1844 / 12 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

der Bericht über den Adreß- Entwurf dieser

geben. Man glaubt, ö Woche erstattet werden

Kammer werde nicht vor Ende der nächsten können. . . ; Man bemerkte in den letzten Tagen viel Bewegung in den. Tui lerieen. Der König empfing vorgestern die Herren Mols, , und Montalivet. Es hat sich die Meinung verbreitet, daß die Er= klärung, welche ministerielle Deputirte in den Dr eaus gegen 2 Hofe gewünschte Dotation des Herzogs von Nemours, bei e der Adreß ⸗Kommission abgegeben, leicht eine ministerielle Krisis zur To = önnte. 1 der spanische Geschäftsträger, welcher von sei ner Regierung zurückberufen ist, stellte vorgestern dem Könige, der Königlichen Familie und dem Minister der auswärtigen Angelegen⸗ heiten seinen Nachfolger, den ersten Secretair der neuen Botschaft, Herrn Aguilera, vor. . .

Heute begaben sich etwa 1 5009) Studenten in das Hotel des Herrn Laffitte, um denselben zu beglückwünschen. Es wurde der Demonstration kein Hinderniß in den Weg gelegt, und Alles ging ruhig vorüber.

Ein Abbé Combalot, der sich apostolischer Missionair nennt, hat eine Broschüre veröffentlicht, welche das Journal des Débats für die heftigste unter allen bis jetzt gegen die Universität gerichteten flerikalischen Diatriben erklärt.

Das Civil-Tribunal des Seine-Departements hat sich am Item d. in der neulich erwähnten Sache wegen einer Forderung Louis Napo leon's an den Staatsschatz, zum Belauf von 1,806,090 Fr., für in kompetent erklärt und den Kläger in die Kosten verurtheilt.

Der Univers meldet nach einem Schreiben von der Insel Bourbon vom 1. September, daß die Engländer von Diego Suarez, einem vortrefflichen Hafen auf Madagaskar, Besitz genommen.

Von der Enpedition nach Oceanien hat man Nachrichten bis zum 4. September erhalten. Sie war damals zu Valparaiso. Die Ein⸗ wohner der Marquesas-Inseln hatten sich in der letzten Zeit friedlich gegen die Franzosen bezeigt und sie unbelästigt das Land durchforschen lassen. Der Tod des Kommandanten Halley und seines Lieutenants war nicht, wie es früher hieß, daß Werk heimlicher Ermordung, son— dern das Ergebniß offener Feindseligkeiten gewesen. Später erfolgte eine Verständigung, welcher die Eingebornen vollkommen treu blieben.

Alerander Dumas soll sich gegen einen pariser Buchhändler ver bindlich gemacht haben, im nächsten September eine dreijährige Reise nach dem indischen Ocean, nach China, dem stillen Meere, dem nörd— lichen und südlichen Amerika und nach den afrikanischen Küsten zu machen und seine Reise- Eindrücke in nicht weniger als zwanzig Bänden nie derzulegen; er würde, sagt man, für jeden Band 56,660 Fr. erhalten.

w Paris, 6. Jan. Die Debatten der Pairs-Kammer über die Adresse werden unverzüglich beginnen; dieselben werden diesmal besonders lebhaft werden und einen größeren Wiederhall sinden, als gewöhnlich in Folge der Anregung der Frage wegen der Legitimisten und der den Pairs und Deputirten obliegenden treuen Beobachtung des dem Könige geleisteten Eides der Treue. Der Herzog von Richelieu, das einzige Mitglied der Pairs- Kammer, das nach London zu dem Herzog von Bordeaux ging und an den anstößigen Temon⸗ strationen zu Gunsten dieses Prinzen Theil nahm, hat, bereits gestern, als der Adreß Entwurf des Herzogs von Broglie in den Büregus dieser Kammer verlesen und besprochen wurde, an der Debatte Theil genommen, aber vorläufig sich auf ähnliche Erklärungen beschränkt, wie diejenigen, welche die in gleichem Falle befindlichen legitimistischen Deputirten in den Büreaus der Deputirten-Nammer gegeben haben. Auch der Herzog von Richelieu wird in der Pairs-Kammer bei der atteß Tebatte selbst das Wort nehmen und sich zu rechtfertigen suchen. Daß auch der Graf von Montalembert im Interesse den Le gitimisten sprechen werde, wird zwar von einigen Seiten versichert, dürfte jedoch noch zweifelhaft sein.

Der Graf von Montalembert wird vielmehr und dies ist so gut als gewiß als Organ der Forderungen des Klerus in Betreff der sogenannten Freiheit des Unterrichts, seine Stimme geltend machen, und alle die Argumente dafür vorbringen, die wir schon aus dem Univers und den legitimistischen Blättern kennen. Daß der Graf von Mon talembert genau dieselben Argumente gebrauchen, also mit den nämlichen Waffen kämpfen wird, wie der Univers, kann um so weniger einem Zweifel unterliegen, als der Univers bekanntlich zu ihm in der in nigsten Verbindung steht, und wie man allgemein behauptet, der edle Graf, an dessen Polemik in Sache der Freiheit des Unterrichts einen überwiegenden Antheil hat. Indeß hat sich die Meinung der Mehr⸗ heit in beiden Kammern über diese Frage schon jetzt so unzweideutig zu Gunsten der Aufrechthaltung des Rechtes der Oberaufsicht und

Oberleitung des ganzen Unterrichtswesens durch den Staat ausgespro

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chen, daß auch nicht ein Schein von Hoffnung für die Sache der Zeloten vorhanden ist. .

