1844 / 5 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Gründung einer Universität in Posen.

6) Es war Uns angenehm, aus der Petition Unserer getreuen Stände zu ersehen, welchen Werth dieselben darauf legen, der Pro vinz die Mittel zu verschaffen, daß sie mit den übrigen Provinzen der Monarchie einen gleichen Standpunkt der Intelligenz erreichen

önne. Da es sür diesen Zweck zunächst auf Gründung tüchtiger Ele⸗ mentar Schulen, Bürgerschulen und Gymnasien ankommt, so haben Wir bis jetzt der Förderung diesen Anstalten Unsere besondere Auf⸗ merksamkeit gewidmet, und es wird auch ferner Umnsere landesväter liche Sorge darauf gerichtet sein, mit Hülfe dieser Anstalten geistige Bildung in Unserem Gioßherzogthume immer tiefer zu begründen und

ĩ uszudehnen.

* e. höherer wissenschaftlicher RKeuntnisse bieten aber den Einwohnern der Provinz die bereits in Unserer Monarchie bestehenden Universitäten eine reiche Gelegenheit dar, und so lange einerseits nicht eine solche Anzahl von Studirenden aus der Provinz selbst, indem auf Studirende des Auslandes nicht gerechnet werden kann, gleich⸗ zeitig vorhanden ist, mit welcher der Aufwand für die Errichtung und Unterhaltung einer höheren Lehranstalt von solchem Umfang und sol⸗ cher Beschaffenheit, daß sie in der That die Mittel und Gelegenheit zu einer tüchtigen wissenschaftlichen Bildung darbietet, in irgend an⸗ gemessenem Verhältniß steht, andererseits auch die geeigneten Männer zur Besetzung der Lehrerstellen, insofern dieselben zugleich der polni schen Sprache kundig sein sollen, nicht in hinreichender Anzahl gefun⸗ ben werden können, befinden Wir Uns nicht in der Lage, den auf die Gründung einer Universität oder einer dieser ähnlichen Anstalt gerich⸗ teten Wünschen Unserer getreuen Stände, so sehr Wir auch die von ihnen angegebenen Motive derselben ehren, Folge zu geben. Errichtung eines vierten Schullehrer-Seminars.

7) Auf die Petition wegen Errichtung eines vierten Schullehrer⸗ Seminars für die Provinz Posen, geben Wir Unseren getreuen Stän⸗ den zu erkennen, daß dieser Gegenstand bereits von Unserem Mi nister der geistlichen 2ꝛc. Angelegenheiten zur näheren Erörterung gezogen worden ist. Bis dahin, daß in Folge dieser Erörterung über die ef en der Errichtung eines vierten Schullehrer Seminars, die innere Einrichtung desselben und die Wahl des Orts Uns ein ründlicher Vortrag gehalten werden kann, behalten Wir Uns die Hare erh auf den Antrag vor.

Uebrigens haben Wir von dem Geiste der Duldung, welcher sich in dem Antrage ausspricht, die Einrichtung des Seminars so zu tref⸗ fen, daß katholische und evangelische Lehrer auf demselben gebildet werden, mit besonderem Wohlgefallen Kenntniß genommen.

Bildung von Ephoraten zur Beaufsichtigung der Gymnasien.

8) Auf den die Anordnung von Ephoraten bei den Gymnasien der Provinz betreffenden Antrag eröffnen Wir, daß die in Bezug genommene Einrichtung bei dem Gymnasium in Lissa mit der eigen—

thümlichen Entstehung und den dadurch begründeten besonderen Ver-

hältnissen der dortigen Lehr-Anstalt zusammenhängt, eine Ausdehnung derselben aber auf die anderen Gymnasien des Großherzogthums um so weniger angemessen erscheint, als sie mit der Verwaltung der Gymnasien Unseres Patronats in allen übrigen Provinzen der Mo narchie nicht übereinstimmt und Wir keinen Anlaß finden, hierin im Allgemeinen eine Aenderung zu treffen.

Einzahlung und Umprägung der abgenutzten Kupfermünzen.

9) Die durch vieljährigen und häufigen Umlauf abgeschliffenen Kupfermünzen preußischen Gepräges, sowohl der früheren Drei- und Eingroschen-Stücke des Großherzogthums, als der neueren Vier⸗, Drei-, Zwei- und Ein-Pfennigstücke, deren Bezeichnung nicht mehr deutlich zu erkennen ist, sollen ohne Verlust für den Inhaber einge⸗ zogen und durch neue, nach dem Münzgesetze vom 30. September 1821 ausgeprägte Kupfermünzen ersetzt werden. Die Minister des Schatzes und der Finanzen werden das Nöthige zur Ausführung dieser Bestim— mung sofort anordnen.

Ehrenlegions-Pensionen.

11) Auf den Antrag wegen Ausführung der Bestimmungen des Vertrages vom 11. April 1814, in Betreff der Ehrenlegions-Pen⸗ sionen der poluischen Militairs, eröffnen Wir, daß die französische Re—⸗ gierung sich in Folge der Ereignisse des Jahres 1815, ohne Wider— spruch der verbündeten Mächte, aller aus jenem Vertrage zu über— nehmenden Verpflichtungen für entbunden erachtet hat. ;

Zwangszahlung in Kassen-Anweisungen.

11) Wenngleich Wir den Antrag, die Verordnung vom 21. De— zember 1824, wonach bei Zahlungen an die Staats-Kassen die Hälfte derselben in Kassen-Anweisungen zu entrichten ist, aufzuheben, nicht

Waaren in ihrer Behausung oder auf Wochen -Märkten feil halten,

und Bescheiden der Verwaltungs-Behörden Unseres Großherzogthums Posen polnische Uebersetzungen beigefügt werden, welche von den Be⸗ hörden durch Unterschrift nicht mit vollzogen sind, so ist dies nicht eine irrige Ausführung des Regulativs vom 14. April 1842, sondern es entspricht den im Art. 2 Lit. a. desselben gegebenen Bestimmun—

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in seinem ganzen Umfange 4 können, da die allgemeine Ver⸗

breitung dieses bequemen Jahlungsmittels durch dessen Anwendung bei solchen Zahlungen mit bedingt wird, so haben Wir doch Unseren Finanz Minister angewiesen, Anordnungen zu treffen, wodurch die für die Steuerpflichtigen mit jener Verpflichtung verbundenen Beschwer⸗ den insoweit und so lange beseitigt werden, als dies die Umstände gestatten. Handwerls⸗Gewerbesteuer.

