1843 / 172 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

zu erscheinen verhindert sei, die Kammer um Urlaub anzugehen habe.

Zustimmung.

Kurhessen. Marburg, im Dez. ( ass. 3) Die Zahl der in diesem Winter⸗Semester auf hiesiger Landes- Universität Sin direnden beträgt nach dem so eben erschienenen Verzeichnij 3 und hat sich daher, im Vergleich zu der Zabl im Sommer-Semesten, um 22 vermehrt. Den theologischen Studien gehören dermalen 73. den juristischen 95, den medizinischen 72, so wie den philologischen und philosophischen 21 an. Unter den Ausländern befinden sich auch zwei Siebenbürger.

Freie Städte. Frankfurt a. M., 15. Dez. So eben trifft hier die Nachricht ein, daß zwischen. den Herren Moritz von Haber und von Sarachaga gestern Mittags 12 Uhr in der Nähe von Worms n Rhein- Bayern ein Pistolen-Duell stattfand, in welchem Herr don Sarachaga auf der Stelle blieb. Ueber den Hergang des Duells selbst erfährt man hier Folgendes: Die Duellanten schossen sich auf 15 Schritte Barrière mit gezogenen Pistolen, jeder derselben trat mit zwei Pistolen an; auf das Kommando „Feuer“ konnte jeder nach Gutdünken schießen. Herr von Sarachaga feuerte zuerst und fehlte, Herr von Haber schoß eine Sekunde nach ihm und streifte seinen Gegner. Nach einer Pause von fünf Sekunden that Herr von Sa⸗ rachaga seinen zweiten Schuß und fehlte abermals. Herr von Ha ber, welcher nun das Recht gehabt hätte, sünf Schritt zu avanciren, blieb gleichwohl auf seinem Platze stehen und feuerte etwa nach zwei Sekunden auf Herrn von Sarachaga ab, der, tödtlich getroffen, so⸗ gleich seinen Geist aufgab. So erzählt man wenigstens hier den Her— gang des Duells, über welches nähere Nachrichten noch fehlen.

XX Hamburg, 16. Dez. Unter den verschiedenen Unglücks fällen, die durch die Stürme vom 9ten, 10ten und 11ten d. M. in der Nord- und Ostsee herbeigeführt wurden, ist einer der beklagens werthesten der Schiffbruch des hiesigen Schiffes „Julia? aus Nio Janeiro kommend. Es hatte bereits einen Lootsen an Bord, und war am hten Cuxhaven passirt auf dem Strome, als es in der Nacht auf Gelbsand scheiterte. Die ganze Mannschast, der mitgenommene Lootse, dessen Ausbleiben in Cuxhaven Verdacht erregte, worauf der Loots Commandeur hinausfuhr und das Hintertheil des Schiffes zer⸗ trümmert auffand, und mehrere Reisende sind untergegangen. Zwei hamburgische Reisende hatten sich in Falmuth ans Land setzen lassen, um über London hierher zurückzugehen. Sie sind die einzigen Ge— retteten.

Lübeck, 16. Dez. Seit meinem letzten Schreiben (vom 12. d. M. ist die Ruhe in unserer Stadt nicht weiter gestört worden. Gestern Abend fand ein Feuer -Auflauf statt, bei welchem jedoch die größte Ordnung herrschte, so daß unser vortreff lich organisirtes Brand Corps des in einer Essigbrauerei entstandenen Feuers bald Meister wurde. Man darf sich der Hoffnung hingeben, daß die Ueberzeugung von dem ernstlichen Einschreiten des Mllitairs manchen unruhigen Kopf zur Besinnung gebracht haben wird. Für die Zeit des bevorstehenden Weihnachtsmarkkes, während dessen unsere Stadt, besonders des Abends, sehr belebt zu sein pflegt, werden die gehörigen Sicherheits⸗ Maßregeln getroffen. Dem viel beklagten Uebelstande, daß unser Militair nicht kasernirt ist, vielmehr bei den hiesigen Einwohnern Wohnung und Kost erhält, sell dem Vernehmen nach noch vor der Weihnachtszeit durch eine interimistische Nasernirung, wenigstens theil⸗ weise abgeholfen, auch eine Abtheilung Kavallerie in die Stadt gelegt werden. Mehr noch, als diese Einrichtung, wird hoffentlich ein dieser Tage der Bürgerschaft eröffneter Senatsbeschluß zu allgemeiner Beruhigung beitragen. Auf den Wunsch unserer Bürgerschaft hat nämlich der Senat die Niedersetzung einer gemeinsamen Berathungs⸗ Kommission beschlossen, welche mit einer Prüfung des unserer Leuchten⸗ und Pflastersteuer gemachten Vorwurfs einer unverhältnißmäßigen Vertheilung, und falls dieser Vorwurf als begründet sich darstellen sollte, mit dessen Abhülfe sich beschäftigen wird. Mit dieser Maß⸗ regel und deren hoffentlich gedeihlichem Erfolge werden denn zweifels⸗ ohne auch die weiteren Schritte des Kaufmanns Jacobi und seines Anhanges abgeschnitten, durch deren, gelinde gesagt, ungeschickte und unvorsichtige Einleitung die bisherige Aufregung unter den mittleren und niederen Ständen mit hervorgerufen, wenigstens genährt worden ist. Möchte nur auch hinsichtlich der durch den Bundestags- Beschluß vom 24. Juni 1841 erweiterten und erschwerten Kontingentsstellung, welche zur Deckung der Mehr-Ausgaben für unseren Militair⸗ Etat in diesem Jahre die Erhebung einer eigenen Militairsteuer noth⸗ wendig machte, bald einige Reduction eintreten. Denn in der That wird diese Vermehrung der Staatslasten gerade hier um so drük⸗

Endlich sollen die Beamten ihm die

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kender empfunden, je größer durch ungünstige Verhältissel so die

Opfer sind, welche wir unserem durch nachbarliche Eifersucht einge zwängten Handels und Gewerbs-Verkehre bringen müssen.

