behörden vermochten im Ganzen wenig gegen den Üebermuth einer kräs⸗ tigen Jugend, unter der sich überdies viele Wohlhabende befanden, und bei der großen Anzahl der Studirenden reichten die Schagrwächter, Stadt⸗ knechke und andere polizeiliche Maßregeln nicht hin, den Erzessen zu steuern. Auf den letzten Seiten der vierten Lieferung beginnt die Geschichte der Universität unter Friedrich Wilhelm 1. Hierüber wird zu einer anderen Zeit weiter berichtet werden; wir erwähnen also hier nur der gründlichen Erörte⸗ rungen des Herausgebers über die damals in Halle eingeführte Kanzler⸗ Würde (S. 72 ff.) und gleich darauf der über das Amt eines Direktors der Universität (vgl. S. 33 ff.), da dasselbe der halleschen Verfassung eigen thümlich war und außerdem nur noch in Königsberg bestand. An beiden Srten ist es aber feit dem Ableben des Kanzlers Neidenitz in Königsbeng am 8. April 1842 und des Geheimen Justizraths Schmelzer in Halle am 2. Oltober 1842 erledigt. . ; Die äußere Ausstäͤttung dieser Chronik ist bei mäßigem Preise lobens⸗ werth und verdient also auch in dieser Hinsicht als ein Familien- und Er—

innerungsbuch empfohlen zu werden. in J.

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digkeit verliehen. Wenn es wahr ist, daß er sich aus dem Palaste nach der progressistischen Versammlung bei Herrn Madoz begeben und daselbst erklärt hat, daß er der Regierung nun alle Hindernisse in den Weg legen wolle, so kann man ihn nur für einen gekränkten Ehr geizigen oder für einen unzufriedenen Parteigänger halten.“

X Paris, 9. Dez. Ueber die Wendung, welche die Dinge in Spanien in den letzten Tagen genommen haben, und die aufs neue sehr verhängnißvoll zu werden drohen, sind alle anderen Angelegen⸗ heiten, welche seit einiger Zeit fast ausschließlich die öffentliche Mei nung und Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hatten, in den Hin⸗ tergrund getreten. Man spricht nicht mehr von O'Connell, Griechen⸗ land wird nur noch nebenbei erwähnt, seitdem alle Aussicht vorhanden ist, daß die Dinge dort wieder in ein ordentliches Geleise kommen werden: aber Jedermann führt Olozaga's Namen im Munde, wo man ein Gespräch über politische Materien hört, ist es gewiß über die schlimme Stellung, in welche dieser Mann auf einmal gekommen ist, der längere Zeit hindurch als einer der festesten Grundpfeiler der neu zu begründenden Ordnung der Dinge in Spanien, der Einfüh rung einer geregelten und mit den Fortschritten der Zeit und den wahren Bedürfnissen des Landes in Einklang stehenden Verwaltung desselben betrachtet worden war. Die Meinungen über densel⸗ ben und über die größere oder geringere Aechtheit der ihm zur Last gelegten schweren Thatsachen sind übrigens hier sehr getheilt; es ist nicht zu verkennen, daß über die ganze Geschichte noch ein gewisser mysteriöser Schleier gezogen ist, dessen Lüftung aber erst die Zukunft ganz bringen dürfte. Aber wie die Dinge jetzt sich gestaltet haben, wie die Situation in diesem Augenblicke vorliegt, muß man wohl Besorgnissen für des unglücklichen Landes Zukunft eher als Hoffnungen Raum geben, und leider treffen meine Voraussagungen, die ich in diesen Blättern schon zur Zeit, als der Erfolg der Umwälzung gegen die Regentschaft Espartero's bereits gesichert war, ausgesprochen hatte, und welche darauf hinausgingen, daß nach erlangtem Siege die Elemente, welche denselben durch ihr augenblickliches Bündniß errungen hatten, sich wieder scheiden und um die Beute unter einander bekämpfen würden, nur allzusehr ein. Um die jetzt herbeigeführte Situation in ihrem ganzen Umfange würdigen zu können, muß man eben so sehr mit den handelnden Personen, als mit den Dingen vertraut sein, und wer dies ist, konnte durchaus nicht verwundert sein, daß es wieder dahin Zekemmen, ist, daß wir nun abermals die zwei alten großen Parteien der Moderados und der Progressisten in zwei scharf von einander geschiedenen Feldlagern sich einander gegenilberstehen sehen, bereit, auf das erste Signal von neuem den Kampf auf Leben und Tod gegen einander zu beginnen. Anstatt durch seine Revolution einen Schritt vorwärts zur Verbesserung seines Zustandes zu thun, sehen wir nun das unglückliche Land abermals der ganzen Wuth der sich bekämpfenden Partei⸗Leidenschaften preisgegeben, und gebe Gott, daß der jetzt dem Ausbruch drohende Kampf nicht der schlimmste werde im Vergleich zu allen denen, die ihm vorangegangen sind. Unter solchen Umständen aber ist die Hoffnung, die man einen Augen blick hegen konnte, daß Spanien sich wieder aus dem zustande des Verfalls, der Verwirrung, der Unordnung und der Machtlosigkeit, in den es durch das Unglück früherer Zeiten versunken ist, wieder empor— arbeiten werde, abermals in weite Ferne gerückt. Der Königl. bayerische außerordentliche Abgesandte, Se. Durchl. der Fürst von Oettingen⸗Wallerstein, befindet sich seit drei Tagen hier von London zurück, und wird baldigst die Rückreise nach München antreten.

