1844 / 7 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ĩ ielen abwechselnd von eil Uhr Morgens bis um fünf 4 den . der Königlichen Appartements. Sie können sich denken, welches bewegte Leben bei dem vielen Trommeln, Musiziren, Hin- und Herlaufen der Fiaker, den zahlreichen . den, dem Geschrei der Verkäufer auf öffentlicher Straße u. em. ö. gestern in Paris herrscht. Man berechnet, daß während ee. ei⸗ den Tage nicht weniger als 100 Millionen Franken in Umlauf ge⸗ fen K bei Hofe begannen gestern um Mittag. Der Erzbischof von Paris mit dem Kapitel der Notre Dame ⸗Firche machte den Anfang. Die Anrede des Prälaten an den König soll eine Stelle enthalten haben, welche auf die Freiheit des Unterrichts Be⸗ zug hat, und überdies eine Anspielung auf die Heiligkeit der Sonn⸗ und Feiertage, welche unter der Juli- Regierung gar nicht be⸗ obachtet wird. Man zweifelt sehr, daß die Rede des Erzbischofs von Paris im Moniteur universel so eingerückt werden wird, wie sie gesprochen wurde. Vor zwei Jahren, wo der Erzbischof den nämlichen Gegenstand berührte, wurde im Minister⸗Conseil beschlossen, daß jene Rede gar nicht veröffentlicht werden dürfte. Später ver langte der Justiz⸗ und Kultus⸗-Minister, daß der Prälat vorläufig seine Rede einen Tag früher dem Kabinet zur Einsicht mittheilen sollte. Der Erzbischof erhob sich gegen die beabsichtigte Rontrolli⸗ rung seiner Worte und bestand darauf, entweder ungehindert sprechen

zu dürfen oder nicht mehr bei solchen Aufwartungen in den Tuilerieen zu erscheinen, wie es sein Vorgänger gethan hatte. Diese, Drohung hatte zur Folge, daß der Erzbischof jetzt ohne Kontrolle spricht, wie alle übrigen Staatsbeamten, welche bei öffentlichen Aufwartungen das Wort in den Tuilerieen führen. Gestern Abend um 8 Ühr empfingen die Königin und die Prinzessinnen die Aufwartung der Damen der hier beglaubigten fremden Gesandten. Die Herzogin von Lrleans, die sehr zurückgezogen lebt, war dabei nicht zugegen. Die Prinzessin von Joinville und die Prinzessin Clementine, die ihrer Niederkunft entgegensehen, waren ebenfalls abwesend. l

Heute um 9 Uhr Morgens wurden die großen Aufwartungen in den Tuilerieen wieder aufgenommen und werden bis um 5 Uhr Abends ununterbrochen dauern. Für den König und die Königin, die im Alter vorgerückt sind, ist der heutige Empfang wirklich be— schwerlich und ermlidend. Der König, so wie die Prinzen und Priu⸗ zessinnen, welche den Thron umgeben, bleiben fortwährend stehen, während die verschiedenen Staatskörperschaften, die Civil und Militair-Behörden, die Offiziere der Garnison und der National— Garde einzeln vorbeidefiliren und vor dem Könige sich verbeugen. Der König hört die Anreden stehend an und. antwortet eben so. Nur bei der Aufwartung des diplomatischen Corps verläßt der

König, nachdem der Aelteste der fremden Botschafter seine Rede gesprochen hat, den Thron und unterhält sich ein paar Minuten mit jedem Legations-Chef einzeln, welche in einem

Halbzirkel vor dem Thron sich aufstellen. Hinter ihnen bleiben die Legations⸗-Secretaire und Attachés. Nicht Graf Appony, wie einige Blätter irrig angeben, wird bei der heutigen Aufwartung das diplo⸗ matische Corps anführen, sondern der päpstliche Nuncius Monsignor Fornari, der die Stelle eines doyen du corps diplomatique be⸗ kleidet. Die Rede des diplomatischen Corps hat gar keinen politi⸗ schen Charakter mehr, seitdem die fremden Gesandten gesehen haben, daß jedes ihrer Worte auf die absurdeste Art von der pariser Presse aus⸗ gelegt und kommentirt zu werden pflegt. Heutzutage ist diese Rede

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von Scheyern reist, Kenntniß erhalten hatte, beeilte er sich, dem Prinzen seine Aufwartung zu machen und seinen Respelt zu bezeigen. Am folgenden Abend, einem Sonnabend, beehrte Se. Königl. Hoheit eine Vorstellung mit seiner hohen Gegenwartz als der Prinz in der Loge des Herrn Franzisco Oneto erschien, empfing er von Seiten des ganzen ver⸗ sammelten Publikums die unzweideutigsten Beweise des Respektes, welche huldvollst erwiedert wurden. Der Prinz schickte gleich darauf den ihn be⸗ gleitenden Kammerherrn in die Loge des General Kommandanten ab, um denselben zu begrüßen, worauf dieser in Person dem Prinzen in dessen Loge seinen Besuch abstattete. Der Tag des 16ten war der Besich⸗ tigung der zahlreichen Merlwürdigkeiten dieses großen Handels- und Krieghafens gewidmet und am ten wurde die Neise zunãchst nach Gibraltar fortgesetzt von wo aus der Prinz über Malta nach Livorno und Florenz zurückzukehren gedenkt. Auf der bisherigen Reise hatte Se,. Königl. Hoheit an der spanischen Küste zuerst Barcelona, dann Valencia mit seinem herrlichen Himmel, Cartagena, einst der wich⸗ tigste aber jetzt in Verfall gerathene Kriegshafen des mittellandischen Meeres, Malaga, Granada, die durch ihre Alhambra so berühmte Stadt, Alicante und endlich Sevilla besucht. Sriechenl and.

S Athen, 18. Dez. In den letzten Tagen endlich wurde, fast einen Monat nach dem Zusammentritt der National⸗Versammlung, die Dank-Adresse entworfen und eingebracht. Alles drehte sich hierbei fast ausschließlich um die Frage, ob in der Adresse, eben so wie in der Thron⸗-Rede, der 3. September unerwähnt, oder ob derselbe von der Versammlung förmlich anerkannt und sanctionirt werden solle. Durch diese Frage wurden viele Privat⸗-Interessen berührt, und sie erzeugte daher große und allgemeine Aufregung. Manrokordatos und

einfach und allein eine Etiketten- Förmlichkeit geworden, worin die Wünsche für die Wohlfahrt der Königlichen Familie und sonst selten etwas Anderes ausgedrückt werden. Dadurch wird jeder Stoff zu Kommentaren entzogen und Jedermann Recht gethan, weil Niemand darüber sich zu beschweren Ursache sindet.