12) Dem wiederholten Antrage, die Gewerbe-Steuerpflichtigkeit

solcher Handwerker aufzuheben, weiche die von ihnen versertigten

ist aus dem in dem Landtags-Abschiede vom 6. August 1811 bemerk ten Grunde nicht stattzugeben. Auch haben die von den Behörden erforderten Berichte die Annahme, auf welche Unsere getreuen Stände jenen Antrag stützen, nicht bestätigt. Es ist nämlich die mit Rücksicht aus die dortigen besonderen Verhältnisse ausnahmsweise nachgelassene Niederschlagung der Gewerbe⸗Steuer zu Gunsten solcher Handwerker, welche dieser Steuer lediglich wegen des Feilhaltens ihrer Waaren auf Wochen-Märkten unterworfen sind, denen jedoch die Bezahlung des auf sie vertheilten Betrages zu schwer fallen würde, nicht, wie die Stände voraussetzen, davon abhängig gemacht, daß zuvor die Execution vollstreckt und nach dem Berichte des Exekutors beim Schuldner kein Pfand⸗-Objekt vorgefunden worden; sondern es ist in den einzelnen Fällen von den Verwaltungs-Vehörden, nach der ihnen bereits beiwohnenden, oder durch jedesmalige Prüfung erlangten Kenntniß von den Verhältnissen des betreffenden Handwerkers beur⸗ theilt, ob derselbe die auf ihn veranlagte Steuer ohne Druck bezah— len könne, oder ob die letztere ihm zu erlassen sei. Bei diesem Ver fahren, welches die angemessene Berücksichtigung der Verhältnisse des Einzelnen erwarten läßt, muß es sein Bewenden haben. Landraths-Wahlen.

13) Was Wir Unseren getreuen Ständen in dem Landtags Abschiede vom 6. August 1841 auf das damalige Gesuch um Wie⸗ dergewährung des Rechts der kreisständischen Landraths-Wahlen er öffnet haben, können Wir auf das erneuerte Gesuch nur wiederholen, indem Wir die Bedingungen zur Zeit noch nicht erfüllt sehen, wovon die Gewährung abhängig ist.

Geschäftsspraͤche in den amtlichen Ausfertigungen. 14) Wenn den in deutscher Sprache abgefaßten Verfügungen

gen. Es liegt denselben die Absicht zum Grunde, der Ausfertigung n der deutschen, als der allgemeinen Geschäftssprache in der Monar chie, die Eigenschaft des Urtextes beizulegen, die polnische Ueber⸗ setzung aber nur hinzufügen zu lassen, um dem der deutschen Sprache Unkundigen zum besseren Verständniß zu dienen.

Nur eine von beiden Ausfertigungen kann aber für den Urtext gelten, woran bei etwanigen Zweifeln über den Sinn, besonders in Fällen der Nothwendigkeit einer gerichtlichen Entscheidung, lediglich festzuhalten ist, und als solche muß die deutsche Ausfertigung an gesehen werden, welche eben darum der Vollziehung bedarf.

Wir haben jedoch veranlaßt, daß bei den Provinzial- und Kreis— Behörden, da sich bei ihnen vereidete Translateurs befinden, die pol nischen Uebersetzungen von diesen beglaubigt werden.

Das Bestreben Unserer Regierung, dem immer noch fühlbaren Mangel an Verwaltungs -Beamten, welche beider Sprachen kundig sind, nach Möglichkeit mehr und mehr abzuhelfen, wird von Unseren getreuen Ständen anerfannt. Wir haben hiernach um so weniger Grund, daran zu zweifeln, daß Unsere Behörden nach wie vor, Un— serer Absicht gemäß, auf die Abhülfe dieses Mangels hinwirken werden.

Transportlosten. 15) Auf den Antrag, daß die Kosten der Transporte von Verbrechern und Vagabunden, in soweit solche nicht dem Kriminal-Fonds zur Last fallen, als eine Kommunallast des Kreises aus dem Kreis⸗-Kommunal-Fonds berich tigt, und daß hinsichtlich der Berechtigung auf den Ersatz der durch polizeiliche Transporte erwachsenden Kosten die dortige Provinz den älteren Provinzen gleichgestellt werde, behalten Wir Uns die Beschlußnahne vor, da zunächst noch eine nähere Ermittelung der angeführten Verhältnisse nöthig ist. Zwangsweise Einziehung der Alimente sür hülfebedürftige Personen. 16) Wenn in der Denkschrift vom 8. April c. darauf angetra⸗

gen wird:

den Polizei⸗Behörden die Befugniß einzuräumen, die einem Armen zu gewährenden Alimente einstweilen und bis zur richterlichen Ent⸗ scheldung festzusetzen und von den verpflichteten Verwandten ein— zuziehen, so müssen Wir auf die Bestimmung des Gesetzes über die Verpflich⸗ tung zur Armenpflege vom 31. Dezember 1812 8. 35 verweisen, wonach dergleichen Alimentations- Ansprüche der richterlichen Entschei dung unterliegen.

Diese Bestimmung gründet sich auf die privatrechtliche Natur des Anspruchs und kann nicht abgeändert werden.

Inwiefern es zulässig sein wird, die in der Denkschrift berührten Uebelstände dadurch zu beseitigen, daß dem Richter in gewissen Fällen die Regulirung eines sofort zu vollstreckenden Interimistikums in dem Prozesse über den Alimentations-Anspruch übertragen wird, haben Wir näher zu erörtern befohlen und wollen Uns, nach dem Ergebnisse die ser Erörterungen, Unsere Entschließung vorbehalten.

Gesinde⸗Dienstbücher.

17) Die Anträge und Wünsche Unserer getreuen Stände in Be ziehung auf die Einführung von Gesinde-Dienstbüchern werden bei dem über diesen Gegenstand bereits in Berathung befindlichen Ge— setze ihre Berücksichtigung sinden.

Krugverlags⸗Necht.

18) Ueber die bereits auf dem fünften Provinzial-Landtage be antragten Maßregeln zum Schutz des Krugverlags-Rechts der Domi nien haben Wir durch Unsere Ordre vom 18. August d. J. Ent scheidung getroffen, auf welche Wir Unsere getreuen Stände ver weisen.

Kleinhandel mit Getränlen. Erhöhung der Branntweinstener.

19) Wenn Unsere getreuen Stände, wie Wir mit Wohlgefallen bemerkt haben, die Maßregeln zur Beschränkung des übermäßigen Branntweingenusses von neuem in Anregung bringen, so eröffnen Wir denselben, daß diese Maßregeln der sorgfältigen Erwägung, deren sie bedürfen, nicht entbehrt haben.