Mit dem Dampfschiffe „Eurotas“, welches die letzte Post aus der Levante nach Marseille überbracht hat, sind auch zwei Söhne Sheriff Pascha's, des früheren ägyptischen Gouverneurs von Damaskus zu der Zeit, als der so großes Aufsehen machende Vorfall der Ermor— dung des Pater Thomas und seines Dieners sich ereignete, nämlich Ali Bey und Kalil Bey daselbst eingetroffen, die sich hierher begeben, um hier ihre Studien zu vollenden. Sie sind von einem Franzosen Herrn Granet, Arzt im Dienste des Vice-Königs Mehmed Ali von Aegypten, begleitet.

Srossbritanien und Irland.

London, 8. Dez. Die Streitigkeiten der britischen Regierung mit der Republik Mexiko in Folge einer angeblichen Beschimpfung der englischen Flagge von Seiten des Präsidenten Santana scheinen nun— mehr doch definitiv ausgeglichen zu sein, was die Times heute in folgender Weise bestätigt: „Man wird sich erinnern, daß wir vor einigen Wochen auf die Störung des guten Einverständnisses zwischen der britischen Regierung und der Republik Mexiko aufmerksam ge macht haben. Wir legten zwar kein großes Gewicht darauf und wa ren weit davon entfernt, die Möglichkeit eines Krieges in Aussicht zu stellen, aber wir konnten doch nicht hoffen, daß der Streit ohne einen großen Schwall diplomatischer Noten und ohne großen Zeit-Auf⸗ wand beseitigt werden würde. Um so mehr freut es uns, jetzt zu erfahren, daß diese wichtige Sache zu Ende gebracht und eine Er— klärung darüber gegeben ist. Die Beleidigung der britischen Flagge, welche Herrn Doyle so in Harnisch gebracht hat, ist von Herrn Murphy dem diesseitigen mexikanischen Gesandten in Abrede gestellt worden. Die—⸗ ser Vertreter des mexikanischen Republikanismus hat erklärt, daß nicht in

böswilliger Absicht die britische Flagge unter den übrigen Kriegs- Trophäen aufgehängt worden sei; dieselbe habe bereits 9 Jahre in Ballsälen und bei Festlichkeiten figurirt, ohne daß jemals daran Anstoß genommen oder Vorstellungen dagegen gemacht worden seien; sie sei allerdings im Kriege genommen worden, aber nicht uns, sondern den Texianern, welche sie unverschämterweise führten; nichtsdestoweniger habe man Herrn Doyle das Anerbieten gemacht, die Flagge am folgenden Mor gen auszuliefern, und man wäre noch an demselben Abend seinem Wunsche entgegengekommen, wenn nicht die Fest⸗Decorationen dadurch in Verwirrung gebracht worden wären. Herr Murphy hat noch viele andere Entschuldigungen, Aeußerungen des Bedauerns und Versicherun— gen der höchsten Achtung und ewiger Freunbschaft dieser Erklärung hinzugefügt.“

