1844 / 3 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Ho gseigenhint in vollzogen und bleiben Unseren getreuen Ständen in Gnaden gewogen. Gegeben Berlin, den 30. Dezember 1813. . gez Friedrich Wilhelm. Prinz von Preußen. von Boyen. Müüßhler. von Nagler. Nother. Graf von Alvensleben. Eichhorn. von Thile, von Savigny. Freih. von Bülow. von Bodelschwingh. . zu Stolberg. Graf von Arnim.

* * nichtamtlicher Theil. Inland.

Berlin, 31. Dez. In Nr. 280 der Breslauer Zeitung befindet sich ein berliner Korrespondenz⸗ Artikel vom 26. November, worin mitgetheilt wird, daß ein hiesiger Gelbgießer, seit langen Jah⸗ ren ein unbescholtener redlicher Bürger, auf Grund der Aussage eines Lehrsungen, der schon gestohlen habe, wegen fahrlässigen Ankaufs ge⸗ stohlener ziemlich werthloser Messingspähne, von dem hiesigen Krimi⸗ nalgerichte zur Strafe verurtheilt worden sei, wogegen er appellirt und jedenfalls Freisprechung zu erwarten habe, womit jedoch das Uebel, daß die Aussage eines als Dieb bekannten Lehrjungen über das Wort des ehrlichen Mannes siegen könne, nicht wieder gut ge— macht werden könne.

Zur Berichtigung dieser Mittheilung wird Folgendes bemerkt;

Nach Inhalt der Akten ist der belobte Gelbgießer geständlich, schon mehrmals wegen Ankaufs gestohlener Messingspähne zur Unter⸗ suchung gezogen und schon einmal mit 5 Rthlr. oder 8Stägigem Ge— fängniß bestraft worden.

Nicht ein Lehrjunge, sondern zwei Lehrlinge von 17 Jahren, welche noch nicht bestraft worden waren, sind wegen Entwendnng von 77 Pfd. Messingspähne zur Untersuchung gezogen worden, haben ihr Vergehen reumüthig eingestanden und den erwähnten Gelbgießer als densenigen bezeichnet, der von ihnen zu wiederholten Malen be trächtliche Quantitäten jener Messingspähne gekauft und mit 3 Sgr. für das Pfund bezahlt habe. Auf Grund dieser Auschuldigung und anderer damit übereinstimmender Anzeigen, ist gegen jenen Ankäufer auf eine Strafe von 10 Rthlrn. oder vierzehntägigem Gefängnisse er⸗ kannt und das Erkenntniß erster Instanz in der zweiten Instanz be stätigt worden.

Daß kein Irrthum in der Person des Gelbgießers, über den der Korrespondent berichtet, und desjenigen, von dem hier die Rede ist, obwaltet, wird dadurch klar, daß die Darstellung des Korrespondenten mit derjenigen, welche der Vertheidiger des Verurtheilten in seiner Vertheidigungsschrift vorgetragen hat, auffallend übereinstimmt.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Nassau. Wiesbaden, 28. Dez. Das heutige Verord⸗ nungs-Blatt des Herzogthums Nassau enthält ein landes— herrliches Edikt vom 19. Dezember, nach welchem die Eröffnung der nächstjährigen Stände⸗Versammlung auf den 190. Februar k. J. fest⸗

gesetzt wird.

Holstein. Kiel, 28. Dez. (Hann. 3.) Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hessen traf gestern mit dem Königlichen Dampfschiffe „Aegir“ von Kopenhagen hier ein, und setzte nach einem Besuche auf dem Schlosse seine Reise nach St. Petersburg fort, wo derselbe bis zu seiner Vermählung mit der Großfürstin Alexandra verweilen wird.

Freie Städte. * Frankfurt a. M., 30. Dez. Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst Thronfolger von Rußland wird nächsten Mittwoch von Darmstadt nach St. Petersburg die Rückreise antre⸗ ten, aber noch vor Ablauf des Februar an dem Großherzoglich hessi⸗ schen Hofe wieder eingetroffen sein.

roa reich,

Paris, 28. Dez. Heute fanden die ersten Sitzungen der Pairs- und der Deputirten-Kammer statt. In der ersteren wurde zum erstenmale der Prinz von Joinville eingeführt, der gestern in der Königlichen Eröffnungs-Sitzung seinen Pair-Eid geleistet hatte; dann schritt man zur Wahl der Secretaire, welche auf die Herren Baron von Mareuil, General Pernetty, Graf von Harcourt und Vicomte von Préval fiel; hierauf folgte die Vereidigung der neuen Pairs, Herren Teste und Passy, die Zusammenstellung der Kom— mission, welche den König zum Neujahr beglückwünschen soll, die Organisirung der Büreaus und die Ernennung der Mitglieder des Bittschriften = Comité's, so wie der Kommission zur Entwerfung der Antworts-Adresse auf die Thron⸗Rede. In der Deputirten⸗Kam mer wurden zunächst die neun Büreaus organisirt, zu deren Präsiden⸗ ten man die Herren Tupinier, Fulchiron, General Schneider, Cle ment, Sebastiani, Leydet, Calmon, Hebert und Laffitte, zu Secretai— ren die Herren Daru, Corne, Lesteyrie, Saglio, Paillard Denlici, Thiars, Jouvencel und Estamelin gewählt. Bann wurden die Voll— machten mehrerer neu gewählten Beputirten geprüft und in Richtig—⸗ keit befunden. Beim Abgang der Post wollte man eben zu der Prä— sidenten⸗Wahl schreiten.

A Paris, 28. Dez. Die diesjährige Thron-Rede ist aus— nahmsweise nicht unter den, freilich nicht sehr hochgespannten, Er— wartungen geblieben, welche man von dem Inhalte derselben hegte. Man findet vielleicht noch mehr interessante Einzelheiten in derselben, als man sich versprechen zu dürfen geglaubt hatte. Die Weise, in welcher der König das Verhältniß Frankreichs zu England und der j.ngsten Ereignisse in Spanien und Griechenland erwähnt hat, ist ausdrucksvoller und bedeutungsreicher, als die auf die auswärtigen Interessen bezüglichen Stellen der Thron-Rede gewöhnlich zu sein pflegen. Die Hervorhebung der freundschaftlichen Beziehungen des Kabinets der Tuilerieen zu dem Kabinette von St. James ist um so beachtenswerther, als England eine Reihe von Jahren hin⸗