In Veranlassung des von der Schwesterstadt Hamburg wegen Ausarbeitung eines eigenen Kriminalgesetzbuches jüngst gefaßten Be⸗ schlusses hat, dem Vernehmen nach, unser Ober- Appellationsgericht bei den Senaten zu Bremen und Lübeck eine Vereinigung mit dem Senate in Hamburg zu gemeinschaftlicher Erledigung dieses hochwich⸗ tigen Werkes in Anregung gebracht.

ann rei

Paris, 13. Dez. Nächsten Montag werden sich die hier an⸗ wesenden Deputirten von der konservativ-ministeriellen Partei in den Salons des Herrn Jacqueminot, Kommandeurs der pariser National⸗ garde, zu vorläufigen Berathungen versammeln. Die Deputirten von der Opposition, obschon derkn bereits viele angekommen sind, haben noch keine derartige Zusammenkunft verabredet. 3

Der Bischof von Chalons hat abermals ein Schreiben gegen den Unterricht der Universitäts Professoren ergehen lassen. Der Staats—⸗ rath hatte bekanntlich in den Motiven des Urtheilsspruchs, wodurch derfelbe diesen Bischof eines Verstoßes schuldig erkannte, ihm auch zum Vorwurf gemacht, daß er das Gewissen der Familien habe beun ruhigen wollen. Darauf entgegnet nun der Bischof, die Familien väter selbst fänden, daß der Klerus nicht eifrig genug gegen die Uni⸗ versität aufträte, und sie seien nicht nur entschlossen, selbst alle gesetz mäßigen Mittel anzuwenden, um endlich die in der Charte verbürgte Unterrichtsfreiheit zu erlangen, sondern die Bischöfe sich zu einem Konzil versammeln möchten, um auf Abhülfemittel gegen so viel Uebel bedacht zu sein. Die Za

vmilienväter würden also, dem Bischofe von Chalons zufolge, den Kle⸗

rus in Frankreich in die Stellung der belgischen Geistlichkeit bringen wollen, und das Journal des Däbats giebt dabei zu bedenken, daß Herr von Montalembert in seiner neulich zu Gunsten der Forde rungen des Klerus publizirten Schrift geradezu gesagt habe, es seien die Katholiken gewesen, welche das Haus Nassau in Belgien gestürzt. „Der Herr Bischof von Chalons“, fügt das ministerielle Blatt iro— nisch hinzu, „sagt nicht Alles; wetten wir, ob dieselben Familienvater nicht auch sehnsüchtiges Verlangen danach tragen, daß der öffentliche Unterricht den religiösen Congregationen und vorzüglich den Jesuiten übergeben werde.“ ; . . .

Die französische Armee in Afrika zählt jetzt 85,00) Mann; die ser Effektivbestand soll noch um 2 Bataillone Artillerie, eine ö. pagnie vom Ingenieur⸗Corps und ein- Infanterie⸗Regiment vermehr werden. .

Durch Lyon kommen fortwährend zahlreiche Auswanderer ec nm ders Elsässer, die sich nach Algier begeben und dort die neugeb— e Dörfer beziehen wollen.

Der Minister des Innern hat a beauftragt, ihn von dem Ergebniß der dreijghrngen dans en geen Ron. tional⸗Garde in Kenntniß zu setzeu. Ste sollen ,, handlungen, von den Wahlen der Offiziere und 61 . 8 esste . bei ihrer Ernennung vorherrschte, so wie von 69 Antheil, den 9 National-Gardisten an den Wahlen genommen, Bericht erstatten. zahl der Gemeinen, wo, unge⸗

achtet zweier Zusammenberufungen, die Wahlen nicht bewerkstelligt werden konnten, die Zahl der in dem nämlichen oder in einem ande ren Grade beibehaltenen Sffiziere und die Zahl der neuerlich zu einem Offizlergrad gewählten Bürger angeben.

lle Präfekten des Departements dreijährigen Wahlen der Na

X Paris, 13. Dez. Die Verhandlung des Prozesses gegen die Theilnehmer an dem vor kurzem entdeckten Komplott der Rue Pastourel hat gestern vor der achten Kammer des Zucht-Polizeige—⸗ richts dahier begonnen, ohne sonderliches Aufsehen zu erregen. Die Zahl der den Verhandlungen beiwohnenden Zuhörer war verhältniß⸗ mäßig sehr gering und man bemerkte darunter keinen einzigen Mann von Bedeutung. Die Zahl der Angeklagten beträgt zehn, acht von ihnen sind junge Leute zwischen zwanzig und dreißig Jahren, sämmt⸗ lich Arbeiter von verschiedenen Gewerben; der neunte, Felix Becker, 45 Jahre alt, der sich den Titel sahricant de leltꝑres beilegt, war seinem eigenen Geständnisse zufolge schon einmal in Belgien nach der September-Revolution verurtheilt worden, wo er Chef des General⸗ stabs in der Armee gewesen sein will. Sein Oberst klagte ihn an, falsche Befehle erlassen zu haben, und er wurde so im Felde, durch ein Kriegsgericht für infam erklärt, wie er behauptet unschuldig, da das ihm zur Last gelegte Verbrechen nicht von ihm begangen worden sei. Dies sei auch nur ein Vorwand gewesen, der wirk liche Grund aber ein von ihm ausgesprochener Tadel gegen

die provisorische Regierung, deren Minister die Herren Lebeau

sie verlangten auch, daß

und Gendebien waren. Er sagt, man solle einmal Herrn Gendebien citiren lassen, und man werde aus dessen Mund vernehmen, daß er die Wahrheit sage, Er wurde zu zehnjähriger Einsperrung verurtheilt, aber fast unmittelbar darauf begnadigt, worauf er nach Frankreich kam und als Gérant des Provinzialblattes La Presse de Seine et Oise von neuem von dem Assisenhofe der Seine wegen eines Preßvergehens par defaut verurtheilt wurde, welches Urtheil definitiv wurde. In jener Stellung war es, wo er mehrere aufrührerische Tagesbefehle druckte, deren einige der Behörde in die Hände fielen. Einer derselben liegt dem Gerichte vor und ist zu der Zeit gedruckt, wo der Herzog und die Herzogin von Nemours ihre Reise in diesem Sommer durch die Departements des Westens von Frankreich machten. Eben diese Reise des Prinzen war die Veran⸗ lassung und der Gegenstand des vorliegenden Tokuments, das in einer sehr heftigen, revolutiongiren Sprache abgefaßt ist und in den unziemlichsten Ausdrücken von dem Prinzen und seinem Königlichen Vater, der kurzweg mit dem Prädikat, „der Tyraun,, bezeichnet wird, spricht, von dessen Streben, Popularität in den Städten des Westens zu „betteln“, um sie als „Basis für die Befestigung der Tyrannei— zu machen. Der Prinz wolle nur Schmeicheleien, aber nichts von dem Elende des Volks hören. Frankreich sei „gebeugt unter dem Joche eines feigen und verrätherischen Ministeriums, das sich um die . Fetzen der Freiheit streite“, und wie alle die anderen , , Kraftausdrücke der Leute dieses revolutionairen Schlages lauten. Na. türlich wird dann Frankreich auch als in einem Zustande fortwährende Erniedrigung und als Gegenstand des Spottes der ganzen Welt dar. gestellt, als entehrt, und das sei genug, um . eines solchen Zustandes der Treulosigkeit und des . Verrat 8 . n. klagen. Die Republikaner werden dann. gewarnt, . gegen die einfältigen Ligen“, mit denen man Lie Reisen der Prin⸗ zen umgebe? „Wißt ihr nicht,, heißt es . weiter, daß dasselbe erz in der Brust des Volkes schlägt! daß mit, den Tyrgmnmen, ihrer Race, weder Friede noch Waffenstillstand besteht Eure Brüder der Provinzen, Bürger, marschiren unter berselben Jahne, unter dem Klange derselben Worte, und euer Haß für Alles, was zur 83 des Despoten gehört, wird von ganz Frankreich getheilt.“ Wenn dann der junge Mensch (der Herzog don Nemours) zur Gewalt komme, dann müsse das Land, das sich jetzt vorbereite zum Kampfe, denselben furchtbar und mit verzweifeltem Muthe beginnen, und dann werbe der Prinz mit seiner ganzen Umgebung „gleich Rohren, die

