1844 / 2 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Er ist seit acht Tagen lich mit den 8 Früherhin

Familie des Infanten gar sehr beschaftigen. von dem Escorial zurückgekehrt, und fährt täg in einem mit sechs Pferden bespannten Wagen umher. rschien er nur mit zwei Pferden. . ser e mn, ga , * ält keine Sitzungen, bis die Ko⸗

Der Kongreß der Deputirten h i nigin die am ten votirte Botschaft entgegengenommen haben wird.

Dlese Entgegennahme verzögert sich in Folge der Meinungswerschie denheit, die zwischen den Ministern in Betreff der von Seiten der Königin zu ertheilenden Antwort. herrscht. Einige Rathgeber. der Krone sind nämlich der Ansicht, die Königin müsse den die Botschaft überreichenden Deputirten den, Wunsch aussprechen, daß von der An⸗ gelegenheit Slozaga's fernerhin nicht mehr die Vede sein 1 wo nit denn die beabsichtigte Versetzung dieses Er⸗Ministers in Anklage⸗ stand von selbst wegfallen würde. Es scheint nunmehr, das lozaga nicht nach Frankreich, sondern nach Portugal entflohen ist. Hiesige Blätter theilen einige ziemlich lächerliche Umstände, von denen diese Flucht begleitet war, mit. Wenn zwar hier Jedermann weiß, daß es Herrn Olozaga durchaus an persönlichem Muthe fehlt, so glaubte man doch, daß er, der so heftig darauf bestand⸗ vor Gericht gestellt zu werden, sich schämen würde, als verkleideter Schmuggler davon zu laufen. Der bisherige Unter Staats⸗Secretair der auswärtigen Angelegenheiten, Don Hipolito de Hoyos, soll, wie es heißt, als spa—= nischer Agent zur Unterhandlung über die kirchlichen Angelegenheiten nach Rom geschickt werden. Dieser Mann gehörte stets zu den eifrigsten Parteigängern Espartero s und erklärte sich beim Ausbruch ber September Revolution von 1840 sogleich gegen die damalige Regentin.

Der neue Finanz⸗Minister, Herr Carrasco, hat eine aus erfahrnen Personen bestehende „FJinanz-Kommission“ niedergesetzt, welche ein neues Auflagen⸗System ausarbeiten soll. Bei dieser Gelegenheit er⸗ flärt der Finanz-Minister, daß er die definitive Regulirung der Staatsschuld für jetzt noch verschiebe, und nur allmälig und nach reifer Ueberlegung damit hervortreten werde. In der Sitzung des Kongresses vom 17ten beruhigte er die Staats Gläubiger durch die Zusicherung, daß die für National Eigenthum erklärten Güter der Kloster und Welt -Geistlichkeit keine andere Bestimmung erhalten würden, als die durch die Gesetze vorgeschriebene.

3 Madrid, 21. Dez. Die Kommission des Kongresses, welche gestern die von der Kammer beschlossene Botschaft der Köni gin überreichte, bestand aus den Herren Martinez de la Rosa, Mar quis von Casa Irugo, Bahamonde, Lopez Pinto, Bravo Murillo, Bertran de Lis, General Serrano, Armero, Somoza, Lopez Grado, Carriquiri, Rosales, Nandin, Llorente, Burgos, Herzog von Abran tes, Pastor Diaz, Roca de Togores, Vilches, Ceriolâ, Escosura, Sabater, Castro 9 Orozco, und den Secretairen Nocedal und Posada. Herr Martinez de la Rosa, als Präsident, richtete folgende Worte an die Königin:

„Madame, der Kongreß der Deputirten hat uns den ehrenvollen Auftrag ertheilt, Ew. Majestät seine ehrerbietigen und loyalen Gesinnungen auf Veranlassung der Mittheilung, darzulegen, die der Minister der auswärtigen Angelegenheiten ihm auf höchsten Befehl von dem Dokument gemacht hat, in welchem die beklagens werthen, im Königl. Palast am Abend des 28. Novembers stattge⸗ fundenen Ereignisse erzählt werden. Indem der Kongreß der Depu tirten Ew. Majestät diese Gesinnungen darlegt, dient er nur zum getreuen Vertreter derjenigen, welche die ganze Nation beseelt, die von

Tag zu Tag entschlossener ist, unablässig über die Vertheidigung des constitutionellen Thrones und der geweihten Person Ew. Majestät zu wachen.“

Die Königin geruhte darauf Folgendes zu erwiedern:

„Ich nehme den Ausdruck der ehrerbietigen und loyalen Gesin⸗ nungen, die mir der Kongreß der Deputirten auf Veranlassung vor kurzem stattgefundener beklagenswerther Ereignisse darlegt, mit Dank entgegen. Ich rechne auf seine patriotische Mitwirkung zur unver— letzten' Aufrechthalting der Würde des Thrones in Gemäßheit der von uns beschworenen Constitution, so wie die Cortes auf mich rech— nen können, wenn es darauf ankömmt, das Unterpfand der Gesetze und der Institutionen des Landes unverletzt zu erhalten.“

Diese von der Königin an die Kommission gerichteten Worte be⸗ rechtigen zu der Voraussetzung, daß die Majorität des Kongresses beabsichtigt, den Er⸗Minister Olozaga als Majestäts-Verbrecher förm= lich in Änklagezustand zu versetzen, Der Senat wird alsdann die richterliche Behörde bilden, und hat deshalb vermieden, an die Köni⸗ gin eine ähnliche Adresse zu richten, um nicht gleichfalls als Ankläger aufzutreten. Unterdessen ist Olozaga auf eine so schmähliche Weise vol der Bühne verschwunden, daß selbst die wenigen Personen, die aus eingewurzelter Erbitterung gegen den Thron, seine Partei nahmen, sich nun ihres Schützlinges schämen. Diesen seinen Parteigängern hatte er erklärt, er würde, mit den gehörigen Pässen versehen, am hellen Tage nach Frankreich abreisen, um den Beifall der französischen Oppositionsmänner einzuärndten. Allein es unterliegt kaum noch einem Zweifel, daß er, verkleidet als Contrebandist, nach Portugal entfloh. Während seines viertägigen Ministeriums hatte er Zeit gefunden, den portugiesischen Staats- Ministern Costa Cabral und Gomez de Castro das Großkreuz des Ordens Karl's III. zu überschicken.

