1844 / 4 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Präsidenten⸗Wahl noch viel schwächer gezeigt, als man sie in der Regel glaubte. 1 Stimmen waren es, aus denen sie bestand, als sie beim ersten Sfrutin alle ihre Kräfte, die noch dazu aus sehr heteroge; nen Elementen bestehen, auf die Kandidatur des Herrn Odilon-Barrot vereinigte, und als es zum zweiten Skrutin kam, blieben von diesen nur noch 51 Herrn Odilon⸗-Barrot treu, da die Gemãäßigteren für Herrn Dupin sich erklärten und mit dem linken Centrum stimmten, während von diesem selbst noch einige Stimmen mehr zu Herrn Sauzet übergingen. Die konservativen Stimmen. blieben, während die der Gegner hin und her schwankten, unerschütterlich; man darf daraus schließen, daß das Ministerium unter solchen Umständen eben keine große Furcht vor der Opposition haben wird. .

Nachdem die Dinge zum Nachtheile des Herrn Duin ausge= schlagen sind, ist dessen Stellung eben auch nicht beneidenswerth, heute schon macht sich der National über ihn lustig, nachdem er bisher, wenn Herr Dupin offen als Kandidat der Opposition aufzu⸗ treten eingewilligt hätte, nicht undeutlich zu verstehen gegeben hatte, daß er denselben unterstützen würde. Und andererseits kann sich ein ministerielles Blatt, der Globe, auch nicht enthalten, einige beißende Anspielungen auf Herrn Dupin zu machen, den der Globe allerdings als einen Mann von erprobter Ergebenheit für die constitutionelle Monarchie wie für die herrschende Dynastie zwar bereitwillig aner⸗ fennt, dem er aber eine gewisse Vorliebe für das Paradoxe vorwirft, wobei derselbe sich wenig darum kümmere, ob seine politischen Freunde darunter leiden oder dabei gewinnen. Herr Dupin mache Opposition, meint dieses Blatt, wenn ihn gerade die Lust dazu anwandle, habe solche ganz zu ungelegener Zeit aus Anlaß des Durch—⸗ suchungs⸗Rechtes gemacht, habe sich ohne gegründetes Motiv an den alten Kriegswagen des Constitutionnel, als dieser gegen die Jesuiten loszog es ist hierbei zu bemerken, daß der Globe das einzige ministerielle Blatt ist, welches im Widerstreite zu dem Jour⸗ nal des Débats und der Presse des Herrn Emile Girardin die Jesuiten in Schutz nimmt spannen lassen, werde von der öffent⸗ lichen Stimmung nur unter gewissen Vorbehalten angenommen; er sei zwar als dem König, der Freiheit und der Ordnung ergeben be⸗ kannt, aber auch als fantastisch, launenhaft, geneigt, Epigramme zu machen und vieles einem Witzworte zu opfern, er sei also unzuver⸗ lässig, und habe außerdem in den letzten Tagen auch als Kandidat der Spposition figurirt, ohne es gerade zu widersprechen, deshalb habe man seine Kandidatur, die unter allen anderen Umständen will— kommen gewesen wäre, nicht unterstützen können.

Aus Bordeaux ist heute die Nachricht eingetroffen, daß der dor⸗ tige spanische Konsul, Herr Durou, der seit einer Reihe von Jahren diesen Posten daselbst bekleidet und die allgemeinste Achtung sich ge⸗ wonnen hatte, ganz unerwartet von der madrider Regierung seines Postens entsetzt worden ist. Ein Herr Cañete, der einen Konsular⸗ posten in Portugal bisher eingenommen hatte, wird als Konsul an feiner Stelle nach Bordeaux kommen, wo der Abgang des Herrn Durou allgemeines Bedauern erregt hat.

7 Paris, 290. Dez. Der Sieg gehört Herrn Sauzet. Herr Dupin war zu geschickt und seine Patrone waren es zu wenig. Die BVersammlung der Konservativen, hat dies Nesultat herbeigeführt. Als nach dieser von Herru Fulchiron veranlaßten Versammlung das Ministerium sah, daß die Majorität der Centra sich für Herrn Sau⸗ zet aussprach, so verzichtete es plötzllch auf seine bis dahin beobachtete Reutralltät und sprach sich für den Kandidaten aus, der die meisten Chancen für sich hatte. Herr Dupin ist sehr üblen Humors und man sagt, daß die Ernennung des Herrn Sauzet don einigen hochstehenden Personen sehr ungern gesehen wird. Die Bildung der Bureaus und bie Ernennung der Präsidenten, Vice⸗Präsidenten und Secretaire sind zu Gunsten des Ministeriums ausgefallen. Es hat in sechs Bureaus die Majorität. Die Kammer wird sich nun zuerst mit der Entwerfung der Adresse und der Prüfung des Budgets für 1815 beschäftigen. In diesem Budget stehen die Ausgaben mit den Ein⸗ nahmen im Gleichgewicht, und man sagt sogar, daß die letzteren einen geringen Ueberschuß über die ersteren darbieten; aber das giebt noch feine überzeugende Sicherheit, und wenn es erst zur Anwendung kommt, so dürfte bei dem ersten Schritte diese ganze Combination durch die unvermeidlichen Supplementar⸗Kredite umgestoßen werden.

Die Ration und die Quotidienne sind in Beschlag genom— men worden. In der deshalb erlassenen Ordonnanz sind, die inkrimi⸗ nirten Stellen nicht angegeben. Beide Blätter waren übrigens gestern weder mehr noch weniger feindlich als gewöhnlich. Die Quoti⸗ die nne greift die Thron⸗-Rede ziemlich heftig an und dies hat wahr⸗ scheinlich die Beschlagnahme veranlaßt. Die Regierung hat in diesem Jahre den Krieg gegen die Presse mit wechselndem Glücke geführt, aber wie gewöhnlich waren die Freisprechungen weit zahlreicher als die Verurtheilungen, und das ö scheint durch die Läuterung der Jury nicht viel gewonnen zu haben. .