Die Nachrichten aus Dublin vom 6ten theilen die Reden mit, welche am Montage in Limerik bei Gelegenheit des dem Herrn Smith O'Brien zu Ehren veranstalteten Gastmahls gehalten worden sind. Die Gesellschaft war sehr zahlreich und Herr Smith O'Brien, be⸗ kanntlich das kürzlich zum Repeal-Verein übergetretene Parlaments⸗ Mitglied für Limerik theilte sich mit Herrn O'Connell den Abend für g seine Reden. Der Agitator machte unter den gewöhnlichen Versicherungen, nur durch friedliche Mittel zu seinem Zweck gelangen zu wollen, die Bemerkung, daß er sofort die Repealfahne verlaffen würde, sobald nur ein Schein von Insurrection im Lande sich be⸗ merklich mache.

Von den angeklagten Repealern ist der katholische Geistliche Tyrrell gestorben. Der Sohn O'Connell's hat im Namen des Re⸗ peal Vereins eine Adresse an das Volk erlassen, worin die Verdienste des Verstorbenen gefeiert werden.

Anf eine an den Standard gerichtete Anfrage eines Pachters aus der Gegend von Manchester, ob Sir R. Peel in der nächsten Parlaments- Session eine Aenderung in den Korngesetzen vorzunehmen beabsichtige, antwortet das ministerielle Blatt: wir glauben wirklich ja, wir haben die festeste Ueberzeugung, daß Sir R. Peel vor das

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Parlament völlig gerüstet treten wird, um allen Versuchen, die jetzt bestehenden Korngesetze zu ändern, einen kräftigen Widerstand entge— genzusetzen.“

8elg ien.

Brüssel, 10. Dez. Der Minister des Innern, Herr No⸗ thomb, ertlärte vorgestern in Bezug auf die Reduction der Zölle auf Seidenwaaren und Weine unter Anderem auch, daß Frankreich, nach der stillschweigenden Uebereinkunft, den status quo zu achten, dennoch zu wiederholtenmalen den belgischen Interessen zu nahe ge treten sei; ja es habe nicht einmal die Convention vom 16. Juli, die Belgien theuer erkaufen müssen, gewissenhaft eingehalten; Belgien habe sich in der Nothwendigkeit befunden, an Deutschland' dieselben Zugeständnisse zu machen, wie an Frankreich, um der Convention mit Frankreich, welche zum erstenmal in Belgien Differenzial-Zölle auf stellte das Gehässige zu benehmen, was eine solche Maßregel anderen Ländern gegenüber hätte haben können.

Bei Gelegenheit einiger weiteren Erklärungen über die der bel gischen Bank gemachte Anleihe kündigte Herr Zoude vorgestern an, daß dieses Institut durch die Zahlung, die es eben leiste, in die Noth— wendigkeit versetzt sei, die Gesellschaften, denen es vordem sein Pa tronat bewilligt, jetzt vor Gericht zu belangen.

Zu Anfang der gestrigen Sitzung der Repräsentanten-Kammer beantragte Herr Burdinne, daß die Meinung der Handels-Kam⸗— mern und der Landbau-Kommissionen über den Gesetz Entwurf hin⸗ sichtlich der Getraide⸗ Zölle eingeholt werden solle Diese Motion wurde jedoch verworfen.