der Sturm zerknickt“, vom Boden Frankreichs verschwinden. Bis die

große Stunde der Befreiung und sozialen Wiedergeburt schlage, sollen

die Bürger in ihrem Eifer, in ihrer Disziplin und in ihrem Vertrauen ausharren. Der Weg sei düster, aber die Sonne am Ziele. Sie sollen klug und zurückhaltend sein, der Verrath umgebe sie, die Heraus. forderung sei an ihrer Seite, daher müßten sie unermüdliche Geduld und Wachsamkeit zeigen. Die revolutionaire Armee wachse mit jedem Tage mehr an, und die Feigheit einiger Elenden werde nicht immer die Oberhand behalten über den Muth eines großen Volkes. Das saubere Machwerk schließt mit dem Rufe: es lebe die Republik. Ihre Leser mögen sich aus diesen Bruchstücken schon eine Idee von den Leuten machen, die hier im Spiele sind. Der einzige Mann von Bildung, den man unter den Angeklagten figuriren sieht, ist Henri Dourille, Verfasser mehrerer Schriften, unter denen eine Le bensgeschichte des Generals Hoche und eine Geschichte der bekannten Verschwörung Mallet's gegen Napoleon bemerkbar sind, von denen auch mehrere Exemplare bei dem Angeklagten sich vorfanden. Bei dem Angeklagten Chenu, Schuhmachergesellen, 27 Jahre alt, fand man auch eine rothe Fahne, auf welcher mit weißen Buchstaben die Woite standen: „Republik, Freiheit, Gleichheit, allgemeines Glück“ dann Säbel, Pistolen, Pulver, Patronen, Kugeln verschiedenen Ka libers und eine von Chenu's Hand geschriebene Liste von Namen, welche er aber für diesenigen seiner Kunden ausgiebt; ferner ein Formular von Fragen, die bei Aufnahme von Mitgliedern in die geheime Gesellschaft gedient zu haben scheinen. Der Auf— zunehmende mußte betheuern, daß er Republikaner sei, daß er nicht blos eine politische Revolution, sondern auch eine soziale Re form wolle, daß er bereit sei, auf das erste Signal zu marschiren, der Polizei, der Armee, der Guillotine, den Gefängnissen zu trotzen, um den Triumph zu sichern, selbst Weib und Kind zu vergessen, um die Tyrannen zu stürzen, endlich mußte er Haß dem Königthume und der Aristokratie schwören und daß er ganz für die Sache des Volkes leben wolle: dann wurde er zum Mitglied erklärt. Hieraus sehen Sie das wahnsinnige Treiben dieser unberufenen Weltbeglücker. Der Weinschenker der Rue Pastourel, bei welchem die saubere Gesellschaft aufgehoben wurde, ist auch mit in den Prozeß verwickelt, befindet sich jedoch gegen Bürgschafts-Leistung in Freiheit. . Unter den Vertheidigern bemerkt man die bei allen dergleiche

furt, Sangerhausen, Sorau, Suhl, Torgau, ö Weißenfels, Wettin, Worbis, Zeitz u. a. .

Wir wünschen von Herzen, daß dem wackeren Herausgeber bei seiner Amtsthätigkeit, als Nechts-Anwalt, Muße, Kraft und Gesundheit zur Voll—⸗ endung seines rühmlichen Werkes verbleiben, und nichts ihm die Lust und Liebe davon verleiden und verkümmern möge. Er erfreute sich kürzlich noch der Genugthuung, daß Se. Majestät der König befohlen hat, eine Anzahl Exemplare dieses vaterländischen, lehrreichen Werkes zur Vertheilung an die geeigneten Lehr⸗-Anstalten anzukaufen.

Neue Wandmalereien in pariser Kirchen.

2p Paris, im Dez. Wie ungemein erfreulich es auch ist, die große Anzahl von Kunstwerken zu sehen, welche in Paris für Verschönerung und Bereicherung des öffentlichen Lebens alljährlich entstehen, so kann man doch nicht genug die schreckliche Verwirrung beklagen, welche in diesem Kunst⸗ gebiete herrscht. Alle Elemente schwimmen wirr durch einander und gähren in Cinem ungeordneten Chaos; alle Zeiten, Gattungen und Stole werden in Einem Prei veimengt, die seltfamsten Ideen, die' abstoßendsten Metho— deng die widersprechendsten Sosteme gewaltsam verbunden und die verschie—⸗ densten Kräste für einerlei Zwecke in! Anspruch genommen. Unstreitig schließt * ne, , Kirchenbaustyl, und gewiß aus tief begründeter Ursache, die . ma e 3 Großen aus, gestaltet dagegen im reichsten Maße die An⸗ D m gn Ilasmalerei, Lie mit dem ihr allein eigenen zauberischen ee, wr, re, e. seine hainartigen, hochgewölbten Säulenhallen stimmt. 9 n. daher gegen all Gesetße diefes Stols, wenn, wie hier jetzt gew Hhieht, beide Tecorarisns Arten zuglesch angewandt werden. Zwei üeuer= be,, le,, , . Chor Umgang? von Saint-Germäin-1'Auxer—- rois zeigen recht frappant das wunderlkche einer Vereini⸗ . he Ergebniß einer solchen Vereini gung voön Wand und Glasmalerei. Vei den bunte Scheiben ⸗Nefleren zeichnen sich die Figuren an, den Wänden nur unlenntlich und lose und machen den spulhaft⸗ Phantastischen Eindruck von Dunst⸗ und Nebelgebilden Die Schatten der Lichter, die hellen Töne der Halbünten die c g. denen Schattirungen und Farben- Uebergänge, welche Harmonie 2, n. . Wirkung in ein Gemalde bringen, sind nicht zu unterscheiden . on iche. in ein einförmig milchblaues oder seichenfarbig graugeibes Kolorit. Kaum lassen die sich durchkreuzenden Lichtstrahlen und die in einander schillernden Farben die Betrachtung der Composition und Zeichnung zu. Auf der rech⸗ ten Seite verzierte Herr Gu ich ard eine Kapelle mit den Haupt-Vorgän= en aus dem Leben des heiligen Landry. Das größte Feld der rechten ö. . 3 den mitleidigen Bischof dar, wie er, nach Aufopferung seines rivat