durch bei der Eröffnung der französischen Kammern mit, gänz— lichem Stillschweigen, übergangen war, wie denn auch die bri⸗ tische Regierung in ihren Thron⸗-Reden seit 1839 der französischen Allianz mit keiner Sylbe Erwähnung gethan hat. Was die in der , m n. berührten einheimischen 1 betrifft, so ist ohne Zwei⸗ fel eine der interessantesten die in Aussscht gestellte Ausgleichung der Stagts⸗-Ausgaben und Einnahmen; es giebt indessen vlele steptische Köpfe, welche dieses . noch für ziemlich entfernt halten und die jedenfalls daran zweifeln, daß sich dasselbe schon im Laufe des nächsten Jahres werde erreichen lassen. Ein Finanzpunkt von unter⸗ geordneter Wichtigkeit, dessen Erwähnung man für wahrscheinlich hielt, ist in der Thron⸗-Rede nicht berührt worben. Wir reden von dem Projekte der Dotation des Herzogs von Nemours in seiner Eigenschaft als vermuthlicher Regent von Frankreich. Ob e dieses er fe des eee r; Projektes als ein Aufgeben desselben betrachten lasse, wird für zweifelhaft gehalten, obgleich man sich wohl erinnert, daß alle früheren Anträge auf Dotaͤtionen zu Gunsten von Mitgliedern der Königlichen Familie zum Voraus in der Thron-Rede angekündigt worden sind. Große Theilnahme hat der Satz der Rede Ludwig Philipp's gefunden, in welcher ein Gesetz—⸗

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Vorschlag über die Freiheit des Unterrichts versprochen wird. Man glaubt in der Fassung dieses Satzes den Entschluß der Regierung zu erkennen, den Üebergriffen der Geistlichkeit in das Staatsgebiet einen sesten Widerstand entgegenzustellen und namentlich die Entwürfe der⸗ selben zu vereiteln, welche darauf hinausgehen, den ganzen Jugend⸗ Unterricht an sich zu reißen. Die bitteren Klagen der kirchlichen Partei über diesen Theil der Thron-Nede werden nicht lange auf sich warten lassen, sie werden aber freilich den einmüthigen eisnl der aufgeklärten öffentlichen Meinung nicht aufwiegen.

Wie sich voraussehen ließ, hat die konservative Partei Herrn Sauzet auch diesmal wieder zu ihrem Kandidaten für den Vorsitz in der Deputirten⸗ Kammer gewählt, und es versteht sich von selbst, daß dieser Beschluß in Uebereinstimmung mit dem Ministerium gefaßt ist, obgleich dieses bis jetzt äußerlich eine gewisse Neutralität bei der Präsidenten- Frage beobachtet hat. Die Opposition wird heute eine Versammlung abhalten, um sich ihrerseits über eine Kandidatur zu verständigen, und es ist nicht zweifelhaft, daß ihre Stimmen auf Herrn Dupin fallen werden, eben so wie sie auf Herrn Sauzet ge⸗ fallen sein würden, wenn sich die Majorität für Herrn Dupin erklärt hätte.

7 Paris, 28. Dez. „Die Thron-Rede ist matt, farblos und ohne Bedeutung.“ Das ist das Urtheil der Oppositions Blätter über die gestrige Ceremonie, oder auch: „Das Kabinet legte sich Verdienste bei, die Riemand wahrnimmt, und die es nicht besißt, und die Hand— lungen, worauf es sich stützt, sind die vollständigste Kritik seiner Ver⸗ waltung.“ In gewöhnlichen Zeiten kann die Thron-Rede weder ein großes Interesse, noch eine große Bedeutung haben. Eine oder zwei Phrasen über die auswärtigen Verhältnisse und Ereignisse, eine sum⸗ marische Uebersicht der hauptsächlichsten politischen und administrativen Akte im Innern und endlich die Außzählung einiger, der Kammer vor zulegender Gesetz⸗ Entwürfe, das ist Alles, was die Thron-⸗Rede ent⸗ halten kann. Sie ist eine coönstitutionelle Form, der man keine zu große Wichtigkeit beilegen muß. Was würde man wohl haben sagen müssen, um der Opposition zu gefallen? Offenbar hätte der König, um die Oppo⸗ sition zufrieden zu stellen, seine eigene Verwaltung tadeln und der Linken erklären müssen, daß er Herrn Guizot entlassen werde. Vortrefflich! Dann wäre die Thronrede bewundernswürdig gewesen. Es ist nur schade, daß verfassungsmäßig dies nicht so sein kann. Betrachtet man die Dinge wie sie sind, so muß man gestehen, daß Frankreich nie⸗ mals ruhiger und glücklicher gewesen ist, und daß seit dreizehn Jahren seine auswärtigen Verhältnisse nicht so zufriedenstellend waren, wie in diesem Augenblicke. Das sind Thatsachen, die selbst die Opposition nicht zu bestreiten wagen wird. Daß die Freundschaft Englands nicht so fest ist, wie Herr Guizot zu glauben scheint; das ist möglich; der Wohistand Frankreichs läßt vieles zu wünschen übrig; daß ist gewiß. Aber so wird es immer sein. Die verwundbarsten Theile der Rede, welche die Minister dem Könige in den Mund gelegt haben, sind die, welche sich auf unsere Finanzen, die Eisenbahnen und die Handels- Verhältnisse beziehen. Man verspricht, in dem Budget ein mit Recht gewünschtes Gleichgewicht zwischen den Einnahmen und Aus⸗ gaben herzustellen. Bei den seit langer Zeit vorherrschenden Ge⸗ wohnheiten scheint uns das nicht ganz leicht. So ist z. B. das Bud— get für 1845 mit einem Desizit votirt worden. Dessenungeachtet haben die Minister im Laufe des Jahres für etwa 49 Millionen Francs Supplementar- und außerordentliche Kredite eröffnet. Diese Summe kommt folglich zu dem von den Kammern vorherge⸗ sehenen Defizit hinzu. Wenn so etwas nur in diesem Jahre vorgekommen wäre, so könnte man sagen, es werde sich im nächsten Jahre nicht wiederholen. Aber seit der Juli-Revolu⸗ tion hat man stets dasselbe System befolgt und mit Ausnahme dreier Finanz-Jahre haben die Ausgaben unveränderlich die gewöhn⸗ lichen Einnahmen überstiegen. Die Schatzscheine, die Anleihen und der Verkauf der Staats-Waldungen haben das Defizit erhöht. Was die Eisenbahnen betrifft, so wird die Zukunft dieses Communications⸗ Mittels noch lange unentschieden bleiben, wenn die den Kammern vorzulegenden Maßregeln nicht besser kombinirt sind, als die, welche in der letzten Session angenommen wurden. Endlich sind die durch kommerzielle Unterhandlungen erlangten Vortheile nicht sehr bedeutend. Es hat sich überall ein Widerstand kund gegeben, der nicht leicht zu beseitigen sein dürfte. Dies ist übrigens nicht der Fehler des Kabi⸗ nets; es giebt in der staatswirthschaftlichen Wrlt eine Reaction zu Gunsten der Schutzzölle, die nicht von der Art ist, daß sie den Ver⸗ kehr begünstigt. Diese Reaction zeigt sich in der neuen Welt eben so gut, wie in der alten. Herr Guizot vermag hierin nichts und die Opposition würde nichts hierin thun. Und selbst für unsere Fi⸗ nanzen und unsere Eisenbahnen würde die Opposition nicht geschickter sein, als das gegenwärtige Kabinet. Herr Thiers hat dies bewiesen, als er an der Spitze der Verwaltung des Landes stand.