Ich habe bereits gemeldet, daß das Eco del Comercio vor—

gestern einen schändlichen gegen die Königin Marie Christine gerichte⸗ ten Artikel enthielt. Gestern fanden sich einige bewaffnete Personen zu wiederholten Malen in den Bureaus dieses Blattes ein, und ver⸗ langten, wiewohl vergeblich, die Redacteure zu sprechen. Abends drang ein Haufen Vermummter in die Druckerei des Eco, zertrüm— merte einen Theil der Pressen, und verjagte die Setzer, so daß das Blatt heute nicht erscheinen konnte. Die Redacteure des Especta dor, von diesem Vorfalle in Kenntniß gesetzt, befürch⸗ teten, sich einer ähnlichen Mißhandlung ausgesetzt zu sehen und wandten sich um Schutz an den Gefe politico, der ihnen sogleich eine Wache zuschickte, und sich dann persönlich in die Bureaus des Eco verfügte, üm ein Verhör anzustellen. Dieser Vorfall hat allge⸗ meine Entrlstung erregt, und die moderirten Blätter bestehen auf die strengste Bestrafung der Schuldigen. Diese wären, der Behaup⸗ tung des Espectador zufolge, Offiziere gewesen. Da die Regierung dem Unfug der Presse nicht steuern kann oder will, so hat man endlich zu dem Fäustrecht gegriffen. Espartero's Adjutanten drangen gerade vor drei Jahren in die Bureaus des Huracan ein, und miß⸗ handelten die Redacteure, ohne bestraft zu werden. Im vergangenen Februar bezeichnete der damalige Regent den Nationalmilizen die Redacteure des Heraldo als Schurken und Verläumder, und er⸗ mächtigte jene zu Gewaltthaten gegen diese. Zu beklagen wäre es, wenn ein ähnlicher Unfug gegenwärtig unbestraft bliebe.

Xñ*ñ Paris, 27. Dez. Der neue General⸗Capitain von Catalonien, Baron de Meer, ist am 16ten in Barcelona angekommen. Am folgenden Tage wurde ihm das Offizier-Corps der Besatzung vorgestellt, an das er eine Anrede hielt, in welcher er die der Armee obliegende Pflicht einschärfte den Thron Iabella s II., die Verfassung von 1837 und die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. In diesem Sinne empfahl er vor allen Dingen die Beobachtung der strengsten Disziplin, und die unnachsichtliche Bestrafung der kleinsten Vergehen, um dadurch der Begehung von größeren Fehlern vorzubeugen. Durch die konse⸗

8

quente Durchführung solcher Grundsätze ist es dem General de Meer während seines früheren Kommando's in Barcelona gelungen, die bür= gerliche Ruhe in dieser Stadt drei volle Jahre hindurch, von 1837 bis 1316, gegen jede Störung zu schützen, obgleich er im Laufe die⸗ ser Zeit mehrmals genöthigt war, seine Besatzung bis auf den letzten Mann gegen die Karlisten ausrücken zu lassen. Die an die Cortes gerichteie Bittschrift, die Wiederherstellung der Nationalgarde in Bar⸗ telona auf zehn Jahre zu vertagen, läuft noch immer um, aber die Gunst, mit welcher sie anfänglich von einem großen Theile der Be⸗ völkerung aufgenommen wurde, scheint schon bedeutend nachgelassen zu haben; man hört wenigstens, daß viele Bürger ihre bereits gege⸗ benen Unterschristen wieder zurücknehmen. Der neue politische Chef von Barcelona, Brigadier Scheli, hat sein Amt mit folgender Pro⸗ clamation angetreten:

„Bewohner der Provinz Barcelona! Da ich durch Dekret Ihrer Ma⸗ jestät vom 6ten d. M. zu eurem politischen Chef ernannt bin, so habe ich vor allen Dingen geglaubt, das Wort an euch richten zu müssen. Ihr lennt die Umstände, unter denen ich diese schwierige Stelle übernehme, und ich brauche euch nicht an alles das Unglück zu erinnern, das über dieses schöne Land durch die Anarchie gekommen ist, welche durch Leute genährt wird, die unter dem lügnerischen Schleier des Patriotismus leinen anderen Zweck hatten, als den, zu stehlen. Ich bin entschlossen, in allen Stücken den Ansichten der Negierung, welche die Ansichten aller guter Spanier sind, gemäß zu handeln, und ich werde über der vollständigen Sicherstellung der Ruhe wachen, deren Barcelona gegenwärtig genießt. Als politischer Beamter werde ich die Nuhestörer in ihren heimlichen Versammlungen auf⸗ suchen und als Offizier werde ich sie meine Klinge fühlen lassen, wenn sie es wagen sollten, einen Angriff auf die öffentliche Ordnung zu machen. Begebt euch zuversichtlich an eure Arbeiten, denn ich schwöre euch bei mei— nem heiligen' Worte, daß ihr mich als Leichnam in euren Straßen sehen werdet, ehe ein neuer Aufruhr die Oberhand gewinnt. Die Verbesserungen, deren diefe schöne Stadt und die Provinz bedarf, werden Gegenstand meiner Sorgfalt sein, und wenn ich hier nicht mein Grab finde, so werdet ihr mich' an dem Tage segnen, wo ich mein Amt verlasse.

(Gez) Ricardo Scheli.“

Man hat in Barcelona mit peinlicher Verwunderung gesehen, daß das zweite Bataillon des Regiments von Guadalaxara, welches bioher zu dem Belagerungs Corps von Figueras gehörte, trötz der rauhen Jahreszeit, und obgleich es einen Theil eines Winterfeldzugs mitgemacht hat, mit Sommierbeinkleidern in die catalonische Haupt⸗ stadt eingerückt ist.

Man erwartet in Barcelona, nach Briefen aus Madrid, die Ge⸗ nerale Pavia und Pezuela, die bekanntlich zu den energischsten Män⸗ nern der Partei der Königin Christine gehören. Die durch den Aufstand verzögerten und erst jetzt nachträglich vorgenommenen Cor⸗ teswahlen in Barcelona sind entschieden im Sinne der gemäßigten Partei ausgefallen. Als Kandidaten für den Senat sind Männer wie der Marquis von Miraflores, der Baron de Meer, der Herzog von Baylen u. s. w. gewählt worden. Die neun Kongreß-Mitglieder für Barcelona sind sänimtlich entschiedene Moderados, mit Ausnahme des

Generals Prim, dessen vermuthlicher Wieder. Uebertritt zu der exaltirten

Partei übrigens in dem Augenblicke der Wahlen in Barcelona noch

nicht bekannt sein konnte. Die Zahl der abgegebenen Stimmen be⸗

läuft sich nahe auf 5000.