Die legislativen Vorarbeiten wegen Ergänzung der beschränken den Bestimmungen der Ordre vom 7. März 1835 in Beziehung auf den Kleinhandel mit Getränken und die Verminderung der Schank stätten in den Städten sind bereits so weit gediehen, daß dem Erlaß einer desfallsigen allgemeinen Verordnung bald entgegengesehen wer den kann. Die beantragte Erhöhung der Branntwein-Steuer und die Aufhebung der Steuer vom Biere hat dagegen bis jetzt nicht beschlossen werden können, weil erhebliche Bedenken entgegenstehen.

Verminderung der jüdischen Schankwirthe und Kleinhändler mit

Getränken.

20) Darüber, ob und in wieweit die Besorgnisse über die Zu— nahme der jüdischen Gast- und Schankwirthe, wie der Kleinhändler mit Getränken im Großherzogthum Posen als begründet anzuerken— nen sind, werden bereits nähere Ermittelungen angestellt, aus deren Ergebniß beurtheilt werden wird, in welcher Weise dem An trage auf Verminderung der Zahl gedachter jüdischer Gewerbtreiben⸗ der nach dem Maße der jüdischen Bevölkerung zur christlichen statt⸗ zugeben sein möchte. Uebrigens sind die legislativen Berathungen über die Ordnung der bürgerlichen Verhältuisse der Juden auch auf diesen Gegenstand mit gerichtet, und werden die hierauf bezüglichen Verhältnisse dabei die ihnen gebührende Beachtung finden.

Errichtung einer Tilgungs-Kasse zur Erleichterung der Ablösung der Neallasten.

21) Dem Gesuche Unserer getreuen Stände, der Ablösung der bäuer lichen Reallasten in dortiger Provinz aus Staatsmitteln durch Exrrich tung einer ähnlichen Tilgungs-Kasse zu Hülse zu kommen, wie solche für einige Landestheile bewilligt worden ist, können Wir nicht ent sprechen, da die Gründe, welche dort bei den besonderen örtlichen Verhältnissen eine solche Bewilligung nothwendig machen, insbesondere eine Ueberbürdung der Verpflichteten mit dergleichen Lasten und ein hieraus entsprungener wirklicher Nothstand derselben, in der Provinz Posen nicht obwalten, vielmehr in diesem Landestheile nach den be— stehenden Verhältnissen der Fortschritt der Ablösungen von Reallasten besser dem natürlichen Entwickelungsgange und den eigenen Kräften der Betheiligten überlassen bleibt.

Gesetz wider das Austreiben des Viehs ohne Hirten.

22) In Anerkennung des für die Provinz Posen vorzugsweise dringenden Bedürfnisses eines Gesetzes wider das Austreiben des Viehs ohne Begleitung eines Hirten und wegen des Pfandgeldes bei Hütungs⸗-Contraventionen sollen die bereits wesentlich vorgeschrit⸗ tenen Berathungen über einen solchen Gesetz- Entwurf beschleunigt, auch soll dabei nach dem Antrage Unserer getreuen Stände der im

Trophäen aus Syrien an dies Gestade kamen, sich allmälig mehr und mehr in Dunkel hüllen, bis endlich am Dome die beiden Votislampen und ge— genüber die bunten Lichter des Traghetto's aufflammen, wen da nicht eine tief poetische Sehnsucht überfällt, der wird kalt und ungerührt bleiben bei Allem, was Geschichte und Natur Großes und Erhabenes bietet. Hier in dieser Umgebung fühlt man, was Venedig war, und was es der Mensch⸗ heit mindestens in der Erinnerung ewig bleiben wird. Hier macht sich kein Verfall, kein Absterben bemerklich, Alles noch groß und erhaben. Aber wie oft habe ich einen anderen Anblick gehabt und wenige Schritte von den Orten, in die ich mich eben versetzte. Alltäglich ging ich zum Dogen Palaste hinein; zwei Schreiber sitzen am Thore, alte, abgemagerte Gestalten, die von ihrem traurigen Privatgeschäft ein klägliches Leben fristen, in dem Hofe sind einige Wasserirägerinnen in ihrer eigenthümlichen, nicht eben schönen Tracht; ich stieg die Riesentreppe empor, überschritt die Stelle, wo einst Marino Faliero blutete, die Gallerie entlang, an der goldenen Treppe vorbei und nun die Stufen hinauf zu dem Saale del maggiore Consiglio. Keines Menschen Antlitz sah ich bis dahin, da erst öffnete mir der greise Diener die Thür, und ich be— fand mich in der Bibliothek des heil. Markus, umgeben von einigen Ab— betes, die in vergelbten Büchern neues Wissen suchen, von einigen wißbe—⸗ gierigen Fremden, welche die Schätze der Laurentiana hergelockt haben. Und steigen wir höher in dem Palaste, suchen wir die Säle des Senats und des Raihs der Zehen, so finden wir noch Alles in dem Zustande von ehedem, nur die Republik und ihre Gewalthaber fehlen. Alles ist öde und leer, es sei denn, daß ein Jünger der Kunst das Werk eines Tizian oder Paolo Veronese nachbilde. Kunst und Wissenschaft thronen jetzt in dem Palaste, wo einst die irdische Macht und die Fülle der Gewalt wohnte, wohl lebt auch in jenen eine schaffende Kraft, aber diese Räume vermögen sie nimmer zu beleben, und der Dogen-Palast scheint mir in seiner jetzigen. Gestalt ein trauriges Denlmal der Vergänglichleit menschlicher Größe, ein laut zeugen— des Monument von Venedigs Verfall.

Daß auch in der Beschränkung die Größe erwachsen, daß auch aus engen ren, sich eine Macht entfalten kaun, welche weit und breit um sich greist, lehrt uns die Geschichte, wie die tägliche Erfahrung. Aber es giebt wenig Beispiele, welche diesen Satz deutlicher und klarer erhärten, als das in der Geschichte Venedigs dargebotene. In wie tüchtiger Selbst⸗ ständigleit haben sich die Venetianer nach allen Seiten ausgebildet, wie eigenthümlich ist Alles, was sie hervorgebracht, und wie haben sie, von in⸗ nen heraus erwachsen und erstarft, sich zu einer ewig denkwürdigen Macht emporgeschwungen. Jeßt freilich ist diese Macht gesünten, auch die große Rolle, welche Venedig in der Geschichte, der Kunst und him che hatte, ist ausgespielt, selbst die Bedeutung dieser Stadt für den Welthandel ist fast ganz verloren gegangen; nur das kann noch eine Frage sein, ob die Ve ictianer von heute noch denen entfernt ähnlich seien, die eine frühere

Zeit kannte, und eb sonach eine neue Aera in der Geschichte Venedigs zu hoffen sei.