Unter den konservativen Blättern hier nimmt der erst seit eini⸗ gen Jahren bestehende Globe bereits eine nicht unbedeutende Stelle ein und würde ohne Zweifel noch größeren Einfluß üben, wenn nicht in den häufig sehr gut treffenden sarkastischen Witz, womit der Globe namentlich die Plattheit und Hohlheit der anderen Blätter, ohne Unterschied der Farbe, bekämpft und lächerlich macht, gar zu oft auch Persönlichkeiten sich mischten, wie sie in keinem Blatte, dem es bles um die Vertheidigung der Dinge und der Grundsätze zu thun ist und das damit die Beachtung der Gesetze der Schicklichkeit verbindet, vorkommen sollten. Diesen nicht ungegründeten Vorwurf abgerechnet, den man dem Globe mit Recht macht, gehört er ohne Zwei fel, unter der Leitung des geistvollen Granier de Cassagnac, mit zu den bestredigirten Blättern. Es wäre auch nur noch zu wünschen, daß er in der so wichtigen Frage der Sklaven Emancipation eine etwas weniger zweideutige Politik befolgte: denn wie sehr er auch sich hütet, der Beibehaltung der Sklaverei geradezu das Wort zu reden, wie sehr er auch sich Mühe giebt, glauben zu machen, als wolle auch er die Emancipation und als handele es sich blos um eine Meinungs⸗Verschiedenheit über die zweckmäßigste Weise ihrer Durchführung, so ist das doch nichts weiter als leerer Schein, und der Globe, so wie das gleichfalls von Herrn Granier de Cassagnac hier herausgegebene, seinem größten Theile nach in spanischer Sprache und unter dem spanischen Titel El Correo de Ultramar erscheinende Blatt, gehen Hand in Hand in Vertheidigung des Stalus quo in den Kolonieen Frankreichs und Spaniens, d. i. der Beibehaltung der Sklaverei; ja das letztere Blatt ist ganz besonders zu diesem Zwecke mit dem Gelde der Pflanzer in den französischen und spanischen Kolonieen Westindiens, wozu noch Unterstützungen aus den gleichfalls betheiligten südlichen Staaten der nordamerikanischen Union kommen, gegründet worden. Heute zeigt nun der Globe an, daß gestern der bisherige auch an der Redaction den thätigsten Antheil nehmende Directeur Grant des Blattes, Herr Theodore Lechevalier, in dieser Stellung durch Herrn Felir Solar, bisherigen Redacteur des zu Bordeaux erscheinenden und von ihm zusammen mit dem verstorbenen bekannten Publizisten Herrn Fonfrede gegründeten Courrier de la Gironde, ersetzt worden ist. Bei diesem Anlasse bringt nun der Globe eine Wiederholung des schon früher gemachten Glaubensbekenntnisses und der Grundsätze, von denen die auch ferner unter der Leitung des Herrn Granier de Cassagnac stehende Redaction sich leiten lassen wird. Darunter findet sich auch das Versprechen, „daß er an der Emancipation der Neger mitarbeiten werde, wenn man ihm einen Plan vorschlüge, der die Sklaven civilisire und die Herren nicht ruinire.“ Diese so ziemlich auf Schrauben gestellte Erklärung beweist hinreichend, daß der Globe nach wie vor in dieser Frage dieselbe Politik verfolgen wird.

Nachschrift. Die Ernennung des Berichterstatters der Adreß⸗— Kommission der Deputirten⸗Kammer wird kaum vor nächsten Dienstag oder Mittwoch erfolgen, da man noch immer nicht mit Vernehmung der Aufschlüsse der Deputirten⸗-Kammer zu Ende ist, und noch die einzelnen Artikel der Thron-Rede, welche beantwortet werden sollen, so wie etwaige Zusätze, vorher zu besprechen sind, ehe man zur Wahl des Berichterstatters schreitet.

Srossbritanien und Irland.

London, 6. Jan. Die Vorbereitungen zur Wiederaufnahme

des O'Connellschen Prozesses, welche bekanntlich auf den 15ten d. M. angesetzt ist, beschäftigen jetzt schon die Behörden und die Einwohner Dublins. Als sich nämlich im bisherigen Laufe des Prozesses her— ausstellte, daß die Geschwornen-Liste, aus welcher die Spezial-Jury gezogen werden sollte, nicht gesetzmäßig angefertigt worden war, namentlich die katholischen Liberalen der Grafschaft Dublin sich darin nicht, wie ihnen rechtlich gebührte, vollständig vertreten fan— den, erhoben die angeklagten Repealer Beschwerde über diese Liste und verlangten aus diesem Grunde mit den Aufschub des Prozesses, um dem Ausspruche der aus der neu angefertigten Geschwornenliste gezogenen Spezial-Jury sich unterwerfen zu können. Der 3. Januar war demzufolge als der Tag bestimmt, an welchem diese Jury gebildet werden sollte. Da indeß die neue Juryliste, welche übrigens auch nicht viel besser ausgefallen ist als die frühere, und von 700 Personen, welche sie aufführt, 150 Konservative zählt, an dem bestimmten Tage noch nicht veröffentlicht war, so mußte die Wahl der Jury noch aufgeschoben bleiben, bis beiden Parteien die neue Liste mitgetheilt war. Nach den heute eingegangenen Nachrich D vom ten d. wurde an diesem Tage die Jury aus

ten aus Dublin der Liste unter mannichfachen aber vergeblichen Protestationen von

Seiten der Angeklagten gezogen, d. h. 18 auf der Liste befindliche Namen wurden durchs Loos ausgeworfen, damit aus ihnen die zwölf gewählt werden könnten, welche das Schuldig oder Nichtschuldig in dem vorliegenden Stagts-Prozesse aussprächen. Von diesen 48 Namen werden am nächsten Tage von den Sachwaltern der Krone, so wie von den der Angeklagten 24 gestrichen, von jeder Partei 12 worauf von den übrigbleibenden 24 die ersten 12 Personen, welche beim Auf⸗ ruf ihrer Namen antworten, die wirkliche Spezial-Jury konstituiren. Unter den 18 gezogenen Namen befinden sich 11, welche Repeal— Mitgliedern angehören. Die Theilnahme für die Repealsache scheint, so lange O'Connell auf seinem Landsitze in Derrynane verweilt, im Abnehmen begriffen; wenigstens sind die wöchentlichen Versamm—

lungen wenig besucht, und die Rente war bis auf 171 Pfd. gesunken. Einiges Aufsehen erregte in Dublin die Rede, mit welcher der bisherige Lord⸗Mayor, Herr Roe, ein Kon—

servativer, beim Jahreswechsel seinem Nachfolger, Herrn O'Brien, sein Amt übergab. Herr Roe äußerte sich in versöhnlicher Weise zu Gunsten einer an die Regierung zu richtenden Petition, den schwe— benden Prozeß fallen zu lassen und eine allgemeine Amnestie in Irland zu proklamiren. Die Rede des Herrn Roe fand wenig Beifall und ist sowohl von den irländischen Liberalen wie von den englischen Re⸗ gierungs- Blättern ungünstig aufgenommen worden. Man scheint auf beiden Seiten nichts mehr von Aussöhnung wissen zu wollen.

Der Morning Herald, welcher seine Eigenthümer und Re— dactoren gewechselt hat, zeigt an, daß seine Grundsätze ferner die eines gemäßigten Konservatismus in Kirche und Staat sein würden.

Ber Morning Post zufolge ist die Stelle eines Ober-Richters zu Hong-Kong bereits sieben englischen Juristen vergebens angeboten worden, obgleich der Gehalt dieser Stelle 3000 Pfd. St. betrage. Als Grund giebt man das ungesunde Klima an, oder auch die Schwie rigkeit, welche sich bei der Rechtsprechung dadurch ergebe, daß neben den englischen Gesetzen auch noch die einheimischen Rechtsgebräuche zu berücksichtigen seien.