Pas Ayuntamiento von Barcelona hat eine Deputation an den französischen Konsul, Herrn Lesseps, abgeschickt, um demselben für die Anstrengungen zu danken, welche er während der letzten Belagerung zu Gunsten der Stadt gemacht hat. Der Eifer des Herrn Lesseps ist übrigens diesmal weniger warm gewesen, als vor einem Jahre, als es sich darum handelte, das auftührerische Barcelona gegen die Regierung Espartero's in Schutz zu nehmen.

Der General Sanz ist nach Madrid abgereist. Er hat das ihm angetragene Kommando in Grangdg und, wie es heißt, sogar auch das Großkreuz des Ordens Karl's III. abgelehnt.

Es bestätigt sich bis jetzt nicht, daß der General Prim, wie wir neulich nach dem Phare des Pyrenses berichteten, auf die Nach⸗ richt von der Ernennung des Barons de Meer zum General⸗Capitain von Catalonien sein Kommando in Figueras niedergelegt habe. Da⸗ gegen giebt man für gewiß aus, daß der General Prim neue und ausgedehntere Vollmachten zum Unterhandeln mit dem Obersten Amett⸗ ler von Madrid verlangt, und zu gleicher Zeit erklärt habe, daß er die Bewilligung dieser Forderung als die wesentliche Bedingung be⸗ trachte, unter welcher er die Sperationen gegen das Schloß San Fernando zum glücklichen Ende führen könne. Obgleich es unter den Aufständischen bekannt ist, daß der General Prim die Ueberläufer nur als Gefangene behandelt, so kommen doch von Zeit zu Zeit ganze Haufen von Ausreißern in Fgueras an. Die Einschließung des Schlosses San Fernando ist übrigens noch nicht so eng, daß nicht fortwährend Ausfälle gemacht würden, die indessen gewöhnlich ohne alles nennenswerthe Resultat bleiben.

Man versichert hier in Paris, daß die Königin Christine jetzt entschlossen sei, der Einladung der spanischen Regierung nach Madrid vorläufig nicht zu folgen und sich jedenfalls so lange in der Entfer⸗ nung zu halten, als Herr Gonzalez Bravo, der ehemalige Redacteur des Guirigay, an der Spitze des Ministeriums stehe. Man begreift leicht, daß ein solcher Entschluß der Königin Mutter ein mächtiges Argument gegen die Dauer des gegenwärtigen madrider Kabinets ist, und daß den amtlichen Erklärungen der Gaceta, denen zufolge alle Gerüchte über eine neue Kabinets-Krisis grundlos sein sollen, keine sehr große Bedeutung beigelegt werden darf, insofern sie mit dem unzweifelhaften Interesse, welches die Moderados bei dem Sturze

des Herrn Gonzälez Bravo haben, in einem gewissen Widerspruche stehen. . Griechenland.

O München, 28. Dez. Der Kron⸗Oberst- Hofmeister Fürst Ludwig von Wallerstein, dessen Rückkehr von Paris am ersten Feier= tag Abend erfolgt ist, hat seitdem täglich Audienz bei Sr. Majestät dem Könige gehabt und eben so wiederholt mit dem Minister des Aeußeren konferirt. Auch von Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen ist der Fürst empfangen worden. Eine Menge von Sagen, theils über seine in London und Paris erzielten Erfolge, theils über die vermeintliche zweite Hälfte seiner Aufgabe, sind in diesem Augenblick hier in Umlauf; aber es ist wohl kaum nöthig, hinzuzufügen, daß sie alle mehr oder weniger auf, bloßen Vermuthungen beruhen. Wie schon früher erwähnt, lag eine Reise Sr. Durchlaucht nach Athen anfänglich allerdings in dem hier gehegten Plane, aber nur für, ge⸗ wisse Fälle. Sollte man aber wohl annehmen müssen, der leichen Fälle seien jetzt gegeben, nachdem kein Grund vorhanden ist, das glückliche Resultat der Reise des Fürsten nach Paris und London zu bezweifeln? Mit welcher Bestimmtheit daher auch von Manchen be—⸗ hauptet wird, Se. Durchlaucht werde die Reise nach Athen, von wel⸗ cher seit Wochen so viel gesprochen worden ist, schon in den nächsten Tagen antreten, so darf doch an deren Stattfinden überhaupt noch gar sehr gezweifelt werden. Sind die Kabinette von London und Paris, wie angenommen werden darf, mit dem, was von hier aus bezweckt werden wollte, vollkommen einverstanden, dann ist in der That auch kaum abzusehen, wie in Athen durch die Repräsentanten derselben das gemeinsame Ziel nicht eben so gut und noch sicherer sollte erreicht werden können, als durch wessen Dazwischenkunft und Vermittelung immer. Unterdessen ist bekanntlich das Gerücht von der beabsichtigten Mission des Fürsten von Wallerstein nach Griechenland auch bis Athen gelangt, und hat dort zwar keine außerordentliche

Sensation hervorgebracht, gleichwohl aber Aufmerksamkeit erregt. Dem Ton nach zu urthrilen, welcher in einigen griech sche Journa⸗ len darüber herrscht, scheint man dort anzunehmen, Se. Durchlaucht habe auch in Paris und London nichts Anderes bezweckt, als was sch auf die Personen Ihrer griechischen Majestäten beziehe, und seine eabsichtigte Mission nach Athen könne und werde demnach ebenfal! nur für den Hof von Werth, sonst aber ohne politische Bedeutun sein. ,. zwar, daß die griechische Presse seitdem theils du genauere Berichte aus London und Paris, theils durch das geänder Benehmen der Repräsentanten beider Mächte, und besonders jene des englischen Gesandten, eines Anderen belehrt worden ist, aber vorläufig fehlen uns darüber weitere Notizen.

Herr von Zentner ist von dem Könige aufs ehrenvollste empfan⸗ gen worden und sieht seiner Wiederanstellung in unserer Armee schon demnächst entgegen. Daß auch die gegenwärtige Regierung König Otto's die hohen Verdienste anerkenne, welche er sich um das Land als Gründer und Leiter der polytechnischen Schule erworben hat, da⸗ von zeugt die ausnahmsweise ehrenvolle und eben diese Verdienste anerkennende Entlassung, welche sie ihm ertheilt hat. Seinerseits hat Herr von Zentner dagegen der griechischen Regierung die Zusicherung ertheilt, die ihm so theüer gewordene Anstalt auch aus der Ferne in , ihm möglichen Weise durch Rath und That unterstützen zu wollen.