Daß Venedig Aristokratie war, und zwar Aristokratie in strengster Form: das, denke ich, macht sich noch Jedem bemerllich, der diese Stadt sieht. Ich meine nicht etwa an den prachtvollen Palästen, welche den Kanal grande von beiden Seiten umgeben, auch nicht an dem Luxus, den noch dieser oder jener Nobile treibt, sondern vielniehr an der Haltung des gemeinen Mannes. Die abgeschliffenen, gefälligen Manieren, die Vernachlässigung der Tracht, die Sorglosigkeit um den Ünterhalt, und der Mangel an ernster, fruchtbarer Beschäftigung: dies Alles ist es, was bei dem Venetianer der niederen Klasse Mangel an bürgerlicher Selbstständigkeit noch heute zeigt, den gebo— renen Diener in ihm verräth. Auch darin sind wohl noch jetzt Spuren der früheren Aristokratie zu bemerken, daß selbst bis in die mitteren Stände hin⸗ auf durchaus alle Theilnahme für die politischen Bewegungen der Zeit fehlt, daß man den Vergnügen nachgeht, ohne sich viel um die Dinge, die über dem Horizont des gewöhnlichen Lebens liegen, den Kopf zu zerbrechen. Vielleicht wird in keiner größeren Stadt der Welt so wenig politisirt, als in Venedig; es ist, als ob die Inquisition noch wachte, die Lowenmäuler noch den gefürchteten Anklagen sich öffneten. Gerade die Nachkommen der alten Machthaber der Stadt erinnern wohl am wenigsten an den früheren Zu—⸗ stand. Sie haben Macht und Geld verloren, die erstere durch Verhältnisse, welche sie nicht abwenden konnten, letzteres wohl meist durch eigene Schuld und Fahrlässigleit. Selbst die Familien, welche noch wohlhabend sind, wen⸗ den ihre Güter nicht so an, wie es der Siadt am meisten frommt, sondern suchen sich vornämlich wie man mich versichert Besitzungen auf dem Festlande zu verschaffen. Daß wenig städtischer Gemeinsinn unter den vor— nehmen Familien herrscht, geht auch schon daraus hervor, daß man dem immer mehr und mehr überhandnehmenden Verfall der Baulichkeiten so ge— ringe Abwehr entgegensetzt. Wenn aber der Adel seine frühere Siellung so aufgegeben hat, so hat dies hier mehr wie anderswo in weite Kreise gewirkt. Er beherrschte nicht nur, er ernährte auch das niedere Volk, das setzt oft herren⸗ und arbeitslos in den Straßen umherzieht, und von einem Ge— werbe, das eigentlich kein Gewerbe ist, von erbärmlicher Krämerei und leich— ter Tagesarbeit sein Leben fristet oder von Almosen lebt. Diese werden von Wohlthätigkeits-Anstalten mit freigebiger, vielleicht zu freigebiger Hand ge⸗ spendet, und Straßenbettelei ist selten. Der Venetianer ist zu stolz zum Betteln, und gewinnt ohnedies leicht so viel, daß er seine mäßigen Bedürf— nisse für den Tag befriedigen kann.

Bei dieser Lage der Dinge ist es schwer abzusehen, wie sich Venedig wieder zu einer seiner würdigen Bedeutung ausschwingen lönne, wie eine so große, so schöne Stadt den Platz unter den Städten Europa's wieder ge⸗ winnen soll, den sie verdient. Denn, daß sie ihr altes Prinzipat je wieder

erlange, kommt wohl Niemanden in den Sinn, aber Niemand wird auch wünschen, daß sie in ihrer jetzigen Lage verharre oder gar mehr und mehr

dahinschwinde. Die österreichische Regierung hat bekanntlich vielfache und wohlgemeinte Anstrengungen geniacht, üm den Seehandel Venedigs zu heben, doch scheinen dieselben noch immer nicht den gewünschten Erfolg zu haben, wenigstens ist man in Venedig selbst mit demselben nicht eben sehr zufrie— den. Es ist kein größerer Gegensatz denkbar, als das geschäftige, unruhige Treiben an der Rhede von Triest, und die Ruhe und Bequemlichkeit, welche man an dem Gestade Venedigs sieht. Dagegen nimmt sich der Kleinhandel und die Fabrication Venedigs ungemein auf. Wer von der. Procurgtien durch die Maceria zur Rialkobrücke seinen Weg nimmt, der sieht ein frisches, geschäftiges Treiben, was der Stadt eine bessere Zukunft verheißt. Laden drängt sich hier an Laden, Wertstätte an Werkstätte, und die sleißigen Hände schaffen und arbeiten bis tief in die Nacht hinein. Wenn ich diese Straßen 'sentlang ging, da war es mir, als ob ich das neue Venedig vor mir sähe, freilich ein ganz anderes, als senes Venedig, welches die Geschichte kennt, aber eine lebendige Stadt mit regem, foͤrderndem Treiben, ein Mit— telpunkt des Verkehrs fuͤr einen weiten Umkreis. ; . . Mancherlei begünstigt hier den Fabrikanten und Handwerker; er findet für einen geringen Preis geräumige Lokalitäten und der Arbeilslohn ist billig. Ueberdies steigert sich der Absaßz der Wagren durch die bessere Ver⸗ bindung mit dem Festlande, welche die von Padug bis Maston vollendete Eisenbahn gewährt, mit jedem Tage, und wird noch ungemein wachsen, wenn die Bräcke vollendet ist, welche Venedig mit dem Kontinent zu verbinden bestimmt ist. Wenn dann mit dem steigenden Bedürfniß auch alle, die Hände, die jetzt noch müßig feiern, der Arbeit gewonnen werden, imäß Venedig der Mittelpunkt der Fabrication für das nördliche Italien werden, und eine Be⸗ deutung gewinnen, die jetzt kaum zu ahnen. Ob der Großhandel Venedigs einst noch mit dem von Triest wird in die Schranken treten oder diesem gar wird den Vorrang ablaufen können, mag zweifelhaft sein, obwohl es nicht unmöglich, da Venedig offenbar viel leichtere e,, ,. mit dem west lichen? Europa hat, als' Trlest. Aber auch ein solcher Ausschwung des Han— dels würde viele Hände erfordern und eine ganz andere Thätigkeit erheischen, jetzt in Venedig sieht. . e eren n, wn, Arbeit, ,, eines Volkes zu ändern, eine arbeitsscheue, genußsüchtige Menge zun Thätigkeit und Anstrengung zu gewöhnen, aber doch wird eine weise und väterliche Regierung dies hier als das Erste und Nothwendigste ansehen müssen. Da, dies jedoch nur durch Erziehung hewirlt werden ann hat sich die österreichische Regierung dieselbe und den Unterricht des Volkes, wie allgemein anerkannt wird, sehr angelegen sein lassen, und es ist nur zu wünschen, daß alle störenden Ein stuss⸗ welche dem heilsamen Erziehungswerke in den Weg treten können, beseitigt werden. Zu diesen möchte ich unter Anderem das Lottospiel rech—= nen, was hier von Vornehm und Gering, von Jung und Alt mit einer Leidenschaft betrieben wird, die es wahrhast gefährlich macht. Der Tag an dem die kleine Lotterie gezogen wird, setzt ganz Venedig in sieberhaft

Jahre 1838, unter Zuziehung sachkundiger Eingesessener, von Unse⸗ rem Ober- Präsidenten e ut Den r unn thunlichst berücksich⸗ tigt werden. ; : Ablösung der Jagdgerechtigkeiten. 23) Der Antrag auf Erlaß gesetzlicher Bestimmungen, daß die Jagdgerechtigkeit für ablöslich erklärt werde,

hat die gesetzlich erforderliche Majorität von der Stimmen in der Stände - Versammlung nicht erhalten.