Die Kammer wird Herrn Dupin den Vorzug geben. Nur 80 konservative Deputirte haben gestern der Versammlung bei Herrn Fulchiron beigewohnt. Man ist dort stillschweigend übereingekommen, für Herrn Sauzet zu stimmen. Es scheint, daß die Linke auch ihren Kandidaten haben will; die Mitglieder derselben versammeln sich heute, und man bezeichnet bereits Herrn Billault als das Opser die⸗ ser parlamentarischen Manifestation.

ieder lgnd e

Aus dem Haag, 26. Dez. Mit Ausnahme der Op⸗ position quand mèême sprechen alle Organe der holländischen Presse fortwährend das tiefe Bedauern aus, welches der Tod des Königs Wilhelm Friedrich, Grafen von Nassau, überall erregt. Wenn das Grab sich schließt über einen großen Mann, so sollten alle gehässige Leidenschaften schweigen, alle Meinungen sich in demselben Bedauern vereinigen. Allein die Zahl derer, bei welchen der Adel und die Großherzigkeit der Gesinnung den Sieg über die Meinungen und menschlichen Leidenschaften davontragen, ist noch klein! Für Wilhelm von Nassau beginnt nunmehr die Geschichte; er nimmt eine schöne Stelle darin ein und die Nachwelt wird einen großen Mann mehr zählen, wenn sie ihn erst ihrem unparteiischen Urtheile unterworfen haben wird.

Man versichert mit Bestimmtheit, daß Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich der Niederlande durch den verstorbenen Grafen von Nassaun zum Testaments Vollstrecker ernannt worden sei.

Die drei Kapitel des Budgets, welche in der letzten Session verworfen wurden, sind mit einer starken Majorität und unter Ande⸗ rem das der Finanzen mit 49 Stinimen gegen 1 angenommen worden.

Die offizielle Zeitung enthält das Programm der Feierlichkeiten für die Beisetzung der geri hen Reste Wilhelm's J., die in Delft mit großem Pompe vollzogen werden wird. ö.

gandels- und Börsen - Nachrichten.

Berlin, 2. Jan. Die höheren Course von Wien (d. 29. Dez.) wirlten besonders günstig auf Nordbahn -Actien, welche am Schlusse der Börse bis 1327 h p. uli. gefragt blieben. Es sollen bereits neue höhere Course eingetroffen sein. Von Quittungsbogen waren besonders Ham= burger sehr begehrt; in den übrigen Actien wenig Geschäst ohne bedeutende Cours - Veränderungen.

Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 30. Dezember 1843. Zu Lande: Weizen 2 Rthlr. 4 Sgr. 10 Pf., auch 1 Rthlr. 28 Sgr. 19 Pf. Roggen 1 Nihlr. 142 Sgr., auch 1 Rihlr. 3 Sgr. 7 Pf.; große Gerste 286. . 10 Pf., auch 27 Sgr. 7 Pf.; kleine Gerste 1 Rthlr., auch 26 Sgr. G Psr3 Hafer 22 Sgr. 19 Pf, auch 29 Sgr. 5 Pf.; Erblen 4 Nihlr.

14 Sgr. 5 Pf, auch 1 Rthlr. 6 Sgr. 3 Pf.; Linsen 1 Rihlr. 27 Sgr. 7 Pf.

Zu Wasser: Weizen (weißer) 2 Rihlr. 19 Sgr. 10 Pf, auch 2 Nihlt. 7 Sgr. 2 Pf. und 2 Nihlr. 1 Sgr. 2 Pf.; Roggen 1 Rihlt. 13 Sgr. 2 Pf, auch 1 Rihlr. 10 Sgr. 10 Pf.; große Gerste 1 Rthlr. 2 Sgr. 357 kleine Gerste 1 Rihlr. 1 Sgr. 2 Pf.

Sonnabend, den 30. Dezember 1813.

Das Schock Stroh 7 Rihlr. 15 Sgr., auch 6 Rihlr. 15 Sgr. Der Centner Heu 1 Rihlr. 5 Sgr., auch 22 Sgr. 6 Pf.

, Frankfurt a. M., 30. Dez. Die Börse zeigte in dieser Woche ziemlich große Lebhaftigkeit in dem Umsaße und eine steigende Tendenz in den meisten Fonds. Die von allen auswärtigen Börsen aufmunternd lau— tenden Berichte, die sriedlichen Zustände und die wieder an unserem Platze eingetretene Geld- Abondanz ließen die gestrige Abrechnung für Dezember leicht vorüber gehen. So wie gestern zeigte sich aber auch an der heutigen Börse lebhafter Nachfrage in fast allen Fonds zu höheren Preisen. Die französische Thronrede machte in ihrer bestimmten friedlichen Sprache auf die Börsenwelt 4 einen günstigen Eindruck und um so mehr, da zugleich von Paris höhere Renten eintrafen. Daß aber das Geld hier wieder sehr abondant ist, geht aus dem steigenden Course der Taunus-Eisenbahn-Actien hervor, zu welchem die in diesem Monate so schwache Freguenz der Bahn feine Veranlassung giebt. Zu bedauern und dem Handelsstand von em- pfindlichem Nachtheise ist es, daß die Differenz zwischen der Post und der Eisenbahn, wodurch auf hiesigem Gebiet zwischen beiden Administrationen alle Geschäfts Berührung 14 ist, immer noch fortdauert und ihre Lösung nicht sinden kann. Die Post unterhält ihre Erpedition für die Ei— senbahn in dem nahen nassauischen Städtchen Höchst und zwischen diesem und unserer Stadt eine Wagen-Verbindung, wodurch bei jedem Zuge eine Verzögerung von 3 Stunden eintritt.