* ö Herrn Duchätel und des Seine - Präfekten,

der Einweihung des dem Andenken Moliäre's errichteten Monumentes beizuwohnen, bildet noch immer den Gegenstand der Polemik in den Blättern. Die Einmischung der Geistlichkeit, bei dieser Gelegenheit scheint ziemlich gewiß zu sein, obgleich die ministeriellen Blätter dies leugnen; nur weiß man nicht genau, in welcher Art dies geschehen ist. Die Herren Duchatel und Rambuteau geben als Grund für ihre Weigerung die Beschränktheit des Raumes an, so wie die Unmöglich⸗ keit, in einer so lebhaften und schmalen Straße, wie die Rue Riche⸗ lieu ist, eine solche Ceremonie vornehmen zu können. Dieser Grund ist nicht ernstlich gemeint, denn außerdem, daß die Behörden bereits mehrmals Monumente an Puulten eingeweiht haben, wo auch nicht mehr Platz war, so wäre es leicht gewesen, für die Dauer der Feier lichkeit die Passage in der Rue Röchclien und in den benachbarten Straßen abzusperten. Dies kleine Ereigniß, so unbedeutend es auch erscheint, beschäftigt doch das Publikum und man sucht es mit den Streitigkeiten zwischen der Geistlichkeit und der Universität in Ver⸗ bindung zu bringen.

Grossbritanien und Irland.

London, 27. Dez. Die Times bespricht in einem leitenden Artikel ihres gestrigen Biattes die erfolgreichen Bestrebungen der Re⸗ jerungen Englands und Frankreichs, die gegenseitigen freundschaftlichen eziehungen beider Länder, welche durch die Whig- Politik in Eng⸗ land und das Streben der Opposition in Frankreich eine Zeit, lang estört waren, wiederherzustellen, und erweist das glückliche Einver⸗ r unß der beiden Kabinets an ihrer übereinstimmenden Politik in der spanischen und griechischen Frage. „Man hat oft“, schreibt die Times, „als den größten Fehler der auswärtigen Politik Ludwig Philipp's die Entfremdung bezeichnet, welche in den letzten zehn Jahren Frank⸗ reich gegen England beobachtete, indem es während der Krisen in Spanien und im Osten von den europäischen Mächten isolirt da⸗ stand oder doch nicht zulänglichen Grund oder genug Entschlos⸗ senheit besaß, den Frieden der Welt seinen vermeintlichen Interessen zu opfern. Was die französische Opposition fürchtet, Coalitionen fremder Mächte gegen Frankreich, das zu verhindern liegt ganz allein in der Gewalt des französischen Volks und seines Herrschers, indem dasselbe sich enthält, den allgemeinen Interessen Europass zuwider zu handeln. Ein so weiser Fürst, wie Ludwig Philipp, weiß auch sehr wohl, daß dergleichen Versuche von einem Mitgliede der Völkerfamilie nicht un⸗

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gestraft unternommen werden können, und der französische Hof hat noch niemals für die von der Opposition angepriesene „isolirte Politik“ eine Vorliebe gezeigt. Wenn zu gewissen Zeiten seit 1836 Frankreich sich von England zu entfernen schien, so geschah dies nicht aus dem Grunde, allein stehen zu wollen, sondern in der Hoffnung, die Gunst der nörd⸗ lichen Mächte zu erlangen, selbst wenn dabei die Freundschaft eines freuen Bundesgenossen geopfert würde. Diese Politik hat sich aber als durchaus falsch erwiesen. Wir wollen darüber keine Vorwürfe erheben, auch ziemt es uns nicht, über die Ehrenhaftigkeit dieser Po⸗ litik zu entscheiden, welche die beiden Länder England und Frankreich fast zum Bruche geführt hat. Indeß sind die Lehren von 1810 doch nicht umsonst gewesen, und ein König, der seine Krone und die Würde seines Volks hochhält, gestattet nicht zum zweitenmale seinem halsstarrigen Minister, dem ganzen Europa Trotz zu bieten. Er ist aufrichtig in der Unterstützung seiner jetzigen Minister, welche ihren vierten parlamentarischen Feldzug beginnen; und er ist aufrichtig in seinen Bekenntnissen von Achtung für eine Verwaltung, welche die Sache des

Friedens in ihrem Lande vertritt. Diese Bestrebungen von Seiten des

nigs sind unterstützt worden; und wenn wir auf die allmälige Wiederher⸗ stellung des guten Einverständnisses zwischen beiden Ländern zurückschauen, so betrachten wir die Reise der Königin von England nach Eu und die dortigen Konferenzen der Minister beider Kronen als den Schluß⸗ stein der Bestrebungen beider Kabinette und als die förmliche Aner kennung des Erfolges ihrer beiderseitigen Bemühungen.“ Als die unmittelbaren Folgen dieses „glücklichen Einverständnisses“ sieht die Times die Aufrechthaltung der neuen Constitution in Griechenland und die Sicherstellung des Thrones der Königin Isabella an und schließt dann mit folgender Bemerkung: „Die Handlungsweise und die Politik Frankreichs und Englands, welche in Uebereinstimmung mit einander auf solche weisen, friedlichen und wohlthätigen Zwecke gerichtet sind, müssen dieselben unfehlbar erreichen, denn was immer für Ereignisse eintreten mögen, dies Bündniß stellt als unübersteigli— ches Hinderniß sich den Uebergriffen jeder auderen Macht entgegen.“

Aus den erst jetzt mittelst der vervollkommneten Taucher-Apparate vom Grunde des Meeres aus wieder aufgesischten Ueberresten des be⸗ kanntlich bereits im Jahre 1782 während eines Ballfestes durch plötz⸗ liches Ueberrollen der losgemachten Kanonen nach einer Seite umge⸗ schlagenen und mit sämmtlichen Gästen untergegangenen Linienschiffes „Roval George“ hat die Königin sich ein prachtvolles Billard er⸗ bauen lassen. Auf einer aus den Kupferreifen eines Pulverfasses dieses Linienschiffes angefertigten Platte ist eine Inschrift an dem Billard angebracht, welche beim Spielen das Andenken an einen der großartigsten und seltsamsten Unfälle dem Gefühle stets gegenwärtig erhält.

London, 29. Dez. Die Botschaft des Präsidenten der Ver einigten Staaten, welche den diesjährigen Kongreß eröffnet, beschäf tigt heute die Organe aller Parteien, Eine wesentliche Verschieden heit in den Ansichten der ministeriellen und Oppositionsblätter läßt bie Natur der in jener Botschaft behandelten Hauptfragen nicht aufkommen, über deren Entscheidung das nationale Gefühl der Engländer nicht zweifelhaft sein kann. Man findet, deshalb eine gleich starke Sprache bei allen Parteien gegen die Rede vor herrschend. Die ministeriellen Blätter erklären, daß, wenn der Antrag des Präsidenten, das Oregongebiet durch militairische Posten zu be setzen, vom Kongreß die Bestätigung erhielte, die englische Regierung sich genöthigt sehen würde, selbst auf die Gefahr eines Casus helli hin, energische Maßregeln gegen ein solches Verfahren zu ergreifen. Man ist indeß der Meinung, und gründet dieselbe auf die überein stimmenden Mittheilungen zuverlässiger amerikanischer Blätter, daß die

Masorität der Kongreß-Mitglieder sich der Ansicht des? rasidenten

nicht anschließen werden.