Wenn demnächst der Stand der Städte und der Landgemeinden gegen den Beschluß des Landtages, wonach diese Petition zurüdge⸗ wiesen worden, in Theile gegangen, und die verschiedenen Ilnsichten Uns in der Denkschrift vom 11. April d. J. vorgetragen sind, so ge— ben Wir Unseren getreuen Ständen zu erkennen, daß der vorliegende Fall eine Sonderung in Theile überhaupt nicht rechtfertigen konnte.

Eine solche ist nach 5. 46 des Gesetzes vom 27. März 1821 zulässig, wenn durch einen Beschluß des Landtages bei der Begut— achtung einer ihm vorgelegten Proposition, oder dadurch, daß der⸗ selbe mit verfassungsmäßiger Majorität der Stimmen eine Petition an Uns zu richten beschließt, ein Stand, dessen Interesse in diesem Falle gegen das der anderen Stände geschieden ist, sich in seinem Rechte verletzt glaubt. Dadurch aber, daß ein Antrag die verfas— sungsmäßige Majorität nicht erlangt, um ihn überhaupt zu einer Uns

vorzulegenden Petition zu erheben, kann ein einzelner Stand sich

in seinem Rechte nicht verletzt fühlen, indem durch den Beschluß des Landtags, die Petition nicht anzunehmen, nicht eine Veränderung, sondern nur die Aufrechthaltung des bestehenden Rechts bewirkt wer den kann. Als Ausnahme von der Regel könnte in einem solchen Falle die Sonderung in Theile höchstens dann gestattet werden, wenn dieser Antrag von einem einzelnen Stande ausginge und einen Ge— genstand beträfe, bei dem das Interesse dieses Standes ausschließlich und allein betheiligt wäre. Ein solcher Fall lag aber nicht vor, da die Jagd⸗Gerechtigkeit eben so wenig einem Stande allein zu steht, als die mit dieser Gerechtigkeit belasteten Grundstücke sich ausschließlich in dem Besitze eines Standes befinden. Die Petition hätte Uns hiernach, da sie die verfassungsmäßige Majorität von? der Stimmen nicht erhalten hat, gar nicht vorgelegt werden sollen. Erhöhung der Feuer-Sozietäts-Beiträge in Klasse V. und VI. 24) In Beziehung auf die Denkschrift vom 11. April d. J. wonach für die Erhöhung der halbjährigen Feuer-Sozietäts Bestrã)⸗ in der V. und VI. Klasse sich eine Miajorltät des Landtages von 23 Stimmen gegen 22 Stimmen ausgesprochen und in Folge dessen der Stand der Landgemeinden gegen diesen Beschluß der Masorität auf Sonderung in Theile angetragen hat, machen Wir Unsere ge treuen Stände darauf aufmerksam, daß hierbei eine Sonderung in syeoise 9 8on avflak n ö . h ee n, 9 . , ,, Gegenstand vorlag, bei dem . eg, ö 9 1 .

egenstand vorlag, das Interesse der Stände gegen einander geschieden war. Es bedurfte aber auch der Sonderung in Theile nicht um den Beschluß des Landtages wegen Revision der Klassen Ein⸗ theilung und des Beitrags-Verhältnisses der verschiedenen Klassen zu Unserer Kenntniß zu bringen, denn da dieser Beschluß einen Ge⸗ genstand betrifft, über den das Gesetz (der §. 35 des Provinzial⸗ Feuer- Sozietäts-Reglements vom 5. Januar 1836) das Gutachten des Land ages erfordert, so mußte derselbe, auch wenn er eine Stimmen— mehrheit von 3 nicht erlangt hatte, doch in Gemäßheit des §. 45 des Gesetzes vom 27. März 1821, mit Angabe der Verschiedenheit der Meinungen, Uns vorgetragen werden.

Was nun die Sache selbst betrifft, so eröffnen Wir Unseren ge⸗ treuen Ständen, daß Wir Bedenken tragen, schon jetzt auf die bean— tragte Erhöhung der Beiträge in der V. und VI. Klasse einzugehen, da, wenn auch allerdings aus den vorgelegten Nachweisungen hervor— geht, daß die bei diesen Klassen Versicherten in dem Zeltraum vom Jahre 1837 bis incl. 1841 eine bedeutende Summe mehr an Brand— Entschädigungsgeldern erhalten haben, als von ihnen an Beiträgen gezahlt worden ist, doch ein so kurzer Zeitraum keinen ganz sicheren Maßstab für die Beurtheilung abgeben kann, überdies auch die Ansichten des Landtags, wie die geringe Verschiedenheit der für und wider die Erhöhung abgegebenen Stimmen ergiebt, fast ganz gleich getheilt ge wesen ist. Wir wollen daher die anderweite Erwägung dieses Ge— genstandes dem nächsten Provinzial-Landtage vorbehälten. .

Dauer des Grundbesitzes zur Wahl städtischer Landtags-Abgeordneten.

25) Was die Anträge betrifft,

1) die Vorschrift des §5. 5 Nr. J des Gesetzes vom 27. März 1824 dahin zu modifiziren, daß zur Wählbarkeit eines Land' tags-Abgeordneten im Stande der Städte nur ein dreijähriger Grundbesitz statt der vorgeschriebenen zehnjährigen Dauer des— selben erfordert werde,

ö 1 *.

ständischen Verfassung vorzunehmen.