ermögens, auch seinen Kirchenschatz hergiebt zum Besten der Noth-—

leidenden während einer furchtbaren Hungersnoth, welche um die Mitte des siebenten Jahrhunderts in Paris wüthete, ein sehr leeres Bild von zerstreuter, haltungsloser Anordnung und zweideutiger Durchbildung in Zeich⸗ nung und Gewändern. Auf dem Altar, in altstraditioneller Weise auf Goldgrund gemalt, ist ein gekreuzigter Heiland, von anbetenden Engeln und vier Heiligen = Figuren umgeben, nter welchen letzteren der heilige Landy. Oben darüber zeigt ein schmales, längliches Feld den Heiligen, wie er den Grundstein legt zm Hotel Dien und den Markulph beauftragt, die alten Urkunden zu fammeln. Die Wand links enthält den Heiligen, von Engeln gen Himmel emporgetragen, und unter den größeren Wandgemälden läuft um die ganze Kapelle eine Art Fries mit dem Gefolge von Trauernden, welche die sterbliche Hülle des Heiligen nach Saint-Germgin-l' Auxerrois be gleiten. Diese Handlung ist mannigfaltig und glücklich in einfach erfunde nen und schlicht gefühlten, wenn auch nicht sehr stolgemäß behandelten Mo— tiven ausgedrückt; auch scheinen diese Figuren von etwa ein Drittel Lebens größe sorgsamer studirt, als die lebensgroßen Figuren der beiden Haupt bilder, denen kein sonderliches Interesse abzugewinnen ist. Auf der linken Seite bemalte Herr Gigoux eine Kapelle mit Darstellungen aus dem Leben der heiligen Genovefa; an der Wand rechts die Einsegnung der Heiligen durch den Bischof Saint-Germain von Auxerre; an der Wand links das Gebet der Heiligen zur Beschirmung von Paris; unter dDiesen beiden Bildern vier kleinere Medaillons: Genovefa als Mädchen die Schase hütend, ihre blinde Mutter heilend, Gefangene tröstend und ihr Grab, wie es gegenwärlig in der Kirche Saint ⸗Erienne- du Mont zu sehen ist; an der Altärwand in zwei größeren Medaillons die Bildnisse der Schutzpatronin von Paris und des Bischofs von Auxerre. Diesen Bildern, den großen wie den kleinen, fehlt es durchweg an Würde, Ernst, Styl, Wärme, Sal⸗ bung und Darchbildung. In der Einsegnung ist der Ausdruck der Haupt— . ganz modern prosaisch und die Haltung und Geberde der Neben— Figuren vollends bedeutungslos und gleichgültig; im Gebet entspricht der Kopf der Heiligen eben so wenig der Wichtigkeit und Erhabenheit des dar—⸗ gestelllen Moments. Die kleineren Darstellungen sind flüchtiges Machwerk. In der Kirche Saint-Mery schmückte Herr Ch asseriau auf der lin. ken Seite des Chor -Umganges eine Kapelle mit Wandgemälden, die auf das Leben der Sainte-RMarfe-lk'Egoptienne Bezug und den Vorzug haben, daß sie, wenn auch nicht in gutem Lichte (was für uin fe sen ße. an dg ü in schmalen, zu ihrer Breite unverhältnißmäßig hohen gothischen er . ganz unmöglich), doch in weißer Fensterglas · Beleuchtung zu sehen sind. An der Wand rechts ist der Moment abgebildet, wo die Heilige, zufällig in eine christliche Kirche tretend, von der göttlichen Gnade erleuchtet und von Reue über ihren sündigen Lebenswandel bewegt wird; darüber in der Spitz⸗ bogen -Lünette die Heilige in der Wüste und an den Ufern des Jordan das heilige Abendmahl aus den Händen des nr, Zosymus empfangend; darunter als Predella der Tod der Heiligen. An der Wand links wird die Heilige

von Engeln in den Himmel entrückt, und darunter als Predella der gott— selige Zospmus, frommen Einsiedlern die Legende der Heiligen erzählend. Die zwei Hauptbilder sind in der Composition nicht ohne Verdienst, im Ge— fühl, wenn auch schwächlich, doch löblich, in der Zeichnung aber nicht aus— drücksvoll und charakter stisch, indeß ernst und sorgsam, lassen eben in Be— ug auf Färbung und Ausführung viel zu wünschen übrig. In demselben Chor-Umgange malen die Herren Amaury Duval und Heinrich Leh— mann noch zwei Kapellen aus, die jedoch noch nicht weit vorgerückt schei— nen. Die Gemälde sind auf Wachsgrund ausgeführt, der aber nicht ein— gebrannt, sondemn einfach wie eine Mörtel Bekleidung aufgestrichen ist.

Eine neue Kinder-Symphonie. Geburtstags- und Weihnachts-Musik für Gesang,

Pianoforte und sechs Kin der-Instrumente Kuckuk, Trompete, Trommel, Knarre, Becken und Waldteufeh kompo⸗ nirt von Gustav Heuser. Berlin bei Schlesinger.

Der Kemponist hat sich die allgemein befannte und eh r der nf. Kinder- Symphonie zum Vorbild genommen, jedoch ist seine in, . 3. cher und mannichfaltiger und gewinnt besonders . h ann n , . daß auch die Singstintme durch einen lleinen Char gon Sopran, n . und Baß mit in den Reigen der kindlichen Freude hineingezogen ss. *. ze der Tert' es andeutet, haben sich die Kinder vereinigt, um in ö. eise zu musiziren. Das Pianoforte beginnt mit einer einleitenden Polacea, welche sich in heiterer, harmloser, recht lindlicher Weise ausspricht. In dem folgenden Allegro tritt uns dann eine andere Seite. des Kinderlebens ent gegen, nämlich die fnabenhafte Ausgelassenheit und Freude am Lärmen und Toben, wozu die, Instrumente tüchtig mitwirken. Der Gesan verweist sie zur Ruhe, und ein schmeichelndes Andante, welches den Mäd hen zu gelten scheint, bildet einen hübschen Kontrast zu dem vorhergegangenen Lärm. Der nun eintretende kecke Marsch-⸗Rhothmus drückt die Lust der Knaben au mi— litairischen Spielen charakteristisch aus, und so sind in der Composition die Hauptseiten des kindlichen Treibens sinnreich angedeutet. Durch die Wie derkehr der Polaeca am Schluß rundet sich das Ganze, musikalisch ab.

Schon vor seinem Erscheinen hat sich dieses Werk in Berlin durch wie⸗ derholte Aufführungen in Familienkreisen ein dasselbe sehr ,, Publitum gebildet, und es steht deshalb zu erwarten, daß es sich jezt, nachdem es veröffentlicht worden, auch an anderen Orten viele Freunde er werben werde.