J

Aus dem Haag, 29. Dez. Heute Mittag ist durch einen Courier die Nachricht überbracht worden, daß die Leiche des Königs Wilhelm Friedrich, Grafen von Nassau, in Helvoetsluys angekommen und sogleich nach Rotterdam abgegangen ist.

F Aus dem Limburgischen, 27. Dez. Zu Anfang des Herbstes meldete ich Ihnen, daß ein Theil der General-Staaten des holländischen und des belgischen Limburgs beschlossen hätte, einen Plan zur Trennung des Herzogthums Limburg von Holland zu bearbeiten, um später einerseits den Verkauf, andererseits den Ankauf desselben Herzogthums durch Belgien zu bewirken, wenn es durch die Trennung in eine noch schwierigere Lage, als die gegenwärtige ist, versetzt sein würde, oder, selbst mit dem deutschen Bunde unterhandeln zu können. Einige belgische Blätter behandelten dies Unternehmen als Fabel und die holländischen sprachen nur wenig oder gar nicht davon. Das Journal, welches diese große Mission übernehmen sollte, ist endlich zu Mastricht ans Licht getreten, nachdem vor etwa vierzehn Tagen ein kurzer Artikel im Pr écurseur erschienen war, einem belgischen Blatte, dessen Mitarbeiter damals derjenige Publizist war, der sich jetzt den Gründern jenes Journals, welches die Trennung predigen soll, zur Disposition gestellt hat. ; . .

Diese neue Sonne hatte kaum ihren Prospektus erscheinen lassen, als das Journal des holländischen Limburgs bergits dasselbe angriff und einen Kampfplatz eröffnete, wo die beiden Parteien sich herum⸗ tummeln werden. Aber mit einer sonderbaren Taktik erklären die Se⸗ paratisten in dem zweiten Probeblatte, daß man nicht die Trennung verlange. Was verlangen denn die Actiongire dieses Unternehmens, dessen 'erste Elemente selbst im Schoße der Generalstagten des hollän⸗ dischen Limburgs so offen dargelegt worden sind? Gehen jene Her⸗ ren, wie man zu sagen pflegt, zurück, um einen besseren Anlauf zu nehmen? Ist diese Art von plötzlichem Rückzuge eine Frucht der Ueberlegung und steckt dahinter ein neuer Plan, da der erste im Voraus vereitelt worden ist? Die Zukunft wird es lehren. Bis jetzt weiß Jedermann, daß die Trennung das erste Motiv zu dieser neuen Publication war, indem man sich der, Hoffnung hingab, den deutschen Bund und Holland für einen pecunigiren Vergleich zwischen Belgien und dem Herzogthum Limburg zu gewinnen.

»Wie dem auch sei, wir haben hier das Journgl de Lim— bourg vom 26. Dezember erhalten, welches die Versicherung giebt, daß ein heftiger Kampf mit dem Organ der Trennung eröffnet wor— den sei. Von dem J. Januar 1814 an wird das Blatt täglich er⸗ scheinen. Die ersten Probe⸗Nummern geben keine hohe Idee von den polemischen Talenten seiner Mitarbeiter. Alle diese Federkämpfe wür⸗ beu nur eine unterhaltende oder lächerliche Seite haben, wenn sie nicht zuletzt dazu führten, Parteien zu bilden, wodurch Haß und Unfrieden unter Mitbürgern erzeugt wird, die sich klüglich den unwiderruflichen Verträgen der großen Mächte unterwerfen und ihre Kräfte für das allgemeine Beste vereinigen sollten.

elgien.

Fr Brüssel, 28. Dez. Die Kammern sind in der Diskussion der verschiedenen Budgets kaum zur Hälfte vorgeschritten, da von sie⸗ ben erst drei angenommen sind. Es ist dies immer ein großer Uebel⸗ stand und mit der Coustitution kaum vereinbar, welche für jedes Gre⸗ gorianische Jahr die Votirung der Budgets verlangt. Die öffentliche

Stimme hat sich schon häufig gegen dieses mit einem guten Finanz⸗

Systeme in Widerspruch stehende Verfahren ausgesprochen, allein das eingewurzelte Uebel könnte nur durch ein tüchtiges Zusammennehmen aller moralischen Kräfte unserer Deputirten geheilt werden. Unter den noch zu votirenden Budgets befindet sich das auf 29 Millionen veranschlagte des Kriegs -Ministeriums. Wie man vernimmt, wird dieses Budget schwerlich angenommen werden, die Majorität verlangt durchaus eine Reduction auf 25 Millionen.

Mit der diesjährigen Session scheint aber eine bemerkenswerthe Aen derung in dem Benehmen der beiden Haupt-Parteien eingetreten zu sein, welches in der allgemeinen Stimmung eine tiefere Grundlage hat und von derselben nur der sichtbare Wiederschein ist. Die größere Ruhe, welche in den Gemüthern sichtbar ist, darf man nicht blos dem Umstande zuschrei⸗ ben, daß die meisten Fragen, welche die Partei- Leidenschasten aufreg—⸗ ten, erledigt sind, sondern auch der sich immer mehr kundgebenden öffentlichen Meinung, welche den Streitigkeiten, wo meistens nur Per⸗ sonen und Portefenilles im Spiele sind, immer abholder wird. Man fängt an, zu begreifen, daß die Schlagworte, die seit Jahren von den Lippen der Parteiführer wiedertönten und von den nachtretenden Hau fen als Zauberformeln angesehen wurden, mächtig genug, um bei ihrer Anwendung alle Schätze politischer Weisheit zu heben, an sich leer und bloße Äbschattungen von an sich wichtigen Lebens-Prinzipien sind, die jedoch, um sich wirksam zeigen zu können, einer weit tieferen Entwickelung und Durchbildung bedürfen.