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Wählbarkeit zum Stadtverordneten gesetzlich verlangt werde, so geben Wir Unseren getreuen Ständen zu erkennen, daß Wir es der— malen im Allgemeinen nicht rathsam sinden, Veränderungen in der s . Indessen wollen Wir den An⸗ trag ad 1, da überdies von den Landtagen anderer Provinzen eine fen lassen, ob in Bezug auf die Dauer des städtischen Grundbesitzes ein so dringendes Bedürfniß vorhanden ist, welches Uns zu einer Ab weichung von dem gedachten Grundsatze bestimmen könnte. Oeffentlichkeit der Stadtverordneten Versammlungen, der Kreistags und

Landtags⸗Versammlungen. ; 26) Auf den Antrag, die Oeffentlichkeit der Stadtverordneten— Bersammlungen, imgleichen der Kreistags- und der Landtags- Ver Rmmlungen zu gestatten, geben Wir Unseren getreuen Ständen zu erkennen, daß Wir die Veränderung der städtischen und ständischen Verfassung, welche aus der Gewährung dieser Anträge hervorgehen würde, nicht genehmigen können. 3u Urkunde Unserer vorstehenden gnädigsten Bescheidungen ha ben Wir gegenwärtigen Landtags-Abschied ausfertigen lassen, auch Höchsteigenhändig vollzogen und bleiben Unseren getreuen Ständen in Gnaden gewogen. Gegeben Berlin, den 3). Dezember 1813. (gez. Friedrich Wilhelm. Prinz von Preuß von Boven. Mühler. von Nagler.

Graf von Alvensleben. Eichhorn.

von Savigny. Freih. von Bülow. Graf zu Stolberg.

3

en.

Rother. von Thile.

von Bodelschwingh. Graf von Arnim.

Uichtamtlicher il ö * Uichtamtlicher Theil. . 9 Fuland.

Berlin, 31. Dez. In der Kölnischen Zeitung Nr. 339 und in der Aachener Zeitung Nr. 347 v. J. 1843 befinden sich berliner Korrespondenz Artikel, welche die Einführung der Geschwor— siengerichte und des öffentlichen Gerichts Verfahrens in den alten Provinzen des preußischen Staats in nahe Aussicht stellen und zu gleich auf angebliche Aeußerungen der beiden Justiz-Minister Bezug nehmen. Aus glaubhafter und zuverlässiger Quelle kann versichert werden, daß zwar über die Revision sowohl der Kriminal- als der Civil⸗Prozeß - rdnung Berathungen schweben und hierbei auch die Frage über die Ausdehnung des bereits bestehenden mündlichen und über die

Einführung des öffentlichen Verfahrens verhandelt wird, daß aber von

Geschworenengerichten zur Zeit nicht die Rede ist. Es beruht daher

auf einem Mißverständnisse, wenn sich das Gerücht verbreitet hat als wenn bei dem Neubau des Inquisitoriats zu Halberstadt auf Anordnung des Justiz-Ministers Mühler für einen Assisenhof gesorgt werden solle, da es sich doch blos um die Anlegung eines größeren

Sitzungs Saales handelte, welcher bei etwa künftiger Erweiterung des mündlichen und Einführung des öffentlichen Untersuchungs-Ver' fahrens genügen könnte. Eben so wenig sind bisher die Kosten,

welche dadurch veranlaßt werden würden, Gegenstand einer Berathung

gewesen.

Was aus den schwebenden Berathungen als nützlich und ange— messen anerkannt, hervorgehen wird, wird ohne Rücksicht auf den Kostenpunkt eingeführt werden, an dem bisher noch keine Verbesserung der Justiz-Einrichtungen gescheitert ist.

Daß übrigens diese nicht so übel sind, wie sie der Korrespon dent der Aachener Zeitung darzustellen sich bemüht, würde aus einer Vergleichung von Prozessen aller Art, sowohl im mündlichen als im schriftlichen Verfahren, hervorgehen, wenn man dabei nur von demselben Anfangspunkte, entweder von der ersten Ladung des Ver klagten, oder von dem Zeitpunkte ausgeht, da der Prozeß dem erken nenden Richter vorliegt. j „Von der von eben diesem Korrespondenten erfolgten Mittheilung über den Prozeß eines Theerbrenners ist hier nichts bekannt. Den Theerbrenner scheint daher dem Reiche der Dichtung anzugehören. ,, Iz. (Schi ffoliste. Das danziger Dampfboot „Rü Kleist“, welches gestern Abend gegen 8 Uhr von Neufahr wasser abgegangen war, um dem danziger Barkschiffe „Friedrich Wilhelm IV.“, geführt von Capitain Domanski, das bei Rossitten,

Meilen vom Lande, vor Anker liegt, Hülfs⸗-Mannschaften in Stelle

der erkrankten drei Matrosen, so wie frisches Wasser und Proviant

Bewegung. Was hilst es aber, einem Voltfe von dem rechtschaffenen Lohne und freudenreichen Gewinne redlicher Arbeit reden, wenn sein Auge stets auf das Glücksrad gerichtet ist, und wenn Jeder in jedem Augenblick schon den Gewinn herausspringen sieht, der seinem Elend ein Ende machen soll

Der höhere Unterrich- läßt bekanntlich in Italien fast überall sehr viel zu wünschen übrig, und die Mängel desselben üben natürlich einen großen Einfluß auf die Leistungen in Wissnschaft und Kunst. Dennoch vid in Venedig Vieles geleistet, was einer ausführlicheren Besprechnng werth w als sie mir der Raum dieses Bꝛieses gestatlet. Unter den Gelehrten hal N. Tommaseo wohl den ersten Namen, als Philosoph und Sprachforscher genießt er in ganz Italien großen Ansehens; für die venetianische Geschichte sind hier neuerdings manche nicht unverdienstliche Arbeiten erschienen. Unter den Künsten scheint die Skulptur mit dem meisten Glück getrieben zu . den. Canova, der, wenn auch nicht in Venedig geboren, doch vorzi gs weise dieser Stadt angehörte, wirkt in Jüngern fort. Von Fer ra ri. , in der Blüthe der Jahre, sah ich in seinem Alelier, wie in em Palast . Marchese Trevas Statuen, die einen hohen Grad der Vollendun ; zelgten Was ich von Einheimischen in der Malerei gesehen habe, kann n Vesseren, was jetzt in Deutschland, Belgien und Frankreich geleistet wird nicht aufkommen. Den größten Ruf unter den in Venedig lebenden Ma lern genießt unser Landsmann Nerlo (wie er sich aus Nehrlich, den ia! lienern zu Liebe, umgetauft hat). Auch befinden sich noch mehrere a . Maler wegen ihrer Studien hier, in denen sie sich mit Necht mehr von ben alten Mustern, als von den jetzt lebenden Meistern leiten lassen. Was in Italien jetzt in Kunst und Wissenschast Bedeutendes geleistet wird hal ö. as lokale Gepräge, das die Werke einer früheren Epoche bezeichnet . man strebt nach weiteren nationellen Beziehungen, wobei man ntiirlich nuf tausendfache Hindernisse stößt. Doch über dieses Thema ein andermal 1 mit Schrecken sehe ich, wie lang sich dieser Brief schon gesponnen hat, und begreife, daß ich zum Schluß eilen muß, um Ihre Geduld nicht zu ermüden.