Grossbritanien und Irland.

London, 30. Dez. Lord Aberdeen ist nach Drayton Manor dem Landsitze Sir R. Peel's, abgereist, um mit dem Premier-Mi⸗ nister die Abfassung der Thronrede und der darin aufzunehmenden, auf Amerika bezüglichen Paragraphen zu berathen. ö

In Liverpool ist am 26sten die Zucker-Naffinerie des Herrn Brancken, vielleicht das großartigste Etablissement der Art im König⸗ reiche, ein Raub der Flammen geworden. Das Feuer brach um acht Uhr Morgens aus und griff mit solcher Gewalt um sich, daß schon nach Verlauf einer Stunde das ganze weit ausgedehnte Gebäude in Flammen stand. Die Lösch⸗Anstalten erweisen sich als unwirksam, da keine genügende Quantität Wasser zur Stelle geschafft werden konnte. Von den in den oberen Stockwerken beschäftigten Arbeitern kamen neun ums Leben; Viele liegen an Brandwunden und anderen Ver⸗ letzungen schwer danieder. Der Schaden beläuft sich auf 70,000 Pfund Sterl. Die Versicherungs- Summe beträgt nur 32009 Pfd.

Man berichtet überhaupt jetzt aus allen Theilen des Königreichs von wiederholten Feuersbrünsten, welche nicht mit, Unrecht absicht⸗ lichen Brandlegungen zugeschrieben werden. Die Pächter und Land⸗ leute wollen an vielen Orten Vereine bilden, um durch gemeinsame Maßregeln und verschärfte Wachsamkeit diesem verbrecherischen Trei— ben entgegenzuarbeiten.

ieder lande.

Aus dem Haag, 30. Dez. Die Adresse, welche die zweite Kammer als Antwort auf die Mittheilung Sr. Majestät des Nönigs über das Ableben des Grafen von Nassau mit sehr großer Masorität angenommen hat (s. das gestrige Blatt der Allg. Preuß. Ztg.) ist noch in keinem holländischen Blatte enthalten; man wun— dert sich allgemein über dies Stillschweigen der Journale. Welchen Grund dies auch haben mag, diese Adresse knüpft von neuem die Bande enger, welche die Nation und ihren Souverain vereinigen, und in dem gegenwärtigen Augenblicke ist sie ein Akt, den zu zer⸗ stören den Gegnern der Regierung sehr schwer werden sollte; sie be— weist eine Wahrheit, die man in Zweifel zu ziehen sich bemüht hatte. Die große Majorität, welche diefe Antwort votirt hat, ist ein unwi⸗ derstehliches Argument.

Der neue Gesetz Entwurf über eine Vermögens- und Einkommen Steuer (s. das gestrige Blatt der Allg. Preuß. Ztg.) ist erschienen und dürfte geeignet sein, eine Menge Schwierigkeiten hinwegzuräumen. Ist die proseltirte Anleihe von 153 Rillionen Fl. zu 3 pEt. gedeckt, so wird die Besteuerung nicht stattfinden. Man hofft übrigens all⸗ Pemein, daß die freiwillige Anleihe leicht zu Standé kommen wird. Dies letztere Mittel zur Verbesserung des Zustandes unserer Finanzen ist der Besteuerung, weit vorzuziehen? die un! so mehr eine Menge unberechenbarer Schwierigkeiten nach sich ziehen würde, als die Ein—⸗

künfte nöthigenfalls für die Ausschreibung der Steuern kapitalssirt werden würden.

Spanien.

Paris, 1. Jan. Man hat heute di ; Cadir vom 18. Dezember erhalten, vin elle g h Hoheit der Prinz Luitpold von Bayern, begleitet von einem Kam⸗ merherrn, seinem Adjutanten Ober- Lieutenant Steudel, dem delbnrnt Hr. Zink und seiner Dienerschaft, auf dem spanischen Dampfschiffe Teotosio“ daselbst, zunächst von Sevilla kommend, eingetroffen wal. Sobald der kommandirende General des Platzes, General Pavia, von

der Ankunft des hohen Gastes, der unter dem Namen eines Grafen

Kolettis (welche bekanntlich am 3. September nicht in Athen waren) scheinen in Uebereinstimmung mit dem englischen und französischen Ge⸗ sandten der Ansicht gewesen zu sein, diesen Tag in der Adresse gar nicht zu berühren; sie mußten jedoch, um die Majorität in der Adreß⸗ Kommission, deren Mitglieder sie sind, zu erhalten, sich die Erwäh⸗ nung der Zugeständnisse des Königs an jenem Tage gefallen lassen, doch brachten sie es dahin, daß wenigstens das omineuse Datum aus dem Entwurfe gestrichen wurde. Gegen den von der Majorität ge⸗ nehmigten Entwurf erklärten sich aber zwei Kommissions Mitglieder, welche an der Revolte des 3. September thätigen Antheil genom— men. Sie verlangten nicht nur ausdrückliche Erwähnung, sondern auch Anerkennung und Rechtfertigung dieses Tages, und fanden bei allen Septembristen die eifrigste ünterstützung.

Die durch diese Frage im Publikum und unter den Deputirten erzeugte Aufregung war so groß, daß, als die Adresse am 16. De⸗ zember zur Berathung kommen sollte, Maurokordatos und Kolettis es für gerathener fanden, die Vertagung der Debatten auf den Grund hin zu bewirken, daß der Entwurf zu spät an die Deputirten ver— theilt worden sei, und diese daher noch nicht Zeit gehabt, denselben gehörig zu prüfen. Der Plan, die Deputirten und die öffentliche Meinung in der Zwischenzeit für den Entwurf zu stimmen, mißlang jedoch gänzlich. Die septembristische Presse gewann hierdurch Zeit zu einer wüthenden Opposition gegen die Majorität der Adreß-Kom— mission, um „die vollständige Anerkennung und Rechtfertigung des 3. September durch Aufzählung der Fehler und Verbrechen der soge⸗ nannten Fremdenherrschaft der letzten 10 Jahre“ zu verlangen. Eben so scheinen die Septembristen, zu welchen bekanntlich die jetzt einfluß⸗ reichsten höheren Offiziere der Garnison von Athen gehören, diesen Aufschub benutzt zu haben, um energische Schritte zur Erreichung einer formellen Anerkennung ihres Werkes durch die National-Ver? sammlung zu thun.