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Brüssel, 7. Jan. Uebermorgen werden die Kammern nach den Weihnachts- und Neujahrs-Ferien ihre Sitzungen wieder auf— nehmen. Das Journal de Liüge, ein Organ der Opposition, erwaetet nun erst die eigentliche Eröffnung der Session. „Denn“, sagt es, „in den sechs verflossenen Wochen haben zwar einige vor läufige Debatten stattgefunden, aber die Session hat noch durch keine eigentlich politische Diskussion die parlamentarische Taufe erhalten. Man glaubt allgemein, daß diese Debatte erst bei dem Budget des Innern stattfinden werde, aber es wäre auch möglich, daß schon bei der noch zu beendigenden Verhandlung über das Justiz-Budget der⸗ gleichen Erörterungen stattfänden. Ueberdies ist es zu wün schen, daß die Kammer endlich eine bestimmte Farbe erhielte, denn das Land bedarf der Aufklärung über die Lage, in welcher seine Regierung sich befindet, es muß wissen, woran es sich hinsicht⸗ lich der wirklichen Stärke des Ministeriums zu halten hat. Es scheint nämlich, daß die Dauer des Ministeriums keinesweges gesichert ist, denn in der Kammer hat es erstens alle Führer der liberalen Partei ge gen sich, ohne die Führer der katholischen Partei für sich zu haben; zweitens wird es von den Herren de Theux, Dumortier und Malou zurückgewiesen; drittens wirkt auf die Deputirten von Antwerpen die Unzufriedenheit ihrer Stadt ein, und diese Unzufriedenheit ist groß, seitdem die unbestimmten und ausweichenden Antworten des Herrn Nothomb in Betreff der Differenzialzölle die ganze Partei, welche für solche Zölle ist, gegen das Ministerium eingenommen haben; viertens fühlt sich auch Herr von Merode sehr verletzt dadurch, daß das Ministerium sich mit der großen Angelegenheit von Guatimala, auf welche er und seine Freunde ein so hohes Ge wicht legen, durchaus nicht befassen will; fünftens ist Alles, was an der belgischen Bank hängt, gegen Herrn Mercier aufgebracht, weil er die Einlösung der vom Staat geliehenen 3 Millionen verlangt, und zwar, wie die Bank glaubt, auf Antrieb der Société Générale; sechstens nagen an Herrn Desmaisiüres zwei bittere Gedanken, ein— mal, daß ihm von Herrn Nothomb übel mitgespielt worden sei, und dann, daß man ihn zweimal hinter einander aus der Verwaltung ver— drängte. Auch Herr von Mulengere soll Antipathie gegen das jetzige Kabinet hegen, das ist aber kaum glaublich. Was nun die offenen Stützen des Ministeriums betrifft, so bestehen diese eigentlich nur in den Herren van Cutsem und Hoffschmidt, und selbst diese sind eigent lich nur die Freunde des Finanz⸗Ministers, Herrn Mercier. Die Bi lanz steht also nichts weniger als günstig für das Ministerium, und in je⸗— dem anderen constitutionellen Lande würde es bei so schwachen Grundlagen nicht eine Stunde leben, aber hier ist es anders. Die katholische Partei hat keine hinlänglich unternehmende Majorität, um sich der Zügel der Gewalt

Umfangs (45 Druckbogen) vollendet sein wird. Sind die Herausgeber in diesen drei ersten Bändchen auch erst bis zum Artikel „Alessandrino“ ge⸗ kommen, so giebt dies doch nicht der Befürchtung Raum, als ob das Ganze, welches durch die Großartigkeit der Idee, so wie durch die Ausführung zu den be— deutendsten Erscheinungen des deutschen Buchhandels gehört, nicht in den vom Verleger gejogenen Graͤnzen vollendet werden könnte: denn bekanntlich nimmt der Buchstabe A in allen Wörterbüchern einen unverhältnißmäßig großen Raum gegen die übrigen Buchstaben ein. Als gewissenhafter Berichterstatter haben wir die Artikel insgesammt durchlesen und, wenn auch nicht gerade Neues, doch meist Richtiges in guter Anordnung und klarer Darstellung gefunden. Die größeren Abhandlungen über die äginetische Kunst, Aetz⸗ funst, über Afrika und Aegypten sind überaus belehrend; die kleineren No— tizen erfüllen meist ihren Zweck, den Leser rasch zu orientiren. Daß dabei auch manches Mangelhafte, ja Grundfalsche (z. B. sub voce „aachener Masse“) unterläuft, wie wäre das bei einem solchen umfassenden Werke zu vermeiden? So fehlt z. B. bei der Schilderung Adalbert's, des preußischen Apestels, das Ikonographische ganz, was doch in einem Kunst Lerikon die Hauptsache wäre; bei Ercole Abbate ist das Lebensge⸗— schichtliche übergegangen; in der Ertählung vom Martvprium der h. Agnes findet sich ein ungeeigneter massiver Ausdruck; wenn der namenlose Lehrer des Malers Jan van Aken (der aus Köln gebürtig war und nach der Heimat seines Vaters Johann von Aachen zubenannt ward) Jerig oder Georg genannt wird, so muß ersteres Wort unstreitig Joörg heißen (der kolniche Velks-Ausdruck für Georg, im Diminutivꝭ Jörgelchen. Der neue— sten Meister wird nur flüchtig erwähnt; Achenbach z. B. wird mit sechs eilen Abgefunden. Unter den vielen beigelieferten Holzschnitten zeichnet sich die Darstellung des Aeußern und Innern der weltberühmten Kathedrale zu, Albo in Süd- Frankreich besonders aus. Druck und Papier sind zu loben, und das Unternehmen verdient, allen Kunstfreunden angelegentlich empfohlen zu werden. R

Der fettes. naa gnettsche Telegraph zwischen St. Petersburg und Zarskoje⸗Selo. err M. H. Jacobi hielt in der Sian Atapemi iss , he eng der Akademie der Wissen uber diesen Gegenstand: „Ich habe die Ehre, der Akademie anzu 5 di 83 hre, ademi zeigen, daß di telegra⸗ xphische Berbin zung, die Se. Majestät der 3. , Majestät im Alerander-Palast zu Zarskoje Sels und dem Hotel des Mini⸗ stera der offentlichen Arbeiten, Grafen Kieinmichel, zu Si. Peters bur her= 4 befehlen kat, in diesem Sommer vollendet worden sst. Ti Te⸗

ezrarh serbintt zwei Punkte, die 23 Werste 170 Sashenen von einander geht, das auf diese Weise als zweiter Leiter dienen wird.

entfernt sind, und ich beeile mich, eine kurze Uebersicht von seiner Con— struction zu geben.