In der vorgestrigen Sitzung der Repräsentanten-Kammer hatte der Finanz⸗-Minister die Wiederherstellung des Eides in Erbschafts— sachen als eine zweckmäßige fiskalische Maßregel bezeichnet. Dagegen erhob sich gestern Herr de Man d' Attenrode und sprach die Hoff nung aus, der Minister werde ein System nicht wiederherzustellen suchen, welches so sehr dazu beigetragen habe, die holländische Re— gierung in Belgien unbeliebt zu machen. „Was mich betrifft“, sagte der Redner, „so erkläre ich, daß ich mich diesem Mittel nicht an— schließen könnte, um das Defizit des Schatzes zu decken. Dies wäre eine Speculation auf die Gewissen, die nur ein unvollständiges Re—⸗ sultat haben würde. Dies hieße, die Menschen zwischen ihr Gewissen und ihre Interessen setzen, und folglich wäre dies ein großer Angriff auf die Moral.“ Der Finanz ⸗-Minister erwiederte hierauf, er könne diese Ansicht des ehrenwerthen Mitgliedes nicht theilen; viel mehr glaube er, daß, wenn es der Regierung gelinge, den zahlreichen, bei Erbschafts-Angelegenheiten verübten und geradezu dem Diebstahl gleichkommenden Betrügereien ein Ende zu machen, sie zugleich ein moralisches und nützliches Resultat erreicht haben würde.

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Palermo, 27. Nov. (A. 3.) Der ehemalige sächsische Staats-Minister von Lindenau, welcher vor zehn Tagen von Neapel nach Palermo kam, hält sich noch hier auf. Er besucht alle Merk— würdigkeiten und wird auf seinen Exkursionen stets von dem hiesigen Archäologen Duca Serra di Falco begleitet. Man sagt, Herr von Lindenau werde sich noch einige Zeit in Sicilien aufhalten und den griechischen Tempelresten seine besondere Aufmerksamkeit zuwenden.

Neuere Berichte von der Insel Lampedusa, die in neuester Zeit auf Befehl des Königs bevölkert wurde, melden nur, daß ein großer Theil der neuen Ansiedler auf einigen Barken nach Girgenti kam, um daselbst sich Lebensmittel zu verschaffen, woran sie den größten Man gel litten.

nn, , Dez. russische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister beim heiligen Stuhl, Graf von Butenieff, in einer besonderen Audienz dem Papste seine Beglaubigungs-Schreiben.

z Bronte (am Fuß des Aetna), 25. Nov. Hier bin ich auf bebender Erde im Anschauen eines schrecklich erhabenen Schauspiels. Der Bergriese hat sich an seiner nordwestlichen Seite geöffnet und ergießt einen Feuerstrom Alles verheerender Lava über seinen Abhang. Seit dem 17ten tobt derselbe und bebt die Erde. Der Lavastrom hat nunmehr, tiefe Thäler und Schluchten ausfüllend, eine Strecke von mehr als 16 italienische Meilen durchflossen. Gegenwärtig ist derselbe eine halbe Meile breit und rückt 36 bis 10 Fuß jede Stunde, bei einer Höhe von 30 bis 50 Fuß, wie ein beweglicher senkrechter Bergwall von feuerrother Masse unaufhaltsam vorwärts. Im An⸗ fang durchströmte die Lava 8 Meilen in 24 Stunden. Bronte war bedroht, dann aber wandte dieselbe sich mehr südlich. Die armen Einwohner, mit dem Einsturz der Wohnung und der Verheerung ihres mit so vieler Mühe bearbeiteten Besitzthums bedroht, suchen den Strom durch Mauern und Gräben abzuwenden und sind auch unter den heftigsten Regengüssen ununterbrochen an der harten Arbeit; allein da hilft keine menschliche Abwehr, der Feuerstrom rückt unaufhaltsam ich möchte sagen, majestätisch über Thäler und Hügel vorwärts; nur zufällige Naturhemmnisse können denselben ableiten, und einem solchen hat der reiche Ort Bronte seine Rettung zu verdanken. Schon ist die fahrbare Straße, welche von Aderno nach Bronte und Randazzo führt, mit Lava übergossen und jetzt ergießt sich dieselbe in den Thal—⸗ weg des Stromes Simeto, wo sie unermeßlichen Schaden anrichtet. Noch hat die Eruption ihr Ende nicht erreicht, noch dauern die Erd⸗ stöße ununterbrochen mehr oder weniger heftig fort, dazu strömt der Regen in Fluthen, und die unglücklichen Einwohner lagern dessen⸗ ungeachtet unter Laubhütten oder Zelten auf der nackten feuchten Erde. Wer nie Lava in Bewegung sah, kann sich keine Idee von diesem Schauspiel machen, und es ist unmöglich, dasselbe zu beschreiben.