So steht es hier in der That mit den Begriffen von Liberalismus und Katholizismus, wie sie von den meisten ihrer Vertreter aufgefaßt werden. Als bloße Waffe der Opposition zeigt sich der erste ohne alle Lebenskraft, auflösend statt bindend, als eine Form, die in ihrer Abstraktheit Alles in der Staats-Gesellschaft über einen Leisten zu schlagen trachtet. Der Katholizismus seinerseits, auf einer traditionellen Grundlage ruhend, hat freilich einen festeren Stützpunkt und zeigt sich als eine kompakte, das konservative Element repräsentirende Macht. Auf den ersten Blick scheint daher seine Stel lung fester, seine Aufgabe leichter, da seine Mittel, im Grunde stets dieselben, weniger von der Zeit und den Verhältnissen abhängen. Festigkeit, Sicherheit, Einigkeit scheint ihn vor dem Schwanken und der Zerfahrenheit des Liberalismus auszuzeichnen und gewinnt ihm diejenigen Gemüther, welche mehr das Bedürfniß eines festen Anhal tes und eines höheren gesellschaftlichen Bandes fühlen, und welche, gemeiniglich selbst mit geringerer Streb⸗ und Productions kraft begabt, und mit einer gewissen Scheu vor aller weiter⸗ strebenden Bewegung, die Zukunft nicht dem Spiel der oft chaotisch aufgeregten Kräfte überlassen wollen. Sieht man jedoch von diesen gemüthlichen Beziehungen ab und frägt das Leben selbst, so giebt diefes offenbar, wie die ganze neners Geschichte und selbst die vieldeutbare Gegenwart beweist, dem Liheralismus Recht, worin der Grund auch leicht zu erkennen ist. Die Gesellschaft entfaltet sich wie ein großer organischer Körper, in welchem fortwährend Kräfte, die vorher schlummerten, zum Vorschein kommen. Lebens-Functionen, die früher eine untergeordnete Stellung einnahmen, erhalten eine vor waltende Wichtigkeit; andere Maßverhältnisse, andere Proportionen treten ein unter den gesellschaftlichen Elementen, Kräften, Klassen, Ständen, und fortwährend ist diese Bildungskraft, die zugleich zer setzend und assimilirend verfährt, auf eine unhemmbare Weise im Staatskörper thätig und strebt, für die neuen Verhältnisse auch neue Formen zu gewinnen. Dieser Bewegung ist nun der Libe— ralismus stets förderlich gewesen, nicht positiv und produktiv, indem er selbst die Kräfte geweckt und geleitet hätte, sondern dadurch, daß er durch sein blos negativ aufgefaßtes Prinzip der Freiheit die äußeren Hindernisse wegzuräumen suchte. Ohne eigene Zeugungskraft hat er daher den Dienst der Hebamme versehen, Allein wenn das Kind die Welt erblickt hat und sein Bestehen äußerlich ge sichert ist, fragt es sich um die Erziehung und die Richtung, die ihm zu geben ist, damit es sich als Glied in den Gesammt-Organismus einzufügen und seine Kräfte zum Besten des Ganzen gebrauchen lerne. Diese Richtung weiß nun aber der negative Liberalismus, der hier wie fast überall herrscht, keine Lebenskraft zu geben. Sein laissez— faire, laissezc-passer, welches ihm nicht blos für Industrie und Han del, fondern für alle Lebensthätigkeit als Hauptgrundsatz gilt, ist in seiner ausschließlichen Durchführung nur die Quelle der Verwirrung, und führt die verschiedenen Kräfte, die sich selbst nicht zu begränzen wissen, zu immer heftigerem Kampfe. Bei diesem Zustande, wo un geordnete Massen sich bestreiten, vermehrt sich die Unsicherheit überall, heftige Schwankungen und Krisen sind an der Tages-Ordnung, die so bedeutend zunehmende Verarmung in den unteren, Kreisen ruft das ernsteste Nachdenken hervor, kurz, das Staatsschiff scheint immer weiter auf ein Meer getrieben zu werden, wo die bekannten Fährten verschwinden; und doch ist das Bedürfniß, die neuen Bahnen zu verfolgen, größer, als in die alten Häfen zurückzukehren. So bildet sich allmälig ein Zustand heraus, in welchem Kräfte zur Herr schaft streben, welche von dem alten Prinzipe, welchen Namen es auch haben mag, Conservation, Katholizismus u. s. w., nicht begriffen und von dem anderen, welches Liberalismus heißt, keine Richtung und Leitung erhalten.

Dieser Zustand ist in den constitutionellen Staaten, wo sich Alles mehr herausstellt, am sichtbarsten. Während das kon⸗ servative Element dagegen zu reagiren sucht, zeigt sich der Liberalis— mus meistens als ruhiger Zuschauer. Kommt auch in manchem seiner Verehrer eine ernste Besorgniß über die Zukunft auf, ruft auch die Rathlosigkeit, deren sie sich wohl bewußt sind, ein merkbares Unbe hagen hervor, so befreundet sie doch eine innere Sympathie, wie sie wohl die Amme an das aufwachsende, wenn auch ungezogene Kind sesselt, den neueren Richtungen, welche unter dem Schutze des Freiheits Prinzips hervortreten, und sie erwarten die Ordnung der wogenden Kräfte dieses schwankenden Zustandes von, man weiß nicht welchem, günstigen Geschick. So zeigt sich fast in allen Staaten unter den verschiedenen Namen, welche das konservative und progressive Element ausdrücken, eine Spannung, die einen tiefen inneren Grund in der Gesellschaft hat. Und doch kann dieser Zustand nicht ohne Gefahr lange andauern. Ein höheres, einigendes organisches Prinzip, welches dem konservativen wie progressiven Elemente sein Recht wie derfahren läßt, muß aufgefaßt werden, wodurch die Bedürfnisse des gesellschaftlichen Zustandes tiefer ergründet, alle Hauptrichtungen ver— einigt und die Formen nach dem Gehalte bestimmt werden. Mit bloßem Zusehen, Abwarten ist es nicht gethan; durch Streitigkei= ten in der Presse oder in den Kanimern üßer den Vorzug des einen oder des anderen Prinzips kann man wohl noch Leidenschaften aufregen, die Worte zerprallen aber als ohninächtiger Schall an der Wirklichkeit. Ein Uebergang zum Besseren ist es aber, wenn man die Ohnmacht der bloßen Libstractionen, Tie Leere der gewöhnlichen Schlagworte zu begreifen anfängt, und . llebergang scheint sich hier in den Gemüthern vorzubereiten. Ob er sich glücklich vollbrin= gen, ob er zu einem umfassenderen politischen Systeme überleiten wird, müssen wir von de;, Zukunft erwarten. Eines aher steht fest, daß die Politik, die dem Land noth thut, sich wirklich über den bei⸗ den Parteien halten und. die Befriedigung der positiven immer drin—

ender werde, den materiellen wie geistigen Bedürfnisse sich zur Haupt⸗ aufgabe machen muß. Der Gedanke einer solchen Politik ist in den letzteren Jahren immer reifer, die Ausführung auch theilweise ver— sucht worden. Die öffentliche Stimmung bahnt den Weg zur Aus-

führung. Möge eine solche Politik im bevorstehenden neuen Jahre

um einen bedeutenden Schritt näher zum Ziele geführt werden.