Nachträglich zu meinen Auszügen aus den mit der jüngsten Post hierher gelangten Briefen aus Athen habe ich leider eine Notiz mit zutheilen, die nicht geeignet ist, in Deutschland einen guten Eindruck hervorzubringen, wenigstens nicht in jenen Kreisen, wo man sich der Gründung einer Universität in Athen möglichst nach deutschem Muster so sehr gefreut hat. Die Existenz eben dieser Universität erschein? nämlich durch die Entlassung einer so bedeutenden Anzahl ihrer tüch⸗ tigsten Lehrer, durch die über sie gekommene sinanzielle Krisis und zuletzt noch durch einen bereits sehr großen, aussichtslosen und daher unzufriedenen Kandidatenstand als höchst gefährdet. Die Masse der unversorgten Kandidaten war allerdings für das junge Königreich ein nicht geringes Uebel; denn aus allen Klassen der Bevölkerung des Festlandes sowohl als wie der Inseln hatten sich der Studenten vom ersten Augenblicke der Gründung der Universität an so viele gemel det, daß man der Aemter nicht genug hätte schaffen können, um auch nur einem ansehnlichen Theile der jungen Leute Aussicht auf eine der⸗ einstige Versorgung zu verschaffen. Sehr häufig sahen sich Kandida ten der Rechte ꝛc. nach vollendeten Studien in Folge völliger Aus⸗ sichtslosigkeit genöthigt, noch zur polytechnischen Schule zu gehen, um dort ein sie gut nährendes Handwerk zu erlernen. Aber dieser Uebel⸗ stand hätte wohl zur Ausfindigmachung zweckmäßiger Gegenmaßregeln Veranlassung geben, jedoch nicht als Mitursache zur Entkreditirung einer Anstalt dienen sollen, die man nicht wird zu Grunde gehen lassen können, ohne es früher oder später bitter zu bereuen. Gleich⸗ wohl ist die Universität in diesem Augenblick, allem Anscheine nach, einer gefährlichen Katastrophe sehr nahe.

HgJandels - und BGörsen - Machrichten.

Berlin, 1. Jan. An der heutigen Halle sind die Quittungsbogen der neu projeltirten Eisenbahn-AUctien neuerdings gestiegen; besonders Köln Mindener, die bis 1035 96 und Niederschlesische bis 1067 99 pr. Cassa be zahlt wurden; das Geschäft beschränkte sich hauptsächlich auf diese Effelten, während Görlitzer und Hamburger nicht weiter faveur nahmen. Kaiser Fer= dinands-Nowbahn und Wien-Gloggnitzer waren zu höheren Coursen gefragt.

Frankfurter 138 96 bez. Oberschl. Litt. A. 115 56 Geld. do. Litt. B 108? 97h. Anhalter 1145 4 z YH. Potsdamer 1602 Br. u. Geld. Stet tiner (18 Br. 117 Geld. Görlitzer 1017 bez. Hamburger 1073 3 3 be) Nordbahn 129 96 Geld. Gloggnitzer 114 96 Geld.

Paris, 27. Dez. Da die Thron⸗Nede ankündigt, daß das Gleich⸗ gewicht in den Finanzen hergestellt sei, so folgerten die Spekulanten an de Börse daraus natürlich, daß die Regierung feiner neuen Anleihe bedürfen werde, und so stieg denn die Rente, besonders von 2 Uhr an, fortwährend Die 3proc., welche gestern 8. 55 geschlossen hatte, schwankte bis 2 zwischen diesem Course und St. 69, ohne daß viel Geschäfte darin genie wurden; dann aber stieg sie schnell auf SI. 70, wozu sie schloß. Die 5pros. Rente, welche gestern 123. 35 stand, eröffnete heute zu 123. 40 und stie bis 123. 50.

Auswärtige Börsen-.

Amsterdam, 28. Dez. Niederl. wirkd. Sch. ö5 5. 596 do. 992.

595 Span. 20 *. 395 do. 314. Pass. 43. Aus. J Zins. —. Preuss Pr. Sch. . Pol. . Oesterr. —. 495 Russ. Hope 903. Antwerpen, 27. Dez. Zinsl. - Neue Anl. 203 6.

59h Met. 1121 G6. Bank- Aetien 2022. nope 893. Stel. 8853. Iut. 544. do. 200 FI. 315.

Frankfurt a. M., 29. Dez, p. ult. 2024. Bayr. Bank- Actien 678 6. Eoln. zoo HI. 933 G. do. Soo EI. 96. HHAIamburg, 30. Dez. Bank- Actien 1690 Br. Engl. Russ. 112. London, 26. Dez. Cons. 395 968. Beltz. —. Neue Anl. 20. Las Aus. Sch. 115. 2395 IIoll. 557. 595 do. 99. Neue Port. 44. Engl. Russ. —. Bras. 7 Ghillil. Columb. —. Mex. 31 . Peru . . . Paris, 27. Dez. h9h Rente fin cour. 123. 56. 396 Rente sin cour. 81. 70. 59h Neapl. au eompt. 107 * 59h Span. Rente —. Pass. 43. . Wien, 28. Dez. Aul. de 18639 115. . Nordb. 1225. X.

sive 4 .

schlossen 9

123 G. Glogn. 107. 108. schlossen 1077 2 108. Mail. 100. 16 . 9 13. a 94 gemacht.

Livorn.

WMeteorologische Beobachtungen.

Nach einmaliger

1843. Morgens Nachmittags Abends 31. Dex. 6 Ubr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung. 7 . k 3. 7430 Luftdruck .... 338, 69 Par. 337, 47 Par. 336, 89 par. Quellwü⸗rme o' R 0 . ö. Luftwärme ... 4 , R. 0,8) R. * 0,8 O R. Eluss wärme 3,0 ö. 1 Thaupunkt .-. 3,49 R. 3,5 3 3,6 R. Bodenwärme 5, 47 . Dunstsãätti gung 70 pet. 70 pCt. 69 pet. Ausdünstuutz 0, o12 H Wetter...... trüh. trüb. trüb. Niederschlas O. Wini W. W. W. Wärme wechsel 4 9

Wolkenzus. .. VW. 4 0, 19 R.

u n., n rer n.

Königliche Schauspiele. . Dienstag, 2. Jan. Der Sohn der Wildniß, romantisches Drama in 5 Abth., von Fr. Halm. ; In . Farlo Broschi, oder: Des Teufels Antheil, komische Sper in 3 Abth. Musik von Auber. K Mittwoch, 3. Jan. Symphonie von Mozart. Hierauf: Iphi— genia auf Tauris.

Tagesmittel: 337, ss Far. ö. O. 8 ..