Die hydro graphischen Arbeiten der preußischen Seefahrer und die britische Admiralität.

Die Königlichen Seehandlungsschiffe haben auf ihren im Jahre 1823 begonnenen und seitdem ununterbrochen fortgesetzten Reisen nãch Amersta und um die Erde, trotzdem, daß sie ausschließlich für Handelszwecke und vor— nämlich in der Absicht ausgerüstet worden sind, der vaterländischen Rhede— rei als Vorbild für die Anknüpfung überseeischer Verbindungen zu dienen das Feld der Natur-Wissenschaften nicht unbebaut gelassen. ;

Am Bord dieser Schiffe sind die zahlreichsten Beobachtungen angestellt und in den Schiffs-Tagebüchern niedergelegt worden, die eine unerschöpfliche

Fundgrube für mehrere Zweige der phoösikalischen Geographie und der Hödro—

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2) für die Landtags⸗ Abgeordneten im Stande der Städte über⸗ haupt nur dieselbe Qualification zu bedingen, welche für die

ähnliche Bitte eingegangen ist, nicht aus dem Auge verlieren und prü⸗

zuzuführen, ist, da die Maschine in Folge des hohen Seeganges heute Morgen gesprungen war, wodurch es bedeutend leck geworden, und nicht länger über See gehalten werden konnte, heute Vormittag um 9 Uhr bei Littauschdorf, 1 Meile von Fischhausen und 25 Meilen von Pillau, auf Strand gesetzt. Die zur Zeit auf dem Dampfboote befindlich gewesene Mannschaft, 23 an der Zahl, hat sich mit dem

eigenen Boote glücklich gerettet. Das Dampfboot soll bereits wrack geworden sein, und ist zu vermuthen, daß es bei dem anhaltenden stürmischen Wehen ganz zerschellen dürfte; die Rettung der Maschine dagegen nur von ruhigem Wetter abhängig ist. (Die auf dem Dampfschiff befindlichen 23 Mann, unter denen 9 Schiffs- Capitaine waren, retteten sich auf dem eigenen kleinen Schiffsboote mittels ei ner ans Land gebrachten Leine.)

Emmerich, 30. Dez. (D. 3.) Ihre Königl. Hoheit die

Prinzessin Friedrich der Niederlande, Prinzessin Louise, Prinzessin Marie, Prinz Friedrich Sohn, nebst Gefolge, trafen gestern Abend hier ein und setzten heute Morgen ihre Reise nach dem Haag fort. . Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich der Niederlande mit Ge⸗ solge, so wie ein großer Theil des Gefolges Sr. Majestät des ver⸗ storbenen Grafen von Nassau, sind bereits vorgestern von hier nach dem Haag abgereist. .

Ausland. Deutsche Bundesstaaten. . Bay ern. München, 30. Dez. (A. 3.) Se. Kaiserliche Doheit der Erzherzog Albrecht von Oesterreich wird Mittwoch den 3. Januar Abends hier erwartet. Der Kaiserlich Königlich öster⸗ reichische Gesandte am hiesigen Hof, Graf von Senfft-Pilsach, ist gestern hier wieder eingetroffen. Hofmarschall Graf Eduard von Irsch hat die Enthebung von seinem Posten als Intendant des Kö⸗ niglichen Hoftheaters nachgesucht und erhalten, bleibt jedoch bis 1sten Februar in Function. Die Frage, wer an seine Stelle treten wird, beschäftigt das Publikum sehr lebhaft. Die in andern Städten längst übliche Sitte, durch einen kleinen Gelderlag an den Armen Fonds der lästigen Neujahrsbesuche sich zu entheben, ist nun auch zu uns gedrungen und scheint nach den namenreichen Listen, welche un— sere Tagesblätter täglich bringen, guten Fortgang zu sinden.

(N. C.) Es steht nunmehr fest, daß Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sich demnächst (man hört, am 15. Januar) zu einem längeren Besuche nach Bamberg begeben wer⸗ den. Einem Gerüchte, nach welchem der Kron-Sbersthofmeister Fürst Ludwig von Wallerstein schon demnächst eine abermalige größere Reise antreten sollte, scheint gänzlich widersprochen werden zu müssen. . Holstein. Altona, 1. Jan. (A. M.) Sämmtliche Pre⸗ diger Süderdithmarschens haben sich auf eine vom Probste in seinem Adventsbriefe erlassene Aufforderung, dem Landes-Vereine der Gustav⸗ Adolph Stiftung beitreten zu wollen, bereit erklärt.

Frankreich. Paris, 30. Dez. An der gestrigen ersten Abstimmung für die Ernennung der vier Vice-Präsidenten der Deputirten⸗-Kammer nah— men 282 Mitglieder Theil, die absolute Majorität betrug also 142 Stimmen. Die Oeffnung der Stimmzettel ergab folgendes Resultat: Herr Bignon 243, Debelleyme 151, von Salvandy 141, Lepelletier d' Aulnay 135, Billault 99, von Sade 91, von Tracy 961 Ganne ron 44, Vivien 43, Dufaure 20, Wustemberg 16, Jacques Lefebvre) General Jacqueminot 4 Stimmen. Die absolute Mojorität hatten also fürs erste nur die Herren Big non und Debelleyme erhal— ten, welche demnach als Vice ⸗Präsidenten proklamirt wurden. Für, die beiden anderen Ernennungen mußte nun zu einer zweiten Abstimmung geschritten werden, und diese ergab: bei 279 Mitstimmenden, also einer absoluten Majorität von 140 Stimmen: für Herrn Lepelletier d'Aulnay 243 Stimmen, von Sal⸗ vandy 156, Billault 109, von Sade 18, und 41 Stimmen gingen verloren. Es hatten hiernach die Herren Lepelletier d' Aulnay und von Salvandy die absolute Majorität erhalten und wurden zum 3ten und ten Vice-Präsidenten proklamirt. Diese vier gewähl⸗

ten Vice Präsidenten hatten auch in der vorigen Sesston dieselben Functionen bekleidet; sie gehören sämmtlich der ministeriellen Partei an; für Herrn Bignon stimmte zwar auch ein Theil der Opposition weil derselbe sich deren Gunst im vorigen Jahre als Berichterstatter der Budgets-Kommission erworben hatte, als welcher er damals eine Neduction der Armee um 10 12,090 Mann vorschlug, worauf die Majoritãt der Kammer aber nicht einging; sonst jedoch stimmte Herr Bignon bei allen anderen Fragen mit der konservativen Partei, und die l

vp tibn darf ißun daber inen T h e Opposition darf ihn daher in keinem Falle zu den Ihrigen