1g ien

Nom, 23. Dez. (A. 3.)

Ihren Königlichen Hoheiten der Frau Prinzessin Albrecht und dem Prinzen Heinrich von Preußen die Nachricht von dem Ableben des Grafen von Nassau. Der Courier machte trotz des hohen Schnees in den Alpen und Appeninen die Reise in acht und einem halben Tage.

Die betrübende Nachricht von dem Tode ihres Königlichen Vaters hat die Prinzessin Albrecht bestimmt, ihren Vorsatz, die Saison über hier zu verleben, ungesäumt aufzugeben. Sie hat demnach entschieden, Rom schon in den nächsten acht Tagen zu verlassen und nach Berlin zurückzukehren.

. Die hiesige Regierung, vorsichtig gemacht durch die letzten Er eignisse in den Legationen, hat nun befohlen, Alle Bataillone des Linien- Militairs vollständig zu machen, um, im Fall die Ruhestörer das Haupt wieder erheben sollten, wohl gerüstet dazustehen. Der General Zamboni, früher in österreichischen Diensten, bekannt durch Errichtung der päpstlichen Jäger und der leichten Kavallerie nach der Revolution von 1831, hat die Weisung erhalten, zu diesem Zwecke fürs erste eine Werbung von 1800 Mann im Lande selbst vorzuneh—⸗ men. Auch soll unter seiner Leitung eine mobile Kolonne von 560 Mann Jäger organisirt werden. Man beabsichtigt, später die Wer— bung bis auf 5000 Mann auszudehnen. Vielleicht wird dann das zweite Fremden-Regiment, welches nie vollständig war und jetzt ohne Oberst und Hauptleute ist, verabschiedet. Die päpstlichen Freiwilligen sind, als zu kostspielig, bereits bis auf einige hundert Mann in ihre Heimat entlassen. In unseren Zirkeln erzählt man sich, man habe der Regierung auf Ertrag der Zölle 800, 9000 Skudi unter annehm baren Bedingungen vorzustrecken angeboten.

. Monsignore di Pietro, Nuncius in Neapel, hat sich dort be kanntlich um den heiligen Stuhl die größten Verdienste erworben, indem er, was keinem seiner Vorgänger gelungen, durch unermüdlichen Eifer und fortgesetzte Unterhandlungen die Bestätigung bei den Wahl— stellen aller Kathedralen des vereinten Königreichs wiederum unter den Papst gebracht; von mehreren Seiten wird wiederholt versichert, er werde als Nuncius nach Lissabon gehen. .

r S Madrid, 23. Dez. Das neue Ministerium, welches man mit vollem Recht ein in der Eile zusammengerafftes nennen kann, ist dennoch mit größerer Entschiedenheit und Kraft aufgetreten, als ü gend ein anderes seit dem Tode Ferdinands VII. Die dermaligen Minister sind sich vollkommen bewußt und verhehlen es leinesweges, daß sie, der Anarchie gegenüber ihre Köpfe aufs Spiel setzen, um, so viel es an ihnen liegt, zur Befestigung des Thrones beizutragen. Sie haben den Einfluß auswärtiger Diplomatie, der sich geltend machen wollte, zurückgewiesen, einmal, indem sie auf die Vorbehalte und Unterhandlungen des Prinzen Carini nicht eingingen; dann, in dem sie, trotz der Bemühungen des französischen Botschafters, der die förmliche Aufstellung der Anklage Olozaga's zu verhindern wünschte, sich entschlossen zeigen, diese Angelegenheit durch den Ausspruch bei der Kaminern entscheiden zu lassen. Diese Minister haben es gewagt denn es gehört Muth dazu die vertriebene Mutter der Kön gin zur Rückkehr an die Seite ihrer Tochter einzuladen, obgleich sie sich nicht verhehlen können, daß eben diese Rückkehr ihre Verdrängung von den Minister-Sesseln zur Folge haben wird. Sie haben die ver— schiedenen Zweige der Verwaltung von Beamten gesäubert, deren Mehrzahl ohne andere Verdienste, als die ihnen von revolutionairen Junten beigelegten, emporstiegen, um an der Auflösung des Staates zu arbeiten. Sie haben den Cortes so eben denselben Gesetz⸗ Ent⸗ wurf über die Munizipalitäten (mit Ausschluß des die Ernennung der Alkalden betreffenden Artikels) zur schleünigen Annahme vorgelegt, der im Jahre 1810 einer weit früher angelegten Empörung zum Vorwande diente. Sie haben vermittelst eines gestern veröffentlich ten Dekretes die alleinige Leitung der National „Milizen den Häu⸗— den völlig unabhängiger, stets gegen die Regierung sich auflehnender Civil-Behörden entzogen und dem Kriegs-Minister, so wie den Ge neral-Capitainen der Distrikte, übertragen, so daß die National⸗Miliz ihren bisherigen Charakter einer selbstständigen bewaffneten Macht einbüßt.

Diese Verfügungen sind in wenigen Tagen getroffen worden, und bald muß sich zeigen, ob die Nation ihnen durch Gehorsam hul⸗ digt. Die Freunde der Anarchie hofften, daß nach hergebrachter Weise, die Provinzial-Deputationen und Munizipalitäten drohende Adressen an den Thron richten würden, um für Olozaga Partei zu ergreifen und über Verletzung des Grundgesetzes zu schreien. Durch aus das Gegentheil ist erfolgt. Die Gaceta ist Tag für Tag mit Adressen überfüllt, in denen die loyalsten Gesinnungen und der kiefste Unwille über die der Königin zugefügte Gewaltthat mit einem Nach druck ausgesprochen werden, der selbst die eifrigsten Freunde der Mo⸗ narchie überrascht. An keinem Punkte Spaniens hat sich bis jetzt in dieser Hinsicht die geringste Meinungs. Verschiedenheit geäußert. Sogar die aufrührerische Presse fängt an, sich ihres bisherigen Tones zu schämen, und öffentlich Buße zu thun. Der Espectador hat neue Redaktoren erhalten, und ein neues, sehr bescheidenes Gewand ange— legt. Das Eco bel Eomercio ist heute wieder erschienen, und sagt sich von dem schändlichen gegen die Königin Christine gerichteten Artikel los, indem es zugleich dieser vielfach gemißhandelten Fürstin volle Gerechtigkeit widerfahren läßt. ;

In der heutigen Sitzung des Kongresses weigerte sich der Mi— nister-Präsident für jetzt Auskunft über die Maßregeln zu geben, durch welche die UÜrheber des in den Büreaus des Eco del Co— mercio verübten Frevels zur Verantwortung gezogen werden sollen. Der Minister erklärte, in Folge einer Anfrage, nicht auf amtlichem Wege zu wissen, daß Olozaga das Land heimlich verlassen habe. Die Kommission, welche über den Antrag, Olozaga in Anklagestand zu versetzen, zu berichten hat, erklärte heute, demnächst ihre Arbeiten be— ginnen zu wollen.