Paris, 28. Dez. Das Steigen der Fonds dauerte an der heutigen Börse fort, nicht sowohl in Folge der Thron-NRede, deren Wirkung schon gestern und selbst vorgestern vorweggenommen war, sondern wegen der Liquidations-Bedürfuisse, die sehr bedeutend sein sollen. Die 3 proc. Rente stieg von 81. 70 auf 82. 5 u. 10, die proc. von 123. 50 auf 123. 90 u. 95. In fremden Fonds wurde weniger gemacht, ungeachtet des freilich nur unbedeutenden Steigens der spanischen Fonds an der londoner Börse nach der Bezahlung des Coupons der 3 proc. Die altive Schuld ging so— gar auf 287 zurück.

1 . Den 2. Januar 1844.

2 *

Pr. Cour. Brief. Geld. Gem.

Pr. Cour. Brĩies⸗ Geli.

Fonds.

; . 8 Actien. *

Erl. Pots. Risenb. 5 161 do. do. prior. oú. 4

St. Schuld-Sch. 3 Mgd. Lpz. Eisenb. ]

Pr. Rugl. Obl. 30. 4 Prim Sch. d. Seeli. = Kur- u. Neumũärk. Schuldvers chr. Rerl. Stadt- Obl. Dauz. do. iu Th. Westpe. Ppfandhr.:

Grossh. Pos. do.

1035 ö S935 o. do. Prior. ObI. 4 / Erl. Anh. isenb. - do. do. Prior. oul. 4 Dũss. Elli. kiseub. 5 do. a. Prior. Oul. 4 Rhein. Eisenb,. 5 do. d0. Prior. Obl. 4 rl. Frankf. Risb. 5 do. do. Prior. Ob]. 4 Ob. Schles. Eis. 4 do. Li. B. v.. einge. B.- St. E. Lt. A u. E Magdeb.“- 1Ilallier-

stüdter Eisenb. 4

1605

8 ——

100

do. do. Ostpr. Pfandlor. Pomm. d. Kur- u. Neum. do.“ Schlesische do.

103 101 1013

=

Gold al mareog.

Friedrichsdror. And. Gldui. à 5 Ih Niseconto.

Bresl- Sehweidn.-

Hreihis. Risenl. 1 115 P

*) Nebenstehende Course siimmtlicher Eisenbahn-Actien siud noch mit den

Dividenden-Scheinen von 18413.

Pr. Cour. Thlr. zu 30 Sgr Rriet. Geld.

e c AR 8Sel— Con ry 8.

e 250 I. Kur do. 250 I. 2 Mt. IIamburg........... 300 Mr. Kuræ 1 ö,, 300 M. M. . London 166 Mt. 6 245 ö 300 Fr. Mi. ö, , 150 I. M. 104 150 *I. Me. 102 100 TuIr. Mt. 100 Thlr. MM ͤ 99 100 *I. Mt. 100 skhbl. Woch. 1073 Auswärtige Börsen. Amsterdam, 29. Dez. Niederl. wirkl. Sch. 54155. 59h Span. 201. 355 do. 31. Pr. Sch. —. Fol. . Oesterr. 1093. 95 Russ. IlIope 903. Antwerpen, 28. Dez. Zinsl. Neue Anl. 21. Frankfurt a. NM. 5 30. Dez. 59h Met. 1123 ö.. Rank - Actien 2025 p. ult. 2028. Bayr. Bank,=- Actien 679 6. IIope 89. Stiegl. 89. Int. h 1. rolu. 300 FI. 94 G. do. 500 FI. 963. do. 200 FI. 31. 6. London, 26. Dez. Cous. 39h 965. Hel. 103. Neue Anl. 20. Pas- ive 4. Ausg. Sch 115. 2795 IIoll. 553. 5596 do. 993. Neue Fort. 44. REußkl. Russ. 115. Rras. 737. Chili 99. Columb. —. Mex. 3145. Peru 22. Paris, 28. Dez. 59h Reute sin Cour. 123. 30. hh Rente fin eour. 82. 5. Höh Neapl. au eompt. 107. hh6 Spau,. Rente 28. Pass. —. Wien, 29. Dez. (Privat- Mittheilung.) VNordh. 124. Mail. Gloggn. 1083.

Augsburg

Breslau ö Leipziz in Courant im 14 TDI. Fuss.. * Frankfurt a. M. Wg. ... ...... .. Petersburg

DNR CN NN N

bo 40. 994.

Pass. —. Ausg. . Tinsl. —. PrHuss.

1007.

Mittwoch, 3. Jan. 5 Abth., von Göthe.

Käönigsstädtisches Theater.

Mittwoch, 3. Jan. Italienische Opern-Vorstellung.) Zum ersten⸗ male in dieser Saison: Lucrezia Borgiʒa. Opera in 3 Ali. Musica del Maestro Doniveiti. (Sgra. Elisa Bendini, vom großen Theater zu Triest: Mafsio Orsini, als Debüt.)

Oeffentliche Aufführungen.

Mittwoch, 3. Januar, Abends 7 Uhr, im Saale der Sing⸗ Akademie: Großes Vokal- und Instrumental-Konzert, gegeben von Sigmund Goldschmidt, Pianisten aus Prag, welcher darin K. M. von Weber's Es-dur-Konzert, Etüden von . eigenen Com⸗ position und eine Caprice von Thalberg vortragen wird. Außerdem kommen in diesem Konzert eine Ouvertüre von S. Goldschmidt, „Frühlingsgruß“, die Ouvertüre zur Oper „Undine“ von F. T. A. Hoffmann, Verfasser der Phantasiestücke in Callot's Manier (welche eit 1817 hier nicht aufgeführt worden und über deren wiederaufge⸗— . Partitur der Komponist H. Truhn in Th. Mundt's „Frei⸗ hafen“, Jahrgang 1839, Heft 3, einen interessanten Bericht geliefert), durch die Königliche Kapelle unter Leitung des Königlichen Konzert⸗ meisters L. Ganz zur Ausführung; auch werden Frau von Faßmann, Dlle. Tuczek und Dlle. Adolphine Neumann in dem Konzert mit⸗ wirken und eine Arie aus „Figaro“ von Mozart, das Lied „Prinzeß Ilse“ von Haine und Truhn, und ein allemannisches Gedicht von Hebel vortragen. Billets à 1 Rthlr. sind in der Schlesingerschen Musikhandlung, beim Hauswart der Sing⸗-Akademie und Abends an

der Kasse zu haben. Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober- Hofbuchdruckerei. Beilage

Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.