Käönigsstädtisches Theater. Dienstag, 2. Jan. Vorstellung der, gymnastischen Künstler aus London, in? 2 Abtheilungen. Erste Abtheilung (nach dem ersten

Stüch: 1) Komische chinesische Spiele, ausgeführt von Herrn Ehapmann. 2) Bajaderen⸗Tanz, ausgeführt von den Herren Smith,

Kemp und Taylor. Zweite Abtheilung (nach dem zweiten Stück); Große gymnastische akademische Exercitlen und Gruppen, ausgeführt von den Herren Smith, Taylor, Kemp und Hollyoak. Dazu: Eine Reise nach Spanien. Posse in ? Abtheilungen, nach Gautier, von B. A. Herrmann. Vorher: Nummer 777. Posse in 1 Akt.

Verantwortlicher Redackeat Pr. J. W. Zin keisen.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober- Hofbuchdruckerei. Beilage

M 2.

Beilage

9 zur Allgemeinen Preußischen

2 ten

Zeitung. Dienstag den 2

2 1 Januar.

——

ü 8

Candtags Angelegenheiten.

Provinz Pommern.

e 1 . Dent schri ft, betreffend den Antrag der Stände der Provinz Pom⸗ mern wegen Erhaltung der Schiffbarkeit des Oderstroms.

Es sind in letzterer Zeit, insbesondere angeregt durch den Wasserman⸗ gel des veigangenen Jahres, vielfach Klagen über die Abnahme der Schiff⸗= barkeit des ODderstroms laut geworden, welche gegenwärtig auch den Provin⸗ zial Landtag für Pommern veranlaßt haben, die Ausführung zweckent⸗ sprechender Anordnungen zu beantragen, um dem ferneren Verderben der Sder Einhalt zu thün. Für die Beurtheilung dieser Klagen scheint es nothwendig, sich den Gang der Maßregeln zu vergegenwärtigen, welche zu verschiedenen Zeit⸗Abschnitten in Bezug auf diesen Strom in Anwendung ge— kommen sind.

In der letzten Hälste des vorigen Jahrhunderts, etwa vom Jahre 1740 bis yo, schien man die Wichtigkeit der Oder als Schifffahrts Straße zu veikennen und den Strom vorzugsweise als einen Vorfluths-Kanal für die Zwecke der Landes-Melioration zu betrachten. Man entsumpfte den Boden des Flußthales der Oder und der Thäler der Nebenflüsse, lichtete die Wäl⸗ der und machte Wald und Brücher zu Ackerland, Weiden und Wiesen. Man beförderte den Abfluß der Nebengewässer zur Oder und die Wasserschüttung in der letzteren, indem man die Serpentinen durchstach und den Lauf des Stromes von Ratibor bis zur pommerschen Gränze fast um d (um 77 Mei len) verkürzte.

Durch Erleichterung des Abflusses der Nebengewässer, durch immer mehr unechmende Entsumpfung der Ländereien, durch stets fortgesetzte systematisch betriebene Lichtung der Wälder, besonders in den Gebirgen, welche die Quellen der linkseitigen Nebenslüsse enthalten, wurde der Zufluß des Was— sers ungleichmäßig, und ein günstiger Wasserstand verschwand bald wieder; zugleich wurde durch Abkürzung des Wasserlaufes bei unverändertem Total= gefälle das relative, mithin die Geschwindigleit des Wassers vergrößert und in demselben Verhältniß der Inhalt der Querprofile verkleinert, eine Wir⸗ kung, welche unter allen Umständen die Beschiffung eines Stromes erschwe⸗ ren, hier aber um so nachtheiliger werden mußte, als das Bette der Oder nicht aus Felsen oder festen Erdarten, sondern fast überall aus leicht beweg⸗ lichem Sande besteht, welcher der größeren Geschwindigkeit des Wassers feinen wirksamen Widerstand entgegensetzt, sondern bei jeder Anschwellung der Bewegung folgt, an einzelnen Stellen sich ablagert und die Unregel⸗ mäßigkeiten veranlaßz, welche bei niedrigem Wasserstande die Beschiffung rschweren.

Hierbei blieb man indessen nicht stehen, sondern suchte sich auch durch Deiche und Einpolderungen, nicht überall in regelrechter, den Abfluß⸗Ver⸗ hältnissen entsprechender Art, gegen Ueberschwemmungen und verderbliche Eisgänge zu schützen, wodurch der Strom an verschiedenen Stellen bis auf [2M 1650, 75, 6, ja 40 Ruthen beschränkt und dessen regelmäßiger Ab⸗ lauf um so nachtheiliger gestört wurde, als jene Stromengen in dem an— gedeuteten Maße nach unten hin zunehmen. Diesen Anlagen vor— nämlich sind die häufigen Ufer⸗ Abbrüche der Oder zuzuschreiben, welche zur Versandung des Fahrwassers beigetragen haben, während andererseits Ber Strom aus dem Bette jener durch angeschwemmten Boden geleiteten Durchstiche, deren Erweiterung demselben üͤberlassen wurde, Massen von

Sinkstoffen und Baumstämmen aufwühlte und weiter unterwärts wieder ablagerte. Ueber den Umfang der Wirkungen, welche diese Maßregeln auf die Fahrbarkeit der Oder gehabt haben mögen, läßt sich zwar in Ermangelung zureichender Nachrichten über den Zustand derselben vor jenem Zeitabschnitt ein begründetes Urtheil nicht fällen. Indessen bezeugen doch die wenigen zerstrenten Notizen aus jener Zeit, daß auch früher der Zustand keineswe⸗ ges ein völlig befriedigender gewesen, und die Klagen über mangelndes Fahrwasser und Versandung nicht allein von jenen Operationen herrühren. Bie älteste Nachricht über den Zustand, namentlich der Oderstrecke zwischen Schwedt und der Ausmündung des Friedrich⸗Wilhelm's-Kanals, welche auch gegenwärtig bei niedrigem Wasserstande zu den vorzugsweise schwieri⸗ gen gehört, enthält ein in Gemäßheit Allerhöchsten Befehls aufgenomme— nes Protokoll, d. d.. Stettin, den 26. Januar 1724, in welchem ein mit allen Tiefen und Untiefen der unteren Oder genau bekannter alter Schiffer, Samuel Thielemann, mit Mehreren aussagt: „es waren zwischen Stettin und Schwedt auch bei dem kleinsten Wasser feine Untiefen, und könnten allezeit Schiffe von 90 bis 100 Last bis Schwedt, ja noch wohl bis Oderberg gehen, ferner herauf aber als bis Küstrin, Frankfurt nach dem neuen Graben zu wäre es bei Sommertage so schlimm, daß kaum ein ledi⸗ ger Kahn überschwemmen konnte“,

so wie über denselben Gegenstand das Gutachten des Kriegs- und Domgi—

nen-Raths Küntze zu Berlin vom 24. Februar 1724 sich dahin ausspricht „Was nun den Strom weiter unterwärts anlanget, so darf man die Enge ficht bis Schwedt, sondern nur hinter Freienwalde und Oderberg besehen; da ist der Strom ganz enge und krumm, auch sehr versandet, daß er allda nicht fort, sondern bei Anwachs des Wassers sich aufhält und auf den dor— tigen Rähnen sich ausbreitet und die Stauung oberwärts machet.“

Als nach den letzten Kriegesjahren die inneren Verhältnisse sich zu regeln

begannen und einen Uebeiblick des Bedürfnisses gestatteten, fand man den

Okerstrom in einem Zustande großer Verwahrlosung.