** Paris, 29. Dez. Der neue General-⸗Capitain von Ca— talonien hat, dem Herkommen gemäß, kurz nach seinem Amts-Antritte zwei Proclamationen an die Bevöllerung des Fürstenthums und an das Heer gerichtet, von denen die letztere die folgende bemerkens— werthe 86 enthält:

„Laßt nie in eure Reihen Das eindringen, was die ge Politi der Cortes und der J, Gewalten , vorbehalten hat. Seid einig in den strengen Grundsätzen eures Standes und seid eben so einig in der Reinheit eures Willens, und laßt euch nicht einen Augenblick durch Diskussionen und Zwecke, welche dem Waffen-Hand= werke fremd sind, von der Beobachtung der Pflichten ablenken, welche in den 8 e, n, verzeichnet sind, deren strenge Befolgung ich euch eimpfehle, . en, der Ehre führt, welche den edelsten Theil un

Ein barcelonaer Blatt versichert, daß der General Sanz durch⸗ aus wider seinen Wunsch und wider seine Erwartung aus Barce— lona abberufen sei, und daß er seinem Unmuthe über diese Maßregel

mea 3. Vor einigen Stunden traf der des Prinzen von Preußen, Graf von Manteuffel, als außerordentlicher Kabinets⸗Courier von Berlin hier ein. Er überbringt

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Stadtmauern zu schreien, welche den

fung der sämmtlichen Festungswerke von Barcelona sehen, nament

Hauptstadt.

Unternehmens, dessen Erfolg allerdings von der

gen das Gelingen des Planes; nur die von 500 Realen eintrug. die Regierung es zu hatte, zwei Monate lang, freilich mit geringem Eifer und mit gerin hatte, zwei Monate lang, freilich mit geringem Eifer und mit gerin gen Kräften, an der Abtragung der Stadtwälle gearbeitet.

lächerliche

von neuem gegen die Regierung erhob, wurden die Demolirungs

Arbeiten nicht nur eingestellt, sondern man baute auch den bereits eingerissenen Theil der Festungswerke nach besten Kräften wieder auf, um den heranrückenden Truppen der Regierung die Spitze bieten zu

können. Obgleich nun aber der jetzige Zustand der Festungswerke von Barcelona viel zu wünschen übrig läßt, so wird das madrider Kabinet doch ganz gewiß nicht darin willigen, daß durch die Nieder—

reißung der Stadtmauer einer der festesten Plätze Spaniens vollends

wehrlos gemacht werde.

Als ein Beweis von der unglaublich raschen Wiederbelebung Verkehrs in Barcelona mag angeführt werden, daß es in wenigstens an 600 Schuhmachern und Schneidern fehlt, u handenen Bestellungen zu genügen.

Der General-Capitain von Catalonien brach am 22sten mit

seinem Generalstabe nach Figueras auf. Portugal.

A Lissabon, 19. Dez. Die Kammer fährt fort, die Vor

schläge des Finanz⸗Ministers zu berathen, und es ist nun sicher, daß

dieselben von Seiten der Majorität eine entschieden günstige Auf nahme sinden. Nachdem die neue Auflage auf jungen Wein votirt worden, ist nun auch jene auf die verschiedenen Fleischarten angenom men worden, jedoch hat die Kammer die vom Minister verlangte Aus nahme von derselben für Lissabon auch auf den ganzen Distrikt der sogenann ten Sete Casas ausgedehnt. Man kann dieser Auflage nur Beifall zollen, indem sie den ärmeren Theil der Bevölkerung, dessen Nahrung nur selten oder gar nicht in Fleischspeisen besteht, fast gar nicht be rührt, also lediglich die wohlhabenderen Klassen trifft, welche leicht dieselbe tragen konnen. Es wird dadurch zugleich eine bisher be standene Ungerechtigkeit gut gemacht, indem bisher die ärmeren AUlassen gerade für die ihnen gewohnten Nahrungsmittel eine Steuer zahlen mußten, während die reicheren fast leer ausgin— gen. So mußte und muß der Arme für jedes Pfund Stock sisch, der eines der Haupt-Nahrungsmittel dieser Klasse ausmacht die verhältnißmäßig sehr hohe Auflage von 12 Reis bezahlen, und da der Zustand des Staatsschatzes die Aufhebung dieser Besteuerung nicht gestattet, so war es sicherlich nur dem Gesetze der Bil igkeit entsprechend, auch die Wohlhabenden zur Theilnahme an den Lasten herbeizuziehen. Hier selbst tritt sonach in Folge des von der Kammer angenommenen Amendements im bisherigen Zustande durchaus keine Ausnahme ein. ;

In diesem Augenblicke ist die Kammer mit der Berathung über

durch die Ablehnung der General-Capitainerie von Granada, und

die beantragte Besteuerung des Salzes beschäftigt, und allem An— scheine nach wird auch diese mit derselben Majorität durchgehen welche bis jetzt die beiden anderen Auflagen auf Wein und Ileisch votirt hat. .

. Die Hoffnung der ehemals miguelistischen Offiziere, deren sehr viele in der größten Noth sich befinden, auf eine Verbesserung ihres Looses durch Gewährung einer kleinen Pension für jeden, wie ein be treffender Antrag dazu gestellt worden war, ist so ziemlich wieder verschwunden. Dieser Antrag ist in der Pairs-Kammer mit ziemlich

starker Majorität verworfen worden. .