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graphie darbieten, eine Quelle, die, von des Herrn Geheimen Staats— Ministers Rother Excellenz aufs freisinnigste unterstützt, der Untetzeich nete seit dem Jahre 18306 flüssig zu machen sich bemüht hat. ; ‚. Zu, den wichtigen Arbeiten der vreußischen Seefahrer gehört unter An derem die Berichtigung der geographischen Lage und Gestalt mehrerer In— seln des im stillen Ocean belegenen Hawaii-⸗Archipelagus, dem von seinen Entdecker, dem großen Cook, der Name des damaligen ersten Lords der Admiralität beigelegt wurde. Auf Grund der Beobachiungen unserer See fahrer hat der Ünterzeichnete eine verbesserte Karte von den Sandwichs— Inseln herausgegeben; und diese ist es, welche die Aufmeiksamkeit der britischen Admiralität in der Art erregt hat,

daß sie dieselbe, mit Auslassung vieler Namen und mit Ausnahme einiger

Rerichtigungen, die von englischen Seefahrern geliefert worden, in ihrem

hydrographischen Büreau ganz getreu hat nachstechen lassen.

Die preußischen Seefahrer können einerseits stol; darauf sein, daß ihre Arbeiten von einer Nation, welche für hydrographische Bestrebungen gleich sam das Monopol in Händen hat, anerkannt und so ehrenvoll ausgezeich— net worden sind, daß eben diese Nation sie des Nachstichs für würdig hält; andererseits aber werden sie es vielleicht mit Befremden vernehmen, daß der Schiffs-Capitain Francis Beaufort, der Hyodrograph der Admiralität, es unterlassen hat, die Quelle, aus der er schöpfte, auf seiner Karte namhaft zu machen. Da in den diesseitigen Karten die Namen all der Männe welche für die Kenntniß der betreffenden Seeräume thätig gewesen sind, mit strupulöser Genauigkeit angegeben werden, so darf ein g'eiches Verfahren von der anderen Seite in Anspruch genommen werden. .

Eine neue Lieferung des See-Atlas, bestehend aus den Karten von den Kanarischen Inseln (als Seitenstück zur Karte vom Hawaii Archipela— gus), von der Küste von Rio de Janeiro und von den Umgebungen des Caps Hoorn, hat in diesen Tagen die Presse verlassen. ;

Potsdam, den 3. Januar 1814.

Berghaus.

Deutscher Verein für Heilwissenschaft.

Die Dezember-Versammlung begann mit einer mündlichen Verhand- lung, an welcher die Herren Grimm, Hecker, Hartwig und Link Theil nahmen, über die Aria cattiva. Entsprechend der Ferguͤsonschen An= sicht, nach welcher die Entwickelung der Aria cattiva nur erst dann vor sich geht, wenn das Wasser unter die Oberfläche des Erdbodens gesunken oder 2 ist, zeigt sich das Vo kommen des Milzbrands beim Rindvieh zu 3 ,, nachdem er sich nicht gezeigt hatte, so lange das Wasser ih, en Wiesen stand. Die Weiterverbreitung der Tria cattiva in

Jgeüden, aus deren Boden sie sich nicht entwickelt, gab Veranlassung zu

morela nd, in seiner Dezember-Sttzung zum Ehren-Mitglied ernannt Eine Auszeichnung, die um so höheren Werth hat, als die Gesellschaft nur 06 3 2 y). Fo wear 3 . *1s 31.

38 Ehren-Mitglieder, und zwar lauter europäische Namen, zählt.

einer Vergleichung dieses Vorganges mit der Verbreitung der Arsenstdämpfe,

die in der Gegend von Reichenstein in beträchtlicher Entfernung verspürt werden. Herr Joh. Müller hielt hierauf einen Vortrag über Telan

giectasicen. Es sind Parallelen zwischen den gutartigen und bösartigen De— generationen dieser Art zu ziehen. Die Strußftur-Verhältnisse sind in beiden Formen, selbst nach mikroskopischer or Fnsto seslern (FJ vorns⸗ 55 1518 . 6 Mer r k. ö 9

den pl siologischen Eigenschaften und an den Wirkungen zeigt sich der Un— terschied. f die früheren Grundsätze erstirpirt man sie selbst, wo man sie erreichen kann

Untersuchung, ganz dieselben, nur an

Die Telangiectasieen sind durchaus gutartige Krankheiten; gegen

Es, giebt indeß hiervon seltene Ausnahmen, und von diesen theilte Herr M ig, Fälle mit. Unter der Fascia eines amputirten Armes fand sich einẽ Ain sse von Blutgefäßen ergossenem Blute und gelber, strukturloser Substanz. Bei einem jungen Mann, dem Heir M. einen Nacvus télangiectodes er- stirbiren sah, entstanden später ähnliche Metamoiphosen der Narbe, Blut 1st o r Cee 26 n sich J f ü j . z guste n uh bei der Section zeigten sich Tela! glectasieen in den Lungen. Die—⸗ ser Fall ist von von W alth er in seiner bekannten Abhandlung beschrie ben. Der inter schied zwischen Telangiectasie und Blulschwamm beruht, nach Herrn M., nur in dem Vorhandensein der substantia propria zwischen den ausgedehnten Gefäßen bei Letzterem. Viele Gründe sprechen dafür, ein wirkliches careinomn teélangicctodes anzunehmen. .

Wien, 25. Dez. Das österreichische Konservatoörium der Musik da—

hier hat auf den Antrag des Kaiserl. Staatsraths Vesque von Püttlingen den großbritanischen Gesandten am Königl. preußischen Hofe, Lord W est⸗

D

Ausstellung des Kunst⸗Vereins. Berlin, 2. Jan. Seit der letzten Anzeige sind im Lokale des Ver—

eins der Kunstfreunde im preußischen Staate, Werderschen Markt 42, sol— N 4,

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gende Kunstgegenstände neu aufgestellt worden:

Bildniß des Geheimen Raths von Schelling, vom Professor Begas Marktseene in einer kleinen Stadt, von A. Von Rentzzte . 5 Das Stargardter Thor zu Neu-Brandenburg, von Frz Fuchenbuch Landschaft in Abendbeleuchtung, von G. Weg en er 5 ; Ein sächsisches Landmädchen, von C. Rindler.

Ein Knabe mit einer Katze spielend, von Schultze

Boes in den westlichen Karpathen, von M. Roch.

Nachbildung einer antiken Vase mit Malerei, von Thora.

M 269 24 Mer d * z 6 Direktorium des Vereins der Kunst freunde im preußäschen

Staate. T