„Der galvanische Leiter, durch den die Uebertragung des Stromes be— wirkt wird, besteht aus zwei Kupferdräthen von etwa 4 Zoll Dicke, die mit einer Hülle von Kautschuk umgeben sind. Diese Träthe sind einfach in die Erde gelegt und ruhen da, wo die Natur des Terrains diese Vor— sicht nöthig machte, auf einer Sandschicht. Die Signale werden gegeben, indem man eine Taste (touche) leise berührt, und sie erscheinen zugleich auf beiden Stationen sehr zierlich und vollkommen regelmäßig auf einer matt geschliffenen Platte von weißem Glase. Jeder Zug ist von dem An— schlagen einer Glocke begleitet, welches zur Kontrolle dient. Als Zeichen, um die Aufmerksamkeit zu erregen, erfolgen mehrere solcher Glockenschläge hinter einander. Eine sehr mäßige galvanische Batterie, die nur aus 24 Daniellschen Elementen besteht, die man aber später durch die sehr öko nomische Batterie des Fürsten Bagration ersetzen wird, giebt eine für die Thätigkeit dieses Telegraphen mehr als hinreichende Krast. Die besondere Sorg— falt, welche ich angewendet habe, um die Hülle eines mehr als 25,090 Toisen langen Drathes selbst zu prüfen, eine Arbeit, die nicht nur anstrengend und mühsam, sondern auch noch mit physischen Schmerzen verbunden war, indem der geringste Fehler in dieser Hülle sich durch fürchterliche elektrische Schläge, die ich erhielt, bemerlbar machten, diese Sorgfalt, sage ich, so wie die glücklichen Combingtionen in dem telegraphischen Apparat, haben es möglich gemacht, die Zwischen-Station, welche man anfangs auf der Hälfte des Weges im Torfe Kamenka anzulegen beabsichtigte, aufzugeben, so daß die bedeutende Strecke von beinahe 24 Werst ohne Unterbrechung durchlaufen wird. ;

„Bei Anlegung dieses Telegraphen hat man sich nicht nach dem rich— ten konnen, was bereits anderswo vorhanden war, so daß Alles neu ge— schaffen werden mußte. Auch hat unser Telegraph mit denen, die man in Deutschland und England anzulegen versucht hat, nichts gemein, als die in beiden Fällen staitgehabte Anwendung der bekannten Phänomene des Galvanismus. .

Fügen wir noch hinzu, daß die bei dieser Gelegenheit gemachten wis— senschafelichen Versuche zu Resultaten geführt haben, die eben so nüßlich für die praktische Anwendung, als für die Theorie sind. Man hat sich diesmal zweier Leitungs- Dräthe bedient. Aber frühere Versuche, die im vorigen

8. ö 5 ö. z 2* ez 2 mber v. J. folgenden Vortrag Jahre auf eine Strecke von 9 Werst angestellt wurden und über die ich der

Akademie Bericht erstattete, haben gezeigt, daß die Erde selbst, auch auf Jroßen Entfernungen, den zweiten Drath ersetzen könnte. Um diese Ver- uche in einem noch größeren Maßstabe zu wiederholen, hat man in Zars— koje⸗Selo eine Zink-Plaite und in St. Petersburg eine Kupfer Platte. jede don nur 19 Quadrat-Fiß, in die Erde gegraben, und es so eingerichtet, daß der galsanische Strom durch die Erde und das zwischenliegende Wasser Die vor⸗

läufigen Messungen der Wirkungen dieser Combination haben dargethan, daß die übertragene Kraft zweimal größer ist, als in dem Falle, wo man sich zweier Fiden bedient; da überdies die Beförderung von Depeschen durch Erde und Wasser hindurch vollkommen gelungen ist, so wird man wahrscheinlich in Zukunft nur einen stärkeren und mit einer dickeren Kaut— schuk⸗Hülle umgebenen Drath anwenden. Die erlangten Resultate sind um so merkwürdiger, als der Drath selbst in der Erde liegt, statt in der Luft auf Pfählen zu ruhen, wie es, nach einem nur in sehr wenigen Fällen an—Q wendbaren Plane, an anderen Orten ausgeführt worden ist.

„Die Kosten für die hier angewendeten telegraphischen Leitungen be tragen nur ein Drittel von dem, was nach offiziellen Dokumenten die bei einigen Eisenbahnen in England befindlichen Leitungen gekostet haben. Es ist daher erlaubt, zu glauben, daß der für den unmittelbaren Tienst Sr. Majestät des Kaisers hier ausgeführte Telegraph die wichtige Frage der eleltrischen Telegraphen sowohl in doppelter Beziehung, nämlich sowohl hin— sichtlich der Entfernung, in der man ohne Zwischenmittel kommuniziren kann, als hinsichtlich der Anlegungs-Kosten entschieden hat. (Bullet. de la Classe phyeico- mali matique de FXcad. Imp. des sciences de St. Pétersbourg-)“

Die belgischen Beginen.

Wenn der Reisende in der „Perle von Flandern“, dem prächtigen und öden Brügge, vom Malberg, der alten Gerichtsstätte aus, sich westwants wendet, an den Gräbern Kärl's des Kühnen und der schönen Marie vor— über: fo tritt er endlich jenfeits des Spitals von Si. Johannes, aus den statilichen aber einsamen Giebelreihen in eine ländlichere Gegend der Stadt, wo die Hänser niedriger und das Gras in den gh en höher wird. Unter den Väumen am Waͤffer entlang szen Frauen und Mätchen, emsig Spitzen klöppelnd; um sie her spielen die Rinder im Grase, andere sitzen angelnd an der Brücke, deren Bogen hohes Rohr umwächst. Jenseits schließt ein nie⸗ driger Thurm den Üchergang; ein Muttergottesbild blickt aus dichten Schling= gewächsen über den schwerbeschlagenen Thorflügeln herab, in denen nur ein kleines Pförtchen sich öffnet. Dohe Baumreihen empfangen den Eintreten- den; sie bilden einen weiten grünen Hof, ven Wasser und einer niederen Mauer umgeben, an dessen Rande ringsum niedrige Häuser zeistreut liegen, alle schneeweiß angestrichen, doch leines dem anderen ganz gleich. Hier ist der Giebel fein verziert; da sieht ein kleines Bogenfenster aus dem Wein laube hervor; dort bildet ein geschmückter Spitzbogen die niedrige Thü, während alles andere ganz einfach und ämmlich ist; die Kunst ist hier mensch? lich gewerden, wie vornchme Frauen um Weihnachten durch die Hütten der Armuth gehen; und man fühlt was amm sselig heißt. Manche der kleinen Häuser sind ganz von Epheu umrankt; bei anderen schmückt ein Rosenstock die weiße Wand; Blumen stehen in kleinen Gärichen oder wenigstens vor

sterliche Einsamkeit angewiesen, die Beginen sieht man fast eben so viel draußen als drinnen, und einen Theil ihrer Thätigkeit führt sie, wie die