Die Gründe, mit welchen sie dies Verlangen unterstützten, müs⸗— sen der Art gewesen sein, daß sie die Adreß⸗Kommission vollkom⸗ men überzeugten. Denn in der folgenden Sitzung der National—⸗ Versammlung, welche zur Verhandlung des Adreß- Entwurfes bestimmt war, trat Zographos im Namen der Adreß-Kommission plötzlich mit einem Gesetz-Vorschlage auf, durch welchen 1) den Soldaten und Bürgern der Hauptstadt und der Provinzen, welche an dem 3. Sep tember Theil genommen, der Dank der Versammlung dargebracht und 2) für die Erhaltung der Ruhe und Ordnung in der Hauptstadt durch die Garnison derselben vom 5. September bis jetzt und in Erwar⸗ tung, daß die Garnison als Schutzwache der Versammlung bis zu deren Beendigung dieselbe loyale Haltung beibehalten werde, den Ober- und Unter⸗-Offizieren derselben der volle Gehalt ihrer Grade auf, lebenslang als National- Belohnung zugesichert wird. Dieser Gesetz-Vorschlag wurde gegen die ausdrlckliche Vorschrift des Regle⸗ ments in derselben Sitzung eingebracht, debattirt und eben so regle— mentswidrig durch Acclamation angenommen. Abgesehen von der Frage, ob die Versammlung, da sie doch allein zur Abfassung der Constitution berufen ist, zu einem solchen Beschlusse kompetent war, und ob es nicht Pflicht der Minister als solcher gewesen wäre, die Vertagung des Vorschlages im Interesse des Gesetzes und in der Ab= sicht zu verlangen, damit die Regierung von demselben Kenntniß neh men und, wo nöthig, ihre Rechte wahren könne, steht so viel fest, daß die National-Versammlung, indem sie durch diesen Akt die dem Könige am 3. September angethane Gewalt förmlich legalisirte, sich ganz und gar auf den Boden des 3. September gestellt hat.

Dies bedeutungsvolle Ereigniß wird hier als eine Art von Nie— derlage für diejenigen Glieder des Minister Raths angesehen, welche als Nichttheilnehmer der Bewegung vom 3. September kein vitales Interesse dabei hatten, daß dieselbe die förmliche Sanction der Na— tional⸗Versammlung erhalte.

3 Athen, 21. Dez. Es ist bemerkenswerth, daß das Dankes⸗ Votum der National-Versammlung für die Theilnehmer des 3. Sep⸗ tembers der erste Akt derselben ist, indem dasselbe noch vor der Dank— Adresse votirt wurde. Es erscheint als eine Transaction der Adreß⸗ Kommission oder des Ministeriums mit dem 3. September, um den Adreß-Entwurf zu retten, wobei jedoch der Vortheil jedenfalls auf Seiten des 3. Septembers ist. Denn nach der Annahme eines Ge? setzes, welches die Ereignisse jenes Tages auf das formellste legalisirte, würde die Frage, ob und in welcher Form der 3. September iu der Adresse erwähnt werden solle, zu einer einfachen Courtoisie⸗ Frage. Die zweitägigen Adreß⸗-Debatten sind daher auch ohne allgemeines Interesse. Die verschiedenen Gegen-Entwürfe, welche den 3. Septem⸗ ber mehr oder weniger rechtfertigen wollten, wurden beseitigt, die Adresse der Kommission aber mit zwei wenig verschlagenden Amende⸗ ments versehen und dann mit bedeutender Majorität angenommen. Sie ist folgende (die gesperrten Worte sind die durch Amendements eingeschobenen): *)

„Majestät!

Nachdem die Abgeordneten des Volles ihren innigen Dank zum Him⸗ mel geschickt, als Ew. Majestät am 8. November in ihrer Mitte erschienen, erfüllen sie heute die angenehme Pflicht, Allerhöchstdenen die Gefühle ihrer lebhaften Freude und ihrer tiefen Dankbarkeit auszudrücken. Indem die Abgeordneten in den inhaltsschweren Worten Ew. Masjestät eine glückliche Volbedeutung für die Zukunft von Griechenland erblicken, erkennen sie mit maßloser Freude, daß die Bande, welche vom Jahre 1833 das hellenische

) Da wir den Entwurf bereits gestern vollständig mittheilten, so wiederholen wir nur die ersten Paragraphen, in denen sich die betreffenden

Volk mit seinem Könige verknüpften, von dem glücklichen Tage an unauflösbar geworden sind, an welchem der Edelmnth Seines väterlichen Herzens die Erfüllung des allgemeinen Volkswunsches besiegelten.

Das griechische Volk, Sire, welches während der ganzen Dauer des heiligen Kampfes für seine Unabhängigkeit, die völkerbegluͤckenden Prinzipien und Garantieen des constitutionellen Sostems in den Beschlüssen feiner Vational⸗Versammlungen wiederholt sanctionirt hat, empfindet aufrichtige Dankbarkeit für die seit Begründung der Monarchie in Uebereinstimmung mit diesen Prinzipien eingeführten freien Institutionen. .

Seine Dankbarkeit flieg aber noch um vieles, als Ew. Majestät seine neulich ausgesprochene Wünsche erhörend, Ihre Werke dadurch zu krönen geruhten, daß Sie eine Nepräsantiv⸗Verfassung in der Form eines Ver— trages zwischen Volk und König gewährten, welche die Rechte der Hellenen und die Privilegien des Thrones unveränderlich sestsetzen wird. Ja, Sire, nur dieser Vertrag, nur die constitutionelle Verfassung wird den freisinni— gen Bestimmungen, der seit Begründung der Monarchie eingeführten Institutio= nen Leben und Dauer geben, deren Wirksamkeit durch traurige von dem Willen Ew. Majestät und den Wünschen des Vol kes unabhängige Verhältnisse zu erschlaffen Gefahr liefen, und unser politisches Gebäude auf unerschütterliche Fundamente stellen u. s. w.“ Als Kuriosum wäre aus den Adreß⸗Verhandlungen etwa anzu führen, daß, als ein Deputirter seine Rede mit den Worten begann: wenn man eine Revolution gegen König und Thron gemacht hat, so muß man sie auch rechtfertigen, die Versammlung in große Bewegung gerieth; einige Deputirte riefen mit Heftigkeit: wir haben keine Re volution gegen unseren König gemacht, es war keine Revolte, sondern

Amendements befinden. Anmerk. der Red.

eine Reform ꝛc, und ließen den Redner nicht mehr zu Worte kommen. Dieselbe Sitzung, in welcher sich dieser Vorfall zutrug, wurde auf eine eigenthümliche Weise aufgehoben. Der Präsident des Cassations hofes verlangte zugleich mit einem anderen Deputirten das Wort, und General Grisiottie, welcher unter dem Präsidentenstuhl seinen Platz genommen, erhob sich und sagte ihm: er solle sich setzen, wenn sie Alle zugleich sprächen, würden sie niemals zu Ende kommen. Der Cassations Präsident erwiederte, er erkenne hier Niemand über sich, es sei langweilig, daß der General den Präsidenten der Versammlung machen wolle, er solle bedenken, daß er hier nicht im Lager sei. Diese Bemerkung verdroß den General so sehr, daß er auffuhr und unter derben Ausfällen gegen den Präsidenten mit der Erklärung die Ver⸗ sammlung verließ: er habe nun die Geschichte satt. Der größte Theil der Deputirten folgte ihm und die Sitzung mußte aufgehoben werden. Uebrigens blieb dieser Vorfall ohne Konsequenzen und wurde in der folgenden Sitzung gänzlich ignorirt.