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8 n , 3. Dez. eln, , ist der wesentliche Inhalt der Rede, welche Olozaga in der heutigen Sitzu s Kongresses z seiner Vertheidung hielt: .

. Ich will“, sagte er, „den Antrag auf eine Adresse Ihre Majestä nicht bekämpfen. Allein ich darf und 66 nicht zu nehmen, da ich dies zu Nutzen und Frommen für das Land und auf eine Art thun kann, welche auf die vorliegende Frage einiges Licht werfen wird. Ueber die eigentliche Frage will ich zwar nur wenig sagen, da ich mich über Alles, was dem betreffenden Vorfalle vorausgegangen die wei⸗ teren Aufschlüsse vorbehalte.“ Er erinnerte hierauf an die Umstände welche seiner Ernennung zum Lehrer der Königin vorangegangen. „Ich stellte⸗ sagte er, „Ihrer Majestät während der ganzen Dauer meines Bien stes stetẽ vor daß die Königin, um constitutionell zu regieren, in politischen Dingen nur den verantwortlichen Rathgebern der Krone Gehör geben dürfte. Diet Lehren rie⸗ sen von Seiten der Bediensteten des Palastes eine Antipathie gegen mich hervor die mit jedem Tage zunghm. Als ich nun gar zur Leitung der Staats“ geschäfte berufen wurde, hatte die Antipathie, der Haß keine Hränze mehr; allen meinen Bestrebungen, ein homogenes Kabinct zu bilden setzte man nun geheimen und offenen Widerstand entgegen. Es fam so weil daß ich erklären mußte, ich würde Jeden, der im Palaste von politischen Dingen spreche, aus demselben verweisen, und ich wurde diese Drohung, die in. diel Haß und Feindschaft zugezogen, auch sicherlich ins Werk hesctzt haben Nicht die Königin, sondern die Personen, die Ihre Majestät um eben, offenbarten im Palaste die feindseligste Stimmung gegen mich. dr am Tage, nach meiner Ernennung zum pur ser r nis! hörte j Ihre Majestät mit Erstaunen erllären, daß ich sogleich mein Kabi= net bilden müsse, sonst würde es Jemand anders für mich bilden.