schastlichen Ringmauer in kleinen Häuserchen, einzeln oder zu 2, 3 und 4,

zu bemächtigen, und sie findet ihre Interessen einstweilen bei der jetzigen Verwaltung zur Genüge gefördert. Von Herrn Nothomb hat sie eben erst durch die Ernennung zweier Geistlichen zu Direktoren der beiden Normal-Schulen des Staats, so wie durch die Ernennung der Civil⸗-Inspektoren für die Primär-Schulen, wozu lauter Indivi— duen gewählt werden, die dem klerikalischen Interesse zugethan sind, neue Unterpfänder seiner Ergebenheit erhalten, und so sind alle Agen ten des öffentlichen Unterrichts dem Einfluß der hohen Geistlichkeit unterworfen.“ Von der liberalen Partei schweigt das genannte Blatt ganz, es scheint also wohl zu fühlen, daß diese zu schwach ist, um dem jetzigen Ministerium einen erheblichen Wider⸗ stand entgegenzusetzen, wie es auch die bisherigen Abstimmungen in den Kammern deutlich genug gezeigt haben. Die Zweifel, welche das liberale Blatt hinsichtlich einer längeren Dauer des bestehenden Kabinets ausspricht, möchten daher für dieses nicht eben sehr besorg nißerregend sein, da ungeachtet der Oppositions⸗-Elemente, welche in obi⸗ gem Artikel gegen das Ministerium aufgestellt werden, die Wirkung dieser Elemente sich bei den parlamentarischen Entscheidungen bis jetzt durchaus nicht fühlbar gemacht hat.

In Antwerpen geht man mit dem Plane um, eine regelmäßige Schifffahrts Verbindung zwischen der Schelde und dem Rhein, Ant werpen und Köln, herzustellen, um den Häfen des Niederrheins die Kosten der Umladung und zweiten Expedition, wenn die Waaren mit der Eisenbahn weiter versendet werden, zu ersparen.

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Nom, 31. Dez. (A. 3.) Prinzessin Albrecht von Preußen verließ unsere um sich auf dem Landwege über Florenz ohne nach Berlin zu begeben.

Die preußischen Professoren der Mathematik und Astronomie Dirichlet und Jacoby hatten die Ehre, dem Papste in einer Privat⸗ Audienz vorgestellt zu werden. Beide Gelehrte waren über die spe zielle Kenntniß, welche der Papst in einer dreiviertelstündigen Unter— haltung über ihre Fachwissenschaften entwickelte, gleich sehr erstaunt. Astronomie war früher ein Lieblings-Studium des Papstes.

Ihre Königl. Hoheit die Frau Stadt heute früh, zwischen⸗ Aufenthalt

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Madrid, 31. Dez. Das Ministerium hegt die Ueberzeugung, das Gesetz über die Ayuntamientos, welches die heutige Gacetasnebst Darlegung der Gründe enthält (S. das gestrige Blatt der Allg. Preuß. Ztg.), werde keine Veranlassung zu neüen Unruhen in den Provinzen geben, ist aber entschlossen, in jedem Falle mit Festigkeit durchzugreifen. Das Gesetz über die Besugnisse der Provinzial-De— putationen wird in diesen Tagen durch Ordonnanz veröffentlicht wer den. Der politische Chef von Madrid hat schon Befehl erhalten, die Mitglieder des Ayuntamiento's zu versammeln, um sie den Eid auf das neue Gesetz schwören zu lassen. Man hofft, daß das Benehmen der Hauptstadt in allen Provinzen nachgeahmt werden wird. Gestern Abend schon sind gedruckte Exemplare dieses Gesetzes in alle Provin zen versendet worden; auf diese Weise erhalten die Lokal-Behörden schon 48 Stunden früher von dem Inhalte des Dekrets Nachricht, als die offizielle Zeitung die amtliche Bestätigung bringt. Sobald die Kommisston des Staatsraths ihre Arbeit vollendet hat, wird ein Dekret, wodurch diese Behörde organisirt wird, erscheinen. Die Op position, die schon zweimal bei Herrn Madoz versammelt war, ist nicht im Stande, das Ministerium, das festen Schrittes vorwärts geht, aufzuhalten.

Der Finanz-Minister, der schon für den laufenden Dienst gesorgt hat, beschäftigt sich so eben mit den Grundlagen eines Arrangements in Bezug auf die Liquidation der öffentlichen Schuld. Er findet bei den bedeutendsten Kapitalisten das bereitwilligste Entgegenkommen.

Man spricht von einer in Madrid entdeckten Verschwörung, das Militair ist an den Thoren, die geschlossen sind, aufgestellt; sonst hat man aber noch nichts Beunruhigendes bemerkt. Einige Verhaftungen ohne Bedeutung haben stattgefunden. Man glaubt, der ganze Lärm gehe von dem Ministerium aus, um die Stimmung der Einwohner— schaft zu prüfen.

3 Madrid, 31. Dez. Die unerwartete Einstellung der Sitzungen der Cortes führt eine neue Lage herbei und versetzt das Ministerium in die Nothwendigkeit, bei diesem ersten Schritte nicht stehen zu bleiben. Der Plan der Minister bestand darin, vor allen Dingen die Angelegenheit Olozaga's zu einer durch die Vertreter der Nation zu fällenden Entscheidung zu bringen. Denn indem Herr Gonzalez Bravo es auf sich nahm, die feierliche Erklärung der nigin den Cortes vorzulegen, verpflichtete er sich zugleich dazu, der verletzten Würde des Thrones Recht und, wie er sich ausdrückte, der

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Wahrheit des Ausspruchs der Königin die vollste Anerkennung zu verschaffen. Der Kongreß der Deputirten hat sich darauf beschränkt, der Königin sein Leidwesen in Betreff des bewußten Vorfalles dar— zulegen. Der Senat konnte dieser Maßregel nicht beitreten, weil er vermittelst ihrer im voraus ein Urtheil gefällt haben würde, ehe er noch den Charakter einer richterlichen Behörde annahm. Das Mini⸗ sterium war daher entschlossen, durch seine Freunde im Kongresse die