Es kam darauf an, das Ilußbett von Steinen und besonders von den für die Schiffe so verderblichen ästereichen Baumstämmen und Stöcken zu befreien, die Ufer zu befestigen und damit erst den Strombau die unerläß— liche Grundlage zu verschaffen, die zu breiten Profile zu beschränken, um di Sand- und Schlick-Ablagerungen zu beseitigen und deren Enistehung zu erschweren, die Stromarme durch den Anschluß der Inseln an eines der UÜfer zu coupiren und die großen Sandfelder zu bepflanzen, um die durch sie beförderte Verdunstung des Wassers zu vermindern und sie festzulegen,

ben Windungen des Stromes die zweckmäßigste Richtung anzuweisen und

deren herzustellen, wo es anging; endlich der hartnäckigen Anhänglichkeit der Schiffer an das Alte und Hergebrachte im Schiffsbau zu begegnen und Fahrzeugen Eingang zu verschaffen, die, wenn auch weniger den Ansichten on Zierlichkeit entsprechend, welche die Schiffer hegen, doch ladungs⸗ fähiger mit geringerem Tiefgange sind. In Bezichungꝰ auf den letzten Punkt hat leider wenig geleistet werden können; sir die übrigen hat man seit 25 Jahren nach einem zusammenhängenden Plane unter Verwendung ununterbrochen reichlich gewährter Geldmittel gearbeitet.

Es wurden vom Jahre 1816 bis zum Schluß des Jahres 1840 in den Gränzen Schlesiens und der Mark, also mit Ausschluß Pommerns in welcher Ptovinz der Stom bis Stettin in einem, im Allgemeinen befriedi⸗ genden Zustande war, für den Strom-Regulirungs- und userbau lediglich aus der Staats-Kasse ausgegeben etwa 110,000 Nthlr. und die davon unter Zuhülfnahme der ziemlich umfangreichen Leistungen der Uferbesitzer

ausgeführt:

Buhnen: 3477 Stück, lang zusammen .. 21,115 Ruthen

d / 70, 283 3

Schlickfänge und Schlickzaun e tos ,,. Es wurden bepflanzt und waren 1840 bestanden:

kw S441 Morgen aus dem Strom geschafft

Stöcke und Baumstämme ., : 11,245 Stück.

Die lediglich aus der Staats Kasse für diesen Zweck verwendete Summe belief sich, einschließlich der in der Provinz Pommern aus derselben ver⸗ ausgabten Beträge, am Schlusse des Jahres i842 auf 1,871, 009 Rthlr.

In jener Reihe von Jahren erforderte überdies die Unterhaltung und Herstellung der den steten Einwirkungen des Stromes, zum Theil zerstören⸗ den Eisgäaͤngen ausgesetzten Bauwerke große Summen. Hält man gegen diese Anstrengungen?*zunächst die Beschwerden über den Zustand der Schiff⸗ fahrt auf dei Sder während des Jahres 1812, wo solche allerdings den größten Störungen untersag, so könnte man versucht sein, anzunehmen, daß

——

jene Arbeiten zu keinem Resultate geführt hätten; indessen muß dagegen erinnert werden, daß ein Wasserstand, wie der des vorigen Jahres zu den seltensten gehört, ja, daß laum jemals ein geringerer in einem unserer Ströme beobachtet sein dürfte. Die an Felsen und Steinen in und an der Elbe zum Vorschein gekommenen, selbst die niedrigen Wasserstände von 1615 1oti6 angebenden Marken haben ergeben, daß während eines Zeitraumes von mehr als zwei Jahrhunderten mit Ausnahme des Jahres 1706 kein so niedriger Wasserstand stattgefunden, wie im vorigen Jahre; die in neuester Zeit vorgekommenen kleinsten und sehr seltenen Wasserstände von 1811 und 1835 blieben doch immer noch ungesähr 6 Zoll über dem vor= jährigen. .

Abgesehen von diesem außerordentlichen Ereigniß aber liegt ein Haupt= grund der fortwährenden Klagen über die Beschwerden der Schifffahrt und des Nichterkennens der durch jene Opfer und Anstrengungen wirklich erzeug= ten Verbesserung des Fahrwassers darin, daß die Schiffer solche jederzeit durch Vergrößerung ihrer Schiffsgefäße nicht nur kompensiren, sondern wohl gar überbieten. In welchem Maße dies geschehen, ergiebt sich aus folgenden Thatsachen: . ;

Nach altenmäßigen Nachrichten wurden im Jahre 1769 in die bran— denburger Kesselschleuse noch 22 Oderlähne zugleich eingelassen. Im Jahre 1815 fanden darin nur noch 109 solche Kähne Platz; die Timenslonen der Schleuse waren nicht verändert. Gleiche Wahrnehmungen wurden auf den die Elbe und Oder verbindenden Kanälen gemacht. e Im Jahre 1781 betrug die Länge eines Oderkahns im Boden 62 64 Fuß, die Breite 7 bis 77 Fuß. Als Schiffbauer und Schiffsälteste in einer der bedeutendsten Handelsstädte an der Oder im Jahre 1821 über die zur Anwendung kommenden Dimensionen der Fahrzeuge vernommen wurden, gaben sie das Maß der älteren Oderkähne auf 6 bis 77 Fuß im Boden lang und s Fuß 4 Zoll im Boden breit an. Bis zu der Zeit, welche sie zu bezeichnen beabsichtigten (etwa das erste Decennium dieses Jahrhunderts), waren die Fahrzeuge also schon 13 bis 14 Fuß länger und verhältnißmäßig breiter geworden. Im Jahre 1815 waren inzwischen spezielle Messungen vorgenommen worden, Es kamen dabei, wenn auch nicht häufig, schon Oderkähne von 120 bis 125 Fuß von Spitze zu Spitze lang und von Bord zu Bord über 14 Fuß breit vor. Von 72 zur Probe gemessenen Kähnen war die mittlere Länge von Spitze zu Spitze aber schon 101 Fuß 19 Zoll, die mittlere Breite von Bord zu Bord 12 Fuß 8 Zoll. ̃

In den Jahren 1837 bis 1840 wurden von einer, mit der unteren Oder in nächster Verbindung stehenden Schleuse neue Messungen, und zwar , , durchgehenden Kähne, vorgenommen. Sie gaben nachstehendes

esultat: .