Die griechischen Zeitungen publiziren Auszüige aus den neuen Instructionen des englischen und französischen Gesandten über die Verfassungs-Frage, worüber ich mir Näheres zu berichten vorbehalte.

J o Den 6. Januar 18414.

. r. 1 . ö . . y ö ; Fondzs. 8 l'r. Cour Actien. 8 Pr. Cour. S nriec Cell, mnie. Gd ü. ] Cem. ö —. w ; St. Schuld- Sch. 37 io 102 rl. Pots. Eisenb. 5 . 169, . en, 0 30 1 163 1077 o. do. Prior. Obl, 4 104 103 i . ö z 52 Ig. Lpz. Eisenb. ,, rüm Sch d. Seeh. 907 ( ö . . ö. . 26 k ö 1 0 do. do. Prior. Obl. 4 191 103) ur- u. Neumärk. ; ah 4 . 4 ern s ee, m n,, fer, an, erl. St⸗ lt-0bl. ö 4 . 5 IU. d0O. Prior. 71. 37 . . ; 3 ö 33 48 101 s sHäüss. Elb. Fisenh. 5 ö anz. do. . . ; Westpr. Pfandhr. 35 101 n , 26 . Grossh. Pos. do- 1 1055 105! Rhein. Riseuh. 5 145 K ͤ ö z 1 * Ado. d0. Prior. Obl. 4 97 ; J ao. 1́. 35 1007 100 ae, , . Ostbr. Pfandhir. 357 . 103 rl. Frankf. Risb. 5 137 3 * . 1272 7 do. do. Prior. Ohl. 4 1047 J k 33 101 101 Ob. - Schles. Risb. 4 116 Kur- u. Neum. do. 33 162! . ,, ) . 2 12 . ö Sehlesische do. 33 101. 2 do. Li. L. v. einsεν. 109 . . . gie. n. I, . ,n Gold al mareo. , W, Dag deb. Ilalber- Lriedriechs d'or. 137 131 städter Risenb. 4 117 3 1 16 And. GIdm. à5 rb. 12 1ũ1, Bresl- Schweidu.- . l— 3 1 4 J Ke. Rieu, 4 117. 116

*. [ . * * * * * * 5) Vom 4. Januar ab sind die Course sämmtlieher Eisenbahn- Actien excel,

der Dividenden-Scwheine von 1843 notirt.

Pr. (Our.

1 Thlr. zu 30 Sr

Briet. Geld. q 250 I. Kur 1413 1411 JI 250 FI. 2 me 1405 1400 w . 300 Mh. le ur⸗ 150 ß 300 Mi. 2 Mt. 149) 149 . . 1168 3 Me. ö JJ 300 1 2 Mt. . J 150 11 J 1011 d . 150 1 2 Mt 16 2. ä 100 Tulr. 2 Mt. 999 * Leipziz in Courant im 14 ThI. Fuss.. 100 Thlr. ö . 99 99 , , 2 Mt. 56 24 JI 100 sRhI. 3 Woch. 107 107!

Auswärtige körsen.

Amster ( aà1In, 2. Jan. Niederl. wirkl. Sch. 555. 595 do. 100.

595 Span. 21 55. 3095 do. 32. Pass. 53. Aust. . Zinsl. 535. Preuss. Pr. Sch. —. Pol. . Oesterr. 109. 190 Russ. IIope 91. Antwerpen, 1. Jun. Zinsl. —. Neue Aul. 2154.

Eranle furt a. II. .. Jan. 59h Met. I 12 (. Bank- Actien 2019. p. ult. 2022. Bayr. Bank- Actien 680 G. IIope 895. Stiegl. 89. 1nt. 54. Foln. 300 HFI. 943. do. 500 FI. 966. do. 200 FI. 313 G.

HIam burg, 4. Jan. Rauk-Aetien 1690 Mr. Engl. Russ. 112.

London, 39. Dez. Cons. 395 965. Bel. —. Neue Anl. 213.

Pas-

sive 5. Ausg. Sch. 12. 2495 Iloll. 56. 555 do. 993. Neue Port. 44. ETI. Russ. —. Bras. 735. Chili —. Columb. —. Mex. 32. Peru 22.

P etersbu r g., 29. Dez. Lond. 3 Met. 376 Ilamb. 31 . Faris ir.

Wien., 2. Jan. (Privat- Mittheilung.) Nordb. 1273. Glosszn. 109. Rönigliche Schauspiele. .

Sonntag, 7. Jan. Zum erstenmale; Der fliegende Holländer, romantische Oper in 3 Abth., von Richard Wagner. ö.

Zu dieser Vorstellung sind nur 9. Billets zum Parterre 1 15 Sgr. und Amphitheater à 75 Sgr. zu haben.

. Konzertsaale: Menschenhaß und Reue, Schauspiel in 5 Ak— ten, von Kotzebue. —⸗

reife der Plätze; Ein Sperrsitz auf der Tribüne im

Saale 1 Rthlr. Parquet 20 Sgr. Balkon 20 Sgr. Steh-Balkon 15 Sgr. Parterre 15 Sgr.

NRönigsstädtisches Theater.

Sonntag, 7. Jan. Vorstellung der gymnastischen Künstler aus London, in 2 Abtheilungen. Dazu: Eine Reise nach Spanien. Posse in 2 Akten, von B. A. Herrmann. Vorher: Zum erstenmale wiederholtl: Von Vier bis Sechs, komisches Original-Gemälde in 1 Aufzug, von Theodor Drobisch.

Verantwortlicher Redaeteur Dr. J. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober- Hofbuchdruckerei. Beilage

145 zur Allgemeinen Preußischen

Inhalt.