Versetzung Olozaga's in Anklagestand betreiben und sich durch die Cortes zur vorläufigen Aufstellung verschiedener, von den Kammern

noch nicht votirter Gesetze, so wie zur Erhebung der Steuern sür das be vorstehende Jahr, ermächtigen zu lassen, ehe es die Einstellung der Sitzun gen verfügte. Unterdessen scheint aber der französische Botschafter von seiner Regierung die Anweisung erhalten zu haben, die förmliche Verurtheilung Olozaga's um jeden Preis zu hintertreiben, und, wenn gleich die Gründe, durch welche das Kabinet der Tuilerieen zu dieser Entschließung bestimmt wurde, nicht verlauten, so ist doch so viel gewiß, daß der französische Botschafter dem Minister-Präsidenten, Herrn Gonzalez Bravo, die Einstellung jedes weiteren Verfahrens gegen Olozaga anfangs als eine von ihm persönlich gewünschte Maß regel anrieth, dann aber, als der Minister Einwendungen dagegen erhob, förmlich auf Abbrechung der ganzen Angelegenheit bestand, und in der Suspension der Sitzungen der Cortes den Ausweg er— blicken ließ, auf welchem man die Frage, wenn auch nicht lösen, doch bei Seite schieben konnte. Da nun der General Narvaez den An sichten des französischen Botschafters beigetreten war, und das vicht seiner eigenen Stimme im Ministerrathe geltend zu machen wußte, Herr Gonzalez Bravo aber es nicht wagen darf, sich in Wider spruch zu dem Befehlshaber der Besatzung der Hauptstadt zu ver setzen, so gab er nach, und verfügte die Einstellung der Sitzungen der Cortes. Diese Maßregel versetzt die Minister in eine schwierige Stellung. Denn nunmehr sehen sie sich genöthigt, dieselbe schlüpfrige Bahn zu betreten, welche Espartero's Nathgeber zu ihrem und seinem Verderben einschlugen, indem sie die Vorschriften der Constitution verletzten, und zu ihrer Entschuldigung anführten, daß sie darauf rechneten, späterhin durch eine sogenannte Indemnitätsbill gerecht fertigt zu werden. Ohne Zweifel würde das gegenwärtige Ministe

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rium ohne Weiteres die in Frage stehenden Ermächtigungen von den Cortes erhalten und dadurch den Anschein vermieden haben, als ob es vorzöge, absichtlich die Bahn der Ungesetzlichkeit zu betreten und das Land vermöge Allerhöchster Dekrete zu regieren. Gerade heute ist das Ministerium mit einer solchen Verfügung hervorgetreten, indem es, kraft eigener Willkür, dekretirt, daß das in Barcelona am 14. Juli 1810 sanctionirte Gesetz über die Einrichtung und Befugnisse der Munizipalitäten, mit einigen die Ernennung der Allalden betreffenden Abänderungen, sofort in der ganzen Monarchie in Kraft treten solle. Dabei wird zugesagt, daß die Regierung den Cortes bei deren Wie— derzusammentreten Rechenschaft über diese Verfügung und deren Er gebnisse ablegen werde. Das in Kraft tretende Gesetz kam bekanntlich auf verfassungsmäßigem Wege zu Stande, wurde aber von den Fein den der Königin Christine zum Vorwande genommen, um die Revo lution vom September 1849 und die Vertreibung der Regentin her— beizuführen. Ein einfaches Dekret der provisorischen Negentschaft setzte es damals außer Kraft, und die jetzigen Minister halten sich demnach für befugt, es durch ein bloßes Dekret wiederherzustellen, jedoch den Artikel, welcher der Krone eine Einwirkung auf die Ernennung der Alkalden einräumte, auszuschließen. Alle Freunde der Ordnung sind über die Nothwendigkeit der Abschaffung des bestehenden Munizipalgesetzes das aus der Constitution von 1812 hervorging, einverstanden, nich aber darüber, daß die Regierung wohl thut, ohne vorausgehende Ermächtigung von Seiten der Cortes, eine so wichtige Maßregel ins Werk zu setzen.

In Folge der ersten Ueberraschung, welche die Prorogationnd Kammern, selbst bei den Freunden der Regierung, den Moderirten

l dem Centrum, hervorrief, hielten diese eine Berathschlaqung, in nd 1 digen konnte. Die Maßregel der Vertagung selbst, und der zur An— wendung gebrachte Einfluß eines fremden Diplomaten, fanden zahl— reichen Widerspruch, und nicht wenige Deputirte und Senatoren sollen erklärt haben, willkürlichen Handlungen der Regierung niemals ihre Genehmigung ertheilen zu wollen. Heute findet eine zweite Ver— sammlung statt, da wenigstens die leitenden Personen der beiden be— zeichneten Parteien von der Ueberzeugung durchdrungen sind, daß man einem offenen Brüche um jeden Preis vorbeugen müsse.

Die der Regierung feindliche Partei, die Progressisten, setzte eine aus den Herren Madoz, Cortina und Serrano bestehende Kom— mission nieder, welche die Grundzüge des einzuschlagenden Verfahrens zu entwerfen hatte. Diese werden heute im Espectador veröffentlicht. „Die progressistischen Deputirten“, heißt es darin, „werden ihren ganzen

Einfluß anwenden, damit die öffentliche Ordnung nicht gestört werbe. Sie werden dem Volke die Ueberzeugung einzuflößen suchen, daß die erste Garantie der öffentlichen Freiheit darin besteht, keine Steuer oder Auflage zu bezahlen, die nicht durch das Budget oder ein be⸗ sonderes Gesetz bewilligt worden ist.“ Außerdem druckt der Espec—⸗ tador heute die von der Königin auf die Constitution geleistete Ei⸗= desformel und die Artikel 12, 72 und 73 der Constitution selbst mit großen Buchstaben ab und sucht darzuthun, daß diese drei Artikel be⸗ reits durch die Regierung verletzt worden wären. Dem Soldaten, welcher die Vergistung des Generals Narvaez übernommen hatte, so wie zweien der Mörder des unglücklichen Ba⸗ ceti, ist es vor einigen Tagen gelungen, aus ihrem Gefängnisse zu entkommen, nachdem sie ihre Verbrechen vollständig bekannt hatten. Der Haupt -Anstifter des Mord -Anschlages, ein gewisser Iglesias, Mitredacteur des Espectador, hat sich nach Frankreich gerettet. Nachschrift. Diesen Abend ist der englische Gesandte, Herr Bulwer, hier eingetroffen. 2.