Candtags - Angelegenheiten. Provinz Westphalen.

n PT O Memoria,

betreffend. die Petition der westphälischen Landstände um Unterstützung einer orthopädischen Anstalt, welche der Nedizinal⸗ Assessor Riefenstal in Münster zu errichten beabsichtigt.

Die Angabe, daß in der Provinz Westphalen eine unverhältnißmãaßig große Zahl von Verfümmungen des menschlichen Körpers vorkommen, die ser Provinz daher mehr, als irgend einem Theile Deutschlands, die Errich— tung einer orthopädischen Heil-Anstalt Noth ithue, möchte wohl, um jedem dagegen Raum zu gebenden Zweifel zu begegnen, zuvörderst einer näheren Begründung durch einen darüber beizubringenden genauen statistischen Nach- weis bedürfen.

Die vollständige Heilung vorkommender Verlrümmungen des menschli— chen Körpers erheischt eine mit aller Umsicht längere Zeit, oft Jahre hin— durch forigesetzte orthopädische Behandlung, mithin, wenn letztere in einem besonders zu diesem Zwecke eingerichteten Instituie stattfinden soll, einen längeren, ost mehrjährigen Aufenthalt in demselben, die hiermit nothwendig verbundenen, nicht zu geringe anzuschlagenden Kosten übersteigen die Mittel der bei dieser Frage vorzugsweise betheiligten ärmeren Vollsflasse; für diese würde daher von der durch Unterstützung aus Staatsfonds beförderten Be— gründung einer orthopädischen Anstalt in der , . kein besonderer Ge— winn zu erwarten stehen, die Bewilligung jährlicher Zuschüsse würde die nothwendige e r ,. zur Erreichung des beabsichtigten gemeinnützigen Zweckes sein. Den übrigen Provinzen des Staats dürfte ein Ansprüch auf die ihnen zu gewährende gleiche Beihülfe nicht wohl zu versagen sein; es würde hierdurch mithin der Staat, insofern die Hülfe aus Centralfonds geleistet und nicht durch freiwillige Beiträge oder durch Bewilligungen der betreffenden Provinz gewährt werden soll, zu nicht unbedeutenden Opfern genöthigt werden, deren Bewilligung um so mehr in Frage zu stellen ist, als diesenigen Fälle, welche einzig und allein in einer allerdings beklagens— werthen, indeß mit keinem anderweitigen Nachtheil für die Perfon verknüpf hen Verunstaltung des Körpers bestehen, den hierdurch bedingten Kosten— Aufwand nicht genügend rechtfertigen dürften, für diejenigen Verkrümmun- gen aber, durch welche der freie Gebrauch der Gliedmaßen gestört und die Erwerbs-Fähigleit der dabei betheiligten Personen mehr oder weniger becin trächtigt wird, in der seit einigen Jahren zu überraschenden Entwickelung gelangten, an jedem Orte ausführbaren und von den Aerzten immer allge⸗ meiner geübten Kunst der Sehnen Durchschneidung ein dem Zwecke auf er⸗ wünschte Weise entsprechendes Heilmittel dargeboten wird.

Berlin, den 27. Dezember 1843. .

(gez) Eichhorn.

Den? schri ft den Antrag des westphälischen Provinzial- Landtags auf Verbesserung der Lage der Spinner und Weber betreffend.

Die Leinen-Spinnerei und Weberei eines der ältesten und bedeu— tendsten Gewerbe Deutschlands besindet sich seit längerer Zeit unverkenn— 9 in einem gedrückten Zustand. Die Ursachen dieser Erscheinung liegen nicht fern.

Zunächst mußten die unermeßlichen Fortschritte, welche die Fabrication der Baumwollen- Gewebe seit dem Anfange dieses Jahrhunderts gemacht hat und die dadurch herbeigeführte Preis-Verminderung derselben, auf den Gebrauch der Leinewand, deren feinere Sorten dadurch zu einem Luxus— Artilel geworden sind, sehr beschränkend einwirken. Dazu kam das sich immer mehr ausbreitende Prohibitiv System der meisten auswärtigen Staa— ten, welche die deutsche Leinewand mit hohen Zöllen belasteten und dadurch deren Einfuhr erschwerten, oder gar auf offenem Wege unmöglich machten; besonders nachtheilig wirkten auch die traurigen Verhältnisse Spaniens ein, indem gerade dieses Land mit seinen Kolonieen seit Jahrhunderten ein Haupt— Abnehmer für unsere deutsche Leinewand gewesen, jetzt aber dafür größten theils verloren ist. . s ;

Als ein höchst wichtiges und bedenkliches Ereigniß muß endlich die Ver— vollkommnung der Flachs-Spinn-Maschinen betrachtet werden. Was für Baumwolle und Wolle längst gelungen war die Verfertigung guter und wohlfeiler Gespinnste durch mechanische Vorrichlungen unzerlag bei dem Flachs viel erheblicheren Schwierigkeiten. Die darauf gerichteten Ver— suche blieben lange ohne erheblichen Erfolg, und ihre Produkte wirkten nur unmerklich auf den Absatz der Leinen-Hand-Gespinnste. Endlich aber ge lang es der Beharrlichkeit der englischen Mechanik diese Schwierigkeiten zu übeslwinden, und es erschien nicht nur auf den deutschen Märkten das eng⸗ lische Maschinen-Gespinnst als ein gefährlicher Konkurrent unseres Hand— Gespinnstes, sondern es wurde auch aus jenem, namentlich in Irland eine Leinwand fabrizirt, welche sich durch ihr äußeres Ansehen und die Wohl- feilheit der Preise einen ausgedehnten Markt verschaffte, wenn sie gleich an innerer Güte der alten deutschen Leinewand bedeutend nachsteh.