Schweiz. Luzern. Die Kommission des Großen Rathes beschließt die Berufung der Jesuiten. Zürich. Meteor.

Italien. Palermo. Bericht über den Ausbruch des Aetna. Erdbeben in der Provinz Palermo.

Türkei. Von der bosnischen Gränze. Untewdrückung der Unruhen in Bosnien.

Mexiko. Schreiben aus Paris. erwählt; der neue Tarif; Meuterei; Belgier und Deutsche.)

Belgiens Finanzen.

Eisenbahnen. Aus der Mark. Entgegnung. Neisse. Zweig bahn. Neapel. Die Eisenbahn von Neapel nach Caseria dem Pu- blikum eröffnet. ; ;

Handels- und Börsen-Nachrichten. Königsberg, Danzig, Stettin, Magdeburg, Hamburg. Marftbericht.— Frank⸗ surt a. M. Börse. St. Petersb urg. Marktbericht.

Ausland. 8 Luzern, 30. Dez. (Eidg.) Wir vernehmen, daß die Je⸗ suiten-Kommisston des großen Raths mit 7 gegen 4 Stimmen beschlossen habe, dem großen Rathe nach dem Antrag der Mehrheit des Erzie⸗ hungsraths vorzuschlagen, die Jesuiten an die theologische Lehranstalt

zu berufen, die Professoren des Gymnasiums in einem Konvikt zu⸗ sammenzuhalten, diejenigen des Lyzeums einstweilen noch frei zu lassen.

Zürich, 30. Dez. In der Nacht vom 21. auf den 22. De⸗ zember ist in einem großen Theil der westlichen Schweiz (namentlich in Bern, Freiburg, Delsberg) ein Meteor beobachtet worden. Die Helvetie schreibt aus Delsberg hierüber: „Ein leuchtendes Meteor der auffallendsten Art hat sich genau um 10 Uhr blicken lassen. Die Stadt, in dichte Nebel eingehüllt, wurde plötzlich erleuchtet, wie durch einen Sonnenstrahl im Monat August. Dieses lebhafte Licht ist zwei= mal in dem Zwischenraum von zwei oder drei Sekunden zurückgekehrt.“ Aehnlich lautet die Beschreibung in dem Erzähler von Freiburg: Leute, die das Meteor gegen 10 Uhr Abends von den Höhen aus sehen konnten, welche Freiburg beherrschen, sagen aus, daß die ganze Stadt in Feuer zu stehen geschienen habe.“

tali n

Palermo, 13. Dez. (Wiener 3tg.) Die hier erscheinende Cerere enthält nachstehendes Schreiben des Professors Gemmellaro vom 5. Dezember über den Ausbruch des Aetna:

„Dies ist der dritte und wahrscheinlich der letzte Bericht, den ich Ihnen in Betreff des gegenwärtigen Ausbruchs des Aetna sende. Zwar bedroht uns der Hauptkrater noch fortwährend, und aus seinem durch das Einstürzen der Hälfte seines östlichen Doppelhorns unermeßlich erweiterten Schlunde entströmen noch immer dichte Rauchsäulen, geschwängert mit glühenden Schlacken, dann ein kleiner Lavabach, welcher am östlichen Theile des Kegels sich fortwälzt, während gleichzeitig ein furchtbares unterirdisches Getöse bis nach Catania sich vernehmen läßt; doch hat der Krater, welcher am 23. No- vember im nordöstlichen Theile des alten Kegels in der Gegend von Co— iazzo sich eröffnete, aufgehört, Lava auszuwerfen, und der an der Seite es Berges am 17. November entstandene Schlund hat nach dem tragischen Borfalle vom 25sten (wobei, wie gemeldet, etwa 2 Miglien von Bronte etwa 30 Personen das Opfer wurden) seine Thätigkeit so weit verloren, daß seine Lava weder den Fluß Simeto, noch die Papierfabrik des Barons Meli mehr erreichte.

„Wiewohl die Feuerquelle noch

(Santana wieder zum Präsidenten Colonisation von Tamaulipas durch

lebendig ist, so scheint es, daß sie doch num von kurzer Dauer sein werde, denn die glühende Lava stockt schon einen halben Miglio davon, und ihr Lauf ist so langsam, daß der hochwürdige Pater Provinzial des Minoriten-Ordens und einige seiner Konventualen sich nicht scheueten, dem Schlunde sich ganz zu nähern und Steine hineinzuwer— sen, obwohl man sich damals dieser Lava, welche in der Zeit vom 18. bis zum 21. November volle 12 Miglien zurückgelegt hatte, auf nicht mehr als einen halben Miglio nähern konnte. Diese Abnahme in der Heftigkeit des Vulkans hatte drei Engländer bewogen, in Begleitung eines meiner Führer, trotz des drei Fuß hohen Schnees, der Kälte und des von dem obern Krater verursachten Schlackenregens den Berg zu besteigen; sie kehrten wohlbehalten zurück höchst befriedigt mit ihrem Aunsfluge, wobei sie jedoch von der durch die schweflichen Ausdünstungen des Vulkans stark imprägnirten Atmosphäre viel zu leiden gehabt hatten.

„Das Städtchen Bronte ist also unversehrt; aber seine schönen Flu⸗ ren sind dahin, und viele seiner Familien betrauern den schauerlichen Tod ihrer Angehörigen.“

Das Giornale delle due Sicilie vom 18. Dezember meldet: „In der Nacht vom 7ten zum Sten d. M. gegen halb's Uhr, italienische Zeitrechnung, vernahm man in der Gemeinde Misilmeni, Provinz von Pa⸗ lermo, zwei sehr heftige Erderschütterungen, welche unter den Einwohnern großen Schrecken verbreiteten. Einige kleine Wohngebäude der oberen Ge= genden der Gemeinde trugen Nisse davon, und ein großer Kallofen sammt einigen darunter liegenden Steinbrüchen stürzten dadurch zusammen. Uebni⸗ gens ist dabei weder ein Mensch verunglückt noch die Ruhe gestört worden.“