XX Paris, 6. Jan. Wir lesen in den heutigen bayonner Blättern die folgenden Nachrichten aus Catalonien. Am Abende des 27. Dezembers schickte Amettler einen Parlamentair an den General de Meer ab, welcher denselben annahm, und eine Stunde lang mit ihm in Berathung blieb. Nach dem Abgange des Unterhändlers wur⸗ den die Feindseligkeiten eingestellt, es wurde jedoch Befehl gegeben, die Insurgenten nicht herankommen zu lassen, sondern auf sie zu feuern, wenn sie Miene machen sollten, sich zu nähern. Die Arbeiten an den Schanzwerken wurden inzwischen fortgesetzt und die Blokade blieb in voller Kraft bestehen. Am Morgen des folgenden Tages ging der Bataillons⸗Chef Moy, Adjutant des Geueral⸗Capitains, auf das Schloß San Fernando, um die angeknüpften Unterhandlungen weiter zu führen. Bald darauf traf ein Courier im Haupt Quartier ein, welcher dem General de Meer den Königlichen Befehl überbrachte, den Rebellen keine Capitulation zuzugestehen, sondern nur eine unbe⸗ dingte Unterwerfung anzunehmen. Nichtsdestoweniger wurden die Unterhandlungen auch am 2hsten fortgesetzt und der Waffenstillstand dauerte fort. Am Abend des letztgenannten Tages hatte der Gene⸗ ral de Meer eine Zusammenkunft mit Amettler, in welcher man über die Grundlagen einer Capitulation einig wurde. Die Punkte, hin⸗ sichtlich deren man sich nicht sogleich verständigen konnte, sind nur von untergeordneter Bedeutung, und man hoffte, daß die Differenzen in Bezug auf dieselben sich ziemlich leicht ausgleichen lassen würden. Ein am 29ysten v. M. in Perthus angekommener Ausreißer vom Schlosse San Fernando hat versichert, daß die Rebellen voll- kommen demoralisirt seien. Sie haben 130 Verwundete und eine große Zahl Fieberkranke. Ihre Kleider besinden sich in dem kläglich⸗ sten Zustande, und sie werden von Ungeziefer aufgefressen. Wenn diese Angaben, wie gewöhnlich alle ähnlichen Schilderungen der Ueber⸗ läufer, auch vermuthlich übertrieben sind, so ist es doch gewiß, daß große Unzufriedenheit im Schlosse San Fernando herrscht. Die Be— lagerten wissen, daß der beste Geist unter den Truppen Prim's herrscht, und sie werden überdies dadurch entmuthigt, daß sie sehen, wie ihnen nach und nach alle Auswege versperrt werden, auf welchen sie im schlimmsten Falle entkommen zu können hofften. Man glaubt aus allen diesen Gründen, daß eine baldige Beendigung der letzten Kriegs⸗ scenen in Catalonien sehr wahrscheinlich sei. ö ö . Der General de Meer hat das Belagerungsheer zum größten Theile von den Truppen der Frei-Corps gesäubert, welche seit dem durch Prim und Milaus del Bosch bewirkten Aufstande von Reus und anderen catalonischen Städten unter die regelmäßigen Regimenter gemischt waren. Die Guiden Prim's sind schon sämmtlich nach Hause geschickt, und im Ganzen ist kaum noch der vierte Theil der Freiwil⸗ ligen unter den Waffen, welche der General Prim anfangs zur Be— lagerung von San Fernando verwendet hatte. .

X Paris, 6. Jan. Im Hotel der Königin Christine ist man bereits eifrigst mit den Anstalten und Vorbereitungen zur Abreise die⸗ ser Fürstin beschäftigt, die indeß wohl schwerlich vor Ende dieses Monats erfolgen dürfte. Weder die von den gouvernementalen Blät— tern hier geäußerten Bedenklichkeiten, noch die Rathschläge, welche ihr die mehr oder minder aufrichtig es meinenden Oppositions-Blätter gaben, vermochten einen Einfluß zu äußern auf den Entschluß der Königin, der besonders, in Erwägung der neuesten Phase der Dinge, die in den spanischen Angelegenheiten eingetreten ist, und in Betracht⸗— nahme der von fast allen Organen der spanischen Presse ohne Unter— schied der politischen Meinung geäußerten Ansichten zu Gunsten der Rückkehr der Königin Mutter gefaßt wurde. Die Zukunft wird leh— ren, ob diese Rückkehr die günstigen Nesultate haben wird, welche

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man sich davon für diese Fürstin selbst, für das Interesse des spanischen

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den runden Fensterscheiben; und ein Kranz oder ein Blumenstock ziert das Heiligenbild über der Thür, das dem Hause Schutz und Name giebt; denn keins heißt nach seinen Bewohnern, keines hat eine Nummer, sondern da wohnen der Inschrift nach: der heil. Antonius, der heil. Joseph, die heil. Katha ina, die heil. elftausend Jungfrauen u. s. w. Und in der That, man sollte glau— ben, daß Menschen hier nicht wohnten; denn man sieht Niemand, nichts unterbricht die Stille des Sommernachmittags, als zuweilen ein schwermü— thiges Volkslied, das jenseits des Wassers die Mädchen zur Arbeit singen, und das Glockenspiel, das von zehn zu zehn Minuten vom Thurme der Halle herüberklingt. Aber wenn gegen Abend die Glocke der lleinen weißen Kirche mitten unter den Linden zum Salut rust, so öffnet sich bald da bald dort eine Thür, und eine Menge schwarzer Gestalten, ein weißes Tuch auf dem Haupte, wandeln daraus einzeln schweigend der Kirche zu. Hier, beim Schein weniger Kerzen kniet jede nieder, hüllt sich dann in den weiten weißen Schleier, und nur das leise Fallen der Kugeln am Rosenkfranz unterbricht kaum hörbar die Stille, bis mit einem Male alle das Salus anstimmen. Ist es geendet, so wandeln sie wieder fort, schweigend, wie sie gekommen; sede verschwindet in der Dämmerung in ihrer Pforte, und der Hof ist still und einsam wie zuvor. Das ist der Beginenhof in Brügge.

Die Beginen gehören zu den ganz eigenthümlichen Erscheinungen, welche Belgien dem Fremden so merkwürdig machen. Manche unserer Leser werden das anziehende Bild kennen, welches Lad) Morgan in ihrem geistreichen Buche „ihe princess or the Béguine“ von ihnen entworfen hat, ein Bild dessen Auffassung eben so lebensvoll als wahr ist, wenngleich hinter der Poesie seiner Ausführung die Wirklichkeit ziemlich oft zurückbleibt. Nament« lich bitten wir die Leserinnen jenes Buches, sich die Beginen ja nicht zu ideal und idyllisch zu denken. Es sind Jungfrauen oder Wittwen, welche sich vereint haben, um von der bürgerlichen Gesellschaft getrennt, unter einem Pfarrer und selbstgewählten Voisteherinnen fromm, arbeitsam und keusch zu leben doch nur auf beliebige, unbestimmte Zeit, und ohne Gelübde. Diese Frei⸗ heit, zu jeder Zeit ins bürgerliche Leben zurüchzutreten, und auch zu hei⸗ rathen, ist das Eigenthümliche dieses Instituts, sie entspricht ganz dem bel— gischen Charakter, der von jeher eifersüchtig auf seine Freiheit war, und sich lieber leiten als zwingen läßt; sie erklärt auch, warum die Beginen ununterbrochen fortbestanden, während die Nonnenklöster untergingen. Die Nonnen haben stets eine oft strenge Ordensregel; die Beginen follen sich nur eines mäßigen Lebens befleißigen; jene geloben Gehorsam und Keusch— heit auf ewig, diese nur auf beliebige Zeit; jene geben ihr Eigenthum gänzlich auf, diese behalten freie Verfügung darüber; Nonnen sind auf

Saeure riss, in die Welt hinein. Sie wohnen innerhalb einer gemein

aber jede führt ihre Haushaltung für sich; auch essen sie nicht zusammen,

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wie die Nonnen. Die Wohlhabenden leben auf ihre Kosten nach Be— lieben; Aermere nähren sich durch Handarbeiten, wofür die Beginen be— rühmt sind; sie unterrichten auch wohl junge Mädchen im Lesen, Schreiben und in weiblichen Arbeiten. von ihnen geübte Beschäftigung, und dadurch kommen sie mehr mit dem Leben in Berührung, als es oft scheinen sollte. Allgemeine Statuten haben sie nicht; jeder Bischof gab solche für seinen Sprengel; der von Mecheln verbot ihnen unter Anderem bei Strafe, Hunde zu halten und musikalische Instrumente zu spielen; auch mußten bei Bestrafung Einer die Anderen, auf den Ruf einer besonderen Glocke, zugegen sein, um ein Exempel zu nehmen.