Das rechte Mittel, dieser Beeinträchtigung unseres deuischen Leinen— handels entgegen zu wirken, würde darin bestanden haben, auch die einhei mische Fabrication möglichst zu vervollkommnen und sie dem Bedürfniß be— stens anzupassen; wozu freilich auch die Einführung der mechanischen Spin⸗ nereien sür diejenigen Gattungen des Garns gehört, bei welchen sie sich als vorzüglich bewährt hat. Leider begriffen unsere Fabrikanten bie Noth⸗ wendigkeit dieses Weges nicht überall und nicht rechtzeitig; viele beharrten in der gewohnten Weise, die Leinewand so aufzukaufen, wie sie von den Webern eben geliefert war, ohne sich um die Verbesserung ihrer Qualität zu bekümmern, und suchten sich den gewohnten Gewinn, so lange wie mög-⸗ fich, durch Herabdrückung der Einkaufspreise zu erhalten; als dies nicht mehr möglich war, zogen sich Manche ganz aus dem Geschäft zurück und erschwerten somit den Webern den Absatz ihrer Waare noch mehr. Hier und da wurde leider auch zu schlimmeren Mitteln gegrissen, indem man zur Erzielung wohlfeileren Preises mehr oder weniger VBaumwollen Garn in die Leinewand mischte, die Zahl der Kettenfäden verminderte, an Breite und Länge der Stücke abbrach ünd die eigentlich tüchtigen Eigenschaften durch eine glänzende, durch Chlor auf Kosten der Haltbarkeit erzielte Bleiche zu ersetzen sich bemühte. Durch solche Mittel mußte aber der Ruf der . schen Leinewand geschwächt und ihr Absatz beschränkt werden, während die irische , mehr Terrain . -

Dennoch ist der Zustand unserer Leinen-Industrie noch leinesw hoffnungslos, als er häufig dargestellt wird. ö P

Es sind aus dem Zoll-Verein ausgeführt in runden Zahlen:

Leinewand aller Art. Darunter gebleichte n. gefärbte Im Jahr 1836 m t,, 109, 000 Eir. z 8 121,000 60, 000 119,000 152,000 151,000 . 130,000 82,000 42 . 108,009 » 59, 000 *

erg mln eingeführt (mit Ausschluß der nach den diesseitigen Blei⸗ chereien frei eingehenden rohen Leinewand) in runden Zahlen: Leinwand aller Art

2d, 000 Ctr.

14,000

16,000 20 000 24, 000

93, 000

Darunter gebleichte u. gefärbte. 960 Ctr. 1090 5 1050 5 1200 5 1300 5 21,000 1090 5 n 16, 000 10609 * Aus die sen Zahlen ergiebt sich, daß unsere Ausfuhr an Leinwand sich bis in Jahre 1819 ziemlich gehalten hat, dann aber plötzlich bedeutend ge= unken ist, wobei indessen namentlich wegen des Jahres 1812 bemerlt wer—

*

Im Jahr 18536 1837

1 **

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den muß, daß ein Theil des Ausfalles der allgemeinen Ungunst der Han dels Konjunkturen dieses Jahres beizumessen i, welche —— alle deutschen Ausfuhren drückend eingewirkt hat, während das laufende Jahr, wenigstens in Beziehung auf die westphälische Leinewand, nach den vorliegenden Rach=— richten schon wieder ein etwas günstigeres Resultat herauestellen dürfte. England führte im Jahre 1811 fur 3,317,900 Pfd. St., im Jahre 1812 nur für 2,360,000 Pfd. St. an Leincwand aus und lit daher durch die schlechte Konjunltur des letztgenannten Jahres verhältnißmäßig noch mehr als Deutschland. .

Die Einfuhr der Leinewand ist dagegen feststehend geblieben; auch ge⸗ hört sie nicht dem Großhandel an, indem sie sich fast ganz aus einer Menge lleiner, auf der langen Graänze des Zoll-Vereins zerstreuter, durch örtliche Konjunkturen herbeigeführter Positionen bildet. ;

An leinenem Garn wurden ausgeführt:

Darunter vohes, wie es von den Handspinnern in West— phalen gefertigt wird.

26, 000 Etr. 28, 000 * 30, 000 33,000 29, 0090 27,000 26, 000

überhaupt:

Im Jahr 1836 .. ,

31,000 Ctr. A1, 000 * 33,000 * ö 36,000 * WJ » 18481 ...... 29 000 2 1842 27,000 Dagegen wurden an leinenem Garn eingeführt: ; überhaupt: Darunter rohes ungebleichtes: Im Jahr 1836 ...... 55060 Etr. 45,B000 Ctr. 1887 wogen. 35,000 * n 1838. 42,000 * 36, 000 , „1839 n 1,0090 k y 40, 000 J y 38,000 * * » 1842 12,000 * Unter dem eingeführten rohen Gan sind die seit dem Jahre 1838 aus dem Königreich Hannover kraft besonderer Verträge zollfrei eingeführten Quan⸗ titäten begriffen, welche betragen haben: ; p anne, .

1 .

1838 ..

1 5

Ad, 000 Ctr. 779099

21,000 *

19,000 - 17,000 und nur aus Handgespinnst bestehen, dessen die inländische Leinwand Fabri— cation bedarf. Auch aus anderen dentschen Ländern wurden dergleichen rohe Garne eingeführt, so daß an englischem Maschinengespinnst bis zum Schlusse des vorigen Jahres nur noch ziemlich unbedeuténde Quantitäten eingegangen sein können.

Aeberhaupt zeigen die vorstehenden Zahlen, daß die Garn-Aus- und Einfuhren bis dahin leinen so erheblichen Schwankungen unterlegen haben, um daraus die Noth der Handspinner erklären zu können, und muß diese vielmehr zum größten Theil der durch die wohlfeilen baumwollenen Waa— ren verminderten inländischen Consumtion an Leinwand und der nicht un— bedeutenden Vermehrung der inländischen mechanischen Spinnereien zuge= schrieben werden. . . j

Iragt man nun nach den Mitteln, wie der deutschen Leinen-Industrie außzuhelfen sei, so zeigt sich zunächst, daß eine Erhöhung des Einfuͤhrzolles auf Leinwand kein geeignetes Mittel sein kann. Der auswärtige Mart könnte dadurch nur verringert werden, und die Konkurrenz der fremden Waare im Inlande ist noch so unbedeutend, daß wir für solche eines er— höhten Schutzes nicht bedürfen. Auch dürfen wir der einheimischen Indu— strie wohl vertrauen, daß sie im Besitz aller dazu geeignelen Mittel und geschützt durch den nicht unbedeutenden Zoll von 11 Rihlr. pro Cent ner diese Konkurrenz ferner siegreich bestehen wird. Wäre dies nicht der Fall, dann freilich würde der ausländische Absatz für immer ver— loren sein, und soweit ist es, wie vorstehende Zahlen beweisen, doch glück⸗ licher Weise noch lange nicht gekommen. ;