Prozessen sigurirenden Namen der radikalen Advokaten Arago (Bru⸗ der des Astronomen und Deputirten) und Jolly von Toulouse. Ein betrübender Anblick ist es, neben dem Vertheidiger die unglückliche Frau und Tochter des Haupt⸗Angeklagten Henri Dourille zu erblicken, die am härtesten die Verirrungen des Gatten und Vaters büßen müssen. Die bunt durch einander vor dem Platze des Präsidenten liegenden Ueberführungsstücke, wie die weggenommenen Waffen veischledener Art, Munition, Fahne, Schriften ünd Drucksachen bieten den sonderbarsten Anblick. Die Zeugenverhöre haben gestern be⸗ reits begonnen, und werden heute fortgesetzt. Die Verhandlungen dürften wohl mehrere Tage in Anspruch nehmen, ohne daß jedoch ein bedeutendes Resultat zu erwarten steht, wie schon daraus hervorgeht, daß die Sache vor bas Zuchtpolizeigericht verwiesen worden ist. Straflos dürften die Angeklagten nicht ausgehen, aber man wollte der Sache auch nicht durch Verweisung vor die Assisen eine, Wichtigkeit beilegen, die ihr nicht zukommt. Glücklicherweise ist es in Frankreich dahingelom⸗ men, daß man auf die ohnmächtigen Versuche einiger verkehrten Leute mehr mit Verachtung, als mit Besorgniß sehen kann.

Z Paris, 13. Dez. Die beiden Parteien nehmen den Sieg bei der Wahl der Kandidaten zu den Aemtern der Maires und Ad⸗ junkten der zwölf Bezirke für sich in Anspruch. Soviel ist gewiß, daß die Mehrzahl der Kandidaten der konservativen Partei angehört; allein das Ministerium hat in drei Bezirken entschiedene Niederlagen erlitten. Es hat in dem zweiten Bezirke den Oppositions- Deputirten Herrn Berger von der Kandidaten-Liste streichen wollen, und die Wähler haben ihn in der Liste ganz obenan gestellt. In dem fünf— ten Bezirke wollte man den ausscheidenden Maire wiedererwählen lassen, allein die Freunde des Ministeriums haben es nicht einmal bewirken können, daß er unter die zwölf Kandidaten aufgenommen worden ist. Endlich hat auch in dem zwölften Bezirke die Opposition einen ansehnlichen Vortheil davongetragen.

Die legitimistische Presse beschäftigt sich noch immer mit dem Herzog von Bordeaux und nach dem Text folgen die Kommentare. Die legitimistischen Deputirten haben es für angemessen gehalten, eine Erklärung zu erlassen, die als ein Schreiben an Herrn Berryer gesandt worden ist. Es heißt darin: „Wir wollen die Repräsenta tiv Monarchie, gegründet auf die Zusammenwirkung aller Rechte und aller Interessen, die bürgerliche und religiöse Freiheit für Alle und nur durch sie die Entwickelung der moralischen Einflüsse, ohne die es für die Gesellschaft kein Heil und kein Leben giebt, und wir ver schmähen für jetzt wie für die Zukunft jedes System, dessen Grund lage oder Resultat die ausschließliche Herrschaft einer Klasse oder einer Partei ist.“ Weiterhin heißt es sodann: „Wir vernehmen, daß die Opposition der Rechten mit den Doktrinen, die sie charakte⸗ risiren, vor das Land hintritt; wie sehr sie auch mit den ehrenwerthen Männern der anderen Parteien sympathisirt, wie sehr sie auch die Ideen der Ordnung, der Freiheit, der Nationalität, die die Grund- lage ihres eigenen Symbols sind, überall, wo sie dieselben antrifft, freudig aufnimmt, so wird sie doch niemals aufhören, dieselbe zu bleiben, die sie ist, und nie wird sie, irgend Jemand zu gefallen, die Unabhängigkeit und die Würde ihrer Stellung aufgeben; zu sehr durchdrungen von der Größe ihrer Misston, um einen thäti— gen Antheil an persönlichen Streitigkeiten zu nehmen, wird sie sich nur hincinmischen, um die Lösung irgend einer Prinzipien-Frage oder die Befriedigung irgend eines allgemeinen Interesses daran zu knüpfen.“ Dies ist ja aber beinahe das Programm der gegenwärtigen Regierung, und wir sehen nicht ein, welche neue Vortheile es dem Lande bringen würde, wenn die legitimistische Partei zur Macht gelangte. Dagegen liegen die Nachtheile eines Regierungs-Wechsels ganz klar und deut⸗ lich vor Augen, und die große Mehrheit der Nation ist davon durch— drungen. Die legitimistische Partei erläßt daher von Zeit zu Zeit „Erklärungen“ und „Memoranda“ aus keinem anderen Zwecke, als ein Lebenszeichen von sich zu geben; denn sie muß wohl überzeugt sein, daß ihre Manifestatlonen an dem Zustande der Angelegenheiten nichts ändern. Auf den Kommentar folgen die Anekdoten, und die legitimistischen Journale enthalten seit einigen Tagen mehr oder we— niger wahrscheinliche Geschichten von dem Herzoge von Bordeaux.

Die Sparkassen geben seit einiger Zeit Anlaß zu sehr interessan—⸗ ten Erörterungen. Vor lurzem hat Herr Charles Dupin sie zum Gegenstande seiner Rede gemacht bei Eröffnung seiner Vorlesungen im Konservatorium der Künste und Handwerke, und heute theilt Herr von Lamartine in dem Bien public einen Artikel über denselben Gegenstand unter dem Titel: Les oGuvriers et les caisses . bäargmes mit, worin er die Vertheidigung der Sparkassen übernimmt. Der Haupt -Einwurf gegen das jetzige System der Sparkassen wird von der Unmöglichkeit hergenommen, in der sich die Regierung befinden würde, auf einmal alle Zahlungen zu leisten, wenn dies gefordert würde. Der Fonds der Sparkassen beträgt heutzutage für Paris und die Departements etwa 350 Millionen Franken. Es ist klar, daß, wenn diese Summe von dem Schatze, dem sie übergeben ist, auf ein⸗ mal zurückgefordert würde, große Verlegenheiten dadurch entstehen müß— ten. Die Vertheidiger des gegenwärtigen Sparkassen⸗Systems leugnen die Möglichkeit einer vollständigen Rückzahlung in einem bestimmten Moment und sie berufen sich zur Unterstützung ihrer Behauptung auf das Jahr 18490, wo die Rückzahlungen von der Art waren, daß sie die Regierung auch nicht einen Augenblick in Verlegenheit gesetzt ha— ben. Wie dem auch sei, die Frage wird in der nächsten Session zur Sprache kommen und vielleicht wird man dann auf legislativein Wege das gegenwärtige Sparkassen-System modifiziren. Die Opposition wird nicht unterlassen, sich dieses Thema's zu bemächtigen und der Antrag wird wahrscheinlich von diesem Theile der Kammer ausgehen.