Davon überschritten die Abmessungen von 1241 Länge

Zahl der und 13 Breite.

Jahr. * 2 ins Besondere Breit waren davon Ea ng waren 3 sin der in, der bis bis bis über bis über 6 I S Breite Länge 14 147 15! 15 128 128. 1 3 35 4 k . o 11 12 1837 390) 1617 1050 or? 5 * 63 115 41 tos 27

1838 251 1838 929 1839 300 22841389 1840 350 2258 1201

917 12 430 337 1365 24 544 55 1179 NM

Man fand Kähne von 132 Fuß Länge und von 17 Fuß Breite.

Die an mehreren Stellen der oberen Oder gemachten Beobachtungen zeigten verhältnißmäßig ähnliche Resultate. Noch in der topographisch⸗ statistischen Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt vom Jahre 1820 ist bemerkt, daß die Oder bei Breslau für Kähne von 8 bis 900 Centner schiffbar werde. Im Jahre 1835, in einem durch seinen niedrigen Wasser stand ausgezeichneten, kamen oberhalb Breslau Fahrzeuge mit doppelt so großer Ladungsfähigkeit vor, und diejenigen von 10090 bis 1200 Ctr. ge⸗ bören nicht zu den ungewöhnlichen. Im Jahre 1839 gingen durch die Schleuse bei 3

Brieg 3 Schiffe mit 1300 bis 1509 Ctr. 26 v ,, 300 * 126 ö 1100 * 1200 5 352 = » 1000 * 1100 259 7 1 113 n , 5860 900

1 914 mit geringerer Ladungsfähigkeit,

also ungefähr aller durch die Schleuse gegangenen beladenen Schiffe führte Lasten, welche 20 Jahre früher, folgt man jener Statistik, auf der oberen Oder in einem Fahrzeuge gar nicht fortgebracht werden konnten. Auch war der Verkehr diefer größeren Schiffe keinesweges, wie man nach den vielen Klagen wohl voraussetzen möchte, auf eine kurze Zeit des Jahres beschränkt. Es sind bei der brieger Schleuse während eines 16jährigen Zeitraums, von 1815 bis 1830, die monatlich durchgehenden Schiffe ver— zeichnet worden. Im Durchschnitte jener 16 Jahre und der einzelnen Mo nate mit Abrechnung der Monate Januar, Februar und Dezember, welche nach bestehenden ilimatischen Verhältnissen nicht in Betracht kommen können, treffen auf den Monat

März ..... .... 326 beladene Schiffe April .. 434 . 3 , 356 ö - zuni 317 = ö ö . . y Uugust ... ..... 269 v 5 September ..... 173 ö Oktober 271 1 7 November . .. . . . 284 ö

/ /

Vergleicht man damit die Zahl der in den 5 Jahren von 1837 bis 1841 durch die Ober-Schleuse bei Breslau gegangenen Schiffe überhaupt nach der monatlichen Fraction, wonach auf den Monat

,, 1320 Schiffe ,,, 1935 * Mai . 2016 * . o; 3 1481 59 August ... ..... 1290 September .. . . . . . ,, ,,,

kommen, so stellen fich zwar die Monate August, September, Oltober und November in beiden Zahlenreihen als die ungünstigeren heraus; es bewei⸗

sen aber diese Zahlen unwiderleglich, daß auch die Ober-Oder, ganz unge⸗ wöhnliche Fälle abgerechnet, zu jeder offenen Jahreszeit einen nicht unbe— deutenden Schifffahrts⸗Verkehr zuläßt.

In der Regel gehen Oderschiffe

von 1400 bis 1500 Ctr. leer 1 7— 18“, voll beladen 48 tief. 1000 1100 * . . . ,, 1 700 * 900 5 K y 9 24-36“ tief.

Hiernach können kleinere Kähne von 7090 bis 1109 Etr. bei niedrigem dasser eine größere Ladung einnehmen als die größeren von 1400 bis 1590 Ctr. Tragfähigkeit bei demselben Wasserstande, indem jene 3 bis 5 Zoll tief befrachtet werden können, che sie die Einsenkungstiefe von 17 18 er— reichen, mit welcher die größeren erst schwimmen. Dagegen gehen die sogenannten Zillen leer im Wasser 6“ tief und

tragen bei 11“ Einsenkung, bei welcher fleinere leere Oderfähne erst schwim=

men, 400 Ctr. Und doch sind diese, den Verhältnissen der Oder so ent— sprechenden Fahrzeuge erst seit dem Jahre 1835 mehr in Gebrauch gekem— men, ohne daß sich eine irgend erhebliche Vermehrung derselben im Ver⸗ hältnisse zu den Oderlähnen bemerklich machte.

Auch auf der unteren Oder hat sich, inebesondere in den letz— ten Jahren eine ganz unverhältnißmäßige Zunahme des Gebrauchs von Fahrzeugen größerer Tragfähigkeit bemerfsich gemacht, welches gewiß nicht geschehen wäre, wenn nicht das Fahrwasser dieselbe begünstigt hätte.

Es gingen durch die Endschleuse des Friedrich⸗Wilhelms-Kanals zu Viieskow und Neuhaus:

Weniger als

Kähne über 1200 C Zwischen 900

. Tragfähigkeit. und 1200 Ctr. 900 Ctr. Im Jahre 1836 .. 167 2997 4591 1837 176 3085 5076 1838 .. 973 2924 4588 1839 796 3100 1916 1840 . 803 2532 5009 Es steht hiernach die Thatsache fest, daß Größe und Ladungs-—

Fähigkeit von der Zeit an, bis wohin sichere Nachweise reichen, bis heute immerfort, und zwar sehr bedeutend zugenommen haben.