Das fiemde Maschinengespinnst würde dagegen allerdings durch einen

höheren Zoll von den vereinsländischen Märkten entfernt werden können; aber eine solche Maßregel käme nur den inländischen Spinnereien, nicht den Handspinnern zu Gute, und sie würde auf den auswärtigen Absatz der dein wand, indem sie das dazu nöthige Material vertheuerte, mehr oder weniger nachtheilig wirten, besonders aber auch die Fabrication gemischter fagonnirter leinener Wgaren, die in manchen Gegenden des Zoll Vereins blüht, drücken. Eine solche Zoll-Veränderung fönnte überdies nach den Jollvereins Verträgen nicht fuglich vor dem 1. Januar 1815 eintreten, und werden, wenn jene Zeit herannaht, alle Verhältnisse auf das sorgfältigste geprüft werden, um, in Uebereinstimmung mit den Vereins Regierungen diejenigen Beschlüsse zu fassen, welche für die Gesammtheit am vortheilhaf⸗ testen erscheinen. . Was im Wege der Unterhandlungen mit auswärtigen Staaten für die Erhaltung und Ausbreitung des deutschen Leinenhandels geschehen kann wird, darauf dürfen die Betheiligten vertrauen, nicht versäumt, das Gou⸗ vernement darf aber, bei seiner Verpflichtung für alle Zweige des Natio— nal-Einkommens auf gleiche Weise zu sorgen, keine Mittel wählen welche anderweitigen überwiegenden Nachtheil herbeiführen lönnten, und laf⸗ sen sich daher die hierauf bezüglichen Maßregeln nicht aus dem Stand- punlte Einer Provinz des großen Zollvereins, oder Einer Branche der weit verbrüderten Industrie desselben mit Sicherheit beurtheilen.

Dagegen werden unsere Fabrikanten nichts versäumen, was zu dem allerseits eistrebten Ziele führen kann, und dürfen sie dabei auf die Unter— stitzung des Staates zählen.

Es ist dahin zu rechnen:

1) Verbesserung des Flachsbaues und seiner Vorpbereitung zum Gespinnst. Zwar nimmt Westphalen in dieser Beziehung schon eine ziemlich hohe Stufe ein; es steht aber doch Belgien noch merklich nach und wird bemüht sein müssen, sich auch in dieser Beziehung noch zu vervollkommnen. Andere Provinzen der Monarchie bedürfen dieser Vervollkorimnung in noch höherem Grade, und werden von Seiten des Landes-Oeköno— mie-Kollegiums dieserhalb besondere Maßregeln vorbereitet. Verbesserung des Handgespinnstes, besonders derjenigen Sorten, welche durch die Spinnmaschinen nicht in gleicher Güte geliefert werden können, und deren Verfertigung daher bis dahin noch einen ziemlichen Verdienst gegeben haben. Die in Westphalen errichteten Spinnschulen haben in dieser Beziehung bereits vortheilhaft eingewirkt: das Gou— vernement wird die Kosten derselben auch ferner und so lange gern gewähren, als sich das Interesse dafür erhält. ; Verbesserung der mechanischen Spinnereien für diejenigen Sorten des Gespinnstes, welche erfahrungsmäßig nicht in gleicher Güte oder zu gleichem Preise mit der Hand verfertigt werden können. Schlesien ist in dieser Beziehung mit einem guten Beispiel vorangegangen und wird bald im Stande sein, einen großen Theil der Vereinslande mit dem nöthigen Garne dieser Art zu versorgen.

Sorgfältige, besonders ehrliche Weberei, mit Vermeidung jeder Einmischung von Baumwolle, der Verminderung der Fädenzahl in der Kette, der Verarbeitung schlechteren Einschlages in der Mitte des Stückes als auf dem Umschlag u. s. w.; kurz, Lieferung gleichmäßiger, tüchtiger Waare nach richtigem Maß. Untadelhafte Bleiche. Wo die Natur günstig ist, wird eine sorgfäl⸗ tige Grasbleiche den Vorzug behalten; wo dazu die Gelegenheit sehlt, oder die Handels-Konsunkturen die Anwendung der chemischen Bleiche erfordern, da muß solche nur von sachverständigen Bleichern und mit großer Sorgfalt angewendet werden, weil gerade die bei der Bleiche begangenen Versehen den Ruf der deutschen Leinewand am meisten geschadet und ihren Absatz beschränkt haben. Berlin, den 27. Dezember 1613.

von Bodelschwingh.

Mittwoch den l! Januar.

Inland.

Erfurt, 30. Dez. Die hiesige Königl. Regierung erläßt in dem heutigen Amtsblatte folgende Bekanntmachung:

„Die Gesuche der Gemeinden und Patrone um Königl. Gnaden -Unter= stüͤtzung zu den ihnen obliegenden Kirchen-, Pfarr- und Schulbauten haben ich, besonders in Folge stattgehabter Feuersbrünste, in neuester Zeit derge⸗ stalt gehäuft, daß es durcheus unmöglich ist, dieseiben zu erfüllen und nur der kleinste Theil auf eine mäßige Berücksichtigung hossen darf. Dieser Umstand veranlaßt uns, die Gemeinden und Patrone unseres Veiwaltungs⸗ Bezirks wiederholt auf die Nothwendigkeit und Zweckmäßigkeit der Ver⸗ sicherungsnahme der ihrer Obhut anvertrauten geistlichen und Schul⸗ gebäude gegen Feuersgefahr aufmerlsam zu machen, und denselben die Versicherung der in Nede stehenden Baulichkeiten bei einer öffentlichen Brand -Versicherungs Anstalt, da wo es noch nicht geschehen ist, um so dringender zu empfehlen, als eine solche Maßregel, abgesehen davon, daß sie schon in den Pflichten eines jeden guten Hausvaters liegt, offenbar zur eigenen Beruhigung und bei einem Unglücksfalle zur großru Erleichterung der Bauverpflichteten gereicht. Bei einer solchen Versicherung wird jedoch stets auf die Verschiedenheit der Verhältnisse in der Bauweise, die Lage und Beschaffenheit der Gebäude und auf die den einzelnen Instituten zu Jebote stehenden Mittel und Hülfsquellen verständige Rücksicht zu nehmen ein, und bleibt es daher auch der Vereinigung des Kirchen-Vorstandes mit dem Patrone lediglich überlassen, nach vorstehenden Andeutungen die Höhe der Versicherungssumme abzumessen. Auf Gnaden-Unterstützung, wie wir hierdurch warnend eröffnen, haben sich aber am allerwenigsten diejenigen Gemeinden und Patrone Rechnung zu machen, die es, aus kleinlicher Sparsamleit oder aus Leichtsinn unterlassen haben, die ihrer Fürsorge anempfohlenen kirchli- chen und Schulgebäude gegen Feuer zu veisichern. Das Königl. hohe Mi⸗ nisterium des Kultus wird hierauf bei Anträgen dieser Art stets besonderes Zewicht legen, so wie auch künftig bei der Bewilligung einer Bau-Unter— stützung aus Gnade die Versicherung des Gebäudes gegen Feuersgefahr begehrt, und im Weigerungsfalle bis zur Beseitigung der Differenz der Auszahlung des Unterstützungs Betrages Anstand gegeben werden wird.“ Dem heutigen Amtsblatte ist das durch Allerhöchste Kabinets⸗ Ordre vom 13. November d. J. genehmigte Regulativ für den Be⸗ trieb und die Beaufsichtigung der Stein und Braunkohlengruben in den ehemals zum Königreich Sachsen gehörigen Landestheilen der Provinz Sachsen, mit Ausschluß der Grafschaften Mansfeld und Barby, des Amts Gommern und der standesherrlichen Gebiete der Grafen zu Stolberg Stolberg und zu Stolberg- Roßla beigegeben, welches durch den Finanz-Minister mit dem Zufatz bekannt gemacht wird, daß das Königliche Ober -Berg-Amt zu Halle a. d. S. mit dessen Ausführung beauftragt ist. j