Beilage

der neuerdings festgesetzten Eingangszölle angehalten werden. darunter sind Gläubiger der Donanenverwaltung, und zwar mst bre= deutenden Beträgen, und meinten nun den Betrag der zu zahlenden Eingangszölle für auswärtige Waaren an ihrem Guthaben in Abrechnung bringen zu können, worauf jedoch, angeblich auf Santana's Einwirkung selbst die Douanenverwaltung nicht ein- ging, beide Gegenstände als durchaus getrennt behan⸗ delnd. Zu Señnoran im Departement von Mexiko sollen einige Versuche zu einer Meuterei gemacht, aber schnell erdrückt wor⸗ den, sein. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen, und es scheint, daß darunter die des schon einmal vor kurzem verhaftet ge⸗ wesenen Herrn Lafragua aus Meriko selbst ist. Man beschulbigt ihn neuerdings, Reden gehalten zu haben, worin er der Ratlonal Ehre zu nahe getreten wäre. Ein vom 5. Oktober schon datirtes, aber erst später veröffentlichtes Dekret genehmigt den Plan eines Belgiers, Herrn Alexander de Grot, zur Kolonisirung von Tamaulipas. Er will nach und nach zehntausend Familien aus Belgien, Deutschland und der Schweiz in das Land ziehen, unter der Bedingung, daß ihm alles öde und noch nicht vergebene Land von der Grenze an bis auf zwanzig Leguas Entfernung für dieselben überlassen werde. Die nä—= heren Notizen über diesen Plan fehlen noch: sobald mir dieselben zu⸗ kommen, werde ich dieselben um so mehr Ihnen mitzutheilen mich beeilen, als es sich dabei auch um deutsche Landsleute handelt, deren Wohl und Wehe jedem Vaterlanbsfreunde sicherlich am Herzen liegt.

Belgiens Finanzen.

EL. Brüssel, im Dez. Die vor kurzem geschlossene Berathung des Budgets der Mittel und Wege und der oͤffentlichen Schuld bietet eine passende Gelegenheit dar, eine der wichtigsten Seiten unserer staatlichen Zustände, die Lage unserer Finanzen, zu besprechen. Ohne auch nur entfernt dem Zustande der Dinge auf diesem Gebiete, wie er bei unseren holländischen Nachbarn besteht, nahe zu kommen, geben doch unsere finanziellen Verhältnisse Ursache zu Klagen und Ausstel⸗ lungen, die alljährlich in den Kammern laut werden, bis jetzt aber durchaus unfruchtbar, das heißt, ohne allen reformirenden Einfluß auf das System der Verwaltung geblieben sind. Auch in diesem Jahre hat es daran nicht gefehlt, die Uebelstände sind ernster als je zur Sprache gekommen. Sieht man von den besonderen Interessen und Standpunkten der einzelnen Redner, die oft oppositionelle oder sonstige besondere Interessen verfolgen, ab, so überzeugt man sich leicht, daß neben aller Üebertreibung und Entstellung, wissentlicher oder unwissentlicher, Vieles in den gemachten Bemerkungen wahr und gegründet ist. Es ist unbestreitbar, daß die öffentliche Schuid Belgiens eine nicht unbelrächtliche Höhe erreicht hat, daß die Aus⸗ gaben des Staats seit einer Reihe von Jahren beständig steigen, daß, trotz der erhöhten Ergiebigkeit der Steuern, sich jährlich ein Minder= betrag der Einnahmen gegen das Bedürfniß und die Provisionen des Budgets herausstellt, der den Schatz beständig in Defizit erhält. Diese Mißstände können nicht geleugnet werden, die Regierung felbst erkennt sie an, nur behauptet fie, und mit Recht, daß sie nicht die Schuld einer fehlerhaften oder gewissenlosen Verwaltung, fondern un⸗ vermeidliche Folgen ungünstiger Verhältnisse sind, die ohne ihr Zu— thun auf dem Lande lasten, und daß bei einem ernsten und entschie—⸗ denen Willen es sehr leicht möglich ist, ihnen in einer nicht zu ent⸗ fernten Zeit ein Ende zu machen. Und in der That scheinen die Befürchtungen, die auch jetzt wieder von mehreren Seiten her in Be— treff der Zukunft unserer Finanzen ausgesprochen sind, nicht gegrün— det; ein nur einigermaßen aufmerksames Eingehen auf bie wahre Lage derselben genügt, um sich davon zu überzeugen.

Einer der wesentlichsten Nachtheile der Umstände, unter deren Herrschaft Belgien in die europäische Staaten⸗Familie eingetreten ist, war die große Entblößung von allen Hülfsmitteln und Material, des⸗ sen der Staat zu seiner Vertheidigung und zur Herrichtung der öf⸗ fentlichen Dienste bedarf. Bürgerliche und Militair-Verwaltung, ja die Armee selbst, mußten neu geschaffen, die Erfordernisse des Kriegs⸗ Zustandes, in dem wir mehrere Jahre hindurch verharrten, überall hergestellt werden, und da fast Altes fehlte, immer mit großem Kosten-Aufwande. Da der kaum entstanbene Staat ohne alles Pa⸗ trimonium war, so wurden Anleihen unumgänglich nöthig. Die Schwierigkeiten unserer Lage, die Unsicherheit aller Verhältnisse ließen keine Wahl, man lieh unter den ungünstigsten Bedingungen 100 Mill. Franes, dem Namen nach, erhielt aber faum F0 in? der That. Das ist der Anfang, und ein trauriger, unserer Staatsschuld; später, als die Regierung den großartigen Plan faßte, dem Lande ein vollstän⸗ diges, seinen inneren Bedürfnissen und äußeren Beziehungen ange— paßtes System von Eisenbahn⸗ Verbindungen zu geben, wuchs sie, und in raschem Steigen, zu 256 Millionen. Die späteren Anleihen wur den allerdings bei weitem vortheilhafter abgeschlossen, als die frühe—⸗ ren, aber die Errichtung neuer Straßen und Kanäle, neben dem Bau der Eisenbahn, die vielfachen Verbesserungen in dem materiellen Zu⸗ stande des Landes, die alljährlich seit 1833 eingeführt wurden, ließen

Tür kei.

Bon der bosnischen Gränze, 23. Dez. (A. 3.) Vielfältig waren die Gerüchte, welche sich im Auslande über die in Bosnien stattgehabten Ruhestörungen verbreiteten. In Wahrheit gesprochen, sind jedoch die dortigen Vorfälle von keiner fo großen Bedeutung ge— wesen. Es war noch unter der Verwaltung des letzten Gouverneurs,

diese vom Kredit geleisteten Zuschüsse kaum hinreichend erscheinen. Zuletzt noch brachté der Verkrag von 1839, mit ber allgemeinen Bemerkung unserer politischen Selbstständigkeit, einen Zuwachs der Staatsschuld, bedeutender, als alle früheren; mehr als 10 Mill. Fr. jährlicher Rente wurden zu Gunsten Hollands unferem großen Buche zur Last geschrieben. Das ist die Entstehung der 34, 216, 1447 Fr., die