Der Bischof von Chalons hat ein neues Schreiben an das Jour nal l' Univers gerichtet. Der Prälat geht immer weiter und behauptet diesmal, daß alle Familienväter sich gegen den Universitäts⸗-Unterricht erklärten. Das Journal des Débats hat es übernommen, dem Bischof zu antworten. Die Erwiederung ist in einem halb spöttischen, halb ernsten Tone gehalten, der dem Herrn von Prilly wenig gefallen wird und nicht dazu geeignet ist, dem zornigen Greise friedfertigere Gesinnungen einzuflößen.

Grossbritanien und Irland.

London, 13. Dez. Ihre Majestät die Königin empfing gestern in Windsor eine Anzahl merkwürdiger Waffen, welche der bekannte Befehlshaber der „Nemesis“ Capitain Hall, im letzten chinesischen Kriege erbeutet hatte und welche derselbe im Auftrage der ostindischen Compagnie nach Windsor überbrachte. Es waren meistens Schwerter, kunstreich gearbeitete Feuergewehre und Geschütze; unter den letzteren zeichnete sich eine sogenannte seidene Kanone aus, die mit Seide und Marly umwunden und verziert war.

Der Herzog von Bordeaur hat gestern London verlassen und sich nach Leadminton begeben, um einige Tage bei dem Herzoge von Beaufort zum Besuche zu verweilen. Wie die Morning Post sagt, kehrt der Herzog bald nach London zurück, um noch einige Levers zu halten, da noch täglich neue Anhänger des Prinzen aus Frankreich herüberkommen. Der Prinz beabsichtigt alsdann, eine Vergnügungsreise nach Wales zu unternehmen und nach ungefähr 14 tägigem Aufenthalt seine Rückkehr nach dem Kontinente anzutreten. Die Times kommt heute in einem längeren Artikel von ihren frühe—⸗ ren Behauptungen, daß die Versammlung der Legitimisten in London

durch die Dienstboten selbst oder mit deren Hülfe ausgeführt, woge⸗

. einem . Formen zu geben und, erwarten, mannigfaltige Prozesse über gegenseiti atent - Eingriffe. luf die Form ö. . ae e n , . veit sie den Hufen der Pferde den gehörigen Anhalt gewähren (und in dieser Beziehung sind die meisten fehlerhaft). Aber die Hauptsache sst die Unterlage, und diese ist beinahe in allen Plänen gelungen, wo nur die Blöcke nicht einzeln aufgelegt werden ünd durch irgend

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als eine Verschwörung zu betrachten sei, zurück und giebt zu, daß sie aus Unkunde dessen, was auf dem Belgrave Square eigentlich vorgehe, das als die Wiederbelebung einer politischen Partei ange⸗ klagt habe, was in Wahrheit nichts weiter war, als der harmlose Zeitvertreib einer Maskerade. „Die ganze Komödie ist so kurz ge⸗ wesen“, fährt die Times fort, „daß wir mit einemmale aus unserer Täuschung erwachen. Da gab es gar keine wirkliche Verschwörung, keinen wirklichen Hof, keine wirkliche weiße Fahne vielleicht keinen pirklichen Fürsten. Es war ein Trugspiel, ein französisches Schau⸗ spiel, eine Weihnachts Mummerei, um einen jungen Edelmann auf einen Reisen zu amüsiren, und die Herzoge, Grafen, Vicomtes und Ritter, welche eine halbe Stunde in dem Audienz⸗ nn er auf dem Belgrave Square Nr. 35 einherstolzirten, sind HFereits alle verschwunden, wie die Nebenpersonen eines Ballets. Als in Scherz mag daher die ganze Geschichte passiren; wenn aber Dennoch ernstere Zwecke derselben zum Grunde lagen, so bereuen wir unsere frühere Sprache keinesweges. Es sind demnach zwei Seiten, von denen man die Sache auffassen kann; entweder das ganze Trei⸗ Den der Legitimisten hier in London ist zu frivol, um auch nur eine Erwähnung zu verdienen, oder es hatte einen bestimmten Zweck, einen Zweck, der auf nichts weniger sich bezog, als auf die Dar⸗ legung der Kräfte einer Partei, welche bei der ersten Gelegenheit die Thronfolge in Frankreich streitig machen will. Es giebt keine Vermittelung zwischen diesen beiden Seiten. Die Anhänger des Herzogs von Bordeaux stehen deshalb an dem Rande des Lächer— lichen oder des Verraths; möglich, daß sie Beides vereinen.“ Die Naval and Military Gazette sagt: Das Begehr nach Truppen für Irland ist dringend; der Zustand von Wales und den Fabrik-Bezirken macht es aber für jetzt fast unmöglich, jenem Begehr zu entsprechen. Sobald jedoch die Militair⸗Pensionaire dienst fähig sein werden, wozu es wohl nur noch eines Monates bedarf, so wird die jetzige bedeutende Truppenmacht in den Fabrik-Bezirken ver⸗ mindert und ein Theil derselben nach Irland abgeschickt werden. Viele englische Städte, wo jetzt Truppen liegen, kann man den Militair— Pensionairen, sobald sie Waffen und Uniformen haben, mit Sicherheit anvertrauen. Es lassen sich daher in den Fabrik-Bezirken mindestens 3 Regimenter ersparen, welche, nebst dem Garde-Bataillon zu Win⸗ chester, eine rechtzeitige Verstärkung der irländischen Armee bilden und die Regierung ermächtigen werden, den „Loyalen“ in mehreren jetzt von Truppen entblößten Bezirken Schutz zu verleihen. Der Oberst- Lieutenant Outram ist mit Depeschen des Herzogs von Wellington nach Indien an Lord Ellenborough abgesandt. Einer der größten Ostindienfahrer, das Schiff „Lord Lowther“,

ist am 26. August in der Straße von Malakka gescheitert und ein völliges Wrack geworden. Das Schiff war mit 15,900 Pfd. St.

versichert und hatte eine Ladung von 6145 Ballen Baumwolle, 51 Kisten Opium, 80 Kisten Gummi u. s. w. an Bord, welche theilweise gerettet, aber stark beschädigt worden ist.