Schon aus diesem Umstande lonnte man mit ziemlicher Sicherheit schließen, daß das Fahrwasser der Oder sich verbessert haben müsse, aber

auch der Schifffahrts-Verkehr hat quantitativ bedeutend zugenommen, und

hierin liegt nicht minder ein sicherer Beweis für jene Annahme. Eine Zu— ö enstellung der Zahl der Stromschiffe und ihrer Tragfähigleit in den Regierungsbezirken Breslau, Oppeln, Liegnitz und Frankfurt, während der

24 Jahre von 1816 bis 1840 ergiebt nachstehendes Resultat.

Zahl Diese kön⸗ Durchschnittlich Regierungs⸗Bezitk Jahr der nen Lasten kommen auf ein Stromschiffe tragen Schiff Lasten 1816 331 2291 6, 92 1819 147 5009 14, ls 169 1095 8,73 1825 449 2097 6,90 Breslau 1828 127 2918 6, 83 1831 461 8190 w le. 487 10109 20,76 1837 196 10563 21,30 1840 637 3314 20,90 1316 18 1465 9.29 1819 85 826 9, 8̃à 1822 88 970 11,02 1825 99 1180 11, 19 Oppeln 1828 10 1413 63 3353 183 209 2973 14, 25 sin 211 3572 16,93 1837 90 13931 14,64 k 18190 12 80 18, 6 n 6 . . 1819 325 1344 13,37 1522 29 29 10,73 1825 333 671 1103 Legnitz. 1828 295 2351 11302 1831 210 536 24.3 1834 300 8059 26, 86 . 277 7263 26.58 = 1840 287 7944 25,94 1816 K . . e, ,. S636 11, 14 1822 90 723 8,01 1825 S886 80953 991 Frankfurt. (1828 920 130 908 1831 1013 20735 20 43 ö. 1009 21485 21418 1837 910 199358! 21,93 1840 935 20614 2505

ö Man kann nicht einwenden wollen, daß Alles auf die hier oder dort zu⸗—

lässige Tiefe der Einsenkung der Fahrzeuge ankomme, und daß die zuneh- mende Größe der Fahrzeuge kein Beweis des verbesserten Fahrwassers sei sofern nicht zugleich nachgewiesen werde, daß diese auch jederzeit ihrer La⸗ dungsfähigkeit entsprechend beladen werden könnten, daß ein Theil von ihnen während gewisser Perioden nicht zur Hälfte beladen werden könne, daß Fahrzeuge jetzt da mit halber Ladung Wassermangel leiden, wo ie früher mit ganzer Ladung Fortkommen gefunden hätten. Diese Thatsache wenn sie überhaupt erwiesen wäre, würde nichts beweisen, da die gioßen Kähne jetzt vier- bis fünfmal mehr Ladung einnehmen können, als früher gewöhnliche Fahrzeuge. Dann aber läßt sich doch nicht annehmen, daß die Schiffer, welche mit der gesteigerten Konkurrenz und in Folge dessen und aus anderen Gründen mit geringen Frachtpreisen zu kämpfen haben, will—⸗ kürlich diesen unvermeidlichen Uebeln noch ein auderes ungleich glößeres Hinderniß hinzufügen werden, nämlich den Gebrauch ganz ungeeigneter Fahrzeuge. Sie ziehen immer größere Schiffe in den Gebrauch, weil ihnen das Fahrwasser diesen gestattet; im Gegentheil würden und müßten sie ihres eigenen Vortheils willen die Schiffe immer kleiner bauen lassen, wenn das Fahrwasser konstant immer schlechter würde. . Keines weges soll aber hiermit die Behauptung ausgesprochen sein, daß stete Vergrößerung der Fahrzeuge, ohne Verbesserung ihrer Construction be⸗ hufs Eizielung eines geringeren Tiefganges, bei gleicher Ladungsfähigkeit ein erwünschter Fortschritt sei; vielmehr mag mancher Schiffer es berelien seinem Fahrzeuge, in Hoffnung auf größeren Gewinn, vielleicht auch in Hoffnung auf rascheren Fortschritt der Verbesserung des Fahrwassers, grö⸗ sere Dimensionen gegeben zu haben, als sie den Durchschnitts⸗Verhästnissen des Stromes entsprechen. Für solche Schiffe indessen, welche nicht Kanäle befahren, können polizeiliche Beschränkungen rücksichtlich ihrer Dimensionen nicht wohl eintreten.

Aber auch abgesehen von jenen Thatsacheu, wird die Verbesserung des Fahrwassers in der Oder durch das Urtheil Sachkundiger, im Vergleich zu dem Zustande vor dem letzten Kriege, näher dahin bestimmt, daß? Schiffe mit derselben Last beschwert und von derselben Eintauchung jetzt auf regu⸗ lirten Strecken so gut fortkommen, als es vor der Negulirung bei einem 2 Fuß höheren Wafferstande der Fall gewesen wäre, so daß, wenn jetzt auf einer regulirten Strecke bei einem Wasserstande von 38) bis 4 Fuß die volle Ladung von 1400 Ctr. die nöthige Wassertiefe findet, dazu vor Ausführung der Regulirung ein Wasserstand von 55 bis 6 Fuß erforderlich gewesen wäre. Die schlesischen Provinzialstände haben in der Adresse vom 36. April 1841 und in der damst vorgelegten Denkschrift dies ausdrücklich anerkannt und namentlich in der letzteren die bemerkenswerthe Zunahme von großen Schiffen auf der Oder den durch die Strom⸗Regulirung erzielten günstigen Erfolgen beigemessen. Diese Regulirung ist bisher, wenn gleich damit, von dem Bedürfnisse gedrängt, in den betreffenden vier Negierungs Bezirken sleich⸗ zeitig begonnen und fortgefahren wurde, doch in Entwickelungen ihrer Grund⸗ lagen vorzugsweise dem Laufe des Stromes folgend betrieben worden, so daß das Werk in der Hauptsache in den Bezirken von Oppeln und Bres⸗ lau fast vollendet, im liegnitzer Negierungs Bezirk den ihm gestellten Gränzen nahe gebracht, wogegen im frankfurter Regierungs-Bezirk, wo grö- sere Hindernisse vorhanden, noch Manches zu thun ist, um es als beendigt bezeichnen zu können. Es läßt sich erwarten, daß es gelingen werde, auch für diese letzteren Strecken eine entsprechende Vertiefung des Fahrwassers dauernd herzustellen, wenn die Negulirungs-Arbeiten nach dem bis herigen Plane von oben herunter fortgeführt und zu Ende gebracht sein werden. Faßt man die Resultate der vorstehenden Bemerkungen zusammen, so er= giebt sich daraus, daß die Regulirung und Verbessernng des Fahrwassers in der Oder seit 23 Jahren keines weges vernachlässigt, vielmehr aus Staats- mitteln darauf so viel verwandt ist, als dies i g aspen der großen Zahl von Wasserstraßen in der Monarchie an den Wasserbau- Fonds zuließen, und daß der Erfolg sich in der bedeuteuden Vergrößerung der die Oder befahrenden Schiffe und der nicht minder starken Vermehrung ihrer Zahl