Das Institut der Beginen ist zwar längst nicht mehr in der Blüthe, wie im 13ten Jahrhundert, wo allein in Cambrai deren 1100 lebten; aber doch ist es als Schutz und Unterkommen für alleinstehende Witiwen und Jungfrauen, ohne allen Zwang, sehr segensreich. Es besteht jetzt nur noch in Belgien, und Belgien ist auch seine Wiege. Denn hier, in Lüttich, stiftete Lambert Le Begues, ein beredter Priester, ums Jahr 1180 aus eigenen Mitteln den ersten Hof, um ehrbare Jungfrauen und Wittwen vor den Verführungen der Welt zu schützen und sie zu reinem, gottgefälligen Leben zu vereinigen, und nach ihm wurden sie Beginen genannt. So ist dies Institut eine von den vielen Aeußerungen christlicher Begeisterung, die das Ende des 12ten Jahrhunderts zu einem der merlwürdigsten in der Ge— schichte der europäischen Menschheit machen. Daß dies ihr Anfang sei, darüber war bis vor 209 Jahren Niemand in Ungewißheit; da aber fam in die Geschichte ihres Ursprungs aus höchst wunderlichen Beweggründen eine seltsame Verwirrung, und die absichtliche Entstellung genoß allgemeinen Glauben, bis sie jetzt auss bündigste nachgewiesen ist von einem Deutschen in der „Geschichte des Ursprungs der belgischen Beghinen, nebst einer authentischen Berichtigung der im 17ten Jahr⸗— hundert durch Verfälschung von Urkunden in derfelben angestifteten Verwirrung. Von Dr. Eduard Hallmann. Berlin, Reimer. 1813. Mit Abbildungen auf drei Tafeln.“ Bei dieser interessanten kleinen Schrift ist es merkwürdig, daß ihr Verfasser 9 fein Geschichtsforscher, sondern ein praftischer Arzt ist, und daß einem olchen gelang, Schwierigkeiten urkundlich und vollständig zu lösen, die selbst bewährte Forscher vom Fach, ein Mosheim und Gieseler, nicht aufzuflären permocht hatten. So geringfügig die Sache auf den ersten Anblick er= scheint, so merkwürdig wird sie durch den liefen Blick, den der Verfasser uns hier in das Veifahren und die Treue gewisser Geschichtsschreiber thun läßt.

Im Anfange des 171en Jahrhunderts nämlich erhoben sich plötzlich mehrere Stimmen, die h. Bagga, die Urältermutter Karl's des Großen, sei als Stifterin der Beginen zu verehren; und als Widerspruch erfolgte, er— schienen drei Urkunden, worin der Beginen schon im Jahre 1063 Meldung geschieht folglich sind sie von der h. Bagga gestister! So schlossen zwei

Krankenpflege ist eine viel und segensreich

löwener Theologen in zwei dickleibigen Büchern. Sechs gelehrte Theologen den Erzbischof von Mecheln an der Spitze, bezeugten die Echtheit; den Zweiflern wurde bedeutet, sie möchten schweigen, und vor der Urkunde schwieg kann auch Jedermann bis auf heutigen Tag. In der That, es ge⸗ hörte Kühnheit dazu, so hohe Autoritäten eines Falsums zu beschuldigen; der Verf. hat es gewagt, und in der Art, wie er diesen Beweis führt, ki tigen Blick und praktischen Takt bewiesen. Er erkannte gleich, daß man vor Allem jene Urkunden ins Auge fassen müßte; er wußte sich das Archiv zu eröffnen, aus dem sie herstammen sollten, und hat uns mit äußeren, wie mit inneren Gründen unwiderleglich dargeihan, daß jene Urkunden von ih⸗ rem ersten Herausgeber absichtlich verfälscht sind. So haben wir hier das eigenthümliche Schauspiel, zu sehen, wie ein Erzbischof, ein Rektor der Uni= venrsität Löwen, ein General-Historiograph und noch drei gelehrte Theologen sich feierlichst verbürgen für die Echtheit von Urkunden, die zwei von ihnen eben erst fabrizirt hatten. Welches Vertrauen aber fragen wir mit dem BVerfasser soll der Geschichtsforscher nach solchen Erfahrungen noch in die Treue der kirchlichen Schriftsteller des 17ten Jahrhunderts im Allgemeinen setzenẽ? Und wie steht es um ähnliche Theile der Geschichte, deren Quellen nicht mehr vorhanden sind?“

Dies ist das Nesultat dieses kleinen aber höchst schätzenswerthen Bei— trags zur historischen Kritik. Man erkennt den Mann der Praxis an der Schärfe und Klarheit, womit er überall auf den Grund der Sache dringt noch dazu einer Sache, die seinen Berufs-Studien so ganz fremd war; un d auch die lichtvolle Methede der Untersuchung könnie selbst mancher Histori= ker vom Fach sich zum Muster nehmen. Die Wissenschaft aber ist für jeden Beitrag dantbar, der Irrthümer aufflärt und absichtliche Täuschungen so zu entlarven weiß. 5

Rom, 31. Dez. (A. 3.) Im Namen der römischen Afademie der Alterthums-Wissenschaften ladet der Präsident derselben, Fürst Pietro Odes= calchi, die Gelehrten Europa's zur Bearbeitung solgender Preis · Aufgabe ein: „dimostrare col sussidio dei mannmenti quale sia il pin au tico dei ciméteri cristiani nei dincorni di Roma. Die Dissert ationen fonnen in lateinischer, italienischer oder französischer Sprache abgefaßt sein, und müssen dem Secretair der Alademie, Cavaliere P. E. Visconti, bis Ro- vember 1811 eingesandt werden. Jeder ist eine des Verfassers Namen ent- haltende versiegelte Schedula, die mit der Dissertation gleiches Motto trägt beizufügen. Die beste Abhandlung wird in den aui dell' Accademia ge⸗ druckt; ihr Autor erhält eine goldene Medaille von zwanzig Zechinen Werth.