O London, 12. Dez. Die Morning Chroniele erhebt bittere Klagen gegen unsere Stadtpolizei, weil trotz derselben sich noch immer Einbrüche selbst in den besuchtesten Stadtvierteln ereigneten

und Waaren in Masse weggeschleppt würden. Dennoch giebt es wohl

keine Stadt in der Welt, wo Leben und Eigenthum im Ganzen siche rer wären, als eben in diesem großen London. Der klarste Beweis hiervon ist nicht nur die Seltenheit der hier verübten Mordthaten oder Straßenräubereien, und die im Verhältniß zu der ungeheueren Masse der zu bewachenden Häuser so wenigen Einbrüche und Dieb⸗ stähle, sondern die Sorglosigkeit, womit man zu jeder Stunde der Nacht überall hingeht, selbst Weibspersonen, wenigstens vor 11 Uhr, sich auf die Straße wagen, und die geringe Aufmerksamkeit, die man auf die Verwahrung der Häuser verwendet. Bedenkt man, wie viele tausend Menschen es hier giebt, welche keine Mittel haben oder suchen, / für ihren Unterhalt zu arbeiten, daß das Gesetz nicht erlaubt, irgend einen, sei er auch der ärmste, auf bloßen Verdacht hin festzunehmen, und während man nach Beweisen sucht, in Gewahrsam zu behalten;

daß die Anzahl der Polizeibedienten so gering ist, daß sie im Durch⸗ schnitt nicht einen beständigen Posten für jede Straße liefert, und die Leute so schlecht bezahlt werden, daß man sie nur aus den unte⸗ ren Volksklassen bekommen kann, so muß man sich billig über die Ordnung und Sicherheit wundern, welche hier gefunden wird. Die meisten Vergehungen gegen das Eigenthum sind Taschendiebereien, Diebstähle in Läden und Privathäusern durch List, und nicht selten

gen meistentheils keine Art von Polizei etwas vermöchte. Das, worüber man noch am billigsten klagt, ist die Seltenheit der Entdeckung der Diebe und der gestohlenen Dinge, nachdem ein Vergehen der Art verübt worden. Unsere Polizei entbehrt der nöthigen Spürkraft dazu, was uns indeß eben gerade keine große Schande macht, daß wir hierin hinter anderen Hauptstädten zurückstehen. Das, worüber wir uns am billigsten zu beschweren haben, ist, daß, während man mit jedem Jahre Gesetze macht, welche der Polizei Gewalt geben, sich in die unschul⸗ digsten Bewegungen des Volkes einzumischen, man, aus Rücksichten gegen althergebrachte Gemeinderechte, nicht dafür sorgt, daß die Straßen gehörig rein gehalten werden, daß sich in den abgegenen Winkeln und Gäßchen, die oft unmittelbar hinter den Häusern der Vornehmsten liegen, nicht Schmutz und Unrath anhäust, welcher Krank⸗ heit und Tod verbreitet. Vor allem aber, daß man immer noch das Begraben in Kirchen, Kirchhöfen und anderen engen Räumen inner— halb der bewohntesten Theile der Stadt gestattet. Doch wird gegen beide Uebel mächtig angekämpft.

Man bedient sich immer mehr des Holzes zum Straßenpflaster, und, man hat bereits so viele Patente dafür, als es nur immer möglich wie leicht zu

freilich viel an, besonders in wie

Rin starkes Bindemittel in der ganzen Breite der Straße in Gestalt eines Bogens zusammenhängen. Einige unserer wichtigsten Straßen sind nun damit gepflastert, und in so weit als Lärm und Staub da— durch vermindert wird, wäre es ein großer Gewinn, wenn es allge⸗ mein gelänge. ( Unsere Zeitungen berichten von einem ungeziemenden Streste, der sich zu Le amington zwischen einem der dortigen Pfarrer und seinem Bischofe bei Gelegenheit einer Versammlung der Pastoral-Aid⸗-So⸗ eiety zutrug, und welcher gestern der Times und heute dem Mor⸗ ning Herald zu langen Aufsätzen Anlaß gegeben. Dieser Verein hat zum Zweck, Geistliche volkreicher Pfarreien durch Gehülfen zu unterstützen, welche nicht Einkünfte genug haben, um solche selbst zu besolden. Sie ist unter der evangelischen Partei entstanden, und in dem Geiste ihrer Stifter nimmt sie auch Laien zum Besuchen und zur geistlichen Belehrung der Armen in deren Wohnungen an. Meisten⸗ theils sind dies zwar Kandidaten für das Predigtamt; aber der Hoch= kirche, und besonders den Puseyiten, ist das Prinzip selbst eine Heresse. Es ist demnach beinahe ein untrügliches Zeichen, daß man nicht zu diesen Parteien in der Kirche gehört, wenn man ein Mitglied senes Vereines ist. Ja, damit keiner von den Ihrigen nicht durch die Güte

höhere Central

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der Sache sich bewogen fühle, dazu beizutragen, haben sie einen ähn= lichen Verein gestiftet, bei dem aber alle Gehülfen ordinirt sein müssen. Jener Streit war also nichts Anderes, als ein splenetischer Ausbruch eines pusepitischen Pfarrers gegen seinen nichtpuseyitischen Bischof und ist ein neuer Beleg von der alten Erfahrung, daß die Unterwür⸗ sigkeit derer, welche den göttlichen Ursprung aller gegebenen Macht predigen, nur so lange Stich hält, als diese Macht sich nach der ihnen beliebigen Richtung bewegt, sonst aber dieselbe eben so wenig Achtung zu gewärtigen hat, als von den ärgsten Radikalen.

K

Brüssel, 11. Dez. In der gestrigen Sitzung der Repräsen⸗ tanten⸗Kammer wurde die Tiskussion der einzelnen Kapitel des Ein⸗ nahmebudgets fortgesetzt. Im Lauf derselben gab der Minister der öffentlichen Arbeiten die Erklärung, daß die Unterhandlungen in Bezug auf. eine Post⸗ Convention mit England ein baldiges befriedigendes Nesultat herbeizuführen schienen. Auch versprach derselbe, dj über Alles, was die Verwaltung der Eisenbahnen betrifft, ausführlich Rechenschaft abgelegt werden solle. Im Monat Oktober haben sich

die Einnahmen der belgischen Eisenbahnen auf etwas über 300,000 Fr.

belaufen. Diese Summe entspricht der Veranschlagung, welche für diese Jahreszeit bei der Schätzung der gesammten Jahres- Einnahme auf Millionen zu Grunde gelegt worden ist. In dem Budget für das kommende Jahr ist diese Einnahme auf 1,606,009 Fr. mehr ver⸗ 1 weil nun die ganze Strecke bis an die Gränze in Betrieb gesetzt sst.