Im Allgemeinen aber macht sich in der Deputirten-Kammer bei

der großen Mehrheit ein sehr guter Geist, eine der Regierung ent⸗ schieden freundliche Gesinnung bemerkbar, die nur die günstigsten Fol gen haben kann, sowohl für die Befestigung der moralischen Kraft der

Verwaltung, und für deren Dauer, als für Beförderung der Arbeiten der legislativen Körper. Die dem Ministerium ergebene Majorität in der Deputirten-Kammer steht fortwährend fest und kompakt der demselben feindseligen Minorität gegenüber und je heftiger und unge messener die Angriffe von Seiten dieser werden, je systematischer die Opposition wird, welche dieselbe jeder von den Männern der Regie rung ausgehenden oder beantragten Maßregel entgegensetzen, desto enger schließen sich die Mitglieder der konservativen Partei an ein ander zu einem Phalanx, welchen die Widersacher nicht so leicht zu durchbrechen vermögen werden. Unter diesen Umständen ist gegründete Aussicht vorhanden, daß in dieser Session endlich die in der setzlen vertagten umfassenden Finanzpläne des Barons Tojal zur Schlußfassung gelangen werden. Die Verwaltung dieses Ministers wird sich ein ehrendes Monument im Lande durch die Wohlthaten gründen, die dieses ihr bereits zu verdanken hat und noch ferner zu bringen verspricht. Im Personale der Zollstätten und der Accise Büreaus sind mancherlei Veränderungen bereits getroffen worden, und dasselbe wird überhaupt eine andere verbesserte, die Kontrolle erleichternde Organisation erhal ten, wenn der vom Baron Tojal vorgelegte Plan dazu die Zustim mung der Kammern erhalten haben wird. Ju der Erwartung, daß dies bald der Fall sein werde, hat der Minister beschlossen, einstweilen keine etwa sich erledigenden Stellen in diesen Verwaltungszweigen wieder zu besetzen, sondern damit zu warten, bis die neue beabsichtigte Organisation ins Leben treten kann. Das Hauptstreben des Finanz⸗ Ministers geht dahin, die dem Staate geöffneten Einnahme- Quellen so ertragreich als möglich zu machen, ohne dadurch in irgend einer Art den Druck der dem Volke auferlegten Lasten allzuschwer zu machen, oder dem Handel, der Industrie, der Entwickelung des ÄAlckerbaues hindernde Schranken in den Weg zu legen. Eine gleichheitlichere, billigere Vertheilung der Staatslasten auf alle Klassen der Bevölke⸗ rung mit gerechter Würdigung ihrer Tragfähigkeit thut dem Lande noth, und darauf sind auch alle von dem Finanz- Minister bereits getroffenen oder noch beabsichtigten Maßregeln berechnet.

Außer den bereits erwähnten, soll auch der Ertrag des Stem— pels vermehrt werden durch Ausdehnung des Stempels auf alle legale Dokumente und sonstige Papiere ähnlicher Art, namentlich auch auf die Lotterie Zettel, deren Zahl außerordentlich groß ist, und die da⸗ her eine nicht unbeträchtliche Summe eintragen werden, während durch die eintretende Vertheuerung derselben noch der gewiß auch nicht zu verachtende Vortheil erzielt wird, daß vielleicht gerabe von den ärmeren Klassen mancher von der Theilnahme an diesem Spiele

lich der Eitadelle und des gefürchteten Schlosses Monjrich, an denen sich der Ausstand bisher fast immer gebrochen hat. Als in dem ver— gangenen Sommer die Insurrection gegen die Regierung Espartero's o, n s ö ; 9 24 =. J

Meister in Barcelona wurde, war eine ihrer ersten Handlungen, die Dekretirung der Schleifung der Mauern und Wälle der catalonischen Man eröffnete damals, zur Beschleunigung dieses ; Schnelligkeit abhing, mit welcher es betrieben wurde, eine Subscription, die indessen, bei dem instinktartigen Mißtrauen der Bevölkerung ge⸗ . t Summe Nichtsdeste weniger wurde, ohne daß hindern wagte oder zu hindern die Macht

* Als sich Barcelona aber im September d. J. zu Gunsten der Central⸗-Junta

des Großkreuzes des Ordens Karl's III. Luft gemacht habe. Man fängt in Barcelona von neuem an, nach der Niederreissung der 8 friedlichen Bürgern verhaßt sind, weil sie dem Aufruhre so oft als Bollwerf gegen die Staats gewalt gedient haben, und deren Abtragung auch die revolutionair Gesinnten verlangen, weil sie in derselben den Anfang zu der Schlei⸗

Sriechenland.

Ancona, 22. Dez. (A. 3.) Die zur Entwerfung der Adresse

auf die Königliche Thron-Rede von der griechischen National-Ver⸗ sammlung ernannte Kommission beschäftigte sich in ihrer ersten Siz—⸗ zung mit der Frage, ob der 15. September als ein für die Nation glorreicher Tag in der Adresse erwähnt werden solle oder nicht. Die Meinungen waren getheilt; es siegten jedoch diejenigen, welche be⸗ haupteten, der 15. September, obwohl nicht zu zweifeln, daß er dem König eben so heilig wie der ganzen Nation, enthalte doch Erinne⸗ rungen an Ereignisse, welche nicht in ihrem ganzen Umfange von jedem Vorwurf freizusprechen seien; es eigne sich daher jene Erwäh⸗ g nicht ganz für eine Antworts-Adresse auf die Königliche Thron⸗ Mede. Die in der National-Versammlung abgehaltene Rede des alten Palitaren Chefs Riga Palamides hat nicht nur auf einen großen Theil der Versammlung, sondern auch außerhalb derselben vielfach einen ungünstigen Eindruck gemacht. Denn die Rede griff mit har⸗ ten Worten alle Phanarioten an und Maurokordatos, das Haupt der englischen Partei, ward dadurch vorzüglich verletzt. Riga Palamides erklärt alle Phanarioten für Fremde, nennt sie Rajah und streitet ihnen nicht nur das Recht ab, in der gegenwärtigen konstitui⸗ renden Versammlung als Mitglieder zu sitzen, sondern möchte ihnen für alle Folgezeit jede Wahlfähigkeit, sei es zu Deputir⸗ ten oder Senatoren absprechen. „Diese Fremden“, sagt er, „stell⸗ ten sich erst dann ein, als die Unabhängigkeit Griechenlands mit dem Blute seiner Landeskinder bereits faktisch errungen war“, was, wie Sie wissen, wenigstens in Bezug auf Maurokordatos eine Unwahrheit ist. Aus dieser Rede ging jedoch hervor, daß Palamides ein Anhänger des 3Zweikammer⸗Systems ist, welches System über⸗ haupt die meisten Anhänger zählt. Die zum Entwurf der Constitu⸗ tion aufgestellte Kommission soll, ihrer Mehrheit nach, gesonnen scin, das Königliche Veto unumschränkt zuzugestehen, aber die Verantwort⸗ lichkeit der Minister, so wie die Kontroͤlirung der ausübenden Gewalt durch den gesetzgebenden Körper als Grundsatz aufzustellen.

bereinigte Staaten von Uord-Amerika. Neww⸗Mork, 8. Dez. ind d

am s 2

Der Kongreß ist am Aten d. M. er⸗ ie an denselben gerichtete Botschaft des Präsidenten Tyler olgenden Tage durch die hiesigen Blätter veröffentlicht as Dokument ist weniger l

yr wle

kung muß die Rede in England haben.