Heute Vormittag überreichte der Kaiserlich

tions-⸗Ministerium für unmöglich,

Dieser Andere war General Narvaez, der mit seiner Opposition nicht einmal wartete, bis das Kabinet gebildet war, so sehr war man im Palaste gegen das Ministerium, das ich organisiren wollte, eingenommen. Angesichts bie= ser Hindernisse hätte ich allerdings in das Privatleben zurücktehren können, ich sah voraus, daß die Moderados eine leidenschaftliche Opposition bilden würden; allein ich zog das Interesse des Staats meiner Ruhe vor. Ich könnte tausend Züge anführen, um das gegen mich herrschende Uebelwollen zu beweisen; einer genügt. Am Tage, als zu Madrid Unruhen ausbrachen, sollte ich mit meinen Kollegen bei der Königin im Pardo speisen. Hierauf wurde die Fahrt abgesagt, uns aber angedeutet, wir sollten nun im Pa⸗ laste speisen. Daselbst angekommen, stellten sich die Hof- Bedienste⸗ ten, als sei der Befehl Ihrer Majestät falsch gedeutet worden, und auch Ihre Majestãt wurde verleitet, zu erklären, daß das Diner nicht statthaben würde. Allein durch Zufall kam die Irrthümlichkeit des Gegenbefehls an den Tag, und das Diner, das nun stattsand, war auserlesen und konnte nicht impro- disttt sein. Dies sind unbedeutende Details, allein sie beweisen bis in die kleinsten Verhältnisse den im Hause der Königin herrschenden Geist. Um nun zu Ernsterem überzugehen, muß ich erklären, daß die Wahl des Kon⸗ greß-Präsidenten in meinen Augen eine Thatsache von hoher Bedeutung war. Ein progressistisches Kabinet konnte nicht mit einer Kammer arbeiten, deren feindselige Stimmung sich in ihrem Präsidenten zusammenfaßte. Dem- gemäß mußte auch das Ministerium das Recht haben, die Auflösung der Cortes zu verlangen.“ Nun ging der Redner auf die Vorfälle vom 28sten über. Seine Stimme änderte sich plötzlich und verrieth die lebhafteste Bewegung. Er mußte mehrmals vor Aufregung innehalten, Thränen unterbrachen den Fluß seiner Rede. Er nahm den Himmel zum Zeugen seiner Unschuld, betheuerte seine unwandelbare Ehrfurcht vor dem Königthum und wies die Verleumdung seiner Feinde, einer Camarilla, deren Pläne er durchschaut und im Interesse des Landes hintertreiben wollen, mit Emphase zurück. In dem Augenblicke, als er eben gegen diese Anschuldigungen mit der größten Wärme protestirte, hob der Präsi⸗ dent die Sitzung auf. Morgen will Herr Olozaga seine Vertheidi⸗ gung fortsetzen.

S Madrid, 3. Dez. Um die Thatsachen, welche über das große hier in Frage stehende Exeigniß Licht verbreiten, so vollständig wie möglich neben einander zu stellen, komme ich auf die Ergebnisse der gestrigen Sitzung zurück. Die beiden Ex⸗Minister Luzuriaga und Cantero, die Alles aufboten, um das Benehmen Olozagass zu recht⸗ fertigen, erklärten, es wäre zwischen ihnen freilich die Zweckmäßigkeit, ich auf die Maßregel der Auflösung der Cortes vorzubereiten, bei⸗ läufig besprochen worden, allein sie hätten dem Herrn Olozaga nicht nur keine Ermächtigung ertheilt, das Dekret auszufertigen, sondern wären, als man ihnen am 29sten sagte, er hätte es Abends zuvor unterzeichnet, in ein solches Erstaunen versetzt worden, daß sie ihren Teunden erklärten, es wäre kein Gedanke daran. Den General Serrano sprach Olozaga selbst von jeder Theilnahme an dem Dekrete frei. Dagegen beschwerten sich die Herren Luzuriaga und Cantero, daß man sie bei den am 29sten stattgefundenen Berathschlagungen wegen der Amts⸗Entsetzung Olozaga's nicht zugezogen hätte, da sie doch damals noch die amtlichen Rathgeber der Krone gewesen wären. Herr Olozaga hob diesen Umstand noch mehr hervor, indem er behauptete, es stände dem Präsidenten des Kongresses durchaus nicht zu, der Krone in Betreff eines Ministerwechsels einen Rath zu ertheilen. Herr Olo⸗ zaga scheint demnach vergessen zu haben, daß er als einfacher Depu⸗ tirter, sich das Recht zuerkannte, den damaligen Regenten in sehr ernsten Ausdrücken aufzufordern, gewisse Minister und andere Per⸗ sonen aus seinen Umgebungen zu entfernen. Herr Olozaga sprach gestern auch mit großem Nachdruck von seinem fleckenlosen Ruf; er glaubte, seinem Lande nie einen größeren Dienst erzeigt zu haben, als unter den jetzigen Umständen. Er verlange kein Mitleiden, denn seine Stellung sei höchst glücklich. Vielfacher Beifall begleitete diese Aeußerungen. Der General Serrano erklärte, er halte ein Coali und nur ein ganz aus Moderirten oder ganz aus Progressisten bestehendes für zweckmäßig. Da man seinem Rathe nicht gefolgt wäre, so hätte er seine Entlassung ge— nommen, und trete nun in die Reihen seiner früheren Freunde, der Progressisten zurück, und werde mit ihnen seine früheren Feinde be— kämpfen. Dieser Abfall Serrano's von der Coalition hat großen Eindruck gemacht. Die Stellung, in welche Olozaga sich versetzt hat, wird ihm übrigens Niemand mißgönnen. In ganz Spanien giebt es das kann ich mit Bestimmtheit behaupten, kaum einen Mann, der ihn achte, oder ihm aufrichtig wohlwolle, nur sein Bestreben, den Thron zu demüthigen, hat ihm für den Augenblick Freunde erworben, und zwar dieselben, die grade vor acht Tagen eine Emeute gegen ihn anzettelten, weil er eine die Aufrechthaltung der Ruhe bezweckende Verfügung erlassen hatte. Mit diesen Verbündeten glaubt er stark genug zu sein, um dem Lande den Bürgerkrieg ankündigen zu können. „Sobald die Feindseligkeiten ausbrechen“, rief er gestern aus, „eile ein Jeder auf seinen Posten; es wird nicht an Kadungen für das Geschütz mangeln“. In gleichem Sinne drohten andere Deputirte mit einem neuen ersten September. Sie scheinen indessen zu über sehen, daß, wenn die September-Revolution von 1846 gelang, es nur deshalb geschah, weil der General, den die Gnade der Regentin an die Spitze der Armee gestellt hatte, die Pflichten des Dankes und der Ehre vergessend, mit dem Aufstande gemeinschaftliche Sache machte Gegenwärtig hängt die Armee nicht von einem einzigen Generale ab, und unter den befehligenden Generalen befindet sich schwerlich ein Verräther. z .