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Luzern, 7. Dez. Die Schweizer Zeitung theilt die von 3 Geistlichen unterzeichnete Bittschrift an den Großen Rath mit. Sie lautet folgendermaßen:

„Wenn die Unterzeichneten es wagen, mit einer ehrerbietigen Zuschrift an Hochdieselben zu gelangen, so dürfen sie wohl durch das hohe Interesse, welches sie nach ihrem Berufe an höherer Wissenschaft und fatholisch-theo⸗ logischer Bildung nehmen müssen, sich dazu berechtigt glauben. Die Pflanz stätte dieser Wissenschaft und Bildung in unserem Kantone ist gegenwärtig ein Gegenstand Hochihrer ernsten Berathung. Je wichtiger die höhere Lehr= Anstalt zu Luzern für den ganzen Kanton und zum Theil für die katholi⸗ sche Schweiz ist, desto dringeuder müssen die unterzeichneten Priester der römisch-katholischen Kirche, welche als solche für des Seelenheil des Volkes zu sorgen haben, wünschen, daß an jener Anstalt ein katholisch religioser Geist herrsche, und sie namentlich eine segensreiche Bildungsstätte künftiger Amtsbrüder bleibe. Schon lange waren sie daher in gespannier Erwartung, ob sich etwa Beweise herausstellen wollen, daß die Anstalt ihrer hohen Aufgabe nicht genüge, und namentlich das religiös-kirchliche Interesse eine wesentliche Um⸗— gestaltung derselben gebiete. Wir waren dabei der zuversichtlichen Erwar⸗ lung, daß man bei uns die von Jesus Christus seiner Kirche gegebene Ordnung umkehren, und das Urtheil über die Rechtgläubigkeit und Srtho⸗ doxie einzelner Lehrer sowohl, als einer ganzen Anstäͤlt von unten, sondern von oben her, von dem unsere Diözese leitenden Mitgliede der lehrreden Kirche holen werde. Aus veröffentlichten Akten ist nun wirklich auch uns zur Kenntniß gekommen, daß der hochw. Bischof von Basel, unser geistliche Oberhirte, dem wir Alle Gehorsam gelobt haben und auch sür unsere Amtstreue verant- wortlich sind, wirllich in obwaltender Frage gesprochen und in einem amt- lichen Zeugnisse „seine volle Zufriedenheit über die Leistungen der ganzen höheren Lehr-Anstalt, und vorab der Theologie“, kundgegeben hat. Er erhält nach diesem Zeugnisse aus genannter Anstalt gute Priester, die guten Früchte zeugen ihm für die Güte des Baumes, und er spricht aus, daß die latholischen Gemeinden an ihren Priestern wahrhaft besitzen, was zur Be⸗ sorgung ihres Selenheiles erwünschlich ist. Ein solches rühmliche und erfreuliche Zeugniß muß jedes allfällige Mißtrauen gegen die Lehr -Anstalt heben; und daher schließen die Un⸗ terzeichntten mit dankbarer Liebe an ihren Oberhirten sich an, und stellen an die oberste Landes-Behörde die Bitte: „Hochdieselbe möge eben⸗ falls ein nicht geringeres Zutrauen in die katholische Geistlichkeit des Kan- tons setzen, als der hochwürdigste Bischof, und daher auch die bisherige Pflanzstätte der höheren wissenschaftlichen und theologischen Bildung unver—= sehrt dem Lande erhalten und dem hohen Regierungs-Rathe gestalten, sei= nen väterlichen Schutz ihr fortwährend angedeihen zu lassen, auf daß sie fortblühen und die vom hochw. Bischofe gerühmten Früchte auch fernerhin tragen möge. Im Vertrauen auf die gütige Gewährung unserer Bitte, zeichnen sich mit dem Ausdruck vollkommenster Hochachtung und Ergeben⸗ heit.“ (Folgen die Unterschriften.)

8 pan ien.

3 Madrid, 6. Dez. Gestern Abend hatten die neuen Mi⸗ nister die Ehre, Ihrer Majestät der Königin vorgestellt zu werden. Der Minister-Präsident erklärte bei dieser Gelegenheit, er und seine Amtsgenossen wären von Ergebenheit für Ihre Majestät durchdrun⸗ gen, und bereit, sich im Dienst für sie aufzuopfern. Die Königin er⸗ wiederte darauf sehr ernsthaft, Olozaga hätte ihr dieselben Zusiche⸗ rungen gegeben, ohne sein Wort zu erfüllen, und sie verlange deshalb eine Garantie, daß die ihr vorgestellten Herren ihrer 6. nach⸗ kommen würden. Der Minister⸗Präsident, etwas überrascht, ersuchte die Königin, diese Garantie etwas bestimmter anzugeben. Die Köni⸗ gin erklärte darauf, sie wünsche, daß man ihre Mutter einlade, sich unverweilt hierher zu begeben, und als die Minister andeuteten, daß die jetzigen Umstände der Ausführung dieses Wunsches einige Schwie—⸗ rigkeiten entgegenstellen möchten, sagte die Königin, sie verkenne dies keinesweges, bestände aber darauf, daß ihre Mutter käme, sobald die Umstände es irgend erlaubten. Heute ist die Königin nach dem Lust⸗ schloß el Pardo gefahren, wo sämmtliche Minister die Ehre haben, mit ihr zu speisen.

Der Corresponsal (moderirtes) und der Espectador (espar⸗ teristisches Blatt) weisen beide den Plan einer Vermählung der Kö⸗ nigin mit einem Sohne des Don Carlos, von welchem Olszaga vor= gestern sprach, mit dem größten Nachdruck zurück.

Der vorgestrige Vortrag des Herrn Olozaga hat diesen hart be⸗ drängten Mann in der öffentlichen Meinung gar sehr herabgesetzt. Er selbst scheint nicht bedacht zu haben, daß der von ihm mit so großer Entschiedenheit aufgestellte Satz, die Königin dürfe durch⸗ aus nichts anders, als ein blindes Werkzeug des . ten sein, zu dem Schlusse führen muß, er habe diesen Satz zur An⸗ wendung zu bringen für Pflicht gehalten, und demzufolge das viel⸗ besprochene, Dekret der Königin aüf gewaltsame oder doch unstatthafte Weise entrissen, vielleicht ohne sich bei Anwendung des Zwanges be⸗ wußt zu sein, daß er eine höchst 6 Handlung beging. So hat denn heute Herr Olozaga die zemüthigung erlitten, daß das Preß-Geschworengericht, welchem er den von mir am 30sten v. M. mitgetheilten Artikel des Heraldo als verleumderisch überwies, den Spruch fällte, es wäre kein Grund zur Anklage vorhanden. Jeder⸗ mann, der die Rede Olozaga's mit einiger Aufmerksamkeit liest, wird zugeben, daß er selbst mehr Stoff zu seiner Anklage aufgehäuft habe, als seine Gegner nur hätten erfinden können.

Man glaubt, daß die gegenwärtig im Kongreß obschwebende, an die Königin zu richtende Botschaft mik bedeutender e,, beschlossen werden dürfte. Herr Cortina, ber an der Spitze ber Gegner derselben steht, sucht die Debatten in die 2. u ziehen, indem er auf das Eintreffen 56 Deputirten, deren Stimmen

zugesichert sind, rechnet. Die Moderirlen zählen 2 auf die schleunige Ankunft * Deputirten von Catalonien und Galicien, die ihrer Partei angehören. Sobald die Botschaft an die Königin ge nehmigt sein wirb, werden 7 bis 8 Deputirte beantragen,