Ausland. Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. München, 27. (A. Z.) Freiherr von Schmitz Grollenburg, der in den jüngsten Tagen sein Abberufungs⸗ Schreiben übergeben, hat von Sr. Majestät dem König eine kostbare Dose mit Solikairen erhalten, die ihm der Minister des Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten, Freiherr von Gise, behändigte

Der an die Stelle des Lord Erskine an den hiesigen Hof er⸗ nannte Königl. großbritanische Gesandte John Ralph Milbanke Es ist bereits hier angekommen. J

Grossbritanien und Irland.

London, 27. Die französische Mission nach China welche außer einem zahlreichen Gesandtschafts⸗Personal aus einer ansehnlichen Esquadre von Kriegsschiffen besteht, ist wohl geeignet, die Aufmerksamkeit der hiesigen Journale zu erregen, und es ist nicht gut denkbar, daß die Ausrüstung einer solchen Flotte zu dieser Expeditlon hier anders als mit scheelen Blicken betrachtet werden kann. Der Spegtator versucht in einem Artikel über französische auswärtige Politit die wahren Ursachen und Zwecke derselben zu zeigen, indem er die von den französischen Journalen insinuirte Motivirung der Nothwendigkeit einer solchen Mission nicht gelten läßt. „Die Organe der frauzösischen Regierung“, schreibt der Spectatsr, „erklären daß diese Mission unerläßlich sei, weil Frankreich keinen Verkehr mit Chin gegenwärtig habe, und weil die Länder des fernen Ostens, in denen neue Kanäle dem französischen Handel geöffnet werden könnten noch in Frankreich gänzlich unbekannt seien, und man durch Studien an Ort und Stelle sich von ihrer Beschaffenheit überzeugen müsse. In unserem Lande würde die Ankündigung einer Misslon mit solcher Phraseologie schlecht aufgenommen werden, und das mit Recht, aber in Frankreich ist es anders. Die französische Re ierung ist schon seit langer Zeit immer bestrebt gewesen, die Aufmerksamkeit ihrer Unter⸗ thanen auf Unternehmungen in der Ferne zu richten. Der Beweg⸗ grund dazu ist nicht so sehr die ùeberzeugung von der Wichtigkeit eines aus⸗ gedehnten Handels, von welchem wenige französische Staatsmänner mehr wissen, als was in Büchern steht, als vielmehr die Ueberzeugung von der Zweckmäßigkeit der Colonisations Entwürfe, welche Talleyrand in seinen Memoiren hinterlassen hat. Colonisation und andere Unter nehmungen in fernen Ländern werden von den Staatslenkern Frank⸗ reichs als Mittel angewandt, eine nützliche oder wenigstens harmlose Beschäftigung den uneuhigen Geistern in der Heimat zu geben. Der National- Charalter veranlaßt in Frankreich nicht wie in England die Menschen zu solchen Unternehmungen aus eigenem Antriebe und deshalb sucht die sranzösische Regierung durch künstliche Reizmittel den Unternehmungsgeist des Volks in diese Kanäle zu lenken. Der eigenthümliche Charakter der Franzosen aber, welche auf diese Weise ver⸗ anlaßt werden, ihre Heimat zu verlassen, muß für England Ungele⸗ genheiten erzeugen. Wir fürchten in ihnen keine Handels-Rivalen nach Art nord-amerikanischer oder holländischer Konkurrenten sondern Glücksritter und politische Abenteurer. Französische Handels Unter⸗ nehmungen gedeihen wohl zu Hause, auf dem Kontinent Europa's und in den Gewässern des mittelländischen Meeres; sie haben dagegen einen immer schlechteren Fortgang, je weiter sie sich 2 helle rande entfernen. Wenn aber die Kaufleute Frankreichs in fernen Gegenden lässig und wenig betriebsam sich zeigten, so sind seine Diplomaten und Genergle desto unternehmender und unermüdlicher gewesen. Die Geschichte Nord-Amerika's und Hindostans während der ganzen Zeit daß Frankreich dort Niederlassungen besaß, giebt davon das destẽ Beispiel, und die ö der Marel as. He n und Otaheiti's so wie die solenne Mission nach China, können, wenn nicht eitig Vorkehrungen getroffen werden, die Vorboten einer Erneuerung französischer und englischer Streitigkeiten um die Oberhoheit in Kanada und Bengalen sein, nur mit dem Unterschiede daß sie jetzt ein größeres Feld und größere Mittel, gegenseitig cha⸗ den zuzüfüigen, finden werden. Es ist deshalb die Pfücht der briti= schen Regierung, die gegenwärtigen Handlungen des französischen Ka⸗ binets nicht im Geiste engherzigen Verdachts, aber mit weiser und doch edler Vorsicht zu überwachen; die französischen Dampf⸗ Flotten, welche in allen Richtungen, den Ocean durchkreuzen, im Auge zu hal= ten; die Versuche, Brasilien zu überreden, daß an Frankreich das ganze brasilignische Guiana abgetreten werbe, zu hindern; die Be⸗=

Dez.

Dez.

setzung der Inseln im stillen Otean, die Gründung neuer? befestigter Faktoreien an der be üste Afrika's, die 4. dae eh gef .