Chosrew Pascha, als sich an der Gränze dieser Provinz Banden räu⸗ berischen Gesindels zeigten. Die Streitkräfte der Mutesselime in den von jenen Banden bedrohten Gegenden schienen denselben nicht ge— wachsen. Chosrew nahm sie daher selbst aufs Korn. Sein Truͤp⸗ pen⸗Corps rückte gerade auf Bihacs los und gar bald war die Sache dort abgethan. Die Feinde, ihr Unvermögen zu nachhaltigem Wider⸗ stande selbst einsehend, ergaben sich der Gnade des Pascha's, welche ihnen dieser gewährte. Bei dieser Genugthuung vergaß Chosrew nicht, für die fernere Sicherung der Ruhe, so gut er konnte, zu sorgen. Auf seinem Rückmarsch hatte er noch Einiges in den Bezirken nächst Banjaluta abzumachen, da jene Banden auch unter der dortigen Bevölkerung ihren Anhang zählten, der gleichfalls offen aufzutreten versuchte. Der Pascha handelte schnell und energisch; er war bald am Ziele seiner Bestrebungen. Noch muß eines Raufhan⸗ dels, der unlängst zwischen mehreren Albanesen und Bosniaken vorfiel, erwähnt werden, weil dabei einige Flintenschüsse gewechselt wurden, die indessen seither ohne allen weiteren Nachhall blieben.

Meri no.

Paris, 31. Dez. Die neuesten Blätter aus Veracruz bis 18. November bringen, wie vorauszusehen war, die Bestätigung der 2WBiedererwählung des Generals Santana zum Präsidenten der Republik. Santana befindet sich indeß fortwährend auf seinem Landgute in der Nähe von Veraeruz, von wo aus er faktisch nach wie vor der eigentliche Inhaber der Zügel der Regierung ist. Von Seiten der auswärtigen Kaufleute, welche Waaren? in diesen Hafen einführen, ertönen mannigfache, aber wie es scheint eben nicht sehr

wir jährlich an Interessen und zur Amoörtifation unserer öffentlichen Schuld zu bezahlen haben. Allerdings eine höchst beträchtliche Summe, beinahe das Drittel unserer gesammten Einkünfte, aber keinesweges,

Einige

Sonntag den 7ten Januar.

Zeitung.

während der inneren und äußeren Krisen, die wir zu wiederholtenmalen, zuletzt auch im Jahre 1839, durchgemacht haben.

Einen zweiten Mißstand unserer Finanzen findet man in der Höhe unseres Budgets, das allerdings seit mehreren Jahren schon in be⸗ ständigem Steigen begriffen ist. Unsere Staats- Ausgaben sind seit lzz0 großen Schwankungen unterlegen, deren Ursache wiederum in allgemeinen Verhältnissen zu suchen ist. Während der ersten Jahre nach unserer Konstituirung, wo am meisten zu schaffen und organi⸗ siren war, haben sie beständig 1090 Millionen Fr. überschritten, im Jahre 1832 betrug das Ausgabe⸗-Budget sogar 263 Millionen, in den folgenden Jahren gingen sie zu nörmaleren Ziffern herab und erreichten im Jahre 1835 hr bisheriges Minimum, S6, 369, 5ag3 Fr. Von da an haben sie aber fortwährend zugenommen, hauptsächlich, weil mit dem Jahre 1836 die Aera unserer großartigen öffentlichen Ar⸗ beiten beginnt (vor den Eisenbahnen seit 1834 votirt, hat man in den beiden Jahren 1835 und 1836 nur 2 Sectionen vollendet), für die jͤührlich im Durchschnitt zwischen 15 und 18 Millionen Fr. verausgabt wurden. Für das Jahr 18414 werden die Ausgaben höchst wahrschein⸗ lich 110 Millionen eher überschreiten als nicht erreichen. Ist diese bedeutende Vermehrung des Ausgabe⸗Budgets ein absoluter Uebei⸗ stand? Wir glauben es aus zwei Gründen nicht, einmal, weil die Steigerung der Ausgaben, durch die Herstellung gemeinnütziger und eintraͤglicher Gegenstände, wie die Eisenbahnen, verursacht worden ist, und dann, weil feststeht, daß trotz dieser Vermehrung der Wohlstand und die Production des Landes im Zunehmen begriffen und die Steigerung der Ausgaben von einer wenn auch nicht ganz, so doch annähernd, entsprechenden Vermehrung von Einnahmen begleitet ist. Die letztere ist offenbar die Folge erhöhter Circulation und Geschäfts⸗ und Ar⸗ beitsthätigkeit. Der Ertrag der Steuern ist seit den letzten 4 Jahren um 7 Millionen Fr. gestiegen, ohne daß eine Vermehrung ihres An⸗ satzes stattgefunden hätte, nahe an 4 Millionen kamen davon auf die Douanen und Accisen, und mehr als 2 Millionen auf das Enregistre⸗ ment. Die Berichte der Provinzial-Verwaltungs Behörden ent⸗ halten sprechende Belege der Vermehrung des öffentlichen Wohl⸗ standes; in der Provinz Hennegau, um nur einen anzuführen, die 644,000 Einwohner auf 149 A Stunden zählt, steigt seit einigen Jahren die Zahl der neu errichteten Gebäude jährlich im Durchschnitt um 2000.

Unter solchen Verhältnissen ist ein Budget von 110 Millionen, obgleich unbedingt sehr hoch, doch nicht erschöpfend oder eine über mäßige Last. Man vergesse nicht, daß zur Zeit der holländischen Herrschaft, deren Sorge für das materielle Wohl der Belgier doch so gerühmt wird, der Einzelne im Mittel 30 Fr. 67 Cent. Abgaben bezahlte, während er jetzt nur etwas mehr als 277 Fr. zu entrich⸗

ten hat.

Daß dessenungeachtet die Einnahmen in den letzten Jahren immer unter dem Bedürfniß der Ausgaben geblieben sind, das bildet, wie keinesweges geleugnet oder verdelkt werden soll, den eigentlichen Schaden und wunden Fleck der belgischen Finanzen. Jedes Jahr wird das Budget im Gleichgewicht aufgestellt und votirt, und am Ende eines jeden Jahres waren die Ausgaben stärker als die Einnahmen. Zum Theil mag dies eine Folge der repräsentativen Regierungsform sein, bei der fast jeder Finanz- Minister, die Ausnahmen sind höchst selten, im Interesse seiner Stellung den Kammern gegenüber, natürlich geneigt ist, die Ausgaben geringer, die Einnahmen höher anzuschlagen. D daß die Ausgaben für die öffent=

Dann aber muß bemerkt werden, lichen Arbeiten, besonders für die Eisenbahnbauten, kaum genau vorher⸗ bestimmt werden konnten. Es mangelte an präcisen Erfahrungen, und wür haben diesen köstlichen Schatz im Staatshanshalte eben so theuer erkaufen müssen, wie Andere. So erklärt sich der Ausfall.