Es hat vielleicht noch keinen Präsidenten der Vereinigten Staa⸗ ten gegeben, dem sein persönlicher Einfluß weniger zu Hülfe kam, um seine Botschaft an den Kongreß von einiger Bedeutung erschei⸗ nen zu lassen, als Herrn Tyler. Shne Ansehen und Einfluß bei ir⸗ gend einer der Parteien des Landes, weil keiner Partei eigentlich an⸗ gehörend, am Ende einer Präsidentschaft, hat derselbe darum zur Er⸗ haltung seiner Würde keinen anderen Weg, als solche Fragen anzu⸗ regen, welche am stärksten auf die nationalen Leidenschaften wirken und seine diesjährige Botschaft konnte nur von einiger Wirkung sein wenn die Fragen hinsichtlich der Einverleibung des Oregon Gebiets und der Republik Texas darin eine Stelle fanden. Diesen Er⸗ wartungen hat Herr Tyler entsprochen. Nachdem zuvörderst die gewöhnlichen Glückwünsche zu der Wohlfahrt und dem Gedeihen des Landes die Rede eingeleitet hatten, geht der Redner unmittelbar zur Besprechung der diplomatischen Beziehungen Amerika's zu Eng land über und erörtert nach kurzer Anspielung auf den Ashburton⸗ Vertrag sogleich die Oregon-Frage. Herr Tyler beansprucht den

ganzen Strich am stillen Meere zwischen dem 12sten und 54sten Grad nördl. Br. für Amerika und erklärt, daß bereits „amerikanische Bür⸗ ger auf dem Wege dorthin begriffen seien, um daselbst Nieberlassun- gen zu gründen.“ . Die Unterhandlungen, welche er darüber mit dem Kabinet von St. James angeknüpft habe, hätten zu keinem Resultat führt, und es sei deshalb nöthig, daß militairische Posten zum Schutze der amerikanischen Ansiedler in jenem Gebiete beslellt würden Das amerikanische Gesetz muß den amerikanischen Bürgern folgen und die republikanische Regierung jenseits der Rocky Mountains her— gestellt werden. Noch stärker ist die Sprache des Präsidenten über die Angelegenheiten von Texas, obschon die Frage über die Einver— leibung der Republik mit den Vereinigten Staaten nicht in bestimmter Weise beantwortet wird. Herr Tyler giebt zu, daß Mexiko die Herr— schaft über Teras mit Recht beanspruͤchen könne, wenn es dieselbe Je facto herzustellen im Stande wäre, aber gleich darauf heißt es in, einem anderen Paragraphen, „daß Teras in der Meinung sehr Vieler einen Theil des Territoriums der Vereinigten Staaten bilde.“

Wir kommen auf diese Stellen noch ausführlicher zurück. Die Angelegenheiten der inneren und Handels-Politik werden in der Bot—

schaft ausführlich besprochen, sind indeß, bis auf den Vorschlag zu einem Handels Traktate mit dem deutschen Zoll-Verein, von gerin gerem Interesse. Die Tarif-Frage wird nur kurz erwähnt und eine Revision dem Kongresse anheimgestellt, bei welcher die Feststellung mäßiger Zölle das leitende Prinzip sein soll, indem dadurch Stetigkeit in der Gesetzgebung erreicht und die Interessen eines Theiles der Union nicht denjenigen eines anderen geopfert würden. Ueber den mit dem deutschen Zoll-Verein abzuschließenden Handels-Traktat sagt Herr Tyler: . ; ; „Der deutsche Zoll- und Handels⸗Verein, der seit seiner Erri ĩ Jahre 1833 fortwährend an Macht und Ansehen n ,, . genwärtig aus mehr als 20 deutschen Stagten mit einer Bevöllerung . 27 Millionen Seelen besteht, die sämmtlich unter sich und mit anderen Nationen ein und dieselben Handelszwecke erstreben, bietet den letzteren ei⸗ nen höchst schätzbaren Verkehr, weil demselben die liberalsten Prinzipien wie sie kein anderes Fiskal-System einer europäischen Macht bietet uni Grunde liegen. Von seinem ersten Entstehen ist die Wichtigkeit des . schen Vereins von Seiten der Vereinigten Staaten niemals aus dem Auge gelassen worden. Die Betriebsamlest, Rechtlichkeit und andere aao Eigenschaften der deutschen Nation hat man bei uns immer gekannt und gewür⸗ digt. Ich ersuche deshalb den Kongreß, in Bezug auf diesen Gegenstand seine Aufmerksamkeit auf den Bericht des Staats- Secretairs zu richten, aus welchem hervorgeht, daß, während unsere Baumwolle schon zollfrei eingelassen wird und der Zoll auf Reis um ein beträchtliches herabgesetzt worden ist, was bereits zu einer bedeutenden Zunahme der Consumtion geführt hat jener große Verein kürzlich seine Bereitwilligkeit zu erkennen gegeben hat ; unter gewissen Bedingungen auch den gegenwärtigen Zoll auf Taback herunter u⸗ setzen. Da dies die erste von einer europälschen Macht ausgegangene * deutung ist, eine Konzession in diesem Artikel zu gewähren, fo sehe ich die— selben als einen Willensausspruch an, das einzige dinderniß aus dem Wege räumen zu wollen, welches bis jetzt dem freisten kommerzicllen Verkehr zwischen uns und ihnen entgegenstand. In diesem Sinne ist unser ö ster in Berlin, welcher stets mit dem größten Eifer diesem Gegenstande ob- gelegen hat, instruirt worden, Unterhandlungen über einen Handels- Traltat anzuknüpfen, der kein bestehendes Interesse der Union benachtheiligen wird während er neue Vortheile unseren Agritultur-Interessen, und ein freieres und ausgedehnteres Feld unseren Handels-Operationen eröffnet Sollten die Unterhandlungen mit Ersolg gekrönt werden, so wird beiden Häusern des Kongresses die betreffende Mittheilung zugehen.“ J

abgehalten wird.