. Unterdessen wird es nicht überflüssig sein zu vernehmen, wie die verschie denen hiesigen Organe der öffentlichen Meinung, über die ge— genwärtige L ttheile J überaehe den Her 2 in age urtheilen. (Ich übergehe den Heraldo als ein

wr , ö .

ö e spon sa . der bis vorgestern das anerkannte Organ Olbzagg's war, sagt gestern Abend: „Die Umstände haben sich durch⸗ aus geändert. Ihre Majestät hat gesprochen. Die Königin hat eine, Erklärung abgegeben, die auf amtliche und authentische Weise veröffentlicht wurde. Unsere Ansicht, die Gesetze des Landes, die der ältesten und ehrwürdigsten Institution der Nation schuldigen Rücksich⸗ ten erheischen auf, das dringendste, daß man das Wort der Köni in glaube, es achte, ihm huldige . . . . Entweder hört die . ufs zu existiren, und die Institution des Thrones wird zu einem Ge— genstande des Spottes und der Verachtung, oder man muß sie über die Möglichkeit eines Angriffes erheben. . Sehr trauri a Lage des Herrn Olozaga, das begreifen wir All 36 ,. Gelen aher mn n,, n Allein zu seinem eigenen es athen wir ihm, die Rathschläge des blinden Parteigeistes zu verwerfen, nichts Unmögliches zu unternehmen, nicht in die So * ollen, Vielleicht wird es ihm gelingen, sich , . , e . 56 zul 8 nie; nicht einmal im Traume darf er daran Noch mehr: wenn es ihm, und dies vorauszusetzen gränzt

. das Abgeschmackte, gelingen könnte, so würde sein Triumph das an und bewein en r igste Ereigniß sein, welches das unglück=

he Spanien betreffen könnte.

5 Castel la no von gestern Abend sagt: „Kann, darf die feierliche Erklärung der Königin in Zweifel gestellt werden? Unserer Ansicht nach bedeutet diese Frage so viel als die; soll ein Thron, eine Monarchie in Spanien bestehen? Denn wir sind der lleberzeu—= gung, daß wenn über die Gültigkeit der mit solcher Feierlichkeit ab= gegebenen Erklärungen der Königin Erörterungen 6 können und sollen, es keinen Thron geben kann, und die Monarchie unmög= lich ist. Denn man nimmt ihr Alles, was ihr nothwendig und nütz⸗