Am 1. Januar 1838 betrug er schon 6,400,090 Fr. und ist seitdem auf 37 Millionen angewachsen, am Enbe 1844 wird er sich wahrscheinlich auf 40 Millionen stellen. Das ist unser Desizit, an sich ein schwerer Uebelstand, der aber durch die Art, wie man ihn zu decken sucht, von Jahr zu Jahr größer wird. Mit Frankreich und England haben wir den Krebsschaden der schwebenden Schuld und der Schatzkammerscheine gemein. Alljährlich wird unser Finanz⸗Mi⸗ nister von den Kammern autorisirt, für einen gewissen Belauf Bons lu träsor auszugeben, deren Zinsfuß durchschnittlich 3 bis 39 pCt. ist, um dadurch den, Ausfall der Einnahmen am Ende des Jahres oder sonstige augenblickliche Verlegenheiten des Schatzes, in Folge ver⸗ späteten Eingehens der Steuern, u. f. w. zu decken. Für ein so geld= reiches Land, wie Belgien, ist dies Mittel eben so bequem wie ge⸗ fährlich. Es sind immer so viel unbeschäftigte Kapitalien vorhanden, daß die Regierung mit Leichtigkeit die Summen findet, deren sie be⸗ darf, um den Unterschied zwischen Einnahme und Ausgabe zu becken. durch Vermehrung des

Aber sie bezahlt diese Leichtigkeit theuer

Schuldstocks und seinen Anwachs durch die zu entrichtenden Interes⸗ sen. In Belgien ist die schwebende Schuld, innerhalb 5 Jahren, mitten im Frieden und ohne große dem Staate BVerlust oder Ausga⸗ ben verursachende Unfälle, um 21 Millionen gestiegen, und das be einer im Ganzen genauen und gewissenhaften Verwaltung.

Diesem llebelstande und seinem weiteren Umsichgreifen vorzubeu⸗ gen, ist die Aufgabe, welche sich die belgische Legislatur in diesem Jahre bei der Berathung der Mittel und Wege gestellt sah. Es handelte sich, die schwebende Schuld zu vermindern uͤnd die Einnah⸗ men und Ausgaben des Staats in ein wirkliches, nicht blos auf dem Papier vorhandenes Gleichgewicht zu stellen. Die Regierung schlug zu diesem Zwecke vor, den größten Theil der in Folge der definitiven Auseinandersetzung mit Holland flüssig gewordenen Kapitalien zur Verminderung der schwebenden Schuld zu verwenden, die dadurch

wie man hat glauben machen wollen, außer Verhältniß mit unseren Hülfsmitteln, mit unserem Grund und mobilen Vermögen. Betrachtet man sie im Verhältniß zu der Ziffer unserer Bevölkerung, so hat das Individuum bei uns etwas über 8 Fr. jᷣihrlich für den Dienst der Staatsschuld zu zahlen, fast genau eben so viel wie in Frankreich, während außer Zweifel steht, daß im Mittel der Einzelne in Belgien reicher ist, als in Frankreich. In Holland beträgt die auf den Kopf fallende Last zur Schuld bekanntlich über 25 Fr., in England gegen 30 Fr. Dann bedenke man, daß, mit Ausnahme der Rente zu Gun⸗ sten Hollands, mit der wir politische Vortheile bezahlt haben, der ganze übrige Belauf unserer Schuld auf nützliche und zum Theil produktive Gegenstände verwandt worden ist und dem Lande reelle Besitzthümer geschaffen hat.

Außerdem ist, das Tilgungswesen so eingerichtet, daß in 40 Jah⸗ ren ungefähr die jetzt bestehenden Anleihen amortisirt sind, während die durch sie erzielten Vortheile eine weit längere Dauer in Anspruch nehmen. Zuletzt darf nicht außer Acht gelassen werden, daß der Staat, der seine Laufbahn bei uns mit leeren Händen begann, jetzt an Do⸗ mainen, Waldungen, Kanälen, Wegen, Gebäuden und sonstigem Be⸗ sitz ein Vermögen erworben hat, daß die mäßigsten Schätzungen auf 250 Mill. Fr. angeben. Will man einen schlagenden Beweis, daß trotz ihrer Höhe uͤnsere Schuld weder unverhältnißmäßig noch beun= ruhigend ist, so betrachte man die Höhe, auf welcher der belgische Staats Kredit sich immer erhalten, die Leichtigkeit, mit der alle Anleihen seit

begründete Klagen über die Strenge, mit welcher sie zu Bezahlung

1834 gemacht worden sind, den Stand der belgischen Effekten selbst

von ö. Millionen auf nicht ganz 22 Millionen herabgebracht wer⸗ den soll.

Bei weitem schwieriger ist der zweite Punkt, ein neues Defizit zu vermeiden und die Einnahmen den Ausgaben gleichzustellen. Zwei Wege sind möglich, man kann die Ausgaben vermindern, das aber scheint unter den jetzigen Umständen unmöglich, oder die Einnahme vermehren, was eher zulässig und ausführbar ist. Man hatte zuerst an eine Erhöhung gewisser Auflagen gedacht und dies Mittel zum Theil auch, doch nur in geringem Maße, angewendet, und nur bei Steuern, bei denen es weniger drückend ist. In umfassenderer Weise glaubt man dem Schatze durch eine gänzliche Reform unseres Zoll⸗

Systems zu Hülfe zu kommen, in der differentielle Eingangs⸗Zölle an die Stelle der bisherigen gleichförmigen gesetzt würden. Die

Sache wird noch im Laufe der gegenwärtigen Sesston von den Kam mern geprüft werden, für den Augenblick und besonders so lange die Unterhandlungen mit Deutschland noch schwebend sind, läßt sich noch nichts Ausführlicheres darüber berichten.

Einstweilen hat die Kammer alle Vorschläge der Regierung an⸗ genommen, und der Senat wird ohne Zweifel dasselbe thun. Das Wichtigste unter den Resultaten der langen, so eben beendigten Dis⸗ kussion it aber der Beschluß, die bedeutenden Fonds aus der hollän⸗ dischen Liquidation gegen 15 Millionen zur Tilgung der schwebenden Schuld, zu verwenden, eine eben so nützliche wie kluge . die nur günstig auf unseren Kredit wirken kann. Zum usse möge noch erwähnt werden, daß unter den Mitteln, die zur eidung